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6b. e.2
Bin, Google
Bin, Google
Bin, Google
onen, Google
8
Volksiprache und Vofksfitte
SHerzogthum Naſſau.
Ein Beitrag zu deren Kenntniß
von
Joſeph Kehrein,
Direltor des herzogl. nafjauifchen Schullehrerſemlnars zu Montabaur, des
Vereins zur Erforfhung der rheiniihen Geſchichte und Alterthümer zu
Bainz forrefpondiereudem, der Gefellicaft für deutſche Sprache zu Berlin
auömwärtigem, ber Yoniglicen deutfchen Gefelfchaft zu A..rigöberg In
Breußen ordentlichen und des. hifterifchen Deren für den Adern
inöbefondere die alte Erzdidceſe Köln Ehren Mitgliede.
Weilburg.
Drud und Verlag von 2. E. Lanz.
1860.
. Seiner Hoheit
dem
regierenden Herzog
Adolph
au
Naſſau,
dem großfinnigen Foͤrderer dieſes Verſuches über Sprache
und Sitte Seines Volkes
in tiefſter Ehrfurcht und Dankbarkeit
gewidmet.
Dita, Google
8
Vorwort.
Jede fprache unterliegt geiftigen wie leiblichen einflüfe
fen. geiftig wird fie durch poefle ‚und rede ausgebildet und
in ihrer reinbeit von den dichtern erhalten und erhöht. tres
tem ſchrift grammatif und endlich vervielfältigung im druck hiu⸗
zu, jo gewinnen dieſe handhaben entſchiednere gewalt über
die ſprachregel und geftatten von ihr nur ſchwer und lange
fam ausnahmen. Immerhin thut das vorgewicht des geiftes
der natur der ſprache einigen zwang, weil bie Dichterijche
tunft im einzelnen irren kann und das mündliche angefeffelte
wort, obwol ungefchietter, fich freier bewegt. zu haus, un⸗
ter den feinen, redet ber menjch nachläffiger, aber behagli-
cher und vertrauter als gegenüber andern und fremden oder
ſelbſt beim nieberfchreiben feiner gebanfen. das verhäftnis
der mundarten und bialecte erjcheint ſtufenweiſe ebenfo. jede
mundart ift volfsmundart, heimlih und ficher, aber auch
unbeholfen und unebel, dem bequemen hauskleid, in welchem
wicht ausgegangen wird, ähnli. im grunbe firäubt ſich Die
ſchaͤmige mundart wider das raufchende papier, wird aber
etwas in ihr aufgejchrieben, fo kann es durch treuherzige
uuſchuld gefallen: große und ganze wirkung vermag fie nie
hervorzubringen... alle mundarten und bialecte entfalten
fi vorſchreilend und je weiter man in ber fprache zurüid-
ſchaut, defto geringer ift ihre zahl, defto ſchwaͤcher ausge
prägt find fie... unfere heutigen volfsmundarten enthalten
jewilfermaßen mehr als die fchriftiprahen, d. h. in ihnen
Heden aud) noch genug überrefte alter dialecte die fich nicht
dur fehriftiprache aufſchwangen. aus diefen volksmundarten
wäre für die geſchichte unfrer ſprache erfledliches zu gemin-
nen, wenn fie planmäßig fo unterſucht und bearbeitet wür-
den, daß fi in ihnen jene fpuren einzelner bedeutender
voͤlkerſchaften ergäben und man ermittelte, welcher großen.
reihe jede angehört habe. für ſolchen zwed aber müfte we-
niger nad} feltuen, ber fchriftjprache fremden wörtern, viel:
mehr nach dem verhältnis aller eniſcheidenden laute, formen
und ausbrüde geforfcht werben, fein dieſe gleich Heutzutage
die gangbarften. Dem gang und fleigenden fortſchritt aller
mundarten überhaupt an, we ift es aber auch, daß eine
roße zahl berjelben fr erſt in fpäterer zeit hervorgethan
Banken und ihre eigenheiten in früherer noch gar nicht zu
erwarten find. (J. Grimm: Gefchichte. der deuiſchen
Sprache. Leipzig 1848. ©. 827 f.)
er Sprahfhag einer Laudſchaft laͤßt fich in zwei
Haupttheile bringen: in Worte nämlich, welche die Schrift⸗
ſprache zwar kent, denen fie aber anbre Bedeutung
gibt, und in ſolche die nur munbartlich find. Dieſe find
entweber einer einzigen Landſchaft eigenthümlich oder finden
fich in mereren. Die Samlung bat alle dieſe Fälle zu bes
achten, und muß außerbem ſich über bie hochdeutſchen Worte
ins Flare bringen, welche der Mundart felen und die von den
Landb. wonern gar nicht verfianden werben. In jevem Dias
lecte gibt e8 außerdem fremde Worte, welche durch Die ges
bildeten oder durch die Kirchen: und Stat sterminologie, durch
Juriſterei und Medizineret in das Volk gekommen find. Dies
felben find meift ftark entftelt, verdienen jedoch die Aufmerk⸗
jamfeit, da das Beſtreben des Voikes fich unverftandeneRaute Deuts
lich zu machen und die felbftftändige Behandlung fremderStämme
anziehend ift... Dieſen Worten reihen fi) Die Eigennamen an,
welche nicht jelten eine bedeutende Entftellung erfaren. Nicht
mindre Aufmerkffamfeit verdienen die Ortsnamen, die vom
Volke felten rein außgefprochen werben. Mit befonderer Theil>
name aber möge auf Die deutſchen Namen fremder Grenz: oder
Nachbarorte fo wie ber verweljchten beutjhen Stäte und
Dörfer im MWeften geachtet werden. Wichtiger aber als
diefe Worte find die fremden Glemente in der Sprache der
Grenzlänber.... Was ben eingeborenen Wortihag einer
Landſchaft betrift, fo werben folgende Seiten bei ber Kor-
ſchung zu berüdfichtigen fein. Bas Leben des Menjchen
von Wiege biß Grab hat feine mundartlihen Benennungen.
Welche Worte gelten für Geburt, für. die Kindheit in ihren
Stufen, jo wie überhaupt für die verſchiedenen Lebensalter 7
für das Reifen der Gejchlechter, für den Liebesverker, für
Brautftand, Heirat, Schwangerfhaft, für die mancherlei La-
en und Geſchicke der Ehe, für altern und fterben? Cine
hilderung der Gebräuhe, die in den Worten angebeutet
werben, ift nötig, ebenfo eine Aufzeichnung der Lieder und
Reime weiche daran bangen. Die volfsthümlihen Namen
der Krankheiten, ber Heilmittel, ber Aerzte und Eugen Frauen
reihen fi an; die Formeln, durch welche Krankheiten und
Wunden beſprochen (gebüßt) werden, ſind aufzuzeichnen,
ebenſo die abergläubifchen Meinungen weiche ſich an bie Vor»
fälle des Leibl Lebens Fnüpfen, und die Reime welche
etwa barüber im Volke Ieben.
Wie heißen in ber Mundart bie Glieder des Körpers 7
wer die Mundart durchforſcht, darf nicht vornem und alte
füngferli thun.
Die Kinder bilden fich eine eigene Sprache, deren Worte
und Bilbung anziehend find. Auch die Kinderfpielegmüffen
befchrieben, die Kinderreime und Nätjel gefammelt werben;
es hat fi darin ein wertvoller Reſt ded Glaubens, ber
Nechtögewonheiten und der Poeſie unſres Alterthums ges
rettet. Hier iſt auch der Ort, auf Die Märchen und Sagen
aufmerfjam zu machen... Das ganze Gebiet des Aberglaus
bens hat der Samler in fein Bereich zu ziehen; an die Na-
men der Gejpenfter und geifterhaften Weſen nüpft ſich von
ſelbſt was von ihnen berichtet wird. Vermünfchungen Flüche
und Schelten reihen fih an; in dem groben Geftein laͤßt
ſich oft eine alte Erzader auffinden.
Welche Namen füren bie kirchlichen Gebäude, Geräte,
Gebräuche und Feftlichkeiten? welche Benennungen, Reimeund
Lieber fnüpfen ſich an Heilige? die Verftümmelungen latei⸗
nifcher gottesdienftlicher Worte, die vollsthümlichen Benen⸗
nungen ber verjjiedenen religiöfen Bekentniſſe find nicht
zu Überjehen. Der Forſcher wende fein Auge auch zu der
außerkirchlichen geiftlichen Poeſie des Volkes, die in den ka⸗
— Ländern namentlich bei Aufzügen und dramatiſchen
arftellungen fich erhalten hat.
Der Kreißlauf des Jared und feine weltlichen Feſte
werben dem Samler mandye Beute an Worten geben. Die
Luftbarkeiten bed Volkes, mögen fie algemein oder auf ber
ſtimte Tage und Zeiten befchränft fein, verdienen alle Aufs
merffamfeit. Die Lieder, die dabei gefungen werben, bie
Volkslieder überhaupt, laße man nicht umberhdfihtit, auch
die Sprichwoͤrter nicht und bie Scherze und Wie, welche
fich an beftimte Orte und manche Perfonennamen nüpfen.
Wie heißen die Tänze?
Sn allen Ländern gibt es einen Speijefalender, der mit
allen Meinungen, welche baran haften, zujammengeftelt wer-
den muß. ie landſchaftlichen Namen ber Speifen und
Getränke, die Geftalt des Badwerkes mögen beachtet wer«
den, ebenfo die Benennungen bed SKüchengeräts und bes
Hausrats überhaupt, Selbſt auß biefem anſcheineud gleiche
IV
giltigen und bedeutungsloſen laͤßt fich für die Kentniſs uns
ſerer Vorzeit nicht unbedeutendes entnemen.
Gleich) den Geräten und Zierraten im Haufe muß das
Haus felbft famt dem ganzen Hofe durchmuftert werben.
Eine Beſchreibung ber baͤuerlichen Bauart ift nötig; darin
und felbft im Ban fleiner Dorflicchen ſpricht fih Stammes«
eigenthümlichfeit auf. Auch die Vertheilung der Felder und.
die Anlage der Dörfer ift in dieſer Hinfiht von großer Ber
deutung. Auß kulturgeſchichtlicher und ethnographiſcher Rück⸗
fiht Hat man auch fein Auge auf bie Tracht des Landvol⸗
tes zu werfen. Die Stoffe der Gewänber, Schnitt und
Farbe derjelben, Hartracht und Kopfbededung, fo wie der
Schmud werde beichrieben.
Eine gan bejondere Xheilname hat der Samler dem
Leben des Landbauers zu ſchenken. Die Benennungen aller
Arbeiten im Hofe und Felde, auf Wiefe Wald und Wein
garten, die Namen des Geräted und ber Werkzeuge, der
Oetraibearten, Zutterfräuter und Gemüfe find zu erforſchen.
Jeder Gau hat vom Baume biß zum Schwamme feine lands
ſchaftlichen Pflanzennamen. Hier und da finden fih Neime
und Lieder dafür. Welches find Die Iandfhaftlichen Namen
der Thiere? wie heißt das nd des Haufes und Hofes,
welches find die Lodrufe zum Futter? Die Schrete und
Lieder der Hirten, die Hirtenfprache, ihre Wetterregeln find
zu fammeln.
Wie heißen Die Abftufungen des Geſindes? die ver
fchiebenen — der Landleute und ihre Befigungen? bie
Abgaben und Dienfte, welche fie zu eiften hatten und noch
leiften? Hierbei richte der Samler den Augenmerk auf bie
alten Hof- unt Dienftrechte, auf Die Weisthümer und Schöp-
penbüder, Die alten Namen von Gerichte: und Kirchen⸗
Iprengeln, von Bauen, Feldmarken, Thaͤlern, Hügeln, Vers
gen, Weiden und Wiefen fuche man zu erforfchen. Die
möünbliche Ueberlieferung muß hier mit ber fchriftlichen in
Kronifen Urkunden Salbüchern und Urbarien in Verbindung
gebracht werben.
Jäger und Förfter haben ihre befonderen Außbrüde,
unter denen gewijs landjchaftliche find, dasſelbe gilt von der
Berg. und Huͤttenmannsſprache. Wer noch möchte des
mundartlichen in den Kunftaußbrüden der Fiſcher und Schif-
fer zu finden fein und in den Bezeichnungen für Waßer-
und Deichbauten.
Eine reiche Fundgrube öffnet fih dem Samler in dem
Sprachſchatze der Handwerker. Die Arbeiten ber einzelnen
v
Gewerke und ihr Handwerkszeug laße man ſich nennen. Bei
neuen Maſchienen gibt der Arbeiter den Theilen gewönlich
eigene deuiſche Namen; man achte darauf. Die desräude
in dem Zunft: und Zufammenleben der Gewerke, die Hand-
werkögrüße Sprüche und Scherze, die Geſelſchaftslieder und
Spottgefänge eined Haudwerks auf das andere ſuche man
zu erlangen. Wenn auch vieles davon deutſches Gemein:
aut ift, jo find gewiſs auch Abweichungen und Gigenthüm-
lichkeiten der einzelnen Länder, vielleicht fogar ber bebeuten-
deren Orte, vorhanden. Auch die Warzeichen der Stäte
find bei den Handwerfen zu fammeln.
In dem Hanbelsverkere haben ſich landſchaftliche Bes
nennungen ber Waren Fengeieht, weniger freilich bei dem
Großhändler als bei dem Krämer. Ju den Fabrikſtrichen
hat ber Forfcher ebenfalls feine Ernte ftehen. Iſt er ein
mal unter Merkurs Stabe, fo ſuche er auch nach ber Diebd-
und Gaunerſprache, wohei Gerichts⸗ und Polizeibeamte, auch
Landwirte und Forſter behilflich fein Können.
Bei diefen Samlungen hat man das Iebendige Wort
als erfte Duelle zu betrachten; notwendig muß aber auf bie
ſchriftlichen Denkmale der Mundart in älterer und neuerer
Zeit Rüdfiht genommen werben. Urkunden, Rechtsaufzeich-
nungen, geſchichtliche Darftellungen, Gedichte oder ſonſt welche
Schriften, worin die Mundart irgend hervortritt, find ſorg ⸗
fam zu durchforſchen. Jedes Jahrhundert wird feinen Ans
theil zu der Samlung liefern.
Bei jedem Funde verzeichne man ben Fundort genau;
die verſchiedene Außfprache eines und besfelben Wortes, die
abweichende Bedeutung, welche in den verſchiedenen Gegen
den ſich findet, find einzutragen. (Karl Weinhold: Ueber
deutſche Dialectforfchung. Wien, 1853. ©. 7 d
Diefe Säge von zwei bewährten Männern, deren eigen-
jimliche Schreibweife (nur mit Ausnahme der lateiniſchen
rift) ich abfichtlich beibehalten Habe, geben klaren Auf-
ſchluß über die Wichtigkeit und Die Art und Weiſe der deut:
hen Dialektforfhung. Ich Bin zu meiner Arbeit durch fie
nicht zunächft angeregt, wol aber geftärft und belehrt wor-
den. Bereits im Jahr 1843 Hatte ih von Mainz aus, mo
ich damals Gymnaflallehrer war, einen Öffentlichen Aufruf
erlaffen, mich bei der Ausarbeitung eines Wörterbuches ber
heſſiſchen und naffauifchen Mundarten zu unterftüßen. Ich
erhielt von verſchiedenen Seiten freundliche Zufage, auch
bald einzelne ſchäͤtzenswerthe Beiträge, beſonders and ber
Wetterau und dem Odenwalde. Dur meinen Uebertritt
vi
an das naffauifhe Gymnafium zu Habamar im Frühjahr
1845 wurde ich dieſem Bmeige des dentſchen Eprahftubiums
auf längere Zeit entzogen, wenn ich basjelbe auch nie ganz
aufgab. Im Jahr 1854 erließ ich im „naſſauiſchen Schul:
Blatt“ Nr. 45 einen neuen Aufruf zur Unterftüßung, der
dann allenthalben in Naflau, beſonders bei den Herten Beift-
lichen und Elementarlehrern eine gute Aufnahme fand. Die
von vielen Seiten her mir gewordene Unterftüßung feßte
mid) nad und nach in Stand, an die Ausarbeitung des
Gejammelten zu gehen. Was ich fo felbft gefammelt, was
Andere mir Belgefeuert, das biete ich hiermit den Freunden
der deutſchen Volksmundarten als beſcheidene Babe.
Die Punkte, welche Profeſſor Weinhold in den oben
mitgetheilten Saͤtzen als beſonders zu beachten bezeichnet,
babe ich alle berüdfichtigt, ohne daß es mir jeboc möglich
geweſen, Bei allen eine gleich reiche Ausbeute zu gewinnen.
Nur die Ortsnamen habe ich ganz ausgeſchloſſen, weil
ic) eben damit bejchäftigt bin, biefelben in einem beſondern
erfe zu bearbeiten, worin auch Die Namen der Gemarfunge-
theile (Wälder, Felder, Wiefen, Weinberge ꝛc.), von denen
in dem vorliegenden Buche nur einige angeführt find, Auf
nahme finden werben.
Ich Bin übrigens nicht bei der heutigen Volksſprache
ftehen geblieben ; ich habe vielmehr auc nun laͤngſt veraltete
und ausgeflorbene, meift für Kultur» und Rechtsgeſchichte
bedeutende Wörter aufgenommen, die fih in der Limburger
Chronik (Ausgabe von 1720), in den nafjauifchen Weis—
thümern von I. Grimm und in andern alten nafjauifchen
Urkunden (beſonders in den Annalen des Vereins für naſſ.
Alterthumskunde, ın der heſſiſchen Landesgeſchichte v. ©. B.
Wend, in den Rheingau. ülterthümern von F. I. Bods
mann, im Cod. diplom. francof. von Böhmer x., inder
Beichwerdefchrift der Gemeinde Griesheim aus bem legten
Viertel ded 13. Jahrhunderts, aus den Mittheilungen bes
Vereins für Geſch. und Alterthum in Frankfurt a. M. ber
fonder8 abgebrudt, von Dr. F. Roth und Dr. 2. 9. Gu-
ler, $ranffurt 1858) finden, obwol idy weiß, daß fie nicht
alle als eigentlich nafjauifch gelten können.
Was den geographijchen Raum betrifft, fo ſah ich mich
leider genöthigt, vor der Hand das aus Hefien Gefammelte
bei Seite zu legen (da es im Ganzen zu menig war) und
mic, auf Naffau zu befchränfen, nur wo die Vergleihung
belehrend war, habe ich audy die heſſiſchen Munbarten, bes
ſonders die wetterauiſche beachtet. Die rheinheffiiche Gegend
vH
von Mainz bis —5 (meine Heimat) habe ich durch⸗
gehends mit berhdfichtigt, weil ihre Sprache mit der Sprache
im nafjauifchen Rheingau meift übereinjtimmt. Darum find
andy manche Belegftellen aus ben Gedichten von F. Len«
nig mb Ph. Thielmann beigefügt; and Schriften in
der Darmflädter Mundart (Streff, Datteri), wie in
der Franffurten (Bürgerfapitän, Hampelmann x.)
nur dann, wenn die Wörter auch in Naſſau gebräuchlich find.
Die einzelnen Wörter find in den verſchiedenen Aus»
ſprachen ſowie mit den verſchiedenen Bedeutungen und mit Ans
gabe der Fundorte (zunächft der Aemter, oft au) der nen
Dörfer) verzeichnet. Die Angabe dieſes und ds rteß,
woher ich den Beitrag erhalten, fchließt den Gebrauch bed
Wortes an andern Orten nicht aus. Bugleich ift verſucht,
die Wörter durch Beifügung ber ältern Formen, wie ber
Formen in andern deutjchen Dialekten und durch Heran⸗
giehung und Bergleihung verwandter Erſcheinungen in ans
ern Sprachen zu erklären. Die älterneuhochdeutſchen
Wörter find zum größern Theil aus meiner „Brammatif der
deutfchen Sprache des 15— 17. Jahrhunderts” (Leipzig
1854—56. 3 Bde.), wo bie Quellen immer angegeben find,
bann aus dem Glossarium Latino-germanicum medise et
infimae aetatis e codicibus manuscriptis et libris impres-
sis coneinnavit Laurentius Diefenbach. Francofurti
ad Moenum 1857. 4 und aus „Der Teutſchen Sprache
Stammbaum und Wortwachs“ ꝛc. vondem Spaten (Stie-
ler), Nürnberg 1691. 4 genommen. Daß ich weiter für
die ältefte und ältere Beit bie Werke von %. Grimm
Deu je Grammatik, Geſchichte ber deutſchen Sprache), K.
Boutermwek (Angeljähl. Gloſſar), 2. Diefenbad
(Goth. Wörterbud), Gabeleng-Löbe (Goth. Wörter
buch), G. ©. Graff (Althohb. Sprahihaß), Müllers
Barnde und 4. Ziemann (Mittelhochdeutiche "Wörter
bücher), W. Wadernagel (Wörterbuch zu feinem altb.
Leſebuch) u. A. und für die neuere und neuefte Beit die
Werke von Brimm Weutſches Wörterbuh), F. L. K. Weis
gand Synon. und Deutſches Worterbuch), W. Hoffmann
Deutihes Wörterbud), &. F. 8. Wurm (Deutſches Wörs
terbuch u. A. und Das allg. terminolog. dkonom. Lericon
von F. B. Weber benupt habe, ohne überall ihren Namen
anzuführen, befenne id mit Dank gegen dieſe verbienten
Männer.
Als Schulinfpektor habe ich in verſchiedenen Glementar-
ſchulen auf dem Lande eine Erfahrung gemacht, die mid)
vi
zur Beigabe ded zweiten Anhanges beftimmt hat. Kam
im ae dieſes ober jenes Thier, dieſe oder jene Pflanze
vor; fo verftanden fehr oft die Kinder Die fonft klare und
gute Setläung bes Lehrers nicht, weil fie Die ihnen unter
einem andern Namen recht gut bekannten Thiere und Pflan-
zen unter dem vom Lehrer gebrauchten naturgefchichtlichen
Namen nicht kannten. Der Lehrer hatte 3. B. eine Kröte,
einen Schmetterling naturgefchichtlich befchrieben, bie
Kinder Fannten aber nur eine Huth, Kree, Lurch und
ein Summervielde, eine $limmermaud: augenblid-
lich war den Kindern die naturgefchichtliche Beſchreibung des
Lehrers Elar, als ih die Volisnamen der Thiere nannte.
Mancher Lehrer wird darum in einer Gegend, wo er nicht
heimiſch, die Volksſprache ihm darum minder befannt ift,
dieſen Anhang gebrauchen fönnen.
Was die zweite Abtheilung meines Buches betrifft;
fo wünfche ich, Daß das Gegebene freundlich aufgenommen wer:
den möge, jo ſehr ich bedaure, daß ich nicht mehr. geben
konnte. Manchts von dem Mitgetheilten iſt auch ſonſt
in Deutſchland bekannt. Ich habe die mir von verjchiede⸗
nen Seiten zugefommenen Stüde in Bezug auf die Fafjung
faft ganz unverändert gelaffen, nur bie Orthographie ber
Gleihförmigfeit wegen bier und da verändert.
Unter den Spielen und Braͤuchen dürfte der Freund
dieſer kulturgeſchichtlichen Dinge manches nicht ganz Unwich⸗
tige finden. Es iſt nur zu bedauern, daß die Bräude
und Trachten der Erwachſenen immer mehr ihr Volks⸗
thümliches, ihr Nationales ablegen und ſich in bie flade
Sügemeinheit verlieren. Die Lieder und Spiele ber
Kinder, jo fehr fie an ben verſchiedenen Orten Deutſchlands
einander ähnlich find, bewahren mehr ihre volfsthümlichegriche.
Die Abtheilungen Aberglaube und Mythologie
enthalten zwar nur weniges, aber immerhin einiges Neue.
Mit Dank füge ich Hier Die Namen der Männer bei,
welche mir größere ober fleinere Beiträge uberſchickt haben,
mit Angabe ihrer bamaligen Wohnorte und ber Aemter,
welche in ihren Beiträgen befonders berüdfichtigt find: Leh⸗
ver Ax in Dreisbach A. Marienberg, 2. Beder in Gronberg
A. Dillenburg, 8. Brög in Meudt A. Wallmerod und Hada-
mar, 8. Dedu in Maroth A. Selters, Pfr. Dern in Flacht A.
Wiesbaden, L. Dillmann in Eſchelbach A. Hadamar, L. Dön-
ges in Becheln A. Naſſau u. Schwalbach, L. Cufin ger in ſtö—
nigſtein A. Idſtein, L. Fiſch bach in Prath A. Braubach, Schwal:
bach u. St. Goarshauſen, Apotheker Fuckel in Oeſtrich A. Elt⸗
IX
ville und Reichelsheim, 2. Gauſchem ann in Altenhain A.
Königftein, 2. Gläßner in Dernbad) A. Montabaur, Berg-
geſchworner Gög in Caub A. St. Goarshauſen, 8. Heins
rich in Bierſtadt A. Hachenburg, Steuermann Herbrich
in Gaub 9. Et. Gvarshaufen, 2. Hofmann in Freilingen
A. Selters, Herborn und Rennerod, 8. Höhn in Bel.
neudorf A. Montabaur, & Hölper in Dahlen A. Wall-
merob, 2. Holz in Kelkheim U. Selters, Königftein und
Eltville, 2. Horn in Bad A. Marienberg, 2. Horn in
Wellmich A. St. Goarshauſen, 2. Hörle in Obertiefen
bach A. Runkel, 2. Härte in Dombady A. Ufingen, 8. Hur-
1er in Horrefien A. Montabaur und Wallmerod, 2. Junker
in Sransberg U. Ufingen, 8. Klein in Wiesbaden W. Wies-
baden und Hochheim, 2. Kröd in Caub A. St. Goarshau⸗
fen, 2. Kuh in Burg 9. Herborn, Rektor Lade in Dillens
burg 9. Dillenburg, Pfr. Lez in Caub A. St. Goarshaus
fen, Dillenburg und Wiedbaden, 2. Löhr in Oberjosbach
a. Selterd und Idſtein, L. Mackel in Stangenroth U.
Marienberg, 2. Meurer in Dahlen X. Hadamar, 2. Moo8
in Meudt A. Wallmerod und Hadamar, 8. Müller in
Graͤvenwiesbach A. Runkel, 2. Müller in Straßebersbach
9. Limburg und Raffau, 2. Müller in Miellen A. Braus
bach und Eltville, & Münz in Gudheim A. Wallmerod,
£ Hehl-in Hainichen A. Ufingen, L. Pfaff in Fuffingen A.
Habamar, 2, Priefter in Holzappel A. Diez, 8. Puld
in Pateröberg A. St. Goarshauſen, Buchdrucker Stein in
Wiesbaden, I. Sauerwein in Niederwallmenach A. Naftät-
ten, Pfr. Altenb erg in Nauheim. Limburg, L. Schepp
in Flacht A. Diez, 2. Schirg in Caub U. St. Goarshauſen,
2. Schönleber in Mojhheim A. Eltville, Montabaur und
Marienberg, 2. Schloß in Meudt A. Walmerod und Has
damar, L. Schupp in Oberbrechen U. Limburg, L.Schuͤtz
in Friedrichsthal A. Koͤnigſtein und Ufingen, X. Seibert
in Haufen U. St. Ooaröhaufen, Limburg, Wehen und Wied-
baden, 2. Seiler in Rebe A. Herborn, Rennerod und
Marienberg, Pfarrer Snell in Langenbach U. Weilburg,
2. Spieß in Langenbad U. Weilburg, % Steven in
Oberreifenberg A. Ufingen, Recepturacceffift A. Raidt in
Naſſau, 8. Stimbert in Set A. Rennerod, Pfarrer Stirn
in Harheim A. Höhft, L. Streun in Höhr U. Selters
und Montabaur, Pfr. Weyer in Haſſelbach A. Ufingen,
2. Wigand in Dreifelden A. Selters, Amtsacceſſiſt Wiß—
mann in Selters A. Selters, Pfr. Wolf in gene a
Montabaur, L. Wolff in Mengeröficchen A. Weilburg,
X
Kaufmam 3. Würz in Lord U. Rüdesheim, Pfr. Zeiger
in Gemmerich, A. St. Goarshaufen und Hachenburg, 8. Zir⸗
vas in Niedergladbach A. Montabaur, Schwalbach, Rüdes-
heim, Idſtein, Ufingen, — die Seminariften Acht in Ren
tershaufen A. Wallmerod, Ehmann in Limburg A. Lim-
burg, Hellerbad in Buch A. Naftätten, Hergenhahn
i udmar A. Runkel, Höhn in Hundfangen A. Wallme
rod, Horne in Königähofen A. Idſtein, Kinkel in Soffen-
beim 4. Höhft, Lehnhänfer in Rennerod, Lin in Lord
A. Rüdesheim, Marz in Thalheim U. Hadamar, Müller
in Probbah U. Weilburg, Schepping in Montabaur,
Schneid er in Münfter A. Höchſt, Sed in EiſenbachA. Idſtein.
Zuletzt erwaͤhne ich noch, daß ich ber münblichen Uns
terredung mit den 9. Lehrern am Hadamarer Gymnafium
und biefigen Seminar mandjed Wort und manchen Aufihluß
verbanfe, und daß ich ben Haupttheil des Manufkriptes der
erften Abtheilung in freien Stunden den Seminariften vor
velefen habe, um mir von ihnen bie Ausſprache und Bes
Seutum ber Wörter und die Angabe der Orte, wo dieſel⸗
ben gebraucht werben, vervollftändigen zu Taffen.
Die allgemeinen Hilfsmittel, weldhe zur Erklärung ber
einzelnen Wörter mir zu Gebote fanden, find oben bereits
erwähnt. Im befondern nenne ich noch:
1) Karl Gottlieb Anton: Alphabetiſches Verzeichniß
mehrerer in ber Cherlaufig üblichen, ihr zum ku eigen:
thumlichen, Wörter und Redensarten. In den Görliker
Oymnctiatprogrammen 1825—48. 19 Stüd, angeführt mit A.
2) Friedr. Carl Fulda: Verſuch einer allgemeinen
kenn Idiotikenſammlung. Berlin und Stetin 1788., mit
F
8. 6. Honcamp: Die Volale der weftfälifchnie
Beben Mundart, im Archiv für das Studium der neues
ren Sprachen und Literaturen von Herrig und Viehoff.
1848. IV, 156 f. 401 f.
4) Ant von Klein: Deutſches Provinzialmörterbud.
Frankfurt und Leipgia 1792. 2 Bde.
5) J. G. L. Kofegarten: Wörterbuch ber nieder
Beutjchen © Sprache. Greifswald, 1856.
W. F. ©. Reinwald: Hennebergiſches Idiotikon.
FIR, und Stetin 1793, mit R angeführt.
7) Joh. Andr. Sämeller: Die Mundarten Bayerns.
Münden 1821.
8) Joh. Andr. Schmeller: Bayeriſches Woͤrterbuch
Stuttgart und Tübingen 1827—37, A Bde. Dieſes Höchft
xl
wichtige Buch ift mit Sm. nad) Band und Seitenzahl an«
geführt, da es nicht alphabettfch georbnet ift.
9) M. Joh. Ehriftoph Schmid: Verfuche eines ſchwã⸗
bifchen Idiotikon. Berlin und Stetin o. 3. (nad 1793)
mit Sd. angeführt.
10) Karl Chriſtian Ludwig Schmidt: Weftermälbi-
ſches Idiotikon ꝛc. Hadamar und Weilburg 1800. Es ent-
halt nad) des Verfaſſers Angabe nur die Idiotismen des
mittlen Weſterwaides oder eigentlich die der Herrſchaft
Wefterburg und der angränzenden Ortſchaften (9. Rennes
rod). Da dieſes Buch mehrfach in andern Werfen ange
führt ift, fo habe ich es bei jedem Worte, das in bemfelben
enthalten ift, mit S angeführt.
11) Herm. Schüß: Das Siegerländer Sprachidiom.
Sn den Programmen der höhern Bürger: und Realſchule zu
Siegen 1845. 1848, angeführt mit Sch.
12) Franz Joſ. Stalder: Verſuch eines jhweizeriichen
Spiotifon. Aaran 1812. 2 Bde. mit St. nad) Band und
Seitenzahl angeführt.
13) Heint. Viehoff: Landſchaftliche Ausprüde aus
der Nachbarſchaft von Neuß. In dem von ihm herausges
gebenen Archiv für dem Unterricht im Deutſchen. Düffel«
dorf 1844. 2. Jahrg. ©. 149 f.
14) Karl Weinhold: Ueber deutſche Dialectforſchung.
Die Laut» und Wortbildung und bie Formen ber fl
ſchen Mundart, Wien 1853, mit Wd. angeführt.
15) Karl Weinhold: Beiträge u einem fchlefiichen
Wörterbuhe. Wien 1857, bloß mit angeführt, da es
genau alphabetifch geordnet ift.
16) Joſ. Anfelm Pangkofer und H. Karl From⸗
mann: Deutſchlands Mundarten. Nürnberg 1854 f.
17) Joh. Matth. Firmenich: Germaniens Völker
ſtimmen. Berlin 1845 f.
Ich ſchließe dieſes Vorwort mit dem Wunfche, mit wel-
em Schmeller die Vorrede zu feinem weit vollfonmneren
arke geichloffen: „Es glaubt der Verfafier feine eigene
Ueberzeugung von ber Mangelhaftigkeit diefer Sammlung
nicht beſſer darthun zu Fönnen, als indem er die künftigen
Beliger des Buches erfucht, demfelben eine Anzahl leerer
Blätter beizufügen, auf welchen, was fie beim Nachſchlagen
vermiffen, ober mangelhaft oder gar unrichtig finden, Ahr
eine dereinftige vollfommene Sammlung ober Doch für einen
Nachtrag zu diefem Verfuche vorgemerkt werben könne.“
Montabaur, 24. Januar 1860. 3. Kehrein.
x
Mbfürzungen.
A.=Auton: Oberlauf. Idlotikon.
Bodmann: Rhy. Alterth.
ulda: Afg teutſch. Jpiotf,
Grimm: Redtsalterthümer.
Grimm: Weisthümer.
fein: Deuſch. Provinzial.
Limburger: Chronik,
einwald: 9 ennehen Idt.
nit: Wefterw. Jpietit
Rn Spradild.
d: Edwäb. iotit.
:Bı örtb.
talder: Schweizer. diorif.
Veinhold: Echlef. Werk.
Beinhold: Dialekiforih.
—8*
iſach 16. de
aan ned
altnicderländiich
auſachfſch (0. Jahrh.)
nid.
Diminutio (Berfleineruug).
eigentlich.
—— —
figärlic.
Er
eig,
en.
a
En An $ Jahrh.
berlaufig. (meift a. Anton).
ittelße Beutit2 143.1
mitteldeutich (d. Tage n),
mittellateinifch.
ittelniederdeutſch.
mittelndl. ittelniederläudtic.
mittelchein. —mittelrheinifd (d.8.n.)
nd. a Der Lage nad).
ndf. iederfächfiich (m. ebumı,
hd euhochdeutich (18-19. 3.
nord norddeutſch (dev Lüge ıı. a
obd. —oberdeutich (der 3 e nach).
re —5 —8 Th a. Karten).
art
pfal⸗ are — a. Klein),
3 ural
FE} Präpofition,
Bräf. =Präfens
Bräi Präteritum (Imperfelt).
Rda jedensart. — arten,
vefl.; eflexiv.
rheln. —rheinifh ( rechte und linke
ite von Mainz bis Bingen).
FR im Reuhochdtſch
5 .
lefisch (mi. a. Weinhold).
füddeutich der Lage uach)
” nonym (innverwandt).
tranf. — tranfitiv.
übh. — überhaupt.
unperf. ee
urfpr. — urfprin,
unterrhein. — u, Rheinfeite von
Rüdesheim abwärts bis an Preußen.
vgl. — vergleiche.
vlt, — veraltet.
— weſterwaͤldiſch (fo. Schmidt
nicht reicht).
wetterau. — wetterauiſch
wt. — weitverbreitet (inNafjau und
über Raſſau hinaus.)
in ahd. u. mhd. W. mit latein.
vertritt das alte Fi.
. — zuſammengezogen.
H . — ufanımen; ed
31. Zu— Tammenfehung, gen.
Andere Abkürzungen find leicht verſtaͤndlich.
Erle Abtheilung.
Vollksſprache.
LZaut⸗, Wort⸗, Satzlehre.
Dita, Google
8
1. Zofale und Ronfonanten.
1. Ausſyracht nach Fänge und Kürze.
In der hochdeutſchen Sprache find die früheren Kürzen
vie — verlängert. Die Volksſprache hat in
ganz Deutſchland Die alte Bine oft gewahrt, felten die alte
unb neue Kürze verlängert. Bon den naſſauiſchen Munb-
arten behnen einige auf dem Weſterwald (befonders im Amt
Hadyenburg und Rennerod) und am Unterrhein (befonbers
im Amt St. Ooarshaufen) —T kurzen Vokal der Schrift⸗
ſprache. Man vgl. Haag (Hacke), Schaade (Schatte),
dahn (dam), Saalz (Sal), ahlen (Halten), ahl,
kahl (alt, Falt), Heeg (Hede), Heerchen (Herrchen),
—X re Drebt, Geht, Spehk, Stehke
ed, peck, Steden), Teehf Erf), zehien
— rg Beh), Gool d (Gold), Doochter (Tochter),
uh
2. Vokalt.
In den nachfolgenden Nummern ſtehen vor dem Zeichen
— bie Bofale der Vollsmundarten.
2.
1. a — mhd. a, nhd. & (weft. und Ufingen zuweilen):
fich anen, walgern.
2. a — mhd. e (offen, Umlaut von a), uhd. e:
Ragen ea) Trapp (weit. rhein. unterrhein.).
a ẽ (gefchloffen), uhd. e, befonders vor r:
—8 Barg, — Garſt, Farſt (Garſcht, Farſcht),
—B art (alle rhein. unterrhein. weft.), jahnen,
zahnen, > ifeonen, regnen (Ufingen), halfen (weil).
4 a = mhd. o, nbd. 0: Bla (Blod), Faden,
nad, dad, Darf, Tall Sites, Jennerod, Hachen ·
burg, Selters, Montabaur). Bgl. Nr.
4
5. &= mhd. e, uhd. ä: zahlen (zählen) Hört man
bier und da auf dem MWefterwald.
6. & — mhd. 8, uhd. e, befonders vorr: Ard, Bar,
ar (rbein.). Vgl. Nr. 3.
7. &= mhd. ei, nbd. ei (faft in ganz Nafjau, vor
jüglih am Rhein): and, kans, Elan, Amer, famdhen,
amden, brat, Klad, Gas, Gafel, Hafen, Was,
Mafter, Flaſch, gal. Beſonders zu beachten ift Gſond⸗
bat (Nennerod), Monderfat d. i. Munterfeit (Steind-
berg U. Diez). Vgl. Nr. 22,
8 &= mbd. ou, nhd. au (vom Rhein bis an den
Wefterwald): Stab, Rab, Lab, glawen, rawen
(glauben, rauben), lafen, Age, Bam, Tram u. a.
9. & = mhd. u, nhd. au (jelten): Mal (Weilburg).
10. & = mhb. iu, du, nhd. eu: getra, Ha (König:
fein, Ufingen, Naſſau, Limburg, Runfel).
11. & für en und er f. Nr. 156. 166.
Anm. Die File 1 — 10 kommen aub in den Exhriften des
15 — 16. Jahrhunderts und in andern heutigen Dialeften vor. Dal. &
Ar. 1 — 5 meine Grammatit des 15 — 17. Jahrhunderts I, $. 39. 40,
Scähmeller: die Muudarten Bayerns $. 183. Weinhold: Dialett⸗
forfchungen S. 22 26. 27; zu Rr. 7 — 10 m. Gram. I, $ 41. 42 43.
Sämeller $. 157 f
12. ao = mhd. a, uhd. a (eigentlich a mit darüber
fiehendem o, einfacher Mittellaut zwiſchen a und o, mit
Vorherrſchen des a; das Eure a wirb Bier meift
lang, befonders in den Aemtern Meitburg, Nennerod, Ma:
rienberg, Herborn, nimmt dann allmählih ab bis an ben
nördlichen Taunus, wird am füdlichen Taunus nit mehr
gehört): waor, gaor, ftaorb, ſchwaorz, daos, faot,
Taocht, gemaodt, Raowe, aower (Nabe, aber).
13. ao — mbd. &, nbd. a (jelten, |. Nr. 12): Jaohr,
Salaot (Marienberg), Macht (Rennerod).
14. a0 = mhb. o, ö, nhd. o (jelten): daoch, naoch,
Laoch, kaochen (Meilburg); waol (wol), | hraoh (ſchroh)
in Rennerod. Dgl. Nr. 4.
15. oa — mhd. a, nbd. a (eigenlih o mit darü⸗—
ber fehenbem a, einfacher WMittellaut zwiſchen o und
a, mit Vorherrfchen des o, etwas verjhieden von Nr. 12 f.,
aber meift in denfelben Wörtern vorfommend, bier und da
auf dem MWefterwald, mehr in Reichelsheim und am Taunus,
nicht am Oberrhein, wenig am Unterrhein gebräuchlich):
Säloat, Toat (Schlag, Tag), waor (Dillenburg), Moar,
woar, Foarmen_(Rennerod), Loar (Raben), vartlich,
5
Eoarmfen, Wonfen (Ufingen), Groas, Poad, Schloagk,
Doarf, Goarte (Neihelöheim), Poar, Loare, vart
sa Königftein), Koarſt, [hwoarz, foahren, Doak,
Doadl, Hoabd (St. Goarshaufen).
16. oa — inhd. &, uhd. a (felten): Joahr, Hear
ey Dawet (Abend), sah (Hachenburg, Herborn).
17. oa = mhd. o, ö, ou, nhd. o, a, au (felten): doa,
Dawe (Ofen, Hachenburg), — (auch, Nenucrod)
18. oa — mbd. u, nhd. u fjelten): Woarzel (St.
Goarshauſen), vannern (Ufingen).
Anm. Die Säle 12 — 18 kommen meilt auch in Weſtfalen und
im Giegerfand vor. ©. F. C. Horcamp in Viehoffs Archiv w für
das Erubium der neueren Sprasen und Kiteraturen. 1848. 4.
und $. Shüg. 1845. ©.
A. E.
Die Volksmundarten haben mehr e als aͤ, da fie ben
er & 81 ü) meift nit ſcharf hören Iaffen.
9. d. e, a, nhd. e, &, a (hier und ba auf
dem —E Flännen (Hadpenburg), ärtig (Wall
merob), Ark, ftärk, (Weilburg, Runfel, Limburg, Idſtein,
hier und da "auch in R einen, z. B. Sngelfeim), baͤrſch
(Rennerod). Vergl. Nr. 23.
20. mi. €. (jelten): te d. i. gegeffen, äßen,
fräßen, (auf dem hohen Wefterwald, auch hier und da im
Amte Montabaur).
21. 5=mbb.i,nhd. i (ſelten): gäf, d. i. gib (Marien«
Herg), Gaft (Mennerod), närfend, Wänter (Hadhen-
burg), Shämb, ſchämbelich je: i. 'Shimpf, ſchimpflich,
Sa, Amt Bailmerob).
.& für ei haben in Mainz und Bier und da am
Unterrbein und in SeiferSfirden (A. Selter8), die in Nr.
7 angeführten Wörter. Vergl. Nr. 28.
23. e = mhd. a, nhd. a (jelten): ennen d. i. ahn⸗
den (Ufingen), derfür, bermit, der von (mit halbhör-
barem e, ziemlid verbreitet) weichen (ehein.), hert und
heert b. i. hart (Marienberg). Vergl. 19. 54.
24. e=mhb. i, nhd. i (am Oberrhein nur vor ru. etwa
noch in den Jmperativen geb, nemm, dann in brengen
für. Bringen, nit fengen für fingen; am Taunus, am
Unterrhein, befonder8 aber auf dem Weterwald ſehr jahl
reich): err, verwerren, Wert, Kerch, Berke, werk:
Li, Gefcherr, Kerſche (Oberrhein, Unterrpein , Tau⸗
6
nu8), eh, Deng, Greud, Kend (Königftein), Meſcht,
Keſcht (Mift, Kite), Wenter (St. Goarshauſen), Nenn,
drenn, Klengel (Schwalbah), Dente, Greffel,
Meft (Kunfel)e begreffen, geweß, Senn (Kinder),
fell (Weilburg), fengen, brengen, geweß, Selb
(Herborn) fennen (finden), ſpennen, fech (Hadenburg),
Wenter, fhlemm (Dillenburg), Stedel, Bedel,
lenk, Enefpern (Rennerob). Vergl. Nr. 26,
5. e — mh. i, ie, nhd. i, ie (felten): geblew we
d. i. geblieben, (mei ) begerig (nörbl. Taunus bis Lim:
burg), fern, ver ar verzig, les (rhein. weft).
26. — mhd. ü, nhd. meift ü (vor r oft wie in
Nr. 24, 0x andern Ronfonanten jelten): derr, ferchten,
Scherz, Therm, naterli, berft, Dehr (Xhüre),
Terk (Oberrhein, Unterchein. Königftein), gledlich (Kö⸗
nigfein), Kempel (Braubad)).
7. e — mhd. u, nhr. u (felten, und ba mit einer
nahe an d grängenden Ausſprache): Herenner d. i. heruns
ter (Rennerod).
28. e mhd. ei, nhd. ei (hört man hier und ba für
& Nr. 22): klener (rhein.), Gejel (Selters).
9.e = mdb. 1, uhd. ei (felten): mennen d. i.
meinen (Weilburg). Auch das ſchwankende Heint, Heunt
(mb. hint, aus hinaht) fann hierher gerechnet werben, das
in Marienberg Kent lautet.
0. e = mhd. iu, nhd. eu (felten): nelich d. i. neu:
lich (eitbung).
1.8 = mhd. du, nhd. Au (zuweilen, beſonders in
Blucalitdungen). er left (läuft), Bem d. i. Bäume (rhein.
weft).
R: nm. Die meiften Fälle von 19-31 kommen auch in den Echrife
ten des 13-16 Jahrh. uud in audern bentigen Dialekten vor. Vergi.
au Nr. 20 m. ram, I, —*— 45. Weinhold Seite 37; zu Nr. 21.
1. 24. m. 2 18.46. Beinhold ©. 31. Sameler $. 262
h seit ©. 13; zu Rr. 19. u. 23. m. Gram. I, $. 50. Weins
hold ©. 38. Shmeller $. 348 f.; zu Re. 22 u. 28, m. Gram.
18.52. Beinhold 5.34 u. 38. Schmeller $. 148 f.
Ea.
Nicht Doppellaut, ſondern Brechung; das e wird
ſchwach angeſchlagen. Sie findet ſich zahlreich in der ſchwä-
Silben, öfterreichifchen und weſtfaͤliſchen Mundart. Vergl.
r. 3.
32. ca — mhd. &, i, nbd. e, i (in den Aemtern Hachen-
burg, Marienberg, Rennerod, Ufingen, zuweilen Hadamar):
7
Bas, Sea, Bleach, ſteachen, breachen, Speat,
reak, leaken (Uſingen), Seach, Schleaks, Beak,
Beappe, Reaff, Earbeere (Erdbeere), beatt (mit),
eatt (e8), eaß (if), beas (Rennerod), er healft, ich
weall, ich eafe, ex peaff (pfiff) Deank (Ding), Feans
ger (Marienberg).
. ei hört man in Marienberg zuweilen für oa (Rr.
33): das Beätt, bie Peäft.
m Zu Rr. 322— 33 vergl. Honcamp ©. 166, Schü
34. i — mbb. t, nhd. i, nur in dem weit verbreiteten
aufammengezogenen gitt (gibt).
3.1= mbd. 8, nhb. e (auf dem Weſterwald nicht
felten, zuweilen am Taunus, nicht am Rhein, etwa Finfter
ausgenommen): wimm, is db. i. wem, es (Weilburg),
lirnen (Walmerob), Iiern d. i. Iernen (faft auf dem
ganzen Wefterwalb), Schirbel (Montabaur, Selters, Lim-
9), Fiſter d. i. Kenfter (Rennerod, Hadamar, Wallme⸗
tod, Montabaur). Vergl. Nr. 160.
36.i= mhd. e, &, nbb. e (felten): frimm d. 1.
fremb (Königftein), Virre d. i. Better (Softein), bingeln
(Hearbom), hirben d. i. berbergen (Ufingen), wink d. i.
(weft. rhein. Taunus).
7. i= inhd. a, uhd. a (weit. vielfach in den Wochen⸗
tagen): Sonnig, Monig, Dienstig, Donnerstig,
greizig, Samstig; beögleihen für o in Mettwid,
Mittwid (Mittwoch). — Für du machſt, er macht hört
man vielfach mich ſt, micht.
38. i = mhd. ö, nhd. 5 (jelten): Kipp d. i. Köpfe,
die Hih d. i. Höhe, Bigel d.i. Vögel (Rönigflein, Höchft,
Hadamar, Limburg, Ri ie en A ker ub a) r
-39.i=mb.u . u (we er und da): erim
(gerum), die Jirre (Juden), imbringen (Weilburg), und
vielfach in den von Werben abgeleiteten Subftantiven auf
— ung.
40. i — mhd. ü, nhd. 5 (felten): Gehilz. — Statt
des ſchriftdeutſchen Fömmt u. Fommt (mbd. kumet, kumt,
kümet, kümt, komet) ift fimmt weit verbreitet.
4.i=mhp. ü,nhb. ü (ſehr oft, wie Nr. 44, da der Volks⸗
dialekt den Umlaut wenig hören läßt): dinn, Stid, u. a.
. 42.1 = mhd. e, &, nhd.e (rhein. nur etwa in gihn,
ſihn, ihn und in den Auslauten Kli, Schni, wi für
8
Klee, Schnee, weh, welt. häufige): a (fa auf dem
ganzen Wefterwald), Auszihring, irfcht d. i. erſt (Men:
nerod, Limburg, Runkel, Königften, Girn (Marienberg,
Rennerod , Wallmerod), fihr (Montabaur „Wallmerod),
Squih 2 achenl ug), ſchwir (Höchft, Königftein).
mb. oe, nbd. d (am Rhein und Taunus
nicht Teen, ‚ feltener auf dem Wefterwalb), bis (Weilburg),
fin, Hih, birt (Höchft, Köniyftein, Limburg, Hachen-
burg, Rennerod ).
44. — mhd. üe, nhd. ü (fehr oft wie Nr. 44): grin,
ſiß, Fiß u. a.
Anm. Die Fälle 35. 36. 40. 44 kommen auch fm den Schriften
des 15—16 Jabrh. und in andern heutigen Dialeften vor. Bergl. zu
3. 36. m. Gram. 1, 5.58. Weinhold ©. 39. 40; zu 39. Schü
©. 20; Fu 44. m. Gram. I, $. 59. Weinhold ©. 41. Shwe
ler $. &
D.
45. 0 — mhd. a, nhd. a (hier und da auf dem Weſter⸗
wald und am Taunus, befonders in Königftein und Idfiein,
vergl. Nr. 50): am, Sottel, Jommer, Hommer,
Stodt, Jogd, Spoß, Mort, enob (Sinob), Korre
(Kater), beformt, Gowel, Nowel, zoweln, Eroweln
(Gabel, Nabel u. ſ. w.), Drweld. i. Armvol önigftein),
Korte, Gorte, zefomme, ocht (Limburg, Dillenburg).
Die nmorgancen Dehnungen gar, war, waß, Fa
Tauten ge enfelben Orten au gor, wor, woß, 2
.o— mhd. u, nd. u (am Rhein und Ta
mei rn dor r und etwa in Botter, Bolwer, auf dem
Wefterwald zahlreicher): Dorf, Worft, korz, bortig
(Rhein, Taunus, weit.), geborne (gebunden), Hond,
Honger, donkel, monfeln (Schwalbach), Rommel,
Onnern (Marienberg), Broft, Schoß, Stob, Dong
(Rennerod), rond, jong (Dillenburg).
47. 0 * —* hy nöd. au, weft, nur in off für auf,
rhein. — Nr. 6
48. 0 = mhd. 3 nhd. ü, nur etwa in Schottel für
Schüſſel Dachenbuc Leiter) Schoſſel (Habamar),
49. o = mhd. i, uhd. i, nur etwa in Morakel für
Miratel Ref, Montabaur).
50.6 — mh. &, nhd. a (Häufig am Rhein und
Taunus, weniger auf bem Wefterwald, vergl. Nr. 16):
Obend, Stroß, blofen, ſchlofen, Johr, Stroßl,
fpot, Sprod, gedocht, Wog, wohr, zwor, Brot:
9
wurft, Ioffe u. a. In Kahlbach Amts Königftein Tautet
Biefee o fat wie us: Struoß, Stuohl, Huohn. Bol.
51.5 — mhd. &, Aw, nhd. au, nur in ben faft in
In Feſn verbreiteten Wörtern: blo, gro, Klo, Po
au).
52.6 — mhd. uo, nhd. u (weft. und ba felten):
Rode, verflochen, ih mo ß und in dem auch am Rhein
und Taunus vorkommenden, aber mit kurzem Vokal ges
ſprochenen Motter. In Weilburg hört man gorre für
gute, fonft gout.
53. 6 aus Zufammenzichung für a und etwa in dem
bier umb da vorkommenden geſchlohe (geſchlagen), fonft
eſch lan.
8 —8 Die meiſten Faͤlle von 45— 53 kommen auch in den
ESriften des 15— 16. Zahrhe und in andern heutigen Dialekten vor.
il. zu Nr 45 m. Gram. I, $. 63; zu 50 51 m. Gram. I, $. 64.
Beinhold ©. 52; zu 46 m. Gram. I, 6 65. Weinhold ©. 50.
56: Sämelier $. 319.323, Syüg 1845. 5. 11; zu 47, 52. m.
Stam. I, $. 66. Beinhold ©. 50; zu 48 m. Gram. I, 67; zu 52
Säüp 1885. ©. 11. ö
54.5 — mhd. e, nhd. aͤ, e (jelten): Geſchöfte
eating), flömmfen, flönnen (Rennerot). Vergl.
55.5 — mhd. &, nhd. e (felten): dö (der), Körn
(Reunerod, Marienberg).
56. 5 —= mhd. i, nhd. i (in Reichelsheim und auf dem
Dohen Wefterwald nicht felten): böffig, er bröngt, böt
mit), nöt, Stöd, er woll, die Bröll, bad Könd,
die Körmes, fügen (Mennerod, Marienberg), ömmer
(Hadhenburg).
57. 5 — mhd. u, uhd. u (felten): önne d. i. unten
(Rennerod).
58.5 = mhd. ü, nhd. ü (in Reichelsheim und auf
dem hohen Wefterwalb nicht felten): Henneröds (hinter
ruds), dröden, röden, Stöd, höppen (hüpfen),
Höppel, Köppel, füllen, bröllen, Stömmel,
Kömpel, Stögel.
59. ð —= mhd. tie, nhb. ü (felten): die Köh (Kühe),
möd, bemöht (Dillenburg).
Anm, Die meiften Fälle von Rr. 54—59 finden ſich aud in den
Echriften des 15- 17. vn. nd in andern heutigen Diuletten. Dal.
zu Rr. 54m. Gram. J. J. 773 zu5öm. Gram. 1, $. 78, Schüp 1845.
©. 13; zu 57 m. Gram. I, $. 73; zu 58 m. Gram. I, $. 75, Weins
beid &. 54; zu 59 m. Gram. 1, $. 76.
10
\ u.
60. u — mb. u, nhb. o (am Rhein beſonders zahle
reich in den Barticipien. genummen, gerunnen u. a):
tumm, Summer u. a. In Kahlbach A. Königftein lau⸗
tet Grund, Hund per Druond, Huond. Vol. Nr. 50.
61. u = mhd. ü, nhd. G, in dem ahd. und in ben
heutigen Munbdarten fpwantenden dufter (Königftein),
deufter für büfter.
62. u= mihd. A, nbd. au, am Rhein in uff, f.
Nr. AT,
63. u = mhd. d, nhd. au, am Rhein und Taunus in
®umme für Saume.
64. u — mhd. o, nhb. o (felten): Burem d. i. Dos
den (Nafjau), Hund d. i. Honig, Uwe d. i. Ofen (St.
Goarshauſen), Wuch, Dukter, Inutteln ellburg,
Ufingen)._ Auch in einzelnen Dörfern der Yemter Königftein,
Idſtein, Hoͤchſt und Eltville Hört man dieſes u zuweilen.
65. u = mhd. i, uhd. i (felten): wuffen (Schwals
bad, Limburg), —— (am verſchiedenen Orten, beſonders
am Rhein ud Main).
66. u = mh. ie, nhd. ie, hier und ba auf bem
Wefterwald in den Präter, fung, gung, bung.
67 a — mhd. d, nhd. o zahlreicher als Nr. 64, in
einigen Wörtern auch am Rhein): Brut, Strub, Uben
(Wallmerod, Marienberg, Schwalbach, Königftein), gruß,
huch (Rhein, Taunus, Wefterwald), dut (tobt), ruth
Montabaur, Rennerod, Königftein), gezuge, Truft,
uth (Königftein), Uftern, verfhunt (Weilburg), fu
miſch, korjufh, Batrun (Montabaur).
8. mb. a, nbd. au (felten): Inere (Rhein u.
Taunus), deußen (Marien erg).
= mhb. uo, üe, nhd. ü, bier und da fruh
für
Anm. Die meiſten Fälle von Nr. 60-69 finden fich and in den
Schriften des 15—16. ZJahrh. und in andern heutigen Dialetten. Mol.
u Rr. 60. 67 m. Gran. I, $.80; zu 64 m. Bram. L, $. 81. Bein
old ©. 56. Sähmeller $. 342; zu 62. 68 m. Gram. I, $ 82;
65 m. Gram. L, $. 883. Belnbold.S 56. 57. Sgwelter 5.
gu 61 m. Sram. I, $. 84. Weinhold ©. 54. 555 zu 63. 68. 2
m. Gram. I, 85. Schuß S. 14. _
70. & — mhd. ü, nhd. 8 (felten): mülich d. i. möge
lich (m Rhein, auch hier und da auf dem Wefterwalb).
71. ü — imhd. oe, 5, uhd. 5 (felten): hüren (Ren
11
nerod), Flüh pl von Floh, Düllchen von Doll
(Limburg).
72. u = mhd. ie, nhb. ie (felten): dämere (Ufingen)
d. i. Diebern.
Anm. Die Fälle 71 - 72 fommen auch in Schriften des 16—
16. Jahrh. vor, f. m. Gram. L, $. 80. 92.
Au.
73. au — mhd. q, nhb. u, nur in den Hier und da
auf dem Weftermalb, jelten am Taunus vorfommenden na u
und dau (nun, du) und in Raul Feeichelsheim) für Kul
verfürzt aus Kugel. Vgl. Nr. 132.
74. au — mhb. 6, o, nhd. o, nur in ben beſonders
bei Juden gehörten grauß, Hauch, geftaulen.
75. au = mhd. 6, d, nhb. u, in dem fremden Uhr
(Auer), mhd. ör, ur, lat. hora.
76. au — mhd. uo, uhd. u km): gaut, Rau:
hen (Höhft, Königftein, Ufingen, Wallmerod), Faure d.
i. Sutter (Ufingen, Ioftein, Limburg, Qabamar), Fauß,
Staul (Die).
77. su = mbb. iu, ie, nhd en, ei, ie (in Reichels⸗
heim, auf dem Wefterwalb, hier und da am Taunus): nau,
hau und haut, hauern, drauzehn, naunzehn,
Sauer, Schauer, auer, vaur, aud.
Aum. Die Fälle 73,74, 75, 77 kommen aud in Schriften des 15
— 16 Jahrb., zum Theil auch in andern heutigen Diaiekten vor. vᷣg
au Rr. 73. 75. 77 m. Gtam. I, $. 107. Weinhold, ©. 60; zu 74
m. Gram. 1, $, 112. Beinbold €. 81. Schmeller $. 317. 330.
335. Honcamp ©. 4045 zu 70 Honcamp ©. 405.
Qu.
Iſt in manchen Gegenden ſchwer von au zu unter
ſcheiden.
78. ou = mhd. ou, nhd. au (ſelten): hſouwen d. i.
hauen (Rennerod).
79. ou = mbb. u, nhd. u (felten): Brouftlappe,
Bouze (Wallmerod), Koumer, Soumer (Hahenburg),
Tro use (Rennerob).
. ou — mhd. ö, nhd. o (ſelten. ſou, Moure d.
i. Mode (Wallmerod).
81. ou — mhd. A, nhd. au (felten): Oufſtands,
Strout (Wallmerod), lo u ern (Montabaur), hou d. i.
heute (Marienberg. Rennerod), Brouch (Rennerod).
82. ou = mbb. uo, uhd. u (fehr häufig auf dem
Weſterwald und im Amte Reichelsheim, auch in einigen
12
Dörfern der Aemter Königftein und Höchft, wenig am Une
terrhein, gar nicht am Cherrhein): Boub, Stoul, gout
fg), Hou (Huhn), Mouß, die tlou en, gout,
Blout, thoun, B ou (Buße), Boat Br), —
doufeh (Rennerod , Dillenburg, Herborn, Hachenbur
Reichelöheim), gont, zou, mouß, Bou, roufen (Weil:
burg), tboun, gout, Blout, Hout, Stoul, Rouh,
ou (eimburg, gout, BZouftand, roubig, doun
thun), $ou Soul, Stoul, Spoul, Touch,
oude, Houften, Shout (Schub), Roup (Könige
ftein), Zougkih, Gugkuhe), rouhig (Höhf),. Fo u⸗
ver d. i. Futter (St. Goarshauſen).
Anm. Belfpiele zu Nr. 78 aus dem 15—17. Jahrh. f. in m.
Gram. I, $. 132, aus andern FA Fra bei Shmeller 8.
322. 378. Beinhold ©. 63. S 4.
Ai.
Sf ſelten und fällt meift mit ei zuſammen, doch hört
man bier und da das a bortönen.
8. aĩ — mhd. t, nhd. ei: Straich, waih (Schwal-
bad, Rhein) waig, glaich (Herbom).
‚am nige Beiliee ans dem 15. Jahth. f. in m. Gram 1.
Ei.
84. ei — mhd. iu, nhd. eu (Häufig, beſonders am
Rhein und Taunus): Kreizer, die Sei, eich, nei,
heilen, Feier, Freind, Kreiz, Leit u. a.
85. ei = mhd. &, e, uhd. e, & (hier und ba auf dem
Wefterwald und im Amt Reichelsheim): ich Teife (Her
born), die’ Keir d. i. Kehr (Marienberg), geleibt (Kr
nigftcin), bie Geins (Gänfe, Reichelsheim)
86. ei = mhd. i, nh. 1, te (felten): geirig, das
Beih (Rennerod),, er 1 Hr (Limburg, Rennerod), eich,
Deich, meich (weit verbreitet), Steih, Steiwel(Stie
fen, Wei (Wiege), Heil, geweiß (Königftein, Reidyels:
eim).
87. & — mhd. ie, uhd. ie (nicht zahlreich): freiſen
d. i. frieren, ſche ix (Marienberg), das Their (fenne-
rod), wei d. i. wie (Dillenburg), bei, veier, zeiben,
fleihen, verbeinen (Limburg, BWallmerod), bei, fei,
leib, jeihen, fleihen, [heißen (Königftein, Hchh),
dei, jei, wei, Breif, Beir, NReifter, jemeleire,
Lofteirn, (luſtieren), ſcheißen (Mennerod, Dillenburg,
13.
Herborn), dei, [heißen (Goarshauſen), dad Leid (Rei-
helöheim).
88. ei — mhd. o, nhd. o (jelten): Treippe d. i.
Tropfen (Wallmerod).
89. ei = mbb. 5, uhd. 5 (jelten) gezeigert d. i.
gezoͤgert (Rönigftein).
9, ei = mbd. &, nhb. e (felten): mei (mehr) das
Beift (Hadamar, Limburg, Montabaur, Wallmerod).
9. ei = mhd. ü, nhd. A (ſelten): Kreimmel (Dil
fenburg).
92. ei = mhd. Uo, nhd. A: grei (grün) Breih,,
Keih, Meih, freih, Beibche, Beier, Teiher,
Steil (Stühle), |peilen, feihlen, Bei (Königftein).
Bol. Rr. 9.
Aum. Die File 84— 87 kommen auch hier und da in Echriften
des 15—16. Jahrh. und in andern heutigen Dialekten vor. Val. m.
@ram. I, $. . Beinhold ©. 43 45.46 Schmeller $. 184.
Shüg 1845. 6.13. 15. Honcamp ©. 170.
gi, Ei.
93. In verſchiedenen Gegenden des Wefterwalbs, befon-
ders in den Aemtern Montabaur, Wallmerod, Nennerod,
Herborn und Dillenburg, und in einzelnen Dörfern der
Aemter Königftein und St. Goarshaufen werben bie in Ar.
83—92 angeführten Wörter fo ausgeſprochen, daß das j
flärfer tönt, ei alfo faft zweiſylbig lautet. Der erfte Vokal
Hingt bald etwas höher, wie eigentlich &, bald etwas tiefer,
mehr wie e (ei, Ei), doch können die Wörter darnach nicht
gejonbert werben.
Anm. Die Schreibung At für ai, ei findet fih and im 15—
17. Zabrh. in einzelnen Echriften. Vol m. Bram. I, $. 100. Beine
Bold ©. 14 Honcamp ©. 169.
Di, Oi.
94. So Iautet in verſchiedenen Gegenden bes Weſter⸗
walbs, beſonders in den Wemtern Rennerod, Herborn, Ma«
rienberg und Dillenburg, unb in einzelnen Dörfern ber
Ämter Weilburg, Softein, Höchſt und Königftein der Vofal
der in Nr. 83, 84, 86, 92 angeführten Wörter; diefer
Laut ſteht jedoch auch für einige andere Laute. Das voran
ftehende o hat meift einen Mittelton zwifchen o und d.
R 9%. oi = mhd. a, nhb. a (jelten): die Noicht
weft.
6 oi — mhd. o, nhd. o (felten): gefloihe (Ren:
nerod).
14
97. oi — mh. uo, nhd. u (felten): Moire, Moi:
ter d. i. Mutter (Königftein, Weilburg, Rennerob), ſoi⸗
Ken (Weilburg).
Anm. Die Schreibung oi für mhd.ei,dl für Su findet fh bier und
FR in ‚Sineinen Schriften des 15. — 17. Jahrh. Vergl. m. Grm. I, $.
Du, Eu.
98. Der Laut ſchwebt zwiſchen du, di, cu und findet
ſich in Reichelsheim und auf dem Weſterwald hier und da
für mhd. uo, üe: die Möure, Möuter, das Geſpönl,
Geſtdul (Rennerod), treub, deufter (Ufingen.) In
mehreren Dörfern in der Richtung von Idſtein fiber Lim⸗
burg nad) Diez und Habamar, weniger in öftlicher Richtung
er Ufingen wird das fchriftdeufche iu, eu ſchwankend fa
wie öu, di, oi ausgeſprochen. Weil das Lehrerfeminar frü-
ber in Idſtein war, auch viele Sehe aus der genannten Ge⸗
genb flammen, fo wurbe durch die Lehrer dieſes falſche Su,
dt, oi auch in andere Gegenden verpfllanzt:man hört nun hier
und da Löite, Sich (Leute, euch), woman früher derglei⸗
chen nicht vernahm.
Anm. Kür mhd. Su, uhd. Au, eu findet fich du dfters noch im
15.—16., weniger im 17. Jahrh., nicht für mb. uo, tie, Vergi m,
Gram. 1, $. 133.
ui, Di,
99. Diefer Laut findet fih in dem norböftlichen Theil
des Wefterwalbes bis Limburg, Diez und Weilbur; 12
mhd. üe, uhd. di: grui (erün) Bruih, Muih, fuih:
len, Gemuis, Gemulth imburg Zu in Gurg⸗
ſchwalbach), die Schuich d. i. Schuhe (Dillenburg), Sui
d. i. Sütt (Marienberg). Vergl. Nr. 92.
Anm. Für mhd. A kommt ui im 15. umd noch mehr im 16
ahıh. in Fhwätifhen Schriften vor. Val m. Gram. 1, $. 129. Achns
ches findet fih im ſüdlichen Theil von Beftfalen. Honcamp
©. 407. .
Se.
100. Diphthongiſch, mit dem Haupttone auf i, in
Oberdeutſchland sah, ift in Naſſau felten und faft nur
hie und da auf bem Wefterwald (Selters) in Miere für
Mutter zu hören.
3. Sonfonanten.
B.
101. B ift im Anlaut von p und w in der Ausſprache
15
verſchieden und Hält zwiſchen beiden fo ziemlich die Mitte
102. B lautet im Auslaut im füdlichen Theil bed Lan
des-faft wie p, 3. B. groß, ab.
103. Steht b rollen zwei Vokalen, oder zwifchen I
und r und einem Vokal, fo wird e8 im fühlichen Theil des
Landes und am Unterrhein faft wie w ausgeſprochen, z. B.
bleiwen, Schwalme, Farwe. Bergl. 125. 185.
104. Im Ins und Auslaut wird B im norbweftlichen
Theil des Landes faft durchaus wie f ausgeſprochen, 3. B.
af, gif, Korf, Ralf, Stüfhen, bleifen, er bleift.
Bergl. Rr. 126.
105. B tritt in» und auslautend zumeilen für f ein:
fharb (Schwalbah), vertebendiern d. i. verbefendieren
(Königftein), Hub, Hob (mt.).
106. B if Heute in der Schriftiprache nach m vielfach
abgefallen, wo es früher fand. ie Volksſprache hat ed
häufig beibehalten, fegt es aber natürlich auch da, wo es
früher nicht ftand, 3. 8. Hemb für Hemd (weit verbreis
tet), brumbeln für brummeln (Rönigftein). Vor mer
für mir geht gib in gim, gem über: gemmer,
gimmer d. i. gib mir (ieit verbreitet).
107. Auf dem hohen Wefterwald (Rennerod, Marien-
berg, Herborn) fagt man böt, bit, beat für mit. ©.
das Wort im Wörterbuch.
108. B fteht für Das ſchriftdeutſche h in genäbt, ges
mäbt, gebräbt (mhd. genaet etc. von naejen etc.) in
Hahrheim Amts Königftein. In jäen haben wir heute das
5 nicht (mbb. saejen, 1%); es Tautet in Harheim auch
aeläbt. Bol. Ar. 128. 141. 187.
109. B ift herausgefallen in: die Narcb)en, der
Herſcht d. i. Herbft (Nennerod, Marienberg), in Bou,
era d. i. Bube, herab ıfaft auf dem ganzen Wefterwalb),
in bu gift, er git (mweitverbreitet), in er blei(b yt (Lim⸗
Burg, Weilburg, Idſtein, Schwalbach, hier und ba in Wall
merod) und in mehreren Formen von haben Chan, bon,
hun, ben).
Anm. Die meiften Käle Nr 193-109 fommen aud in der
früheren Sprache und in andern heutigen Mundarten vor. Brol
Ar. 103 m. Sram. I, 8.156. Weinhold ©. 72. Schmeller $ 407;
zu 104 Sähmelter $. 398. Schü S. 16; zu 106 m Gram. I, $.
153. Beiuhold © 72; zu 107 Shüß ©. 16; zu 109 m. Gram,
1, $. 157. Beinpold ©, 72. Shmeller $ All 1
Ch.
110. &h Tautet im ſüdlichen Theil des Landes vor &
16
- wie k, d, im nörblichen und norbweftlichen wie h, 3. B.
Sad, Dachs, Wachs lauten dort geſchaͤrft Flacks,
ads, Wadß, hier gebehnt Flahs, Dahs, Wahs;
De ichſel lautet dort Beikſel und hier und da Deih—
ſel, bier nur Deihſel; Ochs, Ochſen lautet dort
DES, Ockſen, hier Ohs, Ohſe und in einigen Gegen-
ben Dffe
114. Für brauch en, ſuchen hört man in Hoͤchſt fait
brauen, fuben.
112. In Nachbar, durch, hoch fält auf dem
hoben Weferwalb Rennerod, Marienberg) das ch aus:
Nober, dur, hu.
113. $ür welder, folder find weller, feller
weit verbreitet.
114. Für nit ift nit, net (mitt, nett) weit ver
breitet.
115. Für unfer d ſteht ch in ſtechen, Bloc ıim
norbweftlichen Theil ded Landes).
116. Für f fteht ch in gichtig CHerborn). Vergl.
hierzu das ſchriftdeutſche Nichte neben Neffe, Schludt
neben Shluft.
Anm. Mehrere Fälle von Nr. 110—116 kommen aud in der
früheren Sprache und in andern heutigen Mundarten vor. Bol. zu Ar.
110 Weinhold S. 88. Schmeller $. 431; SYüg S. 18; zu 113
m. Gram. L $. 251. Schmeller $. 429; zu Rr. 114 m. Gram.
1, 8. 293. Schmelfer $. 432; zu 115 m Gram. I, 8.209. 213. 215.
D.
117. D wird an, in= und auslautend im fühlichen
Theil des Landes meift wie das ſchriſtdeutſche d auöge:
ſprochen.
118. Häufig wird ber Vokal vor d geſchärft und daun
dd flatt d geſprochen, jedoch meift nur im üblichen Theil
des Landes, 3. B. Judd, Boddem, Ledder, Taddel,
Eddelmann.
119. Für d, db (Mr. 118) ſteht im ſüdlichen Theil
des Landes bis nach Limburg und Hadamar hinauf, auch in
Reichelsheim r, wenn hinter dem noch ein Vokal folgt, beſonders
wenn bie Sylbe er folgt, wobei der früher Furze, Heute ge-
dehnte Vokal meift geihärft ckurz) ausgeſprochen wird, z.
DB. Jurre, Borrem, wirre ıwiber, wieder), meire,
ſchneire, leire (meiden, ſchneiden, leiden), uff bare
Seire (auf b. Seiten), der Farem (Haben), die miere
Glirre ımüben Glieder), loß mich mit Frirre (Frieden).
17
BI. Nr. 176. Bor der Sylbe el tritt dieſer Wechfel felten
ein, alfo niht Tarrel, Errelmann. ©. Nr. 120. 164.
120. Zu Nadel fällt de fat im ganzen Land (Rol),
in edel Cel) nur hier und ba auf dem Weiterwald (Mons
tabaur, Wallmerod) aus Für bald heißt e8 im Süden
des Landes meift ball, im Norden Bal; für wild heißt
es bort will, bier meift wöll; für melben, dulden,
Qulden, Selber heißt es fait überall melle, dulle,
Gille, Seller; für Wälder Hört man meift Well,
für das Bildchen das Billchen; für ſudeln jühlich meift
furle, nördlich ſulle. Bol. Nr. 179.
124. Für md, nd vor einem Vokal und im Auslaut
bört man faft im ganzen ande mm, nn, 4.8. e frems
mer Mann, unn, onn tund), bie Sinn, Kinn,
Schann, — — gebunne.
122. Das Hinter einem Vokal ſtehende auslautende
d fällt auf dem Weſterwald oͤfters ab, 3. B. möi (müb)
La leid), Scha (Scheid), hier und da hört man auch Er
für Erde, faft überall wern, geworn für werden,
geworben. Bol. Ar. 179.
123. Angehängt findet fih d in: Morjend (Mhetn,
Taunus) und geherigd (MBeilburg).
Anm. Mehrere Fälle von Nr. 118—123 kommen auch im der
Sprache umd in andern heutigen Mundarten vor. Bol. zu Rr.
118 m. @ram I, $. 236, Sameller $. 439; zu 119 Schmeller
$. 442. Beinbold S. 66. za ©. 14; zu 120. 121 m Gram.
L $. 235. Schmeller $. 447. 8 ©. 17; zu 122 m. Gram. I
$. 3515 gu 123 m. Gram. I, $. . Beinhold ©. 76.
5
124. Die Ausſprache iſt im ganzen Land fo ziemlich
Die weiche des Bedeeutie en f.
125. In einigen Wörtern wird w ftatt f gehört, fo in
Scäwewel, Deuwel (Teufel), Owe (Ofen), Iiwern
(liefern) und in dem zufammengezogenen barwes Cbarfuß).
Vergl. Rr. 103. 185.
126. 5 ſteht für 5 in Fußmai für Buzbaum (Sel-
ters). Beil . 104.
Anm. ige Wörter and Rr. 125 kommen aud in der frähern
Era und in andern heutigen Mundarten vor. Bol. m. Bram. I.
$. 155. Beinhold ©. 74. Schmeller $. 455.
G.
127. G wechſelt in Deutſchland feine Ausſprache, wie
faſt fein anderer Konſonant; auch in Naſſau iſt dieſes
Kehreln: Worterbuch. 2
18
Schwanken bemerkbar, namentlich Iautet e8 im noͤrdlichen
Theil, hier und da auch im Amte Königftein, beſonders in
Zerbindung mit r und n, faft wie, Ed, z. 8. Fedig
(gedig), Keleng (Gelüng), Sud (Zug), Kroik (Krieg),
Tof, Dok, Schlok (Tag, Schlag), Week (Weg), ärk,
art (arg), Beerk, Bart (Berg), Deank (Ding),
Spronf (Sprung), Tank (lang). In Reichelsheim gleicht
das auslautende g faft einem ge: Schlögk, Wegk. Folgt
auf g eine unbetonte Sylbe, jo wird .g faft wie j ausge
ſprochen, 3. B. Drjel, Morje, Sorje, erjer (ärger),
mätern (Rhein, Taunus, weft.); Aufuft hört man hier
und da auf dem Weftermalb.
128. Für das hochdeutſche Hede jagt man in Ma:
vienberg und Hachenburg, aud Hier und da in Königftein
und am Unterrhein Heege, Heeg. — ©. d. Wörterbud.
129. Für bauen hört man bier und da auf dem
Wefterwald und am Rhein hage; für es fchneit heißt
es auf dem Wefterwald hier und da es ſchneegt, mit lan⸗
gem e. In drehen, mähen, nähen wird für auslaus
tenbde8_ wie für inlautend vor t ftehenbes h hier und da auf
dem Weſterwald g geſprochen: dreg, erdregt. Vgl. Nr. 108.
130. In Magd falt faft allgemein das g heraus,
wobei dann der Vokal gedehnt wird (Mad, Mod); dies
ift baieriſch auch bei Jagd ber Fall, in Naſſau meines
Wiſſens nicht.
‚131. In —age, —ege, —oge, —uge fällt im
fühlichen Theil des Landes meift das g, felten das ge, im
nördlichen jaft überall das ge ab, 4. B. Mage, fhlage,
lege, Boge, Zuge lauten dort Mae, jchlae, lee,
Boe, Tue, bier Ma, ſchla, le, Bo, Fu.
132. In —gel fält meift ge heraus, 5. ©. Nagel,
Legel, Slegel, Biegel, Zügel, Bogel, Kugel
lauten mit langem Vokal faft im ganzen Land Nal, Lel,
Slel, Biel, Zül, Vol, (ul), Kut.
133. Zn den Berbalformen— geft, — gfl,— get, —gt
fällt das g meift heraus, z. B. mit langem Bofal bu Left,
jet, Taf, er Let, fet, lüt für bu legft, ſagſt, lügſt
er legt, jagt, lügt. .
134. In —gen (in Flexions⸗ und Ableilun— formen)
faͤllt im ſüdlichen er des Landes meift das g, Fe ten das
85 im noͤrdlichen faſt überall das ge heraus; das n fällt
ort meift ganz weg, tritt aber Hier als ſchwacher Najelaut
zu dem vorangehenden Bofal 3. B. mit langem Boat
19
ſchlan, tran, fan, Ren für ſchlagen, tragen,
fagen, Regen Segnen und regnen lauten bort
wie bier mit langem Vokal jene, rene (jane, rane).
135. Statt neugierig heißt es Sein neidfches
rig, auf dem Weſterwald neiſcherig. — ©. d Wörterb.
136. Zu beachten ift die hier und da auf dem Mefter-
wald, befonderd in Montabaur und Selterd vorkommende
Ableitung — ig an fonft einfach gebräuchlichen Adjektiven,
3. ®. glattig, Tähmig, leerig, ftumpfig. AÄuch am
Rhein hört man zuweilen feuchtig, Hier aber mit dem
Begriff der Verkleinerung, etwas feucht, auch anfangend feucht
zu werben.
137. Zu beachten ift der faft im ganzen Lande, beſon⸗
ders im fühlichen Theil vorfommenbe Uebergang des — en
und er in —ig in ben zweifilbigen Präpofitionen: nebig,
zwiſchig, obig, übig, binnig, unnig für neben,
zwiſchen, ober, über, Hinter, unter.
Anm. Mehrere der Fälle.in Rr. 127—137 fommen auch in der
früheren Sprache uud in anderen heutigen Mundarten vor. Bol. zu Rr.
127 m. Gram. I, $. 188. 202. Weinhold ©. 82. Schweller $.
463 f.; zu 129 m. Gram. I, $. 359; zu 130. 131. 133 m. Gram. I,
. 108. Schmeller $. 470. Weinhold ©. 84; zu 132 Schmels
er $. 482; qu 134 Shmeller $. 483; zu 135 Beinhofd ©. 8.
9.
138. Biemlic verbreitet find Schuck und Fluck für
Schuh und Floh, in der Mehrzahl dagegen die Schub,
die Flih, Floh. Für Schlehe hört man zwiſchen Tau
nnd und Wefterwald Schliek.
139. In Höher, auch Hier und ba die Höch Hat fih
die frühere Form erhalten. J
140. Statt hier aus, bier oben, hier unten
Hört man bier und ba am Taunus, in Limburg, Montabaur
und Selterd jaus, jowwe, junne.
141. In drehen, mähen, nähen, fäen tritt häu«
fig 5, g, oder w ein, f. Nr. 108. 129. 187.
Anm. Üpnlihe Eriheinungen bieten fich in der früheren Sprache
und in andern heutigen Mundarten. Bl. zu Ar. 138 Schmeller $.
491; zu 139 Beinhold ©. 86. Schmeller $. 495; zu Ilm.
Grem. 1, $. 184. Schmeller $. 496.
3
142. Bon j ift wenig zu bemerken. Hauptpunkte find
bereits in Nr. 127. 140 angeführt. Sonſt find noch zu
beachten bie weit verbreiteten Sormen Geh annes (Johan⸗
20
us) unb tja (ja), bie auch baieriſch und ratenich find, ſ.
Sämeller $. 504. 505 und Weinhold
8.
143. Der Eintritt des k für g in der Ausfprache mancher
Wörter iſt bereits in Nr. 127, des E für 5 in Nr. 138 er
waͤhnt. „Das fremde Abvofat lautet in Limburg Affe:
gat.
& am. Moos und Eis Tauten in Ufingen Moosk,
ist,
145. Der Ausfall des in Markt (Mart, Mort,
Mert) ift weit verbreitet, |. Nr. 167.
Pi aflgeet und Mort hat auch die ſchleſiſche Mundart, ſ.
8.
146. Der Eintritt von IT für Id und DI ift bereitö in
Nr. 120 erwähnt. Diefes II tritt auf dem nörblichen
Weſterwald (Rennerod, Marienberg) au ein in Bellel-
ma (Bettelmann) und Mellezin (Medizin).
147. Ein Wechſel zwijchen I und n zeigt fi in dem
vorzüglid am Ahein gehörten Schnaußforb u. Schlauß⸗
korb. Für Lilie ift Nilje weit verbreitet, für Linie
nicht auf dem hohen Wefterwalb, wo dafür meift Sträme
gebraucht wird. In Reichelsheim wird auslautendes l oft
in a manek: Minn (Mühl), Höhn, (Hoͤhl), Dahn
as 148. Ein Wechſel zwifchen I und r ‚eist in fi den frem-
den Braume und Plaume (Pflaume), Klyftier unb
Kryftier, Aplikofe und Aprikoſe, balbieren und
barbieren.
149. Das T ift ausgefallen in dem hochwefterwälbifchen
a8 (al8), dad man bier und da auch in Zoftein und Mon-
tabaur hört.
Aum. Ähnliche Eriheinungen gewahrt man in der früheren Sprache
und in andern —ãAãA unbarten. Bergl. zu Rr, 147 Schmeller
. 5445 Bi 148 Fi 1. Sram, 1,$8.140. Scmeller $. 543; zu 149
einhotd
M.
150. an gemmer für gib mir ift bereits in Nr.
106 gejprod):
151. Bei verbreitet find Hammer, hommer unb
bummer, wammer und fammer für haben wir,
wann man, wann wir und fann man; bier und ba
21
auf dem Weſterwald (Rennerod, ‚Habamar,, Yimburg) 2),gört
man au wommer für wollen wir. Fe
152. Für donnern fagt man in —S und
Hachenburg dom meln, für Grundbirne Ri am
Rhein Gzumbesn für Marmor in Wiesbaden Mer-
wel. — ©. d. Wörterbud.
153. In Befem, Bufem, Bodem, Fadem be
hält die Volksſprache faft allgemein das alte m Bet.
154. Das ziemlich verbreitete Bangert, Bongert
iſt ſtark verkürzt aus Baumgarten, wie Wingert aus
—
Anm. Apntihe Erſcheinungen gewahrt man in der früheren
swache und in andern heutigen Mundarten. Bol. zu Rr u u
rn De 70; 152 Schmelfer $. 557; zu153 m. Sram. IL, $. 20.
einhold ©. 67. Shäg ©. 17; zu 154 Schmeller $. 857.
N.
155. Der Wechfel zwiſchen m und n in gewiſſen Woͤr⸗
tern ift bereit in Nr. 151 f. angeführt.
156. * ber Flexion des Verbüms en (n) fällt das
n meift ab, 3. B. wir wolle(n) freibe(n). ge den
Harfen —R faͤllt am Unterrhein und im nord weh
en Theil des Landes meift bad le anbermärts sur ba
n ab, z. ®. uerziblen) geftorb(en ; berriffe
Rorbein). Wenn A en Verben auf ten nad ala
fung des e das r in den Auslaut kommen — ſo wird
im Süden des Landes meiſt ein m angehängt, z. B. id
örn, ih verlern (verliere). Nur im Ymmperatio bleibt
iefes m weg. Im norbmweftlichen Theil des Landes
erhält die erfte Perſon meiſt ein n, wenn ich nachſteht, z.
BD. das Hafen id. In der ftarfen Deklination fehlt
meift das n im Dativ a, 3. B. de(n) € nel). In
der ſchwachen Deklination "der Subftantive fällt im Sing.
en, im Pi. n ab, 3.8. dem, den Aff; die, der, den Affe.
In der föwagyen” eflination der Adjektive fällt dad n re
gelmäßig ab, j. B. die (große(n) Buben). — Das en
der Ableitung und $legion geht bier und da 3. B. in Kahl.
bach A. Königftein in a über: Galga, Wieja, Garta,
Daubazehna (Taubenzehnten).
157. Einfaches n im Auslaut einer langen Stamm-
ſylbe wirb gewöhnlich abgeworfen und dann der Vokal etwas
durdy die Nafe geſprochen, fo daß man ein halbes n Hört,
3. B. Wein, ſchön, grün, Ban, Stan n (dei, Stein),
Hahn und Hohn (Hain).
22
158. Werden mein, bein, fein, ein, Bein beflis
niert, fo werben meinem, meinen u. ſ. w. "einfylbig mit
halbhörbarem n durch die Nafe geſprochen ; in ein, fein
geht ei in a über (Nr. 7).
159. Die Verdoppelung nn im Auslaut wird im Sůü⸗
den des Landes ſcharf ausgejprochen, auf dem Weftermalb
dagegen hört man langes Ma, da (Mann, dann) mit faum
vernehmbarem n (Nr. 157).
160. Bor 3, zuweilen auch vor z in Stammfylben fällt
auf dem Wefterwald und Hier und da am Taunus zuweilen
das n heraus, woburd dann der Vokal gebehnt wird, 3. B.
us (und), Sas — Gas (Gans), Fiſter, Feſt er
(8 ee (Schwanz), Life (Linfe), aud) vor f
aft (janft
161. In Montabaur und Selters hört man vielfach
Kneid für Kreide
° 162. Weit verbreitet iſt Naſt für Aſt. Vergl. auch
Arde und Narbe im Wörterbuch.
Anm. Die meiften Fälle in Rr. 156-1 rn auch in ber
früferen ori nei aber Beten en a Ar.
156 m. Gram_1, $. 376. Weinhold ©. 68. Schmeller $. 581—
502. Sähüp ©. 19; zu 157 Schmeller $. 564; zu 158 m. Gram. I,
$. 331. S meiter $, 564. Weinhold 68; zu 159 Sämelter 6.
568; zu 160 Schmeller $. 567; zu 162 m. Gram. I, $. 1
Fi.
... 163. Bf Eommt in der Ausſprache nicht vor, man hört
dlur nur d, »p, z. B. Barre, Blaume, Plud (Pflug),
Damp, Kopp, Appel. Nur in Sgoͤpfer wird aus
religiöſer Scheu pf beibehalten, nicht in dem gleichlautenden
Schöpfer zum Waſſerſchöpfen (Schepper).
Anm. ühnliches bieten audere_heurige — ſ. Schmel⸗
ter $.518. Weiinhold S. 78. Schüß S. 16.
N.
164, ge Übergang von d in r f. Nr. 119, von tin
r Nr.
105. On mehr fällt ziemlich, allgemein das r ab (meh,
mib), y Jahr, Mohr nur bier und da (Salz A. Walls
merod). 5
166. Das er der, Ableitung wie der Pluralflegion geht
Bier und da in den Amtern Wallmerod, Montabaur und
Königftein in ein ſchwach tönended, nach der Kehle hin ge:
ſprochenes a über, (4. B. Eim acha (Eimercher), Banker
23
zottmaha, Guckelcha, Männucha, Dingelha, Hep-
pa, (Hüpfer), hauan (hauern), vafpielt, ea (irr), brova,
Kenna (Kinder), ima (Salz, Sumbjangen), blärra (Blät-
ter), Schnirra (Schnitte), Broira (Brüder), Yärra
(Feder), Korra (Kater), Moira (Mutter), u. a. Koͤnig⸗
Rein). — Die Diminutiven auf — hen haben faft —
eängig, im Plural — der.
167. Hier und da (Weilburg ‚ Mfingen, Montabaur,
Limburg, Joftein) hört man Mad für Markt f. Nr. 14%
168. Inlautendes x ift auögefallen in Dam (Arm) u.
Schoanftein (Schornftein) in Königftein und in Aſch,
Setoajk (Diskurs), ko aſchtig (garftig), provoaſchi
(provorih) in Montabaur, Kah laſch, Herrubaͤk (berg),
ware Feldtheile in Oberbredjen).
Für unfer ſſ, ß fleht r in Iöir, Tore (loß,
gaſer aa murren (möüffen), die man bier und da inden
Amtern Herborn, Weilburg und Habamar hört.
\ — auch In bergen Mundarten fan 2 öfters aus, Jgams
er 2. u—den er Ar, v u jun
167. 168 |. rt RN b ee
©, 8,1%, f, Ip
470. Das alte | für r hat ſich erhalten in verleifen
und freifen d. i. verlieren und frieren (Rennerod,
ED Rebe für Sc im Flaß und friß 8.1. gleiſch
71. 8 ſteht für fh in Flaß und friß d. t. Slei
und frifd (Dillenburg, zuweilen aud in Gabamar und
Limburg); für tz in —* eſchwaßt, ſaße d. i. ge⸗
ſebt, Seiamäpt, fegen ( illenburg),
fteht für iM s in oe d. i. Herb
Bein) und Dafch d. 1. Deis (Afingen). — Über
a8 — in bei weiblichen örten ſ. Nr. 20
173. ft und fp werben anlautend wie ſcht, und ſchp
ausgeſprochen, doch nicht in allen Gegenden gleich ſtark.
Auslautend dringt ein ſchwaches it für ft immer mehr ein,
beſonders nad r: warft, erfi, Wurft. — In Königftein
hört man Buft für Buſch, in Neiheispeim Gaa ſt für
Gaaß (Geiß).
174. Für du hoͤrt man faſt in ganz Naſſau u. Heſſen
te, fte: willte, ſchrei bſte (nach alter Form). Diejes
Re wird namentlid) auch an Konjunktionen gehängt: o b ⸗
ſte, wennſte, weilſte, wiefte ſiatt ob bu x.
Anm. Ähnliche Erſcheinungen gewahrt man in der früheren
ESprache und in andern heutigen Mundarten. Vergl. zu Rr. 170 m.
24
Gram. I. $. 250. Weinhold ©. 81; zu 172. 173 m. Gram. I, $.
259. Weinhold 6,80. Schmeller $. 6495. Cdüp ©. 17. 19.
T.
175. Im Anlaut wird t faſt im ganzen Laub weicher
geiprochen ald tm Auslaut. In ältern naſſauiſchen Weid-
thümern bei Grimm fteht fehr oft nieberd. d, wo wir heute
t fchreiben: Dag, Deil, dbreiben, drinken u. a.
176. Im füblichen Theil des Landes geht, etwa Mut
ter (Motter) ausgenommen, t, tt ynifden zwei Vokalen
regelmäßig in r über, im nördlichen faft nur dann, wenn
noch ein r im Worte nachfolgt, das dann aber wegbleibt, z.
2. dort Kirrl, Beurl, Her Kill, Beul, dort und
bier Werre, Rare, Reire (Wetter, Kater, Reiter), dort
immer, bier meift Leite, geſchnir re (leiden, gefchnitten).
Bl. Nr. 119. 164.
177. Die Form {8 für ift ift weit verbreitet.
178. In der Verbalflegion fällt von det, tet nad
mittelhochdeutſcher Weiſe das et gewöhnlich aus, z.B. er,
ihr ſchneid (et), reit(et).
179. Auslautendes i fällt wie d (Mr. 120. 122) auf
dem Wefterwald und in einzelnen Dörfern des Amted Ko—
nigftein öfter8 ab, das dann auch inlautenb fehlt, aber den
vorhergehenden Vokal verlängert, 3. B. al, die Ale, kal
(alt, Alten, kalt), das Gebloi, die Loi (Geblüte, geute),
der Scha (Schatte). Am Rhein Heißt 8 die ALL, bie
gan für Älte, Kälte, aber alt, Kalt, nicht all,
alt.
180. Für das, was, es hört man im nordweftlichen
Theil des Landes, auch bier und da am Taunus gewoͤhn⸗
lid) das nieberbeutfche dat, wat, et.
181. Für guter, gutes fagt man im fühlichen Theil
des Landes gure, guts, im nörblichen Theile goure,
gous.
182. Für morgens, abends hoͤrt man im noͤrdli—
hen Theile des Landes (beſonders in Hachenbutg) morjets,
owetö; für geftern, Leicht, ſchon im nörblichen wie
füblichen meift geftert, Leicht, ſchunt, bier und ba
ſchunſt; für anders meiſt anderft Cannerft, an-
nerſcht, annerfehter), für Ferſe meift Kerft (Farſt),
für 0gg* dort Ihe, Hier Eh, Jh.
183. Schottel für Schüffel ift beſonders in ben
Amtern Hachenburg und Selters verbreitet.
Anm. Die frühere Sprache und andere heutige undarten gewähren
25
17; 3u178 m. Gram.I, 8.241. Beinhold ©. 78; m180 Shük ©.
FAN 182 Weinhold S. 77. Schmeller $. 680. 681; zu 183
Shüg ©. 17.
V.
184. Für Frau, neu, treu heißt es in Marienber;
in mehr alterthümlicher Weiſe Frav, nen, tren, fi
Sram, new, trew imhd. vrowe, niuwe, triuwe).
W.
185. Der Übergang des 5 in m ift bereits in Nr. 103,
bes £ in w Nr. 125 ermähnt.
186. In ebbes für etwas hat bad w das t in
ben entſprechenden 2ippenlaut b verwandelt und ift dann
felbft in b übergetreten.
187. Für bauen, drehen, nähen, mähben, fäen
heißt es in Rennerod houwen, in Ufingen und Reichels⸗
heim bremen, newen, mewen, ſe wen, in Hödft Drä«
wen, näwen, mäwen, ſäwen. Dergl, Nr. 108. 141.
188. Für Bafe und Bäschen ift das mehrnieberd.
WAS, Wäsche fehr verbreitet,
189. Steht dad Pronomen wir ımmittelbar hinter bem
BZeitwort, fo wird es regelmäßig angelehnt und heißt unbe
tont mer, wobei dad auslautende n des Beitworts abfällt,
3 B. [ollemer, lefemer. Dieſes mer für wir findet
fich ſchon mhd. in heſſiſchen Schriften. Vgl. Nr. 151.
Sprade und in andern heutigen udarten vor. au u Rr. 185 m.
@ram. I, 5 134 Schmeller $. 68. Weingold.
8, 8.
190. In Weize fteht z für ß (mhd. weize), welches
Tegtere man noch meift auf dem Weftermald Bis an den
Zamus hin hört (Waß, Weß). — Über & fürpf.
26
1. Wortbiegung, Wortbildung, Saglehre.
Aus diefen drei michtigen Kapiteln der Grammatik
führe ich Hier nur einige ftark herbortretende Bejonberheiten
an, bie — oder minder im ganzen Lande vorkommen, ſich
Fe} zum Theil noch über Die Graͤnze desſelben hinaus er⸗
‚eden.
1. Dehlination der Subfantivr.
191. Das e im Plural der ſtarken Deklination wird
faft durchgehends weggelaffen, 3. B.die Schläg, die Bank,
bie Säiff.
Anm. Über das fehlende n. f. Nr. 156. .
192. Der Umlaut nimmt bei den männlihen Wörtern
im Plural fehr zu, weniger bei den weiblichen, 3.8. Born,
Froſt, Hab (Habicht), Halm, Hund, Knall, Krad,
Tag, Laſt Haben faft überall den Umlaut.
193. Der Plural der ſaͤchlichen Wörter auf er und
ber dadurch bedingte Umlaut nehmen zu, 3.8. Bett, Ding,
Gebet, Gemälde, Gemüſe, Gejpräd, Gewölb,
Hemd, Scheit, Seh, Seil, Sieb, Teftament,
Gefang, Io, Lineal.
194. Zu der Pluralbilbung — er gehören wahrſchein⸗
lich auch die der Volksſprache angehörigen und hier und da
and) in bie Schriftfprache eingeführten Genitive BI. Stüder,
Maler, Tager und Tagner, Wagner, Woder und
Wochener, Stunder und Stundener u. a., bie mit
dem vorangehenden Zahlwort ein und. einem nachfolgenden
Achliont verbunden und davon abhängig find, 3. B. Gin
tüder fieben Kerls (Deblenfhläger); in Tagner brei
(9. v. Rleift). Die ſächlichen Subftantive giengen voran, bie
andern folgten nach. Die nafjau. Boltefprade Bietet viele
eiſpiele.
195. Die Eigennamen von Perſonen bleiben regelmäßig
unbefliniert. Statt de8 Genitivs fteht eine Umfchreibung
mit von oder dem bejigangeigenden Sürwort, |. Nr. 212.214.
2. Konjugation.
166. Der Umlaut in der 2. und 3. Perſon des Singu-
lars im Praͤſens ſchwacher Werben nimmt zu, 3. B. du
mächſt, packſt, jägft, er mächt, pädt, fägt.
27
197. Der Rüdumlaut, d. i. die Zurädführung bes aus
a umgelauteten e in das uriprüngliche a iſt im Norben bes
Landes zahlreicher als im Süden, 3.8. gejagt, geftallt,
gewaunt, gezarrt.
Anm. Über das n der Flerion ſ. Rr. 156.
3. Ableitung.
198. Das ableitende e fehlt durchweg, 4.8. ber Aff,
Bub, Ochs; die Gi, Trepp, Säul; das Aug; die
Groß, HöH, Lang; blöd, müd, zäh.
199. Statt e tritt bei einigen von meſſenden Adjeltiven
gebildeten weibliche n Subftantiven ing (ung Rr.39) an,
2. Braring (Breitung), Dicking, Diefing (Tie
g.
200. Säriftbeutiß werben von männlichen Amts und
Familiennamen Durch Anhängung von in weibliche gebildet,
. B. Luife Millerin (eiter, Kabale und Liebe 2, 3),
au Pfarrin (@nethe 25, 353). Myd. fand mitunter
beſonders nad} x bloßes —se, aͤhnd. —sen ftatt —in, her⸗
Dorg Kgangen aus dem lat. —issa, Fang Tese, fpan. —esa,
. mbd. suldierse Solbatenweib, beckerse, dann Hol«
enweſcherſen (Böhmer, cod. diplom. francof. 513 vom
J. 1332). Hieraus Hat fi fen und ſchen, abgekürzt je
und ſche in unfern Dialekten gebilbet. Im Süden des
Landes lautet bie Sylbe fen und nad r meift ſchen, im
norböftlichen Thell meift ſche, im norweftlichen fe, 3. B.
von Beder u. (dem Amtönamen) Amtmann: bie Bek—
kerſchen, Bederjhe, Bederje, Amtmannfen (m
Amtmännfen), Amtmannjhe, Amtmannfe
201. Die Ableitungen auf rei nehmen zu, 3.0. Bet-
telerei, Kraͤnkelerei, Schmeidelerei.
Anm. Andere Ableitungen |. R. 106. 123. 136. 137. 144. 153.
182. Zu Re. 200 f. Grimms d. Gram. IL, 388 f.
4. Bufemmenfchung.
202. Unechte Zufammenfe nen, deren erſtes Wort ein
fleftierte® Apjektio ift, find jchriftbeutih Feinsliebhen,
Mitternacht und das im Ädjektiv ftark und ſchwach bie-
ende (en) Hoherpriefter, (der) Hohepriefter. —
Eigm find dem rhein. Dialekt Die Formen: Alterheit,
28
Brüberbeit, GOrsßerheit, Jüngerbeit, Kleiner
Reuerheit, Schonerheit, die aber meift mit
Ketpaftionen (bei, in, von) verbunden find. rüber fagte
man ohne Bufammenfegung: von junger Heit auf —
von Jugend auf.
Anm. Bol. Schmellers bayer. Wörterbudh. 2, 254.
5. Geſchlecht.
203. Viele Subftantive find im Laufe der Beit aus ei⸗
nem Geſchlecht in das andere übergetreten, manche ſchwan⸗
ten noch heute in ber Säriftiprae, viele im Ber, leich der
Volksſprache zur Schriftiprace. Die in ben na] jauifchen
Mundarten zu beadhtenden find im Wörterbuch angeführt.
Eharakteriftifch ift im mörbl. Theil des Landed das vor
weiblichen Vornamen: das Marie.
6. Berhleinerung.
204. Die naffau. Volfsmundarten haben nur die Ver-
Bleinerungöformen — hen, — elchen, erden (nur
im Plural, und da eigentlih ercher f. Nr. 166), night
Zen ober das ſchweiz. — li, das öfterreihiihe — le,
— e
205. In der Kinderſprache heißt es auch: das iſt
—“3 gutche; geh ſachtche; ſchweig ſtillche; 9
ganz ſauberche. — Eu Rinderfprade ehlt der ſonſt
— Umlaut, z. B. Gottche, Mutterdhe, Bas
erche.
7. derueinuug.
206. Die doppelte Verneinung (kein, nicht) iſt ziem⸗
lid) verbreitet, 3, es war kein Menfeh nich u
8. Satlehre.
207. Die Umfchreibung des Praͤſens im Indikativ
mit thun unb bes Gmperfehis im Konjunktiv mit thät ift
I Fa Ai thun lefen, ich thät gern lefen, wenn
ich ein hätt.
208. Das Imperfekt im Indilativ fommt im Säben
faft gar nidht, im Norden nur wenig vor, z. ®. id) gung,
trag, hieg, ſ. d. im Wörterbuch. Das in die Rede einge
Thoßene fagte ih, er (fat) ift Häufig.
29
209. Für das Zuturum iſt das Praͤſens ſehr im Ge
brauch, beſonders wenn bie Zukunft durch ein Zeitabverbium
ansgedrüdt ift: morgen, nachh er ſchreibe ic.
210. Das Plusquamperfekt wird hoͤchſt felten, das Fu⸗
turum exaktum gar nicht gebraucht.
211. Daß reflegive ſich für ums iſt fehr verbreitet, z.
B. Wir wollen ſich fegen.
212. Das Pofleffiopronomen neben dem Dativ eines
Subftantivs ift jehr gebräuchlih: dem Water jein Rod,
ber Mutter ihre Schuhe.
Anm. Die Schriftfprace zieht den Genitiv vor. S. meine Schul-⸗
grammatit $. 369, 4 u. meine Grammatik des 15—17. Jahrh. 3. $. 110.
213. Der von Subftantiven, Abjeftiven und Verben
chriftdeutſch abhängige Genitiv iſt in den nafj. Mundarten
jelten, man wählt daflır bei Adjektiven Lieber den Afkufativ,
bei Subftantiven und Verben die Umſchreibung mit einer
BVräpofition, z. B.: Er ift ben Weg kundig; das End
vom Lieb; ih freue mid über das Buch.
Anm. Die fhriftdeutfhe Sprache gebraucht Ähnliches.
214. Das Kürwort welcher, welche, weldes i
(wie auch Baier. Sm. 4, 6.) nur Fragewort, und zwar mei!
in ber abgefürgten Form weler, wele, weles (weller,
well, well). Für ben Betntiubege fteht der, Die, daß,
für Ießteres (db a8) im ſũdlichen Theil bes Landes aud oft
was, bas ſich nah dem nördlichen Theil hin allmählich ver»
liert. Das unbeflinierbare wo, in ber älteren Sprache nicht
nachweisbar, in der ſüddeutſchen Volksſprache ſehr gebräud-
lich, und zwar für alle drei Geſchlechter und beide Zahlen,
jedoch nur für den Nominativ und Afkufativ, tft am Rhein
und Main bäufg nörblih vom Taunus nur hier und ba,
auf bem eigentli Wefterwalb gar nicht im Gebrauch.
Am Rhein und Main und hier und da in ben benachbarten
Amtern Königftein und Ufingen gebraucht bie Vollsſprache
jern ber wo, bie wo, ſelten das wo, befliniert dann ber,
die, das im Dativ und Akkufativ Sing. und Plur. und
läßt wo unverändert daneben ſtehen. Das Relativpronomen
fo kommt nicht vor.
215. Bon ben Relativfonjunktionen find die mit wo—,
wor-— fehr, die mit da —, dar — faft gar nicht im Ges
brauch. Gine am Rhein ſehr häufig, noͤrdlich vom Tau
nus bis an ben Wefterwalb nur in einzelnen Dörfern, auf
dem eigentlichen Weſterwald meines Wiſſens nicht vorkom⸗
30
menbe Gigentbümlicjfeit befteht barin, daß zwiſchen wo —
und bie Präpofition ein der ober, wenn bie Praͤpoſition mit
einem Bofal anfängt, ein da eingeſchoben wirb: Das Mei:
fer, wo der mit id geſchnitten habe; das Neft, wo drin
bie jungen Vögel waren. .
Worterbuch.
33
A.
Aa (tt.), zweiſylbig und zweimal betont, ein uraltes
Bort, jet nur gebraucht, wenn mit Kindern ober vertrau⸗
lich geſprochen wird: „das tft Aal Ya machen“, feine Noth⸗
durft verrichten; ſchweiz. aa, agge machen, nd. a bon.
Srüher wol mit —X geſchwundenein Kehllaut haha
ober chacha, griech. kake (xaxx7), ital. ſpan. franz. caca,
dem dat. cacare zu Grunde liegend.
4 Hört man bier und da für Aa.
Aar £., ein nicht ſtarker Bach, der bei Diez in die Lahn
mündet. Das von der A. durchſchnittene fruchtbare Thal
heißt auf Der Aar.
Abbe, Abbo, Aua m. (Hadamar, Wallmerod), ſieg.
Abe Großvater. Vergl. hebr. abh, abba Pater, goth. aba
Monn, die_ahd. Eigennamen Abo, Abbo, lat. avus Groß-
vater.
Abben, ebben, äbbchen (vom nörbl. Taunus bis Weſt.),
um ſich frefien, eitern, die Heilung einer Wunde verzögern,
bſ. von mwollenen Tüchern und Lappen gebraucht; Abbig,
ebbig geneigt um fih zu frefien. Vergl. baier. öfterr,
Afel wunde Stelle, Entzündung; äfelig mund; Afeln
wund reiben; ahd. afalön bereiten; baher vielleicht gerben,
reiben, wund reiben.
Abblotſchen, abblogen ſich, abarbeiten, ſ. bloßen.
Abdrüden und ſich abdr., fortgehen, fich entfernen,
fg Reiben, aud) f&b., Bf. früher.
Aber, ober hört man hier und da am Rhein und Taunus
für oder; mhb. bis ins 17. IH. zuweilen oder aber,
aber, lauf. aber. ©. m. Gram. d. 15—17. 36. III. $.
361. 371.
Abern, Abro, Abroe, Abror, Aberhoor f. pl
Augenbrauen, bei Sch. Auber. Sm. 1, 11.242 hat Über,
Augenäber und nimmt ber mit Necht als Verkürzung
aus Bra, Braue an (goth. brahv, ahd. präwa, prä, mhd.
bräwe, br&). Abror und Aber boor (Montabaur) find
Aber-Haare,
Abern (8.), 1) fich von neuem zeigen; 2) Tängft vers
gangene Sachen wiederholen; 3) fich öffentlich auflehnen Au
gen etwas, widerbellen, antworten (j. empern). Dieles
Keprein: Wörterbuch. s
34
Wort ift ift in feinen verfchiebenen, aber doch fehr vewand⸗
ten Bd. das ne avarön, whd. avern, aͤnhd. äfern wies
derholen, von dem alten Adv. aber, goth. afar, ahb. avar,
avur, aver, abur, abir, mhd. aver, aber abermald, wies
berum.
Abert m., Theil einer Gemarkung (im Dilgebtet).
Das Wort gehört wahrſcheinlich zu ahd. Aper, mhd. Aber,
obd. aber ſonnig, offen, frei von Schnee.
Abfangen, ſchlagen, |. Fang.
Abficken, mit der Fick (Dehtange) die Schiffe ans-
mefien.
Abg, ſ. äͤbich.
Abgefaͤllen. (S.), 1) das was von einer Sache ab»
fällt, 3. B. beim Bereiten der Speiſen, bei verſchiedenen
Handwerkern (ſchd. Abfally; 2) fg. Schläge.
Abgelagerter Wein iſt folder, der ſchon Iänger auf
dem Lager liegt und fo die Natur ded neuen Weines etwas
verloren hat.
Abheppeln ſich (Gaub), ſich mübe lachen, ſ. Heppel,
Ab ich, ein uralte Abj., goth. ibuks, ahd. apuh, apah,
abuh, mhb. ebech, ebich, ſchwed. afvig, hol. aafsch, öfterr.
abi, Baier. abech, abechig, Abicht, ſchweiz. abäch,
jchwab. abich, äbich, fehle). äbich, äbicht, heſſ. Abih
epſch, naffau. abig, abg, awig, äbſch, abjch, eebſch,
eepjh, eebſcht. Das Wort ift mit der Präp. ab vers
wandt und bd. das Ab⸗ und Qurtifiehenbe; dann das Ver ·
kehrte, Linke; in Bezug auf die Sonne das von ihr Abge⸗
wendete, Nörbliche, daher Rauhe, Kalte; in Bezug auf
Wenſchen das linkiſche, albernhochmüthige, mürrifche, rohe,
falſche Weſen.
Abjackern ſich, ſich durch jackern (ſ. d.) ermüden.
Abjaxen fi, ſich durch ja zen (ſ. d.) ermuden.
Abklavieren, abnehmen, erflären, gleichſam auf dem
Klavier abjpielen. „Deß kannſt-de der doch leicht ab⸗
klaviern.“ Datterid 66. Man hört auch „am kleinen
Finger abnehmen, abfingern.“
Abflöppeln (S.), ſich entfernen, fortgehen; fg. ſter⸗
ben, Nebenform zu abfnüppeln.
Abknüpfen, abEnippen, abbinden, fg. „No, fei
nor net fo korz obgefnippt“. Streff 30, d. t. fo kurz
angebunden, wie ed ſchd. heißt.
Abfnüppeln (zhein.), fortgehen, meift fg. fterben;
35
eine Rebenform von abEnüipfen, ben Knopf Iöfen, nicht zu
Knüppel (obd. Knüpfel) gehörig.
Abkrachen d. i. zerreißen, von Fäden, Striden ꝛtc.
hört man bier und da.
Ablegen bei Schiffern oa. abfahren, wie anles
gen fva. anfahren, landen.
Ablugfen, ablugen, bier und da ablungfen (mt.),
9) einem etwas herausbetteln; 2) in verſchiedenen Kinberjpie-
len abgetwinnen, eine übertragene Bd. von ablugen ab»
fehen, ablauern, f. Iugjen. Grimm d. W. fhreibt ab»
Iugfen, Weigand d. W. abluchſen von dem ſcharf⸗
ſehenden Luchs. Die Form ablungfen könnte eine Neben⸗
form bes hochd. ablungern ibehend abnchmen) fein, vom
ahd. altf. lungar (fchnell, behend).
Abluppern, ſyn. mit ablugen, f. luppern.
nömehren (wt.), Stieftindern das ihnen gebührende
elterliche Erbtheil geben und fie jo gleichſam ablöjen. „Der«
nocht hun ich mein Stieftinn abgemehrt“. Lennig 62.
©. mehren.
Abnehmen n. Crhein.), eine Krankheit, wobei alle
Glieder geihwächt find.
Abradern fi (wt.), ſich abarbeiten, Bj. Sur niedrige
Arbeit, kommt auch zuweilen ſchd. vor, z. B. bei Tied.
©. Rader, radern
Abramſchen (wt.), für einen nievern Preis (Spott
preis) kaufen. St. 2, 257 hat ranzen Handel treiben; ab-
Dingen, durch Ranzen einen Nachlaß von ber Forderung er+
halten. Abramſchen fcheint dasſelbe Wort zu fein; vgl.
ramſchen.
ſ
Ablc, ab . abich.
(San BR —8 ſich abarbeiten, ſ. ſchanz eun.
Sch. hat das Schewwei, Schümwmwel ein rundes Eiſen,
es ker pſchalen der Lohe gebraucht wird, wol das ſchd.
aufe
f PN mieren fg. abprügeln, auch ſchd. (bei Tiedh,
. ſchmieren.
Abſchnauzen, abſchneuzen (chein.), fg. berbe
Antwort geben. "
Abjhreden, ſ. ſchrecken.
36
Abſegeln (8.), fid entfernen, fortgehen, fg. fterben,
wie abbräüden, abElöppeln, abfnüppeln.
Abfenat, obfenat, abfernat, obfernat,
abfonat eigenfinnig, empfindlich, wunderlic, hier und da
(3. 2. Buch, A. Daftätten) auch brav, artig; davon A(O)b-
fecdJnatigfeit; lat. obstinatus (beharrlich dim Guten wie
im Böfen), obstinatio, franz. obstind, obstination, engl. ob-
stinate, obstinacy.
Abſpliß m. (vlt), was abgeſpliſſen Jiſt, ein Theil,
Stüd, 3. ®. von einem Gute. „Hier, (in Eppenrud) war
ein eigenes Vogtgericht, vermuthlich ein Abſpließ (L. Abſpliß)
des in Iſſelbach“ Vogel, Beſchreibung des Herz. Naſſau
1843. S 776.
Abftehen den Wein, ihn aus einem Faß in ein ane
deres umfüllen, um ihn von feinem trüben Nieberfchlag
¶ Trub) zu befreien. Daher Abftic.
Abtäg, Abteich m. (8.) Stellerfanal. Sm. 1, 426
bat: „Der (dad?) Teuch, die Teuchen, die Teuchten,
Vertiefung, Niederung im Gelände (terrain)” und glaubt,
daß das Wort eins fein könne mit Teich, indefjen einem,
dem ältern tiuhen (untertauden) entjprechenden Verbum
teuchen näher zu liegen fcheine. Auch W. hat die Teuche
feuchte Stelle im Ader. Vgl. Deuchel.
Abtalken, abprügeln, f. talfen.
Abwadeln Crbein), abprügeln, |. wackeln.
Abweichen.n. (rhein.), Durchfall, obd. wt.
Abwilligen (olt.y, erlangen. „Der fal dem lehnhern
dat afmilligen, als gebürlich tft.“ Gw. 1, 640.
Ad und G(e)]rach (wt.), eig. Krach: 1) auf 4,
aufs Gerathewohl; 2) mit A., mit genauer Roth. Das erfte
Wort ift die Interjektion ach, die häufig mit weh und
ſchon im 16. Ih.) krach verbunden wird. ©. Krach,
kraͤch zen.
Adel t. m. (wt.), das Eſſen; acheln, achlerig,
undeutſch, au? der ZJuden- und Gaunerſprache eninommen
(hebr. achäl efjen), kommt ſchon im 16. Ih. bei Fiſchart
vor.
Acht baffen, A. paſſen (Meilburg, Dillenburg)
fva. Acht geben.
Ahshofel, Azbofel f. m. (vlt.), wol Azthelm.
„Brünholz, was man mit eyner achshoſeln abeflagin. mag;
zum ß mit eim axhoſel mogen „abegeflagen.“ Gw. 1,
525.
37
Ach zern Hört man bier und ba (unterrhein.) für
— abgeleitet von der Ach zer (in den Schriften dee
7. 3.)
Adel, Hadel f. (vhein.), Tannenzapfen, bſ. wenn fie
Düne find. Gb. abil ift joa. Ahre; mht. achel ift mehr
Die Spige der Ahre; in einigen Gegenden Deutichlants heißt
die Achel auch Age, Agel, Hachel, Grachel. Adel,
Hadel ſcheint dasjelbe Wort zu fein, nur mit Härterer
Ausſprache des Kehllauted. Das ahd. hacha, eine Waldbes
uennung bei Graff IV, 772, ift doch wol nicht zu vers
gleihen? ©. Gohkel.
Ackeln (8) ickel n (rhein.), neden, durch Vorwürfe
ober auf verdedie beißende Art Urſache zu Streitigkeiten
ſuchen, ober geben, davon ber Adler, Idler, bie Ude
lerei, adlerig. St. 1, 93 hat äfen in dieſem Sinne
und ftellt es mit dem Bastifchen ega, ſchwed. ägga (zum
Zorne reizen), holl. haakeln (Urſache oder Gelegenheit zum
Zank Ey goth. hnaigan (veripotten), hochd. neden zu
fammen. 1, 24 bat äcken ſchmähen und 1, 25 edeln
mit einem, im beleidigende, Herausforbernde Worte ges
ben, ſchwed. äggas med nagon. Sch. hat ſich äden, fü
jegenfeitig neden, ärgern; Stieler und Grimm (b W.
en in bemjelben Sinne auseden (fo au 9. Sah8),
wae nah Grimm an das altn. eggja (ſchaͤrfen semahnen)
7 kamen. 3 ‚ga gemahnt, wobei zugleich an Ede zu benfen
iſt. Vol Air: egern.
Ader f. pl. & Buchweizen. Goth. akran, agſ.
äcern, engl. acorn, holl. aker, nd. Eder, aͤnhd. Aderan,
Adeten Aderam, Ahrent, Edern, in obd. Volks—
mundarten Aderam, Akram, Agram, Aderum, Ach e⸗
rand, Achern, Agerig, iſt zunächſt Erirag der Eiche
und Buche, dann gefäete und geerntete Frucht überh.
Adern mit jemanden (S.), mit ihm auf eine mehr
ober weniger gute Art fertig werben, verfahren, ihm ent
weber ftarfe Berweife geben, oder ihn bin und ber ftoßen,
prügeln. Aventinus hat im 16. W „Dieweil alſo am
Rhein vnd an der Donaw Keyfer agimianıs mit vun
Teutſchen zu ader gieng (ihnen zu ſchaffen machte).“
m. Gram. d. 15—17. 3. UI, $. 245.
Aders (8. weit), nur, sloß, fieg. eckerſch, ſchleſ.
ad, od, ahd. ekorodo, eckrodo, echrodo, echert, okker,
okkert, mhd. echert, ockert, ockers.
Ade f. Narte.
38
Uber, abder findet fi im vielen alten, Bf. rheingau.
Urkunden für oder, mh. oder, ader, uder, ode, od, ah.
odo, edo, goth. aiththau. j
Aberih m. 6 weft.), Rellerfanal, fieg. Arig, abge
leitet von der, deſſen Vegriff nicht auf Blut beichränft
werben darf, wie bie Abern im Holz, Marmor, Erz, bie
Brunnabern (Duellen) zeigen. Oder ift das Wort eine
Bildung aus dem fpäter mhd. adich Pfüße, Grube, worin
Waſſer zurücbleibt? Vgl. Ahle.
Adjs, Adjss (rhein.), franz. & dieu, mhd. ad6 (Bott
befohlen). ’
Affegunfes (Lorch) foa. Gunkes, f. b.
Affenihande f. (wt.), wird bſ. gebraudt, wenn je
mand etwas wider Erwarten gewonnen ober verloren hat,
gleichſam durch äffiges, unernftes Weſen.
Afferon, m. (Nentershaufen A. Wallmerob), Groß ·
vater, ift dad alte Aberahne, mhd. aberune Urgroß⸗
vater.
Affrontierlich (mt.), ſchaͤmlich, ſchimpflich; franz.
affront, ital. affronto Beſchimpfung, Schande.
After m. (mt.), der Hintere, Ausgang des Maſtdarms
(auch ſchd.); die Rüdlehne des Sattels u. |. w., non goth.
aftra, ahd. aftar, mhd. after nach, hinter.
Afterbien ſ. Afterfhmwarm.
Afterſchwanz m. (S.). Wenn jemand eine Lang»
bär (f. d.) nöthig hat, fo geht er mit dem Schügen in ben
Wald und fällt einen Reitel. Den Afterfhwanz (j. Af-
ter) d. 5. die Spige davon, Die er zu dieſem Behufe nicht
brauchen kann, befommt der Schüße fiir feine Mühe. Die
19 \ ipfel heißt in der aͤnhd. Sprache gewöhnlih After»
28.
Afterſchwarm m. (8. wt.), zuweilen auch After-
bien, (f. After) ift ein Nachſchwarm, ber 9, 11, 15 Tage
nad dem Hauptichwarm Fommt.
Agsrn (rhein.), Die Leute auskreiſchen, vermachen, vers
leumben, ift das lat. agere handeln, Hier im böfen Sinne,
Ahle, Ohle m. (8. wt.), fig Ahl, 1) der enge,
fchmale Gang zwifchen zwei Häufern oder Häuferreihen, in
den oft das Spülwaffer, der Abtritt 2c. geleitet wird; 2)
VBezeichnung von Gemarfungstheilen, bie meift eine eiwas
laͤnglichtiefe, ſchluchtartige Lage haben. In der Wetterau
fagt man die Ahl; in einem Daufenauer Weistbum von
1694 (Gw. 1, 602) der Ahle; in ber Limburger Chronik
39
$ 6. ſteht: „Ale Selen und Ahlen maren voll Leut.”
Rad) Grimm if das Wort vieleicht Überbleibfel des goth.
alhs, ah. altj. alah Tempel, agf. ealh Tempel und Palaft,
mittellat, alcha Vorrarhöfammer, von ealgian fchügen, wie
Bwinger von zwingen. Aus bem Begriff einer Burg
und Zefte wandelte ſich alh allmählich um in ben eines engen
gemauerten Ganges ober Winkels. Vgl. Alch. Nach Weis
gank und Wurm ift das Wort sg aus dem aͤnhd. Adel
unreine Zlüffigkeit aus ben Ställen, dem Mift, der Küche etc.
(Sm. 1, 26); nd. Aal Pfublpfüpe. Bu diefer Form vgl.
Rol aus Nadel, Nal aus Nagel. Mirfagt Grimms
Geflärung mehr zu.
Ah Teriiſch £. (weſt), fchlechte Weibsperſon, die in
den Ahlen ſich herumtreibt, gleichſam herumräticht.
Abm, Ahme f. (weſt.), Großmutter, ſcheint für Uhne
su fliehen, ahd. an&, mhd. ane, baler. An, Anen.
Ahme, Ehme f. (rhein. main.), Furcht, Abſcheun. „Do
hott die Aktionaͤr gewiß Ehme krickt“ (Furcht gekriegt).
Datterich 76. Sollte das Wort aus dem alten ämaht
Ohnmacht gekürzt fein?
hmaen, ehmen, öhmen Crhein. main.), 1) eitern;
da Ohm Eiter (Caub), Hautentzündung mit Gefchwulft
(im mährifchen Kuhländchen), daher ähmig, ehmig von
ſchwer heilenden Gejchwüren, bei Sch. ähmig, öhmig;
2) (au) Hefj.) die Zungen füttern (bj. von Vögeln ac)
a der 1. Bd. gehört das Wort wol zu Ammer, ah
eimuria, aemuria, mhd. eimer, agj. ämyrie, altn eimyrja,
dän. ämmer, emmer, em Dampf glüende Afche, von om
Feuer; im der 2. Bd. gehört e8 zu Umme, ſchon mh.
ammen, in einem Weisthum von 1509 geöhmen, Baier.
ämmeln. „Sie hot rechts und links die Kinner ald ge»
ehmt.“ Lennig 44.
Ahmig, Binlettform für athemig d. i. voll Athen,
kurzathmig; vgl. amch en.
Ahnenfeuer, Ohnefauer, zünden die Knaben in
einigen Gegenden bed Weſterwaldes von den Ahnen (Sten-
gelfplittern) des gebrechten Flachſes oder Hanfes an und
treiben dabei manden Unfug, indem fie mit Reiſern in das
Feuer fchlagen, einander bie Kleider verbrennen, Heden an⸗
züänden ıc.
Ahnig, ehnig, ihnig, ohnig, öhnig, uhnig
(8. wft.), fig. onig, vor, fommt nur in einigen Bf. vor,
f. gefern, hauern, Heint, nächſt. Die Dehnung des
40
Vokals ftimmt für eine Bildung aus Ahne ober ehe,
ehnder; das hennebergifche onzignächte fcheint zum
goth. unt&, ahd. unz&, unzi, unz, mhd. unz bis, vor, das
wetteran. innergeaftert zu unter zu gehören.
Ahbning f. (rhein.), Vorladung vor Gericht wegen eis
ned Frevels, bj. Waldfreveld; dann die Strafe für Diefen
Frevel, hd. eynnung, ginung (Gm. 1, 538. 539. 554),
hd. einunge Beſchluß, Gefeh, Gericht, Strafe.
( gont— ähnt, ahnte, aß (weſt.), verdorben aus eins
and).
Adnzern(Hoftein), ächzen, ftöhnen; bie Ahn z, Perſon,
die viel aͤchzt, ang bj. ohne Grund dazu zu haben. Bt.
1, 108 hat in biefer Bd. andgen und aus einem Wörterb.
v. 1482 anchz en.
Ahd, Ruf des Steuermanns, die das Schiff ziehenden
Pferde augenbilicklich ſtaͤrker anzutreiben, damit das Schiff
in Schuß kommt.
Ahr m. Den U. geben, ein kleines Feſt, das ein
Bauer feiert, wenn er mit dreſchen fertig geworben ift, in
Haufen A. Wehen; den Ahrhahn rupfen heißt es in
Bornic, A. Goarshauſen; den Ährenwein geben in Raw
heim A Limburg; Staubwein in Bierftadt A. Wiesbar
den. Es ift wol in übertragener Bd. das folgende Wort.
Ahren, Ahre, Ahrn, Sören Ehren, Ohren,
Ihrn m. (wt. in Mittel- und Sübd.), ber Hausgang, bie
Hausflur, die Küche mit der Hausflur, ahd. öro, Erin, agſ.
äre, mhd. eren, franz. aire, aus lat. area Tenne, ara Feuer:
Aiai, Ainiche n. (wt.), ein Laut, mit welchem Fleine
Kinder das liebkoſende Anfchmiegen ihres Gefichtes an das
einer anbern Berfon zu begleiten pflegen; Schmeichelgebärbe,
Streicheln der Wangen, Ruß; nd. Ai, eiken, let Aize,
aigen, ſchweiz. A, Ali, baier. Ailein, Yiailein.
Aich ert m. (unterrhein.) iſt die geaichte Stäge (ſ. d.).
Afrät (chein.) d. i. atkurat, lat. accuratus, ſorgfäl⸗
tig, genau.
ALS, akes (wt.), Iuterjeftion, pfui; dann auch Subft.
a ag t.), Dieletform für att, [6
I, aal, a (meftw.), Dialektform für alt, ſ. d.
Ach, Allich, EI, Sig, Ellig m., ift unterrhein.
(St. Goarshauſen, Vornich, Caub, Nochern, Paterberg) ein
ſchmaler durch die Weinberge führender Fußweg, in- Kehe
Abh. ein näher führender Fußweg, beſonders über einen Berg"
41
im Gegenfag zu dem um ben Berg herumlaufenben Fahr⸗
weg. Das Wort ift wol eine Bilbung von Ahle,
Alsıt, alart (bein), „ernten, aufgewe: auch nd,
franz. alerte, ital. all’ erta, alerta.
Afingig (hein. fetten), befonber, eigen IA ſich (wet
teran.). Sm. 1, 40 hat aus einem Vok. v. 1618 alfen«
—XW was zu Alfanz (Alfanzerei) gehört; Grimm
at die Ad. alfanzig, alfänziſch.
u allall (mt.), Beendigt, erfchänft, hd. all und
alle in den Ada, all, alle fein, werden, früher aud all,
alle maden. Grimm d. ®. vermuthet, daß ein Altes
red es ift all = vollftändig, ganz, wie es tft fertig
voraudgegangen fei und daraus der Sinn von beenbigt,
erſchoͤpft hi entwidelt habe. ©. fertig.
Allegar ($.), ganz und gar, inögefammt, ſämmtlich;
mhd. algar ift ganz gar, ganz bereit.
Allegebot (S. wt.), ſchwaͤb. allebot allemal, alle
Augenblide, wahrjheinlich zu allen geriättißien@ehoten, Unbb,
tommt das Subft. das Bot (oe ot) öfters wor, ahd. mhd.
nur gebot. Sm. 1, 223 hat das Bot (v. bieten) eine
Bartie im Spiel, Bf. im Kartenfpiel umb Teitet daher mit
minderer Wahrjcheinlichfeit die Ada. alle Bot jedes Mal,
ei ‚» oft man will, jo oft man fich auf;etwas einlaffen
Allehand (8.), allmaͤhlich, nach und nach, bereits
endlich. be wird allehand Naagt.” Vgl. mbb. alzehant
d. i. al zur Hand, fogleich. .
Allemal (Ccwalbas), das betheuernde allerdings.
Bei nordd. Schriftftelen (© ellert, Rabener, Shle
gel) fommt das Wort auch im Sinne von doch, Ig leich⸗
wol vor. © Grimmbd. W.
Alleritt(S. wt.), jeden Ritt; dann ſpa. Allegebot.
Aileſchlag (8. wi.), jeden Sälag; danngfon. Alles
gebot.
Alleweil(8. wt.), jede Weile; eben, jegt, augenblid-
uch, — ud {&b. (mhb. alle wile).
Ilmein m. (rhein.), Mimmerfatt der nie genug ber
tommen Tann, der immer fagt: „Das ift all mein.”
almelipninzigenanner, allesm. (thein.), ganz
und gar, Ales mit dem Einzigen einander d. i. bad Ge
fammte mit dem Ginzigen, Einzelnen.
Allo, (8. wt.), friſch, munter! ein mahnenber Ausuf,
von dem franz. allons (laßt und gehn).
—_._
Aus ſ. als.
Allstag m. (Braubach, Goarshauſen), der letzte Tag
tm Jahr, Sylveftertag, wo das Jahr all (}. d.) ift.
Alman f. (vlt), eig. Allmenbe, Gemeindegut, Bf.
Gemeindeweide, Semeinbetrifi. Gw. 1, 524 u. ö.
Almoſen des Landes f. ausfahren.
Alp m. (Herborn), Einfaltspinfel; bei Sch. iſt Abch,
Apc mehr ein naͤrriſcher, Albch ein einfältiger, alberner
Menſch. St. 1, 94 Hat die Adj. alb, albſch „von einem,
der, ob er gleich im männlichen Alter ift, doc jo handelt und
redet, wie ein Kind, das noch nicht zum Gebrauche feines
Rerftandes gekommen iſt“, und leitet ed von Alp CE),
ndenen man ehemals zuſchrieb, daß die mißgeftalteten und
dummen Linder von ihnen ausgetaufcht feien“. Vgl. obd.
alpern (Sm. 1, 48), einfältig ſich benehmen, eig. fo fein,
wie wenn Einem ber Alp etwas angethan hat.
ALS, (richtiger all3), Kürzung von alles (mhd.
allez), fteht oft adverbialiſch in der Bd. von immer, fogleic,
ſchon, eben, gewöhnlich, zuweilen; in biefem Sinne faft in
Mitteldeutſchland, früher auch in der Schrift gebräuce
Alf chitt heißt in Schwalbach der Wermut, anderwärtd
Alfe, EIS, änhd. Alfe, Alfem, EIS, Elje.
Aldemal, alftemal (rhein.), als einmal; in alfte
mal {ft t angehängt wie in anderft, nurt (anders, nur).
Als fort (rhein.), immerfort, auch in aͤhnd. Schriften.
Alt (Montabaur, Selters, Rennerod), Dialektform für
als, durch Vertaufchung bed 8 mit t.
Alt m. f. heißen bier und da rhein. der Vater, bie
Mutter. Der Ale (Alte), Alvatter, Albatte ift weft.
Großvater, Die Ale (Alte), Almamme die Großmutter.
Alt, ALLE. Crhein. unterrhein.), bad Alter, änhd. die
Alte, mijd. elte, ahb. elti, altt.
Amber, Ember, Hember (Selters, Montab..ur),
‚Himbeere, ahd. hindber, hintper, mhb. hintber, änhd. Hinb-
ber, Himbeer, von ahd. hında, hinta, mhd. hinde, hinte
Hinbin, Sri
Ambern (8. Montabaur), antworten; fi) verambern;
adj. antern, Died wol aus antworten, goth. andavaurd-
jan, ahd. antwurtian, mhb. antwürten; vgl. empern.
Ambrä, Ambraſch m. (thein.), Getöſe, Laͤrm, Um-
ſchweif. St. 1, 101 Hat das Amper Getöfe und benft an
43
das franz. embarras ( Hinderniß, Schwierigkeit, verwirrende
Bene) dem das rhein. Wort noch näher fleht.
men (8. wt.), 1) außerß ſchwach fein, nicht leben
und nicht fterben können, Adj. amd (Höhft); 2) einem
Kranken fhfige Sachen eingeben (f..ähmen). Man fann
bei 1. an dad alte Amacht, amaͤchtig, au an Athem,
athmig, athmen denken, ſ. ähmig. %ür Adem fteht
holl. verfürzt auch Aam.
Ame, amer, eimer (8. weft.), genau paſſend, bſ. Bei
Schreinern und Zimmerleuten, verfürzt aus mhb. einbaere;
dgl. ſchd. vereinbar, vereinbaren. Sch. hat eimer
gleich, immer auf dieſeibe Weiſe.
Ameife — in verſchiedenen Gegenden Amap, Ames
leg, Imeß, Omep, Omig, Omug, Omepel, An»
meß, Onmep, Dmepe; ahb. ameija, mbd. ameize,
anbeije, agſ. ämette, engl. emmet, änhd. Em eiß, Gmes,
gmmeis, Dmeis, Aumeife, wetterau. Im es, ſchwaͤb.
umeid,
Amen (wt.), gewiß! wahrhaftig! die bibliſche Betheue⸗
Amer, Ame f.(mweft.), fieg. Ame, Awe, Großmutter,
wol verfürzt aus Altmutter, Altmamme.
Ammeihesblum (Wirges, Montabaur), heißt das
Vergißmeinnicht, eher aus Ammt (Anna Maria) ald aus
der Pflanze Ammet; vgl, Kathrindhen, Kathrein»
de une Diethardt, A. Raft ißfal
mmen jarbt, A. Naftätten), etwas mi ii
Bahnmomimende Ka nennen. Bol. > ern. u
Ammewäsdhen (mt), Hebamme, bei Sm. 1, 54
Ammefrau.
An (8. wt.), voran, 3. B. „Wie viel Garben Haft du
an? Wer ift an? Wer hats An? Das An if ein Laib
Brot werth.“ Die Un tft bei gewiſſen Sinberfpielen die
Stelle, wornad vor dem Spiel geworfen wird, um zu
finden, in welcher Reihenfolge bie Spielenden werfen, was
durch die nähere oder entferntere Lage ihrer Steine, Nüffe
u. |. w. an jener Stelle beftimmt wird.
Anboßen (thein.), an den noch nicht aufgebundenen
Garben dreſchen, —* je rein auszudreſchen; vgl. Boße,
Hüppeln, knüppeln.
— And, ann (rhein. wt.), in den unperfönl. Rda. „mir
if, wird, thut e8 a.“ d. h. ſchmerzlich, laͤſtig, leid; ſchon
ahd. mir ist anado, mh. mir ist ande, bon ahd. anado,
vg,
44
anto, mhd. ande, agſ. anda altn. andi, ſchwed. ande, bän.
aande, eig. Geift, dann Eifer, Unwille.
Andau f. (rhein. unterrhein.), unterirbijcher Abzugs>
Sanal, Kloale, bj. in Städten; in einer Frankfurter Urkunde
von 1304 (Böhmer cod. diplom. 360) aeduche. Bergl.
franz. en tuyau und Deuchel, Andeich.
Andeih, Andeuch f. (weft), Abzugskanal in naſſen
Feldern. Vgl. Andan, Deucdel, Abtäg.
Ande inche n. (8. wt.), eine langfame und einfältige
Weiböperjon, welche die Worte zieht, |. Dimmeldeiuche,
Hammeldeinde. Sm. 1, 375 hat Dein! als gering-
Thägigen Ausdrud für eine junge Weiböperfon, die für das
äußere Auſehen, das fie haben oder fich geben will, zu we—
nig Brauchbarkeit Befigt, und vgl. agſ. thinen, das weibl.
Wort zu Degen (Held). Darf aud an das in den Volks-
Dial. wt. Deinfen, hol. deinzen hin und her gehen, daher
fchleichen, gedacht werben?
An dem (wt.) beinahe.
Underwerb, anderwerp (vlt.), mbb. anderwerbe
wiederum. Lehr. $. 134 und oft in alten Urfunden.
Andienen (chein. unterrhein.), zum Gebrauch, Genuß
anbieten. In der ſchd. Geſchäftsſprache tft das Wort fonft
gebräuchlich, 3. B. „Wer mit nichts ald einem folhen For⸗
mularurtheil andienen kann.” Bürger.
Aneweg, anneweg, ennweg, önnweg (S. rhein.),
bei Sm. 1, 66 ainerweg, ainerwegß, ainerwegen
und 4, 45 annewegs, aneweg, bei St. 1, 340 cine»
weg, alfo eig. nad) einem Wege bin, nicht durchaus( Diefe
Bd. hat es bier und da), gewöhnlicher ben einen wie ben
andern Weg, in einem wie im andern Kalle, jedenfalls, doch,
gleihwol.
Anfängen f. anpengen.
Anführen Crhein.), ein Mädchen, e8 mit dem Ehege⸗
lubde täufchen, ſchwaͤngern und dann nicht heirathen.
Ange m. (Hadamar, Idſtein), Angel, Kloben, ahd.
ango, mhd. ange. j .
Angel, angeln, vom Stadyel der Bienen ift wt.
Angelbiß i Engelbiß.
Angeln (rhein.), wiederholt weinerlich Bitten, das ſchd.
angeln in fg. Bd.
Angewahfen, auch bewachſen (rhein.ı, wird von
der Spannung der Meinen Rippen bei Kindern gefagt.
Anglewann f. Anwann.
45
Ungft f. (rhein.), fa. Kraͤnk in nicht böfem Stun;
es ift wol der Pl. bed ahd. angust, mhd. angest, nhd.
Angft in der alten Bd. wo dad Wort ben Zuftand bb.,
in dem man fi von Noth und Gefahr umringt fieht, ſelbſi
aud dann, wenn man mit ber größten Herzhaftigkeit gegen
fie angeht, ober fie gefaßt erträgt.
Angpihößlwei.), Angftihiffer, Angftid. (cin),
ſehr ängftlihe Perjon, bie vor Angft heißt. Fiſchari
(16. Sp.) hat: „ob mich auch ſchon ein augſtſcheißige
not beftund“. l. Datterarſch.
Anhad, Ahack m. (unterrhein.), Ort, wo der Leien«
brecher arbeitet.
Anhelfen (vlt.). In den alten Weisthümern bes
gegnet oft die Formel, daß, wenn ber frei und ungehindert
ausziehende arme Mann (ſſ. Fahrn mann) unterwegs fleden
Bleibt, der ihm begegnende Herr abtreten (aus dem Steg.
reif treten) und jenem anhelfen, furder helfen folle.
„So fol der Herr abfteigen und foll ihme anhelfen. Gw.
1, 637. Gr. 345 f.
Ant, Anfe f. G. wt.), Genid, Naden, goth. agga,
abb. ancha, mid. anke, bj. in Mitteldeutfchl. gebräuchlich,
rhein. auch Hal sank, goth. halsagga. „Die A. auskäan“
(ausfänmen, Wallmerod, fva.) die Leber ſchleimen, den Küms
mel reiben, berb tabeln.
Ankerich, Angerich, (S.), Schaden, Unglüd, Vers
Luft, Verbruß, Unordnung, wahrſcheinlich Angericht, das
Angerihtete. S. feßt m. an, aber nad) den Ada. „Dau
machſt alles zum Ankerich; Mer hot bal 'n Ankerich“ ift es
eher n.
u Anlängen (wt.), eig. durch Anſetzen Tänger machen,
im Beſondern anſtricken, durch Stricken länger machen.
Anlegen ſ. ablegen.
Anleit (vlt.), mhd. aneleite, ahd. analeita, feindlicher
Zug. „Sie zeiheten ihn, daß er dieſe Anleit und Bug über
fie gemacht Hätte.“ Lehr. $. 196.
Anmachen (8. wt.), hervorbringen, bewirken: euer,
Zeig, Salat, jemanden Schläge. In aͤnhd. Schriften fin-
det fi oft einem eines anmachen, wie wir auch fagen
einem eiwas anrühren, einrühren.
Anmehren (rhein.), 1) Teig (auch einmehren);
2) einen Nachen etwas auf bad Ufer ziehen und feſt machen,
f. mehren.
46
Anne, ann (rhein.), weg, bin, dort: „geh anne“ ;
Ar wuhnt am Deermark (Thiermarkt) anne.“ Lennig 19.
Bm. 1 hat anti, St. 1, 103 ane, Hebel ane; es if
wol aus anbin, an hin gekürzt.
Annefäz (Herborm), Stachelbeere. S. Nonnefär
Unnerft, annerfter Crhein. weft), lauf. anderfter,
anders, daraus verlängert anderft (annerft), im 15—17.
3, baufig, anderfter (annerfter), wie igunder aus if-
und, ißt.
Annemweg f. aneweg.
Anpengen (rbein.), anfängen (unterrhein. weft.),
anzünben, mhd. enpfengen, enpfenken, von dem einfachen
venken entzünben, vanke &unte, bater. Fanken.
Arrannt (Cehein.), Anlauf: Nimm einen tüchtigen An«
rannt.
Anranzen (vt) anhalten, um zu ſprechen; anfahren,
ſchelten, auch ſchd. (3. B. Bei Fr. Müller). ©. ranzen.
Anrateln, anratteln (xhein.), 1) ſich ſchnell an⸗
kleiden; 2) (S.) das Getreide (Bett) in der Tenne zum
Dreſchen anlegen. Es ift wahrſcheinlich eher an Reitel
reiteln, im 17. Ih. oft räbeln, ratteln (f. Rate),
als mit 8. an mbb. reiten bereiten zu denken.
Anfadeln (mt. auch ſchd.), anloden, an fich ziehen,
von Menſchen wie von Vieh gebraucht, von dem anderswo
im gemeinen Leben gebräuchlichen anfaden angreifen und
feſthalten. 8. und Hoffmann vergleichen das wenbifche
ssaham fangen; Weigand paſſender goth. sakan, gasakan,
ahd. sahhan, inhd. sachen, agj. sacan, altn. saka ſchweiz.
jagen anfahren, ſchelten, zurechtweifen, (ſchleſ. nur anfak-
en) mit Der Urbebeutung folgen, verfolgen, woher auch
Sahe Rechtsſtreit. Vgl. anzadeln.
Anſaichen, minder ſtark als anſcheißen.
Anfatteln (chein.), ſoa. anfadeln, woraus es ver⸗
dorben fcheint.
Anfcheißen, betrügen, ſtaͤrker als das auch fh. an
führen. —J— bejdeißen.
Anfchel £. zumeilen m. (weft. rhein.), EinfaltSpinfel,
das n wird bei ber Ausſprache kaum gehört. Das Wort
ſcheint aus An felm verborben, |. beauſchele.
Anſchmie ren Crhein.), 1) übh. ſchlecht behandeln, be-
kügen, auch lauſ.; 2) im Beſondern fva. anführen ein
Mädchen.
47
Anſchnabeln «8.), hart mit iropigen und brohenben
Worten anreben, anfahren, von anfhauben, anfhnauen
gebildet. Vgl. beſchnabeln.
Anſchnorren (8. wt.), Nebenform von ſchd. ans
ſchnurren, ſva. an Snabeln.
Anfpäneln (8. wt.), mit Stednabeln befeftigen, an
heiten. Sm. 3, 569 hat bafür das einfache fpeneln, von
Spenel, Spennel Stednabel, ahd. spenala, speni
spenula, spenela, mh. spenel jpindelfärmiges He
Aufpieln. ımwt), ber Anfang, der erfte Wurf im
Rartenfpiel.
Anfpraden, anfprehig (vlt) d. i. verflagen.
Gw. 1, 562. vom 3. 1482.
Anftellen (8. wt.), 1) etwas Boͤſes verüben; 2) ein
Kind anftellen d. i. eine Perſon ſchwaͤngern (hier und da
auch vom Begatten der Hunde gebraudt). Auch die zu 1.
gehörige, von Fiſchart im 16. Ih. oft gebrauchte Rda.
„den Teufel anftellen“ d. i. einen ZTeufelöftreich verrichten,
wobei der Teufel gleichjam als Helfer erjcheint, iſt am Rhein
noch in lebendigem Gebrauch.
Anſtoßen (vlt.) anzünden. Lehr. $. 72.232. „Wer
au die marg en Wald der Mark) freuelich anftiehe,
ben fal man drü male am bideften in das fure werfen,
tomet er baruß, jo hat er damit gebußet.“ Gw. 3, 489.
An Thun (thein.) d. i. ein Thun einerlei, gleich
pie: es iſt mir alles an Thun, jhmwäb. ei thue, ud. een
ve
Antrac (no bier und da), Antrader (vlt, Gw.
— — ahd. antrecho, antrache, iihd. antreche,
. Antrad.
Ant vogel (vlt.) Enterih. Gw. 1, 557.
Anwann, Anglowann f. Crhein.), eig. Anwand,
Angewende, ahb. anawanta, iihd. anewande, anewant,
aͤnhd. Anwendt (Gw. 1, 602), eigentlich die Stelle, wo
der Pflug wendet, der Ader ein Ende hat, wird bei Adern
und Wieſen angewendet, auf deren lange Seite mehrere
Ader ober Wiefen mit dem Kopfe floßen.
Anwenner, Angle)wenner, änhd. Anwender
(Gw. 1, 603), 1) 8. weft.) joa. Anwann; 2) (rhein.)
Beſitzer einer Anwann.
Anwerben, anwehren (chein.), los werben unb zus
lei) an den Mann Bringen, ahd. mh. Ane werden, in
I, Schriften fehr gebräuhlih. -
48
Anweß, Onweß m. (Moutabaur), Amboß, ah. ana-
pö3, mhd. anebös, |. Boße.
Anwett, Anwitt, Onwed, Onwed, Onmeb,
Unmett (mweft.) foa. Anwann, Anwenner.
Anzadeln wird (in Habamar) bei Kinderfpielen um
Nüffe u. ſ. w. gebraudt, wenn der Spielende mit wenigen
Nüfen (eigenen wie geliehenen) anfängt und mehrere
et hat ſich angezadelt. Es tft offenbar anſak⸗
eln, ſ. d.
Anzeppen (chein. unterrhein.), gerichtlich anzeigen, das
ſchd. anzäpfen, anzapfen.
Anziehen Ciwt.), feucht werben, von Heu, Stroh und
Waͤſche gejagt. Die auch ſchd. gebräuchliche volle Rda. ift:
das Heu ıc. zieht das Feuchte an.
Appertinenztage „find folde, die einigen Hütten
gewerkſchaften durch gewiffe Anläffe für beſtaͤndig zugeſtan ⸗
den find.” Schellenberg.
Arbeitsleute, arbeitfame Leute heißen Hier und
ba bie Taglöhner.
Arb’r, Dialektform für Erdbeere, |. Erber.
Arde t. Narte.
Are m. (weft), Eidam, Schwiegerjohn, obd. A'm, Wn,
ahd. eidam, eidum, mhd. eidem, eiden.
Arig (thein. wt.), wird gebraucht von Kindern, welche
freien, Tragen und beißen; von biffigen Hunden; von ge
fährlihen Wunden; von großem Schaden, bſ. auf den Fel⸗
dern, durch Wafler und Wind veranlaßt. Es ift das üdj.
arg, abd. arac, arc, mhb. arc; vgl. karig.
Arme m. Pl. (S.). ein Mieder, das nur Faum bis an
die Hüften reicht, indem es rundherum zirkelförmig abge
ſchuitten if. „Sept fieht man dergleichen Halbmieder nur
noch felten,“ jagt S. im 5. 1800. Es ift ber Plural von
Arm. Sm. 1, 107 bat Armel „füreine kurze Bekleidung
des Oberleib8 bei ben Weibern, von der bie Urmel den
größten Theil ausmachen.“
Armetei f. (chein.), foa. Armut, änhd. Armutei,
Armatei, Armetei
rre, aͤrrn ſ. ern.
Arſchbells (S.). verkehrt: „Wei (wie) leiſte do fu
arſchbells ?“ oͤſterr. arſchlings (bei Goͤthe aͤrſchlings)
ructlings. Es iſt ein geuitiviſches Adverbium von ahd. ars-
pelli, inhd. arsbelle, anhd. Ars bell Arſchbacken.
40
Arſchen (B.), zum Narren haben, hinten (um den A.)
herum führen.
Arſchgebeller, Arſchgeboͤller n. Crhein.),
Schläge den Arſch; 2) der Arſch, ſ. Arjchbells.
ürſchkitzel, Arfäfipelsborn, Arſchkratzer m.
(Montabaur, Thein. .), Hagedorn. Schon 1482 hat ein Vokab.
Arskutz el ober Hagenpup.
mark — flügte Land, ahd. mh.
rt, Yar ,_ das gepflügte Lani mi
zunächkt bebautes Sand (von ahb aran, mhb. arn, Hr an
—5— dann übh. Land. In älteren Urkunden ſteht auch
ttader.
Artebiffer f. Eiterbif
Urtig (Wallmerob), Urenre ektform für artig (mdb.
ertic, änhb. —5— gut geſtaltet, manierlich, zierlich It
* rt Iich (wt.), ſonderbar, ſeltſam, tur, im 16.—
für unjer artig (mb. ertlich). Sm. 1, 111 Fr ab
Venus, artig feltfam, fonberbar; 3, 1llartig,
artlich ziemlich fat) -
Arwel m. (wt.), Dialeftform für arm voll, bei
Sch, die Arfel, Arvel, bei Hebel Arfel, bei St. 1 m
arel, arfel arslig; zunächft verüngt Armvel, wie
NRumpfel, Muffel ans Mundvoll.
Arwes, Erwes (mt.), Dialettform für Exbfe, ahd.
araweij, areweiz, haruiz, erbiz, mbb. areweiz, erweiz,
arwiz, erbiz, änhd. Erbeiß, Erb eis.
Arwet, arweten(tHein.), Arbeit, arbeiten, goth.
arbaiths, arbaidjan, ah. arapelt, arapeitan, mbb. arebei
arbeit, arebeiten, arbeiten, änhd. arbeit, erpait, er«
beit, "erbeiten.
Arzihillernd, PR „Der axzſchillernde
Re owerjchter Harr.“ Firmenich
ch erich m. —2 unterrhein.), N) die ſchon 5
ng Ye 2) das Tuch, auf welches beim Bauchen (f.
die auszulaugende "ii je gelegt wird, auch ſchweizer. (&.
114) und aͤhud., et vom aͤhnd. ajder, Eier Cal.
Higermitind), was ein mb. ascher, escher, ahb. as-
, aschaere vorausſetzt.
"Aferli (Schwa a) wird mit fein und werben ges
braucht, um den hohen Grad einer jhmerzhaften Furcht ober
Veſorgniß zu bezeichnen: „es iſt, wird mir ganz aſerlich.“
Aſer iſt im 15. — 16. Ih. ein Sad zum Anhängen, Weid ⸗
taſche, Taſche in ben Kleibern, Bater. Aſer, Aufer, ‚ ‚ei,
Afer, Ofer (Sm. 1, 116. St. 1, 113). m. bat a
Kchrein: Wörterbud. 4
50
einem Bofab. v. 1445 die fg. Rda.: „einem den Afer ans
tuen“ d. i ihm beläftigen, ihm ſchwer fallen. Das Wort if
wol auf as (Speiſe) zurückzuführen. Wurm denkt, weil der
Afer immer angehängt wird, an eine Verkürzung aus
abb. anse, mh. ense, Baier. Anz (Sm. 1, 87), die Spange
am Fußeiſen und Holzſchuh, welche oberhalb’ der Ferſe den
Fuß oder Schuh umgibt. . b
AB, (weit) eins (f. ähnt); 2) aber (fübljchebeutich,
ans Iſtein von 1794 angeführt).
Big (hier und ba weft.) gerne eſſend, ahb. azig, mht.
aezee; vgl. unäßig, fürttg.
Aftermteren, äftemieren (rhein.), achten, lat. aes-
timare, franz. estimer.
Üfig. „Ich deht mid Aftig lade.“ Datterich 68.
Hier und da hört man: „ſich einen Aft, einen Budel,
ſich Erumm laden.“
Hter, |. Eder.
Ati, Wermut (absynthium vulgare) in Caub.
Atſch, eelſch (wi.), ironifdhe Imerjektion, die fehl:
eſchlagene Erwartung eines Andern anszutrüden, gemöhne
ic) begleitet von der Gebaͤrde des Rübeſchabens, d. i. des
Hinftreichens des einen Beigefingerd über den andern.
Atte, Ette m., Vater, Juden und Kinderſprache, und
da jegt felten, goth. atta, ahd. atto, mhd. atte, ette.
Atter oder Otter, grüne, f. heißt in Gaub eine
große grüne Eidechſe, (mahrjcheinlich lacerta muralis ober
agilis), die für fehr giftig gehalten wird. Mhd. ift oter ber
Name einer Schlange.
Atteftiern (Salz U. Wallmerod), egiftieren, be
ſtehen; vgl. Praxis.
As, atze! (rhein.) ruft die Mutter ihrem nieſenden
Kinde zu und ſpricht dann wol auch: „Gott fegne dich, daß
du fromm und groß wirft.” Es iſt ein Naturlaut,
Apel f., 1) Eifter, auch ein munteres Kind ; 2 Perücke,
in beiden Bd. wt., auch ſcho. Schon mh. findet ſich atzel,
nah Weigand wol mittelft eines ableitenden J aus einer
Kürzung bes mittellat. agaza, agazia, altfranz.agace. Die volle
Form für umfere Elfter ift ahd. ägalasträ, ägelesträ, mhd.
ägelster, ügleister, ähnd. Agelafter, Agelefter, Ag-
elfter, Aglafter, jhwäb. Agerft, Ügerfte, fehmeiz.
Ageft,Agefta, nd.Agefter, Egefter, Ekfter, Exter,
Hegter, Hefter, Heifter, Hol. aakster, ekster.
„Man gebraucht auch Agel für Perücke, deren Haar bunt
ausfieht, wie bad Gefieder der Elfter.“ Grimm d. W.
51
Apelau % n. (Wehen, Schwalbach, jelten Montabaur),
Hühnerange, Leichdorn, hol. aaksteroog, eksteroog; vgl.
Glferauge.
Apeln,apen (chein.), zanken, ftreiten; raufen, ſchlagen,
daß die Haare Davon fliegen. Nd. ift adder boshaſt, ad⸗
dernzanfen, abderigazänfifch. Aeln fcheint daraus, ober
aus ezern (f. d.), fehwerlih aus Atzel gebilbet; doch bie
Apeln find eben auch nit fehr friedfertig.
Aploch n. (Montabaur), eine in der Innern Keller
mauer angebrachte Vertiefung, die oft mit einer Thüre ver-
ſehen ift Ciledann einen den Wandſchrank bildet) und
zur Aufbewahrung von Eßwaaren dient, Aus Atz Speije
gebildet.
Aua f. Abbe.
Aueln (Braubah, Marienberg), ein wenig ſchlafen,
bi während ber Arbeit, eher äugeln von Auge, ald von
Eule, 3. B. Schlafeule.
Auer (weft.), Dialektform für Uhr.
Auf (gotb.iup., ah. möb. Of, Ankb. off, uff, auff,
auf), in den Dialeften uff, off, und fo auch in ben nach⸗
folgenben 3. gefprodjen. j
Anf_iR zu beachten in ben Zeitbeftimmungen bei An-
abe der Stunde: es geht auf 3 Uhr, D.i. es wird halb
$ Uhr fein; 4, auf 3, d. i. 27, Uhr, 4 auf 3, d. i.
2°/, ühr
Aufbarn, aufbern. „Wenn die Haferernte reiche
lich ausgefallen ift, und die Scheunen nicht Alles aufnehmen
Eönnen, wird noch eın Theil der Hafer bis zum Ausdreſchen
aufgebarnt, d. 5. neben die Scheune ober jeßt bei der
ſtrengeren Feuerpolizei auf bie Wiefe in einem in Form
eines Hauſes Eonftruierten Haufen aufgefegt unb mit einem
Strohdach verjehen.” Heinrich in Bierftabt für Hachenburg.
Schd. fteht dafür aufbanfen, von Banfe Scheune,
welde Bd. auch Barn hat, (. d.).
Pi en en (S.), weis machen, Lüge aufbinben,
auch ſchd.
Aufbunden, felten aufgebunden (rhein). Der
ift kurz aufbunben. d. t. leicht reizbar, trogig. Im 15. — 16,
Ih. ſteht das ganze Verbum aufbinden im Sinne von
reizen, jähzornig fein und machen.
Aufdonnern (chein.) eig. durch Donnern, Zwang,
dann übh. durch Aufjucyen, Aufftören aus dem Schlummer,
aus der Muhe verfhaffen. „Seiner Tochter Hoi er awer
jeßt wider An annern Breitigam uffgebunnert,“ Bans
Trat. 6.
52
593 Auferfterben (olt.), durch den Tod zufallen. Gw..1,
Auffließen (Goarshauſen), aufwaſchen ein Zimmer,
f. aufzichen.
Aufgabeln(rhein.), durch Nachſuchen finden, beforgen.
„Waaß ar mer dann kahn Annern uffzegawmwle?* Len>
nig 65. Das Wort (eig. auf die Gabel nehmen) ift auch
ſchd., aber nur von Sachen, 3. B. „Sie haben eine Vogel:
ſcheuche aufgegabelt." Tied. ö
Auflenzen (unterrhein.), aufreizen. Im mhd. Wör-
terbudh von Müller-Barnde. ſteht das Verbum lenzen
mit] einem Fragezeichen und danu folgende Stelle: diu minne
het nu gewunnen sehs nam, day ist lenzen liegen wanken
spotten triegen. Es ift möglid), daß lenzen bier die Bd.
von neden hat. Ahnd bb. lenzen 4 d.) fäumen, zaubern.
Aufmupen, offmogen(S.) 1) aufpugen; m Laſt
legen, vorwerfen, in beiden Bd. auch in obd. und nd. Mund⸗
arten und in hochd. Schriften gebraͤuchlich, in der 1) jedoch
heute weit feltener als im 16. — 17. 35. Weigand ftellt
das Wort neben maußen (ahd. müzön, mi. mügen)
mit der Grundbd. ändern; Grimm faßt e8 (wol richtiger) ald
Verfürzung aus murzen (fehneiben) und erflärt es aus
Schnitt, Zuftug der Kleidertracht; Wurm erklärt (ſehr gewagt)
mußenftattmudfen, und mud affibiliert fmud, ſchmud.
Aufrapſchen (8), 1) aufftoßen: Die Arznei rapſchte
mir auf; 2) übel befommen (in moralifhem Sinne), ndf. in
beiden Bd. ufreppen. Sm. 3, 119 bat ropfezen
rülpſen, ahd. rofazjan, rofazön, mb. roffezen, ropfezen ;
dazu ſcheint dieſes rapſchen zu gehören.
Anfreihe £., heißt in Schwalbad ber jhb. Auf⸗
ſchlag in einem Kleide.
Aufrodeln (rhein.), eine vergeflene Sache wieder ins
Andenken der Leute bringen und zwar zu ihrem Ärger; Leute
gegen einander aufbringen, reizen. Das Wort ift eine Wei
terbildbung von aufrüden.
Aufrumpeln ein Boot, d. i. auffahren, wirb von
Dampfſchiffen gefagt, die beim Auffahren rumpeln, ein
Geraͤuſch machen.
Aufſackeln (S.), überhaupt fi ober Andern etwas
aufladen: Neuigkeiten, Anekdoten, Schwangerſchaft. Eine
Weiterbildung des gleihbb. ſchd aufjaden.
Auffhlagen 1) (vlt) erbauen. „In degelbigen Beit
warb die Burg Falkenſtein aufgejchlagen.“ hr. $. 42;
2) bei Schiffen joa. wenden.
53
Aufſchnappen, 1) (B.) flerben; 2) Crhein.) Banfes
rott ui in beiden EN PA Baier. NS 1) ſ.
Schnappe, Schneppe.
Aufſchnatzen |. ſchnatzen.
Aufſchürzen Lult.), den Termin aufſchieben. Gw.1,
Auff eger m. (8.) PN eine Art Pfoften, ber nicht
durch das Stodwerk hindurch geht, fondern auf einem Riegel,
ober dem . g. Schiffbug (ei ot) auffißt; 2) ein a
recht ober ſchief ftehender Riegel in einer Want.
Aufſichter m., (wt.) Auffeher, der die Aufficht Hat.
Auffigen (8), gtüden, zu Glüde ſchlagen, auf einen
grünen Zweig zu figen fommen.
Auffprußen fi) (unterrhein.), ftolz fein, ſich in die
Bruft werfen, das fchd. auffpreigen, f. Tprauzen.
Aufftand, Aufftandsm. (mt.), das Übriggebliebene,
5f. Reſt von der Mahlzeit; |. ftandern.
Auffterben (olt.), foa. auf erfierh en. „Der Gräfin
Farb ein gut Land auf. Lehr. $. 1
Auffteigen aus dem Bette, vom ?Sah iſt ſehr ver⸗
breitet ſtatt des richtigen aufſtehen. — Im Sinne von
höher. ſteigen verbindet die Lehr. $. 76 mit aufſteigen
das Hilfsverbum haben ftattfein. „Auch hatte es ſich alfo
verwandelt mit dem Pfeiffenfpiel, und hatten auffgeftiegen
mit der Musica, daß Die nicht alfo gut war Bißhero, als
nun angangen iſt.“
Aufſtößig (vt.) uneins, zwiſtig. Sm. bat 3, 662 f.
Stoß, Stuß, Aufftoß Zwiſt, Bank, Streit, auf
ſtößig zwiſtig. Auch Haltaus bat: aufftof ober
zweiung.” Seb. Frank im 16. Ih. hat: „Iſt der mark
graf und die von Nürnberg uneins und a Yes Big worden.“
Auftroffen (rhein., unterrhein.), mit Mühe ausfin-
dig machen, ähnd. aufpäden, aufladen, von ſchd. der Troß.
Aufwaſchen (wt.), das gebrauchte Süchen- und Tafel-
geſchirr reinigen, iſt aud ſchd. Zuweilen fehlt der Akkufativ.
Aufzichen (rhein.) fon. auffließen.
Angen Ba) eben , ift das goth. augjan,
and. Er jan, mhd. ou; — aſſen.
R., Shen Mm jegirt eines Dorfes oder ber Gemar-
fung, wahrfeinfieh von dem nun vlt. Aul (f. Euler);
vgl. u Gemarkungsnamen Aulbach, Aulenfaut u. a.
Aulch f., „eine Perſon, die uͤrch eine ſchlechte Be⸗
handlung der ESliefeltern ober Vormunder ıc. nicht nur
54
blode und menſchenſcheu geworben ift, ſondern auch dadurch
eine ſolche furchtſame Natur angenommen Hat, daß fie ſich,
ohne zu murren, Alles gefallen, aus einer Ede in die andere
ſtoßen Läffet.“ (8.) Davon aulchen, veraulden fo be
handeln. Iſt an Aul gleichſam alte Echerbe zu denken?
Aulner Pen m geind } s R
Auspaufchen (unterrhein.) joa. anboßen (ſ. d.)
vgl. Bau 0.
Auſchern ſ. oſchern.
Ausdörfer m. (rhein.), zuweilen u wie ähnd. und
noch in Weftfalen Ausmärker. Wer im Dorfe A wohnt,
aber in der Gemarkung des Dorfes B Grundflüde hat, ift
von B ein Ausdoͤrfer.
Ausdogen |. dogen.
Ausenthalt f. Aushalt.
Aufel f. (Hadamar, Rennerob), Hofenträger, vieleicht
aus Aſel für Achjel.
Ausfafeln ausarten, |. faſeln.
Ausgeedt, zuweilen ausg ehe dt cpein.), fe hunde
trieben: das ift ein außgenäter Spieler, Spigbube. Partic.
vom fd. auseden alle Eden wovon ermeflen, unter
ſuchen; forgfam unterfuchen oder überdenken; nad allen
Seiten (Een) bearbeiten.
Ausgefährn. (S.), Hautausfchlag, von ausfahren,
welches Verbum in derfelben Bd. von Blattern, Anschlag,
Ausjag ſchd. vorkommt
Ausfahren, fahren zu Hof; Fahrt, Aus»,
Überfahrt, Zug, Schub. Diefe Ausbrüde wurben früher
gebraucht, wenn bie Gerichtsſchoͤffen des Rechtes nicht kunbig
waren und fich in einer vorliegenden Rechtsſache an ein be
nachbartes Gericht wandten, um fi) da Rathes zu erholen.
Die erhaltene Weifung, die unverweigert und unentgeltlich
erfolgte, hieß des Landes Amoten. Br. 663. 667.
678. Gr. 834.
Aushalt, Ausenthaltm. (S. wt.), was Eltern
bei der Übergabe (f. übergeben) ihres Vermögens am
ihre Kinder zu eigenem Unterhalt für ſich behalten, vorbe
halten, ausbebingen.
Ausklugen (S. wt.), durch Forſchen ober Nachdenken
ermitteln. bſ. die Geſinnung eines Menſchen ausklügeln.
Ausfnicheln (chein. weft.) beinahe joa. ausflugen,
doch mehr von Sachen gebraucht, vieleicht eine übertragene
Bd. von knoͤcheln (f. d.) „Un die zwaq Bilder unne (am
55
Gutenbergsdenkmal) — Saferlot, Rejchbedtl war bie jo
ausgeknichelt hot.” Lennig &.
Auskreiſchen (hein. obb.), in böfen Ruf bringen.
ki anelugfen (rhein.), liſtig ein Geheimniß entloden,
lugſen.
Ausmagern (thein.), mager machen, von Feldern
gebraucht, die oft bejät, aber ſelten gebüngt werben.
Ausmann (vlt), mhb. ügmann, ein Mann don außer
Halb. „Wurde eyn vßmann in der marg (Mark) begriffen,
Fb jnne gehauwen hette, der hette lip vnd auf verloren.”
3, 489,
Ausmärker, der Mark ımtheilhaftig, kommt oft in
den alten Weisthümern vor. Gw. 1, 560. 575 u. d. Vgl.
Ausdörfer.
Auspunden, d.i. auspfunden (Sprache ver Mep-
‚er bier und da auf dem Wefterw.), ein Schwein auf das
fund (aufs Gewicht) kaufen, nicht überhaupt nach ber
Werthabſchaͤtzung.
Ausjädeln (rhein., obd.), den Sädel leeren, je
manben um fein Gelb bringen.
Ausſcheller m. (rhein. bier und da, gebräuchlicher in
Nauheim, A. Limburg), der das, was befannt gemacht werben
ſoll, ausſchellt, durch Die Schelle befannt macht.
Ausſchierig (main.), ungehalten, zornig. „Do drims
wer i8 der Babda aach ganz ausſchierig worn. Streff
48. ©. [heren.
Ausſchlag m. 28 ein Fleiner Graben, der auf den
Wieſen zum Wäflern aus dem Haupt- oder Nebengraben
jeleitet wird, und aus dem fich feine andere ergießen; 2) jeder
Geutausfitag (in diefer Bd. auch ſchd.)
Ausfimelieren (thein. main.), ausſiunen |. fimer
Be „Ich bob mer das fo recht ausjimeliert.“
Streff 47.
Ausſtich, Aus ſtöch m.(S. wi.), das Befte, Schänfte
von etwas, was alles Andere ausfticht; oft auch fpottweife
vom Gegentheil gejagt; auch ſchd.
Ausftrompen, eine Arbeit thun, die ein Pnberer
nicht thun will, |. firompen.
Austripfhen, austräpfhen (Höchſt), ausforſchen,
ausfindig machen, ſ. tripjhen. - ‚
. ußt, eift (rhein., Taunus) nur, einigermaßen:
Komme doch, wenn es dit aäußt möglich iſt,“ wahrſchein⸗
lic abgekürzt aus ãuherſt; doch vgl, äwes.
56
Außmwendig (vlt), außerhalb, ift Ahnd. Häufig in
den Formen aufwendig, ußwendig Gw. 1, 525 u.8.
Auszug m. (meft., unterrhein.), Schublabe, bie ſich aus
dem Tiſche ziehen laͤßt.
Aut etwas, naut nichts (mt.), das ah. iowiht, nio-
wiht, mhd. iht, niht, altmittelb. At, nüt, aus iat; niut,
agſ. &viht, avht, n&viht, navht, engl. — — —F
Auter m. (Hadamar), Spipbube, ſchlechter Kerl, das
Int. auctor in böfem Sinne.
Autſch, utſch (mt.), Ausruf des Echmerzed; aut:
ſchen, autſch rufen.
Awähns (8.), unvermuthet, wol unwaͤhns, ohn-
wähns, genitiviſches Adverbium. W. Hat aus Schlefien
unmwand.
Awanka mahen (Salz. A. Wallmerod), Aufwand
machen, einher ftolgieren. Da auf dem Wefterwald_ viele
verborbene franzoͤſ. Wörter ſich finden, fo ift vielleicht an
avant (vor), avantage (Bortheil) zu denken.
Awas (Idſtein), munter, ſchnell. Am Rhein hört man
das aus ei was! gefürzte amas, aber in ber Bb. von
ei waß.
Awes, eiwes, bubes, übes (weft), nur etwa,
etwa noch, einigermaßen, wahrſcheinlich aus eben, ebenft
gebildet, welche Partikel auch in andern Gegenden wie halt
und gleich ſehr gebräuchlich iſt; vgl. aͤußt.
Awig |. äbid.
Agern, ägtern f. egern, egtern.
Azthelm n, (wt.), ift der hölzerne Stiel ancder Axt,
mhd., ſchweiz. der Halm (St. 2, 34), lauf. der Agthalm,
Azthälmel, baier. der und die Halb, Helb, Helben,
Helbm (Sm. 2, 175), ähnd. Helbm, von ahd. halbe,
helbe, halp, Stiel, Handhabe.
Aztwurf gilt in alten Weisthümern als Abgränzung
auf dem Wefterwald, wie Hufhammermurf fi d.) im
Rheingau. ©. Gr. 58.
B.
Gegen der Unficherheit in der Aueſprache iſt auch P nachzuſehen.)
Ba, bä, bah, baak, baakes, baaks, baäks (wt.),
eine Interjektion, die meiſt einen getragen Grad von Ber
achtung und Abwentung ausbrädt, als pfui. Man hört
auch pfui baaks, pfui bals! Davon bad Subftantiv der
57
Baakes dicker, unbeholfener, meift uuflätiger Menſch; das
Verbum baaken etwas garftig und efelaft finden und
nennen; das Adj. bäferlich Übel zum Erbrechen. „Die
bot den Wiſchte (Wüſten) grab nor wehem (wegen bem)
Gelb gemumme, den Baakes.“ Lennig 71.
Baas m. S.), Meifter: „im Ringen Baas fein.” Es
tft die gebehnte Korm von baß befler, ah. paz, mhb. baz.
Babbe (weſt.), Babe urhein.) m., Vater, hd. Papa,
Baba.
Babbeln, bappein (S.wt.), plaudern, bſ. viel und
zur Ungeit, nd. babbeln, hol. babellen, engl. bable, franz.
babiller, ital. babollare. „Baba ift der erfte Laut, den bie
Kinder ftammeln, von Baba beginnt alles Schwägen und
Plaudern.” Grimm d. W. Daber Babbel, Babbler,
Babbelden, babbelig, Babbelmaul u. a.
Bet Dakbein (8.), beben, zittern, Nebenform von bob»
ein, f.d.
Bäbes (weft), 1) verhärteter Nafenfchleim; im Jülich
bergifhen Böpel, im Haragebirg Pöperl (f. Bupe-
bäbel); 2) — ein reicher, dabei begieriger Mann. In
ber 1. Bd. hat W. ſchleſ. Pöpel, Popel und ftellt es
zu baier. Pepl sengelhen, Bläschen, nd. Bobel, hol.
bobbel, bän. boble Blaͤsſchen; in der 2. Bd. ift es wol
basjelhe Wort; man denke nur an den ſchmutzigen Geiz.
Bad Iautet auf dem Wefterwalb in Zſſ. bich, Bud,
wid, woch, wuch, mad, mid, mod, much; Ieptere
en ſtehen meiſt für — nbach, —mbadh, —Ibad,
B. Derwich Dernbach), Selmud (Selenbach) Bide-
mud (Bickenbach), Braremud) (Breitenbach), Drerrel:
m uch (Drittelbah), Zohl woch (Zahlbachſ, Kal moch
(Kallenbadh).
Bad) if in der rhein. und naffau. Volksſprache und
in ben ältern naffau. WBeisthümern nur f.; ahd. und obd.
m., bb. zuweilen und in ben Schriften des 15 — 17. Ih.
ſehr Häufig f. Aus Lothringen, dem Mittelrhein, der Wet
terau, Naflau, Hefjen, Thüringen zieht fih die Bach jept
bis nad Schlefien. Die Ka Bad iſt nun auch ſchd. In _der
Beſchreibung des Herz. Naſſau im Lefebud für die naſſau.
Elementarſchulen find die Bäche faft alle weiblich. Vergl.
Grimm d. Gramm. 3, 386., d. Wört. und meine Gramm.
d. 15. — 17. 3. 2, $. 280.
Bahbul, Bahbuhe heißt in Gaub ter Gimſel
(ajuaga, franz. bugle).
58
Bien (Montabaur), wäfjern, 3. B. bie Wiefen, äpnd.
panel
Badtap 8 f. (Taunus), glatter Stein, (wie beren in
waen ſich finden), nicht gut zum Mauern.
Bachſterz f., Bachſtelze, ahd. —B waʒ
zorstellia, bb. —E ahd pachstelz. Sterz it
Bi sterz, agj. estärt, steort, altn. stertr Schwanz von
eren.
Badbordfeite Heißt bie linke Seite bes Schiffes.
Badhen. Beſteht die ganze Kaffeetaffe aus zwei
Theifen, fo heißt die Untertaffe Shälden, die Obertaſſe
Köpphen, Koppchen (Möpfchen); befteht fie nur aus
einem Theil lehne Untertaffe), fo heißt ſie meift Köpp chen,
Koppchen, zhein. Schälch en, unterrhein. Baden,
vielleicht Packchen, von paden, ba dasſelbe meift einen
Henkel hat.
Baden (8.), I) bofieren — will dir watt backen;“
2) Heben, haften, frieren (auch ſchd.); 3) jehr mitnehmen
dur Prägeln, Streiten, Auszanfen 2c. In diefer Bd. viel
leicht das ahd. päkan, mhb. bägen zanfen, ſchelten. —
Gebadene Blumen find Fünftliche Blumen, die meift reich⸗
lich mit Silber und Rauſchgold verfehen find.
Bades, Badesderr, abgekürzt aus Badhaus;
Badesberr f. Derr.
Baderem, Badım, Barem, Badram, Bare-
well, Barwell, Barwill, Baberwill, Bader»
wöll, Beiderwill, Barig) m., ein aus einen (ale
Zettel) und Wolle (als Einſchiag) oder aus Baumwolle
(als Zettel) und Wolle (ald Einſchlag) gewebtes Zeug zu
Frauenröden, auch der daraus gemachte Rod (f. Dirdich),
bei Alberus (16. Ih) Bederwen, wetterau. Beiders
well, bei$rifh Beiderwand, aus beiden (Wolle und
Sinne) gewebted Gewand,
Bahn f. (8. wt.), das breite Ende am Zeug, ein
Streif des Zeuges, bj. zu Weiberröden. — Die Bahn ſchla—
gan auch bie Bahn hgleifen (nordweftl. Theil bed
bed), Fr dem Eis ſchleifen.
Bahr f. (Wallmerod, Montabaur, Schwalbach), Nacht⸗
topf, auch in Coblenz und Siegen (Sch.); ahd. pära, mhd.
bare, in weiterem Sinn als — ſchd. Bahre.
Bain ſ. Beun.
Bajen (thein. wetteran.), Dialeftform für beugen,
Abub. beigen, beygen, mhb. böigen,, d. i. böugen, ahd.
ou gen.
59
Bajes n. (wt.), Haus, bf. altes; auch Givilgefäng-
niß (fonft Bolles); mhb. boije, beie Ketten und une,
in welche Gefangene geſchmiebet oder gebunden werben;
roman. boia, ſchon Bei dem röm. Dichter Plautus bois
eine Art Bande
Baͤkerlich f. Ba.
Balatſcchen, balatſchen (rhein.), viel und ſchnell,
daher meift unverftänblich ſprechen; in Heibesheim (meift
balatſchen) heute noch von den fremden Solbaten, bj.
den Franzoſen gebraucht, beren Sprache bie Ginwohne: nicht
verftanden. Es fcheint von dem kant. parlage Geſchwaͤtz,
Geiwaͤſch gebilbet zu fein. Bol. noch Latich, Tralatich.
Balgen (8. ıwt.), ſich mit femanben ringend ſchlagen;
auch mit Worten fireiten. Unſere Schriftſprache Hat io
balgen, ahd. ſchwach balgian, mhd. belgen, vom ftarfen,
ahd. bölgen, mhb. belgen, eig. aufſchwellen (wie ein Balg),
dann fg. zgümen.
Bällig, Pl. (Salz A. Wallmerod), große plumpe
Stiefel, offenbar Balg, welches Wort (nad) Sm. 1, 172
in der ältern Sprache auch für Schwertſcheide fteht; vgl
Brandeimada.
Balfam iftwt. Name für Minze (mentha).
Balteskrug m. Guch A. Naftätten), Krug mit einem
diden Vauch, wahrſcheinlich nach dem Verfertiger jo benannt.
Balwieren, halbieren (rhein) barbieren (wie
aud in Büchern des 16.— 18. Ih.); dann im Sinne von
betrügen. „Schwernoths Bolt, ald de Olde iwwern Leffel
balwirt.“ Streff 122. „Als hätt eich je Balweert, be
drohe (betrogen) un geſchunne.“ Lennig 35.
Bam m. (unterrhein.), Map für Mehl, gewöhnlich
/, Sad, , Malter.
Bambeln, bombeln, bumbeln, bammeln (8.
wit). 1) baumeln, herabhangend hin und her ſchwauken;
2) zögern, fi) langſam Hin und her bewegen (vom fpan.
bambolear, portug. bambalear hin und ber ſchwanken)
Br. Müller bat bambeln, Göthe öjterd bammeln
m ber 1. Bd. Die Zeit verbambeln, ohne nüplihe Ber
ſchaͤftigung umher ſchlendern. Die Bambel, ber Bambier,
das Gebambel, bambelig, bamblerig, Bambels
bannes. In allen biejen . Wörtern lit der Begriff des
Laugſamen. ©. weiter bembeln, bimbeln, bombeln,
bumbeln. -
Bambelher BI. (chein. wi.), Ohrgehaͤnge, Ohrringe
mit Bambelchern. DESE
60
Bambes, Bumbes m. (Lord, Montabaur), Krug
mit einem bien Bauch.
Bamfilius f. Bumfilius,
Bammert f. Bangert.
Bamſchen, bamfen (8. weft.) 2 anfloßen, daß es
einen dumpfen Schal, Bumbs gibt; 2) gierig eſſen und
trinken. Grimm d. W. hat für bie 2. Bb. bammen,
bampen, bamſchen, bautſchen, die alle in einzelnen
Dialekten und früheren Schriften vorkommen. Das Subft.
Banſch, Bantſch (ſ. d.) Bau, von dem dieſe Wörter
gebildet find, Iantet bier Ban, |. d.
Bangert, Bongert, Bammert, Bonnert, Bau=
mert m. (S.wt.), entftellt aus Baumgartn (ahd. poum-
garto, bömgarto, böngarto, mhb. boumgarte), wie Win-
gert aus Weingart, gewöhnlich ein großer, ſchlecht um⸗
Jaͤunter Grasplag, der voller Bäume fteht, Obftbaumgarten.
Bänteln (Caub), das Erbreih im Garten 1— 1%,
Schub tief graben; nad) ber En einer Bank?
Banterottbrühe, «wafler, »maher, (mäha)
heißt hier und da der Kaffee
annmeife f. Meife.
Bannzäun m. (Nauheim), OrtSbering, der ben Be
zirk begrängende Baun, kommt oft ald Name von Gemar-
ötheilen vor. In einem Weisthum aus dem 14. IH.
(Gw. 1, 541, 543): in den Bantzünen deß rynkawß;
in den Bantzunen des lantß.
Bantfdh m. (Nauheim), dider Leib eines Menſchen,
bei St. 1, 133. Banſch, Bantſch, fo auch in ähnd.
Schriften, wol Nebenform von Wanft und angelehnt an
das franz. panse, ital. paneia, jpan. panza, lat. pantex,
der erſte Magen der wieberfäuenden Thiere. &. Bamſchen.
Baratzel f. (unterrhein., hier und ba auch rhein.)
Frauenhaube, meift veraͤchtiich; vgl. Atzel.
Barbarifch, unbarbarifch (bein. wt.), ſehr groß,
abſcheulich. „Vorn uf thät der unbarbarifch Kerl, der garftig
Schiorches (f. d.) von Balwirer, ziehe. Dobruf ware
barwahriſch Gickelsferre. Dau kiminſt da gleich barwarifch
in d' Hetz.“ Firmenich 2, 89. 92.
Barem |. Baberen.
Bären (Marienberg, Montabaur), fehreien, Heulen,
bruͤllen, zunächft vom Vieh, dann auch von Menfchen-gefagt.
Schmid hat in Schwaben aus einer Urkunde von 1532
baren jchreien, Heniſch hat barren brummen. wie ein
Bär, St. 1, 136 hat Barren und erflärt es für ein bloßes
6
KHangwort. S. jagt: „es iſt das alte baren fehreien, Brummen,”
aber welches alte? Vielleicht darf man mit Grimm d. ®.
an den Meiftergefang Bar und anden Baren (ein fanftes
Regifter in der Orgel) denken.
Bärenzuder m. (Rauheim), Lafrige.
Bäres, Böres, Bieren PL. (S.), Schläge,mhb. die
ber der Schlag, vom ahb. perian, inhd. bern ſchlagen;
böreffen.
Bäres, Beres m. (rhein.), gewöhnlich ein kleiner
Bube, hier und da auch Arſchbäres, ber noch edtäge
{Päred) auf den Arſch befommt? bei Sch. Börres
dider Junge, f. Volles,
Barewellf. Baderen.
Barfroft m. (8.), Sroft, ehe noch Schnee das Erb»
reich bedeckt hat, wobei Diefes aljo bar (bloß, nadt) ift,
allmählich auch füp. geworben.
Barg, Borg, Bark, Bahrg m. S wt.), dag
männliche verfejnittene Schwein, richtiger Barch, ahd. paruc,
[5x2 arb, parch, parc, barug, barch, mhb. barch, ag.
th, böarg, engl. barrow, lat. porcus.
Barich |. Baderem.
Barich (Naftätten), Barrerih, Barer ich (Hadar
mar, Rennerod), Berrerih, Bererih (Montabaur),
Berrerih, Betterich (rhein.), Per (Königftein) m.
der umſchloffene Raum, in welchem das Waſſerrad einer
Mühle ſich befindet, in andern heilen bes Landes Eis—
bett, Gishaus, Waſſerhaus genannt. Das mittellat.
molacrum wird ähnd. verbeutjcht: myelbaum, quirnes
beth (d. i. Mühlbett) und Buchgeſchwulſt (f. Diefen—
bad Gloss. 365). Der Ahnd. Bitterich bb. Wanft,
Schmeerbauch (f. Diefenbadh Gloss. 410). Sollte nun
Sie Bitterich in übertragener Bd. gedacht werden
ürfen
Bärn m. ein meift burd eine niebere Wand getrennter
Theil der Scheune neben der Tenne, ahd. parno, mhb. barn.
Norddeutſch Heißt diefer Raum Banje, obb. und in Naſſau
am Rhein Barn, vom Taunus bi an den MWefterwald
Viertel, am Anfang des Weſterwaldes Seit, auf dem
Weſterwaid Ules (j. d. W.).
Barnes, Bärnes (weft), ein wichtiger angejehener
Mann, vielleicht eine Weiterbildung des goth. mbd. altf
alte. ſchwed. dän. barn, ahd. parn, agſ. böarn, friej. bern,
engl. bairn, litt. bernas, lett. behros Kind.
62
—R— partub.
Bärfh (8), d. i. barfch, ungefhliffen, umgeſchidt.
Bart m. (wi.), allgemein das Kinm bei Männern,
rauen und Kindern.
Barthel m., einfältiger Menſch (aus Bartholo⸗
mäus gekürzt). Die in ihrem Urfprung dunkele, fchon im
16. Ih. vielfady vorkommende und heute in vielen Gegenden
Deutichlands gebräuchliche Ada. „wo Barthel den Moft
holt“ (b. i. alle Schliche weiß) findet fi aud in Raſſau
und Heſſen. Bgl. EIS, Orſchel, Stoffel. Eifelin
(Sprichw. und Sinnreben, Kreiburg 1840, ©. 55) erklärt:
nBartholomäi Tag ift den 24. Auguft, da man mit einiger
Wahrfcheinlichkeit jehen mag, ob und wieviel Traubenmoft
besfelben Jahres in den Reben zu holen fein werde. Dieſes
wendet man fobann auf andere Dinge an und auf Men
ſchen, welche wohl voraußfehen, was gefchehen wird.” Diefe
Erklärung kann durchaus nicht für befriedigend gelten.
Barwell, Barwill |. Baderem.
Barwes, barbes(S.mt.ı, d. i. barfuß, mit bloßen
(baren) Füßen, mhd. barfuos, barvuoz, barvüeze; agſ. bär-
föt, altn. barfoetr, ſchwed. barfotad, Dän. barfodet.
Baſchten (rhein.), fertig bringen eine Arbeit; im Raufen
Jemandes Meifter werden; eine beträchtlihe Mafje Speife
zu ſich nehmen. In obd. und ſchweiz. Munbarten älterer
und neuerer Zeit heißt dad Verbum bafchgen, bas gen,
baftgen, baften, baſchen, basfen, paſchgen, paft»
gen. Nach Grimm darf zunächſt an ital. bastare genügen,
hinreichen, gedacht werben.
Bajef. Pl (iwt.) des Vaters, der Mutter Schweſter;
(abb. bas&, mhd. base, nur Vaters-, ähnd. baso Vaters:
und Mutterſchweſter); 2) (Caub) ehrende Benennung für jede
Frau der Stabt (nur von den Stabtbewohnern untereinander
gebraucht) „das Wort wird dem Eigennamen nachgefeßt:
hipperd Bas, Voͤlkers Bas.
Bafta, (rhein.), eine Art imperativifche Interjektion:
Du gehft Hin, und damit Bafta! Es ift der Imperativ des
ital. bastare, ſ. bajhten.
Baßgei(ge), bier nur wegen ber ziemlich weit ver
Breiteten Rba. angeführt: „Daß je de Himmel for e Baßr
gei oh fieht!" Streff 4. „Dem Bängt der Himmel voll
Baßgeigen“, d. i. er ift ſehr froh, fieht überall lauter Glüd.
Baßriemchen (Caub), Baßerumb, Baprumb
(Gamp), kurzer Kittel, bſ. der Schiffer, mit einer Struppe,
wahrſcheinlich Paß⸗herum.
63
Batfch f. (8. wt.), Echlag mit der Hand, baf es
patſcht, einen Schali hervorbringt. Davon batſchen,
batſchig, batſcherig, zu lat. Gatuere, ital. battere,
frang. battre, engl. to bast, dän. baske ſchlagen, gehörig;
dgl. Patſch.
Batfcheln (thein., viel reben ohne Sinn, ſ. watſcheln.
Batt- watt: was (Montabaur).
Batten (S. wt.), helfen, nüßen, in Mittel- und Shbd.
verbreitet. Bisher Hat man dieſes Wort für eine nd., aus
baß gebildete Form erflärt, wogegen Grimm d. W. da
felbe als rein hochdeutſch rechtfertigt (mon ahd. Die pata
Hilfer und die Herkunft aus baß abweift.
Batters (Naftätten, Hadamar), batt iſch (Idſtein)
ſchwanger, bſ. von ſchlechten Weibsperſonen gebraucht. Iſt
an dad franz. batard (Baftartı zu denfen?
Bape, Bapen (rhein., obd.), übh. Geld, Vermögen,
Rape fommt erft gegen 1492 als Fleine zu Bern gefchlagene
Münze vor mit defjen Wappen, dem Bären (Bäß, Beh).
Bäpelf. Bepel.
Bapenfraut heißt in Eifenbad A. Yoftein bie gelbe
Ruderblume (chrysanthemum segetam) weil nad) einer
Verfügung bed Örtövorftandes, Diefes Unkraut auf ben
dem zu vertilgen, der Säumige einen Batzen bezahlen
mu
Bapig (8. wt.), keck, vorwigig, ſtolz, in andern Ge
genden baget, bapig. „Ar fieht gar net ftolz un Babig
and.” Lennig 8. Das Wort ift nah Grimm gebildet
aus Batz, Bage, Klumpe, Mafje, was aus dem Weichen
erhartet ift und zufammenflebt (wie majfiv und Maffe),
nah Weigand minder wahrſcheinlich ftatt barzig, von
mbd. barzen flarren, ftrogen, dann wüthen.
Baud m. (S. weft.), 1) Luft, Verlangen, Liebe: er
hat feinen üblen Bauch, ihn zu ſchlagen; wir haben keine
gie Baͤuch zufammen (find geipannt); 2) ein böfer Bauch,
urchfall, Diarrhöe.
Bauch, Baͤuche f. (thein., auch ſchd.), das Waſchen
und Bähen in Lauge; ital, bucata, pan. bugada, franz.
bude.; davon das Verbum bauen, nd. büten, engl.
to buck, jhweb. byka, dän. byge, franz. buer. Das Wort
findet ſich in Büchern des 15.16. Ih. öfters und ift viel
leicht romaniſcher Abfunft.
Bauhafherin f., „eine Frau, die in Geſellſchaft
einer andern zu einem aufauführenden Gebäude eine Bei-
feuer heiſch et.“
64 -
Baumen, bamen (thein. wt.), Adj. an andern
Baumnamen; birnb-, firfhb-; ſchd. bäumen, ahd. poumfn,
mb. boumfn,
Baumertf. Bangert.
Banmtlemmer, Baumsklemmer, Baumklamm
m. (weſt.), Hirſchkaͤfer, auch Wein» und Feuerſchroͤter ger
nannt (Jucanus cervus). Grimm bat Baumflimmer von
vierfüßigen Thieren, welche auf einen Baum klimmen (Klettern)
Fönnen, 3. B. Kape, Bär. Der Baumklemmer hat jedenfalls
von Elimmen, klemmen feinen Namen.
Baumslfeiden vor Schmerz ober Ärger, iſt eine
wit. Rda.; in früherer Zeit fteht in ähnlichem Sinne, aber
Fr mit der Bb. ſchlagen, abſchmieren das Verbum ba um⸗
Baumfginner m. (Dahlen 4. Wallmerod), d. i.
Baumſchinder, Hirichfäfer (lucanus cervus).
Bäunf. 8 jede Rinde oder Kruſte, vorzüglich Baum⸗
rinde.
Baäunſch, Beunſch, Boinfd f. (3), Katze, wol
aus dem Lodruf gebildet, |. Boiz, Maͤunſch.
Baunſcheln, bounfheln, Gebounſchel halle
(Halten, Montabaur), mit vielen Worten feinen Unmillen
über etwas auöbrüden. Klein bat aus Juͤlich und Berg
baunzen von Kindenu, die ohne Urſache anhaltend weinen.
Bauſch, Pauſch, Peiſch m. (8. wt.), ein Gebund
Stroh; mhbd. büsch ſchwellen machender Schiag, dann au:
gebehner, ausgeftopfter Wulft; daher die Bd. Gebund —
n eine Umkehrung von Schaub (ſ. Schah) iſt mit
nicht zu denken. Von Bau ſch fommt das Verbum bauſchen
aufſchwellen, fi von innen ausdehnen, auch ſchlagen.
Baufche, ohne Artifel (hein.), Bufch(nd.), Furcht,
wol von Baulh (Schlag), aljo I und Furcht vor aan
(Schlägen), dann in weiterer Bi
Bauffent, buſſent, buiffent, Buyfien, bouf
fen_(olt.), außerhalb, oßne, „30 dynſe vnd buyſſen
Lynſs; Bauſſent tem firfpell; in und bouffen ber
firchen, die Binnen landes fint und die buiffent Landes;
die binnen landes feint und die buffent landes; bie
jener feind uf ein jet ganzen bufjen bem Haus; bufe
ent wiflen vnd willen des — im Rein der mad,
810 fen ſalmenfangh, mag ieder fiſchen“ Gw. 1, 623. 639,
. 642. 644. 597. 599. 3, En a. iſt bain ohne,
Dr biüten, Fi bütan, altfrief. büts , mittelndl. büten,
hol. buiten, engl. but ohne und außerhalb; mhd. findet ſich
65
bügen nur in Quellen, die fich dem niederd. Dialekt nähern,
fo auch meiſt in Gw. Das Wort ift zſgſ. aus bi-üyän
wie Binnen aus bi-innen; vgl. böber.
Beiz (mhd. beize, beiz, ähnd. Beife), Die Hepe, Jagd ger
ern Sm. 1, 206 hat: in der Baiz fein, in
Beanjheln (weft), jemanden für eine Anſchel
(f. d.) halten und damad behandeln.
Beat ſ. bit.
Beberlich ſ. biberlich.
Bebufemen (vlt.), einen Beweis mit Verwandten ober
Standesgenoſſen ren (von buosem Buſen, buoseme,
gebuoseme leibliche Verwanbtichaft). Gw. 1, 535.
. Bed f. (S), eine Abgabe in Geld an bie Obrigkeit,
nah Grimm eine nd. Form ftatt der ahd. pöta, mhb.
bete, eig. Bitte, dann erbetene Abgabe ber Freien. In
Lech. &. 133 Bede.
Bedappeln f. betappeln.
Bedäuerlih fva. indäuerlih, natäuerlich
(f. d.), aber feltener.
Bebäumeln (S. rhein.), 1) mit den Fingern befühlen
. däumeln); 2) (8.) Betäußen, bj. duch den Genuß
igiger Getränke, in dieſem Sinne richtiger betäumeln,
ei Leffing betaumeln, von Taumel.
Bedenkelchen Heißt in Diethardt A. Naftätten das
ſ. 9. Sttefmätterden.
Bedompe ſ. bebumpe.
Bedonnern, bedunnern ſich (Rurd.) ſich betrinken.
Bedudeln ſich (mt.), fih betrinken, ſ. Budeln.
Bebuften, 1) (Sähwalbah, Gaub), bezahlen, vgl.
beduppchen; *9 «8.) betrinken, in ber zweiten ðb. zu
Duft gehörig.
Bedugt f. betudt.
Bebumpe, bedompe (S.), 1) hohl, bumpfig; 2) von
Häufern gebraudt, die tief und dunkel liegen und Daher
eucht find. Grimm d. W. hat aus dem 17, 35. ber
umpft, bedumpfet, vom Verbum Bed umpfen, machen,
daß etwas dumpf ſchalle.
ni —R (Herborn), engbruͤſtig, gehört zu daͤm⸗
pflg d.d.
Beduppchen, beduppgen, 1) (Herborn), überliften,
betrügen, bei Sch. beduppen, 1. Buppes; 2) (Ufingen)
Kehrein: Wöorterbuch. &
66
hen (it der Hand, das Geld zählen, auf den Tiſch
tupfen®). _
Beeft, Beift, Boiſt, ha Beiſcht n. (mt.),
Schimpfwort auf einen viehiſchen, Iafterhaften, zankfüchtigen
Menfchen, ſeit dem 17. Ih. in deutſchen Schriften verſucht,
in gebilbet.m Hochdeutſch heute Beftie, lat. bestia, altfranz
beste, fpäter böte, engl. beast, holl. beest.
Befauteln betrügen, f. fauteln.
Befehl.m. (wt.), gerichtliche Vorladung: ſich einen
Befehl Holen, jemanden gerichtlich vorlaben laſſen.
Befrieden (vlt.), einfriedigen. „Daß Hoͤchſt iſt be
friebet worden.“ Lech. $. 227.
Begabeln, betappeln (S. rhein.), begreifen, ver⸗
ftehen, ſcheint eherfappeln ald gabeln (f. aufgabelm
zu fein, |. betappen, kappen.
Begakeln (thein.), beihwäßen, bethoͤren, etwas auf
binden, ſchd. begaufeln, mbb. begoukeln, holl. be
goochelen.
Begedfen (S.), zum Geden haben ober machen,
ähd. begeden, nd. begesten, begöößfen, Hol. be
gekken. ©. jparrgidfen. .
BeEgern (judendeutjch), fterben.
Begierlid (Braubadh), fehr ſparſam.
Begliffen «8 wt.) wird nur gebraucht in dem Sprich⸗
wort: „De eß vorn (aud) oben) begliſſe un Henne (aud
unten) beſchiſſe.“ Das ſchd. Verbum heißt begleißen be
glänzen.
Begludfen, anbrüten, von Eiern, bj. Vogeleiern ge
fagt, von der Gluckh enne genommen.
Begriffen fein in etwas (Meilburg), es verſtehen.
DBegroten f. befroten.
Behambeln (Schwalbach), betrügen, ald Hambel
Be in, b j
ehammeln, behammbeln (S. wt.), beſchmutzen,
bf. die Kleider mit PR f. Hammel. 3, Se
.:,debang m. (S.), 1) ein befreiter Ort, namentlich ein
Baib, der mit einem Steohwilh behängt ift, um anzu
zeigen, daß fein we: Dineingetziegen werben darf; 2) Name
— albtpeilen, b). in vielen Gemarkungen des Weſter⸗
aldes.
Beheb, behebt (S. wi.), feſt ſchließend, genau an
paſſend, bon Thüren und Senftern); ein in Seht behebt
d. i. fehwerfällig, Tangfam, wenn die Achſe zu bie it und
fich in ber Büchje (Nabe) reibt, dieſe alfo zu. feft fchliekend
67
iſt. Das Wort kommt in ter angegebenen Bo. ſchon im
15.— 16 3b. vor und gehört zu heben, haben. Am
Kiberfein fagt man auch: „er kommt ganz. behebt”. d. i.
langſam
Beheben (8.), große Umftände machen, fich gleichſam
von einer Seite auf die andere drehen und wenden: „
behebt fidh, wenn er etwas thun fol.” Mäb. und änhb. bb.
beheben fva. wegheben, erhalten, erwerben, Behalten, bes
haupten, miſcht aljo Heben und Haben.
Beherren (vli.), einem Herm unterwerfen. „Diefe
Burg Grafened ift wohl beherret“ Lhr. $. 218.
Beheunes m. (Bierfladt A. Wiesbaden), ein undeih⸗
It Bat, Erüppelhafter Anbinber, judiſchdeutſch Behei-
me .
Behler f. Böller.
Behöcdeln, anbrüten, Bf. von den Vogeleiern gefagt,
von Hoden (figen).
Beholzen, beholzigen, holzen ſich (vlt.), ſich mit
Holz verſehen. Gw. 1, 525. 537. 538 u. 8.
ö Deborbeln, behurbeln fi, fi betrinken, ſ.
orbel.
Bei wird bei Verben der Bewegung meift für zu ge
braucht, und zwar mit dem Afufativ,. zuweilen auch noch
wie früher fchd., 3. B. bei Göthe: „Filangierid kommen
dieſe Tage bei mich zu Tifche“ «ital. Reife, Neapel 9. März
1787), lauf. mit dem Dativ. ©. meine Gram. des 15.—
1.9.3, 5.244 f.
Beide zeigt im Goth. unvolftänbige eichlechtige Form,
vom Abd. an bi8 heute gar feinen iehteuntenihieh
mehr, Baier. heit es beb bod beid, ſchwaͤb. beand buod
boid, wetterau. beb Bud bad, rheinheſſ. bad (m. n.)
bob hub €), weſterwaͤld. Bier und da beiz (und biez)
ouz baz.
Beibſammen, miteinander, meiſt (nicht immer)-von
wei Perſonen gebraucht, änhd. beidejam, beidſam,
beibfammen, beidefand, beideſander, beidſan«
er.
Beiherfahren (chein.), mit dem Schiffe laͤngs dem
Ufer fahren.
Bein f. Beun.
Beinern, banern Crhein.), eilen, die Beine raſch
Senegen, auch ſchleſ.
eingewand (volt.). „Auch führten ſie cbie Kun)
Beingewand, das war vornen von Leber gemacht.“ Lichr. $. 3
68
Beifäßer m., „eine Perſon, die fich noch nicht lange
verheirathet Hat ımb bei ben Cäwie jereltern ober Eltern
wohnt und halb fo viele Laſten wie ein ordentliches Glied
der Gemeinde trägt, dagegen aber nur halb fo viel Laub
tragen darf, als ein ſolches.“ 8. Das ſchd. Beiſaß, mit.
bisäze, bisacze.
Beiſcht, Beift ſ. Beeſt.
Beiten (vlt.), warten, mhd. alten. „Beitet eyner biß
vff den letzten dindiag.“ Gw. 1,
Beithun (chein.,, unterrhein. pr Feuer ſetzen, von
Speiſen A mbaft du bie — er
Beiz (Baht) } Beide,
Betze, Bepel.
Bestie n es .) bejahen, ahd. gi Be gijlezan, mhd.
jüzen, bejäzen, aͤnhd. bejahen und bejadzen.
Bekappen (MWallmerod), verftehen, |. fapieren.
Befarmen, bekarnmchen, beka(e)rmſen, |.
karmſen.
Bekennen (wt.) im Kartenſpiel, Blaͤtter derſelben
Farbe hinwerfen. „Sie howwe vohrt kahn Drumb mehr
betennt.” Datteri 8
Beklewe (Rennerob), getabelt, ſtatt bekiffen, von
befeifen beichelten,
Bellemm (8.) 1) übel, ſchlecht, arm, bebrängt;
2) beängftigt, eng um bie Bruft; Anhb. beflemm fva
Elemm (f. d.), ſelten, ſchwer zu haben.
Beklinen (8. Braubach), beſchmieren, ſtarkes Verbum
— ſtarkes und ſchwaches Partic. petilne beklint),
. Elenen.
Belnippeln ſich, ſich Betrinfen, in der Studenten
ſprache ſich befneipen.
Beknorbelt betrunken, ſ. Knorpel.
Bekotzen, bekozen ſich Katie erbrechen, ſ. kotz en.
Bekritt, bekrütt (Selters, Montabaur), bekümmert,
beſorge Hhnd. bekrütten, befruden, betzoten, Boll.
bekroeten fi um etwas Befümmern, ſ. Rrot.
Bekroten fih f. Krot.
69
Belummer m., Kummer, Belkimmemiß. „Do hatt
ih immer mein Bekummer.“ Streff 97.
Beladen ſich (S.), fi betrinken, |. Taben.
Belag m. kommt nur im noͤrdl. und norbweftl. Theile
des Landesvor, wo der preuß. alas im gewöhnlichen ek
zu 1 fl. 48 Er. angenommen wird, während er fonftnur 1
45 Er. gilt. Der Gulden gut Gelb dj. d.) wird da zur
Ausgleihung zu 61%, Kr. angenommen, und dieſe 1Y, Fr.
neant man Belag.
Belammeln, belammern (8.), joa. behammeln
NV d.), ähnd. belampern, belemmern, belemmeln,
elammeln (Grimm d. W.) ſ. Lammel.
Belauftern (rhein.), belauern, im Befonberen:
1) auf einer unerlaubten That ertappen; 2) überbortheilen,
d. i. feinen Vortheil erlauern.
Belauten, beläuten(olt.), durch Läuten ver Glocke
bekannt machen. „Ob ſolch galıs auch belaut ſei mit ber
gloden.“ Gw. 1, 597. Dgl. Gr. 840.
Belegen (olt.), einem etwas ald Hypotheke anweiſen.
„ie 63 marc geldes dy alſo wal belacht ſei.“ Urkunde
dom 3
Bellerden, Delterher DI (chen), Zahnfeih
ellerden, Beilercher Pl. ), i
an der Kinnlade, wenn feine Zähne darin find; Berfleines
tungeform vom änhb. Bilern, Bilren, Biler, Biller,
Beiler, Bilder, Bildern, Bilberen, Bieldern,
Billen; bater. Bilern, Bilerlein, Banbilern(Im. 1,
168); Mhwei Biter, Ziller, Bilbner, Blgern (&.
1, 171); ab. pilarn, ptlaro, piläre, bilaere, bildera, mhd.
bilern, bilrin, beire, von ah. pilan, pillön, pöllan, mhb. billen
hauen, fehlagen mit einem fpipen Werkzeuge Gegg die
Ville zum Schärfen der Muͤhlſteine). Won ben Zähnen
gleng bie Vorftellung über auf daS Zahnfleiſch.
Bellin, belin, billin, Blin, Bli,ble, willin
(8. wet.) warn, „Bellin fall eich tomme? Bli gehft du?“
Bei willin denkt 8. an eine Verkürzung aus wie bald
din. Daß billin und willin auf Eins hinausgehen, das
für ſcheint Geiler belan (fpäter blan) neben wolan
(welan) zu ſprechen. Vergl, wanneh, anne,
Belugfen, beinzgen(wt.), belungfen (Braubach)
9) Belaufchen, beiauern; 2) Hinterliftig Beträgen, ſ. lugfen.
Bembeln (rhein.) bb. das einfeitige Anfchlagen ber
Eled Heim Anfang des Läutens, lauf. bemmeln; bBimmeln
iſt fonft in feinem hellem Tone (bim! bim!) läuten,
70
Bemokelen (Caub), lauf. bemogeln, heimlich hin
tergehen, betrügen, wol dialektiſch und in ber Bd. ermas
verändert je. Bemafeln, (vgl. anſchmieren);
darf mit A. an eine Ableltung aus Mauk (f. d.), mi
chen, An gedacht werden? Mhd. ü geht übrigend —
o über.
Benache, — 1) felten, ſchwer zu befommen
und zu erwerben (beflemm); 2) beengt, bebrängt, 3. B.
sen. Das Wort gehört waͤhrſcheinlich zum aͤnhd. benas
wen, benauen, benaupen, holl. benaauwen beengen,
Beflemmen, eines Stammes mit genau, mhd. genouwe, |.
benaut, nählid.
Benadten übernachten, über Nacht bleiben,
mb. benahten. 586.
Benäfeln (1 ein.), kleinlich tabeln, |. näfeln.
Benant (weft), im Athem gehemmt, auch nd., Koll.
benaauwd, iſt das Participium von benanen, |. benade.
Bender, Benner m. (rheın. heſſ.), Faßbinder, Küfer.
. Bendleif f. (Höhr A. Montabaur), Wefte. Leif it
Leib, Bend ſcheint Binde, Beudel zu fein.
Bendriemen, am B. — — Ende einer Sache,
Handlung einer Sache, Handlung; Bindriemen, womit
eine ©: jebunden, geſchloſſen wird.
r erden ſich, fü inte, auch ſchd. (bei Lich⸗
enberg)
Beneppen (S. wi.), betrügen, übervortheilen, ſ.
neppen.
Benoche f. benache.
Benzeln (Rennerod), einwideln, einhuͤllen. „He ben»
zelt ſich enn“, hüllt 15) ein gegen bie Bitte wahrſcheinlich
bindſeln, von Bindſel (eig. Seil zum Binden).
Bequem, bequemt (Salz 9. Wallmerob), beengt,
t B. figen, nicht das ſchd. bequem, fondern bequengt,
quengen.
Beraffen ſich (Gaub), ſich Beirinfen, zuviel auf-
raffen, aufladen.
Berat (MWallmerob), beihmugt, beſchmiert; berät
(Saub), betrogen. Berat iſt fonft Dialektform für bereit.
Kann daraus dieſes berat in übertragener Bd. erklärt
werben? Ähnlid) Heißt e8: er iſt zugerichtet.
Berathen (vlt.), mit etwa begaben, verichen. „Die
(Gräfin) beriete Bott eines Sohnes.” Lehr.
Beräumen(Ufingen), bezahlen, tft wol eraumen,
anberaumen einen Tag zur Zahlung feftfepen.
21
Berepfen (Caub), Dielektform für bereuen, ahd.
ihriawön, biriawen, mbb. beriuwen, aduhd. berewen,
Fa. berouwen. “
Berg m. (weft, unterrhein.), Kohlengrube, Bergwerk,
auf den Berg gehen, fahren» in die Kohlengrube, in das
Bergwerk; bergen in ber Grube (ald Bergmann) arbeiten.
Berichten (vlt.), mit den hl. Sterbjaframentenvers
fehen. „Ein Priefter trug das HI. Sacrament, und folte
einen Chriftenmenfchen Berichten.“ Lichr. $. 173. In einem
gorparber Mbeiätpum von 1412 berechten, bereiten.
, 776.
Berkel, Berkel (chein.), Traubenbeere. Weber hat
Bergelhorn für Traubenbolunder (Sambucus racemosa),
das lat. acinus (Xraubenweinbeere) hat Diefenbach
loss. 9 unter andern Formen winberforn, »Fern und
Berkorn. Aus lehterer Form ſtammt Berkel.
Berliner m. Galoppade (Tanz) auf dem Lande bei
Vontabaur.
Bernkraut, Birnkraut (weft), Latwerg, nicht
immer aus Birnen bereitet, and) einfach Kraut.
Beropen, berogeln (S.), bejpötteln, |. vogen.
Berrẽerich f. Bari.
Berufen, beroufen (thein. 8) beſchreien, bezau⸗
bem. „Das Kind ift berufen,“ durch Beſchreien, Berufen
kant, Vergl. das oft gebrauchte unberufen.
Berzelf. Börzel.
Befäbeln, befebeln (8. wt.), 1) beſchmutzen, be
ſudeln (von Kindern mit ihren Exkrementen, dann mit Gaffen:
teth); 2) beteinfen.“ Waun de mahnft, ich währ befäwelt
men), jo Bift uf em Holzmähl.” Streff 32. Aud
ihtenberg führt an: „er ke fi beſabelt“ betrunken,
und Sm. 3, 184 hat Säbel u, was nah Grimm
d. W. doch fein Säbelhieb, fondern befubelt zu fein
ſcheint. Im 16. Ih. kommen befebeln und befefeln oft
für betrügen, ganz wie bejheißen (j. d.) vor, und zwar
mit deutlihem Bezug auf die Gauner und Lanbfahrer,
Bei diefen Wörtern in der rothwelſchen Gaunerſprache laͤßt
Grimm an befabbern, befebbern (ber Volks⸗
Iprache), holl. bezabbern, bezeveren, nd. befeevern, ſchd.
befeifern benfen.
Befäbern (8.), begeifern, |. befäbelnund fäbern.
Belag mi. (unterrbein.), die Maſſe erdiger Beſtand⸗
theile, womit das vom Bergmann gebohrte u ausgefüllt
wird; befegen jo ausfüllen. -
Beihaptert (Montabaur) betrunken,
72
Befhanern |. [dauern
Bafheiseln, Dialektform von Befäßeln.
Beſcheid, Beſchad m. (S. wt.), 1) Antwort, Aus-⸗
kunft, Kenntnih, ee, 2) Butrun? (mit thun ver
Bunben), in beiden Bd. auch ſchd. feit dem 16. Ih. bis
jeuti
’ Beigeientig, beſchedenlich, mhb. bescheiden-
lichen, genau, weije, fommt oft in alten Urkunden vor.
Auch in Lehr. |. 186 Pet: „Er regierte fein Stift be
ee —J
Beſchemeln, beihämeln (S), beſudeln, behammeln,
—2 Beſcheerſel n. (thein.), Beſcherung,
erte Sad)
ur Hlidern wi), fi) beim. Gehen auf kothigem
Wege De ben, 1. ihlidern
hließen die geute, die Herrfaft, finde
fich oft u) alten Weisthümern, um die Macht des Adels
über feine Unterthanen auszubräden. Br. 38. Gr. 277.
Beſchlurcht, Halb betrunken, |. ſchlurchen.
Beihmeizen einen (Gaub), einem ſchmeicheln, gehört
zu _baier. ldmungeln, ſchmutzeln, ſchd. [hmunzeln
lächeln. Sm. 3, 478. 479.
Beihnabeln en yi ig. beriechen; 2) mit Worten
Im anfahren (ſ. anfepnabeln). Klopfiod bat ber
&nauben beriechen (von einem Pferd), Lejfing in gleichem
Einne befhnaubern (von Hunden).
Beihnallen jid (S.), fih Beizinten,
Beſchnauken (8), 1) beleden, beriechen, ſchweiz.
befääneufen, Beiünätfeln; Yda8 Schnaufen einem
vertreiben, ſ. ſchnauken.
Beihnudeln, Deignulten G. wt.), bejubeln, |.
Schnudel, ſchnullen.
Beſchores m. 8 wt.), 1) unerlaubter Gewinu;
2) Betrüger. „Beſchodes machen fü fi etwas, es auf nicht
anz ehrlihe Weiſe für ſich behalten, wie 3. B. ber
chneider ein Stüd Tuch, das er zu verarbeiten bekommen.
Gtwas Beſchores Haben, es für fi, in geheim, als
Geheimniß Haben. In der rotweljhen Grammatik, Krank:
furt 1755 wird Bſchora machen (einen Vergleich ſtiften)
als jũdiſch aufgeführt. In Oberſachſen heißt Buſchkur
73
naien einen heimlichen und unerlaubten Gewinnft machen.“
hr .
Beihummeln (S. rhein,, unterrhein., lauſ.), in Heinen
Dingen, in niebriger Weife betrügen, Hintergehen, |.
Shummel ’
Beſchuppen (S.), betrügen, ei. die Shuppen abs
sehen: „Der Jude beſchuppt ihn bei jeber Zahlung um
HH e Groͤſchen; ex wurde bei dieſem Handel arg beſchuppt.“
rimm d.
Beſehen (S), 1) bejubeln (befäbeln); 2) betrinken;
ſchlagen. Grimm d. W. hat die 3. Bb. eig. zufehen,
wo eiwas ausgetheilt wird, und dann felbft kriegen, 3. B.
„Du kaunſt nichts befehen, d. i. befommen; willft Du was
keiehen, d. t. willft bu Prügel haben 2“
Befollerieren f. follerieren.
Beffern (rhein.), büngen; Beſſerung (rhein.),
Dünger, auch jchb. (bei I. Möfer). In einem Weisthum
von 1534 bei Gw. 1, 642: Beljerung oder Miftung.
Beftandener Mann heißt in Gaub ein etwas bider
PA ift beſt anden erwachfen, geſetzt (ſchon Tange
end).
Beftaten, beftaren, befioren (S. weſt., Goblenz),
!erheirathen; Beftorerig heirathäluftig. Beſtaten, be-
ftäten, mhd. bestaeten, ift eig. infer bepätigen (falſch
geſchrieben er) d. 1. feft und beftänbig (ftät)
mahen: dann einen Sohn ober eine Tochter in geiftlichen
ober ehelichen Stand beflätigen; daher bie obige Bb.
Beftremmt (mittelrhein.), kurzen Athem habend, |.
fremmen.
Befthaupt, bene Haupt, das Stud Vieh, welches
der Herr eines verftorbenen Eigenmannd auszuwählen und
weggunehmen hat; es wird auch fonft als Zins 2c. gegeben.
Gw. 1, 560. 566. u. 3. Vergl. Grimm: Rechtöalterth.
f.
ı at (wt.), verloren, geſchlagen (beim Kartenfpiel), ſ.
ambet.
Betappeln, bebappeln (8. wt.), eig. anrühren,
faflen, Davon fig. begreifen.“ „Ich kanns awwer als noch
net recht bedappeln.“ Streff 37. Das Wort gehört
wu Tappe, tappen, wie au betappen, fva.betaps
yeln beweifet, das ſchon Stieler hat ald contrectare im-
pudenter, manibus rustice scrutari (unverj—hämt berühren,
mit ben Händen bauriſch unterſuchen).
Betilg f. Tilg.
74
Betrogen (vlt), „Alſo gieng der Graff um mit
füßen und betrogenen (trügeriichen) Worten; ade nahm &
ein betrogen (übel) Ent.“ Lehr. $. 108. 122.
Beifammen (Herborn), mit einander: nad) dem Die:
et beidfammen (f. d.), fondern mitfammen,
t.
Betſche, Baͤtſche, Bitſch, Sietſch Butſch (8
wet.) f. Barg. Klein hat aus Württemberg Botſchel
Schwein; in fehweiz. Landftrichen iſt die Bee das junge
männlidhe Schwein, bis es zum Eher wird; in Schwaben
Depe, Bepele, Bupel, Butſchele. ’Srimm ſtellt
das Wort zu Bade.
Bett n. (8. wt.), das in der Tenne zum Drefchen
angele; age Getreide.
ettelvogt m: hieß (Heißt felten noch) in vielen Ge
genden der Stadt oder &emeindediener, da er zugleich auf
te Bettler zu achten hatte.
Bettlab f. (rhein.), gebräuchlicher als Betiftelle.
Bettpiſſer m. eig. ber ind Bett pißt; dann Name
des Löwenzahns (leontodon taraxacum) bei Wiesbaden.
Bettſaicher m. eig. der ind Bett feicht; dann Name
des Taufendfuß (oniseus asellus) wegen feiner harntreibenden
br bet St. 1, 158 Bettfeiten, Bettfeyer, Bett
ach er e.
Bettſchere f. (B. wt.), zwei um einen Nagel beweg ⸗
liche, auch drei oben gufamme jängende dünne Hölzer, bie
ind Bett geftelt werben, um das Geraußfallen ber Dede
zu verhindern.
Betacht, betugt, Bebngt (thein.), bebächtig, Tange
ſam, gelafien. Grimm hält das Wort für das Parti
eipium bom mbb. betüchen, betauqch en, untertaudyen; bei
RP „er gieng ganz ftil und betuches wieder
jein Bett“ ; in der Gaunerſprache heißt ſcheft beducht!
CA fin, Bebuh ter maffematten Diebftahl ohne Lärm;
wei. iſt ae duch en fich jhmiegen, fich Duden, tus,
dus, duchig niegefhtagen, ſcheu; ndf. und holl. be-
ducht furchiſam, ängftli
Bepel, Bäpel (8. . wi. ), ev) ash. Srauataue würze
Burg, Throäß. Depel, öfter. —R bezel, in
einigen Gegenden he Teinene mit MASK beſetzte Unter:
haube der Kinder; 2) ein Eleines Bündel Gras, Laub, Wolle
a. |. w. (Brierijötbal A Ufingen); .3) ein träger, fchläfe
tiger Deaig, ein guter Tropf, der fih alles gefallen läßt,
dent au dlafpaub genannt).
75
Beun, Beunde, in der Volksſprache und in älteren
Urkunden Boin, Bain, Bein, Bäun, Bebein fi eig.
Frivatgrundftüd im Gegenfaß zur Bemeinweide; Name von
Gemarktheilen, bj. am Rhein ımb Main bis in Die Wetter⸗
au, felten nörblih vom Taunus bis an den Wefterwalb,
ganz felten auf dem Weftermald. Die Beune Tigt meift in
der Nähe des Dorfes und hat guten Boden, nicht immer,
wie man hier und ba behaupten Sit; ah. die biunda,
peut, peunt, mbb. biunt, bünt, bünde, ähnd. Bune,
eune, Bunde, Bünde, Beund, Beunde, Beunt,
Beunte, Buhinde, Byundt. Bergl. weiter Grimm
db. W., der dad Wort aus dem verſchollenen Partic. binnti
von biun, agf. böon, eng. vo bee == fein (ug ich bin) erflärt
inber abefieintic
auen.
Gießen Badtrog und Badtifh; mihd. biute Badtrog; ahd.
i 4 hohler Kloß, In ben die Walbbienen Bauen,
jo auch im änbd. Schriften; mittellat..hochd. biota, weites,
tiefes Gefäß, Ständer. Das Wort gehört zu Biet (f. d.),
und wird mit biefem von Weigand, Diefenbad u. U.
finnreih zu bieten barlegen geftellt.
Beutel m. (8. wt.) 1) Hodenſack, aud bei Sm. 1,
219; 2) (8.), Beule in metallenen Gefchirren, welche von
einem Stoß oder Schlag herrührt, in diefer Bb. wol in
übertragenem Sinn das ins Hochd. aufgenommene nd. Bötel
rundes Holz zum Möürbeichlagen des Flachſes vor dem
Brechen ahd. pözil, vgl. r% beätan, engl. beat, ahd. pözan
foßen, plagen, Hopfen. ©. Boße.
Beütelſchnitter m. 1) der die Schweine fehneibet;
2) Name ver (Pflanze) Hirtentafche (thlapsi bursa pastoris).
Bewachſen f. angewadjen.
Bewähren (8. Schwalbach), verfichern, ald Wahr
heit fagen. „Gr hat mich bewährt, fein Water wäre ver⸗
Bewer f. böber.
Bezahlen (8. wi.) 1) fich übel zurichten, e8 ſei womit
und woburd es will, fva. ais bejäbeln, behammeln;
im Bel. 2) fi durch Schneiden, Fallen u. |. w. ſehr bes
ſchadigen; 3) einen tüchtig burchprügeln.
Dezäunet und bezimmert Eommt in alten Rechts-
beftimmungen vor. Wer nicht bez. u. bez, d. i. nicht mit Thür
76
und Angel beſchloſſen war, der feinen rauchenden Herb und
keine ftätige Wohnung im Rheingau hatte, gehörte nicht zur
Genoſſenſchaft der Eingeborenen. Br. 437.
Beziehen (mei ‘ tüchtig durchprügeln, Io über
siehen, Srüher heißt beziehen auch fva. bejubeln; vgl.
dazu abfhhmieren durchprügeln.
Bibi, Biden, Bibihen f. Pipi.
Biberlich, zuweilen beberlich (S. wt.) 1) weichlid,
zärtlich, empfindlich bei den Heinften Schmerzen ; 2) (von
Speijen) nicht ſtark, Eräftig von Geſchmack. Geiler hat
beberlich zitternd; Bürger batbebern, Wiederholungs.
form von beben; St. 1, 150 bebbern vor Froft, bie
Bähne aufeinander jchlagen; Stieler. 117.phippern quasi
bebberen ängfilich jein wie furchtſame Weiber; in ber
Gaunerſprache hat ſich bibern — bebern noch erhalten.
Zu diefem bebern, bibern, beberlich gehört biber lich
in etwas abgeänberter Bedeuiung.
Bibjen (Hadamar, Herborn), verftohlener Weile gucken.
Bibs-, Bimbswörtdhen (mi.), nur verneinend;
Gr ſpricht, man hört kein B.” Vgl. bim! bimmeln in
feinen hellen Tönen laͤuten. St. 1, 174 hat bis men, bis⸗
wmelen flüftern und betrachtet e8 als verkleinerndes Inten-
ſitiv von a ſtark wehen, |. biefen.
. Bad.
Bidelfeft (B. wt.), jehr feft: Die Erde ift b. gefroren;
er hält die Augen b. zu; Per von Bidel (Spighade),
fo feft, daß es mit dem B. muß aufgehauen werben, ober
von Biel (Knöchel, Würfel und Kugel aus Stein), fo
feft wie Stein und Bein.
Bickemannkommches fpielen (Goarshauſen),
Verſteckens ſpielen.
Biges, Beckes f. (unterrhein.), Ziege, zu Bod ge
börig? Agf. biece, altn. bickja iſt Hündin.
Bidung ift das am Hintern Theile des Schiffes quer
über dasſelbe laufende Holz, in dem ſich die drei Bibungs⸗
Tpäne ober brei Knaben Befinden, an Denen fo wie an
den Stangen (an ber Seite befindlichen ſchwaͤchern) Bol⸗
lern bie Schiffsſeile Sefeftigt find. Das Wort ift verborben
aus Bell bie puttings f. pl. die Ketten zur Vefeftigung ber
Maftwände.
Bieltäfch f. (Marienberg), Sedel der Weiber unter
der Schürze.
Bien, Bie m. (S. rhein.), Bienfhwarm; ahb. bie
pf&, das pini, pine, mhd. bie bie, bine, bin, bie Biene;
77
mbb. das bie Bienenſchwarm, bin St. 1, 153 in diefer Bd.
der Beyen.
% Bienenfaß, Bienfaß n.(rhein.), Bienenkorb, mbb.
ievaz.
Bienenkar (unterrhein.), joa. Bienenfaß, mhd.
binekar, |. Kar. Fi, faß, ms
, Ber f. (wt.), Birne, ahd. pira, mhd. bir aus lat.
pirum.
Bier, Bir, Bür, Bär, Bird m. (Montabaur,
Selters, Braubach), Eher, aͤnhd. Beer, Bähr, aid. per,
mbb. ber, agſ. bär, engl. boar; in andern Gegenden Deutfche
lands Bär, Baier, Beier, Beer, baherbieren, bie
tig fein d. i. nach dem Eher verlangen.
Bierlampes m. (mt.), ſtarker Biertrinfer, den das
®. aufgefehmemme bat.
Bierrimmelf. (S.), kaltes Bier, worin Bier zer-
frümmelt oder gebrödtelt worben ift, & rimmeln.
Bierzel, Brand der Bäume. Im. 1, 204 hat aͤnhd.
Berzel im Sinn von allgemeiner Echmäche.
Bies f. (Caub), Dee, Vertiefung, z. B. in Bleh-
piost, mbb. biest, agſ. böost, et Kr biest,
’ m. 1,
Biefen . weft.), wild werden, toll umherſpringen, zu
mal vom Nindvieh, wenn es bei großer Hiße von —
Schwanze din und
wind (j. Bieſt) und altn. bisa angeftrengt thätig fein.
' AR due er mit ſtarkem
Biel] Betz 6 Got nnd D.* (gef): Mh. pi,
tet f. Beit: „8 Hot noch 2. en). . pi
mb, bite, Anhd. Bit, Bitt (Bm. 1, % I), das Warten,
78
der Verzug, von bem feit dem 17. Ih. veralteten beiten,
goth. beidan, ahd. pitan, mhb. biten warten.
Biet n. (thein.), Kelterboben, ohne Zweifel das goth.
biuds, ahd. piot, piet, mhd. biet, eig. Tiſch, urſpruͤnglich
Opfertiſch, auf welchem den Göttern dargebracht (barges
Boten) wurde. Vgl. Beut.
Bietenftein heit ein in ber Pfalz bei Caub aus
dem Rhein emporragender Feld. Nach der Volksſage hat
derfelbe daher den Namen, weil dad Waſſer das Strombett
(ber Rhein in ie ſehr tief) lc einer Biete (fo heißt
in Gaub eine Bütte) ausgehölt habe. Richtiger denkt man
an Biet. Ober follte eine Längft vergefiene Sage auf eine
Entftellung aus Mythenftein beuten, welch lepterer in
Schillers Tel 1, 4 vorkommt?
Bietfhe f. Betihe.
Bifang m., ahb. bifane, mhb. bivanc, eig. ein durch
Furchen eingefangened oder auch mit einer Ginfriedigung
umgebene8 Stüd Land; dann übh. Umfang, findet ſich oft
in alten Urkunden.
Biffelsbern (rhein.), Poͤffelsbirn bei Sch. ſteht
als Ausdrud der Verneinung, als abjhlägige Antwort auf
eine Bitte.
Bilern f. Bellerden.
Billden vun Dotzum, d. i. Bildchen von Doß ⸗
Heim foa. ald Mazzebillden (j.d.; bei beiden ſteht oft der
erbe Zufap: „das die Müden beſchiſſen haben.“ Es if
dabei jo wenig an ein wirkliches Bildchen in Dogheim
8 denken, wie an die Stadt Dresden in: Mapfop von
resden. Solche Ortsnamen finden fich viele in deutſchen
Spric Meörteen. ¶ (Ooar8faufen)
illerels f. (Goarshauſen), empfindlicher Men]
©. Bellerhen und E18. enwfindich is
2 eek
ef. ehenpflaume, wetterau. Belfe, wı
ſcheinlich von der eigentlichen Bilſe, ahd. pilisa, Th. —*
genommen.
Bimböwärthen ſ. Bibswörtchen.
Bingerfeil m. (thein.), Bingelkraut (herba mer-
euralıs).
ER Am
anes m. (Nauheim A. Limburg), einfälti;
vi Blinden u —— he
an unfhnäl f, A. Monte:
Baus), Blindfhleige . Shnägel, Doreen on
79
Binwendig (vlt.) fva. inwenbig. „Welch fraw fi
binwendig der zingel nieder ſchlegt (n. laͤßt).“ Gw. 1, 637.
Bgl. binnen aus bi-innen, ſ. baufent.
, Bir, Ber, bialeftifd find Birne, ahd. pira, inhd.
bir.
Bit, böt, beät (Rennerod, Marienberg, Herborn),
sit, ſammt, bſ. in Zfj.: er hats bitbroicht (mitgebracht).
In einem Gitviller Weisthum von 1383 bei Gw. 1, 547
ſteht oft bit ftatt mit; ebenjo in verſchiedenen Rheinganer
Urkunden in Br., ferner in zwei Urkunden von 1336 in ben
Annalen des Vereins für nafjau. Alterthumskunde 4, 107.
119. und in mehreren Tagenellenbogen. Urkunden in Wend 8
heſſ. Landesgeſchichte. Schon ahb. und mhd. findet ſich zus
weilen bit, bet, bſ. aber mittelnd. Grimm (Gramm. 3,
258) will das Wort eher dE eine Entftellung des mit, ald
für eine Spur ‚des agf. vi engl. with, ſchwed. vid, daͤn.
ved (mit) halten.
Biiſch ſ. Betſch.
Bitter wird veiſtaͤrkt gallebitter, ruſegalle⸗
bitter; ſteht vor andern Wörtern zur Verſtaͤrkung: bitter⸗
bös, wie mbb. bittergrimme.
Big, Büg, Böp f.(S.wt.), 1) Orasgarten, Wiefen-
ort beim Haufe, gewöhnlich mit einem Zaun umgeben; 2) üb.
Krautfelb, und da man hierzu gewöhnt 8; befte Feld
nimmt, jo ift Bögefeld gutes Land. Gin Feld bößen
49 Kraut — pflanzen; 2) als Bög liegen laſſen.
ſehr vielen Gemarfungen kommt eine Bitz als Grass
oder Wieſenplatz, sen. ala Gemarkungstheil por. Schon in
einer Urfunde von 1290 (bei Böhmer cod. dipl. 253) die
bitze; auch in der Wetterau und in Kurheffen Bitze, Bip,
Bep, Big, Böpegarten, Bigelland Grimm
glaubt, dad Wort ſel von ahb. pizüni, bizünia übrig, das
einen eingefriebigten Ort_bezeihnet (f. oben Bannzaun).
An beſſer baz ift mit 8. gu nieht zu denken. „Bitz bes
zeichnet in der Sprache des effermalbes einen Brunnen“,
fagt irrthumlich Bogel in der Veſchreib des Hez. Naffau,
© indem er Bip mit Püß verwechſelt.
Blaa ſ. Blahe
Blabge (Herborn), Milchreſt. Sm. 2, 408 hat aus
Schwaben das einfache Leiben wi laffen, bj. vom Gfjen.
Vieleicht iſt dieſes Blabge ſva. Bleiben. .
Bu — hen (chein.), ſich ſtill fort mach
e, e gehen (xhein.), fo en,
pleibe gehen, gebt. pilıo Flucht; fd. Flöten gehen
verloren gehen.
80
Blaffen (S. wt.), 1) anhaltend, klar und hell Bellen,
(auf ſchb.); 2) unüberlegt in den Tag hinein reden; 3) kart
Tabak rauchen, jo daß die Lippen fich fehnell (blaffend)
‚bewegen. Davon der Blaffer, Blaffert in allen drei Bd.
Bläffen ſ. bleffen. |
Blaffert m., 1) eine geringe Münze, mittellat. blaf-
fardus, hoil. blafferd, blaffaard, bei hochd. Schriftſtellern
auch Blaph art, Plaphart, Plappert,j.nocdblaffen.
2) bei Kinderſpielen mit Bohnen und bei dem fg. Hidel-
des ein platter Stein a Schieferftein), womit
geworfen wirb, fcheint von der Münze genommen, bie man
ihres geringen Werthes wegen wol auch dazu gebrauchte.
Slagföft m. (St.), einer, der fehr blaß ausfieht; da-
von das Adjektiv blagföftig; hamburg. Bleedfift,blee® |
fiftig, nbj. Bletfüft, Bieetfäßig: Die erfte Silbeit |
entftelt aus bei, blaich, ah. bleih, mhb. bleich,
agſ. bl&c, dän. bleg, holl. bleek ; bie zweite Silbe ift mir
unflar; ſollte gelfüftig (ſ. d.) aus dem lat. gilvus und
darnach dann blagfäft gebildet worben fein ?
Blahe, Blab, Blaa (thein. S.wt.), dad zum Sch
gegen Sonne und Regen fiber einen Wagen oder ein &..il
geipannte Tuch, mbb. blähe, wahrſcheinlich von bIähen.
Man kann nix fiehn vor bere Blaa.“ Lennig 43.
Blammblag f. Flammplatz.
Bläntf.( Ah das auf der } 9. Schhffelbant aufs
geftellte glänzeube, blanke Zinn: u. Küchengeſchirr; in anderen
Gegenden der Ort in ber Küche, mo diefes Geſchirr fleht.
Blarraſch m. (Horrefien A. Montabaur), grüner
Stinftäfer. J
Blarren, blaͤrren (8. wt.), ſchreien, von Biegen,
Lämmern, Kälbern, Kühen, auch von Menſchen gebraudtt,
änhd. Blarren, blären, bleren, blerren. plarren,
plerren, plären, boll. blaren, lat. balare, mhb. bleren
von Schafen, blörren von Kälbern.
Blärzen (weft. unterrhein.), weinen, eine Weiterbil-
dung von blärren.
Blaͤs, Bles f.n. (S. wt.), 1) weißer Flecken auf ber
Stime von Pferden, Rindern, Hunden; 2) das Bles ber
Borberfopf; 3) der Bles das aufdem Vorderkopf ſo u mete
Stüd Vieh, auch ein dummer Menſch; ahd. plas, mhb. blas,
holl. bles, engl. blaze, altn. bles, ſchwed. bläsa, nd. Bliſſe,
baier. Blas, Blaſſen (Bm. 1, 238), hängt nah Grimm
d.W mit dem flav. Iysy kahl, nit aber mit blaß
zuſammen.
81
Blatſch ſ. Platſch.
Blatt, Blatte f. Schüſſel, nur in ber (chein.)
Ra: die Blatt pußen, weggehen, gebräuchlich, wahr
ſcheinlich Blatt.
Blatten, blaten 1) (8. rhein.), bie überfüffigen
Blätter an Kraut, Kohl u. dgl. abbrechen; 2) (8. in ber
alten Bauart) die Riegel mit den Pfoften durch Einfchnitie
verbinden.
Blatter, Bletter, Blattert m. (8. wt.), ver-
dichtete Siffgfeit dünner Koth, Mift, bj. Dünner Kubflaben,
bei St. 1,194 Blätter, Blüber, Bflüber, Klüber,
Gflätter, Gflüder, Gfluder; davon blattern,
eine bünne Leibesöffnung haben, blatterig. Dieje- Wörter
hören zum mhd. blödern, aͤnhd. blodern, plobern,
ladern, bludern, raufchen, gurgeln, einen gurgelnben
Ton von ſich geben. lat. blaterare.
Blaue Huften m. (thein. wt.), der Keichhuſten.
ren (weft. rhein.), etwas von der ſchwarzen
eben.
Blau, Blou, Blaue, Blaue, f. G. weft), bie
Ghmeehahn, Schlittenbahn. Unhd ift die Blame Lager,
Bf. dide Badleinwand wie Blade. Daran ift nicht zu denken,
wol aber an bl euen, da man auch fagt die Bahn lagen.
Blänel, Blaul, bläuen ſ. Bleuel, bleuen.
Blauftroh | Plaureftroh. .
. Blaut £. 1) (Heivesheim), was Bleuel, aber nur bei
einem gewiflen Kinberfpiel Schwarzkarnches); 2) (Sel-
ter8) ein ſtarkes Meſſer mit didem, rundem, hölgernem Stiel
and breiter dünner, Klinge. „Ein noch im 16. Ih. fehr ger
bräucjliches Wort für den Begriff zwiſchen Schwert und
Meer, Plöhe, plattd. Plaute, hängt mit dem alten
Huogan, blötan opfern, ſchlachten) zufammen.* Grimm,
ram. 3, 465.
Bleaken (weft)., mitden Augen winken, blinzeln, ift
nad dem Dialekt bleden, vgl. Bled.
Blech n. (mt.), 1) aus Blech gemachtes Schöpfgefäß;
2) Geld; daher blecdyen bezahlen, (auch ſchd). „Do Eennte
mer for Annern noch mehr bleche.“ Lenuig 46.
Blechſcheer f. (Königftein, Höchſt), eine volfsmäßige
Bezeichnung für rad, von der Beftalt der Hintertheile.
Bled,Bläd(S., auch bei Sch.), blaß, nadt, fahl, von
Biefen, Wegen, Kopf, Füßen u. ſ. w. gebraucht, nebört zu
bleden (Zähne bleden), d.i. bien. machen, bloß machen,
Achrein: Wörterkud. 6“
82
daß es gefehen (erblidt) werben kann, fihtbar fein, bloß
liegen, mh. blechen, blecken, ah. plecchen, plechen, blechen.
Bleckarſch m, (rhein.), Vogel, fonft Meißarſchel
(hirundo urbica); vgl. Bled.
Bleffen, bläffen (weft.), Durch etwas Empfindliches
von einem Thum abjchreden, daß ber Antrieb zu diefem ver:
guom ift, bf. gebräuchlich im Participium geblefft, bei
ch. bloß bleff, eined Stammes mit dem jchd. verblüfft.
Bleide (vlt.), mhb. blide, Steinſchleuder, um kleinere
Steine zu werfen. „Sie herrſcheten da mit groſſen Büchſen,
mit Bleyden.“ Lehr. $. 218.
Bleiftift (bei Göthem., bei Grimm n.), ift überall
n.; aufbem Wefterwalb fagt man übrigens meift Bleifeder.
‚Beben (Afingen), oft in die Stube und aus ber
Stube ge en; dann an Platz (ben PL. wechſeln) gedacht
werden
Bleuel, Blaͤuel, Blauel, Blaul m. (S. wt.),
ein kurzes, breites, flaches Holz mit Stiel, änhd. Blawel,
mhd. bliuwel, ahd. pliuwil, pluel ; davon bleueln,blaulen,
mbb. bliuweln, blülen; zu bleuen gehörig, Blaul,
Bläuel kommen auch ald Namen von Bemarkungstheilen vor.
Bleuen, bläuen (S. wt., auch ſchd.), ſchlagen, prügeln,
mb. bliuwen, bliwen, ahd. pliuwan, goth. bliggvan, in ber
Wurzel mit blau (mhd. bI&, Gen. bläwes, ahd. bläo aus
bl&w) verwandt, nicht aber zunächft davon abgeleitet.
81 Bleulchen n. (Wallmerod), Mefferhen, |. Bleuel,
aut,
Bleuftroh ſ. Blaureftroh.
Blegen ſ. Bligen.
Bli, Blin f. Bellin.
Blimmerant, blümerant (rhein. wt.), flimmernb,
Blaßblau. „Do werds ahm blimmerant vor be Aage.“
Streff 23. Es ift das franzöf. bleu mourant: „blau blimer
rant vigeletblau Band.” Ein blömourant ein fterbend blau.
Brodes 2, 175. Ganz blümerant aufgetafelt. Immer⸗
mann M. 3, 244.
Blindvoll, blindhagelvoll (8.), ganz betrunken,
erftered Wort ſchon beiYyrer im 17. Ih, Teßteres beiH ebel.
Blinf(z)elmans, Blönnermausd (8. wt.), ein
Spiel, wobei einer mit verbunbenen Augen einen anbern im
Kreife greifen muß, welcher dann an feine Stelle tritt. In
voller Korm Heißt es jchb. blinde Maus, blinder Maus,
(mehr in AH blinde Kuh, blinder Kuh, (mehr in
Norbbeutfchland) fpielen.
——
Bliſchpern (Höhft), piſpern. „Zeglaich Hot ex mer
hamlich ius Ohr —V Fir menich 2, 78.
Bligtritt vor blau, Bub, Kerl, ſchnell, wenig
und andere Wörter, um den Sinn der einfaghen Wörter
meift in übelem Sinne zu verftärken, auch vielfach ſchd., z. B.
Bligding Bei Fr. Müller, Blipgöttin bei I. Paul,
blighagelbumm bei Fr. Müller, Bliptröte bei y:
Blipmädchen bei Arnim, Blipmädel bei Lefling u.
Bligen und wettern (S. wt.), ſehr ſtark
auch donnern und wettern.
Blitzkuchen, eine Kuchenart in Gaub.
Bligen, blegen m. (9. weft.), Teufel, eig. Blip,
aͤnhd. Blicks, Bliks, Bliz; mhb. blicze, bliese, bligze;
holl. bliksem, altſächſ. blicemo Blitzſtrahl, allg. ſchnell aus»
ſchießendes Licht.
Bloch, Blach m. —F— Di), das ſchd. Blod im eig.
und fig. Sinne, abb. mhd. bloch, feit dem 16. Ih. allm
id Blod. — Bloden aufammenbräden, 3. B. der Schnee
iſt geblocht (Schwalbad).
Blod.n. Pl. Bid, heißt Die Rolle an den Schiffs⸗
tauen.
Blödef. bläibe.
en f. Plaureſtroh.
g1 en (tt.), einem lauten Böen ähnlich fingen;
st
Bloßlich, Adv. Bloß, nur, mhd. bloezliche, im 15.
— 17. 35. ſehr gebräugylich, gerät nur landſchaftlich.
„Des is aach bleeslich der Ems Datterig td.
Blotſchen f. blotz en.
Blott, blutt (8. — ), Bloß, nadt, kahl; Die Wieſe
it Blott d. i. graslos; der Vogel ii blott d. i. federlos;
einen blott machen d. i. ihm alles abgewinnen; er hat nichi
einen blotten Kreuzer d. 1. feinen. Schweb. blott, dän. blot,
aͤnhd. Blott, Blutt, Blut wagt Grimm d. W. wegen
der Kürze bed Votals nieht zu bloß zu flellen; beide Wick
kommen goth. und ahd. (plöz ftolz nur einmal) nicht vor.
Blottert m. (thein.), ein blotter Vogel, der noch
feine Federn hat.
Blog (Montabaur), Apfel, Blottch (Goarshauſen,
Rniafein) ft, Bf. infofern er in Geſellſchaft getrunfen
wird, und ganz bſ. Apfelmoſt, zu Blopen gehörig; vgl.
tt
Blopen, blotſchen, plogen, xlotſchen (wt.),
1) fer mit Gerauſch fallen, bſ. von Apfeln und Birnen,
. 84
die beim Fallen vom Baume fi auf einer Seite zerftoßen;
2) weich ftoßen, ſchlagen, Bauen, in beiden Bd. oft in Anh.
Sähriften; 3) mit vielem Qualm Tabak rauchen.
Dlümerant f. bfimmerant.
Q Tut f. (rhein. wt.), das ſchd. Blüte, mh. die bluot,
ahd. die bluot, pluot. .
Blutfunt, Blutfint, Gimpel, Dompfaff (loxia
pyrrhula), der Name kommt inhd. noch nicht vor.
Blutrüftig, bloutrö(h)ftig (8. Kheln.), blut»
rünftig, von Blutrunſt, 'ahd. pluotruns, pluotrunst,
inhd. bluotruns, bluotrunst, zurinnen gehörte; anhd. blut⸗
rünſtig, blutrüſig, blutrüftig, Blutrieftig, blut»
ruftig, blutrifig. Vgl. Gw. 1, 559. 561. 569.
Blütfeln. (rhein.), die abgefallenen Blütenblätter.
Blutsfnopf Blutskopp m. (thein. weft.), Wieſen⸗
knopf (sanguisorba).
Blutsthier (Montabaur), Blutegel.
Blutswenig, bloutswenk (S .rhein.), ſchd. blut⸗
menig, fehr wenig, wie blutarm fehr arm, arm bis aufs
Blut, daß man fon faft nichts Bat, mhd. bluotarm.
Blutterig ( } 1) von Getreide, das fi) beim Auf:
[hießen fo fett zeigt, Daß es umfält und Durcheinander Tiegt,
jonft muhl; 2) von matſchlich fetten Perſonen, bf. Kindern.
St. 1, 193 hat Blutter von Dageln (— blottert ) von
nicht völlig entfalteten Blumen (Rojen, Nelken) und von
ſchwachen —8* ‚bie nichts ertragen können, und das
Adj. blütterig weich, weichlich im phyſiſchen wie moraliſchen
Sinne: blütteriger (weicher) Schnee, blütteriger (verzaͤrtelter)
Menſch. Diefe Wörter gehören alle zu Blott.
Bobbeln, bubbeln(mt.), 1) beben, zittern; 2) fallen,
bſ. von mehreren Körpern, bie ſchnell nach einander nieder:
fallen: das Obſt bobbelt, wenn es gefchüttelt wird, die Thränen
boppeln ihm über Die Baden (Limburg); 3) zur Unzeit aus
ſchwaͤtzen, herausplagen mit etwas. „des Herz boppelt
mer vor Frahd.“ Streff 120. St. 1, 204 bat bobbeln,
bobbern, poppeln, poppern, engl. bubble, dän. boble,
holl. bobelen, ſchd. Bubbeln, (bei Voß), poppeln offen
bar ein Naturlaut. “
Böber, bewer (hier und ba in dem A. Dillenburg
und Herborn) für ober, über; vgl. bauſſent.
Bobian m. (Diez), Haube, Beiz; urfpr. aus engl.
bobbinet (TAN)?
Bobö m. (thein. wt.), der Hintere, in ber Sprade
der Ammen, Mädchen, Mütter allgemein üblich.
85
Böht.n. f. (S.rhein.), 1) das Schweindbette, oder die
Etele, wo dad Schwein gerade fein Lager hat; 2) ein
ſchlechtes Lager ober Bette, bj. wenn bad Bette am Morgen
nit gemacht worben ift, und man am Abend in das
alte &ager legt. Mhb. bäht (wie Docht mhb. täht) ift
Dred, Koth, ſchlechtes Lager, anhd. Baht, Bocht, Poͤcht
(Dred und ſchlechtes Lager, Bett), auch hefl., Jemen, und
chleſ. Davon boten im Dred wühlen (Wallmerod);
ohtmann Wühler, Schweinferl (Wallmerod); Bocht⸗
franz „ein aus bem Bochtftroh gewundener Kranz oder Ring,
davon man mehrere auf Reifer zu hängen pflegt, um dadurch
die Ferkel, Die zumeilen in den erſten 2 — A Wochen Frank
werden und nicht aus dem Bochtſtroh wollen, gefund zu
machen.“ S. Die Wurzel des Wortes ift noch nicht aufgehellt;
an bauen iſt mit 8. nicht zu denken, eher an bähen,
mbd. baehen, ahd. pähan: dann wäre das wärmenbe
Lager die Grundbeb.
Bod m. (S. wt.), 1) Fehler (auch fhd.); 2) (S.), der
etſte Armvoll Getreide, den man nach dem Schnitt auffept;
Pu halber Haufte, auch eine halbe Garbe, eine halbe
le; A) ein Kornhauſte, deſſen Hut oben an ben Ähren
und nicht am Sturze zufammengebunden worden ift, damit
die Hühner den Hut nicht ausfreffen koönnen; 5) Schimpfwort
auf Söneiber. Dee _ a liegt 33 —* —*
oden, (thein. wt.), einen Fehler machen; thein.
Mainz), die Schule ſchwaͤngen.
Bodig (Marienberg), eigenfinnig, wie ein Bod.
Bödletn (olt.), das fh. Budel. „Die Ritter hatten
eifen Voͤcklein vor den Knien.“ Lehr. $. 35.
Bockſchut, Bockſchot f. (wi.), eine Zernlofe, ver
frühte Zwelſche, in andern Gegenden Schote, Mud, Narr.
Böcfen (S.1t.), 1) nad dem Bod verlangen; 2) nah
dem Bog ſtinken, bj. vom Fleiſche gefagt, flatt bödzen,
von bökzen, aͤnhd. bodenzen. Schd. ftcht in beiden Bed.
ocken.
‚ Bodfern, böckſern, bedfern (xhein.), vom Wein,
einen widrigen, ſchimmeligen Geruch und Geſchmack haben,
eine Weiterbildung von bödjen.
Boczs kiel heißt in Schwalbach die Bortenblume (me-
nyanthes trifol.); ſchd. heißt ber gewöhnliche Stendel (Sa-
tyrium) auch Bodögeile.
—Boͤcteröck f. heißt Hier und ta die Wachtel, nach
ihrem Rufe. .
Bob f. beide,
86
Bobbemd. i. Boden, heißt in Caub der untere, flach
liegende Theil eines Weinberges.
— (en) Bebsg, (mterhee)
m., eine Art Heiner Schnafen mit langem Rüffel, bie bi.
jegen Abend fliegen und empfindlich ftechen. Grimm db. W.
at die pl. Bobenhämmer, Bobenheimer und aus
temnich ein rhein. Bodenhämel, welches letztere Boden»
eimel fein und die am Grund und Boden fliegenden
den meinen könnte. Vgl. Bohreule.
Bogrebe f. (thein. unterrhein.), an dem Weinftod eine
einjährige Rebe, die. meift in einem Halbfreiß herunterge-
Bogen unb oben und unten an benfelben, oder unten an
ihren und oben an den Pfahl des naͤchſten Stodes gebunden
wird, Die Bogrebe ift nicht immer, wie Grimm d. WB.
angibt, „die längfte aus dem Kopf des Weinſtods wachſende
Rebe, die ſich umbiegen läßt“, wie jeber Winzer weiß.
Bogtf. (unterrhein.), das Tau (Kette) an einer fliegenden
Brücke; bogten das am Schiff befeftigte Tau auf: und
nieberfhlagen, um bafjelbe leichter anziehen zu tönnen. Vgl.
pl — Vordertheil des Schiffes, woher Bogfpriet,
ugfpriet,
Böhler, Behler m. (wt.), bei Kinberfpielen mit
Glüdern, Rifen der didere Glüder x., womit geworfen
wird, Fi Hebels Böhlen, griech. ballein (BuAReıw), mbd.
boln, ahb. bolön, polön werfen, Böller, anhd. Boler.
Bohnemche, eine befondere Gebaͤrde. „Awwer was
made Se vor e Bohnemche, wiee Kap, wannd Dunnert.”
Datterich 45. Darf an franz. bonne mine gedacht werben ?
Bohreule f. (Horeſſen 4. Montabaur), eine Art
Schnaken, welche an jhwülen Sommerabenben ſcherenweiſ
umherfliegen und empfindlich ſtechen. Ob Bohreule und
Bodhammel dieſeibe Schnake bezeichnen, weiß ich nicht.
Bohrnamwel m. (Selter8), ein Menſch, welcher mit
nichts zufrieben ift, und an allem etwas zu tadeln (zu bohren)
findet; ift e8 Bohrnagel? ©. Naber.
Bohlwerkn. eine Schußwehr gegen das Eis und bie
Gewalt des Waſſers, aus Bohlen Berttern) beftehend.
Bohnen (main., rhein., unterrhein.), Geld, bf. viel
Geld; f. Linſen.
Boinſch ſ. Baͤunſch.
Boifetäs ſ. Bieſekäs.
Boiſen, boißen |. büßen.
Boift f. Beeft.
87
Bdiz f. (Weilburg), Katze, aus dem Lodruf gebildet,
elſaß. Bife, Bize, Ichweiz. Buft, Büfi, Bußeli,
Baͤßeli, (St. 1,248), ſchwäb. Bufe, nd. Bufe, boll.
ves, engl. puss, daͤn. puus.
Bolanz f. (Buch U. Naftätten), in der Rp. in die
Bolanz geftellt, d. i. gepupt; franz. balance (Gleichge-
wicht)
).
Bolét n. (rhein.), Einquartirungszettel ber Soldaten,
worauf nur ber Name befien fteht, der den (die) Soldaten
befommt; öfterr. und baier. die Boletten, Volitten, in
weiterer Bd. kurzes ſchriftliches Zeugniß, franz. billet, ital.
bilieto, mittellat. billeta.
Boll (unterrh.ı, fpa. muhlz; plattdeutſch ift Boll ans
geſchwollen, Elappernd hohl, Leer, faft- und Fraftlos.
Boll, Bolle f.(wt.), 1) blechernes mit einem Stiele
Per Gefäß zum Waſſerſchöpfen; (mhd. bolle, agſ.
bella); 2 in der Wetterau eine hohlrunde, muldenartige,
holzerne Schüffel zum Küchengebraud.
Bolleder |. Bolleder.
Boller 1) (au Rangen), dicke Holaftämme am
Ufer, woran Das Schiff befeftigt wird; 2) Eleiner und ſchwaͤcher
ald die Rangen, |. Bidung. Sm. 1, 169 hat Auf⸗
boller der vorberfte Grundpfeiler eines Zauns.
Bollern (rein. auch ſchd.), für das mehr gebraͤuch⸗
fie ſchd. boldern, poltern im eig. und fig. Sinn (eig.
übereinander werfen): einen dumpfen Laut verurfadhen; uns
geſtüm handeln, reden; (unperfönl.) dem bollerts, er ift nicht
tcht Hug. Bollerer, Bollerfanes.
Bolles m. (S. weft), 1) eine bide, unterfegte
Mannsperfon (auch Bille8), Bf. ein folder Junge; 2) Civil:
glingni; 3) Bräter, Bratpfanne, in biefer Bd. zu Boll,
Volle gehörig. Überall liegt dad Adj. Bol! rund, aufge
ſchwollen/ zu Grunde.
Bollijes fptelen, im Kinderſpiel mit Bollen
(Rugein), font Huifau, Saufpiel, Klößebengel ge
na
Bollmehl (xhein. wt.), fva. das ſchd. Aftermepl,
weldjeß zufept aus den Mühlfteinen läuft.
Bolzen (Miellen A. Braubach), wartend fehen: ich
nad) dir gebolzt, d. i. gejehen, ob bu Bald kommen
würbeft. Vgl. |päter ib. bolzouge, Baier. Bolzauge (Im.
1, 173), fchweiz. Bollauge (St. 1,199) Glohauge; aͤnhd.
Bolzen, glogen, flieren, wenn bie Blide wie ein Bolz
hervorſchiehen.
88
Bolzeftrad (rhein.), fehr gerade, aufrecht kerzengrad,
bei Grimm d. W. bolzgerad, firad, aufgefträubt wie
ein Bolz, ahd. polz, mhb. bolz, holl. bout, agj. engl. bolt
Pfeil, bei Zimmerleuten ein auf einem Duerbalfen ſenkrecht
fiehender Walken. „Dar hot bolzeftrads mich andie Prie
fing hingefehrt.“ Lennig 28.
Bomben, Bumbchen (S. rhein.), 1) ſtark knallen;
2) ftark furzen; 3) ftark ſchlagen, baße8 Bombt, bummt.
Bomben lat. bombitare, bombum facere, wonon Bomb«
5 en h s eine Nachahmung des Naturlauted ; griech. bombos
«Boußog).
Bombedid, bumbebid (rhein.), eig. fehr Did, ges
woͤhnlich joa. bombefatt. Dabei wird gewöhnlich auf den
biden, vollen Bauch geflopft; das Wort gehört zu bomben
ſ. bombchen.
Bombelf. Bumbel.
Bombeln f. bambeln.
Bombes, Bumbes pl. (8. rhein.), eine Tradt
Schläge. Bumbs ein Echlag, dann Juterſeltion: ſchweiz.
(St. 1,242), Bumpis, Bump Tracht Schläge, im Sim
pic. aus dem 17.35. Pu mpes kriegen. Der Bumpes iſt in
der Kinderſprache ein Furz. ©. bomchen, bummen.
Bombeſatt, bumbeſatt, bombſatt, bumbſatt
«8. wt.) ganz ſatt, zu bomben gehörig, ſ. bombedid.
Bömen (Montabaur), etwas in der Erde Stehendes
(Baum, Pfahl, Stange) Hin und ber bewegen, ift wol
bäumen.
Bomes, Bomees Bomis (S. Höchft, Iſſtein): ih
wollt, du wärft in ®., am Galgen oder fonft wo, nad) Klein
auch in Württemberg gebräuchlich. Vielleicht liegt die Be
zeichnung eined Ortes zu Grunde, wo ein Galgen ſtand.
Bongert ſ. Bangeit.
Bonifacius, in Bierftabt, Haujen ꝛc. U. Wiesbaden,
Wehen, der Tag des Vohnenfegend, gewöhnlid 14. Mai,
der Gedaͤchtnißtag des Märtyrerd Bonifacius, nicht des
Apofteld der Deutfchen.
Bonneshe, Bunneshe, Bunsche maden
«Wallmerod), eine Kleine Zußreife, Vergnügungsreife machen.
Iſt an bondies, nad dem fpan. buenos dias, lat. bonus
dies (guter Tag) zu denken ?
f at m, (Montabaur, Selter8), Kuß, bonfen Füllen,
I. up.
Bonz ſ. Bunz.
89
Boot wirb Aehein., unterrhein.) meift weiblich gebraucht,
hol. gie unb per t. Faſchc ainſäſchch
oppelchen n., Flaͤſchchen, bj. Branntwi ein.
Anhp. ift Bobbel, Bußbel, gl bubble, bän. boble,
eine Waſſerblaſe, |. Bobbeln.
Boͤr f. Bahr, Bier.
Bor, Bora. Barg.
Bort 1) (m. S.), Rand: „bem föpt aner (b. i. ein
Sinn) off dem Bord, Börde, von lm die fich naͤr ·
‚rich ſiellen, oder es bald werben; Börbig von einem Bach,
deſſen Ufer noch eben das Waſſer faſſen, 2) (n. S. ſchd.),
Brett, bj. Tannenbrett.
Börde, eig. Bürdchen (Heine Bürbe) heißt in Caub
ine Heine Laft, 3. B. Viehfutter, die man auf dem Kopfe
trägt.
Bördchen heißt bj. rhein. die obere Ginfafjung des
Strumpfes, die meift etwas anders geftridt ift, als ber
Strumpf, in andern Gegenden Rippen.
Börde (unterrhein.), Schiffergeſellſchaft; Börde
ſhiffer Mitglied berjelben, die den Transport von Waaren
beiorgen und der Reihe nach fahren; es ift das Subſt. Bord
Rand des Schiffes, dann das Schiff felbft.
Bordkirche (rhein.), eig. Borfirche, fo aud in änhb.
Sgriften, ein She Map-in der Kirche, don mihd. rg
aͤhd. der Höhe (woher empor).
sreffen f. Bäres.
Born, Bu m. (S. wt ), 1) Laufbrunnen, Gegen
fa zu Bög; 2) Trinkwaſſer; nd., ſchon feit dem 12. Ih.
auch nach Bittelbeutihland vorgebrungene Form (burne,
barn) flatt ber a Brunnen.
Bornen (8.), brennen, aͤnhd. Börnen, bornen,
burnen, bernen, nd. für brennen; vgl, Born.
Borröh m. (Marienberg), Winterlaug (9). If es
Boratſ h (borago)?
Borſch ſ. Buͤrſch.
Borfche m. (thein.), Eingeweide, bei Fiſchart im
16. 3. Börjel. .
Bort f. Bord.
Börzel, Berzel m. (thein.), Steiß, hauptſaͤchlich von
Kr aud von Menſchen, in älteren Schriften ganz
ehr. . :
Borjeln, felten bur zeln (rhein. wt.), fich überfchlagen,
fallen, anhd, meiſt burzeln, in nhd. Schriften meiſt purz
90
zeln. Grimm db. M. leitet das Wort aus burzen,
borzen, vortragen, hervorftehen, |. Börzel.
Borzlang wird vom Durdfall, Diarchöe gefagt; entweder
das mh. boralang allzulang, ober zu Börzel gehörig.
Boffeln (S. wt.), aus großer Geichäftigfeit hudeln,
Pfufchen; zuweilen auch allgemein arbeiten, bj. Kleinigkeiten |
anfertigen, ſchd. boſſeln und pofjeln, bei Sm. 1, 298 |
poffeln, pofteln, pöfeln, pöjheln, vom franz. bosse- |
ler feig. ganz oder halb erhabene Arbeit macyen)
Boße, Buße m. (thein.), Gebund Langitroh (Roggen,
Weizen, Spelt, nicht Gerfte, Hanf, Flachs), mhd. böze,
d. pözo (nur von Flachs, wie andy baier.); boßen Sarben |
e fie noch aufgelöft find, fiberdrefchen, baier. Schaub boßen |
(Sm. 1, 211), mhd. schoup bögen; mh. bögen, ahd. pözon, |
ſchlagen, Hopfen (f. Anweß). Vgl. Bür.
Boterames f. Verboterames.
—Botſch, Böz f. Schimpfname für das weibliche Ge
ſchlecht, Bf. um ein ſteifes, ungeſchictes Weſen auszubrüden.
Bol. Betſche.
Botſchnerrches (thein.), du Haft dich gefehnerrt
(ij. ſchnerren), es ift dir an ber Nafe vorbeigegangen,
wird gejagt, um jemanden leicht zu necken, daß er jeine Ab⸗
ficht nicht erreicht hat. Das erſte Wort ift vielleicht das änhd.
bott, hol. bot, goth. bauths, dumm, plump. |
Botjhores d.i.verbotener Scores, verbotener |
Gewinnſt, Betrug (f. Beſchores, Scores). „Der Anner
mit Botſchores.“ Leunig. 87. Grimm hat aus Dafy
podius die Botfhore und fagt: „das Wort fcheint ben |
Bündel eines Boten —— begegnet aber ſonſt nir⸗
gende.“ Vielleicht gehört Died Boifchore zu Botſchores.
Botter, bottern ſ. Butter, buttern.
Botz f. Bitz. |
Bo, Doz f. Buz. |
Bou f. Buͤbe. |
Bouffen I Bauffent.
Bowern fi (8.), prahlen; darf an bobern d. i
bobbeln gedacht werben?
9
Boy £. (S.), 1) Bug am Rindvieh; 2) am Webſtuhl
bie frummen Hölzer, worin der Tuchbaum gezapft ift, eher
aus Biege, Büge, Beugeverborben, ale bus uralte ſchd.
Boie (Band, mit einem Seil an einen Anker befeftigtes
Stud Holz oder Toͤnnchen).
Brabbed, Prappes,Brabbreim. (thein.), dünner
Shlamm, Brei.
Braͤn f. Brems.
Brand m. 1) (S. wt.) jeder Holzſtamm, bſ. zum Vers
brennen beftimmt: 2) (8. fa) ein dicker, ftarker, fefter Menſch,
aud ein Thier der Art. „Dat eß ’n Kerl, wien Brand“;
ſouſt: das ift ein Kerl, wie ein Baum“; 3) Raufch, Be
trunfenheit (fo in Heffen, auch in Baiern, Sm. 1, 361).
Brandeimaha d. i. Brandeimerder (Sa U.
Rallmerod), große, plumpe Stiefeln; vgl. Eimacha,
Shabdha, Bällıg und oben ©. 22 Nr. 166.
Brandlattic Heißt im Rheingau der Huffattich (tus-
silago farfara); in Joftein Brandlappe; er wird gern auf
Brandwunden gelegt. Schon ähnb. unter dem Namen Örant«
lattih, Brantletfhen, Brantlatoumwe bekannt.
Diefenbach Gloss. 603.
Brantratel m. (S), Brandreitel, Fenerbot, um
das Holz auf dem Herb ober im Kamin barauf zu Iegen,
von ahb. prantreita, mhb. brantreite, änhd. Brandreibt,
Branbrait, Prantreyt Dreifuß, eiſerner Roft, von
Brand (prant) und reita Bereitichaft, Borriihtung. \
‚ Branntewein (rhein., auch bei @öthe), aͤnhd. brant-
— der geprant wein, ber prant wein, prantwein, holl.
jn.
tri ‚pranntweineufe f., ſtaͤrker ald Branntwein⸗
rinker.
Branntweinſuppe, aus Honigkuchen, Branntwein,
Buder und Waſſer bereitet, bei Kindtaufen und Hochzeiten
auf dem Wefterwalb gebräuchlich.
Bräafem, Brefem, Braffen m., Fiſch in Flüſſen und
Xeihen (abramis brama Cuv.), mittellat. brasmus, brasma,
Brefen, mil Daten: Way pre ft brabson,
tafen, mbb. bral , brasme, ee, ahd. ‚ema,
altnd. Dress, holl. braassem,
Brafen, braften (8. Hadenburg), ringen, raufen,
baden, wahrſcheinlich zu Braft gehörig; mhd. brasten,
ahd. brastön, praſſeln.
Braſt, Vraſt m. (8. mt.), 1) Menge, Plunder; 2)
Kummer und Sorge (on im Aldfelder Paſſions⸗
92
ſpiel aus dem 15. Ih.). Nah Grimm d. W. gehört das
Wort entweder zum alten bresten berften (dies nimmt
auch Weigand an), oder (jedoch minder wahrjcheinlid),
mit angefehobenem t zu Brad Schmaus.
Braſten f. brafen.
Brat (S.),d.i. breit (fig.) ſtolz; Brat arſch, Prahler.
Bratſch f. 1) Chein.), Hand, ſchd. Bratze, bei Böthe
auch Pratſche, eig. Tatze von Thieren, auf die Men⸗
ſchenhand übertragen; 2) Brätfh, Brietſch, Brutſch,
(& wt.), widrig gezogene? Maul, Gefiht; bratſchig, brut-
eig bie Brätſch, Bretſch, eine Perfon, die gerne weint;
er Brätfcher, Bratſcher (Herborn), einer, der viel Ge-
ſchwaͤtz um nichts macht; brätfchen, brätſchig. St. 1,219
bat bratſchig, bratſchelig, Sm. 1, 272 bratjdig,
bratſchet, brotſchet breit, aufgedunfen und 265 in gleichem
Sinne brafdet, brofdet.
Bratich m. (Schwalbach), Schlamm, Moraft; vgl.
Bratteln.
Brattelu (S. rhein.), von Menfchen und Thieren ge
Braucht, die einen dünnen Stuhlgang haben; Brattel
Brattler, brattelig, ſcheint zunächft Nachahmung bed
Naturlautes zu & “
Brattig (Selters), unwillig, ärgerlich, übh. bösartig,
verkehrt, wunderlich. St. bat 1, 236 brütfch ſtolz, fpröde,
jähzornig, und vgl. agſ. prut, engl. proud, proudish ftolz;
— d. W. vgl. zu Stalders Brütch das mhd. broede
e).
Brauchen (S. wt.), 1) Arzuei nehmen; 2) (mit dem
Dativ der Perſon, aber ohne Atluſativ der Sache) Sym
patbie anwenden; 3) unehelichen Beiſchlaf mit einer Weibs⸗
perfon haben, in biefer Bd. auch bei Schiller. In der
Bd. nöthig haben wirb bBrauden mie bie Verba ber
zweiten Anomalie (dürfen, fönnen, mögen, müfjen, follen,
wollen) angewendet, hat aber den Infinitiv mit zu bei fi:
er brauch (ftatt braucht) ed nicht zu thun; er hat es nicht
zu thun brauchen (flatt gebraudt).
Bränlahre m., d. i. Brautleiter, Brautführer
(Friedrichsthal A. Ufingen).
Bräum, Uräuem m. (8. Königftein), abgekürzt aus
Bräutigam, mhd. bimtegome, brüdegame, ahd. prüti-
gomo, holl. brui sgom, bruigom, von ahd. gomo, mhd
gome, lat. nomo (Mann, Menfd).
Btautrodem. (Z.), eine Reifte, Kaute (Knauze) Flach,
tie fi die Bräute in Begleitung einer andern Frau in ihrem
93
Wohnorte und in den nädhften Dörfern von Hans zu Hans
als Beifteuer aufheben. .
‚Brebeln f. prebeln.
Brechen, Breechen (8. wt.), reflex. und unrefleg.,
fich erbrechen, auch ſchd., aber nicht, wie 8. meint, zu Nad
Schall gehörig.
Brechk aute f. (rhein.), ei. eine Kante zum Flachs⸗
brechen; dann (Salz U. Wallmerod), weite, pumpe Schuhe,
gleichſain eine Saute zum Flachsbrechen.
Bredal (rhein. main.), d. i. brutal, grob, ſchnell,
aufgebracht. „Drum wor bed Bienche ſobred ah.“ Streffsß.
Bredullje f. (rhein. weft.), in ber Bredullje fein, in
die Br. kommen, in Verlegenheit, franz. bredouille.
Breimche, Bräumde, Brehmchen. (weft. rhein.),
Mundvoll Tabak zum Kauen; breh men Tabat kauen;
Brehmer Tabakfauer; fig, Prümmche, prümmen.
I hol. die pram Bruſt- Saugwarze zu vergleichen?
Breimehl, Breimel m. n., Safermell. Auf dem
hohen Wefterwald wird faft nur Hafer gebaut, woraus dann
Mehl gemacht und ald Brei verzehrt wird. Schon mhd.
tommt brimel. vor.
Breimeſſer, Hirfenbreimeffer heißt hier une da
ein Taſchenmeſſer, deſſen Klinge vorn breit ift und das früher
mehr, heute weniger beim Breieſſen ftatt bes Löffeld oder
der Gabel gebraucht wird. "
Breiren (weft), quälen. Darf an das aͤnhd. Breidel,
mbd, bridel, ahb. pridil Bügel, breideln zügeln gedacht
werben? Der Übergang des db in r tft ganz gewöhnlich.
(©. oben ©. 16 Nr. 119.) Sch. Hat breireln, bräreln
einen Strid, oder eine Kette mit einem Breirel, Brärel
dufammendrehen und vgl. Reitel f. Ratel.
Brember f. (mt), Brombeere, ahb. prämperi,
brämbere, mb. brämber, änhd. Brambeere, Branbeere,
Branbire, Bramber, Braunbeere, Brobeere,
Braubeere, Brommer.
Breme f. (rhein.), bezeichnet mehrere rankende und
ſtachelichte Sträuche, 5}. Vrombeerhede und Binfter, änhd.
preme, Brame, mhd. der br&äme, ahd. der brämo, die
mi.
Breme, Brime (rhein. wt.), m. das fhd.-Bremfe
(tabanus), mhd. bräme, brem, ahb. prömo.
Bremd, Brenn, Brän f. (S. weft. rhein.), ftarke
Berlegenbeit; „um die Brems gehen (em be Brenn gieh) obs
dachlos umher gehen, von Perſonen geſagt, Die ohne „guten
9
Konfens“ von Ihren Eltern oder Herrſchaften weggehen und
fid) nachher planlos umbertreiben.“ (Salz A. Walmerob); al
gemein auswärts, ober auch in einer gewiſſen Entfernung
um feine Wohnung berumgehen, weil man ſich nicht getraut,
näher zu Tommen. Bu Grunde liegt in fig. Anwenbung das
ahd. die primisa, mhd. Die bremse, änhb. das Brems,
die Bremfe Maulkorb, Klammer, Knebel, heute no in
Mühlen, Bergwerken, Brunnendrehwerfen, Dampfwagen x.
gebräuchlich. An „Rand mit vorgefeptem be“, oberan „bad
alte (welches ) Brinn Rand, das Außerfte eines Dinges“,
tft bei Braͤn mit 8. nicht zu denken.
Bremen (8.), 1) die Bremſe (ſ. Brems) gebrauchen;
2) ſehr ſchlagen, quälen, jhlej.brenften, jhmwäb. prenfen |
Brenke, Brenkelche (wt.), Spülbüttchen. Grimm
d. W. 2, 304 hat Branfe, ſchwäb. Brenke, den Küfern
ein hölzerned Gefäß zum Unterftelen und Auffangen beim
apfen. Im andern Gegenden ift Brente ein hölzernes |
efäß zu mancherlet Gebrauch, namentlich für Milch, Wein—
trauben, gefalzenes Fleiſch. Anht. Brente, Brent, ital.
brenta Weinfaß. Brenfe fcheint nad) Weigand aus
Brenteburd) Hebergang des tin k entftanden. Nah Grimm
iſt bei Brenke und Brente vielleicht an mittellat. branca,
franz. branche Zweig zu denken: „Die Hirten flochten viel⸗
leicht fo enge Gefäße, daß fie auch Waſſer hielten.“
Brenn f. Brems.
Brenne f. Färbeginfter (genista tinctoria),
Brennen (8.), 1) brüten Soon Hennen und Bögeln);
2) (8. rhein.), von eiternden Wunden; 3) (bei gewiſſen
Spielen) der Perfon oder Sache, die man fucht, fehr nahe |
kommen, fi) an ihr gleichfam brennen.
Brenner m. heißt ber Branntweintrinker in Burg
a. Herborn.
Brenzeln,brennfen,brennfern(S. wt.), nad) dem
Brande riecyen ober ſchmecken; anderswo bringen, brin« |
eln, breuninzen, brinfeln, aͤnhd brentzelen, bren«
jeten; lauf. brandinſen, was A auffallend genug aus
rand und dünften zufammengefept fein Iäßt. Davon
brenzelig, brenjerig.
yab Breften ſich ırhein.), Braſt (f. d.), tiefen Kummer
aben.
Breſtgarn n. (vlt.) eine Art Ne. „Wurfgarn ober
Seeger" Om. 1, 529. 6 „YBurigarn ol
rotſch, Brstſcher f. Bratſch.
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Bretzel m.,, felten f., verſchlungenen Armen ähnliches
Weizengebäck, änhd. Bretftel, Bretichel, Bretzel; a
braezte, brözile, brözel; ahd. br&cita, pr&zita, prezitel
brizella, pricella, vom ital. braceiatello, vom mittellat. bra-
eellus Arm, lat. brachium, auf Inſchriften oft bracium.
An fat. pretiolum von pretium, weil Breßel.oft Kindern als
Velohnung, Preis gegeben wurden, ift mit einen Grölärer
im allgem. naſſ. Schulblatt nicht zu denken.
DBregeln ($.), knarren, krachen: der Stuhl, der Tiſch
bregelt, neue Schuhe Kregeln (fonft garren,, |. brigeln;
Brepeler wer oder was ſolche Töne herborbringt, 3. B.
bein Wiegen auf einem Stuhle. Vgl. aͤnhd. braßeln,
brafteln, broftern 9. Sachs fagt: „Das das Haus
mit braftelm und knallen zu grund gar iſt gefallen; Hört
au, wie fie prafteln vnd krachen.“
Breuten, breuen (S.), 1) Hubeln, vegieren ; 2) ftürzen,
treiben, fagen: „Den wirb ber Teufel nicht breute (dieſes ober
jenes zu thun); den breut die Kränk, der Teufel“; 3) in
engerer Bb. durch Bewegen, Treiben ıc. etwas hudeln und
dadurch verberben, von lebenden Weſen wie von Ieblofen
Dingen gebraucht. Grimm b. W. hat das tranfitive brühen
in Sinne von plagen, feheren, narren, neden aus änhd., bſ.
aber aus nd. Schriften (aus letztern auch bBrüden) und
glaubt, es hätten brühen, brüten und brauten (zur
Braut machen) ſich gemifcht, da auch Beiſpiele mit unzuͤch ⸗
tiger Bedeutung vorkommen. Diefenbady Gloss. 130 hat
aͤnhd brawten für das lat. coire Geiſchlaf halten). 8.
verfennt Form und Bd., wenn er breuten für breiten,
bereiten (ein Pferd) faßt und in der Rda.: „Breut bein
Möuter, Mouter“ niht Mutter, fondern eine Verderbung
aus dem franz autre, engl. other (ander) findet. Aus dem
Simplic. führt Grimm an: ja, ja, gehei dich nur und
brühe Deine Mutter“; nd.: „jo lat ben zwelgen, battet
fine moer bruel“
Bribeln, brieweln ſ. prebeln.
Brief, Bröifm. 1) (8) jede Handſchrift, Obli
jatton, fo auch in Lehr. f. Bube; 2) (8. wi.) etwas Ges
farehenes, wovon bie Kinber das f. g. Briefleſen erlernen;
3) jedes Stüd Papier, bunt oder weiß, das in Briefform
gefaltet ift: Brief Nadeln, Tabak; 4) Kartenblatt beim Spiel;
5) das bunte Papier, das um ben Flachs auf dem Rocken
geſtedt wird, Rodebrief, am Rhein Rodepapter.
Brieholz n. (Dahlen U. Wallmerod), Brennholz, vom
alten brinnen, jept brennen.
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Brietſch f. Bratſch.
Brill, Bröll m. in der (wt.) Rda. „Das verſteht
fi) ohne Brill“ d. i. von felbft; „Einem einen Brill auf die
Nafe fogen“, d. i. bie bisher freie und ungehinderte Ausficht,
das Licht Benehmen ; etwas thun, wodurch ein Anderer leidet.
Bringen (Seſſeubach U. Selters), ringen, paden: es
iſt nicht be-ringen, fondern bringen, da es im Parti⸗
cipium gebrörht hat; es feheint für nieberbringen, zu
Boden bringen zu ſtehen.
Brinzelich d.ubrenzelih, brenzelig, bei Stieler
brinzelicht, von brennen, brinnen. In der Wetteran
und an mehreren Orten in Raſſau fagt man „braun und
brinzelich"; in Heidesheim heißt es fchergweife von einer
buntfarbigen Sache, fie fei brien braun brinzelich, oft
mit dem derben Zuſatz: „wie ein Ochſenfurz.“
Brislach, Brislof m. —* weſt.), Schnittlauch (al-
Kum schoenoprasum), niederſaͤchſ. Bree Sloot, mhd. bies-
louch (b. i. Binfenlaud) von biese) und priselouch, wel
aus dem lat. prasinus. \
Pritteln, Tau, womit man dad über das ganze
Schiff Hinlaufende Seil, welches dad Schiff an den Schlepper
befeftigt, niebergieht, Damit bei Wendungen des Stroms das
befeftigte Schiff nicht Die Richtung verliert. Es ift Das mhd.
bridel [. Breiren.
Brigeln (Wallmerod), 1) ſich bei der Arbeit fehr ab-
mühen, meift in Verbindung mit wigeln; 2) fva. brogeln;
3) vom Krachen neuer Schuhe, |. bregeln; davon ber
Britzel der dies Krachen bewirkende Gegenftand, Schub,
Stiefel. Aus Schlefien hat W. prudeln brogeln und Langs
ſam arbeiten (f. brudeln); Brigeler if in Caub Einer,
der nicht bei der Arbeit bleibt, ſondern umberläuft.
Broch ſ Bruch.
Broch wurm m. (Montabaur), Brachwurm, Enger
ling, Larve des Brachkafers.
Brocken (8. rhein.)1) unterlaſſen, nicht thun: „eich
will dir ebbes br.“; 2) bezahlen, bſ. eine nicht unbeträdht-
ide Summe, fig. vom fd. broden, mhb. brocken, ahd.
Ion.
Bröden, brüden (9. wef.), betrügen, chilanieren,
Poſſen ſpielen, fol nad 3. aus dem jchb. berüden zig.
fein. Das Bartic. gebrödt, gebrüdt ſpricht nicht alle
Ab. pruoko, bruogo, brögo, agf. bröga iſt chreden; ahd.
bruogan, brögjan, agj. brögan, Er brögen ſchrecken;
fohwei. Brög, Brögi (St. 1, 230) Popanz, Bugenann,
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ber in feiner Verkleidung Bf. die Kinder fchredt. Diefes
Brögen ift mit verfürgtem Vokal bröden.
Brodjeln. (weit.), füßer Branntwein mit einger
brodtem Weißbrot oder Kuchen.
Brombel f. Brombeere ſ. Brember.
Bronzen f. brungen.
Broftern (Herborn), krachen, eine Nebenform zu bras
ſteln praffeln (j. Brageln).
Broſt f. Bru
Brotmeffer heißt vielfach jedes fg. Taſchenmeſſer,
im Gegenfag zu Federmeſſer, Rafiermefler sc.
Brotreff (rhein.), Brotgreme (unterrhein.), Brots
rüd, Brnbröd (I. weſt.), bei Sch. Brodraize, eine aus
Holz gemachte Vorrichtung zum Aufheben des Brotes, aus
‚wei parallellaufenden wagerechten, an ben Enden mit Seilern
aufgehängten Latten, oder auch aus einer ſenkrecht hängenden
Latte, mit rund herum eingezapften, etwa emen Schub langen
Etäben beftehend. Grimm d. W. hat aus einem Vokab.
vom 3.1482 Brotrefe, f. Reff. Brotrüd if eig. Brot-
tid von Ric Latte mit Zapfen, etwas daran zu Hängen.
In Mudenbadh A. Hachenburg heißt ein Gemarkungstheil
Bıotrüd:
Bropeln, brigeln, Ba eln (S. wt.), den Ton
von fich geben, den bratendes Fleiſch macht, ſchleſ. pruzeln,
baier. brageln, bruzeln, wahrfcheinlich eine Nebenform
wu brafteln f. broftern, bregeln.
Brogen (8. wt.), ſchmollen, auch hd. bei Wieland;
ähnb. progen; davon Brotzer, broßerig, broßig.
Sm. 1, 274 hat brogeln leiſe wiberbellen, murren, zanfen;
Bropelfuppe, Verweis; brozen bie Augen, dad Maul,
d.i. fieaufreißen, Brozmaul, brogmaulen jchmollen.
Broud, Bruch m. (S. wt.), Sumpf; davon brous
Gen vom Rindvieh, welches dünn miftet.
Bruch, Brod, MR. brüchig, (olt.), wird von der
wegen irgend eine Vergehens (Bruch des Geſetzes) zu zahs
Ienben Strafe gebraucht Gw. 1, 541. 578,
Brud.n. (vlt.) Windbrud, das vom Wind (Wetter)
gebrochene Holz. Gw. 1, 521 u. ö.
Brüde f. 1) Cunterchein.) das female Eiſen, auf
dem die Schieferfleine zum Gebrauche zugehauen werben;
2) ein aus Brettern gebilbeter Theil des Floßes, auch des
Rachens, auf dem die Taue Fiegen.
Brüden f. bröden.
Kehrein: Wörterbuch. 7
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Brubeln, bruddeln (S. wt.), 1) mit einem &e
räufche aufwallen; 2) im flüffige Sachen blafen oder darin
plätfchern, daß dadurch ein folches Geraͤuſch hervorgebracht
wird; 3) mit dem Munde dieſes Geräufch maden; 4) eine
Sad leicht und obenhin thun, hudeln. Anhd, findet man
brodeln, brudeln, prodeln, prudeln, heute hochd.
prubeln.
Brudrödf. Brotreff.
Bruhl, Brül m. (olt.), bufchige Wieſe, naffer Walb-
grund, mh. brüel, ahd. pruil, proil, progil, mittellat. bro-
ilus, broilus, brolius umzäuntes® Gebliſch ober Baumſtück,
ital. bruolo Küchengarten, broglio, franz. breuil Gebüfd.
„Die jundern ſollen das grad im brühel zu Bachheim (Nie
der-, Oberbachheim) Tafjen mähen.“ Gw. 1, 593.594. Biele
Gemarfungstheile heißen heute noh Brühl, Broil.
Brühfel n. (unterrhein.), das Gebrühte, wie es Kühe,
Schweine ıc. erhalten.
Brällen, bröllen (8. wt.), ſchd. brüllen, (mhd.
brüellen); dann (von Menfchen) mit lautem Gefchrei weinen,
laut heulen. Brüllochs Zuchtochs, auch ein brüllender
Menſch.
Brummeln, brumbeln (wt) ein wenigbrummen,
von Thieren und Menſchen gebraucht. Brummler, ein
brummelnder Menſch, Name der Hummel, des Zuchtſtiers;
Brummelochs, Brummelhans, Zuchtſtier; Brum—
meldippe, ein brummelnder Menſch.
Brummen (wt.), eine Gefängnißſtrafe abhalten, ge
fangen figen und im Gefaͤngniß Brummen, einen bumpfen
Ton von fi geben; Brummer, Brummes Gefänguiß,
fonft ud Brummſtall.
Brunfel f. n., nafjes Gelände mit Graswuchs, kommt
in dieſer Bd. in der Wetterau, in Oberheſſen vor, weft. oft
als Benennung folder Gemarkungstheile; eljäß.ift Brunkel
Sumpf, brunfli fumpfig. „Dies®runfel trifft ganz mit der
Zorftelung von Bruch zufammen und fönnte durch Ein-
ſchaltung eines n daraus entjprungen fein?“ Grimm d. W.
An eine Entftellung aus Brunngquell ift nicht zu denken.
Brunne heißt ed rhein., nicht Brunn ober Brunnen,
änhd. Brunn, Brun, mhd. brunne, ahd. branno, goth.
brunna.
Brunnemilc f. cHöhr A. Montabaur); geronnene
Mid, d. i. Waſſermilch.
Brunzen, bronzen (8. wt.), den Harn gehen laffen;
davon Brunz, Brunger, brungerig, brungeln. Das
99
Vort, ahd. fehlen, mhd. brunzen (aus brunnezen), ift von
Brunnen abgeleitet, alfo den Brunnen gehen laffen.
Bruſem f. (rhein.), das inwendige Weiche vom Brot,
lauf. die Bruffe, Brojfe, Baier. der Brojem (Sm. 1,
265), ſchd. die Brofam, Brofame, mhd. die brosme,
abd. die brosmä, prosm&, prosam&; vgl. Krume.
Bruft, Broft, Brouft tritt mit Lappe und Latz
in Verbindung zur Bezeichnung der Weite bei Männern
(iden ahd. prustfläch, prustlappa, mhd. brustvlöc), und
mit Städ (Stöd) zur Bezeichnung einet Art Wefte bei
Frauen. Sm. 1, 267 hat für jene Bruftfled, für diefe
Bruftlap, beide auch änhb.
Bruthweicdh (Straßebersbach A. Nafjau), bruchweich,
fumpfweich.
Brutſch ſ. Bratſch.
Bube, Bou m, 1) Bube; 2) Sohn, zur Unterſchei⸗
tung, er fei alt ober jung. KleineBuben, Schulbuben
beißen fie in manchen Gegenden bis zur Entlafjung aus der
Edule; Buben, große Buben von da au bis zur Verhei—
tathung; 3) (olt.), Bettler. „Die Juden gaben ihre Brieffe
Echuldſcheine) gar ſehr wieder, alfo, daß fie mehr dann
halber Buben worden.“ Lehr. $. 193.
Bubenſchenkel w. (S. Rhein, Main, Wetterau),
ein and zwei fchenfelartigen Theilen beftehenved Gebaͤck von
Weizenmehl. Das Wort iftan Bube angelehnt, aber wahre
ſcheinlich das in Stdd. bis nad, Schlefien verbreitete, aus
dem Slavifchen ftammende Babe Gebäd, Kuchen.
Bucht. Bid.
Buchel £. (mt.), Frucht der Buche, fonft Bucheder.
Buchel ift von Buche gebildet, wie Eichel von Eiche.
In Buchecker, genauer Bucedern, ift dad goth. akran
nod enthalten, |. Ader.
Budel m. (S. wt.), 1) übh. Rüden von Menden,
Thieren, Sachen; 2) Ruckenauswuchs, Höder. Das Wort,
erft im 15. IH. vorfommend, ift gebildet von buden.
Buden, umbuden Crhein.), bien, biegen, mhd.
bücken, holl. bukken.
Budeilen ſ. Buteilen.
Buesche ſ. Bonnesche.
Buff m. 1) (S. wt.), Nachmoſt, ſchlechter Apfelwein:
über ausgekelterte Apfel ober Birnen oder fiber beides zu⸗
gleich wird etwas Waſſer gegoffen; ift diefe Brühe ſäuerlich
—X fo wird fie unter dem Namen Buff getrunken;
daher ber Rauſch; 3, Schlag, Stoß, jhd. Buff und
100
Buff, daher die Rda.: „ber Rod hält den Buff“, d. i. er iſt
ſtark. Fann Schläge und Stöße vertragen; 4) Geſchwulſt, Auf
gefdtwalenen, (als Folge und Wirkung von Schlag und Stoß),
ann auch Fünftliche Erhöhung, Auspolfterung (an Kleidern).
Buffink, wi. Dialeftform für Büchfink, mit.
buochvinke; vgl. Hoffart und Hochfart.
Bugern, bufern (rhein.), ſchimpfen, zanken, vom franz.
bougre Ehuf, ehrlofer Kerl, angelehnt an bougonner brum⸗
men, zanfen.
Bühl (Volksſpr. Boil, Beul) kommt oft als Name
von ‚Bemarkumgstpeilen vor, eig. Bühel, mhd. bühel, ahd.
puhil, buhil Erhöhung über einer ebenen Fläche, Hügel.
Buhr f. Born.
Bubzen, pubzen (Montabaur, Braubach), 1) je
manden in ber ferne zurufen, er möge warten; 2) vom
Schreien der Eule gebraucht Das Wort ift of Jar don
der Interjeftion bu, bau, beu gebilbet.
Buißen f. büßen.
Butffent ſ. bauffent.
Bull (vhein.), Lockruf für Gänfe; aud die Gang ſelbſt
öfters jedoch Bulle; vgl. Hill.
Bullochs m. 1) Bulle ‚(dad ahd. mhd. noch fehlt,
aber bei Se im $. 1691 vorkommt, nd. Bulle, hol.
bul, engl. bull, altn. boli, bauli); 2) ungefcjlachter Menſch.
Bumbchen ſ. bombchen.
Bumbedick bumbeſatt ſ. bombedick, bombeſatt.
Bumbel, Vombel f. (chein. weft.) Dide, fette, meift
liederliche Welbsperſon in der Pfalz Bummerle. Das
Wort gehört zu bummeln, bambeln.
Bumbes f. Bombes, Bambes.
Bummen (Wallmerod), fehlagen |. Bombes.
Bumfilius, Bamfiliuß m. (Hadamar), Einfalts-
pinfel, franz. bon fils, lat. bonus filius eig. guier Sohn
Bund m. (thein.), Badwerf, fonft Ratonkuchen
(franz. raton), nad) dem ſ. g. türfifchen Bund (um das Haupt
gebundenes Tuch) fo genannt.
Bund, Bunt (vlt.), feines Belzwerf. ©. Kleinfpalt,
Sorkett.
Bündelches tag (rhein.) der Tag, an dem bad Ge
finde feinen Bündel fhnärt und wandert.
Lehr Berggaube (vlt.) wurde unter dem Helm getragen.
Bundfparren heißen bie Tannenbäume, welche quer
über dem Floß Liegen und durch Wittzöpfe (gebrehte Wei⸗
101
denftränge) fo wie dur Klammern und Nägel mit den ein»
zelnen Bäumen, welche das Floß bilden, verbunden find.
Dün, Bünn Büne £. (wef.), 1) Bühne, gewöhnlich
Speicher, Kammer im obern Stodwerk; 2) Zimmerdecke
gewöbnliher Gebünn. Das Wort, ahd. fehleub, Heißt
mbb. büne, bün (mit kurzem Vokal), aͤnhd. oft Bin, Bien
geihrieben.
Bunnesche |. Bonnesche.
Bunni f. (Weilburg), Katze, |. Baͤunſch.
Buntig (rhein. weft.), Bunt.
Bunz, Bonz f. 1) (Wallmerob) ein von Ratur dicker
ober auch bloß geichwollener Mund; 2) (rheın.) Mädchen,
ſchleſ. Bunzel; Baier. iſt der Punz en eine dicke kurze Perſon
ser Sache; aänhd. Bunze Dode, Puppe.
Bär, Bier f. (S. weft.), bei Sch. Bier, Ber, Ge
bund von irgend einer Sache, das nicht lang und dünn, wie
4.8. ein Bauſch Stroh, jondern Did wie eine Graslaſt iſt.
I. mhb. büren, ahb. purjan erheben, Bahre, Boͤre,
Bor und Boße.
Burgemeifter, Bürgem. hieß bis 1848 in vielen
naſſau. Dörfern der Gemeindeeinnehmer, wobei an Bede⸗
meifter (j. Bed), das fonft nicht nachgewiefen ift, nicht ger
dacht zu werben braucht. Der Burgermeifter (feit dem
8. = gorhanben) war erſt der Vorſteher einer Stadtge ⸗
meinde, der Buͤrgerſchaft (daher Bürgerm.), dann auch obd.
ber Vorſteher einer Dorfgemeinbe.-
Bürgergehorfam m., an manden Orten Ausbrud
für Befängniß, worin der Gehorfam gelernt wird.
Burj, Borſch m. (thein.), der Geliebte (Schatz)
eined Mädchens.
Burfmann (olt.). „Er bieffe darum Burßmann, daß
@ gern trank.“ Lehr. $. 44. Vgl änhd. die Burs Stu
dentenfneipe.
Büren (8. wt.), 1) wie ſchd. mit ber Bürfte veinie
gen; 2) (fig.) ausſchelten; 3) trinken, gleichſam Die Kehle
ober das Gias bünften (dazu Bürftenbinder, dem her
tömmlich große Trinkluſt zugeſchrieben wird).
Bu ſchieren (unterrhein.), nennt man am Rhein das
im Herbſt ftattfindende Beſchneiden der nicht am Spalier
gezogenen Obſtbaͤume. Das Wort kommt von Buſch, ift
Aber im obern Nyeingau nicht gebräuchlich.
Buffen f. bauffen.
, Buftert m. (Herborn), Halbftier, dem eine Hode fehlt,
fine Nebenform zn Baftart?
Buße ſ. Boße.
102
Büßen, buißen, boißen, bießen fliden, nähen,
ausbeſſern, ahd. puozan, mb. büegen, änhb. hießen, büßen
bügen (jo auch ſchweiz. St. 1, 252), holl. bocten, altn.
boeta, hauptjädlid, von Kleidern und Nepen, aber aud) von
Scymiedegeräth und Bauwerk gebraudst. Daher unfer büßen
d. i. Buße thun. Pies heißt (in Buch A. Naftätten, and
anterthein.) ein Arzt, ber nur Arm» unb Beinbrüche heilt;
piefen, in die Behandlung eines ſolchen Arztes geben, dann
Schmerzen leiden, peinigen. Pieskirſchen find bafelbt
ſolche, bie auswärtd am Baume hängen, bei deren Holen
Gefahr des Beinbruchs vorhanden tft. Sm. 1, 212 hat aus
einem alten Lieb: „Ein Arzt, der das Bipper in Haͤnd und
Füßen mit rechter bewerter Kunſt fund büßen.“ Am Unten
bein (Coblenz und Umgegenb) tft eine Familie Pies, vom
raus feit einigen Menfchenaltern verjchiebene Ärzte hervorge⸗
gangen find: vielleicht iſt Pies, pieſen daran angelehnt,
wol K daraus hervorgegangen. j
ußwendig (vlt), außerhalb. „Die bußwendig und
inwendig waren.” Gw. 1, 644. ©.
Buffen, Bufient 5 bauſſent.
Buſt (Königftein), Dialektform für Buſch.
Büßt |. Biefl .
Buteilen, bubeilen (vlt.), mhb. bäteilen einen b. i.
einen belaften mit dem büteil d, i. mit einem Stüd aus
einer Hinterlaffenichaft in dem Bauerngute, welches fich ber
Herr nehmen darf; ſ. Befthaupt. „Den jal man nit bu
teyln.“ Gw. 3, 498. „Nec eciam potest nos, quod vulge-
riter dicitur budeilen.“ (&r fann und auch nicht, was
man in ber Volksſprache Bubeilen net). Böhmer, cod.
dipl. 304 vom 3. 1297. ©. Gr. 365.
Bulſch |. Betſche.
6 atigel, Butſchel, Bügel, Dialektform von Bis
e
Butſcheln, bütſcheln (rhein.), einwideln, von Bü⸗
ſchel, büſcheln; butſchelig nicht glatt anliegend.
Butter, Botter £ wie hochd. hier und da männlich,
wie aud) in Baiern (Sm. 1, 225). Davon buttern,.bots
tern in fig. Sinne: es will fi nicht buttern, d. i. will
nicht recht voran; ferner die Zfj.: Butterbrot, — flade
(beide rhein.), — dung, — ftäd, — ſchmier (weit),
— führ (f. Kern), us einem Bofab. von 1547 hat
Diefenbad) Gloss. 85 eyn botterflade,
Butterblume (mt.), Name der Dotterblume (cal-
tha pal.)
103
Buttern (Wirges A. Montabaur), ein Kind auf dem
Rüden tragen, hodeln, gehört wahrſcheinlich zu Butte, bie
auf dem Rüden getragen wird.
Butterfämchen heißt hier und da ber Leinbotter
(camelina sativa).
Bü f. Dip.
Buß m. (wefl.), Kuß, ſchweiz. Butſch (St. 1, 250),
öfterr., Baier. Buffer! (Sm. 1, 212), ſchwäb. Bufferle,
bei Luhher Bus; davon butzen, buffen füffen, lat. basiare,
ital. baciare, fpan. besar, franz. baiser, engl; buss, ſchwed.
ussa.
p
Buße m. (thein.), 1) Kerngehäufe des Obftes, Anh,
oft; 2) 635 Sache. „Amer warn ber Sportel de Bug
merkt.” Bankratiusbr. 7.
Bupebäbelm. (rhein.), fon. Bäbes. Man hört hier
und da auch das einfache Buß, Butze für Nafenfchleim und
Augenſchleim.
Buͤtzel m. (mt.), 1) Haufe, Kinder und Dinge, Dias
letform bon Büfchel; 2) Perjon oder Thier von Heiner
Seftalt, nd. Butt, ital. putto Kind; nah Grimm if
Bügel (Bupel?) eine Verkleinerungsform von Butze Larve
(a Bußemann).
Bugemann m. (mt.), 1) fva. Bußebäbel; 2) eine
verlarvte Perſon, um Kinder zu ſchrecken; vgl. Wuwelades.
Bugholz.n. Crhein.), zunächſt ein Geräth zum Glätten
Bupen), dann fig. Strafe. Vgl. Auspuger. „Sunft wär
ber Kerl wahrhaftig ans Butzholz komme" Hampes 8.
Buwaß, Bowatz m. (Idſtein, Ufingen), Bugemann,
Bug, Buze, Box, Boze, Botz k. (weſi. ſelten rhein.),
Hofe, nd. boxen, büxe, holl. boksen, altn. buxur, fhwed.
böxor, dän. buxer, ift nah Grimm d. W. wahrſcheinlich
don Bock und Bodleder abzuleiten.
Buuo)gengehänge n, (weft.) Hofenträger.
€.
— ches ift 1) die Ausgangsſyſbe bei den Namen ber
Rinderfpiele, bj. im füdlichen SCheile Des Landes, wo die Kinder
Berftedeldes, Nachlaufches, Glückerches ıc, fpielen,
fo auch bei Sch., offenbar aus dem verfleinernden he, hen
der Kinderfprache; 2) in Zſſ., Bj. von Orts- und Marftheile
namen für — hend, 3. B. Floͤßcheswies, Börndes:»
garten, bf. auf dem Mefterwald.
104
Chor n. (Gaub), eine Terraffe in Weinbergen, wahr-
ſcheinlich von dem erhöheten Platz tn ber Kirche herüberge-
nommen.
Chorengel, rheingauer, nennen bie Rheingauer fi
felöft in heiterem Scherze, hören aber biefelbe Benennung
im Munde Anderer nicht gern. Auf dem linken (heſſ. Rheine
ufer heißt es oft, wenn am Abend die Fröfche fi hören
— in fpottendem Scherz: „bie rheingauer Chorengel
ingen.
Shrifttindchen (wt.), Weihnachtsgeſchenk
Chriſtwurz' Heißt hier und da bie Nießwurz Chelle-
a? für Chriſtwi iefe, pl
roͤswois riſtwies, — wieſe, pl. — 6
gutes Rockenbrod, has nicht viel gefäuert ift, und von Ehrift-
tag bis den heil. Dreykönigstag von ben Bauersleuten ftatt
der Kuchen von Weigenmehl genoffen wird. Die Chriſt⸗
wieſen find ängtich, faft wie ein halber Bubenfchenkel (f. d.)
geformt, Wen — eine Chriſtwieſe wird auf das Drey-
önigöfeft als Lederbiffen aufgehoben. Wied gehört zu
Futter, Vater, niederſächſ. föben, füttern, ernähren;
ſchwed. föda Speife; Otfried wist, Notfer wysung, Ulfilas
biwesan epulari; NRichey (idiotioon hamburgense) Uth⸗
wyfer, Schönroden, eine Art weißen Brodes, |. Vits.
So S., der bier Alles bunt durdeinander wirft. Goth. ift
visan, bivisan, visan vaila ſichs wohl wefen (fein) Lafien,
woher goth. vizon Ieben, die vizns, ahd. (bei Otfried und
Notker) die wist Unterhalt, Nahrung; mhd. kommt Die wist,
änhb. in einer Litanei von 1452 nad Ziem ann wahrfchein
lid) der wist vor in ber allgemeinen Bb. von Nahrung.
In Riebertiefenbadh A. Habamar heißt ein ähnlicher aus
Grieß und Weißmeh! (das aus Weizen gemacht wirb)
an Fefttagen, wie Weihnachten, Oftern, Pfingften, Kirch⸗
weihe geiadener Wed der Woiß; er EJ jeringer ald Wed
ober Kuchen aus purem Weißmehl. idee Wort gibt die
Deutung des Chröswöis für Grießweiß. Au andern
Orten des Wefterwaldes kommen Grießwed, Grieß⸗
tuden, Grießplaͤtzch en x. von verſchiedener Geftalt vor.
©. Grießweizen.
Ehryfam m., das am Grünbonnerdtag geweihte DI.
„Da dieſes vom Biſchof geweihte OT in bie einzelnen Pfar-
teien des Bisthums gejhidt wirb, fo heißt in übertragener
Bd. ber Trieriſche, Mainziſche Chryfam fva. die Berichte:
barkeit der Erzbiſchöfe von Mainz und Trier in einer Ur
kunde von 1526." (Schellenberg.)
105
D.
GSegen der Unfiherheit der Ausſprache iſt auch T nachzuſehen.)
Zabberis m. (Moutabaur), Teufel, ſonſt Deib⸗
enker.
Dad n. (8. wt.), fig. Kopf: aufs Dad fehlagen; im
Dach haben.
Dad 5 Heißt das gewölbte Verde des Schiffes.
Dädfelm. 1) Gasshund; 2) Perſon mit einwärts
gebogenen Beinen, nach Art eines ſolchen Hundes. „Er fol
mt dem ſcheppe Desfel hannele.“ Firmenic 2, 79.
Dachkel (rhein., obd. wt.), Ohrfeige; —* Ohr⸗
feigen geben; nd. Tadtel, baier. Dachtel, dahteln
(m, 935H, föneh, Date (Sei, 259, von Grimm
d. W. zu Dad gerechnet, nah Weigand d. W. ſpottende
Amoenbung des mhb. tahtel Dattel, mie Feige (hol.
vig) in Ar und hol. muilper Maulbirne.
ode.
Baden f. Dud,
Dabe, Date, Datte m. (weft.) Vater, in der Kins
bee, griech ſchon tetta (sörre), lat. tata. Die Formen
Ey übrigen deutjchen Mundarten f. bei Grimm d. W.
ff m. (Dahlen A. Wallmerod) Branntwein,
oflnder as auf da leider Mancher den Tag mit Brannt-
weintrinken anfän;
Dabijes (em, Sorgen, Gebanken, deutſchjüdiſch
orgen.
—A (Remerob), Dasſchlitten (Weil-
burg), kleiner Schlitten, der von Kindern gezogen wird. Aus
Goblenz bat Klein Daͤßkarren fleiner Karren mit zwei
Rödern, den ein ri sieht. S. Teitet Dies von dem
däßen (. d.) ziehen ab. ©. De sujatıtte,
Dalles, Talles, FA in), Ungttd, du
fand der Berftörung, wol das hebr.
jũdiſchdeutſch dallis Armut.
Bi orte m. (Höhft), Tummelplag für Kinder,
iehmei
Dal, Dan Dell. ei ver Menſch, (ii
alme m. (wt.), un; ter, grober r (bei
Stieler Dallmann Ya Tepnifhes ang ihwägt). Das
Wort kommt von dalen, dahlen, dallen, bei Stieler
dalen und dalmen, ſchweiz. dalmen, talmen (St 1,
260) tindiſche, laͤppiſche Dinge reben und thun; fchtef.
106
tallen, änhb. dalen, thalen, tallen, bei Wieland,
Bürger, Göthe Dahlen; engl. dally, i8länd. thylia ſchwaͤtzen
Da das Wort auf Poſſenreißer Hinausläuft, fo kann es nad,
Grimm d. W. mit dem ahd. dala Larve zufammenhängen:
man nahm die Larve vor, um darunter Scherz zu treiben
und zu neden.
Dalpes m. (8.), Tolpatſch. Nad dem Abj. dalpig
fhwerfälig gehend (unterrhein. foa. tölpifch), darf an das
änhd. dalpen fehwerfälig gehen, mit den Füßen in den
Sand ober Koth treten, eig. eingraben (telben) gedacht
werden. St.1, 260 hat noch talpen 1) langſam, ungeſchickt
arbeiten; 2) mit den Füßen ſchwer auftreten, einen plumpen,
fchwerfälligen Gang haben; talpig plump, ungefchidt, mit
den Züßen ſchwer auftretend.
Daltera m. (Dahlen A. Wallmerod), Tölpel, bf. von
Weiböperjonen gebraucht; vgl. Dalme. Die Wörter Dal«
deri, Daldera, Dalderaldei gebraudt Voß ald Ins
terjeftionen des freudigen Ausrufes.
Dammern, dämmern, dbemmern 1) (S. mt.),
lärmend auftreten, den Boden niebertreten, 2) (unterrhein.),
ohne Zwed umbergehen, in der 1. Bd. Baier. vammern,
dampern (Sm. 1, 370), ſchweiz. bammern, Dämmern
(St. 1, 262), änhd. temern, dammern, eig. ſchlagen,
Hopfen, daß es ſchailt, gehört nah Grimm d.W. zu Däm
Waffenlärm im Kampf und 1 eig. durch Schlagen be
wältigen, nieberbrüden, fo daß es ſich an das aktive Däm»
mern ‚anfitiept Das wuhd. temeren ift foa. das ſchd.
engeln.
Dämpfig, dampig (mt.), engbrüftig, kurzath mit
von Menſchen und Thleren gebraucht, Gen belıpfen. »
Dann fteht durchgängig für dann und denn, änhd.
ſchwankend dann und denn, mhd. und ahd. ſchwankend
danne, denne, in beiben Bd. ©. wann.
Dann, danne (S. wt.), bannen, von bannen, weg:
sch dann; dann elo. Mär. ernfach dannen, von dannen,
ahd. thanana, thanän, daenän, nhb. von danıen.
Datafter (vlt.), darnach, darauf. Gw. 1, 535 u. ö.
Darbinnen (vlt), inzwiſchen. Gw. 1, 598.
Darneben, derneben jein (rhein., unterrhein.),
den Verſtand verloren haben, neben dem eigentlichen Punkt
fein; ind ewig derneben fommen d. h. nicht in ben
Himmel.
Dar (8.), dahin, mhd. dar, ahd. thara, dara: Geh
dar; gehſte ep dar? Vol. war.
107
Darm erich (Hadamar), ein ſchwacher, magerer Menfch,
ber gleichfam nur einen Darm hat.
Därr (Dialektform 8.) für Dürr in eig. und fig. Bd.
gebörrt, geräuchert, mager.
Das, Daſch ſ. Deis.
Dafem m eibesheim), Sauerteig, ahd. deismo,
theismo, mhd. PR Fr ne le desnıe, änhb.
deifem, deiffam, deſem, deißem, deißman, teys
fem, teſem, teifm. ©. Diefenbac Gloss. 230.
Däßen ziehen, fol nad S. auf dem untern Wefterwald
(Weilburg) vorkommen. Bol. nd. deifen, denfen ſich
davon machen; fehle). deuffen rennen und rennen machen;
ſchwab. Deinen, beinfeln davon ſchleichen; Holl. deinzen,
deizen zurüidweihen; bän. deise, norweg. deisa taumelnd
einhergehen, alle vom mhd. diesen, diusen ziehen, zerren.
Daftern, deftern, taftern, teftern (S. mt.) 1)
wieberholt und hart mit Geräufch auftreten; 2) ungebulbig,
jähzornig fein, von Menfchen (Bj. Kindern), die, wenn ihnen
nicht Alles gleich nach ihrem Kopfe geht, daftern und dam-
mern; 3) mit kurzen Schritten gehen, vom Gang alter Leute
und feiner Kinder gebraucht. Davon Doufterde, eine
Berfon, welche Furze, trippelnde Schritte geht; Defterer,
gewöhnlicher Daſter arſch zu Nr. 2gehörig. Man darf wol
eher an ahd. dost, mhd. test, äfterr. Deft, Teft, Baier.
Def, ſchleſ. Toft, Dide, zähe Maffe, Schmug, Geifer,
bößig zaͤh, ſchwer, vom Boden gebraudt, als an taften
enten,
Date f. Dabe. “
Datſch, Datſch f.(rhein.), große, grobknochige Hand,
aus Tape; vgl. Totfſch.
Datſch f (Montabaur, Hadamar), Grasmüde, nach
dem Laut ihres Geſanges.
Datſch, Dutſch m. (8. wt.), Sm. 1, 405 und St.
1,269 der Datſch, Detih, Doiſch, Daiſchen, Dot»
hen ein Brei von Apfeln, Kartoffeln ıc., auch Backwerk
don Mehl mit folhen Zuthaten, bj. wenn ed etwa teigig
und zufammengebrüdt, wie mit der flachen Hand (Datſch)
geſchlagen und mißrathen ausfällt. Datfehig, Daticherig.
Datjheln(mt.in Südd.), 1) etwas Weiches (Datich)
brüden; 2) übh. etwas befühlen; 3) Daͤtſcheln fanft
ſchlagen, ftreicheln, liebkoſen, öfterr. daſchln, engl. dash,
ſchd. tätſcheln.
Datte ſ. Dade.
108
Dattel f. (Raffau), Schwägerin. Baier. (Sm. 1, 462)
if tätteln, ſchwäb. bätteln fi wie ein Fini cher Alter
benehmen; bremifch ift tateln, täteln ſchnattern wie eine
Gang, gelhwind und Unbedeutendes reden. Grimm d. W.
ſtellt dieſe Wörter, Rn u Dattel gehört, zu Tatt,
Tattl Vater, Greis, |. D
Däumeln (xhein.), Y mit ben Fingern befühlen,
leiſe drüden, 3. B. nicht ganz reife Bwetichen, um fie fo
weich zu machen; 2) Geld darzählen, beftehen: „man muß
en fonft gewinnt man den Prozeß nicht *
auße 6 ), da außen, draußen (mhd. düzen), kommt
aͤnhd. oft vor.
Dauzen ſ. duzen.
3341 Dachſel.
de, Bid — a Dir, Did, —
es weſt.) oft, m licke, 0,
dicko, ff. thioco, eig. bil, dicht, Dann oft; rhein. meift
— (8. rhein.), 1) 2% Dad:
edel m. thein.), 1) Kopf; 2) Hut; vgl. Daı
Dedeln, deden (8. rhein.) prügeln, bei Sm. 1, 355
deden, ab—, zubeden; vgl, Dedel.
Debein, degein, bein, dhenn irgend ein, Tommt
in alten Urkunden oft vor, ahd. dehein, ihehein, dechein,
mbb. dechein, dehein, dekein, (woraus "unfer fein) irgend
ein, auch negativ fein.
Dehnen, 1) wie fhb.; 2) (8.), nach einem Schlafe,
Fa aus Schläfeigteit, Faulpeit den Rüden einziehen, fi)
reden.
Dehnſchlitte m, ein Schlitten, der gewöhnlich von
einem Menſchen gezogen "wich, ſeßt S. für Dah sſchlitten.
Das Wort iſt aus deinſen, 'oberbefl. denfen, wie Dahs⸗
me a beijen gebildet; ſ. däßen.
ehr i
Deibben * (Chein.), d. i. Diebhenker, Name des
Henkers une dann des Teufels, ald des Schergen ber Hölle.
No. heißt der zeupet Diefkater. ©. Deizel.
Deichel deuchel.
Deihen, deien, deuen, richtiger deuh en (8. thein.),
drücken, fortſchieben, nad) einer beftimmten Seite bindrüden:
den Wagen, den Rachen; der Ochs deiht gut. Ahd. A
mhb. diuben, änhd. und baier. dauhen (Sm. 1, 360),
ſchwaͤb. beuen, m duwen, douwen.
Deibfam hein.), Gebeihen bringend: Der Gärtner
hat eine deihfame Hand, der von ihm gejäete Samen ift gut
aufgegangen.
— — — —
109
Deis, Das, Daſch f. (weſt.), ber untere Theil des
Schornſteins, wo Kr und Würfte geräuchert werben,
änhb. und wetterau. Deife, im Vogelöberg Däfe, in
Gießen Dafe.
Deigel, Deugel m. (rhein.), Teufel, Baier. Deich«
fel, Deigl, Deiz! (Sm. 1, en abfichtliche Entftellun,
aus Teufel. „Das_heilige und böfe Wort (Gott, Teufel
follte durch ſolche Entftellung gefchont, verkleidet und uns
ſchãdlich gemacht werben.“ Grimm d. W. unter Bop:
dgl. Deizel, Kotz.
Dell, DEI, Dall, Tell, TAI L(xhein.), 1) eine
Heine Tiefe in einer Flaͤche, 3. B. in Teller, Wand, Bett,
boden: A Naans (Nafe) ot er, wie meint, bis uff die
ell.“ Lennig 23; 2) ein kleines Thal, auch ein beſonderer,
thalartiger, tiefliegender Theil der Gemarkung, in einem
VWeisthum von 1556 die Dell. Gw. 1, 569. Viele Gemaw
tungötheile heißen in der Volksſprache Dell, in den Stod-
bühern Thal. Das Wort iſt nad Norden wt., daͤn. däl
(durch Eindrücdung), norweg. däle, (fleine Rinne, bj. im
an), Wländ. daeld (feines Thal), e8 ift nad) Orimm
d.W. vielleit eine Verkleinerung von Thal, ah. talili,
tell, anhd. Tälelein, wo dann freilich das Geſchiecht
verändert wäre. Sm. 1, 366 hat die Duelen Vertiefung
in einem Körper, bſ. eine durch Beihäbigung entftanbene (ahd.
tuolla, toalle, mhd. tuolle); St. 1, 324 hat Tuele Ber:
tiefung, vorzüglich im Weichen, 3. ®. im Bett, Feld, Alle
diefe Mörter lammen ficher aus einer gemeinfamen Wurzel.
Demmern f. Dammern.
Denar f. Pfund.
Dennröhr f. (weft.), die beim Ablaben in ber Scheuer
tenne ausgefallenen Fruchtkörner, |. röhren.
Deppe ſ. Dippe
Depperfaß n., das Gefäß, das am Ankertau befeſtigt
— Funden m wa u der Ver in das Waſſer
elafſen wurde. Kann an das holl. doppen (aichen, ausmeſſen),
ene (Aicher, Ausmeſſer) gedacht werden? fe)
Derf, Därf £. (rhein, unterrhein), Erlaubniß, Frei
beit wozu, von Dürfen, mh. dürfen, ahd. durfan, gott,
thadrban, früher Noth haben, Noth leiden, mhd. ſchon nöthig,
Urſache, Freiheit Haben.
Derbauern f. hauern.
Dernocht, dernochter, dernochtert, dernocher,
dernochert, dern oche end (rhein.), darnach; holftein. ber⸗
10
naher. „Dernocht hun eich mein Stiefkinn abgemehrt; ber»
nodert hots gruß Waſſer viel geſchadt.“ Lennig 62.
Derr (S.), I) ein fehr dünner Kuchen ohne Sauerteig
(BVBadesderr); 2) ee Wögelfrankheit, wenn fie über dem
Schwanz ein Eiterblaͤschen bekommen, vom ſchd. bürz.
Derfell (weft. main), berfelbe ſ. fell. „Derfelt iſt
noch Eſchborn gezohe.“ Firmenich 2, 80.
Dermeils (Selterd, Wallmerob), umlängft, vor einiger
Seit, genitivifches Adverbium vom Altern Derweil (der
Weile), unterbefjen.
eftern |. Daftern.
Detih f. (Rönigfein Wallmerod, Montabaur), eine
langfame, fchläfrige Weibsperſon. Sm. 1, 406 hat ber
Do iſch fette —— Gehören beide Wörter zuſammen d
Dep f. Dip.
Deuchel, Deichel (rhein.), Waflerröhre, meift um
Waſſer unterirdifch fortzuleiten, änhd. häufig, Bj. in Sübb.
Deichel, Deuchel, Duchel, Düchel, Teihel, Teu—
chel, Tuͤchel (Sm. 1, 426. St. 1, 323). Vgl. Andau,
franz. tuyau, mittellat. dos, doga, doha.
Deunid f. (Ufingen), Kaße; vgl. Baͤunſch.
S. Gall. Gloss. 193), altf. thiustri, agf. thystre, th&östre,
Sr. 337) aus
Die, 1) fe), fatt, ſchwanger; 2) oft (f. dee). Bi.
Didmaher, Didmäder, Didthuer Prahler: „Ohne
did ze thun“ (prahlen). Hampes 41. „Des leer Stroh
draͤſche dufchur bin ih die (fatt).“ Datterich 3.
Diedonn f. (S), Laubthaler (2 fl. 45 Er), franz.
‚ducaton, fonft dicker und harter Thaler.
Didtoppm. (wt.), 1) wie hochd. Diekopf; 2) Kaul
quappe; 3) Zuchtftier.
Didwurz ift hier und da der allgemeine Name für
Nunfelrübe (beta vulgaris), wegen ihrer biden Wurzel fo
genannt; vgl. Klumpen.
111
Dideling m. (Caub), Heiner Stockfiſch.
Diebern, Diwern, bümern, duw ern (Herborn,
Ufingen, Königftein, thein.), 1) heimlich ſprechen; 2) e8 hat
mir geb. (geahnt); er bat ihn geb. (heimlich Beohrfeigt), von
Dieb gebildet.
Deil, Dielen, Dillchen (S. weft.), Bratpfaͤnn⸗
hen, aus Tiegel gebildet, wie Nal aus Nagel.
Dimmeldeinde.n. (S. Idſtein, Königfein, zumellen
Thein.), eine langfame und einfältige Perfon, welche im Reben
bie Worte zieht (f. Andeinche). Dimmel ſcheint eine Neben⸗
form zu fein von Tauf. der Dämel ein alberner einfältiger
Wenſch; Taf. und änhd. Dämeln, bämelen, dammelen
eig. in einem halbbewußten, bethörten, ſchlaftrunkenen Zus
Rand ſich befinden, herumfchlendern, albern, unflug fich bes
nehmen; fchd. daͤmiſch, nah Grimm und Weigand
(Rat daumiſch, täumifch) von mhd. der toum, ahd.
tum, doum Dunft, Dualm, Duft.
Ding für Gericht, Gerichtsbarkeit, Gerichtsbezirk ift
in den alten Weisthümern ganz gebräuchlich; davon das
Verbum Dingen und die Zi. Merkerding, Dingtag,
Dingwart u.a. ©. Gr. 600.
Ding in der Ada. „zu Ding und zu Ring” (Grieds
heimer Urkunde); dinglich und ringlich in alten Ur—
funden, um auszubrüden, Daß bei einem Ding (gerichtl.
Verfammlung) die Leute in einem Ring (Kreis) jtanben.
Br. 660, Gr. 747.
Dingeln (Herborn), Dialektform von ſchd. dengeln,
mhd. tengeln, ahd. tangol Hammer, von tengen, agſ. denc-
gen, altn. dengja, ſchwed. dänga hämmern, Flopfen.
Dinghafte, dinghaftige Güter find ſolche, welche
unter ber betreffenden Gerichtöbarfeit ſtehen. Gw. 1, 561.
Dings m. f. (chein.), wird gefagt, wenn man ben
Namen einer Perſon, einer Sache, eines Ortes nicht nennen
fann, ober nicht nennen will, ſchon mhd. der dine, auch bet
®öthe (MBahlverw. 2, 4). Sm. 1. 381 hat ber Ding,
die Dingin; W. hatder Dingrich, A.der Dingert
112
Dingskerje, Dingskirche, ein Menſch, aud ein
Ort, den: man nicht weiß ober nicht nennen will, ſ. Dinge.
Dinte ift meift männlih, früher und heute ſchd. nur
weiblich).
Dippe, Düppe, Döppen. (S. wt.), 1) übh. em
Topf von Eifen oder Erbe, bj. aud der Nachttopf; 2) fig.
Kopf. Dippchen, einem fein D. aufdecken, d.i. bisher Un-
befanntes, meift Ehrenrühriges von ihm ausſagen; Dippes,
Schoppedippe (fig), ein fehr jähzorniger Menfch, bei
dem es gleich überloht; Dippeguder, Dippdhesguder,
ſchleſ. Foppelguder, der fih um alle Kleinigkeiten be
kümmert; Dippehaufe, Dippekuche, ein im Dippen
gebadener Kartoffelfuhen; Deppchesfpielerı Marienberg),
der im Spiel Andere betrügt, übervortheilt. „Do bot aa
mein Fichſin eingelare, un dut des Flaaſch in e eng Dippe;
bo ded euch dort der ganz Stabt Meenz ehr Dippche uff;
Dipphesguder.“ Lennig 30, 82, 83. Das Wort, änhd.
dippe (Gw. 1,538), doppen, dop, Duppen,top. (Die:
fenbady Gloss. 395), ift entftelt aus Topf, ſchleſ. der
Topp, Tupp, das Töppel, Tippel.
Dippelche, Dialektform für Tüpfelden.
Dippelig (rhein., unterrhein.), pedantiſch auf bas
Kleine, Unbebeutende Werth legend; Dippeler, ber bie
thut; eine Uebertragung des jchd. Tüpfel, tüpfelig.
‚ Dirbig, Dierdich, Diertich, Diertrich m. (weft),
fva. Baberem cf. d.), äuhd. Dirdenday, Dirdendai,
Dirdendei, Dirdundei, Dirdentei, Diradei. (Sm.
1, 394 hat Dirdendey, Diradey, Dirledey, Dir:
madey, Dermentay, Virdumdeh, Dirtmedey, Dil:
medeh, 1) grober Zeug, halb aus Fiachs, halb aus Wolle
bereitet; 2) Gemiſch aus Sommerkorn und Gerfte; 3) jebes
Gemiſch, Zwitterweſen jeber Art. Das Wort ift entftelt
aus ſchott. tartan, franz. tiretaine, holl. tieretein,
Diſchen, düſchen, döſchen (S. wt.), ſchd. tuſchen,
übh. Einhalt thun, unterdrüden, das Feuer, einen Streit.
Tufchen, wetterau. tüfchen, mhb. tuschen, nb. tüssen,
ſchweiz. Düfchen bei St. 1, 329, der das Wort mit franz
taiser (ſchweigen) zufammenftellt. Klein hat pfälz. diſtern
ſchweigen maden. „Met gure Wort do hott je's diſche
Tenne.“ Lennig 77.
Disbern (Mallmerod), trippeln, daftern.
Diſchkexiern (rhein.), einen Diskurs führen, franz.
discourir, „Wie ma (wir) do fige in ba Hitt un diſchge⸗
rire. Streff 19.
113
Difielfet Glt.), vielleicht eine Art Dirdig. (ſ. d.).
. Hille.
Ditſcheln f. dutſcheln.
Dig, Dep, f. Crhein.), die weibliche Bruſt; Ditzcheu
ein ganz kleines, dann verwöhntes Kind. Sm. 1, 407 hat
Dugel, Dügel Mutterbruft, Schluger, Sauglaͤppchen Heiner
Kinder; St. 1, 285 Ditti Meines Kind (auch bier und da
in ber rhein. und naſſ. Kinderſprache). ußel ſtellt Sm.
paffend zu Dutte, Ditte bie weibliche Bruft von Menfchen
und Tieren, ahd. tutto, tuttilt, mhd. tutte, tüttel, tüttelin.
Digen ſ. dotzen.
Diwern ſ. diebern.
Dos fein (rhein.), „Eich ſeyn der net ſo do, eich ſeyn
der net fo dumm“. Lennig 32.
Dobel m., ſchd. Döbel (mhd. tübel, ahd. tubil, tu-
gb, d. 5. Pflo@ oder Bapfen, ber irgendwo eingefügt wird,
1. ber hölzerne Nagel, der in jedes von zwei neben einander
zu befeftigenden Brettern greift (Diebelnagel bei Küfern);
2 (fig), Klop von einem Menfchen, Dummkopf. Sm. 1,
37 hat in beiden Bd. Düpel. -
ode, Dade m. (S.), einer von den zwei Pfoten
oder Säulen am Webſtuhl der Leinweber. Oben ift in die
felben daß f. g. Galgenholz, ein Querbalfen, eingezapft.
Echd. ift das ort weiblich, hat eine weitere Bb. und kowmt
in der Bd. Säule, walzenförmiges Stüd erft gegen die Mitte
des 14. IH. vor.
Dodes, Dötes, Daufes m. (8. thein.), der Hin
tern, in Franken und in der Pfalz Dogges (Sm. 1,360).
Dohl, Dupl(Horrefjen A. Montabaur), foa. Dunfel,
Dobn f. (Ufingen, Herborn), Tragbalten, Zimmers
dede; ahb. dono, mihd.
lon Ausgefpanntes , Dede; mit
Dohne beim Vogelfang (ahd. mhd. done Spannader, dere)
sum Wurzelverbum thinan (deinen) gehörig.
Dokter m. 1) übh. Arzt; 2) Cironiih) eine Perſon
beiberfei Geſchlechts, die fich einbilbet, viel Berftand zu haben.
Doktern ben Arzt Brauchen, Medicin nehmen, ben Doktor
ſpielen. Zu 2 gehören bei S. Dokterarfch, dokter⸗
arſchig, Dokterförnfel, dotterförnfelig.
Dole £. ırhein.), unterirdifcher Abzugsgraben bſ. in
aufen Adern, abo. dols, m$b. dol, oßb. wi. (Bm. 1, 366.
t. 1, .
Doll, Dolle m.f.(8. rhein.), Hauptaſt eines Baumes,
ein an dem Stamm ſitzender Aft mit allen Nebenzweigen;
dann auch jeber Aft, H wenn er bürr ift, ſchweiz. Dolden,
Rehrein: Wörterbuch. 8
114
Dolder (St. 1, 287); ah. der toldo, doldo, mhb. ber,
bie tolde, bie freilich zunaͤchſt das nhd. Dolbe find. Dipl.
griech. thalos, thallos (9aAog, SaAAog), lat. talea.
Dollcham Goarshauſen), Dialektform für Tuli⸗
pan, Tulpe.
Dölpel Heißt in Reichelsheim ber Winterkohl Cbras-
sica fimbriata).
Domm wei Stroh (8.), fehr dumm. _
Dommeln (8.), 1) eilen (tummeln); 2) (Marien
berg), donnern. Qgl. Ho. dommelen im Halbſchlummer
murmeln, dann fummen, rauſchen.
Dömpen (8. wt.), beim Tabakrauchen einen ſtarken
Damp maden.
Dong f., 1) Dünger (meift m.); 2) (S. weft.), But:
terbrot, Butterdbong. Nimmt man mit Weigand bie
Grundbed. von tungen bebeden, dann bedeckend benußen an, jo
Braucht man fi nicht mit S. zu feheuen, in ber 2. Bd. an
Dung, Dünger zu denfen. Die Verſchiedenheit des Ge
Schlechtes ift Hier nicht entſcheidend; denn obd. engl. heißt
der Dünger der, in Mitteldeurfchland die Dung, ahb. bie
tunga, agj. düng.
Dönne (8.), da unten, |. dauße.
Donner, der! elliptijche Verwuͤnſchung: der Donner
fol dich erfchlagen!
Donnerblume heißt in Reichelsheim das Wieſen
ſchaumkraut (cardamine prat.).
Donnerfil, Donnerkittel m, (S. weft), ein Kite,
der vorn herunter nicht offen ift, gegen ben Donner, Wind
und Regen; anderwärt? Donnerhemd, Zukittel, Fuhr⸗
mannsfittel genannt.
Donnerfräuthen n, (Idſtein), gemeiner Augen
troft Euphrasia).
Donfel f. Dunfel.
Dopp, Dong m. Cthein, wt.), Kreifel, mb. topf,
engl. top; boppen 1) mit bem Kreifel fpielen; 2) mit fünf
Heinen Steinen fpielen (Doppſt einches), die in die Höhe
geworfen und dann gefangen werben, oft vorher noch auf
die harte Erde (Steinplatte) auffallen müſſen.
Dorkeln (8. wt.), einen unfihern Gang haben wie
ein Betrunkener. 8. hat torgeln, Sm. 1, 456 torfeln,
tarfeln, targeln, änhd. dorkeln, fd. torkeln.
Dormeln, burmeln G.rhein. wt.), änhd. dormeln,
bürmeln, ſchd. turmeln, taumeln, ſchwindeln, toll fein,
115
anterrhein. bürmeln gedankenlos dahin gehen; Dormel,
Tormeler, dormelig, Durmelig.
Dornneffel f. Motabanm, Sanfnefet
Dorſche m., felten £. urhein.), Kohlſtrunk, ſchwäb.
Dorf, Dorſich, Durſich, ER bei Sm. 1, 399
Dorjen, Dorfen, Dorften; mhb. torse, turse, ahd.
turso,. aͤnhd. Dors, Dorß, ital.torso, wol aus lat.
griech thyreus Strunk, Stengel.
Dort, Durt m. (8. wt.), Trefpe, Taumellolch in der
$rudt (bromus secalinus, lolium temulentum), ahd. das turd,
turth, altf. durth, mhd. turt, fpäter griech. fhyaron ($iapog).
Dorthifte, borthiften (Herborn), dortbrüben, jens
feits, |. Hifter.
orzeln (rbein.), torfeln, wirbeln, im Wirbeln Hinz
fallen „Ich bin erunner geborzelt wie e Schatte.“ Streff 98.
In Thüringen jagt man dorlen, nah Grimm d. W. ums»
getent aus drollen (von brillen); vgl. engl. curl, mhd.
nhd. Krolle; burne, Born, Brunne
Doͤſchen f. difchen.
Dolſch f. Daiſch.
Dott, datt (Sweſt.): Da habt ihrs, nehmts Hin!
oberpfaͤlziſch Datz (Klein 79.
Doitern, dotern (9. Idſtein, Montabaur, Braubach),
unperſ. gebraucht, in Angft fein, weil man etwas Unange⸗
uehmes befürchtet; Dootterig, Dotterarfh (AngftihöB);
ſchweiz Dottern duttern Kr. 1, 293) eig. pochen, Flopfen:
das dottert mir, klopft mir vor Angft; fo ſchon bei
Geiler von Kaiſersberg; aͤnhd. auch battern, Hol. tateren.
St. Hält das Wort für eine Wieberholungsform von dem
alten doten, butten, verwandt mit franz. douter (zweifeln).
Sm. 1, 405 Hat buttern fehlerhaft fprechen, indem man
den Mund zu wenig öffnet und babei die Worte zu leiſe
mb zu ſchnell Heruorflößt, und 1, 462 in demſelben Sinne
tobern.
Dottern (8.), von Hühnern, welche berumlaufen und
ein Gi legen wollen, —E— vorhergehende Wort.
Dog, Dutz, Dotzel, Ditzel, Dügel m. (8. wt.),
1) Beule von einem Stoß, Schlag, auch bei Sch.; 2) alles,
was einer Beule gleicht; 3) Glüder, Schnellkügelchen beim
Spielen, auch bei Sm. 1, 407; 4) ber jüngfte Vogel im
Reſt (auch Kahldohz), auch das jüngfte Kind einer Familie:
5) Uunterchein.), Traube, meiſt Doetraube.
Dotzen, dotſen, dutzen, dütſen, ditzen (8. wt.),
1) ſtoßen mit den Köpfen, mit Eiern aneinander; 2) was
116
in ber Höhe (auf einem Baum) hängt, 3. B. Stod, Kappe
mit einem Stock oder Stein fo treffen, daß es herum
terfällt; 3) ein Bogelneft ausheben, meift ausbogen, hei
Sch. dogen. Sm, bat 1, 407 andötſcheln mit Schuffern,
Glüdern fpielen. Vielleicht iſt das mhd. diezen fchalen,
zaufchen, tofen zu vergleichen. In der 3. Bd. heißt es im
15. 35. dolzen, und Grimm d. W. fagt hierzu: Heißt
es aufftören durch Stoßen und Klopfen an bie Nefter?
gl. nd. dolsken Elopfen, ftoßen.
Doufter f Doufterhen (Dahlen A. Wallmerod),
eine Perſon, welche ſich zu einer Arbeit eilen fol und ſich
nicht ordentlich zurecht finden kann, dabei kurze, trippelnde
Schritte geht; vgl. Daftern.
Dralatich f. Tralatſch.
Drarl, zuweilen Drall m. (rhein.), 1) der Reſt eines
vom Webſtuhl gefchnittenen Stückes Leinwand, der dann
häufig dem Zugvich zum Schutz gegen bie Fliegen vor bie
Augen gebunden wird; 2) ein ähnlicher Haarſchnitt. Das
Wort £ aus Troddel, änhd. Dradel gekürzt.
Drauf gehen (unterrhein., rhein.), flerben, vom Dich
gebraucht.
Drauf haben d. i. Vermögen haben. Man fagt dies
Fer bie Gebaͤrde des Gelbzählens. „Hott je aach ebbes
uff?“
Drauze, drauzehn (meft.), Dialektform für drei-
sehn, [. ©. 11, Nr. 77.
Dres, Dre m. (S, wt.), 1) wie hochd.; 2) Sade
ohne Werth; 3) Unkraut; 4) Eiter.
Dredwibel m. (thein.), Ropfäfer, ſonſt Laäus wibel.
Drehwaddel f. (Caub), Schimpfnamen einer Tang
famen Berfon, die ſich überall dreht und nicht voranfommt;
inhd. wadelen, ahd. wadalön wandern.
Dreibro(a)bt m. (mt.), ein Tangfamer, unbeholfener,
geiftig ungewandter Menſch; ein Tölpel, Ginfaltspinfel; fg.
Anwendung von Dreibraht, ein aus drei Fäden gewebtes
eug.
Dreibeiniger Stuhl, Stuhl mit drei Stem—
peln, drei Spigen, erjheint oft in alten Weisthümern
als Sigraum: Raum, auf welchen ein folder Stuhl geſetzt
werben kann. Gr. 80.
Dreimal brei ift Bubenrecht fagt man rhein.,
um fi zu bem, was man bereit zweimal verſucht, aber
nicht durchgeführt Hat, zum dritten Male zu ermuntern.
117
IBBBBBB heißt in Caub die Traminer⸗
traube
Dreimännerwein ift fehlechter Wein, fo genannt,
„weil ein Mann trinkt, ein Mann den Trinkenden Hält und
ein Mann ihm einfepüttet®, oder wie Gaftelli jagt: „Wo
zwei den Dritten bübich halten müffen, damit er ihn Bringt
in bie Gurgel hinein.” Der Bolköfcherz tft dur‘) Dreis
männer für Traminer entftanben.
Dreimafter m., wird etwas fpöttiich ber dreleckige
Hut genannt, mit Erinnerung an dad ebenfo genannte Ch
"reif n. (8, met), [60 Drief&, m. D
reif n. (8. weſt.), rief, a reef
Dreiſchlag (Nafjau), joa. Dreidro 6
Dreſchen (wt.), 1) wie hodb.; 2) —E prügeln.
ge Stuhlban hun fe do ze meint” uff mer gedroſche.“
refterfad, wirb (rhein.) ein Kind genannt, das viel
ſchreit; ift aber auf bloßes Liebfofungswort,
Driefhling m. ub), Schwamm, altkleviſch
(1475), ee, zu — gehörig.
Drill (weft), fehr fleißig, ſchnell im Arbeiten; zu ſchnell
und darum etwas durcheinander, gehört zu deitten, trliten
in Beeren Umſchwun⸗ umtreißen, mhd. dri
Drillſch (Wiesbaden, marriſch finſter, — wol
zu Drill.
Drisddrofff. Drüddrauf.
Dröder, enter Drüder, Drüdjer.
Droddein (chein.), langſam, aud) mit Heinen Schritten
om, wie kleine Kinder; Droddel, Droddelchen Kleines
ind; gehört zu tröbeln, nd. dröteln, trudeln lange
ſam thun; vgl. engl. trudge Mühe und Befchwerde haben
in einem <pun, mübfam fortichlendern.
Drollern (ofein, Montabaur), hochd. trollen mit
huge, — Schritien gehen; Drollerer, drollerig
hin und her droßernb.4 „Es fieht drollerig
ae Es) d. i. fo, ald wolle es bald regnen.
Drönner und drüber, Dialeftform für drunter
und drüber, durcheinander.
Droſchel ſ. Druſchel.
Droſſen, troſſen, troſteln, troftern (mt.),
ſchlecht reiien, bſ. gebrancht in dem Kinderliedchen droß,
droß drill. St. 1, 308 hat droſeln, troſeln von ber
Erſchutterung ober dem arten Schall, der 3. B. durch das
118
Herabfallen ſchwerer Baumfrüchte erregt wirb und ftellt es
mit ahd. drusian erfhüttern zufammen.
Droffen, troffen, broftern, troftern, trofter-
Ien (8. thein.), bj. mit au f und herum zigi., berumlaufen,
um etwas herbeizuholen, aus zuſpüren. Sm. 1, 500 Hat Troß,
1) wie hochd.; dann 2) jeder zum Troß (Bagage) gehörige
Knecht; 3) träger, ungefitteter Menſchz bie Troͤſch Treo
ſch ei (verädtlih) Weibsperſon; troffieren herumziehen.
Drüden, drüdjen, drucſen, bröden, bröd«
en (8. wt.), langfam voranfommen, umjetäfig sögern, auf
hd. Drüder, Dröder, Drüdjer, Drödjer; drüd⸗
jerig; Drüddrauf, Drückdroff, Drüdbruff m.
(8. dem), Ausſchlag, Bekräftigung (In Ernft und Shen)
rudfadel, Trohfadel K (B.xhein.), Irrliäht aus
nd. Drudd. i. Trug,
Drullgaft, Drollgaft umgebetener Gaft, ber als
Schmaroper einem andern ka anhängt, ben man nicht will,
der I fort drollen jol; einen ſolchen zu Gaft zu laden,
hat * Fe Macht in einem Johanniöberger Weisthum.
. 1, 552.
Drunne, brunner, (thein.), drunten, drunter, ba
zunten, darunter, |. brönner.
Drunfdel, Druſchel, Droſchel, Dröufdel
Droufgel f. (wt.), Drofiel, Singvogel (turdus turdela),
abb. drosca, droscha, throsga, throscela, Arosgila, dros-
sela, mb. droschel, trostel, agj. dhrosle, dhrostle; 2) Sta
Selbeene (ribes grossularia) in den Formen Droſchel,
ruſchel, Druſchule, Driefähule, f. Gruſchelß
3) verächtliche Weibsperſon, ſ. Druiſchei.
Drufe, Drufen BI (mt.), Hefe im Wein, Treſtern,
mbb. truosen, druosen, ahb. truosana, trüsana, drüsins,
drösina, agj. drösen.
Drufſchel, Trutſchel f. (S. xhein.), zärtlihe Be
yenzung einer lieben Perſon, bſ. eines Diebadigen Kindes,
änhd. Druferlein, Trufel; mäD. iſt trutschel kokette
Vebärbe; 2) (jelten) fo. Drufpel 3. — Sm (1, 503) hat
in ber 1. Bb. Trutſchel, Rrutielein; in der 2. ®b.
1,500) Troſch, Troͤſchel; St. (1, 310) hat in ber 2. Bd.
rotſchel Trutſchel d. i. Dieleibige, plumpe, dann herum
siehende Weibsperjon, welchen Nebenbegriff die Verkleine-
rungsform Trotſcheli, Trutſcheli nicht hat, Ruffiſch
heißt das dickbackige Maͤbchen drotgehel, Dies ift wol eher
dad Stammwort, ald das von Andern angeführte Trant.
Dübe (S.), drüben; vgl. dauße
119
Dud m. 1) (S.), von epidemiſchen Krankheiten, wobei
man herumgeht, nicht ganz frank, aber auch nicht ganz ges
fund it; 2) Dud uud Duds (thein.), heimtückiſcher Streich,
Voſſen, Schaden: einem einen Dud thun. Mhd. der tuc
it haftige Bewegung, heftiger Stoß, Schlag, Streich; fehnelle
Bewegung übh.; dann liſtiges Benehmen, Tüde.
uden, felten duckeln (mt.), niederduden, fich kleiu
machen durch Niederducken, gebeugt einhergehen. Duden ift
auch ſchd., mh. tücken.
Dudes, Dudmäufer, Dodmäufer m. (mt.),
heimtuckiſcher, Hinterliftig heimlicher Menſch, ſchon mh.
tockelmüsen Heimlichkeit treiben, von ahd. fartuchalan ver»
er überfchütten und verbergen, dann aber an Tüde an
gelehnt.
Du deln (8. wt.), 1) auf einem Blasinſtrument ftüms
pern, auch Baier. und ſchweiz. (Sm. 1, 358, St. 1, 324);
dgl. ruf. dujo, dudyo id) blaje, duda Pfeife, poln. dudy
Sadpfeife, dudlie dubeln; 2) (rhein.), trinken, bj. Kaffee.
Sm. 1, 357 hat debeln, deideln, dechteln, feucht
machen, fo ſchon Aventinus in feiner Gram. v. 1517.
Dulchert m. (Braubach,, eines der Bekannten f. g.
Gꝛoſchenmeſſer mit hoͤlzernem Stiel und fehr duͤnner Klinge.
Man Dolch zu benfen? .
Dummerei (unterrhein.), Dummerjan, Dummes
(weh), Dummheit, Dummtopf; auch lauf. Dummrian
eig. dummer Sohann.
‚ Dünneln (Herborn), [hd.dünnen, änhb.dünnern,
ünn machen, dünn ſchlagen, joa. Dengeln.
Dunnerſchlichtig (thein.), bei Sm. 1, 377 bun«
berif, Dunderfhlädtig werth, baf euch der Donner
gt „Ihr dunnerſchli Ein ge Weibsleut! Hampes 37.
ünnſchiß m. (rhein. wetterau.), fommt ſchon änhb.
dor: dunnſcheiß, dunnſchyß (Diefenbach Gloss. 179).
Dunjel, Donfel, Dunzel f. (8. wt.), Benennung
einer etwas einfältigen, ug leichtfertigen, boffärtigen Weibs-
yerjon. Es iſt nicht mit 8. an Duns (von Gelehrſamkeit
Aufgeblafener, eiteler Dummkopf) zu denken; das fpan. don-
alla, mittellat. domicella (Kammermäbchen) ift und aus
den fpan. Niederlanden zugekommen.
Dupfeng (vlt.), „Die Guͤrtel (der Frauen und Zunge
frauen) hieffe man Dupfeng.” Lech. $. 175.
uppes m. (rhein.), Dummfopf, nd. Döppe, ſchweiz.
Düppel, Tüppel (St. 1, 328); jhwäb. büppel dumm,
blöd. (Sm. 1, 388), wol verwandt mit franz. und engl.
dupe (Dummeopf).
120
Dürängeln f. düringeln.
Durchputzen (rhein.), was hochd. verpugen, durch⸗
bringen, verthun. „Un bie hot ber Musjeh jun dorchge⸗
bugt.“ Streff 11.
Durhwadeln (rhein.), durchprügeln ſ. wadeln.
Düringeln, bürängeln, berengeln (hier und da
im nörbl. Theil bes Bandes) ehr plagen, quälen, bſ. mit
Worten, auch durhprügeln. „Dürengle, wammjde follt eich
enn.“ Firmenid 2, 91. — An den Kampf Adolphs von
Naffau um Thüringen ift mit dem Verf. bei Firmenich gewiß
nicht zu denken. Klein hat ängeln, grängeln, Dier-
und thäürängeln, Schü (Holftein Idiot) nd. börr-
angeln, in anbern Gegenden VDeutſchiands Drängen,
deringeln, bier und da aud) Bloß ringeln. Schon 9.
Sachs Yat: „Du Dölp, eh das id) dich duͤrengel.“ Stieler
hat Türangel cardines et plagula (b. i. Thürangel und
feine lagen). Thürangel ift ahd. ango (f. Ange) und an-
ah mbd. ange und angel. Unfer Eyrihwort: Zwiſchen
ür und Angel ſein“, 5 . in großer Verlegenheit, in ber
Klemme fein. In der Mark iſt rängeln, Erangeln pri
geln, Rängel Prügel, nd. vangeln ringen, rangen wilb
und wüft zu Werke gehen, ſchweiz. rangga etwas burd)
unabläffige® Hinz und Herreden erzwingen wollen, engl.
wrangle zanfen, flreiten. Grimm db. ®W. hat Dürangeln
und findet in Dür die Praͤp. durch; man darf eher an bad
änhd. der, bir denken (j. meine Gram. des 15.— 17. 3b.
2, $. 212. und Sm. 1, 389) und eine im Laufe der Zeit
eingetretene Vermiſchung von Thürangel, drängen,
Drängeln, ringen, ringeln annehmen.
urmeln, durmelig |. bormeln.
Durt f. Dort, Tort,
Das (8. wt.), ſtill, zart, fanft, Baier. bus, duſam,
dufig, dusmig, dusnig mild, fl, matt von Farbe,
nicht glänzend (Sm. 1, 402), ſchweiz. duus, tus, duſem
(St. 1, 329. 330. 332), bei Geiler duſ am (er redt etwas
dufam daher), lauf. duſe, altn.thus, dän. taus, tys, ſchwed.
tyst ſchweigend, ſtill. Das frühe Beiſpiel aus Geiler ver-
bietet, (mit S.) an das fpätere franz. doux, douce (Jüß) zu
benfen, abgejehen von ber Bd. Das Wort gehört zu Dufel.
Düſchen f. diſchen.
Dufel, Duffelm. 1) Schwindel, Betäubung, leichter
Rauſch; 2) Leiter Schlaf, Schlummer. Duffeln, boffeln,
dufelig, duffelig (dies au bei Göthe). Ba
(Hebel) Düfeln, ſchlummern. Weigand fyn. W. 284.
d..W. 1, 267, Sm. 1, 401, St. 1, 330, W. 16 beſprechen
121
betäußt; ſchott. to dozen, to daze Imoinbelig machen; engl.
to doze ſchlummern, dizzy unb hol. diuzelig ſchwindelig;
fri
machen, hoil. dutten ſchlummern, nhd. Düffeln fi) ſtille
verhaltend worauf finnen: „Magiſirat und Bürgerfchaft düſ⸗
felten Rache.“ Schiller, Räuber 1, 2.
Düſpig, büfperig, difpig, bifperig (9. weft,
thein. nur bifperig), daͤmmernd. Das Wort fehlt obb.;
if er wu ut. ), Distetf
ufter, duſtern (Sönigftein), ialeftformen von
düfter, büftern, ſ. den oh
zete m. Caefan, Übereiler, zu daftern gehörig?
Duftholz, wehtfäl. Duftware, ift in alten wefters
wald. Urkunden der Name für weiches Waldholz (außer
Eichen und Buchen). Duft Bedeutet fonft Staub, was Bier
auf das Heine Unterholz, Strauchwerk, Späne und Kehricht
bejogen wird. Gr. 506.
Dutſch f. Datſch.
Dutſcheln, dütſcheln (8. wt.), heimlith ſprechen
ober thun, b}. heimlich allerlei Sachen verhandeln, verkaufen.
Dütfheler, hütfcheltg, Gebätfhel, Bebutidel.
&t Hat 1, 331 düfelen, büßelen, tüßeln leiſe reden,
lachte thun, auf ben Behen gehen, ſchleichen; buufjen,
tußen heimlich nachftellen.
Dutt, Dott f. 1) Bruftwarze, ahd. der tutto, bie
tutta, mbb. der und bie tutte, änhd. die dutte; 2) Papiers
bite, nd. tute, tüte, eig. Blaſehorn; 3) einem eine auf bie
Dutt geben, d. i. auf den Mund fchlagen.
Duttd.m. (Idfiein, Ufingen), kleine Berfon, Neft»
duttch, zu Dutt gehörig?
‚Dutteier m. (Montabaur), unbeholfener Kerl, wahr«
ſcheinlich zu Dottern gehörig.
Duttel m. (Rheingau), langſamer Menſch, Tränbler.
Düwern f. Diebern.
Dwifjen, Dwiffemen BI. (Höhft), ausgezupfte
deſern aus Wolle u. dgl., eine Art Charpie, am Rhein
Siffeme, in Idſtein Triffeme.
E.
Eb, öb, ob (rhein.), ebbe (unterrhein), ehe, ſteht
öfters Bei Geilen ©. m. Gram d. 15— 17, 36. 3. $.466.
122
Eb und bu wird zſgz. in ebfte. ©. obfte, weilte,
wenafe wiefte; f. oben bie Lautverhältmifle S. 23.
Ebbe ſ. ibde.
— RR
er, ebbes, epper, eppes, Öpper, dppe:
5. wt.), aus etwer, etwas verdorben, baier und ſchweiz.
ehr gebraͤuchlich (Sm. 1, 128. St. 1, 344), naſſ. und heil.
ebber jelten, ebbes häufig. Qgl. Grimm d. Gram. 3,
58. ©. oben die Lautverh. ©. 35. Nr. 185.
Eben (olt.), veht, gelegen, bequem. „Sie mögen bie
rüege nehmen, ober grade thun, wie in (ihnen) das fügt
vnd eben iſt; wie dem fchultheifien das geliebt oder eben
tem # Gw. 1, 584, 597. Das Wort kommt in biefer Bb.
mbd. zuweilen, aͤnhd. fehr oft vor.
Eben Gottss (Montabaur, Wallmerod), gerabe eben,
eben gerabe, ſ. Gotts. Ich meine in Rheinheſſen einmal
Gotts eben gehört zu haben.
Eber £. (thein.), Erdbeere, mhd. erdeber, ertber, ahd.
erdperi, ertbere, baier. Erper, Erpe, Ewe (Sm. 1, 104).
Gbejemär (rhein.), eben jo lieb, leihht, gut, mb, als
maere, eben sö maere (maere befannt, werth, lieb), bei
Luther und Fiſchart eben jo mehr: „So laß man eben
fo mehr Säue und Wölffe zu Herrn machen.“ (Lutber);
„es lis ſich einer fonft eben jo mehr henden“ (Fiſchart).
© ee Pins 607. St. 2, 192 und vgl. Mär.
e + .
Edelebaſch f. (chein.), franz. oquipage Reifegeräth,
Gepäd, ift gleihbeb. mit Hadelpadel, Hubitde.
&des m. (Limburg, Idſtein, Runfel), ediger, nicht um-
gänglicher Menſch.
Eder, Eter, Gtter, Ater m. (8. weſt.), Haufe von
irgend einer Sache, die nad) gewiſſen Regeln aufgefebt if,
I» B. Holz, Frucht; edern, ätern fo auffegen, zaͤunen,
‚echten; ahb. ötar, mhd. öter, etter, agſ. dor geflochtener
Baun, Umzäunung, dad umzäunte Land; mhb. öteren flechten,
Be umzäunen. Sm. 1, 128 und St. 1, 115 geben reiche
ſpiele.
Edes m. (chein.), Eidechſe, ahd. egidshet, mhd. ege-
döhse, eidähse, — — — Seldegẽ
Brit Eydeß, ſchweiz. Eggäsli, Egochs, Eu—
tachs, Eltachs, Heibdochs (St. 1, 337), baier. Eger
dechs, Egize (Sm. 1,38). Bel, Diefenbad Gloss. Ei
ber eine große Reihe aͤnhd. Namen bat. .
123
£., Diale Baier. Abe,
att, Gr N, —— a er eg
ſ. äat
PER genau, 3. B. Aus dem Efef eimas verftehen; ei
pre, &8 if wol das —*2 ie 6 2 (hat, fee Ran dan.
Ehaft, ehehaft, ka
Ba ne eiier
ei a id Blichten einer Gemeinde: bie in
vr Er — — — Vierfaltig Heilige
€ a sit.) e. ai e
ft gefäjae. Lehr. 8.162.
eig et Wallinerod), Dialektfora für ebel, bf. vom Obſt
Pi sync Wallmerod), 1) jemand, |. time; 2) Furcht,
tCEimburg), jemand, ſ
BER (Röntgen) Turgeifnig, Diletfern für ath-
8%
Ehnd ein.), eher, Iaı der, Ort
1.0, 304 Dom Bor end, du ale id Ja, (Bi
1, Eu wa. 76).
en nioh ahnig
Gbring: I bie Kette (Seil), woran ber Anker, bie
Arme nach oben gerichtet, am Vorbertbeil des Schiffes Hängt.
Ebritd, Ihrlich (weſt.), Name von Gemarkungs⸗
ineiſt etwas tief gelegener Wald, ober angero⸗
detes N von Ihr au ie find. 68 ſcheint bloß gebehnte
dorm des mhb. erlach, obd. Erle, Irle d.i. Grlengebüijdy
in fein. (Sm. di 106.)
Ehen f. ern.
Ei (wt.), ein Fuͤllwort, meift ohne beſondere 8. ein⸗
g » bi. gern in den Anfang einer Antwort auf eine
age gefe t: Ei wo, ei wohl, ei ja wohl = nicht doch,
dv nein! Diefes ei ift in Naſſau fo verbreitet, daß man aus⸗
wärts die Rafjauer an bemfelben erfennen will. Vgl. übri⸗
u Beh häufige ung in der Schriftſprache im
mm
Sıhelsanı, aichelganz (im nordweſt. Theil des Lan⸗
), Steigerung von ganz, lauf. eehelganz, d.i.gang, feſt
wie eine Ele. gl. Fahr. —8 aiß Heil, ſtark wie eine
124
Eiche. Fr. Müller 3, 81 bat „Mein Bruder und Graf
Stegfried mit al feinen Leuten friſch und eichelganz.“ W.
hat eihelganz, echelganz — ungefhidt, grob, Flopig
von Geftalt und Welen.
Eichelgeſund (unterrhein.), ſehr gefund, ſ. eichel ⸗
ganz. ii
Eichklamm m. (Selters), Hirfchkäfer |. Baum
Hemmer.
Eiden (vlt.), beeidigen, mh. eiden, ahd. eidön. In
einem Rheingauer Weisthum (Br. 615) vom 3. 1300
eiden foa. Glockenſchall, weil durch ihn zum @erl
jerufen wurde. In einem andern (baf. 616) vom 3. 1329
hebt eiden bit (mit) einre gloden. 841.
Gieihen (mit Halbhörbarem n nad) Ei-ei, rhein.),
eine Berfon, die immer weinerlich tut; baier. Heiey, Heig-
eigen eine blöhfinnige Perſon (Sm. 2, 133).
Eierblume f. 1) Montabaur), gehörnter Schotenklee;
2) (eh) u. ſchd. Name des Loͤwenzahns (leontodon tar
xacum).
Gierbufc m. (Iſtein) fon. Eierpitſchel.
Gierhaber, — kas, — wed, Speifen, zuberen Be
zeitung bſ. Eier gebraucht werben.
Eierpitſchel m. (wt.), Löwenzahn (leontodon taraxa-
cum), ſ. Eierbuſch.
Eil (S. MP fumpf, nur von Zähnen gebraucht, Die
durch den Genuß unreifen Obſtes ftumpf geworden find, fo
daß das Kauen empfindlich iſt. Davon das Verbum eilen,
das aber weniger gebräuchlich ift. Graff 1, 245 hat ahd.
ilki, ilgi Hunger und Zähnelirſchen; dazu gehört Anh. il«
gern, ilgen, ſchweig. umgeftellt iglen (St. 2, 68) unb
unfer eil, eilen, joe. ila. Un .eine Verkürzung aus
eitel ift mit 8. nicht zu benfen. Bon ber dem Zähne
flumpfen ähnlichen Empfindung des Prickelns vor Kälte jagt
man baier. (Sm. 1, 38) tgeln, aingeln, urigeln, hur⸗
nigeln, hurnetlen. Grimmd. W. ftellt eil, ilki, iglen
mit eilen zufammen, ba dem ahd. fllan (eilen) die
Bb. brennen glühen zufieht: die Zähne glühen, brennen
it S. m.) Über bie
illings, eillengs (S. wt.), eilig, hurtig. Über
ab. auf lings f. meine Gram. bes — 17. Ih. 2.
Eim (ti ein.) ſtatt einen bei tranfitiven Verben, wenn
der Sprechende die Handlung auf ſich bezieht: Der fragt,
Ichlägt, fieht ıc. eim, d. i. mich, den Sprechenden.
125
Eima (Salz A. Wallmerob), paffend, genau ſchließend;
nach ber Eigenheit bed Dialelts if ed eimer, f. ame.
Gimaha m. (Salz A. Wallmerod), Kopf. „De bot
Spring 1 fen Eimade“; nad der Gigenheit bed Dialefts
HN imerchen unb fo auf ben Kopf übertragen, wie
tippe; vgl. Brandeimacha.
Eindenklichen tlt.), eingebent, „Und war doch nies
mand einbendlichen.“ Lehr. $. 215.
— 1) Eprache der Poſtknechte), eine gewiſſe
Zeit zum Fahren weniger brauchen, als man gewoͤhnlich
tehnet, |. gut mach en; 2) (G.), durch Fahren mit dem
neuen Löffel in den Mund benjelben glatt machen, bj. im
Bartic, eingefahren gebräuchlich.
Ginfältig, zyfauig (S. xhein.), 1) unbehaglich,
nicht recht wohl; 2) zum. Erbrechen geneigt. „Mia (mir)
iſt es gan ahnfellig ge Muth." Liebe mit Hindernifien, Darm⸗
fiabt 1859, ©. 20. Vgl. hunbsfüttifc.
Einladen Crhein.), gleichſam in den Lad legen, fig.
anſchwaͤrzen, verdaͤchtigen.
Einl appen (chein.), ſchd. einlacken, gleichſam in Lappen
ſhneiden, zerſetzen; fo ſchon bei Stieler (contumeliis aliquem
Insectari,
Ginlänfig, einläuftig, einluftig (vIk), mhb. ein-
löufec, ift 1) der Unfreie gegenüber. bem Sreien; 2) jener,
ber ais Unfreier in Feiner Genoſſenſchaft fteht, namentlich
keinen zur Mark berechtigten Hof hat, gegenüber anbern
Hörigen ober Knechten, bie verheirathet angefeffen find,
ah) bie epnleufftigen ae Mint das faubtbin e
ogtbing) und ge xy male im jare zu beftel w.
EEE A ee
Ginlepig, anlegig (S. rhein.), einzeln, einmal vor
handen, Anh. ainlig, ainlüß, ainligig, eintäple,
. anligig, Baier. anlep, anlegt, (Bm. 1, 67), ahb.
einluzi, einluzzi, einluzie; mhd. einlütze, einlitze, ein-
litzie von lüz, lütze Elein, gering.
Ginliegen, enlete, inleie (8. rhein.), im Kindbett,
Wochenbett liegen.
Einmachen Crhein.), 1) wie hochd. Obft, Kraut ꝛc.;
2) fva. einmehren ben Zeig.
Ginmehren, anmehren (rhein.),. ben Brotteig ein
rühren, |. mehren.
Einpäffig, ennpäffig (8.), eigenfinnig. Sm. 1, 206
hat baißig erpicht, verbittert; Baißel reizbares Kind, zum
alten beißen, unferm beizen gehörig.
126
iö infäarben Crhein.), wird vom Krant gefagt, |.
Sa en
ln, Ginfpänniger Heißt aͤnhd. ein eis
ner Rı der zum Geleit mitge —— wurde und Be
kum, en außrichtete, ©. Grimms
Einfrummen Cxhein.), nicht 9
Stroh, alte Kleivungsftüde ıc. hüllen, — Fi —X ar
wird. ©. verfirummen.
Eishein ırhein. Schwalbach), Schienbein, entftellt aus
Iſchbein, fhb. Hüftbein, bie eine Hälfte bes Schluß⸗
beins, lat. os ischium, hol. ischbein, ſchwed. isben.
Gisbettf. Bari.
Eiödotter m. (aus), Maus dhrchen Fvaleriune].
Eiſen in verſchiedenen mehr ober minder verbreiteten
Rda. „Aus den Eiſen Me, ſehr umeillig fein; „einem
die Gijen abaiehenn fterben; ſ. Hufeifem.
Eishaus f. Bari.
Eismols Ballen, manchmal, einesmals; be
St. 1, 342 ſogleich, alsb
Gifentrant n. Wdecbach, Vſop hyssoppus, nicht
verbens.
Eifert, e8 e. mich (Caub), d.t. es ſchredt mich, mh.
mie eiset, von mbb. eisen, en sgindn Schreden empfinden,
von mhd. F ahd. egi, gi, ge egis Furcht, —
Id ; 2) fig. Boßhafter,
—* EN — FL möb. eiter,
deinen t ibs.
Eid j. Ad.
— —— (B.), 1) (Subft), die fallende Sucht,
Gichter; 2) (bj), een, elennig ſchlecht, feiner Beftims
mung nicht entſprechend; einer Ohnmacht nahe.
na ade m. ’ah ein.), ve —8* armſeliger
Wenſch, bſ. körperlich Pen oder arm. „Susme (jo einem)
Br «Schulmeifter), dar met ber Febber fecht.“ Lens
In das Elem, Elendthier (Hirihart) knüpfl
fich die abergläubifi Borftellung , das Thier leide an ber
Gpilepfie, ober fei fie zu heilen vermögen,
127
E14 ſ. Alch.
Eile (Caub), 1) Heimweh. Ellend, Elend iſt eig.
Aufentfalt in einem fremden Lande; bavon iſt Elle abger
&llenere n. (Caub), Heimweh |. Elfe,
Eller, Ellern, Ramen von Gemarkungstheilen. Sm.
1, 44 bat Eller unfruchtbarer Wiefenanger; Weinberge,
Ader x. in ober zu Ellern liegen Iaffen, d. 1. öde; ver⸗
ellern veröben. Auf ſolchen Ellen wachſen gerne Erlen,
Ellern (ahb. erila, elira, mh. erle, elere); baher ift der
Rame gefommen.
Eilig rate, Al.
Gllme, DIme m. (S.), Ellenbogen; Elle ahb. aleina,
elina, mh. elne, elle; Ellenbogen ahp. elltnbogo, elin-
bogo, mh. ellenboge, elenboge.
Elmedritſchel tft hier und ba in Heflen ein rechter
Gel, Schimpfwort, eig. ein von ben Elben (Alpen) ges
ſchlagener und dadurch — gewordener Menſch, ſonſt
ah Elbentrotſch, Albberbrütſch, Hilpertritſch,
Drelpetrutſch, Trilpentriſch, Tölpentrötfh ge
nannt. S. Grimm d. Myth. 2. A. ©. 412. 887 und
meine d. Myth. ©. 34.
Elo d. i. Io, da. „Do fehn fe an bem Rhein elo.“
Eirmenich 2, 87. Vol. efo.
Els m heißt in Gaub der Wermut f. Alſchitt.
&18, EL; f. (xhein.), einfältige Perſon, bf. Slennels,
Oreinels. Klein hat aus ber Unterpfalz EIz ein altes
Weib, ein ſchwaͤchliches, grämliched Ding. Gs ift aus Eli»
fabeth verkürzt; nal. Orſchei, Stoffen, Barthel
&lfer f. Eltes.
GElifteraugen. (Montabaur), Hühnerauge, Leichborn
aud) in Cobleng und weiter vheinaßwärts, aud fd. bei
Arnim; vgl. Apelauge.
Gifterfpeht m. Watere), Specht, Buutſpecht, auch
ſchd. Bei Schmidt von Werneuchen (+ 1829).
Glter fleht oft in alten Urkunden Alter.
Eltes (rhein.), Ilſer, Elfer (Hadamar) m., Iltis;
ahd. illitiso, elledis, mbb. illetise, Baier. Elledeis, Alles
deis (Sm. 1, 44), ſchleſ. Ilſter (W. 38), dan. Ilder,
ſchwed. Iller; vgl. Schtepeltes.
Gizt, es elzt mid (Caub), wibert mich an, f. E18.
Ember f. Amber.
Emet, Emetd, Emez, Ems, Imet, Jmets,
Imez, Ims n. (chein), der Ring am Joch, weicher bie
126
Einſcharben Crhein.), wird vom NKrant gefagt, |.
ſcharben
Einſpännig, Ginfpänniger Heißt aänhd. ein eim
jelner Reiter, ber zum @eleit mitgegeben wurbe ımb Be
Kelım en außrichtete. ©. Grimms d. W.
inftrummen (rhein.), nicht ganz reifes Obſt in
Stroh, alte Kleivungsftäde ıc. hüllen, damit es mill 1]. d.)
wird. ©. verfirummen.
Eisb ein ırhein. Schwalbach), Schienbein, entftellt aus
Iſchbein, fhb. Hüftbein, die eine Hälfte bes Schluß
bein, lat. os ischium, hol. ischbein, ſchwed. isben.
Gisbett f. Bari.
Eisdotter m. (Caub), Mausöhrchen Hvaleriune).
Gifen in verjchledenen mehr oder minder verbreiteten
Rda. „Aus den Eiſen ſchlagen“, jehr wmwillig fein; „einem
die Gijen abziehen“, fterben; |. Hufeifen.
Eishaus f. Barich.
Eis in ols (Walmersd), manchmal, einesmals; bei
St. 1, 342 ſogleich, alsbald.
&ifenkraut n. (Wraubad), Bfop hyssoppus, nicht
verbens.
Eifert, e8 e. mid (Caub), d. i. es ſchredtt mich, iihd.
mir berg von — eisen, ahd. egisön er empfinben,
von . . egi, agi, . agis Yurı ecken.
N.xFi er, El böjfer ann
4) eine Art e, deren Biſſe jehr giftig fein ſollen, weswegen
fih andere Hunde vor ihnen fürdten; 2) fig. boßhafter,
giftiger Menſch, nd. Ateb., von ahd. eitar, inhd. eiter,
agf. &ter Gift, bi. thieriſches; vgl. Giternefjel.
Gitjverin, Eitsveren, bie einen Eid geſchworen
haben, die Eidgefhwornen, kommt in alten Urkunden
dor. ® B. Böhmer 211 vom I. 1283). ‚
ser iwels (Ufingen), einigermaßen, aus ei wol? Del
els.
Eiwes f, ib8s.
E16 |. Kia.
Glend, Elen (8.), 1) (Subft), die fallende Sudt,
Gichter; 2) (Adj.), elen, elennig ſchlecht, feiner Beftim-
mung nicht entfpreigenb; einer Ohnmacht nahe.
Elendstioe m. crhein.), Elenbsklaue, armfeliger
Wenſch, bſ. körperlich ſchwach oder arm. „Susme (fo einem)
Gienbetoh (Säulmeite), dar met ber derder fecht“ Lens
nig 54. das Glen, Glendthier (Hirſchart) knupfi
fid) die abergläubifhe Vorftellung, das Thier leide an ber
Gpilepfie, ober fei fie zu heilen vermögen,
177
FA u, 1) Heimweh. Ellend, Elend ift eig.
— in einein freinden Lande; davon iſt Elle abge
Gllenere n. (Gaub), Heimweh |. Elfe.
Eller, Ellern, Namen von Gemarkungstheilen. Sm.
, 4 bat Eller unfruchtbarer Wieſenanger; Weinberge,
(der x. in ober zu Ellern liegen laſſen, d. 1. öde; ver»
ellern veröben. Auf ſolchen Ellern wachſen gerne Erlen,
Ellern (abb. erila, elira, mhb. erle, elere); daher ift ber
Rame gefommen.
Eltig f. gig, dus Ka.
&lime, Olmem. (8), Ellenbogen; Elle ahd. aleina,
ale, mbb. eine, elle; Ellenbogen ab. elltnbogo, elin-
bogo, mhd. ellenboge, elenboge.
Elmedritſchel ift hier unb da in Heffen ein rechter
Gel, Schimpfwort, eig. ein von ben Elben (Alpen) ger
ſchlagener und dadurch non geworbener Menich, ſonſt
auch aibenagtſg Alberdrutfh, Hilpertritſch,
Drelpetrutich, Eilpenteiih, Tölpentrötich ge
nt. ©. Grimm d. Myth. 2. A. ©. 412. 887 und
meine d. Myth. ©. 34.
End. 10, da. „Do fehn fe an dem Rhein elo.“
Firmenicy 2, 87. Dal. efo.
618 m heißt in Gaub der Wermut |. Alſchitt.
618, &13 f. (thein.), einfältige Berfon, bf. Flennels,
Oreinels. Rein bat au8 ber Unterpfalz Ely ein altes
Weib, ein jchwaͤchliches, grämliches Ding. Es ift aus Eli+
bett ———— Orſchei, Stoffen, Barthel.
er
Elfterauge n. (Montabaur), Hühnerauge, Leichdorn,
auch in Coblenz und weiter rheinabwärts, auch fchb. bei
Arnim; vgl. Atzel auge.
Eifterfpeht m. Seitens), Spedt, —A auch
ſchd. bei Schmidt von Wernen ne
Elter fteht oft in alten Urkunden Alten
Eltes (thein.), Zlfer, Elfer (Hadamar) m., Iltis;
ahd. illitiso, elledis, mhb. illetise, bater. @lledeis, "Alle
deis (Sm. 1, 44), ſchleſ. Ilſter (W. 38), dan. Sider,
ſchwed. Iller; vgl. Schieß eltes.
Eilzt, es elzt mich (Caub), widert mid an, ſ. EIS.
Ember f. Amber.
Emet, Emets, Emez, Ems, Jmet, Imets,
Imez, Imsn. (han. ), der Ring am Joch, wẽcher die
128 |
Deichfel ober Zither daran fefthält; baier. Em et (Sm. 1,54),
in der Wetterau, auf dem Vogelöberg, am Nedar Em ez (Weir
and ©. 547 unter Johemeß), nah Schmeller und
eigand vielleicht flav. Herkunft; vgl. ſſav. imati, jimati,
imae faffen, ergreifen. Grimm db. W. benft (gewagter)
an eine Bildung aus dem dunkeln ahd. Abj. emaz, &maz
(Graff I, 254), das vieleicht urfprünglid Joh, Riemen
bedeutete, dann Zeit (vgl. lat. jugum, jugis), woraus
&majt, &mazic, dauernd, emfig ftatt emßig floß.
Emmes, Embed, Immes m (thein.), 1) Urfade;
2 Verſtand, Einſicht, Wit (in beiden Bo. ziemlich weit ver-
reitet).
mpern, impern, embern, imbern, fid) (wt.),
fi) verlauten laffen, fi) rühren, bj. wenn etwas mehr ober
minder Ehrenrührige8 gejagt wird, offenbar verfürzt aus em»
pören (mhb enboeren) eig. ſich erheben wiber, fidy wider⸗
fegen. Sch. hat in derſelben Bd. eipern, äubern, ippern,
und denkt an obd. äbern, aͤpern, f. abern.
n— ,in— ſteht oft in alten Urkunden als Vernei⸗
nung vor bem zu verneinenden Worte; es iſt die alte Ne
gation_ ne, ni, en, n.
Enddigel m. en die didfte, in das Ende bes
Maſtdarms gefühte Wurft, f. Dog.
Engelbiß, Angelbiß m. (Montabaur, Gelters,
Softein, Weilburg), Geſchwuͤr auf dem Rinbvieh, woraus
Kleine Thiere (Geizen) hervorkriechen.
Engelches — Teufelcheskraut n. (Iſtein, Sel⸗
ters), Orchis, von denen zwei Wurzeln bie eine glatt (Engel⸗
Gen), bie andere rauh (Teufeldhen) ift.
Engelenner m. (Idftein, main, rhein.), Engerling,
se rs, engerinc, mb. engerlinc, ſchlef. En»
erle (W. 17).
Gngeraß ſ. Gerab.
Ente (Dillenburg), 1) ſchnell, genau, ordentlich; bei
hen ve genau, forgjam, jparfam; 2) Ab. etwa, viel
eicht (f. ern).
Ente ? (Saubı, eine laͤngliche Bütte, Traubenbütte.
Enkel m. (Herbom), Knöcyel, ahd. ber enchilo, enchil,
bie anchala, enchila, mhd. der, das enkel. Lehr. $. 21.:
„Sie hatten von ihren Gndeln biß auff ihre Lenden Kleider
von Leinentuch.“
Enkelt (Gaub, bier und da im A. Selters), einzeln,
auch ohne Unterftügung, 3. B. enkelt gehen; hoil., ſchwed.
enkel, dän. enkelt, goth.ainakls, änhd. (bei Stieler) eintel.
129
Enkenachen, Enkernachen m., Nadhen, der zunächft
zum Ausfahren ded Ankers beflimmt iR, wenn ber Fahr⸗
anfer an das Land gefahren und dort ausgeworfen wird.
Anter ih mb. und & d. anker und enker.
Enne, oͤnne ee) Dialektform für unten, rhein.
unne
Gunweg, dnnweg (S.) |. anemweg.
Enthöppen (8.), Dialektform fir enthünfen in
er Rda: „Dem eß er (ber —E enthoͤppi“, d. i. er
R ein Narr, wirklich ober aus ung.
Entlaffen — eingang haben nad
der Geburt, bon
Sntihupfen Ve ' mis machen. „Da wurben
fie entſchupffet.“ Lehr. $. 108,
Entſchutten (kt.), frei geben. „So ver (fern) des
virkeuffer8 erbin die guter nit entſchutten mochten.” Gw. 1,
52.
Enz, ehr engen (Braubach, Selters), egen,
tgener (Runkel, Hadamar, Naſſau, Dontabauc, egern
(Üfingen), Dialektformen für jegt, ipt, anhd. igund, iß⸗
under, mittelb. itzent, itzunt, itzit, mhd. iezet, itzunt,
iezent, Tezunt, iezont, ieze, ie ze, ahb. ie zuo, in Goblenz
änz, Baier. ietze, eiße, ei ‚iehunde (Sm. 1, 133).
Enzwärjh (Rennerod), umgefiict, verkehrt, berborben
aus enzwerd, inzwerd, mhd. entwörch, entwörhes;
vgl. überzwerd, zwerſch.
Er, ar, b.i. er, ber Mann im Haufe, fo genannt
von ber Drau, [. e8- (fein), ar die ſih di
tbegrind m. (thein.), e, bie uch Ber
rührung leicht forterbt. ’ “ f u
Erbeißen (vlt.), erfagen, erlegen. „Wo feine churf.
gand bafelbft u einen ih (Hafen), einen fogel oder
ein wilbart.” Gw: 'hd. erbigen, ahd. irpizan,
eig. tobtbeißen.
Grbelf. IFA f. &ber.
Grbnähme m. (vlt.), mhd. erbenseme, Erbe durch
Geburt, nicht durch Teftament. Gw. 1, 543.
Gröfenzähler (8.), fva. Dippenguder. Schon
Ani ı von Sittenwalb jest: „Hiegegen fol der Mann fein
in Hafen zählen.”
Größere Erdeppel, Eabirn, Ebirn (mi). Kar-
toffeln; ahd. .eraphul, mho erdapfel {ft Melone, Burke.
Erdbod dem (Boden), Erd sb. (mt.), verftärkter Aus⸗
drud für Erbe.
Kechrein: Wörterbud. 9
130
Erbe (mwt.), Fußboden der Stube, berjelbe mag ger
dielt fein oder nicht; zuerft gewiß ber ungebielte.
Erde f. Urten. .
Gre, dem Zeitwort nachgeſetzt, fva. deren, ihrer.
„Eich waaß exe im Ort, die's Samlich det eetreht Lennig 34.
Erfährt (S. weh.), in ber Lehr. $. 216 erfehrt,
ganz außer fih, ſehr erichroden, feg. erfohrt. Mäb. er-
vaeren, plattd. vorbeeren, bän. forfaerde, Hol. vervaren
erihreden, außer Faſſung Bringen; das tranf. Verbum von
fahren, mb. ervären vor Schreden zufammenfahren, ahb.
vära, mhd. väre Fahr, Gefahr, eig. (aktiv) böfe Abfidt,
hinterliftiger Vortheil, (paffiv) zuerft beſorgliche Angft, dann
Daran die jeßige Bd. von Gefahr. Bol. nod Sm. 1,549.
Grtobern, erfowern, erfumwwern fi. (8. iwt.),
1) fid) von einer Krankheit erholen, 2) ſich aus ſchlechten
Vermögensumftänden erholen, baier. fihfofern, erfobern
(Sm. 2, 276. 286); ahb. koborön, irkoborön, mhb. koberen,
koveren, erkoberen, aͤnhd. derfobern, engl. to recoven,
fpan. portug. cobrar, aus lat. recuperare, mittellat. cuperare,
alle mit denfelben Bd. erlangen, wieder erlangen.
Erfrimmen (Montabaur), aufbringen, mühfelig er
werben; verftärkt erkr. und erfragen (wetterau.); mb.
erkrimmen feftbrüdenb ergreifen, das jchb. Erimmen Eragenb,
neipend faflen.
Grluftöiren (S.), erluftieren, feine Luft an etwas
finden; auch einfach Iuftieren.
Ern, eben, erre, erın, ärre, arrn, irre (S
BWallmerod, Schwalbad, Limburg, Höäft), etwa, vieleicht,
wofern, fieg.ern, ärn, ſchleſ. erne, ernt, arne, arnt,
ant, entftellt aus mbb. iergen, ierne, ieren irgend, eima.
Ernummidt (weit.), in Ohnmacht, ahd. &maht.
Erpinken, erpenten ſich, fi) befiern, |. pinfeln,
rin eis Burf
rſt, Erſcht, Ihrſcht (chein), Hölzerne Wurf
ſchaufel; bei den Rheinigiffern eine folhe von bejonberer
Form zum Ausjchöpfen des Waſſers aus dem Nachen, rhein.
Erſt, unterrhein. ER, mit dem im Nb. vorkommenden Aus
Me 7; vgl. Bari nd. Baſch. ©. oben ©. 2,
tr. 168. Sm. 1, 111 hat aus ber Gegend von Paſſau
PAR Holzfanbalen der Bauersleute mit daran genageltem
erſchuhleder.
Erſtexben EGlt) ſpa. auferfterben. „Daß bie Hert
föat g an erftorben und kommen ift von feinem Vater.”
r. 8. .
131
Erſtricken, erfiröden (S.), erftiden, vielleicht zus
Ha vom Erftiden am Galgen durch den Strid. S. ver«
friden.
Erwet, erwern f. Arwet.
Erzinken (Ufingen), allmählich ſich erholen. Sm. 1,
276 hat zinzeln, zinfeln zärtlich, empfindfam thun; vgl.
simberli, erpinken, pinteln.
Es ihns d. f. fie, die Frau im Haufe, fo genannt
dom Mann f. er, fie. „Eid hun mein Dahl geflucht, ees
bot fein Dahl gebe .* Lennig 23.
Eſel m. 1) wie hochd.; 2) (8.), ein Holz, das man
auf die Schlittenbäume legt, um dieſen Bei ſehr fchweren
Laſten tragen zu helfen; 3) der Hafen an dem Webſtuhl,
welcher neben in das Rab greift; 4) das Geftel an dem
Webſtuhl, welches an den Garnbaum gemacht wird, wenn
alle Garn von dieſem abgewebt iſt, um basfelbe anzubalten;
5) (unterchein.), Maſſe Badenfteine, bie man oft in bedeu ·
tender Größe mitten tim Schiefer findet.
Gfeln (rhein.), wie ein Eſel Laften tragen.
Eſelslattig heißt in Reichelsheim der Huflattig (tus-
Eſo, efu, d. 1. fo. „No hott efu e Bauer ’n Stouhl
g btogt.“ Firmenich 2, 85. Vgl. elo.
&r 1. &r
Eſtrich if in Naſſau und Heſſen männlich, ſchd. meift
ſachlich, ahd. astrich, inhd. esterich, estrich männlid.
&ter f. Eder.
&g, eßen, epener, egern, f. enz.
@uler m. (S.), der Töpfer, bj. der Krugbäder, in meh⸗
teren Orten der 8. Montabaur und Selters, anhd. Eulner,
Aulner, Ulner (Gw. 1, 538 und Gr. 5%4, Diefenbad
@. 234), von ahb. Ola, öla, Iat. olla. Topf
Epwies, Ezwies (vlt.), Wiefe, die ald Weide bient,
fommt in alten Urfunden vor, von äßen.
Eulsloch n. (weft.), das bei Scheuern in der Spitze
ber Giebelwand befindliche Loch, welches zur Erhellung der
obern Gerüfte, aber auch ganz befonders zum Einflug und
Aufentgalt der Eulen dient, bie in ben Scheueru die Mäufe
fangen.
&zern, ägern, extern, Ägtern (8. wt.), auf fchel-
miſche Art (aus Scherz ober Ernft), ſehr plagen, quälen,
fölel. ästern, Baier. hechſen, hechſenen von Hexe (Sm.
2, 148). Wd. ©. 70 denkt an Ausfall des n, aljo ägftern
Rat ängftern, ober an eine Bildung aus ahd. egi, mhb.
132
Furcht, Schreden, woher ahd. egisdn, mÄb. eisen,
Ehreden empfinden. Dies ägtern, extern geht von
Silefien 5i8 in daS Elfah und am Kehem Hinab 518 nad
Beten nieberrheinifch tritt neben egtern bie Form
egern auf. 3
Faath Colt), fon. Faut. Davon Faathherr,
— mann, —leutb, — ſchöffe, — gericht, — zingel
Faats, Faaz |. Fap-
Fadeln (S.), 1) fi Hin und her bewegen, 3. B. „et
fadelt (fonft faufelt) mir vor be Age”; 2) nicht auf einer
Rebe bleiben, umguberläffig fein. Sadeler, fadelig, Fackel⸗
kopf, Fackelhanns. AU dieſen Wörtern liegt die Bb. bes
unftäten lodernden Facke llichts zu Grunde.
Fahl, mhd. val, ahd. falo, gelblichgrau, kommt in
alten Weisthümern oft als Bezeichung der Farbe des Viehes
vor, das ald Strafe zu liefern ift, 3. B. ein fahler Ochſe,
eine fahle Geiß, eine fahle Henne. ©. Gr. 587. Br. 285.
Fahr n. (Rhein u. Main), Ort am Waſſer, wo ab
unb angefahren wird, Landungdftelle, mhd. das var, änhb.
fahr Gw. 1, 573.
Fahren zu Hof f. ausfahren.
Sahrenfhüler (olt.), fahrender Schüler, müßig um-
herziehender Student, Poſſenreißer, Künftler, ſ. Sprecher.
Fahrnmann, d. i. fahrender, armer, zinspflichtiger
Mann, Bogtmann (f. Faathleuth). in folder durfte
leichter, als andere Hörige, ſemen Aufenthalt ändern. Gw. 1,
637. ©. Gr. 336 f.
Fahrt f. ausfahren.
$ai f. fei.
Faid joa. Faut I d.). Gw. 1, 572. 573.
Falſen (thein.), d. i. feilfen, nad) dem Preife ber
Waare fragen; mhb. veilsen ift feil bieten; ſchd. feilſchen
um etwas kleinlich Handeln.
Balter £. (S), ein vieredige® Holz, die Lehmtennen
in den Scheunen bamit feft und eben zu ſchiagen; Verbum
faltern. Es iſt eher an falten als (mit S.) an fallen
zu benfen. -
Samen, famchen (rhein. matn.), 1) den Rahm von
der Milch, das Fett von einer Speiſe abjehöpfen (ſchäumen);
2) ins Dunkle, Ungewiſſe, greifen, von ahb. feim, mid. veim,
agf. fm, engl. foam Schaum; ahd. feiman, feimön, feim-
jan, feimigön, mhd. veimen, bei Pater Abraham faimen.
133
Noch heute heißt ed: & Tram is e Fam (ein Traum ift ein
Schaum
Fämern (Limburg, Runfel, Idſtein), in einem unruhigen
Schlafe laut träumen, auch Bewegungen mit der Hand babei
maden, von famen 2 gebildet.
PR. m. (8. wt.), der Schlag, bj. im (Faͤng) ge
Ir it
Faremſchwanz m. (chein.), Dialektform für Farren⸗
ſchwanz, gedoͤrrter Ocſenziemer zum Schlagen.
Farz, Förz f. Eine grüne Weidrinde Sir auf einer
Goie aufammengebrüdt und gibt beim Durchblajen einen
Gem Furz ähnlichen) Ton. Verdirbt dem Knaben feine
Pfeife, fo ſchneidet er fie vorn ab und macht aus dem Reſt
eine Farz. Dieſe Pfeifen und Farzen werben auch aus
gu Kornhalmen gemacht. Daher die Sprichwörter:
im Rohr Mn (nee Pfeifen; verbirbt die Pfeife,
8 eine Farz. Kann nicht mehr pfeifen, er farzt nd
don Einem, der Pi Verf hwenbung zurüdgefommen iſt).
a8 Wort ift in dieſer Bd. auch in Schleſien gebräuchlich.
Dos Verbum ift ah. ferzan, mhd. verzen, änhb. vartzen,
fartzen; vom alten Präter. farz, Pl. furzen iſt Furz, ei
fun, mit. vurz, änhd. furtz, badon furzen, ſpaͤter mhd.
vortzen gebilbet.
Barzglod f. (Wiesbaden), der Roßkaͤfer (scarabacus
stercorarius), in feinem erſten Theil wol aus Pfards,
Pferds verdorben. Diefenbach Gloss. hat: ruysch sca-
rabaei sonat in fine diei (er läßt fi) hören am Ende des
Tages); ift daraus Glod Far?
Faſeln, Faſſeln (rhein.), zunehmen, ſich verme been,
bſ. von Knollengewächien, Kartoffeln gebraucht; aht. fa
fasil dad unge, faselig fruchtbar, trächtig, mh) —
vaselen, aͤnhd. faſlen. ——— — zaſa.
föwein (weibl. Schwein).
Faſtnachthühner erſcheinen oft in alten Urkunden
als eine Abgabe: ed waren Hühner, welde Seibeigene und
Dig au aſtnachtszeit zu Ka hatten. ©. Gr. 374,
$, Faaz, Faats (S.), Narr, wirklich ober aus Ren
—* in 1,579 hat 53 ſcherzhaft, poſſenhaft reden
In Handeln, das in Schriften des 15 — 17. Ib. oft vorkommt
und junaͤchſt von bem ital. fazio Poſſenmacher, wahrſchein⸗
li) aus dem lat. facetus, facetiae, facetiari (wihßig reden)
gebildet iſt. Vgl. Fautes, Fohnes.
— wt.), 1) friſch Unsreiten, nicht. viel Feder⸗
leſens machen, immer mit nicht verbunden: faufel nicht
134 _
Tange; 2) betrügen, beim Reben und Spielen; 3) Gegen
ftände heimlich zu Gel machen, um foldes zu vernafden.
Der Faukeler, Faukler, bie Faukel, Fuckel, Faub—
lerei, Sudlerei. „Obwohl eichs Faukele (Lügen) nit
treibe.” Firmenich 2, 89. In der 1. Bd. iſt es Das nd.
fadeln Umftände machen, zaubern, oSnabrüd. faggeln
Ausflüchte ſuchen; den andern Bd. Tiegt vieleitt das von
Stieler angeführte Zu, fucken (Handel) zu Grund.
St. hat 1, 357 fäuden und 1, 402 fuggern heimlich
entwenben.
Faul if (chein) im Ballſpiel und auch in einigen
andern Spielen, bei denen geworfen wird, der Spielende,
wenn er fehl wirft, er darf in biefem Spiele nicht mehr
mitfpielen ; trifft er, fo tft der Getroffene faul.
Faulig, Faulg f. d. t. fauler Boden, ift weft. häufig
Rome von emarkungstheilen.
Fauſe £_ Pl. (8), Poſſen, laufen, Faxen, nichtige
Einbiſdungen (Sm. 1, 570), kommt oft bei Pater Abra—
Bam vori —8 ber Zan fit m
auften ($.), mit ber Kauf lagen, auch baier. u
fomei. (Sm. 1, 574. St. 1, 360). ®
Faut f. (S.), Fehler an Menfchen, Thieren und leb⸗
Iofen Dingen; fauteln, futteln, futſcheln beim Spiel
betrügen (faufeln), fig. futtelm, von franz. faute, engl.
Sault Fehler.
Faut, Fauth, Fand, Faudt, Fauthey, Fauthei,
Fauthie Colt.), Vogt, Vogtei, kommen in ben alten Weis⸗
Binen Mi 8 ©. 5 758.
age Pl. (8. rhein.), Poffen, unwahre und laͤcherliche
Sryäblungen, verftärft Fixefaxe; Wagemächer Voſſen⸗
zeißer.
Fechtſchule, in ber (wty) Rda.: Es ſtinkt in ber
Fechtſchule, d. h. die Sache geht nicht gut (Sm. 1, 509).
Feder büchs Lauf der ar), Federrohr wunterrhein.ı,
Köcher der Schulkinder zum Aufbewahren der Schreibfedern
eberröshen heißt in Braubach bie Federnelle
(dianthus plumarum).
Federweiß heißt der im Gähren befindliche Moſt,
bon feiner den Farbe,
Segfel, Sefel n. (rhein.), die Nachgeburt bei Kühen,
Boler has re ‚gu bie Säubern,
ei, fai (8. Limbur. tunfel, Idſtein), falſch, (Ren:
nerod) nicht recht vernäntlig, eig. —9 nt u, mhd.
veige, agſ. facgi bb vom Verhäugnif zum Tode beftimmt;
dann nichtöwärdig, bösartig.
135
Geier ſ. euer.
Feierta ge nennt man. in Caub ſcherzweiſe ie Grie⸗
ben (ſ. d.) in der Leberwurſt, wol weil fie darin ſeltner
find ald in der Blutwurſt.
Feiſt m., leiſer Bauchwind; feiften, feiftern ihn
chen laſſen. Sm. 1,577 hat Feiſt, Fiſt, fetten, fiften,
fehfen und vgl. engl. the fizz, to fizele, franz. la vesse,
vesser; fchon mh. vist, vist, visten, visten.
at Seite BL (S.), Thaten, Handlungen, bf. böfe, franz.
Feiwel m. (S.), Benennung des Teufels, wahrſchein⸗
lich für Teiwel; oder folte e8 aus Falanb, Voland,
mbb. vAlant, in Senneberg Fahl, Fähl, in Frankfuri
Fold, Fulb entftellt fein?
Geld in der (rhein.) Rda.: über Feld gehen d. 1. eine
Meine Reife machen.
Feldhuhn iſt der wi. Name für Rebhuhn.
Felgen (rhein.), Brachland zum 2. oder 3. mal pflügen,
mbd. velgen brachen, wol von ahd. felga, agſ. fealg Enge.
gellraffelierer m., Trommler, der auf dem Trom⸗
melfell raffelt. „Die Spig die made Fellrafjelirer.”
Firmenid 2, 83.
Fels (ahd. der feliso, die felisk) {ft in Nafjan und
Heffen regelmäßig weiblich.
Fennen (Selters), ſchlagen.
Fergeln, ferkein (Montabaur, Selters), ſinnen,
bſ. nohferkein nadhfinnen. Geiler hat: „Du folt nit
firdelen vnd fragen, wie das müg fin; er war nicht fire
deleht fe), er gloubt im furg.” Sm. 1, 592 hat fer⸗
kein öfterr. ferfeln an etwas, daran bin und her fahren,
en, reiben, wetzen; dann übertragen an einen f. nicht aba
laſſen, ihn mit Fragen, Bitten, Anreizungen, Verdrießlich-
feiten zu beläftigen, und Bi paſſend ahb. fergön (Bitten,
fordern), mhb. vergen. W. Bat firgeln quälen, vegiern
und denft an eine Ableitung von fahren. Bol. verfergeln.
‚ Serger, Serjer, m. Serge, Schiffmann, ahd. ferjo,
ferigo, mhd. ferge.
2 Gerkelftieher m. Winkeladvokat, ein weit verbreitetes
ort,
Term, firm (chein.), gut, vorzüglich, volllommen,
frang. ferme, lat. firmus (eig. feit).
Fernſen (Gaub), in die Ferne wirken: „Das Geficht
ſernſt· d. h. nimmt fid in ber Kerne ſchön aus; bei Ade⸗
lung fernen, Baier. ferlen (Sm. 1, 552).
136
Fertig (wt.), zu Ende gebracht, in verſchiedenen je
wenbungen, daher ganz verarmt, todkrank u. bgl., eig.
Fahrt Bereit. Die Speife if fertig bd. fchb. He Y
fertig gekocht, in Ofterreich fie ift Fila ausge
geilen, nit mehr vorräthig.
$eft.n. (thein.), wie Bob. in er Befonden Ra.:
fein Feſt Halten d. i. zum hl. —— sehen.
Bett, n. (weft.), 1) Bett, (OT, Schmalz xc.) zum
Schmelzen, % {A er fettfen; 2) Strafe, bſ. Schläge,
f. Schmier. Das Adj. hat auch die Bd. thener, koſtſpielig
Fetze m. 1) ab= oder zugefchnittenes, auch zerriſſenes
Stüd; 2) jedes Stüd, jedes große unförmliche Ding übh.,
aud auf Menſchen übertragen: Bepen, Sebenterl, (un
terrhein. Ile (senyn mbp. vezze, vetze, ital. fetta.
eudhtig (thein.), ein wenig feucht. ©. ©. 19, Ar. 136.
eugtik ppchen n. Trinfer.
Feuer ohne Rauch d. i. Kohlenfeuer kommt in
alten Urkunden oft vor.
euer, Feier m. n. (Montabaur, Selters), Iltis
bei Sch. ift da8 Führn Iltis, Frettchen, Wiefel; ber Iltis
heißt fonf, auch Sltiswiefel. Das franz. furet, mittellat.
us {ft auch Iltis, Frettchen, Wieſel.
euer, das wilde, heißt in Schwalbach eine Art
Rofe (Krankheit).
Feutes m. (Hadamar), foa. Haß, Sohnes, Flau—
te8 (. d.).
gie, Hide f. (8. Wallmerod), Taſche a einem Klei⸗
bungäftüde, nd. Side, baier. Ficken (I 550); nad
Weigand d. W. wol urſprünglich ins Fr "ane ober eine
iehefteter Beutel, mittellat. ficacium XTragbeutel, vom alts
Fan. und portug. ficar, ital. fiecare, mittellat. ficare ans
einheften, woher fpäter mho. vicken heften.
Fickderill, Fickrill (Montabaur, Naffau), Vitriol.
Tide f., ein Winkel mit einem beweglichen Knie, zum
Auömefjen ber Stämme ber Flöße gebraudt. ©. Fickſt ange.
ickeln (S. Wehen), forgfältig warten und pflegen,
von Menfchen und Thieren, die durch Krankheit, ſchlechte
Nahrung, Vernachlaͤſſigung zurüdgelommen find; fonft flicken,
flideln, pinteln. Das Wort gehört wahrfceinlich zum
folgenden fiden.
Ficken (8. wt.), 1) kurze, raſche Bewegungen hin unt
FM machen; 2) mit einem fpigen Ding (Ruthe, Gerte ıc.)
auen.
137
et (8. Montabaur), Ferkel, ah. farheli, mhd.
ferkel
Fidmüphle f. (8. wt.), 1) eine Doppelmühle im |.
Müpleufpiele; 2) Alles, wodurch man ſich nebenher gie
Bortheile verfchafft. Sm. 1, 510 und Weigand
leiten das Wort don fiden.
in ätange £. —— um den kubiſchen Inhalt
eines Floßes zu erorfäen, . Hide,
“et —* Fr 18, mhd. vill
ille (olt.), Art langen Frauenmantels, mhd. ville,
don mhp. vi 8 Ri fel, goih. fill Kell; daher 'mbb. eville
Belyfutter. „Auch trugen die Frauen die urgerjen in dem
Etädten gar zierliche — (f. d.), die nennte man Fyllen,
und war dad kleine Geſpenſe von Diſſelſet (ſJ. d.), krauß
und eng beyſammen gefalten mit einem Same beynahe einer
Spannen Breit, beven koſtet einer neun ober zehn Gülden,“
Lehr. $. 38.
Simmer (8.), Fimmerhorn (Montabaur), Augen
winper, zu fimmern pesr:
Simmern (S.), 1) leiht vor, über ober neben etwas
in und her fahren; 2) die Augen auf und zu machen, bei
1, 532 femmern, fimmern, femmezen, fime«
mezen flimmern, funkeln.
Fineſſe, Sineffen BI. Schliffe, Kniffe, fonderbare
Gedanken, franz. finesse.
Fint iſt faſt durchgängig weiblich: Blut⸗, Buch⸗, Diftel-,
; ahd. finko, mhd. vinke, wie nhd. ſchd. maͤnnlich.
inte (alausa ſinta Cuv.), ein kleiner Maifiſch.
Finkeln, funteln (thein. wt.), 1) prideln der Hände
dor pr Kälte; wa Kalmmern der Sterne; gebilbet vom mhd.
funkel, fünk. iminutiv von Funke, alfo richtiger füns
fein, wie aud) baier. (Sm. 1, 544).
inte Pl., Schliffe und Kniffe, jhon bei Stieler (im
Ra H Finte, ital. finte Liſt, franz. feinte Lift, zunäcdft
Trugftoß beim dechten.
Finzchen n. (Selters, Marienberg), kleiner Finger,
Fingerchen.
Eippen, fippäen (weſt), fiehlen.
Firm f. ferm.
Fiſb (ppelig (Selters, Montabaur), unruhig, unftät;
Kt —* I Sifden, b.
in der (rhein. obd.) Rda.: „Faule Fiſche“, d. i.
— * —E ungen
138
Fiffel, Ftizel (rhein.), Fies (Wallmerod) f., N
Beben; 2) (fg) ſchlechte Weiböperfon, bf. Fiſſelch e. Schr
die Si: Binde zum Zufammenbinden einer Anzahl Garn
fäben beim Aufbafpeln; ein foldes Gebinde Garn; ahb.
fizza, mhd. vitze, vite Fadenabſchnitt, Fadenende des alten
Aufzugs zum Anknüpfen des neuen; |. Fiſſeme.
Fiffeln, füffeln weft. rhein.), 1) fein regnen, fo
auch fieg., baier. feifeln, feifteln (Sm. 1, 57115 2) von
feinen Polen, Rötheln oder fonftigem Ausgefähr (f. d.),
as man Faum fieht.
Fifſeme BL. Crhein.), ausgezupfte Fafern aus Gar,
Wolle xc. cf. Fiffel)y; Filfemen, ausfiffemen; Bei Lejfing
figen fabenweije ab» ober auflöfen ‚ bei Sch. fiffeln zer⸗
zupfen. Vgl. Dwiſſen, Twiſſeme.
Fite, Fitte (weft.), Gebärden, Flauſen, |. Grafitte
Fitth_m. eig. Fittich (ungut Fittig, mhd. vitech,
vöätech), befieberter Flügel, in dieſer Bd. nicht gebräudplic,
jonbern in der fig., lieberliher Menſch, Winbbeutel, | aud
litch. „Dat fein jo bomme Fittche.“ Firmenid) 2, 88
Fittel, Futtel f. (weft. rhein.), liederliche Weib
fein oft Buttelmamfell; vgl. Hundsfutt, Hunde
Fitzen (Selters), flehten, 3. ®. eine Baine; davon
fitzen 1) mit ber Ruthe hauen (Sm. 1, 580); 2) mit
Worten neden.
Fig (8. wt.), 1) fertig, bereit; 2) geſchwind; 3) gefund.
ig, au Figfenerzeug "dad neue Streichfeuergeng; ahd.
es geiſtesgewandt.
Slader (S. wt.), 1) munter und a — 2) gut,
Ks don Anfehen, von Menſchen, Thieren, Pflanzen, ein.
Das Ab}. gehört zum Verbum fladern, bad zunäcft vom
euer gejagt wird.
Flähm f. (8. wt.), die weiche Haut, weldye den Bauch
des Rindviehes mit den Hinterſchenkeln verbindet, auch bie
Weiche bei Thieren und Menſchen, mhd. fleme, jchwey-
Zlamme Sete Schweinefchmalz (St. 1, 376).
Flahſen, flähfen |. flanfeln.
Flahſtrich (8.), ſehr ſcheu, fchüchtern, vom Rindvieh,
von Pferden, zuweilen auch von Menſchen gebraucht.
Flai, Floi f. (8. Montabaur, Selters), falſches Ge:
rücht, Züge; eine Flai mahen (Goaröhaufen), etwas, das
Fr offenbar werden ſoll, unterfagen, wol zu flaiken ge
rig.
139
Flaiken (Iſtein, Ufingen), dehnen, eine Sache hinaus⸗
ziehen, leere Vertröftungen geben; vgl. holl. vleijen, flik-
flooijen ſchmeicheln.
Släißen ſ. fließen.
Flaämiſch (8.), falſch. „Im deutſchen Mittelalter hieß
vlaͤmiſch (won Flame, Flamländer) fein gebilbet; ſchweiz.
bezeichnet flaͤmiſch das Feine, Harte; in Schlefien grob,
ungeſchickt, groß, plump; dieſer Bedeutung fehliept fih an
bie Bebeutung gornig, bie da& Wor im Baier. Walde: mür-
riſch, verdrießlich, hi es in Sie, tanken und Niedere
ſachſen führt. In Norbböhmen findet fie ſich ebenfals und
fe ft auch in Schlefien geläufig, mit dem Uebergang in:
tuciſch.“ W. Im Amt Wallmerod tft fl Emſchen eRkmfigen),
bier und da flinfchen fehielen, Jeinanden von ber Seite
anfehen, wol von Hämifch, Flämfch abgeleitet.
Flammeblum f. Maſſau, Braubach), Klatſchroſe,
deldmohn (papaver rhocas.).
Blammerz, Slammep f. SIennes.
Slämmfen, flömmfen (it.), von ber Flamme ein
eg ergreifen laſſen oder ergriffen werden: Haare, Kleider,
ie Suppe.
Slänfen, flanfeln, flahfen, flaͤhſen (Caub, Her
born, Zoftein, Königftein), 1) zu viel, bj. dumm und höhniſch
lagen; 2) weinen; Slanjeler, flanfelig, bon mhd. vlans
aufgefperrted Maul, widerlich verzogenes Geſicht (noch wet
terau. die Flans, widerlich verzogener Mund), vienzen dad
Geſicht verzerren, fei e8 zum Weinen ober zum höhnifchen
Lachen. ©. flennen.
Flapp, Flappch, Flapjch f. (S. wt.), Schlag und
Birkung desjelben; flappig, flappchig; flappen, flapps
den. $lappes, ber Slappd 1) Poflenteißer, blödfinniger
wa; 2) eine Art Pfannenkuchen (weiterm.). Stieler hat
Flabbe, — Ohrfeige, W. hat ſchleſ. Fl appe Mund,
Pe bän. ſchwed. fab, holl. engl. Hup Maul und Mauls
Flappines (Salz U. Wallmerod), fva. Flappes.
Blärig f. flätig.
$larr £. (S.), Sache ober Figur, von welcher man das
Breite, Platte verächtlich bezeichnen will, z. B. Wunde,
Narbe; mhd. die vlarre breites Stüd, breite, unförmliche
Wunde, baier. die Fläre, Slärren, ſchweiz. der Flaͤrren
(Sm. 1, 590. St. 1, 377). Gin Prompt. von 1618 hat
Slarr freier Plap, breite Wunde.
140
Flaſche, Fleſche f. (Selters, Montabaur), übh. Kür
biß, Hodb. Flafenkürbiß. .
Flaſt m (8. unterrhein.), ſtinkender Dunft von Hige
und Denfchengebräng, Nebenform von ahb. bläst, pläst,
agf. blaest, altn. blästr, mhb. bläst, von blafen.
Slaf.n. 63 1) ein Heined Baͤchlein; 2) der Ablauf
des Waſſers aus dem Brunnen, Dialeftform für Floß, dad
in ber 2. Bd fonft, auch ſchd. vorkommt.
Sat Slatfhen ſich (Laub), ſich unanftändig hiuſetzen; vgl.
a
Slatthern (8. rhein.), beſchwerlich fliegen, fliegen
wollen, von flattern. ©. Flittch.
Slätig, flärig, flerig, fistie, floͤrig (S. weit.),
tein, jchön, wader, munter; gefäubert, geleert, Tabl; mhb.
vlaetig faußer, reinlich, zierlich, chön, erhalten in unferm
Unflat, unflätig. Ein goth. Subft. fleihs, ahb. vlät läßt
fih aus den Meibönamen Altofleda, Audeflöda, Gundiflät
u et 1)C Ohrfeige, Bater. bie Flaͤtſch
at . 1) Cihein.), Ohrfeige, bater. Die en,
die Fiaſchen (Sm. 1, 55%, ſchweig ber Flatz (St 1, 380),
daher fLatihen, flaßen; 2) (Montabaur), Fleden, ſchweiz.
flätſchen, pflaͤtſchen naß machen, fprüßen, wachen.
Flattern, flattiern, flatteiern (rhein. weft.),
ſchmeicheln, miitelholl. Nlatteren, franz. flatter eig. glatt,
flach, eben machen, von altn. fatre eben, agj. fat, ah. flas,
flach ſ. Sliezen.
Flauaus, Flaugaus m. (Ufingen), unachtſamer,
leichtſinniger Menſch, der ſtaͤts mit ſeinen Gedanken in der
Welt herumfliegt; Gech, der es aber doch Hinter den Ohren
bat Sm. 1, 586 hat flaugezen fladern, lodern, was viel
—— st. Die), wenn fe
au t eine Uhr (In Flacht A. Diez), wenn
recht geht, nach dem Dialekt wol Fluß.
Taufe PL. (8. xhein.), Scherze, faljche Boripiegelungen,
Teere Ausflüchte, böfe Kniffe, Mißtrauen erregende Eigenheiten.
laufemä er, Slaufefafper. Ahd. flösari Lügner, ki-
lösida Blendwert, kiflös Geflüfter, mhd. vlösen lügen, baier.
2 late (her und ba fü Reinhefen) BL, Fauf
aute (hier a in Rheinhefien) Pl., Flauſen,
böfe Kniffe, nd. Fleute, L; Slauaus, Flitte.
Slautes (bier und da in Rheinhefjen) m., fva. Fau⸗
auß, Kap, Fohnes, Feutes.
‚ Sledermans, Slerremaus £ (rhein.), jever Schmet-
terling, nicht bie eigentliche Flebermans, die hier Sped-
maus heißt. ©, Elimmermaus.
141
Heltablums $ (firhen, Gedamar), Atefenforde
e ume £ (Wehen, Hadamar), Biefenftor:
fänabel (geranium pratense); in andern ee die
Guduksblume (Aos euculi).
Fleiſchkräutchen n. (Montabaur), Bohnenkraut (sa-
tureja hortensis); vgl. Suppenfräutden.
Flel, Dialektform für Klegel | ©. 18. Nr. 132.
Slemmermaus |. Slimmermaus.
Slemfhen f. Mänii,
Flennen, flönnen (. wt. auch ſchd.) 1) mit wider
lich verzerrtem Munde weinen, |. flanjen; 2) überhaupt
weinen, ah. flannen, mhd. viennen. Davon Flennels,
Slennhegel, Slennfog, bier und da auch Fleunſch.
Flennes, Flannes, Flammerts, Flammes,
Flammetz, $lammerz.n. (weſt.), d. i. Flenneſſen,
de im Sterbehaus nach Beerdigung der Leiche, Leichen
mans.
Slennfhen,flennfen Idſtein), fletfchen, |. flanfen.
Slerig |. flätig.
Flerremaus f. Fledermaus.
nimdhi Fla Floßche n. (Idſtein), Löwenmaul (antir-
um).
glid, flück (8. wi.) fc. flüde, flügge, aͤnhd.
find, flüd, flid, ahb.flukki, mihd. vlücke, Junachſt von
Vögeln, auch von ber auf Glecken gelegten Frucht, dann
von leichtem und dünnem Anzug gebraucht.
gliden (8 ı sin), 1) lagen, auch Baier. und ſchweiz.
Sm. 1,585, St. 1,383; 2) von ränklichen Perfonen, an denen
immer zu beffern, zu flicken ift; in Rheinheſſen ift heraus:
fliden, in Limburg flideln fva. fideln.
Sliderig, geflidert (rhein.), wird von Hühnern
eſagt beren — cas In6 Bunte fält, In Bled
1 vlöcho, mhb. vleck, altn. flöch) gehörig.
Slieher m., ein Heiner Nachen, der zum Ausfegen
um Hilfeleiften Hinten an einem größern Schiffe nachgefahren
Fliegen (Montabaur, Selter8), wandern, die Wohnung
verändern, ausziehen (Sm. 1, 595); das Fletz, Boden,
Stubenboden, Hausflur, Haus, Wohnung, fo Non mhd.
vletze, ahd. flazzi, von ahd. flaz flach, eben J. Flattörn.
Slimmer hört man hier und da (Montabaur, Schwal«
bad) für Fimmer (f. b.). - 5
Slimmermaus, Slemmermans f. (Boarshaufen,
Montabaur, Schwalbach), jeder Schmetterling, (dom flims
mernden) Glanz jo genannt. ©. Fledermaus.
142
Flinſchen f. Flamiſch.
glirre f. Flitte.
Ließ f Slitte.
littch m. (tein.), 1) befteberter Flügel, ber Arm
des Wenſchen Zipfel an einew Kleidungsftüd, aud) (S. rein.)
Flittchei, Flüttchel; 2) Lieberlicher, flatterhafter Menjd,
Windbeutel, (j. Fittch). Sm. 1,594 hatflitſchen, flitſch⸗
nen, flitfheln flattern, mit den Flügeln (Flitſchen)
ſchlagen. Die Wörter gehören alle zu flattern, flittern.
Flitte, Flirre BI. (Herborn), Fliß (rbein.), Eiger
heiten, böfe Kniffe, |. Flaute. Sollte an eine fg. Anwen
dung bon mhb. vlieg, nd. viet, hol. vliet, Heiner Fluß ge
dacht werben dürfen?
Sligen, flitſchen, ſchnippen, mit dem Daumen und
Mittelfinger wegfchnellen.
$ligern (olt.), mhd. vlitzern, in Falten ſchlagen
mDiefelben Röde (ber alten Leute) waren um bie Biuſt
aben gemüßert und geflügert; Hinten gefligert. Lebr. $. 36.
T
Flizen, gewöhnlicher Flixelen (rhein.), Feine Zleden
auf Kleidern, in Getränken, gehört wol zu Flode, ahd.
PR Boceo, floccho, mhd. vlocke, Diminutiv vlöckelin,
agf. flace. .
Slöhfraut, Fliehkraut n. (Idſtein, Naftätten),
Aderfnöterich (spergula arvensis).
Slöhpeter, Slöhpitter (rhein., weit), 1) feiger
Mann; 2) ganz gewöhnlicher Wein.
oi ſ. Flai.
Lörig aflaätig.
Lo n. Ehein, wetterau), die Straßenrinne, worin
das ſſer abfließt.
Flotz f. (rhein.), Floß, davon ber Floötzer Eigen
thümer einer Floh, gewöhnlider ein Ruderknecht auf einer
op.
Floͤtz, Flöz f., Kanal zum Ablauf bes Waſſers, unter
rhein. aud) Name von Gemarktheilen, inhd. vliez, mitteln.
—F hamburg. Fleet Kanal, Fluß. ahd. das wloz, mhd,
er fo.
Fluaͤſch (S,), Flugaſche, die in Geſtalt weißer Kloden
an berhuannten Körpern haͤngt, fonft auch Flugaſche
genann!
Bluhtf. Cxhein), gerabe Reihe, Richtung, übertragene
Bebentung.
Sluggras Heißt hier und ba ber Blutfennich (panr-
cum sang).
143
Flummen, flumpen (Braubach, Selters, Wallme
tob), ſchleudern, ſchlagen.
Flunjes (Habamarı, lauger ſteifer Menſch.
$lur, Feld, it meift m.
$lurer, Slurter iſt cin Flacht A. Diez), ein Regen
ſchaner, Schnee und Regen zufammen.
Fluß, Floß m. (rhein.), ift jeder Rheumatismus.
ſiſchen, ſchlagen, Nebenform zu flatſchen, ſ.
at
Flütthel ſ. Flittch.
Flütz en (weſt.), auf dem Waſſer ſchwimmen, tranſitiv
ob. flögen, ſchd. floͤßen.
och, Focht f. 1) (weſt.) Windfegmüßle, auch Wanne,
zum — des Getreides; 2) Schieber in der Ofenröhre,
Bugbämpfer; 3) Crhein.), Sonne, Sunnefoht, Sonnene
fäher; 4) (Limburg), auf bie Koch gehen, betteln gen
gogen in ber Grhigung heftig Athem Holen, Hüfteln,
Setreide reinigen, (fig.) durchbleuen; fochig Kuren.
Sm. 4, 509 Hat fuchtig unmwillig, zornig. Im ber 4. Bd,
gehört Foch zu Fechten; in ben andern Bd. wol zu mhd.
vocken wehen.
Fod erſchnaus, fortaus, weiterhin, fürberhin.
ohnes, Fones (Selters, Wallmerod), Spaßmacher,
ad Echimpfnamen; vgl. Faß, Feutes.
Fohr f. (8.), die Furche, nd. die Fore; führen mit
dem Pfluge Waſſerfurchen in ein Aderftücd machen.
Fohs n. (Selter), Wildwachs (|. ®)
bier, Böiger f. (8.), Schaufel, jedes Ding, womit
man fich ſchwebend hin und ber, ober auf und nieber bewegt.
Fortſchuſtern (rhein.), fortfchaffen, entfernen. Bon
dem Epiel hergenommen: Schufter, ud; Schneider werben
d. & verlieren; |. zufhuftern.
Folge beim Urtheil ift, wenn dem Urtheilenden bie
übrigen Schöffen ober audy die umftehenden freien Männer
Beipflhteten, Ein unerfolgtes Urtheil ift fein Urtheil,
& tommt nicht fiber den dritten Mann. Br. 669. 676.
Gr. 864,
Borz f. Farz. . ‚
agetichen, hin und her wedeln, zu Fittch, Fittich
ig.
Fraache, Fräche, Frai, eig. Frauen, dann Groß
matter, in biefer Bd. wi.
rahfonntag f. Frohnſonntag
Tr
144
Frankreich nennen bie Steuerleute auf den Floͤßen
das Tinfe, Heffenland das rechte Rheinufer. Kleinfrant:
reich heißt fpottweife in manchen Dörfern ein, meiſt der
ärmfte, unanſehnlichſte Theil des Dorfes.
Franzörötchen n., eine Wedart, fonft Milchbröt ·
Gen genannt, wol nicht erft feit bem Tepten franzöf. Krieg
in Deutſchland befannt. Sm. 1, 616 bat Sranzisfaneln
Art zarter in Milk gefochten" und in Qutter geröfteten
Mepiipeife.
Fräs f. Breß.
Fraſem m. (rhein.), Milchſchorf, fonft auch ſchd. Frai⸗
ſam, Freißam.
Sraferlic, fräferlih, fräslich, freiſerlich,
fraſterlich, (hein wt.), Nr, fürdterli, abſcheulich
Goth. fraisan, altn. freista, ahd. froisön verſuchen; Daraus
. entwidelte ſich ber Begriff Gefahr, Schreden: ahb. freisön,
u Gefahr fein, freisig, freislih, freissam gefahrboll, freise
uchung, Gefahr; mhb. vreisen verſuchen, Schauber em:
un en, ußft. vreise, vreisite, wi vreise, vreisec, vreis-
ni änhd. Frais, Fraiß, Freife, fraislich,
reiſam.
Fraublume f. (Braubach), Name der Orchis; vgl.
Kathrinchen.
Irzenttd. (vlt), mhd. vrouwenbilde, Frau. Lehr.
$ 128. Vgl. Weibsbild, Maunsbild.
rech (Selters, Limburg, Runfel), ühn, verwegen;
abb. fr&h, mbb. ——— Begierig, habfüchtig, ühn,
tapfer, frifgen Mu
Frechte (lt.), in Aderftüct von befonberer Lage ‚ut
Größe, dem Gehrn gsleichbat, wird oft in alten U
erwähnt, z. B. Br. 733.
Fed, freet, fret, friet (weſt.), herzhaft, ausdauernd,
(von Berfonen und Sachen —æ— rauh, kalt, ſchroff, boͤſe,
fpröbe, in Coblenz fraͤd, Herb (vom Wein), im Juͤlichbergiſchen
nicht genug gekocht (von Speiien); mbd. vreide, vreidie
Ba ante, tet, wild, änhb. fredig, freidig, Fraidig
Tee.
Sree, freh (Selters, Montabaur), 1) hart, zaͤhe, un
ei, wiberlich ſchmecend, bſ. von unreifem ober fleinichtem
Obſt; 2) rauh, wild, abftoßend von Handlungen der Mer
ſchen. Das Wort feheint aus freb gekürzt,
Breefen fröifen, Feilen. her), feiseen
ahd. Kim an —— gl. fr&osan, em
wetterau. baier. freufen wei en; das urfprängli a
in Stiefel, Froſt. ©. ©. | 3, Kr. 170, 170, —* ® Tal
145
Brei, ganz, recht, tritt als Verſtaͤrkung vor andere
Adj. und Abn., fich frei jatt efien, ähnlich bater. Im. 1, 606.
Freiſamkraut heißt in Reichelsheim und auch fonft
das dreifarbige Veilchen (viola tricolor).
Freiſen (vlt.) verſuchen, erfahren. „Eine Sache, deren
man nicht geſehen hatte, noch gefreyſſet.“ Lehr. $. 162.
©. fraferlich
greiferlich ſ. fraſerlich
Frenſch (olt.), fränkifh, bj. frenſcher Wein. Gw. 1,
527. In einem Weisthum von 1556 Gw. 1, 569 heißt e8:
guten frenkifchen wein.” gl. huneſch.
‚Freß, Srädn. (8. wi), Mund, nicht immer ver-
aͤchtlich.
Freßitt f. (Wehen, Idſtein), Viſitte, bezeichnend ges
ung umgebildet.
Freund, Freundſchaft werden an vielen Orten für
Berwandte, Verwandiſchaft gefägt, auch baier. (Sm.
1, 614) und ſchon mh.
Fricko n. (Marienberg), ein munterer Hoft (|. d.);
feg. Freude, Vergnügen, Spaß; franz. fricot Kleifchgericht.
Srohnbote (vlt.), mhd. vrönebote, eine Hohe unvers
Iplie Gerichtsperſon, von ahd. frön, mhd. vrön, bem Herm
gehörig, den Herrn betreffend, woher Frohnleichnam.
Frohnfaſten (olt.), Heilige Faſten, welche alle drei
Monate gehalten werben, finbet fih in alten Urkunden für
at mehr gebräudhlihe Ouatember, Ouatember-
aſt en.
Frohnſonntage (vlt.), heißen die A Sonntage un
mittelbar nach den Frohnfaſten.
Fröſchchen n. Crhein. wt.), Liebkoſungswort von Eltern
gegen Heine Kinder; bj. wenn biefelben etwas Kälte zu leiden
z vgl. Hämmelde, Mäuse, Schäfdhe.
Frölüe pl., nach der Form der Hebarme behauene
Hölyer in Hammerfchmieben.
Bröfheblume f Graubach), Hahnenfuß, bſ. ranun-
us acrıs.
Froſchkeil n. Fieberklee (menyanthes trifol.).
Sröjhkran. G.), Froſchlaich, nach S. für Fröſch⸗
aeräthe, woran zu zweifeln iſt. Stieler hat Froſch—
gedärm für Froſchlaich. Für Eingeweibe fteht ſonſt Gerab
6. d.), und fo ſcheint Froͤſchkra gekürzt zu fein aus
te ), Ucherlicher Menſch d
rühthen.n. (wt.), lieberlicher Menſch, an andern
Orten in gleichem Sinne Srüchtel.
Rehrein: Wörterbuch, 10
146
Fruchten (vlt), einernten; ſchd. fruchten, m.
vruhten iſt Frucht tragen.
Früh birchen Cunterrhein.), Frühbirnchen, nennt man
bier und da ein frühreifes Mädchen.
Srätig (Hadamar), munter, ſpaßhaft, Baier. und ſchwei,
frutig, fruetig frifch, grün Coon Pflanzen), munter, ge
fund, emjig, ausndtiam (Sm. 1, 621. St. 1, 401), goth
fröth, fröd, ahd. fröt, fruot, ml . vruot, vruotec, vrüetee
in denſelben Bd.; vgl. gi frathjan verftändig fein,
mhd. vraden wohlauf an Leib und Seele, verftändig fein.
uchſen (thein.), einen (ſich) fehr ärgern, Hart mit
neh AA machen; Falle forma „Des hot mid
anz ſchwernoths gefuchft.” Liebe mit Hinderniffen, Darm
— 1859. ©. 9.
Fuchsſchwanz m. Baumfäge ohne Bügel, aud bei
Mepgern —E
Fre m. (S. weft.), Vortheil, Handgriff, Geſchick, wol
nur geihärft aus Fug, mhd. vuoe Fuge, Fuͤglichkeit, Ge
ſchicklichkeit.
Fuckel, Fuckler, ſ. faukeln.
Fuddelſtaat m. (chein.), Kleidung, die Werth zu
haben ſcheint, aber Feinen hat, franz. futil, Tat. futilis. „Aa
feiner Fraa ehr Fuddel ſtaat.“ Lennig 44,
Zudbern |. futtern.
Fuder n. Wagenladung von Garben, nach den Orten
verſchleden.
J Fühlen (chein.), Die Hühner und Enten, durch Fühlen
unterjuchen, ob fie Eier legen werben, lauf. befühlen.
Fuhrbütte £., worin bie Hlein getretenen ober geftoßenen
Trauben nad) Haufe gefahren werben,
Buihafen, ſchlagen; vgl. virgas geben.
Bummel £ (thein.), dicke, bſ. leichtfinnige Weiböperfon.
Summeln (mt.), tüchtig reiben, auch ſchlagen, nd.
fummeln, holl. fommelen, engl. fumble, mit ben Händen |
an ober in etwas umberfahren.
Fünf austhun (weft.), mit den fünf Fingern, mit |
der Hand fchlagen.
Sunfelefaufe, BL. (Iſtein, hier und da rhein.), nennt
man das, womit man betrügt, feien es Worte, Handlungen,
Gebaͤrden; ſ. Saufen.
Funkelneu, funkelnagel neu (rhein.), gar —A
es noch funkelt, neu, wie ein funkeinder, Blanter Kagel,
fpelzernen, jplitternen.
147
Fünklich, finklich (S,), kopfſcheu und empfindlich,
von Thieren, bisweilen auch von Menſchen. St. 1, 404 bat
(en mit einer flumpfen Spige fioßen, 3. ©. vom Rinde
mit ben Sömem, gen Menſchen mit den Füßen u. ſ. w.
— fünklich dazı
— f. — liederliche Weibsperſon; die ſich
foppen laͤßt
Fargein (antnßein), ſot heln (ein), mit d
urcheln (unterrhein.), för ein Ishein.), ft dem
Karft (nicht mit dem Pflug) Fur
ger £ AH fr furia, ud baier. (Sm.
" —5* £. Gelters, Marienberg), ber rauheſte Baſt
vn enen (Herborn), raſch brennen, mL feurnzen,
Baier, feurizen, feurzen, Feuer fprühen. Sm- 1,
‚Bünkenbregel, Fürſtenb rötch en fin in Habora
—— Borwigche.n. (thein.), Federnelle (di-
iger fuigern, (8. wt.), 1) heimlich entwenden,
khlen; 2) Bi. im Spiel Beträgen (futjheln). Bufder,
3 Befufä, Befuißel, Kad Weigand d W.
beim Ke artenmehden; vgl. engl. fuzz digen,
ee Karten mı
Bulet, Zuffel n(B. wt.), der geringfte Brauntwein,
Sufper, fubber, vufper (rhein.), gehener; Baier.
usper, wujchper munter, lebhaft, bewes
eln.
guß in Rda.: ſich aufbie ae hi Reiten,
ale
— —I
utchen E Vwach 1) von Hühnern, welche die
jel wegen Kälte, Kränklichleit u. dgl. hängen laffen; 2)
® don Menfhen, kraͤnkeln, fröfteln; Adj. futſchig. Vol
dus ch (thein.), verloren, verborben, auch ſchweiz. Gt
1, 408), immer in Verbindung mit fein und werben.
Futſcheln (wt.), 4) ſpa. fauteln; (. d.); 2) mit
ben Händen fchnell hin unb her fahren, bſ. auch vom ans
148
haltenden Hin» und Herbewegen und fomit vom Knallen mit
der Fuhrmannspeitſche gejagt; 3) Hubeln, pfuſchen, leicht
darüber hinaus arbeiten.
utteln f. fauteln.
uttern, fubdern (mt.), zanken, ſchimpfen, fluchen
auch ſchweiz. (St. I. 408), von franz. Jean foutrel „Der
bot geſchennt un gefubdert.“ Firmenich 2, 75,
©.
(Begen der Unficherheit der Ausfpradie iſt auch N nadjanfehen.)
Gaaft (Meichelsheim), Dialeftform für Gaaß, Geiß.
Gabchen |. gappchen.
Gabeikette f., Die Kette, die den Anker, wenn er uud
geworfen ift, fefthält.
Gabeln jich (rhein.), ſich ſchicken, paflen, 3. B. von
einem Stüd Holz, das zu etwas gebraucht werben ſoll
Sm. 2, 31 hat fih gaulen ſich fügen, zutragen und denlt
an holl. gauw geſchickt, ausrichtig.
Gadeln, gideln (thein.), heil lachen, gleichſam ſchreien
wie Hühner und Gärfe, bj; von jungen Maͤdchen gebraucht,
nd. Tafeln, boll. gagelen, gaggelen ; davon Gegadel,
Segidel, |. Gidel.
Gadern fva. gadjen; davon die Gackert Henne.
Gadjen, gadzen (wt.), wird vom Schreien dev Hühner,
von ‚einem ähnlichen Tone der Mäder ıc., wol aud von
einem Singen und Epreden der Menfchen gebraucht, baier.
gagfern, gagkezen (Sm. 2,23), ud. gaden, gagen,
mb. gagen, gagzen, ahd. gacazen, irgiccazan, irgaceizon,
irgiechazan; vgl. gidfen.
Gaffel £. (rhein. unterrhein. Schwalbach), ein Mäd-
hen, welches Vergnügen daran findet, am Fenfter oder auf.
ber Straße ftehend alles Vorübergehende zu begaffen,
feinen Witz zu machen und dann aus vollem Halfe zu Laden.
a8 Wort gehört zu ſchd. gaffen.
©affen (wt.), auseinander ftehen, von Kleivungsftüden,
Schuhen, Wunden 2c. gebraucht, auch ſchd.
Gaͤhhitze Jähhitze f. (thein.), eine ſchnell entftehende
zu ftarfe Ofenwärme; baher das Verbum es gähhigt.
GäHHo!z (Gaub), Beftell, an bem der Mift, der in
die Weinberge fommt, aufgeladen und auf den Rüden ge
nommen wird.
Gaͤhh unger Crhein.), Heißhunger, bei Sch.2. Gaͤh ⸗
honger.
149
Gahlengs f. gatting.
Gaͤhren f. Gehren.
Gähfügig, jähftüpig, — ftipig (chein.), jäh-
oe 2, 8 hat gähen in Eifer ober Zorn gerathen und
gigfdnsi ce Re, asfanfig, dam (ig) aöniemg;
ihd. gäch ſt otz ig ſenkrecht abſchüſſig, von gäh und jchweiz.
ftogig von der Stotz faſt Tenfrehte Anfleigimg oder Ab⸗
haͤngigkeit der Erde oder eines Felſen. In der J Ausgabe
von Schillers Tell 4, 1 ſteht: „So wird das Schiff zer⸗
ſchmettert an der Fluh (Felswand), die ſich gähftogig abſenkt
in die Tiefe. In den fpäteren Ausg. fieht gähftrogig..
Sat, Gakel, Got, Baker £. (thein.), 1) eine kör⸗
yerlich große Ianghalfige Weiböperfon, die fi etwas unges
ſchidt benimmt; 2) übh. eine eitle, umbeft.nd ge, alberne
Weibsperſon, meift Schimpfnamen. Sm. 2, 15. 55 hat in
temjelben Sinn Gadsund Gauken, Öaunfen, Oauns
tel. Die Gak gehört zu gaken (j. db). .
Gakeleie f., Afelei (aquilegia),
Gakeln (rhein.), Dialektform für gaukeln, Bf. in
Satelfpiel, Gakelwerk, wenn Schränke, Tiihe u. dgl.
bed) anf einen Wagen geladen werben, jo daß fie ſich bes
wegen, weil fie das Gleichgewicht nicht haben, oder nicht
au haben fcheinen (bei Sm. 2, 24 Ganggelwerf, Gog—
gelmerk); gafelig.
Gaken, gigafen, mhb.gägen, gagen, gigen gagen,
freien, wie Ins Gans; dumm ſchwatzen; Er Gans,
chwatzhafte, dumme Weiböperfon.
Gakſen (unterrhein.), einen dem Ton einer Beige
ähnlichen Ton hervorbringen. Gaksbube 1) ein Erifchiger
Junge; 2) ein Käfer, der einen foldyen Ton hören laͤßt (mas
für ein Käfer e8 ift, weiß id) nicht).
Gal (S. Marienberg), Dialektform für geil, wirb
von fetten, fruchtbaren Adern und Wieſen gejagt. Die Bas
leng, was bem Boben Fettigkeit gibt, 3. B. Schlamm bei
Überichwemmungen. Sm. 2, 30 hat gail, die Baile in
benfelben Bb. Die Grunbbb. von geil, ahd. mhd. geil
if froh, luſtig Davon Gale m. Hobe, ahb. bie geilt,
ubd. geile.
Galbchen, gilbchen (rhein.), 1) laut rufen; 2) Huften
und babei ſtark auswerfen, baier. een Sm. 2, 89;
davon Galbcher, Gegalbch, Gilbcher, zu gelfen,
mbd. galf Getön gehörig.
150
Galbfen (Joftein, rhein.), bellen, bſ. von
ab. gain, mid. — — gölzen, em
gl. Fallen.
Oalern (eben, ), fptelen, muthwillig ringen, wie ein
©eiler (mhd. geilaere) d. i. Muthwiliger, demes EA wohl
iſt, wird von Thieren und Cachenden) Menfchen gebr:
Galgenhoͤlz ſ. Dode
Galgennägel heißen bier und da bie gelben Rüben
(daucus carato).
®algenrab heißt (rhein.) der Kolkrabe.
Ball £. (d ein) wellige Stelle in Adern, in Caub
ee it —8 30 die Gallen, Raßgallen,
hervorquellende Fluͤſſigkeit an einer Stelle in Geld und Ader,
wo man fie — oder eot findet. Nach W. ber
die Galle hat, bezeichnet das Wort übh. einen Einſchluß
von anderm Stoffe (vgl. Grießgalle, Sandgalle u.a),
ehört alfo ir zum hochd. Galle. Alt. if galli
geht. m Mangel, Gebrechen.
@allera f. (S. weft.), Gallerte, mb. galreide, galrei,
änhd. Gallrey, Gallerey.
Galm m, (8. Limburg), Laut, lauter Schall, ſchon
ahd. mhd. aͤnhd. Galm.
Galoppner Heißt (in Flacht A. Diez) ber Hand⸗
fröhner, wol ironiſch, weil er meiit laugſam arbeitet.
Galwern (S. Selter8), 1) vom fürchterlichen Geſchrei
eines Hundes, der gefchlagen worden ift, zu galbfen ge
hörig; 2) fih "erbredien, eig. kalbern.
Samaice, Kamafche if rhein. nur männlicen Ger
ſchlechts, franz. die gamache. Auf dem Weſterwald fennt
man bad on nit. ©. Strafffirumpf, —
Gammel, Gumpel, Gompel f. Chein.), alberne
Weibsperſon, in Herborn Gompelweib, Baier. Sammel,
Gummel (Sm. 2, 9, ſtarke ſchwab. faule und geile
Weibsperſon, fi 9 Gummel. Davon gammeln, gam⸗
beln, gumpeln umherſchlendern.
& „Samen (im T Sum, Baier, ber Ps
paß, wille (Sm. ), Ihweiz. Gemme ed,
lärmende Freude a 4, FOW: ri gamen, inhd. en
rg agf. e, ie Spaß, Ergögung;
"ii 8 igen, ſcherzen.
anf.
Banerbe ei) mb. ganerbe (b. i. ge-an-crbe),
ahd. ganarbio, kanarpo, geanervo, Miterbe einer Gemein
151
gen mit dem Rechte zum Eintritt in die Hinterlaffen-
ſchaft ausfterbender Mitgliever. Gr. 481.
Ganfen (rhein.), heimlich ober auf verſchmitzte Weife
entwenden , hebr. ganab ftehlen, jüdiſchdeutſch gavoy Dieb.
„Un warſch (wäre es) geganft geweſt.“ Lennig 38.
Gang (Hier und da rhein.), der alte Imperativ, geh weg!
Gans f. 1) wie hochd.; 7 Schimpfnamen für Dumme
Free —8 Gilt. Gw. 1, Ki Ganfert m.
nferih, inhd. ganzo, zzo, mb. ganze, er,
gauger; Gans hut! Shut bei Gänfen. Bo
Ganſchen (Gaub), 1) einen fostjagen; 2) ihm einen
Verweiß geben. Nach bem mh. gengen, d. t. gehen machen,
darf man ein gangfen, gangzen annehmen.
Gaͤns zun ge er, der Löwenzahn (leont. tarax.).
Ganverſch (S. mit kaum börbarem n), Gewerſch
(Montabaur), Gowaſch (Salz) f., eine boppelte hohle Hand
voll, ſchleſ. Gab ſche, nd. Göpfe, Bei Sch, die Geifel⸗
ide, Gaubertſche, hol. — — von ahd. coufan, altn.
geupn, mihd. gouf, , göufse, baier. öfterr. Gäufel,
Saufen, Gafe, Fhnel,. Gauf; dgl. Tat. cavus, (hobl.)
Gappchen, gappfen, gippden, giewden (S.
ut), I) nad Athem ſchnappen; 2) gähnen, bei Stieler
gapen, gappen, gapfen; nd. gaapen, agſ. göapan, altn.
gapa gähnen, den Mund aufreißen. Abd. gowön, mhb. gi-
wen, göuwen bb. dasſelbe und muß bei gipchen, giew«
hen verglichen werben.
Gappen, 1) einen fallenden Körper mit der Hand
auffangen; 2) gähnen (beide Bed. in Braubadh).
Garen (B. Hadamar), zerren, neden. Sm. 2, 321
hat türen quälen, plagen, bj. aus Nederei; ärgern, ber-
drießen; vgl. goth. kara, ahd. chara, kara, mhb. kar Trauer,
Aloge, avon Karwoch ej und mhd. quiren feufzen. Vgl.
armen.
Gargel, zuweilen Gergel f. (xhein.), bie Rinne ber
Faßdauben für den Boden, auch das Werkzeug zum Ein⸗
ſchneiden derjelben (auch Gergeliamm), fd. ber Gergel.
Garings l gatting.
Garr f. ein garrendes Spielzeug der Kinder (in ber
Larwoche neben ber Kläpper gebraudt), vom Präteritum
des ftarfbiegenden ahd. körran, chörran, mhb. körren, kirren
durchdringend ſchreien, tönen; rauſchen, vom Waſſer, von
Tieren und Menſchen gebraucht; davon garren, von her
Sarı und von neuen Schuhen gebrauht (f. Bregeln,
brigeln), baier. garregen, garrzen (Sm. 2, 61. 324).
Geier Hat: „dag mülrab gig oder gar.“
152
Baffaten, gaffieren, gaffatim, gaffatum
gehen, auf den Gaſſen umhergeben, ift (mie Sm. 2, 73 ride
tig bemerkt) durch alle Provinzen Deutſchlands bekannt,
ſchon bei Stieler gaßiren, goßaten gehen.
Gafjentroll f. (Caub), fih auf den Straßen ums
hertreibende Weibsperfon; ſ. trollen.
Baft, aber Gajchi geſprochen, iſt faſt im ganzen Lande
ein ſchlechter, zudringlicher Kerl, waͤhrend Gaſt (wie hochd.
geſprochen) en ehrbaren Gaſt bezeichnet.
t, th f. Got.
Gätt f. Reit.
Gatterzins kommt früher auch im Rheingau vor.
Er wurde von folhen gefreiten Gütern entrichtet, beren
Beſitzer nicht litt, daß der Erheber über die Schwelle feines
Hauſes träte, Diefer mußte den Zins über den Gatter
heifchen, und durch den Gatter, ohne die Thüre zu öffnen,
wurde er ihm hinaus gereicht. Gr. 388. Br. 385.
Oatting, gattings, gahrings, gahlengs (Id
ftein, Wehen), pafjend, jehiclic, bſ. Crhein.) mittelgattings
von mittlerer Dice, vorzüglid in Bufammenfegungen: Gat⸗
tingsäpfel, Gatiingsfartoffeln. Sm. 2, 80
gättlih paſſend, ſchidiich und vgl. ahd. getilös, mhd.
getelös, getlös ungebunden, muthwillig und gataling, goth.
gadiligg, mhd. geteling verbunden, verwandt, woher unfer
Gatte (ahd. gegate verbunden, dann wozu pafjenb, mh.
gegate Genofje, Gatte) und Gattung das durch Ber
wandtſchaft Zufammengehörige). St. 1, 427 hat gattigen
ichön ordnen; Gattig, Gattung Geftalt, Form, Art und
Weiſe und führt dieſe Wörter auch auf Gatt in Gattung
zurüd. Hebel hat gattig wohlgebilbe, gefällig.
Gauch m. (vlt.), Guduf, mhd. gouch, ahd. gouh,
kouh. „Der gauch guchzet; da ber gauch guckte.“ Gw. 1,
524. 525.
Gaukel m. (Hadamar, Limburg, Runfel), aus Erde
gebadener Glüder.
Gautel f. (Schwalbah), Schaufel.
Gaufeln felten, |. gakeln.
Gaulheil'n. (Hoftein), Gauchheil (anagallis).
Gaͤuls diebe (thein. wi.) n. heißen bei ben Katholiten
jene, welche ihre öfterliche Beicht bis auf den legten Tag
verfchieben.
©äulsthier n. (Seltere, Montabaur), Ropfäfer.
Baup f. (thein.), 1) Dahöffnung, oft mit einem Laden,
immer aber mit einem fleinen Dach, auch Gauploch,
153
Gauphaus, pfälz. Baube, Bande; 2) Haube mancher
Vögel, 3. B. des Wiebehopfs, auh Gaupel, ſchd. Kaupe.
Sm. 2, 59 hat der Gupf ber emporſtehende olbte Theil,
3. B. eines Hutes. Ahd. iſt die Kuppha, mhd. gupfe, alt⸗
franz. coife Kopfbedeckung, bſ. der emporſtehende gewoͤlbte
Fra eines Hutes, Helmes; mhd. der gupfe Spige,
ipfel.
Ganzen (rhein. unterrhein.), 1) bellen von Hunden;
2) andy auf Menſchen übertragen, mbb. gouwezen (?), altı.
KT» änhd. gaugen; bie Gauze Krankheit junger Hundes
auzer, Gegauz.
Gamwern (rhein. unterrhein.), den Speichel fließen
laffen, von Kleinen Kindern gelost; ®awer, Gawerlaͤpp⸗
den; änhd. Gaiffer, gaiffern, jhd. Geifer, geifern.
Gbaͤhi (Marienberg), zart, weich, 3. B. das Tuch ift
gbahi, gehört wahrfcheinlih zu bähen.
©ebältn. heißt am Rhein der mit Balken belegte
Raum über der Scheuertenne, am Main und Taunus bis
an ben Wefterwald Gerüft, im nörbl. und nordweſtl. Theil
bed Landes Gebühn, im Gamberger Grund Tennges
bühn, lauf. der Balfen.
Geben. Für werden ſteht oft das perjönlicde geben:
Ich geb’n Soldat, bu gibft’n Kaufmann, cr gibt ’n Schneider,
wir geben Soldaten ıc. „E, guta Sohn gibt aag en gute
Ehmann.” Liebe mit Hindernifien, Darmitadt 1859. ©. 41.
Aus dieſer perfönl. Konftruftion, die ſich ſchon bei J. Ag⸗
rilola im J. 1529 findet, iſt das unperjönl. es gibt em
wachſen. & meine Gramm. des 15 — 17. X. 3. $. 74.
Geben (elliptiſch), Schläge geben, ohne Beifügung der
betr. Gebärbe.
Gebet (Nauheim), in der Ada.: ind Gebet gehen,
in ben Konfirmandenunterricht; einen ins Gebet nehmen,
berb zur Rebe ftellen.
Gebidn. mbb. gebicke zur Schupwehr gegen ben
Feind angelegte dit verwachſene hohe Hede, oft von
beiben Seiten mit Gräben geihügt, von bicken, böcken,
ahb. pichan ftehen, hauen mit einem ſpitzen Werkzeug, dgl.
Biel. In Raffau waren mehrere ſoichet Gebicke, naments
lid) das rheingau. Landgebick von Nieberwalluf über Schlangen-
bad nad) Lorch (est, är, Diplimat. Nachr. vom Rheingau
185 f. und_Br. 817 f.) und verſchiedene nörblid) vom Taunus
bis auf den Befenu im Amt Hachenburg. Vgl. Sünther,
eod. diplom. 5, 252 und Gw. 1, 595. 647. In meinem
® über die naſſau. Ort8s und Gemarkungsnamen werben
die Orte genannt, wo fid) Gebicke befanden.
154
Gebietig, folgfam, bereitwillig; aͤnhd. bietig, urs
bietig, verbietig.
Geblefft f. Bretten.
Gebröds, Gebrocks n. (thein.), Heine Abfälle von
Holz, Gemüfe ıc., zu broden gehörig, h. Gefpröds.
Bebiänipig, gefiänepig (chein we), freigebig,
von geben und Schnig. „Ebr ſeid doch funfi net fo geb
ſchnuͤtzig mit dem e un Morkgehn.“ Firmenich 2, 76.
Gebühn, Gebünn, Gebönn, Gebinn n. (8. weit),
1) Bimmerbede f. Bün; 2) fva. Gebälk
Gebufeme (olt.), mhb. gebuoseme, gebüseme, Bluts⸗
verwandter, Standeögenoffe.
Geiig, Hr, ei, Lei (von Gech IR af
,närriſch, eitel, von Be, em
Wefterwald ſehr verbreitet, wird am Rhein felten gehört.
Gebäh, Gedähts |. Gethäts.
le, Gedelte Git.) Gedolde, Aſte, Bweige
Gi. Dolh. „Daß fie das gedelten deſſelben Baums heym
furen ſollen; das beſt geballe bes baums.“ Gw. 1, 537.
edanke geben (8. weft.,, bie Gebanfen auf etwas
richten, achtgeben, aufmerfen.
Gedauht (rhein.), vorwärtd geneigt, jo fein, flehen,
gehen; Nebenform von Duden.
Gedehn, gegenfeitig viel mit einander verkehren auf
angenehme oder unangenehme Weile, |. Gethäts.
Gedeihen (S.), kommen, gelangen: „hönner ena (Hinter
einander) geb. — flteitig werden; gebeih (mad dich) an
dönn’ Vahler.“ Schon nihd. hat gedihen, änhd gedeihen
die Bd. in einer gewiflen, nhd. in einen vollfomımneren Bw
ftand kommen.
Gedingbud n., worin die Arbeiten des Bergmannd
verzeichnet, werden, von das Gedinge, ahb. gedingı, mh.
inge Übereinkunft, Vertrag.
ebingträger m., ber Arbeiter im Bergbau, infor
fern ein Vertrag mit ihm abgeſchloſſen iſt.
Gedorſtig, gebürftig (vlt), anhd. borftig, mhd.
getürstic Fühn, unternehmenb. „Er war raiſch und geborftig
ein gain Bi ihun; ein kühner, gebürftiger Fürſt.“ Lehr.
Gedotzt (Gaub), dicht gedrängt, dicht zuſammenſtehend,
von ben Beeren bed "zraubenhänget, De he,
ſ. Doß.
Gedrucks n. (chein. wt.), eig. Gedrucktes d. i. Drud
Zattun.
155
Gebrufen (rein. main), gebrofen Auen ge
Kömoen, aufgebunfen, wa Heintih zu —* e, ahd. druoe,
Irös, druost, dröst, inhd. druos, druose gehörig, das aber
* in Verlornes driusan vorausfeßt.
an du tſchen.
Gefach, Sefäg.n., 1) der leere Platz in einer höl⸗
genen Wand; 2) (hein.) jee Btheilung in ei wem Schranke,
inhd. vach, to aud) noch baier. (Sm. 1
Gefähr, & BE —* Sad ® =, Ir ehe
trachten;
ne 8 u PR, scheu She — Gefahr Her ers
fährt). Geiler hat: ndie hum den zatt ; fo ſeind
die seiten hund gefär einem folli haͤßlin.“
Gefanzeln., Dialektform für — „Un’s
Singen hr mehr Gefranzel un @efanzel dron (am Kragen.)*
Sefitetig erg Wiesbaden), fig und fertig,
fti— 578 hat Fitſchel ſcherzhafte Beneimung
eined fungen Teöhaften Mädiyend, und fatſchen eilig hin
und
nette cht (Dillenburg), fleiſchig, viel Fleiſch an ſich
Seflidert |. fliderig.
Geflut (rhein. hier und da): ber ift ni k geflut —
er iſt leicht aufgebracht, mit ihm ift nicht zu fpaffen.
Fi BEE erren.
ebanal e Eu, it me), in
— Kleidern ftedend, wie in einem Haruiſch.
Geh, gehnje echein. 1, d. i. geb, gehen Sie, wird in
vertraulichen —R oft als Giuleitungeform au einer Bitte
‘ —E 9% u das! Be efjefe mit uns! Gehnſe,
leiweſe noch dol Dal. hingehen.
Gehanns —
Geheien (Idſtein, Montabaur), kraͤnken, ürgen, zus
Kummengetogen feien. (St. 2, 31. Sm.2, 132). H. Sachs
as gheyſt mich; die Armut mich geheyt.“ P.
RR bam bat: „Was keyen wir und N Biefen Kahl⸗
kopf.“ ei Wort hat zunächft den Begriff einer übertrier
* Srigfalt; vgl, ungeheit, verheit unb das fols
Geheiglich Crhein.), jeden, behaglich: ich fühle
Fu Al FAN rs in biefer Pan ee Pa
156
Geheligniß, Geheugniß f. (rhein. Selten), Theil
nahme, Troft, von ahd. haien, gehaien, mhb. heien, ge-
heien, "heigen egen, pflegen, ſchuͤtzen (woher aunfer hegen).
Geherigd, Dialektform für gehörig, wie fih gehört.
n& geherigber Mad tftarker Markt); je hun fi vor e >
FH Au geherigd gebroffe (getrunteny. “ Firmenich 2,
Gehirzt, von Ochſen, Die gut eingefahren find und
alle körperlichen Vollfommenheiten guter — haben.
Clara Häßlerin (15. 35.) Hat: „Deine Augen ſind gen
im gehirt“ (gegen ihn gerichtet). Iſt Died dasjelbe Wort?
Sehningt emo), nachher, nachgehends.
Gehn in g f. (weit.), Gegend.
Gehören nimmt (thein. hier und da) mein, Dein
flatt. mir, dir zufih. Auh Goͤthe (1, 147), jagt: „Und
mein gehört die ganze Welt.“
Gehren, Öähren, Gehrn, Gern, Giern, Sie⸗
ren, Göbrn m, we), Schoß, mhd. gere, ahd. kEro,
keilförmiged Stüd; Aderbeet, das feilförmig zwijchen andern
legt; Zwickel an einem Kleid; dann Shop (Saum bes
Kleides); — die —— Schuͤrze, zuleßt Schoß,
fo auch baier. ( 62) und nd. (Sch. ). Nach dem frähern
Recht wird Een he Frevler, Verurtheilte am Gehren
ergriffen; ber Käufer wird am Gehren ergriffen, an das
getaufte tz geführt und fo in Befiß gefekt. BRh. 657, 666.
fast n. (Rennerod), Gemüfe and geftoßenen
Kartoffeln und Kpfeln ‚ „ber aus Kraut und Bohnen, ober
gelber Rüben ER fat tehr, ii B2,
eier (8.), unerfättlich, wolfig; geier, kehr, kie hr,
Eierich, för (8. weft. ıhein.), Mae wäbleriich, bj. im
fen. „Unni 8, — ehr mod), nn glob Fa un —X et
Lennig 55. ft unfer
gierig nad — ſe In im vie. — vi — geier,
geyer waͤhleriſch begierig in Speifen.
Geierig, Dialeftform für gierig, geigig.
& Sein ® en), ber Sonnen, Ka —E
onne einen Eid abzulegen, war eine alte tögewohnheit.
Bir. 642. Gr. 805. a uenoh
Geiftern (thein.), quälen, ängftigen. Sm. 2,79 Hat
in bemfelben Sinne gaiften, geiften, geiftern und vgl.
goth. ge aufregen, erfchreden.
Good m. (mt.), verächtlihe Benennung ber
Schneider, |. Bod, .
157
Geiz m. (thein.), eigenthümliches Ge in den Finger⸗
ſpißen Bei ſtarker Pr wenn man —E dir
Geiz £. (chein. unterrhein.), 1) gewiſſe Schößlinge an
Weinreben, auch an Pflanzen und ——cc—— — (fd. der
Geiz), daher geizen diefelben abbrechen, vgl. Keit;
2) Engerling des Maifäfers, auch gewiſſe andere ähnliche
en.
Geiz (Schwalbach), eine Haut in den Därmen, bie
der Mepger beim Schleimen entfernt. [
Gefehrt, in der Crhein.) Rda.: „Wan barfd nicht fagen,
bie Stube tft nicht gekehrt,” d. {. e8 find ‘Merfonen (bj.
Rinder) da, Die es nicht zu Hören brauchen.
Gekinen (vom Taunus bis Weſi., gekeimt, Part.
Praͤt. von mhd. kfnen, ahd. ehdnan, goth. keinan auffpringen,
leimen, noch bei Geiler kynen.
Geknoen lautet in der Umgegend von Mainz bas
ſtarke Part. Praͤt. von dem fonft Thwatsbiegenben knien.
Gekraäut n., hier und ba weft. fon. das rhein. Gruͤnes,
Sefrüg.n. — die Abfälle vom Gemüfe, womit
man das Vieh füttert, |. Grotzen.
Gél (mt), Dialeftform Mr gelb (ahd. gelo, Gen.
tzelawes, + gel, Gen. gölwes) in verjchiebenen Ableitungen
md. 3fj.: Gelert, Geling, Geleng, Gelinger (Gold-
ammer, hier und ba auch Goldamſel), Geljchneiber (sala-
mandra maeulosa, Laur.); gelföft, gelfüftig en auds
ſehend, dann auch neidiſch) von Perfonen gejagt, päter laf.
ilvas; vgl. blagföft.
Gelätſch n. (thein.), Näffe, bie durch verſchüttetes
Bafler entftanden iſt, ſ. lätſchen.
Gelenk n., Schlupf im Seil bei Rheinſchiffern, daß
ſchd. Gelenk in engerer Bd.
Gelitten, ftarke8 Part. Praͤter. ſtatt des ſchwachen
geläutet, hört man hier und da, auch baier. (Sm.2, 523).
Auch Pater Abraham jagt: „Die Gloden haben gelitten.”
Geliwwert (xhein.), d. t. geliefert, geronnen, vom
Blut gebaut; nd. lewern gerinnen machen, mhd. liberen,
ahd. liborön, giliberön gerinnen.
Gell (chein. wt.), feine ober wenig Milch gebend, von
einer Kuh gebraucht, die im Laufenden Jahre nicht kalbt,
Baier. galt, fehle. gelbe, bei- Stieler gell, gelt, gölt,
goͤrd, fpäter add. gialt d. I. gi-alt, mhb. galt, galte,
gleihfam nicht friſch melkend. .
158
Gelſter CHerborn, Runkel, Limburg), flart, bj. von
ber Wärme gebraudt: „Die Hike ift ak mbb. gelster if
laut, hell, von Ton und lang der Stimine gebraucht.
elt, gelte, geltefe, gell, gelle, gellefe, (gelte
Sie), nicht wahr? if in Ralen fehr verbreitet. ©. meine
Grammatik des 15 — 17. 35.2. 6. 276.
Gelten (Montabaur, Selters), kaufen. :
Gelung, Glüng &. wt.), Lunge und bie fämmtlichen
ebleren Eingeweibe, fo auch Baier. (Sm. 2, 484) und ſchon
Bei Alberus (1540).
Seränzig (Schwalbach), Gelüfte Habenb, lüftern, mhd.
gelustec begehrlic. J
Gelze, Geiz, Gilze, Gilz f. (weſt.), verſchnittenes
Mutterfhwein, Baier. Balz (Sm. 2, 46), jbweiz. Galz,
@o1; (St. 1, 418); ahb. galza, gelza, gelze, mhb. gelze,
Ih gilte junges weibliches, nicht immer verſchnittenes Schwein;
tfleb. (1475) Ite verſchnittenes Mutterfchwein, PDän.
galt verfchnittener Eher.
Gemach (thein.), Ieife, nicht laut, vom Begriff der
Bewegung auf den Laut Übertragen, wie auch Iangiam.
Gemäd, Gemädtn. een) Beugungsglied, Dann
auch Unterleib, ſchon ahd. gimaht, gimshti, mhb. gemaht,
zunãchſt Beu; unguermögen des Mannes.
Gemahd f.PI. Gemahre (cbein,) Reihe gemäß ten
Graſes, wetterau. Gemahde, mhd. mäde, |. Mahd.
Gemarf f. (thein.), Bemerkung (thein. wt.), das
Granbeigentgum einer Gemeinde, änhd. die gemargt, ge»
mard. Gw. 1, 557. 571, mb. die marke, marc, bie ge-
marc, gemarkunge, ahd. die marcna, das erke, goth.
marka. Gemark ift aud die Graͤnze der Gemarkung.
Gemaunz.n. f. maunzen. „Do hot mer dad Ge—
brumm von ber so un das Gemaunz von bem Hahne
Gezaͤwwel de ganze Daak um ſich erum.“ Datterih 6.
ſadtpein bat noch vielfach die edle Bb. leutſelig,
ge %
Gemorre m. (Wallmerod, Rennerod), Kamerad, Bei-
ſpanner. Burggraf Albrecht von Kirchberg nennt in einer
Urkunde von 1417 im allen Scherz feine Gemahlin feine
ehelihe Gemore, aͤhnd. und —5 (St. 2, 24) iſt bie
Moor, Moore Zuchtſau. Sollten alle diefe Wörter zus
fammenhängen?
ae and | mummeln,
emuͤtſcht, gemitfcht (xhein.), gelaunt, eig. gemügt
(bei Luther bonam mutzam FR — von Kelpe, s
159
Genenbel, Geſchneubel QUfingen), tabelfüchtige Ge⸗
Geneußig, genaͤißig, gnaßig (8.), 1) begierig beim
Eſſen und Trinken, gerne — Ehein.) ungeneußig
in derſelben Bd.; Dt fparfam.
Genung, "genunf eben, wt.), genug, ſchon aͤnhd.
genung, genungk, ahd. inhd. Ben the hat oft
genung nnd zwar im Reim und außer bem Reim.
Gepifpel n. (wi), heimliches Geſpraͤch, f. pifpeln.
Geplänz n. (rhein. unterchein.), das Gepflanzte.
®erab Se Taunus), Engerab (Schwalbach) n.
fig. Geräh, die oben Gingeipeibe des gefchlachteten efbaren
Wieres, baler. Gereb (Sm. 3, 5), wol Kollektiv von mhb.
ref, ahd. röf, hröf Leib, Bärmutter, agf. hrif, Bärmutter;
gl. lat. corpus Leib.
Geracktevoll, gebrängt voll, — ſchweit
rageltvoll von grageln wimmeln Drau
[en die gang Ga| N geracktevoll — “Et
Geräbevoll, gerärevoll, gererenoli “ Then.)
gebrängt voll, zu täten (j. Reiter) ehörig.
Geräffel, Bereffel n: (thein.), Gerumpel, Bf. Lum⸗
Femad don Menfhen; alt ©. alte mag jere Weibsperfon;
bei Sm. 3, 59 Geräffel, Beräffelwert: von raffen.
Beräth, Gräth n. (Diez, Limburg, Frankfurt),
ige in — Bd. als das hd. Gerah; Gräthfel
gr — üftig, mit lebhaften Lraͤ
eraft (thein. unterr! ), tüftig, mit lebhaften t
mit Lebensfriſche augeftattet. s fen,
Geraupert (Montabaur, Wallmerod), geartet, Bf.
von Heinen Kindern gebraudt; ift an Raupe, Räupling
6. d.) zu denken?
Gerberhund, in der rhein. Ada. „er Fopt, wie ein
Ge, vom Berbum gerben fpeien, kotzen, eig. Beim Eſſen
wärgen, fo auch in andern Gegenden Deutiehlande. S. W. 26.
—— heißt (mehr im ſüdl. Theil des Landes)
bie ganze Hofreite, Haus mit Garten 2c., dann aud (mehr
nal. ei we Gemarkung, alfo der Bezirk bed Ge-
richtes.
Gerei 2 das gefammte Schiffergeräthe; holl. gereide,
gerei iſt übh. Geräthe.
— FH „Und felten noeh werben, fo
muften fie geben zu Schagung an gereidem Gold bey drei
Raufend Gülben von Kloreng.“ Lehr. $. 188. wis
142
Flinſchen ſ. Flämiſch.
Slirre f. Flitte.
ließ f. Flitte. 5
Littch m. (rBein.), 1) befieberter Flügel, ber Arm
des Menſchen, Bipfel an einem Kleivungsftüd, auch (S. rhein.)
Flittchei, Flütthel; 2) Lieberlicher, flatterhafter Menſch,
Windbeutel, (j. Fit). Im. 1,594 hatflitjchen, Flitich«
nen, flitſcheln flattern, mit den Flügeln (Flitſchen)
ſchlagen. Die Wörter gehören alle zu flattern, flittern.
Zlitte, Zlirre BI. (Herborn), Fliß (rhein.), Giger
heiten, böfe Kniffe, |. Flaute. Sollte an eine fg. Anwen
dung bon inhd. vliez, nd. viöt, hol. vliet, kleiner Fluß ge:
dacht werben Dürfen?
Flitzen, flitfhen, fepnippen, mit dem Daumen und
Mittelfinger wegfchnellen.
Fligern (vlt.), mhd. vlitzern, in alten fchlagen
„Dieſelben Röde (ber alten Leute) waren um die Bruft
som gemügert und geflügert; Hinten gefligert. Lebr. $ 36.
25.
Flixen, gewöhnlicher Sligelen (rhein.), Feine Flecken
auf Kleidern, in Getränken, gehört wol zu Flocke, ahd.
focho, Hooco, Roccho, mhð. vlocke, Diminutiv vlöckelto,
agſ. flace.
Flöhkraut, Fliehkraut n, Edſtein, Naftätten),
Aderfnöterih (sperguls arvensis).
Slöhpeter, Zlöhpitter (rhein., weit), 1) feige
Mann; 2) ganz gewöhnlicher Wein.
Fiotf. Slai.
Flörig 1. flätig.
Toß n. (rhein, wetterau ), bie Straßenrinne, worin
das Wafler abfliept.
Blog f. (thein.), Floß, davon ber Kläger Eigen
thümer einer Floß, gewöhnlicer ein Ruderknecht auf einer
op.
Flötz, Flöz f., Kanal zum Ablauf des Waſſers, unter:
thein. aud) Name von Gemarktheilen, inhd. vliez, mittelnd.
viet, hamburg. Sleet Kanal, Fluß. ahd. das vloz, mhd,
er Loʒ.
Bluafe (8,3, Flugaſche, die in Geſtalt weißer Flocken
an verbrannten Körpern hängt, fonft auch Flugaſche
int.
Sluchtf. Crhein), gerade Reihe, Richtung, übertragene
Bebentung.
Fluggras heißt hier und da ber Blutfennid, (pani-
cum sang).
143
Flummen, flumpen (Braubach, Selters, Wallmes
tod), ſchleudern, ſchlagen.
Flunjes (Hadamar, Langer ſteifer Menſch.
Flur, Feld, iſt meiſt m.
Slurer, Slurrer iſt Cin Flacht U. Diez), ein Regen
ſchauer, Schnee und Regen zufammen.
Fluß, Floß_m. irhein.), ift jeder Rheumatismus,
a tsen, ſchlagen, Nebenform zu flatfhen, f.
fd.
glätten ſ. Flittch. BR M
Tügen — — auf dem Waſſer immen, tranfitiv
obd. Flözen, hd. flößen.
Foch, Focht f. me, , Windfegmühle, auch Wanne,
zum Reinigen bes Getreides; 2) Schieber in der Dfenröhre,
Bugbämpfer; 3) Crhein.), Sonne: „Sunnefocht, Sonnen
fäder; 4) (Limburg), auf die Foch gehen, Betteln gen
Soden in ber GCrhigung heftig Athem holen, hüfteln,
Getreide reinigen, (fig.) Burdjbfegen; Mo —
Sm. 1, 509 Hat fuctig unmwillig, zornig. In ber 4. ©
het es au fechten; im ben andern Bd. wol zu mhd.
en wehen.
Fod erſchnaus, fortaus, weiterhin, fürberhin.
Sohnes, Fones (Selters, Walmerod), Spaßmacher,
ad © impfnamen ; vgl. Fatz, Feutes.
Fohr f. (8.), Die Furche, nd. die Fore; föhren mit
dem Pfluge- Waflerfurchen in ein Aderftüd machen.
8058 n. (Selters), Wildwachs (ſ. 2)
Söier, Foiger f. (8.), Schaufel, jedes Ding, womit
man fich ſchwebend Hin uub ber, ober auf und nieber bewegt.
Fortſchuſtern (rhein.), fortfchaffen, entfernen. Won
dem Epiel hergenommen: Schufter, auch Schneider werben
d. 6 verlieren; |. aufhuftern.
wrighe Beim — iſt, wenn dem Urtheilenden die
en Schöffen ober auch die umſtehenden freien Männer
teten. Ein unerfolgtes Urtheil ift Fein Ih Ki,
Si fommt nicht über den britten Mann. Br. 669.
gr Sarz.
en hin unb her webeln, zu Fittch, Fittich
s Brando, Bar Frai, eig. Frauchen, dann Große
mutter, in dieſet Bb.
Graffonntagt. Frohnſonntag
Slat
144
Frankreich nennen die Steuerleute auf den Flößen
Freß.
Fraſem m. (hein.), Milchſchorf, ſonſt auch ſchd. Frai⸗
ſam, Freißam.
Fraſerlich, fräſerlich, fräslich, freiſerlich,
fraſterlich, (chein wt.), ſchreclich, fürchterlich abſcheulich
Goth. fraisan, altn. freista, ahd. freisön verſuchen; barans
. entwidelte ſich der Begriff Gefahr, Schreden: ahd. freisön,
in Gefahr fein, freisig, freislih, freissam gefahrvoll, freise
Verſuchuug, Gefahr; mhb. vreisen verfuhen, Schauder em:
pfinden, Subft. vreise, vreisite, wol. vreise, vreisec, vreis-
A änhd. Frais, Fraiß, Kreife, fraistid,
reiſam.
Fraublume f. (Braubach), Name der Orchis; vgl
Kathrinchen.
Frauenbild et) mb. vrouwenbilde, Frau. Lehr.
$ 128. Bol. Weissbild, Mannsbild.
Frech (Selters, &imburg, Runtel), kühn, ——
ahd. fröh, mhD. vröch ungezaͤhmt, begierig, habfüchtig, Kühn,
tapfer, friſchen Muthes.
Frechte ult.), ein Ackerſtück von befonderer Lage und
Größe, dem Gehrn vergleichbar, wird oft in alten Urkunden
nt, 3. B. Br. 733.
Fred, freed, fret, frietcweft.), herzhaft, ausdauernd,
(von Perfonen und Sachen m gelog), rauh, kalt, ſchroff, böfe,
fpröbe, in Coblenz fraͤd, Herb (vom Wein), im Juͤlichbergiſchen
nicht genug getoit (von Speilen); mhd. vreide, vreidic
—I ed, wild, änhd. frebig, freidig, fraidig
. free.
Free, freh (Selterd, Montabaur), 1) hart, zähe, un
reif, widerlich jhmedend, bſ. von unreifem ober feinichtem
Obſt; 2) rauh, wild, abftoßend von Handlungen Den
ſchen. Das Wort feheint aus Fred gefürzt.
Freeſen, fröifen, freifen(S. Marienberg), frieren,
abb. friosan, mhb. vriesen, agj. fröosan, frysan, engl. freeze,
wetterau. Baier. freufen, froifen; das urjprünglice | ned
in Stiefel, Froſt. S. ©. 23, Nr. 170,
145
13, techt, tritt als Verſtaͤrkung vor andere
Adj. % — frei ſatt effen, ai bater. Sm. 1, 606.
Freifamtraut heißt in Keichelsheim und and) fonft
das breifarbige allen (viols tricolor).
Ben (oft.), verfuchen, erfahren. „Eine Sache, deren
man nicht —* "Hatte, noch) geftepffet.= Lehr. & 162.
©. fraferlig.
reif erlich ſ. fraſerlich
— a, fraͤnkiſch, pi frenfcher Wein. Gw. 1
827. In einem Weiöthum von 1556 im 1, 569 Heißt e8:
„guten frentifchen wein.“ Vgl. huneſch.
ge Fräs o. (S. wt.), Mund, nicht immer ver-
Bregie f. (Wehen, Idſtein), Wıfitte, bezeichnend ges
ung umgebild
ande Freundſchaft werden an vielen Orten für
Berwandte, Dermanbtidaft gejägt, auch baier. (Sm.
1, 614) uud ſchen mhd.
ricko n. (Marienberg), ein munterer Hoſt (f. d.);
fieg. Freude, Bergnügen, Spaß; franz. fricot Fleiſchgericht.
Frohnbote (vlt.), mhd. vrönebote, eine hohe unvers
legliche Oerichtsperfon, von ahd. frön, mhb. vrön, dem Herm
gehörig, den Herrn betreffend, woher Frohnleichnam.
Srohnfaßen vlt.), heilige Zaften, welche alle brei
‚ehalten werben, findet ſich in alten Urkunden für
ji et mehr gebräuchliche Duatember, Ouatember:-
aften.
Srohnfonntage (vlt), heißen die 4 Sonntage uns
mittelbar nach den Srohnfaften.
Froͤſchchen n. Crhein. wt.), Liebkoſungswort von Eltern
gegen Fleine Kinder; bſ. wenn diefelben etwas Kälte zu leiden
hatten; vgl. Hämmeldhe, Maͤusche, Schäfhe.
—28 pl., nad der Form ber Hebarme behauene
Hölger in_Hammerfchmieben.
Geöfgestunt f. Graubach), Hahnenfuß, bſ. ranun-
lus aeris.
Froſchkeil n. Fieberklee (menyanthes trifol.).
Sröjhfra.n. (S.), Bi, na 8. für srsig-
neräthe, woran zu zweifeln ift. Stieler hat Froſch—
ge arm für Froſchlaich. Kür Eingeweibe fteht ſonſt Gerab
d.), und fo ſcheint Froͤſchkra gekürzt zu fein aus
Besläyrer M liederlicher Menſch 1
rühtchen n. (wt.), liederlicher Menſch, an andern
Drten in gleihem Sinne Frücht el
Kehrein: Wörterbud. w
146
Fruchten (vlt), einernten; ſchd. fruchten, mäb.
‚vrahten ift Frucht tragen.
Frühbirchen Cunterrhein.), Frühbirnchen, nennt man
bier und da ein frühreifes Mädchen.
Frhtig (Hadamar), munter, ſpaßhaft, baier. unb ſchweiz
frutig, fruetig friſch, grun (von Pflanzen), munter, ge
fund, emfig, ausndtiam (Sm. 1, 621. St. 1, 401), goth
fröth, fröd, ahb. fröt, fruot, mbd. vruot, vruotec, vrüetee
in denſelben Bd.; vgl. gi frathjan verftändig fein,
mbb. vraden wohlauf an Leib und Seele, verftändig fein.
Fuchſen (xhein.), einen (ſich fehr ärgern, Hart mit:
nehmen, fuhswild machen; fuchfig zornig. „Des hot mid
Rs weeneche gefuchft.* Liebe mit Dinderniſſen, Darm
t . ©. 9.
abi
Fuchsſchwanz m. Baumfäge ohne Bügel, auch bei
Mebgern gebräuchlich.
- Fud m. (S. weft.), Vortheil, Handgriff, Geſchick, wol
han EFT aus Fug, mhd. vuoc Fuge, Fuͤglichkeit, Ge
iclichkett.
Fuckel, Sudler, ſ. faufeln.
Sudbelftaat m. (thein.), Meldung, die Werth zu
haben ſcheint, aber feinen hat, franz. futil, Tat. futilis. „Aach
feiner Fraa ehr Fuddel ſtaal.“ Lennig 44.
Fuddern |. futtern.
Fuder n. Wagenladung von Garben, nach den Orten
verſchleden.
. Fühlen (chein.), die Hühner und Enten, durch Fühlen
unterſuchen, ob fie Eier legen werben, Iauf. befühlen.
Suprbütte £., worin Die Hein getretenen oder geftoßenen
Trauben nad) Haufe gefahren werben.
Fuihafen, ſchlagen; vgl. virgas geben.
Fummel f. (thein.), dicke, bj. Teichtfinnige Weiböperfon.
Fummeln (wt.), tüchtig reiben, auch ſchlagen, nd.
fummeln, hol. fommelen, engl. fumble, mit den Hänben
an ober in etwas umberfahren.
Fünf austhun (weit.), mit ben fünf Fingern, mit |
der Hand ſchlagen.
Funtelefaufe, BL. (Ihftein, hier und ba zhein.), net |
man das, womit man betrügt, feien es Worte, Handlung, |
Gebärden; ſ. Haufen.
Funkelneu, funfelnagelneu (thein.), ganz men def
es noch funkelt, neu, wie ein funkelnder, blanfer Nagel, |.
fpelzerneu, ſplitterneu.
u DEE
147
Fünklich, finklich (3.), Eopfichen und empfindlich,
von Thieren, bisweilen auch von Menſchen. St. 1, 404 hat
— mit einer ſtumpfen Spitze ſtoßen, z. B. vom Rinde
Shen ng von Beulen mit den Füßen u. ſ. w.
rt fünkli
uppel £& (rhein.), Tieberliche Weibsperſon; die ſich
foppen Läßt?
ü
angeln unterthein.), fördeln (thein.), mit dem
Een) Bone lat. —e baier. (Sm.
, 553).
Fürkraßz f. (Selters, Marienberg), der rauheſte Baſt
dom
Surnfen (Herborn), raſch brennen, mel feurnzen,
Beier, feurizen, feurzen, euer ſprühen. Bm 1, 553).
a rehel, Fürſtenbrötch en ſim Herborn
ebre
arms, Borwigden. u Gebernelle (di-
J eln, (S. wt),1 d
EBERLE 7353
u er eru efu e ” eigan
N. Beier Rartenmijchen; vgl. engl. fusz a
a Karten nehmen, joe,
Sufel, Zuffel m. (8. wt.), ber geringfte Branntwein,
pen, fußber, vufper (rhein.), gehener; baier.
fhwäb. fhweiz. Busper, —XRX — lebhaft, bewege
üch; vgl. wiſpeln.
Fuß in den Rda.: ſich auf die Hinterfüße ſtellen,
d. i. ſich wehren, vertheidigen, wie fe, Wildſchweine
u. a Thiere thun; einem die Füße abtreten, di oft
au ihm kommen.
ne Subesi m. (Selter$), Buzbaum, Buxmai.
ujfeln
len (8. Schwalbadh), 1) von Hühnern, welche die
wegen Kälte, Fr fit u. dal. hängen laſſen; 2)
ge or Menfchen, kränkeln, fröfteln; Adj. futſchig. Vgl
Futſch (thein.), verloren, verborben, auch ſchweiz. (St.
1, 408), immer in Verbindung mit fein und werben.
Futſcheln (wt.), 1) fon. fauteln; (f. d.); 2) mit
ben Hänben fehnell hin und Her fahren, bſ. au vom. an
148
haltenden Hins und Herbewegen und fomit vom Knallen mit
ber Fuhrmannspeitihe gejagt; 3) hudeln, pfufchen, leicht
darüber hinaus arbeiten.
Sun nen ), zanſen, ſch P
uttern, fuddern (wt.), zanken, ſchimpfen, achen,
auch fchweiz. (Bt. I. 408), von franz. Jean foutre! „Der
bot geſchennt un gefuddert.” Firmenich 2, 75.
©.
(Begen der Unficherheit der Ausſprache ift auch N nadhgnfehen.)
Gaaſt (Reicheldgeim), Dialektform für Gaaß, Beiß.
Gabchen f. gappchen.
Gabeikette f., die Kette, die den Anker, wenn er aus
geworfen 9 feftbäilt.
Gabeln ſich (chein.) fich fchiden, paffen, 3. B. von
einem Stüd Hola, das zu etwas gebraucht neben fol.
Sm. 2, 31 bat ſich gaulen ſich fügen, zutragen und denkt
an Boll. gauw geſchickt, ausrichtig
Gadeln, gideln (rhein.), ru lachen, gleichfam fchreien,
wie Hühner und Gaͤnſe, bſ. von jungen Mädchen gebraucht,
nb. Tafeln, holl. gagelen, gaggelen; davon Gegadel,
Segidel, |. Gidel.
Sadern va. gadfen; davon bie Gackert Henne.
Gadfen, gadzen (wt.), wirb vom Schreien dev Hühner,
von ‚einem ähnlichen Tone der Näder ıc., wol aud von
einem Singen und Sprechen der Menfchen gebraucht, baier.
gagfern, gagkezen (Sm.2,23), änhd. gaden, gagen,
mbD. gagen, ‚en, ahd. gacazen, irgiccazan, irgaccizon,
jechazan; dgl. gickſen.
Gaffel £. (ebein, unterthein. Schwalbach), ein Mäd:
Gen, welches Vergnügen daran findet, am Fenfter oder auf,
ber Strape ſtehend alles Vorübergehende zu begaffen,
feinen Wit zu machen und dann ans vollem Halfe zu laden.
Das Wort gehört zu fd. gaffen.
Gaffen (mt.), auseinander Reben, von Kleidungsftüden, |
Schuhen, Wunden 2c. gebraucht, auch ſchd.
Gaͤhhitze dabtige £. (chein.), eine ſchnell eutſtehende
zu ſtarke Ofenwärme; daher das Verbum es gaͤhhitz i
Gaͤhholz (Caub), Geſtell, an dem der Mift, ber in
bie einberge Gomımt, aufgeladen und auf den den ge
nommen wir
Gaͤhh unger Crhein.), Heißhunger, bei Sch.2. Gaͤh⸗
honger.
149
Gahlengs f. gatting.
Göhren |. Gehren.
menmtnig, Jakübip, Ribte Chem), IB
Hu ; Sm. 2, 28 bat gähen in Eifer oder Zorn gerathen und
In — eig. fteil, abſchuüſfig, dann (fig.) gaͤhzornig;
sähftogig —— von gah und jchweiz.
ſtoßig von der Stoß faft ſenkr— te ufelgung ober Abs
bängigfeit der Erde R44 — Felſen. In der J. Ausgabe
von Schillers Tell A, 1 ſteht: „So wird das Schiff zer⸗
ſchmettert an der Fiuß Felswand), die ſich gähſtotzig abſenkt
in die Tiefe. In den fpäteren Ausg. ſteht gähftrogig.
Bat, Gakel, Got, Gaker k. (thein.), 1) eine für
ich große Ianghalfige Weibsperſon, bie fh etwas unge
chickt benimmt; 2) übh. eine eitle, "unbeft ‚nd ge, alberne
Weibsperſon, meift Schimpfnamen. Sm. 2, 15. 55 bat in
temfelben Sinn Gadsund Banken, ©aunfen, Gaun⸗
tel. Die Gak gehört zu gaken (j. v.
Gakeleie f., Afelei (aquilegia).
Gakeln erhen.), Dialektform für gaufeln, bf. in
Gatelfpiel, Gakelwerk, wenn Schränke, Tiſche u. dgl.
hoch anf einen Wagen geladen werben, jo daß fie fi bes
—— weil ſie das iechgewight nicht haben, oder nicht
au haben ſcheinen (ei Sm. 2, 24 Gauggelwerf, Gog—
—B gafelig.
Gaken, gigaken, mbd.gägen, gagen, igen gagen,
freien, wie eine Gans; dumm ſchwatzen; "8a Gang,
hwahhafte, Dumme Beiböperjon.
Gakſen (unterrhein.), einen dem Ton einer Beige
ahnlichen Ton hervorbringen. Gaksbube 1) ein kriſchiger
Junge; 2) ein Käfer, der einen ſolchen Ton Hören laͤßt (mas
für ein Käfer es if, weiß ich nicht).
Gal (S. Marienberg), Dialektform für geil, wird
von fetten, fruchtbaren Adern und Wieſen gefagt. Die Gar
leng, was dem Boden Fettigkeit gibt, z. B. Schlamm bei
ũberſchwemmungen. Sm. 2, 30 Int gail, ae Gaile in
denfelben Bd. Die Srundib. von geil, ahd. mhd. geil
iR obs, „(ufig Davon Gale m. Sr 9 ahd die geilt,
mhd. geile.
Galbchen, gilbchen (rhein.), 4) Laut zufen; 2) buften
und dabei ſtark auswerfen, Baier. a gezen. Sm. 2, 89;
davon Galbcher, Gegalbd, ilbher, zu gelfen,
hd. galf Getön gehörig.
150
Galbjen Heften rhein.), bellen, Bf. von großen Hunden
ahd. gelzön, mbb. gölfen, gälsen, gölzen, anhd. gelfen;
vgl. Fallen.
Galern (thein.), fptelen, muthwillig ringen, wie a
Geiler (mh. geilaere) d. t. Mutbwilliger, dem ed ums
if, wird von Thieren und ftadjenben) Menfchen gr aan
Salgenholz f. Dod
Galgennägel heißen Gier und da bie gelben Rüben
(daucus carato).
Galgentab Heißt (xhein.) der Kolfrabe.
Ball £. abend. quellige Stele in Adern, in Caub
Waffergalle, bei Sm.2,30 die Gallen, Nabgallen,
hervorquellende diaſſigteit an einer Stelle in Selb und Ader,
wo man ſie hinderlich ober fehler! chaft findet. Nah W. ber
die Galle Bat, bezeichnet das Wort übh. einen Einſchluß
von anberm Stoffe (ol. rich alle, Sandgalle u.a,
jehört alfo niet I hochd. le Altn. iR galli
Geht m Mangel, Gebrechen.
Ballera £. 6 weſt.), Gallerte, mhd. galreide, galrei,
anhd. —R allerey.
®alm m. (8. Eimsurg), Laut, lauter Schall, ſchon
ahd. mhd. änhd. Galm.
Galoppner heißt (in Flacht A. Diez) der Hand
fröhner, wol ironiſch, weil er meiſt langſam arbeitet.
Galwern (S. Selter), 1) vom fürchterlichen Geſchrei
eined Hundes, der gefchlagen worden ift, zu galbjen ge
börig; 2) fi erbrechen, eig. Falbern.
Gamaſche, Kamalde iſt rhein. nur männlichen Ge
ſchlechts, franz. die gamache. Auf dem Wefterwald kennt
man das Wort nicht. ©. Straffkrumpf, —
Gammel, Gumpel, Gompel f. ırhein.),
Weibsperſon, in Herbom Gompelobib, baier. A
®ummel (Sm. 2, 46), farte, jhmäb. faule und geil
Weiböperfon, Note Gummel. Davon gammeln, gam-
bein, gumpeln umberfchlendern.
Gammel m. (Ufi er Laͤrm, baier. der Gaͤmel
Spaß, Muthwille (Sm. ), Si Tchmeiz. nt —
laͤrmende Bra —8 1, 418), abd. —
Erg » agl. gamene, e, Muthiil e, Spaß, —E
u Fr die Beluftigen, fcherzen.
sach em, mb. ganerbe (b. i. ge-an-erbe),
ahd. ganarbio, kanarpo, geanervo, Miterbe einer Gemein
151
a mit dem Rechte zum Eintritt in bie Hinterlaffen-
Pr ausſterbender Mitglieder. Gr. 481. f
Ganfen (thein.), heimlich ober auf verſchmißte Weile
entwenben ; bebr. ganab ſtehlen, jüdiſchdeutſch ganov Dieb.
„Un wärjc (wäre es) geganft geweſt.“ Lennig 38.
®ang (hier und ba rhein.), ber alte Imperativ, geh weg!
Gans f. 1) wie hochd.; 2) Schimpfnamen für Dumme
Weihöperfonen; Bänfer (vlt. . 1, 559), Ganſert m,
Gänſerich, mh. ganzo, :o, mbb. ganze, ganzer,
ganzer; Gans hutl Scheuchruf bei Gänfen.
Ganſchen (Eaub), 1) einen fortfagen; 2) ihm einen
Verweis geben. Nach dem mihd. gengen, d. i. gehen machen,
Darf man ein gangjen, gangzen annehmen.
Gaͤnszunge N 'hein.), der Löwenzahn (leont. tarax.),
Sanverie (8. mit kaum hörbarem n), Gewerſch
(Montabaur), Gowaſch (Salz) f., eine Doppelte hohle Hand
vol, ſchleſ. Gab ſche, nd. Göpſe, bei Sch. die Geifel⸗
ſche, Gäubertſche, Hol. gaps, von ahd. coufan, altn.
gaupn, uihd. gouf, goufl, göufse, Baier. öfter. Gäufel,
Bauten, Safe, ſchweiz. Gauf; vgl. lat. cavus, (hobl.)
appchen, gappfen, gippden, giewden (S.
wit), 1) nach Athem ſchnappen; 2) gähnen, bei Stieler
gapen, gappen, gaplen; nd. gaapen, agf. göapan, altn.
gapa gähnen, den Mund aufreißen. Ahd. gowön, mhb. gi-
wen, göuwen bb. dasſelbe und muß bei gipchen, giew«
chen verglichen werben.
Gappen, 1) einen fallenden Körper mit der Hand
auffangen; 2) & men (beide Bed. in Braubadh).
Garen (9. Hadamar), zerren, neden. Sm. 2, 321
hat kaͤren quälen, plagen, bj. aus Nederei; ärgern, ver-
drießen; vgl.goth. kara, ahd.chara, kara, mhd. kar Trauer,
lage, (davon Karwodje) und mhd. quiren feufzen. Vgl.
karmen.
Gargel, zuweilen Gergel f. (rhein.), die Rinne der
Faßdauben für den Boden, auch dad Werkzeug zum Gin-
ſchneiden berfelben (auch Gergelfamm), ſchd. der Gergel.
Garings f. gatting.
Garr f. ein garrendes Spielzeug ber Kinder (in ber
Karwore neben ber Kläpper gebraucht), vom Präteritum
des flarfbiegenden ahd. körran, chörran, mhd. körren, kirren
durchdringend fehreien, tönen; rauſchen, vom Waller, von
Thieren unb Menſchen gebrauht, davon garren, von her
Garr und von neuen Schuhen gebraucht (ſ. bretzeln,
Beipeln), baier. garrezen, garrzen (Sm. 2, 61.324).
Geiler hat: „daz mülrad gig oder gar.”
152
Baffaten, gaffieren, gaffatim, gaffatum
gehen, auf den Gaſſen umbergeben, ift (mie Sm. 2, 73 ri
tig bemerkt) durch alle Provinzen Deutſchlands bekannt,
ſchon bei Stieler gebizen, oBaten geben.
Gaffentroll f. (Gaub), fih auf den Straßen ums
bertreibende Weiböperfon; |. trollen.
Gaſt, aber Saft gefprochen, ift faft im ganzen Lande
ein ſchlechter, zudringlicher Kerl, während Gaft (mie hochd.
geſprochen) den ehrbaren Gaſt bezeichnet.
ät, Gäth f. Got.
’
Gätt f. Reit.
Gatterzind kommt früher auch im Rheingau vor.
Er wurde von folden gefreiten Gütern entrichtet, deren
Fa nicht litt, daß der Erheber über die Schwelle feines
Haufe träte, dieſer mußte ben Zins über den Gatter
heifchen, und durch den Gatter, ohne die Thüre zu öffnen,
murbe er ihm hinaus gereicht. Gr. 388. Br. 385.
Gatting, gattings, gahrings, gahlengs (Ihr
ftein, Wehen), paſſend, ſchilich, bf. (rhein.) mittelgattings
von mittlerer Dice, vorzüiglic) in Aufammenfepungen: Gat-
tingsäpfel, Oatiingsfartoffeln. Sm. 2, 80 hat
gättlih paſſend, frei und dgl. ah. getilös, mihd.
getelös, getlös ungebunden, muthwillig und gataling, goth.
adiligg, mhd. geteling verbunden, verwandt, woher uͤnſer
atte (ahd. gegate verbunden, dan wozu paſſend, mhd.
gegate Genoſſe, Gatte) und Gattung (das durch Ber
wandtſchaft Zufammengehörige). St. 1, 427 hat gattigen
ſchoͤn ordnen, Gattig, Gattung Geftalt, Form, Art und
Weife und führt diefe Wörter auch auf Gatt in Gattung
zurüd. Hebel hat gattig wohlgebilbet, gefällig.
Gauch m. (vlt), Guduf, mhb. gouch, ahb. gouh,
kouh. „Der gauch gudyzet; ba ber gauch gudte“ Gw. 1,
54. 525.
Gaukel m. (Hadamar, Limburg, Runkel), aus Erde
gebadener @lüder.
Sautel f. (Schwalbach), Schaufel.
ee s Canagalie)
aulheiln. (Softein), Gauchheil (an is).
Gaͤuls diebe (rein. wt.) n. Yolen bei den Katholiken
jene, welche ihre öfterlihe Beicht bis auf den legten Tag
verſchieben.
Gäulsthier n, (Selters, Montabaur), Roßkäfer.
Gaup f. (rhein.), 1) Da fung, oft mit einem Laden,
immer aber mit einem feinen Dach, auch Gauploch,
153
Gauphaus, pfälz. Gaube, Baude; 2) Haube mancher
Vögel, 3.8. des Wiedehopfs, auh Gaupel, ſchd. Raupe,
Sm. 2, 59 hat der Gupf ber emporftehende gemölbte Theil,
4. B. eined Hutes. Abd. ift die kuppha, mbd. gupfe, alt
franz. coife Kopfbebedung, bſ. ber emporftehende gewoͤlbte
re) eine Hutes, Helmes; mhd. der gupfe Spitze,
ipfel
Gauzen (chein. unterrhein.), 1) bellen von Hunden;
2) andy auf Menfchen übertragen, inhd. gouwezon (?), altn.
ya, änhd. gaugen; die Gauze Krankheit junger Hunde,
auzer, Gegauz.
Gawern (rhein. unterrhein.), ben Speichel fließen
laffen, von Kleinen Kindern gejagt; Gawer, Gamwerläpp-
hen; änhd. Baiffer, gaiffern, ſchd. Geifer, geifern.
Gbahi (Marienberg), zart, weich, 3. B. das Tuch iſt
gbahi, gehört wahrſcheinlich zu baͤh en.
Gebältn. heißt am Rhein der mit Balken belegte
Raum über der Scheuertenne, am Main und Tauuus bis
anben Wefterwald Gerüft, im nörbl. und nordweſtl. Theil
des Landes Gebähn, im Gamberger Grund Tennge⸗
bühn, Lauf. der Balken.
Geben. Für werden fleht oft das perfönliche geben:
Ih geb ’n Soldat, du gift ’n Kaufmann, er gibt u Schneider,
wir geben Soldaten ıc. „E guta Sohn gibt aag en gute
Shmann.“ Liebe mit Hinberniften, Darmjtadt 1859. ©. 4.
Aus dieſer perjönl. Konftruftion, die fi) ſchon bei J. Ag⸗
tilola im 9. 1529 findet, ift das umperfönl. es gibt er⸗
warfen. & meine Gramm. des 15 — 17. Ah. 3. $. 74.
Geben (elliptiſch), Schläge geben, ohne Beifügung ber
betr. Bebärbe.
‚. Gebet (Nauheim), in der Rda.: ind Gebet gehen,
in den Konfirmandenunterricht; einen ind Gebet nehmen,
derb zur Rebe ftellen. B
Gebidn. mhd. gebicke zur Schutzwehr gegen ben
Feind angelegte dicht verwachſene hohe Hede, ‚nod oft von
beiden Seiten mit Gräben geichligt, von bicken, b&eken,
ahb. piehan ftehen, hauen mit einem fpigen Werkzeug, vgl.
Biel. In Raſſau waren mehrere folder Gebide, nament ⸗
lid) das rheingau. Landgebick von Nieberwalluf über Schlangen»
bad nad) Lorch est, Sir, Diplimat. Nacht. vom Rheingau
185 f. und Br. 817 f.) und selten nörblich vom Taunus
bis auf den Weſterwald im Amt Hadjenburg. Vgl. Günther,
eod. Iplom. , 252 und Gw. 1, 595. 647. In meinem
Bud, über die naffau. Orts» und Gemarkungsnamen werben
die Orte genannt, wo fih Gebicke befanden.
154
Gebietlg, folgfam, bereitwillig; aͤnhd. bietig, ur
bietig, verb erg,
Geblefft f. bleffen.
Gebröds, Gebrocks n, (thein.), Heine Abfälle von
Holz, Gemüfe zc., zu broden gehörig, |. Gefpröds.
Gebſchnitzig, gefihnegi (dein wt.), frei
von geben und Schnig. „Ebr N och ſunſt net jo gel
ſchn big mit dem Kerwe un Morkgehn.“ Firmenich 2, 76.
ebühn, Gebünn, Gebönn, Gebinn n. (8. wei),
1) Bimmerbede |. Bün; 2 fva. Gebält.
Gebufeme (vlt.), inhd. gebuoseme, gebüseme, Blatt
verwandter, Standesgenoſſe.
Gedel ſ. Öidel.
Sei, naͤrriſch, eitel, laͤcherlich (von Bed) if auf dem
Wefterwalb fehr verbreitet, wird am Rhein felten gehört.
Bebäh, Gedähts f. Gethäts.
Geballe, Gedelte Git.) / Gedolde, Afte, Zweige
9. Doll). Daß fie das gedelten deſſelben Baums
furen ſollen; das beſt gedalle des baumd.“ Gw. 1, 537.
edanke geben (8. weft.,, bie Gedanken auf etwas
richten, achtgeben, aufmerfen.
Gedaut (rhein.), vorwaͤrts geneigt, fo fein, ftehen,
gehen; Nebenform von buden.
Gedehn, gegenfeitig viel mit einauder verkehren auf
angenehme ober unangenehme Weife, |. Gethäts.
Gedeihen (S.), kommen, gelangen: „hönner ena (hinter
einander) geb. — flreitig werben; gebeih (mad did) an
dönn’ Vahler.“ Schon mhd. hat gedihen, änhd gedeihen
bie Bd. in einer gewiflen, nhd. in einen vollfommneren Bw
ftand fommen.
Gebingbud n., worin bie Arbeiten bed Bergmannd
verzeichnet, werben, von das Gedinge, ahd. gedingı, mhd.
inge Übereinkunft, Vertrag.
ebingträger m., ber Arbeiter im Bergbau, info
fern ein Vertrag mit ihm abgejchloffen tft.
Gedorſtig, gebürftig (vlt), anhd. borftig, mb.
getürstic Mihn, unternehmenb. „Er war raiſch und geborfig
Fu gain A thun; ein kühner, gebürftiger Fürſt.“ Lehr.
Gedotzt (Gaub), dicht gedrängt, dicht Heap
von ben Beeren bed Traubenhängels, fonft auch geftuft,
ſ. Dog.
Gedrucks n. (rhein. wt.), eig. Gebrudtes d. i. Drad-
Sattan.
155
Gebrufen (rhein. main), gebrofen (Ui e⸗
—3 — Kr rich zu Brite, a Fe IR,
Irös, druost, dröst, druose gehörig, das aber
* I betont driusan —— t.
in Bun n.
Gefach ‚Sera n., 1) der leere Platz in einer hoͤl⸗
jernen at, 2) — ee —— tem Schraunke,
BT Kr jet ich ). ſeht
efaͤhr, ge ein einer sache (8. wt.), ihr ſehr
—— PN — gevaere, PA
— nacftelend ZB "unfer Gefahr f. Ion
(ini Geiler hat: mdie hund ſeind jm gefärb; fo ſeind
belifchen hund gefär einem follihen haͤßlin.“
®efanzeln., Dialektform für 8: ranzel. „Un’s
Kingtn her] N Gefranzel un Gef an zel dron (am Kragen.)*
7
© ittelig (D im, Wiesbad und ferti
MR RL I. 1, Sr dat Kurtipet (heahıfie Benennung
Ei ten Tespaften Maͤdchens, und faͤtſchen eilig hin
efleiſ ft (Dillenburg), fleiſchig, viel Fleiſch an ſich
ertidert f fliderig.
Geflut (rhein. bier und da): ber ift nicht geflut =
er iſt dat — mit ihm if nicht zu ſpaſſen.
8: orren |. erren.
sbanai t (Salz), ER a in
Beim denb, wie in einem Haruiſch.
‚ De bete wrhein. 1, d. i. geb, gehen Sie, wird in
rt em Geſpraͤch oft ald Giufeitungsform zu einer Bitte
» gebraucht: Geh, vu —— Gehnſe, eſſeſe mit uns! Gehnſe,
bie hingehen.
N Johannes.
Geheien (often, Montabaur), kraͤnken, ae, zus
Ionen 3 keien. (St. 2, 31. Sm 2, 132). 9. Sachs
— gheyſt mich; bie Armut mid) geheyt.“ P.
" rahen hat: „Was keyen wir und umb dieſen Kahl⸗
kopf.“ Das Wort hat zunächft den Begriff einer übertries
* Seralt; . ungeheit, verheit und das fole
Geheigl ieden, behaglich: ich fühl
33 1 ai bi en in, pr BR
156
Geheigniß, Geheugniß f. (thein. Selter), Theil:
nahme, Troft, von ahd. haien, gehaien, mhb. heien,
heien, .heigen hegen, pflegen, ſchuͤtzen (woher unfer hegen).
Öeberigd, —— wie ſich gehört.
„E geherigber Mad (ftarfer Markt); je hun fi vor e ganz
8 Au) geherigb gebroffe (getrunfen).“ Firmenih 2,
Gehtrzt, von Ochfen, die gut eingefahren find und
alle körperlichen Volltommenheiten guter Zugochjen_ haben,
Glara Häplerin (15. 35.) hat: „Deine Augen find gen
im gehirt“ (gegen ihn gerichtet). Iſt dies dasſelbe Wort?
Gehndernoh (Wallmerob), nachher, nachgehends.
Gehning £. (weft.), Gegend.
Gehören nimmt (rhein. hier und da) mein, dein
ſtatt. mir, dir zufih. Auch Göthe(1, 147), jagt: „Und
mein gie bie gm Welt.”
ehren, Öäbren, Gehrn, Gern, Giern, Gie⸗
ren, Göhrn m. (weſt.), Schoß, mhd. gere, ahd. kero,
keilfoͤrmiges Stüd; Aderbeet, das Feilförmig zwiſchen andern
legt; Bmwidel an einem Kleid; dann Schoß (Saum dei
Kleides); fpäter die zufammengefaßte Schürze, zuletzt Schoß,
fo auch bater. (Sm. 2, 62) und nd. (Sch ). Nach dem frühern
Recht wird der Schuldner, Frevler, Verurtheilte am Gehren
ergriffen; der Käufer wird am Gehren ergriffen, an bad
gekaufte geführt und fo in Befiß geſetzt. BRh. 657. 666.
. 159.
Gehütſchel n. (Nennerod), Gemüfe aus geftoßenen
Kartoffeln und Apfeln, oder aus Kraut und Bohnen, ober
gelben Rüben u. dgl.
Geier (8.), unerfättlich, wolfig; geier, kehr, kiehr,
kierſch, Eör (8. weft. rhein.), niedlich, wählerijch, Bf. im
Een. „Unnützig wollt ehr noch, glab eich, un geyer feyn"?
Lennig 55. as ahd. giri, mhd. gir, gir, ge iſt unfer
giertg nach Speife, ſchon im 16. %h. bei Alberus geier,
geyer wählerij begierig in Speifen. .
* ©eierig, Dialeftform für gierig, geisig.
& Bein (augen), her Sonnen, & —* Angeficht der
onne einen Eid abzulegen, war eine alte tsgewohnheit.
Br..682. Gr. 995. 0. I
Geiſtern (rhein.), quälen, ängftigen. Sm. 2, 79 hat
in demfelben Sinne gaiften, geiften, geiftern und vgl
goth. de aufregen, erjchreden.
eißbod m. (mt.), verächtlihe Benennung ber
Schneiber, |. Bock. \
157
Geiz m. (rhein.), eigenthumliches Gefühl in den Fingers
ihen pro ftarfer Kälte, Bj. 4. He man In bie Wärme mm
Geiz f. (rhein. unterrhein.), 1) gewiſſe Schößlinge an
Beinreben, Fi an Pl — In kun Me der
sn, daher ae diefelben abbrechen, vgl. Keit;
2) Eigeling bes Maitäferd, auch gewiſſe andere ähnliche
Geiz (Schwalbach), eine Haut in ben Daͤrmen, bie
ber sn beim Schleimen entfernt.
rt, in ber (rhein.) Rda.: „Man darfs nicht fagen,
die Stube nicht gefehrt,“ d. i. e8 find Perſonen Eſ.
Kinder) da, die es nicht zu Bören Bezuggen,
Gekinen (vom Taunus Bid Weft.», gefeimt, "Part.
Brät. von mhd. kinen, ah. chinan, goth. keinan auffpringen,
teimen, noch bei Geiler kynen.
Geknoen Iautet in der Umgegend von Mainz das
Rarke Part. Prär. von dem fonft Tomadibiegenben Enten.
Gekräut n., hier und da weft. fva. das rhein. Grünes,
Gekrütz w. Chin) die Abfälle vom Gemüfe, womit
man das Vieh füttert, |. Grogen.
Gol (mt), Dialektform für gelb (ahd. gelo, Gen.
gäawes, mhb. gel, Gen. gelwes) in berſchiedenen Ableitungen
und. 3f.: @elert, Geling, Geleng, Gelinger (Golb-
Amer, bier und da auch Golbanfel), Gelfhneiber (sala-
mandra maeulosa, Laur.); gelföft, gelfüftig (gelb au&
Klub, Pr neidiſch) don Perfonen gejagt, ſpäter lat.
Ivus; vgl. blagföſt.
Gelatſch n. (Hein), Räfle, bie durch verjchütteteß
Vaſſer entflanden iſt, |.
Gelent n. KAG A Sei bei Rheinſchiffern, das
ihd. Velent in engerer Up.
Gelitten, ſtarkes Part. Präter. ftatt des ſchwachen
geläutet, hört man hier und da, auch baier. Gm. 2 523).
Au) Pater Abraham fagt: „Die Glocken haben geitten. “
Geliwwert (chein.), d. i. geliefert, geronnen, vom
Fr gebraudht ; nd. lewern gerinnen machen, mhb..liberen,
. iborön, güiberdn gerinnen.
ur: (ehein. wt.), eine oder wenig Milch gebend, von
einer Kuh gebraucht, die im Laufenden Jahre nicht kalbt,
baier. galt, fehle. gelbe, bei: Stieler gell, gelt, gölt,
goͤld, —— ahd. gialt d. i. gi-alt, inhd. galt, aalte,
gleichfam nicht Frifgmelten.
158
v gelßer m Anke CH AR Sy AN 3
er Wärme gebraucht: „ iſt g.*3 . gelster
laut, hell, von Ton und Klang ver Stimme gebraucht,
elt, gelte, geltefe, gell, gelle, gellefe, (gelte
Sie), nicht wahr? if in —* ſehr verbreitet. S. meine
Grammatik des 15 — 17. 35.2. $. 276.
Gelten (Montabaur, Selters), Faufen. 5
Gelung, &lüng (B. wt.), Sunge und bie fämmtlichen
ebleren Eingeweibe, fo auch) Baier. (Bm. 2, 484) und ſchon
bei Aberus (1540).
Gelüftrig (Schwalbach), Gelüfte Habenb, Lüftern, mhd.
gelustee begehrlich.
Gelze, Geiz, Gilze, Gilz f. (weft.), verſchnittenes
Mutterſchweln, baier. Balz (Sm. 2, 46), ſcbweij. Balz,
Golz (St. 1, 418); ahd. gelza, gelze, ib. ‚gelze,
f. gilte junges weibliches, nicht immer verſchnittenes Schwein;
alttiev. (1475) gylte verſchnittenes Mutterſchwein, daͤn
galt verfchnittener Gber.
Gemad Ehein), Ieife, nicht laut, vom Begriff der
Bewegung auf ben Laut übertragen, wie auch langiam
Gemäd, Gemächt n. (epei) Zeugungäglied, dann
auch Unterleib, ſchon ahd. gimaht, gimshti, inhd. gemaht,
zunãchſt Beu; unguermögen des Mannes.
Gematt PL Gemahre (rhein.), Reihe gemähten
Graſes, weiteren. Gemahde, mh. mäde, f. —8
Gemark f. (chein.), @emartung (thein. wi.), das
Grundeigentum einer Gemeinde, änhd. Die gemargk, ger
mard. 557. ee usb. bie marke, mare, bie &
marc, gemarkunge, ahb. die marena, das e, got
warka. Bemart iſt auch die Graͤnze der —
Gemaunz .n. |. maunzen. „Do hot mer bad Ge
brumm von ber ss un das Gemaunz von bem klahne
Gezaͤwwel de ganze Daak um ſich erum.“ Datteri 6.
Ira hat noch vielfach die edle Bd. Teutfelig,
ge 9%
Gemorre m. (Wallmerod, Rennerob), Kamerad, Ber
fpanner. Burapref Albrecht von Kirchberg nennt in einer
ürkunde von 1417 m allen Scherz feine Gemahlin feine
ehelihe Gemore, Ahnd. unb ſchweiz. (St. 2, 24) ift bie
Moor, Moore Zuchtſau. Sollten alle dieſe Wörter zw
Tammenhängen?
ae tar u ara i
emütſcht, gemitfcht (xhein.), gelaunt, eig. gemüßt
(bei Zuther bonam mutzam non habe), von Slpe.
1359
a rende, Geſchneubel (Ufingen), tabelfüchtige Ger
Geueußig, gendißig, gnaßig(S.), 1) begierig beim
Gfien und Trinken, gene gentegend; (xhein.) ungeneußig
in berjelben Bd.; 2) fparfam.
enung, genunf Crhein., wt.), genug, ſchon aͤnhd.
genung, genungk, ahd. inhd. genuoc. öthe hat oft
genung nud zwar im Reim und außer dem Reim.
Gepiſpel n. (wt.), heimliches Geſpraͤch, ſ. pifpeln.
Geplänz n. Cthein. unterrhein.), das Gepflanzte.
Gerab (thein. Taunus), Engerab (Samalt R
fieg. Geraͤh, die obern Eingeweide bed geſchlachteten eßbaren
Dieres, baier. Gereb (Sm. 3, 5), wol Kollektiv von mhd.
ref, ahd. röf, hröf Leib, Baͤrmutter, agſ. hrif, Baͤrmutter;
dgl, Tat. corpus Leib.
Geracktevoll, gedrängt voll, wahrſcheinlich zum ſchweiz.
gtageltvoll von grageln wimmeln (St.1, ach). nDrauf
Keht die ganz Gaß geradtevoll Menfche.“ — 57.
Gerädevoll, gerärevoll, gerexevoll (S. rhein.,)
gedrängt voll, zu räten (f. Reiter) gehörig.
®eräffel, Gereffel n: (thein.), Gerümpel, bſ. Lum⸗
penpad von Menſchen; alt ©. alte magere Weibsperfon;
bei Sm. 3, 59 Geräffel, Geräffelwerk: von raffen.
Geraͤth, Gräth n. (Diez, Limburg, Frankfurt),
Waͤſche in engerer Bd. ald das ſchd. Geräh; Oräthfel
di Geräthfeil, Waſchſeil.
Geraft (xhein. unterrhein.), rüftig, mit Iebhaften Kraͤften,
mit Lebensfriſche auxgeftattet.
Geraupert (Montabaur, Wallmerod), gene, Bi.
don Heinen Kindern gebraucht; ift an Raupe, Räupling
d. d.) zu benfen?
Gerberhund, in ber rhein. Rda. „er kotzt, wie ein
G.⸗, vom Verbum gerben fpeien, Eoßen, eig. beim Eſſen
würgen, jo auch in andern Gegenden Deutichlands. S. W. 26.
Gerechtigkeit Heißt (mehr im ſüdl. Theil des Landes)
bie ganze Hofreite, Haus mit Garten zc., dann auch (mehr
ange Theil) die Gemarkung, alfo ber Bezirk des Ge—
richtes.
Gerei.n., das geſammte Schiffergeräthe; holl. gereide,
gerei iſt übh. Geraͤthe.
ae bey em „Und folten —— — 9
uf ie geben zu Schagung an gereidem Gold bey brey
Taufend — von Florenh.“ Lehr. $. 188.
160
gr Dezenafe (vlt.), Gerenne, wie $. 105 fteht. „Der
9 hatte gewähret manche Beit und Jahr, aljo daß fie
—S d. d.), Gerennſe und Scharnitre hatten.“
@ergel f. Bargel.
Gerlch Dis m. (8), Gerüd, Grid n. (thein.),
Gerüd, Geſchicuich
Gerier, —5 n. (8. weft. Taunus), Staͤubchen,
Sand» und Fruchttörner. Sm. 3, 121 hat Rexach, Bere
ri, Gereriht was herab ober herausfällt oder rinnt,
bf. in der Scheuer die aus allzu dürrem Getreide von ſelbſi
ausgefallenen Kömer; f. röhren.
erifpeln. (ehein.), Gerauſch f. rifpeln.
Geritt (vlt.). „Au fo hatten fie vor ber Stadt rend
Gerenne, und Scharntige, und Geritt.“ Lehr. $. 1'
Germden, Germlamm, Öermelamm, Sörm-
lamm (8. weft), Mutterlamu, dän. gimmerlam.
Gern f. Gehren.
Geröhr |. Gerier.
Gerbll Gentershauſen A. Wallmerod), fva. das ſchd.
Geruͤmpel.
GBGetrotz, Gerotzel n. (S.) Befpött, |. vopen.
Gerren (Ufingen), 1) laut weinen, im Partic. ge:
gorren, wie mhb. kirren, gekurren; 2) garten |. Garr.
Berten heißt das Anbinden der Bogreben (f. d.),
in andern Gegenden binden, machen.
Gexuhſame Naht wänfcht man in Weinheffen, bei
‚Bm. 3, 3 gerübsam (aus d. 9. 1429), d. i. geruowesau
vom mbb, geruowen.
@erufeln. (S.), eine Lanbwirtihaft, die mit vieler
Unruhe zc. verbunden iſt, |. rujeln.
Geräüft f. Gebält.
Gefahl (meft.), Dinlektform für Gefeil, Kette (Seil)
am Vieh zum Anbinden.
Gefäß n. Cunterrhein.), ein ei hingen angepflanzter (ge
febter) Beinberg, Jen et Sunat eld.
— eze, Ge fähe, go. gesaege, Wohn
fi, Wohnung, kommt oft in alten Urkunden vor. Bol.
Hausgefäß.
Geſcheh en hat im Partic. faft durchgängig gefhieht.
Gefcheibigkeits krämer heißt hier und da ein Mk
ber Alles befjer wifjen will, der, wie man fagt, „bie Gefeper
bigfeit mit Löffeln gefreffen hat.“
Geſchein, meift PL Schein der Trauben.
161
312 d. ey fer KA The
ejherr.n. .), Zeug, 3.8. erz err; dann
auch in weiterer Bd. ſva. Sache, meiſt —* veraͤchtlich,
übertragen von Geſchirr.
Gejchlepp (rhein), beinahe foa. Geſitt ıf. b.), nur
daß das Geſchlepp faft nur aus Blättern (Srautzc.) befteht.
Bl. das Geſchlepy (Lodipeife) der Jäger.
Geſchligs n. Lederbifien, Naſchwert, ſchd. Geſchleck.
„Dat amner Zeig eß all Geſchlicks.“ Firmenich 2, 88.
Geſchoſſen feind. i. einen Schuß haben (f. Schuß);
verftärkt Heißt es: g. f. mit der Peizkappe; in Rhein
befien hörte ich aı * g. ſ. mit der Spüllump, alſo übh.
mit Dingen, mit denen man nicht ſchießt.
Gefſchnauen (weft.) Tautet das Part. Prät. von dem
heute ſchwach, mhb. ſtark und ſchwach Biegenben Verbum
fäneien, mhb.antwen, snfgen, ahd. snüwan, agj. anivan,
hol, sneeuwen.
Geſchuf (unterrhein.), Geſchoͤpf in verächtlihen Sinn.
Geſchwabbeltevoll, geſchwawwertevoll (chein.),
voll zum uͤberlaufen, |. ſchwabein, ſchwabern.
Geſchwei (chein.), 1) Schwägerin; 2) (Pl. weft.),
Schwiegereltern. Abd. der gesuto, mhd. e, gemigs
in Sehmuager un Schwiegervater; bei Anentinus ift Ger
ſchweig die Schwägerin.
Geſchwind in den rhein. Ada. „Der Geſchwinde, ber
geſchwinde Mach auf“ d. i. Diarrhoe, Durchfall.
Geſehnen (rhein.), gefahn (weſt.), Dialektform für
gefegnen, mit Worten oder Spruͤchen heilen, in älterer
Zeit beiprechen, f. fehnen. .
Gefenk n., Vertiefung in ber Grube (bed Bergbaus),
deren Mündung nicht zu Tage geht, wie beim Schacht.
Gefitt, Gefätt, See, ©fien. (8. wt.), Spreu,
Häderling, Kraut 2c., worüber des Abends ftebendes (auf
biöweilen kaltes) Waſſer gegoffen worden ift, und das am
folgenden Morgen dem Rindvieh zur Nahrung gegeben wird,
baier. Befott, Gefött und die Verba gefikten, ger
fütten (&m. 3, 293).
Geföff, Sefüff.n. (S.wt.), 1) andaltendes Saufen;
2) Getränte (in beiden Bd. ſchd. Geſaäufe, Gejäufte);
3 für das Rindvieh und die Schweine kaltes ober lauwarmes
— ver mit Kartoffeln, Kleien und dem Abgefäll
6.) im Haufe.
Gefogen (mt), Bart. Praͤt, von ſitzen, fo auch am
Untermaf Km. 3, 298). Then,
Kehrein: Wörkerbud, u
162
©efpleß.n. heißt auf dem Weiterwalb die Hälfte einer
Handvoll geherhelten Flachöfernes, wol von fpleißen (au&
einander fafern).
Geſprauz, Gefprauß, Geſpreiz n. (thein.), Lärm,
großer Umftand x. |. fprauzen, fpreißen.
Geſprecks n. (Mallmerob), kleine Abfälle von Hol
und Kohlen, Jont Gebröds, zu dem es fid) verhält, wie
fpreiten zu breiten.
Geſprickelt, gefprideltig |. fprideliät.
Gejpüil n. (mt.), Spilict. .
Seite PL. L)(wt.), Gebärden (lat. gestus); 2) (Rönig«
fein), Luft nah Speife und Trank |. Sue
Gefted n. (Ufingen, chein.), haͤßliche, ſchmutzige Weib
perſon, Schimpfname.
Gefteng n., ber Maft oberhalb des Hummels.
Geftern, hier nur anzuführen wegen ahniggefern,
Ihntgeekern, ohniggeftern vorgeftern.
eftuft, geftufft (Ipftein), don. gehott,
Sejülgte Apfel find (unterrhein.) ſolche, bie in Stroh
ober Treftern eingehüflt und in einem Faſſe aufbewahrt
werben, |. Sül;. ,
Geleſcht, in der Rda.: ich fei geteſcht d. i. ver
loren, das |chb. getufcht von tuſchen, f. diſchen.
Gethäts, Gebähts, Gebeez n. (thein.), fieg. Ge
Pr „ das Thun, Lärm, Unruhe, unnfiges Thun, unnöthiger
Aufwand, von thun. „Bor was dep lang Gedeez un
lang Georjel?“ Lennig 65.
Gethün n. (Wehen), fva. Gebühn.
Getraätſch f. trätſchen.
Getüch Getuͤchs n. (chein.)) Sammelwort von Tuch.
Geuſen, geuften (S. weſt.), verſchwenden, indem man
etwas verſchenkt ober liederlich verpraßt, nad 8. das ſcho
vergeuden; iſt vieleicht an das fränk. und pfälz. Gauſe
ei josena, mhd. gouse neben goufe, |. Ganverjd)
ohle Sand zu denken, wie man auch fonft hört: durch die
er de
ewahrſchein m., Kaufbrief, eig. Schein für bie ge
leiſtete Gewähr. 2 Set
Gemwann f. (S. wt.), 1) Aderbeet, (Sm. 4, 102);
2) alles Geld, welches zwifchen zwei Anwannen (j. d.) liegt.
Geweb, Gewebt n. (Marienberg), was durch Weben
gefertigt ift: Geweb Tuch, d. i. Stud Tuch.
83 in Thätigfeit |. webern. ih
ewebr n. heißen bie hervorſtehenden obern me
der Wildſchweine. hewoͤrſth ei
163
Geweiht, geweit ſ. queit.
Gewellig (Selters), Dialektjorm von gewaltig, groß,
ar,
Gewerfch |. Ganverſch.
Pi Geweſt flatt geweſen, ift wt., ſchon aͤnhd. Gw. 1,
25 u. ö.
Gewicht n., Wellenfchlag auf dem Rhein; von Wog
ebildet.
Gewihdert, gewittert (S.), foa. gehirzt mit dem
NRebenbegriff, daß der Ochſe eine gute, breite Bruft hat,'ob
u weit gehörig? .
Gewimmeltevoll Cxhein.), gebrängt voll, von wim⸗
meln, dies von mhb. wimmen, ahd. wimjan, ſich regen, eig.
bervorquellen; daher mh. gewimmel,
Gewirk, Gewoͤrk n.(S.), 1) Flachs, Hanf und Werch
infammengenommen; 2) jeber Theil allein; 3) Tuch daraus.
Gewunken (wt.), Part. Prät. von winfen, fo auch
bei Vater Abraham, auch Baier. (Sm. 4, 117), inhd. und
ahd. mit ſchwacher Flexion.
—VB (wt.), Part. Prät. von wünſchen, auch
baier. (Sm. 4, 118), jo auch bet Pater Abraham, mbb. und
ab. mit ſchwacher Flexion. J
Gewo(u)tſchel Gewo(u)rſtel n. (thein.), Ges
wirr, von Haaren und Garn geſagt. Vgl. ahd. wörrisal,
mbd. wörsal Uneinigteit.
Gezäppel, Gezeppel, Bezäwmweln. (rhein. main.),
Gedraͤnge zabelnder Menſchen, Thiere, bj. Kinder, Bette
ler x. Buwe un Gezeppel.“ Lennig 78. „Do hot mer
dad Gebrumm von der Frah un das Gemaunz von dem
llahne Gez äwwel de ganze Daak um fi erum.” Dattes
ih 6. „Weil mer daham noch en ganze Stall voll von dem
Hane Geze ppel hawe.“ Firmenih 2, 77.
Gezau, Gezahn (Selters, Lorch), Webſtuhl, ſchleſ.
Gezee, and. Gezau, Getzaw. Gw. 1, 529, mhd. ge-
zouwe, ahd. gizawa, agſ. getave übh. Werkzeug, im Berg:
bau noch Gezaͤh, von goth. taujan, agj. serien, ahd. za-
wen, mbb. zouwen bereiten; vgl. Sm. 4, 209 f.
BP ud Gezeugs n. (Naftätten), Streit, bj. Wort»
Li .
Gezech (rhein. main. unterpfälz.), geläufig, gewöhnlich;
mhd. ge ne von zöchen, gezöchen. Bi;
ibelgebig (rhein.), fehr freigebig. Für unfer gän
und gäbe ſteht mbd. und änhd. gib und gaebe. In gibe
liegt offenbar das alte gib.
164
Gibch ſ. Gipp.
Gicht Crhein. weft.) nur ſaͤchlich, ahd. die, mhd. das
und bie giht, bezeichnet früher verſchiebene Arten von Rew
venleiben, bie mit Budungen, Lähmung, Krämpfen verbunden
find. Die Kinderkranfgeit, die im noͤrdlichen Deutſchland
das Schäuerhen genannt wird, Heißt im füdlichen Deutſch
Iand die Gichter, Pl. von das Gicht.
Gich tig (Herborn), nd. Form für hochd. giftig; dgl.
Schlucht Schluft, Neffe Niftel, jept Ricte.
Giähtplatte f. auf dem Hammerſchmiedherde.
Gickel, Güdel, Geckel, Gockel, Guckel, Gickert
m. (8. wt.), 1) Hahn; 2) Stolz, Zorn: es ſteigt ihm ber
Gickel, wie: e8 ſchwillt ihm der Kamm. Das Wort (franz.
coq.), ſchweiz. Güggel, baier. Gogkel, Gogker, Güler,
anhb. Güdel, Guggel, Güggeldhen, Göder, ift nah
dem Schreien des Hahnes gebildet.
Gickeln J. gadeln.
Gickert ſ. Gickel.
Gicks, in der (rhein.) Rda.: er weiß nicht Gicks ober
Gags, d. i. gar nichts. Sm. 2, 25 Hat: gie und Code)
ga« (fo aud änhb.); giden und (oder) gaden. Das
ort gehört zum folgenden Gickſen.
Gidfen, gickzen (rhein.), abgeftoßen und ſchwach,
mit einem eigenthümlichen Laut Huften, Baier. gidezen,
tadezen, gigfen, gigfezen (Sm. 2, 25. 280. 281);
mh. gigzen, gichzen, gökzen, ahd. giecazan wird übh.
vom Hervorbringen unartifulierter Töne gebraucht; vgl.
gadfen, und Geiler gigen unter garren.
Gieken, gietfen (8. wt.), 1) ftehen; 2) ftichelnde
Neben führen. Davon Gieker, Giekſer, Krojchgiekfer
ers Mefler). „Wie e Froſch, wammern gieft, fo
orrer do gezudt.# Lennig 57. Sm, 2,25.281 hat gigfen,
giden, kicken.
Giere, Gieren f. Geren.
Gieren, am Seile, das zwiſchen zwei feften Punkten
befeftigt ift, bin unb ber fahren; daher Gierponte eine
fliegende Brüde; Hol. gierbrug von gieren Iavieren, Hin
und ber gehen.
R Sic, Gießblech (xhein. weft.), Goß (Hoͤchſt), Gleß⸗
anne.
Giewchen ſ. gappchen.
Giewid (thein.), Kıebig, nd. mittelnd. kyvit, plattd.
kiwitt, Boll, kievit, ähnd. Eibip, Eifiß, gyftß, —2
gebyß, gybytz, gynitt, gambicz. (Diefenbach gloss. 606),
165
baler. Beibig (Sm. 2, 13). Diefe Namen, mit Iat. gavia
zuſammengehoͤrig, ſtimmen mit dem Rufe des Vogels. ©.
tewig, Ziewid.
Gift m. (xhein. wetterau.), hoher Grad de? Zornes;
Schwalbach) ſcherzweiſe die Duafte an der Kappe; giftig,
Giftmichel, alle diefe Wörter auch Baier. (Sm. 2, 18).
Gimbert (Herborn), Gomber (Marienbera), Huhn
ohne Schwanz, Kluthuhn; vgl. Gumpel.
Ginggang m. (chein.), ſchd. Gingfam geſtreift ge⸗
webtes Baumwollenzeug, aus dem Japaniſchen, wo ging-
gang — verbleichend.
Gipp, Bippe f. (wi.), ſchd. Gipfel (Winfel) eines
Baumes. Hans Sad Hat Gipffe, Sm.2, 59 Gipfling
ber oberfte noch ganze Xheil eines gefällten Baumes, ber
übrig bleibt, wenn der zu Bauholz u. dgl. dienende Stamm
weggehauen ift.
Bippchen |. gappchen.
Bippel f, Spige der einjährigen Weinranken; gip«
peln dieſe abichneiden, von Gipp gebildet.
Giſpel Gifchpel m. (rhein. Ufingen), unbedachtſamer,
jebankenlofer Menſch, auch baier. uni Pine, (Sm. 2, 77,
Einer 449), bei Pater Abraham „unbefonnener, alberner
iſpel
Gift, güſt, göft, geſt (weſt.), fva- das rhein. geil,
cweg guft (St. 1, 502), bei Sch. 2. göſte, nefte.
itfchen (Montabaur), 1) mit Waller begießen, 3. B.
uf) auf der Bleiche; 2) ſtark regnen. Daher Gitſchſtein,
Gußftein der Küche, Gitſchblech, Gießblech q. Gieß).
Sm. 2, 87 hat die Geutſchen Lache. Die Wörter gehören
im gießen. Bgl Heiß Hige, ſchießen Schüge.
Glaich f. (wi.), Glied einer Kette, Baier. das Gelaich
(Sm. 2, 421), abb. das kileih, mhb. daß geleich Gelent,
Fuge, Sieb, gehört mit Hilich (f. d.) zuſammen.
Glasber f. (Gaub), große Gartenerbbeere (ananas
tragaria).
[Je Bub), Glanz, . bei Göthe:
se sin des ers Yaoner Bis glast, au Fr
gchoͤri⸗
Gar, @let n., d. i. Geleit, Heißt bier und da im
A Montabaur die Bienenkönigin, ald Leiterin ber Bienen,
Glatt ſteht (wie lauter, rein, fauber), vor andern
Wörtern zur Verftärkung, auch baier. (Sm. 2, 95): Du bit
© glatter Narr; das ift glatt gar nicks; „Die meenzer Lehrer
al ſeyn Halter glatt verridt.” Lennig 31. Vgl. platt.
166
Glattig, glattg (Ufingen), Dialektform für glatt,
f. S. 19, Rr. 36.
Glau, Hau (S. weft.), glatt, angenehm, gut, lauwarm
pfälz. Elau wohl, 3. B. das thut Eau. Das Wort if
ivahrſcheinlich aus ge und Ian gebildet, welches Iegtere ben
Ber des warmen Waſchens enthält. Das nd. glau,
möb. elon, ahd. glou, glau, klau, goth. glaggv, altn. glögg,
agſ. gleav, bed. geiftvoll, jcharffichtig.
lede, Klede £. (rhein. main. hier und ba weft.), bad
Gebreite der mittelft Sichel oder Senje niebergelegten, noch
unaufgebundenen Garbe auf dem Acer, fonft au lede ge
nannt; nad) Weigand d. W.eig. Gelege von änhd. lecken,
ahd. lecken, leggan legen. Glede ließe ſich ald Gelegde
n.
faſſen.
Gleffe (vlt.) Lippe, Lefze., ahd. bie läfza, ber lefs,
löps, mbb. der löfs. „Der Ritter hatte einen beſcheidene n
fund mit @leffe, etlicher maßen did.“ Lehr. $. 81. Die
fenbad Gloss. 314 hat änhb. gleff, gleffe, aleft, gliff.
Glehm, glähm, glühm, Elehm (rhein. unterrhein.),
weich, zart, geſchmeidig, glatt. Sm. 2, 92 hat unglamber
fteif, nicht elämeibig. an darf vielleicht an ah. limphan,
gilimphan, mb. limpfen, gelimpfen , altn. lempa safe,
angemefjen fein denfen, woher unfer Glimpf, mbb. gelimp.
Glehmſeln, Elehmfeln (thein. main.), 1) äußerft
langfam und dabei mit Ausſuchen des Beften die Speiſen
Im; 2) langfam und mit halbleiſer Stimme ſprechen. Davon
——8 — glehmſelig, glehmſerlich, glehmſch;
Glehmſchwaͤhz er Schmeichier. Im. 2, 92 hat gleim nahe,
genau, knapp, enge, gedraͤngt, dicht; gleimezen aͤngſtlich
und mit Mühe Athem holen, ftöhnen, — E weinen und
möchte gleim auflöjen in ge-leim und es auf ein ver
lornes Ablautverbum beziehen. Gleimezen und glehm-
feln ee gewiß zufammen.
. leiche gleichen Adj, dad Gleich ene Subſt. fteht
rhein. durchgaͤngig für eben, das Ebene, von einer Flache
ohne merkliche — und Vertiefung: der Weg iſt gleiche,
ein gleichener Weg; der Tiſch fteht gleiche; wir find jept
Coon dem Berg oder aus dem Thal) auf dem Gieichenen.
Gleichen ift au) Name von Gemarfungstheilen.
Gleitſchen, glitſchen (Walmerod, Selter8), klettern,
zu gleiten gehörig.
Glene (vlt), mb. glavin, glävin, glevin, gleven, glen
Lanze, Reiter, der eine Lange trägt; Ritter mit feinen Ranzen
knechten, oft in ber Lehr.
167
Glennern (Diez), gleiten auf dem Gife, fo ſchon Bei
Stieler.
let ſ. alat.
Gleunig f. glühnig.
Glichter, Glichters Chein.), meiſt mit mein, dein,
ſein verbunden im Sinne von meines, d., ſ. Gleichen, bei
V. Abraham in hochd. Form Glifter (Sm. 2, 446).
Glicker, |. Olüder.
Glickschen j. Glüdschen.
Stiftchen f. Mlift. -
Gliiſch f. (Braubach), Schmid an einer Peitſche.
len — Ay] Ge
von glitſchig, glitfcherich, ſchleſ. glitſchkich, glitfchs
irig —8 Giliſchuß fonft Sqhünſchuh (Laub).
Glocken (vlt). „Huch trugen Die Männer Hoiden (ſ. d.),
Ka aen glum und und gang, Das hieße man Glocken.“
Glockenblume heißt an manchen Orten die Alelei.
Glockenſchall Colt), Umfang der Gerichtsbarkeit, oft
in einem Kirburger Weistbum von 1534 und in einem ſpätern
Grenzhaͤuſer. „Zom erften wiſen fi minem heren bem apte
ot und verbot in und bouſſen der firchen, in dem Eloden-
ſhall Kirbergk. Daß fie alles feld, gehölg vnd andere lies
genbe güther unter dem glodenihall Gränghaufen gelsaen
zu lehen haben.“ Gw. 1, 641 f. 3, 745. Bol. Gr. 840.
Glog, Klog, Glo, Gloftn., foa. Flenneffen
(1. d.), früher allgemein das Gelage, änhd. Geloh, Ges
Pd ch, Giag f. meine Gramm. d. 15— 17. 36. 2,
Glowe f. Kloben.
Gluͤckt. hei), Bruthenne, von ihrem Tone fo ges
nannt, bei Wicel im 16. Ih. Glodhenne, bei Stieler
Olud, Gluckhenne; gludfen, gludzen, (lat. glocire),
1) das Glud der Bruthenne hören laſſen; 2) von einem
heil des Körperd, wenn er Elopft, 3. B. Finger, Bf. von
eiternden, in ber Heilung begriffenen Wunben. — Glud
heißt beim Volk auch dad Sternbild Plejaden.
Glüder, Slider, Klüder, Kliderm. 1) Schnell»
Kyriden, Schuſſer, Baier. (Sm. 2, 352), jchweiz. (St. 1,
) Kinder, Slugger, hol. klikker, knikker, in einem
Volab. v. 1429 klucker Kugel, gluckern mit Kugeln fpielen;
dgl. ah. clucli, glucli Kügelden; 2) andere runde Körper,
8. bie Samentapfeln an Kartoffeln, Hode.
168
Glüdshen, Glidschen (weit.), Heine Bohne, deren
Geftalt fi) der Kugelgeftalt (Glüder) nähert.
Gluͤhheiß hört man ziemlich oft für das jchb. glüs
hendheiß. Bol. freglieb.
Olühnig (thein.), gleunig Cweft.), glühend, fait
lühendig, wie jtebig, rafig, verthunig. ©. meine
Sram. d. 15— 17. & 2, $. 68.
Suäget —XE ſparſam, Häuslih. Sm. 2
nährli ontabaur), fparfam, Häu: . 2,
97 bat gnären, Eneren Noth leiden und vgl. ſchwäb.
närig Carg), engl. narrow (eng, eingeſchraͤnkt). Biemann
bat md. nerlich fidy rechtlich nährend; Enapp, wie ſchwäb.
närig Daraus läßt fi gnären, gnährlich erflären.
nappen f. fnappen.
Sneisbeutel m. (Weilburg), ſchmußiger Geizhals,
für Gneiftbeutel, ſ. Oneifter, Knauftbeutel.
Gneiſt m. ( Idſtein), flberfarbiges Fingerkrqut (poten-
tilla argentea).
Gneift, Gnauſt, Gnaſt, Gnoſt, minder richtig
Kn—, m. (thein.), ſieg. die Gniſte feft auf der Kopfhaut
ee ‚Bin ober) Sautfgmug: Schmup auf Kleidern,
bi. von Rotz und Bett, 1482 gnist, bei Stieler Gneis.
Gneiſter m, (weft), 1) joa. Gneiſt; 2) fg. fchmugiger
In (S
ocheln (Schwalbach), mit dem Stode reizen.
Godel f. Gidel.
Gohker £. a in Wiesbaden der dürre Tannızapfen,
der fonft Adel (}. d.) heißt. In Baiern ift der Bogfel
bie Knoſpe, das Auge an Pflanzen (Sm. 2, 26), |. Gudel
Gohl (Nafjau), bitterfjmedend, bei gol, zu
Galle gehörig.
Sohn ſ. Jahn.
Gole, Schawwes goie £. (theln.), ſchmutzige Weibs⸗
perfon, jüdiſch deutſch.
Goͤkes, Geld, jüdiſchdeutſch. „Daß ganz Eirobia (Eu⸗
rxopa) zu dar Geſchicht (Gutenbergsdentmal) heit Gokes
beigedraa.“ Lennig 9.
‚Goldtrant Heißt in Caub das Schellkraut (cheli-
Bee it, Gold (auftäfer
[} mit, Goldſchmitt m. (wi.), Bolbl h
Gold wibel m., Golofäfer 253 auratus).
., Goldwurz (Gaub), Heißt das große Schellkraut (che-
lidonium majus).
Gnltf. Bot. "
169
Golles, Bülles m. (8.), 1) Pfeifentopf mit einem
gebogenen Halfe; 2) jeder Pfeifenkopf.
Gollmer, Gollemer, Golemmer m. (rhein.),
Goldammer, ſchon bei Stieler Gollmer.
Golo, Gollo m., ——— eines falſchen
Salz), ſteifen und dummen (Idſtein, Limburg) Menſchen.
Sollte für die 1. Bed. der falſche Golo aus der ſehr ver⸗
breiteten Geſchichte ber Genoveba in die Volksſprache einge
drumgen fein? Biele Eigennamen find allmählih Schimpfs
namen geworden.
©ömber f. Gimbert, Gumpel.
©ompelweib Zwildenträgerin, |. Oumpel.
Sommer f. Gurke, |. Kummer. .
Gonkel f. (Schwalbad), Schaufel, wol nur Dialekte
form & Gaukel. ”
onn f. Ounn.
Ben ſ. ee Ce mi
orkſen, gorgfen (rhein. mt.), gurren, gurgeln in
dm Gingeweiben, aud bier und da vom Girren ber Tauben
gefagt, bei Sch. 2. görzen, ſchleſ. gurgfen, baler.gurren,
gurregen (Sm. 2,63), ſchweiz. gorgeln, gorgfen (St. 1,
45), änhb. agzgegen, gaeergigen, garzen, görzen
(Viefenbady Gloss. 257), mittellat. gargarizare, franz. gar-
Een Schon mhd. heißt ed: cz gurgelt in dem büche,
haben ir} mhd. gurren den Laut Gurr heroorbringen
und ande r a gurgel gemiſcht.
V
Goß }. Gieß.
Goi, Goͤt, Götdhe, Gaͤt, Gaͤtche, Bet, Getche,
(au Goih xc.), Goll £., aus der Taufe Hebende und Ge
hobene, Bei Katholiken auch der weibliche Firmling und bie
dabei betheiligte Got, in verfchiebenen Formen durch gang
Deutiplanp gebräuchlich. Add. der —— die gotä, mir.
er und die gote, göte, gotte, götte, änhd. gotte, gotti,
gott, göt eh Gloss. 417), nad Wergand
d. S. wol von Gott, alfo geiftliche Mutter, da fie den
Uufling, ben Firmling Gott darbringt. .
Göttern (8.), vom Obfte, wenn es beim Schütteln
— faͤllt, ald vegnete es gleichſam herab; vgl. tratteln,
stteln,
Gott, Gotts ſteht Häufig verſtaͤrkend, gleichſam bes
d vor andern Wörtern: gottsaingig gottseben,
(1. eben Gottes), gottsjämmerli, nottserbärm-
lid, gottsöberkt, gottfträflich; vgi. noch Kobekeit,
170
Bupeteit, muttergottöfeligallein. „Ich bob mer
bobei an fo eme ſchwernothſe Lattnogel mei gottSöwwerfte
‚Hofe verriffe.” Streff 47. „Do draus hot der Schuhmacher
Bengler mein Dai q un ſchmeißt en ganz gottfträflid.
Datterich 73. Rhein. jagt man auch: Er thut fein Gotts⸗
beftes (b. 1. was er nur kann), um das zu erlangen
Öotterfpred wird (rhein) im Sinne von gleidh-
kn nämlich oft eingefchoben „Un enausgude, als gotter⸗
prech: Seht ihr, was ich do zur Verfcheenerung der Stadt
beigetrage habe.“ Hampes 54. St. 1,467 hat gottmerkith
«(von quithan fagen), gottmerſprich, gottverfprid. Ju
einem alten Kirdhenlied fteht: Jejus fah über ſich (empor),
Pre Gott ih ſprich, Als hett er wöllen fagen.”
"08 ber, ſprach ber.
otteslaͤmmchen (Gaub), Gottesthierch en (Mon
tabaur, Selters), Sonnenkäfet (coccinella punctata), ſonſt
Herr sıtstpiergen cd. d.).
. Gottes ted (Gaub, weit.), geiſtliches Lieb.
Gottfried, alter, heißt hier und da ein alter Rod.
Gotzen (Hoftein, Hochſt), auf eine feinere, etwas heim-
liche Art beiteln, vieleicht zu gu gen (guden), gehörig; ober
follte es gottgen, gottjen Fin weil die Bettler um
Gottes willen betteln und dann oft Bott ſehns (Gott
fegne e8) jagen?
Gowaſch ſ. Ganverſch.
Grabchen, grappchen, grabſchen, grappſchen
(mt.), 1) geſchwind auffangen, bſ. Gegenftänbe im Nieberfallen
gl. das FKinderjpiel Grabchſteinchens); 2) Haftig zu
gen auch wucherifch zufammenfcharren. In die Grabch,
rabſch, fieg. Grappel werfen b. i. Andern zum Auf
fangen. Das nd. Wortiftmitnd. grapfen, —S
grabben (zugreifend faſſen), holl grabbeln (zujammenraffen),
engl. (baten), ſchwed. grabba (mit der ganzen Hand
zugreifen), eined Stammes und gehört zum nd. rappen,
hochd. raffen (alſo gerappen).
Grabeln ſ. krabeln.
Graben nennt man das erſte Umgraben des Wein⸗
bergs; vgl. lauter und rühren.
Gradel £. (then. Sofein), 1) fperriges Holz, bſ. ah⸗
gabel; baher 2) der Hintere, Davon gradelig, geadi,
ein. W. hal . Oragel, Gräge
tadeln. bat ſchleſ. Oragel, Grägel 1) düre
weig, namentlich ein gabelförmiger; 2) die geſpreizten Beine;
Age, grägeln breitbeinig, übh. ungefhidt und ſchwer⸗
fällig gehen; ſchweiz. grageln bie Beine fpreigen, Bragle
alter, Frummer, großer Rebenſchoß (St. 1, 469.
171
Gradkopf m., eine Mafje anderes Geftein, das ben
Schiefer ſenkrechi, Zwerchkopf, das ihn horizontal, Schid,
das ihn fchief durchzieht.
Graf fleht rhein. in ber Rda.: „Geh zum, beſchwer
dich, verflag mich beim Graf Teufel.”
geilen iebildet. Höhr A. Montabaur fol die Form
Orammanze f. Rrammanze.
Grammel ſ. Krammel.
Grammeln (thein.), wird zunaͤchſt von kleinen Kindern
in der Wiege gast, wenn fie unruhig werben, aber noch
nicht ſchreien; 2) von größeren Perfonen, wenn fie eine Un
riebenbeit noch nicht recht hörbar wollen werben laſſen;
) übh. Beftändig Magen, grämlich fein. Grammler,
srammelig, Gegrammel. Im. 2, 109 Hat in lepterem,
aber etwas flärkeren Sinne gramen, grameln, grames
kn Diefe Wörter gehören mit Gram und Grimm zus
immen,
Granchen (Herborn), ftöhnen, kraͤchzen, bei St. 1,471
grannen, gränneln verbrießlid Hagen und ächzen. Klein
hat aus dem Elſaß grahmen feufzen, leife weinen, ftöhnen.
Abb. granjan, mhD. grinnen, grannen weinen, änhd. grannen
(ehr —S gehört zu greinen (f. d.).
©rangeln f. frangeln.
Grapp, ®rappe |. Krapp, Krappe.
Grasblume f. (rhein. wit), Gartennelfe (dianthus
caryophylius).
trafen heißt das Hinziehen der Anker eines Floßes
auf dem Grunde.
Grashitſchel f. (Braubach), Grasmüde.
PR re ſ. (Selters), Orasmüde; vgl. Miſch,
uſch.
172
Grasräff, Grasreff m. (S.), der hölzerne Stiel
mr un Senfe, fonft Graſſer und Senfenwurf genannt,
e
Graß, gräffern f. Eraß.
Gratel, Oraal f. (8.), 1) joa. Gradel 1 und 2;
3 (fig.) Stolz. gl. Baier. (Sm. 2, 124. 125) Gritt
rittel die Gabel, welche die beiden Schenkel am Rumpfe
bilden. S. noch das folgende Wort.
Grateln, graiteln (8.), die Beine beim Gehen weit
außeinander fan, baier. graten weite Schritte machen,
gratteln bie Beine auseinander fperren, ſchwerfällig gehen;
dgl. goth. grids, ahb. critmäli, gritmäli Schritt, Pi be-
gritan, pigrötan bazu jhreiten, anfangen, mhd. griten ſchreiten,
woher griteliche ‚mit außgeipreigten Beinen.
Gräth, Grathfal |. Geräth.
Grätfchen, 1) joa. grateln, auch Baier. (Sm. 2,
125), jälef. gratfchen; 2) reien G.kraiſchen); 3) ein
Rede oder Sache vorwerfend und zum Ärger oft wiederholen.
W. hat grätig verbrieglih, unwillig, ſchwaͤb. grätig,
grätifch, ei: grätjch und vgl. goth. gredags hunge
tig, ahb. grätac, agj. graedig, altn. grädugr gierig. Aus
biejen Wörtern Täßt ſich Die 3. Bd. von grätichen erklären;
in der 1. Bd. gehört das Wort zu grateln. Auch @öthe
(Egmont 4) fagt: „Sie-ftanben mit ausgegrätjchten Beinen da."
Gratulieren wird in Montabaur meiſt mit dem
Alkufativ verbunden: Ich gratuliere dich; dann au: Gr
hat mir ein Bud) gratuliert Ch ef.
raueln, graulen, gräulen (rbein. weft. , grauen,
Baier. gräueln,gräumels, (Sm. 2, 97), 5 je,
mbb. grüwen, griulen, grüweln; im 16 — 17. iR
graueln, grauelen fehr gebraͤuchlich. „Daht {beh) merd
doch e biſſel vor em graule that.” Firmenich 2, 89. Grau—⸗
len wird unperjönlid gebraucht, gräulen perſönlich, aber
mehr im Sinne von meinenb befürchten, z. B. ich graͤule,
daß es Regen gibt (Wallmerod).
Graufam fteht oft vor andern Wörtern zur Verftärkung.
„Ar Hot en graufam gure Kopp. Lennig 27. Mehrere
Sn sat Füßen Zeit ſ. in meiner Gramm. d. 15— 17.
Gravamen machen, auffallende, bj. hochmüthige Ge⸗
Me machen, den Bornehmen }pielen, lat. gravamen (Mid
f geasitten ae Ati, Zehen, Rönigei)
wad Gravamen maden, fran. gravite, lat. gravitas,
Wichtigkeit). u er
173
Oräwer (GSelter8), in ber Bd. ſva. Bohrnamwel
(. d), bei Stieler @raner nauseator (ber Übelkeit em⸗
pfinbet, ſich erbrechen will), zugrauen (ſ. graueln) gehörig.
Oräzen, grägen (Lord, Caub, Kiedrich), moderig
tiehen und ſchmecken a: B. der Wein, das Sauerkraut gr.
Man Kräge zu denken und fomit Kräzen zu fchreiben?
Grebel, Grebelden ift in Caub ein Hädeldhen
mit zwei Zinfen zum Bearbeiten des Gartens; baier. der
Grebel, Grübel ein Werkzeug, Rüben auszugraben
(Sm. 2, 98), ah. erepil, crebil, mhb. grebel übh. Werk
zeug zum Aufgraben. Davon grebeln fig. ein kleines, klein⸗
liches Gefchäft vornehmen.
Greh, Grehſal f. Geräth.
Greif, Greift f. Graf.
Greinen, 1) weinen, bj. von Kindern gefayt, ah.
krinan, mbD. grinen, in heutigen Schriften felten, in der
Volksſprache durch ganz Deutſchland verbreitet; 2) zanfen
(ift Beute felten) ; Steiner, ber gegen Alles feine Unzus
friedenheit durch Zanken an ben aa legt (Goarshaufen);
Greinbeiß (Herborn), weinerlich zänkifcher Menſch; Orein«
arſch, Greinfad Menſch, der gerne weint und gerne
akt; Greinche und Greinels, eine weibliche Perſon,
bie gerne weint, bann auch von Stindern weiblichen und
männlichen Geſchlechts gebraucht (rhein.). Bon Eberhard
dem Greiner (Raufdebart), Be von Württemberg
(+ 1393) fagt Aventinus ( 1534): „Er zanckt vnd habert,
darumb nennen fie ihn den Greiner... daß er mit jn zandet,
greint, kriegt, habert.“
Grell ırhein.), 1) Heftig, aufbraufend; 2) von leb⸗
bafter Farbe gebraucht, in beiben Bb. aud) fchd.; mÄb. gräl,
taub, zornig; grällen rauf fein, einen rauhen Ton von ſich
geben, vor Zorn fehreien; agſ. grällan zum Streit heraus
fordem. Biehoff bat der Grell, grellig, grellen.
Grelle Colt), wahrſcheinlich Augenbraue. „Der Ritter
hatte ein groß Haupt mit einer Strauben, eine weite braune
Grelle, ein weit breit Antlig mit Baufenben Baden.“
Lehr. $& 81.
Griebe, Greibe, Kriewe, Kreiwe f., 1) das feſte
Burhdgebliebene des ausgebrannten ober auögelaffenen Fett
Rüdhens; 2) Schorf auf einem Hautausſchlag, in ſaͤmmt⸗
lien dentfchen Mundarten vorhanden, ahd. der griebo,
griabo, eriupo, mhd. der griebe, von ahd. roupan, gironpan,
giraupjan röften. ö
174
Grießweizen m. 1) Weizen, welcher bei dem Wur-
fein noch in ben abgedroſchenen Ahrenftüden' fteden bleibt,
abgefehrt, nochmals gedroſchen und gepupt wind; 2) abge
Ken Stüde Kr gerefäenen Weizenäi F Bi. Bob
inhd. griez, agſ. gröot, altj. griot, gr&ot ift eigentli
grobe Kiefel und Üferfand; das Wort gieng dann fpäter in
unfer Grieß und Grüße über.
Griewes n. (weft.), eig. Geriebenes, bj. ein aus
geriebenen Kartoffeln bereiteter Brei.
Griffel m. (Braubach), eifernes Geräthe mit mehreren
Haken, um damit Gegenftände, die in einen Brunnen ge
fallen find, herauf zu holen (ſonſt auch Wolf genannt), von
greifen.
Grind m. 1) wie a: 2) (felten) Kopf: einem eins
auf den Grind geben, fo auch baier. (Sm. 2, 114), und
ſchon fpäter mh. und änhd. Der ſpitze Orind, ber Erb⸗
grind ift weit verbreitete Bezeichnung der Kräße.
Grindel, Orinnel n. (rhein.), Hauptbalten am Hin
terpflug, deſſen Ende auf dem Vorberpfluge ruht, in andern
Gegenden Grendel, Grengel, Gringel genannt, mhd.
grendel, grindel, grenden, «hd. grintil in weiterer Bb.,
ein langes Stüd Holz zu verſchiedenen Zwecken dienend.
Grindmagen m. (thein.), wilder Mohn, Feldmohn
Spapaver rhocas), weil fein Saft auf der Haut einen ſchwachen
rind erzeugt.
Grinfhel, Grinfel f. (GBraubach, Königftein),
Stachelbeere (ribes grossularia), fonft auch Srulgel,
Druſchel genannt.
Grinfeln, grinzeln (Iſtein, Wehen, rhein.), groin:
zeln Königftein), — bf. mit halb weinerlichen Tönen,
zu greinen, grinjen gehörig.
Grippen grippden, grippfchen (rhein.), flehlen,
franz. gripper, ſchwed. Er ab. eripphan, cripfen,
gripfen, kripfen rajch greifen, rauben, alle von greifen.
Grips, Griebs, Grobs, minder gut Ar —, m., zw
weilen f. 1) Keingehäufe des Kernobftes; 2) Kehlkopf: einen
am ®r. nehmen. „AS Adam den Apfel af, blieb ihm ber
Gr. (au Brope) im Hals ftedden“, jagt der Bolkswip;
3) alles zurücgebliebene Geringe vom Obft; 4) daher auh
fva. Knippes. Das Wort ift in vielen deutfchen Mund:
arten gebräuchlich, im mittelchein. Vokab. von 1469 grubß
und gribß, im Vokab. von 1482 grubß und grobiß, bei
Alberus (1540) griebes, alle in ber 1. Bb., die 2. ift
eine übertragıne, ©. Weigand d. W.
175
Grifſel, Griefel, Gräuſel m. (rhein. wt.), fieg.
Briffel, Schauder, Ekel, Abſcheu; griffeln, griefeln,
grufeln, grünfeln ſchaudern, baier. Gruſel, grufeln
(8m. 2, 122). Die Wörter mit langem Vokal gehören zu⸗
un —X die ut kurzem zum en — audit
lid; vgl. agf. grislic, engl. grisiy ſchauderhaft. Im
iu der 3 und Borat (einen ſich beide Wörter
gemifcht zu haben.
Grigegrau (thein., unterrhein.), fehr grau, baler.
tiggrau (Sm. 2, 98); beiSt.1, 482ift Grieß, Grießel
ein Braufchimmel; grißlet graulih, mit Grau untermiſcht.
Bel. fagegrau.
Grd len (umnterrhein.), vor Vergnügen ſchreien.
Grolle }. Krolle
Sromig, Grommig f. Orummet.
Groppe, ungut Rroppe m. (rhein. wt.), eiferner
Kochtopf, aͤnhd. gropp, groppen, nd. Grapen; ah.
griupo Röftpfanne von giroupan, |. Griebe.
Groß werden cHoftein, Montabaur, bier und da
thein.), Got ober Pate werben.
Großhans m., 1) Prahlhans; 2) Freſſer, Bei dem
die Augen größer find, ald ber Magen.
Grat f. Krat.
Grotz, Grotze, Krotz, Krotze m. (8. wt.), 1) ſva.
Grips in allen feinen Bd.; 2) der Blätterbüfchel bei rüben-
artigen Gewaͤchſen, auch bas Hergchen im Salat. Sm. 2,
126 hat Großen, Großen, Grözling, Größling,
Groͤßing Sproße, bſ. Wipfelfproffe vom Nadelholz (jo
auch ſchweiz.); Herzchen im Salat, Kohl u. dgl.; jeder Shoe
von immergrünen Gewaͤchſen, und vgl. groß und rich
(fe oben Grießweizen); Weigand d. W. denkt auch an
Wurzelverwandtſchaft mit Grieß. St. 1, 483 hat Groß
und Großen und rechnet Gemegt) das Wort zu Grat
(Ber; ie Es geht mir Frogig d. i. ſchlecht, kümmer⸗
lich (Ufingen, rhein.).
©rumbeer, Orumbir £f., entftellt aus Grund»
Birne, Name der Kartoffel an vielen Orten, bf. am Rhein.
Grummeln (Wallmerod), für fi ſprechen, in den
au fprechen, bei Sch. grommeln, gehört zum folgenben
Grummen (Iſtein, Ufingen, rhein.), grummfen,
1) dumpfen Laut von fid) geben, bi. von Rinbvieh und Hunden
ebraudht; 21 feinen Unwillen durch folhe Laute ausbrüden,
weiz. in biefer Bb. grumfen, gramanfen. Anhd.
176
grumen wird vom Murmeln, zärnenden Knurren, and
vom Donnern der Kanonen gebraucht. Nd. Grummel,
Grommel das dumpfe Rollen des Gewitterd in ber Ferne;
geummeln, grümmeln donnern aus der Ferne Bel,
azu ruff. und poln. grom, Böhm. krom Donner, Getöle:
franz. grommeler bumpftönig murmeln, fehelten, engl. grumble,
holl. grommen murren.
Grummet n. (then), Grummig, Grommig,
Gromig m. (norbweft.), Grummigt m. (Marienberg),
zweites Heu, entftellt aus Gruͤnmad, bei Stieler Gro⸗
mat, Gruinmet, aͤnhd. au grünemat, grummath,
grumait m., mhb. gruonmät, gruomät n.
Grün Crhein.), 1) unzeif, noch im Wachſen begriffen;
a 9) vorlaut.
rund ſteht öfters, Bf. unterrhein. übH. für Wieſenthal.
Grundels in ber (weft. rhein.) Rba.: „Dem geht
der Arſch mit Grundeis,“ d. i. ber ift in großer Angft und
der ® L (xhein.), 4) Ort
runbel, Örunnel (thein.), ründling (Fiſch);
2) junger, kleiner Soldat ı Rekrut). si)
Grunderbboddem, Grundardsborrem (mt.),
verflärkter Ausbrud dj. Erbboddem), bf. in ber Rba.:
„Das Donnerwetter ſoll dich in Gr. verfchlagen.“
Grünes, Grüns n. ırhein.), was von grünen Küchen
Be, gu Büre in bie Suppe gethan wird, auch Baier.
.2, 113).
f Brünotter, Name der grünen Eidechſe; vgl. Schieß ⸗
eltes.
Grunzig Crhein.), eig. nach dem Grunde ſchmeckend,
bſ. vom Meerrettig PR t, alfo eig. grunbfig.
Gruppert, ruppicheil, Gruüppatz, Grupp⸗
ae er ſchel, Orufpel f., Stach ier
ruſche ruſche ruſpel f., Stachelbeere,
und da ruhig, auß dem Iat. ribes "grossularia, 2
uva crispa; dgl. Druſchel.
Gruſeln f. grifjeln.
@udel, mei dl Gukele, Gucelchen (rhein. weſt)
Auge, vorzüglich in ber Kinderſprache, von guden.
Guckel £. Guckes m. (Königftein), Perſon, welde zu
kleine, unverhältnigmäßige oder ſchieleude Augen hat; welde
von unten herauf, Diebifg ficht; vgl. Schmagudes.
©udfen, guckzen (weſt), das ſchd. guden; dubd.
kucken, guggen, baier. gugken, gügkezen, gukßen
177
(Sm. 2, 27), nd. kieken, mhd. ahd. nicht vorhanden, zuerft
bei Geiler von Kaiſersberg 1510).
Gu euk ift die rhein. Ausſprache, tn andern Gegenden
Auduk, Kukul. In ber Rda, „@eh zum Gudufl“ fteht
ber Guduf als altheibnifcher Bauberungel ober hat wenige
fend teuflihen Anſtrich. In ber befonders in Niederſachſen
Keriuhticen Rda.: „der Guckuk und fein Küfter“ ift unter
der Wiebehopf verftanden, weil er im $rühling mit
dem Guduk Tommt und wieber weggeht. Das Rufen des
Kuduts heißt anhd. guden, gudzen, |. Gauch.
Guduf (Marienderg), Gndufsblume Guduk (ou-
— Gudufößlume (cardamine pratensis und anemone);
in Joheln iſt Guckuks blume bie Zärbeginfter (genista
).
@ülles |. Gölles.
Gum me (chein.), Dialektform für Gaumen, Gaume,
usb. Gum, Due Som, Guome, Buomen, mhd.
guorme, goume, . guomo, goumo.
Summols, Summeld weft), Dialektform für gud
einmal da; vgl. hamollode.
®umpel, Bompel, 1) oa. Gammel; 2) Huhn ohne
3, ſ. 9. Schottert, Gomber.
— Schwalbach), langſam auf der Straße
. Sammel.
Sung, ein weft. ziemlich verbveitetes Prät. von gehen,
aͤnhd. öfter er gung, fie gungen.
Gunkes m., ein Menfeh, der pfiffig fein will, aber
dumm iR. In Philander von Sittewald (Straßburg 1677.
S. 469) nt: „Ihr müßt wahrlich auff Erden ein nötlier
% und laͤcherlicher Fiſigunckus geweft ſeyn, weil ihr
die Rönaden und grillen auch biß hieher behalten.” Bol.
Sparregides.
Gunn, Goun, in der (rhein. unterrhein.) Rda.: einem
bie &. anthun, d. i. ihm zuerft freundlich (mit Gunft, mhd.
gans, gunst, günde) begegnen, ihn anreden, von gönnen,
ahd. mnhd. gunnen, günnen.
unſchen (Caub), ſich auf und mit dem Stuhle hin
und her bewegen.
Güntert, Goͤntert m. (8), 1) ein ungewöhnlich
breiter und babei bisweilen kurzer Sad; 2) (auch Limburg,
Wehen, Ufingen, Königftein), Saumagen, gefüllt und unges
fült, dicke runde Wurft; 3) der dide |. g. Freßbauch eines
Kindes, bei Alberus (1540) Ohünter, gunter, nad) einer
briefligen Mitthelung Schmellers an Weiyand vielleicht
Kehrein: Vorterbuch. 12
178
vom Stoffe des Füllſels benannt, polabiſch guntre, law.
jatra, altſiaw. jetra Leber.
Gurten (Singeis A. Montabaur), ſchlagen, wol zu
naͤchſt auf den Guri felagen?
Gufd, felten Both f. (xhein.:, Maul, zunaͤchſt von
Hunden, dann veraͤchtlich auch von Wenſchen nd. goske,
wahrſcheinlich von franz. gosier, altfranz. gusier (Gurgel,
Schlund), mittellat. gossum (Kropf), ital. (Kropf,
Schlund); gu ſchen ſchweigen. — —E iſt Ouf 4
aaa, ſchd. Giſcht, mhd. die gis, gist, ges von gaͤſchen,
giſchen
e
@üß f. gift.
Sa &ufo, Kufto m. Crhein.), Geſchmack, Bf.
Luft an etwas Gutem. Sm. 2, 79 möchte bad Wort für
das dem lat. gustus zulieb entftellte alte Kuft (von often)
— wofür bie harte am Rhein gehörte Ausſprache Kufto
t.
Gut Geld Heißt im nordweſtl. Theil des Landes das
nach Gulden berechnete Geld im Gegenſatz zu dem preuß.
Thalergeld. Vgl. Sehaß
Gutlich t (thein.), Unſchlittlicht, wetterau. Gulicht,
Gut machen, in verſchiedenen Rda.: Ein Poſtillon
macht /, Stunde ic. gut, wenn er Stunde vor ber be
fimmten Zeit ankommt oder die verfäumte einbringt (j. eins
fahren); ein Soldat madjt ben Tag 1 Kreuzer gut, wenn
er von feiner Loͤhnung täglich 1 Kreuzer zurüdläßt zur Bes
zahlung ber erhaltenen Kleidung.
Gutche, Verkleinerungsform von gut, bei Kindern ge
braͤuchlich. S. ©. 28, Nr. 205. „Ad der Vadda is gar
gutche.“ Datterich 61.
Guts n, Buderbäderwaare, bei Kindern gebräuchlich.
8.
9 f. Cxhein.), Dialektform für Haue, ahd. houva,
mhd. houve,
Ha (thein.), mit halbhoͤrbarem n, in andern Gegenden
hain, han, hä, unterrhein. faſt Hang, ift ein Fragewort
iwelches auf ein Wort folgt, das man nicht recht verftanden hat.
Halegang ſ. Halgans.
Haar, Hör in der ZN. Haarank aufgefämmte,
aufgeſtektes Haar von ber Anke (j. d.) ber; Haarbentel
kleiner Rauſch; Haareul verworrenes Haar bei Weibsper
fonen; Haarun kleines Waſſerinſekt.
179
Haaren, haarfen f. herfen.
Haarer Pl., Krautköpfe (Herborn), in Heibesheim
Haapter, Haaper d. i. Häupter.
Haafpel f. (Selterd, Montabaur), Amſel; aͤnhd.
Amfjele, Amſſel, Ampfel, Hamſel, mhd. amsel, ahd.
amisala; dgl. Dlpel
| ab m (8. — 1) gen 2,0) sine teriger
I, der alles ſchnell an reißt, . ul i⸗
mb — habicht, bep
Habel f. (Caub), Schwägerin, die vom Hundertſten
ins Zaufendfte kommt, vielleicht urfpr. ein Eigenname.
Habemus m. (rhein., pfälz.), Rauſch, eig. (lat. habe-
mus) wir Haben; ähnlich heißt ed: der Hot, Hat, ber
if betrunfen.
Haben biegt folgendermaßen: Inf., 1. Sg. und 1.
und 3. BL Präf. Han, bon, hun (mit kurzem Vokal und
deutlich gefprochenem n: bann, bonn, hunn, oder mit
langem Bofal und halbhörbarem durch die Naſe gefprochenem
n), tu hoſt, er hot, ihr het, bot und hat (meijt mit
kurzem Bolal), Partic. Prät. gehat (mit Furzem Vokal).
Haben (Koftein, Ufingen) Halten, 3.8. hab e mol de
Gaul, vgl. heben.
Haber (ahd. habaro, mhb. habere m.), ift im fühl.
Theil m., im nördl. f.
Habitche (Montabaur, Selter8), Hobitche (Ufingen),
Hubitche ( Idſtein) n., Hab und Gut, aber nicht viel; vgl.
Edelebaſch, Hadelpadel. Sm. 2, 221 Hat in gleicher
Dr. Hoppe, Hoppehe, Hoppetihe, fanı aber die
Worte nicht erflären. Aus ber Oberlaufip Hat A. Habchen
und Babchen. In Heimborn U. Hachenburg kommt die
Hubitche als Gemarkungstheil (Wiefe) vor.
Hach m. (8.), ein ſehr begieriges und gefräßiges Geſchoͤpf
Bene) ober Thier); davon Hadig. Sm. 2, 143 hat das
ort aud) als ein verachtendes Appellativ, wie fonft Kerl
fteht, und denkt an Zufammenziehung aus Habi ‘ ober an
Gntftelung des ehemaligen Nannsnamens Hache. Auch
9. Sachs hat: „du junger Hach gib her bein Gut.“ In
den Hofmannswalbauifhen Gedichten (Lpzg. 1697 f. 4,
a Bein die Schimpfnamen: „rothbarth und hach e.“
. ge
Hachel f. (unterrhein.), Spige am Getreide, ſchd. AcheL
Had, Hade in den va. : (weft) auf Giner Hack
fein, auf eine Hack herauskommen d. i. übereinftimmen; (thein,
we), der Had einen Stiel finden, geben, d. i. Gewißheit
180
in etwas erlangen. „Awa (aber) N) eb dere Haden Stiel.”
Liebe Fe Kran jen. Darmftabt 1659, ©. 9.
ade!
Hadeln, Bedkin wt.), auf der Schulter, auf bem
Fr tragen, von Hode, Hude, einer Rebenform von
er.
Hadelpadel m. Na .), 1) die ganze Habe, bie aber
nicht fehr bedeutend ift, die auf uigepadt und gehateit werben
kann; vgl. Edelebafh, Hubitde; 2)
Menſchen.
Sadescher (rhein), Hackerle hohenlohiſch (württem⸗
Bug) 3 Pl., heißen in der Kinderſprache bie Bähne) eines
Hädfel, bei Stieler u. U. Häzel n. IS. wt.), in
kleine, kurze Stüde geſchnittenes (gehadtes) Stroh, fonft
Häderling, auch ſchd. Im ber jhb. Rda.: „einer Braut
äderlin Ge fagt man in ganz Rafjau au nur
aͤckſel.“ Dis iſt nämlich von einer, unter ben gemeinen
Leuten an vielen Orten üblichen, alten Sohn fi herges
nommen, daß fie einer vor der Verehlichung Ei) mängerten
Braut am Auge dor ber Hochzeit anftatt ber Blumen zum
Säimpfe u: ling vor die Hausthür zu fireuen pflegen.“
weinen
Rn Sta n. (thein.), Haide Cerica vulgaris),
und Ort, wo fie in Men; H w di 3 heida,efheidahi,
—— mi heide, heidehe, heidacl b.
Adch, Harich m. Hederich, simum), ml he
derich, heidrich, änhd. — ergeim 1
Hade, habil, heibe, Heibiich, Suif. und Adj.
ber Heide ſtehen (weit. rhein.) zur Bezeihung von Größe
und —X „Es koſcht aam owwedrei ä Haade Geld.“
Lennig 26. „Do ficht mer jetzt, wo des Hahdegeld hih—⸗
kummt.“ Streff 28. 8. vgl. Kanes. heid —RX oth.
huzel (eig. huzd unfer Hort) Schatz; Sm. Hei
das Wort richtiger mit Heide (im Begenfaß au Sri) ie
jammen.
Zadejer, Hadeier, Dialektform für Heuthier,
Blattlaus.
Hadorn (Hadamar), Hedorn, Hiedorn (Brau⸗
bad, ——— — ufdorn (ofen), Heuhechel
(ononis Ken MH. lorn, hagendorn ift unfer Weiß-
dorn (crataegus).
ägel, gegeim m. 1 in Nenteröhaufen fva. Dumm⸗
topf, dummer Re ‚ 134 hat der Hach, Hache s,
umpenpad von
181
Hachel, gewöhnlich mit dem Beifaß grob, ein verachtendes
Appellativ (ſ. Hach). Die Ausſprache von Hägel, Hegel
feint auf ein anderes Wort zu deuten. Vgl. ſchweiz. Die
Häggele verſchmitzes Weib, Hexe; Name eines weiblichen
Ungethümd, von dem daS gemeine Volk mandyes Märchen
zu erzählen weiß, und welchem eine eigene Spuknacht Haͤg⸗
elenacht genannt, geweiht ift. (St. 2, 10); inhd. die
, offenbar von hag (Hag), woher auch Hexe (I. Abergl.
in der 2. Abthl.). Die von ſolchen Wefen, (Elfen, Hexen ıc.)
heimgefuchten ober vertaufchten Kinder find dumm. ©. Alpch
und Elmedritſch. Es könnte ein zum Schimpfnamen ges
worbener Gigenname fein, wie Barthel u. a, doch if yls
vorzugsweiſe bei Vornamen der Fall.
ag ahenper m., Dialektform für Heuhüpfer, Hew
Hähtel m,, der reine (befte) Bienenhonig |. Hoink.
Hahl, hohl (weft. rhein.), troden, austrodnend, ein
5. Wind, Huften. Ahd. h&li, mhb. haele bh. zunächft glatt,
ſchlüpfrig; vielleicht hat die Bd. von hahl is daraus ent«
widelt.
Hahl, Hohl, Höhl, Hehlf. (8. wt.), Bei Sch.
Häpl, Kette und Hafen, um daran einen Keſſel ac. über
das Feuer zu hängen, ahd. hähala, hähela, hähla, häla,
id. hähel, häel, zu Hängen, goth. hahan, ahd. hähan,
mbb. hähen, hangen gebörig.
Hahn, aus Hain, if im Naſſauiſchen ein von Holz
gereinigter Hauberg cf. d.), der nun zum Feldfruchtbau
auf ein ober zwei Jahre benupt wird.“ Weber. Das Wort
hat übrigens auch noch bie allg. Bb. wie Hain.
Hahnapfel m. (Herborn), Stachelbeere, vgl. Hüh⸗
erapfel
6 Da pnengebätt, bier und da fon. Rapengebält
. d.).
Kaste f. (Xhein. Ba der Bug an den Beinen ber
rößeren Thiere, bj. ber Hinterbeine, vom Knie bis an die
ie, bei Sm. 2, 147 Hach ſen, mbb. hahse, hasse, agf.
hoh. Davon Hähfeholz, woran gejhlachtete Thiere aufs
gehängt werden, fonft Krummholz.
dei ai f (Montabaur, Wallmerod), Blattlaus |. Has
eier.
Haimanns ſ. Hamans.
Hain |.
Sainjh, Sänfs, Benfd, Hienfs n. (u),
Haidekorn, Buchweizen, wahrſcheinlich gekürzt aus Haide⸗
niſch, Haidenſch.
182
Hakemann, Hofemann m. (Naſſau, Gaub), fon.
upemann.
Hal, Dialektform für Heil, ganz, unverfehrt: von
üchten, wovon noch nichts nach Haufe gefahren worden
it; von ungemähetem Grad. Das weiterwälb. „de hale,
ganze hale Tag“, Iautet am Rhein „be ganze Heilige Tag.”
Hal um und um heißt im Rheingau Hier und ba ber
Waldknoblauch, Knoblauchhederich (erysimum alliaria), melde
Pflanze ſchon bei — heidniſchen Vorfahren für heilkräftig
unb gegen Zauber jhügend galt. S. Grimms d. Moth.
2.9. ©. 1163. .
Halber Wahnfinn, Hat der derbe Volkswit bier
und da eine neuere Haarfriſur & la vendde verdeutſcht,
au & la Wahnfinn. Vgl. Scheel Agnes.
Halbmitt £, bier und ba für Mitte, Mittelpunkt
zwiſchen zwei Hälften, die aber nur nach einer Richtung
(Länge ober Breite) gemeſſen find.
Halbſcheid, hier und da Halbſchitt f. Hälfte eines
getheilten Ganzen, auch ſchd., ahd. halpgisceit.
Halbweg, halb, bei Stundenangabe: es iſt halbweg
4 Uhr, Baier. halben weg, aber in weiterer Anwendung.
Halfer, "Halfter m., 1) das fh. Die Halfter;
2) Fuhrmann, der mit Pferden die Schiffe auf dem Rhein
firomanfwärt8 fährt; davon halftern.
Halgand, Halegans, Holgand, Hongans f.
(S.wt.), 1) Schneegang, wilde Gans ; 2) Schimpfname für eine
dumme Weibsperfon, ftärfer als das bloße Gans. Abb. hagil-
gans, mhd. hagelgans, auch Birk und Waſſerhuhn, bei Stieler
agelgang, in einem mittelrhein. Vofab. von 1469 häle-
s, mittelnieberl. haelgans, hol. hagelgans, zigj. mit
Sa el (vgl. Ral aus Nagel) und fo benannt wegen bed
Ergeinene zur Schnee und Hagelzeit (Frähjahr und f)-
Das Wort Hagel ift in der Vollsſprache allerdings wenig
gebräuchlich, wol aber ſchneehalweiß d. i. ſchneehagel⸗
weiß. An Heilig tft mit einem Erklaͤrer in der. „mittel:
rhein. Zeitung” nicht zu denken. Die Form Hongans (Heb
feröficchen) erinnert an Hain aus Hagen, wofür auch
Stielerd Überfeßung anser sylvestris zu ſprechen ſcheint.
Halm erſcheint in alten Urkunden fehr Häufig als Rechte:
ſymbol, wie er noch heute beim Loßen gebraucht wird. Ge
woͤhnlich lautet die Formel (bei Geſchenk, Verkauf, Ber
pfändung eines Grundftüdee): „Mit Halm und Mund“
d. i. mit ausgeſprochenen Eniſagungsworien und hingewer
Bi
183
fenem Halm; oder: „Mit Hand Basta, unb A
ober: a gan und Ehen, a ©. B. 5. Ci r r 124
älfen (Marienber; , umbalfe en a auch bei Opitz, ſchon
mhb. helsen, neben hal— 1) ahd. h. u ⸗
Halskoͤller m., wattierter rer mit einem
niedrigen fleifen Kragen, bier und da von Bauernmäbchen
getragen. ©. Koller.
Halsrofe f, (rhein. weft.), eine große Malve.
Halten fein Feſt (Abendmahl), die Kerb. „Bei uns
warn do kahn Briel (‘ je) falle, do maane iR die Kerb,
die weer nig nutz gehalle; wann mer nix halle daͤht.“
Lennig 10. 26.
dam — f. Heim —.
Hamann, Hamanns, Haimanns (Hadamar, Sel-
ters, rhein.) m., gebrudtes Baummwollen Beug.
rt f. HSannebambel.
ambel ſ. Hampel.
Hambuttel f. (xhein.), Hobuttel (Idſtein), Hage
Sutte, Hainbutte, aͤnhd. Hanbutte, Hanbotte, Hayn-
Butte |. Votte.
Hamme m. (thein.), der hintere Theil der Senſe, wo
* gm Stiele befeftigt iſt, von St.2, 16 zu haben gerechnet;
die hamma, mhd. hamme ift Hinterjchentel eines Thiered.
"Hammel m. (thein. vrl 1) beſchmußter Kothrand
hinten am leide, den man ſich beim Gehen macht, daher
behammeln „ehampein; 2) Schimpfnamen einer un.
reinlichen Nah) Grimm d. W. 1, 1325 iaßt fih
das Wort kaum von Hammel (Schöps) und hemmen
ableiten. Sm. 2, 191 vgl. paſſend engl. hem Saum.
Hämmelde, Hammelche, Liebkofungswort ber
Eltern gegen thre kleinen Kinder, vgl. Froͤſchche, Mäuse,
Schaͤfche; 2) für Rindvieh, vgl. Muhhammel.
Hammeldeinden.n. (Königftein), laͤppiſches, linkiſches
Mädchen, vgl. Andeinchen, Dimmeldeinden.
Hammellamm .n., verſchnittenes männliche Lamm
unter 1 Jahr.
Hammelmans f. — 1) Hausgrille, Heimchen,
wei. Hammemauch (St. 2, 16), wahrſcheinlich von Ham
v. 8 heim (eig. im Haus); 2) Schmeichelwort für Kinder,
Hammelmäushen. Das Heimchen heißt änhd. Heimel,
Heimelin, Heimelden, Heimamud, AH
Ruhapeim Biefenbad, don. 270), möp. heime, ah
heimo, muhheimo, agf. hi
184
Hammelfhmwanz, großer ober gelber (JoReln),
Königäferze (verbascum); Heiner H. Obermennig far
monum).
Hamollodé (Rennerod), ſieh mal da den; vgl
gummolo.
Hampel, Hambel, m. (mt.), guter Tropf, ber keinen
eigenen Willen Hat, bater. Hamballe, Haimpel (8m.2,
197), heſſ. au Hamballi; davon Hampelmann, „Sie
wehrn Ahner vun bene gute Hambel.” Gtreff 115.
Hampes m., Sauerampfer, mhd. sürampfer.
Hamfheln, hamſtern CHerborn), 1) fi abmähen,
meift ohne den gewünſchten Erfolg; 2) gierig efien, mit
vollen Baden kauen, wie ein Hamfter. Sm. 2, 197 hat
ber 1. Bd. nahelommend hamßen, hampfen ein Ding,
es handhaben, befien Meifter fein. Vielleicht gehört bad
Wort zu Hand.
gu ſ. heben.
andbab.n. heißt rhein. jener Theil am Ende bed
Ackers, der, weil hier der Pflug gewendet wird, nicht mit
denſelben Langfurchen geadert werben fann, fontern mit
Querfurchen geadert ober gegraben werben muß; fonft An:
wand, bier und da weft. Vorrath, baier. Kür: Bor
haupt (Sm. 2, 224). Diefe bater. Kormen, wie bie nafjau.
Gemarkungsnamen Anthaupt und Vorhäupter zeigen,
daß Handhab aus Anthap, Anthaupt entftellt if.
Handhaben fol nah Weigand d. W. ſchon gegen
4500 vorkommen. Das Wort fteht ſchon in der Lehr. 5 186
(ven Half Herkog Ruprecht handhaben), im Schwanheimer
Weisthum von 1421, Gw. 1, 523 (er fal alle gebode und
virbobe helffen hanthabin) und ſchon in einer Frankfurter
Urkunde von 1357, Böhmer 1, 653 (baz fie die gewant⸗
fneiber by ſolchen gewohnheiten genglich hanthaben, ſchirmen
und behalben).
Handiering, Handering f. (thein.), Handwerk,
Handiersleut, Handwerköleute. Schd. findet man hand»
tieren, handthieren, hanthieren, hantieren, änbb.
mittelnieberl hantieren ausüben, Handel treiben; wie Handel
von Hand (ahd. mhd. hant), alfo nad neuer Schreibung
beffer Handieren; und fo fpridht man auch am Rhein, mit
weichem d.
Handreichen (vlt.), „Die (Summe) vuß bie Firden
meifter bezailt, geliebert vnd gehandtreicht haint.“ Ungedr.
Weinährer Urkunde von 1541.
185
Handftreich ift in Heidesheim die eheliche Verlobung,
wobei (früher gewöhnlich, fpäter felten), über die von ben
Verlobten einander gereichten Hände ein Glas Wein gegoffen
wurde. Entweder war früher auch noch irgend ein Streich
babe, oder Handftreich fteht für Handreich.
Hänlump, Händlump f. (Montabaur), Hänbelump,
Hanbtudy (nicht. verädtlich), |. Lump.
Handwell n. (Gaub), Handswell, Handspel
(Herborn), Handtuch, Anhd. Handzwehle, Handzwell,
mbb. hanttwehele, hanttwelle, ahd. hantwehel, handdualla,
von ahd. dwahilla, duahila, mhd. twehele Tuch zum Ab»
ttodnen.
Hanf in ben (thein.) Rda.: am Hanf ſterben, im
Hanf verfiriden b. i. am Galgen fterben.
Hang in der Rda.: De hot e winf im Hafd)nge
bi ein ra angetrunfen. (Salz).
ng ſ. ba.
FH Pl., gemeinſchaftliche Gärten am Dorf
Daſſeibach A. Ufingen), wahrſcheinlich Haingärte von
Hain, das zunächft den Begriff des Gehegtjeind hat (mh.
agen Domkraud).
Hangend (Bergbau): ind Hangende oder ind Lie-
gende arbeiten, je nachdem das ger nach dem Lauf oder
gegen ben Lauf des Schiefers ausgebeutet wird.
Hang, Ruf des Steuermann, die das Schiff ziehenden
Pferde ſtaͤrker anzutreiben.
Hannebambel, Hambambel (thein.), ber alles
bangen läßt, auch Bambe lhannes, f. bambeln. In einer
alten Beſchreibung der Stadt Mainz wird ein Haus ange
tt „ad Johannem pendentem vulgo Hannebambel.“
« denkt (ſchwerlich richtig) bei Hanne an Hannen für
Handen = auf der Sanb tragen.
Hannesmieschen n. (Hachenburg), Johannesmiescheu,
Heine Kohlmeiſe.
Hano machen, fi bei allem einen Vortheil in den
Sad fpielen.
Hans wird in ber wt. Bd. für Menſch, den man
nicht nennen kann ober will, auch in Naffau gebraucht. Zu
beachten iſt auch die Verbindung Hans und (oder) Kunz,
Are Es ift mir gleichgiltig, was der Hans oder Kunz
I und ähnliche Ada. In früherer Zeit fagte man im
ſeingau: 7 ein oder Kung." ©. Br. 617.
ans, Hein (Montabaur, Diez, rhein.), 1) Ochſe,
1. Bulle; 2) Lodruf für alles Rindvieh,
186
Hans, Hanfen m. (Montabaur, Selters), Pfeifen
kopf; Händchen, Meiner Pfeifenkopf.
Haͤnſche, Hänfhing ırhein, wt.), Dialektform für
Handſchuh, ahd. hantscuoh, inhd. hantschuoch.
Hanshoſpes Crbein.), etwas ſtaͤrker ald Hofpes f.d.
Hanfel m. närrifher Menfch, von Hans, Hannes,
Johannes gebildet. Vgl. Hanswurft und: „der Hanfel
und die Grethel, die tanzen auf dem Mift.“
ei „aganTetmänngen n., beſonderes Würftchen, bj. für
inber.
Hanfeln, hänfeln, hinſeln, hahnſeln, Hähn-
feln, hohnfeln, 1) (rhein. unterrhein.), einen mit gewiſſen
Geremonien in eine Geſellſchaft aufnehmen, 3. B. wenn eine
junge Frau zum erften Male auf einem Kindtaufſchmauſe
iR, fo wird fie gehänfelt, mit einem Strauß geihmüdt x.
und muß dann meift für diefe Ehre etwas zahlen; 2) (Braw
bach, Idſtein, felten rhein.), wiehern, wiehernd lachen, ſchaden
froh in ſich hineinlachen, durch beſondere Geſichtszüge ſpoͤt⸗
teln, was alles fi) an das Heitere der 1. Bd. anfchließt. Sm.
2, 220 leitet das Wort in ber 1. Bd. vom engl. hansel
ber erfte Handkauf, Weigand wol sichtiger von Hanje
(Handelsinnung), alſo in eine Hanfe, dann übh. in eine Ge
Telfchaft aufnehmen, wobei auf des Aufgenommenen Koften
wacker gezecht wurde,
Hanpel, Hampel, d.i. hand voll, ſchon mhd. hamp-
fel neben hantvol.
Hapern, habern (rhein.), floden, nicht fortkönnen;
nd. hapen, baperen, hol. haperen, dän. happe, ſchwed.
happla ftottern.
Har, har bei (rhein. wt.), Fuhrmannsruf an das
Bugvich zum Linksgehen, ahd. hara, höra, mhd. har, her,
nhd. her, — (wie man auch hier und da, namentlich
in Rheinhefien, für har verftärft harbei jagt), weil ber
Zuhrmann in der Regel auf der linken Seite des Zugviehes
geht und 4 an A Pr Kr will. }
ara ein), Heberic) simum).
ärb, Herb, Hierb, Herm 8. Weilburg, Wall
nerob, Selters), bei Sch. Herb, Herw, ber untere Theil
des Schornſteins, wo das Fieiſch hängt, font Deis (f. d.).
Sm. 2, bat Hur und bringt dad Wort paſſend mit
ham ahd. huriwa, hurus, hura ABsıkung, Gaumen) in.Ber
inbung.
arbftan, d. i. Herdftein, heißt in Schwalbad ber
Zeuerherd, Baier. Herbftatt (Sm. 2, 236).
187
Hare, Hareleut, d.i. Heiden, Heibenleute
werben in ganz Naſſau die Herumgiehenben Bigeuner genannt.
Harfen (Bud A. Naftätten), röcheln, von Sterbenden
gefagt, ſchwaͤb. hoͤrch eln, hürcheln (Sm. 2, 236).
Harrche f. Herrche.
Hart, hert, heert (chein. weft.), übh. ſtark: hart
(laut) rufen, hart (ſchnell) laufen, Hart fleißig) arbeiten.
Hartfopp b.i. Hartfopf m. (Naffau), Wieſenknopf
(sanguisorba), ſonſt Blutstnopf, Blutsfopf.
Hartmann m. (fein), Eichorienwurz (cichorium).
Hartmann, Hartmond heißt noch Hier unb ba auf
dem Wefterwalb der Januar, mhb. hartmänet.
Harmw(b)en, herw(b)en, herfen, Haren (8. Her
bern), dengeln, die Senſe ſchaͤrfen, nieberfächl. Haren;
Harb, worauf dies gesteht, font Dengelftod. Davon
fommt nad) Sm. 2, 235 wahrſcheinlich unfer herb, ahd.
, harewe, mhb. harewe, harwe, herwe, herbe, und
das Berbum nA — mhd. herwen eig. herb machen.
Daraus laͤßt fich die Bd. die Senfe dengeln erflären.
Härweih, Härrweih m. (8. weft), Habicht, eher
Aarweih, bei Geller Arenwey, ald Hühnerweih.
Hafenbrot n. 1) mit Zuder beſtreutes Brot; 2) Brot
übt, um e8 den Kindern mit diefem Namen annehmbar zu
maden, oft mit dem Zuſatz: „Da hats Vögelchen brüber
gepfiffen.”
Hafenpappel, Heißt an einigen Orten die Walbmalve
(malva silv.), an andern bie — (esaram europ.),
am ezep die gupae a ek 2 B MN
pe, Hejpe, Heefpe f., eine Art Haken in 12
md $enfterpfoften zum Aufbängen der Klügel, Einſchieben
der Riegel ac., auch ſchd. Anhd. Hafpe, mbd. haspe, ahb.
haspa, agj. haesp.; I fagt man Raft (ſ. d.).
9a felteren (mt.), feinen Unwillen laut fund geben,
föelten, ſchimpfen, ſchweiz. hafeliren prahfen, toben und
Ihmelgen (St..2, 23); auch Schiller hat Räuber 2, 3):
„Meine Kerle draußen fangen an zu ftürmen und zu haffer
liten# Bol vom franz. harceler zwaden, anpaden, alſo
ſtatt Jerfelieren.
affetieren (rhein.), wa, mit Gefahr, bſ. beim
Rartenfpiel gebräuchlich, aus bem fflhz. hasarder verdorben.
Häfter, Hähfter, Hafter ſ. Heiſter.
Hatfchm., Buchweizen, Heidekorn |. Hadch, Hainſch.
Hatſchel f., Ofenplaß; Hatſchelchen das. auf dem
terwalb fo beliebte Kartoffelküchelhen.
188
Hap (thein.), Eile; Hagen eilfertig thun; fi ab»
hatzen, für Heße, heben.
Hau (weft), heute. „Do wor ih bau z' Herborn.“
Sirmenih 2, 92.
Hananf. bauern.
Häubel, inder (thein.) Rba.: die Häubel hängen
d. i. den Kol je laffen und ein meinerliches
machen; davon häubeln an ber H. (bei den Ohren) nehmen,
Dann auch in weiterem Sinne. St. hat 2,67 Hüwel, Höüel
Uhu und fügt bei: „Beil aber dieſer Vogel ſtraubig aud
fe fo heißt auch Hümel eine Berfon mit ungefämmten,
Ind rg Yerßhängeben Haaren, wie felbft die — en
Haare.“ Whb. das hiubel Häubchen bildet den beften
Battöpumtt für Yies — Schon Geiler ſagt: „er wird
irurig vß dem iofrteßipu us ſcheyden vnd den hümel henden;
man —X nit allwe en hugel hencken.“
auberge (ober Hadwälder, Röder» ober Roll:
beden) find auf dem Wefterwalb, bſ. im Amt Dillenburg
ſolche Niederwälber, in denen unmittelbar nad) dem jedes
maligen Beftanböabtriebe der Boden gehaint ober gerd+
dert, d. 5. unter Beihilfe von verdelfenen Reifig
Sram (Gi. Heiefhmieden) und bearbeitet wird, um [M
dann 1 — 2 Jahre lang Getreide geiicen den Ausfhlag:
Bien ng" — 8. Seven: Der Waldbau, Leipzig 1854,
Hausen Ü „ don den Hühnern gejagt, wenn fie auf
ihren Jungen füen Fr fie mit den ichat bedecken, ſonſt
ah Ur dgl. kauchen.
cht, es, d. i. es fäufelt ein Sübweftwinb (warmer
Ka man bf. zur Winterözeit auf gelinbe Mitte
rung ſchließt.
audern (rhein.,, auch ſchd.), Reiſende für Lohn mit
Pferd und Wagen fahren und dies ald Gewerbe treiben,
Hauberer, nah Weigand d. W. mit eingetretenem b aus
mhd. hären durch Kauf erwerben, miethen; mittelnieberL, holl.
huren miethen. Vielleicht kann auch an ba8 Baier. Häuter
es — son dem rg Fr bie —8
gefallen iſt, gedacht werben. IL wenigf ie
meiften Pferde biefer dederer.
Hauern, bauer bauernd (S. weſt.), im vorigen
Jahre, in Reunerob (bauern) in diefem Jahre; ahnig-
bauern, ehnighaueen, ohnighanern, unighanern,
fürbauern, vürhanern vor zwei Jahren, in merod
ohnigh auern im vorigen Jahr; derhauern, d'rhauern,
189
bier und ba auch ehnighauern vor mehreren Jahren;
nachhauern im folgenden Jahre, auch im Jahr vor dem
verfloffenen. Hauern ift da8 hochd. Heuer, was aber in
biefem (dem laufenden) Jahre bedeutet, ahb. hiura (aus
hit, jürü), mhd. hiure; vgl. heint,
Haufe, in der (bein) Rda.: Er ift Fein Haufe, es
if fein Haufe anihm, erift ein kleiner, ſchwacher Menſch;
tommt in dieſem Sinne aud) in älteren Schriften vor.
Haus, hin (Hinn), hoben, hunten find mt. bias
leftifche Verkürzungen aus bier aus ac., wie bad bei Gothe
2. 9. vorkommende hüben aus hier üben. Anhb. findet
fh hauffen, Hinnen, hynn, bunden. ©. m. Gramm,
bes 15 — 17. 35. 2, $. 267. In andern Gegenden, bf.
im A. Langenſchwalbach fagt man jaus, finn, jowwe,
junne, hjaus, hiejaus u. f. w. ©. ©. 19, Nr. 140.
Hansgejäß, Hausgefeg n. (rhein. wt.), die in einem
Haufe wohnende Familie, von mhd. je, ahd. kishzi
Bopnfig. Im. hat (3, 286) vom I. 1491 das Adj. haus»
Ki nRıin lediger Knecht, der nicht hausſeß und beweibt
* Stieler (1691) hat das Wort nody nicht, aber ſchon
in einer alten Urkunde (Annalen des Vereins für naflau.
Alterth. 3. a. 73) fteht: „Ein berft von ongevehr 24
Hauögefeß.” In Lehr. $. 173 fleht: „daß der Juden tobt
aa beynahe Hundert Hauß⸗ Gefaͤß“, in der 1.%. „hauß⸗
gejäs,e
Haushegel m. f. (bein, eine Perfon, die immer
du Haufe Bleibt, |. Hehel.
Haufte, Hufte m. (8. weft), bei Sch. die gafle,
die im Feld zufammengeftellten Haufen von Getreide, Heu sc;
haufen, Häuften, huften folde Hauſten machen, rhein.
Rafte, Faften. In Grimma MWeisth. 2, 46. 119. 254
Rebt Haufte, huiften, nah Weigand b. W. vielleicht (9)
mit Vertauſchung des f und f ftatt Haufte von Haufe
Bel, unten Kafte, kaften und bän. host Ernte, hostak
deuſchober, engl. host Haufe.
auswehr f. Windflügel.
Haut, in den Rba.: hautjatt fein (daß bie gene
Haut, der deib vol iR); Hautgenug; in der Haut nichts
werih; eine gute ehrlihe Haut; etwas bis in bie
gunt bezahlen. „Den Fiſch hun fe bezahlt bis in bie
aut enein.” Lennig 82; in ber Hauttourzel nichts nup,
gang verborben.
Haweih heißt Hier und da auf dem Wefterwalb der
dabicht; fe Hab, Härweih.
188
aß (thein.), Eile; Hapen eil! P7 kn ,
a ke, And ie = SH
Hau (we), heute. „Do wr.f RT In
Firmenich 2, 92. BA 39,
auan |. hauern. 4
Häubel, in ber (thein 2 gum Abe
d. i. den Kopf hängen lafle,, 7 208 fein
machen; davon Häubeln ‘ I, bb. ken
dann aud) in weiterem Sir I? Di CISM
e h
Uhu und fügt bei: „4°
jeht, fo heißt auch 67 , = Debehauer, I,
ns Geficht berabh6° / ‚yaser
Haare.“ Mb. F _geibeld, beiwels, hinels,
Halt8punft für d* „Selten, Wallmerod), feiten, m
Weile, aus dem veralteten Pronomen ir
trurig dj *
Erunia u5 hen ‚a awerbialen Genitiv von Weile, worte
geden‘ zZ Agangfet, Bades für Backhaus u. a.
gebebager.
gechten (unterthein.), hechzen Crhein. wt.), bei Sche-
2 pägen, ſchnell athmen, keichen, baier. heche gen, hiche
Sr 2, 143), holl. hijgen, nach dem Naturlaut gebilbet.
ed, Hede f. (weit), jeder Wald, fo ſchon & altern
Beiöthimern Gw. 1, 605. Daher Hedefhäg Sörfter.
Auch die Ortsnamen Dörfthed, Langheck und viele Ge
markungsnamen find mit dem Worte gebildet,
Hede, Heenflagge f., Flagge auf dem Schiff, die
den Wind anzeigt.
Hedebod (thein. wt.), Heckethier (unterrhein.), Zede
(cacarus reduvius).
Hedenreiterfehe f. (Ufingen), Hedenreiterin, herum
aibenne, hinter den Heden, Zäunen ſich aufhaltende ſchlechte
eibäp
on.
Hedenfhießer m. (fingen), Eidechſe, die gem in | |
Heden fih aufhält. fs a 8 !
Hedenwirt m. (thein,), auf) Straußwirt, Heißt
der Wirt, der feinen felbftgegogenen Wein verzapft und zum
Zeichen gewöhnlich rinen Fichten: ober Tannenzweig and '
Haus ftedt. Gin folder Wirt darf nicht das ganze Jahr
hindurch Wirtſchaft treiben.
191
ich — piaſach ber Aderfenf (sinap arv.).
>
X N Diefom für Hede; in Marien
as ſchd. Hede, Zaun, Hede das ſchd.
& gs abb. hegi ift Baun, Hede.
j Föheep £., ber Hintere,
* , Hinter de er —F ——
er
* * ef (wei), Flachsſtengel; vgl.
oa ot; heer für heert, |. hart.
zen, Taunus, weft.), der befannte
„aulichrothe nebelufige Dunft bei trodener
‚em Wetter, Baier. Heiraud (Sm. 2, 127),
‚„yenraud, Höhrauch (ſeit 1784), Heerraud
echt "bei Adelung 11796), if eigentlich Rauch (Dunſt)
mit Hige ober Brand. ©. Heieſchmieden.
Heertf. Be
Seite .9
Hefel, Een Henten (Marienberg), Sauer
teig, jo auch bater. (Sm. 2, 155), ahd.hefo, hevo, hevil,
berilo, mhd. hefe, hebel, hefel, aͤnhd. sefet, heffel,
heftel, hevel, Hevefel (Diefenbad G
Heftn (Hein), ſtarke Naſe (meift ki ober
ah pöttetne), auch ſchleß nach W. als Handhabe des Ge⸗
, wie ſonſt als Handhabe des Schwertes.
— Chein.), die Rebſchoͤßlinge mit Stroh, Binſen
ober Baft Binden: den Weinberg heften, ober auch bloß heften
(ohne Afkujativ).
Hegen das Gericht er Vorbereitungen zum
Bm! des Fri treffen. u. b.
€
de ve f. (Rönigähofen), Mude, 3 u eich wein,
Hehl — verhehlen; hehl ings, mb.
lingen), bei behliges geimtih, NA —
bildungen meine Gramm. b. „5 — 11. 5 2, —
"at, mie. heidenschaft, Land ber
eiden, Türken. 22
Seibi, dert — dein) Re: heibi fein, heidi
gehen d. i. fort fein, gehen; heidipritſch |. pritſch.
190
92,94, Der Gut got, He, at, ag ME
frief. mittelndf. hi, altn. hann, Hol. hy, engl. he. "Sin
bäht dä fort ſech Jhmnggeln.“ —* 2% 87. Ju älten
eisthümen, Reit oft be, bee. Gw. 1 , 564. 639 f., auch
in Lehr. $. 7
Heb, Pr B (thein. krummes Handbeil zum Ab- und
Eleinhauen dünner Afte; 2) (unterrhein.), etwas Heiner zum
Beſchneiden bes Beinftodes Gl. Schnittes), mhd. hey
ahd. hep&, hepp&, habbä, happ&, Boll. heep, ein,
a Sichelbeil woher das ip. Hippe.
Hebehager m. Runter), d.i. Hebehauer, Top
löhner, holl. daghuurden, |. Fan er.
Hebel, hewels, beibel®e heiwels, hiwels,
hümels (Montabaur, Selters, Wallmerod), ſeitdem, ir
pie, in biefer Weile, aus dem veralteten Pronomen be
(f. d.) und bem abverbialen Genitiv von Weile, wobei dem
jrelten Worte allmählich der Ton entzogen wurde, wie in
rthel, Inngfer, Bades für Baataus u. a.
Heben, 1) Halten, } B. heb amol de Gaul, in Naſſau
felten, J haben; 2) trinken, mit ver Ellipſe dad Glas
Hebendig Git.), mhd. hebendig ‚ hebig, feftgaltend,
beſitzend, — in alten Weisthümern vor. S. Schreijaht.
k PER iſt (in Flacht A. Diez) der Handfröhner,
ebehager.
Hechten (unterrhein.), behaen (thein. wt.), bei Sch.
2. haͤchen, ſchnell athmen, Feichen, baier. heche jen, hide:
ven 3 2, 143), hol. — nad) dem Naturlaut gebildet.
ed, Hedef. (weft. Fr jeder Wald, fo ſchon in alten
Weisthümern Gw. 1, aber Hedefhüg Förfter.
Auch die Ortsnamen De anghbed und viele Ge
marfungdnamen find mit dem Worte gebildet.
Herde, Hedenflagge f, Flagge auf dem Schiff, die
den Wind anzeigt.
Hedebod Ehein. wt.), Hedethier (unterrhein.), Bede |
———
eckenreiterſche ſingen), ckenreit
An Hinter Den on fee ſie tat —
——— Ufingen), Eidechſe, Die gem in
a ehe fingen), chſe, 8
Hedenwirt m. (thein.), auch Straußwirt, heißt
der Wirt, der feinen felbitgezogenen Wein verzapft unb zum
Zeichen gewöhnlich) einen Fichten ober Tannenzweig and
Haus ftedt. Ein ſolcher Wirt darf nicht das ganze Jahr
hindurch Wirtſchaft treiben.
. 191
Heberich Heißt vielfach der Ackerſenf (sinap arv.).
a Hadorn.
Heege, Hege, Dialektform für Hede; in Mariens
berg ift eege das ſchd. Hede, er —* das ſchd.
Wald. Fe ie hege, ahd. h aun, Hede.
Heep, die hintere, len der hintere,
höhere keit bes Schiffes, Hinter dem Ruf (f. d.), wo fi
der Schiffer aufhält.
FA Hier, Heerde f. (weft.), Flachsſtengel; vgl.
Gen n., Hartriegel; Heer für heert, f. hart.
Heerraud) m. (rhein., Taunus, weft.), der befannte
bläulijweiße oder Bläulichrothe nebelartige Dunft bei trodener
Luft und heißem Wetter, Baier. Seirand ( m. 2, 127),
ſchd. Höhenraud, 955 rauch (jeit 1784), Heerraud
weft bei Adelung 11796), HY eigentlih Rauch (Dunſt)
mit Hitze oder Brand. ©. Heieſchmie den.
Heert ſ. hart.
Biel Senellnn, Sewieng (Marinten), &
efe eweling, Hewlen tarienberg), Sauer»
te, fo auch Baler. (Sm. 2, 155), al.hefo, hevo, har,
henilo, mh. hefe, hebel, aͤnhd. be el haftet,
heftei, hevel, hebeſel ee
Hef tn (thein), ftarfe Naſe (meift ei er
doch Dale), auch fchlef., nah W. als Hanbpabe bes de
fihts, wie fonft als Handhabe des Schwert
Heften (thein.), die Rebfhößlinge mit WSiroh, Binſen
ober Baft binden: den Weinberg heften, ober auch bloß heften
(ohne Afkujativ).
Hegen das Szist —RX die Vorbereitungen zum
alten des Gerichtes tr. w. 1, 560 u. 8.
Ben (Rönigshofen), Mude, Zuchtſchwein.
lingen N ai ae en —E
—S meine 1 Sram. 7.3. 2, $. 275.
eiden,
vu ind Rd idi idi
FRA i Eee,
192
nHeibt, Snterjektionspartifel, welche fort, weg, vorwärts zu
ehen befiehlt. Sollte dieß noch eine ben englijchen Sofbaten
Wartboroughs abgelernte Reliquie fein? Engliſch hie
iiee „Gerih heithih) beeile di, vom agj. higan eilen.“
Heieln (Selters, Wallmered, Hadomar, Limburg,
Runtel), wiegen, die Heino, bei Sch 2. Heije, Heiobett«
Ken (auch rhein.), bie Wiege; Heiopopeio Wiegengn
5 hein. h Verl⸗
eimern, hamern (rhein. unterrhein.), langen
nach der Heimat haben.
Heimgerebe, Heimgereide, Heimgereite, Hein
gereibe, Heingereite (olt.), die gemeine Waldmark; bie
au einer ſolchen gehörige Genofjenfchaft.
Heimri |. Heimberger.
Heimlich (rhein.), zahm, zutraulich, zum Haus (Heim)
gehörig, von Thieren gebraucht.
Heimſuchen, mid. heimsuochunge, iftin alten Rechts⸗
Büchern foa. gewaltfamer Einbruch.
Heinrich, ſtolzer, heißt an vielen Orten bie Nacht
terze (oenothera bien.
eins ſ. Hang.
einſch (CTaub), trauliche Benennung der Kape, nb-
Hinze Name des Katers in der Thierfabel; Hünze, Heinze,
193
gi ift Verkleinerungs · unb Kofeform des Mannsnamens
einrich.
Heint, heunt, hint, hent, hingt, in dieſer cber
et unb ber heutigen, naͤch rl Rad,
— nb. hester, holl. heester, wovon franz. hötre, "alt
frang. hestre,
Heißen (rhein wt.), wird vom Vornamen, ſich ſchrei⸗
ben vom Familiennamen gejagt, 3. B. tch heiße Joſeph und
fhreibe mich Kehrein.
Heiwels |. hebels.
Heel In ber Raftätten) Rda. die Hejel bohrn, einem
tte Vorwürfe en.
Helbeling m. (vlt.), älteres Wünät, im halben
a Ara — Pfennigs. Gw. 1, 529 u. 3.
e te.
Heller m. (Königftein), Helterling (Rheingau),
dürer Aſt. Höllenre 9 Holuͤr eich iſt in der Sprache
der Forftleute ein Baum, ber viel Aftholz hat.
Hellgern, —83 ag um ſich dabei Bald
ba Bald dorthin „ angegriffen, bf.
durch Hige, anhd. —S— delt ee er Behelligen).
gell, Helljen f. heilig.
ellung (unterehein.) Od, wo die Schiffe gebaut
werden, Schi werte, — hellig
elm f. Azthel
elmftod heißt der Griff des Stenerruberd,
elfen f. hülſen.
Hengel m. % thein.), 1) zwei ober mehrere Trauben,
bie mit bem Rebhol; sgelchnitten und fo Kar werben,
fon mhd. hengelt ein Bund Bwiebeln, bie an ben
Blättern —— und aufgehaͤngt werben.
Henkel f. Hüntel.
Rehrein: Wörterbuch. 13
194
Hennerich, gebrannter, iſt (Wehen, Bierftabt) eine
Suppe von braungeröftetem Mehl.
Henſch, Hens n. (weft. unterrhein.), 1) Krankheit der
Kühe am Guter, wobei fie ſich nicht melfen Iaflen; 2) Haibe
ton, |. Hain
Heppel ſ. Hüppel.
Heppel, Hewwel, Höwwel f. (weft. wt.), 1) Ziege,
2) Menſch, defien Lachen dem Mädern der Ziege ähnelt;
daher hewweln, abheppeln (ſ. Pr Sm. 2, 221 hat bie
Heppel, bad Heppelein Ziege, bj. eine junge und wenn
man fie lodt.
Her unbe Hail, d.i.Heerund Hagel, Verwüſtung
durch Feinde und Hagel, kommt in alten Urkunden vor, 3.8.
Böhmer, cod. dipl. 375 vom 3. 1307: „si aliquod damp-
num predictos dominos sustinere contigerit racione exer-
eitus regis vel alterius cuiuscungue, aut grandinis quod
vulgariter dieitur her unde hail* (wenn die vorgenannten
Heren ein Echaben trifft durch ein Heer des Königs, ober
irgend eines andern, auch durch Hagel, was in ber Bolfd«
ſprache 9. und 9. geil)
erb f. Härb.
Herberig f. (weft), lauf. Herbrige, Hirbrige,
ftatt des ſchd. Herberge, ahb. heribörga, mhb. herbärge,
änhb. Herbrig.
Herloch, Haͤrloch (Nenteröhaufen), Loch in der Wand,
der Hausflur zum Ein: und Ausgehen ber Kagen unb Hunde.
Hermes m. (thein.), Horniſſe, Weipe, ahd. der hor-
nuz, horz, horniz, hurniz, horneiz, hornit, hornut, mhd.
hornuz, aͤnhd. Hurnauß, Hürneiß, Hurnuß, Hurnis,
Hornuß, Hornus, Hornäffel, Horneßel (Diefenbach
Gloss. 154), nad) feinem Tone genannt, den das Thier fliegend
macht, und ber dem Tone aus einem Horn gleicht.
Herngäfe, berentgegen. „Bei de Brandbrief hern⸗
gäje herrſcht der Gebraudy, daß mer fe verbudelt.” Datte
rich 79. Vgl. meine Gramm. d. 15 — 17. Ih. 3, 8.376.
Hernochent, hernach. „Un es werd hernoch eut nids
aus der Erbidjaft.“ Firmenich 2, 80.
Hern, Dialektform für Hirn, Berfland.
Herodes, in ber (thein.) Rda. „das bank bir der
Herodes“, fonft: „das dank dir der Teufel.‘
FR £. (bier und da rhein.), Hornifie, ſ. Hermes.
ernfelig (thein.), was baier. Hirnrißig leicht auf
zubringen, zu beleibigen (Sm. 2, 238), wol verborben aus
birnjgellig.
#195
Herrche, Sarıas, Hierche n. (Softeln, hier und da
thein.), Herrchen, win der Großvater genannt, Baier.
Hemlein (Sm. 2, 23
Herrgottöblut n. Ngohtei, gemeiues Johanniskraut
ıypericum foratum).
Herrgottsſchückelchen n. (rhein.), gehörnter, ges
meiner Schotenklee (lotus corniculatus).
Herrgottöthierhen n. (rhein.), ae (@o-
einella punctata), jonft Ootteslämmdhen (f. b.
Herrurofe heißt in Dietharbt A. Naffau A Narciſſe.
Herrſchaf ten (olt.), „Sie zuhieben (jerh.) ihnen ihre
grugimten Ch Bangert), und herrſchafften fie ſehr.“
Hexſche m (hein.), Dialektform für der Hirfe, ahd.
der hirsi, mihd. hirse,
Berist, Hierſcht Marienberg), Dinlektform für
Herbft. ©. oben ©. 23, Nr. 172.
Herfit, herſyt en Hiefeit, auf dieſer Seite. „Uff
herfpt der Mitte des Meynes.“ Gw. 1 ‚ 557.
Herw f. Härb.
Herwiſch m. (thein.), munteres, meift mageres Kind,
bſ. — er ſchnell Hin und Her wilcht; dgl. FrrwiſqQ.
er
ersbennel m. (ehein. wt.), Bruft, wie Baier. Herz⸗
pünfel (Sm, 1, 287): auf den 9. ſchlagen; der H. kracht,
f Bungen.
Herzgeboppelt (wt.), herzlieb, fo daß einem Beim
Anblid ve lieben Perſon BA vu Boppelt, ſ. bobbeln.
Ro, was fang ich ab, Lil erde, Deibche, Engelche, Herz»
geboppeltes.” Datteri
— 9, Ruf des an die das Schiff ziehen»
den Pferde Iangfam gehen zu laſſen.
Heſſel, * ſel iſt ziemlich allgemein für das ſchd.
Hafel, mhp. hı ab. hasala, agſ. häsl.
Hefjenland }. Frankreich.
Heß, Hepe f. Elfter. Sm. 2, 260 Hat aus einem
Prompt. von 1618 die Haͤtz, Häpel; Diefensas Gloss,
432 die Hetz. Davon Hepeauge, Hühnerauge.
Hegel m. f. (Scwalban, Braubach), 1) verfümmertes
Schaf oder Stüd Rindvieh; 2) (wt.), zahmes Schäfchen,
Lamm, junger Widder; bei Sch. Die Heß, ſchweiz. die Hatle
(& 2, 2, Ro „ Pitermbe. hatele Ziege; vgl. lat. hoedus,
196
Heubipper b. i. Heuhüpfer m. (Limburg, Ufingen,
Hoͤchſt, Königftein), Heuſchrede, änhd. Heuhupper.
Heuochs m. (thein.), —— für einen dummen
Menſchen, ſtärker als das einfache Och
Heufpringer m. (Selters, Sehen, Runfel), He
ee anhd. hoeifprint, Hoeyipring, böwjprint,
d. howespranca,
Heumwurm m., ba für alle Weinbauer fo gefürchtete
Thierhen.
Hewels ſ Hebel.
Hemeling |. Hefel.
Hewwel |. Heppel.
Hegen in ber Rda.: was fi hezt, deiwelt (te
fett) ſich (Rnigkeim, f. mummeln,
Hezenleiterhen Heißt (in Diethardt U. Naffau) das
Sarrenfraut, (ahd. faram, mhd. varm, varn), das im
heidniſchen Alterthum mit Hexen und Teufel mebrfeh in
eesiehung fiht. ©. J. Grimm d. Mythologie 2. 4.
Hegentraube heißt (in Limburg, Naffau) bie wilde
Johannisbeere.
Högen [. juhheze
Hicheln, — 8. wt.), 1) wiehern, von Pferden;
2) hell, gleichjam wiehernd lachen. Davon Hichler, Ge
a chleſ. — a ehren Biegen
hweiz. heija, huja flarfrufen; Baier. hiche zen, heche⸗
den keichen (f. Beagen) und wiehern (Sm. 2, 143). Lat.
innire (wiehern) ift ahb. hweion, weion, mdb. weien,
weigen, änhb. wihelen, wieheln (Diefenbad), Gloss. ch
Hideln (8. wt.), auf einem Fuße herumhüpfen, Bj.
bei gewiſſen Sinberfpielen, bei Sch. heden, hedein,
bideln, wehrte zu hinten gehörig.
gie? Hadorn.
ven‘ Satnfe
en ain
Bes wen ® J
Sr er god für Gänfe; Hille Bändchen
Nafjau); dgl
Far f. ertig.
Se Bllde (Ufingen), eine bei ben ältern Frauen
gebräuchliche Haube, deren oberer Theil hoch iſt und eine
balbmondförmige Geftalt hat.
Hillich, Hilch, Hielich £. (weft.), 1) Shevertäbuib;
2) Mitgift, bon. huwelijk, abd. hileih, hileich, mhb. hi-
197
leich eig. der Leich (Lieb), der bei der Vermählung ger
fungen wurbe, dann die Vermählung felbft; von ahd. hiw-
jan, hijan, mhb. hiwen, hijen, hien fi vermäßlen, hei—
tathen; ahd. hiwi Ehe, hiwo Batte, hiwa Gattin, mbb hiwe,
hije, hie Gatte.
Himmel fteht (xhein.) zuweilen vor andern Wörtern
zur Verftärfung; hHimmelangft, Himmelweit, Himmels
enger Kerl; auch hHimmelheiliglang, Himmelheilig-
die!
Himmeln (mt.), flerben, in den Himmel fahren.
Himmelsgaß (Montabaur, Wehen, Idſtein), d. i.
Himmelsgeif Himmelszieg (Selters), Bekaffine, Nacht»
ſhwalbe, Heerjchnepfe, von ihrem mädernden Geſchrei bſ. bei
Beränberung ded Wetters und zur Brütezeit fo genannt,
Himmelsſchlüſſelchen n., Schlüffelblume (primula
veris), auch Baier. (Sm. 2, 196).
Himmelftern m., After.
Himpel, Himpelſchellich ſ. Schellich.
r pin, Hink (Caub, Lorch), Dialektform für Hent,
entel.
Hingehen wird (thein., bf. in der Kinderſpr.) oft ein-
geſchoben ohne eig. Bd. oft nur zur Verbindung: Gott hat
— den Adam erſchaffen, nachher iſt er hingegangen und
ie Eva erſchaffen. Heute haben wir in der Schule zus
af gelefen, dann find wir bingegangen und haben gerechnet“
wobei wir und aber nicht von unferm. Plaß entfernten).
. geh.
ingt f. Beint.
Hinkel ſ. Hünkel.
Hinkeln (S.), Kirſchen h., ſie ohne Die Stiele mit ben
Fingern abbrechen, um Latwerg (Kraut) daraus zu kochen,
wahrſcheinlich von Hinkel, Huͤnkel, die ähnlich verfahren
beim Abfreſſen.
Hinnig, hinter, vgl. nebig, obig, übig, unnig,
zwiſchig. ©. ©. 19, Nr. 137.
Si a Kane 1t.), hinſeit, jenſeits. Gw. 1
Hinjtt, nefite colt. infeit, jenfeits. 1,
534.579. " '
Hint f. Heint.
Hinter, in einigen (thein. wt.), Rda.: » einen gehen
b. i. ihn Beftrafen; 5. einem fein b. f. ihn tabeln; h. einander
Iormmen d. 1. in Streit gerathen; h. herum Holen d. i. berb
in.
Hinterfür, hinnerfhdener(d)erfcht (rhein.), ver⸗
fehrt, das Hinderfle zu vörberf, @öthe jagt 33, 208:
198
m Was der Profa ein unverzeihliches Hinterftzubärberft wäre,
iſt dem wahren poetijchen Sinne Nothwendigkeit.“
Hinterloß (Nentershaufen), Hintertheil eines Ge
bäudes, offenbar Hinterlaß; vgl. Gelaß, mhb. gelaeje,
mitteld. geläge Nieberlafjungsort.
Hinterſprecher, und Nachſprecher (vlt.), Verleum
Der nadfpredher ober Bunberfprecher, der den Iuben
(ernten) ir ere benymmet.“ . 1, 547.
Hippel f..Hübel.
Hippelcheskräutchen, Quendel (thymus serpy-
lum), der gern auf Hippeln waͤchſt.
Htppert m. Hüpfer, Name der Heufchrede, vgl. Heus
bipnen Heufpringer.
Hirben, Birwen ufngen), 1) Herbergen, ab. heri-
in, mh. herbörgen, herbirgen, |. Herberig; 2) ſchaͤr⸗
en, er barwen.
Hirfenbreimeffer ſ. Breimeffer.
Hirz, Herz m. (Dillenburg), Hirfchfäfer, Wein
fürster, d die alte Form von Hiria, ab. hiruz, hirz, mbb.
Hiffel ſ. Heffel.
> Hifter, biftet, hiſtig Montaban, Herborn), jens
ſeits, hinter, dan. Bif, biffet dort. Sm. 2, 254 Hat aus
Rorhfranfen heſt e geft biesjeits und jenfeits ; 2,79 ee
vn (7 Vgl. weiter meine Gramm. 15 —
&3 5. 3, $. 348 f. 266 f., wo eine Reihe von Formen fr
unfer dies ſeits und jenfeits fi findet; ſ. oben dert:
iſte.
Hitſchel ſ. Hütſchel.
Hitzeblitz m. (rhein. wt.), hitiger, jaͤhzorniger Menſch.
gi f. (Naffau, Runfel, Limburg, Höchft), Holz, um
ben Badofen zu heizen.
Himmel f. Hübel,
Hobel, Hubel, Howel, Huwel, in Bi (chein.,
Rda.: blas mir die 8. aus d. 1. led mich { im A. s$ „2
hat die Hub, Hueb Lange Öffnung oder —R unter
der Erde, in welcher den Winter durch ſich Murmelthiere
aufhalten. Gehört Hobel, Hubel dazu?
Hobitche f. Habitche.
Hobutiel ſ. Hambuttel.
Hoͤcheln ſ. hicheln.
Hochgeb uͤhn n. (Naſſau, Limburg), der oberſte Speicher,
ſ. Gebühn.
199
Hochſaicher, Huchſaiger m. 8: Großſprecher,
Vrahler; nicht Sager von ſagen, wie 8. erflärt, ſondern
Saicher (f. d.). Au Sm. 3, 189 Hat das Bort.
Hochzeit (vlt.ı, Feſt eines Heiligen. Gw.1, 538 u. ö.
Hochzeiter, Hochzeiterin (rhein. obb.), Bräutigam,
Braut, wenn fie zur Trauung in bie Kirche gehen oder Daher
fommen,
Hodeln f. hadeln.
Hoden (rhein.), 1) gekrümmt figen, wie ſchd., dann
übh. figen, z. ©. in ber Schule Hoden Bleißen J nit voran
kommen; 2) (ähnlich ſitzend ?) rohe Eßwaaren auf öffentlichem
Plage verfaufen; davon ber Die Hod, Hode Perjonen, bie
fo verkaufen, dann auch bie auf dem Kopf ober Rüden etwas
gm Verkaufen tragen; ſchon mhb. hocke, Sleinverfäufer von
bensmitteln; ar de Höder, die Höderin, Anhd. der
Hoder, mbb.
Hsdch, —8 Bode m. (S.), Abfall beim Flachs⸗
und Hanfhecheln, rauhes und grobes Werg, vom nd. Hede,
pommerifi Heide , altfriej. hede, mit derſelben Bd., gehört
iufammen mit dem obd. die Heid, Abfall, Unreinigfeit.
obbabeia |. Hottern.
$ eläpeten ), anben ef fahren. „Bern, di
offahrten (vlt.), an den Hof fahren. „Herren, Ritter
wo h ri mann fe Jeflrten.“ Lehr Para k.
öfferig, opperi pper m. (weſt.),
EL a. ‚yitchors, — neh 0, witehopho,
. witehopfe, withopf, wahrjcheinlih aus witu
nn und bene I pfe), alſo Holzhüpfer, Waldhupfer.
gar! or Sm ift ziemlich weit verbreitet.
— Höhlt. Hapl.
Hohn oin—, |. Hühn—.
gohnieln 1 banjeln.
Hoike (vlt.), Art langen Mantels, Hol, huik, Regen:
mantel, „Sie trugen lange Hoiden, die waren gen ufft
vornen nieber biß auff die Füß.“ Lehr. $. 36 u. 8
Hoink m. (weil.), Honig, auch Latwerg, ahb. bas
bonag, honig, honec, honic, honang, mhb. honec, honic,
I0nc.
Hit f. Hott.
Si Hahl.
olchen (rhein.), weggehen, bſ. wenn Died langſam
geſchieht. Ahd. der holcho, nihd. holche, nd. holk, holl.
200
bulk, griech. holkas (dAxas) tft ein Laftjchiff, bſ. Bagl
jan ar, helkein, —S WHEN; FACH
an gedacht werden?
Holgans f. Hahlgans.
Hol.über, ein gewöhnlicher Ruf am Rhein, um bie
Schiffer am jen — Ufer zu rufen, herüber zu Tommen,
und die Wartenden überzufahren.
Holle, inder Rda.: met de Holle fahrn d. i. nacht
one eine Hegenfahrt machen. Vgl. Mythologie in ber
Hölle, Holl, Hell (wt.), 1) derenge Raum, ben an
einem Winkel der Stube der Dfen mit ber Wand Bilbet;
2) Raum unter der Schmiebeefje, unter dem Tiſche bed
Schneiders, wohin Teßterer gerne die Reſte des Tuches thut
(fallen Läßt), und fo bie Gigenthümer barum beträgt; 3) Name
don etwas site enden Gemarkungstheilen. Das goth. halja,
abd. hellia, hella, mhd. helle, nhb. HölTe ift zunächft St
des Verhehlens, wo bie alte heidniſche Göttin Hel gleich
fam als die Verborgene in dem verborgenen Orte wohnt.
Holler, Huller m. (thein. wt.), Hollunber, ab. ho-
lunter, holder, holr, mhd. holunter, holenter, holre, änhb.
Holer, Holder.
Hollezopp, d. i. 1) Zopf von Haaren, die fo in Ber:
wirrung gerathen finb, daß fie orbentlid Knöpfe Bilden;
2) von einer ähnlichen Verwirrung auf den Bäumen, wo
die Afte ſehr kraus in und burdeinander Taufen, f. Holle.
Holper, Holpert, Hulper, Hulpert m. (rhein.),
Stoß. Sm. 2, 183 hat der Holpel grober, ungejchidter
Menſch; Einen Holpeln ihn berumftoßen, Hubeln. Zu
Holper gehört Holpern, humpeln.
olzbod (Caub), ein Menſch von fefter Gefundheit.
olzen f. beholzen.
Holzweg m. (mt.), falſcher Weg. Schon Stieler
bat: den Holzweg gehen für irren. „ann de mahnft, ih
wehr befäwelt, fo bift de uf em Holzwähl." Streff 32.
Hon ſ. haben.
vor, ein Ruf des Steuermanns, die das Schiff
ziehenden Pferde anzutreiben; vgl. hott.
Höppel f. Hübel
. Hoppeldep Pl. hörteich zu Ingelheim Rbeinbefen)
eine ſiarke weiblihe Bruft nennen; ſ. Hoppeln und Dih-
20,
Hoppeln (wt.), fi) auf und nieber bewegen, wie ein
ſchlechier Reiter auf einem trottenden Pferde. Altn. hopp
Sprung, Springetanz, hoppa, agj. hoppan hüpfen.
FAIR Halten, Dialektform fr haben, ſ. d.
opfa wird zur Bezeichnung des Springens und zur
Aufmunterung zum Hüpfen und Tanzen gebraucht; daher
bopfen, —A (vom m) get bopzen, boppezen,
agf. hopetan tanzen. Stolpert Jemand, fo jagen Biele beis
nahe unwillfürlih „Hopfal® und feßen wol noch ſcherzend
hinzu: „Da legt ein Spielmann, ein Muſikant begraben.“
Hör f. (S.), das Haartuch, eine Dede, welche aus den
Schweifen bes Rindviehes bereitet und beim Olpreſſen ge:
und wird. s Sälag, Stoß an b
orbel, Hormel m., 1) eig. lag, Stoß an den
Kopf; 2 (wie Hieb) Kleiner Kaufe 2 ein Diefem ähnlicher
Buftand des Verſtandes, uͤble Laune, Brille,
Hören Einen, d. 5. thun, was er fagt, iſt ziemlich
berbreitet. Rube In d. i. Ruhe halten, ift in Höchft
——ã— . 0 jetzt wern fe doch a Mol Ruh hörm.“
Emmen
Horlig, Hörrleg, Hürlep, Hoaletz, Hormep
fm. (weft.), bei Sch. die Hirlige, in Goblenz bie Ho⸗
tapel, lauf. Hürlige, Homiffe, große Welpe, Sm. hat
2, 237 aus einem Prompt. v. 1618 Horlig, W. ſchieſ.
Hirlige Bol. Ohrlig.
Hormelf. Horbe
Hormes m. (Kiedrich, Rheingau), Stod, womit die
Rnaben bei dem Spiel ein Klögchen ober einen Stein zu
einem geftedten Ziele ſchlagen, gehört vieleicht zu Horbel,
Hormel. Schweiz. Heißt das Spiel horniggeln (I ak
gerne m. (Herborn), ein durchaus grober Menſch.
orubecher m. (wefl.), dürrer Aft ohne Rinde und
Rebenzweige, ber einem Ochfenhorn ähnlich fieht. \
& oͤrũchen (wt.), ein mürhes Badwerk, nach der Geftalt
genannt.
Hörnen (weft), auf dem Horn blafen, ſchweiz. hornen
Gt. 2, 55). „Wann ber Wächter zehn hörnte.“
Hörnerflamm m. (Montabaur), Hirfehfäfer, der mit
den Hörnern Elemmt.
Horneffel, Horniffel £. (rhein.), Horuiß, f.
ermes.
Horſch m. (Rennerod), naͤrriſcher Menſch, Hoſpes,
—V⏑⏑—
er, ig, köſcher, köſchig (weft), zwi:
Iden, woraus biefe Formen wahrſcheinlich verborben find,
202
Hofe, 908, Hofe, Hoß f. 1) (meft.) Strump
am Rhein und Main Hoſen (f. Buz); 2) (rhein.), Frucht⸗
jülfe, Samenflappe, fo auch Baier. und ſchleſ. (Sm. 2,250.
. 37). Ahd. die hosä, agſ. hose ift zundchft die untere
Beinkleidung aufwaͤrts bis zum Knie; mhd. hose fteht ſchon
von der ganzen Bedecung des Beines von ben Hüften bis
auf den Fuß.
Hoſenthürchen Crhein.), Hoſethürle (obb.), der
Hofenlap.
Hofpes m. (Wallmerod, rhein.), alberner Menid,
bater. Hifpel, Hefpel (Sm. 2, 254); vgl. Bifpel. Das
lat. hospes ( Fremdling, Gaftfreund) kommt auch fg. vor in
der Bb. an einem Orte, in einer Sache unerfahren.
Höft m. (Hachenburg), Verfammlung verwandter, be
kannter und befreunbeter Leute im Dorfe, um gewiſſe dringende
Arbeiten gemeinſchaftlich zu verrichten: Brechhoſt, Birn-
Ba ohnendon. Vgl. engl. host Schar und oben
aufte
56 öftern, Höfteri; öfterer (rhein.) find
Bildung Beer bahn ne PA
kommt auch das Ad}. Hoft — ſchnell vor.
Hötg f. Hodch.
Srfgein (weft.), Brot und Kuchen in Eile und ohne
bie gehörige Vorbereitung baden; gl hütſcheln.
Hott. hoit, ein in faſt ganz Deutſchiand gebrauchter
Fuhrmannsruf zum Rechtsgehen des Zugbiehes, nach Wei:
and urfpr, antreibender Ruf zum —— (l.
Door): nd. hotten (fchon bei Stieler im 3..1691) bd. vor:
waͤrts gehen; altn. hott Ruf an Pferde zum Geſchwindegehen,
hotta bie Pferde dazu anrufen.
Hott, Hutt f. (8), 1) die oberfte grune Schale ber
Nüffe, (unterrhein.) die Haut von den Weintrauben; 2) die
Schale von den ausgegangenen Nifjen in den Haaren, daher
der Schimpfname Laͤus hott; 3) (fig) ein Menſch, der
prahlt, aber nichts in der Taſche hat. Das Wort ift das
in ber Bd. etwas geänderte Hütte.
Hotte f. (Caub), eine Art Bütte, die an Riemen auf
bem Rüden getragen wird.
Hottern (8. Wallmerod), wenn Maulmürfe und ok
Mäufe im Kortkriechen faft auf ber Oberflaͤche das Land
durchwũhlen (gadevu); botterig. St. 2, 57 Hat hottern
ſchuͤtteln, rütteln auf und ab, auch ne zeiten, bon
—8 gehen, vorankommen, bj. Fahren (ſ. Hott). Damit
cheint Hottern zufammenzuhängen. Hobbabeia in Sal;
für Maulwurf ift nach dem Dialeft Hotterthier.
203
Hotzel, Hutzel £. (8. wt.), 1) gehörte, getrocknete
Birne; 2) alte eingeſchrumpfte Perſon; 3) guter Tropf, gut⸗
müthiger Menſch. Davon hoßzelig, ein» verhoheln.
Schon mhd. iſt hützel eine getrodnete Birne.
Hube, Hufe, ahd. huops, huoba, mh. huobe, betrug
im Rhein» und Lahngau 30 ongen (Gugera), anberwärtd .
aberd. ©. Br. 726. 728. Gr. 535. Vol. Juchart.
Hubel f. Hobel.
Hübel, Hüwel, Hüwwel, Himmel, Hüppel,
Hippel, Heppel, Hoppel, Höppel, Huppel m. (chein.
we), 1) Eleiner Hügel, übh. Unebenheit, davon Hübel-
tütfer Caub) Faulenzer; hoppelig; 2) joa. Doß 1. 2,
bb. hübel, hüebel, hübel, hüvel, huovel, änhb. Hewffel,
vier, übel, hubbel, Koppel, hücbel, huovel,
onel (Diefenbad Gloss. 132), baier. Hübel (Sm: 2,
14) zu aͤnhd. Huber, Hofer (Höder, Rüdenauswucs),
ahd. hovar, hofar, mhd. hover gehörig.
Hubner m. (vit.), Befiger eines halben Hofes (ein
Hof entpielt gewoͤhnlich 2 Huben). „Day wir by hubnere
dub 3 Jantfibele myt nübte fuldin drangin.“ Gw. 1, 526.
u
. e.
—— ſ. Subithe
ubeln, 1) wie ſchd. übereilt thun, quälen; 2) (Has
damar), beim Gierkippen (f. kippen) bie Eier auf der Seite
te:ffen, wo fie gewöhnlich nicht getroffen werben ſollen.
Huf, Hüf (S.mt.), zurück! Rufan das Zugbieh, wenn
8 rüdwärtd gehen ober dad Fuhrwerk zurüchalten fol.
Hufen 1) zurüdgehen, zurüdgehen machen (fehlt ahd. und
mbb., altn. aber hopa zurüdweihen); 2) «weft.), brauchen,
nöthig haben. In ber 2. Bb. hat Bm. 2, 160 behufen
einem in etwas, ihm barin behilflich fein; agſ. behofjan,
engl. to behove, altn. haefa paſſend fein, dann ee
In woher unfer Behuf, mhb. behuof, nd. behof, Hol.
f, bän. behor Bebürfniß. Ahd. piheffan, mhb. beheben,
alt. biheffian iſt zunädft wegnehmen, welcher Begriff durch
den des Mangels in Behuf (auS bem Präteritum) zu dem
des Nöthigfeins ſich umbildete.
Se ſ. Haborn.
h
d. i. ſierben; — 8.) „bie bat ein H. verloren“, d. i.
204
ex kann, und wirft dann einen Hufhammer ober ſchießt mit
einem Speer weiter vorwärts; wo Hammer und Speer ins
Waſſer fallen, da ift Die Gränze. Br. 52 f. 605. 697. Gr.55.
Hühbnerdorn heißt in Reichelsheim die Sternmiere,
ber gemeine Vogelmeierig (stellaria med.).
Hühnerapfel, Hoins, Huin«, Hohn» Ureſt.),
Stachelbeere; vgl. hinkeln.
Hühnerfrefjer, Hoin- (weft), Hühnerhabicht.
Hühnerfleber, Hoinerklewer (weit), Maifäfer.
Hühnerftößer, Hoins (weit), Hühnerhabicht.
Hut, mhd. hoi, hei, if eig. ein Gmpfinbungswort,
ſteht dann auch als Subſt. um eine große Schnelligkeit aus⸗
udrüden; auch als Abo. elliptiſch: „ich bin Hui wieber da.”
avon huien 1) eilen; 2) taufchen, wobei aus Gile nicht
alled genau erwogen wird; überhuten übereilen; ber Hui
Tauſch in Bauſch und Bogen.
uinen werben im Weinährer Weisthum von 1658
als Theile des Daches erwähnt. „Die förfter follen ſich
eig umfehen, wo fie einige lucken auf ben dächern finben,
ꝛadurch es auf bie poften, balden, riegel, Eepper, huinen
regne.“ Gw. 1, 605.
Hullen fi (Idſtein, Limburg), 1) fih behelfen, Dia
lektform für hüllen; 2) (zuweilen) fih quälen d. i. fih
nothbürftig behelfen.
Huller |. Holler.
Hullegen (Weilburg), fehlagen; vgl. Tadefen.
Hullgern |. Helkgern.
Säfen, Blfen (Glen), Re von i
en, helfen (Selters), je von ihrer grünen
Schale (Hülfe) befreien. s
Humann (Montabaur), aus Hofmann (ber auf bem
Hofe wohnt) verborben.
Hummel m, ein zur Bierde nahe am Ende bed Maſtes
befinblicher Kuopf.
Hummer, Dialektform für haben wir.
Hun f. haben.
Hund heißt ein ftarfer Tannenbaum, ber bei St, Goars⸗
haufen ins Wafjer gelaffen wird, um das Floß vor Gefahr
auf der „Bank (Feljen) zu bewahren.
Hunds fteht (rhein.) oft vor andern Wörter zur Ber
ftärkung: Hundsfalt, hundsmüd, hundsſchlecht; vgl.
Gott, Mord, Mutter, Neids, Sinn.
Hundsfott m., 1) wie ſchd.; 2) Werner am Auge
(fd). Hundsfüttiſch (rhem.), fon. einfältig d. d)
nur etwas ftärker; vgl. Fühbaniic.
205
wage anstelle heißt vielfach die Gartengleife
(aei usa
8 Au ir tn einer Frankfurter Urkunde von 1297
he de fva. Banfert. „Quicunque vocat ali-
quem filium meretrieis vel hundisson.“ ©. Gr. 643.
Huneſch (vlt.), eig. hunnifs, gewöhnlich ungarifch,
bſ. huneſcher Wein. Gw. 1, 527 und anberwärtd. „Der
Hunenwein war unftreitig die Altefte, aber wegen ber Raus
higkeit des Klima frühzeitig in eine ſchlechte Sorte ausge
artete Tranbenart, welche um jene Zeit (Mitte des 12. S.
wo zuerſt vinum francum et hunicum vorkommt) bu:
befiere, hauptſaͤchlich aus Brankreich und den Nieberlanden
beraufgebradhte Art erfegt warb.“ Br. 205.
Hungerblume heißt Hier und ba ber Hahnenfuß
(ranunculus).
Hünkel Hinkel, Henfeln. me Omey, Qu ihn, ahd. huo-
nichlin, hänichlin, huonicli, hönchli, mhd. huoniclin, hüe-
neclin, aͤnhd. hündel Gw. 1, 535, Berkleinerungsform
don Huhn, abd. mhd. huon,
Hupp, hopp fein Cxhein. wt.), verloren fein, bf. wenn
I alles verjpielt fein. Das Wort ſcheint zu haben zu
gehören.
Huppaß, Hoppaß m. (thein.), Sprung, Sap, zu
hopfen, Haplen gepors.
Hüppel ij.
Kr Söfferig.
ürle
uf ve f. N wt.), Obrfeige, Säle, davon
suf Du 9,8 eine Weiböperjon, welche ſich bſ. abends auf
teahe herumtreibt u. |. w. auch Huſchel; davon
hen Zu Grunde Tiegt wahrfeheindich ab. horsc hurtig,
uf, hursejan, hurscan, hurschen eilen; Stieler leitet
Hufe r% von hui.
Hufpe ed Sperling.
Hufte ſ. Haufte.
Dee ug 3, Bleiben laffen, 3.8. ich will dir was
Den ba
—5 bi. junges; Hußchen Fohlen,
oft FH vn Kr, hlechtes Pferd. Solte das Wort an
das anf. hors, engl. horse, dän. hest Roß ſich anlehnen?
Schwaͤb. und pfätz. it Hutſcheler ein junges Pferd, Kohlen,
Hußje Chein. hier und da weſt.), Gerichtsvollzieher,
das franz. huissier.
206
dungen ieh fegen un fie mit e Flügeln ne 3) (1 ein
Tran!
Hutic f., 1 De, Suts unter Pe 2) Sb
ee tt 1 ek ), Ziachberhe; Hät
tſche elters ar *
Pe le Flachs brechen. ö ’
Hutſcheln fva. hutſchen, hebt aber mehr das Lieb
Ir als das Verzaͤrtelnde Hervor, Hutſchel, Hut
elche.
Hütſcheln (G. weſt.), Kleinhandel treiben mit Ge
nee, wobei bie Säde mit Mehl oder Getreite quer aufs
Pferd ne 95 Sätihler diugt Sm. 2, 153 hat
in Derfeiben 2b 2. hödeln, HSöbel, Hödelbauer, Hud ·
km Schmelz. Yebeln, Vans TH Hodler (St. 2,
49. 67). Die Wörter Heinen zum ſchd. Hubdeln, dagegen
hütſcheln zu hutſchen zu gehören.
Hutſchen, 1) ſich auf der Erde kriechend fortbewegen,
auf dem Hintern fortrutfchen, wie Fleine Kinder, ift felten;
2) jva. hutſcheln. Sm. 2, 259 bat außer ber 1. &.
noch ra: Nauen, bafır auch hetſchen.
Huwert, Huwerat f., Dialektform für Hofreite,
d. hovereite.
Hümwesche n. (Montabaur), Hundchen, zunaͤchſt Lockruf.
J.
I Chein.), Anruf an Pferde ſtehen zu Bleiben; vgl. O.
Ib de (Heidesheim), Ibde Kaͤsbirn (Eifenbady, Io
ftein), ebbe (Ufingen.) nichts, ironiſch gebraucht für eiwas
ſ. ebber. „Haft du viel befommen? Ja ibde.“ Vgl. heſſ.
u. nd. ibeft, iweſt irgend,
Ibs, ibſt, ibes, iwes, eiwes, ibeſt (Wallmerod,
Be Spflein, Schwalbad), einigermaßen, aus ebbes
6. d.) gebildet.
207
Ichen (Idſtein, Ufingen), mit 5 Steinen (f.g. Stein-
ches) ſpielen, Rinderfpiel.
Ihtes (vlt), etwas, mhd. iht, ihtes, ahd. iowiht,
@owiht, „wiſete jne ber lantman icht es, er wulte es gerne
fagen; wifeten fie jne aber nichtes, fo fagete er yne auch
nichts“ Gw. 3, Vgl. aut.
Ickeln f. adeln.
Id (8.), Dialektform für e8, bei. von ber Frau im
Haufe, |. e8, ihns.
Shders, diders(S.), jedes, Dativ iverem, diderem.
Bl. m. Oramm. des 15 — 17. Ih. I. $. 332.
Jelich, telich Coft.), jeglich, mhb. iegelich, ahd. iogilih.
Igger (Dablen U. Wallmerob), eher, Bloß verichärfte
Ausfirade von eher.
Ihne, Ihnen wird in der höheren Umgangsſprache
zu Mainz und in ber Umgegend (auch in Wien) regelmäßig
fatt 29 hab Ihne gejehen.
nig f. ahnig
Iprlid f. is.
Ihns, Dialeftform für e8 cf. d.), das n iſt einge
(hoben, und ihs fteht für es.
Ihr wird auf dem Lande noch häufig in der Anrede
(fatt bu) gebraucht, aber meift in abgefürzter Korm. Steht
& dem Zeitwort nach, fo wird meift ein tonloje8 er anges
hängt, 3 ®. Was faht-er, d. 1. Was fagt ihr? Steht
es vor bem Verbum, fo heißt es eh r und dehr, zuweilen auch
gefürgt er Bar 3. B. ehr, dehr follt; er, der ſollt
t
$ . Ee.
aN, tja, &8 (Caub), ja, ja, es d. 5. es if —
nen die Kinder beim Verſteckensſpiel, wenn fie verſteckt
haben.
Illig, Ellig, Ollig, Ullig f. (Braubad,
ters), Bintebel, 3 Sitk (Sm. 1, 49), niederrhein. FIR
tet, nach Viehoff entftanben aus Onloof, franz. oignon,
engl. onion, agj. yneleac, &8 läßt fich vielleicht eher an
eine Bildung aus dem lat. allium denken, Auhb. hat Dies
fenbach Gloss. 113 olich, oytlich, ul, ulch.
Illuminiert, eig. erleuchtet, ſteht dann für betrunken.
Ilme f. (hein.), ſchd. Ulme, ahd. elm, mhd. ilme,
eime, elm, aus lat. ulmus.
Ilſer f. Eltes.
me, imes, dime, dimes, imez, ehme (weſt.),
jemand, ahb. ioman, mhd. ieman, im 15. 35. häufig iemans,
daraus zuleßt iemes, imes.
208
Imeg, Imetze ſ. Ameiſe.
Immes ſ. Emmes.
Impern, imbern f. empern.
Imß n., jebe Heine Mahlzeit, ſchd. in engerer Bd.
Imbiß, ahd. imbiz, mhd. imbiz, immez, imbz, änhd. jmbs,
imb8, ymb3, ymmes.
In in en —.
Indäuerlich Ehein.), bedaͤuerlich (Montabanr,
Wehen, Lori), treuberzig, —W Mitleid erregend,
3. B. weinen, fragen, an] chen; vgl. natäuerlid.
— inna, ija, ina (Chein. wt.), verftärktes ja,
nein, als Antwort auf eine Trage. „Habt er dann geheert,
zus jeftert in der Kerchgaß is baffert? In nan.“ Lennig 69,
—, in— ift bloße Verftärkung, vgl. das mhd. &ja,
FF j6, nein.
Iufgel, 2 zu F n. (wt), Unſchlitt, ahd. unslit,
mhd. AH et P. Abre am Inslett er
algenie 2 Gen:üthsart, Naturanlage 05, alſo
als das frangöftfäpeutiche Genie fpr. Schent, (franz.
Be ‚Infgenieren fich, ſich genieren (franz. gener) Zwang
Kr e (Wallmerod), vgl. enz.
Inſpektieren hört man or bei Soldaten für inſpi⸗
tieren, Inſpektion halten.
Interefjant hört man oft für intereffiert.
Intrumen, intrummen (olt.) d. i. enträumen,
räumen.
Inventur f. (unterhein.), das Ausftellen des Inven⸗
tars, Inventariſation.
Inpendig (olt.), innerhalb, iſt änhb. haͤufig. Gw. 1,
Spenning, Sping, a (Selters,
Wallmerod, Hadamar, Limburg), das Geld, welches das
Geſinde Beim — Verdiugen belemnt, wol In⸗,
Einpenning, ſonſt jhd. Miethpfennig, in Habamar
Neuping d. i. Neupenning.
Irre ſ. ern.
Irrebel f. (Selters), Erdbeere.
Irrerichen, irichen ſ. itrüchen.
Irten f. ürten.
Iſch (Montabaur), Dialektform für ich.
IL) Iſchi f. (rhein.), unreine Weibsperfon, jübiid
‘209
Yerta"tSy; ſchredlich, fürchterlich, ahb. egelth, egis-
Ih, ker lich; ne eislfch von ahb Een,
mhd. ege t ——— *8 = ö
Miele Bl., heißen in Heldesheim (Mheinhefien) bie
Radeln’ der Fichte. "Mitt mhd. usele, üsele Funkenaſche weiß
id) die Bb. nicht zufammenzubringen. " Zu
tem.n. (rl ein Das Wort bezeichnete im der.ältern
GAdäftsfprache den den eines neuen Satzes; ſo pflegte
in manchem · Urbarbuch (Stockbuch) jedes Urbarſtuͤck Gruud⸗
Rüd)" mit ‚vorhergehenden: Item aufgeführt zu werden.
Daher findet man oft ein ſolches einzelnes Urbarſtück ſelbſt
em Item genammt.“: Sm. 1, 129. “
Itrüchen, itrichen, inrichen, iterichen, irerihen
(weh. rhein. wi.), wieberfäuen,.. pam. Rinbvieh gebraucht,
baier. itruden, ibruden (Sm. 1, 129; 475. 3, 45. 46),
ähnd. iddzuhen, ebrihen, yderichen, itterich en,
vitrichen (Diefenbach Gloss. 609), mid. itrücken, ite-
rücken, ahd, itaruchan, itprucchan,, itruchen,, agj. ödrö-
can,. mittelnteberl. idriken, aus ahb. it-, ita-, goth. Yd-,
agl. &d- zur; wieder und, bem alleinftchend' Biß Jegt man
gelnden ruchan; vgl: agf. ‚roetetlan, 'lith, 'atsirügti, Tat,
‚Müctare, ernctärd, welche Wörter basjelbe Bebenten. ”
Ipunner, jegujner, (St. Goarshaufen), vor’ einigen
Tagen, Dintetform' für DaB ‚veraltete Ipunder { )
mit ——e—— Ye * BR — j
weckelche, Jwickelche, Jwelingche
gest 1 7 Sl 7m al)
wespenring f! Spenning. |
BE: 77) Ve
Jaden, fadetn (rhein. —S mit den Pferden
ſchnel fahren, Baier. jaugken, ſchweiz. Jjäuchen, fänden
u — — ve von jagen.
Jagden, jachden, jachten bein.) laͤrmen, Hin und
wieder laufen, wie Kinder bei ihren Spielen thun, Baier.
jägeln, fümel. jäußen, jer en (Sm. 2, 865. St, 2,
71), von Jagd (mittelnieberb. jacht Eile), jagen;
Jahn, Gahn, Bohn mit Halbhörbarem n, m. (8. wt),
eine in bie Länge fich erftredende Fläche bei der Arbeit im
Feld, auf Wiefen oder in Weinbergen, auf ber eben gear«
beitet wirb: Streife (Reihe) Getreide, Grad, Kartoffeln ıc.,
obb. und mittelb. allgemein gebräuchlich. Die meiſten Er
Härer ſtimmen für mhd. jan, janen, (Gewinn, gewinnen),
vom franz. gain, 'gagner, Adelung für eine aus Gang
Kehrein: Börterbud. 14
210
verborbene Form W. Hoffmann d. 38. 3,-299 jagt: „bad
Wort ift alt und findet ſich Thon in einer, Iongobarbifchen
Urkunde von 770, wo e8 Gebiet, Bezirk eine Grundbe⸗
fipes Gegeichnet,« In biefe Angabe richtig (woran ih noch
zweifle),, fo ſcheint das Wort allerdings eher hierzu als zu
jan gerechnet werben zu müflen. .. ... - a
Jatſtützig f. gähflüpi: -... . -
Saiten, jeiken, jehten, jäten, wird auf dem Weſter⸗
wald giast, wenn ein fcharfer Ofte oder Nordwind bei
tasfer en in dünnen Köruchen fallenden Schnee pfeifend
jagt: es jaikt. I
Jämern, jämfern (thein.), von jammern, wird Bj.
vom Jammern bei Körperleiden, Zahnjchmerzen x. gebraucht.
Jafjer m, (Habantar, Raffau), leidenſchaftlicher Karten
fpieler, ſ. jaunern. 5 2
Jaubſen, fibfen (meft.), ſchrelen, jammern, wimmern,
wird bj. von einem eigenthümlichen Bellen der Hunbelgefagt,
fonft auch Heulen; vgl. Jupp. *
Jaunen, — —— (8. rhein.), weinerlich
eben, weinerlich fehreien, bj. von Heinen Kindern und Sagen
gebraucht. Jauner, Saunerer, Jaunfer, jaunferig,
aunerfäßchen. St. 2, 75 hat fanlen, jauern, fan-
feln, welcde Kormen mit nd. janeln, engl yon, mit Ju,
jaudzen (f. judjezen) verwandt find, mit Übergang der eig.
Bob. in bie eined mißtönigen Gejdhreics. , ——*8
Jaunern (mt), H fva. jaunen, nijr ande
ſtaͤrkern Laut bezeichnend, : ein, xerworrenes Durceiiander
don Geichrei und Geſang; 2) Teidenjchaftlich Karten Tpielen,
fonft (pfaͤlziſch, bergijh) im Spiel Betrügen, in 2. Bd. zu
Gauner (in ber Pürfhorbnung vom J. 1722 in Stiffers
Forſt⸗ und Jagbhiftorie Jauner) gehörig. Rothwelſch jonen,
bei ©. Brant (1494) junen fpielen, aus dem hebr. jana,
jono übervortheilen, hetrügen. J
Jaus f. haus. \
Jauſchen (weft), faufen.
Jagen, jahfen eilen, ſ. jaden.
Ze, it, ſu, meift mit kurzem Vokal (rhein. wt.), Fuhr-
manndruf zum Antreiben des Bugviches.
Jelles, Jilles m, (Montabaue), dummer grober
Kerl, Schimpfname. .
Jgpunner f. ißunner.
gi Ihr f. jaubjen. .
Jiffijilchen n. (Selters), Veildyen.
it
BR 105 ‚Sippe, Jänpe f._ 1) Sad ans: meißer vein⸗
) Irinmes. Wänunöcen: Manns». und, Weibs⸗
yet, fd. Joppe, Zuppe, Joppel, Juppel, mbb.
ppe, jupps;.mittellat. jupa,: franz..Jupe, ital. gin
nr aljuba_vom arabiſch. aldjubbah .d, i. banınmoll
Unterfleid. Die Jipp fliden, ſich fatt efjen;. auf bie Sipp
geben Schläge geben: (Mallmerod), .ı
n. — hoarshauſen, Montabaur, Habaman), bie Ben
Per wol das Ja jagen; Io verjaufen: Werlobung
m.
Joh, "Brädenjod, bei einer Säifföräde über den
Fr befteht gewöhnlich aus‘ ‚pe. "zufammenverhunbenen
\odeln, infeln (Schw er ante, bj.
auf einem Stutn ſchleſ, jufeln dee, fiben.
„„gehanteshiume ( — heim
santhemum); Johanuesdiſtel —5 — ‚(echitm vul-
); Jobannesbrunfel Johannisbeere; ‚Sohännes»
Bi FE HR vhannestraut Harideu I
—— daß. letzte Glas Fig ner
Br, A orandee Haube —J anni,
Juhartn {wit}, uni Joch, oeuart
ein Morgen Ackerland, ſo uen Rge bon zwei
Ochſen — erben kann eint — von’ 49000, ‚früger
von Disadratfchuhen: - Gr.
Jucezen (mt.), a due — Yan ja;
bier. juezen, jühezen Ai 63), ſchweiz. juchſen,
jugen (St. 2, 775, Hei:®. —2 jugeßen, fangegen,
ab. jAwizan, jüwjen, möb. jüwen, jüwezen, 2 fu rüfen
lat. — woher Jubel -
men ga, au Er & Mntaba Eat, Ba
od), große Angft, Flucht aus Angft; ju non
Vieh als a 'om Meilen et d. ber. juckido, md. ber
— jachsãs iſ de bon Inden; oßte davon
ie Jucht gebildet ſein -
Judeln ſ. jodeln.
Juckemich f. (Hadamar), ie {Inge
Judern (Heibesheim, Lorch), das Fieiſch zu MWärften
Hein ſchneiden vermittelft eines befonhgen Wertzeugeb (I der,
a2
Yulerne) fer) ;:da8 aus zwei‘ krümm gebogenen; parallel
mebtmteistänver-öefeftigten! Mehjern:befteht, fo’ Genäte einen
Holskreis biſdet, mit den Händen an. den beiden -Gndgiiffen
gi ßt audſo· Beinegt: wird daß abwethſelnd ein Erbe oben,
ja. andere Anten:ift. Dad rt ochort wi in ‚jodeln
BAU. Bin, ten,
d 8 rufen, all 18 jußöge
wi Be 53 hr — * det
Alerts ne na. in Schwalbach ſcherzweiſe fon.
ıden, eine Kuchenart, in "Laub. .
riche k. (rhein. eimeines — hedm
% xylosteum); udenfuppe. Aafte. ‚weil
— gelruuker
. Ra, „Um ung ‚Fonunen.'
6b er FAR 1% —— gerne | ätte, y wi
ehr Dur ii 8 Dur e ‚zu, erfeigie t; jo
kom! Aue 6 A] Ar —E A 1113
du es, jonft fömmft du ums Jung.“ k i ui
Jung werden, geboren werben, B| Er und
Be anpcaehen wird: er.ift. bonn, bort [22 jan * baier.
u. jo * = — —88
‚e zn; 1). der ‚Ältefte Sopn Inder "Gamite,
oßne Tuntan auf ee Mter; 2. Vuiſche * 48. ah. big
zur Verheirathung.
Jungfrau £, 2 eine. noch ig‘ ange derhetrathen
Kun; 2) Sprenname: er Hausfrau, 3. B.. im Wunde ber
jenftbofen,,. felbft wenn. ſie 80 Jahre alt iR, alſo bie ur
ſprům liche Bb. von Frau (Herrin):
ungemäder.m., Süngemägeriien 1 u ichen
Samt), Hündin, iR in.
Jungfeld ſ. Rob. ’ Baer
UJungfer d. L Yangfran dat in manchen: Gegenden,
in benen Midgen der — Name Fr einen boͤſen
dareſchmach wie in andern Gegenden das freinde | Banne
e
" Sungferntrauben heißen bie erften rauen einem |
neu angelegten Weinberge.
213
u dunabellen, (oB.),.. gine Münze. : Gw, 4, 576, a
40 werben auch) alte Belter angeführt
yet haus.“ B el) ne
herjetiion.dar Kramer; pol. Jeuhfen.ii.r:
En Pa vlt), Ragemat, joa. JZuchant, ‚bezieht
m aber nur anf‘ ah des nos: Sub: —* iſt,
und auf Weinberge. Gr. 95
Juſt (bein... hier und a wei), gehener, fo. ie
ken, fol, meiſt mit nicht „verbunden: in’ dem Haus
dd e& fpuft; in feinem Kopf iſts nicht juſt i.
* neh wecht Bi —— un Iat. Justus, franz. —J
juyst, juist ei
„Site Fi ent ‚ehein, dr ‚en, gerade rein —S——
een. ſchiafen wolite “ fie. juß fein
“ Sußlomei . enterbharhen & Ballen), am Ben
winfhungsform
(Begen der umfichern Auoſprache iſt auch @ nadzuieken.)‘
Kabesche, —— Kawes, Kowsche n. (weſt.),
für Schweine; funges Schein; . Roben
—ES ahd. chobo, mihd. kobe, mitteid. Kove,
nd, Raven, Fa gooven, Fr
adhelf., jafen, irdener ine Füße, bj.
— [man I chachala, zu ‚mh. —
f ben en Kopfenfäiffen der Raum, der Font
Her 77 —— vee
autſch ſ. Kartauſe
Bit, Kaw, Kame, 77 805, Barbe, Karwe n.
Frog ine Ale tot, Koffeebumbel,
Laffeeſchweſter — gefteejglitten ein, Bo
f ber Weſterwalder fein
vworau en Koff ffeel feel
Reit, vo A beffer Hanbhaben zu —8
t . (thein. unterrhein.), fon. Säjpe (3 —9 nur
vie Ausſprache des hochd. Haft, bad man in dem
jelben Bd. hier und ba ftatt Raft Hört In Caub iſt Kaft
ae; in Dillenburg heißt ein Theil der Gemarkung Kid
214
Kahnde (wei), tens; tape niemals; vgl. ahnt,
eis. .
Kahne PL. (ihein. wi), Schimmel auf gegohrner
gu, a ng &n, chön, änhd. fon,
- Kalb, in den Ada.‘ „ein K. Kalbchen machen, anbinben,”
d. i nad übermäßigen Eſſen ober Trinken ſich erbrechen;
bie Kuh mit dem S. bekommen“ d. i. eine von einem Aubern
veihwängerte Perfon heirathen.
Kalbern, tälbern (wt.), fva. ein Kalb machen, fich
Kalbig (wei.r, dumm wie ein Kalb. «
Kakssmild |. Ridelder. —
Kalender, in ber rhein. Rda. „er maht2.*, d. i. er
fit. in. Gedanken, fo ſchon tm 17. Ih; vgl. Karm ina
machen.
Ralfakter m. (mE), urſp. Dfenwärme (calefactor)
eines Tat. Herrn, jetzt heimlicher Augendiener, Buträger; Fal-
fattern, einen verfalfaktern; Ealfakterig.
Kaljes mahen (rhein.), jemanden einen Käufer,
Freier xc. abwendig machen; jüdiſchdeutſch.
Kalten, laut und viel ſchwaͤtzen, heilen; ſchreien, ahd.
„mhd. kallen, engl. to squall; vgl. galbfen.
- KXalme m. (vom Taunus bie a), dummer grober
Menſch; aus Kalmäujer, Kalmud eniftelt?
Kalte, Kaldn., Kaltes, joa Zitterbrüh.
Kameeie n., Mänteldjen, franz. camail. „Sein uns
ne Harın un Weiböleit begeenet, unner annern ach an
Ei y die hot jo & ſchworz Kameelche angehott.” Firme⸗
nid 2, 79. \ Bu ’
Kamin ift rhein. nur färhlichen Geſchlechts.
: Kammeijen (Habamarı, Kemmeiſen (Selters,
Montabaur), Kimmeifen (Marienberg) Meihel, fchd.
Stemmeijen. Bei den Steinmepen it Kammeiſen ein
eiferned Tammartiged Werkzeug, um bamit die Sanbfteıne
rauh zu machen; Rimmeifen bei . Böttichern ein kleines
Bell, womit fie den Boben der Fäfler machen: Kimmeifen
von Kimme.(was Gargel), Hol. ſchwed kim, engl.
chimb, chime.
“ Kammer, mhb. kamer, kamere, ahd. camara, cha-
mara, ift ſcho. eine wohnliche Näumlichkeit in einem Gebäude,
infofern fie zum Nebengebrauche, wie zum Schlafen, Aufbe
u. dgl. bient; die Stube, mhd. stobe, altı. stofa,
dän. stue, urfpr. Babftube zum Heigen, ift ſchd. eine als
218
iheilung eines Gebäudes durch Wände beſchloſſene Raͤum⸗
lichkeit zum Aufenthalt von Menſchen. Das Zimmer, mhd.
simber, ahd. aimbar, agſ. timber, alfn. timbr, iſt ſcho. vor⸗
uehmer als Stube. Der Saal, mhd. ahd. agſ. sal, sale,
iſt ſchd. Das ausgedehnte, weite Zimmer zur Aufnahme
vieler Perſonen in Verfammlung. Diefe Namen fommen alle
in der Volksſprache vor, Zimmer almählich mehr als früher.
Im norbweftl. Theil des Landes, Bj. in vielen Dörfern des
a. Selterd hat man nur Kammer für Stube, Bimmer
md Saal und Stüfchen für Kammer, '
Kammer, Dialektform für kann man. ©. 20, Rr. 151.
Kam mol, irdenes Dintenfaß, wahrſcheinlich nach dem
Verfertiger (in Höhr) ober einer Befondern Veranlafjung fo
genannt. J ar
Kämpelin'ciheln.), ausfchelten, zanken, fo ſchon bei P.
Abraham, fg. von Kamm, wie man au fagt: einen‘
tämmen. „Kang ar net met mer ze femple aan." Xennig 21.
Ranalljevul (weft), Kanarienvogel, j
Ranarie m. (Üfingen), durchtriebener Menſch, franz.,
die canaille (Rumpengefind Fr ö
Ranehl m. (Gaub), Zimmet, franz. cannelle.
Rännel f. Kennel. -
Rannid f. (Montabaur), Mechanik zum Hemmen
der Wagen und Karren; |. Midenid. :
„Kanuniſch (Weilburg), d. i. kan oniſch, den canones
(kirchlichen Geſehen) entſprechend, dann geſund. „Us Gritt
net regt k.“ unſere Grethe iſt nicht recht geſund.
Kanzel heißt auf einem Floß das Gerüſte, auf. dem
der Steuermann fteht und feine Befehle gibt. In Linden«
holzhauſen A. Limburg heißt der Lehnſeſſel Kanzel. Rda.:
„Bon der Kanzek fallen, fpringen,“ d. i. „aufgeboten, aus»
gerufen“ werben, von Brautleuten. .:
Kapaunz, in der (rhein. weft.) Ada.: „einen an ber
2. Triegen“, fon. an ber-Rartaufe, bielleicht Ableitung von
dem frühern 2 appe, Mantel, den Kopf mitbedeckendes Obere
Mid, woher Kapuze.
Kapieren (rhein.), verflehen, fafjen, lat. capere; bes
tappen, befappeln in berjelben Bb.
Kapdres Cmt.), zerbrochen, verborben, tobt, jüdiſch-
deutjch, hebr. kapı Sühnopfer. „Unfere heutige Beben
tung daher, weil am großen Verjöhnungstage mancher Jude
einem Nichtjuden feine Sünden auferlegen wollte mit ben
BVorten: Sei du meine kappöreth! d. i. mein Sühnopfer,
216
was dann ben Sinn hatte: Stirb bu für. mich zur Bas
ſoͤhnung mit Gnttl! Weigand d. W. on
Kanpeln (thein.), zanken, flreiten, fraͤnk. Eippeln
(Sm, 2,.316), mbb. kibbelen, kibelen, mittefb. kivelen,
kifelen, von mh. kiben Feifen. on
Kappen Crhein.), derb abweifen, abfahren laſſen, auch
bater. und feäweiz. (Sm. 2, 316. 8t. 2, 86), nah Grimm
d. W. 1, 59 bei abkappen für koppen, franz. couper
abbauen). . -
Kapper m. 1) Dialeftform für, Rafper; 2) Schimpf⸗
name eines etwas naͤrriſchen, :tölpelhaften Menſchen; vgl.
Sparrefafper. So.
Kappes m, (wi.), weißer Kopfkohl (brassica capitats),
abb. chapuz, mhd. kaboz, kabez, kapey, Anh. gäbis, far
bus, kappoß, cappueß, capoß, cabuus (Diefen-
bad) Gloss. 98), bei Stieler Kaps, ſchweiz. Kabis, baier.
Gabeß, mittellat. gabusia, capus, caputium, franz. cabus,
engl. cabbage, poln. kapusta, ital. capuccio.
Kappesblättchen (St. Ovarshaufen), Name einer
weiblichen Kopfbebekung. \
Kaput jva. Fapores, (}. 2, Ban capot.
Karn. (Selters), Spinnrab. Goth. kas, ahd. char,
mhd. Lar iſt ein Gefäß, ein Hohlmaß, erhalten in Bienens
Far, Leichkar, Meifekar, Kürde. In der Bd. von
Spinnrad fommt das alte Wort nicht vor.
Karbatſch f. (xhein.), eine ftarfe und dicke aus ledernen
Riemen geflochtene Beitihe; karbatſchen damit, auch über
aupt ina Das Wort, aus dem arab. karbadsch, tärf.
yrbatsch, poln. karbaez, ruſſ. korbatsch, üft fat in alle
enrop. Sprachen eingedrungen. i .
Karch m. Chain. hier und da), Karren, davon bad ge
Bräuchlihere um karchen; unfer Karren ift ahd. karra, car-
ruh, mhb. karre, karrech, karch, Iät. carruca.
Kärhe (Montabaur) foa. Narte.
Rarellen Pl. (xhein.), Halsſchnur mit Öranaten, fol
fen Korallen.
Karfunkelſtein, in ber (let ob) Rda.: „Es
glänzt wie K. am Lim) Ofenloch.“ Dieſer K. am (im) Ofen
loch iſt der glänzende Ruß, der ſich in den Kaminen anhängt.
Karig Erhein.), Barftig, kaſchtig Cweft.), nicht freis
gebig, geizig, das ſchd. karg, hol. korig; vgl. arig.
Karmen, karmchen, kaärmſen chein.), kermſen
(unterrhein), bei Sch. karmen, kärmelu, Klagetöne von
ſich geben; Gekarms, befarmjen, befarmden, ahd.
24T
— —
charon, echonn, mhd. karen,. kauen, ähnd, karmen, von
got. kara |. garen.
Barmine, ſtaxmena machen, (Rönigfein,
&mburg), nachfinnen, nadgrübeln, Iat. carmina er
dl Kalender. machen. DEI EEE)
Karniffein, kaniffeln (rhein. Taunus), abpı
andh baier. ſchleſ. farnsf eln, bei Stieler fauniffeln, bee
& (wie auch Sm. und —ã 1, 564) von
Rarniffet, garnaffel, mbb. karnflel, Hobenbuuch abs
alfo zunaͤchſt einen Bruch ſtoßen ober ſhlagen. Rat
niffelfptel’ ein beſonderes Kartenſpiel.
Rarres, Kärs, Kärres, Kerres, Kerwes, girres,
Lorres, Körres, Kürres, Kürten. (ieft. 3, Wamıns,
Jade, Mantel fir Mannsperfonen, wahrfcheinlic mit etwas
veränderter Dh. das Wort Khıraß, änd Karifh eariß
aus franz. cuirasse. Bei ben Bergleuten in Eäub iſt der
Leres bad Teinene, ber Koller dad wollene Kamtfol. \
en 3 enherg Dialeltform für eruſtchen.
arſtig
Lartauſe, — — Rabautfd, Schopf zum
Palm und Halten, in ber (ihein.) Rda.: „an ber Kartaus
kriegen“ d. 1. beim Kopf nehmen, auch wetteran., ſchleſ. Baier.,
ſchwetz, nd. Kardoes, ſchweb. kardus, din. karduus Par
nebülfe für Schiespulver ober Tabak, aus frangi cartouche
Patrone.
Larwe, Karbe f. Kaf.
Karte, in ber rhein. He: n&ine Karte oder ein Set
Be wird bem Spieler gugerufen; ‚wenn er zu lange im
weifel iſt, welche Karte er ſpielen foll.
Kas, in den (Bj. rhein.) Rda.: „der (bie) kann
einen REE geben“ db. 4. widtig made ohne eigentlichen
Bath; — iſt der Staat vom grünen Käs“ d. i. diefe
Sache foll wichtig, werthvoll fein, ift es aber, nicht.
Käsblume f., Röwenzahn Ceontodon taraxacon).
Rishestraut, Käfepappel (thein.), Malve (aalva
eylv. u. rotundif.). ,
Laſchtig f. Farig.
Kafſ — en beißen in Runfel und er die
muß, Bwölfthale
Rafte, Eaften |. daet.
Ratharine ſ. ſchnell.
Räthreinheöblume, Kathrinches blume L. (Mon
tabaur, Eelters), gehörnter Schotenklee (lotus corniculatus).
218
. Kathrinchen n.(Rheitgan), Orchis, Nagwurzel; vgl.
Fraublume. on 5
& Katiſſem, Katism wt.), Dialekform für Kate
ismus.“ >. re —
Katze colt.), Belagerungswerkzeug, :@erüft, worauf bie
Bleibe (f-d.) Br it, nöd. katze: Les. 72. Bol, Kapen-
Bopf-eine Art Teiner Kanonen... j . B
1... Kae in der Rba.: de Kae fein d. t. verloren fein.
Met gang Klahd is be Katze.“ Sireff 32; daun in bew
— BZff.: Bapenbing Binfe, woraus dad Kapens
uͤhlchen gemacht wird; Kahzengebaͤlk, Kagenläufer
a8, oberſte Gebaͤlk in einer Scheuer; Tagengrau wird es
mir d. I. vor ben Augen, beinahe übel über biefe Sache,
ae; Katzenkäsch en -Käsmalve; Kapenkerbel gemeiner
Erbrauch; Katz enkopf Boͤller, kleines Geſchutz, von dem
ältern, Kaze genannten, Wurfgefhüg; Kaßenpapier
Fließpapier; Kapentifhchen das vom gewöhnlichen Tiſch
entfernte, in eines Ede ftehende Tiſchchen, an dem Kinder
ur Strafe eſſen müffen. Die Rda. „die Rap durch bie Bad
Aeifene, d. 1. verlieren und bie Koften bezahlen, ift wol aus
einem frühern Recht zu erklären.
Latz aichelche, Katzeicher, Katzenaicher ſ. Kawert.
Kapen. (Marienberg), fein regnen, vom ſ. g. Nebelregen
gebraudt, f. koß en. .
—W Re (8. rhein), ſich niederkt
audeln, kaͤucheln rhein.), niederkauern,
niedergeduckt figen, von kauchen.
Kauch en (S.rhein.), kauern, zuſammengedrückt figen
ober üb. fein: gekaucht gehen; fich Fauchen, um eine Laſt
gufyunchmen u. dgl.: Stieler Hat kauch en in denſelben Bd.
Das Wort ift nah Weigand d. W. eined Stammes mit
dem gleihbeb. engl. cower, aber unverwandt mit Faueru.
Kauchen (Herborn), ſtaxk hauchen, Feuchen, mhd. küchen.
Rauert f. Kawert. “
Kaufen (olt.), ehelichen, m&b. koufen; früher nur von
Männern, fpäter von Männern und Frauen. Staufen komm
in Diefer ®b. in ber Lehr. ſehr oft vor. Bgl. Gr. 420.
Raul, Rugelf. Kul. “
Kaul (Montabaur, Selters, Hachenburg), Kaut (8.
we.) f., Vertiefung, Grube, Loch, Teich; Fantig, Shin:
kaut (Schindanger); mhd. küle, nd. Kull, Kulez Kaut ik
mhd. küte, Bei Alberus unb in einem MWeisthum von 1540
kaut (Gw. 1,588). In den genannten Amtern kommt Raul
vielfach als Name eines Gemarfungstheiles vor, und zwar
21
eiafach ante in Bf. mit andern Wortern ·Schon 'meinem
weis hun von #382. Cw. 1. 636 Heift ein MWaldöezirt
Bolfätaule ". 2 en
Kauter mi, der Stein, der belin Gllickern das Mahl
(meiftens eine Kauf) bezeichnet: - Mil dem Rufe: Kautr aͤ⸗
mus! Befeitigen-bie rtaben Die Hinderniffe (Schmup, Steine
x), die Ihnen Beim’ @lhdern in Wege find.' Bgl. Bote
tames. J 3
Kauweln, kenweln, kaweln, kuweln (8: wt.),
einen mehr ober minder runden Gegenftand forteollen, 3. ©
Kugel, Stein, Faß; ſich ſelbſt, Bf.’einen Abhang hetunter,
was man oft bei Kindern ſehen kann. Die Wörter ſind ge⸗
bildet aus abgefütäten Formen ven Kugel, mh. küle, ſchleſ.
mb ſchwed. kula, wetteran. Raul, mitteld. ſtul, bei Stieler
Kugel und Kaul und bavon Eugeln und kaulen.“ -”')
Zauzchen, ein Heiner Hop.
Ramy. Zawe ſ. Kaf. Be
Rawert, Kauert, Kawertche, Kawaidert, Ka—
maiche rtche, Kawaicher, Kawaicherche, Kawaich e,
Lavaich eiche, Kuaihe, Karwaiche, Karweichelche,
Rırwähterhe, Katzeicher, Katzeicheiche, Rapenai-
her, (weſt.), Eichhörnchen, offenbar ſo genannt von feinem
fauernden Sipen. Kapaidheldhe und Rapenaiyer er⸗
ianern an das baier. Aihfäglein. Aus einem niederrhein.
Offer hat Diefen bach Gloss. 55 eichelchen.
Kaͤwerz, Käwarz, Kämerez, Käwerig, Kiwitz,
Rimep, Audiß (weh.), Käwig (chein;).m., Käfet, abb. eng
varo, chöviro, chövar, uihd. kövere, köver. : .
ganes, uk re a
egel m. fe: Heu egel. machen.
Reel, in. der nuterrhein. Roa.: „Mit Kind md Kegel“
fon. „Mit Mann und. aus“ ift Kegel ein uncheliches Kind;
ſchon mh. kegel; kekel: „do lief us kint und kekel.“ .-.
Kehkel m. (Montabaur, Wallmered), verwöhnted,
empfindliches Kind, wahrſcheinlich aus heikel entfielt: ſ.
verkehkeln, Kekelchen oo. ..
. „Sehlfpeidyer m,, ber zweite Speicher, von ber Kehle
im Bauwefen. - ’ ;
ad ſ. geier.. ö
Kehr f., übh. die Umfehrung, Wendung, bj. beim
Pilügen (Umkehrung), dann beim Zahren um eine de.
Die abverbiale Mda.: deß Kehr, Kiehr, ſchweig. dieſen
Rehr (84.2, 94) bed. in dieſer Reihe, Diesmal; vgl. Retfe-
2
. Kehr, Kähr, Mriz.m. (me), Keller, ſo and) ſchweiz
Bei Bt. 2,99, der,ad mit Kehrv.ılBerbungp, um fp eher
zufammenflellen Tann, als dort Stehr in beiden Bb. männlich
ee —
“al ari, mhd Bere,: keller,
kelre,. lat. "eollarium; daraos if ‚Kehz nicht gebildet. Km.
2, 32 hat das Kar, Kaͤrlein thalähnliche, zur Weide
nutzbare Vertiefung auf höherem Felsgebirge und hält.die
Bv. für eine ‚Rghrlihe. Ausdehnung „de& ‚goth: kas (f. oben
Kar). - Died Wort läßt fich eher zu, Kehr fielen.
- Rebraad, Rehraud m, (wefl.),. Kienrußs-jchon bei
Stieler Rinraud. ua b .
Kehren (vlt.),. vergüten, erjegen, zum Vortheil wenden.
ge Snnberipeeiher Gi. d.) fal feren dem clegit myt worten.“
geil, Keilche d. i Kiel, Kielde fon. Peil, Beil-
e(j. db.) .
Keim beißt bei Weilburg ein Zweig bes Rosmarins,
wie er bei Kindtaufen und Hochzeiten gebraucht wird.
Keinig (olt.), Feinerlei.. „In Feinigen dienften." Gw.1,
Keir ſ. Kehr. —
Keis, kahs Graubach), keineswegs, luiemals; vgl.
ahnt, kahnde.
Keit n. weſt.), 1) Korn: Gerſte⸗, Hafer⸗, Korn⸗
keit; 2) Sttohhalm: Stroͤhkeit; 3) Krautſetzling; 4) übh.
wenig, oft verbunden mit Fein ober nicht; davon Keitche,
Kogekeithe, Gußekeitche. Baier. die Keid Kohl
pflänzling (Im. 2, 282), ſchweigz. bie der Kid, Kyde, Kh⸗
del Reim (St. 2, 98), ahb. kidi, mbo.. ktde.Seim, agl.
cidh, Gewaͤchs, Gras, von goth.:keian keimen.; vgl. Geiz
Koge, Guge if verburhen aus-@ott8 |. d. und Rof.
Keiwen, kiewen (8.), Teifen,. zanken; keiwig,
tiewig; befieweln mit harten Worten befttafen,: frühe
eingebrungene nb. Nebenform zum mhd. ſchwachen kiben
heftig werben, grollen; vgL Eappeln. .
Kekelche n. (Hadamar, Zoftein), Liebkoſungswort, wie
Engelche u. a; vgl..KehkelL - . _ .
geltexefet m. (rhein.), fd. Kellerafjel (oniscus
us).
- Kemmeifen f. Rammeifen. |
Kempel ſ. Kümpel. R
Kennel, richtiger ald Kännel m. (wt.), Riune, bſ.
Dachrinne, auch Baier. und ſchweiz. (Sm. 2,303, St. 2,84),
„22H
ertj — —— Karen, don
Renten, Die an "ieh recht ausſprechen Tormen, es auf eine
Artausfprehen; die ſich it Werten nicht: beſchreiben laßt.
Kerl m. (rl 1) ein flarfer, herzhafter Buben,
2) (tKein.? “felten), "ie jaber, Schaß, singt karbary vgl.
Wenſch, Burj, infdow
erm, Kirm, Kerremj. Kierem Fu (Diegy ala
— Wette, Darank nt — HE de 2,
ketane, ; —*5 Fa hie, San
+. Ren. nic, Being weche —— Bei it, ein &h,
ah ne Dede, di. de —5* oe ie
echler in ayb mim: eißt Kern; u unter
—2 hit het ehe NE AuRN ige
‚Rern,, Air — Some 3* te, n ner
vi firhten, E E nd. karnen Vutter pin
faß, Rernmit He, Kermiih,
m. —————— ihe Fern Mildraym; 4 nie
weldher zu Butter geſ
Führt, de feri werben
ar), Wär. käme; feinen — sb ——
kernen, kartten, asf. '&ernan, ſchott. Lirn, engl. chtal. ©.
Kerhe m. Graubach) —— den ber‘ Bere, dab
f&b. der Kern, mhd. ber körne, %ı
Rernfetk if das bide Sell, worait das saif, das
gepferdet (ſ. D:) wirb, vorangezogen wird.
Lerperich f. Rirferig. ® a
RKerren]: Tertfen. u
Rertes, Kerwes ſ. Karres, " 5 BE
a fertret t. (wef.), KHrdfpiel;: 'Whbı haruGraff V,
il; bie mh. Wörferbficher von Ziemenn, Be
a Wort nicht; Weigand
hat aus dem 11. Ih. kirspil aus den Gloss. jun., aftftief.
kerspel, szerekspel, aus Eiofener Pr ans Hofers Urkunden
kirspel und erflärt mit Rich thofen; „NVezirf, ſo wen die
Verlundigung (Rebe, ſ. Spiel) der Kircche reicht.” In den
222
MWeistäimenn. bei Grimm: ans bem -45.:3H-ı finden. ſich bie
Formen Fir&ipiel,.kirbäpel, kiripel, Krrpeil, (Gw.
1, 572 f. 639 f.), nd. Karkſpel, Karfpel, hei. Stieler
Firäfpiel, Keripel; Baier. iſt das Wort nicht volksüblich
(Sm. 3. 862). Dafür hat, es — Birämenge, Pfarrmenge,
inhd. irehmen —— 8 —** — ſcheint an
ahd. got a pel (Grangelium) und
an &io age 4. d.) — on. zu geininmen: doch
Bee; uhet Get, Her janfe Dig Migde Leit mon
Spiel (j. d.) in der Br. Menge mit bem, mh. kirch
menige, obd. Eränmes. Alarımenge — ai
‚dorfmenige_ Dorfgemelube);.-]o in: dem
Theil. des Boca Gin ib — —& hie“ —
Auden. ©
—* Rebieri.nih Sau), Thlmnfen, ‚und lagen "ie di
ee .
ReRe:f (mt. gahıme: Kaftanie.
’ Kette, Kett'f. (int. ZA
Amt ven Fe) Kae: —
Kütt,-Rutt' (Bi. ER
kutte" "Heba E Ber
vg —S Rertes,
leontodon ‚faraxacan), deren Spt ea 1 inder n
dien ind" Ringen ineinandet len „Ei Mngefhlume.
Kan Mipern 1 hen wa, ment it Ber, auch
hr
At Ak
Mil, ‚and, — — 1 vor
I, m en ut
—5— — mit ge IE! v Bm
35 Isla — A m a dal B bie, ke
etem Anl aut. iv. ſich von .ba.. weiter en.
und Mitteldeutjchland verbreitet hat.’ m
. Kenl, m. (shein.), I) Anhän Kal, weun bein Grab
ſuchen auf dem Gele das Grastuch an feinen, bier Bandela
oben zufammengebunden und fo über Ah Shulter gehängt
wird, um bad allmählich, gefunbene Grad, hineinzuthun;
2) dides Stil Brot, |. näul. Sm. 2, 288 hat der Kar
Her Anhangetaſche · der Schulkinder für ihre Schuljachen
der Landmebger für ihre Werkzeuge und halt des ann
ther für eine Cutſtellung aus Harn er, ital, carniere,
‚garniel (lederne verſchließbare Tajche für Akten und Schril I)
al für bas..ahb. ohiulla, kinlla (Tajche). Das obige Keul
ſcheint in der 1. Bd. letzterem Worte näher zu Reben; u
. der 2, Bd. iſt es wol dad hochd. Keule.
229
Raulhexm« (Mfingen) , yinge,. bar 'alieg u ”
Anander hängt, zu Keul — —9F Rieh *
Rewe I Ref. a
Ren ſ. Rob:
24 in des:Ria; diebnial (Sein, Walimerot), iR, band
um, Diele Reha, Kiehr & >. sin ‚gen. Kon. vgl.
[1 Eee Bea u
‚Kiehr, nie % seier. .
:Rielfen |. ws
Lies n. (8), 1 Wertzeug ver Bidet, m "hie Kopien
and dem Badofen zu —— daher: — (ganz bürr);
2) sind. von ben. 4 m: Ihwriften, nub_inmenbig gierlich
—2 ſchuhl⸗ elchen weiche ſich an dem Betr
Ei van be Bf an cn Bar anal
amt: die eſſer n ‚bleiben. A At,
Ei ker 4 Kar) gel Kan mn . Fr at,
- Bieyk
Liferbei —X —* dien and an. i du duis (cher)
t; ſe Sal.
Rilb, Zibe bweſt. Kaum) ‚Rölke, Werisien)
Band, —23 — Yin 120,. dan Sb Mohn
; ring: Mflange ‚repmlas
mailen. Bennett, Mr
-Rimpeli, Kümpe: u
Rinpbeit kl für ——
Kinbbettsrinwen ‚hatten. früher man—
— — von —F befien Frau Woͤchnerin
er Belt jour —* nicht eingeforbert:werben.
de Erh —8 auhhühnern G. d.) eines Kind⸗
betthauſes bie. Köpfe ab, mußte ste die Hüßner ſelbſt ur
Spre fünsbie Kran zurüdigfien.. Gr. 446, Ju maı
Dörfern des Wefterwalbes find noch heute Hühner dut
eine beliebte Speiſe ber Woͤchneringan.
Linden. heißt vielfach das Schwarze im Auge, weif
man hineinſehend fein Bild. in [Er kleinem Maßſtab erblidh,
einbezieht (weft), Chriſtenlehre in der Bicche,
auderwaͤrts Kirchen lehre.
Rindfran, Kinfra beißt in Ufingen - ‚Herborn bie
Rindlige Tage (ult.), „ind habe ich das mit ber
Hülffe Gottes gejehen und gehört von, meinen Kinblichen
224 |
Kagen' Böhet.t Lehr. 8.18. "Sol: mb, 66: von
minen kinliichen“ s. — —9 a
Rinemden. ( ontabaur, Gans), vange
Kinnig, unfinnig, kennig, uhtennig (chein.
anterrein.),"tunbig, altiviſch :und pajfterfeh.
BE 17767 —— Sitters) Gngette; Ripehoen,
wilde Rofe; bei Weber find Kippen „Hanbutten und
andere wilde Roſen.“ Es iſt /wol bloß eine haͤrtere Form
des mh. hiefe, ahd. hiufä, agl o pe Hagom/ Sage
Sutte; pl. 'Sadven: i “
* earſc 2 (wt), — ——
am After vor Neiteit oder · Gehenſonft Wolf, Fon: mihd.
kipärs;: von-Eippen anf⸗ und abſchnelien. —
Kippel; Küppel (shein:‘ unterthein ), aspyei,
Repyel'(weit)'ni., ‚Eieinet: gel, ad HApyaL, "wol
aus Koppe, Kuppe geitlbet.;-
Rippen, füppen, föppen ( bi⸗ Öfreier "mit
hen’ Spigeh alıfeindnbev-[äjlagen; eig bie-Kipyen- (Gpigen)
berfelben einſchlagen ſchon bei Stialer: Mit Toten ¥
en wis "paschalfbus eollidendd. centare® ! *:: iu
Kirbe Kerb, Rirmes; Meemes, die belden evften
im fblichen:: hie Kelden Andern wiege im nörblöchen
Aheit des PAR tduchlich Abb. kirichwiht, ußb. kinch-
‚wiks;, -Hirwihe,.-Kirwe, aͤnhd. Kirchweyh, ——
Kirwe, bei Pruc —— ©. 205) auf de
Kirbe, bei Alberus_(1540) Merb;' ud. kircmiesse, in
den Statuten des Deutihorbend - KR fitireffe; -fpäter
Kirhmeß, Lirmeß, "Kirmes, Kirmis, Kirnis, in
Baiern heute Kirm. Die veligiöfe Bu AR: almählih vielfach
in Bergeiendeit getathen. - 4
Sirchenblume f., Baonie Hasonin.ofieinalis).
RER £. — F ——— te
. Kirchgang d: t. kirchliche infegung er@ße,
md fefiperen beutfchen @ebichten zur "ürgerlichen Gütigkeit
der Ehe nicht unumgänglich nöthig, F im Roeingan im 1 im 14
— 15. 39. duraus «merläßtih, und bürt tgerliche Wirtung
der Ehe davon abhaßg 3.3 Fe das Beine kir ch⸗
gengen. Br. 670, 671. Gr. nf.
Tirferich, ei eeverig, Rerfi m.
we), irchhof, vielleicht Kirapter ? Pferd ift ahd.
, mbd: pferrich, pferch ımb hatte früher bie Bd.
— Pferch und Park. Die Kirhhöfe waren und
find vielfady noch mit Mauer oder Zaun umgeben:
Kirm ſ. Kerm.
225
Sirmush, Aurmuthcolt.), fo: Beoſthaupt, eig. das
nad) Belieben (Muth) Erkorne, „Da ein nachbar deſſelben
is thods halben abgeht, das alsdenn bie erhen das —
oder * and ntzichtet ‚an fur
ee JAN} aim | 1,0 Bahn; -
Rirn An B u 5 .
Kirres-f, Barres,
M af aentuäprer milch, Bil Box oon-
Kifhen (ODachenbuyg). zwiſchen.
Kiſſel, meiſt BL. Part {eben Sant; ef eln
Sega, baier. Kifel, ufein A Br 2,338) ,. fo. ‚aud) bei
Stieler; : ohisil, Iy mid. -kisel, hat fchon frühe
mben der Bb. Sieden auch die z0n, Hagelforn,
Des Wert Fomumt oft ald Name non Semartungstheilen vor.
eisiäfauer irhein.), kitzeſa uer (unterrhein.), fehe
ſauet, aus quittfauer? Das baigr. und ſchlef. Eib ſteht
zu als Ver] ntung der Farbe: kitzblau, kizgrau, fig
raun.
Litt ¶hein. ni), wid gefogt, wein zwei ihre Schul⸗
dipkeiten Geld —3 —8 — — DH einander
geglichen haben ‚alfo ‚sinander nichts, mehr ichuldig
find. sus „ ID, he gikhen Ri
i igeripracje), juuges Reh, i en, ißz⸗
ein, M . kitzelin,. kitze, -kiz, ee ohir, altn.
kis ve das San ange von ber Ziege; der Venſe. dm Rs; vol
Riwep, Riwip, [- Aämerz, ".
Klaben, (sbein,), 1) mit sehn rien bei ‘den
Mauren; Klabſcheib Werkzeu, ſchd. kleiben,
— ahd. —*5 " * —E nd
ammer t,.vom_ intsanfitiven,
mb, ab he va uf fer Eleben.
he Klafter ( Rah ie chew · Haie, ſchd· weil, mh
, ahd. cläftara.
Klaftern. (Limbur; alte, ung je Jut fer, viel
leicht erbte at — Alaff, Dr. „chen,
guafter ſelapperlraut Ga, ed
tlaben?
Rlaif. Lei
Llamım, (weh. zhein.), sinwerig feuch. bei feinen
unb wollenen Stoffen, braucht
Ian. Dep Se Baen fe nn em)
affen, Pe m
Reprein: Wörterbud. 15
226
Na (Camp-%. Braubach), fo Baumklem ⸗
mer
———— ehe ar —
Klemmtopf Ghein— niger —
lich zu klem men —ãæã kin er klam-
Klampef. (ag — ———— Riefter
auf den Echuhen chd. ein an beiveh' Enden feſthaltendes
Bindehols, —X Binbemitte, tas-nd. Klamp, Baier.
KXlampfe (Sm. 2, 356).
Klante m. (weh, chechelter zuſauimengedrehter
—* bater. klanken, muee b.’chlanchjan, chlen-
chan, mhd: klenken) · in einander G gen; der Kant
Schlinge, Schleife (Sm. 2, 859); mhd. klenc zottig, ſtirnppi
= Klappen (8. rhein.), 1) küingen; 21 paſſen, eig. mar
Tantend zu emanber pafien. Hochd. Tlappen, eine härtere
Nebenform von Elaffen, 5b. zunachſt Allgemein den —
bou eſſen ‚ober Herborbringen, ‘welchen ınan mit Tlapp
a! —— —e— —
FIR mohn, (papaver rhocas). In allen dieſen Namen
Begriff des vielen und borlauten Schwaͤtzens ent
Yen wie biefe Blume durch ihre rothe Farbe im Getreide
ich weithin bemerkbar macht. „ Name (Klatihrofe> won
dem Schalle, den die gegen bie Stine zerfprengten Blätter
geben.“ Weigand d. — dem ich nicht beiſtinime.
Rlap Bein (xhein.), 3) mit der Peitſche Auen Fu
Rlan f. glau.
Klone f. eine Zange um Außziepen der Nägel auf
Säiffen.
Rlaner m. (Säywalb: uchtſtier. Ahd.
det neben — en u. De a „sehe
Fon zu liegen ſcheint, ba ex einer ganzen Kuh!
a“ gen
— n. “ (ebein, ein mit WBetbenbäumen befehter ——
Wi — bei Stieler Klauer salictum, qı
din aptın , ber e8 mit Klaufe —— 9a
Rein. Maingegend’ (anterwärts felten) koinmt das on
auch als Name von Gemarkungstheilen wor.
Klaus f. (chein. wntı fn.), kleinere oder größere
Waffergrube, wo durch eine Art Damm (meift von Steinen)
207
dem Abflufı DeB Waſers gewehrt wirb: Beim MByaswal
(in * Bach); bei ainem A deſſen nee
u, am fortwährend die m zu treiben, wird das
—— ————
an aift auf Die fe-gelaffen: e usa
(Hl): aß. klünn, möy. kldsg, Kite, Daven dus Berbum
anlen; Klans kommt and als Rame von Gemarkungdr
jeden von
Pinufen. u. (Momabanr, Wallmerod, Selters), vier
Fr geformte, an an ber ‚Sonne getrocnete Lchinfteine wol von
aus.
Llauſter n. (Braubad, Montabaur), Vorhangſchteb,
das lat. claustrum (Schloßy.
Klauter, Kloter f. bein Shen), Sibblafe, Blaſe,
Auſchwellung von Floͤhbiſſen. za Sm. ——— Klotfeuer
Roihlauf, Für. Belehfener,- ah. I ohafiyt, mbh..loheviur,
von Lohe, ahd. lohs, mb. lobe, gloh
A HIER ee f. hd, Pi? 24 fümabhafte,
‘ jon; klawatſchen, Tawat-
Höen niet Khmägen. W. hat —— Maut, Tank
au tabern nie viel ſchwahen. „Loß bie Kawatſch nor geh."
Klebkraut, Name des Galiums · (Ga. apar.), aͤnhd.
Lab⸗ Lebkrant.
kiese f EAN 8 hd ort ahd. klı
eden bein), au en, om, kan,
a et er. leh lehmſel
ehm, klehmſeln ehm, glebmjeln.
Klet, Rlai m. (Salz, ® am, ah feuchter, leh⸗
et Beben; nd; die Klei, Kol. klei, klei, engl.
hr düg, 7— kley, boͤhm — Sein. Das Wort kommt
als m. und £. öfters als Name: von Gemarfungätheilen vor.
Kleiberlaus, „fo munter wie eine: 8, hoͤrt man
oft; vol Ohrwärmden .-
Klein bringen ſ(hein.), verſtehen; ut dafür brot
bringen. Klein machen ein größeres Gelbftäd, kleine
Münze dafür geben.
Rleinfpalt (vlt), Hermelin „le Herzen sten
lange Sappen an ihren Armen — Sr, ‚Erben,
mit Kleinſpalt oder mit Bund.“ *
Rleiweicht (weſt.), Brei aus —ã—— Mehl⸗
ER der Kloien vom‘ Breimehl (. d.), aiſo Kleien-
w
Klemm (rhein.), fetten, ſchwer zu Befonimen; brügend,
einengenb: das Geld it Hemm, Flemme Zeiten. ’ Hier und
r
228
da Hört man auch klamm Yf. d.). Velbe Wörter gehören
4u Memmen und bringen immer mehr in bie Scheiftfprade
em. Das Wort: fol nah Weigand d. W. ale geläufige
Wort etſt 1691 bei Stieler vorkommen, findet. fih aber
fon in dee Lohr. $. 156. „Da warb es ihnen zu Mlemm.*
Auch Frank fagt im 16. 39.:_„ein’Hemm: thewrung.“ Im
-Simplic. fteht:",e3 war eine klemme Zeit“. : -
Klemmer m. 1) der Memmt, hört man bier und ba
"pe nen eingeführten Gerichtövollzieher nennen; 2) Wein
-fähröter, Hirſchtäfer Cucanus cervus), - .
Klemmes n. (Montahaur, Goarshanfen), Civilgefäng
niß (Bolles), von Flemmen.: -_ RE
Rlemmbemmels f. (Joftein), Amelfe, wol Klemm:
hammel, .
Klemmkopf ſ. Klammkopf.
Ktlempen (unterrhein.), in kurzem Tone lauten, fobah
ber Kloͤppel (Klöpfel) nur auf einer Seite ber Glode, aber
‚Tehnell hintereinander anfchlägt, anderswo kleppen, kleug
en, das auch bei Stieler vorkommende Stammwort zum
hochd. klempern, klimpern.
", Klenen, klin en Sehwalbach, unterrhein.), ſchmieren
Baier. klan en (Sm. 2, 357), ahb. klinan, klönan, mid.
klienen, klönen, altn. 'klina, j :
alengien Chein.), foa. klempen, Baier. klingſeln
klin fen (8m.2, 359), von mhd. klenken klin g en machen
gebilbet, alſo für klenkezen.
Kleppen (Hadamar), foa. klempen, das holl. kleppen
bie Glodce anfchlagen, von da ind. Nieberbeutfche vorge
rungen. EEE) |
. Klepper m. ( Rennerod) Bube, Bf. Heiner Keppa-
Die Heine Klepper ift rhein. ein Meines Madchen, dem
das Mäulchen recht geht, und gehört zu Tlappern; mel
‚auch ber Klepper. " -
Kleppern (thein.), untereinander rühren, Gier zu eine
Hefondern Speife. ö
Klepperſchulden fen. Klitterfchulden, flein
Geldſchulden im Gegenfab & Kapitalfegulben. „Eich zahl
die Klepperſchulde. Lennig 63. Das Wort Fomint zunäht
von Heppern, klappern (mht. klappern, klepfern) und
bb. ein Darlehn in geringer (Elappernber) Bine
Kletterer m. (GHerbom),. der von den Ha —
das in der Haushaltung Nothwendigſte verfteht; bei Klein
aus dem Gragebirg Klöterer, klötern. ©. Klitter
ſchul den. Zu
229
Rlewwern (Zaunns),. Beitern; ſchon in einem Mokab.
von 1482 und/ auch Schweiz. (8. 2,.107) Hebem, von⸗ ms
kläber Elebrig, kleben bleibend. D
Klider ſ. Olüder.
hen Gliftgen.n. (rhein.), ein ſehr Teihtes,
abgenup tztes ober doch uich iheueres Kleid, ‚baten:
St. RUFFLL,-MIAFFEI (Bm. 1, 384.2, 354), öfter.
Sliftert, Gluͤfterl, ſchleſ. die Kioft, "dos, Klaftel,
oberlauſ. Kiaft, Kluft, in der alten Gaunerſprache Rlaffot-
Kliftig.ift. bei, ben. Schiffern am Unterrhein gewandt,
it. Iſt an eine Bildung aus dem gleichhebenteuben ahd.
glaw, glau zu .deufen?. "
Klimmen, mhd. klimmen, ahd. chlimban iR. hier au
in..bex hei Grsihten vorfommenben Ra bis’ zu
tlimmender Sonne“ d. 1. bis zum Aufgang der Sonne,
Br. 618. Gr. 815. :
Llim perklein ‚Kuhteirhen,, ſehr Hein.
Rlinen f. flenen.
Blingelbeen £ Gheln), Br Set, fürn
elintei Blunt no
€ u D
Aitlasn kleitſchen.
St Habe ser core mans, em
ar porläuf ige! en, geflitter
ae weten, So De deren et (teten), © Sal.
eriäulben.
iwwern (8. weſt), — he‘ Rimmer; kliw⸗
— eis De Bi Kar cn den Te Iminer — de
en Hieben {yalten, n,
lieben, ı —E —e —E
dieven,. 5 klöven, engl. clcavs, franz. diver;
Rliz m. Elizen.(8. wet.), Schneller (Säntpptien),
jeller ſchlagen, wol nad dem ‚Raturlant gebildet:
loben, Glowe m, (weit), 64 Reilt, 1 Reiſt =
2 Gebund Salt, in Semebenz 60 Hänbe "voll gebreäten
in. im Bofnbularten deB 18. Sh. + el vom Fladfe;
en), Sabatepfelle, meift eftwas verdchtfich —
‚bo, mh. klobe gefpaltener: Stod zum oget ,
Dane Beet Hafen, davon ebund.
2log |. Glog. J
Klon f. Aunk. ‚
Llöppel, Klüppel m. wer.) Helfen bie randen und
ingefpaltenen Selyptee, bie zum Brennholz Beftumt ind, '
fat auch Snäppel.
230
Aloppen (Hopfen) gehen (Montabaur, Hadamar,
Ufingen), betteln; davon Kloppengänger: Bellen; der ůber·
al anklopft.
Kloppfiſch BL_Cıhein.), Schläge, wie. bie Stod-
Fefche geflopft werben, bie and) [th Hodb. Mioppfde
Kloppfel n. Cihein.),. —* Batug, zum lopfen
2 en), ein Mus von & Nr, Rai in
FA was alles durcheinanbet —A— —XX *
Alrche w. (8, Men, das voller ei; Lirſchen
oder Johannisbeeren Hänge. Be -1, 450" glaren,
gloren glänzen, [himmern, engl. glare, nieb ichſ. glaren,
glören. Lann Kiörche damit Aufantnen Hängen?
use 275 5 —— rhein. der —— fie URTOB, ab
———— Sigheth arr. wi Hof
ofter —* n. jelbeere,
ribes grossularia N? ale, ‚Sera
Kloster. lauter
Kisten (chein.), Diatetiform für Hetterg “
- Top . (ein), Rögetugel,; auf: RhaglfLo Ai
klotz ) genannt, X
Be u Heißt in
Vopheltn J
der ven i fe
B T i
wenn. —D — * Bat a
fat, fo * in, Mögen —S—
lohtopf m. (mt), Schlaipfient. ie Ai. ‚Bali
groben Flopartigen Menſchen. ä
. Klubbe f. Klappe,
Klüder |. Olfider.
— — £ 15 wi). auch ſchd. Feuerzange ahd. ohluft,
— 2 a ei Beben —*
"4. 8, Riricen, Bann ır; in Gobteng au ei.
ur Shtäpe, in det Pfalz bie Kluppert.
luftig, Mlöftig, eiß; dal man “
-mit ber Huf! angrafee Buy seh; ’ rien
Klumpen heißen in manchen Gegenden die Nantarlden
vsl. Diamar, :
Sgpana Duafte, Robbe, iR. Klun⸗
Klange
ker (Elaud —8 ſ. Klanfe,
231
All (Hebemd; Rlont Marienberg, fegı Klintel
(Dieburg) m. Krug, bſ. ein Krug mit engem Halſe,
wol ſo geuanut pam. Ton des Waſſers beim Herausſchuͤtten.
Kunst, Slunte:£ Chein.), 1) Teihhtfertige, liederlichs
dabei ſchmuß se MWeibsperjon, ſo auch in ber Pfalz und ſchou
bei Stieler Puppe, wenn man veraͤchtlich Davon. jpricht,
um bie Küber y neden. In den Hoffmannswaldau. Ged.
en 1692 Kr , 301), fleht: „Was ſchieret mich die ſtolze
Dabei an.wetterau. bie Alunter Slünpden,
an. Fr, holl. Mont Alumpe zu denken?
Rlungen heißt es (Braubah) von der Stimme, des
iders (Salaman
en &, Rluhbe Pl. (wt),.H —S eig. Die audeinder
ke en! — [R — Kluft): Eu
kluppe Bin Bash. m
in wii
Rualtwaller Heibt ar * die —E—
—— en unten. —2*8 — Fi
Fin oder au —* Aka in Stehen ober ren an
emmenbrerhen, indem bie feſte Haltung va.
vo. Intden, 5 iſ. ee
Anfahtend Bei > ger eimli—
Wild tobt (drehen, St. 4, IE Hit grayyen wadeln,
Köwanten; Bm. 2, 97 aus einem Bofab. von 1418 „guappen
mit ben Füßen vacillare“. unb 2, 374 fmappen in ber
nangegehenen Bd; Stiger hat Enappen hinken. Wet
gaub denkt an einen Ubergang des 1,in a, slip
nappeu Elappen, is Ei koappen, und klappen
in a a wie ben eines Tach, nes, "Shuließ
m
Rnappern, Enuppeen (ehein.),: eſſen, beißen, wohel
ii Sehänbiges. —* gehöri wird, „don fnappen foa,
lnack den.
232
” —D Ehein), geninierAbverbtam, int :napper
narbei; thatpein (ee init den gehnen kai
ſchen, bater. Inixbeln: 18.2; up mbb. kni bei
ine nazbein und Fnarpeln,- son Inarren, Enirren
Samen" Im Ei 2 aht rn: BR. Inarpelte init ben
ahnen.“ 1"
Ansfgeln, nöfßeler- Ruten) dba. Flanfeln,
Flanfeler murdrüctambgögert‘ Inaiheliyper Knafcheler
mehr beim Sprechen. St: 2,443 Yat-Pnanfeln 'weillbehag
Gh, in tleinen Biffen efen von Imauen, Hull: kiaaıwen,
Tauen, welches Wort mit knuſchehn zufammenhärigen mag;
vsl. noch kn aeſchen, Knutſchen, rautem” @i-
Rnaſzetu, ‚Anufyerer (Rönighein); Bnafcheln, nur
ba dt reist. voran
unehr Son -DEHRIKBeN: gebrrndt;
wid; vgl. Inoftern, fnifpetn >
Knaffen, Ina: en (theinl)
richten; den Knaf a Beh Ibedotben,
fein; ab, kousjanı chnussan, knistjen,
Khrietäng Unisten fe anbrüden,- ar 30
knüß ein —A — —5—
fen,“ auf R Dei eich
wern Streff ir
nat il he)6tuniger Ba; jo Se
nat ii: ir. ),ufegte er ap, fo:
Wie — en —— "in. reicher
"Mafle guten; wi, etwas X
Kae m melayt Ben er
wine on dunefſchen. ergtin ät‘ it af dem
Kerne * ne ne 1 a
anbe, Knan —eS tein), Vinderbaichel
Bee N) en der Mn 6 — Fauf
18 hervortritt, auch Schireller damit,
Kudaup; 2) derhärteter Auswuchs, Kuorien; 3) —
eine Haud. voll gehechelten unb- gufammengebrefiten Flachſes
ſonſt en az e mo ee niet In der 4. Bd. Laute
das Wort mbb.'knubil, knübel und if als Anöbel, Kai:
va Fr ieh —5 — nr 2, 368):
J uanbig, knaupi H unauben an den
habend; 2) eine ſtumpfe — eide habend, von Ein
en ; 3) ärgerlich, böfe, aufge! racht, ainderwarts Enöppig
nei) und Tröffig, nüffig.
: " Rnäul, Sneulm. (eben, Dies Stac Bra; anhd.
Fr Abb: kniuel, brotknüel, Baier. Kleuel, Kleni (dm.
348), ahd. eliuweli, mhd. chliuvel Rüglein, ſ. Keul
233
Knauf (olt.); Kiopf, Roten, uihd. knoaf: „Die nkte
deut tragen lange und weite Kleiber, und hatten. met malt,
fondern den Arwen Hatten: fe vier ober ſanff aꝛauff⸗
Den. Pi nebetan! — mn
Anang: f:(chein: uhterrhemi); ein Kleiner Sheden v
Yard Quetſchen Sterns knaupe(ſ. Rnambe), zuweilen
u: Stesnstndpp, Ihbi :Kintpp, Knips, : Gchucket
wittelft -deB' don der "Damitenfpipe: wider den Sundbalieh
en Mel ; Bomint vom ab; kn ippen- fihneflen,
knippen :Nafehftübes geben, vom.hochd tneipen.
Ruanreln ſ. inotteln.·..
Knaufſeler m, 1) Wlesbadeun), ber, langſam neſeini
Mh f a ehe 2) eHerorm), genauer Vendelsm en
—
Enauſtbeul lters) drechger Men Gnc
Et Mm. allen Ami lei. G n eñ ſt
Ba GeizHals) oder wahrſcheiulich zum
naufer Ka
jüpi
naufet, vam.ındd. ai. knüz Tihe zum
—5* m (bein. I Aeinen Ambe; Gel, let⸗
koſenv ebraucht. A6D. chnäht, mhd. kndcht ift —* auch
Ruabe, dann erft Diener, Edeitnabe, ſpaͤter Kuethti im Gegen
fa zu dem Heim.
Knedcſenſ. enigen, enidfen. et
Kneid ff‘ —* Sales), Rreibe, iVieheff
der Enht.
Kneif, Kne⸗i er Greif, J
'Ansfpern ſ. in iſpern.
Rnettel m, bier, Meiner Wenſch, wahre
Antttet R
nibbCpp)es, Knebb(pp)es (rhein.), Kniebes,
Rniewes, FAR a ken aRenie.
in Mittel umd Rorbdeutichland Rnirps cbied auch jchb.),
234
in Oberdeutſchlaub nicht gebrauchlich Mach Weigand d.®.
aus dem bis —— ——— Rnirps vos ſchon bei
Stieler (im 3. 1691) sortommende Kenips mit dem im
No. vorfommenden Ausfall des 1 gebildet fein Das wetteran.
Knurps läßt an das Hell. knurf, knerf. (Knoten) um jo
eher denken, als auch Ruorze ze Oi mit Buerre, ee)
bie: Bd. von Snippes hat. Klein Hat aus dem
9) Arie {put and iD. knpd a0; Amepl cha
jo wi , ad, D
#uoteh); 2) fig. Menſch von Funger,: bitter Geſtalt. Erubbe
2) iſt ein knorriger, verwachfener ,::widht ſtarker Klap-
t nan Bares, Bolles, Dummes, Duppes,
Flappes, Rappes, Galanneb, Kappe u a. auf ed
ausgehende, m. bie alle mehr ober minder pexachtliche Be
Ken von Perſonen find; fo ueöcte man eher .em eine
aus Anipf, Snapf «Rolieipr, Knipy Rnüpp),
mid an —æã tehung aus Zugrp s Senken aſptz bat
bei Stieler die ®b., Her (db. Auipp) und ‚unit
Enipp gehört gu —— —8 iegen
knipr 2 et Rnopf
und. ae Pre ‚fagt: —
Rnirps, ein I ag een. eiwad.:UhgrEuipptes,
u Slide 4 will. Eee er mager
it zu ze
kleiner, dicker Kerl (Knoten), zigf. aus ıkmede Ein
bein ſeitenen bozs. Wpß,ift din: jehrueiz, Noß Bariche;
Rmieboß, Kniches,. Aniedis i baſer. Gigennampe ver
ſchiedener ſteiler Wege. oder hen (Be: A, 367) ,. wol
won boßen (f. Aniehuch), A none das ;gmeite
Wort den Ton, dgl. Bades FE Anweh (Am
u), Win, —X w ebbes.mn.: So Bönnte @nie-
bes zunähft ein i. ein knichoher Boß fein. Et
fehlt — bis *. ide altspunki für. Rnirps und
Knippes in ber Altern beutfchen Sprache; W., Bra;, Bt
haben biefe Wörter nicht. . Zur —— ſtehe hier roch,
was mir Jemand im Craft gejchriehen.: „Mutbhnd, —8
ſtammt aus den alten Zeiten ſtaͤmmiger Leute, Üienez, bie
alleeanbern unter 5 Schuh Größe,mis dem, Bat Kuibbes
belegten, d. h. du biſt nicht. einmal fo groß, daß bu mir
ans Rnie reicht über ind Auie beiß en Faunft, urſprunglich
alſo KQniebeiß er.“ Baier. iſt uͤbrigens der Knieheiper
jebe zu beſteigende etwas beträchtliche Anhöhe Sw. 2, 36
Knicheln, Rnideler, Geknichel (rhein. we), 2
ſ. Austniheln. - -
235
—
Anickes enuan kleiner Nan⸗atuqht uf ben
— or ¶Veameh Raldmtk —*
niemeßhols.n. >, Kui
aßbolder, Feldahocu Kacer camıpestve); funft-Kuadbaune.
Rnidfen, ee (bein), gie fein, am Preiſe ab⸗
nedjer, Knicferei,
fidig, Be) Eirizefne‘ leer von m Rnider, Aniten
J I Bi weni
te — —E —S
nirfig ad pa. erh. wir
fer, in Sehe gmerelons u“
"Ruifpeln Euntertgeln,),: Kieinigleiten:tereißten:
tniſperw, tneftern (wird; A
Ib A ufpern; 2)'ein Gerauſch mach
Kuufpern
Enih‘ Hi eh (MBiesbei
jet, Ye —*
ainnup, Bi J— fein
—3* — Mn non — so u
nödjeln (Khein.) 5. eier
ah) Die de — J— AT
ee Rnoden m.’ (Waltmetod ,; Selten), er. ist
Burgen zn! (Königftein; Ufhigen), Garentrorter, eine
Borm Fr das erſt jeit dem 14. Ih. —8*
—R ſuochel und ſonvcheu.
aus m. ‚(rhein.), Beule; ni ABermaßt N oft
ge, ei + a: war mtr zu Moll; e £. bie
ai
Buell (cheini), bei Handawelten (m en, fiden,
‚ wahlgen, ib et mb ad 1a} alieien
— PA * I
236
»: :Qndller, Rneller:m. (8: wt.); 1) fhlechten, Raud-
tabaf, und ein Menſch der ihn raucht; 2) ſchlechter · Spaß.
æn dillen ſoichen Tabak rauchen; ſtiuken wie folder Tabat,
ber. in. Suollen. gerollt ift, woher er auch Rollaz ge
lies, R 11H annes'm. (8. weſt), grober, un
Snolles, Knollhaunes m. (S. weil), , uw
eier Menf, fonft Knollen, baler. Rnatl (Sm.2,
). * .,
be, (Caub). Dialeltform für Kmubbe..
Aue iR BL, fen ber bot fein 2, davon
nun}
‚fol . R | N, 4. PORRECHPENN
en ——8 haar — 1% —78 en Meiner
enſch; knor zen gen) pfuſchen er Arbeit. .
ı.; Knpipeln ne, Selters), langfam. ‚arbeiten,
font Juottekn, I
noft f. Gneift. ° FE
‚Suoßsen, kuuſtern CS. weſt. guch hier und ba rhein.),
Heine, leichte Hanbarkeiten verrichten, .foa. vift eln boffeln.
Knoftern, Inofterig, Gefnofter, Fnofergrbeit,.
not, Knet m., Knoten am Weinftod. Wenn im Früh⸗
hr die -MWeinftöde gefähnitten werben, jo werben einzelne
eben nicht. zu Bogreben di. d.), ſondern zu Knoten da h.
fo Kurz gejchnitten, baß fie nur 2 — 4 Nugen (Nuten,
Gelente) haben. .
Knotg.m,, Heiner Menſch, von Knpte; vgl. Kuottel
Knott, Knotte f. (wei), 1); Samenfapfel be
Flachſes; 2) Eleine Kirſchen, ik bad:niederd. Enutse, Knotte,
hol. knot, knut, agf. enotig. ; ,,
Ruottel, Knottelchen (chein.), kleines Mädchen,
Berkleinerungsform von Knote. .
Knöttel, Knüttel m. (8. wt.), harte, kleine Kügel ⸗
Fa bifbender Roth ber Aka, Schweine, Hunbe, Kapen,
ferbe, au ber Menſchen. Knoͤtteler, Imöttelig,
237
Indtteln, Gefnstiel, Tantı- zu Rente ze ze —— der
Geſtalty, ober andy mit Einfäsiebung as nd. Mötel,
bel. keutel Zoth, ſchieſ. kuttel, a —E ſein
Knotteln, knutteln, knaut eln, knnureln (rhein.,
main.) Tangfam arbeiten, nicht zu Ende kommen; ſchlecht
arbeiten. (ſ. Tnuppeln), bei Sch. Enureln, - "äuweln;
Knoten machen, beim Nähen and Striden. Knotteler,
„De ganze. Morjend knottele ſe erum.“
Rnottern, knuttern G. wt.), feinen Untoillen ober
Zabel durch Harte und Heftige Worte anshrädn. Knotterer,
Rnstterfad, Enottetig. Geknotter. „Das Herrgotts
Sen knottert“, anderswo zankt, wenn ES Donner | Tagt
men den Heinen Kindern. des Wort tft ſchon von Stieler
engeführt, iſt eine Nebenform von knattern, Enittern.
Anubbejen Crfein.), tüctig yrügela, wie ber Hal
auf einen Anubben haut,
Rnubbe, Knobbe m. nd., nun auch ſchd. gewordene
Rebenform vom hochd · Auopf, knortiger, „verwaihjener,
nicht flarfer MI
nuffen, N) (t:), mit ber But“ lagen
od jhb.; Kuuffer, tnuffertg; 9 — ai
nähen, üerb. feledht, übereilt," gleichfam fat age und flo
weiſe arbeiten. '
gnullen —E a 16 )
nnppel m. (unterhein.), Snüppe thein.
Erhdhung unter ber Haut, wie das fd. Knuppen.. ı
Rnüppeldid, — feſt d. i ſehr dick —8 rhein.),
ſeht feft (Montabaur).
Knuppeln erborn), Handatbeit ſchiecht machen;
dgl. Enotteln.
Rnäppeln' ſva. anboßen 4. dR
Knupperchen., Feines leer, Kobenform von Rneipe
den, von Rneip, Kneif ber Schuſter.
Rnuppern f. -Tnappern.
entige ulöet, Ruufgetgen —ã—— ten
‚un e Sperjon, bie ihre unsein!
Meiber unvrbentlich übereinander anzieht. B
Knuſcheln (thein.), heimlich eſſen, auch langſe ſam een,
gl her ber Eſſende Harte Beot um ichiechte Fine bat;
nuſcheln.
Br ern ein), bei Sch. Inöfpern, außer ber
ſzeit
&nuftern ſ. knoſtern.
338
Ruhftig, Insftig (8, in He; —
MB doll. — br jan, Eier grämlicher as
er MM
"RnAtiren. du. » D ufangmenbnüden, — aus
der glatten. ‚Formbringen, 3.8. Kleibex, Tücher, ſchd. Enüt«
{en; 2) liekdojenb.brüden; 3) langſam arbeiten, nicht voran
Ionen; |.; —2 Sm. 2, Bi in der 1, „Bb. —*
ee 'shein, eimlich oder Doch: beſſere fen
für er J— he 2 Er 2 Scfn Erde
te. werd ſich ſchon dm Kindbett kechele.“ Lennig 2.
—— em (rhein. main.) klug, judiſchdeutſch.
“ Soden es einem. (mt.), ihu hart fühlen lafſen, hart
behandeln, fg. Bb. |
Kodetn. (8), Kochet und Kochent cchein. unter:
rhein.), was vdn irgend einen Speifeftoff auf.ejumal
sid: 3 re ſeg, Baier. um ſchröetz. €
Rodjel n. (thein.), was man tochen Tann.
.; Xode m. (8.),. Heiner Haufe. Heu, Mift x-, wahr
ſcheinlich Nebenform von nieberjädh]. bie Sode, ſchweiz. der
F} fy 2 Eu, im ge aufgeftellter Garben, was fon Haufe.
kugis auf bes Wieſe ftehenber großer Hew
* (ganz yerrafieb) Tran. ‚ooqup, vocon (de
8 ie e der Selbe
nraupe).
Kobern eben), das os are Hervorfoßen von Sprad
danten bei. Risbern:. di Kind fängt ſchon en. zu fobern,
es wirb bald 5 Ten nd. und bei Stieler koͤddern
Ichwaͤtzen, —— — J un quithan, . ab. quödan, mb.
quöden, chöden (ji IK va). übrigend Fustern.
after iſt eh — * ingig ädjlichen, ſchd. waͤnnlichen
Bene wlt.), Rapıze am einem Rod oder Mantel, bie
über ben Kopf gezogen werben kann, mhd. kogel; kugel,
289
—— lat. onchlle „Die Kogela waren
.* Lehr. $.'86 175. ©. Kugelhopf.
ohl m. (rein), Oontentobt ‘(brassiog oleraoba), ahd.
eol, ehol, coli; . kol, köfe, 'auß Tat. owdlis -
Kohl m. Crhein. main.), Spaß, Scherz; kohßlig. „Eile
Se fi, wann Se's noch jahe wolle, 'fo er Kohl Hammwe
ich noch viet erlaͤbi Datterich: 73. : Die Rda:: „viel Kehl
Sehiwag) machen" fo nah W. Hoffmann von der
Bereitung der Kohls zut Speije kommen, indem er wie Mus
zerkleinert und durcheinander gerührt wird. Richtiger erklärt
Beigend die Ron. nach bent Tat." crambe repetita. mors
est d. i. wiederholter (mufgeiwärnter) Kohl-ifb Lob.“
@ohle, ahb. der kolo,.iehoks,- kol, mh. ber’ und das
ko), # {hwantend m, uiid’ Davon Fohlen, mb: koln
Kohlen brennen) Kohl hauf Meiler en
Kömehl:, Koimelkalb f. Kahmelkalb.
Rohnüßig f. Enig. - na -
Loͤlbe ſ. — nt
RKoller-m:, übh. Wamms, in der frühern und heutigen
et
Rommodähen, Kummobchen.n. (8. wt.); rauen
baue, nad) den Orten von fehr verfchiebener Beftalt, Ber
einerungsform von Kommode, wie fle fehlej. heißt und
240
fiheint, ſchwerlich wie 8. will). vom franz; commode wegen
. Kompap-heift (Montobane, Sal), cine Ihwaphe
Berion, die ihre eigenen Mängel und Gebrechen Jedem auf
beit (wie ber wirklidge Rompap ———
Ronne, Rouneder |. Kunde
Kopgen, Kopchen bi Köpfhenn. E —X die
obere Kaffee: ober Theeſchale, ahd. coph,, —
alt. kopr, lat. es b wittellat. it⸗
‚coupe, engf. cup dann Hiral Te Be Sa
nen Feinden ald 5 diente; dam wie hochd. Kopf
(wofür Früher Haupt fieht),
Kopf, in ber Cmeift rhein.) Ra: „Auf ben Kopf“
d. 1. beftimmt, gerade, bj. bei Beit- und Bahta en: E
war Biel Uhr, 8 maren-zwangig Ypfel auf den opt.
Köppen mit Giern |. Tippen.
... Röppen, 1) Ehein.), ben Baum feines. Wipfels be
zauben, ſchon mhb. koppen, von Koppe, Kuppe ber N
nd Außerfte Theil eines Dinge; 2) (unterrhein.),
Röppelfen eine größere Mafje des —ES a
Hleinere Theile theilen.
„, Körpig, Koͤppiſch (ehein.), tzvperſch G bi
töpfig, eigenfinnig, auf feinem Kopf beharrend; Föpperid
bezieht fich mehr auf das Eſſen: er ift Löpperfch d. i. u
Rolz, mit und zu efjen.
. Körf. geier.
B Rorangen turanzen.
- Korben heißen bie Kalten, wolche das Gerippe dei
Schiffes bilden; Hol. korbeel Sparrenkopf.
Kordel, Roztel £. (8. wt.), Binbfaben, ‚bei Aberus
. (1540) turbel, cordel, altfranz, eordelle, oarde von lat
ehorda, mittelat. Diminutiv cordella,
Korjus, korjuſch ſ. kurios.
Kormena ſ. Karmina.
Korn, (chein), Kohr (we.), iſt ber allgemein ver
breitete Name für Roggen. Die Rba.: „Einen auf bem Kom
haben“, d. i. genau beobachten, um ihn zu, beſtrafen oder
N zu ſchaden, ift zunächft ein Jänerausbrud,, wie „auf
em Strid haben“. Sprichw. (Diez), „Rom im Siroh
haben“ d. i. veich fein.
241
Rorn 7 Kern.
Kornmoure d. i. Kornmutter heißt bei unge der
Raitäfer.
Korumutter wirb (weft. Hier und da) das well:
bed Kornes genannt, wenn ber Wind Aber dasſelbe
himveht. Eine nicht mehr verftanbene Erinnerung an die heid-
alfge Göttin Holda, f. in ber 2. Abthl. Mythologie,
Korumurm iſt eine weitverbreitete Benennung bes
Hamfters, ſchon ahd. und mhd. kornwurm.
Rörres, Korres f. Karres.
Korſcht, Körſtchen (Montabaur, Hachenburg), Krufte,
aͤlternd. Krof, Korſt, Corſte, holl. korst, bei Viehoff
Looſch, wie Booſch für Bruft.
Rocher Cwt.), vein, echt, wie es fein fol, jadiſch ver⸗
derbt, Hebräifch kAscker-zecht, geziemend fein.
en koſchig (weh), zwiſchen, vgl. Höfer,
Witeln (hein.) eetteth Könk; Igtein, p a. göttern.
Rdp eig. Gotts, ſ. Deipbent: er. „Rop Bligi®
Yu 12. „Ro Krente Streff 14. Ro Kuepsl
Rennerod).
Rip, Küp, Kietz f., auch mit Tangem Vokal ah
ein, Sieg £. N eye, meift mit ange em Rofalı, g
tener Rüdentraglorb; bider Bauch. Sm. 2, Bir Bat
Rög, Köpen,- Küpen und vgl u osz, böhm. kos
fprid kosch); ſchon Anh. kütz, kütze, mbb. kotze, kütze;
Stieler Köhe und Köde.
PIE f. —— nacjläffige, liederliche Weibs⸗
ſchon mhd. kotze. Daher wol Togeln, kütſcheln,
Ka uni ohne Recht etwas heimlich verkaufen ober
Bar bj. verkotzeln, verfutfeln.
dgen (8. wt.), 1) huſten, fpeien, ſich erbrechen, in
—8 auch Eözen, kezen mitlangem Vokal; 2) per⸗
je regnen, ſ. ehe 3) etwas, was eheim hätte
Per een, gen. St befopen, PH erbrechen,
Den be Geiler. Er Rop, Kotze, Ruder, topig,
per
93 Feaf. -
Kowe, Lume m, (Softein, Braubach, Diey), bretterner
Laſten auf einem Karren, um Erde, Dung, Steine x. eins
ulaben, boiib. Rufe, ahb. chuofa, mhb. kuofe mit etiwa8
abweichender ‚Bebeutung.
Kowsche f. Kabesche.
Kehrein: Worterbuch. 16
242
Kozel f. (unterrbein.), Riden; ko zeln auf bem Rüden
wagen; gehört zu Koͤtz.
- Kölbe f. Kilbe. B
Rräbbel, Xräppel, Kröppel f., 1) (bein), die
bänuen Ranfen ber Beinreben, womit fie Ah amb en Pfählen
fehpalten, ah. kraphil, rap, 5 Diminutivferm von ab.
chrapho, mp. krapfs chrape, fh. Krapfen,
£.Rrapp; 9) [6 ro " Beh ee ask ker
ab. chrapho, mhb. krapfe, krophel, krepfeltn, änhb. krap
fel, kreppel, | ebenfalls Diminutioform von Krapfen;
vieleicht war bie Kudjenart urfpr. von gekrümmter @eftalt,
wie bie f. g. Hufeifen (eine Bedart).
Kabeln, frabbeln, fraweln, krawweln (8. wt.),
1) mit wiederhplter, taftender Bewegung ber Finger oder
(wie ein Infekt) der Füße berühren, (auch Tricheln, kri⸗
beln, friweln, kriwweln); 2) fo fortkriechen. „Lriechen
und freivelen.“ Geiler. „U Maus diel awwelt an der. Mauer.“
Lennig 24. Nach BWeigand d. W. ift krabbein, 1482
rappeln, gegen 1500 greplen auß dem gleichbeb. nd.
tabbeln, holl. grabbelen von grabben aufgenommen.
Vielleicht darf man au an eine Fidung aud frauen,
ahd. krawjan, krawän. krawön, chrouwen, chrowen, mi
krouwen, kriuwen ober Anlehnung daran denken, wozu
Geilers Frewelen —5*
Krach m. (8.wt.), H Schall Rad; 2) Riß, Sprung;
re Zalte im Papier [CH Kräch); A) in der Rebensart:
Krach Haben“ d. t. verloren fein. „Der hot de
ohne Done D 17.
Krade f. Kreinde.
Kraͤchen (rhein.), etwas jo brechen, daß es nur einen
vun tbut, aber nicht ger gi brißt: bie Rippe ift Bloß gefräht
zen, gew. Fredfen (B. wt.), vernehmlich aus
noller Bruft aͤchzen, entweher aus Sämer, Zraurigfeit, oder
kein Niederbücen, Aufheben, Holzyauen sc. Sm. 2, IM.
380 hat krach en, tregegen, kraͤchſeln gebrechlich, breſ⸗
baft, kranlhaft fein, wie alte Leute; Stieler hat Eredhzen
ang mit der Br. don kraͤch zen. Ab. erooeisan, chrockesan,
mbb. krochzen, agf, cracetan, aus lat. .crocitare, erocire,
griech. krözein (zguLeı), kräzein (spater). Die lat. I
Wörter werben vom Kraͤchzen der
Lrod f. (S.wt.), etwas Kleines, ne Dani
liches von Wenſchen, Tieren und Ieblojen Dingen. Dam
tradig, und rad (Ufingen), Mein, verborben,
fed (dem, nad) bem derben Voltswig, has Herz nahe beim
243
Arch Liegt). Das Wort geht Dusch ganz Deutſchland und
Skandinavien. Sa yet
Krad m. ı erſpr.) Stuͤtz e.
Erackel ſ. Grackel.
Krackeelen, krakeelen, krakehlen (8. mt.), Ge
legenheit und Urſache zu Zank und Streit ſfuchen; Händel
anfangen. Lradeel,Rradeeler, Eradeelig, Eradeeles
riſch. Sm. 2, 381 hat krackeln und 382 Eragellen,
wieerfächl. gregoulen, holl krakeelen, ſchwed.
bei Stieler Tradehlen, ber ed von krach en ableitet; vgl.
noch Kregel
Krag f. Eriegen. .
Kragen in ber wi. Rba. „einen —S — in
anſchein⸗ gunächft vom Kragen an ben Röden der. Männer
genommen, dann auch ausgedehnt auf Hals und Kopf; aber
Fr ehrago, mhd. krage {ft zunächft Schlund, Hals, dann
alskragen.
Krahfaß, Krohfuß, Krowes m. (weſt. Idſtein),
Lraͤhenfuß, kriechender Hahneufuß Canuneulus ropens).
Lram aſchee, Kramafchie ſ. Gramaſchee.
Lrakeelen, krakehlen ſ. krackeelen.
Kramm m. (chein.), Krampf, mhd. kram, kramme
von krimmen und krampf von krimpfen. -
Krammanze, Krammanzies, Krammanzien,
Srammantes, BI. (8, — überflüffige Kompli⸗
mente, Umſtaͤnde, bei Bm. 2, 108 Gramantes, Gra⸗
manzen, unndthige Ceremonien, Umftänbe; bei Bt. 2, 128
das Rramenfel, Kramenzet, Lramanzis gehäufte
Bieraten um eine Sade, wie allerhand Bejapungen auf
Heiden, als Krauſen, Franzen u. dgl. Geiler Hat: „Die
bo vil Erammangen; Hüte, von foben vnd framanpen
— G. Wicel fagt: „Gr Tan nicht viel Eramangen
oder fuchsſchwentzen.“ Bei Phil. von Sittewalb und im
Simpiic. fieht grammanzen, bei Stier framanzen.
Krammbanie f. (thein.), joa. Krammenoth (f.d..
Rrammel m. (Herborn), bei Sch. ber und bie
&rammel, Heiferkeit, eig. dab en im Halfe; Viehoff
dat gram Helfer: Das Wort ift abgeleitet von At amm (j.b.
Srammeln f. grammeln.,
Krammenoth, Krampenoth, Krammenoth f,
(mol Krampfnoth ſ. Kramm), 1) die fallende Sucht;
2) eine Verwunſchung, wobei man fi gar nidts_benkt:
fagen doch ſelbſt liebenbe Eltern und Großeltern zu Kindern
und Gnfeln im Scherz: Du ſollſt die Kr. friegen,
244
Erammets vogel heißt in Niederhadamar ber Tannen
zapfen, bie Udel (ſ. d.).
Krampe m. 1) Krapfen, Haken, ſchon ahd. ehramphe,
mb. krampe, ſchd. die Krampe; 2) (Gaub) joa. Kräbbel
an den Weinranken; 3) Krampf.
Aramſen (Herborn), breitmaulig, -unbeholfen fpreden;
kraͤmſeln ungen), ögern, mit der Arbeit nicht voran
kompien. - Diefe Wörter find von kramen gebilvet, das (von
Kram) and die Bd. bat in allerlei Dingen herumſuchen
und fo nit voranfommen. : .
Krangeln (Selters,. Montabaur, Kiedrich, Caub)
verdrießlich alles tadeln. w. bat frengeln, kraͤnken, quälen;
St. 2, 128 Erangelu übellaunig, verbrießlid und. eigen:
finnig fein; mhd. krangel Arbeit, Mühe. ö
. Kränt £., die fallende Sucht, in manchen Gegenden
jede Krankheit (mhd. krenke); dann Verwünfhungswort
ohne argen Sinn, wie Krammenoth; auch verwundernder
Ausruf: „Do feet ber anner: Krentl was 18 dann dan⸗
Lennig 8 Vgi. Lad, Ungemach, Un glück.
rankeleib (weſt.), for. Abweichen, Diarrhöe.
ich Kränferlich (xhein. untershein.), kraͤnklich, mh. krene-
Kranket f. (chein.), Kränk, eig. Kranfheit (
wie Arbet, Arwet aus Arbeit), ſchleſ. bie Kränkte
Krapp, Krappe m, 1) Haken, umgebogenes' Ende,
um etwas feitzuhalten; 2) in Rheinheſſen eine Art Kark
m Herausziehen des Mifted aus dem Stalle, in andern
jegenden der Krampe; 3) (fig.), umverträglicher, zaͤnliſcher
Menfh, auch Krappert. Davon-Frappig, Erappiiß,
Rheingau), kriphig (Wallmerod). CE ft das ſcht
Krapfen, vgl. Kräbbel .
Kräppen (Diez, Naftätten), zum Zorn zeigen, zu
Rrappe gehörig. .
Kraſen ſ. Kratſchen.
Kraß (gebio vulgaris Cur.), ein in allen Gewaͤſſem
des Landes häufiger Ei
Ktraß (8. hei. , 1) ſtarr, von den Augen gebrandt,
—A bei Sch. gratz, kratz; 2) jehr helfarki
und jo die Augen angreifend. Göthe hat: „das Frafie. (art)
Loß der Erde.“ Es Icheint das Iat. crassus Diet, grob, danu
in üßertragener Bd. au fein; oder follte es das fehb. graß,
ab. Fr} (wäüthend, ſchrecklich) in etwas geminderter Vh. fein?
raͤſſern (Montabaur, Selter8)., quälen, wahrſchein
lid) von kraß gebildet; |. verfräffern.
. 245
Kratel, Kratl |. Grate, FE Fe
Kratfihen- 1} (3), das.lÖE- Kratfdjen; abkratjchen, am
Rhein Trafchen, Frafen, —A— d. * durch · ein bien
gelegtes Brotftũck oder Zeg ſharguies oſ 2 heiß
machen, daß ed Freifcht; 2) (8.), eine Weinöpen on, Kragen
d. b. fie nieberwerfen und ihr ſo lieb anthum, daß ie Ereiiht
Eraͤtſch Schreierin. Kraiſchen, krafen flohen für. Fraite
Ian Treifchen, , chweches Faktitiv vom ſtarkeu frei»
Kra 2 1 (8. we), Bao; 2 Gor die abuſta
welche ſich beim Kochen in dem Topfe anſeht und, nachher
herausgekr a ht wird Cihein. Scharr) Krapbür e, eine
unbe, dee en fa Fa , nafe:
weile en| erjon; Kraßfu EUR;
ſchlechte ©: FG wie von den Hlinkeln gekrant ee
Rraen f. ——
raßkuchen en) joa, ek...
REN G en & us % sei fie im bel
Rem kreiſt, alſo die Kriechende. ®; I. Tranden., ,
Krauchen (weit.), Fredjen. St. 5 br bat frau
trauig ſchwach, Eraftlos und weiß nicht, 95 er. baß ui
giant ober Trieben fielen fol. "Sm, 2,. 379 Hat
taher, Krachzer alt —— Meun,, von trade
Iagegen gebrechlich breſthaft, krankhaft fein, Wie, vi
"Krautelde(fübesgeim), Krautel, My
elhafte Perjon, wol’ bon Frad gebildet.’ Beh
. Kraufe f. gt); Becelkrug, mb. Krüsı
nd, kroos, Boll.'kroes. „Geſchirr, Frauffeit, —* hend
Braut, n 8 1jRäen- unb Felnftäuter; ®) (weit),
Kraut ſu oft verſtartend vor andern Wonern namenk
lich bei Ausrufen ber Berwunberung unb des Fluchens
— million, — ſalat, —kraͤnk, "faterment, ⸗2
ſchwernoth.
Rranten 1) Graubach — das Unktaut weg ·
; 2) (Selters), mit der Sichel das Getreide atgauen,
nicht Hanbvollweife abſchneiden.
Krautweihtag beißt (Marienberg) das geil Warid-
himmelfahrt, weil da die Würzwifche deweiht werben, in
Hibeäfeim Marie Rrutwichen, mhd warmdhe, ‚krüt-
Gw. 1
Kraweln, trawweln |. krabeln. an
246
Kredien |. Erächzen. .
Kree, Krie £-(weh.), Kröte, rhein. Krott, ahd.
cröta, chrote, mhd.cröte, crote, crotte, Anhb. Erut, Erade,
krede, Erepbe m. a. f. Diefenbach Glom. 83.
Kregel (unterrhein., auch fleg.), munter, geſund. Ahd
iſt geſchwatzig. Darf — an mhd. kragelen (lär
men — werben? S. krackeelen.
Kreinchen, Krainchen, Kraich en, Krächen, Krein-
—F (8. weft. Idſtein), Kaninchen, ſonſt Launeinche,
Sch. Grinnde; mbb. küneclin, künegel, künigel, lat
eunieulus, nd. aud) Kernienken, anderwaͤris Karnidel,
Kreis (Nafjau), Luftröhre. -
Kreifhen (8. wt.), 1) Iaut weinen; 2) Tant rufen,
and ſchd.; Ereifchen machen, braten, f. kratſchen; im
Zeu felten, mbb. krischen, nd. krisken, mittelntL,
eryschen, Hol. krijschen. Kriſcher, Frijherig, Gekriſch.
Kretel Ka Selters), Kritel (Montabaur) f,
Heine ſchwarʒe (aume, Haferpflaume, Pflaumenſchlehe
runus insititia), in andern Gegenden Kriche, Kriege,
d. ehrieh, aD krieche, franz. ereque. .
Krellen |. Rarellen. - J
Kreppen (Caub), drüden: die Birne kreppt de i. Früt
wich im Magen; fieg. krappen von Speiſen, welche wegen
Ihrer Trodenheit bie Kehle zufchnären, vhein. fragen...
Kreffen (Hadamar, Limburg, Idſtein), jammern, wet:
teran. Treften, baier freien. mb. risten hen
aͤchzende Töne ausſtoßen, in allgemeinerer Bd. ald das wol
bamit zufammenhängenhe ſchd. Ereißen, in. Geburtswehen
ſtoͤhnen und ſchreien. BER
Rrenz.n. (rhein.), 1) Gegend um bie Hüfte, baber
kreuzlahm, Kreuzſchmerzen; 2) das böje, bitterböſe
Kreuz, Fluchwort.
Kreuz ſteht oft als Verſtärkung vor andern Wörtem:
kreugbrav, —bumm, —alt, —bürr, — kraͤnk, —:
faterment, — ſchwernoth. „kreizalt Intern; meim frei
derre Schimmel.” Firmenich 2, 79.
-Kreugborn heißt der Wegborn (rhamnus cathar.);
Kreuzwurz das Kreuzfraut (senecio I:
Kridfel.n. Cunterrhein.), Grille, engl. ericket.
Rrie ſ. Kree.
Kriebe f. Griebe.
Kriebeln (8. chein.), 1) fva. krabeln ſ. d.; 2)(fg)
ärgern: es kriebelt mir, nämlich im Ropf, im Sanern; nt-
247
tribeln, hof: kreveien; Kriebeler, Rriehelfag, I fie
lig
Zrieche ſ. Rretel, .
E 1) cellipt.), Schläge bekommen + der Hat ge
Triegt 2) dran kriegen, erwiſchen (f.d.). Das Bin
Welt, baute
ah Trigen, mhb. kriegen.
— trag, bas Bart reit, rhein — aͤn mi
tommt thein. nicht vor). : . s
Frhr ſ. re ®
riminal fteht wie. granfam v. a. er! Metun
„her e timenshige Es '; 5;
ringe, meift Kringel m. (chein.), 1) ri
Gebaͤck; 2) an manden Orten: een jen
(Bügel); nd Krint, Kıeig; ban. kin — füweb. kringla
Brepel, alin. kringla, . ’ et, ing, ahd. alti..agf.
hring, und ‚mit Abwerfun; krag ..,
Ring eln (8. rhein), kräufeln, | vom Haar gchraucht;
kein, eig Kringelfop
Singe en m. Sd, ’ Liels 2 alles runi Gewindene
von Sat Seo Badwerf, ſ. gi uge. v4
nfeln j..grinfe A i
Rtippef.,, u du Schutz des his in den Rhein
Dani, ‚mb. krippe Rıippe, Hürde, Worzaun. ;
—e— trippäen, krippſchen ſ grippen. .
Rrippenbiffer m. (&, xhein.), Bo8bafter, ärgerlichet,
her Menſch, zanaͤthſt vo ie le” tipp Bihe den
7 ge‘ Braucht.‘ ö
Krippig |, Krapp.
Srinpffetig Canterfet), fon. Arappig ſ. b.
Krips ſ. Grſps. or
rijch m. (thein. wetterau.), lauter Stel, von; kreis
eifcer m., 1) kreiſchender Denis; 3 Maſſau),
Heher, Markolf, mei von feinem kreiſchenden Tone ſo genannt.
Rriffeln |. Griffe
Kritfcheln (Montabaur), zwitichern.
Beittel, Krittelfagm. ® wi.), Heinlichet Tadler,
Menſch, ber an allem eiwas zu ttitteln, kleinlich und ver
drießlich zu tabela weiß; krittelig verbriehlidh, empfindlich,
wunberiih, aͤrgerliih, nd. Kriddeler, kriddelig, kölniſch
kraddelich, — Pen ſ. Krot.
Zritzegrau ſ. grige
Kroll m. f. (oft.), volte £. (8. mt.) geringelte Rode;
tollen, Exrollig, Kroltentopf. „Die dräit- (trägt) än
J
248
hohe Kamm "un Hot de.Rebb:voll Grsiie- Lennig 46.
war braun von Untlig, und hatte einen —— *
im einen · ſchw en Bart; mit einem- g en Kioll;
zz greiben # Lehr. :$: 92. 99. Schen.mbb. u
— erul kranshaarig, & krülbe. Haatlocke krüllen
kraͤuſeln, krüllisen ro en. mittelnd. keulle,; coalle,. arolle,
wicht aus Gerolle, fondern: mit. dem Adj. erul aus ber
—— eines ahd. Burzelverbumd ehrelan (woher
au ralle).
Kropf, in ber welt. Rex: Dem want Kropf d. h.
der wird ſtoiz, verwegen .
Kroppeſ. Groͤppe. .*
kerbppel ſe Kräbbel.
Kroppfäd, Krußpfad, — Rroppe,
Rruppd, Kruppigel, yes pag (mt. ), Meineß; bidted,
etwas vermachjenes, -oft anch ſchelmi bes Kind; ‚ baiet. Krapf
(Sm: 2, 398). - Kropf un "Krüppel: Gapen Ad in dieſen
Formen” vermischt. Vgl. Schrupp. -
" Krot, Orot, Krut ai; (wt.), Kummer, Benni mht ·
Fr krot, alttölnif (14. Ih.) krut Hindern arg
26 chwerde; fi Befuoten,: Baler. ſich gr Pr —
24) ſich Befämmern m ,. Bejorgmig Haben bp. sich
is womit‘ angelegentlic Ein „ft Kumen de dom don
impurg in ben Krot“ Lehr. .$
Krot u (shein.) wirb ein Eu es, — ein
junger, Teid£ vos werdender Hund gran
. Kree; verftärft arihtont,
Krottebalfem m, Cchein),, b ardteükajſam,
Bachminze (mentha aquatica). Meer,
‚grob de ſ. Grop.
tomes |. u
Krübef. Griebe.
Krul m. (we. unterchein.), Fe ; Baier, die Krugel
großer aflertrug, nd. die Krufe, altfäch]. eruos; ahd. bie
erugela, mhd. krugel, lat. curaca; in Heidesheim Krug
(eig. Krud), aber Rrülde (Krügelden).
- Krume f. tft nörblih vom Taunus, was füblid, von
bemfelben Brufem Fr > —9— aus nb: bie Kröme, holl.
agſ. crume,
Krümmele ra ein, Montabaur), Geftentoth,
BVerkleinerungsform von Krume.
Krummen, krummſen f. grummen.
RrummenotB |. ‚Rrammenoih.
a Eu
249
Srumpel f. (wt.), zerfuitterieGalte; trumpeln jo
falten; verfrumpeln va. krumpeln, danu auch fig. einen
Menſchen verdrießlich machen, Krumptin auf: ber Stirne
verurſachen, nad Weigande d. W. ‚nom. mb), "krlmpel
krumm gebogen, . jeht. . Sn ber. eig. Bd. hoͤrt man
ad Rumpel, rumpe n ‚felkmoergumpeln, Rumvet
Lruppch, ‚Rruppfad % Kroppfad. J
aut ei}. Ornjdel.
Krujhen „find sieredige. 5—1 Stoßen: ſchwere
Vlatten, welche bie Hütten zum — am Hamsnerfeyer
— laen en hat hi ‚Brain.
Krufpelf. Gruſchel
Krutt, Kruttch f. CMontabaur),. Riot, Rree.
Rrüp.k, geſtoßene Genhfepflangen aid: Riepfuber;: k
®ro
nfeugen nennt man rhein.) das Girren, urn ver
ben, Nachahmung des Naturlauted.. *
— —— “
aA ale den, un, haben,
ſo a a ger 2.4618 brk.Bm. 2, 27
. Rügenjhmull, me Tgmupel (mi
eine
ſcham
—e ſenlhop(8.), —* ‚Cehein,, Bat
erk. aus weigen mit Hefe gegohrenem Mehlixig iu einer
wit Butter u. bgl. beſtricheuen Beinen zunbeu, Form gehofen,
baier. @ugelhupf,' Gogeiherf (Sm. 2, 22. 222), non
ande. —8 ‚ fugel,. re » gugel, anhh. ——
kugel, la ſtappe oder Kapuze am Bo
ober Mantel * "Hopf, eier: Hepfen d. i. Hefe:
. Rah, Kähblume f..«unterhein), Derbftzialeie (ook
Brenn 3. tu hbeintſch (Cchein.), einfältg, bj
an i. eintſch (rhein.), 8,
im Reben. „Die Ihwägt immer ſo k.“ Dgl. Huudsfüttife.
Rudblatter m. (thein.), Kuhfladen, |. Blatter.
Bunte fuß beißt in Reiche lsheim der — (eli-
Kühmeißen, Rühmel-, Kümmel⸗, auimei.
Koimel⸗, Kohmel⸗ Kommeltalb ü.. weibliche LKalb
(& weh), font Mustertaih. Kuh ift ah. chua, chuo,
<haowi, chuawi, chuai, koi, mbd. kuo pl. küeje. Sm.
570 Hat der Milch er von’ Milh), Stierkais, in den
erften 14 Tagen verſchnitten. So feheint (bad weibliche Kalb)
Rüpmelden und daraus Kühmeltalb ſich zu erklären,
250
Nahn, in der Rda.: „ich bin nicht fo ihn“ d. t. fe,
ich „geniere mich” (Montabaur, Branbadh),
al £; (thein.), Kauf (Meielsheim), Kugel, an
andern Orten Deutſchlands Rulle, Kaul .
Kulden 1) (8: rhein. unterchein.), immen ohne
Flammen brennen; verkulchen; 2)(chein.), ſchwach und
hohl huſten; 2318 kulchig. Sm. hat 2, 292 lilke⸗
gen en abg efte en huften mub 293 filfterm wiederholt
und ſchwach buften, häfteln; W. Hat aus andern. Orten fil:
Bm kel⸗ſtern, gelten, gilgezen und leitet biefe
orter von abb. gie mit der, Grundbeb: Söleim. Dayı laßt
fs let open ein eh aba: Drefehflegel
pP a; um 3
Kon De Beine, ein ne, Ende, —S—
u Kolbe.
‚Kulpen (Gaub) foa. kolten * Koltd:
Rulte ſ. Rolte,
Kümmel, in der rhein. Rba.: einen ben Rümmel reiben
dt
ö Fre 9 Chen) ſoa Kümmel men; 2m)
gewoͤhnlich und zülı Xümmelbranntsein, b ann. an. B
m N) 6 ) Saite Banfiett;
ummer m. rhein e,
dem —— jeröll, ieh don Selfen. abgejihlagen
uns Berguerten . herandgebradt wird unb in bes Wein
Bergen des untern Rheingaus die Dammerde bilott nah
Biemann ahd. chumbro, :mhb. kumhef, cuicht Bei &raff
amd Müller angeführt), engl. enmben, . franz. - bombre,
wol aus Tat. cumulus. .
Kummer, Ronmert, eutumer ‚One; weitnerhuris
teter Rome, franz. ooombre, Iat.! careimis, wuttellat. eouen·
mer, cocumer, cumura.
Kump m. 1) ein Krachtmaß, "6 Walter (in Rhein
heſſen) im 5. 1194 zu Mainz chunf Y,, Walter, jpäterahd
chumph, duhd. kumpf, komp, pl. kemp. Gw. 1, 566 [;
2) ti Schäfe, Scale, Napf, Supp ; DB
bach) Krippe. Die eig Form ift Rumpf; ı ih. kunnpf if
5 Schlotter faß. Das Wort if aus der mittellat. cim-
gi kymbos, (xüußos) Scale, Beden, Becher.
une m. tihein. uͤnterrhein.), Genatier, fram
npel, Kömpel, Rempelm. (&. ıl a), Ba
ug, , was hochtd. Tümpel,
jört wol zu Kump.
251
Runde, gew. Qunne, Konne m. ( 8 Bee
Kerl, Iofer Schalt, ber mancher Sache Fundig iſt, auch der,
den man kennt
Runbiwitt, Runderwitt £. (rein: Taunus) Big,
ugbeit; kunderwittiſch; franz. eonduite Baragen).
Runtel f. ( Diez), Säge, fonft Spiunroden.
Kunfeln, I) Heimmlich verkaufen, vertaufchen, wird nur
don Welbern selagt, die bies Hinter bem Rüden ihrer Männer
Im, ift ſelten; 2) heimlich beſprechen, ſva. kuiſcheln, von
Runkel (Spinurocken). ‘Davon Kunteimeiber. Be:
Küppelf. Kippel.
Auppelmweide (vit.), Weide, worm- weherre me
haben, kommt. in. alten Urkunden vor.
Küppen ſ. kippen. . a
Ruranzen, foranzen (S. xhein. wi * quälen Hagen,
mit Worten wber. ‚Schlägen, ſchleſ. Taranzen, Furanzen,
m. karanzen, Tartauzen, weftfäl, tramgeln, bei vom
Bittauer Chr. Weife (1708). Sürsengen Schlefiſch Ein
dat Wort 1) plagen, mukten, in dieſer Bd. nach W. wieb
ui Ableitung vom obd. türen, keren medien , argern
8.2, 321); 2) herumlanfen, amherjchweifen, in biefer Bd.
2 1. wie — don arten, er
b.i gerumfähren. Nach Weigand iſt das:
I. geworxbene Wort eig, fon. einem ben Budek. wahdgen,
Arge —— ihn regnen laſſen, vom ital. die correnzia Strom;
Nat. currentia, weiches Subſt. vom ital correre, lat.
ame Iaufen, fließen abgeleitet iſt. Faßt man die 2. ſchleſ.
Bd. als bie urfpe. und die J. als dis geile in tranftigem
Sinne, d. 1. Laufen machen durch Schlaͤge, daun Abb. quiäleh,
plagen mit Worten ober Sthlägen, jo.drtlätt ſich dad Wert
leichter aus correnzia -(Lauf, habon. Strom); wogn auch
Weiſes cur renzen gut pht:
Kurfos, korjüſch (Dontabonr, thein.), 4) fonberbar;
2) ſchneli aufgebracht; lat. curiosus neugierig. . .
—* Rurjupn m. (Montabaur), franz. coion, Schelm,
&
Rurmuth ſ. Kirmuth.
a maltie m. (weft), franz. ansille, nichtswirdiger
Kürre, Kürres ſ. Karres.
PR, m. (lat. cursus), ber vahrweg sind Säle,
„Furfämies wt.), Huf Anis, der zuge. Kuren
an ben Pferden — immt. "
252
Kurze iſt auch einer von ben. welen Namen des Bram:
Kurzfrimmellein, turzhimmelh eiligklein fiud
Verſtaͤrkungen für kurz. „Ok (Weinbuhellı aauer uff der
Kerb Lorzhimmelheigeflann enzwaa geſchmiſſe hot.“
Lennig 13. „Der Hund sot mern join Imber orzkrimmel⸗
Elahne Slickelche variſſe.“
Kuſchen ſich, ſich legen, Funk cn ; dgl. guſq
W. hat noch einkuſchen fich ins Bett —E ut
ſcheln. „Weil ma (wir) frieh fort miefle, jo wolle ma uns
aag — — Dann haaßts — dormeh (ooucher dor-
mir) mit Hiuberniffen, Darmftabt 1859, 9.16.20.
— heißt au —* Orten bie- «Biker, Au
fangögeit, des hetanbes
. In. ber 1: Bed Busız »a6 Kae
Ihfeten Li fojen. “
Ruttern, 1) 8), joa. koder a; 2 Ey Ietfe. ur
einander eben, bj. verliebt miteinander 3) de)
ne ———
n maing at
—— Dur.
RÜR Röge
Rüpel, Ripet, aitſchel m. ‚8. abend zunbed Kopf
ifien, fonft Kringe; u Ziemann uhr. kützel, oil.
), nicht Dei kenn — angeführt, wol aber
— bei Alberus Cl:
aff.u
ı * Kuge iſt ber Snigel eher Gnuhe; jede Grube m
fält in 128 Kuxen, wie fie in Zubuße "Reht- d. —* —
Gewinn abwirft, in 130 Kugen, wenn fie Aubeute hat
‚3m 16. — 17. Ih. Kudus, dann Kudes, aus böhm
ukus.
Küwelden n. (Montabaur), Rinnbaden.
Fi L. (8- ut), Dialektform für Lange, wie Aa fir
Nas, Laf(8.-Runfel, Königftein); bie äufene ge Sup
ſchale; davon laben, Iafen die 1 odale abneh
koften, tulten (f. d löft, mb.
änßd. Touffel, ——— nr ———
253
ten, ‚baitr. Lauf, Tänfeln (Bun. 2, u . lo}
(Rareos); 2) (Herborn). Speicher, in biefer —— das
ſchd Laube, ahd. louba, loupa, Ob fire Laͤube,
Leube, früher eine bededte Halle, Gallerie um das obere
Sndont eines Hauſes (Sm. 2, 410 Bt. 2, 159).
dm. Dasein bes Sahnd: einen "en thun, Laͤch
wa 1b. * € (Rlopfiod).
A 2 einge Bee im —E a Nase ne
si u änge ieht, worin wicht gerabe mehr (wie
jet Sad) fumpfies Lafer feht, über had fäher ge
Auen Hat, ‚ab, lach, möD. lache Camp, Wfäpe, Zoe
— — ah mh lach, tft das Ginfchneiben eines
ad, al en ein
in einen Gränzbaum, was bſ. in Eichen, Buchen
Ham geſchah; Daher Aolt.) Lachbuche, gadeidhe,
Lachtanne.
Lack m. (8.), Be, unheilbarer Schaden an der Ge⸗
funbheit, Leibesſ⸗ —8 f. in jo fern man daran zu lecken
Yan) hat, eig. und fe, der und bie Leden Schaben am _
Lie, Sprung, Riß in einem Geſchitr, Gebrechen,
Br (Sm. 2, 132); holl. lak, engl. lack Gebrechen, nd.
del. lek Riß, Sprung.
Rades, —7 — m. fat2, großer, plumper, meift
grober Menf; gr woßer Stein 2c., ſchleſ. Laske
langer Kerl, nd; Fats äfs ad Schlingel, Tölpel, Bahn:
tadel, (Bm. 2, 431), beliebter Name für größere Hunb
funger A nicht. ber feinften Art,
Ladefen (Selterd), ſchiagen; vgl. Hullegen.
n 2 ei, neh — —— Un
gema ngläd, ir von don Chriſten.
een Ka, v hi) —e — * Sohle
a abe ufb end 8
in Saftenform, Kifte; 2) (wt.) Tobtenlabe;
Bauter Beil, altn. hladha Sheuer, zufr koldda, aan.
ang,
gaben, often s (@ Fr 24) Bart feinen, auch baier
Gm. 2, 434); 2) von Freu er Weizen, dad Korn
ha at — ſchlecht gelaben Y t. bie Ahren haben viele,
—— (8. weit), Leib zufügen, von Eltern,
aber auch von andern Leuten; wenn 3. B. u“ Vater dad
Kind beftraft, und bie Mutter "hebauert & deshalb öffentlich:
„Laberz body das Kind nicht jo.“ Ab. leiden, mhb. leiden,
leidezen iſt Leid zufügen, wehethun; ahb. leidezan, leidezen,
254
agf. lädbettan hat bie etwas abweichende, aber verwandte
®0. verobjepenen, Haffen.
gadig garftig, häßlich, Dialektſorm für Teibig.
Laf, lafen }. ab.
Laͤgel fi Leel.
Lager n. tft in Schieferbergwerken der Ort, mo fih
der Schiefer Befindet. Das Rager ſteht anf bem Kopf,
va —3 nach ber einen noch nach der audern Seite
ung bat.
ed £.(8.), Schwarte, das äuferfte Bret beim Sign
eines Baumftammes, der auf der einen Seite noch die Rinde |
hat; lühmig nicht vierkantig. Das Wort ift wol in fg |
Ainmenbung a8 ahd. bie lemt, mhb. leme, änhb. Lem
Lahmung, da ein ſoiches Bret nicht ganz vierfantig if.
Läh mig (Hadamar), müde, ermattet: „Der Weg hat |
mid; laͤhmig gemacht;“ mbd. lam, lamec, änhd. lam, Lemig;
vgl. teeriß, f. ©. 19, Nr. 436. |
abn }. Lohne. - |
Laikeln, letkeln (8.),Täugnen; Laikler, @elaitel,
fieg. leikeln, ſchleſ. lekeln, läukeln, änhb. Teufnen,
leuten, leyken.
Laiſe (vlt.), Spur, Art und Weiſe. Lehr. $. 51.
das Gleis, mhd. die geleis, das leis, die leise, at.
ie, eife m (Alk) geiles Seh, müß. Ih
aife, Leiſe m. ‚$ P
Lehr. $. 20 f
leise, g >
Lakritz m. (rhein.), des ſchd. die Lakritze, aͤnhd
leckerics, ee ee aus mittellat. liqui-
ricia, liquiritia. ’
Rambeet (thein.), mübe, entkraͤftet, ſchd. Tabeet,
Tabet, vom franz. faire la bete, ital, far la bestia, mad
zunaͤchſt vom matt werben im Kartenfpiel gejagt wird.
Lamento n, (thein. wt.), Klagen, lat. lamentum. !
* 2ammelm,(B.), 1) Sammel in beiden Bb.; 2) eine
Perſon, die nachlaͤſſfig umbergeht und die Kleider gleichjam
nachſchieift. Unhd. fommt belammeln, beiemmeln,
belampern = behammeln vor. W. Hat fchlef. ſich ber
Lempern fi beſchmußen. Vgl. lampeln, Lamperloti.
Laͤm merſchwanz Heißt in Reichelsheim das Wollgred
—2 —S
äammpes, Laäämmpeschen (rhein. unterrhein.), Lamm
EEE a
ampeln (thein.), angjam, nachläffig einhergehen;
2) ſchlecht, nachlaͤſſig arbeiten, bi. dreſchen, auch Lämpeln.
gampel, Lampeler, lampelig,. Lampe; „’s Kat
Wanher wie & Worm in feiner Wieg geftrampelt, un kimmt
ja je ferhtetic, (fol) dohar gelampelt“ jennig 26.
rt ift das Anh. lampen ſchlaff Sembbangen.
— Sammel unb franz. lambeau Rappen),
—— m. (8), nachtäftiger Menſch dem die
errifſen und unordentlich um ben Leib herumhangen,
Fr aus lampeln und Intteln gebildet.
Zamprich f. Langbär.
Bu d. i. nicht am Rhein, 3. B. Hachenburg Liegt auf
Landranm heißt in Schwalbach die gelbe Wucherblume.
Landſiedel m. (olt.), fva. Landſaß, dem ein Gut
auf Bau und Zins geliehen iſt, abb. lantsidilo, kantsideling,
Er d. lantsidel. Gw. 1, 526. 3, 489. Bgl. Gr. 317,
ner.
Sangbär, Rangfert, Langfort, Langfurt, Lan⸗
fort, wert, en „Langwid, Langwitt,
de amprich f. Heſſen, Rafan as an verſchiedenen
Orten) heit das Tange buch den Wagen birigehende Seh
Fer ung bes hintern Geſtells mt dem vordern,
hen Langbaum, Langwagen, a
ar e, Lampri, Sämpe, ampel.
diefer Theil des Wagens lanewid (f. Witt),
Ju fer, fort, furt frdt fahren «vgl a hi pre
Iangfahıenb lebend) ,.. vielleidgt auch in bar, wert
een FAR —— ſind offenbar aus Lansſert,
Langwert entf
ängbe ( der Länge, mhd. len; nel er
den Berg i ra bie längbe und äber zwerg —E co
„ange Aura unterrhein.), gerade auß, vorbei: ya
Mpp. ift langes nur noch Abverbtum ber änge
nad), Daraus unfere Präpof. Tängs.
Langfam eben), dei, nich Tat, vom Begriff der
ing auf den Laut übertragen, wie auch gemäch.
ann |. Lohne.
Lappaliewaar hört man rhein. oft für Lu mpen⸗
dad, von auzalie nichtöwerthe Kleinigkeit, von Lappe
mit I Enbun, 8. Fr
apparftj, 1) (8), Krinter; 2) (hel.), Shimpfe
name fir einen Tappigen Menden.
Läppchen (weit), 1) Ram, f. Bruftlappe; 2)
Trinker, . läppeln. „Aus dem Chmapchen ins Lappchen®
256
Heißt ein —e Sprichwort, wenn unter verichieberen
Namen aus einer und derfelben Kaffe Gelb entnommen wird.
Läppeln (them), aus einem Wirtshaus in andere
eben und jebesmal nur- wenig trinken; Läppeler, Sauf-
fapse, zu Tappen gehörig.
Lappen m. Chen), 1) Lutſcher, Sauglumpe; 2)
Mutterbruft.
Lappen, Feinden ı unb efjen wie die Hunde, franz. lapper,
ad ar $ol. leppen, ital. lappare, gried). laptein
TEBELY
Lappern (B.), hin und her fahren: ver Stuhl Iappert
(ſteht nicht feft), Die Hofen Tappern (find ® weit), fonft
ſchlappern, baler. Lappen ſchaukeln (Sm. 2, 486).
B —A HH eine Kläffigfeit mit der Sanb ober einer
Au x. el aus einer Vertiefung berausw
2 aber er wenig teinfen, wie läppeln, Läpperer,
appen gehörk;
Sappes (then), Pt Satapnsı Leelapps m
* a —9— in mi 3 Se ade iger, ——
aus dem nie |
"Räppic) (B. mt), b. 1. läppifh, geſchmadlos,
wu nit: 3 gehe “
MAR f Raffau Lieb dice hervorſtehende Lipye
Lappfchen (8.), mit der —** Hand aus einem Gr
fäße Waffet gleichſam haufenweiſe werfen, fonft Letfchen;
läppern wird von ſtarkem Auswerfen gefagt.
Laquarie f. m. (rhein.), Latwerg, Baier. Latwari,
änhb. latwerig, lattwerg, Iatwerge, latware, lat
wert, laquarie, lectuarte (Diefenbach Gloss. 197),
mubb- latwerje, latwarje, ital. lattovaro, Iattuario, altftani
lectuaire, mittellat. electuaris, electurium, lat. electuarium,
griech- ekleikton, ekleigmatarion (ExAstwröv, dxlzerpuascguor)
eig. Ledwerk.
ga aa Inn bien, [te — at
tig, ſchmußig: das Kind Kat fih gemacht;
ray Bub — Iſt nach a —
e
Carmfen, lärmfen (hein. wt.), das ſchd. laͤrmen
257
ns Br ch Idſtein), hungerig, wahrſcheinlich verdorben
ed.
8af, I in.), laͤſig, nachläſſig, das ſchd. laß,
zu ih Mia U ni me ei
etwad geänderter Bd.
Laß Colt), Unterlaß. „Die Gerechtigkeit ift ein fonber-
Ay rg gibt jedem daß fein ſonder Laß.“ Lehr. $.53,,
Laft £ (S.chein.), Menge, fo auch baier. (Sm. 2, 506),
Läfterlich, läftermäßig (S., zuweilen auch rhein.),
bei Sch. Bloß Läfterlich, fehr, flark, auferordentlih: 1.
Summe Geldes; er ift laͤſterlich geſchlagen worden, ſchweiz.
laͤſtli, Täftlich (von Saft).
Lateſen (Selters), zufammenzählen; follte es aus dem
kaufmaͤnniſchen latus Betrag deſſen, was auf einer Seite
geſchrieben fteht, gebilbet ſein? \
Latfaßn. (rhein.), mhd. leitevaz, ein Faß, tn welchem
bie geftoßenen (geiretenen) Trauben nad; Haufe gefahren
werben; in Frankfurt und auch fonft ein Waflerfaß zum Her
beiſahren des Waſſers bei Feuersbrünſten; —— dnittaß,
öfterreich. Lait ein Gefäß vol Waſſer, um lebendige Fiſche
Wu verführen, zu Teiten.
2atfc$ m. f. (8. wt.), ein Bf. im Gehen und Sprechen
hröger Menſch, Menſch von unfeftem Gharaker, Baier. Lade
fi, fchlef. Lätfchel, ſchweiz. Lartſchet, Lortſchi,
Lortſch; latſchen, ſchon bei Stieler Laiſch, Latſcher,
latſchen. Vgl. man änkb. Letfußer (schuchabtreter),
ſwäb. Latte, Lattel, Laͤtfeige kraftloſer, einfältiger
Menſch, baier. letzet ſchlapp, fehlerhaft, weich, klebrig (Sm.
2,530), jo ſcheint t in $, dieſes endlich in tſch übergegangen
au fein, alfo Bilbung aus Laß (f. d.), vieleicht noch anges
lehnt an lotter (f. d.).
Latjch m., 1) dünne Flüffigkeit, weicher Straßenkoth,
latſchig, lätſchig, lätſchera; 2) Branutweintrinker,
kart van 916) ſchmuhige, liederliche (eig, in
at utſch f. (8.), fmugige, Lieber
Latfchen einhergehenbe) ee hier Lätic, <utie,
ſchleſ. und fon bei Stieler Latſche; davon latſchig.
Latſchen (8), 1) mit zu weiten Schuhen een
2) wie eine Sutih oder Schlampe herumgehen; ſchleſ. Latſch e
Schlappe, Schlappfepuh ohne Hinterleder, oder mit nieber-
unb abgetretenem
Latt £. (thein. wt.), Tange Weibsperfon ; vgl. Schliw«
wer, Stang. .
Rehrein; Wörterbud, 17
258
Latte, in den Rda.: an ber Latt fein d. 5. von ber
Polizei ermifcht fein und nun geftraft werben; auf ben Latten
geben d. h. alles durch Liederlichkeit durchgebracht haben;
an ber Lait Haben d. H. im Gang haben. „Ed han mein
Kättchen an der Latt,“ ich werbe es balb heirathen. Firme
ni 2, 88. Die Beiden erften Rda. erinnern an bie Latten
in Gefängniffen, die Lattenftrafen der Soldaten; bie dritte
lehnt ſich an bie erfte an.
Laub, Laube f. (vlt), Erlaubniß. Gw. 1, 579 u. ö.
mbb. die loube.
Zauber (S.), Dialeftform für lautbar, bekannt;
Laubarn horchen fingen), mhd. lütbaere, lütbaeren, be
kannt machen, j&b. verlautbaren.
Lauer m. (weſt), ſchlauer, hinterliftiger Menſch: „Der
Bauer {ft ein Lauer, wanns bauert bis zwölf Auer ihr)“;
mhd. der lür, lüre. Das Sprichwort findet ſich fchon im
16. — 17. Ih. Sm. 2, 488 vgl. paſſend das ſchott. lowrie
Cauerchen) ais Beiname des Fuchſes
Lauern, luern, laurig, lurig fein (8. wt.), tra
tig, nachdenklich, ſtill in ſich Dr fein ober thun, von
Menfchen und Thieren — — es ſei aus Unwohiſein ober
in böfer Abſicht. Bm. 2, 406 hat lauen, laueln, Tauern
ſchlapp, träge, ſchlaͤfrig ſein und thun und rechnet dieſe Wörter
zn lau. Lauern if das ſchd. lauern ihorchen), mhd.
aren, Fa man auch ftil und heimlich thut. Vgl. übrigens
aulid.
Lauertahn ft ein vom und hinten abgeſtumpftes
Fahrzeug auf dem Rhein, bj. auf dem Oberrhein,
Laulich G.), verdrießiich, ſchläͤfrig, nicht recht gefund,
Gb. Tau, weder kalt noch warm); vgl. Tauern.
Launiſch (rhein.), was laulich. Sm. 2, 470 Hat
Iaunen, Iauneln, launſchen fäläfrig fein, feplummern
und ſtelli diefe Wörter zu lauen (ſ. lauern); richtiger
Kan man fie zu Laune eigenwillige, wechjelnde —*
mmung.
ans in der (rhein.) Rba.: es ift ihm eine Laus über
bie Leber gelaufen b. h. e8 hat ihn etwas Bi
Zaufer, Säufert m. (rhein.), 2 enſch, ber Läufe
t oder fucht; 2) Filz, Geizhais; bei Stieler in beiden Bd.
aufer.
Läustaut £., ſchweiz. Lausgrube ſva. Ant,
Lauskerl (wt.), Schimpfuame.
Läuslater m, dem die Läufe auf dem Rücken auf
und nieberfriechen, wie auf einer Leiter.
250
um dnenfad m. (thein.), Haarfcheitel bſ. auf dem Bor
pf.
Lauſtern (wt.), lauſchen, das Ohr ſpitzen, äͤhnd. ſehr
gebräuchlich, A — ab. lüströn, hlüströn, mbD. I
tern, bo. Juisteren; von altf. hlust @ehör, Ohr, altn. hlust
Ohr, dies von ber Wurzel hlus; vgl. Iofen, ahb. klosen,
losen, mhd. losen.
gauswenzel m. (8), 1) Nitehter Rauchtabak,
Lnoͤller; 2) armer, dabei ſchlecht denkender Menſch.
Läuswibel m., Roßkaͤfer, ſonſt Dreckwibel.
Läuten, in der Rda.: „es laͤut zu Hof“ d. h. zu Hauf,
mit allen Glocken zum Gottesdienſt, ſonſt: „eöläutet zuſammen.“
Lautern, lauter graben heißt das zweite Graben
der Weinberge, in andern Gegenden währen; ſ. graben,
rühren. Das Wort ift das ſchd. Adj. lauter rein, mhd.
läter, ab. lütar, hilter.
Lawatſch, lawatſchen f. Klawatſch.
wre s nen Be ob ai Seg
ein! ialetform für Laube (mhd. loube; ”
kubd) Gallerie um das obere Stodwerk eines Bauernhaufes,
dann Bang in dieſem Stockwerk, bebedte Halle; fehwerlii
dad mhd. der 18 (Gen. lewes), ahd. hl&o, altf. hlöv, hlda,
gb hlaiv Hügel, boch Tiegenber freier Plag; mhb. der
wer, ahb. hlöwäri Hügel.
Lawerente Pl. (vt.), Berlegenheiten, Hinbernife;
laweriern darin ſein, vom lat. labor, laborare, franz.
labour, labourer (Arbeit, Mühe).
Lax n. (8.), Geld, aud in andern mittel- und nieberb.
Gegenden, vielleicht aus dem franz. Vargent.
Lagieren — 1) ein (mediciniſches) Abfuhrungs·
mittel nehmen; 2) Durchfall, Diarchöe haben, lat. laxarelöjen,
Lebbes m. (Buch A. Naftätten), in einer Pfanne ge
badener Kartoffelfuchen; vgl. Flappes, Ritſcher, Puffert.
Lebda, Lebde, Lebedacrhein.), Kette (Weilburg),
Lebtage, Lebenszeit, mit dem beſihanzeigenden Yürwort
im Akkufatio ober Genitiv der Mehrheit. „Eich heit mein
Lewed aa mid) net in Stabt abi do giehn eich meiner
Lebda net enein.“ Lennig 19. 20. Schon Geiler fagt:
„nod) blieben im die moßen (ihm die Narben) fein lebtag
an feinem Leib.” Myd. heißt es läbetage, löbtage.
Leber, in ber (thein.) Rda.: „einem bie Leber ſchleimen“
d. h. ihm einen derben Verweis geben.
Lebig (wt.) für das ſchd. lebendig.
u
260 B
B Lebkuche m. (rhein.), Kuchen aus Mehl, Honig und
Gewürz, anderwärts Lebhonig, Honigkuchen, Pfeffer ⸗
kuchen, Lebzelten genannt, mis lebekuoche, l&bkuoche,
alef. mit l&be aus mittellat. das libum Lebfuchen, Tat. libum
Opferkuchen.
Lebſucht f.(rhein.), Lebensunterhalt, Lebensmittel, eig.
Lebzucht, ſ. Leibzucht.
Lech 1) heim), Ieer, hungrig, ſchmachtend, (gleichſam
tiffig) ver Durft und Hunger; 2) mager, ift das ſchd. Ted
mit etwas veränderter Bb. Mhp. löchen iſt auseinander
fpalten, Ritze bekommen, bj. vor Trodenheit; ahd. zerlöchen,
altn. lekr, agf. hlece led. „Er wah awa ausennanner (war
aber auseinander) wie e lech Rejebitt (Regenbütte).“ Liebe
mit Hinderniffen, Darmftadt 1859, ©. 7.
Lecken |. Lad.
Leder m. (S. wt.), 1) ein Menſch, der gerne etwas
Gutes ißt, eig. Tedt; 2) gleichjam aus Naſchhaftigkeit gerne
kuͤßt; 3) ſchadenfroh ift, wie alle Tellerlecker und Schmaroper
Au, men den, ber ihnen nichts mehr geben will, ein Um
glüd trifft.
Leckkuche m. (thein.), neben Lebkuche gebräuchlich,
aͤnhd. Leckkuoch, Ledkuhe, Lechkug, „mittelft Lautam
eleihung und zugleid im Gedanken an leden aus mhd.
lebkuoche.* Weigand d. W. |
heb Leder am Maul haben (8.), ein gutes Maulwerf
en.
Zeberbuge heißt in Yoftein ber Wegerich (plantago)
Ledern (8.), tühtig durchprügeln, fonft & Haut,
das Leder gerben. |
Lederjen (olt.), Fußbekleidung. „Die lange Leberjen |
(ſatt der Stiefeln) giengen an. Diefelben hatten Kappen
einen bey dem andern, von ber groffen Bähen bif oben ans,
und hinten aufgeneftelt halb Biß auff den Rüden.“ 2
y ee Das Wort iſt verdorben aus mhd. löderhose. Zul
erfen.
geil Leget ID. Inn,
eerig (Montabaur, Wallmerob), Teer .
ahd. lari; } ©. 19, Rr. 136. —
Tegel, Lägel, Leeln. iſt in Heidesheim eine unten
engere; oben weitere Weinbutte mit zwei Ohren, und bit
An ber Regel 10 Viertel, {ft darum aud) ein Weinmaß von
10 Viertel oder 40 Maß; in andern Weingegenden ift Ge
ftalt und Größe etwas verſchieden (5. B. in Caus 5 Biertd
ober 20 Maß); ahd. bie lagella, Iagele, mhd. das lägel,
261
Igel, aus Tat. legena Flaſche, im Mitteat. auch ein bes
kimmtes Maß. -
Legeſchiff (vlt.), eine Art Fiſchgarn. Gw. 1, 557.
Zehn f. heißt in manchen Kirchen bie Emporbühne, von
dem Geländer zum Anlehnen.
Lehs ſ. Liehs
Lei, Lat f. (8. wt), 1) Schieferftein in Felſen und
gebrohen, Schiefertafel; 2) Name von Gemarkungstheilen,
wo fih Schieferbrüche oder Bafaltfeljen finden, dann auch
ieferfels ſelbſt und übH. Feld. Davon Leiededer, von
holi. lei, leidekker, altjächf. leia, mh. (bei Jiemaun) leigels.
Leib, in der (wt.) Betheuerungsform bei Leib hat
noch bie alte Bo. Leben. „Bailaib, wo Bun die Karl do
was entdedt!“ Lennig 77,
Leibchen n., ein ber Weſte entſprechendes Kleidungs⸗
fü der Mädchen und Frauen; in Rheinheſſen hier und da
auch für die Weſte der Männer.
Leibſchaden, Leibsſchaden m, (rhein.), Bruch.
Leibzucht f. (8), Nutznießung zwiſchen Chegatten,
ws ber zuruckgebliebene Theil das Vermögen bed Verftorbenen
Ienslänglich genieht; leibzüchtig etwas Haben. Ahd.
bpleita, mhD. lipzuht Kö in berjelben Bd., änhd. Leibe
zücht in dieſer Bd. und aud) im Sinne von Lebſucht bi.
Bittwengeld, Wittwenaufenthalt, vom alten Zudt d. f.
Rahrung· Vietum bei Tobias 2, 19 überfegt Dietenberger
(1571) Durch Leibzucht. „Und fie gaben niemand fein Leib
zucht. Lehr. $. 108.
Leichkar n. (thein.), Sarg, |. Kar.
Leichklog foa. Flenneſſen; ſ. d. und Klog.
Leichnam (olt.)) „Zu Oſtern, die Gottes Leichnam
mpfingen, wurden geachtet (in Limburg). mehr dann 8000
Menſchen.“ Lehr. $. 6.
Leit f., Dialektform für Leiche, Sarg, Todtenbahre,
Leien d. i. liegen Crhein.), übernachten, fich aufhalten,
38. in einer Stabt, bei einem Gaftfreund.
Leiter m. (rhein.), ein durch Aufguß von Waller auf
Beintreftern und Gähren bereitetes Getränk, ſchd. Lauer,
Abd. die lüra, mihd. lüre, läwer, aus lat. lora.
Leier f. Braubach), Ihwaghafte Weibsperſon, ſ. leiern.
Retern (S. rhein.), 1) laugſam arbeiten, geringfügige
Dinge thun: Beſſer geleiert, als ganz gefeiert“; 2) viel
ſchwaͤgen überteogen von dem Saiteninftrument, ah. lira,
mbd. Iire; mhd. liren, uhd. leiern auf ber Leier fpielen,
dann etwas unerträglich hingiehen. -
262
Leimfieber m. (Taunus, matn. rhein.), fig. ein ſchwaͤch.
licher Menſch, der nichts vertragen kann, bj. was Efien und
Trinken betrifft; vgl. Mil chſuppe.
Lein f. Got.), der obere Theil der Hofe, übertragen
von Seine, weil bamit vor Einführung der Hofenträger
die Hofe um den Leib feftgemadht wurbe.
Zeinpfab m., bei Gw. 1,534 linpfad, ift am Rhein»
ufer der Pfad, auf dem die ein Schiff Can ber Leine) jie
henden Pferde ober Perfonen gehen.
Leintuch, Leituch n. (rhein.), Leirich (weſt.), Bett
tuch, zunaͤchſt ein leinenes, mhd. linlacken, Itlachen, änhd.
Leylach, Leinlach.
Leiſe fe Laiſe.
Leiten (8.), ein laͤufiges Schwein zum Eber führen
(leiten), um e8 Beipringen zu laſſen.
Leitsknecht, Lätsfnecht m. Führer (Leiter),- dei
Braͤutigams.
Leiz f Mentershauſen), |. Roßholz unter den Kin
beripielen.
Zellmaul.n. (8.), ein 1: Schweinsmaul bei Ochſen
wo nämlich das untere Maul fürzer ift, ald das obere, wes⸗
halb foldhe Thiere nur in hohem Graſe weiden können. Die
erfte Sylbe ift das pfälz. bie Tell, Loͤll großes dides
Maul und gehört wol zum bater. Seller Zunge, mhd. lallen,
lellen die Zunge bewegen, woher unfer allen. Viehoff
hat den Scheltnamen Lelbed und vermuthet Gelbſchnabel.
Zenbener Glt.), mbb. lendenier, lendener, lender,
Kleidungsftüd, eig. Lendengürtel, Bruchgürtel. „In derfelbigen
Zeit (1370) da giengen an die Weftphälifche Lendener, die
waren aljo, daß Ritter, Knechte, und reifige Leute, führten
Xenbener, und giengen an der Bruft an hinten auff dem
Nüden hart zugejpannt, und waren alfo fern ais bie
Shoppen (f. d.) lang war, hart geftept, bey nahe eine
Fingers did.“ Lehr. $. 115.
Kent ſ. Link.
Lenz, langer Lenz m. (chein.), — meiſt magere
Perſon, übertragen von der Jahreszeit Lenz, ahd. linzin,
jpäter lenzo, auch langiz, langez, mh. lenze, lengej, agl.
lencten, lengten, altnieberb. lenten, Hol. lente. Das Wort
f&eint zu lang zu gehören und das allmähliche Länger
werben ber Tage zu bezeichnen. „Unfer alter Name bed
Frũhlings, ahd. lenzo tritt dem flav. ljeto, leto (Sommer)
nahe, welches in den Begriff von Jahr, goth. jer — grieh.
ear (Zug) und iar rüdt.” Grimm, Geſch. d. d. Sp. 1.4.
x®. 73. Bgl. lenzen.
263
Lenzen (Marienberg, Sch.), Beftellen des Feldes im
Frühjahr dent); Ich habe meine Lenzen gethan d. i. mein
- Feld beftellt. Weber hat aus dem Römhildſchen Lenz die
merſaat, Gerfte, beſonders Hafer; in einem Weischum
Gw. 1, 577 ift Lengenfeld Sommerfeld, |. Lenz.
Leppe m. (thein.), Dialektform für Lappe, Lappen.
Lepper, Läpper, Löpper, Ripper m. (8. weft),
Stierfalb unter 2 Jahren, nach S. gleichjam ein Lapper,
ein junges Thier, das noch die Mutterbruft trinkt, ſchwerlich
an: aus dem Zülichbergifchen hat Klein in derſelben
pper.
Lerch, Lerg k. (chein.), liederliche Weibsperſon; nad
W. hat das Bot ie Grunbbedeutung ſchlecht, fehlerhaft
md gehört zum ah. lirc, löre, mbb. lörc, lirc, luro, lärz,
lurs link, flotternd. S. Grimms Geld. d. d. Spr. 1.4.
6. 991. . 2, 490 hat in derjelben Bed. Lurſch und
das Zeitwort lurſchen den Urin laſſen (nur von Weibs⸗
perſonen gebraucht); vgl. Lurſch.
Lerſen (olt.), wahrjcheinlic abgekürzt aus Leberfen
(.d.), weiter hoher Stiefel zum Überziehen, hol. leers
vn leer Leber. ©. Streihhojen.
Lerft (8.), Lierfhend (Marienberg), leerſchend,
lierſcht Rennerod), eben erft, gerade erft, vorhin, fcheint
aus allerft, allererft werborben, mhd. aller Erest, aller-
alrerste, alröste, alröst, alreist.
Leſen Crhein.), herbften, die Weinleſe Beforgen.
Retfchen fa. läppſchen (f. d.).
Letjchwetter (Caub), Regenweiter, ſ. laͤppſchen.
‚ ette m. (Dillenburg), Yuflattid, ahd. höfleticha,
— latecha, mhd. huofletsche, latoch, latich, aus lat.
— *
Lette ſ. Lebde.
Lettner m. (lat. lectorium, lectionarium), ahd. das
lectar, mb. lecter, letter, änhb. letner, in Gw. 1, 579
Istter Lefepult im Chor ber Kirche, findet ſich noch hier
a.
Leg f. (8.), Lektion, Aufgabe der Schulfinder, Tat.
Icctio (Lefung).
Legt in der (mt.) Rda. zu guter Lept d. f. zum
ESchluß, feht für Lege, die den Scheidenben zum Abfchied
gegebene Grgöglichkeit in Eſſen, Trinken 2, mhd. leize
Ende, Abſchied / dann die Gabe zum Abſchied. -
Rept (Thein.), Tepthin, — neulich. Auch Göthe
(8, 19: ©ög v. B.) jagt: „Wär ich leht dabei geivefen,
ihr hättet die Armbruft nicht verloren.“
264
Leuten, heimleuchten, überleuhten (rhein.),
fig. abprügeln.
-Reut Pl. (8. rhein), Eltern; (bei dem Gefinbe) die
Herrichaft. Abd. mhd. das, zuweilen der hut Volk, BI. Tinte
Menjchen, Leute; bater. dad Leut 1) Volk, z. B. das mannete,
weibete Leut d. i Mannsvolt, Welbsvolk; 2) einzelne Perſon,
3. B. e mannets, e weibetS Leut d. 1. eine Mannsperſon,
Weibsperſon (Sm. 2, 522).
Zeviten lefen, einem (rhein.), ihn umflänblid auf
feine Sehler hinweiſen und nachdrücklich zum Guten ermahnen,
abfangen, ausſchelten, auch ſchleſ. und ſchon bei Geile
CH 1510), nad) Weigand b. W. wol urfpr. „bad Gele
leſend worhalten“, ſcheint Darauf anzufpielen, daß bie Leviten
alle fieben Jahre daS Geſetz vorlefen mußten.
ge Lichten ein Kind (Wiesbaden), ed aus der Taufe
el
N.
Liebfraubettſtroh n. (Taunns, ıhein.), Duenbel
(thymus lum). Liebfrau, unfere liebe Frau ik
in früherer Zeit Name der BI. Jungfrau Maria.
Liebfraueneter heißen jene Eier, melde nach Mariä
Himmelfaprt (15. Auguft) gelegt werden und nach Ausſage
der Landleute nicht fo Leicht faulen.
Liebfraumantel heißt in Caub ber Frauenmantel,
Sinau (elchemilla vulgaris), änhb. vnſer frawen mantel,
Diefenbach Gloss. 10.
Lied, Lid n. (olt.), Dedel. „Drey weybecher (Wein
becher), der follen zwen lyede haben, vnd der drit fein licht.”
Gw. 1, 529. Das Wort ift erhalten in Augenlieb, mhb.
lit, ahb. blit.
ieher, Liebe ſ. Loͤher.
Liehs, Lieſeſtan — Lehs f. die Stange zum
Achsnagei, Stüße der Wagenrunge, hier und da ber A
nagel felbft, altniederd. (10.— 11. $h.) lunisa, nd. Lunfe,
hol. Iuns, lens, agf. Iynis, m&b. lünse, im Wofab. v. 1419
liuhse, Das ſchb. Fin e {ft von lun (f. Lohne) abgeleitet;
Liehs dagegen iſt von liuhse gebildet.
Sie end ſ. lerſt.
Lieſch, bei Viehoff Lünſch n., Lieſchgras, wir bſ.
von Faßbindern gebraucht, mhd. liesche, holi lies, lis, lisch;
ahd. lisca iſt carex Segge.
Linden erſcheinen in alten Weisthümern oft als die
Bäumes unter benen Gericht gehalten wurde. ©. Br. 546.
655 u. 5. Gr. 796. Noch jeßt ftehen ſolche alte Linden
in einzelnen Dörfern. Mehrere Linden auf eier Gerichts
265
fätte werben nicht erwähnt, wol aber mehrere Eichen, well
biefe in Wäldern, jene in Dörfern ftchen.
Link, Lenk f., der auf der Linken, äbfchen Seite in das
duttertuch der Mannskleider angebrachte Sad.
Linkstotſch f. (thein.), linkiſcher Menſch. der bie Linke
Hand (Totſch) Für die rechte braucht, auch ſchleſ.; wetterau.
Linkd atſch, baier. Linkewatſch, ſchweiz Linkitatz, bei
Stielet Linktatze, Linktatſche; |. Totſch.
Linſen, Hriftliche (rhein. und unterrhein.), Gelb,
bſ. viel Gelb ; f Bohnen. .
j Einfente er m., Geizhalz, ber jede einzelne Linfe aufs
lieſt; vgl. Erbfenzähler.
Lipeifen (vlt.,, „Mit San und gipeifen, dad zu
der Platten gehörte.“ Lchr. $. 35. war ein Stüd, wahr
a daS ber Lippe, den Mund dedende Stüd des Har⸗
nuiſches.
Lippen, Rocklippen Pl. (Herborn), Rodſchoß, Dias
Idtform von Lappen, Lappe.
Lipper ſ. Lepper.
tipps, Löpps m. (8. wt.), 1) Philipp; 2) Einfalts⸗
Hnfel, Bater. Lipp, Lippel Philipp, ungefchicter, dummer
— (Sm. 1857). Davon (weft), Windlipps Wind⸗
Liren (weft.), Iernen, ahd. lirnen, lörnen, mhb. limen,
en,
Liwecker, Limederhe, Löwelerdhe, Liwecche,
dewedelche, Leobödelde, Liehhedche, Liwerling,
Liweling che, Liermechelche, Nirwedelde, Nicrs
wedelche, Iweckelche, Swidelhe, Iwelingche flud
veiſherene wefterwälb. Namen für die Lerche, ab. Kerahe
ltrahha, lörihu, lerihha, l6rcha, mb. leriche, l6rche, 16-
werch, agj. läverce, läverc, ſchott. laverock, engl. lark,
platt. lerk, Hol. lewerik, lewerk, leeuwrik, lecuwerik,
leeuwerk, nd. Liverke, Lewerke, ſieg Lämerfe, nieder:
be. Löwenederdhe, nach Grimm (Gramm. 2,181) aus
einem älteren leiwarahha, wobei —ahha, nhd. — he Ubleie
tungsendung, leiwar, l&war, aber bis jept nicht erklärt ift.
Aus diefen Formen Yafjen fih durch gertehung, Auslafjung,
einiedung von Buchftaben und Sylben bie weiterw. Namen
erflären. an darf dabei nicht an Lieb— äder (liebt die
der), Lied— weder, Lieb— weder u. a. Erflärungen
denken, wie mir deren fehriftlich zugefommen find. ®lie-
mannd Grölärung des plattd. lerk aus dem lir-Iir- Itr einem
Vaſſus im Gefang der Lerdje, und dem Diminutiv k ftimmt
266
nicht zu ben Altern Formen. (S. Archiv f. d. Stub. d. neueren
er Mi —8 (Selters), freundlich, geſpraͤchi—
iwerdet elters), freundlich, gefprächig, munter,
Lo, elo da. Firmenich 2, 87, franz. 1. Die Partikel
Io, la e fehe, Rede da Tautetmäp. agf. 18, engl. 16; |. lot.
ergl. Grimm, Gram. 3, 288 f.
20 der Weil (Balmerob), vor einer Weile, unlängf.
göbes n., Dippentuchen, Sialektform für Liebes.
Lohn. (8. wt.), Stodhaus, Gefängniß, ohne daß es
unterireihe Omälbe Köcher) hat.
—F
Lodel ſunterrhein.), liederlicher, locker er Menſch
S. verlucke
Lode, Lore, richtiger Tote m. f. (thein. unterrhein ),
einjähriger —— an Bäumen, bj. an Weinreben ahd.
lota, mb. late (sumarlota, sumerlate), von ahd. Hiotan,
oh. Zindan wad Freiligrath hat die Lobe von ber
"Toffer nennt ber Jäger die Zunge des Hirfches, bad
Ohr bed Hafen.
Löher, Löhr, Lieher, Liehr, Lüher, Lühr w.
G. weſt.j, Gerber, abgeben, mbb. löher, läwer, änhb. Löͤet,
yon &o Se mhd. das lö, Genitiv löhes, löwes, äanhd. bie
ve, 205
De Che. .), Lahn, Lann (Wallmerod) m., Lün |
& 2 eiferner nagel vor dem Rab, rhein. auch der god:
el, ahd. Iun, löne, j. Lichs, In Nenteröhaufen
rs ie Zann bie ER an dem mit 2 Stüd Bugvieh be
Me Bein. Bither (ſ. Emet).
Lofern (Ufingen), faulenzen; Lojer Vielfraß: „Gr
a er tn), fa j |
Longen IR liegen, legen, bi. der Länge nad, ..®. |
long dich im Wett; dad Gras Iongt, hat ſich feiner Zettig:
keit und Schwere wegen umgelegt.
genen G lung $ fein), d |
or, elor, lort (Herborn, Hadamar, fe ), dort,
dort in bern, f. To und vgl. da und bar.
ore
FR es m, (meft.), großer ungeflalteter Menjch. St.2,
jat Ion —E Menſch 8 Bol. — lurſch.
os, losgebagen (8. ne) {ft Dad Brot, wenn
ſich die obere Rinde durch das zu Gabe Basen abgelöf hat,
im Juůlichbergiſchen loskor ſtig ſ. Kroſcht.
267
208 haben etwa (rhein.), es verfichen.
2ott, Lotte £, 1) glatt gefromes Eid; 2) eine nicht
oder dunn zugefrome Stelle in dem fonft ſtark zugefrornen
Rhein, ai chlott genannt.
Lott er (rhein.), Ioder, nicht feft gebunden, auch baier.
Ei. 2 524), ahd. lotar, mhð. loter, lotter eig. und fig.
wie oder.
Lottern rollen, eine Laft mittelft eines Seiles (Lotter⸗
fe), das über eine Role lauft, in die Höhe ziehen, zu
lotter gehörig; |. Turren.
2ud, läd, lod (8. wt.), wei, Gegenfag zu feft,
Si Iuggs lücke, woher dasjchd. Lo.der, in der Volksſpr.
uder. \
Lüften (S. wt.), in bie So in Die Luft Heben; ſich
lüften einen heimlichen Wind ftreichen laſſen, Baier. lüfteln.
Lüfter m. (wnterrhein.), freiſtehendes Geländer, an
dem Reben gezogen werben, Planke.
Rugfen, I)guden, jehen; 2) lauern, von ahd. luogen,
lögen, mb. luogen, agj. löcian, engl. lock, eig. aus einem
Beet hervorfehen, dann überhaupt fehen, von ahd. luog,
mp. luoe Loch, Höhle. Weigand will das Wort Iteber
ven Luch 8 ableiten und ſchreibt Luchfen, zunächft mit Luch ſ⸗
augen jehen.
Luher ſ. Löher.
Lull £, Tabakspfeife, zu lullen aehbrig,
Lullen, an den Fingern faugen, den Speichel Ieden,
durch faſt ganz Deutſchland verbreitet und ſchon in ben
Echriften des 15.— 16. 39. —— vom holi. lul (Möhre
sm Ablaufen einer Sröftigtei , lullen; vgl. nuddeln.
‚ fummer, lummerig (Rhein, Main, Taunus), Ioder,
nicht feſt, ſchlaff, bf. von ſieiſchigen Theilen, fo auch Baier.
(Sm. 2, 467), wetteran. lommer, fig. lomm, lomme=
lig, anhd. lumm; Iumlen, Iummeln, wetterau; lams
meln ſchlaff herabhangen.
Lump £.(rhein.), Windel, nicht veraͤchtlich, |. Hänlump,
2umpes m. (rhein.), Iumpiger Menſch.
Lün f. Lohne
geuntfen ESchwalbach), horchen, it wol Nebenform von
ugſen.
Lunzen, lonzen, lunzeln (8. wt.), leicht ſchlum⸗
mern, bſ. morgens, wenn ber eigentlige Schlaf vorbei ift,
im Bett bleiben und ben Faulen machen, daher auch faulenzen,
aͤnhd. ungen, Tunfcyen, mhb. lunzen. „Do lunzt ai
dann aach ganz ohne Sorje.” Firmenich 2, 83.
268
Rupp f. (S. weft.), liederliche Perſon. „Mein Kritt⸗
hen bat eß oc Feen Lupch.“ Firmenich 2, 88.
Luppchen, 4) (weit. Taunus, horchen), |. Iuppern;
2) (thein.), trinken, bj. Branntwein.
2uppel m. (Gaub), 1) Spielball; 2) Branntwein-
trinfer, im Elfaß ein fehlechter Kerl, ausſchweifender Menſch
Luppern (main.), lugſen. „Wil id Ahm des Gel
erausluppern.” Datterid 20. „Halt, vielleich kann ih
bei dem ebbes erausluppern.” Streff 89.
Lurch f. (Dahlen), Kröte, wahrſcheinlich Lurſch, von
ſchwaͤb. lurtſchen ſchleppend gehen; in Holftein ber Lurk
KRöte. Der naturgeſchichtliche Name Lurche umfaßt noch
andere Srofchreptilien.
Lurig |. lauern.
Lurren (Ufingen), foa. Iottern, woraus e8 verborben
if. Bl. niederd. duree, Lurde Strid,
Lürſch, lutſch (8.), link, die lurſch, lutſch Hand;
Lutſchhand; die Lurſch, Lutſch; Lutſcher, der die linke
Hand flat der rechten braucht, auch ein Schelm. Biehoff
bat luz links, Luzkl opꝓpel Linksfäuftler, ungeſchickter, töls
pelhafter Menſch; vgl. Lerch.
Lutſchef. 1) (Herborn), nachlaͤſſige, träge, auch Lieder
liche Weibsperſon; 2) (wt.), eine Perſon, bie gerne lutſcht.
Baier. iſt Leütſch, Lutſch eine träge Perfon; Lätſch,
Lutfch, Sutfhen, Lurfe eine Hure; Leufh, Luld,
ſchleſ. Lutſche, Lutſche eine Hündin, Bf. eine laͤufige und |
wird dann verächtlic auf jchlechte Weibsperjonen übertragen
(Sm. 2, 490. 506. 527). Bgl. Latid.
Lutſchen (8 1wt.), faugen, Bf. von Kindern gejagt,
die an der Mutterbruft oder am Lutjcher (Sauglappen)
fenaen; auch vom Kaffeetrinken gebraucht, vom ältern Iugeln |
augen (Sm. 2, 532). „Er ſitzt uff feim Konebee und luiſcht
Kaffee. Datterih 15. Bgl. ShInper.
Zügel (olt.), Hein, gering, wenig. Lehr. $. 193; mbd.
Intel, ab. luzil, goth. leitils, agf. Iytel, altj. luttil, altı.
Luxius (thein. main.), für Lugus,
M.
Ma heißt in und bei Diez bie Mutter, verkürzt für
Mama, Mamme.
Mia (Salz A. Walmerod), beinahe, 3. B. maͤa zwanzig,
{ft nach dem Dialekt mehr (f. d.).
269
Maße f. (B.), 1) Arbeit, auch ſchd.; 2) Tadel: Was
haft dn in der Made? Ich will ihn fehon in die Mache
friegen, ahd. mahha, ınhd. mache Handlung des Machens.
Machen ſteht in verſchiedenen Vb., die ſchd nicht ger
braͤuchlich find: einen Schoppen machen (feinfen); ſich machen
fi befjern, tüchtig werben, voran kommen, ſich Geld machen;
ein gemachter (vermögender) Mann; Holz machen (Elein
hauen); an einen Ort machen (reifen); deu Wingert machen
(bie Bogreben aubinden); Dad Kind will ebbes machen (feine
Nothdurft verrichten); was macht die Rechnung (wie groß
fe) ua Es maht warm, kalt (franz. il fait chaud,
froid) Ist fi) ſchon mhb. mir maht warm, Parzival 385, 22,
Mäder ırhein. weR.), änhd. Meer, mnhd. macher,
machaere, ah. machäre, wird nur in Zſſ. gebraucht: Korb-,
Banne u. a. Du weibliche Wort yet t Maßerfgen,
Mächerſchen. ©. oben ©. 27, Nr.
Mat, Madem. Cebein.), ehr zu Water ehobrig.
Madetig (8. rhein. Königftein), mudelig 6
fettreich, z. B. madelige Arme. Sm. 2, 549 hat modet,
mieeligt und leitet dad Wort von 334 Mocken
Broden von Teig, Fleiſch u. dgl, mhb. mocke, ital. micols.
Mades Pl. (S. mt), läge, jüdiſchdeutſch (makkah
eg; madejen, madjfen.
a f. (8. zhein. .), Dialektform für Magd; dann für
Maid, Mädchen; dann liebkoſend mie Buche gebraucht.
Madammewetter nennt man in Wiebbaden warmes
Better bei bebedtem Himmel, bei welchem die Mabammen
Madamen) fpazieren gehen.
Mabeln, 1) era), foa. mahrelen; 2) (Selters),
mabeln, modeln quälen ein Thier. Auch in der 2, Bb.
it es ra mahrelen, indem ein zu ſtarkes Streicheln ein
Suälen werben Tann. Bm. 2, 553 Int die und das Mubdel
für Kape und bie Redensart: „Das Mudel ſtreichen“, wie
dem Fuchsſchwanz ftreichen, und mubeln ſtreicheln (den Beh).
&ıL mutfgeln.
Magfame heißt am Rhein durch, ri ber Same der
Blanze eo c Mohn), dann bie Clare ſelbſt, mhd.
Rasigaft Barı i,, mb. mäcschaft, Verwandtſchaft.
Gm. 1, 553. ©. Nailmage, Gr. 468.
6 Rabd, „Mahde, Mahr, Mohre f. joa. Gemahd
WMah en (rhein.), foa. ſchein eln, aber nur von Ochſen
und Kühen gebraucht; nach dem Halbkreis, den ber Mäher
mit der Senſe beichreibt.
270
Maͤhlich, (weſt.), mil ich (rhein.), fteht aur Verftärtmg
in der Bd. von ſehr, aͤnhd. und Baier. unmöglich, uns
müglid (Sm. 2, 558), alfo zu mögen, vermögen ge
hoͤrig. „uff em Hub _milige Bock mußt cich met meine
Geil bufur in aam Stid jadern.“ Lennig 19.
Mahltrog m., Trog, worin die Apfel und Viren
mit einem von Menſchen an einer Stange gebrehten Mühl-
ftein zermalmt werben.
Mahn, Mann (weft. rhein.), Korb, bei Albers
Mann, bei Stieler Mann, Mand, ad. Mande, hol.
mande, mand, agf. mand, mond, engl. maund, franz. manne,
Mahnen (vlt.), bemannen, mit Mannen verjeheh, mbb.
mannen. „Er mahnete fie gie Burg) vol Ritter.” 6.78.
Mannemader, annemäder iſt (wel) en
Schimpfwort, wie rhein. Korbmächerszeug.
Mahr, Mahn. (S. wi), Nachtalp, Alpkranfheit, bei
Stieler der Mar und die Mare, ahd. agj. diemara, inhd.
mar, alt. die mars, mär, engl. nightmare. Im Voc. theut.
v. 1482 fteht: „mare ist ein trugnusse des menschen vnd
kumpt von seynem plat, lebern vnd lungen, wen im ds
(wenn ihm daS) auff seinem hertzen ligt.“ Nah Zarndı
3u mhb. marren, merren hemmen, zögern gehörig.
za f. Mahd.
Maprelen thein.), ſtreicheln, bſ. junge Hunde und
Rabe; ham übh. bätjcheln. Dem Dialekt nach ift ed ma
ein (}. D.
Maps breußad Na:gelt,gett (6)
abs (Braubach), fva. gell,gelt (. d.) eig. mag ed.
Maibaumf. in ber 2. Ai. Blade ®
Maiblume heißt am Rhein bie convallaria, in Idſtein
ber Walbmeifter (asperula), jonft Maifraut genannt.
Maten, einen Freund beſuchen, um mit ihm zu plaw
dern (f. fpillen gehn), wird zuweilen am Rhein gehört,
I) mehr auf der linken Seite (bei Goblenz), auch auf
em Hundsrück und in ber Oberpfalz. Obd. if maien ſich
(im Mat) beluftigen im Freien, ſchon mhd. meien, meigen;
dgl. fpansmaien.
Maifiſch m. (unterrhein.), Alfe, Elſe (clı aloss,
alausa vulgaris) fleigt im Mai aus der Norbfee zum Said
in den Rhein.
Maitleber m. fieg. Maiklewer, Maikäfer, nah
Schmidts Vermuthung von Fleben, cher eine verborbene
Form aus Käfer; vgl. Hühnerkleber.
271
Maillte, Mallje f. (8), metallene Sätinge an Klei⸗
bern, worin der Krappen eingreift, franz. maille.
"Rainirung f. (vlt), Danter, Art und Weiſe (f.
ham) fonft Pacht in Lehr. Manirung, 3. B. $. 76,
175; mhd. maniere, franz. manidre, ital. mani6ra,
Meifhellden Heißt vielfach ie gemeine Maiblume
(eonvall. maj.).
Maithier itenbung), Maikäfer.
Makel, nicht fehr vol! —— ſchwankt zwiſchen f. —
m., lat. die macala, mhd. der makel, nhd m., doch Bi
Riebuhr £, fo auch in einem Kirchentieh (Tathol, —
für das Sisthum Limburg Nr. 136): „Von jeder Matel
tein Sollft du zum Menſchenheile des Höchſten Mutter fein.”
Makel, hin und wieder Blick genannt wegen des
Eilberglanzes (blieca argyroleuca, Hock.), ein in Flüſſen
und Zeichen vorkommender Fiſch.
Makelsmann (8. wi), Mäkler, Unterhänbler, zu
But hört
äfes, eades, Mekes m. (S. weſt.), ei mn
nie etwas verkauft, inshefonbere ein Mann, welcher irbened
Gefhire zum Verkauf umberträgt; dann Bier ein derbes
mpfwort, nad Weigand d. W. aus dem nd. mäleln,
Mäteler, Hol. mıakelen, makelaar und fo Beil bo von nd.
Fra (maden); wahrfheinlicher vom hebr. makar vers
Miles if (in Flacht A. Diez), Yuder, fonft Melis.
Malöt £. Heißt in Heibehelm die Wprifoje (malum
Armeniacum ).
Mallie f. Maillie.
Malträren, maltrieren (weft.), d. i. malträtieren
(rang. maltraiter)), — eln.
Mamelnd m. (weſt), Heimtüdifcher, verſchloſſener
Menſch, übertragene ®b. Mamelud ift eig. ein von
lichen Eltern ge, aber im muhamebanifhen Glauben
erzogener Leibwächter (Sklave bed aͤgyptiſchen Sultans,
atabiſch mamlük Sklave, ſchon im 16. Ih. aus bem ital.
mamalucco berübergenommen.
Manifeft n., Frachtbrief des Schiffers.
Manirung |. Maintrung.
Mantieren Cxhein. Yoftein), fehlen, mangeln, franz.
manqu
Warme £. Cchein. weft.), vertraulicher Ausdrud für
Mutter, rhein. meift nur im Munde feiner, weft. auch
großer, Abb. aller Kinder, ſchon bei Stieler, vornehm Mamd,
——
franz. maman, ſpan. mama, das griech. und lat. mamma,
ſ. Memme.
Mammeſell f., gekürzt aus franz. mademoirelle (mein
Fräulein) Hat rhein. oft eine unehrjame Nebenbeztehung, wie
Srauenzimmer in manden nordd. Gegenden.
Männer machen (S. wt.), 1) von Haſen und Kanins
hen gefagt, wie auch ſchd.; 2) um eine Weiböperfon herums
fpringen, ihr ben Hof machen; 3) ſich durch allerlei feine
Wentungen aus einer. Sache herauswideln, fie ablehnen x,
Mannhaus Heißt in manden Gegenden die Empor
bühne, weil nur Mannsleute dorthin gehen.
Manns fein (rhein.), mannjen (Naſſau, Wallme
ob), ftärker fein als ein Anderer, ihn übermannen.
anndfer! m. (rhein.), Mannsbild, Mannöperfon,
meift mit dem Nebenbegriff groß und ftark.
Maım)fhen (rhein. unterrhein.), eſſen, meift etwas
gierig, unanftändig, dad franz. manger.
Manfemorie, monfemorfe, (weſt.), mornfer
motrje (Wallmerod), morgen frühe, wol verdorben aus mor«
genmorgen; dgl. morn, marn.
Manfus uoft in alten Urkunden), ift mittellat. cin
Wohnhaus, gewöhnlich mit dem Nebenbegriff der bazu ge
görigen liegenden Oründe, Bauernhof; dann ein beſtimmles
nd» oder Feldmaß von 12 — 30 Jucharten nach ben ver
fehiedenen Gegenden.
Mantenieren (wt.), behaupten, bewält ‚ leiten
töunen, das franz. maintenir, vom lat. manus (Hand) und
tenere (halten.
Mannmwerk ınlt.), mhd. manwere Tagedarbeit; daun
ß viel Feld, ald jemand an einem Tag bearbeiten kann,
orgen.
Mär, Märe f, Märcjenträgerin.
Mär, der Mär fein ımain. rhein.), alte Ada : foa
wovon man rebet: Gerücht, Nachricht, Erzählung einer Be
gebenheit. Märe ift der Genitiv, abhängig vom Pronomen
„Do muß ebbes Orndliches der Mehr fein,“ Streff 101.
A. faßt die auch lauf. Rda. auffallend genug: „was ift dem
das da (ber) mehr?“ Bol. Ghefemär und Märden in
der 2. Abthl.
Maramme (Wehen, Ufingen), müde, verdorben aus
dem franz. marode.
Märbel, Märwelm. (Hillſcheid, Wiesbaden), Blüder
von Marmor, thüring Märbel, baier. Morbel. De
Marmor ift ahd. marmul, murmul, mhb. marmel, mer
ICH
mel, inkd. Marmel, Mermel, Mormel, Murmel,
Warbel, Merbel, Wirbel (Diefenbad) Gloss, 349,
thein. Mormel und Morwel,
Marder ift bier und da n.; mhd. ber marder, mader,
ahd. der miarder, agf. möardh, altı. mördr, mittellat. mars
tus, Tat. martes. Rda,: „Er fereit, wie ein Vuchmarber.“
Märgel, Mergel, Morgel f. (8), "große
1} Kerfon; ein große mageres Xhier, zu mergeln
Mel en (8. weft), ungeheuer, außerorbente
riſch, mährig (G. weſt.), ungeheuer, aufı
ih, ganz vorirefflich, 3. B. ein m. (großes, „jaönes Rab;
ein m. (viel) Gelb; er kann! m. (viel) trin! geleitet
tum abb.märi, möß. meore berühmt, Berichigt, len, wichtig
“a omehr, Mär, ebejemär.
arkluff, Morkeluff, Merttuft,, Mattel
(rein. Tannus), Markolf, Häher, anhd. marcolf, markolf,
mnarckolffe ; jagt den alten Wonnönamen Marculph, Marculf,
Marcolf, Marcholf. ua
Mardfelie „Sie gaben zu Schahun Sr und
Drehig Mardjelle Mare Lothiges Silberd.“ Lehr. $. 109. _
Behiſcheinlich von mhd. sellen, ahd. saljan, 2, seljan sellan,
20th, ealjan, altı. selia, agf. sellan, engl. übergeben, .
derfaufen,. alfo marftgifige Eur! fietend.
arkfen. Rafjau), —* dgl. ſchaben, fraͤnk. murte
fen groß fehneiden, |. murkjen.
Marn f. Morn. N
„narren (8, Dislektform für murren, von a Hunden
art, Mört,, Moart m. Dialektform für Markt,
Bartttäd; Marktf IE} (@ aid — I Verkauf auf
den Markt gebra t wird, bf. Gemuͤſe und
Marutel (kein. ), wurterfihe, vet gehende
Beiböperfon.
Märwei f.Märbel. -
Mas, mis, £. Crhein.), weiche beim Stricen, ahd.
Mas, maſig (mit halbhoͤrbarem n vor 8 geſprochen),
weich Heißt (weft. thein.) dad Brot, wenn es einige Tage.
ag en) bie: Fruchtgarbe, wenn fie ein wenig
mo
Gil. "Mafhtabaye, Maſchtkappahe
Vl. (8.), heimlicher Verkehr, “en im ‚böfen Sinne, das
Atjuriſtiſche Mastopay, astopen, Mascopey
(Gandelögefeitiäeft).
Reprein: Wörterbug, . 18
274 i
” woſchoret WMonaienr Aunte; ‚ope) a Bon,
Schote; maſchucke, naͤrriſch, jüdiſchdeutſch.
Maß, moß (Hadamar, Montabaur, Braubach), ange
inchen, uaflenb; ; vgl. gemäß nad) dem Map, möb. gemaeje,
al mãzi.
ahlimmer, (weit), äptiegen Ring m ſo
J auch Aänhd:) heißen Maßliebchen ſ. Mazelieb
Datiel (Walrherod), Kraͤnk, Ungluck, ſ. Sälım;
maffel.
Maftig (wE.), feht fett; Bf.von Holz und Frucht gefagt.
Materi, Matering: £ (8. mt), Eiter, ſchon Tat.
wateria in dieſer Bd.
Matſch m. (S. weſt.), weiche, gerge ſaftige Waſſe,
Koth, Obft, Heifdac. Maiſchei, Matfcher, matjchig,
matjhelig, matſchen, matfoheln. Sm. 2, 622. =
- Bat matjhen.und märtichen-zu Brei jerquetichen, was
wahrſcheinlich zu ıtal. marciare;. (ſprich marschare) gehört,
- alfo matſchen für martſchen (bies änhb: im ‚Simpli
ö ciſſimus) vgl. morſch.
J Matrazekapp £.(8.),.eine Art. Kommode db}
2. Matte £. (ihein.); die durch Gerinnen-verdidte Mid,
Kälchof, mhd. malte, anhd. kasmatten, taͤß math, hol.
mat, matte," "
in Mettiäiifer,. MChein), eine matte gerſon / bſ. in
einem ſolchen Al — — Fo man einige Stärke erwarten
" Tale; nn vgl. ge .
Matuſchka f. a erheiny, "die bejahrte "Fran, wel
in der letzten Kriegszeit von den Aufien hier ——
Waßzfotz f. (8. wt.), einfältiger, feiger Menfch, flärfer
noch: EL apfog don. Dresben“, nad 8. nit
upon ber Bilbfäule des atthias Bostius. zu Dresben?,
‚jonbern matt von, d. i. ohne Troſt, des Troſtes beraukt.
"Rhein. i — dch noch zumeiken Tod. Matifchiffer
-W. weift nad, 5 Map bi Mathes, Matthias)
ſteht für. einen armen, gemeinen Kerl, dam für: einen’ Hi
‚ fälligen Menfcher {wie Hans; Barthei u. Al) und
bann: „Die Rebendart: Doftehn wie Map-$0g von, D
die mittelbeutjch und niederdeutſch borfomme’ zur Bezeichnung
des albernen und weibiſchen Weiens, if früher auch in
Schlefien bekannt gewejen; die beiven Worte bebeuten nichts
. weiter als -einen weibiichen, albernen Kerl.“ Aus einer- Hands
fchrift vom-g. 1629 Hat Abrian a x.) bie
=. Mathesfop.-
= 225
. Mau) (thein. wt.), fon. das ſchd. Mante (Kranfpeit
am Fuße des Pferdes), aber auch vom A ehren
Maudfrautn, (Jofteln), Natterfopf (1
Mouf, Maukel:-f (xhein. —e———
und Gelb, nach Weigand rheinaufwaͤrts borgedrimgen aus - -
ittelnteberf. (16. 35.) muyk d. i. muik, mit unterbrüdtem d
ſtatt des ältern muydick; ober. beſſer mnedeke, mudeke. Dieſe
nieberl. Formen Ad gumde) bie Duelle für Mautjch(f:d.), ..
Kinnen fie aud für Mauf fein. Doih barf dort ahd. mütte,
ö & unhb; müche vergliöhen werben, welches feptere Wort
(ion einem Stamin muk, miauk‘, mjuka) zunaͤchſt den Be "
u bed Berftedten, Heimligen, dann exit den des Heimlihen -.
öbtend, (Meuhelmärher) hat. 'Dgl. mhb. -mocken,
mcken, mnfchen vetfkedt, heimlich Jein,. Nümen, mangen.
heimlich nafchen 6 2003, baiet. FZargen Heinlid bei.
Seite gebrachter Vorrath San. '2, 544)
aul n. (chein. wetterau; Ruß; Bittgenmbitin.
Cinne auch bei Lichtenberg und Böth
Mauten iunterrhein.), mauljen, NE ulgen bin),
a Maul tig braudien, ſchtmpfen· ꝛc, Baier, maulzen,
monfezem (Sm: 2, 565,
Mäulen fie (Breubah), fich ‚hören Taffen‘, nnrrten.
. Manitkog, ves dide-Stüd 9) Sol on ‚beiben-Ethen .
des Rachen, woran ſich die Breter fügen.
Wauizäden. 2. {8.),: Beihwäg, » @: Es iſt ein M.
Mautjämäher wChen) der eiem andei nät,.
„wie er es gerne hört.
Maulwurf. "Wolter. .
Miunfh, Waunfd, Moinfe, Meunfä, "Hanne
ſchel (8. we), trauliche Benennung "der, Katze, wetterau.
Rinſch, Munſch, nah Weigand ſtatt Mintſch,
Auntia mit eingeſchobenem n auß.baier. Mip, Muß.
Ga 664 664), ital. mieia, mucis, inuscia, ſpan. ıniza,
Ge au. mittellat. 'musio' — er: Grimm d. Wor⸗
teb. 2, 562 erklart minder wahrfcheinlich Miez Mip,
Muß a Bm des Hin m aus Bufe, ale Make),
welche Ichtete Formen nach ihm aus dem Lodruf bus busl
568 büSl gebildet find und an Bftl’mahnen.
Ma aunfen, maungen (8. wot.), 1) miauen, wie 'eine
Rabe Ächreien; 2) Tangjam gie end” und kaum vernehimlic,
weineriich ſprechen, auch maunſcheln; 3) weinen, Maun-
ser, Maunzer maunzerig, von mauen, miauen, Br
inhd. wen, nach dem — *
276
Maus wie Mutter (8.), einerlet,
Mäuse, Manfelde, Lieblofungswort ber Eltern
en ihre Heinen Kinder; vgl. Zroſch e, Haͤmmelche,
äfde.
Mäusgestalt wird in Caub von der Kälte geſagt,
bie. bei nebeligem und duftigem Wetter herrſcht.
j Mänje mach en (Z.), nicht ufeihtig fein, andere benfen
. ald man ſpricht; eine Anfplelung auf Zafchenfpielerkäufte;
doch vgl. auch Dudmäunfer.
Mauſer m. (S.), eine Art Hausratten mit langen,
faft kahlen Schwänzen; in Goblenz ift Mautſch eine Rape.
Mäuferlamm n. (8.), Lamm mit kurzen, ſpitzen Ohren.
Mänfert (Iſtein, Hadamar, Königftein, Lorch), 1) ſva.
Mäuferlamm; 2) Wenſch mit kurz gejchnittenen Haaren.
- Beide Wörter find wol an’ Maus angelehirt.
Mausfänger heißt hierand da der Maulwurfsfänger.
Mauſig (8. wt.), vorlaut, nafeweiß; im Stillen böfe,
Fi gr, von maufen flatt maußen Die Federn iwechfeln,
o Bier ſich herausputzen.
Maustobt, tademaustobt, mans, manfe
ill, mutlermaufeſtiti, muremaufekitt find Verſtãr⸗
geht vom tobt und ftill.
WMautch, Muth, (8), Muss £, "Maut, aber nur
fr Di um e8.da’ völlig reifen zu Ta, aud) Baier. (Sm.
647) im Elſaß Mutti; ſchweiz. Mutäd, Mutad,
Mutig, Mutis (St. 2, 2235) heimlicher Zorrath an Geh,
Obſt, |. Mauf; ahd. . mütte, mbd. mäte eig. die Vorrath
Tammern ber Mäufe. Mupd) iſt, wol verborben für Mutd.
J Maynleut (olt.), „Und thaten Das vorgenannte Mayn⸗
leute und Bauern alle hernach.“ Lehr. $. 159; es iſt das
mittelniederd. mein gemein.
Mazeliebhen (Wehen), Mazelimchen Moplim;
gen (Hadamar), Maßliebchen (bellis perennis), bei Stieler
asliben, Maslieben f. Maßlimmer. J
Masicbillden nennt man bier und da am Rhein
und Taunus, au auf dem eine etwas einfältige
ziert . gedige Weibsperſon. Daß Wort, auch plattbeutid,
— aus zwei Vornamen aufammengefloffen (fo Laten«
dorf in: „bie beutjchen Munbarten“, herausg. v. gm
mann 1856. 3. 9. ©. 5 f.) etwa Matthias Sybilla?
Oder ift (wahrſcheinlicher) —8 ſva. Mag in Mabfot
und Billchen & d;) jva. Bildchen?
Medel £ (weft.), Biege vom Laut med.
277
Meet f. (Selters), Eidechſe |. Mille.
Mehn, mihn, mehner, mihner (rhein. weft),
ae . Ber me — dot 43 I ak Kr fü s
do en mibn ze fenne; fein Rcithe mehn.” Yirmeni
2%, 74. 87. 90. vr " 2
Mehr, der Mebr fein f. Mär. .
Mehr (Schwalbadh), beinahe, z. B. „Es konne (fönnen)
mehr brei Woche fein: S. mäa. ö
FR }. maͤriſch. j
Mehren (rhein.), 1) Badmehl mit Sauerteig miſchen
ur Gährung, um Vrotteig zu bereiten, einmehren; 2) den
en am Ufer feſtmachen; erftered ift m&b. mern ein⸗
tauchen, umrühren, bf. von flüffigen Speifen gefagt; Tehteres
mbd. merren befeſtigen, anbinden urjpr. wol zurüdhalten,
Mehrgare (vlt), Wermehrer, mhd. meraere. „Deren
hieß einer Herman, der warb feint ein gewaltiger Landgraff
au Heffen, und warb ein Mehrgare feiner Ehe.“ Lehr. el
Meier (bein), Meiering m. (weſt.), Miere (alsine
media, und stellaria media).
Meint f. mienft.
Metfe. Wer eine ſolche in dem bei Lahnſtein beginnenben
Eprterburger Wald fleng, fiel dem Gerichtsbann anheim
(weshalb die Meife auch banmeise hieß) und mußte 60 solidi
(Eäilinge ſ. d.) bezahlen, wie für einen geſchoſſenen Hirſch.
. 587 |. In einem Creuznacher Weistfum heißt es: „Wer
ein ſt er zin eife fahet, der {ft vmb Leib vnd guet, vnd in v. 5.
anſers Herrn) vngnadt.“ Wer im Rheingau eine Kohlmeife
1, hatte eine Talde Henne mit fleben Hunkeln und zwei
Mart gu geben. Br. 285. Gw. 2, 152.
Meifekarn. (rhein.), Meifekorb, |. Kar.
Meifter 18.) heißt der Scharfrichter und der Schinber.
Weiſtlich (vlt.), meiftens, meiftentbeild Lehr. $. 19.
Meizern, mögen (8. weft.), quälen, plagen; genau
Yandeln bei Kauf und Verkauf, wahrfcheinlich aus dem lat.
Netes j Mätes. .
Melber, Molber, Mulber f (weft), Heibelbeere
(raceiniom myrtylius), in nd: Gegenden auch Moorbeere,
— Im. 2, 568 hat Molber für Himbeere
rabus),
ab melde heißt vielfach der weiße Gaͤnſefuß (chenopod.
Memm, Memmpel £. (thein.), 1) Mutterbruft; 2)
Enter der Säugethiere, Bf. der Kühe, Ang. ber Memm,
28
die Mamme, die Memme, Iat. mamma ; Diemmelapp,
Memmelutfd ein Rind, welches gern und Länger, als
die andern, bie Bruſt trinkt; aus Memm und Intfde
Mene, Möne, Mine f., ein, in ber Lahn |
ben Heinern Gewaͤſſern bes Landes häufig —e
Fiſch (squalius leuciseus, Heck,).
Tneneg (plt.), Fuhrweg, Tommt in alten Urkunden
vor, mhd. menewec von mene Fuhr, Zugvieh, von mhb.
Aid ah, menen, menjan, mittellat, minare, fgang. mener
führen, treiben. \
Mengelden (Hachenburg), Minkelchen Hadamar),
Y, Schoppenbled,, fein Inhalt; in Dönabrüdiftdas Mengel
H Kanne; vgl. Mintel, |
“ Mengweibe (olt ), foa. Mitweide, Luppelweide
(1. d.), kommt in alten Urkunden wor; auch heißt fo noch
mancher Gemarkungstheil.
Menid.n. em. weſt.), ehrbar die Geliebte, wie
Borſch, et ber Geliebte.
Menſ(z)ekalb, Min (z)etkalb, Menkelkalb,
Minkelkalb Weſt. Laumsn utterfalb, in Coblenz Min:
gertalb, Miezekalb, nad Weber in Schlefien Mie, el
das Kalb. St..2, 211 Hat die Mintſche (in Mei
Moſche), Färfe, ie im dritten Jahre zum erfienmak kalbt;
Sm. 2, 604 Mänzküh, mänzige u die dieſes Jaht
nicht — und ſtellt dazu ital. manza Rind, das noch nicht
zum Stier gegangen if. Auf ben Salzburger Alpen heißt
eine nad dem Stier- verlangende Kuh menzen db. i. fe
nicht Ali getafen, fondern noch zurüdhalten. -
betont und unbetont, Dialektform für wit,
man; Me *&. 20, Di. 181. |
.Merg, Merig, Met Inutet auf bem Weſterwald
us ud) per und da im Rheingau, z. B. in Kiedrich in Bf.
ort Berg,.z. B. Molmerig (Mahlberg).
.. Merk: in ber we.) Rda.: zu Metk nehmen. „Def
Bun aid) mer zu. Merk genumme.“ Firmenidy 2, 76.
Werwes Crhein.), mürbes Badwerk. „Gar Mittags
Kaffee ſchnuggele un —** VLennig s.
Delle ſ. Miſſ
, ſchd. — Y, Malter haltendes Maß, uhd
möste Kat mögte, iſt rhein, nicht gebräuchlich, wol wi |
Metten, das find volle M. Crhein. .)ı
ſagt man, wenn in Folge der Trunfenheit tolle Streiche A.
macht werben. „Der Begrif des Lärmens iſt mit b
der (Bumper- oder Bolter-) Metten fo fehr um
279
mölieben, daß dieſes Wort in ben meiten Fallen
—2 ſtatt Betöfe, Gepolter, Geſchrei gebraucht wird.“
m. 2,
Mepeler, Mepler m. (S.), Metzger, ahd. mezilari,
mezelari, mezalari, mb. metzeler, aͤnhd. Mepler, Meper
. Ier, wahrfeheinli vom mittellal. macellarius.
Meplochn. (weft. Idſtein), 1) Kellerloch, das durch
Die ganze Mauer geht; 2) Loc im Innen d der Kellermauer,
um etwas darin aufzuheben.
Meunfd j. Mäunfd.
Mezter (unterrhein.), für Mepger, ſ. Megeler.
Mözern |. meizern.
‚Mid f. Bad.
R Midenid f. (weh), Mech anik am Wagen zum
Hemmen |. Kannid.
Mienft (chein), meiſt, in der Lehr. meinft. „Der
meinſte Theil waren Ritter und Knechte.“ $. 229.
Mieshen n, (Selters), Meife,
Miep in der rhein. Rda.- „ſich nicht mieß machen“
d. i lieber auf eine Kleinigkeit verzichten, als fein Recht
fuhen und Be I ſelbſt und Andern Unannehmlich⸗
keiten machen. Iſt ed das franz. mis (mal mis = ſchlecht
gekleidet), ober Dehnung des ſcho. miß? Das griech. Mile
anthrop- ( Menſchenhaffer) liegt zu. weit.ab. -
Ra Minh (Diez), tranlihe Benennung der Rabe, ſ.
Mil uppe £. (thein. weft.), fig., weichlicher Menſch,
der nichts ertragen, kann.
- Mildigen (vlt). „Doch mogen, der Balpobe (fd)
vnd der lantman das mildigen.“ Gw. 3, 489,
- Milih f. mählig. -
Mill, möll, moll G. hein weich (vom Obft),
reif lat. —8 franz. mol. Sm, 2, 569 hat die Molen,
Mollen das Weiche im Brot, im "se jenfag der Rinde.
Mill, Möll f. Cıhein.), fva. DWauth 1. d.).- Das
Mill! eihen, in Caub die W fälle von den Chhieferfteinen,
die auf) im die Weinberge gebracht werden. S. Müll,
illen, möllen € weſt.), mollen (unterrhein.)
die GErde Ioder machen, bj. Kartoffeln Behaden, wol von dem
nd. das Mull = Indere Erde, Boll. zul, und Died vom
ahd. molt, molta ſ. milmen.
Milmen (often, Limburg, Hadamar); milimern
(BWallmerod), miltern (Ufingen) aufrütteln, irüb machen,
bf. den Kaffee mit dem Kaffee, rhein. mutteln. Vom
230
goth. malma, ahd. mhb. melm Staub; goth. mulda, ab.
multa, molta, mbb. molte Staub, Erbe, woher unfer zer ·
malmen und Molde. .
Miltha m. (Taunus, rhein.), Milthau, Mehlthan,
ahd. militou, mhd. miltou, änhd. miltamw, miltouw,
miltau, meletaumwe (Diefenbad Gloss. 502).
Mimäder, Mumäher, Mimächerſche, Mu
macherſche, die Käpin, beiSch. Miemche übh. Die Kahe,
Mienz die Käpin.
Mine f. Mene.
Mintel m. (chein.), Biſſen (Brot, Fleiſch). Hoff:
mann hat landſchafti. minfen verftümmeln; vgl. hol. mink
Zerlegung und monkeln.
Minkeltalb ſ. Menſekalb.
Minkelchen f. Mengelden.
Minnern ſich (S.), fi plöplid und unvermuthe
äußern, regen, einen Laut von fich geben; Hoffmann hat
— mimern in Gedanken jein, gehen, vor ſich hin
prechen *
Minnewitcha (Salz A. Wallmerod), Schwaͤnke.
Minf(s)efald |. Menſekalb.
Mipfen f. müffzen.
Mir, betont, Dialektform für wir, f. mer.
Mirmeln (Schwalbad), aufrütteln, trüb machen, ſcheint
fatt milmern (f. d.) zu fiehen.
Mirſchmarſch, Dialektform für Miſchmaſch, Unter
eif.
Mid f. Mufe,. -
Miſchkel (Wallmerod), naͤrriſch; in deſſen Kopf alles
durcheinander gemiſcht it? Vgl. Giſpel.
Wiffei, pl. Miffelen, Streitigkeiten, Mißhelligkeiten,
mb. missehölle, findet ſich in alten Urkunden.
Wiſſeln (Braubach), zweifeln; heimlich über ein Ge
rücht Sprechen; davon Mifjeling Zweifel, Unannehmlig keit
dj. Difiel). Sm. 2, 633 hat mifelfüchtig mir ber Mike
Keen behaftet, dann auch grämlich, unmuthig, ein
ü 0:
, itterzig (8.), moberig riechend, eig. wol mühber
dig, vom nd. Mudder, Mudde, hol. modder, jpätermäb.
LT ', moter.
Milweide (vlt.), joa. Mengweide, Kuppelweibe
(f. d.), Eommt in alten Urkunden vor,
Modelf. Mud.
Möffert |. Muff.
281
Möge £. (vlt), mh. müge, möge Macht, Kraft, formt
oft in r bor.
Mögeft vlt.) vermögendfl. „Den Allerreiheften und
Migeften Lehr. A
neuer (Selterd), Weinbirnen.
Mohref. Mahd.
Mohre, Morchel, Muhre heißen (hier und ba weft.)
bie Möhren, die gelben Rüben, ahd. moraha, moreha, morha,
morhe, morhila, mbb. morhe, morhel, 'morach, morich,
moꝛ
re.
Mot (8.), Thön, Hol. mooi.
Molbe, Mulbe f., andermärts auch Döbel (squalius
dobuls, Heck.),. ein Fiſch in größern und Alcinern Stüfen
mit ſtarker Strömung.
Molber |. Melber.
Moleis, molas (Wallmerod, Selters), d. 1. mal
ein8, manchmal, plattd. maleis, Baier. a malns einmal.
Motte, ſchd. f., bei Gellertn., rhein. m. und.n., mhd.
das molchen, aͤnhd. das und der, fpäter die Wolken,
tommt nur im Süden des Landes vor, im Norden Waſſig
wm Beifig (j. b.).
Moll, möll, möllen f. mill, millen.
Molle f. (Schwalbah), 1) gebrannte Erde, Bi. ge
brannte Heide: oder Rafenerbe, ſ. mill, milmen; 2) (Ufingen)
Kröte, verborben aus Molchẽ ober weil ſie gernein mollem
Boden iſt? Mb. ift ber mol, molle, aht. mol eine Kleine
fe |. Meel.
ollefopp m., fva. Kaulgnappe, Dickkopp (].d..
Molleng, Molling, ohne Artikel (Naftätten, Hadas
mar, Limburg), Loderheit des Bodens, Ackers. Der Uder
hat M. d. i. feine Schollen, ift Ioder und weich, von moll.
Molles m. (Goarspaufen), tſtier; in der ſchwaͤb.
Rinderfprache.ift ver Mol, Moll, Mollein der Stier,
dann Stüd Rindvieh (Sm. 2, 568).
Molter m. (8. wt.), was ber Müller vom gemablenen
Setreibe als Kohn für ſich behält, mhd. das multer; Davon
moltern. - :
Molter, Molterthier, Molteruff, Moltruff,
Molteroff, Moltroff, Molterhaufe, Molpert,
Molwert m., in Raflan und Heffen borfommende Namen
bes Maulwurfs, Anhd. Maulworff, Maullworiff,
Naulwerff, Moltworff, Moltwerff, Mollwerft,
Rolterhauff, bei Stieler Mullworp, ahb. multuurf
(multwurf), müwörf, mäwörft, mhd. moltwörf, moltwurfe,
.282
mülworf, mülwälf, müwerf, eig. das die Molte (f. mil«
men aufwerfenbde Thier.
olterhauf (vlt.), vom Maulwurf aufgeworfener
—— „Die Hofleut ſollen molterhauf ſcharren,, Gw.
Mommeln f. mummeln.
Mompar, Momper (vlt), mhd. momper, mumbar,
muntbar, muntber, munthor, ahd. muntboro Vorfteher,
Vormund, auch oa. unfer Ginnehmer,. Rechner, Fommt in
alten Urfunben vor.
Mondfchein nennt der Vollswiß bie beginnende lage:
Der. bat Mondichein.
önef. Mene -
Monkeln (S.),. etwas Trockenes eſſen, 3: B. Brot,
nach 8. verwandt mit ital. moncare (zerftüden), Tat. micala
(Krümhen), engl. to ınunch (frefien), franz. möcher, mi-
chonner (fauen); Mintel, mbd. munke Brei, munkd
(iRastpeitt) und (bad St ‚ 220) münggelen wohl
ehaglich und ſchnell Fauen. . |
Moppel m. (Hadamar), Band, woran Weibsperſonen
ihr Kreuzchen am Halje tragen.
Moppel, Moppes m, — .), kleines dickes Kind,
dann Kofes und aud) Schimpfwort; ich will bir was moppeln,
Rönigftein, rhein.), e8 bleiben if. Dieſe Wörter ſcheinen
vom nd. Bun enamen Mops fibertragen, ‚ber vbd. Chaier.)
Moppel; sicht (8m. 2, 605).
Möpfen f. mäffaen.
Morchel f. (S. 28 fig. von dem Schwamm gleichen
- Namens, (ahd. moı morhela, mhd. morhel, moreheli,
in bi, ale, aufgefchwenumte bein. auch etwas ungüchtige)
bperſon.
Mord ſteht hä ar Verftärting vor andern Wörtern:
Morbtert, Mordjuds wa Bol. Goͤtts, Hunde,
eib -
„_ Mörberli ſteht wie Mord oft bioß verfärt,
Se eile ja. merbeslich.“ Datterl Fa 76. „Der Brief #
“ merberlich feſt zubitſchiert.“ Streff 8: .
Morgel (8. jelten ı,. ſva. Märg el.
Morinzigelan, mourinzi lan Rennerod), d.1
muttereinaigaltein, ſ. Fa elis
Workelüffſ. Hart Tuff
Mormel f. Märbel.
Morn, marn (8.), morgen, am folgenden Tag, mid.
morgen, morne, morn; dgl. manfemorie,
29
Mori (8. ehehi), 9 murriſch, boſe, finfter, Tat.
morosus; 2) halb faul om Obſt), auch ih, bei Stieler
mors und mürs, 8, bon mors, nd. murs; vgl ahd. murg,
mbhb. mure, Tat. mareidı B .
Borwelkein . Warbel
—33
are Wagelieäen. .
Moftern 1) (chein. unterrhein.),; Weinbeeren mit de
Mofterfolben, Moftkolben zu Roft zerſtoßen; 2) (8.
Sauerkraut Beim Einmachen einftampfen; inhd. moestern
zu Moft machen.
Moftert, Mufte m. (Raftätten), Senf, ſchd. Moft-
rich, webuͤrlch no. Muftert, Hol. mosterd, franz mou-
fardo, mi mb. musthart, mostert.
Mott m. (Gaub), Nebel, Hol. mist.
Mötterf. Mütter.
Motteregen (unterrhein.), feiner Dichter Regen, Net el⸗
Tagen, ze
—ã (Herborn), ſich in warme Meiber Motz en
Kb) ſgutten font mutfeln (f.
Mop en, ottſch, FH Müpen, Muͤtzchemn,
aa Pets, Frauenwamms in verſchiedener Geffalt, bei
Sieh er Mopen, baier. Mutz, Mugen (Sm: 2, 664),
motr.
Mopen (8. wt), mißlauniſch, verdrießlich fein, Bf.
—— einer Bam), neben Gi Mo, M u —
vd: Mottekopf, mogig. „Amwmwer -alleweil fe
“ glei ihre ‚Moktetopp * in Gras ia
Baer, iſt mohen, mopeln, mögeln zögern at,
träge fein Er sr ⸗ en '
Mourefilt'. murzefill.
Mous |. mu m
"Moufde f- Mufhe_- ‘
‚Moujoufes (B.), unflätige, ſchweiniſche Beiseyerfom;
die mors, franz. ber und bie-sonillen; vgl. Mu
vn Mouse müßen, mid: milezen..' dt m Gramm:
a a ei £. (Rennerod), Wiefe, wahrſcheinlich eine be·
ndere, alſo
Myzig I Aa das Gegenteil von lud bei Brot,
l. 8,
user 18) — — ( Moßzen), wahrfein
id) an das Mu, Muh bes wiehes angelehnt.
284
Wuch Bach.
Mut G. wt.), 1) Mutterſchwein, mhd. wocke, bei
Gw. 1,:639 moike, bei Diefenbach Gloss. 521 mud,
mude, mode; 2) unflätige, ſchweiniſche Weibsperſon; 3)
Schotenzwetiche Davon Muderei, Gemuck Schweinere
Mude f., gerne im BI. Muden (8.), unfreundliche
und binterhältige (heimlich zum Hervorbtechen gehaltene),
tüdifche und Häufig eigenfinnige Laune; davon Mudes heim:
tũdiſcher Menſch (Rheingau); |. muden.
Mudel, Model f.Königftein), 1) Schwein, |. Mud;
2) Feine mohlgenährte Weibsperjon, Kind; mudelig |.
madelig. .
Muden.(rhein. weft), durch Munbftellung und fonfige
Zeichen dem Undern die Karten verrathen; baier. muden,
mudezen, mudßen (Sm. 2, 549) leife, verftohlene Be
wegungen machen, ‚ober Laute von ſich geben, aus Furcht,
— Sinterli, bi. aber auß Ärger und Verdrießlichkeit;
vgl. Mauck.
Muden, mudjen (8. wt.. regen, einen ſchwachen
Laut von fd geben, ah. —e—— jhd. „Weis
Maad un Knecht die hun fih net gemudt.” Lennig 44.
Budenarih m. ($.), Wirbelwind, auh Sauarſch;
ud.
Muddeln, mutteln (rhein. unterrhein. weft.), auf
rütteln, bſ. ben Bobenfag in einer Flüffigkeit und fo bie
Blüffigkeit trüb machen (jonft milmern); der Muddel,
mubbdelig, engl muddle, holl. modden, ſ. Mutch.
Muellfehe (ölt.), mb. mülvihe d.t. Mühlenvieh
queitfebe ift eynes apts vnd eynes fauts gemeyn.“ Gw.
Muff, Muffert, Möffert, Mufffad m. (8. mt.),
mörrifcher, verbrießlicher Menſch, ber. immer dad Maul
bangen läßt und Andete bei jeder Gelegenheit anfährt;
muffig, muffen. Sm. 2, 554 bat in gleicher Bd. der
Muff, Muffer, Muffti, bie Muffel; ähnlich) fehwei
und str Schon fpätermhb. bei Murner, Brant der m
mupf bie Verziehung des Mundes, durch die man einen
Anden zu beleibigen Beabfigtigt; muffen, mupfen den Mund
fpottenb verziehen; mhd. gemüffe Maulhängerei, muͤrriſches
el
n.
Mäffchen n. (8.), Furze, 4 Finger breite Handſchuhe,
welche nur 33 Gelenk an ben Sen bebeden und von
ben Mannsperjonen getragen werden, dad Diminutiv vom
285
1 Muff, nd. bie Muffe, holl. mof und moffel, auhd.
Buffel unh WRuffer, aus franz. moufle Fauſthandſchuͤh.
Buffet m. (8. wt.), Mundvoll, ſchon mid. mumpfel
aus munffol, muntvol; muffeln 1) mit vollen Baden
lauen; 2) von der trodnen Speife (Brot x) im Sad ein
Stüddhen Speije nach dem ande abbrechen und efjen.
Nüffzen, mipfen, möpfen-(S. wt.), nad mel.
dber Moder riechen ober ſchmeden, Bf. anfangen jo zu riechen,
wie verdorbenes Fleiſch, Hol. muften, ſchleſ. und bei Stier
mäffen, Baier. muf en, muffezen (Sm. 2, 554), weite
verbreitet, auch in bie. roman. Sprachen übergegangen, von
Ruff (Schinimel).
Nubhammel, Muphammelden eben, Stie
Rindvieh,- ih in der Kinderſprache, nad dem Naturlauf.
Wuhtalb n. 1) (et), —S Elm, um bie
Rinder zu ſchrecken; 2) Cxhein. uuterrhein.), auf
tinen pumpen und dummen Menſchen; 3 San, Zucht ·
fie; 9 Braubad), Kapfel der Herbftzeitloje.
I heißt in Heidesheim bie. Frucht, bie anderswo
—8 ¶. d.) genannt wird. Das Bon, ‚ef gebehnteß
mull, wolt, mill.mit etwas · abweichender Bi
Buhl, "Moulf. 8. vhein.y, Badtrog, os. Mulde
Dan in weiterer Bb.), ah. malhtee, muoltra, mul-
tere, mhb. muolter, mulde, mol
fat. mul Ar
geben —— und —*
Hulbe |. Molbe- ö
Müll, —— —
geſtein, Gemält; ahd. gamulli, mhb. gemi .
teiben Entftanbene; müllen ahd. mulian, mullan, — J
willlen; vgl. mill, milmen -
Rüummeltuti Schwalbach), Mifttäfer. .
Mummeln, mommeln (8. me) gel mich reden mit
fi ober Andern, auf heimliche Weiſe ein Gerücht verbreiten;
mommlich, mommerlid. „Bas mummelt, deiweli
fi“ ein Praeiänenbes Sprigioont . Königftein) „|. hexen.
% Wort, bet Luther mummeln, nd, mummeln, holl.
mommelen, altu. mumla, ſchwed. mymla, dan. mumle, iſt
allmaͤhlich auch ſchd. geworben. ö
Munds, Monds f. (8. weſt) Sub; mundfen küſſen;
mundferig üpluftig; . ‚and indie, mundi, von
Rund.gebilvet, wie lat. um ‚von os. .
i 286
Wunkeln (8. =), gen von einer Sog —
unhd. munten, munfels, holl. morckelen, iR allmaͤhlic
fehd. gewi
. —E Nebenform von Mautch, ſ. d. .
Muͤr (Marienberg), Dialektform für märbe, ab,
muruwi, ‘murwi, inhb. nürwe, mür, ‚grwacen aus oid
ar, maär (Em 2 ),.nb: moör, a. Imaro (Gen. mu;
rewes), mb. mar (Ben, marweg).
. Wureſtill, murxeſtill, murremausßilt, mute
wnausfill, „moureftfil (vom. Nein his auf den Weiter.
walb), b. L mutterſtiri, fehr il; f. mutterfelig.
Murten ‚Cunterehein; Y) das Brot in Städe (Murten)
fönelben;: dgl. murkfen.⸗
Murk ſen (Wiesbaden), ort iin tb —
ab murkſen, exmurkſen. n urten; murkfei töbten,
abſchlachten, nad W. verwandt mit murzen, mugen, lat
mutilare, ital. mozzare (fejneiben, verftümmeln); "|. mark
ſen. gl: auch -mittellat.. morsellus, : mb. mursel, altfrauz
moroel Bifjen, Stůckchen.
Mus, Mous n. @.mE), ) Febtraut,; als Kappe,
Kohl x; * dicker Bret, Bf. wenn er ehbar und aus Pflanzen
2 ober Bflangenftffen bereitet Kt; af mb. muos, barın
era mrg, m
uſch, Müſch, Miſch, MS wei), ud. um
nieberrhein. Mitch —— ic, 2% mittel, |
mhd · ie, fränz. mouehe, lat, musca.
Muſch m. en), Moos, ahd. mihd. indes, Int. muscen |
Muſche, Moufche-f. (weſt), mmorbentliche,..bf. is
Gchleitetuf au be — 1) —— —
> fon mihd. muggensun, ımutzensun Hurenſohn) Muſche,
Mutfche iſt ſchleſ., bater.; fhwäb.,.jchweiz. Sub; f
Mutide untere Beiköperon (Se. 2,225),- baier, g
- meine Birne (Sin. 2, 642), nd; Mupe Madchen und ge
meine Dirne. Dis. an {ft entlehnt aus fpan. moza Mid
hen; dies aus Tat. müstüs dung, nen, fiih; vgl Mutſq
und Dunfel---
PR Riuisi.m. „ @nigien), inet
. _ Mufcheln 1) crhein), den Hintern lecken: Du Lasst |
mic muſchein; 2), — angiehen; 3) —S— mu
j nee le an Di t ben’ Händen
"fein; ——— meh ren one er
287
Mufetfen (vft.): ‚ „Die Unterwäriume waren Sefafft
ait Stüden von Panper, das nannte man Mugeifen.* Lehr.
$ 47.; wihb: müsisen, 'müsenier den Belleidung ber Arm
uuäteln, von’ mb. inds "Muskel; 6f.. Armmuskel. :
Muſikanten habeu (Habamar, thein.), bie te”
haben, vom fortwährenben Kraben, fo genangt. .
Maße f. Moftert.
"Mutb-Haben es Crhein‘), eiwas beabfichtigen, — u
wollen. „Was, haft du Muipr Er bat Muth, das Spiel‘
een tt: SI Med Si ix matchig
u u er, Schimmel; mu .
mutcen; ſchd. und nb: RR dde, davon mybbi 8,
hol, .modder , engl. mud Mober,. Schlamm, |. mudbeln; -
N ——*8 Gewachs in ſtiliſtehendem We ler; 9 an
Bi 3); Rodrif Für Rindvieh dann. te Mutſch
Mutſch eich e Kalbchen (Körtigfteim), Seien,
Tor Mötie Gen, ae Em: 2,658) Kalb,
in a Mutfchel Kub; f. M ’
Matfchar, ;mhd- muotschar, Ichan, Sein nad
Wathepung, form in alten Urkunden vor.
"Mutf eich⸗ in 1). — ve, weiten.
—— 2) Kalbchen
But I n,D Feel. m. nudeln ſtreicheln
; fehlef; mupen- tänbehn, fpieten, ſ mahrelenz; -
Nr (ihein.), heimlich thun; 3) (xhein.), eimmwideln, lieber ein. .
An —A PIE Geheimthuerei.
Mutſchen, —*8 Ebuigltein, die Haare in Uns.
ertnung bringen.
Wuttgmatiirel; Weſhuiaſch
le (unser et cr udterrhen y de
tter er’ heißt (rhein. in.) der non
der Dprgtet Heftelte Srudgtmeffer. App, thutto, mutt, nöd.
mutte, mätfe, mütt; müt, Tat. modius Scheffsl; nhb-sale- ".
müttsere Salgmeifer; mbb. mütteln den. Gcheffel mit dem:
Aingefäjitteten Getreide aufftoßen: *
aarerklume, Heißt im Dietharbt A. Naftatten die
Muttern ſich (rhein), ber” Wetter nahen, ichon
bei Stieler muttern, mätserhz vol . patern. .
-Mutterjelig, mutteral ein, mutterfeelallein; |
mutterfeligaltein (wt.), muttergottöfeligalfein"
; Häbamat); d. i. ganz ullehn: Abentinus hat mut: = ="
fealtein, nedent und mutterdioh; mhd. viuccerdꝛ
[RR BEE
ang bloß. Pu kommen noch dor muotereine
vn u allein). und muoternacket (ganz nadt); lepteres Wort
A 16. Si Ei? ſehr gebraͤuchlich; ſ. auch —e—
‚Rain Muttermenſch, kaine Mutter:
re y i. naht “Ein Menſch, nicht Cine Seele; „Unter
Schnee auf dem mutterjeligen Boden Tiegen“ b: i auf
dem bloßen, nackten Boden. & 2, 227 hat mutterfeels
alley; erfelih aufgenon mutterfgelignädig; 8
hat mutterjelig aufgenommen, ich habe das Wort noch
— gehertn in Rennerob ſagt man morinzigaflein
(k -&n allen diefen Wörtern dient Mutter, Botts
ie Sede bloß zur Verftärtung, wie Gotts, Mord,
Neids, Sinn, Sande, Selig, feelig if hier aud
Secte "gebildet, nicht das fu —E adj. ſelig,
Das nicht zu Seele gehört. Die Erklärung, „von Ale
verlafien, felbft von der hut der Mutterſele, bie ih
früher. mit Grimm u. A. ‚angenommen, ſcheimt mit heute
nicht mehr annchmbat. . .
Müutz ſ. Munds. J
Mugen, u Maßtzchen, ſ. Mohen.
Wider (vlt.) ‚-abfchneiden, wol beſonders verzieren.
„Die junge Männer trügen kurtze Kleider, die waren abge
[2 mitten auff ben-Senben, unb gemügert und gefalten mit
. engen Armen.“ Lehr, $: 36. Mhb. mutzen abftumpfen, abe
. Händen. S. flügern und aufmupen. - .
N.
Ng, Dialektform für genau, im Rheingau’ meiſt nut
von Sehen und Hören gebraucht, auf. dem Weſterwald auch
für fparfam, puͤukilich mhb. genouwe, agf. ‚haar iparſam·
it ne Armen a EN lich
aber m. (8), wer ’ ohrer, Sf
oberpfaͤlz. Raber, boier: Näber, ker aachen, 3 vr
biger, Näbinger, er Nägbor, Rau. su Neir
er, Reuger (Sm. 2, 669. 686.), ſchweig. wär,
En äber, Räumwer, Näner (St..2, En)
, nabigör, nal A nagewer, ag. —8
negbor, na ber nägwer —8 neper, nepper,
Hr eig. Bohrer. &vich ge) für die Rabe d. h. 3 " a Bohren
jelben. J
Nahbalgen (wt.), auf das, "was geſagt wird, „etwas
fagen, daß legte Wort haben, ſ. balgen.
289
Rader, joa. nad in Bezeichnung ber Richtung auf
einen mit Namen angegebenen Ort, ift obd., (auch hd. 3.8.
bei Schiller), finbet ſich aber öfter8 in einem ungebrudten
Oberlahnſteiner Grängbegängniß von 1638.
Nahheuern, nachhauern (8.), das Jahr vor dem
berloffenen, ſ. hauern.
Nädler m., Kleinſchiffer, der nur einen Nach en bat.
Rahfpreder ſ. Hinterſprecher.
Rachſtopf, Nobflopp,.m. (thein. unterrhein.), eig,
ein Menſch, ber gleihfam nachgeſtopft werben vol, "
wenn er nachträglich zu einer Geſellſchaft eingelaben wirb.
„Ich will den N. nicht machen“, ich bleibe weg.
Näht, nächte, nachten, nmähtend,. nähent,
neicht, neichtend -(weft,), geſtern Abend; ohnignädt,
ahnignäcdht vorgeftern Abend, Mhd. nehten, nehtent,
adverbieler Dativ Plur. von naht bezeichnet die vergangene
Naht, aber aud ben dieſer Nacht vorangehenden Abend,
jafogar Tag. I. Pape hat injeinem „Friedrich yon Spee“
1857) nädhten wieder eingeführt. \
Prada) Crhein. unterrhein.), ber zweite Theil ber
‚ Rad m. ift (unterrhein.) der Name verfchiebener Felſen:
Hinternad, Rabennad, Wolfönad u. a. Das ahd
hnsc, mhd. :nac bh. Naden, aber auch Höhe, Spige. .
Rakckarſch Crhein. wt.), Nackelarſchche, Nadärs
[Helge (wt.), Nädesche (Montabaur), heißt bie Herbft-
xitloſe (colchieum autumnale), weil fie ohne grüng Blätter,
alſo nadt hervorſproßt. Zu
Nackis, purlarfhnadig (rhein.), purinadig,
pullnackig (thein., Wehen, Idſtein) nat, ganz nadt, nadt
zum Bydeln; mhd. nacket, neckent, ahd. nahhut, nachot,
nakot; goth. naqaths.
Rabe f. Narte. Bu 8
FR —S— marsssstume (ehein. unters
n.), Slieder (syringa aris),
Rah, Mähe f,, platted Fahrzeug auf dem Waſſer;
«hd, näwa, mhd, nawe, anhd. Naue, altn., janffrit. nau,
grieh, naus (vadg), Fat. navis, übh. Schiff.
Hin G.), fleiſchlich beſchlafen, auch vernähen.
Nähkeln,.nehfeln, nehikeln, übh. ſich zu etwas
hinneigen, baher 1) allmäplid) zu Ende gehen; 2) (Habariar,
Runtel, Idſtein), Zuneigung zu Jemanden haben, {hm fepmeis
$eln; eine Bildung aus neigen, goth. hneivan, ahb. huf-
kan, altf. hnigan, mhd. nigen (neigen und ſich neigend Chr»
Reprein: Wörterbuch. 19 .
290
furcht Bacon), Das Wort ei zuweilen (Selters) auch
unperfönlidh: es nähfelt nicht d. i. gefällt nicht, wedt kin
Butrauen.
Naͤhlich, nehlich (Caub), ſchwach: „es iſt mir nähe
lich.“ Vgl. benache.
Nahme f. (vlt), mhd. näme, Wegnahme, Beraubung,
das Weggenommene, oͤfters in Lehr.
ahr, Nahre f.(8.), Narbe, "ab. narwa, mbb. narwe,
“nare, nar, ähnd. narwe, narbe, narb, narre, nare,
(Diefenbad Gloss, 117).
abrhellig, nohrhellig (Köntgftein), fparfam um
gehend, verborben aus nahrlic.
Nahrlich, nahlich (8.), kaum, Enapp, 3. B. ich ſetzte
mid) fo nahrlich auf den Stuhl (faft auf den Hnberfien Rand);
ich erinnere mich noch fo nahrlich (kaum) des Dinge; aͤnhd.
nähxlich, nehrlich (kaum), ſchon mhd. nerlie ——
eig. ſich kaum, Pd nährend; agf. nearo, nearva, engl.
narrow enge, knapp. Auch Bürger. fagt (Lenarbo und |
Blanbine): „Und Ge es vernommen, und hatt’ es gefehn,
Was nährlic drei Schritte weit von Ihm gefchehn.“
FE En Cunterrhein.), Zwirn zum Reben, auch el
und pfälz.
ae (Salz 4. Wallmerod), „Die Kou bot ſchuns
mag: enätbat“ d. i. bie äußern Zeichen der nahen Ge |
burt Baben A fi) eingefelt. St. 2, 230 hat nähig dem Ge
bären nahe. Bon nahe gibt 88 ein Subft, ahb. nähida,
mb. naehede, Baier. Nähen, Nähd, aͤnhd. Rähend
und ein Adj. und Adv. nahet, nähent. Vielleicht läßt |
fi) an eine Verbalbildung nähden, näiden denken. |
NRailmage m. (vlt.), mhb. nagelmäc, mütterlicher
a in 7. Grabe, oft übh, Verwandter, Gw. 1, 542.
agihaft.
Nal * Dialektform für Nagel, ahd. nagal, »agfın |
mb. nagel, , änho. nayl, ze, ale, gnat nail |
Bel, ol, al —X Sa R |
Range n (unterrhein.), kleinlich ta} * ſchweiz. nd
len eig. fingern, dann Bei — Din; I pr “4 |
enawigteit zu Werke gehen (St. 2, 229. 23.
Narren heißen in Dotzheim und anderwärtß bie Bod:
ſchuten. Bm. 2, 702 Hat Narr mißwachſenes, unbraude
bares organiſches "Gebilde, 3.8. an Kohlpflangen, Aumetfehen,
Schlehen, offenbar das ſchd Narr in etwas veränderter Vd.
Narrethei f. (rhein.), Narrenpoffe, ſchd. (Böthe
u U) Narrentheidung, änhd. Narrentheiding,
Narrenthey, Narrethey, Narrethei, Rarrebei.
291
Rarrig (rhein., felten weſt), naͤrriſch, mhb. narreht;
Sarnde führt mhb. narrec an, aber ohne Beleg, jebo:
aus narrekeit d. i. narrec-heit zu entnehmen. „In dem Loı
bot fo & klaner Hansworſcht wie narrig erumgetonzt.”
Firmenih 2, 78.
Rarte, Narbe m. (Frankfurt und in ber Nähe), Nade
(HA, Königftein), Ar de (xhein.), Ade (Rüdesheim), lang⸗
rundes mulbenartiges hölzernes Gefäß der Metzger, worin
fie Fleiſch, Wurſt 2c. forttragen; am Mittelrhein findet man
auch kleinere für die Butter; im Elſaß Narbe, Närbel,
ind. bei E. Alberus (1546) der nart, mhb. narte (Urs
funde von 1358), ahb. narto. Wie hier das anlautende n
abgefallen tft (Arde, Ader, fo if es bei Naft angetreten,
f. oben ©. 22, Nr. 162. -
Nafe, in den (wr.) Rda.: der Nafe nad) gehen; einem
über die Naſe fahren (die ihm gebührende Achtung nicht ber
vbachten); e8 hat mich in die Nafe gebiffen (geärgert); es
fiht mir in die Raje (gefällt mir fehr).
Näfeln (rhein.), Eleinlich, verbrießlich tabeln, wie Die
Rıle impfen, fpäterahb. neselen.
Rafenftüber m. (rhein.), was ſchd. Naſenſchneller,
Shueler mit dem Mittelfinger wider bie Nafe.
Naßarſch, Naßaſchelche (S.), Zaunkönig. Wenn
er pfeift, gibt es gewöhnlich Regen, daher fein Name.
Raffauer nennt man in Rheinhefjen oft den von Naſſau
überkommenden Regen; dann in Gießen und in Nafjau
ſelbſt übh. ſcherzweiſe jeden Regen. _
Raſt m. (wt.), Aſt, in Büchern des 16.— 17. Ih.
fehr gebräuchlich, auch baterifch, vgl. Narte.
‚Ratäuerlich (S. weft.), beweglich, rührend, 3. ®. er
hiet Di Del gar natäuerli; dgl. inbänerli, bes
uerlid.
Nauf (nuff), naus, nunter (nunner), nüber
(näwwer) find wt. für hinauf u. ſ. w. ſchon änhb. nauß
u. ſ. w. f. m. Gramm. des 15.— 17. 35. 2. $. 267.
Ranpe, Naupen, Noppe, Roppen, Ruppe,
Ruppen, PL (8. wt.), eigenfnmge Gemüthewunberlichkeit,
böfe Laune, Faiſchheit, ſyn mit Mude (f. d.), auch Baier.,
wetterau. „Des bot ſei bolitiſche Naube.“ Datterich 22.
Ar hot noch viele Naube.“ Lennig 72. Bl. neipeln.
Raus ). nauf.
Naut f. aut.
NRäwer f. Raber.
292
Nebeln (chein.), fein regnen (wie Nebel), fo auf
anberwärts, au nibeln, ſchon mhb.nibeln, ahd. mibuljan.
Nebcw)er, nebew)ig (rhein), neben; neber if
felmer und da meift vor Vokalen; vgl, hiunig. Es hr
mir alled neber (nebig) einander, b. b. es {ft mir ganz glei,
franz. cela m’est egal. .
Nedjen (thein.), neden, auch bater. (Sm. 2, 676) und
wetterau. „Daß fe ſchun gene is worn mit em.“ Liebe mit
Hinderniffen, Darmftabt 1859. ©. 7.
Ned (Caub), ſva. nied. ’
Neeren (S.), nirgends, ſchon bei S. Münfter: „Die
ntere. zuo (nirgenb zu etwas) nüg ſeind.“ Andere Anh.
Formen. |. in meiner Gramm. d. 15.— 17. 35. 2, & 2.
. Nehkeln f. nähfeln,
Neiht, neichtend |. nächt.
Neids fteht zur Verftärkung vor andern Wörtern, 4. ®.
neibsfalt; vgl. Gotts, Dorb, Mutter, Sinn,
Hunds.
Neidſack (rhein.), ſehr neidiſcher Menſch, mhd nidhart
Neidſcheerig, neibſchier ig (chein. weft.), ſeltner nei⸗
3 neiſcheerig neugierig. „Deßwehe.fein aich neid⸗
chierig.“ Firmenich 76. Das Wort lautet ſchleſ. new
ſchierig, kon. neuſcherig, holſtein. neſchterig, Ditmarl.
nieſchierig, danzig. niufchirig, weſtfäl. ny&gyrid,
holl. nieuwsgierig, ban. nysgjerrig. Nach den legten Formen
gu urtheilen, iſt das Wort fo viel als neues-cherig,
neues:gterig. So erklaͤrt Andreſen.
Ki Re me, neimes, ndime, ndimes (weft.), niemand,
. ime8. . -
Neipeln (S.), von Menfchen und Thieren, herumgehen
und fie bald da bald dort berühren, um ihnen artig zu &hun,
ober auch diefelben gelinde zwiden, kneipen, e8 jei nun aus
wirklicher Liebe oder aus Nederei. Neipeler, neipelich
Sm. 2, 684 hat niffer, nifflen, nifften reiben, wepen,
St. 2, 238 niffen, niffelen ſtechen, ftoßen, 3.8: mit ben
Hörnern des Rindviehs, fonft ſchweiz. nopfen, noppen,
nd. noppen, nubben ftoßen, welche Wörter wahrſcheinlich
mit neipeln zufammenhängen.
Neift, neuft, niſcht (S. weit.), nichts, ahd. niwihtes,
mh, niehtes, nihtes; im Oberelberter Weisthum v. 1507
Gw. 1, 609 nuift, im Tpeutonifta v. 1475 nuyſt, hol.
niets,
Rengern fingen), unverſtaͤndlich durch die Nafe
ſprechen; Nengerer, nengerig. -
293
Reppen Marienberg), nippen (Habamar), 1) beja⸗
hend zuwinfen, amniden; ) neppen, nippen, nepfen
niden beim Schlafe im Sipen, neppen bei Sch, Sm. 2,
699 Hat naupen, gnaupen Bewegungen madjen wie ein
Hinfenber;, mit dem Kopf gnaupen, den Kopf finken laſſen,
niden; fo ſchen mhd. nüben.
Neppen (thein.), niffen „eunterepein), Kleinigkeiten
entwenden, ftehlen, jübifchbeni
Refjel m. (thein. Kr beinahe joa. Kluft, jedoch
mehr von Heinen Sachen, Kleivungsftüden, z. B. ein N,
Strümpfe, aber auch ein N. Kinder; vieleicht ſtatt Neftel
Kienen, —V HER N ä (SSR, Mn
efthut eftbut eftdut nig⸗
fein), eftgund bein IR Nekquatd «Hoftein), Nehras
füngfte im Neft hodende DBöglein. Zur Grflärung
weiten Wörter. Eine Reihe anderer Aushrüde au —
ehghen Mundarten gibt Grimm Geſch. d. d. Spr. 1. A.
lu jahr, en Yint.), heißt das Neujahrs⸗
gihhent, e8 mag beftehen, worin es will.
Neuländer eipen Cunterrhein.) die Auswanderer,
bie in ein „neu Land“ ziehen.
Neunmaloos Hört man hier und da am Rhein im
Scherz und Ernft ald erftärkung von Was.
Reupenning |. Ipenning.
Neurath m. crhein.), bie Fe Frucht, bſ. das erfte
Gemüfe im Jahr, mhd. niurät,
Newer, newig ſ. ıteber.
Riätsnup m. (8. wt.), 1) Menſch, den man zu Feiner
Sache gebrauchen kann, weil er nicht will_oder nicht Kann;
2) ein tät Fränfelnder Menfch; fcon 1482 der Nichtze
nuß, wetterau. der Nautnoß.
Nidelm. (8. J 1) nmpes, fötodriges Meſſer;
9). we), ſchlechtes MWeibshilb, in. diejer Wo. fhon bei
Stieler, wahre Übertragung von Ridel ⸗ Kleines
an, m bg arauf, daß teiten auch bie Stute,
efpringen tft.
Rider ehein. .), im Sipen ein Schlafchen machen mit
nickendem Kopfe; mii einer nickenden Beweguͤng des Kopfes
grüßen, auch zu etwas ermuntern.
Ried f. niet.
Niederheden cHerbom), nieberrüden (weft),
i en, bei Sch, neererecken, verdorben aus itrüs
wieberfäu
gen (ſ d.).
204
Niederkleid (vlt.), Unterkleid, Unterhofe. Lehr. S 21.
Niederlaf m., ein Theil des weft. Daches, ber auf
ber Wetterfeite faft bis zur Erbe herabreicht.
Niederträhtig (8.), herablafiend, nblih und
geiprächig gegen jedermann, in biefer edlen Bd. noch hier
und da in Deutſchland.
Nieblich |. nöthlic.
Niedwendig, nydwendig (vlt.), unterhalb, mhb.
nidewendec.
Niet ſteht in ber 1., ungern in der 2. Audg. der
Lehr. $. 86: „Die Herren verlohren Ihn zumahl niet.”
Die Volksſprache am Rhein und Taunus gebraucht zuweilen
noch nied, niet, ſ. nöthlich.
Niffen f. neppen. ,
Nilje, Niljal, R alat, Dialektform für Lilie,
Linie, Lineal |. ©, 20, Ar. 147.
Nilles, Noöͤlles m., 1) (Wallmerod) Nabel; 2) fteifer
unbeholfener Menſch; baier. Nollen Eurzer dicker Menſch
(Sm. 2, 689).
Nimme, nimmes, nimmeft, nommes, nommetö,
nummes (S. weſt.), nur, bater., ſchweiz. nume (Sm. 2,
694. St. 2, 245), bei Geiler numen, bei S. Münfte
nummen, aus ahd. niuwan, inhd. niuwen, änhb. nun
(erſchieden von unjerm nun, f. no), das aud in der Bi.
nu 1 h ortommt. ©. meine Gramm. d. 15. — 17. Ih. 2
Nippen f. neppen.
Rifetig (untere. Ciwatat
iftelig (unterrhein. walbach, Naſſau), unrubi
unzufrieden, empfinblich, Nihkopf ee
Nipkopf m. (S.), empfindlicher Menſch, eig. Kopfmit
Nifien in den Haaren. Sm. 2, A hat Fr — iſſt
und (nürnberg.) hänbelfühtig; St. 2, 239 niferig mir
riſch; gehört zu Niß, ahb. mhb. niz, agſ. hnitu, alt. nyt,
nit, mittelnd. nete, holl. neet Lausei; griedh. konis,
konidos (xövıg, xovıdog), ruſſ. poln. gnida, böhm. hnida,
iſt mit Nu nicht verwandt, ,
Ritz lich (chein. Schwalbach), niedlich, engl. nicely.
Nimwedeldef. Imre "Mali, engl
Niz (wt.), für nichts.
No, Dialektform für nun, goth. nu, ahd. nd, nüws
mbb, nd, nuo, nuwe, nuon, änhd. nme, noe, agf. md, engl.
now, holl. nu.
205
__-
Nober (8.), Nobber (weſt.), Nochb er (thein.), Dia-
leltform für NRahbar, aͤnhd. nachbur, nahbaur, nach⸗
ber, nachwer, noch were, nabere, nawere (Diefen⸗
bad) Gloss, 618), und. nächgebür ®. i. der nahe Mit-
bewohnen.
Rodeln Crhein.), niden, bater. nadeln, nodeln.
Nohferkeln f. ferkeln.
Ronzheitig ſ. nahrhellig.
Röime, nölmes ſ. neime,
Nommes, nommeéts ſ. nimme.
Nonnenfarzen, Ronnenfärzen heißen zu Herborn
bie wilden Stachelbeeren; am Rhein ein gewiſſes Badwerk,
ähnlich den Kugelhopfen (j. d.), das die Nonnen gut zu
bereiten wußten, Baier. Nunnenfürzlein (Sm. 2, 699),
NRörr (weft. unterrhein.), Norx Cam nördl. Taunus) f.,
unfruchtbare, bſ. — Stelle in einem Acker, auch Benennung
von Gemarkungsth, fen, bſ. foldyen, die etwas niedrig Liegen
und barum naß waren oder noch find. Das griech. naros
(rapos), neros (»ng05) naß, flüffig, fanjfrit. nära, nira
Si laſſen ein gotb. ſtarkes Verbum nafran, ahd. nöran
(Rüffg ober naß fein) vermuthen. In Erbach A. Marienberg
nörriger Boden joa. felfiger Boden fein, der aber wol
zugleich naß ift, wie er ſich auf dem Weſterwald oft findet.
Rorz ſ. nurenz.
Röfheln, vom Geräufch ſiedender fettiger Sachen
gebraucht, wol zum folgenden Wort gehörig.
Röffeln, nifteln (8.), 1) ein Neft bauen; 2) fig.)
berummühlen, herumſuchen, ais wollte man ein Neft bauen,
Beier. in biejer Bd. nueften, nuefteln, nufeln, nu⸗
fheln. (Sm. 2, 711. 712. 714. .
Roffer, Roger (vlt), Stüd Vieh, eig. Nutz vieh,
diene e8 zum Fahren oder Reiten ober zu andern Bweden,
fpäter bj. Mleinvieh (Sm. 2, 710. St. 2, 243), mhd. ahd.
nöy, agf neat, altn. nuut, wird Gw. 1, 524.525 erwähnt:
‚Der (Wagen) man ye eynen mit fier nogern gefaren mag;
der man ye einen mit'vier nofjern gefuren moge.“
Roſtern (Limburg, Idſteln, rhein. unterrhein.), beten,
und zwar meift ben Rojenfranz (pater noster), weil bei jevem
Hr ein Paternofter (Vaterunfer) gebetet wird; vgl.
nüßern.
Nothbete, Nodbede, mhd. nötbete, Zwangsabgabe,
lommt in alten Urkunden vor, |. Bed.
Nothbutter & ‚, der weiße Saft, ter fi) beim
Bultern neben dem Schwengel aus dem Butterfaß herands
Waͤngt.
296
Nothfeſt (vlt), ſtark und feit, eig. feſt in ber Noth
Eine FAR Burg.“ Lehr. .$. 218.
Nöthlich, nietlich, niedlich (nördl. Taunus
thein.), empfinblich, ärgerlich, ſchwer zu befriedigen, bei Sch
neablid, nödeblich, |. niet; mhd. noetlich nothhaſt
knapp, Elein, nett; von altj. niud, ahd. Iniot inneres. @etrie
benſein, Verlangen. vo.
Nothftoppler (8) f. Rachſtopf.
Nothwerch f. Kern. J
Notteln (8), vor fich hin halblaut fiber etwas brum
men und zanken, ſyn. mit dem ftärfern knottern. Philande
v. Sittenwald hat notteln ſich hin und her bewegen, jo
auch baier. (Sm. 2, 720); mÄD. nutten, notten, ahd. hnuttän
fömingen. -
Notul, Notel, mhb. das notel, Int. notula ſchriftliche
Aufzeichnung, Geritsakt. „Der diß Urtheil im ein Notul
Begriff.“ Lehr. $. 137. - J
Noufeln ſ. nuſcheln.
Nüber ſ. nauf.
Nudel £., Tabakspfeife; nudeln H) (von Kinder)
an der Bruft der Mutter fpielen, als ob fie faugen wollten;
2) übh. bie Lippen fo bewegen, als ob fie die Bruft trinfen
wollten; 3) Kaffee trinken; vgl. Nuddel.
Nudels (Herbom), Nikolus vor Weihnachten, ver
kleidete Berjon. .
Nubdel, nubdeln Crhein.) for. Nudel, nudeln
Das Wort ift mit Übergang des 1 in n das fonft gebräuk
he Ludel, mit einem Röhrchen (Hol. Jul Röhre) verfehene
Sauggefäß für kleine Kinder,‘ dann veraͤchtlich Tabakspfeiſe
©. Iullen.
Nuift f. neift.
Rull wird in der heſſ. und-naffau. Volksſprache ſaͤchlich
gebraucht, vom Tat. nulla, nämlich nuila res.
- Nummer, Nummero (lai. numerus) wird in dr
heſſ. und naſſau. Volksſprache ſachlich gebraucht.
Nunner, nunter |. nauf.
Nummes f. nimme.
Nurns (Montabaur), nurenz (Wallmerob), nur
Dilienburg), nurt (Weilburg), norz (Üftugen), nur, ah.
niwäri, mh. newäre, newaere, fpäter newer, neuer, ni
Perez Suho- —8 nur, nurt, wetterau. —
uſcheln, nouſeln, langſam und fen;
2) joa. Enufheln. Vgl. Kufeel ige
Nuß (hein.), Lausei, fteht für Niß, ſ. Nißkopf
297
Nuß in einigen Rba.: Das find Harte Nuſſe b. i. große
„Söwiergteiten; in die Nüffe reinen d. t. nicht zu feinem
BZuwed gelangen, übel wegtommen.
Ruß, Noß f. (8.), Meines, dabel aber ſtarkes und ger
funded Kind, übertragen bon der Frucht.
© Nüßchen n, —E (valeriane olitoria)·
Nuffeln, nuſcheln (Herborn), undeutlich durch bie
Rafe oder bie Zähne ſprechen, wt., ahd. nisilen, neselen,
holl. neuzelen, von Nafe abgeleitet; |. näfeln.
Ruffen, noffen, nöjfen, niffen, 1) (8) beim
Ringen bezwingen; 2) (8. rhein.); dillea in dieſer Bd.
be Am 5 ai nußen,.abnußen, von ahd. niozan ſtoßen,
bel. Kopfnuß. . J
Nußpicker m. (8.), Baumlaͤufer (oerthias familiaris
Kine Wachsperlen, Baier. Halsnufter
ern Pl. (3.1, Wachsperlen, Baier. Haldnufter
Chnur mit Perlen, Korallen 2c., die um den Hals ‚getragen
wid, von Nufter (paternoster) der Rofenkrang ſ. noſtern.
ne u
D. :
D, oha (rhein.), Zuruf an Zugochſen, „Bugkühe (in
Bien an Ye, FR; fe IH An a; rar
Das f. (Herborn), Kamin; Inhd. die &s, ägen, baier.
de a, une Ale em 1, Fee a. Baltn (at, un),
im Beſondern das hölzerne in ber Küche ober In ber Stube
über dem Ofen angebrachte Geſtell, Hoigſcheitchen ober Licht "
zu trodnen; ſchweiz. die Asni, Aßni Rauchfang,
rl in ben Uuppütten (&. 1, 119. .
b,öb,f. eb. B B
Oba, obba (thein.), in der Kinderſprache auf: ſte—
obal Unfer o b (über) lauiet ahd. uba, mÄd. obe; unfer auf,
hinauf, in die Höhe ft goth. iup, iupa, f. auf. _ .
Obenauf, im erfien (nach naſſau. und. rhein. Auss
—8*— in wenen) Gtod, eine. Ötiege hoche er wohnt
enauf, b
Ober f. aber. .
Obereelich ——— oberhellig Gelters),
fagt wan, weuss es oben heil wird, wenn es ſich aufklärt,
die Wolfen ſich vertheilen. - on
Dberlaft heißen bie Ghter, welche auf bem Verdeck
eined Schiffes lagern; rhein. das was — Wagen (dem
Karten) ober (auf) ven Leitern geladen iſn B
298
Ob erſchorx f. (rhein.), Oberſchur, Oberholz, 17}
Gipfel: und Aftholz ber Bäume.
Oberft, Ouberft, Siderſt, Überfi n. (8. well),
Bruſt, wol im Begenfaß zum Unterkörper; ober ift ed ver
borben aus hol. borst (Bruft)?
Dbig, owig Cihein.), ober, . Hinnig. Bei Gw.
ſteht oͤfters obig, 3. B. 1, 595. 638. Obig dem wege;
obig Laugenbrud.
Onenat oplnett abfenat.
Dbfte d. 1. ob bu, ſ. e
Obwenbig, obenbig (olt.), oberhalb, tft aͤhnd
Bäufg, vr 1, 534 u. mhd. obewendic.
Alien Chen), —F (8), 1) von Kühen, nah
bem Buchtftier verlangen; 2) vom Buchtftier Sefprungen
werben; umodjen, ums en, ochfig, och fig; bat.
ochfenen (Sm. 1, 19).
Dästrant n. ( Iſtein), Fetthenne, Sebum (sedum)
der, meiſt verwunderndes aber, iſt allgemein
mit Er: bis ins oh zuräd. ©. meine Gramm.
Offen 1 ir im Bertrauen offenbaren; 2)
Cihein, era Fans. offrir, lat. offerre.
Dim, nf. ähmen.
nig, Shnig ſ. ahni
—* Teufel) ein Ohr ck
(mögen 6. {. fehr gefhwäßig fein; fd auf® Ohr han
i. prächtig putzen; Shen übers Ohr hauen d. t. betrügen
übervortheilen.
— Rabelöhr), mhd. (oere) und ſchd. n., iſt in Naſſan
hren — hren cbei den Krugbäckern im 4
wen doant und ter8) fva. ſchd. öhren d. i. mit Ohren
verfehen, 3. B. „Uhr de Krul®,
Si, Teife Brummeln, jabiſchoeutſch (ohren, beim)
br Teige ift in Oberhe was weit. Flappe⸗
Bol. Dr wafel Waffel um rfeige.
Brlip, Soap m. FAR Heiatiffer, Dir
ſchlingel m. A unterchein.), Ohrwurm (i
rieularia). gl. Horlig.
Oürpfeben, O azgen Schher ersfäte | Br
teren - Gegenden Deutf lands, auch in Naſſau,
bei wichtigen Anlaͤſſen, ald Legung eines Pa
2 _
Be eined Graͤnzſteins, Knaben zunziehen und fie uns
jehens in die Obrlappen zu pfeßen ober ihnen Ohrfeigen
du geben, damit fie ſich des Vorgangs Ihr geracs Leben lang
erinnern follten. Dabei empfiengen fie kleine Geſchenke. ©.
Gr. 143 f. Im einem Arzbacher Weisthum von 1694
Gw. 1, 602 Heißt e8: „Damit aber befto gewiſſer und kun⸗
bebarer zeichen ſeyn, hat-man anf ſolchen plag ein loch Bi
graben, darin zur gebächtniß bie augaapgenen ungen fnaben
mit den köpffen ge et, auch mit einer piftole darein ges
(Hoffen, und Vena einen flein drein geſeßt.“
Ohrwurm, „jo munter wie ein Ohrwinmchen“, hört
man bier und da; vgl. Kleiderlaus. u
Diners f. ibers. “
ime, öimeß f. imes.
DL, (Dillenburg), Olig (Marienberg) m., Mohn,
woraus Ol gemacht wird. .
Ole (8), Olig Graubach), Dttig (Montabanı) m,
81, goth. alew, altn. olia, agj. ele, ahb. olei, ole, mh.
U, änhb. olet, oly, olge, olye, ole, ol, lat. eleum,
Oles, Qules, Ules, Ulles (S. weft), Ulwes,
Umes (Braubach, Naftätten, Schwalbach) n. m., 1) ber
Kaum tn einer Schener, der fonft Baru (j.d.), norbbeutich
Banfe Beibt, in blenz Dr 2) innerer Theil des Hin-
tergebäubes; 3) Speicher; A) medriges, ſchmutziges Wohns
immer, auch Haus, Raul; 5) jehmugige Weiböperfon. Das
ort gehört fchwerlich zu Ahle (f. d.); an Anlaffung,
wie ein naffau. Lehrer vermuthete, ift gar nicht zu denfen,
ebenfo wenig (mit 8.) an lat. solus allein, und engl. hollow,
hole Hohl. Bieleicht läpt ſich an ahd. Ala, öla, Iat, olla
d. Euler, Auf) denken, und DIes fi zunaͤchſt als ein
Drt faſſen, wohin alte Seren ac. geworfen wurden; vgl.
ben Gigennamen Aulhaujen, ahd. Alinhüsen und üles.
Dann wäre Dies gelürzt wie Bades (Badhaus) Sch.
hat für die 3, Bd. Ollern und Ullern, Sm. 2, 174
die Hüller, vieleicht für Hülder und vgl. norweg. hild
Dachboden.
Olims, vor, zu O. Zeite (rhein. unterrhein.), vor
langer Zeit, das lat, olim, das faſt wie ein Gigenname ges
Braut wird,
. lIbert, Ollwert'm. (Schwalbach, Limburg, rhein.),
in Sachfenhaufen Olwel, bei Sch. Obel, grober, feifer
Wenſch; olbertig, einlich vom goth. ulbandus,
ahd. olpants, olpenta, mhd. olbende, ‚olbent Kameel, wie
denn folde Leute mitunter auch Sameel "genannt werben.
Dog vgl. Alpch.
——
Olles, Orles, Urles n. (8), jebes unbebaum Sant,
daher auch Liehwelbe ibe, auch Name von Gemnarkungstgeiln;
auch Adj.: „er laͤßt fine Land orles Tiegen.” Das Wort fi
oiigt ai Beten von Eller. d.
m lig.
es Di ie Schi, ein 2 des Gegenteil wo y das
ziehenden re e anzubalten, ent von hoor.
6 —5 Ro 2 ‚womit Schiffer un
teiterleute en ei en.
Omehr, onmehr. Bel Sch, — ſehr viel, un
hlbar, elgentlich unmär; mbb. unnıaere’ gleishgiltig, m
lieb, verhaft, ei; ei fo, dab man uicht Davon ſprechen mag,
vgl. märtjch un) en ap B. 1. Zahl, die fo groß iR, ve dal
fie fi migt wo wohl en
B mig, Omep ſ. Ameife,
Ongeneufig, ogeneußig ſ. ungeneußig.
Onner, onnern ? Unner, unnern.
Ziures aneweg.
Duwed, Onwed Anwett.
Onweß m. (Habamar), Amboß ſ. Auweß.
sh. ge an ae ar —8* Hg je
ler, or, zahlrei iebenen ahd. uihd.
Aue: Sormen ſ. tn meiner Graum. b. 15. — 17. 93
Desese f, Urbede.
Order, Order Chein.), mochricht, framz ordro in
weiterer Bd.
Dreß, uteß, oxleß, oweß, oräßig 8. wt.) über
I und baber überbräffig in Bezug auf Speiſen, auch baier.
. urazata, urazta ‚überfeßt das lat. obesas (bit
After, late); mb. -uretzec {ft fun: oreß. Vol
re
Organge, orange 8), fi) nur, a durchaus
2) wenigſtens. 100 Hat ur als diehe V —
urwad ganz Br —S ganz winzig. Di
p organge wol als urgange (hochd. gäng) m
ftelt dad Wort zum lat. urgere (drängen).
Drgeln crbein.), ei. 0x8 orgeln, dann mit i
Tönen klagen, auch jo bettein, von 1 Rindern gebraucht; ſchreien
von & ‚en gejagt.
— Diles.
PL) End ber Sigenname —
gebraucht für eine etwas einfaͤltige ſon;
vgl. Uttel, E18, Stoffel, Barthel, "
1
Drt (Marienberg), Ader, z. B. ein Ort mit Raztoffen,
Ort nm (it.), Dorf.
then Graubach), Ottchen (Runtel), Y yraß.
— einlich verwandt mit Orts guiden. Beh
ae tüdelden.
Ortögulden (B. wi), % Gulden (15 Kreuzer),
Orze ſ. Urze
Ofchern, (feltener), auſch ern (8.) —— geile
ve Side vol os fteden, judiſchdeutſch: aschar
Bien vit.), ahd. Osjan, mhd. oesen, Ösen, ſchwed.
oesa herwüften. „Ste $| ten eind Nachts den ade zu
Hadamar.* Lehr. $ 120.
Oſpel 64 üſpel (Matienber, ,, Amfel, anhd. am⸗
ſel, auſchei, hamfel, mhd. „ab: aninla, agl.
oale, bei R. anfapel; vgl. Saafpel IN
Ottchen |. Orten.
Biter ſ. Ütter.
ubes ſ. äwes, .
Qules f. Oles.
Dwer (weit), 1) oder;L2) aber (f. d.). „Ob deß
ae Trahm —7— en net; manchem hohn eichs o wer
(dber) ag g’gent ( önnt), wie dem Aanrige Acſeſiſt,
ower (0) ie wot 5 eb. u Firmenich 2, 75. 85.
Owig ſ. obig.
P.
(Begen der unfichern Auelprache iſt au. ® nachzufehen.)
Baarwed m. Athein), Wedart, font Waſſerwed,
gashhen; & ſind / deren immer zwei aneinanber, Daher
Bacem ſ. die „Gebraͤuche? in ber 2. Abthl.
Packelchen m — zunachſt ohne weiteren Bufaß,
ein B. Geſunbheitblaffee (Bigerid), dann dieſer übh., 3. Be.
Haft du ſchon Vaͤckelche in ber Kann? B
Padern, (8.), pabdern, patchern (rein), in.
etwas Bin und her gehen und es fo zertreten; bei Stieler
padden — treten; ahd. fadön, vadon, mhd. pfaden
sehen, als Pf ad betreien
Pahz ſ. Baz und Petz
walne m. (rhein. unterrhein.), Bux, wahrſcheinlich
von der kirchlichen Weihe am Palmjonntag, wo bj. But
jenommen wird. - . BEER
302
Balmentieren — Habamar), verbieten; ed
iſt palmentiert d. i. nicht erlaubt, wahrfcheintich aus "dem
franz. parlementer (fi in Unterhanblung einlafjen) ver
dorben; r parlamantdiren.
Palmweide Heißt in Reichelsheim bie Sahlwelde
Ealix capr..
Rampe, Pampes, Pampch m. (8.), foa. Papqh
und —XX Bei, Sant aher fi
and m., (tl Aut), Haut ül lüffigen örpem,
Schimmel, auf — em, Tät. Ins Pfand. .
Banne (9 ), Biegel, von ber Geftalt?
—— nn —T' in der Sprache ber Kinber ein
* (meift: männliches) FR ehe es getauft iſt; ſ. Rofen:
blaͤttchen.
Pans, Panſe m. (unterrhein.), 1) Wurſt, daher R
machen d. i. Wurſt machen, ohne heſlachter zu Baba
thein. unterrhein.), Didbauch, Wanft, bei Sm. 1, 285.
287 Bank, Pam pß, bei Viehoff der Pens, mhd. panze,
— pancia, ſpan. panza, franz. pance, lat. pantex, ſ. bam⸗
Banzer eißt Hier und da Bei den Jaͤgern bie harte
Haut bes a ſchweines.
Pappch m. (chein.), Mehlbrei, Kleiſter, breiartiger
Roth, von Pappe gebilbet.
Bappel f., Sumpfhahnenfuß (ranunculus ).
Barabele — Bei rer erbel
(wet), Bea
re 2), Air ein. erlittenes kleinet
Unrecht fehr Tärmen, f. palmentiern.
Pärner, Berner m., Pfarrer, mhd. pfernaere, änbb.
pferner, Bbeenet, perner, pharner Gw. 1, 507.528.
558. 2,220. 3, 776, wetterau. Pfarner; in fat HOL Gegen
den bed Weftermalbes Heißt fo der, enangel. Pfarrer, der
tathol. Paftor (f. d.). „Der B. fhläht bir n aagel in de
Kopp“ ſagt ber MWeftermälber zu, feinem unartigen Sind.
Woher kommt biefe auf in andern Theilen bed Landes
gehörte Rebensart?
Partu Crhein.), Barıbn —— durchaus, ohne
Widerrede, franz.
Parzen, pärzen a Mi Barmen, oft
barzjan wüthen, ahd. parzunga u Stv)
Pazen, pazen, pofen, 1) nad dem —
2) (Rönigftein), an fi) locken, 3. ®. Kinder, Hunde. Ju der
erften Bd. in andern Gegenden pefen, bei Friſch peijen,
303
anhd. yaufen, Bein (Dietenbag Glose, 420), Fran
, pesare, jensare; in der zweiten
Karo an Pacem (f. 3 angelehnt. Des lat —e
efriedigen) iſt An gegen € eferlad, Glos. 405),
Balfann, eine8 Segel am affanmaft.
Bajfel m. (8), Menſch. der ſich närrifch ſtelit, Poſſen⸗
reißet, ober wirfli arm an Berftand iſt. Obb. und änhb,
m Botfel, FAR Boffeler ein eringer Xneäit, Hans»
knecht, eringen Arbeiten brauchen laſſen
muß, — an ten gegenfiber verachtet ift,
nd Grimm d. ©. % 26 Fr einer, ber fi) allenthalben
fioßen laͤßt. Diefes Boifel und Baffel find wol ein und
dasjelbe Wort. Bol. boffe
Bafjen (Dil enburg), is paſſend gefallen. „Dos hot
mer om befte gepaßt.“
Baffen |. poffon.
Raftör m., eig. der Hirte (lat. pastor), dann auf dem
Weſterwald Titel des katholiſchen, in Rheinhefien des evan-
gelüihen - Pfarrers. S. Parner.
Bathern ſ. pabern.
Batron, Patrun m. Er (thein.), Kerl, etwas ver⸗
EN fo aud bet Goͤthe; ) Schiffseigenthümer, au
iffspatron.
ICH f. m. (8. wt.), Kothlache, Dre, dann fig.
—3— Ken gatisein un Treten
* "ale dam ea bervorbring 85. mA -übh. darin
en. Das Wort (ſchon mi A
& uutſchland ei Bath une Batſch 8) a
ein Pe zu fein.
Vatsthier n. (Selters), Hirftäfer.
mendatt —R& Paätter, Better m. (wt.), Pate, mhd.
ame. > peter, vater pfetter, —8
— loss. 417. N, daB at: pater
patrinus; nad nen in — polit.
che 3 —ãE — — ſchwerlich ſprachrichtigen Anſicht
nt Beter von beton beten.
Patterich foa. Patſch, aber nur in der eigentlichen
deutung.
Bauic f. Baufd.
unehlare er m. (! 5 Scheltname der Schuhmacher,
tee us vielfach die Lichtnelke (lychnis vic.).
ha Beilern (8. thein.), fehr teuer machen: Der Ader
304
‚Beifen (8. wt.), 1) nichts orben; 2). trinfen. „Ds
hot und Alles, an Klahn mit inbegriffe, for unfer
Orjel was gepiffe.“ Lennig 10. Die 2 Bd iſt von der
Meunbfelung jenommen; bie erfte erklärt ſich aus folgender
teft du pfeifen, aber nicht fagen follen,”
v {r ee as © en Bit du verftanden worben, durch bad
Pfeifen wäre es eſchehen
Peil m. raten Schreibfeber, Bhehn. Leil ſ d;
Peil cher (B.) heißen bie Heinen Kielfedern der jungen Vig
welche nach den ſ. g. Maußfedern Ken Vorſchein Eommen;
u eu von fan. poil, ital. pelo Haar.
et
Belzen (8. rhein.), —S den Pelz (die Haut)
treffen, Kar 3. in weiteren Sinne .
Belzi wi.), 1) unempfindlich, ald wenn ma
auf Pelz fü he bei einer Unempfindlichkeit der äußern Haut
gebrauit, | vorüber ‚gehende krampfhafte Fühlloſigkeit haben;
) (bei Rüben, Bein u. dgl.) fehlerhafte Vorofität der
innern Subftang haben!
Pelzkappe in ber (wt.) Rda.: „mit ber Pelzlappe
geſchoſſen — d. i. nicht recht bei Verſtaud fein, es ſei un
mit ober aus Verftellung, um Andere zu beluftigen x
— Sgeb, Säup, gejöollen.
enetenz,. Benitenz f. (rhein.), peinliche Verlegen
heit, lat. poenitentis, franz. penitence Buße, Strafe. -
Beng, Dialektform für Pfennig, ahd. phanting,
pfentine, aan inhd. 'pfenninc, nic, altj. penning
ig, mittellet, pandingus, wahr |
fe ein ih von — hant, pfant, \
Berbel f. Barabele.
Verch, Verrerih, Petterich ſ. Barid.
Verloband, Verlekett (weft), Perleuſchnur, von
Fraueusperſonen um den Hals getragen, .
Berner f. Bi rner.
Berreri in. (Wallmerod), dünner Schlamm. Dice
Be aut auch das hd: pfärich, pförch, eig.. Berg, |
anz. parc. Umbegu
ee ent tert era ), „Much war er.groß und wohl po
fonizt au einem Sürften. * Lehr. $. 124, von mhd. persöne, |
persona, |
Bertewieren Geilburg), quaͤlen, — Ruhe laſſen,
wahrſcheinlich perturbieren, lat. perturbare verwüften.
Better f Patt. |
Bent. Büp.
305
Bep £. (thein.), eine eingenähete (zufammengepfegte)
Balte, wenn das Kleivungsftüc fonft nicht genau anliegt.
Bepen, pitfchen, pinzen, pinfen, 1) pfetzen
2 tinfen. „Do hawwe mer e Scheppche Wei —E
gepetzt.“ Streff 31. Ahd. phezzen, inhd. pfetzen, anhd.
pfägen, petzen, nah Einigen aus dem ital, pizzicare
piden, zwiden, nach Andern aus mittellat. petia, franz. pidce
Eid, Fetzen. Die 2. Bd, if ein ſtaͤrkerer fg. Ausdruck
für kneip en.
Peuterich, Peuterch m. (S. weſt.), kleine, ſehr dicke
Verſon; 2) Schimpfname für eine ſoiche Perfon, ar
vieleicht zu Putch; vgl. Quatterich. Bei Sch. ift Pit⸗
terich, Pütterich eine Eleine bie, aber auch eine gefräßige
jon.
Begieren (rhein. wt.), etwas Boͤſes thun, Tat. peccare,
franz. p6cher, (jündigen, „Was Hott er denn pegiext?“
Etreff 117.
Pfahl, über den P. roden (unterrhein.), d. 5. un
wittelbar Darauf, nachdem der alte Weinberg ausgehauen if,
Bfahlbfirger (t.), mhb. pfälburgaere, pfälburger,
Ehuger, Bürger, der außerhalb der Stabtmauer (ber bie
tabt einjchließenden Pfähle) wohnt.
Bfeffer (Diez), Latwerg; (xhein.), eine aus Schweinen
Blut, Gewürz 2c. nach dein Schlachten zurecht gemachte Brühe,
Pfeifenblume Heißt in Reichelsheim die Narciſſe
(tare. poet.). j
Pfennig. Von den ältern filbernen Pfennigen
giengen 12 auf einen Eurzen, 30 auf einen langen
Syilling, 240 auf-ein Pfund, fo daß alle, auch bie
größten Summen Silbergeldes bei Pfennigen ober De—
naren (dn,), Schillingen ober Solidi ($.) und
Biunden Cunfer Pfunbzeihen) von. Pfennigen benannt
wurden. Unter den Karolingern und auf ber Münzftätte zu
re bie ins 14. auf der von Regensburg bis ins 11.
Jahrh. der Pfennig Loth an feinem Siüber. Gin Lime
burger Pf. war — 2 Franff. Heller, 12 Limb. Pf. = 1
Sranffırter Schilling.
Pferden ein Schiff, es von Pferden voran ziehen
in. R
Pfingſtblume (Gaub), Name des Arond (arum),
Pfingſtborn fommt in Naſſau und Rheinheffen viel⸗
jach vor: aus ihm Holt die Amme bie neugebornen Kinder,
die anderswo der Storch bringt.
Kehrein: Wörterbud. x
282
amülworf, mülwälf, müwerf, eig. das die Molte (f. mils
men) aufwerfenbe Thier.
Rolterhauf (vlt.), vom Maulwurf aufgeworfener
Gröhanfen. „Die Hofleut ſollen molterhauf ſcharren,, Gw.
4, \
Mommeln f. mummeln.
Mompar, Momper (vlt.), mhd. momper, mumbar,
muntbar, muntber, .muntbor, ahb. muntboro Vorſteher,
Vormund, auch ſpa. unfer Ginnehmer,. Rechner, kommt in
alten Urkunden vor.
Mondſchein nennt der Volkswiß bie beginnende Glatze:
Der. hat Mondicein.
öne f. Mene - \
Monkeln (8.), etwas Trockenes efien, 3: B. Brot,
nad 8. verwanbt mit ital. moncare (zerftüten), Tat. micula
(Krümchen), engl. to munch (freſſen), franz. mächer, m8-
ehonner (fauen); vgl. Minfel, mbd. munke Brei, munkel
(Madlzeit?) und ſchweiz. (St. 2, 220) münggelen wohl
behaglich und ſchnel kauen.
Moppel m. (Hadamar), Band, woran Weibsperſouen
ihr Kreuzchen am Halje tragen.
Moppel, Moppes m. (thein.), Fleined dickes Kind,
dann Kofes und auch Schimpfwort; ich will bir was moppeln,
KRönigftein, rhein.),- e8 bleiben laſſen. Diefe Wörter ſcheinen
vom .nd. Hundenamen Mops übertragen, der obd. (baier.)
Moppel.beißt (Sm, 2,.605). a
een tagen a
orchel f. (S.), fig. von bem wamm gleichen
Namens, cab. morhi Den mb. Pen EN
eine Dice, fette, aufgeſchwemmte (rhein. auch etwas unzüchtige)
Weiböpetjon. B - 2m J
Mord ſteht haͤufig zur Verſtaͤrkung vor andern Woͤrtern:
Fehhtert, Morbjuds u.a Vgl. Gotts, Huuds,
eids. ee
_ Mörberlid ficht wie Mord oft bloß verftärkend.
Se eile ja merbeslid.“ Daitericd 76. „Der Brief 18
* merberlich feſt zubitſchiert.“ Streff 8: i ö
Morgel (8. jeltenn,. oa. Märgel .
Morinzigelan, mourinzigelan (Rennerod), b. i.
muttereingigallein, f. mutterjelig.
Morkeluff „Rarttuff: .
Mormel |. Märbel. .
Morn, marn (B.), morgen, am folgenden. Tag, mhd.
morgen, morne, morn; bgl. moufemarfe,
29
Morf (8, xl ei D)_mürrifd, böfe,
morosus; 2) Ins an Dir A Top, Men
mors und mürs, holl. mors, nd. murs; vgl. abi ahd.
mhd. mure, lat. mareidus.
Morwelkein fe Märbel
wilat Mala,
Moß f. maß.
Moplimcen f. Mageliebchen
Moftern 1) (chein. unterrhein.); Weinbeeren mit d
Mofterkolben, Moftfolben zu Roft ve 2) 8)
Sauerkraut beim Einmachen einftampfen; inhd.
zu Moft machen. .
Moftert, Mufte m. (Raftätten), Senf, ſchd. Moft-
ri, —3 nd. Muftert, hol, mosterd, franz. mou-
tarde, mhd. musthart, mostert.
Mottm. (Cauby, Nebel, holl. mist.
Mötterf. Mütter.
Fi: oteregen (unterrhein.), feiner dichter Regen, Nebel
M} —X (Herborn), ſich tn warme Kleider Motzen
34 A mutfchelin (f. d.).
oßen, Möttih, Muhen, Müpen, Mägchen,
Vstfch (wt.), Frauenwamms in verfdhiedener —88— hu
Stieler der Mopen, Baier. Mutz, Mugen (Sm; 2, 664)
am gen 8. we), mißlauniß ddrießlich feh
open wt.), mißlaun ver! ein, bſ.
vie einer mr Davon Hige Mußz, et
ogtonf, Mottekopf, mogig. „Amwer alleweil fi vg
er glei ihre Mottekopp uf un brotze.“ Streff
Yan, iſt —— mopeln, mögeln zögern, laugjam,
träge fein (Sm. 2, 664).
Mouteftill'f. murzeßilt
Mous |. Mus. “
BR ee Mätge, füneiife Westoenfon;
sufoules unflätige, ſchweiniſche Wei om;
holl. die mors,' franz. ber Mit, Küche Be WMuſch.
fon Mousr ren zb: müezen:.' duch Sram,
dm 3 Rennerob), , eine ber _
ſondere q Eis ee 2 wur, werten er
ü PN ub),_ das Gegenteil von Ind bet Brot,
ee m. (8) auf, Bla (. Mögen), wahrfchein:
um. Ir D
lich an das Mu, Muh bed Riubviehes angeleimt,
284
Much ſ. Bad.
Mug £ (8. mt.), 2 Mutterſchwein, mhd. mocke, bei
Gw. 1,:639 .moite, bei Diefenbach Gloss. 521 mud,
mude, mode; 2) unflätige, ſchweiniſche Weibsperfon; 3)
Schotenzwetſche Davon Muderei, Gemuck Schweinerei
Mude f., gerne im PL. Muden (8.), unfreundlice
und binterhältige Geimtich zum Hervorbrechen gehaltıne),
tüdifche und Häufig eigenfinnige Laune; davon Mudes heim:
tüdiſcher Menſch (Rheingau); |. muden.
Mudel, Model f.(Köntaftein), 1) Schwein, |. Mud;
2) Eleine wohlgenährte Weibsperfon, Kind; mudelig f.
madelig. ” “
Muder.(thein. weft.), Durch MWundftelung und fonftige
Zeichen dem Andern die Karten verrathen; baier. muden,
mudezen, mudßen (Sm. 2, 549) leife, verftohlene Be
wegungen madyen, ‚ober Laute von ſich geben, aus Furcht,
arlanc, Site, Bf. aber aus Ärger und Verbrichliczkeit;
dgl. Mauck. .
Muden, muckſen (8. wt..), ſich regen, einen ſchwachen
Laut von fi geben, ahd. —e— ſchd. „Mein
Maad un Knecht die hun ſich net gemudt.” Lennig 44.
Mudenarie m. (8.), Wirbelwind, auch Sauarſch;
u
vgl. .
Muddeln, mutteln (rhein. unterrhein. wet.), aufs
ruͤtteln, bſ. den Bodenſatz in einer Fluͤſſigkeit und fo bie
Flüffigkeit: trüb machen (jonft milmern); ber Mudbel,
muddelig, engl muddle, hof, modden, |. Mut.
Wuellfehe (ölt.), mbd. mülvihe d.t. Mühlenvieh.
gptueltfebe ift eynes apts vnd eynes fauts gemehn.“ Gw.
Muff, Muffert, Möffert, Mufffadm. (8. wt.),
mürriſcher, verdrießlicher Menſch, der immer das Maul
bangen läßt und Audete bei jeber Gelegenheit anfährt;
muffig, muffen. Sm. 2, 554 bat in gleicher Bd. ber
Muff, Muffer, Muffti, Die Muffel; ähnlich fehweii
und fehle. Schon fpätermhd. bei Murner, Brant ber mul
mupf bie Verziehung des Munde, durch Die man einen
Andern zu beleidigen Beabfiäigt; muffen, mupfen ben Mund
fpattenb verziehen; mhd. gemüfle Maulhängeret, muͤrriſches
n. . ”
müffgen n. (8.), Eurze, 4 Finger breite Handſchuhe,
welche nur das Gelenk an den Händen bebeden unb von
den Mannsperſonen getragen werden, das Diminutio vom
285
fd. Muff, nd. die Muffe, Hol. mof und.moflel, anhd.
Wuffel um Muffer, aus franz. moufe —
Muffel m. (8. wi.), Mundvoll, ſchon mhd. mumpfel
aus munffol, muntvol; muffeln 1) mit vollen Baden
fan; 2) von der trodnen. Speife (Brot 2c.) im Sad ein
Stüdchen Speife nad) dem andern. abbrechen und efien.
Mäffzen, mipſen, möpfen (8 wt.), nach Schimmel.
dber Moder riechen oder jhmeden, bj. anfangen fo zu riechen,
wie verborbened dleiſch, holl. muñen, ſchleſ. und bei Stieler
mäüffen, baier. muffen, muffezen (Sm. 2, 554), weite
verbreitet, auch in bie roman. Sprachen: übergegangen, von
Muff ESchinimel). Bu .
Muhhammel, Muhhammelhen (rhein.), Stüd
Rindvieh,- mehr in der Kinderſprache, nah dem Naturlauf.
Muhkalb n. 1) (we), gefpenftiges Weſen, um bie
Linder zu ſchreden; 2) Crhein. nuterrhein.), Schimpfwort auf
einen-plumpen und dummen Menfchen; 3) (often), Buchts
fer; 4) Braubad), Kapfel der Herbftzeitlofe: .
Muhl heißt in Heidesheim die. Frucht, bie anderswo
blutterig . d.) genannt wird: Das Wort iſt gedehntes
malt, molt, mill. mit etwas abweichender Bd.
Mupl, Moul f. (8. rhein.s, Badtrog, hd. Mulde
(bied- jedoch in weiterer Bd.), ehe. mulhtra, muoltrs, :mul-
tere, möb- muolter, ‚mulde, .molde, baier. Mueltern, aus
Iat. muletra. —
Mühlengar (vlt.), für die Mühle fertig. Nach dem
Grenzyanfer Weistyum muſſen die Lehensleute Jährlich Frucht
gen „mühlengar und mardjhön.“ Gw. 3, 745, j
Wulbe f. Molbe: - “
Müll, Milln (unterrhein.), Heingefölagenes Schiefer⸗
geſtein, Gemäll; ahd. gamulli, mhd. gemülle das durch Ze ·
teiben Entſtandene; müllen ahd. mulian, mullan, mhd.
müllen ; vgl. mill, milmen. - .
Mummelkutſch (Schwalbach), Miftkäfer: .
Mummeln, mommeln (S. wt.), heimlich reden mit
fd) oder Andern, auf heimliche Weiſe ein Gerücht verbreiten;
mommlidh, mommerlih. „Was ſich mummelt, deiweli
Bw ein aeiömenhes Sprichwort .(Königftein) „|. hexen.
8 Wort, bei Luther mummeln, nd. mummeln, hol,
mommelen, altn. mumla, ſchwed. mymla, din. manale, iſt
allmaͤhlich auch ſchd. geworben, . “ u "
Munde, Mondsf.(S. we), Kuß; mundfen füflen;
mundferig küßluſtig; famei, Mündihi, Mundfi, von
Mund.gebildet, wie lat. osculum. von os, .
„meine
266
Munkeln (8. wt), heimlich von einer Sache fpredien,
imbp. munfen, munfeln, ball, monckelen, iſt allmaͤhlich
fh. gewi
. Zr Nebenform von Mautch, ſ. d. I
Mür (Marienberg), Dialektform für mürbe, ab;
muruwi, ‘murwi, ne mür, erwachſen aus. obb.
‚mar, imär'($m. 2, 600), nd: mör,.ahb. mmaro (Ben. ma.
rewes), bb. mer (Ben. marwes).
. Muxeſtill, murxeſtill, murremausßilt, mure⸗
mansftill, ‚moursftfll (pom Rhein his auf ben Weſter ·
wald), d. h. mntterfilt, fehr il; f. mutterfelig.
Murlen Gunterspein. > das Brot in Städe (Murten
fönelben; vgl. murrkfen.:
. Murkjen (Wiesbaben), ‚fort udn, ‚tobtfählagen, föle.
ab murkſen, ermurkfen, nd. murken, murkfei töhten,
abſchlachten, nad) W. verwandt mit murzen, mußen, lat .
mutiläre, ital, mozzare Efehneiben, ‚verffümmeln); "|. mark
ſen. Bel: auch mittellat.morsellus,: min. mursel, aitten
moreoi Biffen Stchen.
Mus, Mous — 1) Felbkrant;- ali gappes
— — 2) dae Brei, me ar yrib aus Pflanzen
* E03 — PR —
„ Ü h ’
— BIER
mhd. 6, mouche Ra wusoa.
“ Du m. (Wehen), Moos, abd. mihb. inẽe, fat. mmusche‘ .
Mouf wi amorbentliche, bſ. in
Sister a — — rg .
- fon mihd. muggengun, mutzensun — Muſche,
- Mutfcherift Ichlef., baler ſawed. ſchwen Kuh; f
Muti ig antefeptt — — Kr 2 a) Baier. ,
irne (Sim. Maͤdchen und ge’ .
meine Dirne. Das. Ey) [(% eutlehut gi ſpan. moza M:
’ — For Iat. müstüs jung, neu, friſch: vol. Murſch
I unfel-- :
; ufät, —X m. . @önigftein), moibentiicher
J then 1)’ crhein ), ben "Hintern Ieden: Du *
mich muſchein; 2) — rien; 3» Herborn mu
. (einander dit im: — t den
sen t —2 J * ——— Bereit | ”
ahb. mio. muos,, darum , \
207
Mufetjen (vft.). „Die Unterwamms waren bebafft
alt Stüden von Banker, das nannte man Museifen.” Lehr.
$ 47.;wihb: müsisen, 'müsenier eiſerne Bekleihung ber Arm
uiusteln, von’ mb. müs "Muskel; bſ. Armmuskel. J
Muſikanten haben (Habamar, rhein.), bie Brite
haben, vom fortnäßrenten Kragen, fo genangt.
Muſte f. Moftert:
MuthHaben es Crhein‘), etwas Benbfläjfigen, Pr
woden. „na Haf-bu Muth? Cr at es. Mut, das Ele
w gewinien.“ ’
Muth, Muttih- (I), Mode, Schimmel, natchig,
dice ſchd. und nb:- ubbe, bavon mybbig, :ngl, -
hol, .mogder, .engl..mud. Mober ,. Schlanm, |. mudbeln; - un
\ Pr — Gewãche in idſteheden Wafler; 9) fon”
et 6.68) J; Rodauf Hr Rindvieß; dann die Muͤtſch
Mutfchel Kuh; Mutſcheiche Kälhchen a Baler,- .
liehlofend Motſchen, el Em; 2 658) Kalb ,
in Augeburg Mutſchel Kub; f. M Bu
atf&har, ;mhb: muotschar, dor, eng nach
maßung, kommi in alten Urkunden vor.- b
- Mütfhelge Be). gen bes, weiten.
—2 2) Kälbchen f.
Mutieln, 1) fteiheln, baler. mudeln reicheln - "
fin. .2, 653); ſchief mupen: tänbeln, fpielen, j. mahrelen; - =
) hein.); heimlich tHun; 2 (Chein.) eimwideln, lieber eins .
mutſch eᷣ 8 ſ. mozeln; Genutſchel Geheimthuerel. in
Mutfhen, mouſchen eh bie Haare in Un.
or bringen.
— Wiueſch
“Päkter Düötter. Hit hen. unteren) de
tier ter t Crhein. in.) der en
der Obrigeit Heftellte End meer. Ab, Shi, mut, mbß.
imutte, mätfe,' mütt, mt, Tat. modius "Ciheffsl; mihb. salz-
mättaere Salzmefter; a aueh den. Scheffel mit bem-
— Getreibe au
. 5 Mutterhlume, Ar * Wiethendt x Nofätten di
tole.
Muttern fich (cfein.), der “Mutter” nachſchiagen, ichon
bei Stieler muttern, mätterh; vgl. patern. =" Bu
‚Butterfelig, mutterallein, -mutterfeelallein; !
mutterfeltgaltetn (wt.), muttergotiöfeligalfein.
Bhftein; Hadamar}; d. i. ganz allein· Wventinns hat mut:
terattein, ‚ nadetb und mutterhtoß,. mhd. wuoterbiez
° für ſpa
288.
d. i. gan bloß. Mhd. kommen noch dor muotereine
gen allein). und muoternacket (ganz nadt); leteres Wort
ft im 16. — 17. Ih. ſehr gebraͤuchlich; f. and murreſtill.
Sm. 2, 658 bat: „Kain Muttermenſch, kaine Mutter-
feet“ "d. 1. nicht Ein Menfh, nicht Gine Seele; „Unter
Schnee auf deni mutterjeligen Boden liegen“ db: i. auf
- bem bloßen, .nadten Boden. St. 2, 227 hat mutterfeel»
alley, mutterjeligalley, mutterfgelignädig; 8.
hat mutterjelig aufgenommen, ich habe dad Wort no
nicht gehört. in Rennerod fagt man morinzigaflein
(fd. - In. allen diefen Wörtern dient Mutter, Gotts
und: Seele bloß zur Verftärkung, wie Gotts, Mord,
Neids, Sinn, Hunde. Selig, feelig if hier aus
Seele gebildet, nicht das ſonſt gebräuchliche Abf. felig,
das nicht zu Seele gehört. Die Grflärung, „von Allen
verlaſſen, felbft von der "Mutter, der Mutterſele“, bie ich
früher. mit Grimm u. A. angenommen, ſcheint mir heute
nicht mehr annchmbar. . j on
- Mugf. Munde. DE
Mugen, Tuben Mügchen, ..Mopen.
, Müßern (olt.),-abfepneiden, wol beſonders verziesen.
‚Die junge Männer. trugen furke leider, die waren abges
fGnitten auff den Lenden und mer und gefalten mit
=. engen Atmen.“ Lchr, $: 36. Mhd, mytzen abftumpfen, abs .
ſchneiden. S. flügerm und aufmugen. - .
TE
Ng, Dialekiform für genau, im Rheingau meift nur
bon —e Hören gebraucht, auf dem Weſterwald auch
am, „pünktlich, mihd. genouwe, agſ. hneav jparfam;
mittelnpl. nauwe, hofl. naauw eng: - *
Naber m. (8:), Näwer (weft.», Nagelbohrer, öfterr.
oberpfaͤlz. Naber, baier: Näber, Neber, Neiber, Nä-
biger, Näbinger, Nepper, Nägbor, Näuger, Neir
er, Reuger (Sm. 2, 669. 686.), jhweiz. Ragwar,
Ktgmer, Winsn Rälmer, Riner BR ge ab.
nabagẽr, nabuger, nabiger, nabeg£r, riagewer, agſ. nafegär,
Fr — nebegör, äuhd. neber, nd, or
negbor, nagber, nägwer, napper, neper, nepper,
. ohren pieß (ger) für die Nabe d. 5. zum Bohren
jelben. .: 0.00. en -
.. Nahbalgen (wt.) auf das, was gefagt wirb, etwas
fagen, ‚dad Iegte Wort haben, ſ. balgen.
\ 289
Naher, fva. nad in Bezeichnung der Richtung.
einen mit Namen angegebenen Drt, ift obd., (auch gl
bei Saite), findet ſich aber öfter8 in einem ungedrudten
Oberlahnfeiner Gre ängniß von 1638, j
Nachheuern, nachhauern (9.), das Jahr vor bem
verfloffenen, |. hauern. Dr
ädler m., Kleinfebiffer; der nur einen Nach en hat
Rachſprecher ſ. Hinterſprecher.
Nahfopf, NRohſtopp, m. (cheiu. unterrhein.), eig.
ein Menſch, der gleichſam nach geſt oxft werben ſeil, .
wenn er nachträglih zu einer Ge eu aft eingeladen wird.
„Ich will den N. nicht machen“, ich bleibe weg.
Rächt, nähte, nächten, nähtend, nädent,
neicht, neichtend -(wefl.), geſtern Abend; ohnignächt,
ah nignaächt vorgeftern Abend. Mhd. nehten, nehtent,
abverbialer Dativ Plur. von naht bezeichnet Die vergangene
Nacht, aber auch den dieſer Nacht vorangehenden Abend,
ja jogar Tag. I. Pape Hat in feinem —S von Speed
(1857) nädten wieder eingeführt.
Rachwoch (hein. unterrhein.), der zweite Theil der
Nad m. ift (unterrhein.) der Name verfehiedener Felſen:
Hinternad, Rabennad, Wolfsnad u. a. Das ah.
hnac, mhd. nac bb. Naden, aber auch Höhe, Spipe.
Nadarjc Crhein. wi), Nadelarihche, Nadärs
ſchel he (wi), Nädesche (Montabaur), heißt bie Herbfts
seitlofe (colchicum autumnale), weil fie ohne grüng Blätter,
aljo nadt hervorſproßt.
Nadig, purlarfhnadig (rhein.), purlnadig,
pullnadig (chein, Wehen, Jpftein), nadt, ganz nadt, nadt
sum Pudeln; mhb. nacket, nsckent, ahd. nahlhut, nachot,
nakot; goth. nagaths.
Nabe f. Narte. —
Nägelchesblume, Naͤlchesblume (chein. unters
thein.), Flieder (syringa vulgaris),
NAEH, Nähe f,, platted Fahrzeug auf dem Waſſer;
ahd. näwa, mhb. n&we, änhd. Naue, altn., ſanſkrit. neu,
grieh. naus (vavg), lat. navis, übh. Schiff.
Räpen &.), fleiſchlich beſchlafen, auch vernähen.
Nähkelu, nehkeln, nehikeln, übh. ſich zu etwas
hinneigen; daher 1) allmaͤhlich zu Ende gehen; 2) (Hadamar,
Kunkel, Idſtein), Zuneigung zu Jemanden haben, ihm ſchmei⸗
SHeln; eine Bildung aus neigen, goth. hncivan, ahb. hüt-
kan, altj. hnigan, mhb. nigen neigen und ſich neigend Chr»
KRehrein: Wörterbuch. 1.
290
furcht bezeigen). Das Wort pet zuweilen — auch
unperjönlih: es naͤhkelt nicht d. i. gefällt nicht, wedt kein
Zutrauen.
Naͤhlich, nehlich (Caub), ſchwach: „es iſt mir nähe
ld.“ Vgi. benache.
Rahme f. (olt.), mhb. name, Wegnahme, Beraubung,
das Wengenommene, oͤfters in Lehr.
Nahr, Nahre f. (8.), Narbe, ahd. narwa, mhd. narwe,
“nare, nar, ähnd. narwe, narbe, narb, narre, nare,
ee Gloss. 117).
ahrhellig, Are (Köntgftein), fparfam um
gehend, verborben aus nahrlid
Rahriich nahlich (8.), Taum, fnapp, z. B. ich
mid, fo naßrlich auf den Stuhl ıfaft auf den inberfen Ran — —
ich erinnere mi fo nahrlich (kaum) des Din .
nährlich, ne I um), ſchon mhd. nerli rn
eig. fih Faum, knapp nährend; agf. nearo, nearva, engl.
narrow enge, Inapp. Auch Bürger fagt (Lenardo und
Blandine): „Und hatt’ es vernommen, und hatt’ e8 gejehn,
Was nährlid drei Schritte weit von ihm gefchehn.“
Naͤhts n. Cunterrhein. 2 Zwirn zum Nähen, auch el»
Kai und prä,
äiden ( (Satz 2. Wall merodd, „Die Kou hot ſchuns
ſtaͤrk genaͤidat“ d. i. bie äußern Zeichen der nahen Be
burt haben N eingeftellt. St. 2, 230 hat nähig dem Ge
bären nahe. Bon nahe gibt ®8 ein Subft. ahb. nähida,
mb. naehede, Baier. Nahed, Nahd, aͤnhd. Rähend
und ein Adj. und Adv. nahet, näßent. Vielleicht laͤßt
fi an eine Verbalbilbung nähden, näiden denken.
Nailmage m. (olt.), mb. nagelmäc, mütterlicher
Verwandter im 7. Grabe, oft übh. Verwandter. Gw. 1,542.
©. Magſchaft.
Nal m., Dialektform für Nagel, ahd. nagal, agf. n.
mhd. nagel, "ann nayl, ae, nale, engl. nail. L
Flel EL, Wal und |.
angeln —E tie tabeln; ſchweiz. näg:
elen eig. fingern, bann Bei Fleinlihen Din, ngen mit zuvlel
Senauigrt zu Werke gehen (St. 2, 229. 2381.
Narren heißen in Dotzheim und anberwärts bie Bod:
ſchuten. 8m. 2, 702 hat Narr mißwachſenes, unbraude
bares organifches "Bebilde, 3.8. an Kohlpflanzen, Zwetſchen,
Schlehen, offenbar das ſchd. Narr in etwas veränderter Bd,
Narrethet f. (thein.), Narrenpofle, fchd. (Göthe
u. 9) Narrentheidung, aänhd. Narrentheibing,
Narrenthey, Narrethey, Narrethei, Narredei.
291
Narrig (rhein., felten weft.), naͤrriſch, mid. nameht;
Barnde führt mhd. narree an, aber ohne Beleg, —
aus narrekeit d. {. narrec-heit zu entnehmen. „In dem Loı
bot fo & klaner Hansworſcht wie narrig erumgetonzt."
Firmenich 2, 78,
Narte, Narbe m. (Frankfurt und in der Nähe), Nade
(Ooͤchſt, Köntgftein), Arbe (xhein.), Ade (Rüdesheim), lange
rundes mulbenartiges' hölzernes Gefäß ber Mebger, worin
fie Fleiſch, Wurft 2c. forttragen; am Mittelrhein findet man
aud) Heinere für die Butter; im Elſaß Narbe, Närbel,
änhd. bei E. Alberus (1540) der nart, mhd. narte (Ure
kunde von 1358), ahb. narto. Wie hier das anlautende n
abgefallen ift (Arde, Abe, fo ift eö bei Naft angetreten,
f oben ©. 22, Nr. 162. .
Nafe, in den (wt.) Rda.: ber Nafe nad) gehen; einem
über die Naſe fahren (bie ihm qebüßrenbe Achtung nicht ber
obachten); es hat mich in die Naſe gebiffen (geärgert); es
kit mir in die Naſe (gefällt mir fehr).
Näfeln (chein.), kleinlich, verdrießlich tadeln, wie Die
Rafe rümpfen, ſpaͤterahd. neselen.
Nafenftüber m. (rhein.), was ſchd. Naſenſchneller,
Säneller mit dem Mittelfinger wider bie Nafe.
Naßarſch, Naßaſchelche (S.), Baunkönig. Wenn
er pfeift, gibt e8 gewöhnlich Regen, He fein Name.
Ratfauer nennt man in Rheinhefjen oft den von Naſſau
berübertommenben Regen; banıı in Gießen und in Naffau
ſelbſt übh. fcherzweife jeben Negen.
Naft m. (wt.), Aft, in Büchern bes 16.— 17. Ih.
ſcht gebräuchlich, auch baieriſch, vgl. Narte.
Natäuerlid (S. weft), beweglich, rührend, 3. B. er
pet bie Drgel gar natäuerlih; vgl. in däu erlich, bes
uerlich.
— (nuff), naus, nunter (nunner), nüber
(auwwer) find wt. für hinauf u. ſ. w. ſchon änhd. nauß
u. ſ. w., ſ. m. Gramm. des 15.— 17. Ih. 2. 8. 267.
Raupe, Naupen, Noppe, Noppen, Nuppe,
Ruppen, Pi. (8. wi.), eigenfinnge Gemuthswunderlichkeit,
böfe Laune, Fauſchheit, fyn. mit Mude (ſ. d.), auch Baier.,
wetterau. „Des bot ſei bolitiſche Naube.“ Datterid 22.
„Ar hot noch viele Naube.“ Lennig 72, Bol. neipeln.
Raus}. nauf.
Nautf. aut.
Näwer ſ. Naber.
292
Nebeln EM fein regnen (mie Rebel), fo auf
anderwärts, auch nibeln, ſchon mhd.nibeln, ahd. nibuljan.
Nebcw)er, neb(w)ig Crhein.), neben, neber ift
feltner und da meift vor Dfalen; vgl, hinntg. Es lie
mir alled neber (nebig) einander, D. 9 es iſt mir ganz gleich,
franz. cela m’est
Nedjen (rhein. ), neden, auch baier. (Sm. 2, 676) und
wetterau. „Daß fe ſchun een En worn mit em.” Liebe mit
Hinderniffen, Darmftabt 185°
Ned (Gaub), fva. nied.
Neeren ($.), nirgends, ſchon bei ©. Mänfer: „Die
niere zuo (nirgenb zu etwas) nüß ſeind.“ Andere aͤnhd.
- Formen f. in meiner Gramm. d. 15.— 17. 35. 2, & 271.
Nehkeln f. nähfeln.
Neicht, neichtend f. nächt.
Neids fteht zur Verftärkung vor andern Wörtern, 3.8.
neibstalt; vgl. Gotts, Mord, Mutter, Sinn,
En ibfad (xhein.), fehr neidifcher — nidhart.
Neidſcheerig, netbjchierig (chein. weft.), jeltmer neis
[ats a, neugierig, „Deßwehe fein alch neid⸗
chierig.“ Firmenich 2, 76. Das Wort lautet ſchleſ. neus
ſchierig, köln. —— neſchterig, ditmarſ.
nieſcherig, danzig. niuüͤſchirig „weſtfäl. nys gyrich,
holl. nieuwsgierig, Den. nysgjerrig. Nach den legten Formen
zu urtheilen, ift da8 Wort fo viel als neueö-dlerig,
neues: terig. So erklärt Andreſen.
Neime, neimes, ndime, ndimes weht), niemand,
f. imes.
NReipeln (S.), von Menſchen und Xhieren, herumgehen
und fie bald da bald dort berühren, um ihnen artig zu ihum,
ober auch dieſelben gelinde zwiden, Fneipen, es jei nun aus
wirklicher Lıebe oder aus Nederei. Neipeler, neipelich.
Sm. 2, 684 hat niffer, nifflen, nifften reiben, wegen,
St. 2, "238 niffen, niffelen ftechen, toßen, 3.8: mit ben
Hömern des Kindviche, fonft ſchweiz. nopfen, noppen,
nd. noppen, nubben ftoßen, welche Wörter wahrſcheinlich
mit neipeln jufammenhängen.
Neift, neuft, niſcht (S. weſt.), nichts, ahd. niwihtes,
mb. niehtes, nihtes; im Öberelberter Weisthum v. 1507
Gw. 1, 609 nuift, im Xheutonifta v. 1475 nuyft, holl.
Diets,
Mengern (Ufingen), unverſtaͤndlich durch bie Naſe
ſprechen; Nengerer, nengerig.
293
Neppen Marienberg) nippen (Habamar), 1) beja-
hend zuwinten, zuniden; D) neppen, nippen, nepfen
uiden beim Schlafe im Sipen, neppen bei Sch, Sm. 2,
699 Hat naupen, gnaupen Bewegungen machen wie ein
Hinfenber; mit dem Kopf gnaupen, ben Kopf finken laſſen,
niden; fo ſchon mhd. nüben.
Neppen ei 2 niffen (unterchein.), Kleinigkeiten
entwenden, ftehlen, juͤdiſchdeutſch?
Neſfel m. Can. , Menge, beinahe fa. Kluft, jedoch
mehr von Heinen © Kleidungsftüden, 3. B. ein N,
Strümpfe, aber auch ein NS. Kinder; vieleicht fatt Neftel
Riemen, Band, dann ein Riemen vol?
Nefthutie, Metäuti, Nefidutch (Hoͤchſt, König:
ſtein) Reftquad (ehein. Neſtquatch Iſtein), —*
üngfte im Neſt hockende Vöglein. Zur Erklärung ſ. bi
zweiten Wörter. Eine Reihe anderer Ausbrüde aus den
gutigen Mundarten gibt Grimm Geſch. d. d. Spr. 1. A.
Nenjahr, Neujährhen {nt} Al das Neufährss
geſchenk, es mag beftehen, worin es will
Neuländer heiben Cunterchein.) die Auswanderer,
die in ein „neu Land“ ziehen.
Neunmaloos Hört man hier und da am Rhein im
Scherz und Ernſt als Rertärtung von Aas.
Neüpenning f. Ipenning
Neurath m. crhein.), bie Eee Frucht, Bf. das erfte
Gemüfe im Jahr, mhd. niurät,
Newer, newig f. weber.
Rihtenup m. (8. wt.), 1) Menfch, den man zu Feiner
Sache gebrauchen Tann, weil er nicht will ober nicht Kann;
2) ein Kate kränkelnder Menſch; ſchon 1482 der Night:
nuß, wetterau. der Nautnog.
Nidel m. (8. u 2) humpfe, ſchlockriges Meſſer;
a8. wt.), — eibsbilb, in- Diefer Wo. fhon bei
tieler, ee Übertragung von Nidel — kleines
Pferd im eſoten arauf, daß reiten auch die Stute,
Kuh beſpringen iſt.
Riten rhein.) im Sitzen ein Schlaͤfchen machen mit
nidendem Kopfe; einer nidenben Bewegung des Kopfes
grüßen, Fi zu etwas ermuntern.
Kied |. niet.
—E (Herborn), niederruͤcken (weft),
iuen, bei Sch. neererecken, verdorben aus itrüs
gen (. b.).
294
Niederkleid (vlt.), Unterfleid, Unterhofe. Lohr. $.21.
Niederlaß m., ein Theil des weſt. Daches, der auf
der Wetterfeite faft bis zur Erde herabreicht.
Niederträhtig (S.), herablaſſend, indlich und
geſpraͤchig gegen jedermann, in dieſer edlen Bd. noch hier
und da in Deutſchland.
Niedlich |. nöthlich.
Niedwendig, nydwendig (olt.), unterhalb, mhd.
nidewendee.
Niet ſteht in der 1., ungern in ber 2. Ausg. der
Lehr. $. 86: „Die Herren verlohren Ihn zumahl niet.”
Die Volksſprache am Rhein und Taunus gebraucht zuweilen
noch nied, niet, ſ. nöthlich.
len inet, gi f, Dialettform für Lili
ilje, al, Ninjal, Dialektform ilie,
Linie, Lineal |. ©. 20, de
Nilles, Nölles m., 1) (Wallmerod) Nabel; 2) fteifer
umbeholfener Menſch; Baier. Nollen kurzer dicker Menſch
im. 2, 689).
Nimme, nimmes, nimmeft, nommes, nommets,
nummes (S. weſt.), nur, bater., ſchweiz. nume (Sm, 2,
694. St. 2, 245), bei Geiler numen, bei S. Münfter
nummen, aus ahd. niuwan, mhd. muwen, änhd. nun
(erſchieden von unferm nun, ſ. n0), das auch in der Bd.
nu 1 gorfommt. ©. meine Gramm. d. 15. — 17. 35. 2,
Nippen f. neppen.
Rift f. neift.
Niftelig (unterrhein. Schwalbach, Nafjau), unruhig,
unzufrieden, empfindlich, |. Nißkopf.
Nipkopf m. (S.), empfindlicher Menſch, eig. Kopf mit
Rfen in den Haaren. Sm, \ 708 hat nißi voller Niffe
und (nürnberg.) bänbeljühtig; St. 2, 239 niferi mũr⸗
riſch; gehört zu Niß, ahd. mhd. niz, agſ. hnitu, alt. nyt,
nit, mittelnd. nete, holl. neet Lausei; griech. konis, Gen.
konidos (xovıg, xovıdog), ruf. poln. gnida, böhm. hnida,
ift mit Nuß nicht verwandt. ,
NRiglich (rhein. Schwalbach), niedlich, engl. nicely.
— J Fe 3 ”
Niz (wt.), für nichts.
No, Dialektjorm für nun, goth. nu, ahd. nd, nüwa,
mbb. nd, nuo, nuwe, nuon, Aubd, nue, noe, agſ. md, engl.
now, hol. nu.
295
Rober (8.), Robbercweh.), Nohber(rhein.), Dia-
lektform für Nachbar, änhd.nahbur, nahbaur, nad»
ber, nachwer, nochwere, nabere, nawere (Diefen-
bad; Gloss. 618), inhd. nächgebür d. i. ber nahe Mits
bewohner.
Rodeln Crhein.), niden, bater. nadeln, nodeln.
nn f. ferfeln.
Nohrhellig |. nahrhellig.
Nöime, ndimes f. neime
Nommes, nommets |. nimme,
Ronnenfarzen, Ronnenfärzen Heißen zu Herborn
die wilden Stachelbeeren; am Rhein ein ser Badwerk,
aͤhnlich den Kugelbopfen (f. d.), das die Nonnen gut zu
bereiten mußten, Baier, Nunnenfürzlein (Sm. 2, 699).
Rörr (weft. unterrhein.), Rorx Cam nörd!. Taunus) f.,
unfruchtbare, bſ. nafje Stelle in einem Ader, auch Benennung
von Gemarkungstheilen, bſ. ſolchen, Die etwas niebrig Liegen
und barum naß waren oder noch find. Das griech. naros
(vapos), neros (ngog) naß, flüffig, fanffrit. nära, nira
ven laſſen ein goth. ſtarkes Verbum nafran, ahd. nöran
(Hüffig oder naß fein) vermuthen. In Erbach A. Marienberg
ſell nörxiger Boben fon. felfiger Boden fein, ber aber wol
zugleich naß iſt, wie er ſich auf dem Weſterwald oft findet,
Rorz |. nurenz.
Nöfheln, vom Geraͤuſch ſiedender fettiger Sachen
gebraucht, wol zum folgenden Wort gehörig.
NRöffeln, nifteln (8), 1) ein Neft bauen; 2) fig.)
berummühlen, herumſuchen, ais wollte man ein Neft bauen,
Baier. in biejer Bd. nueften, nuefteln, nufeln, nur
ſchein (Sm. 2, 711. 712. 714.). .
Rofjer, Notz er lvlt.), Stüd Vieh, eig. Nutz vieh,
diene es zum Fahren oder Reiten ober zu andern Zwecken,
fpäter bſ. Kleinvieh (Sm. 2, 710. St. 2, 243), mhd. ah.
nö3, agf_neat, alin. naut, wird Gw. 1, 524.525 erwähnt:
‚Der (Wagen) man ye eynen mit fier nogern gefaren mag;
der man ye einen mit'vier nofjern gefuren moge.“
Rofern (eimbuzg, often, rhein. unterrhein.), beten,
unb zwar meift den Rojenfranz (pater noster), weil bei jedem
* ein Paternoſter (Vaterunſer) gebetet wird; vgl.
nüſt ern.
Nothbete, Nodbede, mhd. nöotbeto, Zwangsabgabe,
kommt in alten Urkunden vor, ſ. Beb. ,
Nothbutter (B.), der weiße Saft, ver fi beim
Dultern neben dem Schwengel aus dem Butterfaß heraus⸗
mängt. -
296
Nothfeſt (vlt), ſtark und feft, eig. feſt in der Noth
„Eine nothveſte Burg.” Lehr. $. 218. \
Nöthlich, nietlich, niedlich (nörl. Tau
rhein.), empfindlich, ärgerlich, ſchwer zu befriedigen, bei Sch
neabli, nöeblic, f. niet; mh. noetlich nothhait,
Tnapp, Hein, nett; von altf. niud, ahß.fniot inneres @etrie
benfein, Verlangen. \
Nothftoppler (8. f. Rachſtopf.
Nothwerd |. Kern.
Notteln (8), vor fih hin Halblaut fiber etwas brum⸗
men und zanken, fon. mit bem ftärfern Inottern. Philander
v. Sittenwalb hat notteln fi Hin und her bewegen, jo
auch Baier. (Sm. 2, 720); mb. nutten, notten, ad. hnuttda
fhwingen. -
otul, Notel, mhd. das notel, Iat. notula ſchriftliche
Aufzeichnung, Gerichisakt. „Der diß Urtheil im ein Notul
begriff.“ Lehr. $. 137. - *
Noufeln ſ. nuſcheln.
Nüber ſ. nauf.
Nudel f., Tabakspfeife; nuckelln 1) (von Kindern)
an ber Bruft der Mutter pielen, ald ob fie faugen wollten;
2) übh. bie Lippen fo beivegen, als ob fie die Bruft trinken
wollten; 3) Kaffee trinken; vgl. Nuddel.
Nudel (Herborn), Nikolus vor Weihnachten, ver
kleidete Perſon.
Nuddel, nuddeln Crhein.) fva. Rudel, nudeln.
Das Wort ift mit Übergang bes I in n das fonft gebräud.
liche Ludel, mit einem Röhrchen (holl. Jul Röhre) verfehenes
Sauggefäß für Kleine Kinder, dann veraͤchtlich Tabakspfeife.
©. lullen.
Nuift f. neift.
Null wird in der heſſ. und naffau. Volksſprache ſaͤchlich
gebraucht, vom Iat. nulla, nämlich nulla res. -
. "Nummer, Nummero (lat. numerus) wird in ber
hefſ. und naſſau. Volksſprache jächlich gebraucht.
Nunner, nunter |. nauf.
Nummes f. nimme.
Nurns (Montabaur), nurenz (Wallmerod), nur
(Dillenburg), nur t (Weilburg), norz (Ufiugen), nur, ah.
niwäri, mbd. newäre, newaere, fpäter 'nower, neuer, niur,
nuer, nur, änhd. numwer, nur, nurt, weiterau. nurts.
Nuſcheln, nonfeln, 1) Tangjam und wählerifdh effen;
2) foa. knuſcheln. Vgl. nuffeln.
Nuß (hein.), Lausei, fteht für Niß, f. Nißkopf.
297
Mar Muß tneinigen fba.: Das finb harte Naſſe d. t große
Schwierigkeiten; in die Nüffe reinen b. t. miht zu feinem
gwed gelangen, Abel wegfommen. ö
Ruß, Koß f. (8.), kleines, dabel: aber Marked und ges
indes Kind, übertragen von der Frucht.
x meri Nüßgen n., Mäufeöhrchen (valerians olitoria).
Nuffeln, nufheln (Herbom), undeutlich durch bie
Kafe ober bie Bähne fprechen, wt., ahd. misilen, neselen,
gung, boll. neuzelen, von Nafe abgeleitet; f. näfeln.
eu. Ruſſen, nofjen, nöffen, niffen, 1) (8) beim
n air A ‘bezwingen; 2) (8. rhein.), abprügeln, In Diefer Bd.
re 2 FA: 7 nußen,. abnußen, von ahb. miogan ſtoßen,
dgl. Lopfnuß.
nit Rußpider m. (8.),. Banmläufer (derthia familiaris
(aa! und certhia imuraria).
s Nüftern BI. (8.1, Wachsperlen, Baier. Hals nu ſter
Schnur mit Perlen, Korallen 2c., die um den Hals getragen
wid, von Nufter (paternoster) der Rafenkrang ſ. noſtern.
ten det O.
gan“ WB J
Inte DO, ha frhein), Zuruf an Bugoöfen, . th (in
Baiern an Pferde), wenn fie ſtill halten ſollen; bgL
Das f. (Herborn), Kamin; Inhd. die &s, äsen, baier.
bie As, ale, —A —588 ‚oth. ans),
a Befondern Das Kuga in ber Pr iche ober in er St e
über dem Ofen angebrachte ©: sel Hoizſcheitchen ober Licht *
ſpäne zu trodnen; ſchweiz. b weni, Bat Raucfang,
vergl in, in ben Yuphütten &. 1, 114.
* Su N: (thein.), in der Kinderfpradhe auf:
*obal Ufer ob Lüber) lautet ahd.oba, mb. obe; unfer Al
hinauf, in bie. Höhe tft goth. ayp, je T auf.
Dbenauf, im erfien ge aaffau, und rhein. Aus
ammeife im weiten) Stod, eine Sfinge hod: er wohnt
Ober f. aber.
DObereelich (Marienberg), oberhellig_ (Seltere),
fagt , went es oben hell wird, wenn es 1a uſturt
die Wolken ſich vertheilen.
B DOberlaft heißen die Guter, welche auf bem Babıd
eines Schiffes Tagen; rhein. das was a be Fe Wagen (dem
Rarren) ober Canf) wen Leitern geladen: ifl.
296
Nothfeſt Gi), fa une fe Au feft in der Noth.
„Eine nothveſte Burg.”
Nöthlich, Ari Ar) (nörbl. Taunus,
Thein.), emefubtih, ärgerlich, ſchwer zu befriebigen, bei Sch.
neablih, nöeblich, |. niet; mhb. noetlich nothhaft,
knapp, lein, nett; von aitſ. niu ) ahd wiot inneres Getrie⸗
benſein, Verlangen. !
Nothftoppler & ſ. Rechhopf.
Nothwerch f. Kern.
Notteln (8), vor fid) hin halblaut über etwas brum-
men und zanken, fyn. mit dem ftärfern Inottern. Philander
v. Stttenwalb hat notteln ſich bin und her ad fo
aud) Baier. (Sm. 2, 720); mb. nutten, hotten, ah.
t .
ton Rotul, Notel, mhd. Das notel, lat. notula fegriftfiche
Sufzeiönung, Seien, Der —9 Urtheil in ein Notul
Bean Ie
re nufßeln
> Nüber f. nauf.
Nudel f., Tabakspfeife; nudeln HM) (von Kindern)
an ber Bruft der Mutter ſpielen, als ob fie fangen wollten;
2) übh. bie Lippen fo bewegen, als ob fie die Bruft trinken
wollten; 3) Kaffee trinken; vgl. Nuddel. -
Nudels (Herbom), ’Nikolus bor Weihnachten, ver⸗
kleidete Perſon.
Nuddel, nubbein Cihein.) fra Nudel, nudeln.
Das Wort ir mit Übergang des I in n das fonft gebräud»
liche Ludel, mit einem Röhrchen (holl. Jul R: ——
Sauggefäß für kleine Kinder," dann —S bakspfeife.
©. lullen.
— ih fl. und Volks 1)
all wird in ber heſſ. unl Baffau ol ſprache fü
gebraucht, vom lat. nulla, nämlich -nulla N air n a
. Nummer, Nummern (lat. namerus) wird in ber
heſſ. und naſſau. Volksſprache Fädhlich gebraucht.
Nunner, nunter ſ. nauf.
Nummes |. nimme,
RNurns (Montabaur), nurenz Waumerod), nur
Kr nurt (Weilburg), norz Afiugen), nar, ahd.
niwäri, /d. newäre, newaere, fpäter 'nower, neuer, niur,
nuer, nur, Änhb. numwer, nur, nurt, wetierau. nurts.
Nufdeln, In, 1) I ;
2) fva. en a Yu —RX ie
Nuß (hein.), Lausei, fteht-für Niß, j. Rißkopf.
297
Nuß In einigen Rba.: Das find Harte Nuſſe d. 1. große
Söwierigkeiten; in ‚die Nüffe reinen d. i. nicht zu feinem
Bwed gelangen, übel wegtommen.
Ruß, Koß f. (8), Meines, dabet aber ſtarkes und ger
fundes Kind, übertragen von der Frucht. ü
NRüßchen n., Mäufeöhrden (valeriene oliteria).
- Nuffeln, nufheln (Herborn), undeuilich burd bie
Naſe oder die Zähne ſprechen, mt., ah. misilen, neselen,
hol. neuzelen, von Nafe abgeleitet; |. näjeln.
Nuſſen, noffen, nöffen, niffen, 1) (8) beim
Ringen Bermingen; 2 (8. Re abprügeln, in biejer Bb.
bei Sm, 2, 711 nußen,- abnußen, von ahd. miozan ſtoßen,
dgl. Kopfnuß. . " " ..
Nußpider m. (8.), Baumläufer (erthia familiaris
und certhia muraria). ° Im:
Nüftern PL. (3.1, Waqhsperlen, Bater. Halsnufter
Schnur mit Perlen, Korallen ꝛc, die um den Hals getragen
wird, von’ Nufter (Paternoster) ber Rofenkranz ſ. noſtern.
D, oha (then), Zuruf. an Zugochſen, ‚Bugkühe (im
Baiern an Pferde), wenn fie ſtill halten jolen; vol
Daß f, (Herborn), Kamin; inhd. die As, äsen, baier.
die As, Aſen, Ajel (Sm. 1, 115) eig. Balfen ei. ans),
im Beſondern das hölzerne in ber Küche ober in der Stube
über. dem Ofen angebrachte Geſtell, Hoizſcheitchen oder Licht *
fpäne zu trodnen; ſchweiz. die Adni, Aßni Rauchfang,
Borgäglch In, den Auppütten (1, MD. 2.
5,55, ſ. eb. Bu BEN
Oba, obba (thein.), in ber Kinderſprache auf:
obal Unfer ob (über) lautet ahd. oba, mhD. obe; unfer auf,
hinauf, in die Hoͤbe iſt goth . iup, iups, |. auf.
Obenauf, im erſten (nad naſſau. und rhein. Aus⸗
drudsweiſe im zweiten) Stod, eine Stiege hoch: er wohnt
obenauf. .
Ober f[. aber. J
O bereelich (Marienberg), oberhellig Gelters),
foot man, weun ed oben heil wird, wenn es ſich aufklärt,
die Wolfen ſich vertheilen. ö . \
Dberlaft heißen die Ghter, welche auf bem Berbed
eines Schiffes lagern; ıhein. das was bei dem Wagen (dem
Karren). ober (auf) Yen Leitern geladen iſt. -
298
Obig, o wig N ober binnig. Bei Gw.
ſteht öfteb oBig, z. B. 1 { 3 Obig dem wege;
Objenat, —*2* abjenat.
Obſte d. 1. ob du, |. e
Döimendig, ober, ed: oberhalb, {ft aͤhnd.
air 34 u. d., mbd. obewendic.
äfen Cem), "söfen (8), 1) von Kühen, nad)
dem Buchtftier verlangen; 2) vom Buchtftier Befprungen
werden; umochſen, umdäfen, ochfig, Schfig; baier.
oöäfenen (Sm. 1, 19).-
Od8krant n. (Idſtein), Fetthenne, Sebum (sedum).
Dbder, melft für verwunbernded aber, iſt allgemein
mittel. und. —78 bis Ins g MH. zurüd. ©. meine Gramm.
Dfferieren, 8 ¶ ), im Vertrauen offeibaren; 2)
ein) anbieten, franz. offrir, lat. offerre,
hie ſ. Ahle.
Ohm, Ohmen f. ähmen.
Obnefauer f. Ahnenfener.
Ohnis, Shnig f. abnig.
Ohr, in den Kda. dem Henker (Teufel) ein Ohr ab-
ei bh. i. ſehr geſchwaͤ ſein; ſich aufs Ohr hauen
i. ee putzen; einen über8 Ohr hauen d. i beträgen,
iberbortheilen.
ei Ohr Rabelöhr), mb. (oere) und fd. n., iſt in Naflau
Ohren, eig. uhren (bei ben Krugbädern im A.
Montabaur und &eites) ſva. ſchd. öhren d. i. mit Ohren
verjehen, 3. ®. „Uhr de Krul⸗.
Su leiſe brummeln, ſbiſchdeutjch (ohren, beten).
Ohrteige ift in Oberheſſen, was weft. Flappes.
Bol. tel Waffel un Bin ge
—— O hrſchliß m. f., Ohrſchliſfſer, Dhr
ſchlingel m. (thein. „enterehein. ), Si hrwurm ({
— Be. f ch errfigte in meh
rpfepen tfeigen. ‚er 2
reren —8 den Deutfchland: —9 FR die Sitte,
bei wichtigen Anläffen, als Legung eines Grunbfteind,
299
ung eined Graͤnzſteins, Knaben zuzuziehen und fie uns
Se, in bie Obrlappen zu pfetzen ober ihnen Ohrfeigen
zu geben, damit fie fi des Vorgangs Ihr ganzes Leben lang
erinnern follten. Dabei empfiengen fie Meine. Geſchenke. ©.
Gr. 143 f. In einem Ärzbacher Weisthum von 1694
Gw. 1, 602 heißt es: „Damit aber befto gewiſſer und Fun
bebarer zeichen ſeyn, hat-man anf ſolchen plaß ein loch
graben, darin zur gedaͤchtniß bie zugezogenen jungen knaben
mit den koͤpffen geſtußet, auch mit einer piſtole darein ges
ſchoſſen, und demnaͤchſt einen ſiein drein geſeßt.“
Ohrwurm, „ſo munter wie ein. Ohrwürmchen“, hört
man bier und da; vgl. Kleiderlaus. .
iders f. ibers. \
ime, dimes ſ. imes. .
OL, Dillenburg), Dlig: (Marienberg) m., Mohn,
woraus ÖL gemacht wird:
DIe (8), Olig Graubach), Oll ig (Montabaur) m.,
Ol, goth. alew, altn. olia, agj. ele, ahd. olei, ole, mhb.
öl, anhs. lei, oly, olge, olye, ole, ol, lat. eleum,
Dies, Dules, Ules, Ulles (8. weh), Ulwes,
Ulmes (Braubach, Naftätten, Schwalbach) n. m., 1) der
Baum in einer Scheuer, der jonft Baru (j.d.), norddeutſch
Banfe heißt, in Goblenz Uhles; 2) innerer Theil des Hin-
tergebäubes; 3) Speicher; 4) nıedriges, Sömubiges Wohn⸗
immer, auch Haus, Raul; 5) hmugige Weibsperſon. Das
ort gehört fehwerlich zu Ahle (j. d.); an Anlaffung,
wie ein nafjau. Lehrer vermuthete, iſt gar nicht zu Denken,
ebenfo wenig (mit 8.) an lat, solus allein, und engl, hollow,
hole h oh l. Bielleicht läßt an ah. Als, öla, lat. olla
4. Euler, Auf) denken, und Dies fi zunaͤchſt ald ein
Ort faffen,. wohin alte Scherben ac. geworfen wurden; vgl.
den Eigennamen Aulhaufen, ahd. ülinhüsen und Ules.
Dann wäre Oles gekürzt wie Bades (Bachaus) Sch.
bat für die 3. Bd. Ollern und Ullern, Sm. 2, 174
die Hüller, vieleicht für Hülder und vgl. wrweg hild
Dachboden.
Dlims, vor, zu O. Beite (rhein. untershein.), vor
Tanger Zeit, das lat, olim, das faft wie ein Gigenname ges
raucht . BL .
Albert, Ollwert'm. (Schwalbad), Limburg, rhein.),
in Sachſenhauſen Olwel, se Sch. Obel, grober, fteifer
Wenſch; olbertig, rſcheinlich vom ser, ulbandus,
ahd. olpants, olpenta, mhb. olbende, olbent Kameel, wie
denn ſolche dennt mitunter auch ſtauneel genannt werben.
Doch vgl. Alpch.
300
Olles, Orles, Urles n. (8), jedes unbebaute Land,
baher au Biehmweibe, auch Rame von Gemarkungstheilen;
auch Adj.: „er laͤßt fine Land orles llegen.“ Das Wort ift
Biel eine een von Eller ſ. d.
li
Olo — —8 ein Ruf des Steuermanns, bie das
Sa, sehen Pferde anzuhalten, Gegentheil_von hoor.
Dlrod m., Rod von Wachs luch, womit Schiffer und
Steuerleute fih gegen den Regen ſchüßen.
Omehr, ommehr, bei Sch. omehr, fehr viel, um
zahlbar, eigentich unmär; mbb.- unniaere’ gleichgiktig, un
lieb, —* . jo, dab man nicht davon ſprechen mag:
vgl. märifch und Unzahl d. i. Zahl, bie » groß iR. ve fe)
" fi, mist wohl zählen Täßt.
mig, Omep f. Ameife,
Dngeneufig, ogeneußig ſ. ungeneußig.
Onner, onnern |. Unner, unnern.
eh aneweg.
Onwed, Onweb j Anwett. ı .
Onweß m. (Babamarı Ambop $ Anweh. -
" ” ) (8. in ), ober
bb. oder, or, Die zahlreichen verſchiedenen ahb. mhD. und
— Formen ſ. in meiner Gramm. d. 15. — SH: 3
Orbebe f. Urbede.
Dre — Chein.), wachricht, franz. ordre in
weiterer Bi
* Sr ureß, orleß, oweß, oräßig —* wt. ) über:
fatt und daher überbrüffig in Bezug auf Speiſen, auı
ſchwäb.; ahd. urazata, urazta überfegt- das lat. obesas (bie
——* gefättigten); mbb.-uretzee iR fon: oreß. Vol.
Drgange, argangen, &),1 unur, ja, —
2) wenigſtens. 100 Hat ur al dieh⸗ Verſtaͤrku
ur wach ganz —— —Ee gang. winzig. Daher
1% organge wol als urgange (bob. gäng) erflären.
ſtellf dad Wort zum lat. urgere (drängen).
Orgeln (rhein.), eig. orgeln, dann mit meiner
Tönen klagen, auch jo betteln, von 1 Rinbern mgebrauqht; fü
von Hirſchen gejagt.
Dis} Diies,
Orſchel, Urſchel, der Eigenname Urfala, wird als
Scheltwort gebraucht für eine etwas einfältige Weiböperion;
vgl. Uttel, us, Stoffel, Barthel,
201
Drt (Martenberg), Acker, z. B. ein Ort mit Rartoffeln.
Ort n (mi.), Dorf.
Ortchend bach), Ottchen (Runel), % preuß ·
Thaler, abe einlich verwandt mit Ortögulben. Veh
wlättöen, tüdelden.
rts gulden (8. wt.), % Gulben (15 Kreuzer),
Sat Urze
Ofhern, (jeltener), auſchern (8. Nverſtohlener Beil
die Side voll Ven ſteden, jͤdiſchdeutjch: aschar ſich ber
Den (vK.),.abb. dejan, mhd. oesen, Ösen, ſchwed.
oesa berwüften. DSF ‚een eins Rats: ben Thal zu
Sſpel (S.), Ufpel (Marienber; )ı, Amfel, inbb inf“ am.
fel, eh bamjel, mhb. erienbe), An amisala, as
osle, bei R. a vᷣol. Se \ .
Ottchen f. Orten.
Bier f. Atter.
ubes f. awes. B
Dules f. Dies, .
"Ower (weft), 1) oder;£2) aber (f. b.).. „Ob deß
nor e Trahm wor ow er net; mandem hohn eichs ower
(aber) ag g’gent (get önt), wie dem Buchmürige Acſeſiſt,
ower (0 & wot e ep.“ Firmenich 2, 75. 85.
DOmig-f. obig.
P.
(Begen der unfichern Ausiprace iſt auch. B nachzuſehen.)
Paarweck m. Achein.), Wecart, ſonſt Waſſerweck,
sashhen; es find deren immer zwei aneinander, baher
—— ſ. die „Gebraͤuche“ in der 2. Abthl.
ein "(weit), zuuächft ohne weiteren Bufap,
ein ® Sen heitblaffee (gene), dann biejer übh., 4. B.
Haft du ſchon wadıl e in der Kann? 5
Pabern, (8), pabhern, patbern (rein), in.
etwas Kin umb ber gehen und es fo zertreten; Bei Stieler
pabden Naffes treten; ahd. fadön, verlön, nd. pfaden
gehen, ald Pfad beizeten. J
Vaͤhz |. Baz und Petz.
Palme m. (rhein. un jein.), Bug, wahrſcheinlich
von der kirchlichen Weihe. am alinſonntas wo » zus
genommen wird. . .
302
Valmentieren (Limburg, Hadamar), verbieten; es
iſt palmentiert d. i. nicht erlaubt, wahrfcheinlih aus bem
franz. parlementer (fi in Unterhandlung einiaſſen) ver
dorben; r parlamantbiren.
Balmweide Heißt in Meicheldheim bie Sahlweibe
(salix_capr.). .
Bampe, Vampes, Pampch m. (8), fra. Papch
und Ziguree Gi Haut aber fi FR
and m., (thein. wt.), Haut fiber flüffigen ; ern,
Schimmel, auf A Wein, ſchd das Pfand, j
Panne (Hadenburg), Ziegel, von der Geftalt?
Banneftielchen heißt in der Sprache ber Kinber ein
* (meift ae) Kind, ehe es getauft iſt; f. Rofen-
laͤttchen. J
Rand, Panſe m. (unterrhein.), 1) Wurſt, er P
maden d. 1. nk — ohne —E —X
2) (thein. unterrhein.), Didbauch, Wanſt, bei Im. 1, 285.
287 Panß, Pampß, bei Viehoff ver Pens, mhd. panze,
ital. pancia, fpan. panzs, franz. pance, lat. pantex, |. bam⸗
en.
Banzer Io hier und ba Bei den Jaͤgern bie harte
Haut des Wildſchweines.
Pappch m. (rhein.), Mehlbrei, Steifter, breiartiger
Koth, von Pappe gebilbet.
" Bappelf., Sumpfhahnenfuß (ranunculus lingua).
f — E — Bärbel, Paͤrwel, Perbel
weſt.), Regenſchirm, franz. uis.
ken 5, br ein. erlittenes kleines
Unrecht ſehr laͤrmen, |. palmentiern,
ärner, Berner m., Pfarrer, mhd. pfernaere, aͤnhd.
pferner, pherner, perner, pharner 1.507.528.
558. 2,220. 3, 776, wetterau- Bfarner; tn fathoL Gegen⸗
den des Weſterwalbes Heißt fo der. evangel. Pfarzer, ber
tathol. Baftor (f. d.). „Der B. fhläht bie n Nagel in de
Kopp" jagt ber Wefterwälber zu, feinem . unartigen Kind.
Woher kommt diefe au in andern Xheilen des Landı
u hen in Barrbn (Dillenburg), durchaus,
artu (rhein.), Barrbn urg), ohne
Bari — Ss a i , Zu
Arzen, pärzen (thein.), quälen. . barzen, ahd.
barzjan wüthen, ahd. parzungs dns, Pr Neid.
Vezen, pazen, pofen, 1) nad dem Gewicht fchäpen;
2) (Königftein), an ſich Ioden, z. B. Kinder, Hunbe. Inder
erften Bb. in andern Gegenden pefen, bei Friſch peifen,
303
anhd. pawfen, Beien (Diefenbad Gloss Be! fran;
, ital. pesare, lat. pensare; in der zweiten b. ui
rag Pacem 1 augelehnt. Das Iat. Pechtenre
(befriedigen) ift — — (Diefenbad Gloss. 405).
®alfan.n., kleines el am Paſſanmaſt.
Bajfel m. (8.), Menſe bern naͤrriſch ftellt, Pofjen-
reißer, ober wirflih arm an Berfla erftand iſt. Obd. und änhb,
iſt Boifel, ee Boffeler —
knecht, der fü —— eringen Ar]
muß, darum den andern
Ga ®
—— ee und 86 a u gm
ein —ARX n. Selters), Hrfätäfer.
an (weft.), Bätter, Betier m. — Pate, mi br. .
Phetter, phettaerc, inhd. , er, patte,
pat Bei (Bleentah Cie. ana ry — ii nl,
Bil pi B2 —— ſchwerlich —— ir
der Beter von beton beten.
Patterich ſva. Patſch, aber nur in der eigentlichen
ng.
Era m. iR), Sceltuame der Schuhmacher,
u ae Die Lichtnelke (Iychnis vie.).
Bl ern (8. vhein.), ſehr theuer machen: Der Ader
ert.
304.
‚Betfen (8. wt.), A nichts orben; 2) trinken. „Do
hot und Alles, ©: Klahn mit inbegriffe, for unfer
Orjel was gepiffe.* — 10. Die 2 8 'r von der
Munbfelung enormen; bie erſte erklärt fi aus folgender
Rda.: jätteft du pfeifen, aber nicht fagen follen,”
»t ne as a I 5 berflanben worben, durch dad
Pfeifen wäre es wuht gı
Beil m. (Marienber, a, Threidfeder, rhein. Keil ſ. d.;
Peil cher (S.) heißen bie Heinen ſtielfedern ber jungen Vögel,
welche, nach ben f. g. Maußfebern zum Vorſchein kommen;
eher von Pfeil als von franz. poil, ital. pelo Haar.
Lip
Beiden &. Kein, )» burchprügeln, den Belz (bie Haut)
teeffen, Baier. 3. in weiterem Sinne .
Pelzig (8. wid, 1) unempfindlich, ald wenn man
auf Pelz fühlt, Bei einer Unempfindlichkeit der äußern Haut
raucht, vorübergehende krampfhafte Fühlloſigkeit abend;
) (bei Rüben, Bestigem u. bl.) fehlerhafte Porofität der
innern Subftanz hab
Belzkappe in ber (wt.) Rba.: „mit ber Pelzkappe
afäch fin! db. i. nicht recht bei Werftaub fen, eö fei nun
wirklich oder aus Verftellung, um Andere zu beluftigen c.
f. Schoß, Schuß, geihoffen.
Benetenz,. Benitenz f. (rein), peinlihe Verlegen
heit, lat. poenitentia, franz. p&nitence Buße, Strafe. -
_ Beng, Dialeiifomn | für KANN —F phantinc,
gen pfennine, in pfennine altf, penninc,
ap, penog, i ig, mit at, pandingun, wahrs
fein ich von Tan gi ant, pfant. .
Perbel ſ. I el .
ee Berl Bars t maria
erieban erlefe erleuſchnur, vor
Frauensperſonen um den Hals getragen. u "
Berner |. Bärner.
Berreri in. (Wallmerod), dünner Schlamm. Diefe
Bd. hat — das mhb. pfärich, pförch, eig Pferd,
mittellat. —A parc, Umhegung.
Perſoniert (vlt.), u war er.groß und wohl per⸗
fontrt zu einem ärften.“ Lehr. $. 124, von mh. persöne,
lat. persona.
Bertewieren (Beilburg), quälen, feine Ruhe laſſen,
wahrfcheinlich perturbieren, lat. porturb are verwüften.
Better f. Batt.
Bes. Bü
305
Bep £. (chein.), eine eingenähete (zufammengepfeßte
Falte, wenn das Sleidungsftt fonft nicht gm antik I
Petzen, pitſchen, pinzen, pinfen, 1) pfegen
2 — do hen mer e Scheppche Wei —E
gepetzt.“ Streff 31. Ahd. phezzen, inhd. pfetzen, anhd.
pfätzen, petzen, nach Einigen aus dem ital, pizzicare
piden, zwicken, nach Andern aus mittellat. petia, franz. pidce
Stück, Segen. Die 2. Bd. ift ein färkerer fg. Ausdruck
für kneip en.
Peuterich, Peuterch m. (I. weſt.), kleine, ſehr dicke
Perſon; 2) Schinpfname für eine ſolche Perſon, gehört
vielleicht zu Putch; vgl. Quatterich. Bei Sch. ift Pit⸗
Fa Puͤtterich eine Heine Dice, aber auch eine gefräßige
oi
N.
Pexieren (thein. wt.), etwas Böfed thun, Tat. peccare,
franz. pecher, (fündigen), „Was Hott er benn pezgiert?“
Steeff 117.
Pfahl, über den P. roden (unterrhein.), d. 5. un
mittelbar Darauf, nachdem ber alte Weinberg ausgehauen iſt.
Pfahlbürger Glt.), mhb. pfälburgaere, pfälburger,
Kpurger, Bürger, der auf: der Stabtmauer (ber bie
tabt einfchließenden Pfähle) wohnt.
Pfeffer (Diez), Latwerg; (rhein.), eine aus Schweinens
blut, Gewürz 2. nach dem Schlachten zurecht gemachte Brühe.
Bfeifenblume heißt in Reichelsheim bie Narciſſe
(marc. post.). .
Pfennig. Von den Altern filbernen SPfennigen
12 auf einen Eurzen, 30 auf einen langen
Yilling, 240 auf ein Pfund, fo daß alle, auch bie
größten Summen Silbergelves bei Bfennigen oder Des
nären (dn.), Schillingen ober Solidi ($.) und
Pfunden Cunfer Pfundzeichen) von. Pfennigen benannt
iwurben. Unter ben Karolingern und auf der Müngftätte zu
Köln hatte bis ins 14. auf der von Regensburg bis ins 11.
Jahrh. der Pfennig Y, Loth an feinem Silber. Gin Lim
burger Pf. war — 2 Frankf. Heller, 12 Limb. Pf. = 1
illing
Pferden ein Schiff, es von Pferden voran ziehen
Pfingſtblume (Gaub), Name des Arons (arum),
Pfingftborn kommt in Naflau und Rheinheffen viel⸗
fach vor: aus ihm holt die Amme die neugebornen Kinder,
bie anderswo ber Storch bringt.
Kehrein: Wörterbug. 2x
306
Fila en Crhein. unterrhein.) find Fr mgen, zum
Verſetzen —— Pflanzchen don Kohl, Wirfing r., nicht
von ala ‚Sellerie ıc. J
Pfund und Talent waren zu Anfang bes 13. Sb.
im Rheingau gleich, fie waren zu 40 Denaren (dn.
Pfennige) oder 20 Solibi (B. Eäilinge angeſchlagen.
Nach damaliger Leldberechnung war ein Denar fo viel
% 7% Re, ein Solibuß, Y, fl. ©. Br. 589. Im 15.
gab e8 auch el unbe zu 60 und zu 30 Pfennigen, wobei
% Berfehlevenpeit er Pfennige erwogen werben muß.
Pfund-ift in Gaub Bezeichnuug eined Maßes für
Füfßee Dinge die fonft nach Schoppen gemeſſen werden,
er Bid, f. (Herborm), Echnabel, vom picken mit bem⸗
e
f Pig, Piek, in der Rda.: einen P. auf Jemanden
haben d. i. Sr, Haß haben, Luft haben, ihm etwas Uns
angenehmes wieder gu ver elten, auch bater. (Sm. 1, 277),
ſchweiz · by gen ( (St. 1, 171); davon das Verbum piden,
Pisten; Kr —V — , pik, franz. pique Spieß, fig. Groll.
— n. Gasen), heimlicher⸗ ſchalkhafter Neder,
aus Pick verborben?
—8 8 Puͤwiß, Püntz Derieiberg), Sie
big, ſ. Giew
Piez ſ. Bin eimden.
Sin, BSIL, Billwe (ehem. mt) Pfülbe, Bettdede,
ahd. — phulwo, mihd. phulwe, anhd. pfulwen,
ulwe, pfulw, pfulbe, pfulb, zulbe, pul, polmwe,.
poel en Glos. 413) aus lat. pulvinar. 1
che n., Hühnchen, vom ar Bil
Bee f. (Köntgftein), Frauensperſon, welche rein
— Ager wie ein Glödchen bimbei ſpricht und ſich geziert
Ihgenatz ©) 8.3, 3 Pfennigfuchſer, Geizhals,
noch fuch ſen betrügen im Spiel.
—— m. "(Caub), ww metallene Ende · eines Schnün
nemens Wiesbaden) eine rohe Nabel zum Nähen- der
erg ud Se A
infeln, 1) (8) winfeln, jammern, verbrießli graͤm⸗
lich, unwogL fein, wird Bf. ve fwangern — "gejagt;
2) (thein.), fva. fideln ſ. 9 Davon (Derborm) Pinfler,
weißlih Pinzeimchen f. d
en 4 ( eilburg), eine aus Hein gehadter Zunge
beſtehende Speiſe.
307
Pinnaͤlen, Binnägeln tB.); ftrafen, züchtigen, wahre
ſcheinlich vom Tat. poenalis, franz. penal (fträflih). _ -
Binfen, pinzen ſ. pehen .
Pinzeimchen (Hadamar), Piez (Herborn), ein um
jebe Kleinigkeit ſich beklagendes, weinerliches weibliches,
Pinkler cf. pinteln) maͤnnliches Kind. Sm. 1,.182 bat
benzen durch unaufhörliches Bitten und Betteln beſchwerlich
fallen; W. bat pinjeln, nd. pinjen Wehflagen, weinerlid
jammern. Dieſe Wörter gehören alle zujammen. -
Pipi, Pipiche, Pipe, Pipele heißt if der Kinder
ſprache durch fafl ganz Dettfehland das Huhn wie ber Hahn,
vom Lodruf pi pil,
Pipſen (8. wt.), 1) hell und daher kaum hörbar
ſchrelen, wie eine Maus; 2) Ieife reden; 3) -Tränfeln, flöhnen.
©öthe (41, 246) fagt: „Fledermaus gleich zu pipfen.”
Bifpern, piſchpern (8. mt.), pifpeln, leiſe, flüfternd
mif einander reden, auch ſchd. CBöthe); von dem Säufel-
laut pf! hergenommen. . , J
——6
Pitſchen, Pitſchzange f. pegen.
Bitten n, (Ufingen), Manriöperfon, welche rothe
Angen hat. Kann an baler Peteden Sleden beim Fled⸗
fieber, ital. petecchie gedacht werden? . .
Pitteln, pütteln, ptlln, pirrlen, pittern (8.
Ban), om etwas mit. ben Fingern zupfen, langſam etwas
un, 3. B. an ber Naſe, auf dem Kopf, im Efien; engl. to
piddle tänbeln.
Big |. Büp.
BIE, za £. (ehe unterrhein.), Feldſtrecke, Theil
in ber Gemarkung, ſchleſ. in dieſer Bd. der Blau, bie
Blane Iſt Plaͤ, Pläh das Int, plaga, änhb. plage,
plag, „eyn ort ber. welt? (Diefenbach Gloss. 439.)
- "Blade m. (B. rhein.), 1) ein Heines Stuͤck Selb- oder
Wieſe, aͤnhd. Blade, plade; Gw.1, 580.603; 2). Lappen;
3) Kleds, Flecken, in der 2. und 3. Bd. auch fchb., in ber
1. und 2. Bd. ſchon mhd. placke, aus dem Nieberd. auf
genommen. Pladen rotten oben) auch kauten d. i.
einen ſchon tragenden Weinberg mit Setzlingen hier und da
(Can einzelnen Pladen) auöbefiern. J
Pladern, pludern, plutern (8.), mit ber Hand
kaum merlbar im Waſſer herumfahren. St.hat1, 178 pläs
been, plättern unreinlih im Waſſer ſchaukeln; vgl.
atter. -
308
Blädern 8), zanken, fchelten, ausſchelten, gleichſam
ſtreiten mit Jemanben; hol. pleiten, franz. plaider, engl.
to plead vor Gericht ftreiten, ſprechen.
ing £. (Caub), Durchfall, Diarhs.
pᷣlaͤlte, plöte gehn (mi.), fid) Davon, aus dem Staube
machen, jũdiſchdeutſch, plaite d. i. palat entwifchen.
Plaͤkers, Bläters (Caub), Handſchuhe; j. Plakes.
Plakes m. (thein: nördl. Taunus), Schlag auf die
ache Hand der Schulkinder; Hol. gi laches Holz, womit
er Schulmeifter ben Kindern zur Strafe die Hände fchlägt;
dgl. Biach Nebenform von flad in Bladfeld. .
Plammplap (rhein.), richtiger Flammplap (Dillene
Burg), eine Art platten Kuchens, ber meift in ganz heißem
Badofen gebaden wird, und zwar in der Regel mit dem Brot,
Plan m. (vlt.), mbb. plan Kampfplag. „Gr tratt auf
ben Plan.“ Lehr. $.108.: „Da behielt der Rath mit groffen
Ehren den ta und dad Feld.“ Lehr. $. 114. An dieſer
Stelle hat die 1. Ausg. auch Plan. ,
Blanete Iefen einem (Salz), ihm Verweiſe geben,
fo auch baier, wo es auch noch bie Bd, einem Die Nativität
fielen bat (Sm. 1, 335). Vgl. Leiten Iefen. .n
Rlapperatorium (Gaub), ‚Fähigkeit zu plappern.
Plapperblume f. (rhein.), Klatſchroſe (papaver rhoe-
33); |. Klapperblume. “
Plafirung lt), Ausſchmückung, Ausmalung: „Die
Plafirung von dem Wapen von Molipurg iſt alfo: Das
$elb war von Gelb, darin war ein Löw von Silber.“ Lehr.
$. 104. Spätermhb. blasenieren, blesenieren, plasnieren,
plesenieren, franz. blasonner.
Platfch, Platſche, Plaͤtſch, Fratſge mf.(&
rhein.), 1) jedes Breite und platte Stüd, 3. B. Feld, Eis,
Holz, Roth, Grind 1; 2) Schlag, der platſcht, Knall;
3) Schwägerin.
Platſchen, plagen (8. rhein. unterrhein.), 1) mit
einem Schlage (Platſch, a) Binfallen; 2) fo ſchlagen;
Ko) ſchwaͤtzen, in der 1..®b. ah. blestan, plestan, mhd.
lesten. J
- "Blatt G) 1) ganz und gar, anderswo glatt, z. B.
latt abbauen, platt närrifch; 2) (rhein. unterrhein.), Gelb platt
Isaac d. f. unterfchlagen, bſ. wenn man beim Verkaufen für
Indere etwas für ſich unterfehlägt; 3) (unterrhein.), der Wein
iſt platt, d. t. er hat fein Feuer verloren, ift fchlechter geworben.
Plättchen Heißt in der Auf A. Montabaur %, preuß.
Thaler. Bol. Orten, Städelden.
309
Tatte (oft, waffe, bie vor der Bruſt über dem
Halsberg . Maren. tee Brlksend, mbb. plate, blate,
itellat 7 ta. Lehr. $. 35.
Blahte, in der (wi.) Rda.: 2° Die Blatt pubemz .t. ſich
feetpuben „38 mer grob und fergt ich ſollt die Blatt buße.“
Platteis m. (Caub), anderwaͤrts Ziauuegtig —
der A Gäste (pleuronectes platessa), franz. la
— (8. rhein.), ein plattes Stuck Rinde von
einem an abbauen, um ihn ſo zu zeichnen, Baier. plegen
1, 340).
"Blatterig (8. Montabaur), platt; . vgl. Rumpfig,
leeri
riſlattert m. (weſt.), platter, flacher, Breiter irdener
ober fteinerner Topf.
font & Platz m. (ehein, unterrhein.), ein bünner, platter Kuchen,
oft Platſch.
—8 f. ptatſchen.
Plaurebürd, Piaureſtroh, Plauſtroh, Plo—⸗
der ſtroh @ weft), Wirrſtroh Wirrftrohbärbe. Abd. bIö-
den, mhb. plöden ift weit und ſchlaff fein; inhd. plödern, blö-
dern vau 1, taufchende Kalten werfen, ſ. Ploderhoſen;
Baier. ploͤbern, plubern Falten werfen, von Kleidern ges
braucht (Im. 1, 334); änhd. blobern, plodern aufge
ek Knie fein und plaudern. Dazu gehört wol
aureftro
Plaurement n. (chein.), Plauderhaftigkeit, Fähigkeit
zu Plaudern, pfälz. Plauderment.
Blech f,, auch Die vordere Heep (f. 2,1 auf ben
großen Rhein] chiffen das Halbved (Der etwas erhöhte Raum),
m Hin) Schi a u at auf den Kohlenſchiffen die
achel;
leineh m. (8), 5 otisteßte Menſchz 2) Oro,
bian; 3) bides Stud Holz, das goler Knöpfe if, vielleeicht
von Tat. plenus (voll), franz. p)
Blempeln fagt man am Beat vom Wein, wenn man
um demfelben oft trinkt und ben Eleinen Reft in offenen
Gefäßen aufbewahrt, wodurch er’ von feiner Guͤte verliert,
Baier. iſt plempeln, plempern viel und oft trinken
(8m. t, 334).
Plemperwein tft ein Teichter Wein, wie bãier. Blam-
pel, Blempel ſchlechies Bier. Ein neckendes Sprichwort
fagt: Die großen Gloden im Rheingau ſchallen voll und
310
Peäftig: vinum bonum! Die Heinen Glöddjen in ben vom
eigentlichen Rheingau entfernten: Orten läuten: Plemperivein,
Plemperweinl
BIO f. Crhein. unterthein ), Dialektform für Plage.
Ploderhoſen (vlt). „In dieſem Jahr (1362) ver
tengen bie groſſe weite Ploderhoſen.“ Lehr. $. 84, ſ.
Braurebürh,
Plonz, Plongen, (8), Blungert (rbein.) m,
bide ee, Baier, auch verädjtlih eine Weibsperſon
So. 1, 336). Wefterw. „Du Haft Pionzen gegeſſen“ bift
chwang er. Schwenk d. W. leitet das Wort von einem
Cin den inhd. Wörterb. jedoch fehlenden) mhd. blonen ftrogen.
Bio en, zeiam, ſ. Klöpen:
Bo ee die Boden; Pohenmann: heißt
m Shwaltd
— ——— Rt, wie Stoppelfalb.
-B5
Bolleder, notteder (S) m, "fon. Bupemann, Be
Ban Geſpenſt, eine unklare Erinneru a er den heidniſchen
Gott Phel. ©. „Mytholog.*. in der
Pomadig (xhein.), langſam und beba; ti poin. pr
malu, bringt von Often immer mehr weſtiich.
Ponte (vlt.), Spunt, mhd, der punte. Auch war der⸗
ſelbige Friederich groß und ſtarck, alſo daß er eine Ohm
Wein auffhub, und trank aus. dem Ponten.“ Lehr. 8. 86.
In der 1. Ausg. fteht: -„auß Der ponten.“
Ponyg (olt.), mhb. puneiz, pungeig, altfranz. pug-
neis, poigvais, poingneis, pougnis, altholl. pougys das
Anrennen eines ei anche Reiters auf den Gegner, ober ganzer
Rotten auf den Feind. ©. Öerennfe -
Poppelhen m Heines Flaͤſchchen; Boppeleinde
klleine ee (borago
RR Burg m. (rhein.), Bora]
— ee Lehn. —
ge n Pl. (thein.), Blattern, Kinberpoden. „Die
Porple muß mer en in Ioffe odeleere.“ Lennig 86. „Dich
fommen bie purplen an.“ Geiler
Porren, purren (S. rhein.), ſchnell und brummenb
[ertremnen, mit der Bd. eines rauſchenden brummenden Lautes
— einen großen The Deutſchlands verbreitet, mhD.
phurren, engl. to purr, holl. purren, dan. norweg. ‚purze,
ofen ſ. paſen.
ofitur, Poſſetur f. (8), Stand, 3. B. bie Uhr
hält die P., d.-i. geht eine Zeit wie die andere; lat. posi-
turs (Sage, Stellung).
311
fein f boffeln,
A wt), pafien — — ‚polen (weft.)
Bäume pfropfen, änbd. pozzen, |. Bot:
Potihen m. (Seiters), iolhe⸗ Ginserhut digitalis
ured).
parpe ie f. (ebein., 1) Ange an ben Weinreben, Blüten»
knoſpe; 2) Heine Erhöhung der Haut, —* ur
Blatter (fonft Pop); in der 1. Bd. hol. botte, engl; bu:
bas ſchd. Butte in Hagebutte, Hambutte, entlehnt aus dem
Romaniſchen, wo ſpaniſch und probenzialifäh der. boton, ital.
bottöne, franz. bouton, mailänd. butt Snopf, Knofpe, von
ital. buttare ausfchlagen (von Bäumen), fpan. und, provenz.
botar, franz. bouber Then 1 welche aus as. ‚P%tan di. Boße)
entftanden find. Die 2Bd. iſt von ber 1. übertragen.
Poͤttern, püttern, puttern (bein. Taunus), mit
den übrig gebliebenen Speifen, wenn mar Ar iſt, ſywehzih
umgehen (von ben Kindern gebrandt), f- föttern; es .
Rebenform von pubeln. J
E42 Babe Bug f. & foa. Potte in beiven Bd.
MAT:
N ‚ Dialı 1, mbb. pfaol
pfal zus I ma. Sm ce F Feten ds Na Bias Pr
ni it es achwi
a ae
omg, eine bei Wefterburg gebraͤuchliche Form für
Kiwip f. Kämwerz.
Ba deienieen (chein) 1) -prafticiern von Arzten;
2) fpa: pegieren, nur von minder Böſem gejagt.
Bradee ſ. —— xis. inen u
raffeln m weinen, ‚ohne ränen zu ver⸗
gie: Fahr: des —* von Hr (. $ )-
ratten ſ. pro
Praxis 1. (Sal, 33 Prades —S Lug und
Trug. „Daͤn Zait die Praxis e de Menſche Kia ‚ta kai
—— Menſch mi atteſtire“ d. i. ſeitdem Lug und Trug
Menſchen ſteckt, kann kein rechtſchaffener Ders mehr
eben, pribeln, prippeln, Sriemelm: 8.
— He, anhaltend grämlidy reden, halblaut murten, Brummen,
janfen, fo aͤuch baier., pfälz. pröbeln. Das baler. brips
pein, ‚ bröpeln, xhein. propeln brüdt auch den Laut des
jaffers (ber Speifen) aus, das zu kochen anfängt. Diefer
Raturlaut if dann auf prekeln übertragen. Prebeler,
Brebelfupp, prebelig.
2°
Preisge (vlt), Worte, Saum, Einfafjung an ben
Armen, mhd. brise von brisen fepnüren, äuhd. Breis,
ſchweiz. Brisli; ſ. Schecke.
Preiskammer, Preiſterkammer (weft. unterrhein.),
die Sakriſtei, worin die preis jmärbigen Sachen, bie priefter-
lich en Kleider ꝛc. find. St. 1, bat in bemfelben Sinne
Drifttammer, ..Tresfammer, ahd. tresokamara,
von dr&so, franz. tresor Schatz.
Preß druff, uff Prep Crhein. main.), anhaltend,
fogleih. „Wo ald breßdruff immerfh Meer enniwwer
—* is.“ Streff 47. „Do werd gelart uff preß.“
ennig 21. g
Preſſaut (rhein.), drängend, dringend nothwendig,
ang. pressent von presser. -
tießig (Ufingen), übel gelaunt, wahrſcheinlich a
proßen oder brätſchen gehörig; ober darf an das ſchweiz.
briejchen gebadjt werben, bad ‚vom hohlen Brüflen der
Kühe, und von dem Weinen bei Semadijenen mit heftigem
hohlen Laute, bei Kindern mit unterdrüdter Stimme gejagt
mie Ge 1, 225). Boner gebraucht brieſch en vom Schreien
Brite, heinipeieng, geinesrtetg &), for,
wen, auch ſchwaͤbiſch; pritſch gehört au pritſchen,
heldi ſ. oben.
Pritſchen (S. wi.), ſchlagen mit flacher Hand, oder
mit einer |: 9. Pritſche; gepritſcht geſchiagen, betrogen,
um eine Sache gebracht.
Probeletz £., Probefchrift der Kinder, f. Leg.
Vroforſch, proforicht, proforihig —3 1)
auf etwa& beharrend, meift aus Troß und Eigenfinn; 2) czu⸗
weilen) rechtlich, genau, akrat (j. d.), aus bem franz. per
force (mit Gewalt).
Prolles m, (8.), wohlheleibter Mann, dickes fettes
Rind, ſ. Bolles; St. 1, 230 hat Brolli fettes Kind,
Brollotſch dider fetter Menſch, der ſich kaum bewegen kann;
vgl. holl. prollig dick. S. noch Prull und Trolles.
Propeln (unterrhein.), Waſche kochen, ſ. prebelm -
VProſt (lat. prosit), wird beim Vortrinken, Beſcheidthun
gejagt im guten Sinne; oft aber auch (jedoch nicht beim
Veſcheidthun) um das Gegentheil von dem auszubrüden,
was man fagt, wo dann auch Proſt die Mahlzeit gejagt
wird, 3. B. Du meinft, er wäre ba, ptoſt bie Mahlzeit, er
kommt erft morgen.
Bröften fingen), bleiben laſſen. Ich will bir was
proften, daß ih mir für dic) bie Finger verbrenne, Da
313
Hufen cf. d.) in demfelben Sinne vorkomm, fo ift pröften
wol das ndf. und nisderrhein. proften huſten.
Proſtern (Ufingen, Königftein), nachhaltend greinen;
Beoferet, profterig, Nebenform zu proßen ober bräts
en er maden (St. Goarshauſen), durch beſondere
engelitieh Vorzüge bei Andern glänzen wollen; im Elſaß
proßerlich Breit aufgeblafen, gravitäiic, B. a figt ganz
vr — hen Abtritt, I bei Goͤth
rovot n. (Thein.), locus vatos, 13
(Bere 13, 46) Privet; vgl Sekret. m
Brull (S), aufgemworfenss dides Maul, Nebenform von
—— 1 Gun), Sig I, die in Folge eine Jı
runke wul je in Folge eines In⸗
. durch W fi anzen! ie. Dos Wort
Pas Bande "lan, anhd. ee Glanz werfen,
—5 Canb) ſchwül.
Prutteln Garb), ehlecht firiden; Gepruttel, prut⸗
vet —* el “ih j Biest, r *
udel, Puddel m. (xhein.), 1, Pfüge, Lache,
Bippaben, pubeln, pubbeln, purrlen nitben Händen
Baffer herumfahren, baden. „Ich Bun mid) vor ahn
Fr be Dad) vier Stunn gepurrelt.” Cennig 49, Wlteruhp.
Bfubel, pfudelnaß, daraus pudelnaß. Andere formen
find: pudelnadig, pubernadig, purlnadig, puls
nadi ‚ pulftamenadig, bie in ihrem erften Wort auf
Bade Beim Pubeln (Baden) hinweifen.
Buffert 1 (8. En ), Xerzerol, Heine Sad piftole
istolet e); 2) (8.) Stüd Brot, übh. etwas zum
jen im Sad; 3) (wefterw.), in einer Pfanne gebadener
KRortoffelfuchen, jo aud) ndf., in Ravensburg ein fo gebadener
Kuchen aus Gerften- und Buchweizenmehl.
Puhzen (rfein,, Schwalbach), übh. ein Zeidhen geben
mit dem Laut puhl, fonft in der Jaͤgerſprache gebräuchlich.
Bulsber f. (rau ach), Dotterbiume (caltha palus-
tris), wol Pfulsbeere, Pfuhlsbeere.
Bump (rhein. unterrhein.), eine Art Heber, die man
ind aß taudt, um Wein Heranszugiehen, babei. aber bie
obere Öffnung mit dem Daumen abwechſeind ſchließt und
öffnet, um fo den Wein in bie Pump zu ziehen.
et een kabau, Seltert äfetes
Pung;, ungen ontabaur, Selters), gemaͤſtete
Bertel, gem gemäfteted Schwein unter einem Jahr, |. dad jol-
gende
314
ngen m: — ein.), Strohbund, Wirrſtroh, fo
auch "Schlen En Sm, 1, 287 hat der —* a
ahebene: Ku baufcht ge Mafje, Bund; Pl Berjon, Hi bi.
zem ut
—— m —8 iſt Bunges ein Heiner Snd &e ®e
Pur (S.mt., auch ſchded, unvermiſcht, allein, lat. purus,
fram pour. Davon purinig, purenzig ini,
purinzigallein. I — bie purenzig Gehlertwebrieh
drinke.“ —— Dun mad parinzigellahn zu
euch berbemöht.“ —— , 89.
Burg ſ.
—— petzen. Kaffe unb Rhein heſen für das
m., in ganz Nafſau jen
Fb. Bufch, während fon. Das das en B bleibt, äh.
—X und Puſch, mhd. ‚busch, pusche,”bosche, aus
But 8. wi), Menſch, Thier,
von —* ame h nn * Ku
k nicht wohl uf bie ie EN ven — ee Bo
agra — —— an dann auch von Menfchen.
PER HR dor IH Pd maß, von
ni inf Sie Naffe, eo; vgl. P
BT
But de m. a), Haufen, nur von Blumen oder
aücht.
la gen, „nötiden (8.), 1) mit Geräufh aus
einander und in bie Höhe fahren; 2) nicht zu feinem Bwed
gelangen. Kularraut Pulver.
9, Bob, Beh Bela Din, Potſch, Vitſch m.
£. (8. wert.), fl eg. Big Be fattd. Pütt, bei Stieler
ber Puͤltt, a ober nen im Pegenjab au Lauf
Brunnen {13 Born); das Ichd. Wfü Ben foa.
nen, 8 ‚aber ſchon im 12.35. auch ſpa rufe elle, Sumpf
fleck ift. Anhd. der Buß, Bl die Ping, inhd. gie Bee
uze,' phütze, phuzze, ‚'pfutze, pfücz
Beer, die —8 bütze, —S uze mit ben at. Üben
ung pufens, lacas, palus, — xunnen, See, Sumpfs
fled, Gifterne), ahd. der puzz, puzzi, phuei, pfuzi, Die puzzs,
putzal, pucza, 'pl ero, Cin benfelben Bb.), agſ. der
pyt, pytt, altn. pittr, altfrief, ph mittelndl. pit, putt, holl.
345
der put (Brunnen, -Pfüpe), bie puts, putse ( Schopfeimer
dan. der bie pyt RR), nah Grimm Gramm. 3, 559
aus dem lat. puteus. Davon püpgen, plattb. pütten, holl.
utten, putsen. Im, naſſau. Schulblatt 1860 Nr. 8 wir
ehauptet, das Wort (Püh) habe „gar. Feine‘ Gemeinſchaft
mit Pfüge und fei Tonftant generis masculini“. Beide
Behauptungen find falfh. Im Ürchiv für das. Studium der
neneren Spracyen und Riteraturen, VII, 267 (Braunfchweig
1850) wird als Stamm für das hochd. Pfühze, plattd.
Püti das plattd. Pott (d. i. hodd. Topf) angenommen;
„vom Topfe wird es auf ein größeres Gefäß übertragen.“
Diefer Erklärung kann ich nicht beiftimmen.
Pümizf. Ptewig. . oo:
Q.
"Quad f. Graubach), hinfichtlich ſeines Alters noch
kleines Kind oder Stüd Vieh; vgl. Neſtquack, bei Goͤthe
(24, 196) Re uadelgen, zu quaken gehörig... ° -
. Duad, (feltener) quid, ebenbig, fh ), munter, bſ.
nach einer überflandenen Krankheit, goth. gius, ahd. quäk,
mid. que, köc, |. Duede, “
Onadeln (8. weſt.), 17 auf Euren ſchiefen Beinen
langſam fortwadeln; 2) Fnauferig fein bei Kauf und Verkauf,
weit unter dem U bieten und ‚beim Bezahlen immer
noch etwas abziehen wollen; Duadeler, quadelig -
Quad uttqh ( Idſtein), Ouabutter m. (Nafau, hier
und da nörbl, Taunus, Frankfurt), Zleiner, dabei eiwas uns
axtiger Bube. „Lrelich, bis be jchwarz wert, Ouabutter.“
Streit 14. Bl. Quatterich. J
uak (Warienberg), Rabe, von feinem Geſchrei fo
genannt. B .
Qualen, quaffen (8. wt.), dew Laut quak von
fich geben, vom-Schreien der Fröſche und Fleinen Kinder
geraudht; bei Pater Abraham quadfen, quadzen. „Ich
hehr nix wie Freſch quaaffe.” -Datterih 59.-.
Quallen, quaͤllen ſ. quellen. J
Quaͤngen, quingen (rhein. Taunus), Bei Sch.
guängen- zivängen, etwas gewaltſam losbrechen, ſchleſ.
quingen (zwingen); davon quengen zwaͤngen, brüden,
3. B. die Schuhe quengen; inhd. twengen (brüden
ztoingen), “von twingen und quingeh. Vgi. Duetihe und
ee quer und zwerch, anitien and zwit ⸗
ern, - -
316
Quant m. (8. weft. vhein.), ein Tieberlicher, fauler,
ſchlauer Kerl, loſer Schelm, Hol. kwant; vgl. quanteln.
Quanteln, verquanteln (Softein, rhein.), heimlich
verkaufen, mhd. guanten, verquanten tauſchen, dann auch
verbeblen, hol, kwanselen, kwantselen durch Tauſchhandei
verſchwenden.
felig Enten heißen die Seile, womit bie Weaften be
t
Duantig Crhein.), ſehr viel, ſehr groß, lat. quantus,
wie groß. „Das ift ein bißchen quantig, zu quantig“, ſehr
Gu) ftart, ag, 3. B. gelogen.
Duarrid (8.), Shirie Rraubad) m. De Sol, das
voller Ruorzen und daher Elein geblieben if. Sm. 2, 403
Fe pl. Quarn abftänbiges Schlagholz. Bol. Duatd,
uatterich.
Duarrjad m. 6; .), 1) fon. Quarrich: 2) eine bide
Perſon, bſ. ein kleines dides Kind, |. Quatch, Quatterich.
Quaſt m, (8.), ein dicher, unterſetzter Menfch, übers
Kragen von Duaft, Onafte, mel ort aus dem Nie
web. qwast, bin. koest, holl. kwast) ind Hochd.
——* iſt und zunaͤchſt Baumzweig, Zweigbüſchel be
Quaſte heißt hier und ba am Main die Flodenblume
(centaur. scab.).
- Dnäftig Gallmerod), wohlhabend, aus dem Int.
quaestus (Gewinn),
Quäftionen BL, . bedenkliche Lage, lat. . quaestio:
„Duäftione im Kopp hun“ fi) in übele Händel verwidelt
fehen; „bot fein Quaͤſtione“ das Rartenfpuel ſteht nicht zu
meinen Bunften.
Duaftfad wird (chein.) ein Kind genannt, das viel
ißt und immer mehr verlangt; iſt aber auch bloßes Lieb
koſungetzort
uatd) w., 1) Heiner dicker Menſch, bſ. ein ſolches
Kind; 2) Idſtemn das Kleinſte und Jüngſte in feiner Art,
von Menfegen und Thieren, Bf. von Vögeln gejagt; vgl.
Neſthutch, Neftquad.
uatſch m., 1) (8. rhein.) ein.weicher Körper, weldher
u atſcht, wenn daran geihlagen, getreten wirb, ais Dred, *
—7 x; 2) (Herborn), breitmauliger Schwaͤtzer, |.
walſcheln.
Ouatfheln, 1) G.), im Roth Quatii a
Baden; bj. von Rindern geiagt, nd. quabderen; 2) tehein.),
f&wägen, ſ. watſcheln. j
347
Quatſchen, (8. rhein.), 1) mit Gerduſch (dem Tone
Quatſch) im Vrca herumgehen; 2) dieſen Ton hervor
bringen, e8 mag fein, womit e8 win. -
Quatſchig Heißt hier und da üBerzeifes Obſt, nament-
—E eeren, wenn fie, halb zerquetſcht, bie Brühe
laufen laſſen. . .
Duattel £. Eheim), kleines bided Kind, |. Quatch.
Ounättel, Kuhquaͤttel (S.), Kuhfladen; vgl. Blatter.
Ouatteln, 1) ch ‚ Seht unbehilftich gehen, entweber
wegen Fettigkeit ober wegen eines Leibeöfehlers; 2, Crhein.),
dünne Leibesöffnung haben, offenbar Lautnachahmung.
Quatterich m. (thein.), Pe Quarrjad.
Quaͤtter ich CHadenburg),. Handharmontfa, die ges
quatſcht wird; vgl. Knutſch. \ .
ueche, Quiche, Quede f. — 1) das bekannte
Unkraut, Ouede; 2) (8), bie ſ. g, Kartoffelfturzen, wovon
das Kraut abgehauen ift, und bie beim Beftellen des Feldes
aufgeiimmalt und auf die Miftftätte gebracht werben. Es
iſt Das. Subſt. zu quad (f. d.). . >
Dueit, mbb. quit, quit, queit, aͤnhd. quit, quyt
queit, unfer fd. quitt, Bd. frei, Iebip, 108 und wird
meift mit dem Gen. verbunden, he a3 wir des tödes
werden quit. Diocet. 5515. „Biftu des Eides quit.“
Luther, Shelüßerf. 1.Mof. 24,8. „Biſt du des Eides qu eit.“
Dietenberger (1571) da „Oueit, unbefledt, fauber vnd
rein Bon allen Sünden warb fie (Mariaı empfangen.”
Kölner Geſangbuch von 1619 „Ich neulich früh zu Morgen
Zur eblen Sommerzeit, Hart abgefpannt all Sorgen, Unb
war Geſchaͤften queit.” Br. Spee. ı+ 1635), „Meiner
Freundfaft find Sie quitt.“ Leſſing, Schatz 3. — Statt
queit, quitt fagt man am Rhein und bier und da auf
dem Wefterwalb zweifylbig geweit, mit bem Afkufativ von
Sachen und Perfonen, 5 DB. das Fieber, den Kerl bin ich
geweit. Mann und Weib find (ift) ein Leib; was der Mann
ißt, iſt die Frau geweit. Diefes geweit tft das ältere queit,
alſo eigentlih gweit, tweit, in Gaub ziemlich genau fweit
(queit) geſprochen, Hol. kwijt. (S. noch kitt.) Im 17.55.
ſchrieb man_vielfah Tw, qw ftätt qu, 4. B. Kwälle,
Twellen, Owelle, beqwem. S. m. Gramm. bes 15.
— 17.35. L $. 227. .
Duettelm., eine Art Beſen, womit das Schiff ges
reinigt wirb, hol. bie dweil. j
Dnellen (8. wt.), 1) ‘von innen (meift durch eine im
Innern befindliche Feuchtigkeit) ausgedehnt, did werben,
*
818
ſchwellen, au ſchd; 2) (quellen und quälen) Kartoffeln
fieden, abfteven; 3) (quallen:) weinen, indem man das
Geſicht dabei aufbläft und mit bem Munde fprubelt.
Querſchel (Königftein), .13_Scheitel; 2) (Softein,
Duerftel), vermorines Querſchelkopf, quer⸗
ſchelig; verguerſchelt (fig) verdrehter Kopf. Das Wort
iſt wahrfärintl gebilbet aus dem ſchb. Querl, Quirl.
Queſt ech a, Wafferfungfer (agrion virgo), wahrfcheins
lich Quaͤſtchen, irgendwie nach der Geſtalt. vie
Quetſche f., 1) befannte Frucht; 2) ber Name ber
Frucht prunus, in Junji Nomenclator von 1577 quetfche,
bei Stieler 11691) Ovetſchke, Ovetſche, Bwetihfe,
die von den Kreuzfahrern mitgebracht worden ſeln ſoll, wird
jar verſchieden geſchrieben, weil er nicht deutſch iſt Snet-
föe, Bwetide, Bweiläte, Bwetiäge,- Bweiße,
ſchpe, bei Bater Abraham Bmefpe, aus dem böhm,
mascenum (dauagxrv0v) d. i. Damascenerpflaume, ober aus
der ältern Sebefte (prunus sebestena) gebilbet; jedenfalls
nit pruna quassata (gequetſcht e), wie Z. Roſenbach
meint: Quatuor indices physici sorporum naturalium per-
fecte mixtorum Herbornse 1626. 8. p. 2032.
‚Quiche |. Quech e. Bi
Quieken, quiekſen (chein.), den Laut quiet von
ſich geben; Baier. quidezen; vgl. quaken, quakſen.
Quinte Pl. (8.), Pfiffe, geſcheide, liſtige Anfchläge,
ER ui Sm. 2, N) hat —X Feten
reihe, Finten f. b. .
Quinzeleiern {weft ), überbenten, nachgrübeln. In
Hefien ift- quinzeln durch ſchoͤne Worte abbetten; nd.
quengeln, obd. quenken, quenfeln, hol. quinkeln win
ſelnd betteln. Vielleicht gehören alle dieſe Wörter zufammen.
Quirſch f. Ouarrid. \
Quiſel, Ouiffel f. (8: wtJ, „eine Weib jon bei
den Katholiken, welche fich verlobt hat, nie zu heyrathen,
täglich einmal in die Kirche zu gehen, und was ber guiges
meynien Sachen mehr find. So läßt fie fi 3. E. auch in
mehrere Brüberjchaften einfehreiben, und geht fleißig zum
‘heil, Abendmahl. Ob Quiſel mit dem Tat. quietus (daher
der befannte Sektenname Duietiften Sec. 14 und 17)
eine Verwandtſchaft hat, ober das Iſi. (altn.) knisl, quisl
d. 5. Bertheilung ift, in fo fern dieſe Berfonen Halb -geiftlich
und halb — find, weiß ich nicht.” S, Dieſe gauge Er
319
ig. Die Quiſſel iſt eine Welbsperſon,
Fe a aen .t. mit’ einer in Mleinliche gehenden
Angftlihkeit) an bie "äußere Formen bes reli; — Lebens
‚ält, ohne deren innern Kern zu erfaſſen, und darum Bei
jeber ” fo Fleinen Abweichung 7 beunruhigt fühlt, traurig
wird, als ſchuldig anklagt u. fi w. er iſt die
Bulsl Schweſter WuisI eine Perſon die immer zu klagen
hat, von wuifeln winfeln, jammern (Sm. 4,182). Dazu
gehört wol Quiſel; vgl. das folgende Bart.
Outffelig 1) Pr Sulfe eigen; 2) (hier und. da
Then), Be behend, geſchaͤftig, fonft — f. wufeln.
nitſ fhern Jr —5 — auch bater. guitſchen,
qwitſchern Gm. 2, 404), ahd. zuizerön, mhb. zwitzern
und ih, l. mängen.-
uoft
Duntig (Möntaban): unvertraͤglich, neidiſch; mhd.
kat, in meht nd. Form quät, mnl. qwaet, holl. kwaad,
nnd. quäd, plattv. quaad böfe, fi — von Grimm,
Gramm. 3, 606 zu goth. qyithan, en) geftellt und als
verjagt vermänfät, Eile —X abon Quotſack
fon. Neibfatt Über quot Ma quat und das angehängte
is ſ. ne 8. 19 Rt. 50. 136.
N.
Rab Rabe) Ki in ber naſſau und heſſ. Volksfprache
nur weiblich, wie auch öfters anhd.
Rabafchen Crhein.), geichäftig fein, herumraba⸗
iHen, ſchleſ. rabazen, in andern Gegenden tabauzen,
tabaftern, rabunten; Subft. die Rasa. Vgl. mid.
reben ſich —* Suter tebig rührig (Sm. 3, * ſchweiz.
rabiig (St. 2, 253
Yale w „ Dialettform für Reden.
Rachen ( n4 "treffen, Dialektform für reihen.
Rabepuger.m. (wt.), Name des fchlechten, faueren
Weins, der vermöge feiner Benfenfims ben Schleim im
Rachen” gerinnen macht und ablö
Raͤchgierig, rachbe re rahfürhtig (hier und
da am Rhein, Taunus, aut dem Velen ), habgierig,
8 ennuüͤtzig. & {ft wol das al an rahha, mhd. rache Ge,
Sa, oder Ri man an Rachen (ahb. hrahho, rahho,
rache) denten? Vgl. Rahoff.
Nahoff m. (Rafjau), habgieriger Menich, wol Rach⸗
auf, Rahenauff. Vgl. rachgierlg.
320
Rahtung ınlt.), Wergeltung eines Unrechts g
ce Senugthuüng, Strafe, mbb. rächunge, rg
Pas hen), N ef, vom flraffgefpannnten Geil,
von reden; 2) if, mübe, bf. in Folge anhaltender Ark
u radern gehörig; vgl. aud has ſcho. reh fteif in ten
jelenfen, bſ. von Pferden gebraucht.
Raderm. (G. Bir ) auögemergelte8 ober fonft um
nüpes Stüd — 2) S imrſworn auf einen Menſchen,
nd. ſchwed. daͤn. hol. rakker, rackaere Schindersknecht,
auch ſchd. (Goͤthe At, 330). S. Radern.
Radern fih (& wt.), körperlich ſich anfıen en, bi.
durch niedrige Arbeit ſich quälen, auch Bater. ı % 39);
verftärkt fi) abradern, nieberfähf. vaden unflätige Arbeit
thun; ſchweiz. reden, Tagen friechen und ſchwere Arbeit
verrichten g t 2, 254). Stieler Era rach en bie Kloafen
teinigen; ader, Rgker, Naher „ber bie Unfauberfeit
zeihet ober Tanget. Bol. altn. raka ſchaben, agf. racjan,
engl. rake ſcharren. ©. Rader.
Rackmüd, radtodt, rademaustodt (rhein. wi.)
find Verftärkungen für mühb und tobt, beiSm. 3, 38 and
vadendürr, zaunradenbärr Auferft mager (von Men
ſchen und Thieren), der Hierzu das agſ. hracca Naden vers
gleicht, weil man aud) fagt zgaunnadendürr. Es iſt rad
du, jagt der Gauber, wenn dichter Nebel herrſcht.
Rad, rät, räb, reed, reet, riet, rah, ra’n (8.
weſt.), fertig, Bereit; ahb. hrad, hradi, rad, radi, mhb. rade,
rat, ag. alin. hrad, engl. ready schnell, hurtig, munter,
ausrichtiam, änhb. ud) gerad in dieſem Sinne.
Nadel f. Natel.
-Räben ſ. reden.
Näter f. Reiter.
Raff, Dialektform für das ſchd. "Kaufe im Stall,
u: en geworfen wird, |. Neff.
af
Raffel, Räffel f. ı8. bei), 1 veraͤchtlich Maul;
eine Perſon, weldye Zahnlüden hat; 3) eine ältere magere
bsperſon, gerne mit dem Nebenbegriff einer böfen Zunge,
in allen Bd. ohd. weitverbreitet. Anhb. vaffen, Baier. A wein
raffeln um (Sm..3,.59. St. 2, 254). Bol. Reff.
Rah —* I, für rab, herab. _
Rahce), (weit), Dialektform für Regen.
Rahen (Marienberg): ne raht net“ 8 i. raumt nicht,
geht nicht von Statten; Pie
321
Rahm (ah. der r&mo, mhb. der, Die räme, räm), ſchd.
der Rahmen, if.faft durchgängig
Rahn (8. rhein.), dünn, Elan, ſchmaͤchtig, ſchmal⸗
leibig, Bj. von Thieren, bier und ba auch von fölanfen,
dünnen Bäumen gefagt, baier. ran, ranig, rain (Sm. 3,
92. 93), mhb. ran, rän, ränec. „Dein Leib ift ran.“ Glara
Häglerin. „Gang rahn.“ Pater Abraham. „Er war ein ran
man.“ Lehr. 1. %. ©. 89. Die 2. N. hat magerer.
Railicht (olt.), Auf gets. "Dad Korn warb in bem
May railicht.“ Lehr. $. 1
Raiſch d. i. vol |. edorf fig.
Rajen, rajern (rhein), vom hahn und Canfert:
das Beibgen treten, begatten, Baier. rähen, reihern
(Sm. 3, 74, 78). Stieler hat reihern üb). nad) ber Bes
gattung, Dertaneen Weber hat reien vom Begatten ber
Hunde und & den, Sollte das Wort eine Weiterbildung
von Reihen, Reigentang fein?
Raier 1. Neiher.
Ralich (Marienberg), Disteltform für rein lich.
Ralle f. (Caub), Furche, Grübchen. Da man auch
dafür Raul hören fol, jo vgl. noch diefes Wort.
Nambas, Rambes, Rampes m. 1) (8. wt.),
—X Bein, 2) (8. Ufn, en), Schläge; in der 1.Vb. wahre
cheinlich Nebenform von Rappes, aus den Rappen buch
Überguß von Waffer Bereiteter Wein, wie das Bot; v. 1618
ſchon hat.
Ramoren, ſ. rumoren.
Ramſche, Ramfcel f. (weft), Runfelrübe, Rum⸗
mel, Rommel (im norbweftl. Theil des Landes), Rums
meld (rhein.), Baier. Rane, pl. Ranefje (Sm. 3, 107),
bei Pater Abraham „die Ruben und Rannen“, woetteram.
Range Die Runfelrübe heißt Tat. beta albissima ; beta
wird aͤnhd. bei Diefenbach Gloss, 72, weil das Wort
verſchiedene Pflanzen bezeichnet, verſchieden verdeutſcht: erut,
kol, koel, —E romiſche, römfhe, rymſche
Eole. Daraus laͤßt fih wol Ramſche, Ramſchel erflären.
Ramfchen 1) (rhein.), eine beſondere Art Sartenipiel
fpielen; 2) (Ufingen), tauſchen ohne Aufgeld. Sm. 3, 9:
bat ramſchen aus Habſucht zufammenraffen, I
entftellt aus dem basjelbe bebentende franz. ramasser, 3
abramſchen.
Ramfchnafe f. (thein.), dicke Naſe.
Ramur m. Ballmerod); Art und Weife, z. B. „dot.
18 ganz fein R.“
Kepreiu: Wörterbuch. 21
322
Rand halten (Herborn), laͤrmende Bufammenkunft
halten; franz. rendez- vous verabrebete Zufammenkunft.
NRandefo, Randefu Halten Crhein.), Orbnung durch
Dreinteben und Dreinſchlagen herftellen; franz. rendez-vous.
Randefui m., Streit. Zank, Tumult }. Rand.
Ranft m, (thein.), jhb. Rank, bf. des Brotes, ahb.
Te anf, mh. rampf, rampft, ranft, auch von Schiller
gebraudit. .
: Rang m. (S.), Braßjebe (guscuta), ein Unfraut, das
fich um den Flachs ſchlingt und ihn nieberreißt, anhd. Range
Diefenbach Gloss. 104. Rangig, 1) viel Rang habend;
2) (fa,), Habgierig (Herbom), BE
Range heikt in Reichelsheim bie Runkelrübe, f.
Ramſche.
NRangen |. Boller, Bidung. J
Rangſchiffer joa. Bördſchiffer, ſ. Boͤrde.
Ranfe m, (8. wt.), übermäßig großes Stück von einer
Sache, bſ. Brot, öfterr. Rienken, ſchwäb. Ranke, fraͤnk.
Runke, nd. Runks, bei Stieler Runken.
Nankſen (Caub) wird von dem widerlichen Ton einer
nicht eingeölten Thuͤre geſagt.
Rannt (chein. unterrbein.), Stoß: Einem einen R.
geben; ift wol von rennen gebildet, ſ. Anrannt.
. Ränfel (Diez), Korb. - -
Ranze m. (S.wt.), Bauch, auch ſchd.z davon ranzen
tüchtig durchprügeln (Zoftein, Rüdesheim, Herborn). Rans
zen das Orundwort zu anrangen, bei Dr. Ed ranzen
einem übel mitſpielen; ſchweiz. und auch mhb. mit jemanden
fpielend feine Kräfte üben.
Ranzionieren ji (Caub), ſich verköftigen, vom franz.
ration (Ration), Bu J
Rappaljevolk, — zeug n..(S. rhein.), Lumpenvolk,
das franz. racaillo, angelehnt an das deutſche Rappel-
ware . ’
Rappe m. -(rhein. unterrhein.), entbeerte Traube, fo
ſchon im 15. Ih. s **— 2
Rappel m. (8. wt.), BVerrüdtheit des Verſtandes,
he Zaune; davon rappelig, ‚ed rappelt, rappel⸗
oͤpſch. J
Rappelche machen Erhein.), piſſen, von kleinen Kin
dern Flazt ſonſt auch Bach, Badheldhe machen.
appeln (S.), ſchneli und dabei meift unordentlich
thun, hudein, wie raffeln; ſich vappeln d. i. ſich eilen.
Rappfc f. (mt.), Handlung des Rappfchens, in ber
Rda.: etwas in die R. werfen d. i. unter mehrere Perſonen
323
Kine) werfen, die es dam zu erhafchen, aufguraffen
Rappicen, rappchen (mt), 1) ſchnell aufraffen, an
ſich reißen; 2) ftehlen, don rappen, rappſen, nd. für das
hochd. raffen.
Rappus f.. ) (bein), Eifer, Site, aus Zom: er
rannte in einer R. hin, vgl. lat. rabies. Zorn, Wuth; 2)
(unterrhein.), in ber Rba.: etwas In bie N. werfen, was
ſonſt in die Rappſch werfen (j.d.). In der 2. Be. ſchon
bei Stieler, der ed von rappen (f. rappfchen) leitet.
Rar, Dialeftform für Rade (agrostemma githago),
Rarlf. Ratel.
Ras, in der Rda.: des Ras, am Rhein die Ras,
baier. anfdie Nas». i. Diesmal. Es ift das ſchd. Reife.
Son fagt man auch die Fahrt, den Gang; vgl. Kia,
M. ift ind Reis einmal.
* Rafen, rofen (thein.), toben, fpringen, übermäßig
Ianfen, bj. bei Rinberfpielen; ſchweig taufen, rauſig · G
2, 2%
Kafig 8, rofig (Hier und da anf dem Weſterwald),
tafend, ſchlefiſch vafindı lühnig, fiedig.
Räfonierwaifer AI bezeichnend die "und da der
Branntwein.
NRäfpe, Reſpe f., ovaler Korb mit Henkel; Raͤſp⸗
hen, Refphen. Sm. 3, 142 hat Reifpel Reiferbüfhrh
den, wodurch man Zlüffigfeiten feihet und vgl. ahd. hris-
pahi Ruthe.
Rafſel ſ. Roſſel.
Rafjelböde fangen. Soll ein dummer Rert genedt
werben, fo gibt. man ihm einen Sad und ftellt ihn bei
ihlehtem, w kaltem Wetter an einen freien Ort mit dem
Bireuten, er folle den Sad offen halten, man werde jept
jagen und dann fprängen die Rafjelböde in.den Sad, So
un man ihn, ſtehen, bis er ed müde ift und nad} Haufe
mRafſela über etwas Hinaus (8.), eine Arbeit
hubeln, wie rappeln.
Natel, Nadel, Rarlm. (8. it.), 1) bünne, hoch
aufgefchoffene Buche, etwa fo Did wie ein Mannsarm; 2) jedes
Stüf Holz von der Dicke eined Ratels, Bf. zum Bufammens
drehen eined Strideö, einer Kette zur "Befeftigung. Es iſt
das ſchd. Reitel, Reidel, ahd. hritil, —S rtiel, reitel,
reidel, von ahd. ridan, m6b. rtden, reiden
Räter f. Reiter.
324
Raͤthlich (thein. unterrhein.), ‚zu Rath haltend, fpars
fam, Elein: das Licht brennt räthlidh.
Ratſch, vatichtig, ratſchdich, Ausruf beim plößs
lichen Durübredien, Durshreißen, Falten.
Ratſch f., Schwägerin, Kiatiemaul; Baier. ſchweiz.
rätſchen, ſchwaͤtzen Hatichen (Sm. 3, 171.. St. 2, 261),
übertragen von der Bd. Elappern am Karfreitag, woher
Ratſch, Raͤtſch Klapper.
Rathſchellerig (Naftätten), abgeneigt; ſ. ſchellig.
Rätſcheln, rötſcheln (weſt.), heimlich verkaufen,
um ns Lederbiffen zu Faufen.
Ratſchen, herumratſchen (S.), leidenſchaftlich fpies
len, z. B. Rartenfpiel.
Katiger Teibenfepaftlicher Spieler. Bgl. ragen.
Rattekahl (8. wt.), gem kahl: die Wiefe r. maͤhen;
das Eſſen r. aufeſſen. 3, 153 hat nürnberg. rati
nichts d. i. ganz und gar nichts, ratt und glatt db. i.
nz und gar, ſchlechtweg und vgl. die ahd. Adv. rado,
Brad ‚ado, |. oben rad. Die Ausſprache tft gegen bieBilbung
von rad; es ift wahrjcheinlicyer, daß das Volk das franz.
radical (von Grund aus) an ben kahlen Schwanz ber
Ratte angelehnt hat, .wie es mehrere Srembwörter fi fo
allmaͤhlich verbeutichte,
Rattmaus f. (Braubach, Selter8), Ratte, ſchon bei
Stieler.bie Rattemaus, abb. rato, radda, mbb. ratte,
agſ. raet, aitn. rotta, altmieherd. ratta, mittellat. rattus.
Rap £, 1) (thein. unterrhein.) "emfiges” Mädchen; 2)
— böſes in iſches Weib; 3) weit.) Jitis. Sm. 3,
173 Hat, Ra tte, dann im Echerz auf Menſchen
übertragen: lafrap, Spieltag. Stieler hat der Rap
Iltis, Daher Schlafrag; er ſtiehlt wie ein Rap. Vgl. ratzen.
Ra Ta fi (8.), ſich zum Zeitvertreib mit Jemanden
herumreißen, jagen, toben (im guten Sinne), ſich wechſel⸗
weife neden, wie 3. B. Verliebte, 3 Leute thun. Ratzer,
Geratz, ratzige Mhd. ratzen iſt räuberiſch entreißen, ahd.
räz, räzi rauberiſch, reißend. Dieſe Wörter wie auch ratzen
gehören zu reizen, bad von reißen gebilbet if.
Rakmann Glt.), nannte an den ſchlechten Wein
yon gas. Lehr. $. 197, von mbd. racge, ahb. räzi, ſcharf
ipen!
Räuber, Raubert ſ. Reiber.
Rauchen ſich (chein. unterrhein.), ſich allmählich, aber
gut zu etwas geſchickt machen, vom Anrauchen eines Pfeifen-
kopfs, bſ. eines Meerſchauimpfeifenkopfs hergenommen.
325
Rauhhühner werben in alten. Weisthümern ald Abs
abe angeführt, d. h. Hühner mwurben gegeben bon jebem
Dans, aus dem Rauch aufftieg, d. i. von jeder Herbftätte.
Br. 625. Gr. 374 f.
Raul, Reul, Rawel m. erhein.),.fva. Ahle (f.b.),
bei Sm. 3, 77 Reihe ſchmaler Bang zwiſchen zwei nicht
ganz aneinander denen Häufern.
Raäul m. (Wehen), Hausthter mit fruppigem Haar,
Pferd, Ochſe, x., (Schwalbach) Die Raul Weiböperfon mit
en Saar; ; wahrſcheinlich abgekürzt aus Haareul
aar
Raumen (chein.), Wen von” ftatten geben; aͤnhd.
Raum machen, weggehen, inhd. rümen
Raumland, Rumland m. (Selters), gelbe Bader
blume (ehrysanthemum segetum).
Raunſch, Raunſchel f., Runfelrübe, f. Ramſche.
Raup, Taupig (D. rhein ), wird von Heinen, ſchwachen
Thieren gejagt. „Do war e Gailche, raubig Man.” Lennig 39,
* Räupert m. Gdſtein, Limburg), joa. Raͤul, wol aus
aupe.
Käupting ı m. (thein.); einjäpiget Sie Rindvieh,
baier. auch ber und die Raup ı
Rauſch, Rouſch m. — — bang
ler; raufchen zubringlich betteln. äubb.
Rauſch ik Angeftüm, , Betäubun; ” raſchem Afett ent⸗
fanden, Hitze (Sm. 3, 139. St. 2, 264). Daraus erklärt
fich der zubringliche Bettler. .
Kaufen Pl. 8. Weilburg), das bichtftehenbe Buchen»
jebüifch, das im Winter fein rauſchenbes Laub behält.
Es Wort (Rauſch, Raufhen, Reujh, Reuſchen)
iſt auch Name von emartunget theilen.
Raufhebeutel, Rauſchtebeutel, Rauſchtbeil
m. (8. wt.), Perſon, die alles mit Geräufh thut, durch Ger
raͤuſch (Worte und Gebärden) die Aufmerfjamteit au auf I at;
wildes Mätchen, baier. Raufhenbauf (Sm. 39). ,
Raute f. 1) (unterrhein), vieredige Setejae
2) Cehein. ed vierediges Stud im Ol eined Hemdes
unter den Armeln; ſchweiz. ‚ga am er (St. 2,264).
Rautſchel, Routſchel f. (Wallmerod), ein oft har⸗
nendes (raufgenbes Kind.‘ B
Rebg (Idſtein), Dialektform für Rettid.
Rech m. (then, unterrhein. Taunus), Rain; bei St.2,
274 der Rid jäh aufe ober anne Seite eines Berges,
ſteiler Weg Aber ein Gebirge, mhi
324
Raͤthlich — unterrhein.), ‚zu Rath haltend, ſpar⸗
fam, klein? das Licht breunt räthlich.
Ratſch, ratſchtig, ratſchdich, Ausruf beim plößs
lichen Durchbrechen, Durchreißen, Fallen.
Ratſch f., Schwägerin, Klatſchmaul; Baier. ſchweiz.
rätſchen, ſchwätzen klatſchen (Sm. 3, 171. 8t. 2, 261),
übertragen von ber Bd. klappern am Karfreitag, woher
Ratſch, Raͤtſch Klapper.
Rathfchellerig (Naftätten), abgeneigt; |. ſchellig.
Rätſcheln, rötfcheln (weſt.), heimlich verkaufen,
um ſich Leckerbiſſen zu kaufen.
Ratſchen, herumratſchen (S.), leidenſchaftlich fpie⸗
len, z. B. Kartenſpiel.
Katſcher leidenſchaftlicher Spieler. Vgl. ragen.
Ratiekahl (8. wt.), ganz kahl: die Wieſe r. maͤhen;
das Eſſen r. aufefjen. Sm. 3, 153 bat nürnberg. rati
nichts d. i. ganz und gar nichts, ratt und glatt d. i.
gem und gar., ſchlechtweg und vgl. die ahd. Adv. rado,
lo, f. oben rad. Die Ausfprache tft gegen bieBilbung
‚von rad; es ift wahrſcheinlicher, daß das Wolf das franz.
radical (von Grund aus) an den Fahlen Schwanz ber
Ratte angelehnt hat, wie ed mehrere Fremdwörter ſich fo
allmaͤhlich verdeutſchte.
Rattmans f. (Braubach, Selters), Ratte, ſchon Bei
Stieler.die Rattemaus, ahd. rato, radda, mhb. ratte,
agſ. raet, altn. rotta, altnieberb. ratta, mittellat. rattus.
Rap £, 1) (chein. unterrhein.) emfiges Mädchen; 2)
(Selters), böfes zaͤnkiſches Weib; 3) Cweit.) Jitis. Sm. 3,
173 hat, Rap = Matte, dann im Scherz auf Menjchen
übertragen: Schlafratz, Spielrag. Stieler hat der Rap
Iltis, daher Schlafrap; er ftiehlt wie ein Rap. Vgl. ragen.
Rapen ſich (8.), fih zum Zeitvertreib mit Jemanden
herumreißen, jagen, toben (im guten Sinne), ſich wechſel⸗
weife neden, wie 3. B. Verliebte, junge Leute thun. Rager,
Gera, rapig.-Mhb. ratzen ift räuberiſch entreipen, ahd.
räz, räzi raͤuberiſch, veißend. Diefe Wörter wie auch ragen
gehören zu reizen, das von reißen gebilbet ift.
Ragmann (vlt.), nannte man Sen ſchlechten Wein
von 239 Lehr. $. 197, von mhd. radge, ahd. rägi, ſcharf
en!
Räuber, Räubertf. Reiber.
Rauchen ſich (chein. unterrhein.), ſich allmählich, aber
gut zu etwas geſchickt machen, vom Anrauchen eines Pfeifen«
opfs, bſ. eines Meerſchauinpfeifenkopfs hergenommen.
325
Rauhhühner werben in alten. Weisthümern als Abs
* re N — murden Be don jebem
us, aus dem Rauch aufftieg, d. i. von jeber Herbftätte.
Br. 625. Gr. 374 Ries f
Raul, eur! "Rawelm. Crhein.),. foa. Ahle (f.b.),
bei Sm. 3, 77 Reihe ſchmaler Bang zwifchen zwei nicht
ganz aneinander ſtehenden Häufern.
Räul m. (Wehen), Hausthier mit firuppigem Haar,
Pferd, Ochſe, ꝛc., (Schwalbach) die Räul Weibsperſon mit
en Haar; wohrſcheinlich abgekürzt aus Haareul
aar
Raumen (chein.), fönell bon von’ ‚Raten sehen; anhd.
Raum machen, weggehen, inhd.
Raumland, Rumland m. —ã gelbe Buchen
blume (chrysanthemum sogetum).
Raunfd, Reunis Hei f., Runfelrübe, ſ. Ramide.
Raup, raupig (B. rhein ), wirb von kleinen, ſchwachen
Thieren geſagt. „Do war e Gailche, raubig Man. Lennig 39,
8 Räupert m. (Idſtein, Limburg), for. Raul, wol aus
aupe.
Käupting m. (ihein.); einjährige Stück Rindvieh,
baier. auch der und die Raup 1Im..3,
Rauſch, Roufh m. Em Au ingli jer Bette
ler; rauſchen zubringlich betteln. Mhd. ber rüsch, duhb.
Raufc if Ungeftüm, ee, aus raſchem fer ent⸗
fanden, Hitze (Bm. 3, 139. St. 2, 264). Daraus erklärt
fich der zudringliche Bettler.
Raufden Pl. (8. Weilburg), das dichtſtehende Buchen
9 eb, das tm Winter fein rauſchenbes Laub behält.
a8 Wort (Rauf 1% — — Reuſch, Reuſchen)
iſt auch Name von Gemarkungdtheilen.
Raufhebentel, Raufchtebeutel, Rauſchtbeil
m. (8. wt.), Perſon, die alles mit Geräufch thut, durch Ge:
raͤuſch (Worte und Gebärden) die Aufmerkſamkeit auf 1b aut;
wildes Minen, Baier. Raufhenbauf (Sm. 3, 139).
Raute f. 1) (unterzhein.), vieredige Senfterfcheibe:
2) (thein. 1, vierediges Stüd im Obertheil eines Hemdes
unter den Ärmeln; ſchweig. Zwickel am © f (St. 2,264).
Rautſchel, —RX f. (Wallmerod), ein oft har⸗
an Baier fir Rtii,
e ), Dial rm ett
—X (thein, unterthein. Taunus), Rain; bei St.2,
274 ver Rid jäh aufs ober söfteigenbe Seite eines Berges,
ſteiler Weg über ein Gebirge, mh)
326
Recheln (Lorch), vedyen, inhd. rechen; rechehn ift
änhd. eine Art zu filhen (Sm. 3, 15).
Rechen heißt beim Volk das Sternbild bed Orion.
Rechnen (wt.), für reden, mit dem Rechen zus
ſammenſcharren, mbb. rechen. ’
Rechter (mt.), beſſer, aber nur abverbialifh. „Du
bleibſt x. zu Haus; bu Hätte r. gef wiegen.
Kechtfertig d. i. vechtichaffen. „Er war gar ein recht⸗
fertiger Mann.“ Lehr. $. 83.
Rehtfehaffen(rhein), fehr, als Verſtärkung. So
fagt aud) Göthe (8, 23 ©öß v. B): „Glifabeth: Hungrig
werdet ihr doch alle fein. Reiter: Rechtſchaffen.“
Reden, räden, reren (S. wt.), fieben, das Getreide
reinigen, baier. raben, reden (Sm. 3, 53),-ahb. redan,
mi. r&den nach ſtarker Konjugation, wie noch heute; vgl.
teitern. . -
Redlich (Naflan, Wallmerod), Hein, ſchwaͤchlich, bi.
7 Eben ‚gejagt, wahrſcheinlich verborben für nörhe
ih ſ. d.
Need, reet ſ. rad.
Reff, Räffn. (mi), 1) Futterreff im Stall, ſchwäb.
Raͤf, fhd. Raufe; 2) ein mit flarfen eifernen Zähnen vers
fehener Kamm, wohurd ber Flachs an andern Orten auch
der Hanf gezogen wird, um die Samenföpfe (Knotten)
abzuftreifen, plattd. R&p; daher reffen, plattd. röpen,
ſonſt riffeln, ahd. riffilön, mhd. riffeln; 3) hoͤlzerner Stiel
an'der Senfe, Grasreff, jonft Graswurf, Wurf,
Senjenmwurf genannt; A) befondere reffartige Vorrichtung
an der Senfe, um da8 Getreide beim Mähen auf die Seite
in Ordnung zu legen (Refffenfe), dann Wurf und Neff
* zufammen. Stieler hat in 1. Bd. das Räff, Neff, Krippen-
zeff, in2.da8 Raͤff, Neff, die Kaffe, Rappe, Riffel.
Ahd. href, mh. röf ift übb. Traggeftell. Vgi. Brotreff.
Regenjhirm ift übh. jelten Ü Parabele) und meiſt
ſachlichen Geſchlechts.
Reh n. (rhein. Taunus), Pflugſterz; von der Geſtalt
der beiden wie Rehhörner emporſtehenden Sterzarme ?
" Rehmelker, Rehmelder m. (Gaub), Salamander
(ealamandra terrestris), ſchwarz und gelb gefledt; etwa
Regenmelder, weil er ſchreit, wenn ed Regen gibt? Im
badiſchen Oberland Heißt er Regenmutter.
Reiber, Vorreiber m. (rein. unterchein. weft.),
Gifen, das ſich wie eine Schraubebrehen Läpt und zum Schließen
der Fenſter dient, Fenſterwirbel, auch baier. ſchweiz. (Sm. 3,
7. St. 2, 267), von reiben, mhb. riben drehen.
3277 ”
Reiber, Reibert, Räuber, Räubert m. (9.),
Taſche, Sat in Rod, Hofe, Wefte, in Coblenz Reipert,
fieg. Rippert, bet Viehoff der Ritpet. Am Rhein ift es
Reiper, Reipert, nicht Reiber, dad Reimer gefprochen
würde, wie ber Reimer (Reiber) am Fenfter.
Reichthum ift rhein. oft- fählichen Geſchlechts, wie
auch aͤnhd.
Reih, Reihe f. (xhein. unterrhein.), 1) Linie am Ober:
theil des Vorberfußes, wo ſich dieſer an den Oberſchenkel
ſchließt; mhb. der rihe, ahd. riho, bezeichnet Wade und
Schienbein; 2) eine Tanztour.
Reihen rhein.), mit weiten Stichen nähen, Heften,
ſchleſ. reigen, nb. rien, Boll. rijgen, ahd. rigan, rihan,
md. rihen eig. nad) der Reihe Heften. In Schwalbad Kb.
reihen lenken, in ber Reihe halten. j
Neiher m., ſtarker Durchfall beim Vieh, fo daß Der
Koth gleichfam in einer langen Reihe (borzlang) von
ihm ſchießt? In Idſtein, Selterd und Hadamar ſcheint die
Ausſprache Raijer zu fein. : u
Reijen, die Riemen aus dem Waſſer heben; ſ. rüjen.
Reinflau, Rinkla f. (wt.), Königspflaume, franz.
reineclande. \ B j 3
Reiper, Reipert ſ. Reiber.
Reis n. (unterrhein.), die 8 — 10 Fuß lange Reihe
Schieferſteine, wahrfcheinliher Neihes von Reihe, als das
ſchweiz. das Brei d. i. Gereis Ordnung, Regel von
reifen-rüften, orbnen. . .
Reisort, eig. Reichs ort n. (8.), der 4. Theil eines
Thaler, 22, Kr.
Reifter, Reifterer |. Riefter.
Reißen fagt man von jungen Weinftöcden. (Robfeld),
die zum erftenmale gefehnitten werben. ‚
Reipmichum heißt bezeichnend Hier und "ba - der
Branntwein. ”
Retten, fahren auf einen offenen Karren oder Wagen,
wie in der Altern Zeit und noch baier. (Sm, 3, 161); vgl.
ahd. reita, mhd. reite Wagen. -
Reiter, Reuter, Räter, Räderm. (9. wt.), großes
Sieb von ftarfem Geflecht, ahd. ritra, ritera,'mbb. riter,
agf. hridder; davon reitern ahd. "hritarön, rftarön, agſ.
bridrjan, mhb. riten. ran
Reitochs heißt Hier und ba ber Buchfitier.
Röteln ji (8. wt.), ſich unanfändig ſetzen, faul
ausdehnen, auöftreden; bavon Rekel, Gerekel, rekelig;
328
eine Weiterbilbung von reden. Baier. ſteht dafür ränteln,
von ranken fireden, dehnen (Sm. 3, 111).
Reller |. Roller.
Rengeln (Wallmerod), raufen, don ringen, |.
ringeln.
Rennthier Hört man oft ſcherzweiſe für das frang.
rentier.
Neppen, rebben (rhein.), wund reißen: feine nicht
feft ſchließenden Schuhe haben ihm bie Ferſen gereppt; von
reiben.
Reſpe, Reſpchen ſ. Raͤſpe.
Reul ſ. Raul.
Rewach, Rewich, Rewes (S. rhein.), Gewinn, fü-
diſchdeutſch (won reba).
a a — Rhinga, NE immer
th; goth. gavi, ahb, gawi, gowi, gouwi, mhd. güuwe,
su, geu find alle jächlih. Auch 6: (43, 247) fagt
ns Rheingau.
Nicht f., heißt im Bergbau das Lager, infofern es bau
wöürbig ift und gebaut wird.
Ridelder BI. (au Kalbsmilch, heißen hier und ba
bie Drüfen am Halfe des Kalbes, welche ein zartes wohl
ſchmeckendes Eſſen geben.
Rickemehl ſ.Rückemehl.
Riebeln, riwweln (hein.), wiederholt reiben. Da
von Riwwel (Brotkrume), Riwwelbrei, Riwwelſuppe;
von reiben, ſchon im Simplic.: „Daß fie die Flöhe ver⸗
tieblen und vertriebelen mögen.”
Riefe (Braubach), Rüme (weft) f., Schorf, Hautaus:
Schlag, ſchd der Ruf, die Rufe; ahd. hruf, ruf, ag}. hreuf,
mbb. der ruf, Die rufe.
Rieme m., jedes Ruder mit Ausnahme des Steuer
zubers, auch ſchweiz. (St. 2, 275), altf. rieino, mhd. rieme,
holl. riem, lat. remus.
Rienzen (Herborn), leiſes Schreien ber Kühe. Bie
mann hat mbb. rienen bejammern, davon fönnte rienzen
gebitnet I M
ieſch, 9) wild, wild ausſehend, ftruppig; 2) fpröte,
troden. Griteres ift mh. risch neben FAR Tebleres resche,
Umlautsform von raſch, Baier. reſch, röfch, (Sm. 3, 140),
ſchweiz. roͤſch, rööjc (St. 2, 282) in Beiden Bd., in der
1. Bd. fchlef. rieſch, ſchwaͤb. raiſch; Lauf. rieſch Hart,
fpröde, unteif.
Riefer, Reiter m. (8. wt.), 1) (8..n.), Fled wor
mit zeruiffenes Oberleder an den Schuhen geflidt wird;
329
3 (meiſt n., ſchweiz. m. St. 2, 276), Streichbrett am Pfluge;
d bie rfostra, riester mbb. riester bb. Pflugfter; en wie
noch heute in einigen, nordd. Gegenden, auch baier. (Im.
145), hier aber die R. Davon rieftern; der —
uf; en), ve Ale an- und aufeinander hängt.
et ſ. rai
Rieweskuchen (Marienberg), Kuchen aus Hafermehl
und geriebenen Kartoffeln. Bol. Griewes, Dippe—
kuchen.
Rilles ſ. Roller.
Rilps, Rilpes m. (chein.), unbeholfener grober
Wenſch; Sm. 3, 81 hat in derfelben Bd. Rülp, Rülpe,
Rülz, Rilz und vermuthet darunter einen verhunzten Gigens
namen. Pater Abraham hat Rilpes.
Rimmeln (S.), etwas zwifchen den Fingern auf und
abſchieben, als wenn man «8 zerkrümmeln wollte, ſchleſ.
rümmeln: Brot in die Suppe einrümmeln, am Rhein eins
riwweln. Bol. fränf, Gerfte remmeln d. i. zu Grüße
machen, bei Sm. 3, 86, der für Ießtere Bd. auch die ander
wärts votfommenben Wörterremeln, rendeln, rollen hat.
Rind n. (rhein.), eine junge zur Zucht "on fähige
Kuh, die aber noch nicht gekalbt hat, A) ſchweiz. (St. 2,
277). Abd. hrind, inhd. rint, ſchd. Rind ſteht in weiterer Bb.
Rinbsbibbel (hier und_da weft), 1) Schimpfname
für einen Langen ſchmalen Menfchen, übertragen vom Ochſen⸗
siemer; 2) eine Art Pfeifenföpfe
Ringelblume £, Löwenzahn (leontodon taraxadum);
f. Kettenblume.
Ringeln, hr ofen. rengeln, Baier. -rangen,
ranfeln m. 3, 108. 111); joa. bäringeln.
Ringelfod, Sin € fieden nı. (S rhein.), ein mit
anf und ab beweglichen und darum klirrenden eijernen Ringen
verfehener Se der Kuh⸗ und Ochfenhirten, der krumm
wesen, oft Ara: eine |. RN Gabel ift.
in
Rin R f. & D Senate, Seubjänale, Schuh⸗
rinke, bei Biehoff der Rent; fingerbreiter lederner
Riemen mit Schnallen zum Bir! en er Strümpfe oberhalb
der Waben, Bein: und Knierinke, auch baier., fehweiz.
und ſchwaͤb. (Bm. 3, 142, St. 2, 278), ahd. hringa, ringe,
zinba, mhd. rinke.
Rinfla f. Reinklau.
Rinnen (Herborn), auf dem Gife ſchleifen "gleiten ;
in ber ältern deutſchen Sprache iſt rinnen übh. laufen,
woher unfer rennen.
330 ”
Nipp (S.), 1) reif, zeitig; 2» geil, nd. für reif, ahd.
ri, mbd. rife, altj. ripi, agj. ripe, holl. rijp, eugl. ripe.
Rippen, hier und da weft. fva. Börbchen, weil
dieſer Theil des Strumpfes meift in Rippen geſtrickt if.
Rippeln ſich erhein.), ſich auflehnen, murren, wahr⸗
ſcheinlich von reiben; baier. rippeln ift wiederholt reiben
«eiebeln) und fid) auflehnen gegen einen Stärkern (Sm 3,8).
Riſchpeln, rifpeln, rufpeln (S. wt.), Leifes, ſchnell
vorũbergehendes Gerauſch machen; baier. ränfpeln, nd.
tüfpern ift das ſchd. räufpern, wozu wol auch rifpeln,
riſchpeln gehört.
Riß PL 18. rhein), 1) Schläge; DM) Späße; vgl.
Wige reißen.
Ritſchen, rätſchen, roͤtſchen (8. wt.), ſchd. rut»
Then; Riiſch, Rutſch, 1) ein abhängiger Ort, wo man
ritjchen ann, oft Name von Gemarfungstheilen; 2) eine
Stelle auf dem Ader, worüber ber Pflug aeritjcht, nicht tief
genug eingegangen iſt; 3) Jieberliche Weibsperſon, die in
alen Eden herumritſcht.
Ritſcher m. (hei Naftätten), foa. Lebbes.
Ritt (8. rhein.), in der Rda.: alle-Ritt d. i. allemal,
jeben Augenblick, auch fehweiz. (St. 2, 279).
Ritichen, Rüttchen, Rüden (I. wt.), übh das
Maͤnuchen des Hundegeſchlechts, aber Bloß in der Bezeich⸗
unng diefes feines männlichen Geſchlechts, Verkleinerungsform
von Nette, nd. Rödde, agſ. rydda, ridda; vgl Rüde,
ahd. rudso, rudo, ruodo, mhb. rüde der ſtarke große
Heghund. S
Riperoth, rigefeuerroth (8. wt.), fehr roth, bei
Sch reßeroatb; roth wie ber Blutftreife in der gerigten
Haut? „En riperure Rod.“ Lennig 19.
Riweln, riwweln f. riebelu.
Rodeln, rodeln, anreizen; die Rochel Anreizung,
f. aufrodeln.
Rodenpapier (chein. S.), Rodenbrief (8.), das
meift bunte Papier, das um Flachs 2c, auf dem Spinn roken
gebunden wird, um ihn zuſammen zu halten.
Rodenpolle heißt hier und dg am Main ber ſtnob⸗
lauch (allium ophiose.).
. Rod.n, 9 (olt.), ein Ort, worauf das Holz audge
reutet wird ober ſchon ausgereutet iſt. „die ander gehölpe in
anberer leuthe röder und heden hinweg genommen:” Gw.1,
605. Über bie früheren Recdhtöverhältnifie ſolcher Felder |.
Gr. 524; 2) (thein. unterrhein. main ), friſch angelegter
831
Weinberg in ben 3 erften Jahren, bier und: da auch Jungs
fer jenannt. Das don Gampe u. A, angeführte ſchd.
te Rode Hört man nicht. Rod, Rode, Roth ift einfach
und afgf. ein in Naffau häufig vorfommender. Ortöname,
Roh n. Idſtein, Schwalbach, Marienberg), eine boös-
artige Krankheit unter dem Rindvieh, bj. im Mai und Juni.
Rohne, Ruhne f. ırhein, unterrhein.), Strieme auf
der Haut von Echlägen ıc, auch baier. (Bm. 3, 105). Zie⸗
mann hat mhd. „rän rot) 9”, was, wenn es ſich nachweiſen
ließe, gut paßte. J
Röhren, rehren (S), 1) nach und nach in kleinen
Theilen irgentwo herabfallen; 2) verzettelt einfommen. Es
ift das ahd. risan, mhd. risen (im Partic. gern, gerirn),
bei Vichoff riifen, baier. reiten (Sm. 3, 121); j. Ger
tier, verröhren.
Rollag m. (Hadamar), ſchlechter (gerollter) Tabak;
f. Snöllen
Kollen{S. wt), von Kühen und Schweinen, einen
Fon zum Ochfen, Eher haben; vollig, holl. krolsch von
atern. J
Roller, Röller, Roöͤllert, Reller, Riller, Ril⸗
les m. (8. wt.), kleines Bettgeftel für Kinder mit Rollen,
welche dazu dienen, um es jeden Morgen wieder unter bag
größere Bet zu rollen. .
- Rollzen, rollſen (8. wt.3, 1) Iuftig fein bis zur
Ausgelafienheit; 2) ſchaͤlern, bj. mit Perjonen des andern
Geſchlechts, auch Baier. (Sm. 3,80); ſchweiz. sollen (St,
2, 281). Rolls, Bubentollz, Gerollz, rollzig, fva.
vollig von zollen (au von lieverlihen Weibsperjonen
eſagt).
Rommel ſ. Rummel, j
- Roppdenul MMheingau), d. i. rupf den Vogel, joa.
das ſchd. Backfiſch (junges Mädchen.
Roppen (chein.), Dialektform für rupfen; davon
roppig klein, krũppelhaft; ber Roppert kleines, meift un«.
gezogenes Kind, färker tadelnd Roppſchwanz; Roppſel
1) Haidelraut; 2) Wenſch wit zerlumpten Kleidern,
„rolemrein, Rufemrein m. (thein. Taunus), Ross
marin. FD
Roſenblättchen, Roſenknöppchen (—knöſpchen)
heißt in der Sprache der Kinder ein weibliches Kind vor
der Taufe; ſ. Banneftielden
Rofenmenat wird Lehr. $. 225 angeführt, wahr
ſcheinlich der Mai.
332
Rofenwed (thein.), eine befonbere Art Wed.
Roffel, Rafjel cweft.) f., felfiger Ader; Vertiefung
an einem Berge, durch welche das Waſſer fließt; auch mehrere
Felsberge führen biefen Namen. Daher Steinroffel Etein-
brud. Sm. 3, 138 Hat Ruſel Eigenname eined Berges
und F3 agf. hrusa abſchüſſiger Berg.
offeln (thein.), flart und Hörkar Athem holen,
röcheln, bj. von Sterbenden, aber auch von folchen Meufchen
gebraucht, die auf der Bruft verſchleinit find; Baier. raffeln
(Sm. 3, 124), im Vok. von 1482 raußen, ahb. rügzan,
rügan, mbb. rüzen, agj. hrütan.
Roffer (8.), prügeln, franz. resser, hol. rossen.
Br gehört wel and) Roß holz, f. „Kinberjpiele“ in der
RO f. (rhein.), Honigwabe, ſchd das Rooß, altſ.
— Fa rast, mbb ber r&z, hie räze, aͤnhd. die raß,
e roB. u
Röpftein m. (8.) pordfe Lada, der Bienenroß ähnelnd.
Rothbrüſtchen heißt an vielen Orten dad Roth«
kehlch — rubecula), in Idſtein der Storchſchnabel
'nıum ),
Rothlauf m. heißt Crhein.) faſt jede von Erkältung
ober Erhigung herrührenbe ante
Rothwelfch (3.) Hört man zuweilen für fauder-
welſch; auf rothwelſch quälen d. 1. fehr quälen. Roth:
welſch (Sprache der Saunen und Zigeuner) iſt auch dd.
als fon. mit kauderwelſch.
ötſcheln f. rätjchen. ö "
Roͤtfchen f. ritſchen
Rotzen, rotzeln (S.), ſich über etwas aufhalten, ſpotten,
fig. von Rop. —
Rogbub, Rotzburſch, Ropjunge, Roplöffel find
tabelnde Benennungen für junge Leute männlichen ——3
die noch nicht eigentlich Burſche, Jungen ıf. d.) find,
ns fein wollen. Rotznaſe ift das Mädchen diefes
ters.
Rotzkachel (8.), im Prompt. v. 1618 Roßkengel
— tafe herabhaͤngender Rotz; dann eine Perſon, bie
olche hat.
Rübefupp f. Königſtein), Gemiſch von Schnee und
Waſſer bei eingetretenem Thauwetter auf der Straße.
Rudelig, ruckeliſch, rukelſch (Wallmerod), un«
ordentlich in der Haushaltung. Darf an ſchleſ. ru ge beweg ·
lich, biegſam, baier. rogel beweglich, locker, mhd. rugeln,
833
öfterr, rigeln beivegen, rühren, norweg. rigla, rugla wadeln,
Iofe fein gebacht werden ?
Rüdemehl, —ſtroh (8. rhein.), Mehl, Stroh von
Res en Roden), a roggo, 70000 ‚ mbb. rogge, rocke,
altniederd. , agl.rige, ryge, alin.rugr, litthau. ruggei.
Rüden (unterrhein.), vom Weinftod gejagt für knoſpen,
fproffen, eig. voranrücken.
Rüdftrang m. (rein. Taunus), Rüdgrat.
Rüddchen, Rüttchen ſ. Rittchen.
Rudergäuger m., Gehilfe und Stellvertreter bes
Steuermanns.
Rüetag (B.), der ſchd. Rügetag, wo die Frevler
bei Amt angegeben und beſtraft werben. Rüͤezeel d. i.
Nügezettel, worauf bie Frevler verzeichnet find.
Ruf m heißt der Hintere Aufbau auf dem Schiff, der
die Etube und Küche für Die Schiffsbewohner eniyält,
Rühren, röhren, ohren if das zweite Cin manchen
Gegenden das britte, |. lautern) Umgraben der Weinberge,
Umadern des Brachfelbes.
Ruhte PL. (8.,, unreife Kirſchen, die noch halb weiß
find; ift e8 Tat. rudis, franz. rade, oder roh, ahd. rä, rö
Gen. rawas, rowes), mbb. r&, rö ‚om rawes,- rouwes)?
Das t wird kaum hörbar, als ein bloßer Hauch ausgeſprochen.
Rüjen, rijen, rudern, mhd. rüejen, hol. roeijen,
engl. to row. B .
Rummel, Rommel, Rummelß £., ſ. Ramjde.
Rummel m., in ber iwt., nun auch hd.) Nda.: „Den
R. 108 haben, den R. verfichen“ d. i. eine Sache verfiehen,
vom Rummel im Piquetipiel übertragen.
Rumland ſ. Raumland.
Rumor, Ramör m. (rhein.), Lärm, großes Geraͤuſch;
Gerumor, rumoren; lat. rumor, engl. romour eig.
mp und ſump drei ei Ib
ump und flump Crhein. unterrhein.), ganz unb gar,
d. h. bis auf den Rumpf mb Stumpf. “
Rumpel f. ıthein.), unregelmäßige fehlerhafte alte;
rumpeln fo falten, dann fehledht nähen; rumpelig. Das
Stammwort ift das ſtark biegende ahd. rimpfan, agj. rim-
imho. rimpfen, im Partic, gerumpfen ; davon das ſchwach⸗
Biegenbe ahd. rumpfan, mhb. rumpfen, anhd. rumpfen,
rumpffen; daher unfer Nafe rümpfen. S meine Bram,
d 15. — 17.36. 1, ©. 229 und Sm. 3, 91. — Völlig
verfebizben don diefem rumpeln iſt das fh. rumpeln
Gerauſch, machen.
334
undig bört man bier und ba für runt, |. ©. 19,
Nr. 136.
Rundigherum bört man hier und ba, bj. in ber
Kinderſprache am Rhein, für rundherum.
ö Rungenieren (rhein.), d. i. ruinteren verderben,
zu Grunde richten.
Nüppel m. (Gaub), roher, fchlechter Menſch, ſchd.
NRiepel, wol vom mÄb. ribalt, ribbalt, franz. ribaut, zigf.
aus ahd. reginbalt, reinbalt fühn, verwegen, räuberifch.
Ruppel, ruppelig werben von Unebenheiten im Ge
ſicht (Hodennarben), auf nefrornen Wegen gejagt. Sm. 3,
18 hat Roppen, roppet.
uppig (Gaub), rauh: ruppig und ftruppig. -
rn a & (S.), lang⸗ und rauhhaarig, borftenartig, vom
eh gejagt. Da _
Rufeln (8), ein bäueriſches Leben führen; drüber
hinaus rufeln d. i. viel und fehnell arbeiten, hudeln; bie
Nufel, Rufeler, Geruſel, rufelig. Sm. 3, 149 bat
in gleicher Ed. rueſchen, der Rueſcher, die Rueſch,
offenbar zu raſch, rifch gehörig.
Rufpeln f. rifhpeln. .
NRüftpferd{{plt.), Hengſt. Gw. 1, 573.
Nüftral (Nüftreitel) heißt bier und da der über das
Rapengebält (f. d.) laufende Balken.
Nußegallebitter (Caub), fehr Bitter, Bitter wie Ruß
und Galle. .
Rutſchen in das Gut. „Bei Felbghtereinwährungen
war üblıh, daß der neue Gutdempfänger vom Gericht an
das Gut begleitet, dort auf einen dDreibeinigen Stuhl
zu fißen und aljo in einem dreimaligen Schube fih
dem Gute zu nähern beorbert war; das hieß: in das Gut
rutſchen“ Br. 438. Gr. 187.
Rüwe f. Riefe
©.
Sal aan, oeth
Sabch, Sappch m. (Uſingen), Koth, kothiger Weg;
ſabchig. Im. 3, 275 hat anhd. Fappen mit einem gewiſſen
Laut im Schmug herumgreifen, herumtreten. Dpl. befäbeln,
Säbſchen (8.), Eränfeln, dahinwelken, flärfer ald
fargen; follte an dad mhd. serwen, Baier jerben gedacht
werden, das — Bd. hat? ©. ſerbeln und verſeibcht.
Säbeln (8. wt.), mit einem flumpfen Meſſer ober
— ſchneiden. Saͤbel ein mehr langes Stüd Brot;
vgl. federn.
335
"&äbeler m. (8.), Stüd Winbvieh, das ben Durchfall
hat, ſich babei befäbelt.
Sad f. n. (rhein.), Vermögen, Haus und Hof, Geld
und But; Sachen BI. Arznei (Braubadh), .
Sat m. (unterrhein.), ein Maß für Mehl, 136 — 144
md.
Sadbeufter, ſacdunkel (8. wt.), ſehr deuſter, ſehr
dunkel wie in einem Sad. - Pe ſeh
Sadeln 1) (8.), fih aufhalten, überall unterwegs
ke Sleißen „ſ. anſackeln; 2) Dialektform (Königftein),
ür fatteln.
Saden, ein Schiff los mahen und fo treiben ober
faden laſſen, hol. zakken.
Saden fi (8. wt.), fih Ballen, nicht glatt anliegen,
von Sad; fadig. .
Sader, Sadrifad (chein.), Fluchwort, gefürzt aus
Saderment, dem man durch dieſe Kürzung alle jünbliche
Beziehung auf das Heilige zu benehmen ſucht; vgl. Fop,
Deidhenker, Sapperlot.
Sadertjäbel, Sadertjö, Saderlot, Sader-
nundedj& find verborbene ftanz. Fluchwörter, sacre diable,
sacre dieu, sacrd' nom de dieu d. i. verfluchter Teufel,
Gott, Name Gottes, Saderlot if wol das franz. sacrd
lot verfluchtes Loß; St. 2, 297 denkt, minder gut, an Ver-
kürzung aud lat. sacra lotio heilige Waſchung.
Sadefel hört man wer) hier und da als leichtes
fees, jedoch meift im Schere, fo auch Schepps
edel.
Sadel, Sodel, Soel fi n. (S. weft), Stüd Aders
land, etwa /, Morgen; vielfach Name von Gemarkungs-
theilen; e8 ift in. etwas abweichender Bd. das ahd. södal,
mhd. sedel Landfig, Landgut.
Saft (weft.), Dialektform von fanft, ſ. S. 22, Nr. 160.
Sagen wich auf dem Wefterwald -regelmäßig mit
wider, am Rhein und Taunus mit über verbunden, wo
die Schriftſprache p gebraucht. Im 15. — 16. Ih. iſt
wider in dieſer Bd. fehr gebraͤuchlich S. meine Gram.
des 15. — 17.35.3.8.313, -
Sabl:, Sal:, in Zſſ. mit. Brief, Buch, frei,
ut, Hof, and, Mann, kommt in ältern Urkunden oft vor,
er alte Ausdrud für übergeben (Grundeigentfum aus
einer Hand in bie andere) war goth. saljan, ahd. ag). sellan,
altn. selja, mhb. sellen; die Übergabe heißt ahd. sala, sale,
mh. sale, sele, ©. weiter Gr. 555.
336
Saichen, faigen (8. mt.), baren, Urin Taffen, ahd.
seihjan, seichan, iahd. seichen ; der, die Saich Urin, ſchiechtes
Getränf (ahd. mhb. ber seich), Saicher, ſaicherig.“ Do
larnt er’8 Fieber abbuhn un be Gichtgeſchwulſt, un gude
no der Sag.“ Lennig 28. J
Saichmetz, — mitz f, heißt hier und da bie Ameiſe.
Sal (S.), abgeſtanden, von Milch, welche im Sommer
den Geichmad verloren hat und keinen Rahm. anſetzt; übers
teagene Bd. von ahd. salo, mhd. sal, Bater. ſal von abge
ſchoſſener Farbe, matt, Dunkel, (many ſchmutzig, unfauber.
Hd (olt.), fol. ©. m. ram. des 15.— 17. Ih. J.
a eReger m, (Königftein), Brad mit fehr fpigen
en.
Salmenwog heißt bei St. Goarshauſen eine Stelle
am Rhein, wo‘ Salmen gefangen werben. ©. Wog.
Salvet f. (wt.), Tellertudh, franz. serviette, ital. sal-
vietta.
Samhaftig (vlt.), mbb. samenthaft, sameth., sameh.,
auf einmal, :aufammen. Gw. 1, 591.
Sämijc (unterrhein.) ,. fehleimig, nur von Suppen
gebraͤuchlich, das fehd. fa miſch der Weißgerber b. t. mit OT
gefchmiert, inhd. seim bidlihe Brühe (woher Honigfeim).
Sammelfurium n. ırhein.), ſchlechte Sammlung,
Miſchmaſch, Gemengſel, meift von Sachen, zuweilen von
Berfonen. Vgl. Simpelforium. .
Sandmann, San männden kommt, wird Bf.
von Kindern gefagt, wenn fie ſich des Schlafes nicht mehr
erwehren fönnen, der Sandmann: ihnen Sand in die Augen
freut. In Baiern jagt man: „Das BPehmännnden
koͤmmt.“
Sang, Sange f. (Helferskirchen X. Selters), Ähren⸗
Büfchel, bſ. wenn fie auf dem Acker gelejen find, ah. die
sanga, mhd. sange Garbe.
Sang m. ift in den Pflanzen (Beinreben unterrhein.),
wenn bie jungen Pflanzen (vom Sroft) gelb geworden, glei
fam verjengt find. .
Sapperlot, Sappermadt, Sapperment, Sap⸗
ee Fluhmwörter, in denen Sapper für Sader
. d ſteht.
N Pen m. (chein. unterrhein.), Brunnentrog, auch
Brunnenfarg; abd.sarch, mhd. sare ift Rifte, Trog übh.,
alfo von weiterem Umfang als das ſchd. Sarg.
337
Sargen 3. kraͤnkeln, ſchwaͤcher als fäbchen; ahd.
seragdn, mb. n Schmerz machen; ahb. sörag, mhd.
agſ. merz einpfindend, traurig, holl zeerig
leidend. grindig; daher fer verfehren. -
Särtli o ſörklich.
Safferas, Zafferas m. (B.rhein.), Lohn, weichen
ber Makelsmann erhält, Herifhpeutid), . ſchachern.
Satel, Sotel ſ»Sadel.
Sau (8), H Flecken, Klecks im Geſchriebenen, —
baier. Gm. 3, 178); 2) Fehlwurf. Zu ber 2. Dh. vgl.
Baier. Saunigel der Berlierende in einem gewiffen Kartens
fpiel. -
Sauarſch, Sauar ti m. G.), 1) Wisbelisind, |.
Mudearid; a, unflätiger Menſch; 3) Botenreißer.
Saubohne £. (thein. wt)., Futterbohne, bie Bohne,
(vicia_faba major).
k —— (Eaub), Shimpfnort; eig. Säubörzel
rze
Seubatt £. Cxhein. unterrhein. ), Bütte in ber Küche,
in welche das „Gejpül* und „Bekrkg“. Tommt, fowie Alles,
was beim Gfjen übrig bleibt und nicht ‚mehr für Wenſchen
au gebrauchen iſt.
Sauer iſt das Holz, das auf naffem Boden gewachſen
iſt, wird in alten Meisthiimern oft ald Abgabe angeführt.
Wagen ful (vol) Betbeb, for vnd ful (faul) vnd vbelge⸗
laden, das eyn atzel t dar durch gefliegen mag; —
ubel geladen vnd ——— f. winbbläfig) ; — ußel gelaben,
ba6 cin, Saf6 (Sale) ik werten oftem Ehe —
Lauffen.“
Sauergamburg (fen), Sanetramperiä(Caub),
Dialektform für Sauerampfer.
Säufis, Saufts m. (unterrhein,), Wirbelwind, d. i
Säuiämang, 6. Säuzal); vgl. fd. Stiel, O dien
f ifer DO iemer, Farrenſchwanz, änhp. fiſel, 'mbb, visel,
anfopf, Gelder. —ſch wanz Schimpfname für
einen unflätigen Menjchen.
Sänotdy, rother Geber, Zraubenholunder (sam-
raoemosa).
Sauſpiel, das ſonf Bollijes heißt; Sauleiz
(Kugel), Sauſtecken, bie i gebraucht werden; ſ. „Kine
Derjpiele“ in ber 2. Abehl.
Saͤuwohl, tee wohl, wie. einer Sau, die fih in
einer Pfuͤtze mälgt. 3. möchte ‚Ueber an bad Hin. .zeiwohl
KRehrein: Wörterbug.
338
benfen. Bel dagegen Gsothes Lied im Fauſt: „Und if
ganz em aliſch wohl, als wie fünfhundert Säuen!“
Säugal m. ( Feichelsheim, Wetterau), d. i. Saͤn⸗
zagel Wirbelwind, eig. Säuſchwanz, ſ. Bagel.
Sawern, fäbern 18. weft), foa. gamwern-(f. b.);
Sawer, Stewer, ah seivar, mbb. eiver, änfir. Saifer,
ſchd. Seifer, nd. sever ımb sabbe, Hol.
Sha & Diderfern für Scheide, Shaben und
Schatten
Schab, Sähafn. m., Stroh und zwar 1) (S. mt.)
das Stroh, worauf ein Todter liegt; 2) das zum Dad
decken unten bejchnittene Bänden ig 3) (unterthein. pi
Bündchen Stroh, welches der Wi um Anbinden. D
Neben mit in den Weinberg nimmt. m 08 Wort iſt ab.
— sooup, mhd. schoup, agſ. sceaf, aͤnhd. Schaub,
Schaube Bunde Bündel, H. —E
Sähabbel f., 1) (Hadamar), aufgefprungene Ruß;
2) (Schabbel, Shabell) liebeiliche Weiböperfon, bf.
Schimpfwort für eine alte Weibsperfon, ſpa. Schachtel;
3) (Nentershaufen), kleines Maͤdchen von A— 6 Jahren.
Säabe in der (rhein.) Rda.: Die Schabe kriegen d. i.
Hautkrankheit von ausfahrender Schärfe, aͤlternhd. Scabe,
woher under ſchäbig (räubig), ahd. schebedig, mhd.
ei J
Shehlige ſchaupern. Basta
abe nn. (chein. wt.), Schemeli en, ital.
N, — = x ) Sch hl
ern. (m die ganze abgeſchorene Wolle von
einem Schaf, hd dh. aus , schepper.
Shabernad m. (rhein. wt.), lofer, arglifiger Streid,
mhd. schabernac, allmaͤhlich auch wieder fchb.
Schabes dadel m. (im Scherz) der Hut, von Sm. 3,
305 paſſend zum fübijhen Schabes (Sabbath) glei,
nah St 2, 305, der Schabisdedel hat, vielieit
Berhungung bes franz. chapeau,
Schachel, Schachtel £ (Hadamar, | Rafjau), langlich ·
runder Kettenring (Glaich), Hof. sehak
Schächer, der arme Schäch er ſva. Tropf,
nal Kropf, urfpr. Räuber, ahd. scähari, nihd. schächaere,
. Shahern (8. we), Banden, wuchern, jübijchbeutich,
bebr. sachar, ſ. Saſſeras.
Säagtel f. &.nt., 1) fü ig ein altes magered Stud
Vieh 2) ein alte böfes Weib, Schabbel, in ir been Bb.
339
auch baier. (Sm. .3, 316) und ſchleſ; änhd. ii Schachtel
eine Hirſchluh. Vgl. Scherbel.
Shädten ‘s. zhein.), 1) ſchlachten, nur vom Schlachten
pr Juden Ben de) )r in n groben Verluſt bringen, jüdiſchdeutſch,
ebr.
Sch ad ch a — d. 4. Sqheidcher, große plumpe
—— vgl. Brandeimach a.
Shäfen beben vieljadh im A. Yofkein die Tannen
iapfen Adeln ([. d
Schäfch en, Notoſungswort der Eltern gegen ihre
Heinen Kinder; vgl. Froͤſchche, Hammelche, Häusce.
„eaftie (chein. w£.), gern jchaffend, arbeitſam, auch
ki —* f. (eßen. mt), Schafgarbe Eebilles mille-
Schaft, Schaftehen (rein), Schaftele (Hftein),
Stadteiheim (enn (eauinctum). s 5
Scha
Schatig, joe (ehein. intenfel), ſchief, ſchepp;
nd. Shate Be in, al in. alter Schub.
Sch äle Mid, ift folde, melde DIE geworben, ohne
Rahm abzufcheiden, das jhd. ſchal.
Schälich (Selters), gut, thener, werthvoll: die Sache
zu ſchaͤlich Für den Gebrauch. Sn einigen Dörfern bed
Ale Selterd hört mar das wol richtigere ſchädlich.
Schaller m., ſchd. alter, iſt wetterau. jeder
Laden am Gebäude, in Rhein jen nicht in jo Ay Bd.
Syälten |, fhellern.
—A m. va. Dollerjan 8
Scäalotte heißt hier und da ber cheuch caim
— Schaͤlze K 8. Hei ), Schale von Obft,
dr, # £ (8. rhein. je von 7
Kartoffeln, Rüben, — aͤnhd. Scheleh, $ Schel
wi —ãR fhappieren (ıhein.), fich fortmacyen,
entwiſchen an. echapper.
Shamelid, Tameeig Beisurg), —Se B.
es war mir zu ſch. das zu ſagen, mhd. schgmelich.
Schamerieren, Ihammeriereu meh)... peruns
alimpfen, verberben. „On den Banefieibrontondihrn dooüt
net [hamereere.” Firmenich 2, J
Schamper (8. weh), an Baletuh,
Pferd, Speife 2c.; jübifchdentid) aus —X schapar jchän
fein? St. 2, 318 hat jch imer ſcheinbar, vortheilhaft tim
Außerlien und ftelt das Wort zu Schiem (j. d.).
„340
Sgatipeleſch m. &) närrifeher Kerl, Poffeureißer,
franz. Jean Potage Hanswurſt,
Star Syandal hat fi das Volt munbgerecht gemäät aus
Seknsı elf. (8), Säftermanl, Schlump, von fin
ben gebilbet, |. ſchennen.
chanz f. (im nexdivefll. Theil des Landes), Holy
welle NReiferbiindel, vieleicht dumachſt, wie man ie heim
Schanzenbau Braudht.
Schanzen bein), eig. an einer Shane arbeiten;
dann übh. ſtark arbeiten.
Schanzlaufer (unterrhein.) Sanzeſchluppet
(thein) ein nun ſeltenes Kleid mit Armeln für Frauen, eine
Art Mantel, wahrſcheinlich aus bem Hol. schanslooper
(Söifetien) entftellt. ".
chapel, Shappel n. (chein.), Halsband für
Hunde; in ber, Schweiz ein Kranz von ten oder Blumen
bei Hochzeiten und andern. firjlichfeierlichen Gelegenheiten
(St. 2, 309); mbb. schäpel, schappel, schappil, ital. ca
lo, franz. chapel, chapelet, u pr. fiberb. Hfbebehung
mittellat. capellus), dann ein Band oder eine Schnur, bie
einem Kranze Es den Kopf umſchloß; Kranz von Laub
ober Blumen, der als fchönfter Mer einfachfter Kopfpuß das
ganze Mittelalter, namentlich bei den Tängen beliebt blieb.
Schappelnf. ſcheppeln.
Schappieren |. [hambieren.
Schar (Brtuaiur), it, rhein. faſt durchgaͤngig n.,
d. scaro, scar, mhd. dagegen m., in neuhochd.
iche f.
Sharben, iaarsen (chein.), ein ſchneiden, B-
Kraut, auch jchb., ahb. —e sch al
Sharhuben (st. ),_ Huben, auf denen genau beftimmte
Frohnden (mhd. schar) laften.
Scarianzi (vlt.), kommt in latein. Urkunden vor
unb bezeichnet griegsleute zu Fuße, mhd. sarjant, scharjant,
serjant, mittellat. sariantes, seriantes, sarganti; vgl. ahd.
— agf. sðaro, mhd. geserwe, goth. rn gu Kriegsrüftung,
iedh. sairein ——— sareire rüi
Syazibagera (Wiesbaden), \ m von ben vielen
* I ——
armeien ), zum Hintern be en. Rieberjä
IR Se ai. ), zum H ſcheid derſaͤch
Scharr, harr (Chein), Kruſte, die ſich beim Kochen
von Brei u. dgl. im Topf anfept und hernach herausge,
341
ie Fag bie Yodt’be-Beel, alch
Khgrtt,- gefragt wird. „Die
hrape, aus bie Scharr.!.Sinnig 26,
Shärten,.Scherren (wefl.), Schollen, bie im Frühe
"jahr mit einem, beſondern Geräthe zerſchlagen werben, PL
von Scharr in eribeiterter ®b | je Saslıe, der Schol⸗
ie u fiſch (pleuronectes): Heißt holt. schar, scharre. -
Schatwacht, Scharwädter (mBb. die scharwahte,
ber. scharehter) wirt von Beijonn. geai, ble'dyrh Ums
ang: in Gemalnſchaft (Schar) zur Sicherheit Nachiwache
ilten; der Gebrauch tft Heute meift abgefommen. :
EScharwenzel m. (8.), ſhlechter, ftinkender Rauch⸗
ut fig. das ältere Scha twen ei ber-Untere im Karten
- Säafel.n. 1) (B.),.Strohfeil; I (Brauhach), Garbe
Hafer —— u : u .:
Shaß.f. SH. .
Schaßchen j. Schoͤßchen.
Schafſen (8. mt), gi ven, derb abfertigen, auch
baler. .ufib. fajtoeiz. (Sm. 7408 &e. 2, 310), das fra,
Schat, Schätt m., Dialektform für Schatten, goth.
akadus, ahd. seato, mhd. schate, ad |, sceado.
Schaͤttenſpieler m. (Schwalbach), jeder herumziehende
Zaſchen · und Marionettenfpieler, jo genannt von dem früher
ſehr beliebten Schattenſpiel.
Schaͤtter ſ. Schottert.
Schatzebeit n, (chein.), was bei der Laſt Gras, Klee
x noch obendrauf gepackt, und worin daun gewoͤhnlich bie
Sichel befeſtigt wird, baier. der Obenauf.
Schauern (vlt.), 1) ſcheuen, ſchonen, ſparen: „er
ſchauert (ältere Ausg. ſchauwert daran feinen koſten“ Lehr.
$.61; 2) (8.), pugen, fd. ſcheunern flatt ſcheiern f.
ſcheier; 3) (Marienberg), Ihügen; 4) (8.), fih Ihauern
fh in Helem befehen, fptegeln. In der 3. Bd, fteht in
Gw. oft ſcheuren, iguren ſchüren, ſchuwern, ber
ſchauren 1, 528. 535, 566. 567. 575., mhd. schüren,
schüwern fügen; vgl. baier. Schauer, aͤnhd. ſch a wer
bededter Ort, Schuß und Schirm vor Wind und Metter |.
Sgeuer. Die 1: Bd. gehört zur 3., die 4. zur 2.
Schaufel ſ. ſchofel.
Schaufel (hier und da auch Steh» und Grab⸗
fhaufel) Heißt im nördlichen Theil des Landes, was fonft
Spat heit, nämlich ein gerades, nad) unten meiſt etwas
abgerundeted eiſernes Gartengeräth ‚mit einem geraden höle
dernen Stiel zum Auf- und Umgraben der Erbe.
342
Schaupen, Schupen (olt.) eig. Schaube, Tängerer
Rod, Oberrod, mhd. schoube, „In diefer Zeit vergiengen
die Platten (f. d.), und die reifigen Leute, Herren, Ritter,
Knechte und Burger, die führten alle Schupen, Pantzer und
Hauben. Die Mainirung (. d.) von den Schaupen hatten
beſcheidene Laͤng.“ Lehr. &47. .
Schaupern, ſchabben, ſchuppern ſich (8. weit.),
ſich hin und: her bewegen, wie einer, ber an eine Sache nichi
will, -eritweber weil er zu blöbe tft, ober fonft feine Luſt
hat; daher ſich weigern, fich von einer Sache losmachen, ſich
einer Sache entziehen; wahrſcheinlich von- ſchieben ober
fhaben ſ. [hupven: .
Schaute ſ. Schote RE
— - Schawelenter m. (Gaub), Liebhaber eines Maͤdchens
wahrſcheinlich zu [hauen (ahd. scawön, inhd. schouwen)
gehörig. . “.
Scheck f. (Weilburg), weißköpfige Kub, ſchd. Schede
meiſt ein fo gezeichnetes "Pferd. *
Schecke, Scheckenrock (vlt.), enganfchlichenbes, did⸗
gefültes und burchſteyptes Leiskleib. „Auch führten Nitter,
Knechte und Burger Scheden und Scheden-Röde, gefligert
(f. d.) Hinten und neben’ mit groffen weiten Armen, und bie
eijgen . d.) an den Armen hatten eine halbe Ehten ober
mehr. . 6.175. Es ift mhd. sehecke, altfranz. jucque,
unſer Jade. - ö
Scheid m. ?n.?, mhd. die scheide, ahd. Die sceida,
sceid, sceit, findet fi oft ald Name von Gemarkungstheilen.
Scheier, ſcheir «8. weſt.), 1) unvermifcht mit An-
derem, rein; 2) mürb, zerbrechlich, glasartig, 3. B. das Hol,
iſt ſcheier Die erfte Bo. -ift in goth. skeirs, altn. skir, apl.
-schr, mhd. schfr, nd. ſchier far, heil, Lauter, woher fd.
feuern ſtatt ſcheiern; die zweite Bd. ift vielleicht aus
der erften übertragen. Simrod hat in ber Überfegung des
altſaͤchfiſchen Heliand (Eiberfeld 1856) „ſchieren Wein“.
„ſchieres Waſſer.“ J
Scheier, ſcheir . [hier.
Scheik, Schsik f. (S.), große Weibsperſon; zu ‘Hei
desheim in Rheinheſſen ift Schaf eine jo dumme ald große
Welbsperſon; holl. scheuk ift eine Tieberliche Weibsperſon.
Wahrſcheinlich gehören biefe drei Wörter zufammen.
. heinbärlich (Zoftein), ähnlich; mhb. schinbaerlich
TSG eineh: Der Dfe füent d. $ iR fhr Hp, ff
einen: Der Ofen ſcheint d. h. iſt fehr Heiß, fah
glühend, fagt der Bewohner bed Falten Sache lnune,
343
und SH uhelms Meine Perfnigen ber Ding, Sgiffer
bie Sea 2, Scheitchen, ein Meiner Nachen, holl. die
Saar, Schéke m. (Idſtein, Ufingen, Hadamar), ein
aus Ko Roggenmehl gebadener Eleiner ‚en, auch Krape
Schel f. (chen), bei — und Gemife age
Pa mit Sähälz, Baier. gebräuäliger ( sy —* *
os, Schele, Schelle, die umgelautete Fi
von
(sk ER ſcheel ift in ganz Naffau ſva. einäugig. Del.
Schhel Agnes Hört man oft als derbe Verbeutichun,
der 3 a = balber‘ *
She lich von 460 — 1200 Centnern Trage
; bie ee "unter men Ve Himpelſchellich.
Fa 359 bar vom Main Schaltich, eaellih,
Sheih, ab. senltich mb. scheldech, von ahd. zoal
nd. schalten I SEN, „ihren. Viehoff hat bie Shall
“fon Sprenguaßen
Schelllg, mhd. — uneins mit ſich und andern,
orig, müreild, iſt veraltet, in rathſchellerig erhalten.
Schelm bat in Rafjau nicht die ſtark Pa Bd.
die das Wort in manchen obd. Degenden bat: ber im
ift bier ch gelinderem Sinne mehr ber im ſcherz⸗ ober —
und — aber auch en Walde — fonft mähen;
2) fi verunreinigen, Fe 5}. beim Gehen; mh. ift der
schemolaere ein Menjch, der an einer böfen Krankheit ſiecht,
dann ein —5 Menſ
344
Scheneroͤs bezahlen bi. großmkthig, freie, franz.
gendreusement.
Schenkaſch f: (8. wt), Geſchenk; ſchenkaſchig,
föente Serig
enkel m. Caub) heißt die Schleifrebe (ſ. d.)
vom — Jahre an.
Schennen Crhein. main.), Dialektform für. ſchänden,
nur in milderem Sinne, ſcheilen, mit Worten beſchimpfen
„'s leicht, die Alte dumm zu ſchenne.“ Lennig 13. Fa
Bott er mich erfcht driwwer geſchendt.“ Datterich 34
Schepp Cxhein. weſt.), 1) ſchief, krumm; 2) verkehrt,
aaa dat Nebenform von, ihieh, ſpaͤtermhd. schive,
niederſaͤchſ. Ian ichlef. — 9 altn. akeifr, lat. scaevus,
ieh. scaios (0xa0g). hott dem Aug. die Baan
ep p angehenft,# Lennig 80. Mit dem jheppe Dediel.”
irmenih 2, 79. Schepp Efher ift in Caub ein Schimpf-
wort, geniß von einer wirklichen ſcheppen naher hergenommen.
"Säeppäen (Ufingen), jaepp g
Sieppeln, EN wadeln;
ſchleſ. 33 "güpfend, tängelnd gehen. Vgl. ſchaupern.
eppfedel hört man (mi bie und da als ein
—* chimpfwort, jedoch meiſt im Scherze, jo auch Sad:
Sqerbel, Schoͤrbel, Schirbel ſ. (hein.), 1) zer
brochenes Stüd eines irdenen Gefäßes; 2) (fig.), Hirnſchale,
Schädel, Kopf; 3) alte oder doch magere Kuh; 4) Lieb: ——
— > (Domborf 4. Habamar), der Schalſtein.
achte
® cheren (8. wt), plagen, guäten, außerlich und inner:
lich; 2) benugen, Nugen ziehen; 3) ſich ſcheren d. i. fih
megbegeben, ich befümmern. & * das ſchd. fcheren in
Scher Alles. über (Selters), ein Menſch, der nicht
fatt werben, nicht genug haben kann, ein Allmein.
Säerling, Scherrlin int Schier⸗
ling, Schirrl ng m. (8. wi J, junges Bf "von 2-3
Jahren, dem man das Gefgier (ah. seirri, giseirri) ſchon
zuweilen auflegt, um es allmählich anzuführen.
Schexpfen (thein., unterrhein.), jäuerlich, etwas ſcharf
und berbe fehmeden, wird vom jungen Wein gejagt, wenn er
ben Moftgefchmad allmaͤhlich verliert; — Shärfzen?
Auf dem Wefterwald lautet ba Won mehr fhirpfen
3. Ha von Ahnlichem Geſchmad bei verſchiedenen Speifen
gejagt
25 B
Scherzen (weſt.) d. t. führ en vos Weſer cdiauf⸗
ten, ihm eine andere Richtung Yen, 3. B. ‚die Bad
beim Wäffern der. Wiefen
Siheuer, Shane f. ift der in ‚Ref, voltgäßticje
rend Scheune nur Bier und ba von Bor
nehmen gebraucht wird. Scheuer, uihd. schiure, ahd. sci-
ura, schra iſt urfpr.. ein bebeckter Ort, ein ar gegen ö
Wind. ımb Weiter, |. ſchauern.
". Spheuerviertel was fonft Dies ſ.d.
Schippeln, „lGäüppeln (S8 wi), dur Siuinter
Schieben ober wiederholtes Drehen fortbewegen, rollen, wie
eine Kugel, ein Rad walzen, von ſchieben gebildet.
Shit f., Zeit, die der Bergmann in ber Grube zu
bringt, auch {hb.; Schicht machen in ber Grube arbeiten.
Schich tig (Walmerob), ſchüchtern, — ſchüch⸗
ter, im Simpkeiffimus ſchichter, ahd, seihtig, mhd. schiech,
baier. ſchieh (Sm. 3, 338. 3) ol schichtig, von abb.
seiuhen, mbp. schiehen ſcheu fein.
ie ſ. Gradkopf.
— icken in ber Rba. ar einem Pr ki d. i. zu
thun, & Pir rue haben (Ufin: a
er, betrunfen, Pr chleſ., jüdiſchdeutſch, hebr.
hieber, Schiewer f. (Herborn), 1) großes Scheit
So; 2) toße" und bide Weiböperfon; Lnſt fteht in beiden
Id. Schlimmer; f. d.
Sqhiebes gehen; fein (8. rhein. wt), verloren gehen
fein, fort gehen, flexben, offenbar von | ieben gel inet:
anderwaͤrts jagt man treiben geben, ſchleifen gehen.
Schtegabel f. Schägabe
Schiem, Schieme ein), © sea weft.) m.,
Schatten, ud. Scheme; m Schatten, Schimmer,
ahd. seimo Schimmer, goth. skoima, altn. skima Licht.
Säier (8.), ſeiiwaͤrts, von der Seite, 3. B. cr fah
mic, fo ſchier an; Nebenform von [delt Sind hofl. scheu-
ring (Schisma) scheurziek (ſchismatiſch, zankfüchtig) zu vgl?
Schier, ſcheier (8. weit), gegen Abend, heute Abend,
geuſchier, gefcher gegen Abend; meiſt ſehl Abend
Owend) bei raie 1 iſt unfer jä. ſchier, ahd. scior.
altn. skiarr, mb. schier ſchneli, Bald, ſogleich. Sm. (3,
394) hat änh. auf ſchieriſten Grätag d i. auf ben naͤchſt⸗
kommenden Dienstag; zu ſchier iſt en Wettertagen d. i. in
ben nächften Tagen, wo es das Wetter zuläßt. .
Säierling ſJ. Sherling.
*
346
E dießen, in der (umterrhein.) Rda.: er ift wie aus .
ber Büchfe gefchoffen, um den ſchlanken Wuchs eines Men:
ſchen zu bezeichnen. .
Scäießeltes, —iltes, —els, —elter, — bel:
ber, —belter, — helders, —hätter, —otter,
—orre, —eder, —ftößerfche Heißt in verſchiedenen
Gegenden des Wehterwalbes bie Eidechſe, bei Sch. Schees«
lader. Die erfte Sylbe ift Har und geht auf das Schießen,
die Schnelligkeit; ber zweite Theil des Wortes ift Eltes,
Dtter ımb floßen. -
Schießhofferig m., Wiebehopf, ſ. Höfferich und
das folgende Be 8 Dorf ff
Schießhuwwerig m., (Hadamar), Specht, gehört
wol mit ſchiwwerig (i. d.) zufammen.
Sal f. abſchiffeln. ”
Schiffiſchen, b. t. die Schiffer, Schifferzunft. '
Schilchen (8. wt.), ſchielen, ahd. scilchan, mhb.
Den von ſchel, ahb. scälah, mhb. schälch eig. ſchräg
jehend. °
„ Säillerdienfte (Naftätten), find Meine Dienfte, Ar:
beiten, die unerzogene Kinder ihren Gltern thun, wahrjchein:
lich Schüler, Y folgende Wort.
° Shillertörnerholz Heißt (in Brauhach) Die Rain
weibe (ligustrum), aus beren Körnern (j. Schulkörner) bie
Schulkinder auf dem Lande vielfad) ihre Dinte machen,
Schillern (8.), eig. [hildern, Schildwache halten,
die Runde machen.
Schil ling, Kollektivzahl 12, wonach in Hacheuburg
die Eier —88 werden, von den alten Schillingen, deren
es ſolche (kurze) zu 12 und (lange) zu 30 Pfennigen
Hab. Won den Furzen giengen 20, von den langen 8 auf
ein Pfund. Ein Limburg. Sa. == 24 Frankf. Heller, ein
Zrankt. Schill. — 12 Limb. Pfennige. Auch ſchleſ, ift heute
noch Schilling ıSchilg) fva. Dupend. Im Bechelner Weis
thum von 1482 gilt der Schilling „zwen wijßpfenning pad
3 heller.“ Gw. 1, 599.
Schimmeln, auh den Schimmel halten fagt
man am Rhein von einem Maͤdchen, das beim Tanz keinen
Tänzer befommt; am Unterrhein auch von bem, das feinen
Dann bekommt. Vgl. Schummel.
Schimmet f. Schiem.
Schimperlich (rhein.), d. i. ſchimpflich. „Es wär
io ſchimperlich.“ Lennig 25.
347
- Säimpf (oft. ), Kurzweil; Scherz. „Bu Schimpff oder
zu ft.„ Lehr. $. Ya
Schinnheck, hr 106; — luder, —mähre
ſtehen für Sqinb⸗ und find an fi Mar, dienen auch als
Schimpfnamen.
Soirpſen BL irhein.), auf dem Ropfe,, ſchd.
pyen: ;
Shnser Sqgerbel.
Schirmſen aufge), seipt bag fg. hechtengehen der
Handwerksburſchen; im Bokab; v..1618 Tdirmen umben
ſchweifen, vagabundieren. Das Wort ift nad) Sm. 3, 4
von den Fechtern hergenommen (fhirmen ift Anhb. mit
den Schild die Hiebe des Gegners auffangen, parieren,
fechten), wie anbererfeitß auch der Ausbrud Kae
Schirpſen f. een
"Spirrling f. erling.
Schiſſer m.: haben ), uneofehnticher, Beftofer Menſch,
Baier. Scheißer, f. Sn und Angftihöß.
Säimwwerden.n. (bei Frankfurt), Laus.
Schiwwerig — en), d. i. immexig, Bund ſchi⸗
lernd, wird gebraucht von Gen gedern er Hühner und Vogel.
Schlag, nicht fleif, bſ. dom Teig gejagt, in Heides·
heim ſchlaff, mh. slach für ſchl ach mmi eat
SYirn £., in May Schar und Scharu, Ort, wo
das sth verfauft wird, jübd. Schranne. in weiterer Bo
mhd. schern. „Da hat der Rath daraus (aus dem Gemeinde
haus) gemadt ein {höne Fleiſchſchirne.“ Lehr. $. 114.
Schlade, in Rheinhefien Schlag, Vertiefung in den
Sahrgeleifen, wo bann das uhren” bald hinüber bald
berüber Schlägt.
Schladerig (S. unterrhein.), kothig, ſchlammig nach
vielem Regen ober Thauwetter, fi ß. ſchlacis; |. bad ges
—— ſchlickerig und Schlackes.
lackes m. (chein.), leichtſinniger, auch ſchmußiger
"u, ſchlackerig.
— — m. (G.), dünner Bel, nur wenig
—E Schluder.
Schlaf'm., 1) Schlafkamerad, Beitgenoff je, nur bet
den Soldaten, au) ſchleſ. und Baier, (Sm. 3, 434); ahd.
gut, y WR gesläfe in weiterer Anwendung; 2) (thein.),
a. e.
Shlafittch, Sählafttthe in ber. Rba: einen am
(beim) Schi. nehmen (paden, Friegen,- erwifchen) iſt durch
gang Deutjchland verbreitet; Ans Wort ifteig. Schlagfittich
"Bd. Tanger Schoß aber Bipfel „von Mebern.” No. "Mint
man aan. Bi us bBiE, altbaier. am Sigel. .
1elf ad. °
Sq la laͤfu in, untert] Echlaf⸗
„es il. er u fin en bei enge die
Br Fire ‚wirb: heute rioch Beim Vogelfang ge⸗
braucht. „Wer, eyne oenge fienge mit lymen, aber (ober)
mit en Gw.l,
Sählaggerte f. "Ehange, "mit der. von dem Sci
aus bie. Ziee be& Wafeis’ amterjuät metb.
SHlahf.(mt);, bi Schlage, jchwerer Hanne,
ahb. slaga, inhd. slage. slaho.
13 (B. weRt), Bufonmenfuß von.
allerlei Dingen, bj. Unrath; 2) (8. thein.) böfer, verörieße
licher geengit oder Bufand; 3) (8.). Heimti er Verkehr,
nad) 8m. 3, 448 wol das ital. schiamazzo von schismare
aus Iat. exelamare - (ausfchreien) mit Anfpielung auf
Sälamm. nBie e folder Schlammaffel (Menge) von
Leut do war.” Firmenid 2, 89.
Schlammbeißer (cobitis an). in ſchlammigen
Baͤchen und Wafjergräben te Fg
Sälammil, Sählemmil, Sch limmil, Schlum⸗
mit, un. (meft.), nachlälfiger, and —S Meunſch, |.
Schlamp, ſchlam pen.
Sälimninteln (Uſingen), ſchmutzig, ſchmierig,
— fein.
Schlamp, Schlampes, Schlampch, Schlampel,
lamm, Sählammer, Bei Stieler der Schlammer,
€ lamper, bie Sälampe bezeichnen einen bſ. im An
Aug unordentlichen, unreinlichen, nadläjfigen (Ihlappigen
u (Hlemmigen) Menfchen, bſ. eine ſolche Weibsperſon.
Schl amp m., Ochmäus bei Kindiaufen u. dgl. Feſt⸗
lichkeiten, jo ſchon Au d.; daher ſchlampampen.
Schlampen, ſe Tanimern (8), unorbentidh einher·
en, ſchlaff fein, ſ. —A
Schlaugen ſchießen Hadamar), faulenzen, da
Schlangen fein Jagdwild ſind: Der geht immer Schl. ſchießen.
Schlankel m. bein), I, Mensch von entelena mg
and FE Saufenzer, der hernmfchlankelt,
berumtreibt, baier. ſchlanken, ſchlinkenſchlauken, Pr
ſchlanken (Sm. 3, 453), bei P. Abraham ber Sglant,
Schlanken Faulenzer; ſoſchienkern. Das Wort gehört
zu ſchlingen, Suingel
349
Sclapp f. (B..10t.), +) Bf. im Anzug unorbentliche,
nahen, unreinliche Weißöperfon (f. Shlamp), verftärft
Schlaͤppch; 2) Schlag (eig. und fig. Davon fhlappig.
schlapp (8.), nd. Fotm de —R gr
Sälappe, Schlappfhuh (8. wt.), Bantoffel, Hinten
niebergetretener ober abgeſchnitiener Schuß.
chlappen (8. wt.), ſchlürfen, zunächft von Hunden,
bann von Menſchen gejagt.
Sälappern (8. wt.), 1) foa. ſchlappenz 2) Hin
und her fahren, ſchlottern, ſchiapp herabhangen; 3) anhal⸗
tend und duinm ſprechen, Dr ſchnappern, [hwabbern.
Davon fehlapperig naß, moraftig, auch Langfam; ſchlap⸗
perfett. Schon Geiler fagt: „er [hlapert bie ſpeiß
in fi); das der Mantel eym nit omb die Bein ſchlapper.“
Schlappes (8. wt.), if Beim männlichen, was
Schlapp —e—— Be. 5 f
Schlapphut, —maul, —ſchuh, —forel
aus — Woͤrtern klar; |. noch Sorel. fub
a a araffengefiht (chein, unterrhein.), Gefichts-
made.
Schlarrant, Nebenform von Schuorrant ſ. d.
Schlarren heim) etwas ftärker als blarren, aber
nur von Menfchen gebraucht. Die Schlarr, bie fo fchlarst,
baier. die Schler der Mund (Im, 3, 45; Schlarr-
maul.
Schlau f. tWallmerod, Montabaur), Vertiefung, das
anhd. Schlaud, Hei Mattheſius die Tiefe, der Abgrund
des Meeres. (&), 1) der ſchicchte 2 Fa
Schlauch m. (8.), er te Kappes; 2) das
Fleiſchige im Horne des Rindviehes; 3) die Hülle ber Ger-
Renähre; 4) (rhein.), Butter, die wei, weißlich, kaͤſeartig
iſt. Stieler hat der Schlauch für Stengel des Kappes
(eaulis brassicae non capitatae, sed quae ex meris foliis
eonstat). In der 3. Bd. hat Herder die Schlaube; mhd.
iſt släwe Rußſchale.
Schlauchen, ſchluchen (8. weſt.), naſchen, davon
bie Schlaud, fhlaudig; ſchon mb. ber slüch Schlauch,
Kehle und dann fg Schwelger; 2) (unterrhein.), eine Sache
wohlfeil einhandeln; wol von ſchlau, baier. und bei P.
Abraham ſch lauh, ſchl auch (Sm. 3, 446); altn slaegr,
slaegritz {ft zunächft gewinnftmipig. Das Wort ſchlau
fehlt ahb. und mhd und tft aus dem Norden ber einge
drungen, nd. flou, ſhuw, hol. sluw, bän. sla, ſchwed.
slug, engl. sly.
350
Sälauder f. (9. weft), Weg, Bahn, Gedanke, Ge
finnung, wol fig. Anwendung bon Sclauder, Scäleuder.
Schlaudern, auch Schlungen heißen tu Gaub bei
einem Strumpfe die an der Ferſe aufwärts gehenden Mafchen-
reihen. Baler. Schlauber iſt Eurzer, etwa klafter⸗
Ianger Strid, im Haus: und Fuhrweſen zu manderlei Ge
brauch vorraͤthig; dann ein locker gehafpelter Faden (Sm. 3,
4341. Schlinge, ab slinga, nihd. elinge, bb.
auch heute noch Baier. (Sı m 452) eine — &
Pr mol Sälaubern und Schlunge:
laudes GIdſtein): „Dot but mer ii ſchlaudes
bi & angenehm.
hlaume, Schloume m. (Soflein, leſen
glattzungiger, hinterliſtiger Menſch, wol fäbijehbeutfch.
Schlaußkorb m. (8. rhein.), Schnaußforb (hei
ten Scifffnechten), in Diez Schnaußränfel, ein großer
wie Keiner Korb mit einem verſchließbaren Dedel, ſ. & 20,
Nr. 147.
Schlavonier (St. Goarsh.), SäHlawad fingen),
——————— Müßiggänger.
lawanſch (Hftein), dicker großer Mann.
— lawwer (rhein. ınterrhein.), 1) Bruſtſerviette der
Kinder weiche Form für Schlapper; 2) (Schwalbach),
et Meiel, in diefer Bd. wol zu Schlimmer gehörig.
Schlécht (nörbl. Taunus), dumm, einfältig, albern,
unfer ſchlicht in böfem Sinne; ShIehtfhmwäger.
L and: ederig (Selters), Dialektform von [hliderig,
ern.
Schlehbauch ırhein.), eig, Schlägebaud, ſchlagen-
der audenber Bauch bei Pferden.
Schleich f., eine umberfchleihende Perſon.
Schleier: „Diefer Weg geht ſchleier, jener gt
fippel (gerabe)”, fagte ein Baner in Sauerthal 4,
Goarshauſen Es ift wol vom hol. sleuren bleiben, n
sau, Stippel.
Shen Sälier.
leterweiß (unterrhein.), ganz wei, weiß wie em
leier.
—— Cehein.), ein Geraͤthe, das zum Schleifen
dient, 3. 8. Untergeftell eines Schlittens auch ber Schlitten
Ki, Geftell, worauf der Hinterpflug Tieg t.
Säleifen gehen (ehein.), verloren hen, ſ. ſchie bes
gehen.
351
Säleifrebe £., 1) der einjährige Schößling in Wein-
bergen, der zu bem zweiten Pfahl geleitet, oder aud) in bie
Erde gejenkt wird, um Wurzeln zu ziehen; 2) (BL fig.),
einzelne Haare, von der Seite oder vom Hinterfo; über bie
Glatze gezogen.
Schiek £ Marienberg), Schliek (Idſtein, Runkel,
Limburg, Hadamar), Dialektform für Schlehe, ah. sl6ha,
— ſeltner fh Timm (Bx
emm, jel tmm- (Braubadh), fehräg, ſchief,
fchepp, lauf. ſchlimm, ſchlim b, ſchwetz. ſchlim m, ſchlem⸗
men in ſchräger Richtung ein: ober abwärts laufen (St. &,
328 f.), baier. ſchlemm, ſchlimm, ſchlemmig (Sm. 3,
448 f.), bei Stieler fhlimm; bie urfprüngliche Bb:, ahd.
slimb, slimm, m&b. hol. slim ſchrag, woraus ſich Die Bd.
unſeres fhlimm (nicht gerader Dehnung gemäß) entwidelte,
Bol. Tat. limus (fdyräg), ſchief, das bei Diefenbad Gloss.
330 durch ſchlimm überjegt wird.
Schlemmil f. Schlammil.
Silent f. Sälint. -
Schlenk, Schlenke f. ift auf dem Wefterw. vielfach
Benennung von Grmarkungstheilen, die etwas abſchüſſig
find; in Goblenz und in Jülich bezeichnet das Wort eine
Heine, vom Wafler ausgefpülte Rinne oder Vertiefung, dann
aud) jede natürliche Riederung ober Vertiefung, hol. slenk
Schlammgrube.
Schlenkern (8 wt.),- 1) Ereisförmig jchlingen, winden,
3. B. die Schlange fchlenferte fi mir um ben Arm; 2) fva.
ſchlen dern langjam und gemächlich gehen, baier. ſchlenkeln
(Sm. 3, 453), fhlej. [plenkern; 3) rhein.), fon. ſchlidern
2 und 3. Schlenkerer ſ. Schlantel: ö ‚
Schleuberpreis (NBiesbaben), ein ehr niebriger Preiß,
wobei bie Sad gleichfam weggeſchleuderi wird. „Es werben
ale Sorten Wurft, Schinken zu wahren Schleuberpreifen
abgegeben.“ Anzeige in ber mittelrhein. Beitung 4857 Nr. 136.
Schleunig, fhleunings (Xamus, main. thein ),
fanft abhängig vom Boden, Übertragung von ſchleunig
eig. guten Fortgang habend, .
® Sta (Dadenburg), Wurm; mi. alich daB fchle
de D Ingleiten der Schlangen. Vgl. Blindſchleiche,
. ber 3 . :
ei Säli er, Schlaͤch ex m. (S.rhein.), 1) ein verſteckter
gefährlicher enſch, mhb. slifaere, slichaere;.2) ein Wind,
man im Stillen ſtreichen laͤßt, Dialeftform für Schleicher.
Schlicht f. findet ſich oft ald Name von Gemartunges
theilen, wol das mh. slihte, ahd. slihti Ebene.
352
Schlickern (8. Montabaur), 1) Koth um ſich werfen
ſchmutzig fein; 2) die Hände und Kühe beim Gehen von
fih werfen, ichtel. au und ber ſchwenken wie Schlamm;
3) feleudern, mit sitternden Bewegung wegwerfen.
Schligerer, ſchlideris. Die —S abgeleitet von
änhd. Schlick, nd. Slick, holl. slik, slijk Koth, Schlamm;
Nr Er nd. Formen das hochd. Schleich, ah. alih,
nl 8
Sälier m. (en) Sälöier, S fotjer n.(8.),
1) Schwären am Selbe; 2) Näffe im Aderfelb; fplierig.
Mhp. der slier, obb. der Schlier Schwären, Lehm, Schlamm
(Sm. 3, 457), in der 2. Bd. bier au das Schlier,
Säliff m. (rhein), mehr nd. Form für das Hodb.
Saun, geheime Art feine Abſicht zu erreichen.
Sälimm ſ. ſchlemm.
Schlimmil ſ. Schlammil.
Sälint, Schlent f.18. wt.), abnehmbgre und als
Schlüfſel dienende Klinke an der Thüre, inhd. Der slinc,
. sinke, — Form von ſchlin gen.
chlinkenſchlanken Pl. (rhein.), gehaltloſe Aus:
I Ss ſchlinkerſchlanken müßig herum gehen (Sm.
); vgl. Schlantel,
lim, Schliew, Flachsahne; vgl. ſchliwwern.
s liwwern (8. rhein.), fplitten; bavon Schliw⸗
wer l) Splitter; 2) große, unbeholfene Weibeperfon, vgl.
Latt, Stang; jhlimmwerig. Das Wort gehört wahr
feheinich zu ſchleifen, da agſ. slipan auch die Bd. auf⸗
—— getrennt werben (lat. solvi) bat. Stieler hat
chlifter Waflerriß, eine durch das Waſſer gerifiene Ber
tiefung und rechnet e8 zu Schliff von jchleifen. Bel.
kliwwern.
Schloͤcher ſ. Schlicher.
Schlocgern, ſchluckern (8. rhein.), 1) Sin amd ber
fahren, wanken; 2 beſchwerlich gehen, ſich wanlend fortbe
353
es —ã —S — —E
oder rT B
& toderfag Gsen, wo ——
= ve Strich: eine Reihe
ĩ iĩ Loch ‚Sälot
—* —5 Ar bohl ; ot zujammen.
Schlonk ſ. S But
upp.
Sählorgpes, Shlurdes, Shlurjesm. (8. weſt.),
PRIOR 2 side rlumeper 3 —S
ir iſt wol das lauf. © u Sälemmer, nichtönupiger
Ei ſchl 3 — Ira Br m
Tegnen (nicht wie Ki Ki) bie CH, ein folder Regen.
* —B n n bei Geiler: „ben ſchloswiſſen
. „ir bein wären wizer dann ein lzf.
Sälöt m. (Selters), Salat.
eis — ganz friſcher Apfelwein; vsol.
— Floume ſ. Schlau
© Iomeiß (unterrhein.) joa. ſchloßew eiß, woraus
se). —A halb Brei halb
Aloß, die fich ‚glatt neli ſchluͤcken läßt.
Sälädfen, Pr ſ. Ilidfen.
Kehrein: Wörterbuch.
354
Schluder m. fumpf for, Wald, auch Name von Ge
markungätheilen. Sim. hat 3, 434 © Siuder Scham und,
461 Schlott, Schlött, ar Sälotter Schlamm,
Roth, — mhd. slote Echlamm, Koth. l. Schlabber:
watt. Der Shmupfite ißt hol. slodde, slodder.
Sälufter, Schloufter F. (weft), 1) Schlucht,
2) unordentliche Weiböperfon, bie ſich gleichfam in Schluften
herumtreibt. Schluft ift bie eig. hodd., Schlucht bie aus
dem Riederd. eingedrungene Form.
Sählummen, [hlumpen ‚ein, ſchlagen, prügein;
vsl. bad Sälumpen ber der Wolle.
Schlummern 1) Cabein.), Schleichhandel treiben;
2) (Echwalbady), ‚etwas ſehr wohlfeil taufen, wie. ed von
Scleihhändlern geſchieht. Vgl. hol. slommeren verwirsen.
Schlummil ſ. Shlammil.
or Sälumpel, ſchlumpig ſ. Schlamp
u.
— .Scälumpenwed beißt in Herborn eine Art Wed,
eipor, das wol zunächft beim Schlamp (f.d.) gegeffen
Ds Glundes m. (hier und ba weft.), Gefängniß, Bol-
les (f. d.)., abgeleitet aus Schlund.
Schlungen ſ. Schlaudern.
Schlunk, Sälontm. (S.), 1) Schlund nad dem
Magen, Gur; ug, auch Baier. (Bm. 3, 454), bei Stieler der
Shluns ) ER. enge und waflerreiche Thal. Rhein.
nur bie 1. nd zwar f. Das Wort fommt von
f Lingen, f&linfen (Sm. 3, 454), wie Schlund von
inden.
Schlupp, Schlopp m. (thein.), Knoten mit herab:
hängenden Enden, Schleifen, Schleppen. Tas Wort gehört
wie ie nachfolgenden zu ſchluͤpfen.
Schlüppchen, Schlippchen (rhein. weit. Raub)
burchteiebener, ieichtſinniger Menſch; Sm. 3, 456 hat bie
Schlopf lieverlihde Weiböperjon.
qhhluppchen (thein.), fagt man von Schuhen, beren
Hintertheil beim Gehen nicht feft anliegt, ſondern auf und
ab fi) bewegt; daher Schluppcher Pantoffel.
Säluppen lutſchen am sauglapnen, Schlupper
ad ſonſt Schluger. Sm. 3, 455 hat ſchluppern
chlucken.
Schlurchen (Ufingen), ſchlurpchen (chein.), mit
einer gewiffen Gemeinheit trinfen;ı —X ſqhi⸗
ſchlurtſen ſchlürfen, trinken, Baier. ſchlurken ſchliagen.
355
Bat. mhd. slurc Schlund, slurken verfhlingen‘ Stamm-
wort ift nad) W. nd. fliven fchleden, najchen.
Schlurches ſ. Schlordes.
Schluri, Schlori m. f. Crhein. weft., ein in Bang
und Kleidung nachlaͤſſiger, dabei meift einfältiger Menſch;
ſchlurig. „Daß de mich noch doht ärferfept mit beim ſchlu⸗
tige Weſe.“ Streff 68. Vgl. mhd. der alür langſamer
fauler Menſch, ei. ſchlauren ſchlendern, Schlanri-
Schlendrian, nd. ſturen träge fein, flurig faul, unluftig.
Hol. ift die sloor ein roh aufgewachſenes Gear n. Bol.
Schlorches.
Schluß, ſchlußen ſ. Schloß.
Säläffel, Schloſſet m. (S.rhein.), Acker- Wiefene,
Baldftük, das eine gemiffe hnlichteit mit einem Schlüffel
hat, rechtwinkeliget Susfchmit aus einem Aderfeld, auch oft
Name von Gemarkungstheilen.
Schlüffelfiuft m. (8), Schlüffelbund, |. Kluft. -
Schluger m. (rhein.), Sauglappe der Kinder, fonft
HE maaheil (ei), mit. amtcheit, Sqhmach, Seh
madheit (vlt.), mhd. s eit, , Shmä-
hung. Lehr. $. 176, |. Shmod.
Schmachten (8. wt.), bei Anbern feinen Hunger
md Durft ftillen, ohne etwas dafür zu Bezahlen, das ſchd.
ſchmach teu (die höchfte Begierde nad) Epeife und Trank
bis zum Dahinſchwinden empfinden) in etwas geänberter-Bb.
Daher Schmachter, Schmachtlappe, hol. smachtlap.
Bl. Shmades und nd. die Schmadte der Hunger.
Schmachterlich hier und da für [hmädhtig.
s ie m., altes verlefened Buch, das übel riecht; '
. ſchmecken.
Schmackes m. 1) (St. Goardhaufen), der ſich durch
Schmeichelei gutes Eſſen und Trinken unentgeltlich erwirbt,
Schmachthappe; 2) läppiiäher, abgeſchmacter Menich.
Scämädfeln (Thein.), einen Beigefhmad haben.
Schmadjen, ſchmäckſen (rhein.), tn, den
Geſchmack prüfen; mhb. smackezen beim Eſſen mit dem -
Munde fhmagen.
GSchmaguckes m. (Herborn), heimtüdifcher Menſch,
vielleiht Schmahg, Schmähg., |. Öudes,
Schmaäh, verſchmäh, ſchmähſam (S.), bei jeber
einigfeit beleidigt, verbroffen; ab. smähi, mb. smache,
aͤnhd. Ihmähe, ſchmach ift gering, veraͤchtlich, aber au
beleibigend, verihmähenb.
hmälen, in der Rda.: Das Herrgottchen ſchmaͤlt,
fonft zaukt, d. i. e8 donnert. .
356
Sch mal zkraut ü. (Schwalbah, Taunus), Mauſe⸗
öhrchen (valeriana olitoria).
Schmanken (Uſiugen), naſchen; Schmank, Schman⸗
ter, ſchmankig. Sm. 3, 471 hat das Schmaͤnkelein fon.
Scharr (j.d.). Stieler hat der Schmanzer, Schmänzer
Naͤſcher Das Wurzelmort ift wol Schmant.
Sämant, Shmann, Ehmenn m. (8 weft. um
terrhein.), 1) der jühe Rahm, dann ühh. Rahm auf der
Mid; 2) (fig.), dad Beſte einer Sache, fpätermhd. smant,
flav. smetana; 3) (f.), naſchhafte Perſon; 4) Name von
Gemarkungstheilen. Davon ſchmanten, fhmannen,
fhmennen den Rahm abnehmen; Schmanteburger
weicher Käfe aus der f. g. fauern Milh, Schlippermilch.
Schmappchen (Idſtein,, ſtark Tabak raudyen.
Schmarren ſ. ſchmorren.
Schmaßert m. (thein. main.), Schmeißfliege. „So
ahner von bene dicke, blaue Schmaßert.“ Datterich 16.
Schmatzen bein), 2 mit einem ſchmatzenden Laut
eſſen; 2) Lit.) mit Geſchmatz, dann übh. kuſſen. Schmagert
Kup, öfterr. Schmatzerl.
Schmecken (J. rhein.), nad Faͤulniß ſchmecken und
riechen. Obd. iſt ſchmecken im Sinne von riechen ſehr ger
bbraͤuchiich (Sm. 3, 464. St. 2, 33833.
© meim | Schmilbe.
Schmicke k, Ranke der Bohnen, der Erdbeerpflanzen.
Schmicken 1) (S.), feine Schläge wider etwas thun,
3. DB. der Regen ſchmickt wider das Fenſter, mir ins Geſicht;
2) (8. rhein.), mit dem äußerften Ende einer Ruthe, Peitiche
ſchlagen. Schmid, Schmide, nd. Schmed die lange
Berne in.andern Gegenden nur das bünne aus
anf geflochtene Ende der Peitſche, die Treibſchuur. Tas
ort ift aus dem Nd. vorgebrungen ftatt des hochd. ſchmißen,
mbb. smitzen,
Schmidetſeach, d. i. Schmiede dad Sech, heißt hier
und da auf dem Wefterwalb die Kohlmeife (( a major),
Fa dar, d. i. — die Pflugſchar, ei
e fü . im Srübjahr bören laͤßt; ihr elt ei
—8 biefer beiden Wörter. De viſ on
Schmiedläufe nennen bier und da bie Schmiede bie
Beim Schmieden des Eiſens abſpringenden Funken.
Schmier, das, auch die Schmeer, 1) (unterrhein),
"Alles, was man ſchmiert, bſ. Zweiſchen⸗ und Birnlatwerg;
.2) (wt.) Schläge, |. Fett. .
357
Schmierakel, Schmorafel, Schmorofel m.
a 6
mieron (S. wt.), 1) ſchmeicheln; 2) beftechen
(beibe fig); Schmierer, ſchmierig, Schmierlappen,
Schmierlappes.
Schmilb, Schmilm f. (thein. wt.), der ſpitze Metall⸗
befchlag am untern Ende eines Stockes, baier. Schmelme,
Sämilme (Sm. 3, 470).
Schmilbe, Shmilme, Shmilm, Schmelme,
Sähmölm f. Crhein.), zunächft die Schmiele (aira), dann
übh. dünnes und langhalmiges Gras, ahb. smalicha, sme-
lohe, mhb. smölehe, smölhe, smeleche, Baier. Schmelche,
Sämiele, Schmelme, Schmilme (Sm. 3, 469 f.).
Sämilmehüpfer, Schmelmehepper, 1) Heu
fchrede; 2) hagere Perſon.
Schminz £., gebraͤuchlicher Schminzchen (rhein.),
ein magereß, ſchlank gewachſenes Kind, bj. Mädchen; Davon
ſchminzig. Bgl. fpienztg-
Schmitzen, 1) (8.), fledig, ſchmierig machen; 2) (8.
thein.), Striche machen mit Kreide, Roͤthel u. dgl. Schmitz,
Schmipen Strich, Merkzeichen, dad Geſchmiß, ſchmitzig.
Das Wort, in allen Bb. auch Baier. (Sm. 3, 478) und
ſchleſ. und ſchd., ift von ſchmeißen gebildet.
Shmod, Schmodet f.(S weſt.), Schmach, ahd.
emaht, miihd. smaehe, smächeit, smöchd, ſ. Shmadheit.
Scämollen (3.), hier und da für ſchmorren; vgl. :
holl. smeulen unter ber Afche glimmen.
Schmorakel, Shmorotel f. Schmierakel.
Schmorren, fhmarren (8.), ſtark Tabak rauchen,
it wol mit etwas veränderter Bd. das hochd. fhmorren,
wofür obd. [hmandyen fleht, das hoc. wieber für Tabak -
rauchen gebraudht wird. .
Schmoujelfupp f. Shmunzelfupp.
Schmu machen (rhein. unterrhein. Taunus, weft.),
Gewinn machen, betrügen, jüdiſchdeutſch, hebr. schmuah Ges
ur daher ſchmu machen Unmahres ſprechen oder tun.
Schmulappen ein vom Schneider zurüdbehaltener Lappen.
Schmud m. (bier und da in den Amtern Selters und
Montabaur), ftarker Regen; | hmuden regnen; wahrſchein⸗
lid) das hol. smak Schlag der Wellen, Guß
Sähmudeln (rhein.), übel riechen, von Fleiſch u. dgl.,
Igmugelig übel riechenb dann unrein feiend, auch Baier.
(Sm. 3, 465); zu Ihmeden gehörig. ‚
Schmudig, ſchmurig, ſchmuderig, ſchmurerig,
ſchmul, ſchmulig, ſchmübchig (S. wt.), ſchwül, brüdend
358
heiß, gewitterhaft, Baier. ſchmodig, ſchmudig, ſchmud⸗
tig (Sm. 3, 466). Dal. engl. to smother bampfen, smoul-
dry, smouldering dampfend. .
Schmug geln (thein ),fva. | Hlnmmern, hol. smok-
kelen, engl. to smuggle, dän. smuge von dän. smug heim⸗
lich, verſtohlen. -
Schmunzelfupp, Schmunfelfupp (Bierftabt,
Wiesbaden), Schmouſelſupp (Idſtein), Sauerfrautfuppe,
aus ben Überbleibjeln des Mittagsefiens (Sauerkraut und
Kartoffelftampes) bereitet und am Abend gegeflen; 2) (Lau
fenfelden A. Schwalbach) ſ. g. franzöfiiche Suppe.
Schmufen hin), 1) ſchwaͤßen, jüdiſchdeutſch.
Schmus, Schmuſer, Geſchmus; 2, Schnuu machen
ſ. d. „Do ſchmuſe der ganz haamlich zwaa; dumm Ge—
ſchmuhs.“ Leunig 8, 79.,s wor nicks as e Schmuße,
Betrije, Krakele.“ Firmenich 2, 83.
Schmuttel, ShmullcS. rhein.), Schmug, ſchmutzige
Weibsperfon, Schmutteljungfva. Rogburfh, jhmut-
telig. Stieler bat die nd. Korm fhmaren, ſchma—
deren fchmieren, b}. ſchlecht ſchreiben, Schmaberey, Ge⸗
ſchmader, Schwmaderer, ſchmad er icht. Dazu gehört
Schmuttel; vgl. holl. smodderen, smullen beſudeln, be
ſchmutzen.
Schmuttern (chein. Taunus, weſt.), faul riechen, bſ.
von halbfaulem Stroh u. dgl,, ſchmutterig.
Schnack ırhein., auch bei Viehoff), gerade, ſchlank ge—
wachſen, von Bäumen und Menfchen geſagt. Sm. 3, 7
bat ſchwaͤb. die Schnad lange hagere Perſon.
Schnack f. (Wallmerod), Peitſche mit Hölgernem Stiel,
bf. von Leuten gebraucht, die „im Land“ d. i. Ausland waren.
Schnacker (8), 1) fett,; vgl. das fonft gebraͤuchliche
ſchneckenfett; 2) nett, munter, friſch, ſchön, z. B. bie
Frucht ſtehi fünader, d. 1. ſchaack
Schüade, Schnare, Schuore f. (weſt.), Haferriſpe,
Haferaͤhre, bei Stieier Schnade und Schnate, der es
von ſchneiden bildet, da dieſe Riſpe in einzelne Theile ges
ſchnitten zu fein fcheint.
Sanaben, (pnaren «xbein.), bei Weber ſchna⸗
deln die untern Afte an den Fichten (Kiefern) abhaucn;
Schnadſel das fo Abgehauene. Dad Wort geht nad
ſtarker Konjugation (im Bartic. geſchnare), Baier. ſchnai⸗
ten (Sm. 3, 497), mhb. sneiten, ahb. sneitön nad) ſchwachet
Konjug., abgeleitet von fhneiden, |. Schnat und vgl.
He. Schnat, Schnate Baumreis, nd. Snaat für
chued, Schneide, Schnitt.
859
Schnaäͤgel, Schnegel, Schnäl, Schnel (8.
Eich ——z Se Ani 1 Em 3.41 a ?
. anegil, . agj. snagl, sı » l, anel, engl.
sneil. Schnegelfett fonk jhnedenfeit. Sünegel —8
Sänel kommen auch ald Namen von Gemarkungstheilen vor,
Schnak, Schnafe, meit Schnok (8. wt.), Luftiger
lacherlicher Ginfall, aud) ſchd. übertragen von dem bekannten
Inſeklt. Schnalorkenmaͤcher, —reißer. ..
Schnäpp, ſchnäppen ſ. Schuepp, ſchneppen.
Schnappen 1) (8. wt.), mit einem küͤrzeren Fuße
gehen, was bei jevem Tritte Elappt, auch wetterau , .
mb. snaben, snappen; 2) (unterhein.), em Schläfchen im,
Sigen machen, fon niden; 3) Cist.), es ift ihm etwas da⸗
wider geihnappt, d. i. er ift verbrießlich, weil ihm etwas
nicht nach Wunſch gegangen ift. Schnapper, Schnappert,
Schnappfuß, jhnappig.
Schnapps m. (mt.), zunaͤchſt ein Schlud Branntwein,
„io viel, ald man mit kurzer, klappend zufahrender Mund«
bewegung faßt“ (Friſch), dann Abb. gemeiner Branntwein,
Schnapps in der Rd: im Sch. will ich wieber ba
fein d.t. Jehnell, bald, im Vokab. 0.1618 in einem Schnipps.
Schnare ſ. Schnabe —
Schnarkſen (chein. unterrhein.), ſchnarchen, mhd.
ven, holl. snorken. ö
Schnas (8.), Dialektform fir Schneife,
Schnaſel, Strohfell; vgl. Schaſel. Sm. 3, 496
hat die Schnaifen Baumreis, Winde, Staͤbchen, Stroh⸗
kand, Schnur u. u, woran mehrere gleichartige Dinge
zum Verkauf ober Gebrauch befeftigt und angereiht »
Das Wurzelwort HI altn. sneis Baumreis.
Säuafeln (8.), hier und da ſchnaſen, 1) die Afte
weg- oder abjchneiden, |. Schnafel, ſchnad en; 2) zurecht»
weijen, faft nur im Partic. gefehnafelt. .
Sänafig (Ufingen), eilig, geſchwind.
Schnat f. (S.), junger Zweig, kaͤrglich aufgefchoffener
Keim; daher Pfropfihnat, Haber-, Roggenihnat.
Auch Gewarkungstheile heißen jo. Vgl. ſchnaden. Nah
Schmidts erheiternder Grflärung iſt „Schnat umgefeprk
mit dem Ziſchiaut dad goth. tains Zweig. Vgl. Zahn.“
Schnattern mwirb- ırhein. unterrhein.) vom Klappern
der Zähne gejagt, nad) dem dabei gehörten Laute.
Sanehelden n. (Gaub), Schmeichelwort für ein
Meines Maͤdchen; vgl. Schnitzelbuͤchs.
360
Schnapen, aufſchnatzen (8. wt.), praͤchtig pußen,
zierlich anfleiden, bei Stieler | hnepen. W.hatgefhnabig
ſchmuck, nett und leitet dad Wort von ahd. snezzan, mbb.
metzen, obd. ſchnatzen, ſchnatzen, | nigen und fagt:
eſchnatzet ober geſchnatzig — allo eg. das Bugelchnipelte,
& jebrerhjelte, dem Klobigen und Groben gegenüber.”
Schnaufen gehen (8), ausgehen, um einen Streich
ahözuführen, zu ftehlen ꝛc.; Schnaufer liftiger, verfdjlagener
Menſch; vgl. Vpnanfen, Schneffer und ſchniffen.
Schnauken, ſchneken, ſchnoiken (8.), heimlich
uen bf. um zu naſchen. Daher die Schnauk, der Schnau⸗
ter, here — burſch), ſchnaukig.
Beiter hat ſchneicken, vöfcneid en, erfänüden, eis
ſchuditen, ndiderey, |. mein Gramm. d. 15.17.
. 1, $. 131. St. 2, 342 hat Täneiden. „zeiten,
Thneungen färntiffeln nad) Art der Hunde ober
8m. 3, 482 hat ſchwab. |hnaiden und vgl. ahd. snahan,
agf. snican, Frieden, woher wol Schnede. An eine Bildung
von Schnaupe iſt mit 8. nicht zu denken.
Schnauſen (rhein.); entwenden, fteblen, bſ. Rafd-
waren, Obſt u. bel; Schnaufer, Thnaufig. St. 2,
340 ftent das Wort zu naufen mit dem Gerud unter
juchen, ftänfern, dann naſchhaft fein und fo entwenben, um
ie Naſchbegierde zu befriedigen.
Schnaußkorb, —ränfel f. Schlaußkorb.
Henn (8. in weich, fhlüpferig von Näfle, wol
2" Shnesentänse pi. @), Beh, Etat, a
ne — , Poflen, waͤnl auı
baier. (Sm. 3, 483).
Sänecblüßen nennt man (in Haufen, - Limburg,
Selters) das Schimmern dünner, weißer Wolfen im Sommer:
„Der Schnee blüht.”
——ã— 8. wt.), ſehr weiß, fo weiß wie
Een er (Sin 6 J Di
neffen lenburg), athmen, Dialektform für,
ſchnaufen, holl. snoeven, FB ſ. fpni * r
Schneffer m. (Selterd), Naͤſcher Sm. 3, 489. 493
ſchniffen, ſchnipfen gelinder Ausdrud für entwenden,
ehlen Dazu fheint aneffer zu gehören. Val. ſchnif⸗
en, en gehen.
chnegel ſ. Sänägel.
San b £. Crhein. main.), Muth, übertragen. „Do
- berzu hatt ich .. tab Schneid.“ Streff 96.
361
Scäneibbohne, eine Bohuenart zum Giufchnelben,
aber nicht überall dieſelbe; namentlich wechjeln die Namen
Scäneidbohne, Spargelbohne und Spedbohne.
Schneider m., 1, (Wallmerod), Schmetterling;
2) gelber Sch. (it.)), Name bes Moichs (salamandra
maeulosa, Laur.).
Schnejdwein wird durch mehrmaligen Schnitt ber
Weintreftern mit dem Sedermefjer und frijches Auskeltern
gewonnen, iſt von geringer Güte, -
Schneißchen, eiteles Mädchen, dad gefhnapt iſt,
ſ. ſchnatzen.
Schneken ſ. ſchnauken.
Schnel ſ. Schnägel.
Schnell, in den (mt.) Rda.: den Schnellen, (S.) die
ſchnelle Katharine haben d..i. Durchfall, Diarrhöe. Die
ſchnelle Katharine, ſchon im Simpliciffimus Nu
entftanb als ein verhüllenber Gedanke an das von gricd
katharos (xaJagng) rein abgeleitete Subft. katharma (xa-
Hope) Reinigung, Auswurf.
Schnepp, Schnäpp £ (8. m): 1) das Außerſte
Ende oder der Rand eines Dinges, daher die Rdar: auf
der Sch ſtehen, gehen, von Frauen, die bald niederkommen;
2) gejhwäpiges Mädchen, auch Schnipp, Schnipphen,
Sähnepper, Bei Stieler Schnappe, Schnapperin f.
fhneppern. Baier. ift Schnapp auh Schnabel und
ſchnabelformiges Ding, und di:8 ift Grundbebeutung.
Säneppen, ſchnaͤppen 1) eig. eine kurze Bewegung
madyen, daher ein wenig fehlafen, niden, bj. bei der Arbeit
(Marienberg); 2) Vögel, bj. Tauben mit dem Fallkafig
fangen ; 3) (fig.), anführen, erwifchen, betrügen. Eine andere
bei gefühlloſen Buben vorfommende Art Ge Schneppend
befteht darin, daß fie ein Thierchen (blottes Wögelchen) auf
das eine Ende eines Holzſtuͤckes, das in der Mitte aufliegt,
ſetzen, auf das andere Ende ſchlagen und fo das Thierchen
in bie Luft fehleudern.
Schneppern (thein.), ſchwaͤtzen, daher die Schnepper,
N. Schnepp. Stieler hat jbnappern, Im. 3,493 ſchnep⸗
pern. Das Wort ift abgeleitet von ſchnappen mit dem
Munde, Schnabel.
Schneppig, ſchnippig (8. wt.), nafeweis, vorlaut,
ſchd. fhntppifch, hol. snippig.
Schneps (thein.), foa. Tab. ſchnippiſch.
Schnerch, Schuörch, Schnuͤrch f.«8. wi.) Schnur,
Schwiegertochter, abd.snora, snore, snur, mhd. snore, snur,
362
ige, Andd. fnur, ſchnur, ſnorch, ſnurche, ſnorche,
— rurg ſchn ürch, wetterau. Schn oͤrch (Die⸗
fenbach Gloss. 385).
— Eunterrhein.), Schnerkel (rhein.ı, Scherz,
Spaß, Vergnügen, das ſchd. Schnörkel in übertragener Bd.
Schnerren, anprallen, als ein elaftiicher Gegenſtand
wiber den Körper; ſchnerren laſſen, db. i. fahren lafien,
f. ſchnorren. >
Schnerren ſich (rhein.), fi irren, ſich ſelbſt fangen,
nad) Sm. 3, 494 vielleicht eim Reft des ahb. ſtarken Vers
bums snarahjan, snerahan, mhb. snörhen, ſchwed. snärja,
nieberf. fhnirren ſich in Eine Schlinge verwideln, von ahd.
snarahha, snarcha, inhd. snar Strid, —E Dafür ſpricht
auch Borfpnerdes. ala u znerrſ dich.“ Liebe mit
Hinberniffen, Darmftabt 1859.
Balearen v fänel
niden (rhein.), fort, Bf. in bie e ſchnellen
flendern, fo aud; Baier. (Bm. 3, Ya Habe Täncden,
Schnickern an Sic), joa. [hlidern.
Schnickes (rhein.), heißen laͤngiiche Mehlkloöͤße.
Schnieben, ſchneiben, 1) (weſt., athmen, in weis
terer Vd. als das ft. Tönieben; 2) Cunterchein. ), ein wenig
ſchnauben ſ. ſchneffen.
Schniepe, Schniep, f. (chein. wt.), ein ſpitz aus
laufendes Stuck am obern (Vruſt⸗) Theil eines Frauenkleides,
vom nd. Schnibbe Spige, Schnabel
Schniete ſ. Schnitte
Schniffeü, ſchniefen (Braubach, Uſingen, inbu
Idſtein, Runkel), ſchnuf feu er Me wird bi &
geiagt, wenn Freunde, Geſchwiſter ꝛc. Ghmwaren, Epieljachen
einander entwenden, Baier. jhnipfen, ſchnipfeln,
en ſchwaͤb. fehniffen (Bun. 3, 493). ©.
neffer.
Sqhnipp, Schnippchen, ſchnippig ſ. Schnepp,
ſchneppig.
Schnippel m., 1) (thein.), Abſchnittling von Papier,
Tuch u. dgl., holl. snippel ; 2) Frack bf. bei den Studierten
und ben ihnen nadpfprehenden Philiſtern.
Schuippſen (vhein.), [hnippfern (Wehen), ſchluch⸗
zen, auch wetterau., ahd. snophizan, snöphezan, mhb. snü-
Pen snipfezen, aͤnhd. fnupftzen, ſchnupfftzen,
— ſchniptzen, ſchnipfezen, ſhuippeſfen,
nipfen, bei Vater Abraham ſchuopfftzen. -
363
Säuitte, Schniete £ (chein.), eine Art Heiner
Pfaunkuchen, Schnittchen, mhd. snite.
Sänitted, Schnettes, Sähuip m. (Rheingau),
in in Sehlkeim © Schnitze iſen, vſ bei Winzern, mhd. aner-
Schnitz el 5 (rhein.), 1) fva. Schnig, Apfelſchnitz;
.. 2) Ohr, nad) der Geftalt.
aen Sniheibüchs (rhein. Kinderſprachen, ſva. Schnaͤtzel⸗
en.
Sqhuoiken „, ſchnauken.
Er Schnak.
nokekraut heißt in Schwalbach das Farnkraut,
ſchd. Schnakenkraut.
Schnombtuch, Schnopptuch n. weſt.), Halstuch,
am Rhein Schnupptuch zum Reinigen ber Raſe, wie ſcho.
Schnupftuch.
Schuorbelf. ragag Maul, bj. von Hunden und
Schweinen, .wie Schnut; fk Schnorren, Schnurbel
Schnöͤrch ſ. Schnerch.
Schnore ſ. Schnade.
Schnorren 2 wt.), ſchd ſchn arren u. —
in —V auf das Geraͤuſch; 2) (B. weft, on müßig herum
ah 1. beiten gehen; 3) (weit: rhein.), einjhrumpfen,
. vom Fleiſch, das beim Braten oder en wenigen
—8 ſcheint. — Die Schuorr 1) ein ſchnarrendes
Kinberfpielgeug; 2) fehnarrende Perſon, dann Beitlerin; 3,
Maul; ſchweiz. die Shnorre, Schnörre, nd. Schnurre
Rüffel, Schnauze der Thiere, Nafe ber Menſchen woher
Schuurzbart), ſ. Schnorbel. Der Schnorrant,
Shnurrant berumgiehender Muflfant, Bettelmuftfant,
dann auch fibh. Bettler, oder wie ein feier, ‚uusiebend,
Baier. Eommen alle dieje Wörter vor (Sm. 3,
Sänorres m. (thein. weft.), ua Bart an
der gan (.-Ihnorren). „Ar trähten Schnorres.“ -
Leni;
Gehorum m., Branntwein, bezeichnend, wenn bon:
tanzen.
Schnuckeln 1) (8. wt.), Ieden, najhen; 2) (3. an
der Mutterbruft rrinfen, abgeleitet von fhnaufen (. d.),
auch baier. (Sn. 3, 483), niederſaächſ. fnöfern. Davon
die Shuudel Näfcherin, Sänudelhann Kaffee (Salz),
Schnuckes und Schnudeshen liebfofende Benennung
einer Perſon, bj. eines Kiudes. In Caub si der Schuudes
ein Schimpfwort.
364
Schnabel, Schnuddel, Schnur, Schnull m.
(8. wt.), Raſenſchleim, Rotz, holl snot, mh. smude, snuder,
snudel, von ahd anüdan, inhd. snüden ſchwer athmen, bj.
durch Die Nafe.
Schuuff m. (8), I) Wind von einer Sade, ſonſt
Schnupfen; 2) f. ı8.), Nafe, Baier. Echnuffel, von
dem allmählicy fd. geworbenen fchnuffeln, fAnüffeln.
Sähnullen, ſchmutzige Rebensarten führen, Schnul⸗
ler; befänullen, Nebenform von Shnubdel..
Schnurbel f., Schimpfname für eine Weiböperfon.
Sm. 3, 496 hat Schnurfling unanfehnlihe Perſon, von
ſchnurfen, fhnurfeln einfhrumpfen. Schnurbel ſcheint
hiermit verwandt; vgl. übrigend Schnorbel.
Schnurren |. ſchnorren.
Schnüß £. (8 weit.), i) dices Maul, Rüſſel; 2) übh.
Maul, Nebenform von Schnauz, Schnut.
. Schnut f. (S. mt), 1) Maul, bi. von Hunden,
Schweinen; 2) Kuß, nd. Snütjen, aͤnhd. Schnute, hell,
snuit, Nebenform von Schnauz, Schnüß. „Naun Hot der
Storch net enein (in den Krug) gekennt met feiner Schnut.“
Lennig 30. „Daum hatt ech ſchonn en Schnut (Ruß) von
meinem lewen Krittchen.“ Firmenich 2, 88. B
Schodelf., 1) (Idſtein), Wiege, das hochd. Schaufel
in etwas veränderter Bb.; 2) (unterrhein.), was fonft JZuder.
Schockel m. (Ufingen), Gensd’arme (Gendarm) Land⸗
er.
ger.
Schodckeln (thein.), wiegen, fd. ſchaukeln; die
Schodel Wiege. j
Schocken, ſchoken (in Mainz), beim Ballfpiel ges
brandht für zuwerfen; Sm. 3, 320 hat ſchocken, ſchuken
mit kurzem Schwunge werien, in fchmwingender Bewegung
fein, ahd. scocan, mhd. schocken, |. |huden. .
Schofel, ſchaufel (rhein.), ſchlecht, auch bater. hier
bſ. von Kleidungsftoffen, judiſchdeutſch.
Schoͤffentenecht Heißt in Dillenburg der Stadtdiener,
ſ. Kuecht, Sendſchöff.
Säol, fol! (S.weft.), 1) mager, dürr; 2) troden,
vom Wind; 3) led, led, von Gefäßen, das jchb. ſchal eig.
kraftlos in erweiterter Bd.
Scholl (Hadenburg), Maulwurf, zu Scholle gehörig.
Schollern — ſtark ſchuͤtteln, ſ. ſchellern.
Scholles, C hulles,Schälles, Scholtes, Schul⸗
tes, Scholz d. i. Schultheiß, ahd. sculdheizo, inhd.
schultheize, obrigkeitliche Perſon, bie zur Pflicht anhält, die
SHuld (Schuldigkeit) Leiften heißt.
365
Scholpe, Schoͤlp, Schulpch, Scholwe, Schulpe,
Schülpe f. m. (8. wt.), 13 Schale oder Schuppe auf der
Haut, auf dem Kopfe; % (and) rhein. unterrhein.), Schup⸗
penförmiges, als Eis, Erde Tiinger, Holz. Davon ſchoi⸗
ve olpchen. Das Wort ift Die nd. Nebenform von
elle
Schön Haräinddhen, Hafä)ndelden if ıit.) bie
rechte Hand, die Kinder großen Leuten reichen.
Schönen den Wein, ihn Mar maden, iſt wt. In
Caub „macht man auch das Korn ſchon“, d. h. reinigt ed.
- Schons, ſchonſt, [honften, Fhonftens, Dialekt
form für ſchon, ahd. scöno, mhd. schöne; vgl. anders,
anberft, anderfter.
Schoppe (vlt.), mhd. schoube, schope, schopen, Art
Belleidung des Oberleib beider Geſchlechter· S. Lendener.
Schoͤppel m., Schoͤpfblech, Waſſerblech.
Schoppen ſtechen, ſtark trinken; Schoppenſtecher.
Schöpper d. i. Schöpfer heißt das kleine Netz, mit
dem die Fiſcher die Fifche aus dem Hebgarn fchöpfen.
Schor, Schordad |. Schur, Schurdad.
Schoren, ein feftfigendes Schiff mittelfl eine langen
Holzes heben und jo wieder flott machen; holl. schoren
‚Fügen, mit Strebepfeiler verſehen. ”
Schörbel f. Scherbel.
Scores f. das häufigere Beſchores.
Sgorgeln, fhorgen f. ihurgeln, ſchurgen.
Scoriandel £. fpa. Schmuttel, f. d.
Schornſtel m. (unterrhein.), Schornftein, mhd. scor-
stein, änhd. schornstein, holl. schoorsteen,
Schörrling f. Scherling. 5
Schoß, Schaf n. (8. Pie, die Schoffe, lauf.
Schuſſe Schaufel, auf der Brot und Kuchen in den Baı
ofen geichoben, geſchoſen wird.
Schoß, Schöß, Schuß, Scoffel, Schuffel,
Schoßbarthel, Schußbarthel m. (8. we), Menich,
der blödfinnig, naͤrriſch iſt, oder ſich fo ftellt. . 3, 411
hat die Schoßel, Geſchoßel allzu lebhafte uud dabei
gedankenloſe Perſon; ſchoß eln gedankenlos hin⸗ und her⸗
zennen; der Schuß, Schußbarthel lebhafter, übereilt
Hanbetnber Dienfh; bie — B Y übereift hanbelnbe hm
ußi ußl ußelig) voreilig, übereilt. ieſe
Vabla lan ve N ſchie ßen liegende Schnelligkeit und
darum leicht eintretende Voreiligkeit Gedankenloſigkeit zu⸗
‚rüdzuführen. Hennebergiſch if ber Bartel eine Müpe,
366
Haube, Pelzhaube und ſcheint nad) Im. aus dem alten
Baretlein (Baretel) zufammengezogen. So erflärt fich
nad) S. vielleicht aud bie Rba.: „mit der Pelzfappe ge
föoffen fein.“ Man beachte übrigens, daß manche Vornamen
zur Bezeichnung menſchlicher igenthimlichkeiten verwendet
werben. Bol. Barthel, Sparrefajper, Staches,
Stoffel, Windlipps.
Schoßbant, f. (8), lange ſchmale Bank in Bauern
Auben, die man leicht ſchiebt, ſchießt.
Shöshen, Shäßhen n. (wei.), Wedart, fonft
Wafferwed, Paarwed genannt.
Schöfferling (Zoftein, Runfel), Shüßling, Schüf ⸗
festing (Limburg ı, Schwein unter einem Jahr, nd. Schött-
ing, bei Campe ver Schöttling, Schüßling, d. i. eig.
Shößling. .
SHokig, eirund, oval, 3. B. Bütte, von Schoß ab-
geleitet. ‚
Schote, Schoute, Schaute m. (8. mt.), Rarr, nur
in milderem Sinn. „Geh Schotche, ald wann ich der nig
geſchict Hett.“ Etreff 90. „Der Schaute, ber foh ber aus,
ald wär er dem Teuwel aus der Kuͤtz gehlibt.“ Firmenich 2,
89. Das Wort ift jũdiſchdeutſch, chaldäiſch schouteh, schoteh
Narr. . ”
Schottel £. (Hachenburg, Selters), Schüffel, "ältere
nieberrhein und älterniederſächſ ſchottel, ſchotel ſchutel,
(Diefenbach Gloss. 522), holl. schotel, ahd. scuzisa,
scuggila, mhb. schüzjel, altn. skutull, agf. scutel, ital.
seodella.
Schottel, Schotter (weft), die kleingeſchlagenen
Kenutkehele; ſchottern damit überſchütten; ſchotten
ͤtten.
Schottert, Schätter, Schetter m. (S. rhein.
unterrhein.ı, 1) Huhn ohne Schwanz; 2 (8.), kurzer Weiber:
vod, in beiden Bd. von S. gewagt zu ſchaden, beſchädigen
geftellt; eher darf man an bas ſchweiz. fhitter, mhb.
tchiter gebrechli von Gefandheit, dünn von Kleidern, Haat,
ter Gehoͤlz, ſchal von Speifen denken; |. Steif-
cöhter.
Schogen (thein.), rüfttg von ftatten gehen: bie Arbeit
ſchoßzt nicht. Gs {ft das Baier. ſchutzen ergiebig, nachhaltig
fein, |. sangig, ihüglid.
Schradeln (weft), ſchrankeln (thetn.. unterrhein.),
muficher gehen, wegen Schmwächlichkeit ober Betrunkenheit,
boter. fhradeln, ſchrägeln (Sm. 3, 506. 509). mihd.
367
schregen ſchrag d. t. mit verſchraͤnkten (quer uͤbergeſchlagenen
Beinen) gehen. Ahd. der schrank, mhd. schrane was quer
iſt, fo auch uͤberſchlagung eines Beines, Schradeln, ſchra⸗
teln (fhrageln) und ſchrankeln berühren einander.
. Schrappen, ſchrappchen (I. wt.), 1) jhaben, Erapen;
2) Vermögen gierig jammeln. „Er hott e ſchen Bermöge fi
zefamme geſchrapt.“ Banfrat. 26. Schrapper, Ge—
Ihrappch, fhrappig, ſchravpchig, fhrapperig.
Mhd. schraven, schrapfen, nd. fhrapen fragen, ripen.
Schrau, ſchrauen (8), d. 1. jhrie, fhrieen, f.
freien.
Schrautegickel heißt bier und da auf dem Weſter ⸗
walb der Truth ahn; in andern Gegenden heißt er Schrut-
bahn, Sihrunthahn. Der Name ifl,wie Trut woljRadh«
ahmung des Naturlautes.
Schraz f. (rhein.), kleines munteres Mädchen; ahd.
ber scrato, scraz, mihd. schrate, schratze, schraz, schrawaz
. Walbteufel, Kobold, Poltergeift, bater. Schratt, Sıhrättel,
Säregel (8m. 3,549. 522).
Schrecken, abſchrecken (8. rhein.), einen erhigten
" Körger mäßig mit altem Waſſer beiprengen, 3. B. Milch,
Erbſen, Klöße, audy Baier. und ſchweiz. (Sm 3, 500. St. 2,
351)._&8 liegt der urfprümgliche Begriff ſprin gen zu Grunde,
Scäredenberger m. (xhein.), erbichtete Nachricht,
die Schreden bewirkt, oder bewirken fol.
Schreckhorn n., Pfingftroje (paeonia officinalis).
Säreef (S.), 1) vom Brot, wenn es auf der ange
fchnittenen Seite eine harte, rauhe Rinde befommen hat, in
andern Gegenden rüfig; 2) bergabwärts, ein wenig ab⸗
ſchuffig, fo daß man eine Sache ber Länge nad; berührt,
3 BD. er ſchoß ſchreef nadı den Vögeln und erlegte daher
viele. Bol. ãuhd. Schrofe rauher, zerklüfteter Fels, noch
Baier. und fehweiz. der Schrof, Schrofen, Schroffen,
davon [hroffig, ſchrofferig rauh, zerflüftet (Sm. 3,
508. St. 2, 352); mbb. schruven, schruffen fpalten, teilen;
ahd. seröfan einſchneiden. Vgl. lat. scrupus, scrupulus feiner
els. J
* Schreefen (8), ſchreffen (rhein.), 1) ſchröpfen;
2) ſtreifen, kaum berühren; 3) (intranſitiv), ein wenig frieren,
in Ufingen ſchreebgen.
Schrelben ſich f. heißen.
Schreibes n. (thein.), das Schreiben, Geichrichene.
„Weil er ä Schreiwes nobgezaichnet hot.” Lennig 79,
368
en bat (weft.) noch die anhd. Formen faran,
Korean of ſchrauen, f. meine Gram. des 15. — 17.
Sr ahr (vlt.), deſſen Ablauf ben Beier am But
hebenbig (f. d.) ma t, iſt in_alten Weisthümern eine Zeit
von 1 Sahr und 6 Woden. ©: Gr. 559. Br. 673.
Shreinden n. (Braubach), Nebenlade in der Kifte,
ſchd. in weiterer Bd. jan Heine Echrein.
Schroh (8. wt), garftig, häßlich, armfelig, un; vom
tm Betragen; mhd. schröch, engl. seraggy, holl.
schraal, nd. ſchraag, Tchrabe, ſchrae, Baier. fhrab,
fhroh haben alle den Grunbbegriff mager.
Shröhget, Schröhfel, Saukerl (beide in Monte
Baur, Seltere), u 84 ee ehörig.
Schrone f, Ipferft, lingelfog in ber Kirche;
2) Schragen, ade Schtann e in etwas veränderter Bd.
Schronne, SC hrunne f. (8. rhein.), Riß an Händen
und Lippen, ſchd. Schrunde, mhb.schrunde, ah. serunts, .
von dem immer mehr veraltenden ſchrinden, ſchrand,
geſchrunden, mbb. schrinden, ahb. ‚scrindan, scrintan.
Schrot ift mehr männlichen als ſaͤclichen Geförchts. J
Sqrotamt (vlt.), im 14. Jh. schro‘ Tratmmait serodam-
bet, wird in alten Urkunden erwähnt, jeboch ohne nähere
Angabe. ©. Böhmer, cod. dipl. 391. 394 vom I, 1314:
officium, quod vulgariter nuncupatur
Schrots, Scährotfel, Schrötſel n. a), ve
ſchrotene Frucht, Schrotmehl.
Schrumpen, fhrumpeln (8. ei) Dialektform für
fhrumpfen; Schrumpel Wunzelfalte; zuſammenge-
ſchrumpfte Berjon; Perſon, deren Geſicht von Pockenna
entſtellt iſt; ſchrumpelig.
Schrupp, Schrupf (8.), zuſammengeſchrumpftes,
Meines Weſen Kind, Vieh; 2) mntauglicher Menſch; [hrup-
pig. Pr Kroppfad.
Saruppeint, gefrorner Gaffenkoth, baier Schrop⸗
pen. (Sm. 3, 518), ud. Form für bas obd. Schrofe ſ.
ſchreef.
Schruppen, ſchruppchen (8. wi.), 1) den Fußboden
mit einem Schrupper (Baier. Schrupp, Schropp,
Schrupper, hol. schrobber) d. i. — mit furzen Schnneind-
borſten ſcheuern, Hol. schrobben; 2) fi) Fragen, bj. wenn
man I angezogenen Kleider dabei reihen als & hrupper
gebraucht.
369
Schub m., Fortgang; daher die Mda.: er gibt feinen
rechten Schub von ſich ia ji J
ch
Schucht £., foa. Kraͤnk (j.
ſtatt Sud. (
Schüdelden n., 1) Eleiner Schub; 2) (Selters),
Zöwenmaul (antirrhinum).
Schucken (8.), 1) eine zitternde Bewegung machen,
B. was ſchudft (jchüftelft) du dich ga die Arznei? |.
Faden, 2) fröfteln, einen fröftelnven Schauder empfinden;
in beiden ®b. ift Thudern gebraͤuchlicher. Schud! wie
alt! Schucker Froft, Schauder; Schuderer, ſchuckerig.
Na; Grimm (Gramm. 3, 298) ift Die Wurzel ein verlornes
Verbum skakan, scahhan, Prät. scuoh ſchütteln, ſchaudern.
Schügabel, Schiegabel (S. Ufingen, Hadamar),
Schürrlgabel (rhein), Schüllgabel «Königftein),
Schüttgabel (Montabaur, Selters, Limburg), Schüpps
abel (Softein), große hölzerne zweizinkige Gabel zum Auf
Pänttein von Stroh u. dgl.
Schuld (Nafjau), in der Sonnenhipe getrodnet und
aufgejprungen, ſonſt led; aus fhollig?
Schuldfrott beißt (unterrhein., jedoch mehr auf ber
liuken Seite bei Bacharach) die gemeine Kröte, wahrfcheinlich
für Schildkröte; da das Volk diefe nicht kennt und viel
leicht diefen Namen doch irgendwo hörte, fo fuchte ed Schild»
Eröte fi) einigermaßen mundgerecht zu machen duch Schuld»
Erott ſ. Kree.
Schulkörner ſ. Schillerkörnerholz.
Ener Schülpe j. Scholpe. ,
Schummel in ber (rhein, unterrhein. weft.) Rda.: den
Sch. machen d. i. den niedrigen Knecht machen, baier. und
ſchleſ. ſchummeln laufen, gehen, ki geihäftig Hin und her
laufen, nd. fhummeln, hol. schommelen fid) hin und
her Bewegen, mwadeln, fhütteln. Baier. die Shummel
(veraͤchtlich) Weibsperjon. -
Schüppe, Schüpp f. 1) (thein. unterrhein.), Schild
an einer Müpe, Kappe; 2) im jhdlichen Theil bes Landes
(im nördlichen meift Scheppſchaufel und Schippſchipp)
eine eiferne Schaufel mit gebogenem Stiel, zum Abſchürfen,
Kehrein: Wörterbuch. 24
370
Auf · und Einwerfenber Erbe. Das Wort gehort zu ſchuppen,
ſchupfen, mhd. schuffen, schupfen ſtößen.
Schüppeln ſ. jhibbeln.
Schuppen, ſchuppchen (thein.), 1) mit den Schule
tern zuden, wie einer, den es judtt, oder ber an etwas nicht
will, |. Shaupern; 2) mit den Kleivern am Leibe reiben,
um ſich — von Schuppen zu reinigen, ſ. ſchruppchen.
Davon die Schruppch Schuppe.
Shüppgabelf. Schügabel.
Schur, Schor f. (8. rhein.), Qual, Plage, Sche⸗
rereiz harte Tagedarbeit. „Das war e hart Schur“, fagt
der Arbeiter in Rheinheſſen, wenn er aus irgend einer No:
wenbigfeit an einem Tag mehr gearbeitet hat, als dies fonft
gewöhnlich ift.
Schur m. (unterrhein.), Dialektform für Schauer;
Regenſchur, Ehneefhur, ſchurig Wetter.
Schurdach, Schor dach n. (S.), wenn man beim
Mähen die Genje Hinten hebt und fo das Gras auf eine
elnen Stellen (Placken) ſtehen laͤßt. Baier. iſt Schur
a8 mäben eines Grasplaßes, auch was ubgemäht wird,
ſchd. übh. der Grtrag eined Feldes, einer Wiefe ıc.
Säuren, [hüren, ſchuwren f. ſchauern.
Scäurgeln, fhorgeln, fhurigeln, [huhriegeln
& wt.), herumfchieben, hin und ber ftoßen, plagen, quälen,
f. unnöthiger Weife Mühe und Arbeit machen, gehört zum
folgenden Wort, Ri
Schurgen, ſchorgen, (8.), 1) ſchieben, ftoßen, ahd.
833 acu „aaus scurjan, mh. B
tn Ober: und Miiteldeutſchland fehr verbreitet; 2) habſuch⸗
tig Gelb zuſammenſcharren; Schurger ber dies thut.
Schurgstahr, Shürgstarın, Schorgların
m. (8, Schieblarren, Schublarren.
Schürtucd) heißt in Reihelöhem bie Schürze, wahr
ſcheinlich verkürzt aus mb. schurztuoch, Anhd. Schurz-
tuech, Schürztud.
egehaen f guigen
Schuß in der Rda.: er hat einen Schuß d. i. ift mit
Keane geſchoſſen, Hat eine fige Idee, macht fade Späße,
’ {3}
Schuſſel f., Dialektform für die Schäffel.
& Hi el, Sgußbarthel, ante ſ. Schoß.
Schaßling, Schäfjerling |. Schäfferling.
Schult m. (rhein.), tuͤchtiger Regenſchauer, wobei es
gleichſam geſchuttet Hat, welches Verbum auch für ſtark
regnen gebraucht wird.
371
Sagt Kiga kein; d
Schügen (8. weft), hüge ſein; daher als Feld»
fhlige ertappen, angeben, pfänben. ’ b
Schuͤtzlich (S), am Rhein ſchuͤtzlich und fhügi
fparfam, Haushälterifch; vol Ken
Sähwabelden, Shwobelhen (weſt.), Schwalbe,
ahb. swalawa, mhb.swalewe, swalwe, swalme, agj. svaleva,
altn. svala, Baier. Shwale, Shwalm.
Schwaddem, Schwadm, Schwarrem, Schwarm,
Schworm m. (S. wt.), 1) der von heißen ober fiedeuden
Flüffigkeiten aufwallende dicke Dunft; 2) übermäßige Hitze
im ber Stube, Stubenbunft, ſchd. Schwaben, ahb. suadum,
mb. swadem, von ah. suedan, mhb. sweden aufqualmen,
brennen; ſchwademen, ſchwaͤdemen von zu flark brennen
dem und darum qualmenbem Licht gefagt.
Schwaderich m. (S.), 1) offener Leibesſchaden, ber
oft fo groß und bie iſt, daß er ſchwankend bin und her
fährt; 2) Sumpf, kommt auch ald Name von Gemarkungse
theilen vor, 3. B. heißt fo eine Wiefe in Philippftein A.
Weilburg. Sm. 3, 529 und St. 2, 357 Haben ſchwadern
ũberſchwanken, überfließen, fonft ſchwappern; die Zunge
geraͤuſchvoll in Bewegung fepen, viel ſchwatzen, jhwahro» ,
nieren. Stieler hat in dieſen Bd. [hwadern, ſchwedern.
Shwämden (Idſtein, Wehen, hier und da im Rhein»
gau), uinherſchweifen, bſ. des Nachts, vom ahd. swiman,
mb. swimen, sweimen, alt. sveima, agj. svima, noch bater.
ſchwaimen (Sm. 3, 536); urſpr. ſchweben, fliegen, dann
umherſchweifen; hol. zwijmen, ohnmächtig werben.
Schwandt „Und ſey auch der wilbtfangt, ber
fh wandt unb-bas wiltpandt des grauen Johand.“ Gw. 1,
582. Es iſt der durch Schwanden db. i. Schwinden machen,
mh. swenden (Anhauen zc. ber Bäume und fo Abfterben
derfelben) gewonnene Naum gemeint, ahd. bie suenti, mhd.
swende, In Manderbadh U, Dillenburg Heißt eine Wieſe
Shwandwies. . .
Schwänzelu (8. wt.), beim Gehen mit, dem Hintern
wadeln und bie Hintertheile des Rodes hin und her bewegen,
Bf. um fich ein Anfehen zu geben, Baier. ſchwanzen, ſchwan⸗
ileren (Sm. 3, 542), Schwänzler, Schwänger,
Scäwänzelenz, Geſchwänzel, fhwänzelig; ſchon mhd.
swenzel, swenzelin langes Kleid; üfswenzeln aufpugen;
swanz Schleppfleid, swanzen ben Leib auf gezierte Weife
ſchwanken Lafjen, lugerhaft einherſpazieren.
372
Schwanzkappe f., meift geftriete ober gewebte Kappe
mit einer zur Seite herunterhängenden Duafte.
Shwappeln, [hwappern, ſchwappchen (8.
wt.), 1) (von Flüffigkeiten) mit Geräuſch hin und ber
ſchwanken, klatſchend an oder über den Rand des Gefäßes
hlagen; 2) (von loderem Fleiſch, 5) ſich zitternd bewegen,
on bei Stieler ſhwappelen un
faft ganz Deutjchland verbreitet.
Shwär, meiſt Schwor m, Schwager, ahd. sue-
hur (EC chwager und Schwiegervater), md. swäger, swaeger.
Schwart f. (thein.), Geläufigkeit im Sprechen, wahre
ſcheinlich das unverftandene Iat. suada Medefertigfeit an
Schwert angelehnt; verftärft: die hot e Maul, wie e
Schlachtſchwari (ſchneidend wie ein Schlachtſchwert).
Shwart, Schwort, meiſt Schwartemagen m.
eben) Art Frauenhaube, dem Schwartenmagen (Sau-
fat, Wurftart) an Geftalt nicht unähnlih. „Die jept jept
ihrn Schwortemoge uff.“ Vatterich 68.
Swarten (a, abprügeln, eig. die Schwarte treffen,
auch Baier. (Sm. 3, 549), "
Schwarzbeere (Marienberg), Brombeere; Schwarz
boll(rhein.), Shwarzpull (St. Goarshauſen), Schwarz.
woll (Braubah), Nad oder Kuetmehl, auch Grichmehl;
vgl. ſchd. Bollinehl.
Schwarzkarn (Heidesheim), ſ. Roßholz unter ben
Kinderſpielen.
Säwäg f., in der (Kaub) Rda.: Einem bie Schwaͤt
halten, d. i. ihm (feinem Geſchwaͤtz) zuhören.
Schweliwafſer iſt am Rhein das durch Eis geſtaute
Waſſer, das, wenn es anwaͤchſt, oft bedeutende Ueberſchwem⸗
mungen verurſacht. .
Schweppel m, (Wehen), Bruh, Sumpf; dgl.
Iewaypeln Cibe .
wer (rhein.), reich, ſchwer un Vermögen. „Eich
ſeyn e ſchwerer Mann.“ Lennig 27.
Schwerhade, —hader, —kränk, —kreuz,
—Teid, —noth, oft verſtärkt durch Tauſend⸗, Schod:,
Sähud- bezeichnen zunaͤchſt die fallende Sucht, dienen dann
als meift ſchwaches Fluch⸗ und Schimpfwort, oft auch als
bloßer Ausruf, |. Krammenoth, Kränt, Kreuz, Lad.
Durch Anl jängung von er, fer werben aud Adj. und Subft.
davon gebilbet. „Mei ſchwernoths korz Bebächtmiß.*
Datterich 12. „Do unfer Gubbeberg, bei wa e Krenks⸗
fhwerneeder.“ Lennig 11. Schwerhade, baier Schwer
wabbelen, durch
373
rad if nach Sm. 3, 547 vielleicht das ruffiihe swerok
Beine Beftie. .
Schwerter heißen zwei große ſchwertfoͤrmige Bord-
flächen zu beiden Seiten des Segeljhiffes, holl. zwaard,
Säwier (m.), Schwiegervater; (f.) Schwiegermutter;
goth. ber svaihra, ahb. suchur, sueher, ınhd. sweher, swär;
goth. Die svaihrö, ahd. auigar, suiger, mhb. swiger.
Schwilch jhwäl, mhd. swüele, swüclich f. vers
ſchwelzen.
Schwingen (8.1t.), 1) mit einer Schwinge abſchlagen,
17 2. Nüfie; 2) bh. fälagen, Bj. Surhläwingen:
ı die Kappe, ben Hut ſchwingend, dann übh. abziehen.
„Wie ich an en vorbei geh ım ſchwing.“ Streff 103.
Schwippchen (8), vermittelft eines Stoßes jchnell
und mit Gewalt hin und Her, oder bort hinaus fahren,
en: ftärker ald ſchwappeln, ſ. ſchwuppchen,
wippchen.
Säwirbeln, wirbeln, wirbelnd ſich bewegen, in Mittel-⸗
und Oberdeutſchland wt., ahb. susrban, mhb. swörben;
ab. suarp, suirbil, swirbil, mbb. swarp Wirbel,
Schwobeln, ſchwoweln (rein. weft.), wie toll im
Haus umbherlaufen, zanken; ſchwobelig, verfhwobelt
wie außer fih. Das Wort fommt von einem ftarten Verbum
ſchweiben, altn. svifa, woher dad ſchwache ahd. sueibön,
sueben, mhd. schweiben, sweben, baier. ſchweib en und
ſchd. ſchweb en.
Schwor ſ. Sähwär.
Schwuppchen (S. weit), ſyn. mit ſchwippchen;
vgl. ſchwappeln. Der Schwuppch. „Dat treift uch jo
off eenen Schwupch“ «im Au). Firmenich 2, 88.
Se: wird ſehr häufig, Bj. rhein., für zers vor Zeit
wörter geſetzt, die dann refl. gebraucht werben, eine Ver⸗
färtung bed „Berbafbegriffs ausdrüden, aber jchd. nicht alle
gebräuhlich find, 3. B. ih febeißen, febürften, fes
drehen, jeflennen, felefen u. a. b. i. fi) mübe beißen
x Dieſer Partikel ift goth. die, ahd. zier, zir, mhd. zer,
ze, aͤnhd. zer, Bun u ©. meine Gramm. ded 15.
Se een. (thein. Taunus) dreieckiger Hut, vieleicht
Seebed; vgl. Dreimafter.
Segel m. (8.), Verſtand, jüdiſchdeutſch, hebr. sechel.
Sedendiern, fidendiern (rhein.), ernähren, durch⸗
bringen, franz. seconder beiftehen, jefundieren.
374
Seder m., Weinbeeren, bie auf einmal in bie Kelter
ethan und ausgepreßt werben. Zum Abſchneiden dient das
— — federn foa. ſabeln (f. d.), lat. secare.
Seegräber (Limburg), Hanbarbeiter, der nur Erbe
arbeiten macht, 3. B. Dämme, Gräben, Ufer aus: ober ab-
ſticht. Welt. und ſchleſ. ift See jeder Teich felbft geringeren
Umfanges, ſobald er nicht von Menfchenhänden gegraben tft.
Seelgeräthe, Selgerede (vlt.), mhd. selgeraete,
Stiftung zum Heile der Seele, Gebet für den Abgeftorbenen,
Bezahlung an den Geiftlichen für bad Begraben, findet fich
oft in alten Urkunden. In Mittelheim und Walbernbady
heißt ein Gemarkungstheil „im Seelgeräth.”
Segenfpreder (8.), der ſympatheliſche Mittel glaubt
und anwendet.
ab Sehen, nichts (S.), die monatliche Reinigung nicht
en.
Sehme (Schwalbah), was fonft Simele f. d.
Sehnen, gejehnen, Dialektform für fegnen; 1)
fegnen; 2) cfg.), ſtrafen, zuͤchtigen.
Seit. fie
Seien f. faihen.
Seid f. (Schwalbach), Seih en (unterrhein.) m., joa.
Seif, mh. sihe (Seihe und tiefere Stelle im Feld, wo
das Wafler zufammenfigt), aͤnhd. sihe, sijhe, Gw. 2, 217,
von sthen, ahb. sihan, (jeihen). Das Wort kommt oft ald
ame von en) — 2 ’ für S
eiel, Seuel (weit), Dialektform für Seule
Schuſter), ahb. siula, süla, inhd. siule, süle. Oe
Seif, Seife m. (S. weſt.), 1) Ausfluß einer Quelle,
bie einen Sumpf ober |. g. Rinne bildet; 2) von abfliefens
dem QueAmwafjer oder andauernder Näfje durchzogenes fumpf-
artige8 Gelände; 3) ein beſonderer Theil der Gemarku:
dl auf dem Wefterwalb), wo nun Aderfelb ift, früher wire
"Heer Seif war. Ortsnamen: Großfeifen, Langen»
feifen (Dörfer), Kalkofenfeifen (Bach). Da Selten.
ader bei Burgſchwalbach wird aus dem J. 1540 angeführt
‚bet Gw. 1, 588. Mhp. iſt sife Bad) von sffen, agj. sfpan,
das fid in dem obb. feifern erhalten hat. ©. —
Sein biegt im Praͤſens folgendermaßen: ich, wir, fle
Ki finn, fin; du biſt, beft; er iß, eß, felten ift; im
jartic. Prät. gemeft, felten geweje.
Seint (vlt.), nachher, mhd. sint, seint, sit. „Der war
feint ein gewaltiger Lanbgraff.“ Lehr. $. 3,
Seihen |. Seid.
375
Seitches gehen durch eine Thür (Mheingan), b. i.
mit der einen Seite voran, weil der Körper in ber Schulter
eitung au Breit ift für die enge Thür; Anhd. feitlingen,
. lingen.
Seite f. (8. weſt.), ſva. Barn.
Seiung, Seihung f. (Gaub) Nahrung. Schweiz. iſt
bie Sey Benugung. bed Bemeingutes; jeyen, feien ein
Gemeingut (Alp, Alpenwiefe) nach er Zahl der Kühe —
Bir “, a einer beftimmten Jahreszeit ernähren kann
t
Sekoſch (Montabaur), Iebhafte Unterhaltung, vers
dorben aus Diskurs (franz. discours), Difchferiern.
Sekréôt, Sikret n, (Hadamar), Abtritt, loous secre-
tus d. h. geheimer Ort; vgl. Provet.
Selbenn n. (thein.), das Bettelende an Geweben,
baier. Selbend, fd. Sahlband, nd. Selfende, lauf.
Sahlende.
Sell, felt, ſelte, ſelten (8. wt.), dort, damals,
aͤnhd. ſett, baier. ſelb, ſeiben, ſelbt, feld (Sm. 3, 233,
235), ſchleſ. ſalte, ſelte. „Sell an ber Kapell enuf; bie
en wor fell mei anzige Plag; Un hun fell mol mei
Spill angefange.“ Firmenich 2, 73. 82. 83,
Seller, elle, ſelles (chein.), felbiger, von Salem
an über Mittel: und Oberdeutſchland verbreitet. Vgl. Wd.
142. Sm, 3, 232. St. 2, 369.
Sellmols, fellemol (rhein.), felbigesmal. „Du
worſch ja jellemol noch e Hab Kind.“ Streff 16.
Semeleiren ſ. fimelieren.
Semmel f. m. n. (S.), Hafermehlgebadenes; fonft iſt
Semmel eine Wedart. In Aſchaffenburg heißt ein Gericht
aus Mehl und geriebenen Kartoffeln auf ahnliche Weiſe zus
bereitet Semmet (Sm. 3, 248).
Sendel m, Stüdchen gejchmiebetes Eifen, dad durch
Einntetung feiner beiden Seitenffügel als eine Art Klammer
Die Fugen des Schiffes Zufammenbätt, beiSm. 3,265 Sen»
beleijen.
BSendelblätter (Montabaur), Sennesblätter (cassia
senna).
Sennjhöff, Sinnfhöff m. (8. wt.), Kirchenvor⸗
ſteher, ahb. söntsceppe, mhd. söntscheppe von ahb. sönod,
mbb. sönet, sönt, sind, aus griech. lat. symodus, eig. Sus
mode, geiftlicher Gericht.
Seuf, in der (rhein.) Rba.: feinen Senf zu etwas
geben d. i. feine Meinung in irgend einer Sache ausſprechen,
meiſt verächtlich, ſpoͤttiſch: Der muß auch ıc.
376
Sengeln f. fingeln.
Sengneffel, Sengheffel, Sengefel, Singefel
£. «8. weft), Brennnefjel (urtica urens), von jengen.
Serbeln (Gaub), Fränfeln, mhd. serwen, serben,
ahd. serewen, serawen, ſchweiz. jerben, färben, jerbeln
(St. 2, 371). Dgl. fäbdhen.
Settfhiffer m. Schiffer, der a oienft und an ber
Stelle des Eigenthümers dad Schiff fül
Sepholz, —fidel, ein Hola, rnit die Löcher zum
Ginfegen der jungen Weinreben gemacht werben. Sepholz
u som auch diefe Seglinge ſelbſt.
&. In ſich wird in Heringen (Limburg) häufig ges
Braun, * wir es hochd. weglaſſen, in Rheinheſſen zuweilen
an fie hören, bj. wenn einen egenſtanð ein inneres Merk
mal beigelegt wird, 3. B. Er ift in fi) ein wenig träge;
das a iſt in ſich ein wenig feucht,
Sich flatt bes vefegiven uns {ft in — ganz Fr
woͤhnlich: wir ſetzen ſich, wir Tieben Et . ©. 20, Rr. 211.
Anhd⸗ ift dieſe go mehr ng jebraͤuchlich. S. ehe e Grm.
bed 15.—17. 3. 3, 8. 101.
Si ber 8), d. i. fieh Her, wirb vielfadh in bie
Rede eingefehoben im Einne von: Gotterſprech, pr ech
ber, z. 8. Das Kind ſchmeichelt dir, ſich ber, bu ſoufi
{hm ein Stüd Kudjen geben; er brädte mir die Hand, ſich
her, er wäre mein Freund.
Sicher, in ber (rhein. mam.) Rda.: In Numero
Sicher d. i. In Sicherheit, im Gefängniß. „Heit how fe fe
erſcht wibder ahn in Numero Sich er gebracht.” Daiterich 82.
Sichling m.’ (hier und da weft.) fo viel als man auf
einmal mit der Sichel ſchneidet, mhd. der sicheline, ahd.
sicheling. „In dem Jahr (1375) war alfo gut Korn und
Frucht, und galt zu Limburg in ber Ernd unter der Sich⸗
ling ein Gulden, und zur Stund zehen Schilling.“ Lehr.
840 Es iſt dies wahrſcheiulich eine aus dem mhd. ſchwachen
ativ sicheln verdorbene dem
Sideln, Urin laſſen; vgl. ſchd. ſickern.
Sidendiern ſ. ſ feden iern.
Sie, ſei, die Frau im Haus, f. er, es.
Sieben fteht (xhein. main.) mit Sache u. a. W. zw
fammen, um etwas Verächtliches zu bezeichnen. „Awwer wos
wolle mer dann mit den Siwwefache made?“
Der. Siwwejortelumb braucht ahm aach noch zu I“
— j u ahm and) noch zu foppe
377
Siebenripp (Rheingau), Wegerich (plantago), nach
bem mittellat. septenerbia, septinaris.
Siedig (hein.), fievend, abgefürzt von fiebenbig,
fe glühnig, rafig.
Siehr (weft.), fehnell, eilig, ſchd. jehr.
Siewer ſ. Sawer.
Silzen ſ. Sülz.
Sille.n. (weſt.), Sillſcheit (thein.), das etwa 2 Fuß
lange Holz, woran die Zugftränge hinter dem Bugvieh (am
Wagen, Pflug 2c.) befeftigt find; mt. ver sil, ahb. silo,
übh. Riemenwerk, Geſchirr für Zugvieh, Baier. der, Die und
das ei —X 2 je£ i
imele,Simeze, Simße f. (rhein.), Binfe (juncus),
änhd. Semde, Sem, Semeß, wetterau. —
Simße, bei Stieler die Simfe, Semde, mhd. semde,
ahd. semida, ſ. Sehme. Simezen und Simzen kommt
auch als Name von Gemarkungstheilen vor.
Simeltern, femeleiren (8. wt.), bei Sch. ſeme⸗
lirn, nadfinnnen, in Gebanfen vertieft fein, auch Baier.
(Sm. 3, 248). „Bei Dog un Racht jemlir eich ſu.“ Fir
menich 2, 92. Das franz. simuler, lat. simulare, bebeuten:
vorſchũtzen, vorwenden, heucheln; daraus laͤßt ſich die Bd.
vadfannen Dr flaren, als aus dem holl. semmeln zaubern.
n ſ. fein.
Simpeiſorium n. (chein.), joa. Sammelſurium.
Singeln, ſengeln (8. wt.), umperf. in ben Ohren
Zlingen; in ben Gliedern eine Empfindung Haben, als ob fie
eingefchlafen wären. B
Sinnig (S. thein.), langſam, bebächtlih: geh finnig;
das ift ein finniger Menſch; es regnet finnig; vgl. ſitt ig⸗
Sinnihäff ſ. Senunſchöff.
Sinniheuer, finnhimmeltheuer, ſindetheuer
(xhein. main.), ſeht theuer. „Alles wor ber Ihne finde:
deier.“ Datierich 26. Es darf nicht an das ahd. ain, sint
Kart, andauernd gebacht werben; das erfte Wort ift viel
mehr Sünde, vgl. Gott, Mutter, Mord, Neids.
Sint (rhein. unterrhein.), finter (rhein.), zinter,
denter (weit.), das feht. jeit, ahb. sid, sidör, mh. sit,
sint, eider, anhd. fint, feint, fiber. ©. meine Bram.
bes 15.— 17. $h. 3, $. 287.
. Sitte iſt heute f., mhb. meiſt m., fo aud Lehr. $. 26.
„Sie hatten den Sitten.” .
Sittig (8. vhein.), 1) fill, friebliebend, die gute Sitte
beobadhtend; 2) Iangfam, wie finnig (j. dJ. Auch Sm. 3,
378
292 bat fittig unübereilt, langſam, ſachte. Diefenbadh
Gloss. 368 hat die aͤnhd. Formen jitte, fit«, ſidhafftig,
fitti, fibdig, fytig, fithig, fiebig, fitfam in ber
Bd. von langſam.
Sig (worauf man figt) iſt vielfach f.
Stallieren (rhein. obb.), ſchmaͤhen, ſchimpfen auf
etwas, Skandal machen, wol aus jfandalteren verfürzt.
Sodel, Sotel f. Sabel.
Sober f. Sutter.
Spff.n. (3), Molten, Schottens ober Käjewafler,
wird mit Schrots, Wafler, Kieien ober Kartoffeln vermitcht
und den Schweinen und bem Rindvieh gegeben, ſchweiz
Saufft, Saft (8. 2, 304).
olidus |. Pfund.
Sollen mit einem andern Zeitwort wird in Montar
baur ſehr Häufig, und zwar meift betheuernd, bekraͤftigend
für das einfache Zeitwort gebraucht, 3. B. das foll mir ſchoön
Wetter fein; das foll mir einmal geregnet Haben.
Sollerieren, bee, verfollerieren (rhein.), ber
folben, Sold, bf. Gehalt geben, mhb. solden.
Solper ſ. Sulper.
Somber (8.), fonderbar, verdrießlich, duͤſter.
Sommervogel m. (S. weit.), Heißt jeder Soc
Sonne, in ber (them.) Rda.: jemanden ſchlagen, d
die Sonne durch ihn ſcheinen foll, je Rda. ſteht ſchon in
einer Yin gerichtlichen Verhandlung vom 3. 1511 bei Br.
7. Die Rva. gieng aus von ber jung einer gehauenen
Wunde. ©. Gr. 95. '
Sonnefocht f. Focht.
Sonnig (8. weſt.), Dialektform für Sonntag.
Sörel f. (xhein.), ſchmutzige, Bj. in der Mlleibung un
ordentliche Weibsperfon; ‚vgl. Sourri, Schluri.
Sortett (vlt.), mihd. surköt, sorkät, sorket, mittellat.
sureotium, mnl. sercoet, fang. surcot, seroot, wörtlid Übers
rod. „Das oberfte Kleid der Frauen (bie an Feſttagen zwei
Kleider trugen) hieß ein Sorkett, unb war bey ben Seiten
neben unten auffgejhliffen und gefübert im Winter mit Bund
ober im Sommer mit Benbel.” Lohr. $. 38. Die Kölner
Synode von 1260 und die Mainzer von 1316 verboten bie
sarchoies HET ) f 6
rklich, faͤrklich, ſerklich eis · ſoͤrgli
d. i. Sorge habend in verſchiedenem rg an 1) bejorgt,
daß man feine Sache gut madje, ängfllich, bebenklich; 2) fehr,
wol allzu fparjam, begierig, eigenufipig;; 3) andern Sorge
379
machend, fehredtenerregend, gefährlich; 4) anf fich Sorge ven
wenbenb, vorzüglich, ausgezeichnet, auch baler. forglich
fehwierig, bedenklich, gefährlich (Sm. 3, 2831.
Soft crhein.), ſoß, ſuſt (wefl.), fonft, mhd. sunst,
sonst, sust,
Söſtex f. (8), Schwefter, nd. Sufter, ſchwaͤb. Su⸗
efter, Softer, goth. svistar, ahd. siestar, suöster, mhb.
swöster, agj. sveoster, svuster, syster, engl. sister, ſlav.
sestra.
Söttern, futtern (8. weft.), Bf. von Kindern, mit
den übrig gebliebenen Speijen, wenn man fatt ift, ſchweiniſch
umgehen. Öefötter, vgl. Gefitt, futtern. “
Sonrri m. (Königftein), Heiner, fümupiger Knabe,
doch wol nicht das franz. souris Mans? Bol. Sorel.
“ Spacer f. 1) (8.), Holzſpan flärkerer Art, wie fle
3.8. in Zäune, Wandgefacheac. geflochten werben; 2) Space,
Stüd von Pfählen in Weinbergen, bie zum weitern Ge
brauch zu kurz oder zu ſchwach find. Sm. 3, 553 hat der,
die Spachen, Spachten. Spahergerte, woraud Spas
&ern gemacht werben; |pachern 1) mit Spachern flechten;
2) Riffe, Spalten befommen, bf. vom Brot, das fpadherig,
ſchreef (.d.) wirb, Baier. ſpaͤchig. Ahd spahha, spacha,
spache, mhd. spache, agj. pie, altn. spaekia, holl. spaak,
Haben ganz die 1. Bd. von Spacer.
Spachteln (Schreinerfpr.), eine, raue Fläche mit
Kitt (im der Regel aus Kreide und Leimwafler) überziehen
und ebnen; vom fd. Subſtantiv Spatel ber-Apotheker,
Zarbenreiber, baler. Spachtel (Sm. 3, 554), böhm. spachtle,
mittellat. —
a
PA (Wallmerob), knapp, bei Biehoff ſp ak, ſ. ſpäͤh⸗
raͤßig.
Spähfräßig G. geler (f. d.), baier ſpäh,
geſp — a Aal A an
an 3 h
achſt klug, ,d Id. wählı
2, vi al 1 Ofen hub ar, Ten, md im.
N.
en.
Spahre, Spohre f.. (Mallmerod), Schwaben ge
mäheten Getreibes; möglich, daß das Wort zum alten ſpor,
ſpoͤr gehört, f. fporen. - u
Späller ſ. Speller. “
Spänen (8. weft.), 1) groß ziehen, ein Kalb; 2) ent-
wöhnen, ein Kind; 3) dem Paten das bis etwa zum 14. Jahr
gain Neufahrögejchent entziehen, ihn davon entwöhnen.
ihd. spanen, spanjan, spenjan, mhd. spanen, spenen,
380
spennen fäugen, entwöhnen; altn. speni, agf. spana Mutter⸗
b
ruft. .
Spännel f. Spennel. .
Spannfel n. (8.), ein Eiſen oder Holz, um damit
die Pferde an ben beiden Vorderfüßen auf der Weide zu
Jeannen, daß fie nicht laufen Fönnen, in anbern Gegenden
ient dazu ein Spannftrid. I. Paul hat: „O Leute, ſpon⸗
felt doch euer Vieh.“ - .
Spandmaien, fpons—, fpag—, ſpronz -, ſp.
gehen (8 weit.), müßig, geſchaͤftslos umbergeben, faulenzen,
zunächft auf Die rei gehen (lat. sponsa Braut); in letzterer
Bd. baier. fpönjeln, fpönzeln, änhd. ſponſieren,
fponzieren; f. noh maien.
Spargelbohne, Spargebohne, eine Bohnenart,
aber nicht überall diefelbe, |. Schneibbohne, Spedbohne
Sparjemente RL. (xhein.), Umftäntlikeiten, ital
spergimento, von lat. auöftteuen. „Nor kah Spar«
jemente, die kann ich net riche.“ Streff 96.
Sparren in ber (wt.) Rda.: einen Sp. zu viel ober
u wenig haben d. i. geifted» oder gemüthöfran fein, ift ein
leſt aus der Zeit des alten Ritterweſens. Bei der Prüfung
ber Rittermäßigkeit und Turnierfähigkeit wurden Schilde und
Wappen unterſucht, wobei dieſelben etwa wegen eine vers
ſchraͤnkten Baikens ober Sparrens zu viel oder zu wenig
mitunter beanftanbet wurben. .
Sparregides, —gudes, — kaſper m. (S. rhein.),
ber einen Sparten (ſ. d.) zu viel oder zu wenig hat. Sparr⸗
gifen, nieberrhein. Sparrgighen Schwäule, ſieg.
parfige Narrenpofien; Spatrgidfenmaher, mar
werig Vsl. Gunkes.
päßchen (wt.), übh. ein auffallendes Greignig „Mir
{ft ein ſchoͤn Späßchen paffiert“, erzählte unter vielen Tränen
ein Bauer bed Wefterwalbes, „meine Frau ift mir heute
Nacht geſtorben.“ “
Spat f. im füblichen Theil des Landes, im nördlichen
Schaufel (ſ. d.); ahd. der spato, mhd. ber spate, nhd. ber
Spaten, die Spate.
Spap ift in der naflau. und heſſ. Volksſprache nur
weiblich. . 0
Spauz f. fpeizen.
Spauzen, jpoizen (8. wt.), 1) fpeien; 2) fein Miß-
fallen gegen etwas durch Worte kund thun; aͤnhd. ſpeuhen,
pügen, fpeigen (in bie Fäuſte ſpeitzen Phil. v. Sitten ⸗
wald, ©. jpeigen.
381
- Spauzemännden, Vutſchmännchen heißt ein
Haufchen Pulver, das die Anabın zu ihrem Vergnügen meift
etwaß anfeuchten und dann anzlinden, wobei das Pulver
einen fpauzenden Ton madıt.
Species (Montabaur), „Da fol da wol Species em
Ropp hun“ d. i. Pfiffe, Kniffe, Spefulationsgeift; wahrfcheins
lich von den 5 Species d. i. den 5 Grundrechnungsarten.
Sped, in einigen (thein. weft.) Rda.: Der foll mir
Sped fein d. i. mit dem will ich (wie ein Jude) nichts
u thun haben; Sped wie Muhre d. t. Eins wie das
inbere; Sped fihneiden d. i. mit einem Schieferftein
über die Fläche eines Wafjerd werfen, daß der Stein das
Wafler nur bin und mieber berührt. Sped kommt aud
als Name von Gemarkungstheilen vor.
Spedbohne eine Vohnenart, aber nicht überall dies
felbe, |. Schneidbohne, Spargelbohne
Spedmaus f. (8. rhein.),” Fledermaus, die den ges
räucherten Sped liebt (vespertilio).
Speer, mhd. n., tft änhd. z. B. in Lehr. noch oft n.
Speerfhuß, Speerwurf giltin alten Weisthümern -
als Gränzbeftimmung. S. Hufhammer.
Spei £ (rein. weft.), Speichel, ah. spia, speie,
mb. spfe, spige.
Speichernagel m. (8. rhein.), eine Art eiferner Nägel,
woahrjcheinlidy jo Benannt, weil damit die Diele auf dem
Speicher angenagelt werben. Hol. spijker {ft Nagel und
Speicher.
Speiz (Gaub), fva. Spauz f. fpetzen.
Speis £. m (8. rhein.), Speiſe ber Maurer, Mörtel,
das ſchd. ae das jdhon mh. spise dieſe Doppelte Bd.
hat. Speifen (vlt.), mit Spetfe, Lebensmitteln ıc. verfehen:
nba fpeifet er fie cbie Burg)“. Lehr. $. 78,
Speizen (St. Goardhanfen), ärgern, kraͤnken, von
fpsten. Einem etwas zum Speiz (rhein. Spauz) thun,
. 1. zum Ärger. Vgl. Anhd. Speivogel Spötter, Spei⸗
wort, Spottwort, Bejpei Geipätt, |. fpauzen.
Speller, Späller m. (8), gejpaltenes Hol,
Klafterjcheitholz, eb die spilda, mhd. spelte, baier. die
Spelten, ber Spelter (Sm. 3, 564); mhb. spellen
palten. . R
f Spellerling, Spellerleng m. (8.), der vierte Theil
von einem gefpaltenen Holzftamın. .
Spelzerneu (rhein.), ganz nen, wie friſch geſpal⸗
tenes Holz, auch funfetjpelgerneu, baier. funtelfpels
382
ternagelnen (Sm. 3, 564), nd. fpeldernij, hol
—8 {von spelde Stednabel), spikspeldernieuw, Bi
internieuw. ü
Spendieren (chein. unterrhein.), freigebig mittheilen,
meift um etwas dagegen zu erhalten. „Er hat die Spen-
bierhofen, — buxen an“, fagt man von einem, der freigebig
verſchenlt.
—— f. (weft. unterrhein.), Stecknadel, mhd. apen-
gelin, ‚ zunächft Eleine Spange, dann auch Steds
wabel. Spengelfäßchen Nabelbüche..
Spennel, Spännel f. (S.), Ba8 Spengel f. än«
fpäneln.
Sperkel ſ. Spörkel
Sperrweit, ſperrangelweit, ſperrwagenweit
(thein.) jehr weit aufgefperrt.
Speß m. (8.), ein fpiger, ſchmaler, magerer Menfch,
auch ein ſoiches Stuͤck Vleh; ſpeſſig, Baier. ſpiſſig (Sm.
3, 579). Abb. mit, spiz, bi8ind 17.3. Epiß (zu fpip
gehörig), in Brat vie Spießbod, Spieped, Spieß⸗
zuthe für Spiß— iſt dieſes Speß; ahd. spioz, mb. spiez,
nbd. Spieß vermengte ſich damit.
Spettel, Spittel, Spirrl m. Crhein.), vierediger
Zwidel, Keil von innen oder Tuch, tu die Irmel und Bein
fügen der Gewandſtücke gefeßt, in Mittel und Oberdeutſch⸗
lanb verbreitet (Sm. 3, )), Baier. au Speidel, bei
Stelr ber Speibel, Speitel Keil zum Spalten bes
olzes.
Spicken (vlt.), heimlich erfhauen. Lehr. $.72. Bgl.
das Abfpiden der Aufgaben bei Schülern. Es ift das
lat. spicere (fehen).
Ehe gel in ber (thein. unterrhein.) Rda.: „Das ftedt
ex (fie) nicht Hinter (zumellen an) den Spiegel”, von Je
manden gejagt, ber einen Verweis erhalten hat. Der Ands
drug ift nicht von den neuen (bem Wolke nody unbekannten)
Rifitenkarten, die an den Spiegel geftedt werben, ſondern
von dem Gebrauche hergenommen, Kleinigkeiten, Briefe,
Kämme 2e., hinter den ſchief aufgehängten Spiegel zu fleden,
wie man bie noch he auf Görfern ſieht.
Spiegelaug heißt ein Stud Rindvieh, welches einen
weißen Vorderfopf, um die Augen aber bie übrige Körper
farbe Bat.
Spiel, Spill (8. wt.), 1) Mufit, bſ. Tanzmufl
auch — ne (St. > — Fi Sn En "
bafted Gebränge Wenge, bier aber immer hinter dem ben
383
Inhalt enden Wort ſtehend: Buͤcher·, Dred:, Geld⸗,
Leut⸗, Menſche⸗, Zeugſpiel u. a., auch baier. (Sm. 3, 562).
In Spiel und dem folgenben ſpielen Haben ſich zwei
ältere Wörter vermiſcht. And. mh. altn. spil Spiel, was
man zu vergnüglicher Zeitfürzung treibt; vergnüglicher Zeit ⸗
vertreib mit Erwartung bed Ausgangs, „des ewinnens ober
Verlierens; eine leichte, von bloßer Willtür abhangende
Sade, dann Sache übh.; lebhafte Bewegung, Gebräng,
Menge, daher ahd. spilön, mhd. spiln, altn. spila, agf. spi-
lian; und das eh. apill, agf. spöll, altn. spiall, altfrief.
epel, spil, ahd. mhb. spet das, was im mündlichen Vortrage
vernommen wird, Verkündigung, Rebe, Unterredung (in Bei
fptel), goth. spillön, alt. spilla, ahd. spellön, mhd.
spällen erzählen. N
Spielen, fpillen (S. wt.), 1) Mufit, Bf. Tanzınufif
machen f. Spiel; 2) Ioßen.
Spielen, |pillen gehn (8. weft.), Jemanden bes
ſuchen, — wu plaudern, (f. maien), dann auch freien
el.
Spielig, jpielerig (wt.), gerne fpielend.
1; a Hein, Image, ſchwaͤchlich, von Men⸗
minz.
pie mL), Stridnabel, Stridftod.
Spießed n. (thein.), ſchiefer Winkel, auch Baier. und
ſchweiz. (Sm. 3, 580. St. 2, 383), |. Speß.
Spießmann heißt in manchen Dörfern der Gemeinbes
Pag weil er einen Spieß trägt ober doch früher getragen
at. .
Spinnelopp m. (8. wt.), an einem langen Stabe
befindliche, Eopfartige Vürfte zum Reinigen der Wände von
Spinnweben und Staub, boll. spin, spinnekop Spinne,
Spinnen (rhein. unterrhein.), efjen, bj. mit Appetit.
Spig if die Milch, die wie jüß ausfieht, aber jauer
ober doch — iſt.
grige in ber Rda.: „auf der Spige ſtehen“, va.
auf der Schnepp ftchen“, |. d.
Spitzeſchar |. Schmidetſeach.
Spißgaup, dreiediged Dachfenſter (j. Gaup).
Spißhabch m. (Nafſau), Sperber, . Habch.
Spigwer (rhein.), ein an beiden Enden ſpiher Wed;
fpipwedguden einander anfehen, ohne zu Laden.
Spienbig Gweft.), vorteefflih, fplendib, franz.
splendide, lat. splendidus. „Mer hun & fplendig Gfje ges
hatt.“ Firmenich 2, 77.
__384
Spliden (Wallmerod), fpalten, vielleicht -verborben
ans dem feltenen ſpleißen, holl. splijten.
Splitternen, fplitterhagelnen, fplitternagel«
neu er ganz neu, wie ein eben abgetrennter Splitter,
‚wie frif gefallener Kagel, wie ein neuer Ragel, f. funkel⸗
neu, fpelgernen. „ .
ponsmaien f. Spansmaien.
Sporen (rhein.), faulen, ſchimmeln; Spor, Spor’
flecken (im Weißzeug), fporig, auch baier. (Bm. 3, 575)
in andern Gegenden Deutſchlands |paren, ſpur en. Grund
wort tft wahrſcheinlich das ahd. spor mürbe, faul; die Bb-
iſt [ed nicht ganz filher (Graff 6, 360). Suchenwirt
bat! paͤtermhd. spüre fehlerhaft troden, hart vor Trodenheit,
erbe.
N Sporesraffel m. (rbein. weft.), Dummes Zeug, wol
fübtfegbentich.
Spörkel, Sperkel, Spirkel, Spörkelfen, Sper⸗
telfen beißt auf dem Wefterwald noch ziemlich allgemein
ber Sebruar, in ber Lehr. $. 68 die Sporfell, 230
Spordel; f. „Mytholog.“ in der 2. Abthl.
Sprad, jpräd, Pre Her (weit. Bier und da),
foa. ji ber, ſ. d.
Sprabid, eig. Spreidich, kommt noch hier und da
als Name von Gemarkungstheilen vor, mhd. das spreidach,
spreidech Gefträud).
Sprah, Sprahl (Hachenburg), Sproh (S. weil),
ſchd. Sprehe Staar (sturnus vulgaris), ahb. mhd. aprä,
änhd. Spree, Sprehe, Sprew, Sprehn, wetterau.
Eprien (Diefenbad Gloss. 558).
Sprauzen ſich (S. wt.), 1) fi) aufblafen aus Stolz;
2) fi —æe 3) fi ſtämmen, ſtühen, in allen Bp.
{hb. jpretzen, baler. ſpreuzen, Ipreußen, Nebenform
von fpreiten, ahd. spreiten, mhb. spreiten, spreizen.
Spreder (vlt.) d. i. Deklamator, Gelegenheitsdichter.
„Spielleute, wider, Trommeter, Sprecher und Fahren
ſchuier. Lehr. 34. j .
Sprei f., Bettdecke (Nauheim), wol von fpreiten.
Spreiß ſ. fprießen.
. Spretingnaden m., größerer Nachen zum Über
„fahren, Überfprengen von Pferden, Wagen ꝛc.
Sprenzfrug m., Gefäß von Blech, deſſen man fi
zum Benetzen bed Bodens vor dem Kehren bedient, von mıhd.
sprenzen, aͤnhd. (bei Fiſchart) beſprentzen.
385
Sprideliäht, fpridelig, gefprideit, geipridels
tig erben), buntfarbig, bımtgefledt, abd.'spröhhiloht, apr&c-
chilohtig, mhb. spröc kelaht. sprikelöht, änh. fpredelt,
fprengledht, fprendledt, Yegeani t, fprüntlict,
fprentzeledt,. von ahd. sprehl spräcke, sprö-
ckeltn, spröckel
fprenzen wurzefvermanbt. -
Spriehel, Spriel m. „job. Syrtegel, die dunne
bogenförmige Sihiene ober ein folcher Reif, etwas darüber -
gu beden; bei Schiffern and) das ‚darüber geſpannte Tuch
zum Echuß gegen Sonne und Regen. De fiahn eich unnerm
Sprie heĩ t ſein Fraa.“ Lennig 43
Sprießen (rhein.), ſtützen; bie Sprieß,- Spreiß
etügbalten, Stüßflange, bei Sm. 3,593 fprüßen, Eprüß.
Da ſprießen, ieeen ſgwach biegt, ſo iſt ed nicht das
ſchd. Iprießen, fonbern davon abgeleitet, ahd. ſchwach
spriujan, nihd, spriugen, 8 en; bie. springei.spriuze,
P Spriez £., "ehe Tadıree Wenden, Nebenform von
Sprieß, wie ma in andern Beziehimgen auch hoͤrt
Schliwwer, Stede, Stange, Hapfenftange na.
grring m. eHadenburg), Duelle, ab Sprint, ahd.
8; mhb. sprino, spruno., Das Wort konunt weh.
an ald Rame von -Gemarkungstheilen vor.
FR [prengen (eben. Beate, von tieren
und Hengften gef
Springna nf. Sprengnaden.
"Spriffel, Sprüjjel, "Sproffelm (efein.), Sprofie
einer Leiter, mid. sprüzzel, von fprießen.
Spröden (Schwalbach und.hier und da we), ſprechen
mit Andern ſchwaͤtzen, bſ. im Präfens und Participium
(fpröde, —*8B Es iſt Das nach ſchwacher Lonju⸗
gatlon gehende, vom Jinperfekt —D abgeleitete ſpra⸗
Gen, Selena fprochen, ahd. sprähön, inhd. sprächen,
Super, BR. erh, BL. eprähumt, hd. -eprach,.
® en.
Sprod,' fprud (8. wt.), ſproͤde, mürbe, brichig,
wahrfcheinlic zu. einem verlornen aprikan,. Rebenform von
Ierinaen gehörig. „Als wie e Spender Atubelbabig.“
ne OR f., Windfall, geſeholz, hol. sprok, aprokkel;
fprodeln- die Sprodeln auflefen (wird in Heides heim zus
weilen: gehört); anhd. Er dafuͤr Sprodware.
Sproh, Sprohl Sprab J
Sprojüpger (Montabaur), Späfle: u
KRehrein: Wörterbuch.
Fiecken auf ber Fr mit Ährengen und.
386
Sprongmaten f. fpansmaiten.
Sprojfe an einer Leiter iſt meiſt mtanlic; men fagt
auch der Sproffel f. Spriffel.
Sprud f. fprod.
—* Sprung (Sigeriprace), eine Bereinigung vom mehreren
Sput, Spud m. Chen), Scherz, Spaß, —
Spudt, KA ſchd. Spuk, Geſpenſt, mb, spuc, 5
Spulgen (b en, pflegen, mhd. spulgen, „Zu Walde
affen (Mieverwalluf). anderfit der bach in dem „arten, ba
man. fpulget ve anne von —28 gericht zu halben.
Br. 691-vom 9.
Spugm. (chein ), Scherz, erah, xielleicht eine Reben,
form von Spaß, an ital. s}
Staats, flazids (rheiu. main.), prädtig; herrlich,
(weſt.), eitel, aatmachend, von Staat. „Sein Balanfeer-
ſtang is & "Raatfer Fahneſtock.“ Lennig 46. Do hielle
«hielten & poor Raztdfe Zougkih.“ Firmenich 2, 76. —
Viele Bf. mit Staat s —.
Stabelgedig, —nadig (8), gm gedig, A
ga nadt; auch ftafgedig (Selter6) db. i. ftabge
ie font foddumm, fo if ſtafgeckig mit Stab 4
Etaben, ftabeln den Gib kommt in alten Urkunden
vor, d. i. Die Gibesformel vorfagen, wobei man ſich urfprüng-
lich einen Richter zu denfen hat, ver feierlidy mit feinem
"Stab gebärbend die Formel herfagt. Der Abnehmer ee
Give Sript ber Steber, Sisbii, Stebler. Br. 644.
es 902. - .
Stebwein ſ. Ahr. -
Stades (S.Thein.), Stahilm., blödfinniger Menich,
‚baier. Staches, Stadt, Stachel, nad) Sm. 3, 606 der
‚Name 6! 28 vgl —5* ‚ Schohbarthel. „Wie
id) den enge uls Haus hob zu ſt ach eſe fäh mit feine
Blattfihs.“ Datterich 49, d. i gehen wie ein Staches.
Staden m. (vlt.), mhd. Das stat, ahd. ber und das sind.
„Daß ber Rhein und die Löhne HFehn) über rechten Staden
in die —— giengen. Lebr. $. 121.
Staffaſch £ (8.), vom Si, die Au be Geftalt,
Statur; in ber Runftiprahe Staffage (vom ital, stofiane)
die Verzierung des Vordergrundes eines Bemälbes mit en
gelnen Figuren ober Öruppen Wenſchen oder Ahern), bei
anbfegaften aud) mit Pflanzen. .
37
= Eteinche |. #abelpedig.
Suche 5 (8), gemady, ruhig, kaum beweglich, z.B:
* ale er Miebt ib, fahr ſtah, am Rhein ftät, ahb.
m
. "Stahl, — —— heißt hier und da weh.
das —2 der Sankuhe, worauf fie Buchſtaben sc.
‚ber. genäht: haben; das ſchd. Stahl ein Heiner
* eis: Gargen,. bie Gune dedjeiben. zu erkennen, eine
roh .
—X Beirat (Sy je fı afte Sache, wo⸗
darqh · eine ‚andere Halt, Din in feit : hefommt,
Stäge, Stäiden,.. Rieden: 2 fügen; 2). anämmenz
3): Semimen, awjhöre.marhen..:Rb. ber Staat- Bohnen,
Bapfenſtange, agl..staoe, altftief. engl.stake, snittellat. staca,
"woher. Stadet. wg hat ſtakern, ftäfern ſtechen, ſtochern
mit Stab eder Stange, nm etwas aufzuſuchen; Etaͤcker
Sid, Slauge und vechnet hierzu ſta icken.
Stallen mit einem (chein.), einig leben. „Un wann
„mer manchnwi and) net ganz zefamme falle.” Sennig 46,
Kal. Anhd. den ſtrieg Hallen d. i. einitellen, Einhalt thun.
Stallteren abe), feinen Unwlilen Tant- zu extennen
Bei: t. (Sin. 3, 626), ſchweiz. —— (Be 2,
16); wol
Are m..(B.1hein), 1 Didier Brei, Suppe, _
PR —— — Pt 2 Baier Dider
enſch, jonft auch Stempel, don Kanıfen j
-. GtanbBätte f.: eine guoße Bätte zum Bufbenahren
e ;gesnafterten Zraiben .6iß Jum Neltern.
- " Gtanker ıi.,'ber oberſte Aheil be& Mafieß, er iſt von
Bleq und dient zur Zierde, holl. stander.
BStanuder, Gtänner.m,; Beuen, Gm öhulih Crhein.),
ein‘ Stelfaß abb. ‚stanter, mhd. ctondenaoro |. S
Seantern (8.), überall Reben bleiben, um gu plaudern.
"Ber. Siandert, Baier. (Sm.. 3 646) Ständer, eine
Reim, bie Pan Baader; Bas. ‚Bitenbes. Galerte und
‚Gtamipes; [..Mp
Stanfu a —e— man in Heidetheim fů
du Haft dich a b3. — it wol veſeaben aus!
fr. Foan atterm
"Stang f., 1) ber obere het: des Dans über kon
. Kenfen 2) lange Weiböperfon, auch Hopfenkang, Boh⸗
enftang.
J Staͤngsn, in eine.Etange auſſchießen, “ 2 der peter⸗
flie ift geftängs d. i: in ‚Samen gelgoflen.
——
Staun, Kaͤſeſtann fi-B.), Stell —— für
das ot. Stande, ahb. standa,-mbb. f. Ständer“
Stännig (8); d. i. Bari, widerſpenſtig, Be. von.
Bierden gefagt.
. :&tante pe u Ionen, uf ber Eitelle, das Iat,
stante. pede (ſtehenden
Stärk, Sterk —E Remerob), Steinhaufe
im Feld und Wiefe,:tommt auch ald Name von Gemarlung ·
theilen vor.
u Stäst, Sterf, Stirt E48; 1) Rind, funge Ru,
bie noch. nicht ober erft. {einmal getetkeh 9 hat, ſcho. Starte
amd. Sraͤrke, nd. Sterke; 2). faules Mädchen (Stirk
Marienberg), die weiblidye.Nebenform ded won Stier (ahd.
stier) fortgchilbeten agſ. „etyen. 88, engl. > turkx jnuger
Die and. —* Kuh.
Statzen a, oben, open, Ram
Stauben, ftäuben Ehen), 9 —E a ſehr
dinm regnen, übertragene Bd;
:Staubwein f. Ahr.
gi — m. Bd — Kein zu täten
aut ift, ‚von Menſchen u defagt; 2) (8. wt.
worin man die Hände ftedt, ah. bie atücha‘, 22
che; 3 f. (8), Bündel Haber, Haberftanhe, der
ne Thell einer Garbe, von fhb. ftaudyen etwas an ober
wider etwas flogen und dadurch auf einen Haufen brüten,
krumm biegen, kurzer and bider machen.
“. Gtaudie, änkd; Gtubidh, mhb. stüdach, ahd. atd-
dahi Geftände, iſt. heute · und in alten Urkunden. oft vortome
Fran Name von Gemarfungötpeilen, früher Sk ‚als Bräng
immung.
Stanfe (oR.). „Die Mänmer trug yen Ermel an Wazıe
meſern, nnd an ben Schauben, und Anderer Kleidung... Die
Aasten Staufen, beynahe auf bie Erben.“ Lehr. . 175.
ABB, ift. eine mehr nieberd, aus hochd. stüche gebildete Forin.
- - Btauge m: (8.), die:&pige an gemifien fpipgeformten
BWedarten, in Heideöheim Storze:(f. b.); ‚Baier. (Bun 3,
:660), Sterz das: Enbſtüdchen von einem Laib Brot, dad
uerſt abgeſchnitten wird aber zuletzt bleibt.
Staͤwels d. i. Steinfeld, heil bier mob da en
Memarkungstheil.
—S ſtaats.
Stesbu ſ. oben ©. 23, Nr. 1
vi j&ted (xhein.), Betzunfen, verftärkt sch Rainolt,- Reh.
granatevoll, vom Ankegen ded Wein
3 _
Steben; verftehen wirbim nordweſtl. Theil des
Bandes durchaus geſa t für ſtecken, verfteden, und mar
— t eier" gorm ct vgeRogen),- nach ud. Deife: Bak
ecken
Stechen⸗ cchein ) geben z. B. eine Okrfeige „Ar
Sure arl eich wer em glei gans ſteche.“ Teunig,21;
(wi. a um ben; Preis, um ac öben Sarg
een fine, Zannenhäum . ‚sur. Seile des
ehes, die Das Anprallen des diohes au das Rand yerhütem
... &teden meutr. Im: faſt durchwes nach älterer Weiſe
das flarke Partic. geftoden, ı
. Steg, Perſonenname: etier · Steege Hofe, ein #
Caub und der Umgegend.-beliehter Apfel. .
Steifim. Beutel ſtehen Erika, wid Aenbab
der Geldbeutel Reif fisht. -
Steifig (wei.), ehe. ſteif, ſ. ©. 10, Kr. 138.
Stetifichechter m: (rhein.), 1) ‚odere, undichte —
wand, die durch Überziehen mit Leim ober Kleifter fteif gr
macht "iR, baier. Schätter, Schetter, Steiffhetieg
ER 3, 443); 2) ein fleifer, m Holfener Meng... Dh
sttert. :
Steigerant Caub), der Steigende, vsl. Lieferani
der Liefernde.
Steilm. bein), ber etwas empstftehende
(Strunf) eines abgehauenen Reitels, uom Ad} fei
Stein und Bein di, Tobies und, Lebend:
inan Bier und,. ba vn, der Kon; es feiert, St uud. D., zu
fammen; fo falt ift es. j
Steinbiffer Heißt bier und da ber fo, unfer dem
Ramen tleines Neun auge ‚(petromyzon Jäneri, BL),
bekannte Fiſch.
Steinbußen heißen. in‘ Caub bie Buihen, welche bie‘
Schieferſteine zum Einladen in die Schiffe tragen. 68 ver
binbet fich mit dem Wort Teicht der Begtiff vi Rohheit
daher das Schimpfwort: Du Steinbub!
Steines m. (Montabaur), unbeholfener wife, wie
ein Stein.
Steinröͤschen n. (thein. imterrhein.),; Meme fur zwei
wildwachſende Reikenarten: dianthus deltoitlon: ind. ‚edrtho-
sianorum,
Steipen (Dillenburg), ſteif riachen — 2 3. v.
ats en); Ichwab. ſierisfchi Gehen,
Geräft, rhein. mei verä li ih.
30
Stellerigen (Montabausı, Stollert, Stollert-
Gen € Steulerthen (Selterd), Heiger irbener
mit drei niebrigen. Füßen, Stollen; dan. Seitwst)
jeder einer irdener Topf, wenn er auch keine Stoßen hat.
1 Stempel madhen 1&t. 'Gomrshaufed; Gtämp
machen (Montabaur), ſchlecht figen,” Üßerfragung nom
Gtumpf, Stümpel, fänpelm lan J
Stennbaum wird im Eichelberger ——
Gw. 1, 565 erwähnt unter ſchauberhaften Umfänden. aa
pl fein ftennbenm fchelen, und wo Ver begriffen
ein ſtehenbaum fdhelett, dem ’were gnade nußer San
tet. Und wan man bem folle recht thun / ſolle man ine
By feinem nabel ſein bonch uffſchneiden, und ein darm
daraus thun, denſelben nagein an ‚ben one und mir det
perſon herumbet zechen, jo lang tr-eih darm ia feinem leibe
het." Fanlih heißt e8 im Oberurjektr' Weisthum · von 1404
Gw. B, 489, e (ob, wann) mant einen daume ete,
wit ber Betteden, fo ſal man jme einen barıne #| finem
Hße ziehen, vnb den an den baume binden, wuıb, jne om
den baume furen, fo lange des Darme vpgeet.*- 8 iſt nah
Gr. 518 ein. „ſtehender“ Baum in der Matk: Gin Wei
fpiel von ber Rollziehung ſolcher Strafen iſt mag: chem
nicht aufzuwelfen.
Stepheslab d. Stephandiei, ſ. bie Ge⸗
Brände in at ai.
Stepp "
Sterben OR). Fon. erferben, an ferterben
ae} Bin granbenburg ‚war an bad Wei , geftorsen.d
Ad m., 1) Sperber; 2) (Königftein).' Tanger,
freier Menſch. Spätermbp. kommt ein "Boat Steit dor,
dem 8 aber nicht weiter ienne.
tert f. Staͤrk.
a Stirn m @önighein, Walniaot) Wider,
ahd. stäro, mi: stör, ſchleſ. Stär.
Sternpl, “gi en .n. (Herbom), mürßes Weißbrot, wol
urſpruͤngiich in Geſtalt eines Sternes.
-&ternpoll, Rerngranatevoll, Rernhagelvolt
& wt.), ganz Betrunfen ‚ in Mittel und Obe ideũtichland
ſeht verbreitet.
Sternstnapp —8
Re t. (Badenku Gebünddien Hafer, hinter ber
Senje auf, 5 ‚Sterz Iegeinet Abb. etwas
391
ee ku Sterztopr halsſtarriger
Wenjch oder U Hetötanriges 1 ?
u rn feite geigt® die rechte Seite des Schiffe.
- Stentinfih (9.), fich anf etwas fügen, lehuen, um
fich in die Höhe oder. fortzubewegen, das fhb. fiemern in
heute Per kteran ra bhe son Schif
reunerſtu Au te Platz auf dem ober
Bloß. fire den Steuermatı s
— Eteltertäen.
- Steupeln (unterehein.), 1) die Zaäfler- im Keller fi,
». 5. zwifchen dem Faß und ber Kellerdecke Meitel befeftigen,
damit, fie von dem etwa eindringenben Waſſer nicht gehoben
werden Ihnen, Nebenform von fleupern, das in dieſem
Sinne in einer Würzburger Verordnung von 4789 ftehtr
ndie Faͤſſer int Keller fteupern und verwahren“ ;' 2) fügen,
Son Bäumen gejagt, f. freupern.
"&tenpern (8. we), übh. fapen) und To von weitenet
Bd. ald ftenpeln und feuern teuper Stäpe, Pfeiler,
Baier. Steuper, Stüäpper, in Hamburg: Ötiper, Bremen
Stipel, Soßen, Stipe, alfo nd. Form vom hochd. ſteiſt
Stich m, (ein pe ), as fd. ber Stieg, ber
zur Höbe angehende Weg, auf. bem man ftgigen mi E)
Stichbunkel, Hafer (8. sot.y,ganz bumfel, After,
obd. ih. und td. (Sm. 3, 608. 611). Daher urn
weinenb: nicht einen, Eeinen Stich, Stid fehen. Bon goth.
stiks, ahd. mhb. stic, ‚stick Punft.
Slichelſeil heißt das Seil, bas an ben Kernfeil
(fe d.) befeftigt ift und dazu dient, mehrere Pferde auzu⸗
ſpannen und. bas Kerufeil-zu ſchonen. Hol: sreöklijnen ji
Heine Seile, womit auf den Schiffen allerhand Dinge ſeſt⸗
gebunden werben.
Stich erling n, (Caub), Art Keiner Schieferſteine
Stidel, Stedel m., 1) kurzer Pfahl, Pflock, Heb⸗
eifen; 2) tölpelgafter ei in beiven Bo, weit verbreitet,
auch Baier. (Bm.-3, 6
‚Stiden, b ae), ſtill Schweigen, font Reden
bleiben; baler. ftidßen, ſticke zen flettern, iin Reben an⸗
ſtoßen (Bm. 8, 612); 2) ebein. witerrhein.), bie Wingertd-
pfaͤhle im Gehhjage feſt Reden, was vermittelt des Stick⸗
eiſens geſchieht.
Stidjen (8. wt.), aus Mangel an Saft einen mober
rigen Geruch, auch Geſchinac angenommen haben; tidfern,
ſtickſig, fidjerig, obd. weit verbreitet, zu Reden, foden
392
. _ Stieb f., meift PL Stiebe @. mi.) ; Lranfheitäete
fall, geitweilige Narrheit, Halsftarrii igfeit,.» von Menden und
Thieren gefagt; Stiebenarr, ftiebig. Dt. 2, 399 Hat bie
Mbj..ftiber, über, ftober und die Verba ftobern, flös
bern verichroben im gone, tappelföyf. S. neh Stupp.
Stied ſ. Stäid.
Stiefmütterhen, Name des breifarbigen Veilchens
(viola tricolor), „wegen des einzelnen Keichblaͤttchens wie
man e8 ſcherzhaft erflärt, welches Die beiden oberften Blumen»
Blätter, ftiefmütterlich bedacht, gemeinjchaftlich Haben, waͤh⸗
rend die andern Blumenblätter Ars eind oder gar zwei der⸗
gleichen haben.“ Gampe,
Stiel, eig. Etirgel m. (S), Pflod, aieht
u. dgl. an einem Zaun, einer Mauer, um —ãA
Steigenden: zur Stufe zu dienen, auch baier. (em. 3, 624
und ſchweiz. (St. 2, Sog), ab. der stiagil, bie stigilla, mehb.
die stigele,agf. stigel, engl. stile, zu fieigen gehörig.
Stieren (Schwalbad), was ſonſt schien.
Stift geißlihes, tft in ber Lehr. m, ‚ mbD. ſchwaulend
Sinem in der (weſt.) Rda.: „das in ‚nit Rilem“,
nicht ſchidlich, eig. nicht Stil, Styl, Int. st
Stimpert m. (MBiesbaden, eben, kein, Amtöge
fängniß, an andern Orten Bolles, wahrſcheinlich Stümr
Sat en ‚Stumpf, wie in gleicher Übertragung
tod fteht.
heit Stinkfaul Crhein.), ſehr faul in Bezug auf bad Ars
ten.
Stinkkraut n. Cunterrhein.), Schierlin der ger
fledtte (conium maeulatum). 8 M ®
Stipigen, fliewigen Eat, , ein urd Lig Ring
keiten — ſchd. z. Bobei Buͤrger.
Stippf. Stußp.
Stippel m. (Braubach, Ufingen), dünner Bios, ſtiel ⸗
ahnlich zugeſpitztes Holz, nd. Stipel, Stippel Pfeiler,
Traͤger in er Stiper, -Stieper. Unterrhein. iſi
ſtippei ein Abj, leier.
Stippeln —8 ſo pflügen, daf immer der Raum
einer Furche liegen bleibt, -baß aljo Stoppeln auf Stop-
peln kommen.
Stirt ſ. Stärk.
Stiweln, ſtiebeln (8.), fortjagen, "u ſtäuben,
ftieben gehörig,
Stiwerid, Stiberich, Stüberid m. (8.), der aus
einem Scheitholz gejpaltene zwei bis brei Zoll reite und
303
oben I a Walken uber Sparren,. beren brei dn eine
hölzerne Wand horizontal geſchlagen werben, um die Spar
bern (f. d.) quer darüber zu jäunen; offenbar eine Neben
for aan —— de den Kauflı 8
tiwich m. Faß, ba$ von ben leuten zum Bers
paden trodener Gsgenflände gebraucht wird, ‚in Vok. vom
1618 Stibid. .
Stochen, Rodern (S. wt), zunaͤchſt durch Stehen,
dann übh. das Feuer ſchüren; S tocher, Stocherer heißt
auf den Dampfſchiffen der Knecht, der das ‚Feuer auffticht
und unterhält. . R b
Stod (8. wt.) 1) der erfte Stod heißt faft im ganzen
Lande das Erdgeſchoß eines Haufe; 2) Stod,. dummer
Wenſch; odig.- Vgl. Straud.
‚Stodfint wi, Name des Hänflingd (ringilla can
ina), . I: .
Stoffel, Stöffel:m. (S. wt.), ungejdidter, einfäls
tiger Menfeh, nd. Loffel, Löffel ET —
ſtophorus gebildet, wie ſchleſ. in gleicher Bd. Stenzel
aus Stanislaus. Das Verbum ſtoffeln einen ſteifen
und dummen Kerl antreiben iſt m Harheim (Hoͤchſt) gebraͤuch ·
lich; in Swalbach bebeutet. es zuſtußen. Vgl. Barthel,
Eis, Orſchel.
Stohngeins find (in Reichelsheim) junge Gaͤnſe aus
ben Eiern einer zum erftenmale Iegenden Gans. on
Stoll, Stoul, |. Stuhl. B s
Stolle m. (St. Goarshauſen), fieifer Menſch, üben
Ba Ab ahd. stollo, mhd. stolle Geſtell, Pfoften,
Stollert, Stollertchen ſ. Stellertchen.
Stolperjan, —janes m. (S. wi), ungeſchickter,
überall ſtolperuder Menfch, Bei A. und Sm. 3,
Etolprian, . B . .
Stombag, Stompaz.m. (8.), dummer, fteifer Menſch,
pfaͤlz. Stnmpaz, .öfterr. Stompfaz, zu Stumpf gehörig.
Stömmel, fiompen, flompieren |. Stümmel,,
ſtumpen ic Bu . \
Stopp, Stupp in der Nda.: „auf einen, in einem
St.“ di. Knall und Sal, Dinlcktform von Stupf Stoß.
Stoppel f.(8.), sin Stuhl (f.d.), Kartoffellsaut, wenn
er ausgerupft worden iſt, In engeren Bd. das ſchd. Stoppel
Stoppelkalb n. 1) (8), ein angehundenes Kalb,
welches im Tünftigen. oder ſchon im gegenwärtigen Jahr in
die Stoppeln getrieben wirb ober getrieben werben ;
2) (St. Gvaröhaufen), dummer —X
394
Stoppelruͤben (rhein. wi.), Rüben, bie auf ımges
pflügtes Stoppelfeld gefäet werden. Klein hat aus Iulich⸗
berg und Württemberg Stuppelrüben, bie auf Brachfeld
‚gefäet werben. Bu
&torag, Sturar m., f) (Amburg, Dies), unbehol-
fener, unlenkſamer, ftorriger Menſch, auch baler.; 2) Brannt«
wein, der florrig macht? b
Stöpfel heißt Lin’ Flacht A. Diez) dad Sauerkraut.
Störjen, Hörgen (Helferskirchen A. Selters), ſtur r⸗
fen (Montabaur), mit andern gufammenftehen und jdwägen,
beſonders heimlich, fonft ſprochen (1.d.). Kam an mhb.
storie, storje, franz. estor , altfranz. estoire Kampf, Ge⸗
dränge, Getüntmel,. Kaͤmpferſchat gedacht werden?
Storrig (8. wt.), feif, Bart, ſtart; 2) flörrig, hals⸗
ſtarrig, widerſpenſtig, don Menjchen und XHieren, Baier.
ftorig (Sm. 3, 654); mhd. storre Baumſtumpf. Sterr«
‚gern (bier und ba rhein.), ſtoͤrrig fein. '
Storze m. (thein.), 1) das ſpihe Ende einer Sache,
. Stange; 2) Untertheil bed Hembes; 3) Strunk von
attich und Kohlpflanzen; 4} Kleiner Menſch; 5) (Schwal-⸗
bach) zufatnmengefharrter Haufe, bf. Safer auf dem velde
“Stop, Stögel, ſtotzelu ſ. Stug m. -
‚Stoulf. Stupl.
Sträbeleztern (rhein.), abmühen, von Krabeln
weiter gebildet. . * J
Stabeln (rhein.), mit Häͤnden und Fuͤßen zappeln,
ſtrampeln. obd. tot., vom ſtyeben gebilbet. J
Strack, (wt.), 1) gerade, ohne Biegung und Krki 3
2) rechtlich, geradeaus hanbelnd, gehend; 3) quitk, 8,
— Etwas ftrad belug en (weft.), verftehen, thein. klein
ringen. ER “
i track orſt (önigftein), ein Menſch. ber auf feines
aufiht behartt; Stradbürftein Menſch mit ſtrackem, rauhem
*
Sträden (8.), bie Haare mit dem Kamm ſtrack und
glatt kämmen. . J
r WBW (Naftätten), ſpazieren gehen, mei ſtrack⸗
enden.
Srafſtrumpfed. i. Streiffisumpf heißt hier und
da anf dem ·Weſterwald noch die Gamaſche, eig. uͤberſttumpf
mit Knoöpfen. Vgl. Streichh oſeu.
Straähl m. (weſt.), Kamm; Rrählen, ſtriehlen
(thein. wt.), kammen, ahd. xrahjan, streijan, stralen, mhd.
308
Straͤme . Eenen Montabaur), Lime; Strämens
holz, Srompolz, ‚Gtromer Sineal; Rrämen Linien
siehen, Fanmli ‚Wildungen son Strieme, ahd. der strime,
mbb. strim, strieme, holl. bie straam, streein,. striem. „Bis
weit ber ft tim € ımb Mrbel beß Ianbgeriejtö gehe.“ Gw. 1,555.
Strämpeln (tBein.), bie Beind wechfeliveife eingezogen
und’ angefpannt mit jappelnbem Treten bewegen, dur fa
ganz Deutjchland verbreitet," von Alternhb. a] abs
eleitet, „’8 hat Mancher wie & BWorm In feiner Wiesg ger
rampelt.“ Lennig 26.
Strampeln d. i. ſtottern, zittern, wanten beim Hen
karm be der oaesförmel, urfte wicht vorlommen Br. 637.
Eiranein; (Ufin en) ſtranneln ftein), tangefn
Irhein. im Bweifel, — chluͤſſig fein; der — Steane
nel, Strangel; ftranelig, Beannelig, rang elig.
Es find Nebenformgn von bem gleihbb. obd. Arandeln
Gm, 3, 686); im Vofab. von 1432 ftrandeln wadeln,
ei Diefenbag Gloss. 604 mehr nd. ftafelen, ſtren⸗
elen.
Strang 19.) wird wie Strid (ee Bezeichnung
eines gottlofen, leichtfertigen Mengen (' elböbild
grand; a auch ohne böfe Nebenbeb. mehr, im San,
|. von großen Belonen. . .
Shange 1. firatelm. .
Strangulieren Ehein), wirzen lat. strangulare,
Strafe‘ n. (thein.), d. i. Streufel, Streuſtroh, bj.
aber großes in Sümpfen wachfendes, nicht gut zum "Füttern
geeneies Gras, das im Herbft abgejchnitten und den Winter
bean Vieh untergeftreut wird.
Straube Pl 8 jatte ein groß Haupt mit einer
Straub,“ . strübe Struppkopf. B
J— rad m m,, —* 8) Situnk von Kohl; 2) A),
Menſch und Thier, denen Die Haare ſtrauchattig quer ober,
kergan fchen; 2 (berboru), undeholfener, ungebildeter
Mu, wi
trau waclin m, zothpefeifter Apfel; $ Sträme,
Straußwirt }. Hekenwirt .
Streich f., 1) langes Ruber bei den Flößen; 2) Steuer
ruder bei ben Haden und Heinen Sale a) wenn
die Zeitbenennung dorangeht: War es um ir * "ia, es
war um die Si b
Streiche ihs iz a. (oberweſt.), Lineal.
396
„Brrsäneten (ok), Welledang der Beine: ſammt ben
‚Sie. führten an ihren Beinen Streichhofen, und Das
Kiber gro je weite Lerfen.” "Lehr. 6,38. Vol. Straf⸗
Krump; berhoſe.
Stremmen (hen) )r- Arömmen &, auf der ruf
Brengen, bei Sm. 3,.685 firemmen, beftgemmen, Bei
Sch.beftremmt, Befrämmt;. firenmig; von framm
abgeleitet, alfo eig rämmen zu fchreiben. .
Strengelieren (xhein.), abmühen, quälen; mbb.
—E mit einer Forderung beunruhigen, etwas heftig
jorderm.
Strengen (bein. 'wt.), heimlich cntwenben, vh Kleinig⸗
keiten, Obſt u. dgl.; frank. ‘und pfäiz. ſten zen „Wann ich
als Bub als Gppel geſtrenzt hob.“ Datterich 46. Das
Wort iſt abgeleitet 18 ahd. striunan, mhd. striunen, einen
Gewinn madyen, Baier. ftreunen —X (uten Biſſen, klelnen
Senuffen und Vortheilen umherſuchen. Vgl ſtronzen.
Elreppen, ſroppen ſirippen, nen (8. wt.)
1) freifen, abftteifen; 2) ftark mitnehmen, tißermäßig ans
firengen, fehleht behandeln, bei Zahlungen überfordern.
Etrepper Flur- und Walbfgüp Ip, weil. er bie Frevler
—X Strepp ein beim au be Tiegen gebliebunes’ Stũck⸗
ven Feld. Es find Sebeuformen, es von ftreifen gebildeten
ſchd. jeltenen ſtrupfen, ſtruͤpf
Strich, in der Ra: einen, "auf dem Strich haben,
foa. auf dem Korn haben ſ. '
Strich e m. (rein. wt.),. Bike’ am Euter der Kuh, ber
Biege, der beim Meiten geftriien wird, mh: der strich,
striche.
Strides n. (Caub), Strickzeug.
Strier, Strieer m. heißt‘ ze ‚bier und ba en Bund
Wirtſtroh eig. Streuer. '
Strief (rhein.), örgerich, retzbar „Druin fe nor
ne jo firief.“ Sennig 80 Das Wort {ft waßrfcheinlich
eine Nebenforin von fira ff.
r Fe (8. thein.), Dialettform vin Rriegeln und
tählen.
Striffel f. ſthein, unterrhein,, Hier und ba weft),
gefaltete Krauſe an Kinderkleidern, "wol zů Streifen gehörig.
&Strippen: |. fireppen.
Strittig (wi), fh. ſtrettis, mbb. ströteo, ahd.
Strigen (8. sbein), Ir fprigen, BA von hünner Leibes ·
Öffnung und vom Urin bei und Xhieran gebraucht;
897
Stramment. firemmen.
:&trompäen,' ſtrumpchen Hadamen, "Beine
beint Gehen wis-Tahin fehleifen, | das folgende‘ Wert.
EStrom pen; ſtrumpen (8. weſt. Durch Waſſet, Gras,
Koth x. gehen. :Strumper, firompig, au: Rrampfen,
Rrampeln gehörig.
Strom, ein im Main Häufige Fiſch (elburaus bie
[ecki) «u .:
Strongen, rungen, i) 8, mößig herumgehen,
aus einem — ins andere gehen und plaudern, ſchmeicheln;
2) Chein.) groß thun, ie Stro(u)nz, Stro(u)nzer,
Seſtro ujng frolu)nzig, baler, ſchwaäbt ſtrangen (Bm.
3, 687); Stieler hat ſtrun zen und leitet es von ſtrutzen,
Rrogen: oder Strunt Koch, tal; stxoneo, franz. 'etrori,
Nah W. ift das Wort verwandt wit dem gleihbb.. ſtreunew,
das? zugleich „gewinnſlichtig fein“ : Bebrute, j-frenzen und
gl. nieder). Strüne-Gafjendiene, „or was aach des G*.
prahls un des np genmig 46°
Ströppen gift
Strogeln'(B.), — Blaſen werfen, in. Die obhe
gahren von ftrogen abgeleitet.
Strädeln, Pr) etwas - oberflächlich" hun, hudeln;
der Strudeler, die Strudel, da. ſcho ſtrubeln in
#bertrügener · Bb.; 2) catare von den Rinbern: das Kind
hat in die Windel, geftrubelt. .
Strumpgen firumpen ſ. er nen, Arompen.
Strungen |. frongen.
:&tehpp m. (8. rhein. unterrhein), eine Borckhtun;
an Kleidern, um fie mittelft einer Schnur in eine Art Wal
gufatnmien Zu ziehen; 2) (G.), Bündel von irgend einer Sache,
Haare; 37° im: ver ihein. Rda.: „auf den St.“ di.
Koi angenblietih; ſtruppen das Kleid. Mb. strüpfe,
nd. sträppe, Schahrlemen, Riemen ati den @ttigbügeln. 7
398
©Strüppen ſ. fireppen
Strut f. ( ein), Strout (u), Beute
stuot, ſchwed. sto; ah. bad stuot, agl. altı. atöd,
Müter Egon im Oaienfpigel 33 Hei erüter I nach
giemann in stuot zu beſſern ih Auch am Untermain ift
trut gebräuchlich.
— Stent, Struth f., ahd. mhb. diestzuot, Geſtraͤuch,
KR Bufhwalb; Didicht, rrißpeint in alten Weiätjümern
dft als Grängbegeichnung, kommt auch heute noch als Name
I Theilen der Gemarkung ‚vor, bſ. am Tanınz und auf
bem Wefterwald. Auch die Dörfer Strüth mb: Eihen«
ſtruth find darnach a
Struweln (8. nt), ig machen, "ab. styopalön,
mhd. srtobelen, änkd ‚um! ee robeln, ſchweiz. ſtr u⸗
bein (Bm. 3, 677. St. 2,410). Struwel, Strawel-
kopf, ſtruwelig A Unterrhein fagt mon: Wir Sry ws
welig Wetter, Denn 8 — —* “ ih Anblicher
trummwel m, . Steeit, m
Zwiſt, Bank, baier. Struppel di. 3,08
Stuß f. Stupp
Siube |. Sammer,
Stüberich ſ. Stiwerich.
Stückn. I) Fhein unterthein.), Aderftüd, Wieſen⸗
ms; 2) Stüd Wein, 74 Ohm, 00 06 Web. „In wiefen,
dern, ftüdern, gärten.’ Gw, 1, 606, — Stüder mit
Dem vorangehenden Zahlwert ein und eigen nechfolgenden
Bahtiort Heht. aiS ungsfähee Bahlamabe mar alın Cube
„fantioen im Pl., Die etwas & ihlbares bezeishnen,, 3, B. eig
Stüder man Äpfel, ein Stüder zehn Wuben.. ©.. oben
©. 26 No. 19
Sti ‚giudehores, 1) Junger Ds; 2) Reifer Merſch,
ide
Stücelchen vad Berzählcen finh-in her ginder ·
ſpraqe unterhaltende Geſchichtchen, ſonſt etwas Eu
Ansfooten, meift wit. dem ironiſchen Zuſa —8 öm
Stüdelden (weit.), % Preuß A Dal Prt⸗
Stubid f. Staudid,
1; Stuffig, Dolie), ‚din Perg ven, mauen
jagt.
Stuhl, Stoul, Stoli m. (8. weſt.), büß
Pflange, B. Berta, Zwergbohnen, m) ii nee
zahlen Gdaͤpfelſt. Stühlches bohne, —
Oberpfaltiſch wid ſtallen vom Ynjenen, - Zunehmen ber
Saat rg
399
Stalpchan v. (Gab), —8 ohne Schirm, meiſt
mit qufgsftülptem Rand,
Stulpe-f. (unterchein.), Welle, Woge, die fich gleihfam
‚ af unb-überftülpt?
Stumm, Stumme em), d. 1. ein Stummer, möh,
sharame, Stambe.
Stümmel, Stömmel m. (8. rhein.), Stummel‘
{unterrhein.), Reh, mag berjelbe vom Ganzen übrig geblieben
fein, ober mag er das ganze Maß nicht füllen, 3. B. Milde
zeft, ein nicht ganz angefüllter Sad, kleines loß, eig.
Stümpfel,ven Stumpf; 2) Stimmel (unterrhein.)
ein Meines, aus ‚Borben — Bloß...
Stumpe m. (thein.), Dialeftform für Stumpf dur
Abſchnitt, Abſchlagen, Abbruch entflandened Nefiküd vom
Bänmen. x, auch ein. Heiner, dider Menih, wie-Storge
Stümmpeln, -Dialektform für das ſchd. ffümmeln;
daher 3. ®. beim Meffen der Milch, des Weines Rürmpeln
ſchiecht meflen, zu ivenig geben, ſ. Stümmel. .
Stumpen,ftompen (8. shein.), 1) Roben; 2) Ming),
Baß vifieren und fo den Inhaber beöfelben weiter Rumpen;
Stumper, Stumpert Stoß, Dialektform von ftumpfen.
„Wanne Zeit ze gewiwe 18, dann willid euch ſchun ſtumpe;
„Die Alde hun E am Albaer geftummt“ Vennig 65. 71.
Stumpieren, Bonpieren (8. rhein.), ernſtlich zu⸗
rechtweiſen, anhd. ſtumpfieren.
Stumpfig weſt), ſtumpf, f. ©. 19, Ro. 136.
Stumpiel n., gef humpfter Rartoffeibrei. *
Siubp, Stub(Marimberg), Stepp, Stipp (weft),
Stteb nd )r — Zeit, Augenblid; 2) Staub.
—F Bd. il supf a in nem Sinn;
der. 2. das En stabjus, ahd. stuppi, mhd. stüppe,
Baler. bie Stupp, neben ah. mhb. stoup Staub. -
Stuppe, Stüppel m. fba. Stumpen, Stämmel.
Stuppern (Kaub), einen wozu; ihn mit Stößen bazu
Bringen. ſ. ſtumpen.
Start ehem) krankes Schaf, welches Waffer im
Hten hat. W. bat fturen farten, Meran: "Deutet dieſe
Aranlheit darauf bin?
tyrrjen.f. fiörjen.
J "Stun m. ,. 1) (8. shein.), das Unadern 1400
im Herhſte, fiirgen; 2) (8. thein ), ber unterfte. Theil am
Detreide wo ihn bie Senfe oder Sichel abgehauen Hat;
a) (undaschein,)) oufgemauextes Min... 5
PR rennen"
200
Stuß m. (8. rhein.), 1) Natr, Get In Wirflihfeit
ober aus Verftellung; 2) Spaß, She, Poſſe; Stußred,
Stufferet, ftuffig, fich finfien. „Io, ſtußt eih met
de Leit.“ Lennig 59. nn Augen rg if got Zwiſt, Bank,
Streit; am Rhein Shah, €: 3. 668.
Stüg e f. (wt.), ein Gefäß ber ie "Heim: Ellen ber
Fäfler_ ıc., — hie Stügen Sen. 3. 674).
Stupfop fm. (8.), ein deenſch, der bei allem gleich
Katie wird, daher unbedachtſam hanpelt und jähzernig it.
St ügel , Stößel m. (8. shein.), Exhabenheit,.;. B.
don hart gemorbenem Koth ober- gefrornem Schnee an ben
Abjägen der Schuhe, ober am ‚Hufe ber Pferde; baien
Stoßz, Stutz ſteile, abihüffige Stelle, fo ſchem im Bo.
». 1618. Davon flugeln, ftogeln. hast und unfanft aufs
‚and nieberfahren im Wagen, auf. den Knieen ın; Stoß,
Iiztzſarien. Geſtoß, Geſtobel. Das Gmnbwort
oßen. .
Süchtig, fätte, 9 Go, ‚fon fiebi
en Rda.: „der f. Teufel, bi Die- Krdat
: Sudeln (B. wt.), fangen, bſ. den Heinen Kindern
jagt. E
Suder, Sybber |. Sutter.
Subern, furs (Mingen), Tangjam aufgäßren; gehört
reinlich, zu. ſuttern.
wg ET Fl der Hut, den Schiffer und Steuer
Teute Ba Regenwetter a8 meift aus Süden ober Weiten
tommt) tragen.
Süffig (rhein. unterrhein.), iſt der Wein
[7 Be a an uhuen Geſchmack hat und a fo gut
jaufen
. Sül— (oe) Jon font Geſitt.
Sulch m. 1) (Wehen, Wieshaben), Moraft; 2) übele
Sup, Be ae Baier. Sul) Salzbrübe, —* aulh,
t. salsugo, f.
oben Sulen, fühlen n eAlgerfprade) in Pfügen d. Sulch)
- Sullen, fürlen, Dialektformen von fudeln.
Sulper, Splper m. (rhein.), joa. Suld. |
Sülz £., 1) das gehadte und eingefalzene Eingeweibe
des Rinbolehes; ubele Tage, ah. sulza,“ wo salze Salze
brüße |. ° Sutd.' Daher fig. fülzen ni erfen beim
Singen (Gaub), an andern Orten Bine, niederfalzen.
Sven H Se terrhein.) Aberklı ird mel
uperklu in. um r Ing, wir
fpottweije gebra: n
401
nn.
Suppefräuthen n. (weft.), Küchenkraͤuter, Sellerie ıc.
Surke, Surte (Hadenburg), Holzapfel, bei Sch.
Sure, Sürte, „Lo ufjer Suurte, dat was gond« &-i.
da unfere Surke. das was guts). Firmenich 2, 87.
Suß (St. Goarshaufen), altes Pferd; für Hup?
Sustid, fuoslic (olt.), fold, mb. suslich, solich.
Sujfelich (8. rhein., unterrhein.), wibrig füß, wie er⸗
frome Kartoffeln fhmedenb; Baier. füteßeln, fulfeln,
fufeln ſüßlich jihmeden (Sm. 3, 288).
Sutter m. 1) (8. wt.), die in ber Tabatspfeife fich
abſehende Feuchtigkeit; 2) Suber, Süder, Soder, So—
der m. n f. (weſt. wi.), Drieſchiand, das feiner Unfrucht⸗
Barfeit wegen nicht Bebaut und von dem nur etwas Gras
gewonnen wird, vielfach) Name von Gemarkungstheilen ;
ahd. söt, mhd. sutte, änhd. Sut, Sutt Pfüße, Kothlache
Suttern (Königftein), 1) fidern; 2) kraͤnkeln; Sur
terbippe, futterig. -
Syred Colt.), feiner Baumtollenftoff aus —
mhd. sirec, Tat. sorkcanı. „Von Syred geftipt.“ Lehr.
. T.
Gegen der unſichern Ausſprache iſt auch D. nachzufehen.)
Tagſpieß m. (Schwalbach), ſva. ſonſt Spießmann,
Gemeindediener.
Taig ſ. Teig.
Talent ſ. Pfund.
Talk m. ) das Unausgebackene im Brot ober Kuchen,
Baier. der Dalten (Sm. 1, 368). Vgl. mb. talgen ben
Teig kneten.
Talken (8), prügeln, zu Talk gehörig.
Tallje, Tallj (8.), franz. taille, wird dem —
elegt, das ſchoͤn und vollkommen ausgewoͤlbt iſt: Der
dat u ſchoͤne Tallje.
Tangern, Summeß Zeug ſchwaͤten; vgl. ah. tan-
mbb. tantern ire fein, irr reden elirare).
a Fre n. (Marienberg), Tannenei, Tannenzapfen.
Tannenfäpchen n. (Marienberg), Eihhörnchen.
Tapet in ber (rhein.) Rda.: „auf bad T. bringen“
d. i. porbringen. „Der hot des Zeig erſcht uffd Dabeet
gebroocht.“ Lennig 7 Auch Leffing fagt: „Eine Aufgabe,
welche zu gegegwärtiger Zeit auf dem Tapete ift, iſt nicht
immer. eine zeitige Aufgabe.” Es in mfp. ſva. die apeie
Keprein: Wörterbug.
402
(lat. tapete, tapetum) Bierbede; dann Tiſchdece im Sißungs ⸗
—e— Rathſchlagenden, woher die Rba. Fa
Tappcheu (8. rhein.), uugeſchickt und ſchwerfaͤllig auf⸗
treten, abgeleitet von tappen, Tappe, mhb. tappe 3
davon bie Tappch Fußſpur; tappchig, ——
Tappe m., 1) eine Art Überihube, Sode; 2) (8.
‚thein.), Theil, Antheil, in biefer Wh. nad) Sm. 1, 450 das
franz. tape, das zunäcft Stapelplah, Regftatt bebeutet, aber
in Eharpı ion 1708 für Theil, Portion Lebensmittel
gebraucht wird.
Tappeln, täppeln (S. rhein.), unruhig auf» und
niebergehen, Baier. tappeln, täppeln (Sm. 1, 450), bei
Goͤthe GHochzeitlied) bappeln, von Tappe abgeleitet.
Tapper, eig. tapfer 1) (8.,, gut, fleißig, jchuel,
urtig; 2) (rhein.), etwas Berangewadifen ; ſchon aͤnhd. taps
ern, tapfer werden heranreifen.
Täppern (Herborn), tanzen, bj. dabei aufftogen, eine
Nebenform von täppeln,
Tappert (vlk), ein langes Oberkleid, wahrſcheinlich
ein rund geſchnittener langer Überwurf, von dem hinten ein
langer Streifen auf die Grbe fiel. Bereits 1281 wurben ſie
auf ber Kölner Synode ben Mönchen verboten, 1311 in
der erfammlung von Cambray den Pfarren Beim Ausgehen
erlaubt, feit 1370 in Deutſchland gewöhnlich (Lehr. $. 110.
175), ınhb. tapfert, tapphart, topfert, mittellat. tabardum,
tabaldas, ſpan · tabardo, ital. tabarro, franz. tabart, tabar,
engl. tabart J
Tappes m, ungeieütter Menſch, bald im Sinne ber
Plumpheit, Bald der Dummheit; tappefig. Stieler hat
in gleiher Bb. Tapper, Tappert, Tapp ins Muß.
Der Tappes, Tapps, Baier. Dideltapp (Im. 1,450),
mbb. dieletäpe, nd. Taps tft faſt durch ganz Deutichland
bekannt. Das Adj. täppifch, mhb. tapisch fommt bei
Osthe öfters vor.
appſchen (thein.), ſva. tappchen, aber minder
gebraͤuchlich.
Tarjhe, Tartſche (vlt.), ein langer halbrunder Schild
Lehr. $, 35. 175. (hier m.), änhd. tarcze, torze, tar»
fe; mhb. bie tarze, ag. targe, engl. target, altn. ital.
targa, mittellat. targa, targin. Nah Grimm (Gram. 3,
4 derbient au mhD. zarge, ahd. zarga (f. Barge) Gr
wägung. .
Täfch f. (thein.), 1) eine Art Sad; 2) großes, weites
Maul; 3) ſchwatzhafte Perſon; das ſcho. Taſche In der
_403
3. ®b. möchte W. lieber eine Übertragung von taſchen
tlatſchend fehlagen fehen, wie in Klatſch, Klatſch. Man
vgl. noch das ſchleſ. Tefe, das Schachtel und Weibsperſon
Bezeiäjnet; dgl. oben Schacht el. J
‚aften, eig. befühlen, bei Schiffern fon. vorfälagen
(. d.). „Gr tafte (taftete) um Hülff.* Lehr. $. 3. ð. i.
horchte, ſah fih um.
Tanbenbiftel, Thaubiftel Heißt vielfach die Gan⸗
febiftel (sonchus olerac. u. asper). .
Taubenſtößer m. Crhein.), Habicht (astur palum-
jus). -
Taubenweizen m., Manerpfeffet (sedum acre),
Taufend Stüder (8), der Tanfend, ei ber
Zanfend, Koß taufend (rhein.), dienen ald Formen der
BVerwunberung.
Zaufend Thaler (8). Warft du nicht in der Stube?
ei, für, taufend Thaler nicht, d. i. durchaus nicht, nein!
ewahre ö j s
e⸗du f. oben ©. 23, No. 174.
Teich m. (Braubadj), jeder Wiefengraben; ahd. dich
iſt eine tiefe Stelle im Fluß, mihd. tich, Teich, Wafferleitung,
tom, Sumpf, altf. die See.
Teig, taig, teigig (8. unterrhein.), wirb bj. vom
Obſt gejagt fva. morf?; von Campe als landſchaftlich
angeführt, Bader. taig, taigig, taiget (Sm. 1, 437),
hämneig teigg, teiggig (St. 1, 275); goth der daig,
altn. deig, ab. teig Teig; mid. teio (Genit. teiges) Ei
Subft. und Adj.
Tempeleifen n., (8.), Spanne oder Sperrruthe ber
Leinweber, franz. temple.
Tenne lautet in einigen Begenben ber Tenn, in
ben meiften das Tenn, nirgends die Tenne, baler. ber
ZTenn, Tennen, lauf. bad Tenne, ahd. das tenni, ınhb.
das und ber tenne. Tenngebü nf &rn.
Term m. (olt.), Grenze, }. Termen. Termenei.
„Als weit, ald ber term des hofs iſt.“ Gw. 1, 602. Die
Zerminey kommt öfters in Lehr. vor.
Terinen Crhein. main.), beſtimmen, zubenfen, mhd.
törmen, tirmen, törmenen, törminieren, au$ lat. terminare,
. terminer, eig. begrenzen. „Gell, id) hobs eich ge«
ermt? Batterih (het 8 Iat,
ermenei f. )), Gemarkung, Begrenzung,
terminus Brenze, |. termen. “
Termeniern cıhein.), Betten, zunaͤchſt in den Grenzen
eines beftimmten Bezirks, weil mit obrigteitlicher Bewilligug
404
für einen befttmmten Zweck. „Wie meer im Land hun nor
e Orjel termeneert.* Leunig 9, f. termen.
Termenunge, Termunge (vlt.), va. Termenei,
mbb. termunge. ®
Teſche f. foa. Narr.
Thädel m. (unterrhein.), blauer Wegwart (cichorium
intybus). Die erften zarten Blaͤttchen im. Frühjahr geben
den am Rhein. fr beliebten Thaͤdel ſalat, ben bie armen
Kinder zum Verkauf umher tragen.
Thal ift- bier und da in ben 4. Diez und Limburg
und in ber Lehr. öfter8 nody m., wie mhd. ©. öfen.
Thaudiſtel f. Taubendiſtel.
Theerkleid, Dörrfleid, holl. teerkleid Theertuch,
ein mit Theer überſtrichenes Tuch, das über die Waren
gebreitet wird, um fie vor dem Regen zu fehüßen.
RN ift faft Durdygängig n., ahd. mhd. m. n.
Theil (8.), fva. Dalles, 5
Apeiten (urtheilen) auf den Eid, eine richterliche
Entfebeidung geben, kommt in alten Urkunden vor.
cher f. Chein), Tiſch, an dem der Kaufmann ver-
a ai 8 1
er, Theter n. G. rhein.), 1) das den Hühnern
nachſtellende Thier, alſo Ei Kun, Wiefel; 2) das
Weibchen einiger größern. zahmen Thiere, 3. B. Rind, Kuh
(vgl. das Thier— Hirfchfuh bei den Jaͤgern; 3) der f. g
Unnlauf ober Fingerwurm, oft auch bö8 Thier genannt;
4) eine Krankheit am Schweife des Rindviehes, Bj. des
jungen; 5) ein groß Thier ein vornehmer Herr.
Thräne f. (rhein.), Tropfen, bj. Wein: ic) bab noch
feine Thräne W. getrunken, es ift nur noch ein Thränden
im Glas. Schweiz. heißt esſe Thrännle Wein, mittelnd!.
traen vom Weintropfen.
Thun in verſchledenen Rda.: bie Nothburft verrichten;
toften, gelten; ſich ftellen, gebärben; fympathetijche Weittel
aebrandıen.
iegels kuch en (weft.), fva. Dippefuchen. „On bie
Kartoffeln, Kraͤnk RAN dat vi uh Diggels—
ko ochen.“ Firmenich 2, 88."
Tilg, Tilget, häufiger Betilg, Betilget m. (8),
Schaden, Nachıtheil, Drangfal, Verbruß. Uhd. ber tolg,
agf altfrief. dolg ift Verlegung, Wunde. Da biefes Wort
aber mhb nicht mehr vorfonmt, fo liegt es wol zu weit ab.
Entweder ift an tilgen ober eher an Entſtellung des gleichbd.
— ullje ſ. d.) zu denken; doch vgl. auch hol. bedillen
ein.
405
Tiſchkaſten m., Tiſchlade, Schublade.
Tiſchrücken n. crhein), Rachhochzeit, kleines Feſt 8
Tage nach der Hochzeit. S. „Bräuche“ in der 2. Abthi.
Titterihöblume f. (Selters, Mohn.
Tod, Dud in der (S. rhein.) Rda.: der ift gut zum
T. ſchicken d. t. er ift fehr langſam, nimmt ſich Zeit.
Tödten (thein.), den Segen über einen leidenden Theil
des Körpers, Bj. Brandſchaden Thier ıf. d.) fprechen und
fo den Schmerz, dad weitere Umfihgreifen töbten.
Todtenbein (Montabaur), Badwerk; Todtenvol
(—vul, — vogel) das Kaͤuzchen, auch eine kränkliche Perſon.
Toffel, Töffel, Töftel Heißt "bier und da weft.
Toffel aud) in der rhein. Kinderfpr.) Die Kartoffel, 1664
1. Tartufflen, fpäter Tartuflen, Tartüfflen und
Zartuffuli, ital. tartufoli. ö -
Töfen (rhein. weft.,, blind ober im Dunfeln nad
Etwas fühlen. Vgl. mhb. tokzen fih Hin und Her be
wegen. 5
zolges f. Dalles. “
Toll (8), 1) luſtig und Herrlich: tolle Hochzeit, tolle
Predigt; 2) böfe, ungehalten; 3) verwirrt; 4) bunt, 3. B.
der Kattun it mir zu toll, ich mag ihn darum nicht.
Tolle n. (unterrhein.), Verweis: „Er bekommt fein
Tolle,“ das lat. tolle Hebs aufl-
Tollebohne, Dialeftform (Nauheim) für Tuli«
pane, Xulpe.
Tollen m. beißen die Bapfen vorn am Rachen, um
welche die Seile befeftigt werben; verborben aus Stollen?
Tollerjan; Tollerjanes (b. t. toller Johann) m.
(8. weft.), meift etwas ftärker ald Tollpatſch. „Es is
em zu Ohrn gekumme, daht fi unner euch menſchliche
Doltpatjäe wierer manche Dollerjanes befinne thäre.*
Firmeni 2, 89. .
Tollgerfte (Braubah), Tollkraut Taumelloih
(lolium temulentum). -.
Tolpcheu (S), tölgelartig gehen; tolpchig.
Zölpel, in der (8) Rda.: „einen über den Tölpel
werfen“ d. i. ihn öffentlich wie einen Toͤlpel behandeln.
Tommeln j. tummeln.
Tompchen (8.), „Fumpen, woraus es verborben iſt.
Tonken (3), derb mit der Fauſt ſtoßen und rg
der Tont. Ofterreichifch it tunfen mit dem Kopfe niden,
wenn man ſchlaͤft. .
IR.
Dopchen (Wehen, fva. to ken; vgl. bad folgende Wort,
Xöpert m. (rhein.), langfamer, unbehilfliher Menſch;
topig. W. hat tapern langſam und unbehilflih fein; Tas
perartſch, Tapermidel, Bapergeiite, taprig; ſchweiz.
tapen, dopen, Taper x. (St. 1, 265).
Toppchen (S rhein.), Tangjam, hart und plump aufe
treten, noch plumper alö bei tappchen.
oım (vlt.), „Bereit mit Hobern, mit Tormen.“ Lehr.
$&61. Hober, franz. haubert Panzer; Torm, torm,
turme, turmentum, torneamentum Turnier.
Tormente PL. urhein. weft), Schaden, Quäͤlerei, Tat.
tormentum.
Tornsiren d. 1. turnieren (8.), lärmen, herum
tennen, auch Baier. (Sm. 1, 457), aus ber Ritterzeit er
halten, wie: aus dem Sattel heben u. a. Rda.
Tornus, Turnus, Turnes (vlt.), eine Münze von
Tours, drei Heller, deren zwölf einen Schilling ausmachen,
wird oft in Gw. unb in Lehr. erwähnt, inhd. tornois, tor-
nos d. i. grossus turonensis. -
Tordiſſen (olt.), Fackel, mhd. tortsche, tortitze, torze,
anhd. tortijs, tortyß, torteyß, eig. gebrehete Kerze
(von lat. torquere), mittellat. torchia, torticium. „Sie (bie
abziehenben — liefjen ihre Toroiſſen brennen durch die
re man meynen folte, fie wären noch alle ba.”
201
Torre, Kuchenart in Königähofen, vieleicht vom lat.
torrere röften ober dem wurgelverwanbten deutſchen dorren,
ahd. dorren, mb. dorren, altj. ihorron.
Tort Ehein.), Durt (Dillenburg), Leid, Marter,
Dual, bt Jortum., ), Sand Sinet ve
õtſch f. (thein.), Hand, Bj. Link(Ototſch,
Inte Hand, auch ein linkiſcher Menſch; es it Tape in
verächtlihem Sinne für Hand. .
Totteln G. rhein.), flotten; Totteler, Tottel,
eh a ee: —8
uttern bb. [hwäßen (Sm. 1, gel totteln hierzu
Tra, Dialeftform für Trage
Zrabant m. (rhein.), Kind, von feinen Gltern ober
in Bezug auf fie jo genannt, wie die Trabanten (Reben
planeten) bei dem Hauptplaneten.
Trabel, Traberich £ (S. weſt.), Trage, bie aus
zwei Stangen befteht, die mit Querhoͤlzern verbunden find,
verborben aus Traͤgbahte, mhb. trageber, holl. draag-
baar, draagbarie, ſ. Traufel. \
ahpeti
407
Zrattieren (ehein.), mißhandeln, lat. tractare bes
md Wotatſchen (chein. unterrhein.), laut und anhaltend
plaudern, ſchwaͤßzen; Tralatſch, Traratſch Schwägerin.
Sm. 3, 171 Hat raͤtſchen in derjelben Bo.
Tralije m. (8. thein.), Gitter vor dem Fenſter, franz.
treillis, engl. trellis, holl. tralie.
Tram, Träm m. (S. rhein.), 1) Lagerbalfen für
Bea; 2 Balfen, der quer auf bem Aräger liegt, mhd.
träm, trame, aͤnhd. Trawm, baier. Tram, Traum.
Daher trämen, mbb. trämen mit Balfen belegen.
Trampch en (Ufingen), d. i. träumen, ahnen, unperf.
Zrampeln S. rhein.), plump auftreten, langſam
gehen, mhb. trampeln, engl. irample von trampen, aitn.
Fed engl tramp, franz. tramper, vom goth. Karten
zampel, Trampe thier, Getrampel,
Fe nbein (8. mt), mit gůgelchen ſpielen (ahd. tren-
Kreifel, mhd. trendel Kugel, trendeln wirbeln,
abe. —XE ei Bugeln | fpielen, agl, trendel Rei, engl.
trendel, trendle Walze, — gewoͤhnlich fi mit
umnöthigen Kleinigkeiten abgeben und dadurch nicht vorwärts
kommen (Im. 1, 492, 493), auch ſchd. (Goͤihe), Der
Tränbler, bie Trandel, trändelig, @eträndel. „Oo
is er fo dibblig un ſo breublich bebei.” Liebe mit Hinders
aiflen, Darmftabt 1859. ©. 27.
Tranſcheln, (chein.), tränfen (8), tranſtern,
träftern (Ufingen), find verwandte Wörter mit der Grunde
Bebeutung: „langjam fein“ bf. im Reden, die Worte ziehen,
mit unnöthigen Abjägen und Zögerungen fprechen, gleichjam
tropfenweiſe (ſ. Thräne) fallen lafien. Daher der Trans
fer, Trafterer, dad Trainfchelde die Worte ziehende
enfältige Perſon; tranferig, trafterig foreben. Trans
&eln und tranftern wird bf. gebraucht, wenn Perjonen
einem halbwachen Zuftande, Halbtraume mit einer ges
wiffen ängflichen Beflommenheit undeutlich reden, bie Worte
dabei ziehen, im Vokab. von 1482 tranfen, ächzen, ſeufzen.
Tranjheler, tranfhelig. Vgl. Hierzu ſchweiz. traͤn⸗
ſchen trändeln; baier, trenzen tropfenweile fallen, ober
fallen Lafien, 3. B. Kinder t. beim Effen ober Trinken, wenn
ie etwas fallen lafjen, oder wenn ihnen ber Geifer vom
Mund tröpfelt; Thränentropfen-ben Mugen entfallen laſſen;
die Zeit vertrangen d. i. verträndeln, ie) nicht in
a Bufammenhang reben, wie oben. ho, (Klara
Häplerin) ift trensel ein Schimpfwort.
408
Trapieren (rhein.), extappen, quellen 'abtrapieren
und antrapieren, das franz.. attrapeı
Trappe d. i. Treppe heißt Sqwalbach der ſchd.
Aufſgugg in einem Kleide.
aſchaken, treſchaken, traſcheken (G) ab
an, mißhandeln, eig. Trefſchak, Triſchak (i larien
fpiel) fpielen.
Tratſchen, trätſchen (8; rhein.), 1) ſchallend aufs
—7— ven, klatſchen, wie auf harten Boden fallender Regen;
2) (fig.) viel und austragend fehwägen, „welnerbreite, auch
FEN (Wieland, Göthe) Der Tra(ä)tider, bie
ZTralä)tid, Trawatid, Betra(ä)tih, tras)tichig,
tralatiäerig, bi traͤtſchnaß.
TS (Weilburg), trageln (Ufingen), foa. göt-
tern
Träßchen n., Kopfbededung der Frauen.
Traube if "(toie ahd. tro mbd. trübe) meiſt m.
Traubel, Dialeftform von Traube, ohne den Reben-
Begeif ber Verkleinerung, mhd. das triubel kleine Kraube,
raubendrüder m., flarker Nebel mit Retf, ber
die Trauben drüdt.
Traubenſchneider iſt Kein Böfewict, „hat er bri
ober fiere in fine hant gefniden und bie geßen“; wol aber
iſt er e8, wenn er „in Feinen Buſen, in fine erme, in finen
100B, sn in fine fogeln (ſ. d.) druben gefniben.” Br. 672,
Srauerattt heißt in Bornich dad Flenneſſen
ſ. d. und Olog.
Traufel £_1) Maurerkelle; 2) Tragbahre zu Mit
u dgl. |. Trabel.
Träumen (unperf.), ahnen: das hat mir läng ge
umt.
Trau chelig (8), buſchig, von Büſchen und —
zen gl. hol. tros Büfchel und Troß, ah. throso
—— 1) it Dänen mb Shen in Be
weguug fein, um fi) mögliı tell fortzubewegen; 2) geben,
ſich paden, Baier. traballen fid) abmthen (Sm. 9),
Kamel, trawallen, travallen fleißig arbeiten (8 1,
300), franz. travailler; der Travalljer, travalijiſch,
travallerig.
Trawatic (Wiesbaden), ſva. Tralatſch.
Tref, See m. (S.), fiarker Hieb ober Shtog, Baier.
der Triff (Sm. 1, 479), inhd. der und das träf,
409
Treffen ſich an etwas (rhein.), d. i. es recht gut
ſchmecken laſſen, ſich recht fatt eſſen ober FA) 9
Treiben gehen ırhein.), verloren, zu Grunde gehen,
„Eich hatt dran (an der Arznei) treiwe fenne giehn.“
kennig 50,
temel, Tremmel, XTrimmel m. —
Stangenſtück, das als Hebel dienen kann, Snüttel, Prügel,
ſchwaͤb. Tremel Balte; 2) berbe, maffive, fette Berlon. fo
auch in Preußen; feifer, unbeholfener Menſch (Gaub), wie
man au Bengel, Klotz fagt; tremmeln (Ufingen),
den Tremel gebrauchen ‚mit Quft abprügeln. Ahd. dremil,
trömil, mhd. drömel ift Balke, Riegel; vgl. Tram un
Irumm.
Temp, Trumpel f. (8.), "Maultrommel.
Trennel (Montabaur, Selters), Strudel. Vielleicht
darf ahd: trennila (f. trändeln) verglichen werben.
Treppling, Zreppleng m. (8.), bie einzelnen
Stufen, Tritte einer Stiege, Treppe.
Treſchaken f. teafhaten
Tretbütte, worin die Trauben getreten werben.
Teen, troi (8. weſt.), troden; treuen, trojen
trodnen; getreugt getrodnet; fe drif, trüf, lauf. und
fhlef. treuge, md. drög, drögen, änhd. treng, treu⸗
en, brege, droge, dröd (Biefensad, Gloss.), holl.
, droogen, in mittelb. Denfmälern des 12. Sb. träge,
agf. drig, drigg, dryg, drygjan, drugjan, engl. dry, drie.
Treub d. 1. trüb gehen (Ufingen), in ſchmutzigen
Kleidern geben. - ö
Trenbrot n. (8.), 1) ein Menſch, der ernft ift; 2)ber
troden, d. i. ohne zu lachen, artige Scherze vorbringt, auch
(8) Trodemuß, Trodebrot.
Trewel, Tremwel (gerbom), Stachelbeere, wol
verdorben aus Träublein, Traͤubel.
Tribelieren, tribulteren (8. vhein.), Beumrubi en,
quälen; Baier. neden, zum Beſten 5 en, Iat. tribı
drüden, preſſen.
Tribjen Ir, (Heib eim), treiben gehen. Bl.
ſchleſ. der Triebs te, Stoß; auf den Triebs geben d.i.
den legten Stoß gı
Trief, Feen Tewange, jũudiſchdeutſch
Triefterig |; Tröf fterig.
Trine, Trinchen (8), 1) Katharina; —E
Tretuch e und Trinch e langſame und dumme Weibsperjon:
Tripp (mt.), fon. ſchd. Trieb, Trift.
410
Trippeln (8. wt.), 2 mit kurzen Fleinen Schritten
eilfertig gehen, auch ſchi fi öthe 41, 55: „Da trippelt
ein bie kleine Scart); 2) Dialeftform für tröpfeln, von
mhd. das tröpfel Zröpflein. Trippeler, trippelig, &e-
trippel, Trippelregen, trippelnaß.
Trippfen, troppfen Crhein.), joa. tröpfeln, mhd.
tropfezen, ahd. tropfazian.
Trippatriil 1 (thein. weft.), erbihteter Ortsname,
auch Baier. Sm. 1, 499; am Rhein oft mit dem Zuſatz:
„Wo die Bänfe Haarbeutel tragen und die Enten Peruͤcken“;
2: (St. Goarshauſen, weft.), gleichgiltiger, langſamer Menſch;
3) gerne weinende Perjon; A) (unterrhein.), Kinberfpiels
zeug, dad aus einer runden Fläche (auch einem Knopf von
Bein) mit einem in bet Mitte durchgeſtedten Stäbchen be
keit und durd das Schnellen der Finger in eine branfende
jewegung gefept wirb, in biefer Bd. auch Trilles und
Trölles f rill.
Tripfhen, trüpfchen (8.), 1) geihäftig aufs unb
nieberlaufen; 2) auskundſchaften und ausjchwäßen. Trips
fer, Tripfch, Getripfh, tripfähig. &8 if vielieicht
tippiaen, von trappen.
tiffeme (Söftein), |. Dwiffen.
Trodemus, Trockebrot fon. Treubrot f. d.
Trohfadel f. Drudfadel.
Troll m., 1) (8.), fieg. Trollch, ſchlechter h
aufgefodhter Sa; 2) (rhein.) Rda.: etwas übern Troll
d. eilfertig und darum oberflaͤchlich, ſ. trollen.
rollen (8. mt. ſchd.), 1) mit kurzen eiligen Schritten
gi; 2) unficher gehen; 3) fich fortpaden; 4) einen Körper
urch Umdrehen fortbewegen.
Tıollern, tröllern (8), 1) dide, grobe Fäden
fpimmen; 2) (Ufingen), fid) unwohl, unheimlich fühlen, bſ.
im Unterleib; 3+ Angftlich fein, trollerig. „Als ich bie
Geſtalt ſah, wurd mirs ganz trollerig.“ In allen Vd.
iſt das Wort abgeleitet oon trollen drehen.
Trolles m. (thein.), ein dicker, fetter Menſch, baier.
der Troll grober, flarfer Kerl, (Bm. 3, 489); mhb. ber
trolle, altn. tröll gefpenftijches Ungethüm; vgl. Prolles.
Trölles, Trilles m, (8.) joa. Trippstrill 4.
Tromm, Trumm crhein. unterrhein.), Trommel, anhd.
Trumm, bei Stieler Trommel und Trummel.
Trommelftod m,, die metallene Spipe bed Maſtes,
woran Flagge und Wimpel befeftigt find.
Trompel ſ. Trumpel,
411
Troppſen f. trippfen
Troft in der (8.) Rda.: „nicht recht. bei Troft fein“
d. i narriſch fein oder ſich naͤrtiſch ſtellen; Troſt bb. zu
*4. Verirauen auf gluͤcliches Borübergehem einer drohenden
efahr.
roſteln, troſtern ſ. droſſen.
Tröfter und Troſteſſen (St. Goarshauſen), fon
Slennes, ſ. d. .
Rröferig, Tröftrig, Trieftrig m. n. (5. Wal,
mb) foa. Slennefien, |. b.
rottelnaß (Herborn), fva. trätihnaß, ſ. d.
Trotteln (chein.), trutteln (Ufingen), 1) büpfenb
gehen wie Eleine Kinder, daher Trottelhen Heined Mäb-
en; 2) langſam arbeiten, mit ber Arbeit nicht vorankommen,
tn beiven Bd. abgeleitet vom ſchd. trotten. Daher unter
rhein. Trottelfhwanz ein langſamer Menſch.
Xrub m, ber trübe, auf bem Boden des Faſſes bes
findliche Wein, .
ruber (vlt), ſcheinen bie |. g. Ruthen (Stiele) an
Dreichflegeln zu heißen. „Wer im wald reiffftangen, trudern,
Banaen, gärten und bergleichen abgeholet®, im Weinährer
Weisthum von 1658. en. 1, 605.
tie, Trumelicht (Braubach), d. i. Truglicht,
Trumm f. Tromm.
Zrumpel, Trompel, Trumpelchen (S.), kurze,
dicke, oft auch eine liederliche Weibsperſon, zn trumpel,
wahrhein ich Nebenform von der Berfleinerungsform Tr üms
, uihd. el von Trumm.
Trumpel in der (wt.) Rda.: „etwas für 3 Trumpeln
geben“ d. i. fehr wohlfell verkaufen. ,
Trumpeln in ber (rhein. main. weft.) Rda.: „einem
etwas trumpeln® d. i. nichts geben, hört man au) trumpen
b. i. trumpfen, zunaͤchſt vom Kartenſpiel hergenommen.
Trutſchel ſ. —8Xc
Truffelen PE. (unterrhein.), die ſehnigen, uneßbaren
je des Zleiſches; vielleicht das Baier. ber Drüßel
(Sm. 1,415), mhd. der drüggel Schlund, Rüffel, Nafenbein,
Trutteln |. trotteln. E .
Truwelicht |. Trülli.
Tubich, fehle. Tobi, Tabak.
Tu if ar manden Orten m., fehon ahd. und mhd.
vorherrſchend m. In Gaublift der Tuch von Flachs oder
Hanf, das Tuch von Wolle.
412
Tüchtig, in einigen Rda.: es regnet tüchtig, Cftark);
er läuft tüchtig (fchnell); er arbeitet tüchtig (gut und vielı;
einen- tüchtig (Durch und durch) fehlagen.
Zümmel m. fva. anderwärts Lowe (f. b.).
Turnes f. Tornes
Tutmem, tutmemſchos (rhein. weft.), einerlet, gleich»
giltig, das franz. tout de m&me, tout de m&me chose.
Zutfmwitt ırhein. weft.), fogleih, ungefäumt! das
franz. tout de suite!
Tuuerchnach, d.i. Twerchn acht, mhd. über dwerch
naht fo daß bloß eine Nacht dazwiſchen liegt, innerhalb 24
Stunden, kommt oft in alten Urkunden vor, 3.8. Böhmer
cod dip!. 305 vom J. 1297: „ultra noetem, quod tuuerch-
nach dicitur.“ (über eine Nacht, was tun. heißt).
Tuwak (mt.), Tabak.
Tzuſchen ſ. zuſchen.
u.
Ubelgeladen ſ. ſauer.
ubels (weſt), einigermaßen: „Was übels ebbes is,
das racht fein Tuwak“; |. eiwels,
Üben, fich fi) empern, f. d.
Über f. fagen. i
Üsberbracht (vlt), übermäßige Lärm und @eichrel,
Überfehreien, mbd. überbreht. Gw. 1, 550 u. 3.
Übereds (S. rhein.), eig. über Eee, daun ſchief, von
ber Seite; daraus falih. Übereks jehen d. i. fihlelen.
„Daß a (er) net fo iwarids ohngezoge (gekfeibet) is. Molly,
108 for’en iwarigſa Nohmel” Liebe mit Hinbernifien, Darm
ſtadt 1859. ©. 6. 9. .
Überennig (rhein, main. weft.), überflüfftg, übrig, mhd.
überenzec, bei Geller überenzig. „Der hot imwerren
fig mit fich zu ſchaffe.“ Datterich 6. „Im Iwwerrenzige
18 es ellaand der Harr.“ Lennig 26. “
Überfahren (vlt), beeinträchtigen, Schaben zufügen.
Gw. 1, 552 u. 8.
Überfahrt |. ausfahren.
_ Überfall (8. wt). Wenn ein Baum fo fteht, dab
ein Theil des Obfted auf einen fremben Ader fällt, jo be
kommt der Befiper des Iepter einen Theil bes Obſtes
(Überfall), weil ja der Baum feinen Ader mehr ober minder
ſchaͤdlich iſt. Über die Altern Rechtöbeftimmungen f. Gr. 550[-
. Übergang (8.), Heißt ein Strichregen, der balt vor
FM iſt; auch ber fänelle Wechſel vom Schneien zum hellen
etter. - .
&
b:
413 J
Übergeben (8. wi), wird von hen Eltern gefagt,
welche den größten Theil ihres Vermögens unter ihre Kinder.
theilen und zu ihrem eignen Unterhalt fih nur etwas aus⸗
halten ı(f. b.).
Üßergriffen (olt.), übergreifend. „Gr war a ein
geiöwinb übergriffener Mann geweſen.“ Lehr. 8.212. In
er 1. Ausg. ſteht vbergreifen, das Partic. Prt. mit
altiver Bed. .
Uberhofe, Überhoffef. (weſt.) Gamaſche, |. Hofe.
Überhuien, überhoien (S. rhein. obd ), übereilen,
ſchnell und obengin thun, auch übern Hui thun, |. Hui.
Uberhüppeln (rhein:, überhüpfen, 3. B. beim Lefen
ein Wort; eine Zeile; beim Haden der Kartoffeln einen Stod.
Überfnappen, umfnappen (rhein.), mit einem
Ktnack in der Gegend der Knöchel .ein wenig auf die Seite
wanken, als wenn ber Fuß in dieſer Gegend mit Geraͤuſch
entzwei brechen wollte, |. Enappen.
Überfommen (vlt.), übereintommen über etwas. „Sie
überfamen eines Landfrieden.“ Lehr. $. 234. 244.
Überlag f. (Gaub), fva. Überlegung.
Überlangs (S.), 1) nad) einiger Zeit; 2) übereds,
3 B. anſehen: änhd. it überlangs —FR
Übertonzies (8.), obenhin; ich hab bie Rechnung
fo überlonzies burchgefehen, ſcheint aus überlangs ger
bildet,
Übern (unterrhein.), die Exbe, die bei den abhängigen
Weinbergen heruntergefallen iſt, wieder an Ort und Stelle
bringen, wol von Uber, Dialektform von Ufer, agſ. öfer,
altfrieſ. Övira, Övere, mhb. uover, das von ben einzelnen
Abjägen, Rainen, fonft auch von Hügeln auf Wieſen ge
braucht wird. Der Dialekt ift gegen eine Ableitung aus
dem inhd. Afen, ahd. Afön, änhd. aufen in bie Oöbe beten,
bringen. ö
ßerzeiten, mbb. uberriten, mit Heeresmacht übers
ziehen uud beflegen, einigemal iu Lehr.
Überfhnappen (8. wi), närriſch werben: er ift fiber«
geſchnappt; bei Mufäus unperfönlih: „Mit dem es über
geihnappt Haben fol.“
. Überft ſ. Oberft.
Überftrümpfe heißen Hier und da die Gamafchen, |.
Straffftrumpf. .
Überftülpen, —ftölpen (8. fig.), tumultariſch be⸗
handeln; ſchneli und undermuthet über Jemanden herfallen
und ihn zu Grunde richten. ‘
a4 -
ÜSerweil (Hochſt), mittlerweile. „Üwermeil 4
mer mein Kopp fo toth worn, wie eme Gickel.“ Firmenich 2, 77.
Übermwindlings, Überwinblingsnaht (thein.),
eine Naht, wo bie Enden zweier Stüde bi chen unb
mit dem Faden umfchlungen, ummunbeu werben.
Überwurf m. (Heringen bei Simburg), Borhemb,
Chemiſetichen.
Überzwerd, in der rhein. und unterrhein oft ge⸗
hörten Rda. „Es geht mir Alles überzwerch“ d. h. ſchief,
nicht fo, wie ich es wuͤnſche. Vgl. en zwaärſch. ab. {ft
überzwerdh der Länge entgegengefeßt |. Laͤng de.
bes |. äwes.
Übig (8. zhein.), über f. hinnig.
Ubing f. (thein.), Unruhe, Um) ſchweiz. Ubung,
Uobig, Tab. in abweichender Bd. Übung
Ubdebartes hörte ich rhein. von einem Knaben, deſſen
Bater aber fein Nheinländer war, einmal den Storch nennen.
Es ift eine Entftellung des fehr alten, vorzüglid nd. Namens
Abebar, ai: odeboro, odebero, otivaro, udebero, ode-
bore, mhb. , änhd. Obebare, Obenare, Obber,
Ödver, Ebebar, Edebeer, Edebere, Adeber,
Dideber (Diefenbach Gloss. 117), mittelnd.
adebar, mittelnieberl. odevare, holl. öyevär, nd. &ber, äber,
stjebar. Bol. I. Grimm d. Myth. 1. A. ©. 638.
Ufer n. Crhein.), Erdrand eines Feldes, einer Wiefe
“er ir — is igſtens; dgl.
ang eilburg), wen ; vgl. organge.
ubr in der & rhein.) Rda.: „id merkte gleih, wie
viel Uhr ed war“ b.i. wie es hier ausſah, was zu thun war.
Uhren f. Ohren.
Ui (Dilenburg), unfer, 3.8. ich holte ui zwa Rlane
naue uih; wie Hane Schulmafter ſtaͤch bohiner; von
utem liebe alte Schulmafter.“
Ulag und Ulmerlades m., feines Zulegemeffer, von
Ulm fo grand wo fie verfertigt werben.
Ulch, UlE m., 1) Lärm, Iärmende Verfammlung; 2)
fehein), Spaß. Mðd. ulf tft ein geifterhaftes Weſen; uli-
eit Krankheit und Muthwille, Ausgelafienheit; in lehterer
Bd. könnte Ulch daraus verdorben fein.
Ules, Ulles, Ulwes f. Oles. .
Ules, Ulles f. (Selterd, Wallmerob), 1) Frauen
yaube, der Geftalt eines Dippens nicht unähnlich; 2) va.
es.
Ullern Dillenburg), obere Stube, Speicher, [. Oles.
415
ullig h. ſaure Brühe, beſtehend aus Gffig ober
Waſſer mit Zwiebeln (ſ. Jllig) und Beier. .
Ulmerlades ſ. Ulag.
Ulrichen, dem Ulrich rufen (8. rheln.), fich er⸗
brechen, wenn man fid mit geiftigen Getraͤnken übernommen
bat, nad) dem. Ton bed Erbrechens gebilbet, weit verbreitet.
Ulmes ſ. Oles.
Ulfen (unterrhein.), arbeiten.
Umbringen wird (S.rhein.), von Menfchen, Tieren
und Sachen gebrauht im Sinne von verderben, zu Grunde
richten, nicht gerade ums Leben bringen. ö
Umgehen, 1) (8), von übergebenen (ſ. d.) Eltern,
die bald bei Diefem, bald bei jenem Kinde efjen und wohnen;
2) (8. rhein. wt.), ſpuken: es geht um in dem Haufe; vgl.
graben id (et), 16 it @ris
mgraben fid (olt.), mit Gräben umgeben.
„Da hatten fie fih umgraben.“ Lichr. 201. "e
Umkarchen (xhein.), 1) ben Wagen, ben Karren
(Karch f. d.) umwerfen; 2) bankerott werben; 3) zu frühe
zeitig _nieberfommen, gebären. .
Umtnappen f. überfnappen.
. Mmlaufm. (8. rhein.), Wurm, 558 Thlier (ſ. b.)
am Finger, auch pfälz.
Ummaden d. i. umgraben 3. ®. einen Garten (Gaub),
in Heibeöheim erummachen.
Umodfen, umrollen(rhein.), umöch ſen (S.), vom
Rindvieh, das nicht traͤchtig geblieben if und daher wieder
Xrieb zum Faſſelochſen hat. B
Umfämmen (umfäumen), um ein Floß in ber Art
fahren, daß das Seil des Schiffes unter dem Floße durchgeht.
Umjälagen das Feld (Caub), ed von Neuem bes
arbeiten.
Umftände, in der (rhein. wt.) Rda: „In anbern Um⸗
ftänden fein“ d. h. ſchwanger fein. .
Umwett f. e des Aders, f. Anwett.
Una, unna-(weft.),. immer: dau haulft jo una d. i.
du Heulft ja immer, ſcheint bloß aus immer verborben;
oder follte bei irgend einer Gelegenheit bad lat. una (zus
fammen) gebraucht und jo in die Volksſprache gebradt
worden fein?
Unäßig (hier und da weſt.), ungenießbar, mh. un-
aczeo, |. äßig:
Unbadem, Unbabm, Unbarm, Unboare m.
@&. weft), 1) große Menge von Menjchen, Geld, Frucht et.;
416
2) Gewirr, Tumult, Spektakel, unrecht Bosheit (in dieſer
Bed. rhein. PL. Unborte) Es ift das mhd. bei Herbort
vorfommenbe unbate Unrecht, |. batten
* Unbändig wird (rhein. lauf.) tr als Verſtaͤrkung
vor andere Abj. gefept, wie unbarbarif
Unbarbartjch |. barbarifc.
Unborre f. Unbabem.
Unbufde, Ubulde.n. (8.), eines, merenlchtes ¶ .
Aulch) und vaduch dumm und einfältig geworbened
Weibsbild.
Unerfolgtes Urtheil ſ. Folge.
Ungebietig, ungeböibig 8} unfolgfam, Brit,
f- gebtetig; Ungebittchen ein ungebulbiges Ri
nicht warten, fondern alles ji — haben wil
ungerahtaiß d. i. Vergeſſenheit, kommt in einer
ungebrudten Oberlahnfteiner Urkunde von 1638 vor.
Ungedantfe (Runkel), ungebantjen (Montabaur),
unbebacht, gedankenlos. Mhd. der ungedanc Abwejenheit
des Geiftes, Unfinn; unfinniger, übler Gedanke.
Ungefreundt volt.), Feine Freunde habend. „Ich bin
ein ungefteuudter Mann.” Lehr. $. 12, mhb. gevriunt, un-
gerriund,
Ungehabt und ungeftabt, ane ap ane gehabt
(mb. gehabede) d. i. ohne ſich an etwas zu halten und
ohne fich auf einen Stab zu üben: fo geben zu können,
lt in alten Weisthümern ald Zeichen Manneskraft,
® ngeheit Taff 8. Ruhe I
ngebheit laffen (8.), ungeplagt, in e laſſen
% geheien. „Loß mid vntheite abe id vn —W
9. Sachs. „Das ſy mit den pfaffen vngeheut jenen.“
©. Frant. „Der Neid laͤffet niemand ungeheut; lafjet
mir den Mann ungeheyet.“ Gimpliciffimus.
Ungelt, mbb. — Abgabe, ſteht oft in alten Weis⸗
thümern. Gw. Fl he eins &
Ungemad.n e Sudt; 2) Fluchwort; vgl.
Kränt, Sad, Unglüd. & °
Ungeneußig, lauf. ungeneußtih, 1 . geneußig.
Ungeregnet (vlt.), ja war ein trudener beifjer
Sommer, aljo, daß es PAAR "ol zwoͤlff Wochen uigeregnet
war.“ Lehr, $. 140.
Ungereu 18.), uneben, holperih; vieleicht ungeret,
mhd. ungereit nicht bereit?
Ungerüd, Ungeröd n. (S.), Mißlaune, Verbrich-
lichkeit, von Menfcgen und Thieren geſagt, das Gegentheil
vom Gerüd und Geſchick. J
417
ungeabt ungehabt.
Ungleich (8.), uneinig: fie find ungleich
Uuglädn. (8.), 1) falende Sucht, 2, Fluchwort;
dgl. Rrent, Lad, Ungemad.
as auaut, wi. Revensart: Rehmts nicht für ungut, nicht
el auf
Unk, Onk f.m. heißt auf dem Weſterwald jede Schlange
518 auf die Blinbfeleidje (anguis fragilis); in ber Sahne
— heißt Er fo die Ring —* (tropitonodos
d. der une iſt auch wie lat. anguis jede
ia e.
Untentopf heißt eine eigenthümliche "Bildung bes
ae — ſich derſelbe nicht regelmäßig (in Platten)
Unmußf., G. unterchein , Unruhe, Mühe, Arbeit (mhd.
ummunge), Segen enfheil von Muße.
Unner, Unnern, Onnern, Untern (mt.), goth.
undaurns, aus undaurnimats Frühftüe geſchloſſen, ahd. un-
tarn, ‘untorn, undorn, mhd. untarn, ag. undern, aͤnhd.
Und: ern bb. eg. au ifohengeit (ogl. unter der Zeit eſſen
d. i. zwifchen den Hauptmahlzeiten), Zeit zwiſchen Auf: und
Untergang, fteht bj. von ber Beit zwiſchen 11 —4 Uhr;
bez. die Mittagsruhe von Menſchen und Thieren, bſ. im
— unter ſchattigen Bäumen; den Ort. wo dad Vieh
Herder dieſe Mittagsruhe Hält (daher auch Name von Ge
marfungötheilen); den Dünger, der hier von der Herbe ge
fammelt wird. Das Verbum unnern, onnern bat alle
Bed. vom Subftantiv.
Unner skirch £. (Dahlen U. Wallmerob), Nachmittags.
gottestienft.
Unner£leb (Idſtein), Unterband am Flegel, wodurch
Schlagholz (Külpe) und Nuthe verbunden find.
Unnerfohlag m (B.), bretlerne Wand, z.B. in einer
Stube, auf dem Speicher.
es Unnerfäols m. (8), Gerichtsdiener, Büttel; |.
olles.
Unnerftäiden,.. unneiftieden 8), unterftügen,
ſ. Stäid, )
Ynetbane heißen hier und da am Rhein die Beine.
Unnig (8. rhein.), unter, |. hinnig. „Wand re
jene (regnen) deht aß unnig ber Haud.“ Firmenich 2, 83.
„Untig Nifterberg.” Gw. 1, 638.
A urhein., unterrhein., main ), angezogen, bot»
laut; vgl. Inig. „Unnigig wolt ehr noch, glab 2 un
Rehrein: Wörterbud.
418
geyer feyn 2" Lennig 55. „Wer haaßt bi) fo unnigig fey?*
Etreff 3. „Wo ichs nicht mit fan machen gütig, fo will ich
mid) denn unnüß machen.“ 9. Sad.
Unrath, Uroth m. (Wehen), große Menge; aͤnhd.
Verbruß, Übel, Nachteil, mhb. unrät.
Unſcherig 1) (8.1, oſcherig (unterrhein.), ungeftüm,
mürrif inte, verbrießli), |. ausfehierig; 2) (rhein.),
übermäßig groß und did; ſchweiz. un ſchir, unſchi er unge
ftüm, gl am feine Ordnung haltend. (St. 318).
Unfdüpig (8. rhein.), verſchwenderiſch, auch Baier.
(Sm. 3, 423); ſJ. ſchuͤßig.
Unftete Lolt.), unftät, ſtürmiſch, mb. unsteete. „Sie
brandten unftete und herricheten gar fehr.“ Lehr. $. 239.
Unthätchen (S.), 1) eine bie Bollfommenbeit ſtoͤrende
Stelle von fehlerhafter Beſchaffenheit an einem egenktanbe;
obd. Unthäterlein, ſchon ahd, mhd. untät; 2) (rbein.
main.), Klemigkeit. „Rab Undehtche i8 fort.“ Streff 57.
Untbier n. (8.), 1) mürriſche, unfreundlihe Perſon;
2) Tieberlihe Weiböperfon; 3) (zuweilen) fva. Bolleder.
Unthue, unthuen (8. weft), 1) bösartig, Tafterhaft,
3 B. ein unfhuener Bub; 2) Eränflih, Trank, hart krank,
3. B. der Kranke & unthuen; 3) von Thieren, bie ſich nicht
arten wollen, 3. B. ein unthuen Rind; 4) untangli, uns
geräumig, 3... Stod, Stube. Schweiz. (St. 2,423) unthun
nicht umgaͤnglich; ſchwaͤb. unthan, mhb. ungetän nicht
wohl beſchaffen, haͤßlich wibrig.
Unvergunnt (Montabaur), mißgünftig:
\ Unverduts ($), unvermuthet, jo auch nieberrhein.,
bofl. onverhoed«; mhb. unverhuot ift unverhütet, durch
Hüten nicht abgewandt.
Unvertoren (8. unterrhein.), |. verforen.
Unverzöwns (8), böfe, erzümt; mhd. verzürnen
aufhören zu zürnen,
Unwett-f. Anwett.
Urbede, Orbede (vlt), mhd. urböte allgemeine
Steuer, |. Bed. .
Ureß f. oreß. .
Urgem heißt ein Feines Wieſenthal bei Willmenrod;
Urgemdhed eine baran ftoßende Anhöhe mit Bufchwerk.
Das mhb. urgoume wörden feines Schutzes, feiner Hulb
verluftig werben, ift noch nicht klar. Ahd. Die gouma, inhd.
guume ift prüfende8 Aufmerfen, Auffiht, Sorge, Hütung,
mbd. ergoumen bemerken. Vgl. Sm. 2, 47.
419
Urbolz n. tft Bei den Forftleuten das Oberhof, Gipfel
und Afte. Möb. ift urholz unfruchtbares: Holz; inhd urs
hol, ürbolz, orholz, utgeholz tft was heute Urholz,
Obere obme den eigentlichen Stamm. . 1, 524.
576. 590. 3, 489. 501. .
Urlab heißt im Rheingau das Laub, weldes man
beim Laußholen liegen Täßt, weil man es nicht mitnehmen
Bann ober (ald zu ſchlecht) nicht will, |. Urholz
Urles f. Olles.
Urten, Irten, Erde, mit, kommt hier und da weſt.
Wallmerod, Montabaur, Selters), vor in ber Bed. von
eit zu Zeit, zuweilen, bier und, ba, 3. B. mit ürten hab
ich Kopfweh; -der Weg ift mit Ürten ſchlecht. Mh. und
&nhd. it die Orten, Ürten, Irten, Erten (Im. 1, 114
St. 2,425), ſchwaͤb. Uerthe bie Rechnung bed Wirtes
über ba8, was die Gaͤſte verzehrt haben, die Zeche; die
Zechgeſellſchaft; bei S. Brant der Einfag im Spiel, Die
obige Bd, laßt fi) daraus erklären, vgl. Allegebot.
Urwel (Rebe U. Rennerob), Story, ſcheint eine Ente
ftelung des nd. Adebar f. Udebartes.
Urze, Orze BL. (8. weft.), Überbleibfel von Speifen,
bei Menichen und Vieh; urzen das Beſſere auslefen, das
Schlechtere liegen laſſen, wird nur vom Freſſen der Thiere
eſagt; ſchleſ. urfchen unnüß verderben; die Urſche Schütte
Strap mit auögefreffenen Halmen, die in der Raufe gelegen
Bat; oberd. uraffen, urezen, urauffen, urfen, nd.
orten, verorten, agſ. orettan, nad) W. auf ein goth.
usiten, ahd. urezzan, urözan d. 1. auseſſen, beraudefien,
waͤhleriſch efjen zu leiten. Vgl. or eß.
us (weſt.) und, unfer; Anhd. iſt uns (für unſer)
ſehr gebräuchlich.
fpel j. Ofpel. .
Utmötdig (S.), traurig, beweglich; ahd. ödmötig,
Sdmuctig, mi. ötmüetig, Ötmütig, Ötmüdig, Srhmuoiig,
holl. ootmoedig janftmüthig, demüthig von ahb. ddi, mhb.
oode mit ber Grundbed. leicht, thunlich, dann Teer, oͤde.
Uttel, eig. Ottilie; dann (Wiesbaden), einfältiges
gediges Maͤdchen; vgl. Orſchel. -
Uzen (8. wt.), fpotten, neden, zum Beften haben, in
Mitteldeutſchland BIS nady Oberdeuiſchland weit verbreitet;
Us, User, Ugerei, Uzvogel, Geuz, uzig. „Un bet
den ah geußt; jept hot die Uhzeret all e End.“ Lennig 30,
23. dos fu em Uzer a d’ Raf’ geriewe.“ Flrme⸗
nid) 2, 93. Vielleicht vom hebr. uz drängen, brüden, betruͤgen d
420
. 2.
Bagteren (rhein. unterrhein.), mit ben Händen hin
und ber fahren, 3. ®. beim lebhaften Sprechen, offenbar
das lat. vagari.
Bajulen, veifolen, violen, viulen (8. rhein.),
abprügeln; ab. villän, fillen, mhb. villen ift ſhinden, gei-
fein, lagen, agſ. filian fapen, verfolgen. Das blaue
Veildyen, Lat. viola, heißt Bajul, Vajol, Biol; viel:
leicht darf wegen der Länge des Vokals daran gedacht
werden, alſo eig. blau fchlagen. J
Vare Wette, Pfandvertrag, wol über fahrende Habe.
Qui vadium facit coram sculteto, quod-vare wette
dicitur, solret sculteto quartale- optimi vini et non plus“
(wer vor dem Schultheißen einen Pfandvertrag fchließet,
der vare wette heißt, ſoll dem Schultheißen ein Duart bed
beften Weines zahlen, und nicht mehr). Böhmer, cod.
dipl. 305 vom J. 1297.
Batern fid.(S. -rhein.), dem Vater nachſchlagen;
dgl. muttern. Mhb. ift veteren ſich ald Vater zeigen.
Ver — fteht zuweilen für er— und zer —, wie aud
ſchwaͤb. (Sm, 1, 630).,
VerallaceJmandieren (weft), verforgen, fertig
Bringen, verantworten, ift wol abgeleitet von die Allmenbe
Gemeindeweibe, Trift.
Berambern ſich (S.), ſich verantworten, |. ambern.
Veramchen (8.), jhwach und ohnmächtig fein, von
Menſchen und Thieren gelagt, |. amden.
Berannern fich (S. weft.), heirathen, Baier. Tanf.
verändern (Sm. 1, 75) d. t. feinen ‚bisherigen Stand
veränbern. „Er fei fung oder alt, derfih verandert habe.“
Gw. 1, 582 vom J. 1444.
Veraulchen f. Aulch.
Verbaͤbeln, verbibeln (8.), verzärteln, 3. B. ein
Kind; im Elſaß verbihbaͤbeln; vgl. biberlich.
Verbabelt (8. wi.), verwirtt, rathlos; Werbabe-
lung Berlegenheit, Rathloſigkeit; vgl. hebr. babal Ber
wirrung.
Verbambeln (8. wt.), durch Traͤgheit, Gemaͤchlich⸗
keit und Langſamkeit um etwas iommen, verſaumen, ſ.
bambeln.
Verbaſelt (8), verbazelt (unterrhein), verwirrt,
beſtürzt; bei Viehoff verbahft; hol. verbazen in Beſturzung
Bringen, ſ. Baz.
421
Berbaffelt (S.), naͤtriſch, wol verpaffelt; |. Paſſel.
Berbellen (rhein.), den Fuß, die Hand, fie dur
einen faljcden- rajchen Tritt, durch einen prallenden —
taub und unempfindlich machen, wodurch gewöhnlich eine
—— Geſchwür folgt, auch baier. (Sm. 1, 167);
vgl. Arſchbells.
— Berbluten ſich (S.chein.), fich durch Geldausgaben
allmählich, von allem Geld entblößen.
Berbörftern (8.), wild, ſcheu und verwirrt machen,
erſchrecken, |. bieſen.
Verbomba(rydieren, verbumbedieren, fi ver
einigen, vertragen, ſcheint irgendwie aus dem franz. bom-
ler deraͤndert. J
Verboterames, Boterames, Botraum (thein.
wi.), wird beim Gluͤckerſpiel gebraucht, um das Wegraͤumen
eines Hinderniſſes (eines Steinchen u. dgl.) vor dem Glücker
zu verbieten, zig. aus verbieten, bieten (j. Allegebot),
räumen (Bollöfpr. ramen, raumen) und es. \
Verbrennen, in der (3) Rda.: „Det Möter bot
dei Fbis verbrannt” zu Sindern aus Scherz, wenn die
Mutter in den Wochen liegt. \
Verbrogeln ırhein.), verbrudeln (S.), Durch zu
langes Kochen verberben, [. broßeln; vgl. fh. verbrodeln
als Brobel verfliegen.
BVerbumfeien f. verfomfeien.
Verbüpfen, verbipfen (S.), verzärteln, eig. vers
pipfen ſ. pipfen.
Verdaft (Naffan), verdarft (8.), verborben, -übel
daran, Dialektform für vererbt.
BVerdeffendieren (rhein.), verdiffendieren, ver»
diffidieren (Wallmerod), verdebendieren (Königftein),
vertheibigen, franz. defendre, lat. defendere.
Verdeumen (Herborn), verſchwenden; Dialektform
für verthun?
Verditſchen (Wiesbaden), verdutſchen (Idſtein),
Vogelneſter zerſtören, die brütenden Vögel von ihren Neſtern
verſcheuchen; Bögelverbiticer ſchweres Schimpfwort;
ſ. dotzen. J
erdohren ſich (Caub), Min durch angenehme Uns
terhaltung irgendwo aufhalten lafen. . | -
Verdoktern (S. rhein.), auf die Kur, Arznei vers
wenden, ſ. boftern. J
Verdonnert (9.), verflucht, böſe.
422
Berborben, in der ımterrhein. Nda.: „Gr iſt v.“
d. i. er fieht krank aus,
Berbopen, verdotſchen, 1) burh Dogen.(f. d.)
einftoßen, Gier; 2) (Braubach), verbogt verkümmert.
BVerbutfheln, verdütſcheln (8. rhein.), verheim
lichen, heimlich verkaufen, ſ. dutſcheln. “
Berbugen, zuweilen verbogen (thein.), nicht recht
machen, wird von ungeſchickten Handwerkern gebraucht.
Verfallen (imnterrhein.), fterben.
Derfergeln «8.), verloden, durch Schmeicheleien,
Speife, Trank an ſich Inden, fo daß Das verfergelte Thier,
—* verſergeune Meunſch ſelten mehr. nach Hauſe kommt; ſ.
ergeln.
Verfinzeln (thein.), das Holz, es in zu kleine Stüd-
hen ſpalten, ſchweiz. (St. 1, 371), finzelig au zart, dunn,
von Garn und Schrift gebraucht, |. Fin zqh en.
Berflammt, verfludt (S. rhein.), böfe, auch Bloß
ſehr, außerordentlich; beherzt, entſchloſſen; vgl. verdonnert.
Berfolu)mfeien, verbumfeien (8.), lauf. vers
fumfeien, durch Unbedachtſamkeit, Leichtfinn um etwas
tommen; dadurch zu nichte machen, verderben; eig. bei Geis
genfpiel und Tanz vertändeln ober verbringen, auch ſchd.
verfumfeien (I. Paul).
Verfreffen ımt.), freßbegierig.
Berfroren (mt.), Teiht Geierend.
Verfuhsfhmwänzen ı8.), durch Echmeicheleien (den
Eunhsiämwanz flreihen), verleumben.
Verfuſchen fi (8.), fih heimlich wegbegeben, weg.
fehlen, f. fuſchen.
Verfutchen (B.), durch Betaſten, Drüden x. ver
derben, zunaͤchſt Federbieh, daß es die Flügel hängen läßt,
dann aud Kinder, ſ. futhen.
tet BVerfutteln (Herborn), fva. verbutfcheln, ſ. fau⸗
ein.
Bergallopieren ſich Crhein.), durch Übereilen einen
Fehler machen,
BVergangen (Braubad), unlaͤngſt, vor kurzem, ellip⸗
tifche gm; dgl. verwichen.
ergattenieren (unterrhein.), zwedimäßig vertheilen,
38. Holz; vol. Batting. Dia
Vergeden fie und da im Rheingau), vergedfen
(8. weft.), 1) auf eine kindiſche, einfältige (gedenhafte)
At un, durchbringen, }. gedig; 2) (Limburg), ſva.
erbugen.
423
‚Bergelftert (8. rhein.), ſva. vergeiftert, von ahb.
—& altn. gal⸗ inhd. galstern verzaubern, abt ahd. der
gelstar, kalstar, agj. galdor, altn. galdr, mb. galster Ber
auberung, von alt. agſ. gelan, ahd. galan? mhd. ga
Aigen, da bie Bauberworte meift "gefungen wurden (ng 7
— incantare).
ergicht, KARER (8. weft. unterrhein.), wild, ſcheu,
ac und böfe um ſich ſehend, eig. vergichtet, ſ.
ich er.
Vergierengen (8.), zwei Schwellen nicht durch Zapfen,
fondern vermittelft zweier Ginfchnitte mit einander verbinden,
ober verfreppen (j. d.). Vergierenger eine Schwelle
der Art. Das Wort seht zu Behren. J
Vergiften, —— tigen (vlt), vergeben, als Eigen⸗
thum a am „So fo it onfer herren bie mark nit ver-
giftigen noch vereuſſern ober verfaufen.“ Gw.1, 575; mbb.
loß vsl. Mitgift.
ergnäg en.n. (8. rhein.), Genüge: „Ich Hab mein
Bergnögen“ d. 1. ich bin fatt, habe genu;
Berhambeln (8.), zum Bamberd. d.) maden.
Berhänfen (Selters), etwas zum Beften geben beim
Einzug in ein Haus, ober beim Eintritt in eine Geſellſchaft,
f. hänfeln.
Berhäubeln (rhein.), verwirren, bſ. im Partic. ver⸗
haͤubelt verwirrt, zerſtoͤrt weniger ſtark als vergiät, ſ.
Haͤubel.
Verhauen — veriänitten. „Die Stieffeln
waren verhauen.“
Berhaufen u) ), mb. SE erhkfen, in Haufen anſam⸗
mein. „Er fol die Echöffen verhauffen.“ Lehr. $. 134,
Verhauſen (wefl.), durchbringen, verthun.
Berheften ſich Colt), fich verpflichten. „Und ver
hafften fi die Maunen.“ Lehr. $ 20.
Berheit (8. rhein.), 1) unangenehm, unleidlich; 2) böfe,
falſch; 3) fhlimm, miplih; A) verjeffen auf etwas. Älter—
nbd. „alfo zornii Fu verheit“ Roſenplut; „ber verheit
halt.» 9. v. Bol. geheien.
— "änhe, fehr gebräuchlich, findet ſich noch
hier und da ftatt des gebräuchlicheren verheeren,
Verhoppaſſen — rhein.), durch Verzögerung, Nach-⸗
laͤffigkeit ac. verfehlen, nicht bekommen, verlieren, vorl peigehen
dafjen, |. Hoppaß.
Verhotzein, verhußeln (8. rhein.), zufammens
ſchrumpfen wie Hapeln df. d.) „Mer worte jhun de ganze
DOwend uf bic, I Eſſe i8 ganz vahuzzelt.“ Streff MO.
424
Bergehen ſich (unterrhein.), im Gehen eiıten falſchen
Weg einſchlagen, auf unerlaubtem Wege gehen, aͤnhd. mehr
gebräuchlich ald gegenwärtig.
Vergeiftert (S. rhein.), verftört ausfehend, in Angft
und Schreden fid) befindend, ſ. geiftern.
Verhullt (S.), jva. veraulcht, yon Menſchen und
Thieren gejagt, bj. wenn es durch Überarbeiten geſchieht,
wahrjcheinlich für verhudelt.
Berhünen, verhönen (S.), 1) verfüttern, von Thieren,
die fo verfnebelt (j. d.), find, daß fie beinahe nicht mehr
freffen, gehen und ftehen Eönnen; 2) verderben, verichänven;
mh. verhoenen verhöhnen, entehren, verderben. Noch Geiler
fagt: „die natur ift durch fünden verhönet worden; fie
verhönten und verberbten ſich am liecht.“
Verhünſchen, verbönjchen (S.), mit Verachtung
verhößnen, ſchleſ. hien ſchen, Baier. (Sm. 2, 220). hien⸗
zen aushöhnen, zum Narren haben; baier. Hienz Dumm
Topf, wie Heinz (aus Heinrid).
Verhutchen, verhutihen, verhutfcheln erklären
fh aus hutchen, hutſchen, hutſcheln.
Verhuzt, unverhuzt (Wallmerod), verhofft, unver
t.
Verjehen, veriehen, mhd. verjöhen, ausdrücklich
fagen, kommt oft in alten Utkunden vor.
Verjicht ſ. vergicht.
Verjucken, verjuckern (rhein. unterrhein.), in luſtigem
Leben und Treiben verthun, von Jucks.
Berfämen, verfämden, verfömden (S. rhein.),
fein rechtes Kortfommen, Gebeihen haben, von Menjchen,
Thieren und Pflanzen gejagt. „Des Beilde is verfaamt
un fann ball ner mehr fort.“ Lennig 43. Das Wort ift
von dem Präteritum verfam (vom äbnlihbeb. verfommen)
gebildet. -
: Verkappeln (Limburg, Runfel), verraten; von ver⸗
appen. -
Verkappen (Königft.), verreden, unvorfichtig ſprechen.
Verfauten (vlt), vertanfchen, mhd. verkiuten, ver-
küten. „Seiner folte die gutter verfauben, verfauffen ober
verandern.“ Gw. 1, 840.
Verkehkeln (Montabaur, Wallmerod, unterrhein.),
verzärteln, verwöhnen, |. Kehkel.
Verkerbeln (8. rhein.), 1) verderben, Hintertreiben,
bei wichtigen wie bei unwichtigen Dingen, terferben;
2) verferbelt, verfirbelt toll und verwirrt ausſehend;
gehört zum folgenden Wort.
425
Verkerben (8.), durch Ungefchteffichkeit, -Nachl
keit, üble Aufführung 2. verderben; gleichfam zu rm
fehneiden, von dem Einjchneiden ind Kerbholz bergenommen,
mb. körben zeichnen auf dem Kerbholz. Stieler hat ver⸗
terben fehlen, irren. Lohenftein jagt: „Hat es bein Goronel
durch feine Lieb um dich verferbt.“
Berkitihen, 1) (8.), den Abfap des Schuhes auf
einer Seite nach und nach abfchleifen, abtreten; 2) (rhein.),
heimlich ober unter dem Preis verkaufen, vertaufchen, vers
ſchwenden, hol. verkwisten, ud. verquafen. gl. ver»
togeln, verkutſcheln, verquirſchen.
Verklabaſtern (weſt.), 1) ſich irren, erfolgloſe Vor⸗
kehrungen treffen; 2) einen verleumden. Schleſ. Flabuftern
Kader, Heiftern ſcheint damit verwandt Dal. das folgende
rt,
Berklambaftern (Wie baden), durch —S—— it,
Maläifigteit verſchwenden, gehört ehe
Verklappen, ausplaubern; f.Elappen, Hlappern
Verflempern, Geld für unnüße Kleinigkeiten auds
geben, bei Stieler etwas allgemeiner durchbringen; vgl.
klimperklein und das ſchd. Elimpern auf einem Bft,
inftrument. -
Berklittern (8.), vereinzelnen, Geld in Heinen Summen
— gewöhnlich anf eine unnüge Art auögeben; vgl. Klitters
ulben.
Verklopfen (chein. felten), fon. verkitſchen 2.
Verknebeln, verfneweln (8.), wird von jungen
Ofen und Schweinen gejagt, wenn jene in ben erften 2
Jahren, diefe in den erften 6 Wochen nicht gut gefüttert
worden find und baher in ber Folge nicht gebeihen und
aA anfegen wollen, man mag fie füttern, wie man will,
NE nt das Atnibets ſchwaͤchliches Kind.
tn verfnüffeln, 1) (S.), Stöße mit der
jeballten Fauft austheilen, 2) nur verknuffen Crheim.),
fi im Nähen verderben, |. knuffen.
Bertnufen, verfnugen (unterrhein., Wallmerob),
ertragen, leiden; ſchleſ. knuſen Eauen, verfnufen verfauen,
en (fig.) verbauen, ertragen; nd. knuſeln, vers
nufeln.
Berfnuten, verbauen, verftehen: das Tann ich nicht
er ſchen 8. rh 5 Knutſchen ( b.)
erknutſchen (8. rhein.), durch Knutſchen (f. d.).
verderben.
Verkondermandieren @weft.), rüdgängig machen,
vereiteln, franz. eontremander @egenbefehl geben, abbeftellen.
426
Dad Wort fommt in verwandter Bebentung auch in Fol⸗
genbem vor: Bei einer Progeffion wurben mehrere Vater
unfer in verfchiebenen Anltegen gebetet, bie jedesmal babei
genannt wurben. Bulept fagte ber Borbetende: „Rum beten
wir noch drei Bokerunfer, ie kann fi jeder verftonber-
manbiern, wie er will,“ d. i. dabei kann feber eine ihm
belichige gute Meinung (Jutenſion) haben, im -Gegenfag zu
der rt, wie wir bisher allgemein gebetet haben.
Berkonfo(u)mieren (rhein.), verbraudhen, verar⸗
beiten, franz. consumer, lat. consumere verzehren.
Berkoren (rhein.), in Verbindung mit Wort, böfe,
nicht beachtet, nicht erforen. 3. B. Er gab ihm fein vers
toren Wort. Schon in einem Weisthum von 1479: „Er
fol verpieten alle verforne worte.” tw. 1, 555.
Berkogeln, verfugeln, 1) heimlich aus dem Haufe
verkaufen, verfutfheln; 2) unorbentlih in Falten zus
fammendräden. b
Verfräffern (B weft.), fehr erſchrecken, ängftigen, ſ.
kraͤſſern.
Verkreiſchen (S. rhein.), 1) übermäßig kreiſchen,
ſchreien, weinen; 2) durch Kreiichen, üble Nachreven in boͤſen
Auf bringen; 3) von Kühen, die Milch verfreiichen, durch
übermäßiged Schreien machen, baf die Milch nachlaͤßt;
4) fi verkr. fich überjchreien, heifer ſchreien; Laut jchreiend
— kan „ als man wollte; bis zum Berplagen ſchreien,
. Ereifhen. .
Berfreppen (8.), vermittelft einer Vorrichtung
(Krappen) mit einander verbinden, in einander ſchlingen.
Verkroppchen (8), verfruppchen (rbein.), der
trüppeln, namentlich von Thieren gefagt, |. Kroppfad.
Verkrotzen, verfrugen, verfrüßen, berfropeln,
verfrugeln (8. rhein.), etwas durch Schneiden, Freſſen
ze. in kleine Stüde zerlegen und dadurch mehr oder weniger
verderben und unbrauchbar machen, ſ. Krotz, Grop.
Berfrumpeln f. Krumpel.
Verkulchen (S. rhein. unterrhein.), 1) aufhören zu
kulchen, glimmend zu brennen; 2) fig. vom Aufhören eines
Bantes, Streites ac., |. kulchen.
Berfümmeln (8. wt.), unter dem Preis verkaufen,
meift um das Gelb zu verihun. „Ihr habt.gewiß en Zus
laſt Wein ähm, der mit fpeffeltert, verfimmelt.“ Lennig 50.
Sm, 2, 99 hat änhd. verfummern in bie Gewalt, Haft
eined Andern geben, es ſet durch Verkaufen oder Dee
ober Bertaufchen und fagt dann: „Statt ber veralteten Form
verfümmern hört man im gemeinen Leben noch zuweilen
427
ben Modruck verfümmeln, fein Vermögen verfüms-
meln, es durch ungefchieten Verkehr in fremde Hände bringen,
nach und nah verlieren.“ Es ift eher anzunehmen, daß unfer
verfümmeln fih aus verfümmern entmidelt bat, als
daß nad) Campe die Grunbbebentung if: in Kümmele
branntwein vertrinfen. . - "
Berkuppeln(Ufingen), heimlich verfaufen, verhandeln;
vgl. Baier kippern wucherlichen Kleinhandel, ober auch
Schleihhandel treiben, Bf. mit Lebensmitteln und das änhd.
Münzfippern. "
Verkutſcheln (rhein. wefl.), verfutteln (Herborn),
verkutzeln (Braubach), heimlich verkaufen, ſ. kutſcheln.
Berlab, Berlaf m. (S. rhein.), Erlaubuiß, bſ. wenn
man einen nicht ganz anſtaͤndigen Ausdruck zu gebrauchen
fich genöthigt fleht (dad Tat. salva venia); bei Ringwalb;
nohn fein verleub*; bei Lohenftein: „ohne fein außbrüd-
liches Verlaub“, ahd. das.urloub, mhb. der, das urloup,
urlöp, urlöf. :.
Verlawerteren (rhein. main.), verthun, lat. labo-
rare (arbeiten). „Er hot ſchunt mehr Gelb verlawerirt.“
Streff 09. - i
. Verlechen (S. rhein. unterrhein.), lech (ſ. d.) werben,
von hölzernen Gefäßen. .
Verlehen (S.), vergangen, vor einiger Zeit, 3. B.
verlehe (unlängft) war ich bei ihm; verlehene Nacht. Es
Kann nach dem Dialekt wol nur verlegen von verliegen
fein.
Berlöifen (8.), verlieren, die alte, nur im Praͤſ. er
Itene Form, ahb. farliusan, mhd. verliesen, im 15— 16,
6. noch oft verliejen, fo auch —X 73.
Verleſchung (vlt.), Trübung, Ausloͤſchung. „Die Ver
raͤtherey von Judas vorgangen, das war ein Salb und Bew
leſchung des menſchlichen Kummer.“ Lchr. $. 169.
Verleſen (S. rhein.), verloren, meht nd. Partic. von
verleijen, ahd. farloran, inhd. verloren; oder follte es in
übertragener Bd. verlefen von lefen fein? „Alleweil bin
ich vahlehſe.“ Liebe mit Hinderniffen, Darmſtadt 1859. ©. 22.
Berlieren ſich (8. rhein.), 1) ſich heimlich wegftehlen;
2) verlier dich! pade dich fort. ö
Verluckeli (unterrhein.), verliederlicht, durch Lieber
lichkeit herabgekommen; vgl. Ind, Inder, Lodel.
Vermachen (8. wt.), 1) verkleinern, Fehler aufbürden;
2) ausſchelten, auspußen.
Vermatrikuleern (Wiesbaden), bewirken, daß etwas
geſchieht.
428
Bermeinen fid d: i. falſch meinen, fi if feiner
Meinung irren, hört man bier und da auf dem Weſterwald.
Bermo(u)mmeln (8. rhein.), einhülen |. mumureln.
Bermorbeffern (Habamarı, töDtlid vermunden.
Bermu(ülmpeln und vermampeln (S. rhein.,,
verblümt, gmeiheutig, täthfelhaft reden, bie Sache gleichlam
vermummeln.
Vermuftern ſich (rhein.), fi fo Heiden, daß man
ein Mufter fein möchte, aber aus Ungefhmad es ſo machen,
daß man ein Unmufter if.
Vernähen (8), 1) abprügeln, vgl. verfohlen;
beſchlafen f. uäben.
BVernarä)ttert (I. rhein.), verſeſſen, verpicht, verliebt,
am Rhein und auch ſcho. vernarrt, ahd. irnarren, mhb.
ernarren, änhd. vernarren zum Karren werben.
Berneffen, vernäffen (8. Ufingen), von Sachen,
die beim Machen zu Elein gerathen find, z. B. Kleider, ober
es von Natur aus find; vgl. verfnuffen: -
Vernofbamen fidy (S.), 4) den Kopf ſchön aufe
zuben, auch ſonſt einen nieblichen, präfptigen Anzug haben;
2) joa. vermuftern. Es fledt irgend eine heute nicht mehr
verftandene Beziehung, Wiß ıc. auf Nuß baum darin.
Bernoffen (8), 1) vernehmen, merken; 2) ärgern,
wenn das Gemerkte unangenehm if; Baier. und aͤnhd.
gneißen merken, mabrnehmen, mitten, bei Geiler er»
nöiben, erneifen. © . meine Gram. b. 15.— 17.39. 2,
erpadern, 8 „verpattchern ſchein N vertteten,
3 ©. das Gras, .p ern.
Verpicht The. )ı fü. erpicht, verjefien. Schon
tn den Hoffmannswaldau. Gedichten 1, 21 fieht: „ih bin
auff einen ruhm verpicht.“
Berplempern fich (tbein,, unterrhen. )» 1) fidy Leicht»
finnig mit einem Mädchen verfprecen; 2) fi mit ihm vers
eben. Schon in den Hoffmannswaldau. Gedichten 5, 41
eißt ed: „Der fih ſchon verplempern (verlieben) fan.“
Im Simplic. 6, 8: „Daß er fih mit einer Dame ver⸗
piemperte (verging). “ Das Wort, auch ſchd. (Hagebom)
st wwherpöttern (8.), 1) verfomfeien; 2) ſottern ſ.
pöttern.
Verputchen (8. rhein.), wegen fehlerhafter Zucht aih
zum völligen Wachsthum fommen, bf. von Thieren, bi
weiten auch von Menichen, |. Putch.
429
Berguängt (unterrhein.), Elein, zujammengebrädt, f.
quängen.
Berquanteln h quanteln.
Verquatſchen ſich (unterrhein.), fi) verweichlichen.
Berquiften (Wallmerod), etwas durch Nachlaͤſſigkeit
verderben; goth. vistjan, ahd. uistjan, bei Stieler
— een heißt übh. zu Grunde richten, verderben. Vgl.
verkitſchen.
Verquitſcheln, heimlich verkaufen, ſ. verkitſchen.
verkutſcheln.
Verrammiſchieren (Limburg, Idſtein), verr am mi⸗
fieren (Raſſam, gewaltthätig behandeln, verderben, nieder⸗
Jerſtören, ons bem franz. ramasser (mißhaubeln)
werborben.
Berrauen ſich (Hadamar, rhein. unterrhein.), uͤber⸗
mäßig von Schmerz über etwas ergriffen fein, verzweifeln.
Das Wort ift gebildet von reuen (im Prät. ahd. mhd.
rou, änhd. van, ram), welches neben ber unangenehnten
Empfindung über. etwas Gethanes, Gefchehened auch von
ber über etwas Gegenwärtiges und Bufünftiges gebraucht wird.
Berreden (8. rhein.), fierben, bj. von Thieren gejagt,
wol weil der Tob die Glieder reckt, auch fh.
Berreihen (Schwalach)orbnen, in Reihen fiellen.
Berrodeln (rhein.), Jemanden binterftellen, audern
Sinnes machen, ſ. aufrodeln,
Berröhren (8.),-wird zunaͤchſt von Rieſeln trodener
Körner, dann auch dom Ausgeben bed Geldes in Kleinen
Summen gefagt, tranfitiv ahd. rerjan, mhb. reren, |. röhren.
Geiler fagt: „ein tropff, ben efus verröret (vergoffen)
hat.” Agricola jagt: „De en ber vergettet,- bi
inuoß ſchaden nemen.
Verrötſchen (8.), verrütſchen (chein. unterrhein.),
1) durch Rutſchen verderben, z. DB. die Hofen; 2) durch un
tiefes. Pflügen Das Feld verderben; 3) durch Herumſchweifen
laden (Gaub), zu. Grunde geben; vieleicht von
mi. anhd. sacman Räuber, den sacman machen plündern,
r, mettre & sac?
isaft — (weft. unterrhein.), verſcheuchen, j.
af
errgatten, mhd. verschalten, fommt in alten Weiß-
thümern vor. Welcher Märker feine ht verfäumte, ber
wurde aus der Gemeinſchaft geftoßen, d. b. aus ze Mart
verwieſen, gejagt, verſchalten. S. Gr. 6;
430
Berfhammerieren (8. rhein,), 1) zu Schanden
machen, verderben; ARD ſich verlieben, fo baß man
leichſam zu imen bat, |. [hammerieren.
- ns ——— fich (S.), ſich beſchimpfen, verun⸗
ehren, bj. durch Vi
Berfgellern ed, einen Eleinen Sprung baben,
und darum nicht mehr jo fchallen wie vorher, bſ. im Bartic,
verfohellert, f. fhellern.
Berfpennen, verfhönnen (8.), burdy körperliche
Verlegung verunftalten, das fchb. verfhänden.
erihefien (Selter8), ploͤßlich befangen, verdußt;
nad dem Dialekt das Partic. von berjheißen:
Berfheuffen (Camp A. Braubach) eig. verfheude
en, verfheuchen. Sm. 3, 339 hat bie unperjöul. Baier.
eubesen, fheudsen, ſcheüzen bange fein, Bange
w
Verſchiß (Verruf), if aus der Studentenfprache hier
und da aud in die Volksſprache eingebrungen.
Verſchlampen, verfhlampampen, verfchlap-
pen erklären fi) aus ben einfachen Verben.
Verſchleüdern (S. rhein.), durch Sorglsfigteit von
a glentetn (Ufngen), Lihtfuig verifun, 8
erfälenteln ingen), le mig verthun, Zeit
und Gelb, von Schlankel abgeleitet.
Verſchlickern (8.), wie nichts achten und daher lie
ae ir . fhlidern
erfhmäh ſ. Ihmäh.
Verſchmecken (S.), eig. den Geſchmack pı rüfen, ver⸗
ſuchen; dann (fig.) empfinden, 4. B. bie —A
Verſchmorzen ee ), verſchmurrazen (Lin
Burg, noͤrbl. Taunus), verifhmurren sie und ba), ver
faulen, wird bf. von Sämereien gejagt, Die zu lange in der
GSrde liegen und nicht aufgehen, for Ar; verfporen. "Sm. 3,
475 bat einjhmorteln, ame, verſchmorren
eintrocknen, einſchrumpfen. 7 achs jagt: all vnſer Hoffnung
it verſchmorret.“ ©. ſchmorren
Verſchnappen 9 (8. thein.), aus Übereilung, Um
— theit etwas ſagen, mad man nicht ſagen wollte, auch
Hermes). Verſchnaäppig. „Eich hun meich ans
I eg euch verfhnäppigem Volk herbemöht.“
irmenit
Verſchnitten Lehr. $. 36. Verhauen 85. Üben
kleider (Wämmfer, Nöde, ofen, auch Schuhe, Stiefel)
wurden verſchnitten, verhauen, um dirch zierliche
431
a und Oeffnungen bie farbigen Unterfeiber ſpielen
zu laſſen.
Verſchnuckeln Ehein.), durch Schnuckeln (ſ. d.)
verthun.
Berigoten (8.), austrodnen, |. ſchol.
Verſchorren, verfhoren gehen (xhein.), übel
gehen, Partic. von verſcheren, |. ſcheren.
Verſchrecken Crhein. unterrhein.), erſchrecken.
Berjhrocn)mpeln (8. rhein.), einſchrumpfen, |.
fhrumpeln.
Verſchütten (8.) fig, zu früh gebären.
Berfhwappeln (B. thein.), verſchwappern (rhein.),
etwas Flüffiged im Tragen oder beim Aufheben verichütten,
ſ. ihmwappeln, [hwappern.
Verſchweizen, verſchwil zen (Herborn), verfengen;
ahd. suilizön ſchwul werben, suelzan, agſ. svelan (tranfit)
verbrennen; mhb, swällen erftieten, flerben vor Durft oder
Hunger; agſ. sveltan, goth. sviltan fterben.
Berfehen (8. bein. ), 1) einem bie Sterbefatramente
reichen ; 2) nö verſ. (von Schwangern) durch Sehen auf
das Kind wirken.
Berfeibät (Habamar), ausgezehrt, bſ. von einer
Krankheit, |. ſaͤbch en.
Berfohlen (8. rhein.), hart mitnehmen, durch Schläge
im Spiel x. Vgl. ledern, vernähben.
Berfollerieren f. follerieren.
Berforgen ſich, verforgt jein iſt unter den mitt
leren und Höheren Stänben ſehr gebräuchlich für ſich ver⸗
eirathen, verheirathet fein, Dabei gilt ber erfte Aus⸗
a — dom männlichen, der zweite mehr vom weiblichen
Berfpielt fein (thein.), 1) verloren, unglücklich fein;
2) gerne |pielend.
Berfporen (ehein.), Sporfleden befommen, ver»
ſchmorzen, f. ſporen
Verſprechen ſich ir fh no vor — vertheidigen.
„die Schöffen verſprechten fü
Berflabern (8. ala 6 R In arte verftas _
bert, verwirrt, verlegen, dann vor Schreden erftarrt, wie
verfeinert fein: Ahd. stabEn, arstab£n, firstabön, mihd. staben,
erstaben, verstaben, noch ſchweiz. (St. 2,388) ftaben flarr
fein. „Indem ih nun, wie Stogen Hänfels Kuhe, alfo vers
ftabert fiunde, vnd .nicht wußte, ob ich Binder ſich oder für
fich wolte.” Philander v. Sittewald.
432
Verſtandesdeckel m. (8.1, artsling,
Verſtauchen ı8.), Menfchen und Vieh durch allzu
frühes Anhalten zu übermäßiger Arbeit jo mitnehmen, daß
& «8 auf Tange Zeit ober auf immer fühlen, ‚übertragene
d. vom fchb. verftauchen; vgl. verworgen.
Verſtäunen ſich (meft.), joa. erffaunen.
Verftedeln ımt.), verfteden -
Berftriden (thein.), erftiden, |. erftriden.
Verfirummen (rhein. unterrhein.), verfirumpen
(Ufingen), erſticken, wird bf. von Pflanzen gejagt; gehört
wol zu ffremmen.
Verſtruweln (S. rhein.), ſtruwelig cf. d.) machen.
„Mit einem verftrubelten Bart.“ Philander v. Sittewald.
Berthunig, öfter verthuniſch (rhein.), wertäuend,
verfhmwenberifch, |. glühnig. .
Vertratſchen (8. rhein.), Plaudereien hinterbringen,
ſ. tratſchen.
Vertrinken (unterrhein.), ertrinken.
Vertrippeln (thein.), vertröppeln (8.), 1) tro
pfenweiſe verjchätten, Dann auch in weiterem Sinne verlieren,
j. trippeln; 2) vertrippelt fommen f. verzöppelt
Tommen,
Bertröllern (8.), bj. im Partic. vertrölfert 1) zu
hart gebreht; 2) (fig.), verwirrt, von. Menjchen gelagt, |.
trollern.
Bertudeln, verdbudeln (8, rhein.), mit Sorgfalt
verheimlichen, unterdrüden, damit nichts davon befannt wirb,
abb. fartuclihan, fertuchelan, fertuchlan überjjätten und
fo verbergen, in Oberdeutſchland fehr verbreitet.
Berurzen (8. wefl.), urzend (f.. b.), verberben.
BVervieft (S.), verſcheucht, ſcheu gemacht, |. wies.
Verwandt fein mit Jemanden (8. Rheingau), d. i.
ihm Geld ſchuldig fein, jo auch im Harzgebirg.
Verwären (8.), 1) vermirren, 3. B. das Gam;
2) fi verw., ſich gleichſam verftellenb, verwirrend gegen
etwas ſetzen, etwas abwehren, verhindern, in beiden Vd.
ſtark biegehd verwor, verworen und verwaren; bad
Bartic. verwaren iſt auch ſinnverwandt mit vergeiftert,
vergelftert.
Berwergeln (rhein.), wirrend durcheinander mengen,
f. wergeln. .
Verwichen (8.), neulich, in ber füngft verwichenen
Beit, auch lauſ.; vgl. vergangen.
- Berwifhen (zuweilen rhein.), erwiſchen.
433
gen (8), fa. verftanden, |. worgen.
Verwurſteln (thein.), durcheinander wirren, 3 B.
Garn, |. wurfteln, vgl. verzwerzelt und verwergeln
Verzaͤhlchen |. Stüdelden.
Berzählen (8. wt.), erzählen.
Berzammeln (8), 1) bin und wieber verlieren;
2) fi verz. fich fajern, verfajern, f. gammeln. -
Berzaubeln (9.), liederlich durchbringen, f. Baubel -
Verzeihen (Schwalbach), nachgeben, ſich biegen, Bf.
mit nicht verbunden, z. B. das Holz verzeiht nicht.
Berzetten, verzetieln, verzotteln (thein.), hin
Part wieber verlieren; aͤnhd iſt verzetten fehr gebräuchlich,
. zetten. -
Berzimpern, verzippern ſich (9. weft.), fih ge
siert Laffektiert) ftellen, |. zimper, sippern. „Des Ber
Fimpern ad mein Sad) nit 18.“ Yirmenich 2, 89.
Berzolphen (8), durch Unachtſamkeit, Liederlichkeit
um etwas kommen, |. Zolpch.
Verzoͤppeln (S.), 1) Hin und wieder verlieren, ver»
zetten; 2) verzöppelt kommen truppweiſe oder einzeln
anfommen, von Menjcen und Tieren, die zufammen ges
hören; vgl. vertrippelt, f. zoppeln. '
Berzwapeln, verzwaßern (8. wt.), fich nicht zu
faſſen Ngwabeln. nMeekt mer do net verzwaz⸗
zele.“ Streff 69. ö
Berzwerbelt, verzwirbelt (xhein.), verkehrt,
außer fi, |. zwerbeln, zwirbeln.
Verzwerzelt (weſt.), verworren, burcheinander ; vgl.
verwergelt und verwurfteln.
. _ Berzwidt, verzwadt (8. rhein.), 1) ſchlau, liſtig;
ee auffallend, geziert (affeftiert); 3) böfe, ärger
ld, f. awiden.
ne Heißt in Braubach jeder Nachmittagsgottes-
dienſt an Sonn- und Feiertagen, auderswo nur, wenn bie
Veſper gefungen wird.
ielmaul.n. (8. rhein.), Säge.
Biergebeins n. (8. weft.), 1) Waſſereldechſe, Salas
mander; 2) übh. Eidechſe, auch gs
Biering Y, Pfund, 3. ©. Buder, ahd. fiordung,
mh. vierdunc.
Biernfel (nit Firnjel), oberd. Vierling, ge
wohnlich Y, Walter. ö
Blerfhügig in Lehr. 99: „Run folt du willen bie
Phyſionomie und wahre Geftalt des Freyen. Der Freye
Kehrein: Wörterbuch. 28
434
war ein vierfchüßiger Mann, mit einer greißen Kroll, ein
breitlicht Antlig mit einer flachen Nafen“ erklärt Rofſel:
»(schiuzice — schüwzig) = scheu, entsetzen erregend.“
Mir will diefe Erklärung wicht gefallen. Das mhd. schiugie
(unſer ſcheußlich) heißt in einem Vokab. von 1419 ſchaͤwtzig,
im 16. Ih. ſcheuzlich, Sheuglich, in einem Vokab von
1618 fcheuzig, nirgends jhügig. Und was foll vier
fein? Vierfchützig ift wol oa. dierſchrötig d. i. fehr
ſtark gebaut. J
Viertel fva. Barn. ’
Bierteldmeifter ftanden an ber Spipe eines Vierteld
der Stadt, des Dorfes, find heute in ihrem Amte unbe
deutend. -
Vies (Hadamar), 9) waͤhleriſch, bſ. im Eſſen, fieg.
fees, hol. vies; 2) (8.), fehen, von Thieren gejagt.
Viez f. (Limburg, Mainz), Bits (8.), eine Art mürber
Wede; in Münden iſt das Fizl rundes, mürbes Gierbrot
- (Sm. 1, 581). S. rechnet das Wort zu fett und feiſt.
Viglin heißt hier und da die Violine.
Virgaß, Virjaß Crhein), Verjaß (Weilburg) pl,
Schläge, virjaffen Schläge geben, lat. virgas Nuthen.
Vits |. Viez.
Bögeln (unterrhein.), wie einen Vogel füttern, von
kleinen Kindern gebraucht.
Vogelwicke heißt in Reichelsheim die Wicfenplatterbfe
(lathyr. prat.). . .
Volatives, Vofativus m. (S. wt.), pfiffiger, ver-
ſchlagener Menſch, Schlaukopf; vofativefig. „Daß du ein
ſolcher Vokativus biſt.“ U. Bäuerle: der Leopoldstag 2, 12.
Bol, Vul, Dialektform für Vogel; Schalk, ſtaͤrker
als Vokativus, ahb. fokal, mhd. vogel, engl. fowl, vgl.
Slel, Nal, Mal. ©. 18, Nr. 1322, - .
..„®olf.n. (S.), 1) das Gefinde; 2) die ganze Familie;
3) bös gefinnte Menſchen; 4) Rumpengefindel,
Bolleul m. f. (rhein.), Trunfenbold. „Komm, loß den
Volleil gehn“ Hampes 37.
Volstraube heißt am Rhein der Manerpfeffer (so-
a 6. hhd. ke
ot aunhd. vor, ahd. fora, vora, goth. fora) ſteht
durchgaͤngig für das ſchd. vor und für ai. u A
geth. faur); hier und da fteht in beiden Bd. für, nirgends
aber finden fich beide Wörter neben einander in der ſchd.
Anwendung.
435 -
" Bollzinfig (vlt), „Wer den hern ſchuldig tft eynen
heller Fa] ſchilling bodenzinſch, der heiſſet follenzinffige.”
4 560.
Bor mir (rhein. unterrhein.), meinetwegen, id habe
nichts dagegen, auch lauf. „Das Fannft du vor mir thun.®
Borbeigraunen (unterrhein. Schifferausbrud), vor
sel 5 im weit. Dial
orbeugen, im weh. jet würböie, zuvor⸗
Tommen baburdı, daß man von der Seite in einer Frummen
Linie voraneilt, 3. B. ein Pferd vorbeugen.
Borhaf n. (Braubach), Gewann.
Borhag, Vürhag m, (8.), das außerſte ſchmale
Lederriemchen an einer Peitſche, woran die Schmid (ſ. d.)
geknüpft wird, rhein. Hag, ſelten Vorhag.
Vorrath ſ. Handhab.
Borf Hagen, mittelft einer Stange vom Schiffe aus
die Tiefe des Waſſers unterſuchen, bj. an feichten Stellen.
Vorſchmeißen (wt.), ſtaͤrker als vorwerfen, Bor»
wurf maden.
orſchnippig, vürſchnäppig (8), etwas ftärker
als ſchnippig, ſ. Schnepp.
Vorfſchuß m. (rhein., unterrhein., weft.), feines Mehl.
Bort, vorte, vorten (8. rhein. main.), vorher,
vorhin, früher. „Sie howwe vohrt fahn Drumb mehr bes
kennt.“ Datterih 8. Auhd., baier. und ſchleſ. heißt Dies
Adv. vor, ahd. fora, fore, mhd. vore, vor.
Zortheil m. ıwt.), Kımflgriff, bj. bei Hanbwerfen.
Vorwitzchen, Bürmwigchen n. heißen bier unb da
Herbftzeitlofe, Primel und andere Frühlingsblümchen, die
gleiyfam vormigig bald hervorwachſen.
Vreden (Selters), Dialektform für das ſchd. ver»
reden.
W.
Wabel f., eig. Wald beere, welchen Namen alle in
Wäldern wachſenden Beeren haben, bj. jedoch bie Heibel-
Bee (yaccinium myrtillus); vgl. Wolber, Worbel.
abeln, waweln (rhein.), wimmeln, bater. (Bm. 4,
4, 8), A A — ——— —
jierchen gejagt, Würmchen, Läufen, oft vd : es wis
belt und nahen alles. Das Wort ift abgeleitet von
weben, |. wibeln. 9. Sad fagt: „In biefer ongeftiun
tm wabeln.“ ö
Bad (Idſtein), Talg, zu Wieche gehörig?
436
BWahhel, Wahhelertern (8. rhein.), Wadıpol:
berftrauh, — fern; ahd. wachilter, wechilter, wehalter,
wechalter, wecholter, wechelter, wechelder, mhb. wechals
ter, wecholder, wecholter, änhd. Wacholder, Wad-
holder -
Wachtel f. (8.), Ohrfeige, Schlag; wadteln durch⸗
. prügeln, auch baier. Gm 4, 18). Dabaier. auch wädeln
gejagt wird, fo leitet Bm. das Wort in fig. Bd. von wädeln
wehen, faͤcheln. Hol. wafel ift Waffel und Ohrfeige. Nah
tem Übergang bes nd. ch in obd. f. (z. B. Nichte Neffe,
Sqlucht Schluft u. a.) dürfte bei Wachtel vielleicht am
holi. wafel gedacht werben. Vgl. Obrfeige.
Wadel ift in Caub, was fonft Juder (ſ. b.).
Wadeln (8. rhein. lauf.), prügeln, wol wadeln machen.
Badeler, wadelerig, vgl. wideln.
Wäden (unterrhein.), mit Wadenfteinen pflaftern.
Waderig (8. wt.), 1) wach; 2) munter, ſchuell, in
biefer Bd. auch wader, wovon waderig, (auch bei Viehoff)
abgeleitet ift, ahd. wac, wach, wachar, wahhar, mhd. wacker.
Abv. wackerliche,
ei Wabe f. (Salz), kurze Hofe, die bis an bie Wabe
reicht.
Waffeln (8.), 1) viel und zwar unnöthige und uns
überlegte8 Zeug ſchwahen; 2) die Worte durch einander
werfen und baher unordentlich reden. Waffeler, Waffel»
maul, waffelerig, Gewaffel. Sm.4, 34 hat wafen,
waffen, Gewaff; St. 2, 427 wäffelen in gleicher Bp.;
H. Sache jagt: Schweig nur vud halt dein waffelı Mund) zu.
Wahl in ber Dehr. . 113 ift ein Welfcher, aus
Welſchland, mhd. walh, welch.
Wählwort (8.), in Heidesheim Willwort Bow
wand, Ausrede, |. Wermwort. ö
Währ n. (8.), Wert, Wern, Werner m. (thein.),
Blutgeſchwur am Augenlied, fehweiz. die Wärre, Werre,
Bater, die Wern (St.2, 435. Sm.4, 156), mh. die werre,
werne, agſ. vorms; vgl. ſchwed. var, agf. wyr Giter, ungar.
wark Schwären.
Wahrhaftig und Gott (chein. wt.), eine verftärkte
Betheuerung.
Wahrſchauen ſich, fich vorfehen, in Acht nehmen.
Wahrſchauer, der bie Ankunft- eines Schiffes, Floßes an
zeigt, Wahrfehau, der Ort, wo dies geſchieht.
Währzig, wahrzig (8. weh.,, fürmahr, wahrlich,
auch fraͤnk. und bei Stieler wärzig, nad Sm. 4, 123
437
gu erflären, wie go hig, hunzig d.i. gott8-ig, Hunds-
ig, obwol ahd. warazian, warezen verfidhern vorkommt.
Waig, eig. Weihe f.CS), 1)fva. Wautch; 2) Ver
uf in Handel; 3) einen in die W. legen d. i. wader abs
prügeln.
Wake (vom mhd. wäc Wog) Heißt in Reichelsheim
die Binfe- — lac); Wakenblume die Wafſerviole
(butomus umbil
Walt. & Goarshanſen), Wiege, ahd. waga, wire,
mh. wage, wiege; ahd. PI. die wagele, ſchweiz. Wagele
(St 4, 427), Ihwäb. Wagle. Daraus Ai Wal gefürzt,
vgl. glel, Ral, ol. 18, Nr. 132.
Balbe m. (rhein ), die Einbiegung des Daches ſchief
herab an der Giebelſeite, ſchd. Walin, ahd. walbo, mhd.
walbe, wolbe, wulbe.
N Ghein. S.), malaern (8.), ſchwer und unbes
Sims gehen, ſich gleichfam wälzend fortbewegen ; Walgerer,
walgerig, Gewalg. Davon tranfitiv (8. rhein., unter-
thein.), wälgern wälzen; goth. valugjan, ahd. walagön,
— Fu woͤlzen und gehen, mh. wal; , wel-
er Nubelteig wird mit dem Wäigerbor ol ge⸗
— ert.
Baiten (8.) fg,
Ballefelm. (8.), au ae grober Menfch, wahrſchein⸗
U Baldejel. .
Wallwel, wohlwell (8. weſt.), Dialektform für.
wohlfeil, woltfel.
Walpobe, Walbote, Wallbote (vlt), mhd. walt-
bote, Geſandter, Stellvertreter des Herm, — oft in
den alten Weisthümern vor, 3. B. Gw. 3,
Walfebod m. (Wiesbaden), Bede, eh Ratbss
bock, fonft Hedebod (acarus reduvius).
Balz m., fva. Efel 4.
Bammer, Dialektform für wann wir, wann man,
f. S. 20, Nr. 1
Wampe, Wamm m. (8. wt.), Bauch, goth. die
vamba, ahd. wamba, mhd. wampe, wamme, nun auch ſchd.
Wanfen, wamſchen (8. wt), burchprügeln, eig.
den (das) Wams, Wamms, aͤnhd. Wammß, Wam-
meß, mhd. wambeis, "wambis d. i. bad den Wampen ber
bedeibe Kleid ſchlagen; die Wamſch Schlag, Wamſcher
der gerne Schläge gibt; wamſ Herig zum Schlagen geneigt,
weit verbreitet. „Do hoit er mer de Budel fo dorchge⸗
—e— Sireff 8. „Wammſche ſollt eich en.” Kir
meni
438
Bande (Gaub, Lord), Wanpfehe(St. Goarshanſen,
Kiedrich im Rheingau). ſ. g. Fauſthandſchuhe, hol. die want,
wol das nun verlorene ahd. die wanda, mhd. das want,
nd. bie Wand Gewebe, wolleneß Zeug. Dal. Leinwand.
Wandern, wannern ($.), I) wie hochd.; 2) ſpuken;
vgl. umgehen; 3) (thein. unterrhein.), ven Dienft wehjeln,
vom Gefinde gebraucht, auch in eine andere Wohnung ziehen.
Wandlaus, verbreiteter Name für Wanze, ahd.
mhd. wantlüs, holl. wandluis, Rda.: „So biſſig wie eine
Wandlaus.“
Wankeln (S.rhein.), ſva. ſchrankeln (ſ. d); Wan⸗
keler, Gewankel, wanfelig. Ahd. wanchiljan, mhd.
wankeln vom Adj. ahd. wanchal, mhd. wankel, agf. van-
col, dies von ahd. wankön, wanchön, mhd. wonken wanken.
Wann ſteht durchgängig für wann und wenn; bei
Luther ſteht wenn für beide, mhd. und ahd. ſchwankend
wanne, wenne in beiden Bd, ©. dann.
Wann, Wanne f., längli runder Korb. „Wanu
tft fein Käskorb" fagt der Vollswiß, wenn Jemand das bes
dingende wann gebraudt.
Wanneh, wannehr (unterrhein.,, wan ni (8. Weils
Burg), wannin, wenni (8.), winni (Rennerod, Montas
baur), wenn, Fragewort, bei Etieler wann ehr, älternb.
wanne, wannen, wanneen, wanneer, hol. wanneer,
dgl. bellin, anne. „Wannehe vnd melde zeide ſolche
ginnf8 vnd lehen betzalbt follen werden?“ Bendorfer Weid-
tbum von 1621. Gw. 1, 613. Oft in diefem Weisthum.
f Zennße (Weſt.), d. i. wann du, auch ſchleſ. Wd. 81,
. € e.
Want (vlt.), da, weil, ahd. wanta, mhd. wante, am
längften im Nieberbeutjchen erhalten, findet ſich noch hier
und da in alten Urkunden. „Want nit ſicher iſt dan ber
bot“ in einer Urk. von 1336.
Wanzeln, wänzeln (rhein. weft.), wälgen, wälgern.
„Wie mer us do im Tred herummengle thäre.“ Kirmes
nich 2, 90. Iſt an wandezen von wenden zu denfen?
Wappcheuf. (thein. unterchein.), Wappj (unter
thein.), unfoͤrmlich dide Weibsperſon, zum folgenden Wort
EN
appeln (rbein.), bei Stieler wabbeln fi) zitterud
bewegen, mb. wappen.
ar (S.), wohin, ahd. wara, mhd. war, vgl. bar.
Warf m. (unterrhein.), Rand, Ufer, Damm, nd.
Warp, mihd. warf, warp.
439
Warmde hört man auf dem Wefterwalb hier unb
da noch für Wärme, mbb. wermede, bei Geiler die wermbde,
bei Stieler die Waͤrmde neben Wärme.
Warre, worte, wort, worren, wurre(S. weit),
nicht wahr, nicht wahr du? Werrt, worrt, wot nicht
wahr ihr? Für das fragende nicht wahr? Hört man auch
das dialektiiheniwohr, newohr. Aus newohrde (nicht
wahr du?) ſcheint worre gefürgt. Sch. hat in berjelben
Bb äworr,eworr,äwoarnfe,netwoarne (ſe—Sie).
Wartag f. Wertag. x
Was, Wis, Wäshen (wt.), Bafe, des Waters
ober der Mutter Schweſter; jede Verwandte; in Bornich
bie Herrin im Haufe (vgl. Fungefra); ahd. wasa neben
basa, base, nıhb. wase, base, nd. wase. -
Wäfchen, fehwägen, iſt mit feinen Ableitungen wt.,
hd.
Wäfelich, weſelich, westlich (8. weſt.), freunblid,
uvorfommend, höflih, nad) Sm. 4, 172 aus ahd. huas-
0, von hwas, agj. hvaes, hvat, altn. hvass, hvattr,
inhd. was, wahs, in der Volksſprache Hier und da wild
raſch, ſchnell.
Waſem m. —8 wt.), Raſen, ahd. waso, mhd. wase,
wssme, aͤnhd. waſen, wafem. Gw. 1, 577. 579.
Waffer,. in der Rda.: „er bat W. geladen“ d. i.
leidet an der Waſſerſucht (Dillenburg).
Wäffer n, (Wehen, Hadamar), Kleiner Waflergraben
in den Wiefen.
Wafjerhaus f. Barich. .
Waiferlobe foa. das fd. Waſſerſchoß.
"Waflern, die Riemen ind Waller ſenken, bei Schiff
ten.
" Wafferfpagen heißen (in lacht U. Diez) die Mehls
Waſſig, Weſſig m. (S. weft.), bei Sch. die Wäste,
nd. Wad dik, Molten (f. d., Käfemaffer, mhd. wezzich.
Wit, Wet, Wietf. (rhein.), Weiher, Pferbeſchwemme,
auhd. Wed, Wetti; ahd. wetti, mhd. wette, holl, wed,
von waten.
Watſch f., Obrfeige, durch ganz Mittels und Ober
deutſchland verbreitet, mh. watze, watsche; orewetzelin
leichte Obrfeige.
Batjchar, irgend ein heute nicht mehr näher bekannter
Antheil an einem Srundftüd, ahd. watscara, wadiscara
(®raff VI, 529. Sm. 4, 195), wird in alten Weisthümern
BL
oft erwähnt: „Einen oberfien herren vnd richter uber wat»
ſch ar; ober weidſchar.“ Gw. 1, 557, 571.
Latfheln 1)(B. mt.), geben wie eine Ente, aud) fchb.;
2) (chein.), ſchwaͤtzen. Watjcheler, Watſchel, Gewat-
ſchel
Watz m. 8. rhein.), Eber; Wirrwatz Eber, ber
noch eine Balle hat. Beide Ausbrüde ſtehen auch als Schimpf⸗
name für geile Mannsleute, baier ſchweiz. Waß, Weß;
altn. hvatz ift übh. Maͤnnchen von Thieren.
Wapig (weſt), feifig, nicht mehlig; bf. von Kartoffeln
geſagt; am Kdein hört man wegig, wepfteinig.
auau m. ıFimburg), fva. Allmein, Wahticpeintic
der durch diefen Ruf jeden Anbern wegichreden will.
Wauwau (Idfiein), foa. Bupemann, baier. Wu⸗
wu, Wauwau; vgl. Wuwelackes.
Wawrichen (B.), von einer beftänbigen, aber etwas
langfamen Bewegung aus Grmübung, Überfpannuug ober
Unvermögen. ”
Webern, wabern (thein.), ſich lebhaft hin und her
bewegen, gejchäftig jein, änhd. webern und wäfern, mhd.
waberen, weberen, altn. vafra, ift von weben abgeleitet,
Wed m. (S.), Semmel, an andern Orten allgemeiner
gem, — Schoͤßchen ꝛc. Wedeplap Kuchen aus
eizenmel
Weg f. in der wt. Rda.: „aus ber Weg (We) gehen“;
mhd. die wer Richtung, Bahn! day ich ibt az der wege
var. Grlöj. 907.
Wegbugfen (thein.), wegpußen (thein. S), beim-
lich und gefehwind entwenden. Grfteres ſteht für bugfieren
ein größered Schiff von kleineren Fahrzeugen fortziehen
laſſen; letzteres iſt pußen reinigen in Übertragener BP.
Wegfertig (ult.), mhd. wögeverteo, eig. auf ber
Reife begriffen, wirb in alten Urkunden bf. von folchen Uebel⸗
Aare gebrauht, die zur Sühne Wallfahrten an heilige
rte machen mußten; die Wallfahrt war aljo ihre zeit:
weilige Verbannung. ©. Gr. 737. Br. 618.
Weggehen (in voller Konjugation), weg fein (mur
im Prät.), feine Nothdurft verrichten, ift ziemlich wt.
Begihiljer heißt am Rhein und in der Pfalz der
Wern, Werner, weil er gernan Perfonen ſich zeigen fol,
die in den Weg, ins Fahrgleis ſcheißen.
Wegfteuer f. (thein. 8.), Kraft, ſich von einem Ort
zum andern zu begeben, zu feuern.
Weheleib (rhein.), joa. Abweichen, Diarrhöe.
41
Behr f. (vlt), , Theil eined Befipthums. Gw.
523 u. d. Davon der Be ‚ter, Gigenthämer;eines ſolchen
Theils. ©. Gr. 555.
Wehren ſich (rhein.), tüchtig arbeiten.
Weht, Wöht f. (S. wefl.), der vom Winde ſchichten⸗
weife zufammengewehete Schnee; mhd. das gewäte, fleierijch
Schneewete, baier. Schneewande.
Be thum n. (thein.), Schmerz, mhd. wötuom.
Wehwehchen n. (8. Kein. .), was Schmerz —E
(fg) Schulden; ahd. der wo, inhd. wöwe der Schmerz.
PR W m. (8.), Ehemann, ber feine Frau gut
andelt.
Weibermenſch (8. weſt.), Weibsmenſch (rhein.)n.,
Weibsbild, ehrbar; Weibsgefhirr etwas veraͤchtlich.
mDat Weifsgeſchaͤrr ’lo aus ber Stadt bat eß nor Gans ⸗
geſchnarrer.“ Firmenich 2, 88.
Weiberſcholles m. (Schwalbach), ſcherzhafte Be
nennung ber Hebamme.
—— (wet), ein in Branntwein geweichtes
(getaudhtes) Stüd ©
eich erling (Marienberg), Granbirne.
Weoid, Wied f. (8), 1) Ieinener Zafen, den man in
eine Bunde legt, damit fie nicht vor, ber Beit zubelle, se
drehete Eharpie; 2) Docht in einer Öllampe, in diejer Mb.
vhein. Die Wich, ahd. ber wioh, mhd. wieche, agj. vöoc,
75. j "Wiek; Bidegarn, baier. Wichen garn
Weid und Wonne, ſchon mid. findet ſich oft in
alten Weisthumern. „&inen oberften berten uber wunne
ober wat; uber wonne vber wat; bber wonne vber
wait.“ Gw. 3, 492. 493.495. Whb wünne, wunne, ahd.
waunnf, goth. A Me bearbeitetes, zum Heuen beſtelltes
Beitemetu)em m. “8. ), Weibenbohrer, Holzdieb.
Weien (unterrhein.), pflaftern, holl. plaveijen,
veijen eig. mit Flurſieinen belegen, bie plavei Slurjeieer,
engl. to pave.
Beilfe d. i. weil du, |. wann ſte.
Wetnächter (vlt). „Wer da wil wyn ſchenken, der
ſal den wyn laſſen achten von ben bie datzu gefaget worben,
vnd fen: den wynechtern by ge fagin, wie er ben wyn
gekauft hait (Bat).“ Gw. 1, 525.
eingiodenzeit (ik. ), bie Zeit, wo bie Glocke
läutet wird zum Beiden, daß bie Weinhäuſer gefchlo| en.
werben follen. Lehr. $. 68.
- - 442
Weinſchar wird in alten Weisthümern erwähnt. „Wer
den bern weinſchar ſchuldig ift zu thun“. Gw, 1, 560.
Sm, 3, 381 Hat vom 9. 1650 „das Haſelbacher Lehen hat
den von Deperpaufen eine Weinſchar oder Fahrt Wein
auf 3 Meilen Wegs Leiften müſſen.“
Weismahen, weid werden (thein. wt.), vom ah.
wisi, mhd. wise meife; ahb. wisi tuon, wis tuon, mhd.
wise machen jemanden von etwas in Kenntniß fehen, fpäter
m Pr abweichender Bd. Die Schreibung weiß m ach en
iſt falſch.
Weisthum (vlt.), mhd. wistuom, gerichtlicher Aus-
ſpruch; Verordnung, die in die Gerichtsbuͤcher eingetragen
iſt, um das Andenken einer Sache auf die Rachtommgu zu
Bringen, geihntices Dokument. Das Wort ift n., bei Gw.
1, 581. 841 auch m.
Weißbönner, — Binder m. (8. wt.), Tünder; das
Weißgebönn 1) die weiße Tünde an ber Wand; 2) fig.
die äußere weiße. Haut.
Weißkraut n., 1) (rhein.), foa. Kappes; 2) (Weil
burg), Wermut. !
Weißpent d. i. Weißpfennig eine ältere Silber
münze von 2 Kr. Werth. ©. Schilling.
Weizen (eig. Wäz, Was) iſt im fühl. Theil bes
Landes meift m., im nörbl. auch f, ahb. der hweizi, mbd.
ber weize. .
Weis f. (Selters), die Wulft am Leibchen (ſ. d.)
ber Frauen, worauf das Unterkleid befeftigt ift.
Weme, wöme (S.), wie viel? Es ſcheint aus mhd.
wie m& (wie mehr) gekürzt.
Wemmer, Dialektform für wenn wir, wenn man.
Wenden bie Hojen, die Buge (wt.), feine Rothburft
verrichten. .
Wendig, windig 1) ıS.), übel, böfe, ſchiecht, bi.
„von Zermöger&verhältniffen gejagt, mit denen eö beſſer ſtand;
2) (rhein.), abwendig, änhb. wennig, wönnig, ab. wen-
äic, zn menden. 5
engert, Wingert, goth. veinagards, ahd. wine
ges, wingarto, wingart, mid. wingarte, änbd. Wein⸗
garte, —ten.
Wenn, Wennche heißt in Hacheuburg ein zwiſchen
Gebäuden, Mauern, Garteneden u. dgl. — ſchmalert
Gang, Weg, Gäßchen, wol gekürzt aus Wende; vgl.
Anwann.
Wennni ſ. Wannep.
443
Wenfel f. Winfel. 5
Wenzelden (Selters), Y, Schoppen.
Werb, werbe (vlt.), unſer mal, in Zi. mit einem
ihlwort, 3. ®. eynwerbe, zwywerbe, andetwerbe.
8 war früher ein Gubft., ahb. hvarba, warba, mhd. wörbe,
mnd. warf. ©. Grimm, Gram. 3, 232.
Werh am Roden haben (S. rhein), d. t. etwas
verbrochen und das Verübte wieder gut zu machen haben,
Werfen, in der (rhein. weft.) Rda.: „Es hat viel
Schnee geworfen“ d. i. viel gefchneit. -
Wergeln (rhein.), wirrend durcheinauder mengen,
drehen; baier. (Sm. 4, 153) wargeln, walgern, rollen.
Werte, wirke Tuch (rhein. ımterrhein.), grobes von
Werd verfertigtes Tuch; ahd. lautet das Abj. Swirchin.
Werner, Wern, Werr ſ. Währ.
Werref. wider.
Werrt |. warre.
Wertag, Wärtag eben), d. i. Werktag, mhd.
werctac; Wertes, Werdes (8. weſt.), Werktage; Adj.
wertags, wartags, wertes: biewertagfe, werteje
Meider. Vol. Lebda.
Wörmwolf m. (rhein.), Nimmerfatt; agſ. verevulf,
engl. werewolf, mhb. werwolf, eig. ein Mann (goth. vair,
ahd. mh. wer, agj. vör, var, lat. vir), ber ſich in einen
Wolf verwandeln kann. S. Grimms d. Myth. 1.9. ©.
1047 f. und meine d. Myth. S 55.
Werwort (vlt.), bei S. Brant (} 1521) Wörwort,
mhb. werwort, Willwort, Entſchuldigung. Lehr. $. 108.
Weſen nennt man bei Montabaur, was ſonſtwo Gichter
t.
Weſte iſt Die geftridte Jade da, mo Bruſtlappe
für Die gewöhnliche Wefte fteht. Weft if durchgehends m.
- Weftergiebel wwlt.). Im 9. 1566 wird Norbhofen
jattet „ein freyer markh, welcher anhebt vff den abent
Ipurgis, vub bie fryheit des marckhs werbt (währt) biß
in den dritten tag, fo lang daz die fon (Sonne) vnder ben
weftergiebel geht, welches iſt vngeuerde (ungefähr) biſs vmb
die 12 uer (Uhr).“ . 1,:836.
-Wefterbaubf. (8.), eine Art Haube, weldye mandje
neugeborne Kinder mit auf Die Welt bringen. Die frühere
Sprache hat wösterbarn, wösterkint Kind im Tauftleid,
wösterwat, wösterhemede, wösterpfeit Zauffleid, wäster-
huot Taufhaube, wösterlege Patengeſchenk, auch das einfache
die wöster für wästerhemede; es ift dad goth. vasti, lat.
vestis Kleid. — Diefes weiter ift nicht fa. weiß, ift
——
auch gar nicht das in Wefterwald vorkommende Wort,
wie Vogel u. 9. irrthümlich annehmen.
Wette (vlt.), Pfandvertrag, Strafe wegen Unterlafiung
einer Pflicht. Gw. 1, 571 u. 8.; vgl. Bare Wette, Wett-
machen und ſ. Gr. 601
Wetter: böfe W., ſchlagende W. die ber Gefund⸗
heit ſchaͤdlichen Dunſte in einem Bergwerk, bie bei Wetter»
Tojung mb Wetterwechfel entfernt werben.
etterleuchten (wt.), ift verborben aus bem Altern
wetterleihen (leihen fpielen). Geiler hat: „des blißz
ober wetter laychs.“ Agricolg bat: „bonnern, bligen vnd
wetterleuden.“
Wettern (wt.), fluchen, donnern und wettern.
Wettmachen (S. wt.), erwiedern und dadurch aus⸗
gleihen, von empfangenem Guten wie Böfen. Goth. das
vadi, ahd. wetti, mhd wette, wet, agſ. vedd, altn. ved ift
das Verpflihtungsgeld, Draufgeld; dann Pfand als Gr:
füllung und Aufhebung einer Nechtöverbinblichkeit, fo wie dieſe
ung art gerusfäuenbe Aufpebung ſeibſt. Die Rom,
wt., au .
Weg £. (8.) ber ſcharf gemachte (geweßte) Theil eines
Schneidewerfzeuges.
Wegßen ſich Crhein.), fih durch Reben gegenfeitig zum
Streit reizen, Wortftreit führen.
Weßig f. wagig.
Wibeln, wiebeln, wiweln (8. rhein.), wimmeln,
in Oberdeutſchland wt. (Sm. 4, 8), mbb. wibelen von
weben. Davon ber Wibel, ahb. wibil, mhb. wibel im
Dred:, Korn, Roßwibel.
Wibeln (thein.), ein Loch im Strumpf, im Kleid ſchlecht
zunaͤhen, gleichſam verweben, auch baier. (Bm. 4, 8).
wis f- Veid, Bid. .
Wichſen (S. wt.ı, prügeln, auch fd. (I. Baul), über-
tragen vom Wihfen (für wädhfen, ahd. wahsan, mhd.
wehsen eig. mit Wach beftreichen, glätten, glänzen) ber
Schuhe, wie gerben, ſchmieren u. a.
Wide PL, Sarg Bicjer.
Widelbuge £. (S.), lange Beinkleider, welche wie
Widelftrümpfe bis an bie Kniee herauf zujammengewidelt
werben und daher runb herum eine Wulſt Bilden.
Wideln ırhein.), abprügeln; entweder Rebenform von
wadeln oder fig. von wideln, einwideln.
Wilvogel Heißt auf dem Weftermald das Sräuzchen.
5 (a derbalgen (thein. unterrhein.), widerſprechen |.
algen. B
445
Wider f. fagen.
Widerböifts (8, 1) von Menfchen und Thieren,
benen die Haare zum Keil gerade in die Höhe ftehen, ober
gegen den Kopf zu ‚gefennt find; die Widerbörft, 2) un-
Fr — 3}widerfpenftig; 4) widrig von Tönen (1 — 3.
auch rhein.
tberbaarig (chein.), fva. widerbörftig 3.
Wivermuth m. unterrhein.), Ekel, Abſcheu, Wider
wille, mhd. widermuot.
Widerfang (vlt.), Gegenkronhe „Da machten die
Meifter neue Lieder, das hiefje —A— mit drey Geſetzen“
(ſtatt der früheren 5—6). 76.
Widmen, mhd. —8 ah. widumjan, ftiften,
gründen, außftatten, kommt in alten Urfunben oft vor.
Wi e (thein. a fobald als.
Biet,b. iege (Hadamar), was fonft Juder.
Biefel, ai mb. £., anhd. & m. .n., bei Göthe f.
und n., fehwantt nafjau. dur alle Geſchlechier.
Bielele ſ. das gebraͤuchlichere wufeln.
Wiejendeikel, edel (Herborn), eis (al-
cedo); Wief enfzippes, Mautourfegeie ( illotalpa);
Wiejenpappel Dotterblume (caltha palustris).
Wieſte d. i. wie bu, |. ©. 23, Nr. 174,
Wiei ſ. Wit
Wildwachs n. (rhein.), ahd. der waltowahso, mhd.
ber waldenwahs, waltewahse, waltwahse, altfrief. die wal-
dewaxe, änhb. bei Geiler Eltewachs, fomei | das Alter
wachs. Waldswachs, auf Ho v weſtfaͤl.
Wild waß, iſt das ſehnichte Ende des —* Wi Muskels.
Fohs iſt wol entſtellt aus Wachs.
Will, woͤll, Dialektform für wild, ſ. S. 17, Nr. 120.
Willen (chein.), Diatettform für wollen, mbd.
wällin, wie gelben, mbb. güldin.
Willin ſ. Bilfin.
uihengel m., Koͤnigskerze ‘(verbascus thapsus),
llwort f Wählwort.
Eins, Diakktform für Winde (oonvolvulus).
Windblas, Wendblos f. (B. rhein.), trodene Fäul ⸗
niß im m Del namentlich in Nußbaum und Eiche.
Windbläfig (olt.), Windfall; Holz, woburd der
Wind blafen kann. „En wegen, — sul (vol Holz) ubel
geladen vnd wintbleſfig.“ Gw.
448
Windflügelbieh früher im a —
wehr hatte, d. {. wer feine fläte oh hatte und nicht
mit feinem ehelichen Weibe lebte. Br.
Windig |. wendig.
Bindfe, winſch G. rhein.), 4) ſchief, verbreht;
2) falj&, von der Seite, 3) link, linkiſch. Alt. einfach vindr
ſchief, krumm, dän. ji fepimeb. vind; windſch, zu winden ges
börig, bei Sm. 4, 108 windifd, bei St. und W. wind ſch,
iſt abgeleitet, nicht and winbfdief gekürzt.
indjhiff Heißt bei einer Schiffbrüde das Schiff,
welches bei Öffnung ber Brüde abgefahren wird.
Binbfhlag, vom Wind abgefchlagene Aſte, Bäume,
wird in alten Weisthümern oft angeführt. Gw. 1, 537.
59. Die alten Rehtöverhältnifje Hiecäber ſ. Gr. 518.
Wingert f. Bengert.
Wink (rhein.), mint S. weſt.) wenig; ahd. wenag
deweinendwerth, unglüdlid; weiug, weng, wönch leider!
dann ſittlich ſchlecht, daraus ter heurige Begriff, mb. we
nec, wönic, wönc.
Winkuff, Winkoff, Wönkoff m., ein Weintrunk
(Weinkaufı ald Symbol (Zeichen) eingegangenen Kaufe,
Handels (melde Anwendung zuerft im J. 1245 erwähnt
wird); daher im Befondern Verlobung und dabei ftattfindenbe
Mahlzeit, ſchon mh. winkouf, baier. Weinkauf (gesehud
licher Leitkauf, mhd. Ittkouf, von ah. Hd mbp. It Obfl«
wein), fränk. Winkoff, wijnkoop, nd. Winkopp,
äuhd. winfauf Gw. 1, 642. ©. weiter Gr. 191.
Winn und weh, mwinnemeh (S wt), fehr wehe,
auch baier. und ſchweiz. (Sm. 409. St.2, 453). „Es werb
mer allemol winne weh.“ Streff 61. &. Häplerin (15.
Jahrh.) hat: „von dir fo ift mir wind. und we; fo iſt fm
wind vnd ant geſchehen.“ Both. agf. vinnan, ab. winnan,
mbb. winnen {ft Schmerz Ieiben, fi) abmühen; daraus mit
Mühe erwerben, gewinnen.
Winneltraum ıweft.), Wendelbohrer; mhd. wintline
Bohrer. Kann traum aus drehen erklärt werden? Holl.
drasiboor d. i. Drehbohrer, Wendelbohrer.
Winnelweicd (then), fehr weich, fo daß man ben
Qeprügelten gleichfam einwindeln muß; baier. windelweich
(Sm, 4, 107), mhb..bliweich (bleiweich). „Ic wellt en
winnelweich dreſche.“ Datterich.
en Stoff
infel, Wenfel (weſt.), Strobfeil zum Fruchtbinden;
es iſt wol Wind ſel von winden.
447
Wintergrün m. (Braubach), die ftinfende Nieswurz
Chelleborus foetidus).
Winter hauch, —hauchel, — haube (chein. unter
rhein.). Herbſtzeitloſe (colchicum autumnale).
Winztg, wunzig, wunnewinzig (8. it.), ſehr Hein,
mhd. winzie, wönzie, wintzig, weinzig; winzig it jchb.,
wunzig nidt. „E wunzig Elaaner Krotze.“ Lennig.
Wipp m. (thein. unterrhein.), ein Getraͤuk aud Wein,
Buder und Gier. .
Wippen fva. ſchwippchen (f. d.), von dem ſchd.
wippen.
Wirkef. werten.
Wirrwatz f. Watz. J
Wirſch (8.), von einem kurzen Baume, ber viele Knöpfe
hat, ober kurz und knoͤpfig ift, Fönnte Das Adj. wirſch böfe,
ſchlimm fein, goth. vairs, ahd. wirs, mhd. wirs, wirsch,
würs, würsch, engl. wors. St.2,455 hat wirfchen, wurs
Isen wirſen befchädigen, zunächſt von einer geringen,
örperlichen Verwundung oder Zerquetſchung. Alle dieſe
Wörter fcheinen verwandt. ©. euriäig:
Wiſch Heißt (in Flacht A. Diez) die Brühe (sauce).
Wilhtud (weſt.) Sacktuch.
Wifpeln (8. rhein.), rührig, Hin und ber fahren, in
einer ftäten Bewegung, Thätigkeit fein, auch ſchweiz. (St. 2,
455), hol. wispelen, wisperen, ſchwed. vispa; ſchwed. visper,
ſchweiz· busper (St. 1,248) munter, lebhaft, ruͤhrig; bus⸗
pern munter herumfpringen. .
Wißbauin m (8. wt.), eig. Wiesbaum, ein graber,
langer, ftarfer Baum, ber über einen mit Heu, Stroh, Ge⸗
treide geladenen Wagen ober Karren zum Fefthalten gelegt
und an beiden Enden angezogen und befeftigt wird. 8. mi
das Wort durchaus nicht mit Wieſe (ahd. wisa, mhd. wise)
in Verbindung bringen, jondern zu gewiß feft, ſicher ſtellen;
allein das Wort gehört zu Wiefe (bad mir meift Wi
auöfprechen) und lautet mıhd. wiseboum, Anhd. wispaum,
wijeboum, wißböm, wifböm, an andern Orten Wieds
baum, Wiejenbaum, Wiefelbaum, nd. Wejeboom.
M Witch Heißt in Dietharbt A, Naftätten bie Zwerge
infter. ö
Witt f. (8. wet.), 1) gebrehete oder geuunbene Ruthe
(Gerte) von Weiden, Birken, Hafel sc. zum Binden; 2) Orb⸗
nung, Weile: „Dat Könd eß ganz aus ber Witt; dat ek
aus der Witt und aus der Weiß; aus ber Witt (Hant)
fahren vor Ärger“; 3) ex ift an der Witt fon. an der Latt
448
G.t2. „Die Welbsleut ſein daan ganz aus d'r Witt, ſ
wiſſe daan gor nit, wie daan flrnehin — 3 then ſolie.⸗
Sirmenidy 2, 85. Ahd. wit, mhd. wi le, ſchwaͤb.
Bird, bier. Wid, Widen, (Im. 4, 31,1 aid OBiebe,
Bicte, ud. Webe. Die 2. Beb. ift eine fig., wie man
auch fagt: „er ift ganz aus ben Reiſern“ d. i fort.
Wittzopf f. Bundſparren.
Witz m. (im nordweftl. Theil bed Landes) Biber
goth. vithrus, ahd. widar, ag. withar, altn. vedher, mi)
wider. In einem Weisthum in Gr. 592 ſteht dafür Ben
Pl Wip kommt das Zeitwort wigen vom Xegatten ber
fe.
Wod |. Bad,
Wodeltg und wohlig (ichs in Ohmalsah, wog ig
auch 8.), laulich, lauwarm: „Dat Wafler eß wohlig.
Goͤthe: „Ad wüßte du, "wies Fiſchlein ift N wohlig
auf dem Grund.”
Wogm., Wirbel im Rhein, mhd. der wäc in weiterer Bd.
Wohlmäthig (wei), munter, wohlgemuth, aud
wollüftig.
Wohlmwellf. wallwel.
Wois f. er wöiß.
Wolber f. (8. Marienberg), bei Sch. Wolver,
Heibelbeere; vgl. Babel, Worbel.
Wolfebraft m. (8), Wolkenbruch, mhd. wolkenbrust,
von brösten, was unfer berften.
Wonne f. Weib.
® Worbel f. (Selter8), Heibelbeere; vgl. Wabel,
olber.
Worf, Senſenworf m. (thein.), ber Stiel der Senfe,
baier. (Sm. A, 139) die merk, Warb bie Hanbhabe am
Stiel ber Senfe, mbb. worp,
BWörfeln (8) 1 merfeln bi das 28 Getreide; 2) (fig.
klug, pfiffig machen: „De fall en fun wörfeln, gewör,
felt made.” Am Rhein Hörte id) nur das Partic gewörs
felt, gewerfelt.
Borgen, wurgen (8. rhein.), mit Mühe ſchlingen
ahd. woragen, mhd. worgen.
Worre, worren f. warre.
Boo ſ. wurſchig.
Worſteln, wurſteln, 1) (chein.), unordentlich drauf
los arbeiten, durcheinander werfen; 2) (8.), prügeln, gehört
nad) Sm. 4, 108 wahrfeeinich zund. wurftelen, worftelen,
agj. vraestlian, engl. wrestle ringen. Da auch wurften in
449
biefer Bd. vorkommt, fo fann man vielleicht auch an das
Wurſt machen beufen.,
Woſe p., Menge von Leuten; vgl. Wuft.
Woſt, Wöfte (8. wef.), Qud ſt (Wehen) m., Wöfter
n. 1) Regenſchauer, Hagelfall, Schneegeftöber, von Mind
‚begleitet; 2) (mweft.) fig., beim Kartenfpiel: „Dot git Woft*
d. t. ich fürdte das Epiel zu verlieren, |. a
‚woftig, woften, woftern, Per lang
wajgewittere, gewajgewiter, änhb. wasse — net
Sturm, woswitterig Unwetter en eig. jcharfes Wetter,
von was, ahd. hwas, was, alt. hvattr, ſcharf (woher unfer
wegen) Dieſes was, wos ımb Woft-gehören zufammen.
Woul m., bei körperlicher Arbeit nie ermübende Perſon,
-zu wuhlen abbörig.
Bowe Finersurg), Dialektform für Papa, Pape.
Woweling (Ufin Hr mehrere ausgebehnte Geſchaͤfte
im Haufe, z. B. Wirtfcaft, Diehgerei x. Das Wort ge
hört zu wabeln, wibeln, wubeln. ö
Bud f. Bid.
Wuhle £ (Ufingen), harter Schwamm in der Erbe,
den die Schweine aufwählen und frefien.
Wuhlen ırhein.), ſchd. wählen eig. und fig. hab-
ang zu ar uchen).
Wuppd thein. main.), ſteht, um das geſchwinde
Geſchehen PARAT ya „Sie gude fih in die Aage, un
mwupp dich, do sine, “Liebe mit Hinberniffen, Darmftadt
1859, ©. 12. Das Wort ift eine Ablautsbilbung von
wippen. Man fagt aud: „in am (einem) Wupp.“ upp
big “ aud) einer von den vielen Namen des Branntweind,
ürfchen ıweft. rhein.), Schlud, auch ein Gläschen
Branntwein.
Burgen f. worgen.
Wurmfrautn., gemeiner Rainfarren (tanacetum vul-
):
Wurſchig, worſchig (S.),von — und Thieren,
bie kraus und verrupft ausſehen, |. mir
Wurf, Würſtchen in der wt. he: „Dir wird
eine befondere Wurft Cein bei. W.) gebraten,“ um hoch⸗
gehende Forderungen eined Menſchen zu bezeichnen.
BWürfihen, Wörfihen heißt (thein.) bie männliche
Blüte der Hafelftaude (corylus avellana).
Wurſten, wurfteln | worfteln. .
Würz f. (weR.), Pfeffer; bad Werz (Mürz, Seal.
„ Kebreiu: Woͤrterbuch.
448
G. 82. „Die Weibsleut fein daan ganz aus d'r Witt, f’
wiffe daan gor nit, wie j’ daan Fürnehm gnung En —
dirmenich 2, 85. Ahd. wit, mhd. wit, wid.
Bicd, baler. Wid, Widen, (Im. 4,31), öl he,
Biete, nd. Webe. Die 2. Beb. ift eine fig.,
auch fagt: „er ift ganz aus ben Reifern“ d. Ü Pe
Wittzopf f. Bunbipauzen
Wi m. (im norbweftl. Theil des Landes), Widder,
goth. vithrus, ahb. widar, agf. withar, altn. vi ,. mbb.
wider. In einem Weisthum in Gr. 592 fteht bafür Wedel.
FH Fa kommt bag Zeitwort wipen vom Begatten der
Bet om * hlig (eid ei lbach,
odelig und wohlig ein Schwal „wo
auch 8.), —8 lauwarm: „Dat Waſſer eß wohlig.“ 9
Göthe: „Ad wüßteft du, wies Fiſchlein ift 8* wohlig
auf dem Grund.” -
Wogm., Wirbel im Rhein, mhd. der wäe in weiterer Bd.
Wohlmäthig (weil), munter, wohlgemuth, aud)
wollüftig.
Wo iweil f. wallwel.
Bis ſ. Hr wis.
Wolber f. (8. Wartenberg), bei Sch. Wolver,
Heibelbeere; vgl. Vabel, Worbel.
Wolfebraft m. (8), Wolkenbruch, mhd. wolkenbrust,
von brösten, was unſer berften.
Wonne f. Weib.
Pan f. (Selters), Heldelbeere; vgl. Wabel,
ber.
Worf, Senſenworf m. (chein.), ber Stiel der Senſe,
baier. (Sm. 4, 139) die Worb, Warb bie Handhabe am
Stiel der Senfe; mbb. worp, sönsen'
BWörfeln (8.) — das 28 Öetreibe; 2) (fig.
klug, pfiffig machen: „De fall en fun wörfeln, gewörr
felt made“ Am Rhein hörte ich nur das Hari, gewörs
ahd. woragen, mi
Worre, werten, f. warre.
Worſchig f. wurfhig.
Worſteln, wurfteln, 1) (rhein.), unordentlich drauf
108 arbeiten, burdjeinanber werfen; 2) 73 ), prägeln, gehört
nad) Sm. 4, 158 wahrſcheinlich zu nd. wurftelen, worftelen,
ag. vreestlian, engl. wrestle ringen. Da auch wurften in
449
biefer Bd. vorkommt, fo kann man ‚vieleicht auch au das
Wurſt machen denken.
Wofen., Menge von Leuten; vgl. Wuſt.
Wort, Wöfte (8. weft), Ousft (Wehen) m., Wöfter
n. 1) Regenfchauer, Hagelfal, Schneegeftöber, von Mind
‚begleitet; 2) weft.) fig., beim Kartenfpiel: „Dot git Woft“
d. i. id) fürdte das Spiel zu verlieren, |. Duäftionieren;
woftig, woften, woftern, wofen. Mhd. wasgewitere,
wajgewittere, gewajgewiter, änhb. wasse wetter Unwetter,
Sturm, woswitterig Unmetter erregend, eig. jeharfes Wetter,
von was, ahd. hwas, was, alt. hvattr, — (woher unfer
wegen) Diefes was, wos und Woft-gehören zufammen.
Woul m., bei förperlicher Arbeit nie ermübende Berfon,
-zu wuhlen ghhörig.
Wowe (Dillenburg), Dialektform für Papa, Bape.
Womeling (Ufingen), mehrere ausgedehnte Geichäfte
im Haufe, 3. B. Wirtſchafi, Metzgerei x. Das Wort ges
hört zu wabeln, wibeln, wubeln.
Wuch ſ. eh j
Wuhle f. (Üfingen), harter Schwamm in der Erbe,
den die Schweine aufwühlen und frefjen.
Wuhlen ırhein.), ſchd. wühlen eig. und fig. (hab«
Tüchtig zu gewinnen fügen). .
Wupp dich! (thein. main.), fteht, um das geſchwinde
Geſchehen auszubrüden.- „Sie gude fih in die Aage, un
wupp Did, do er Liebe mit Hinderniffen, Darmftabt
1859, ©. 12. Das Wort ift eine Ablautsbilbung von
wippen. Man jagt au: „in am deinem) Wupp.“ upp
did F4 auch einer von den vielen Namen des Branntweind,
ürfchen ıweft. rhein.), Schlud, auch ein Gläschen
Branntwein.
Wurgen f. worgen.
Wurmfrautn., gemeiner Rainfarren (tanacetum vul-
N urfhig, worſchig (S.), von Menfchen und Thieren,
die kraus und verrupft ausſehen, |. wirſch.
Wurf, Würfthen in der wi. Rda.: „Dir wirb
eine Befondere Wurft (ein bei. W.) gebraten,“ um body
gehende Forderungen eines Menſchen zu bezeichnen.
Würfihen, Wörfichen heißt (chein.) die männliche
Blüte der Hajelftaude (corylus avellana).
Wurften, wurfteln f. worfteln. ’
Würz f. (weſt.), Pfeffer; das Werz (Würz, Gewürz.
Kehrein: Worterbuch. 20
BE.
„Wuſchtrum (Rheingau), Meier, Sternkraut (alsina
ia
—M
Wuſeln, wuſſeln, wuſcheln (8, rhein.), ſich ſchnell
bin und her bewegen, fich geſchaͤftig umthun, ſchleſ. wuzeln,
wozeln, Baier. wuſeln und wuzeln in weiterer Bed.
(Sm. 4, 188. 208). Wufelden, wufelig, Gewuſel.
Wuft £. (rhein.), nnbebautes, mit ſchlechtem Gras bes
wachſenes Feld; (unterrhein.), dad Wuft und Wuftland,
mhb. Die wüleste, ab. bie wnostt Müfte.
Wuf m, 1) (Braubach), gemeine Wucherblume (chry-
santhemum segetum); 2) (xhein.ı, große Menge.
Wup, Wutzchen, Schwein, hängt mit Wap zu⸗
fammen; vol. aud) deu Lodruf wug wagl wutzi wugil
Wuwelades m. (rhein.), fva. Bupemann; vgl.
Wauwau.
Wygande (vlt.), mhd. wigant, Kriegsheld. Lehr. d. 91.
8.
Zahänshofen, Zachareſehoſen heißt bier und ba
im Volksſcherz Die Fahne, welche am Feſte der Kirchweih,
Kirmes auf dem Kirchthurm ausgeftedt iſt. Rirwezachäus
heist am Taunus Jeder, der gerne Die Kirchweihen der Rach ·
arſchaft befucht. Am Kirchweihfeſt wird das Evangelium
Luc. 19, 1—12 verlefen, worin erzählt ift, wie Zachaͤus
auf einen wilden Feigenbaum flieg, um ben Herrn zu fehen,
der dann gaftlich bei ihm einfehrte.e Daraus und aus ber
Sitte, Het feftlichen Gelegenheiten Fahnen auszufteden, er
klaͤrt hä obige ſcherzhafte Benennung.
Badel f. (8. rhein.), 1) die etwa einen Zoll Tange
Warze an ten Kinnlaben der Schweine; 2) Kerbe, Einfchnitt
an einem Band; 3) Spike eines abgebrochenen Afted. Zadeln,
zadelig. Das Wort ift abgeleitet von Bade, Baden,
mb. zacke, da8 einen an einem Körper herborftehenben
ſpitz auslaufenden Körper bezeichnet:
. Badern (rhein. wt.), adern, pflügen. Ahd. heißt e8:
zi achara, achare gän, gen, mhd. ze acker gen, bei Die
tenberger (1571): Lanftu jm das joch anfnäpffen za ker zu
gehen. Job. 39, 10. Bei Philander von Sittewalb (1677,
©. 595): „welche zaderfahren wollen. Bei Bindgref
(1678. 1, 374): „ein Baur zackerte.“ In einem Weiß
thum von 1540' bei Gw. 1, : „Welcher märder daräber
einen ſtreich oder einige forde. zader.“ Otefenbach
Gloss. 44 hat aus dem Ende bes 15. Ih. zadern neben
sader gen.
451
d. zagel, zagal, oth. agſ. engl.
—8 eig. aß mac —* ug 3 .
Schwanz eines Thieres, auch oa. Afterzagel, After-
Thlag. Bel. Säuzal.
$ ähbach m. (thein.), Geizhals,
Bahn f. eig. Bain, Bein trhein.), ein Weidenge
eht, das auf einen Karren ober Wagen geftellt wird, fonft
Sledte; goth. tainj6, ahd. zeinja, zeinna, zeina, nö.
zeine, ital. zana Korb aus Srihen, Rohr, Binfen, von
goth. tains, ahd. mhd. zein Zweig, Stäbchen. 5
Bahnt, Bannt, Bann ı m., Dialektform für Zahn,
goth. tunthus, —8 and, agf. tödh, "dh, engt. —8 teeth,
altn. tönn, ab. ‚an, mhd. and, zant,
k ——— Bapmrarfel £ (8. wein), ), Babnlüde,
affe
Bahnwiere, Zehnwiere, Zohnwierem (Limburg),
Bahnfdjmerz, ahd. zandswör, mhb. zanswör, von ahd. sväre,
mhd. swör Schmerz, auch Schwären.
Zain Geſt.), ein beftimmtes Maß, bſ. Braunfohlen,
& iſt Zahn ıf. d.), in etwas geänderter Bo.
Zammel, Zampel f. (S.), 1) Safer, alter Lappen;
2) (8. thein.), Weiböperfon, oe % überall aufhält, auch eine
liederliche Weibsperſon. Bammeln, zampeln, zamm e⸗
lig, zampelig. Bgl. Zumpel.
Zangen Seiten bei ben Säifern die Bindehölger,
Banfeifen n. (8. thein.), bösartige Bänkerin. Nach
Sm, 1, 120 if in Gifen vieleicht das ahd. itis, altf. agſ.
ides (übh. Frau) erhalten.
ann (Branbadh), |. Bahn.
apfig (Hadyenburg), verwöhnt, von Kindern gelegt
Bäppe m. (8.), Zipfel, 3. B. an einem Halstuch,
iſt bloß Dialektform von Zapfen.
BZappeln 8). fich überall aufhalten; bie Zappel,
Nebenform vom jchb. Bammel, Zampel.
Bappen d.i.zapfen Crbein.), Wirtfäaft (Bapperei)
Barge f., 1) (Caub), Furche, Gräben; 2 foa.
Gargel. vpl und änhd. zarge iſt Seiteneinfaffur ae
Gefaͤßes, Raumes, als Begenfap don Boden und Dedel;
Gehege, "Befeftigung.
Barren, Saurien, jarrgen, zärrgen (8. wt.),
zerren, neden, quälen. Barger, zarrig, gargerig, baier.
zerrig. Zerren iſt goth. tarjan, altf. terjan, ahd. zerjen,
wmbhd. zerren, nd. zergen, tergen.
452
Zaſen (Wiesbaden, Ufingen, Herborn), zupfen, bf.
Wovolle, Garn, Bater. galten, 3 zaiſeln (Sm. 4, m, ahd.
zeisan, mhd. zeisen, agſ. taesan.
BZaffel f. (rhein. unterrhein. ), Traube mit etwas langen
Rappen, aber wenigen Beeren, baier. Zafel, Zaffel (i
4, 286); Gezaſſel, zaffelig. Diele Wörter werben
mitunter auch von Kartoffeln gebraucht, die lange Keime
(Wurzelfafern), aber Heine (jedoch meift viele) Knollen haben.
In älterer Zeit führen verichiedene Bilanzen den Namen
Beifel, abb. zeisala, mbb. zeisel, bj. bie Karbe, Weber-
diſtel, von abb. zeisan |. zafen. Daher ift das dialektiſche
Bafel, Zaffel (f. oben S. 4, No. 7) gebildet. In nafjan.
Zeitungen ftand (1858) öfters die (ornehmer ein jollende?)
Form zaufelich, etwa von zaufen?
Bafjeras |. Safferas.
Batteln (vlt.). „Die waren verſchnitten und gezattelt.“
Lehr. $. 36. Die Räuder der Kleider waren-in Zaden zer⸗
ſchnitten, von mhd. zote, ahd. zots, zata Botte, Büſchel
von Wolle oder Haaren.
Bag f. (8. wt.), 1) Hündin; 2) Tieberliche Weibs-
verfon, in beiben Web. auch Baier. (m. 4, 296); Ablautd-
bildung von Zige, mbb. zitze, ‚meta bloße Dialektform
bes ahd. zöhä, zohß, zah&, mhd. zohe, zoche Zaufe.
Bauen, auden ſich ı8.,, fü "ah eilen; goth. taujan,
al ri. tun, ahd. zawjan, zouwan fu engerer Vd. Bereiten,
zouwen, zougen hiehen, Anhd. zawen, zauen.
Zaup, Zaupel f. Crhein.), 1) Hündin; 2) Tieberliche
Weiböperjon;, zaupeln ein lieberliches Leben führen; ahd.
zöpa, mbd. z ve czeupin.
BR ezaug TS, Dialektform für Zeug, Ger
® "Bannfäläpfer, —ſchlüpferchen (rhein.), Zaun
nig.
88anſeln (thein.), drrſtanties zauſen, baier. zau⸗
feln, zuiſeln, nd, tufeln.
Beatrüwe f. Beiterröschen.
Bed f. (mt.), Name eines blutjaugenden Infektes, mhd.
zöche, nd. Teke; Benennung eines zubringlichen Menſchen;
Schimpfname für eine böje Weiböperjon.
EA m. (Wiesbaden), Branntwein.
eihenftahl f. Stahl.
Zeil ift 1) Der allgemeine Name für eine Reihe Weine
ftöde im Weinberg; aud) vielfach für eine Reihe Kartoffel⸗
ſtoͤcke. Daher zeilen d. i. einen neuen Weinberg nach ‚Zeilen
453
anlegen: 2) Bere einen Weinberg, Kartoffelacker :c,
ben Zee us dug Br ) A en
eit.bieten (8. thein.), jen, guten Morgen! guten
Tag Pozten Abend! fagen. eröben 5 a
Keutis «8. thein.), 1) frübe; 20 oft.
B&lem n. (rhein.), joa. Kat, entf. „Daß
be bes bitterbeed Zelem krickſt.“ tterich 48.
endel (vlt.), ahd. zendäl, Br zendäl, " zöndel, zin-
dal, sindal, sönd&l, mittellat. condalum, cendatum, senda-
tum, zendadum, provengal. cendal, eendat, ital. zendato,
franz. cendal, cendau, sendal, sandal, ein leichteres Seiden⸗
jeüg, das ion im 9. ® in den verfcjiedenften Garden bet
und getragen wurde. ©. Gortett.
Sender ſ. ſinter.
Zeppedielche (mei), foa. Dunfel, jeboch mit Aus«
ſchluß von „leichtfertig;“ Baier. iſt Bobel, Bobelein,
Zo berl verächtlich ſcherzhafte Benennung einer Perſon beis
derlei, jedoch öfter des weiblichen Geſchlechts (Sm. 4, 217).
Bol. Zippedieschen, Zimper, Zimſerlimſi.
Zeiterroͤs, Zeteroͤschen (chein.), Beatrüwe
@weft.), wetterau. Bitteree ein flechtenartiger trockuer
Hautausſchlag im Geſicht (lat. sarna, impetigo), mhd. der
zitter, bie zıterlüs, der ziteroch, ah. eitaroch, citaroc,
eitroch, zittaroch, eittarouga, cuterlo, couterläs, eittarlüs,
eiterlös, zitdruos, zitdruss. ©. — I, 279. IV, 368.
V, 264. 640, Diefenbad Gloss. 288 unter im tige.
Betten, ‚jehten (8. weſt.) zitten (Rimbur; 3 „Wehen,
zetteln, einzeln fallen laſſen, ftreuen, das gemähete Gras
auseinander werfen, damit es leichter troden und bürr wird,
obb. wi. (Sm. 4, 291), ahd. zatjan, zetjan, nıhb. zeten,
zetten.
Bi f. Crhein.), eig. Bieche, ahd. bie ziecha, mb.
zieche, engl. tick bd. ben fafartigen Äußeren Überzug über
Kiffen, Vettvede. Das Wort iſt in Mittel- und Oberdeutſch⸗
land fehr verbreitet (Sm. 4, 221).
Bid, Zickel (rhein.), junge Ziege, junges Lamm, ahd.
zii, ai mhd. zicke, zickeltn, zickel; zidelig Iuftig wie
ine Bidel,
Ziden (Wallmerod), einhalten, warten, aus verzie⸗
ben gekürzt. ©. zoden.
iegenbart m., Borſtengras (nardus strieta).
Bieher (rhein. unterrhein. ), gewöhnlicher Heber, um
Wein aus dem Faß zu ziehen, |. Pump.
Biet, Dialektform für Behe .
454
Biewid (weſt.), Kiebig, |. Giewick .
Ziffer ift fat durchgängig männlichen Geſchlechts, ahd.
und mh. noch nicht vorhanden, and dem fpan. bie cifra,
mittellat. ciffara, was aus einem angeblich arabiſchen zafara
— zählen ſtammen fol.
Bimmer f. Sammer.
Bimper (8.), 1) nett, fauber; 2) Mein; 3) geziert,
von Perfonen, die aus Blödigkeit oder Vornehmthuerei (Af⸗
feftation) bei andern wenig und fehr langſam efien; weldhe
boffärtig, mit Heinen, abgemefjenen Schritten oder auf ben
Zehen gehen, in biefer Bb. rhein., zimperlich, welches letztere
Wort aud von einem weiblichen, zärtlichen Menfchen gejagt
wir. Mhb. zimpfer, zimpferlich, baier. zimper, zimpfer,
ymplen, zimpferlih, zumpferlid (Sm. 4, 263).
ft.2, 474 führt zimpfer auf ziembar zurüd, übertrieben
ängftlich in Beziehung auf das fi Ziemende.
Bimferlimfi £. (Königftein), Heine ſchwaͤchliche Weibs.
perfon. In ber Wetterau ift bezungen flein und zugleich
niedlich; mhb. zinzerlich zärtlich, niedlich, zigelen, zöngelen
zieren, fümüden, koſen, ſchmeichein, änhd. genglen.
Bingel pie), „Das tft. der zingel ober bezirf der
vogtei.“ . 1, 637. Auch die wihtelähe Heiben mitunter
Bash weil fie umzäunt waren. Gr. 810. Br. 617. Myhd.
ift der zingel die äußere Verſchanzungsmauer einer Stadt
ober Burg.
Binfe, ım Reden, am Karft, ift ahd. zinko, mhd.
zinke und rhein. m., ſchd. f.
Binnläufe Heißen bier und da ſchwarze Flecken in
lange ungebrauchtem Binngefchirr.
Zinndh, zinnöth (S.), niedlich, zärtlich, vielleicht
zi— a3u— nöth, f. nöthlic.
Binter f. finter.
Bippedieshen (Caub), ſchwaͤchliches, affektiertes
Frame Vgl. Zeppebielde, Zimper, ee
m j
Bippel, Dialektform für Zipfel
Zipper £ (S.), buntgeftreifte Kae, auch bisweilen
jede Rage; zippern, zipperig (bunt, gefledt); Zipper-
tage, Zipperbohne
Bifeln, ziefeln, ziffeln, 1) (8. weſt.), rütteln,
Mbätteln, 3. B. an den Bäumen; 2) (rhein.), bünn aus-
ftreuen, das Maß Ioder füllen, 3. B. Körner, Gras, Streu,
metterau. züjfeln, bei Alberus zuſſeln, fehlef. giffeln.
——
— £. (chein.), Vordeichſel am Wagen, Deiäfet
ug (j. Lohne), mhb. ber und das zieter, ahd. zeotar,
vielleicht aus zluhtriu (Biehhoh;).
u Fre zött feit |. finter.
Bitten ſ. zeiten.
itterbrüb, —bröih f. (8.), Gallerte.
tttern Pi., was Zerterös,
ittgatt: Das if zittgatt d. i. b inander.
iwid m. (weſt), Kiebig, |. Giewi
Biehee £., feherzhafte Benennung eines gezierten, vor⸗
uehmthuenden Mädchens; Baier. Zuzibee bez, mehr ein
luſtiges — (Sm. 4 297).
gen Sematai), gaben, von ziehen, ſ. aiden,
au
2 ar (Saub), Diener des Rheingollants, |.
ne
olpdh £. G.), langfame, faule, madläffige Berfon;
herumzolpchen, vergolpden; ſchleſ. die Zolker, Zuls
Ber, ae iumpiges Gewand, liederliches Weibsbild; baier.
ge „ZSolp, Bolpel, Bulp, Zulpel Klotz von einem
jenjchen, Lümmel (Sm. 4, 255. 256), mhd. in dieſer Bo.
solch; ſchweiz. Bolg, Beige n "Schimpfname für eine lange
fame, trändelnde Perſon. „Der mantel hängt mir wunders
iich und zoldert ſich.“ Ho —E Ged. 6, 23.
Zomes (Salz), leeres Geſchwaͤß, jariſchdeuſch
Boppeln (8. wt.), zupfen, bſ. an ben Haaren. -
Boppen, lektform von zupfen, Geld fordenn, bei
Tanzmufifen auf manchen Dörfern am Taunus gebräuchlich ;
Bopper der babei das Gelb für die Muſikanten aufhebt.
Zores m. (8 thein.), 1) Sa, Spaß, Nederei;
Berwärfni, Mißgelligfeit; 3) gemeines @efindel, wol jähifche
—R eidte zůſchig
eidesheim ber mit Radeln verſehene
ce y — Sie er Fichte pinus aylvestris).
ie Nadel der Fichte heißt mhd. zote, lat. seta. Baier. die
Batten, Botten bie Legföhre, Krummholzkiefer (pinus
Yen und pumilio). Dieje Wörter gehören offenbar zus
jammen.
Botgöthen, Zotpetter find in Heibesheim, was
Kurt, Ogiottergätti, Scählottergotte d. i. die eig.
jegleiter und Begleiterinnen des Goͤtchens und Petters, was
bf. bei unverheiratheten &. und P. vorkommt. Götdyen und
Botg., wie Vetter und Zotp. haben gewöhnlich Sträuße
456
auf der Bruſt, Zotg. und Zotp. jedoch melft minder fehöne.
Es ift möglich, daß Botg. und Zotp. in 1 eiherer Zeit nur
Zichtenzweige (Boteln }. b.) hatten. Die Mag, melde
die Geburt eines Kindes anfagt, trägt in Schaffhaufen zwei
Sträuße, einen am Bufen, den anbern in ber Hand, wenns
an vu aber nur einen. Strauß, wenns ein Mädchen ift.
t. 2,
Bott, Butt £. (rhein.), Röhre an einer Kanne, Braufe
an einer Gießkanne, bei Sch. Zutte, baier. Bott, Zutte,
Züttich (Sm. 4, 296), nd. tote, tugle, tuite. Bote
iſt gehre an einer Kanne und einem Trinknaͤpfchen, ital.
ciotola.
Botteln (rhein.), unnöthig gerfireuen, daß es ver
kommt, ſ. zetten.
Bu, zuen wird Crhein.) ald Adjektiv gebraucht: Der
zuene Garten; ein zues (und zu) Schloß.
Zucht £ ’8. thein.), 1) Lärm, unzüchtiges Getöfe;
2) Unangenehmes, in beiden Bd. eher Unzücht in ber
alten Bb.: „ungebührliches, wildes Betragen, das ber fein
gebilbeten Sitte zuwider it“
Zuch tim ad f., Brautführerin in Bornich, lauſ. Zuch t⸗
fran, ſchleſ. Bühtjungfer; baier. „einer zuͤchten“ d. i.
ihr in Ehren, mit ihr zur Taufe, zur Trauung gehen (Bm.
7
h» R
Zuckeln (rhein.), fudeln, faugen, eig. und fig. „Am
Enn met dem verdammte Schwuggele bo harr eich Bittere
beeß ze zngaelet Lennig 62. Stieler hat zudelen für
bingiehen, aögı
Bug |. ausfahren.
Zugebröts, Zugebrötfel (8.), das ſchd. Zubrot,
was man zum Brot ißt.
Zufittel (S.), joa. Donnertittel.
Zulaft £, am Rhein ein Weinfaß und Weinmaß von
4 Ohm, nit, wie Campe angibt, ein Stüd (f. d.).
Bumpel, zumpeln (rhein.,, fon. Baupel 2,
Zurichten (B.), fva. bezahlen 1. 2,
BZurümpeln (thein. unterrhein.), einen Niß, ein Loch
oberflächlich zunähen.
Zufammen thun ſich (weft), fi) heiratheu.
Züſchig, zoͤſchig, zoͤſche LS. weil), am Rhein zwi⸗
ſchig, zwiſche, zwiſchen, älternhd. zwiſchen, awäs
ſchen, zuſchen, zuſſen, tzuſcheu, taufchenn, mbo.
enzwischen, zwischen, ahd. in zuisken von ahd. zuisk,
mhd. zwise, zwisch zweifach, eig. in der Witte von zweien
Orten ober Perfonen. Vgl. hinnig.
457
waufden auffen, Idiujen d. i zwiſchen, ſteht
oft in alten Urkmben, Kt ig.
Zuſchuſtern (8. kein), azulommen Faffen, ſ. fort⸗
uftern.
Bufehends (Raflan), gut, gelungen: Das iſt zu:
fehends gemacht.
Zwack, Bwadel (chein. unterrhein.), Zweig, bſ.
Sabelzweig.
Bwagern, zwaßeln(zhein.), zappeln, verzwaßern
RG (im Scherz) zu Tod zappeln; smaperig, swagelig
zappelnd vor Ungebuld; alle auch Baier. (3m. 4, 310).
mMeekt mer do net verzwazzele.“ Gtreff 69. „Un ih
bin gauz zwazzelig.“ Datterih 42 „Sept mag’r ah e
bische zwaßle. Ich mißt zwaglich wern.” Liebe mit Hinder⸗
Wi Darmftadt 1859, ©. 18. 27. ©. awipern.
Bweifherig (Caub), aweigetheilt, 6j. in pwei Par⸗
heilt. Vgl. ahd. scerjan in Scharen igeiten, zählen.
——— ſ. Zwolfbote.
werchfeld Got.). „Uf an Mol i8 er & gourer
Gedanke uwerſſch Zwer fenng . t. umverhofft, ploͤtzlich)
würrrer fumme.“ Firmenich 2, 73.
Zwerdjferger m., Säiffer eines Sehrzeuges, mit dem
er mır von dem einen üfer zum andern fährt.
Zwerchkopf f. Oradfopf.
—* Zwerſch 8), Dialektform von imer
ahb dwörh, twärh, agf. dhveorh, mb. twörch, dwäi
Bweßen (weh. ) 3wöllen 8), ‚ deinen, Garn dop⸗
ven, fchlef. zwiften, engl. twist, ön, mhb.zwir-
nen. Vgl. mbb. zwis, zwir zweimal,
Awidbart m. (Caub), Bart unter der Unterlippe,
nicht der am Stinn fich befindende.
Zwidel m., 1) Zapfen an einem Kaffe oder fonft an
einem Gefäß an der Stelle bes Krahnens; 2) Cunterchein.),
ein eingebilbeter Menſch, der ftolz einhergeht und fo fid
laͤcherlich macht, in diefer Bd. wol von ben Zwiceln in den
Strümpfen.
Zwiden 1) heißt ein gewoiffes Rartenfpiel, wobei ges
wöhnlich Hoch gefpielt, der Verlierende gezwidt wird;
2) hart mitnehmen,
Zwiebeln, zwieweln 1) (8. vhein.), hart zufeßen,
ſchlagen, (daß ihm, wie vom Bwiebeljaft die Thränen in die
Augen fommen); 2) (8.), fva. wufeln, von Kindern, bie
nach ihrem Alter fchnell und kraus über die Erbe fortlaufen.
BZwiebelbonz Heine muntres Mädchen,
lich von Bäumen, ve je ſchwer voll —
— d. mhd. —E BL. Büfchel mb beftielter
ent Beier f., mhd. zwisele, ahd. zuisila
Daumgabel, erſcheint öfters als Name von Gemarkungd-
win, zwo, zwa (S.), zwa, zwu und zwo Crhein.),
swei, anhd. mhd. zwen (zwöne), zwö, zwei.
Bwirbeln, awörbeln, 9 «8. rhein.), ſchnell und
oft herum fahren, in einem Wirbel herum fahren, auch lauſ.;
2) (weft), ein Muflfinftrument fertig fptelen, 3 ®. die Orgel.
wirbel, Zwoͤrbel Wirbel im Waller, auf Wirbelwind
ad Wort iſt in Deutichland wt., aud) in änht. Echriften
oft zu finden, 3. B. bei ©. Münfter: „an biffem ort hat der
Rhein dil zwörbel.“ bei Hoffmannswaldau: „Zwirbel⸗
Wind.“ Schon mhd. ewirben, zwirbein wirbelnd umbrehen,
zirbelwint.
Bwirn, Zwoͤrn, auch bluaer Zwörn (S.), Braunt⸗
wein; Baier. il brauner Bwirn Bier, Hlauer gZwirn
Branntwein (m. 4, 309). Die Benennung ift wahrjäein
lich von bem Doppelbier und Doppelbranntwein auf
den aus geboppeltem Garn beftehendem Zwirn üben
tragen.
Zwiſchen ben Jahren heißt bier ımb ba bie Seit
zwiſchen Weihnachten und Reujahr.
Zwiſchen der Beit effen, d. 5. zwiſchen ber vegel-
mäßig für das Eſſen beftimmten Zeit (dieſe il: Fruhſtich
Zehnuhrbrot, Mittagefien, Vieruhrbrot, Abendeffen) efien.
Zwölfbote, Bweifbote, Anl 2. der awetfünt,
zwelfbote, awolffbobe, mhd. zweii Apoftel, kommi
oft in alten Urkunden vor.
Bwiebelfang, as f Bye
Erſter Anhang.
Verzeichniß verkärzier Perfonennamen.
Us — Andreas,
Anm, Ammi, Amrt— Anna
, Ammegritt =
Anna largaren a.
Ammele — Anna Magbalena.
Ammergretö = Anna Mars
nn.
muegieh, Annegert — = Anna
Pad = Ama Katharina.
Annels — Anna Elifabeth.
Apel, Apelde — Apollonia.
li Bali
ale
Gin, Ohr Daten. ion
Chreß riſtian.
eilig: — riſtinchen.
Cilles ⸗Cornelius.
Dangel — Daniel.
Seife —= olfus.
Deuned — Martinus.
ag — Daria Katharina.
er
= Sophia Katharina. -
Gmer - = Sophia Marga-
— ph g
Gehrd — Gerhard.
Geion = Georg Anton.
Görjel = Georg.
Gräl, Greth, Bit Mar
naretha.
Hammbamm — Johann
Adam.
Hammbaft = Johann Se
baftian.
Hammelamm— Johann Wil
helm.
Hammelcher, — hör — Jos
hann Meichior.
Hammerrt Johann Martin,
Hammpe, — peter — Johann
Peter.
Hannam, Hannarm = Jos
hann Man.
Hanns = Johann Hugo.
nnsjof = Johann Sata.
mſam — Johann Adam.
anntheid = Johann Mat
thias.
Hannwilm = Johann Wil⸗
Pe — Johann Wilhelm.
Iweleis — Eva Elifaberh.
Iweſtein = Eva Ghriftinn.
Sanne — ol anne,
Jesmarilche = % us Maria,
Zesmarjofep — Yejus Maria
Yeamehilem = Jeſus Maria
Joſeph.
460
58 — Jonas,
u Juliane,
Kaard = Konrad.
Kappe, Rapper = Kaſpar.
Kathreicn)fefei — Katharina
Sophia.
Klos = Nikolaus.
Kobes — Yacobus.
Konn = Konrad.
Kurd = Kourad.
Lipps, Loͤpps — Philipp.
Lore — Eleonore.
Mallin, Malleh, Marleh —
Magdalena.
Werker — Melchior.
Mimel = Wilhelmine.
Molin, Moline — Mag
dalena.
Mrei = Maria.
Vreileis — Maria Eliſabeth.
Mreined — Maria Eva.
Mrekett = Maria Katharina.
Miekedreng — Maria Kar
tharina.
Mremme—, Mremmergreth,
— gritt = Maria Marga-
retha.
Mremmeli — Maria Mag/⸗
dalena.
Mrikedrein = Maria Katha⸗
tina.
Mriteften— Maria Ehriftina.
Mümmel —= Magbalena.
Nehlche — Cornelia.
Nette — Johannette.
Rickelchen — Friederilchen.
Rickes — Heinrich, Henricus.
Roles — Karolus.
Rolfes, Rolnis — Rudolfus.
Sanne = Eufanne.
Schambes NJohann Baptift.
Seim = Si
Seppel
Staͤnzche — Conſtantia
Stei, Stein, Stine = Chri—⸗
en Chriſtoph.
tophel = Chriſtoph.
Theis = Matthias.
Tine = Ghriftina.
Traud, Tred — Gertrud.
ZTrein, Trine — Katharina.
6, Um —= Eva.
Ute — Ottilie. .
Brat, Vronche, Vruneger —
Veronika.
Walwer — Walburgis.
Zei — Lucia.
Zirwes — Servatius.
Zweiter Anhang.
Verzeichniß aaturgeſchichtlicher Namen.
erſt ſtehen die Namen, wie fie in naturgeſchichtlichen Werken ger
bräudlich find, sinter dem — jtehen die Namen der Boltsfprane, Die
bloß dialeftifch verfciedenen Ramen der Boltsforace
ſteben {m Wöoͤrter⸗
buch gewohnlich beiſammen unter dem angegebenen Wort.)
Aderfuöterig— Flöhfraut.
Aderjenf — Hederich.
Atelei = Gakelei, Glocken⸗
blume. -
Ale = Maifiſch.
Ameife — Ameife, Klemm;
bemmels, Saichmetz.
Amſel = Hanfpel, Dipel,
Ufpel.
Ananas = Glasheer.
Aprikofe = Malet.
Aron — Pfingſtblume.
Aſchlauch = Schalotte.
Aſter = Himmelftern.
Augentroft = Donnerkäut
en.
Beifuß — Beiwes.
Bekaſſine = Himmelgas.
Bingelkraut — Bingerkeil.
Binſe = Kapending, Sehme,
Wale.
Blindſchleiche = Binnſchlaͤ.
Blutfennich Fluggras.
Bohnenkraut — Fleilhkraut.
FH = vn kegenbart.
orſter = Biegen!
Befen Giteruchel
Brennneffel = Sengnefjel.
Brombeere = Brombel,
Schwargbeer.
Bux = Fuß.
Cichorienwurʒ — Hartmann.
Dotterblume = Butterblume,
Pulsber, Wiefenpappel.
Droſſel = Leifter,
&er — Wap.
Eichhörnchen = Kawert,
. Zannenfägchen. .
Eidechſe = Eres, Grünotter,
Heckenſchießer, Meel,
Schießeltes, Viergebeins,
Eisvogel = Wieſendeikel.
Eifter = Apel, He
Enterich = —
Erbſe = Arwes.
Gröbeere = Arber, Chen,
Irrebel.
Erdbeerſpinat — Kuhfuß.
Erdrauch — Rapenferbel,
Färbeginfter — Brenne, Ou⸗
Zuföblume.
Farrenkraut — Hezeuleiters
hen, Schnedenfraut.
Bedernelle = Federröschen,
Fürwigchen.
Feldahorn — Snadbaum,
Knidmeßholz, Kuidmih. .
Fetthenne = Osfraut.
462
gerkraut = —
lachsſeide — Rang
lederinaus — Wemaus
In == Naͤgelchesblume.
jeberklee — —Froſchkeil.
er = Botjden.
Slodenblume — Quäfte.
lühbime — Klingelbeere.
auenmantel — Liebfrauen:
mantel.
Buttrrbohne —= Saubohne.
alium = Alebtraut.
Gaͤnſediſtel = ZTaubenbiftel;
aubiſtel.
Gänfefuß = Melde.
Gartengleije — Hundspeter ⸗
lie.
Gartennelke = Grasblume.
@eisblatt Judenkirſche.
Gauchheil = Gaulheil
Goldammer = Gollmer, Ge
lert, Geling, Gelinger.
Goldkaͤfer — Golbwibel.
Goldlaufkaͤfer ⸗Goldſchmick.
Grasmuͤcke — Grashiiſchel,
ðrasmiſch
Graubirne = Weiderling.
Grille — Kridfel.
Bünfel = Bahbul.
Bun,
abicht abe, Haͤrweih,
Sach, Each, Kar
genden Qentatt, Ripe.
ageborn — Arſchki,
er — Krifcher, ——
icheblunne,
— I "
Buff 4 = Derme el.
ent
eerholz.
en
ertriegel
jelwurg = Hafenpappel.
auhechel= Hadorn, Hedorn.
Hausgrille = Hammelmaus.
Heerih = Habd), Harald.
Heibelbeere — Melber, Mol
Ber, Wabel, Wolber, Won
el
„Herhfigeitlofe ⸗ Bub, auh⸗
blume, Rackarſch, Winter
hauch, Winterhaube.
Seufäpede — Hahepper, Sen
fpringer, Hippert, Schmil:
. mehüpfer.
Hirihkäfer = Baumllemmer,
Baumfdinner, Eichklamm
Hirz, Hoͤrnerklamm, Klem
mer, Patsthier.
irtentajche—Beutelfehnitter.
olunder — Holler.
Fra Horlig,
Johanniskraut Herrgotts ·
blut.
Käfer = Powiß.
Kaninhen — Kreinchen.
Kaulquappe = Mollekopf.
Kaͤſemalve — Hafenpappel,
Kapenkäschen.
Kellerafjel — Kellereſel.
Alatſchroſe — Flammeblume,
Klapperblume, Plapper ·
blume, Grindmagen.
aäunden = —— 4
jebif ewig, Bimid,
Giewick
noblauch —= Rodenpofle.
— der en,
qhmidetſech, Spipelhar.
Kolkrabe = algenzab.
Koͤnigskerze — Hammel:
ſchwanz, Wilftengel,
een. = Keinfln.
463
Kreuzktaut =
Kröte = Hutch, Kree, Krutt,
Lurch, Mole. .
Kukulsblume Fleiſchblume.
—
ESdiwwerchen.
Leindotter — Sutterfämden.
Lichtnelle = Pechneli
Lowenmaul = gli, Gänze.
hen.
Löwenzahn — Bettpifier,
Gierblyme, —X Gier⸗
pitfchel, Gaͤnszunge, Kaͤs⸗
blume Stettenblume, Ringel»
. „blume.
Maiblume — Maiſchellchen.
Maikaͤfer — merklaͤber,
Maikleber, Maithier.
Malve = Halörofe, Kaͤsſches⸗
keaut.
Kuadbanm,
ßholz
Waßliebchen ⸗Mazeliebchen.
Mauerpfeffer = Taubenwei⸗
zen, Volstraube.
—E = Molter, Hot⸗
werte = Wieſen⸗
— .Elsdotter,
Nußchen, Schmalzkraut,
Meier Wuſchtrum.
Kreugwurz.
Minze = Balfam.
Mirabelle = Gedimmeldgen.
Mifkäfer = Mummeltutich.
Mohn = Kilb, Kodlito, DI,
Titterichsblume.
Molch — Schneider.
N ein
Rahme = = Le
= Herrnroſe, Pfeis
Nele — Steinroöschen.
Nießwurz Chriſtwurz,
Wintergrün.
DObermennig —= Hammel-
wan⸗.
Ohrwurm ⸗Ohrlißz.
Oichis = Gngelcpesteaut,
Fraublume, Katharinchen.
Platterbſe = Bogelwide. _
Duenbel — Hippelcheöfräut-
en, Hünkelpolei, Liebfrau⸗
bettſtroh.
Fa = Schreckhorn.
laumenſchlehe — Krefel.
Paãonie — Kirchenblume.
Rainfarren = Wurmiraut,
ne = Shilerlömen
olz.
Reitig = Rebg.
Ried —= Leid.
Ropkäfer— Dredwibel, Farz ⸗
glock, Bäulsthier, Suse
wibel.
Runfelrübe — Aungerſche,
Ramſche, Range, Raunſch,
Rammel, Rummel, Rums
melß.
Sahlweide — Palmwelbe.
Salamander = Rehmelker.
Eumampfer ⸗ = Sauerhans
Pr alm = Schaft.
Schafgarl &
Schelltraut — ka,
enpflaume — Bilfe.
ee © Himmelds
ſchluͤfſelchen.
Schmetterling— Fledermaus,
Flimmermaus, Schneiber,
Sommervogel.
Schnittlauch = Brislach.
464
Schotenklee — Kierblume,
Hertgottsſchuckelchen, Ka⸗
thrinchesblume.
Schwalbe = Schwabelchen.
Sennesblaͤtter — Sendel⸗
blätter.
Simfe — Simele.
Somnenfäfer — Öotteslämm-
hen, Gotter thierchen, Herr⸗
gottsthierchen.
Specht — Schießhuwwerig
Sperber = Spiphabd), Ster-
jer.
Sperling = Hufpe, Muſch.
Sprahe = Sprah.
Staar — Eprab.
Stadelbeere—Unnefäz, Dru⸗
ſchel, Grinſchel, Gruſchel,
Hahneapfel, Hühnerapfel,
Kiofterbeere, Ronnenfarz,
Trewel.
Sternkraut Wuſchtrum.
Sternmier Hühnerdorn.
Stintläfer = Blarrafd.
Siukeabe eier,
Storch = Uriel,
—— Rothbrůſt;
Sumpiapuanfß — = Bappel.
wm loich =
—E = Bettſaicher.
Traubenholunder ⸗Saͤuotch.
Treſpe ⸗VODort.
Troliblume = Kloßzblume.
Ulme — Ye.
VeilchenBedenkelchen, Frei⸗
ſamkraut, Stiefmuͤtterchen,
Schnellchen.
Dort, Tolle.‘
Vergißmeinnicht — Ammei⸗
chesblume.
Waldknoblauch = Hal um
und um.
Waldmalve — Hafenpappel.
Waldmeifter — Maiblume.
Wanze — Wandlaus.
Veſtchrgte — = Duefteihe.
galle Bafenblume.
Wegdorn — Kreuzdorn.
Wegerich — Leberbuge, Sie
benripp, Wegbrüt.
BWegwart = Thäbel.
Weißfiſch = Mene
Wermut = Alſchitt, Beiwes,
Els, Atſch Weißkrant.
Widder = Wip.
Wiedehop) pöferi, Eich
bofferich.
Be = Blutöfnopf,
Hartkopf.
Wieſenſchaumkraut = Dons
nerblume.
Wieſenſtorchſchnabel =
Fieiſchblume.
Binde — Wind.
Winterkohl = Dölpel.
Winterlauch = Borröh,
Wolgrad — Limmerjcgwanz.
Wucperblume = Bapentraut,
Sohannisblume, Landraum,
Raumland, Wuſt.
Vſop — Eifenfraut.
ee Vobarſqh Zum
Nüpfi
Bede— Hedebod, Walſebock.
Böttenblume = Bocskiel.
Bwergginfter = Witſch.
Biwiebel = Yllig.
—
II
Voſſßksſprache und Voſksſitte
Herzogthum Naſſau.
Ein Beitrag zu deren Keantnik
bon
Sofeph Kehrein,
Direktor des herzogl. naſſauiſchen Schullehrerfeminars zu Montabaur,
des Vereins zur Erforiäung der rheiniſchen Geſchichte und Alterthümer
u Mainz forrefpondierendem, der Geſeilſchaft für deutſche Sprache zu
Bertin auswärtigem, der Töniglichen deutichen @ejenfcraft zu Rönigeberg
in Preußen orbentlichem und des biftorifchen Vereins für den Niederrhein,
insbeſondere die alte Ergdlöcefe Köln Ehren» Mitgliede,
Zweiter Band.
ET
Weilburg.
Druck und Verlag von 2. E. Lan.
1862.
”
Volksfitte
im
Herzogthum Naſſau.
Ein Beitrag zu deren Kenntuik
bon
Joſeph Kehrein,
Direktor des herzogl. naſſauiſchen Schuliehrerfeminard zu Montabaur,
des Vereins zur CTrforſchung der rheinifchen Geſchichte und Alterthümer
u Mainz Lorrefpondierendem, der Geſeilichaft für beutfche Sprade zu
Bertim auswärtige, der koniglichen deutichen Geſellſchaft gu Königsberg
in Preußen ordentlichen und des hitorifen Bereins für den Riederrhein,
insbefondere die alte Erzbiörefe Rdln Ehren « Mitgliche.
Weilburg.
Drud und Berlag von 8. G. Lanz.
1862.
Nachträge und Verbeſſerungen
zum Wörterbuch.
(Die mit } bezeichneten Wörter enthalten Berweifungen auf andere,
wo bie bier fehlenden erklärt find; bie mit * bezeichneten enthalten Rachs
träge und Verbeſſerungen; die übrigen enthalten neue Artitel, Die zu
einer Seite gehörenden Artifel mit F Rehen zuerſt. dann die mit *, zulept
die umbegeichneten.)
S. Kiſt Hutter ſtatt Hurter zu lefen. Belgufügen find: Rabbiner
Hohfädter in Ems, Lehrer Hergenbahn tn Villmar, Lehrer Weber
in Caub, Seminarift Marbner von Bellingen, Gerz in Dernbach,
Eihmann in Nomborn. Andere haben mich usrüdtie gebeten, ihre
Namen nicht zu nennen. Allen danfe ich aufrichtig. Ganz befonderen
Dank ſchulde ih dem fon im erften Verzeichniß genannten Pfarrer Lex
in Ganb für feine fortwährende Unterftügung, befonders für feine Sanıms
dung von Ausdrüden aus der Schifferſprache.
* ©. 10 Rx. 6. 8. I. Iuern. — * ©. 16. Ar. 119 °
3. 3. 1. hinter dem d, dd noch. — *S. 24 Nr. 182 3.3.
1. Leiche flatt Leicht, — * ©. 27. Nr. 197 3. 4. I. ge-
nz Abhatzen ſ. Hatz. — S.35. + Abfraf
34. atzen ſ. atz. — raſen
ſ. kratſchen.
©. 35. Abmuden (unterrhein.) tödten, holl. afmaken,
vgl. murkfen.
©. 35. Abſchneppen, abſchnappen (rhein. wi.),
durch Senken des Hintertheiles des Wagens, Karrens, einer
Bank sc heruntergleiten laſſen, ſ. aufſchneppen, ſchneppen.
ven Abfpiden f. fpiden. — Abtrapieren ſ. tras
pieren.
©. 36. Achen m. hört man hier und da für Nahen,
hol. die aak und naak, das aakje und naakje, flachbodiges
BT. Vol. Naſt für Aſt und den Perfonennamen Nanne
anne
©. 36. Achs, Achſe f. Heißt das Quereiſen des Ankers.
©. 36. Achtig (weft.) in Bufammenfebungen, 3.8. ges
witterachtig (gewitterig), if eine Weiterbildung ber ahd.
mib. Ableitung —oht, uhd. — icht, ſchwaͤb. — echtig
(Sm. 1, 23) 3. B. ſonnechtig.
Kebrein: Rachträge. 1
2:
* ©. 37. Adel. Stieler überfeßt Tannzapfen durch
conus pineus, änhb. tannapphel; conus (bie äußere Spitze
eines Dinged: Knopf, Knauf, Helmfpige 2c.) ift anhd. hu
haeck. (Diefenbacb Gloss. 149); ſpäterahd. hake, nd. hacke,
oll. hak ift Ferſe, Abfag, alfo aud) conus. Daraus läßt
m vieleicht Hadel und Adel befier erflären, als aus
Adel.
©. 38. Afferaff m. (Rennerob), Poſſenreißer, d. i.
Aberaffe, ſ. Afferon.
©. 38. affig (xhein. —R Ha Affenart, ſchd. aͤffiſch;
mb. affeclich, affenlich th;
©. 38. Agnis m, —E für Anis, bekannte
Ger unvft guze und ihr Same.
9. Ahme IL. Ahme.
rt €. 3 Ahnignäct ſ. naht. — Aichelganz ſ.
eichel anz.
EN 40. Statt ähnzern hört man auch ähnzen.
* &, 40. Ahrenwein heißt vielleiht daß Heine Feſt,
weil gute Dreſcher feine Ähre ungebrojchen Iaffen, waß ber
Eigenthümer durch das Feft belohnen will.
©. 41. Allertheuerfte, Allerwerthefte m. (mt.),
der Hintere,
©. 41. Almeine erſcheint zuweilen in alten Urkunden
neben Alman (j.$.) für mhd. almeinde, ſchweiz. Allmein,
Allmeind, Allmend (St. 1, 96).
©. 4. Allnichts guts wird gejagt, um eine ſchnelle
Bewegung auszubrüden, z. B. er * tet, wie U. ſor
S. 43. Amer. Yme i Ahme |. Ahm.
+6.4. Anfällig |. einfältig.
©. 44. Angeraudt, angefoden foa. ſchd. ange»
trunfen, etwas betrunken.
S. 44. Anbau ercheint auch in der Form Andaud.
©. 44. Anderft, anderfter, Dialektform für anders;
anderft findet fi im 15—17 Jahrh. Häufig.
©. 45. Anhang m., in ber — Rda. dad
Mädchen hat einen Anhang, d. i. einen Liebhaber, ift dad
fat. Anang in engerer Bb. Anh. Heißt Anhang das Kehb
weib, mhb. der anehanc anhang, Begleitung, Begleiter.
7.45. Anlepig f. einlegig.
* ©. 45. Angſtſchöß 3. 4 L Dotterarſch.
©. 45. Ankern (mt.), d. i. den Kinderſchlitten beim
Sahren mit den Füßen lenken.
S. 46. Annefäz I. Nonnenfarzen
3
* &. 46. Anſchel ift zunächft aus bem jüdiſchdeutſchen
Eigennamen Anſchel d. i. Anfelm gebildet, vgl. Barthel.
&, 47. Antrapieren f. trapieren.
©. 47. Anfhnabeln 3.2 IL. anfhnauben —
Anmerben 3. 3 I. äne(ofne)werden,
S. — Arb’r I Eher.
S. 48. Arſchbaͤres |. Baͤres.
©. 48. Appelbrei m. in der derben (wt.) Rba.: Er -
eh aus wie ein gefchiffener X. d. i. Blaß und Traftloß.
S. 48. Arbeitsbentel, --fad m., ein Feiner Beutel
(Sad) aus Seidenzeug x., ben vornehme Frauen und Mad⸗
hen am linken Arme häng en haben und worin fie ihr Ar
beitözeug 2c. bei fi Kragen. Derjelbe ift in neuerer Zeit
sem „aheefommen,
Arche f. (main), zum Trodnen aufgefchichtetes
—8* Fe z.
S. Be Arſch m. heißt vielfach das dickere Ende einer
Sade,s . eined Eies, Klotzes ıc.
3 Aferlich Könnte verkürzt fein aus frafer-
rat — oder aus mhd. eislich ſ. isli
rap, —kroß (Rennerod) ſva. irſch⸗
* 51. Kim quellen auch bloß fva. Rellerlod.
* 5.51. Aufdonnern (weiten ein. unterrhein.),
w Fatterfaft anfleiden, tn ein rauſchendes (donnerndes)
jemand.
7 S. 52. Aufladen ſ. laden. — Aufrocheln (uns
terrhein.), fva. aufrodeln.
©. 52. —— (unterrhein.), Zen. aufge.
Nanabt, Aa ri A fänapen, sh Aneish
firagen Ehein. wt.) ſpa. huffünagen,
und von ben Haaren gebraucht.
©. 52. Aufrappeln ſich (rhein. unterrhein.), auf-
ſtehen, ſich aufmachen, auch ſchd. Bei Gödingk: „Da rappelte
der Rath vom Mittagsſchlaf fich auf aus ſeinem Bette“,
nad Beim (d. W.) unhochdeutſch für aufraffeln. ðol
rappeln.
S. 53. Aufſchneppen (thein.), aufſchnappen ma—
in die Hoͤhe IE taflen & len des —
wichts oder eines Hafies, z. B. einen Karren, Stuhl.
©. 53. Aug n. heißt Be den Schiffern ein hlupp,
Knoten im Tau.
4
+ ©. 54. Ausfiffemen f. Ziffeme
©. 54. Ausblamieren (wt.), einen Menſchen durch
Erzaͤhlung von wahren ober erdichieten Schlechiigkeiten in
weiten Kreijen blamieren (beſchimpfen)
©. 54, Ausbleiber, (fhmeichelnd) Ausbleiberchen
heißt, wer, wenn er erwartet wird, ausbleibt, gar nicht ober
nic zur 5 pefimmten Zeit fomınt.
Ausbrehen den Wingert, d. 1. die Fleinen
Pe per Wurzelfpößlinge von den Weinftöden abbrechen,
bie keine Gefcheine haben und dem Wachsthum der Haupt-
fösBlinge hinderlich find.
. 54. Ausfeuern (rhein. von ben Pferben), hinten
snsfiage,
S 55. Austripfchen tft auch unterrhein.
©. 55. Auslunken (Gaub), fva. auslugfen.
©. 55. Ausſackeln (Nomborn 4. Wallmerod), foa.
fadeln 1.
Auseinander fein (wt.), bie Faſſung verloren haben.
Auswarten (in der Nähe von Frankfurt), ausgehen,
um Bärterbienfe zu beforgen.
S. 57. Bad, Zagfige Baͤch elch e machen (Kin
derſr) piſſen, — Bachbul 2. 2. I. ajuge.
Ber N Bablee (Wehen), Dialeftform, foa. Paras
ele
©. 58. Bachſchneider m. merod), foa. ſchd.
Sqzeider, Wafjerjungfer (ibellula
©. 58. Bad m,, ein großes, blechenes Gefäß auf dem
ei © Spülen, Wachen u. bgl.; holl. der bak Napf.
59. Bajes ift das Hebr. bajath, in polnifegjüb.
Pig bajas, bajıs Baus, Häuschen; auch unſre Voilks⸗
ſpracht Au? Häuschen f. b.
©. 60. Bareml.f. Baderem.
S. 60. Bankenet, Bankernet n. (wt.) für Bajonet.
S. 61. Bärenzuder heißt anberwärtd Bären.
dred. — Baremwell f. Baberem. —
S. 62. Barrdul.f.p
€. 62. Barutſch f. i, ſchlechte Chaife,
franz barouche.
. 62. Baſchert, Batſcher m. (hein.), Grasmücke,
nad, , dem Laut ihres Gefan, es, |. Datſch.
*©.63. Batters if jariſchoeutch hebr. patteres-
rechem die bald Gebaͤrende.
- *&.63. Bauch, vergl. die Rda.: dazu habe ich feinen
Magen.
5
©. 63. Batte en, in ber (unterrhein.) Rba.: bie Taffe,
der Teller ift nach St. Battchen gereifet, d i zerbrodhen.
©. 63. Bat m., jherzhafte Benennung eines gemeinen
Solbaten, von ber Löhnung (Bape) hergenommen.
S. 63. —— n. (wti), mildere Bezeich⸗
nung eines s aeisigen Menfchen.
IWN uchert m. (Hadamar), dickbauchiger Krug.
* © gr Baumflemmer, füge bei: Giöklamm,
Hörnerklamm.
S. 64. Bäunfh 8.2 1.B3iz, Bunnt, Mäunfd.
es —* Bauſche if jüdiſchdeutſch, bebr. buscho
am, Furcht.
©. 65. Bedippert (unterrhein.), ME verblüfft,
wie ar den u aufs Dippe (ſ. d.) geichlagen.
65. Bebran ® (thein. unterrhein.), Drang,
—8* Bf. in der : einem Bebrang anthun, änhd,
fer, gebräuchlid,.
S. 66. Bögern ift jũdiſchdeutſch mit deutſcher Ver⸗
balendung, hebt. r Leichnam.
©. 67. Beheunes, Ds veinhebr. Wort heißt behe-
mos. — Behler l. f. Böhler.
76S.68 Betieweln f. feimen.
*&.68. Beithun einen (Mennerob), ihn übervor⸗
theilm. — Beiwes 8. 31. Beypoß flatt Veypoß. —
Beiz f. flreihe Betze. — Belarmen 3.2 1. karmen.
€ 68. Beklaben (wefl.), Dialektform für das ſchd.
feltene befleiben d. t. mit Lehm und Dred befchmieren.
* ©. 70. Bemokelen 8. 5. I. müchel. — Bequem
8. 3 L quängen.
* ©. 71. Befäbeln 8.3.4. 1. Bann... fo biſt de,
S. 71. —ãA iſt verdorben aus hebr. schikkor,
schikkur Rauſch, schakalı trinken, |. jhider.
©. 71. Bergglogn. (wef.), Bergmannsfeft, ſ. Blog:
S. 71. —Xx n. heißt in Caub ber Eingang
eine Schiefergrul
S. 71. — Sud), eine gebe, fpät reifende,
aber A Img Haltenbe, weiße Traubenart.
72. Beſchores if vom tabbinifchfebr. peschoro
—* zum Gewinn beider Parteien.
S. 73. Beſtanden kommt — hier und da im Sinn
von in den Jahren vorgerückt vor.
*6. 3.80 8. 2 1. Iambeet.
S. 76. Bibswörthen, vgl. pipfen, alfo viel-
leicht Bibs woͤrtchen eig. Pips woͤrichen.
6
©. 76. Bickel m. (rhein., unterrhein.), Salzwaſſer,
Dialektform für Pokel, Podel, hol. pekel, nd. Bedel,
im 15. a. Bidel, 1513 Bickel.
©.T6. Bidemanntommdes. Der Suhendebüdt
I B währenb die Andern ſich verfteden, mit dem Kopf an
ie Wand xc., um nicht zu ſehen, wohin fie ſich verfteden.
18 77. 'Biehen!, bäßen.
IE 77. Bier f. in der wi. Rda.: wir haben noch
eine B. miteinander zu ſchaͤlen, d. i. eine Streitfahe aus:
zumachen.
* &.77. Bierrimmel I. Bier, worin Brot zerfrümmelt.
©. 77. Biesangelf. (Caub), Ochſenbremſe (oestrus
vor), fonft auch Engerling, 'inberenger genannt.
©. 78. Bietenftein I. an ber Pfalz.
*6.78. Binnerholl L. ſchnell.
S. 7. Binnes ſcheint von einem Eigennamen zu
kommen.
©. 76. aa „Bieze (Arfurt A. Runkel), Nebenform
von eis
— hört man oft ſtatt bigott, franz.
vise — wol von ſtrengem Charakter“, nach dem ſpan.
hombre de bigot = Mann eruſten, feſten Charakters, eig.
ber einen Knebelbart (fpan. bigote) trägt.
©. 78. Binden, 1) (unterrhein.), on. gerten (j.b.);
2) er ), jemanden mit etwas, es ihm zum Augebinbe geben.
Bindheim, in der (thein. unterrhein.) Rda.:
gm an von ®., eine ſcherzhafte Interjektion, Baier. 9.
v. Bentheim, (in einem Buch über SJagbabenteuer),
Die Saint unb der Flecken en), Kae Tiegt in Hannover.
Binfen (unter! A iinfen holen.
* — Bitſchl. ſ.
76©.80. Blaͤkers alas
* 6.80. Blatt f. iſt die Blatfe, nit das Blatt.
©. 80. Bläten (wt.), auf dem Blatt pfeifen, einen
Rehbod Inden durch Nachahmung ber Stimme ber Ride,
ſchn. mhb. blaten; bad von Grimm und A angeführte
blatten und blätten ift hier ungebräuchlich.
S. 81. Blaut. PWetgand G. W.) bat: die Plaute,
rg nd. Plit, obd. 16. Jahrh. Plotze, Blog,
S. 82. Bledarjh l. Beibarfäel,
bi u 83. Blödel. |. blä
©. 83. Bl5 f. (rhein, enhein), d. i. Bläne
Blaufarbe, welche die Waͤſcherinnen gebraudyen, um bem
7
Dhueng einen etwas ind Blaͤuliche ſpielenden Schein zu
geben.
©. 84. Bobog! Bobo mir! rufen die Kinder beim
Spiel, um fi) einen Plag ıc. zu bewahren, ben, fobald das
Wort ausgefprochen ift, fein anderes Kind beanfpruchen darf,
f. Berboterames.
* ©. 85. Bödterdd füge bei: auch Bidterid,
8 — Bande each base men
ohnemche ii mim
—
S. 86. Bohnen, füge bei: auch Bohnes raſſel,
ſ. Sporesraffel.
* ©. 86. Boiſekaͤs I. Böifekäs. "
©. 86. Boden m., 1) ein Meines Floß, ein größeres
befteht aus mehreren Böden, Baumlagen; 2) (hier und ba)
ganz allgemein für Speicher.
6.87. Bölles, Belles m. (Selters), Schimpfwort
für einen groben Deriden, bj. in der Kinderſpr., |. Bolles.
PING 89. Boͤrdche 3.3 füge bei: in Hadamar Bierd,
rd,
*6&.89. Bor % mag jübijcdeutich fein, hebr.
roscho Auszuſcheidendes. ”
S. 90. Bounfäeln f. Baunfdeln.
*&.90. Borzlang, fioe bei: ober Borbölang,
Bortslang, wie armsbid?
90. Borzenelle f., Borzenelletaften m.
Bine), Dialektiorm für Polichinelle, auf ben
tab unhergiehenbes Buppenfpiel,
Brand (unterthein.), Brandftätte, fo au
bei Kan u Gemarkungätheilen, bj. wo der Wald nieber-
gebrannt wurbe, in biefer Bd. anhd. nicht felten.
©. 92. Brätärjih m. d. i. Breitarſch, eine Apfele
art, Baier. Braiting, Braitling, Braitarſch, Braits
erihling (Bm. 2,869)
3. Breinde Weigand (d. W.) ſagt: „Praͤum ⸗
&en, holl. pruimpje eig. en, denn das Wort ift
das Dimtnutiv von bie pruim Pflaume, und einem Pflaͤum⸗
hen ift jener Biß Kautadak in der Größe ähnlih. Das p
nad) m ift eingefchoben.“ Hol. Tautet das Zeitwort pruimen.
Der Heine, lieblihe Mund Heißt Holl. pruimmond, Äer von
uim Pflaume. Bon der Ähnlichkeit allein möchte ich
— das Wort nicht deuten. Vielleicht hat irgend ein Wiß
den Kamen eingeführt.
* 6.93. Breiten if bloße Dialektform von Breuten.
8
S. 93. Bremer m. heißt in Montabaur und Pimburg
ein ins Hofpital_Aufgenommener.
©. 94. Brenner iſt übh. ein vollenbeter Becher,
von —* rotden (gleihfam brennenden) Naſe jo genannt.
S. 96. Brieweln f. prebeln.
*&.96. Brinzelih 8.2 I. von brenzeln (j. d.),
brennen,
S. 9%. Brodelf. Gunterein), Dicdmilch, in welche
gewöhnlih Brot eingebrodt wird.
* 6.97. Broftern 8.2 I. breßeln.
S. 97. Broirigen (Arfurt A. Runkel), d. i brü⸗
tigen, ‚eiten, von brütig bebrätet und Srütend.
* ©. 97. Brogeln fiellt Weigand (d. W.) zu mhd.
briegen an anfäinelen Knoſpen treiben.
Bröthen mit Umftänden (mt.), mit Butter
wenzae⸗ und mit Schinken ph Braten bele, fegtes Weißbrot.
©. 97. Browenner m. (wt.), Brabanter Thaler.
©. 97. Brudn,, ein um ben Maft befeftigted Tuch,
um das Einfließen bes Negens in das Schiff zu verhüten.
©. 97. Brücdenjod n., auch bloß u heißen bei
einer Schiffbrüde je drei aneinanber befeftigte Schiffe.
*6.9%8. Bruhl l. Brühl.
& 98. Beitljenmete n. heißt (xhein.) recht
Rürniiäes Wetter, |. brüllen.
98. Brummlel)bippen, — eiſen n. (rhein.),
Brumnenke, zaͤnkiſche Perſon, ſ. brummeln. Brumm-
ein iſt änkd. nicht felten.
©. 98. Brummer fva. Bummer —F d.). Daher bie
Rda.: Den Brummer los laſſen d. h. ſchim—
S. 98. Brummes befommen Cunterrbein), getabelt
werben, zunächft durh Brummen.
17©.99. Bubenrollz f. rollgen.
S. 99. Brunzkachel m. Nahttopf.
*6&. 99. Brufem ift we. ud m.
* 6.99. Budel füge bei: Budelorumm., Budeh
Gen n. ein Menſch mit einem Höder.
* 8.99. Buesche ſ. Bonnesche ift zu ftreichen.
S. 99. Bud herum. Wenn bei der hl. Meffe das
NMeßbuch von der Gpifteljeite auf die Evangeliumsſelle ges
a en, und das Evangelium nun gebetet (oder gejungen)
‚ dann wird an vielen Orten geläutet. Dieje Läuten
— bier und da im A. Montabaur das Laͤuten zum „Buch
erum.“
9
©. 99. Buͤchſenranzen (rhein. wt.), ein Tänglicher
lederner Ranzen für Jäger und Weifende, der zur linken
Seite an einem über bie rechte Schulter laufenden Riemen
getragen, Heute aber immer ſeltener wird.
* ©. 100. Bummes m. Bummerfrug m. iſt ge
braͤuchlicher als Bambes, Bumbes; es iſt eine Rebenform
von Bummer ſ. d.
S. 100. Bund, Bunt oder Veh iſt Pelzwerk von
den Bauchfellen ber grauen Eichhörnchen und von den Bälgen
der Bifelmäufe; Grauwerk find bie Rüdenfelle der grauen
Eichhörnchen.
. 100. Bugplant. f., au da8 Heepbort, daB
Schild, heißt an dem Hinterheep bes Echiffes das Bort,
auf dem ber Name bes Schiffes ſieht.
©. 100. Bugſtraug m. hält den Anker, was fonft
Gabelkette.
©. 100. Bumbeln (wt.), beim Kinderſpiel mit dem
Plumpſack, ober mit der geballten Fauſt dem Kinde, das
falſch gerathen, auf den Rüden jhlagen, |. bummen, bomb⸗
den; 2) joa. bambeln ſ. d.
©. 100. Bummer m. Bummerchen n. heißt hier
und ba ein etwas dickbauchiges Branntweinfläfchhen, Dialekt-
form ftatt des ſchd. Bumper, engl. bumper ein volles
Glas, das man aufftößt, |. Bomben. — Bummer m.
(ehein. wt.), ſchd. Bommer, Hundeart aus Pommern ſtammend.
* 6. 101. Buffen L f. bauffent.
©. 101. Burgerredt n., nicht Bürgerrecht (rhein.
unterrhein.), Hilferuf eines Menfchen, der tn feinem Haufe
bebroht if und die Bürger anruft, ihn in feinem Hausrecht
(Bürgerrecht im weitern Sinne) zu fügen.
©. 101. Buſchexara f. (unterrhein.,), Schimpfwort
für das weibliche Geſchlecht.
S. 102. Buich ſ. Putch.
©. 102. Büßt I. Baſt.
* ©. 102. Butter 3. 5 füge bei: Butterrahm f.
(unterrhein.), hol. die boterham. ” -
* ©. 104. Chriſtkindchen n. 1) die als beſcherendes
Ghriftfind verfleidete Perſon; 2) bad vom Ghriftfind ber
ſcherie Weihnachtsgeſchenk. j
S. 105. Dad I: Dacke. — Dades Lf. Dudes,
— Dalles 8. 1 fügebei: Tolges. 8.3.1: dallus, dallis. .
©. 105. Dadfappes m. ıRennerod), Fetthenne (Be-
dum telephium).
10
©. 106. Dampfnudeln (j. Orimms d. W.) find
auch in Naffau und Heſſen eine beliebte Speife.
* &. 107. Datſche Heißt bei den fühdeutfchen Juden
ein teigiger Sabbatkuchen:
+ ©. 108. Daukes |. Dodes.
* © 108. Dauzen, Dialektform für das ſchd, duze n.
—* 108. Datteri m. (Hadamar), das Zittern in
ben Händen, |. dottern.
©. 108. Dei k, die Flut, hol. bie deining das Wogen
ber Wellen.
+ 68.109. Deiweln |. mummeln. — Deppches⸗
girl Dippe. — Derengeln |. bürengeln. —
erneben f. Daneben.
&. 110. Deuen f. — Denzelt Deizel.
Te ii aöibeinsger 1 a 2 finangeies
. efperät (lat. —8W offnungslos,
verzweifelt; bavon bie —IRV Melt. ’ i
S. 110. Deufterig (Gaub), ha.deufer, 791. S.19.
'*&, 111. Diebern ift das hebr. dabbar, dabar
ſprechen, in ber Pielform dibber, diber, {ft alſo fübifchbeutich,
wicht von Dieb gebilbet.
. 111. eil I. Diel. — Dieteln 1. difteln.
— Diggel iſt das fd. Tiegel.
S. 111. Diel (Brett), 9. hiadungangis m., ſchd. bie
Dielen mbd. der und bie dil, dil
28 . 112, Difpig, Difperig h. büfp
112. Dpasen (f. Dippe) —E der Nacht⸗
th f, Fr
2. — m. (Nauheim A. Limburg), zaͤher
u im von Dippe.
. 112. Dippeläiffer m. (wi), Schimpfwort für
einen etwas einfältigen, weichlichen Menfchen, ſ. Dippe-
+6©. 113. Dodis ift_jübifchbeutih, hebr. tuchos ver»
hůllte Körperteile. Statt Hintern I. Hintere.
4 S. 113. Digel |. Dop.
S. 113.. Diftelblume f. (Rennerob), Natterkopf.
©. 18, Dobdermit (rhein. unterrhein.), damit, hier«
mit, ſ. ©. 29 Ro. 215.
S. 114. Donnerfraut n. (Rennerob), Weibenröschen.
©. 114. Doppelnuß heißt in Gaub die Pferbenuß,
die „en Art der ee, 04
114. Doppfegel,. das Mi. Toppfegel, am
uptmoß de bem Scähuberfege
Si, Don m. (Rennerod), Dialeftform für Dong 2.
. 116. Draht m., 1, eine Verbrehung des Taues,
ber Gate: 2) (Dillenburg) Etridnabel.
©. 116. vediäde beißen in Wiesbaden bie Früchte
des Srieingebauns (sorbus domestica‘
Drehbret, Drehbrett, in der (rein. un
terahein) 2% fein D. nehmen und gehen, d. h. mit einer
Sadıe einem Simide auf * wegg Schd.
brett wie Drehbant, Drehtiſch.
Die Rba.: fi — heimlich davon Be
&. 116. Dreibort n., ein Heiner Nachen, wi
beim Zifhen gebraucht.
+ 8. 117. Orollgaſt f. Drullgaf.
©. 117. Dreifel n., zwei Dur Ine inanderſlechten
verbundene Seile. Das Dreiſel dient dazu, die kurze Leine
zu verlängern, es iſt Drebfel von drehen, holl. drasijen,
©. 117. Sl rilles m. (mt.), 1) ein Dreh
ande, Drehkreuz in engen Wegen, das durch Umbrehung
—— Sale durdläßt, aber feinen Reiter, keinen
; anhd. der Drilles Umbrehung; 2
das n$ erh Yahrmärkten.
118. Drouſchel, Drouſchel ſ. Drunfgel.
. 118. Druttel m. (Rennerod), Dintenfledi ien.
he: 119. Dufteln f. diftelm — Duhl ſ. Dohl.
upp geben fva. Dud t| un
* 6. 119. Dupfeng, ae nach in
ttelalter ©.
a un fi brochenes, ———
— franz. tous les jours Calle
PR B Da
T 121. Dug, Düpel |. Dog. — Dupen,
hen iR auch Schtupſwort für das weibl.
utt iſt au
ſchlecht.
12
©. 124. Eierwies f. heißt in Limburg ein Tänglich
gformier Kuchen, offenbar verdorben aus Eierweiß, f.
hröiswdis und Weizen f.
78.135. Einhoßeln |. Hogel. — Ginquängen
ſ. quängen.
©. 125. Einhauen (vpt.), tüchtig efien, fg. Bd.
©. 125. Einkelchen (Gaub), fatt Enkelchen, mhb.
eninkel, enikel.
©. 126. Eiſenbahner, —bähner m., Eiſenbahn⸗
arbeiter, ift eine neue Bildung.
©. 126. Eisfahrt f. (unterrhein.), ſva. jhb. Eis⸗
gan
€. 126. Giterneffel f. (Caub), Bremfe (oestrus),
von ber ſcharfbrennenden Neſſel auf die ſcharfſtechende Bremfe
übertragen.
E S. 127. Elor ſ. Ior. — Embes f. Emmes.
©. 127. Sf in ber wi. Rda.: Auf feinen elf Augen
bleiben, d. h. rechthaberiſch auf feiner Anficht beharren. Die
nad) ben Augen ber geworfenen Würfel gebildete Rda. ift
—8 Ihe verbreitet, wo 5, 9, 11,12, 18 Augen vorfommen.
. 138. Emmes if jüdifchbeutfeh, Hebr. emes Wahr
heit, „st, _e
12 Gntenagen B. 4. 1. iſt i r⸗
beißen 8.2. 1. gnab. Pat ig. =
. ErnL ärın ſtatt arrn,
. & 130. Erſt lautet unterrhein, Oft,
& 130. Erdegefäerre n. ——— eier.
130, Erdwurm heißt in Gaub der Gngerling,
and doah der Regenwurm, ber bier Orundwurm
Heißt.
. 131. Grainten 3.4.1. Bimperlid. — Eſels⸗
lattige i. ——— Huflatti
. 131. Gfel heißt Hier um da ber Baden, ber
beim Sep nebenaus fällt.
©. 131._ Eſelsknaup f. heißt in Gaub eine Art Wein⸗
Birne, auh Och ſen birne, anderwärts auch Kühbirne
s a 13%. Extra wird durchgängig auch als Abj. ger
ran
5 hr 132. Fahrſegel n. wird bei ber Thalfahrt ges
raucht.
*&.133. Fang 1. bj. im Pl. — Kap 8.6.1. Feu tes.
*6. 134. ERTET weft. we Federſcheid.
* ©. 135. Felgen. Uhr. valgen, velgen das Land
mit dein Karft oder dem Pflug wenden zum zweiten ober
13
dritten male pflügen; Baier. falgen, falgnen (Sm. 1,527)
in berjelben Bb., ſchweiz. falgen (St. 1, 351) dad Erv«
reich aufheben, ſchottiſch to fe ; mbb. vi jiegen, ums
wenden; die velge Feige, urfpr. Biegung, gebogenes Ding.
Mhd. zeigen das Brachfeld beftellen, Bu Dreifelberwirt-
ſchaft treiben, vonzelge, mittellat. celga Feld zur Dreifelbers
wiriſchaft; baier. zelgen. (Sm. 4, 255), agſ. tilian, tiligan,
engl. to till adern,
©. 135. Feigetanz heißt in Gaub der Veitstanz,
eine dem Volksmund gerechte Form "
©. 135. Fend, Find m. (Rennerod), junger, eitler
Herr, junger Geck; daS mhd. vende, ah. fendo Fußgänger,
unge, Burſche?
T 6.136. Feſel |. Fegſel. — Fetter Wein f.
magerer Wein.
* &. 136. Fertig machen es Cwt.), abfolut gebraudt:
eine Verlobung, Heirat, einen Handel, Kauf zu Stande
bringen. Sertigmader hieß im Rheinhefſ. Kanton Ingels
heim in meiner Jugend der Gerichtsvollzieher, weil er manche
Familie fertig machte, zu Grunde richtete.
©. 136. Ferz d. Fürze, Plur. von Furz, in der
mt. Rda.: Das koſtet Ferz, d. 5. Mühe, Anftrengung.
©. 136. Féazeln (unterrhein.), kleinlich tadeln; feze⸗
lig, $ezeler, hol. vezelen flüftern.
©. 136. Fichtenhund Heißt in Ellar A. Habamar der
Tannenzapfen. Die Heinen Kinder Binden dieſe Zapfen an
Fäden und fagen dann, auf andere Kinder weiſend: „Beiß
en cihn).“ Kommt daher der Name? Vgl. den auf bie Blüte
der Winde, des Hafelftrauch8 2c. übertragenen Namen Käp-
hen. Im der Schweiz heißt der Tannzapfen Tannkuh,
anderwärtd Putz elkuh.
+ ©. 187. Fidckrill ſ. Ficderill. — Finklich ſ.
fünklich.
S. 137. Fickerillchen nennen die Bewohner der ſ. g.
Auſt, d. h. im weſtl. Theile des A. Montabaur die Käpp-
hen (Kopfbebedung) der Mädchen, die mit denfelben aus
dem oͤſtl. Theile des A. Montabaur wie aus bem U. Wall-
merod x. dorthin kommen, Diefe Käppchen Haben binten
Iange Bänder herunterhängen; bem Ref bewegen, daß biefe
Bänber flattern, Heißt fiderillen; vgl. fiden.
*6& 137. Finzchen if Hol. pink, pinkje.
©. 137. $illerfegeln., Heiner ald dad Schuber»
fegel (j. d.) wird bei der Vergfahrt gebraucht.
14
©. 137. Zirneis m., firneifen, Dialektform für
Firnis, mhd · vörntz, virmg, vörnie, vörnis, ahd. firnis,
franz. vernis, mittellat. vernix, vernicium, fernisium.
Sienien, fernfen (rhein. umterrhein.), wie ſirner Wein
+©.18. Fizel ſ. Fiffel.
98.138. Fiffeme 2 4L Triſſeme. — Fite Jl.
f. Oravitten.
©. 138, Flagge. Die piationatiia ge" wird am
Hauptmaſt ober am YHintertheil Shihs aufgehißt.
Begentwätt, find auf dem Rhein inne Staaten vertreten:
Naſſau (Flagge quesgefeft, unten Hau, oben orange),
3 ‚Preußen (1 (unten und oben ſchwarz, in ber Mitte in
Id ein ſchwarzer Adler), 3 tanffurt, 4) Groß.
Dim 5) jen (unten und oben roth, in der Mitte
weiß), 6) Baden (unten gelb, oben roth), 7) Bayern (unten
Blau, oben weiß), 8) Württemberg Cunten roth, oben ſchwary.
9) Niederlande (unten blau, oben roth, in ber Mitte weiß),
10) Frankreih, (bie Fl Sage Mt ift der Länge nach geftreift:
Blau, weiß, —X Die dl bereinöflagge ift grün, Die Trauers
jagge fi einem Nachen einem Floß voraus⸗
eilende Me sa eine ſchwarz unb voth gem:
©. lammplag |. Blammpla
ie 139. ER a "Bieten fie fchen. —
Slanmehlune 3
Biantieen (rein, unterrhein.), bin 3
ir *. mit dem Licht, von Flanke (Seite). Hebel
bat lantieren Aintranf.) seifen.
.6. 140. te® I. Slana
S. 140. f. (Cat
sine } la _ Fin ſ. flie zen.
S. 141. —
2 Iehfeaut lobte
. en 20), recht fatt
von den, eine Bilden Ra mt) ) 1 Ba kunde
141. Sleifchtraube, — Weiner, großer
Traminer, wird am ganzen RI
+©. 142. Slönnen f. ne — — ſ. flie.
S. 152. Fließl Fliß. — Flizen L Heine Flocken.
©. 142. Flagsfel n. (thein.), die Heinen Schuppen
. [)
©. 143. — Fodjegel n. heißt das vorbere Segel
am Hauptmaft; es iſt dreiedig und zerfällt nach feiner Größe
15
in Stag⸗, Mittel:und Kleefod, nd. Fokke, mal. focke,
holl., dän. fok, ſchwed. fock, altn. foka.
©. 143 Srabeern d. i. Fraubeeren heißen bei Diez
bie wild wachſenden jüßen Johannisbeeren (ribes alpinum),
©. 143. Framenſch d. i. Fraumenſch (bier und da
weft.) Be Weibermenid.
145. Freiſen ſ. freefen. — Friet ſ. fred.
— FR freefen.
* ©. 145. Frei hat in Dillenburg auch die Bd. viel,
3: ® gib nur frei, hätt ich nur frei. Die Rda.: aus freier
Hand verkaufen Heißt, ohne Zwang und ohne Mittelsperſon.
©. 145. Fretter m. {ft ein eiferner Zapfen in dem
obern Ring bed Ankers, der beweglich ift, um Verwidelung
der Anterkette zu verhüten. Dal. boll. 8 fret ein Meiner
Bohrer, obd. Mretten (Sm. 1, 620) reiben, mhb. vraten,
vreten reiben, durch Meiben wund machen, abb. fratön vers
wunden.
* ©. 146. Fruͤhbirnchen nennt man auch das Kind
einer Bein, die Mutter ward, ehe fie in die Ehe trat,
146. Fuder (unterrhein. R ) Beinmap von 6 Ohm,
als Serrintenaf ſchon mhd das vuoder.
* ©. 146. Fuih aſen l. vgl. Virgaß. — + Funkeln
ſ. finkeln.
©. 146. Fuchs in den Rda.: „bie Füͤchſe kochen“,
fonft ber Fuchs ober ber Hafe braut (Bei Kl wenn an
Sommerabeuben plöglih ein bider Nebel nicht hoch über
den Wiefen in Geftalt eines wallenden Waſſers ſich erhebt;
nDie Traube hat der Fuchs bepißt“, wenn eine Xraube
Meine rothe Flecken zeigt.
. 146. guhsiehr £. nennt das Volt Hier und da
die Throne Fuchſia.
©. 146. Fuhrwerken (thein., unterrhein.), mit einem
Fuhrwerk fahren; anberwärtd: einen f., ihn aus dem Zimmer
binauswerfen.
* &. 147, Furchelun heißt au das in ber Furche
zwiſchen zwei dern Reheibe noch unreife Getreide abſchneiden,
um es zu füttern m und zugleich um dem Schnitter die Graͤnze
genau zu bezeichnen.
iur. Bubtver n.befr her Lueraiten bes Eäifes
ußfpor.n. heißt der en iffes,
in dem der Maſt ſteht, holl. das voetspoor die Fußſpur.
S. 148. Gadeln, fügebei: Gazelig, eitel, bf. von
jungen Mädchen gejagt.
16
A H ©. 149. Bahn f. Jahn. — + Gakeleie I. Ga:
elei.
* ©. 150. Galern füge Det: or, galeriſch.
S. 150. Galgennaͤgel 2. I. carota. —
maſche I. et B — Gan f. Jahn if ju
ftreichen.
S. 151. Su 8.2. l. Weibs perſonen. — Bapp-
sen, 3.5.1 ip en.
©. 151. — n. heißt der ſchmale Raum zwiſchen
dem Oberban und em Rande des Schiffes, verbindet dad
Vorder⸗ und einierherr $ d.)
©. 151. Gänschen n. heißt in Caub ein beſonderes
Etüd vom Hinterviertel eines geſchlachteten Ochfen.
©. 151. Gärten (Caub), Gartenarbeiten verrichten;
dgl. Hol. tuin (Garten), tuinen (Gartenarbeit verrichten).
S. 152. Gaffaten 8.4 1. gaßaten. — Gat i.
Gate ſtatt Bath. — Gätt |. FEN iR zu feinen
Gaͤulsdiebe L. PL. flattn. — Gaup &2 L Dub
verfehen.
* ©. 153. Geben 8. 6. I. Agrifola,
©. 153. Gauſch f., eine Art Knopf am Ende eines
Taues.
S. 154. Gebroͤcks 3. 2. l. Geſprecks. + Ge
vet Gethaͤts.
154. eis n. heißt das Bortwerk an den Seiten
des Schiffes
©. 14. Gedimmeldyen heißen in Hillſcheld A. Mon-
tabaur die Mirabellen.
©. 154. Gedrickel ich (Montabaur), ſich anſchmiegend,
zutraulich, umgaͤnglich; gedrüdelich von drucken?
+ ©. 155. Gefſchnetzig ſ. gebſchnitzig. — Ge
fuſch, Gefuſchel ſ. fuſchen. — Gegaloͤch ſ. galb-
en. — Beganz ſ gauzen.
*6&.155. Gehannsl. Gehannes d.i Johannis,
ſ. S. 19. No. 142.
©. 155. Geflaus n. (Rennerod), Bund Wirrſtroh,
von Flaus Büſchel Wolle.
I ©. 156. ehich el f. hicheln.
* ©. 156. Gehirzt. Abd. gahirzjan, mhd. hörzen iſt
übereinftimmen, unfer ein Herz und eine Seele fein. Kann
dieſes Wort in fg. Sinne hier verglichen werben?
©. 156. Gehonke(n) lautet rhein. unterrhein. das
Bart. Prät. von Hangen.
17
©. 156. Beißf. wie ber Bol, ein dreibeiniges Ge-
ſtell, Bf. ein dreibeiniger Baumaft oder Giebel von einem
Baͤumchen, ber bei dem Kinderſpiel Geiß werfen als ums»
zuwerfendes Ziel aufgeftellt wird, auch in Bayern gebraͤuch⸗
lich (Sm. 2, 73).
©. 156. Geißgalgen m. hört man Bier und ba:
n®eh an Geißgalgen“, wo es fonft Bloß Heißt: Geh an
Galgen. Zgl. die Gemarkungsnamen Hund und Wolfs-
galgen.
©. 157. Belarms f. armen. — Geknoſter
j. Enoftern. — Geknöttel ſ. Kn öttel. — Gefnotter
ſ. knottern. — Gelaikel ſ. Tatfeln.
* ©. 157. Gekrütz 3.2 1. Grotz. — Gelätſch
3 2. 1. Latſch.
+& 158. Gemuckſ. mucken.
*S. 158. Gelze. Äuch das Verbum gelzen kommt
weſt. vor.
S. 158. Gemahd. X gemad idest, quam x viri
una die habent secare et metere sufficientes heißt es in
einer Eberbacher Urkunde vom Jahr 1208. Gemahd ift
bier alfo fo viel, als ein Mann in einem Tage mähen kann,
TS. 159. Genſchier, gefäier ſ. ſchier — Ge—
orjel f. orgeln und Gethäts. — Gepruttel f. prat-
teln. — Gerekel f. refeln.
* ©. 159. Gerab, unterrhein. Ger ab und Geräub,
Gereib.
* ©. 159. Geräth 8. 2. l. Geraäͤth, Gräthfal,
Grähfal, Grehfalb ti.
©. 159. Gepidt fein, auf im Hirn gepidt fein
Sein. unterrhein.), im Kopfe verwirrt fein, als wäre das
ehirn ein wenig verwundet.
©. 159. Gepriambel, Briambeln. Se wt.)
langweiliges und unnoͤthiges Geſchwaͤt, im 15. Jahrh. bie
Briamel, im 14. die und das BreamWel — Vorree,
Reimfpruch, mittellat. praeambulus, vorangehend.
7 ©. 160. Gererevoll ſ. geräbevoll. — Ge—
tollz f. rollzen. — Gerüd ſ. Gerich. — Gerumar
ſ. Rumor. — Geſahn |. gefehnen.
©. 160. Gerall iRennerod), Dialektform für Geroöͤll.
©. 160. Geriß.n. in der Rba.: Das Mädchen Hat
das Geriß (man reißt fi) um baßfelbe beim Tanz, beim
len ꝛc.) oft mit dem fpöttifchen Zuſat: wie bie ſcheel
ab bei Hof.
Kehren: Rachträge. 2
18
©. 160. Gefämß s. Crhein. wt.), das Gefäme, E&-
merei und das Geſaͤete.
©. 160. Geſcheids in der wi.) Rda: „nichts, wenig
©. haben,“ d. i. Werthvolles, Tüchtiged, don Kleidern,
Büchern, Beräthen, Gartengewächlen ıc. —X fg. Anwen⸗
dung des ſonſt auf ben Geiſt fich beziehenden Adjeltivs ge⸗
eid.
+ ©. 161. Geſchmißt ſ. ſchmitzen — Geſchmus
. ſchmuſen. — Geſchneubel f. Geneubel. — Ges
chwänzel ſ. ſchwänzeln. — Gefötter ſ. fättern. —
Geſpei ſ. fpeizen.
*S. 161. Geſchwabbeltevoll 8.2.1. ſchwap⸗
peln, ſchwappern.
©. 161. Geſchickt (bei Heinen Kindern), fva. artig,
wohlgezogen im Betragen.
©. 161. Geſchnaſel v., heißen Hier und ba bie von
einer Mahlzeit übrig gebliebenen Kleifchtheile, welche, um
fie nicht verderben ER laffen, in —— gelegt und ſpaͤter mit
einer Brühe aufge ocht werben, baier. dad Geſchnattel
Abfaͤlle von Speiſen und andern Dingen (Sm. 3, 497).
+ ©. 162. Geſt f. gift. — Gefüff |. Geföff. —
Gefütt ſ. Gefitt. — Geſtotz, Beitogel ſ. Stügel.
— GBeftrampel ſ. firampeln. — Geftrocu)nz f.
fironzen. — Geträndel ſ. trändeln. — Geuzf.uzen.
— Gewaffel |. waffeln. — Gewalg f. walgen. —
Gewantel | wankeln. — Gewatſchel ſ. watjheln. —
* &.162. Geweber, Gewew wer, auch Unruhe, die
aus der Bewegung vieler Menfchen und Thiere entfteht.
©. 162. Gefprinc, mhd. ahd. gesprine Urfprung,
Duelle, fteht in einer Urkunde Über die Kirche zu Montes
baut vom 9. 959.
©. 162. Geſtocken f. ſtecken. Auch Göthe und Ras
bener haben noch das Part. geftoden.
©. 163. Gewuſel f. wufeln. — Bezaffel f.
Baffel. — Gezaug f. Zaug.
©. 163. Gewilfener, —ne, — nes hört man hier
unb da rhein. und unterrhein. für gewiffer.
S. 163. Gewoͤrfelt, gewärfelt, gewerfelt Crhein.
anterrhein.), in Geſchaͤften, im Leben gewandt, wie ein oft
geuper Würfel, wie ein gewandter Würfelſpieler, ſ.
wörfeln.
* ©. 164 Gickſen 8. 6.1. Garr. — Giere L
Giern, Gieren ſ. ehren.
19
+6. 165. Gigaden ſ. gaden. — Gilbchen f.
selbien. — Gilz, Bilze f. Gelze. — Glähm |.
giehm.
S. 165. Gipp füge bei: Gibch. — Gift füge bei:
geeſt. — Glaih 8. 3.1. Hıllid. — GBlasber L.
Blasbert:
. .Giftmichel m. (chein. unterrhein.), ein
zorniger Menſch, vgl. Windlipps unter u) in
©. 165. Gigad (rhein. unterrhein.), Gans, ſ Gad
unter gafen. Sprichw.: Schidet man ein Bändchen übern
Rhein, kommt eine Gigad wieber heim.
©. 165. Gilt, e8, cd. 5. es iſt fo gut, als wäre es
geſchehen) ruft man einem zu, der zu ferne figt, um mit ihm
mit einem Glas Wein anftoßen zu können, wobei man aber
das Glas in die Höhe hebt.
©.165. Ginſcht, Ginft m. (Gaub), jhb. der Ginſt,
üblicher Binfter (genista tinetoria), im 10. Jahrh. genest,
Anh. Genift, Onift, Genifter, Oynfter.
©. 165. Glaſener für Glaſer, mhd. glaser, iſt wt.;
dgl. die Eigennamen Olaſer, Glaßer, Glasner, Glaß⸗
ner, Ölaßener.
©. 165. Glaſig (unterrhein.), von den Kartoffeln ges
ee u fen füge Bei: ſ. gleitſch
. . Blitſchen füge Bei: |. gleitſchen. —
@lög 3. 1 1. Flennes.
©. 167. Glinnern (wei. hier und da), das hängen
gebliebene Obft ftoppeln.
+ ©. 168, Glühm Fglom — Glüng ſ. Gelüng.
Ps f. geueußig. — Göhren ſ. Gehren. — Got
a
*S. 168. Gote, vom hebr. goi der Heide, der Un-
reine.
S. 168. Alnasginne £. heißt in Caub der Weber⸗
knecht (phalangium opilis), — Goldhammel heißt hier
und da Der Ooldammer.
©. 168. Gohker füge Bei: Gohkel. — Der lang
Gohfert Heißt eine lange bürre Perſon, gehört zu Gal.
I ©. 169. Gompel ſ. Gumpel — Goſch f. Guſch.
©. 169. Gorkſen 8 5.1. gaergipen,
©. 0. Oraal f. Sratel. — Grabfhaufel f.
Schaufel.
% ed 170. Gotterſprech, dafür Hört man in Caub
@ott e8 ſprech.
20
* €. 170. Graben füge bei: weft. ift graben ſva.
anberwärts jpaten.
S. 170. Gotteshaͤndchen n. (Rennerob) Heißt Die
Wurzel der Orchis, wenn fie auf dem Waſſer ſchwimmt;
zen! dstüpgen (Deiwelsfoißcie), wenn fie unterfinft.
* ©. 171. Graf füge bei: reift.
©. 171. Granatevoll (rhein.,, wi), ſtark betrunfen,
doll wie ein mit Granaten (Pulverkörnern) geladenes Geſchoß.
©. 17% Grauſel f. Griffel.
©. 172, Gräth I. Gräthſal. —
76.173. Grid, Grid. Gerich. — Griebs f.
Grips. — Griefel, griefeln f. Grifjel.
© 1 Griebes m. (Gaub), Sandboden mit Felfen
gemiſcht, wahrſcheinlich verdorben aus Grieß (ſ. Ori eß⸗
vegegh — — Uferfand.
Grind ift auch eine Krankheit des Wein⸗
Kin * Fe eintretenber Kälte im Frühjahr, wobei die
inde wie mit einer Krufte (Grind) überzogen ift.
* 6. 174. Grindmagen 3.2. I. rhoeas, 3.3 füge
bei: 2% Ma Rogfamen.
Gröb8 f. Grips. — Groinzeln ſ.
geifenn.
+6. 175. Grat, Grot f. Krot.
* ©. 175. Großen heißen (unterrhein.) die Steine im
Bergbau, die nit zu Schleferfteinen zu verwenden find.
©. 175 Grohänschen, d. i. Brauhänschen heißen
in Coub bie Ruländer Trauben.
©. 175. Grohlein f. heißt das dünnfte Seil auf dem
Schiffe, das gleich unter dem Stanber (f. d.) ift unb zum
Aufhiſſen der Flagge dient; könnte Graulein fein.
©. 175. Groͤnchen (Eaub) greinen, |. granden.
ueb Sb 175. Groß (Gaub) fehr, in ber Rba.: ſich groß
ieb haben.
7 ©. 176. Grünſeln V Sziffel — Gſie f. Ge⸗
ſitt. — Gugel, Gückel ſ. ©
“6. 176. Budell. mei Ri "Qudete.
©. 176. Grüne Kern (unterrhein.), unreifes Korn
Roggen), 5 das zu Suppen benußt wirb.
Grundwurm heißt in Caub der Regenwurm
(lumbricus terrester).
©. 176. Grüſel, Beiefel, Grüfper, Grifpel
(A. Fimburg) foa. Gruſchel.
S. 177. Guduf 3. 41. teuflifhen. In Gaub
heißt der Tannzapfen Gugud f. Gohker. — Guduf
3. 2. füge bei: flos cueuli,
21
TS. 178. Häf. he — Halegans f. Halgans
iſt zu ſtreichen.
©. 178. Gu Work, Bun Dag, Bun Owend (wt.),
abgekürzt flatt guten Morgen, Tag, Abend. — Gut und
gern (unterrhein.), anderswo bloß gut ober bloß gern,
etheuernbe Verſicherung, 3. B. Lord iſt gut und gern eine
Stunde von Gaub entfernt. — Die gut Stub heißt bei
dem Mittelftand, was bei den Vornehmen das Staats-
simmer, dad Bejuhzimmer.
+ ©. 179. Habern f. hapern. — Haberftauge
ſ. Staude. ’ ® Raus
* &. 179. Haaren J. ſ. barwen und flreiheherfen.
Fre 3. 2% füge bei: boppen. — Hach 8.9. 1.
el.
g ©. 179. Haarer wird bier und da an ber Lahn
kurz geipr. Harrer.
* ©. 179. Had in der Rda.: die H. unterftellen, auf
einer Fleinen Reife auf kurze Zeit einfehren.
* ©. 180. Hadorn 3.2.1. Hüfdorn.. Hauhechel.
©. 180. Hag, Hagen (thein., Hier u. da weft.), Han,
bauen, Schlag, — mb. hou, houwen, ahb. houe,
houwan, f. oben ©. 18, No. 129.
+8. 181. Hahnfeln, hähnſeln f. Hanfeln —
Häbfter f. Heifter.
©. 181. Hainen (wefl.), das niedere Gebüſch abs
brennen, ſ. Hauberge und Heieſchmieden.
* ©. 182. Halfieid, Haͤlftſcheid (weſt.), holl.
halfscheid fva. das rhein. Halbſcheid.
©. 182. Halbes. Cine Taffe, bei der die obere und
untere Schale voll ift, heißt in Gaub ein Bacharacher
Halbes, in Dillenburg ein Hatgerer Halbes, eine fpöt-
tifche Anfpielung auf Bacharach und Haiger, wo eine ſolche
übervolle Taſſe erft eine halbe fein fol.
©. 182. Halber Gaul Cxhein., unterrhein.) beißen
verfchiedene Arten bed Ampferd (rumex). Man kocht den»
felden ab und verwendet die Brühe ald Mittel gegen das
Abweichen (Diarrhöe) beim Rinbvieh.
S. 182. Halbwechſig, Dialektform für halbwädhfig,
d. i. halbgewachſen.
+ ©. 183. Hamern f. heimern.
* ©. 183. Hambider (wt.), joa. Heimbudfer.
* 6.183. Hammeldeinden heißt aud eine beſon⸗
dere Apfelart.
22
©. 183. Hama in einer Eberbacher Urkunde vom J.
1178 iſt Iateinifterte Fotm für das ahb. Ama, 6ma, mhb.
&me, öme Ohm.
7 ©. 184. Hampel, handvoll, ſ. Hanvel.
S. 184. Hammelfhwanz heißt in Caub eine Art
Tanger, moljämedenber Trauben.
©. Han. f. haben.
©. —8 "Hämmermans Cunterrhein.), Dialektform
für gear.
84. Hamftern 1) einfammeln nad) Art der Hamfter;
2) 8 * "eitigen Gehen abmühen, ohne recht vorwärts zu
kommen.
©. 184. Hamur m. (weft), Art und Weife, Gewohn⸗
heit, Tat. humor Gemüthsart, Laune, |. Ramur, und ſ.
oben ©. 10, No. 67.
*S. 185. Hangärte 8.4.1. hagen. — Haus 8.2.
l. Bullochs.
* ©. 185. Hano iſt judiſchdeutſch, hebr. hannoo Genuß.
©. 185. Hankeln (Gaub), ſva. hackeln.
7S.186. Hänſch ſ. Hainſch. — * Hanpell.
Hanvel.
+6. 187. Hari f. Hadch. — Härloch ſ. Her-
Tod. — * Hafenpappel 8. 3, I. rotundifolia.
©. 187. Hafpel, Haſchpel m. ift Hier und ba fon.
Sofpen, jedoch ein mehr fpaßhafter Menſch.
187. Haffert (Rennerod), Haß, Eile. +
“ ©. 189. Haufte. Südlich vom Taunus werben bie
10 Roggen- oder Weizengarben ber Ränge nach übereinander
gelegt, unten 4, dann 3, dann 2, dann 1, dies heißt ein
Haufe. Bet Gere und Hafer inerden 1ie '5 Garden, auf
einander gelegt, fo daß fie 2 Haufen, bie mit ben Ahren
zufammenftoßen, zufammen 1 Haufen von 10 Garben bilden.
Nördlich vom Taunus (jelten im Rheingau) werben 9 Garben
in Kreiöform nebeneinander geftelt, de Ahren nach oben,
die 10. Garbe wird dann, die Ahren nad) unten, ald Hut
darüber ausgebreitet. Dies beißt Haufte. Hier und ba
kommen Haufte (wenn Regen zu fürd;ten ift, ober bie Frucht
nicht Bald nach Haus gefahren werben ann), und Haufe
(wenn dies geſchehen kann, ober fein Regen zu fürdhten ift) vor.
©. 189. Häuschen (rhein. Kap) 1) Rame des Clvil⸗
eeränanitet 1 en 2 Abtrit j7 L
0. Hede, Hed-, Hedenflagge heißt hei
— un befinbet ſich oben am M Sen ase beibt b
23
+ ©. 191. Hee ſ. de. — Hegef. Heege. — Hegel
f. Hägel.
©. 191. Heepbord f. Bugplant.
©. 191. Heepchen, Heebhen.n. (unterrhein.) Nacht⸗
topf,, ——— pen afen, holl. haven, f. Dippden.
em far Kopf in der Rba.: er har
im 5 vi . is Fr
©. PB Heilig mit ben 9 — 1 Oeim leuchten
ſ. leuten.
©. 192. Heim geigen, bi. fi b. g. laſſen (wt.).
„Vielleicht rührt e8 von ber Sitte Iuftiger Burſche, fi für
ein guted Trinfgelb aus dem Tanzhauſe mit Muſik nad
Haufe begleiten zu lafjen, her, daß man Leuten, die etwas
vornehmen, das weit über ihr Vermögen, Können ober Wiſſen
a gopſch ben Rath gibt, ſich Haimgaigen ze loßen.“
©. u Heimſcheln -(unterrhein.), heimlich ſprechen,
piſpern
S. 193. Hember ſ. Amber.
©. 193. Helm m. heißt jener Theil des Ankers, an
dem fid) die Arme mit den Pfoten befinden,
+6S.194. Hent ſ. Heint. — Hep 1. Heb. — Herfen
ſ. samen
muntern,
©. 19. rg m. heißt bier und da weft. ſcherzweiſe
S. 195. ert ſ hart. — Herumratſcheu ſ.
ratſchen. — Herwen | harwen. — Heſpe ſ. Haͤſpe.
S. 195. Herumdauteln (unterrhein.), ohne Beſchaf⸗
tigung umhergehen, wahrſcheinlich aus dem holl. dauwelen
zaudern, träge fein.
©. 195. Herzhaft (mt) | ſtark: er hat ſich h. gewehrt,
h. getrunten, es hat h. geregnet.
©. 195. Herzzapfen m. (unterrhein. hier und ba)
ſva. ſchd. Herzwurzel, Pfahlwurzel.
+ S.19%. Heunt f. heint. — Hierb f. Härb. —
ier t
9 si he Se ift das Imperf. von Hagen, d. i.
"S. 196. Hilich f. hellig iſt zu ſhreichen.
24
©. 196. Hifte Heißt hier und da bie Hagebutte; eig.
Htefe, mhb. hiefe, ahb. hiufd. Davon Hiftenfaft bei
den Zuderbädern.
he 197. Hin, Hinn ſ. Haus. — Hinfalzen ſ.
Sü
* ©. 197. Hinfeln 1. f. Hanfeln.
° ©. 197. Hinfit. Hiner, hin, bins if nod wet⸗
terau. für jener, jene, jenes.
©. 198. Hinterfüß f. Fuß. — Hiwels f. bes
bels. — Hoaleß ſ. Horlig. -- Hoben ſ. haus. —
Hobhammer ſ. Hufhammer.
78.199. Hohl. Hahl. — Hokemann f. Hake⸗
mann.
S. 199. Hodch 8. 4. füge bei: |. Hadch.
* ©&.199. Höfferig, Hätten iſt wol Höfferih nach
Sinjeih, Enterich; holl. der hoppe.
199. Holf. Hahl ift zu fireichen.
"©. Sn Hoheit Heißt in Seſſenbach A. Selterd die
ns ſ. Gerechtigkeit.
Hohenaſtheimer m., eine aus Frankfurt
and Sachſenhauſen ind Naſſauiſche vorgedrungene Bezeich-
nung fuͤr Apfelwein.
Hoͤhlerjakob heißt in Arfurt A. Runkel eine Apfelart,
welche Jakob Höhler von Obertiefenbady dahin gebracht hat.
©. 200. Hongans f. Halgans.
— 200. Holgans I. j. Halgans. — Holler l.
Holunber. — Holzwag 8. 3. I. währ.
©. 200. Holländer Floß, ein nah Holland Be
fimmtes Floß, 500—600 Fuß lang, hat einen Werth von
100,000 — 150,000 fl. Die Bemannung befteht aus 200
— 300 Berfonen. Ein Tau auf demfelben hat nicht felten
eine Länge von 150— 200 Klafter und einen Werth von
400 — 500 fl.
©. 200. Hollerboller m., ein Menſch, der (wie man
fagt) mit ber Thüre ind Haus "san, ib. Holter die
Polter, bei I. 9. Voß Hulter pulter, nd. Hulter be
Bulter, flämijh holder de bolder ; unfer poltern if
hol. bolderen, bulderen. „Es geht Holler die Boller*,
d. h. ſehr ſchnell.
©. 200. Holz n. heißen die Schoͤßlinge des Wein:
flodes, wenn fie auch noch hart find, 3. B. er Weinſtock
hat —* Holz.
©. 200. Holzewaar, Hölzewaar f. mt), für hoͤl⸗
gerne, "aus Holz verfertigte W., 3. B. Löffel
25
&. 200. Holzhaderm.heißtin Wiesbaden ber Webers
tnecht (phalangium opilio), anderwaͤrts Haberhauer, von
der Bewegung der auögerifienen Beine.
+ ©. 201. Hopperig.f. Höfferig — Hör f. Haar.
— Hormep, Hoͤrrleß |. Horlig.
©. 201. Hoppelpoppel m. (hein., unterrhein.), Ge
traͤnk, das aus Rhum, Eiern und Buder befteht.
©. 201. Horzig d. i. Barzig (unterrhein, hier und
da), kamubig, in fg. Bb. vom Charakter gejagt.
* ©. 202. Hotte foa jr. Butte, hohes Rücken—
traggefäß aus Dauben.
er ©. 203, Howelf. Hobel. — Höwwel ſ. Heppel.
— oo ißer 1. Hochſaicher.
N . Hühnerapfel 3. 2. füge bei: Hahn-
apfel.
*&. 204. Hui füge bei: hoi. — Hui und pfui
in der Rda.: „oben Hu und unten pfui”, auftänbiger als
bie gi, „oben begliffen“, |. d.
. 204. Huitaffe f. (Dillenburg), eine Taffe Kaffee
mit Rahm. Eine Amme, die auf Kindraufen den Kaffee ein-⸗
zuſchenken pflegte, goß fich felbft jebesmal den Rahm in bie
Zaffe und rief dann, als ob es gegen ıhren Willen geſchehen
wäre: „Quil wieber den Rahm in der Taſſe!“ Ein Gaft
bemerkte: „Ach, wer body auch eine ſolche Huitaſſe erhielte!"
Es gab ein Gelächter, der Name war da und hat ſich bis
heute erhalten
TS. 205. Hunne, bunten f. haus. — ® Hüp-
perich ift wolrichtig, Aber bei Höfferig ſteht Hüpperig.
*&,.205. Huneſch vinum hunicum in ben Eber⸗
bacher Urk. Nr. 237 vom J. 1248. vinum frankonicum,
Tanconicum, francile daf. Nr. 91. 235. 111 vom. 1219;
©. 205. Huramche (Irmtraut A. Rennerod), Ameife.
©. 205. Hurlump £., 1) cwt.), ein Menjch, ber fih
von jebem zum Beſten Halten läßt; 2) (meft.), bie an einer
Stange befeftigte Lump zum Reinigen des Badofens, |. Lu mp.
©. 205. Hurrig und purri (untereb ) auffahrend
und grob. Myhd. hurren ſich fehnel bewegen, vgl. die In—
terj. hurrel zur Bezeichnung der Geſchwindigkeit und f.
porren. „Und Hurre, hurre, hopp, Hopp, hopp giengs fort
in faufendem Galopp.” „Hurte, hurre, ſchnurre Räbchen,
fnurrel* Bürger.
+ ©. 206. Hutzel fe Hotzel. — Huwel f. Hobel.
— Hüwel, Hümwwel f. Hübel — Hüwels f. hebels.
26
* ©. 206. Sutichen 8.3 1.: 2) zu warm halten und
fo en ſ. hutſchel
S. 206. Ibbe. Bl. hebr. abod verſchwinden, zu
nichts werben.
©. 206. Jan (rhein. mit Halbgefpr. n), IA Cunter
thein.) Eſel, von feinem Geſchrei, das Böthe ijah fchreibt.
I ©. aan. & f. Ee. — Ime f. ehmet.
S. 20 —— unterehein. Der Of, gewoͤhn⸗
lid, der — hoil. oosford, |. Er
*5. Imet, Imels Imez, Ims f Emet.—
Snteie?, —* en.
208. ie, hebr. ischo Frau.
©. ©06. Inventieren (mt), fatt invitieren, ein
laden, franz. inviter, lat. invitare.
S. 209. Itrichskraut geht (unterrhein.) das glatte
Bruchkraut, Harnkraut, Taufendforn (herniaria glabra), dad
als Heilmittel Thieren, bie nicht itrüchen, eingegeben wird.
78. 210. Jehken, jeiken f. jaiten. — Jeuns
zeln ſ. jauneln,
©. 210. Ja ja Cunterchein), Ausdrud des Gpotied
und ber Verhoͤhnung, wird allein gebraucht, ober beginnt
eine Spottrebe.
©. 210. Jammerlaͤppchen n. nennen fpöttifch bie
Landmäbchen um Montabaur die ſchmalen Schürzen der
Stabtmäbdhen.
+S. 211. Joch ſ. Brüdenjod.
©. 211. Zödel, Zörel, Jürel m. (rhein.), fon
"Hurlump 1., bater. Jodel '® i. Jodokus), Tärmenber,
grober Menſch (Sm. 2, 264).
©. 111. Joker, jaufer Rennerod), theuer, wol jür
Biräpeutih,
©. 211. ones (Bennerob), | Einfaltöpinfel, der Rame
Jonas, dgl. Barthel und —* l.
©. 212. Jungfeld n., ein junger, d. h. mit jungen
Ra er mzter Weinberg.
N ungferbienden (Rennerod), die Ftucht
bes rakdond
8 fer 213. Jüppe ſ. Jip. — Juz ſ. Jude. —
a
"6 Ya, Kaf füge Bei: Kewe.
+S. 214. Kähr |. Kehr.
S. 214. Kalb anbinden (iwt.), es groß 3 eg
von der Mutterkuh entfernt —X airß gichen
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* ©. 214. Raljes, vom hebr. kal gering, ſchadhaft,
vernichtet.
©. 214. Kahneweiz, auch Kabwaiz wirb in Caub
der rothe Weizen genannt, von den Kahnen, ſchd. Örannen
fo genannt.
©. 214. Rain f, größerer Rachen, bf. auf der Mofel,
bat einen Werner (f. d.) zum Steuerruber.
S. 214. Raiferlihen, bie, heißen in Naffau und
Sehen ſchlechtweg Die öfterreich. Soldaten.
214. Kalberkern Ehein, wi.) wilde Möhren
— R
Kalch (wt.), Dialektform für Kalt, mhd.
kalc, ahd. calc, chale, chalch.
©. 214. Kalfinhen n. (tot.) heißt ein Tiſchgeraͤthe
mit verjehiebenen (Ol: und Eifig:) Fiaſchchen, Genteüale
und Bfefferbehälter, wahrfcheinlich bie Karaffine, bei —
Carabien, franz. carafle und _caraffine, ital.
caraffina, eig. Tafelflafche mit Stöpfel.
©. 214. Kalt halten ein Haus (Caub), e8 vor Feuer
bewahren.
{ S. 215. Raniffeln f. Farniffeln.
215. Kampern (unterrhein.), reiten, ſtaͤrker als
taudeh zunaͤchſt aus dem holl. kampen tämpfen.
©. 215. Kanne. iſt früher au) Krug, daher Kannens
bäder, Rannenbäderland.
©. 215. Rapenieren, Fapernieren (rhein., unters
thein.), töbten, |. kapores.
©. 216. Kardautſch f. Kartaufe — F S. 217.
Rarwaidhe x. f. Kawert. — Käfeftann f. Stann.
*&. 217. Raffemännden tft Yı, Thaler.
©. 217. Rarmesapfel, hier und da fva. Sträumer-
ling und Raffelapfel.
8: 217. Kaſcho n. (Hier und da), Gefaͤngniß, franz.
®. 217. Kaſſarm, Kafferm £ (wt.), Dialektform
für Kaferne.
* ©. 218. Rape 8. 3. I. Heiner.
S. 218. Kapendred m. in ber Rda.: das if kein
„da 5. Feine Mleinigkeit. — Katzenritter m. (vlt), eine
Eu eiopffeiter, die für Gelb mit Thieren fämpften (Bm.
* N 219. Kehkel Könnte verhärtete Form von Kegel
“219, Kehr 8. 4. L Reife
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©. 219. Käuzchen n., Kleines Floß.
©. 219. Kamwaidyen n. (unterrhein.), Stäbchen, Häus⸗
hen, Berfleinerungdform vom mitteld. Kove, nd. Kaven,
fd. Koben, f. Kabesche
S. 220. Kehr 3. 3. 1. zufammenftellen,
* 6.220. Keil 8. 2 1. Peilcher. — F Kennig
ſ. —
©. 220. Lehrgut n. 1) was nad) dem Ausladen her
Waren im Schiffe zurüdbleibt, eig. was —J
Pa was fich über das beftellte Mab ober Gewicht
vorfindet.
©. 220. Keil m. oder Stöber, ein Balken, ber-fenfs
recht am Schiff herabgeht, und an das Eteuerruber befeftigt
if, bei dem Werner (f. d.) das Maͤunchen genannt.
©. 220. Keire (weft), Getreivelörner, Plur. von Keit
(1. d.); davon keirerig (Wehen), Eörnig, bſ. kleink., did.
78.221. Kermes f. Kirb, — RKerreblume |.
Kettenblume.
t.
©. 221. Rernfeife f. (wt.), die fefte Seife im Gegen
faß zur Schmierfeife. I
S. 222. Kettenblume 8. 2. I, taraxacum.
*6&.222. Reul 3.8. I. carniere. Keul ſcheint in
der 2. Bd. das ſchd. Keil, alfo ein langes, ‚megr ober weniger
zugefpigted Stüd Brot, wie auch Wed, mhb. wegge,
wecke, ahd. weggi, wekki urfpr. Keil, dann feilförmiges
Weizenbrötchen ft, auch das mittellat. cuneus (Seil) bat
biefelbe Doppelte Bb., |. Weigand fyn. Wörterb, Ar. 2232.
S. 222. Kerwes m. (wt.), Dialektjorm für Kürbiß,
bei Luther Kärbis, mhd. kürbez, ahd. curbig, lat. cu-
eurbita.
©. 222. Kefjelblume (Heidesheim), Eſſigroſe, ſ. Pa⸗
vet Weinrofe.
©. 223. Keuwelnſ. kauweln. — Kezen ſ. kopen
— Kiewen ſ. keiwen.
S. 223. Kez l. ſ. ötz. — Kiekſen ſ. Köt iſt zu
ichen.
+ ©. 224. Kinfraſ. Kindfrau. — Kirmes ſ. Kirb.
©. 224. Kippkarren m., ein zweiräberiger Karren ber
Gifenbahnarbeiter 2c. zum Wegfahren des Schuttes, wird
beim Abladen aufgeſchneppt, von nd. kippen umfchlagen.
©. 224. Kirchmeifter kommen oft in alten Urkunden
— find die Vorſteher der oͤkonomiſchen Verhältniſſe ber
icche.
29
©. 224. Kireh m. (unterrhein.), langer, dunkelfarbiger,
nun feltener Überrod, j. Sarres.
76.225. Kirreblume ſ. Kettenblume — Kir:
vem 1 Kerm — Kitſchel, Kitzel ſ. Küpel.
©. 225. Kirn füge bei: kirnen. — Kiſchen füge
bei: töjcher.
©. 225. Kirſchchen n. (Wiesbaden), Krüſtchen, |.
Korſcht.
S. 226. Klapperblume Z. 2. I. rhoeas.
©. 226. Klappeie (Rennerod), dumme Spaͤſſe; holl.
klappeijen tlatſchen, ſchd. klaffen, Fläffen.
ege 227. Kleinfrantreid |. Sranfreid.
* ©. 227. Klei 2. 2. jege ein; hinter clay. Bu dem
Wortjelöft kann auch griech. glia, gloia (Ale, YAola) Leim
und gloios (yAoıos) Elebriged DI vergl. werben.
. 227. Kleinmänndes iefen (unterrhein.), klein⸗
Taut, bemüthig fein.
*&.229. Rlingelbeer I. Fluhbirne. — Klitſchen
ſ. Heitihen iſt a A — r Mlöftig ſ. Fluftig.
0. 1. heißen auch die Hoben. Ent
chlöz, Shoe es — —
*&. 230. Klumpen heißen unterrhein. die großen
Sof boll. der klom;
230. Llunge f. (&. Goarsh.) joa. Kinngel(f.d.).
&. 2390. Klüngeln. (mt.), Kugel gewidelter Fäden,
—* klungeltn ahd. elungelin Kndul, Kugel, von ahd.
eluge, mbd. klunge in derj. Bd.
. 231. Kluppel. auseinander.
* 231. Knallage wird aud jemand genannt, der,
wenn ex gereizt wird, große und weit Bervortretenbe Augen hat.
*&, 232. Kuäul ift unterrhein. aud) foa. Knaube 3.
78.233. Kneller ſ. Knöller. — Knerſcheln f.
knoͤrſcheln.
76.235. Kniebes ſ. Knibbes. — * Kniſpern
(Can), eine leichte Arbeit vornehmen.
7&. 236. Kuöftig ſ. Enüftig. — *Knöre, ſtreiche:
Bol. noch Borzlang.
©. 236. Rnopp d. i. Knopf m. heißt in Caub bie
Dafjelbeule, d. i. bie Geſchwulſt, welde durch das Gierlegen
Er au oder Ochſenbremſe in der Haut des Rinbviehes
en
©. 237. Rnuppert (unterrhein.), etwas Meines Ver⸗
wachfenes, theils von Heinen Früchten (Apfeln, Birnen),
theils fogar ſcherzweiſe von Menjchen gebraucht; bei Campe
32
+6©. 249. Kruppert, Lruppfad, Krupp, Krup⸗
pichel, Kruppaß |. Kroppfad. — Krut ſ. Krot. —
Ruaiche f. Kawert.
* 5.249. Kruſchen I. Stallen.
€. 249. Kruftelieren (Wiesbaden, auch fonft Hier
und da), etwas „zwifchen der Zeit eſſen“ (f. d.); vgl. lat.
erustulam kleines Badwerk.
©. 250. Kuhquättelf. Quättel. — Kulhop, Kuls
3333. ſ. Kugelhopf. — Kuimel:, Kümmelkalb ſ.
ühmelchen — Kummerſchaft ſ. Kommerſchaft. —
Kummodchen ſ. Kommodchen. — Kümpel füge bei
Kimpel
*S. 250. Kulchen in der 1. Bd. gehört wahrſchein⸗
lich zu einem ganz andern Etamm, ald kulchen in ber
2. Bd., doc weiß ich ihn nicht anzugeben. Für Kohle hört
man bier und ba Kuhle, aber immer mit (unorganifch)
langeri Vokal, während ich in kulchen immer einen kurzen
Vokal gehört habe; übrigend möchte ih Bufammenhang
zwiſchen Kohle und kulchen nicht beftreiten.
e. Krüßen Beni fva. Gefrüg ſ. d.
©. 250. Kujon m., Eujonieren (rhein.), grob und
ſchimpflich behandeln, Hubeln, franz. coion, (Värenhäuter,
feiger Menſch), coionner.
©. 250. Kummerſch m., unerlaubte Zufammenfein.
nDen $t. leide ih nicht“, jagt bie Hausfrau zu ber Magb,
die mit ihrem Liebhaber zufammenkommt. Vgl. Kommer-
ſchaft und den Kommerg der Stubenten.
* 6. 251. Runde füge bei: Konneder.
S. 251. Kupfernafe haben, mitXupfer handeln
wird von echten Trinkern gejagt, an deren Naſe ſich roͤth⸗
liche Erhöhungen Bilden, f. Brenner.
S 252. Kuwe ſ. Kowe — Kuweln f. fauweln,
* 8. 252. Küwelden (unterthein., Montabaur), heißen
bie meift geräucherten Kinnbaden der Schweine,
©. 252. Kurzbrüftig (St. Goarsh.), kurzathmig, enge
Brüftig.
©.252. Autſchelwarm (unterrhein.), angenehm warn,
ſ. kutſcheln.
©. 253. Labett f. (Caub), die zu einer Waſchſchüſſel
gehörige Kanne, Holl. das lampet, tibh. Gießkanne.
+ 6'254. Laif. Lei. — Lake |. Lades. — Lär
Tapp8 f. Lappes. .
©. 254. Lagerborde ſchließen ſich unmittelbar an den
Schiffskiel an. 5
33
©: 255. Landgänger heißen die Bettler und Dreh
orgelleute, welche aus verſchiedenen Theilen des Landes im
Frühjahr nad) Holland, England 2c. ziehen und gegen den
Winter wieder zurüdfommen.
©. 255. Lang ift der Wein, wenn er durch falſche
Behandlung ober Sonnenhige did wird und ſich gleich Faͤden
in bie vie Länge sieht.
Langenbacher m. heißt in der Nähe von
Blur ein ſchwacher Kaffee, Iange, dfinne Brühe, zugleich
ſcherzhafte Unfpielung auf das Dorf Langenbach.
©. 255. Lapparſchlumm m. ift in Gaub ein ftärferes
Schimpfwort, ald das bloße Lapparſch; vgl. holl. bielomp
Lump und das Adj. lomp roh, ungefchlacht.
T ©. 256. Läpper ſ. Lepper. \
©. 256. Lappen beißen die großen Ruber oben und
unten am Ende des Floßes.
* ©. 256. Lappig fein (Dillenburg), ſehr krank fein.
©. 256. Lappenpritich f. heißen gie hinter den Ru⸗
dern des Floßes quer liegenden Borte, auf denen die Rubere
knechte ftehen.
7 ©. 257. Latsknecht ſ. Leitsknecht. — 258. Lau:
tig } lauern.
*S. 257. Latſche heißt fonft der bei Schuhen und
Bantoffeln über dem Vorderfuß liegende Theil.
©. 258. Läusblume f. (Rennerod), Zaunwinde.
©. 258. Läusfrappe m. (Caub), Schimpfwort, ſ.
Krappe.
* 6. 259. Lautern (Gaub), intranf. lauter werben,
in der Rda.: die Trauben lautern, d. h. werben hell, nähern
ſich der Reife.
©. 259. Laufterer heißen in Weilburg die Konfir⸗
manden, die erft im folgenden Jahre konfirmiert werben;
fie laufern (f. d.) nur, während der Geiftliche ſich vor
zugsweiſe mit denen bejcjäftigt, welche zunächft konfirmiert
werben jollen.
r u 8. 260. Leerſchend f. lerſt. — Leelapps |.
ap
E Seo, Leder (Hier und da im Amt Selters) gut,
angenehm, ſchön, hol. lekker; unfer ſchd. Teder iſt auf
den Geſchmack eingejchränft.
+ ©. 261. Leikeln laikeln.
* S. 261. Leich(t) in der (wi.) Rda.: mit ber (mit
zur) 8. gehen, fagt man, wenn jemand durdy ben Tod des
Andern um das E einige "ommt,
Kehrein: Nachträge. 3
34
©. 261. Leib m. in der (unterrhein.) Rba.: fi etwas,
3. B. eine Wurft über den L. ſchlagen, fie eſſen.
©. 25 261. Leidmuth, leidmüthig (rhein., unters
thein.), fva. Wehmuth, wehmutbig.
©. 262. Leinſchnepper m. heißtder Mann, ber Hinter
bem Saite gt und vötbigenfals bad an Straͤuchen ⁊c.
hängen gebliebene Seil los madht.
©. 262. Leiroch (Rennerob), foa. Leintud, f. d.
©. 202. Leifter £. (Montabaur), Drofiel, Holl. lijster
fpr. leiser.
©. 262. Leitnamt hört man oft für das franz. lieu-
tenant, bem Dentiäen etwad munbgeredht gemacht, Lent⸗
nant ift auch fchb.
S. 262. Leimode (Rennerob), Kofewort für Beine
Kinder, fva. Schnuckesſche, |. d.
+ ©. 263. 2eobödelden f. Liwecker.
T S. 34. Leweckelchen, Liebhedelhen, Lier-
mechelche f. Limeder. — Liegend ſ. Hangend.
* ©. 264. Lieher f. Liehr flatt Liehe. — Liehs
fie, bei: Löhfe. — Lierfhend füge bei: lierſcht.
©. 264. Leugart f., eine Brettermand, die zum Ab⸗
nehmen eingerichtet ift und auf bem Tennebaum ((. $anffipt,
©. 264. Leute, „unfere Leit“ werben (tt.) ſcherzweiſe
bie Juden genannt,
©. 264. Lich terſtock m. (unterrhein.), Leuchter.
1 ©. 266. Löpper f. Lepper. — Löpps f. Lippe.
*S. 266. 2ojern ift das holl. luijeren (fpr. leujeren),
von lui faul; Lo jer ift wol zunächft ein Menſch, der, weil
er fonft nichts zu thun weiß, bie Beit mit Eſſen hinbringt.
Dal, ei iſt a ftreichen.
66. 208 8. 3. l. ſ. Korſcht.
S. So, Lockig (rhein., unterrhein.), Tumpig {ft ein
meufe, gehen Anzug in Fetzen um ihn hängt, f. loder.
6. Löhnernadhen d. i. Lahnnachen, von
Rohe ni wi biefer Fluß nad) alter Weife bei dem Volke heißt.
gi Re 266. Lordhiſte (Dillenburg), dort drüben, f. lor,
er
S. 266. Lorjeblätter, Dialekiform für Lorbeer
Blätter.
©. 266. Löſchen, loſſen ein Schiff, deſſen Ladung,
d. i. Pr holl. lossen, bän. losse, aus 108 abgeleitet.
©. 266. Lofi « Balmerod), unverheirathet, ſonſt
Tebig und 108, ſ. N:
35
f 76.267. Löweckerche ſ. Liwecker. — Luern. f.
auern.
*S. 267. Lull ift wahrſcheinlich das türfifche loule
kleine thönerne Pfeife.
©. 367. Rüden heißen die Borte, welche das Verdeck
— Säfte (beim Oberbau) fließen, ſchd Luden, Luken,
of. luik.
©. 267. Auftı in der (Dillenburger) Rda.: in die 2.
fommen, groß werben.
* ©. 268. Luppel füge bei: Iuppeln, Ball fpielen.
©. 268. Lura (Rennerod), Lockruf für bie Hühner.
©. 268. Lusches (Rennerod), leiſe, eigentl. loſend,
laufend.
76©.269. Mah f. Mapı.
*S 269. Mades, hebr. makkos.
©. 269. Magerer Wein wird in einem nicht ober
ſchlecht gebüngten Weinberg gezogen, e8 fehlt ihm Feuer und
Seit. ans ift fetter Wein.
Mannemader, ſetze davor: Mahnes
ma sr
©. am. Maldrum, Maltrum in alten Urkunden
ift Iatinifierte Sorm, mhd. das malder, malter, ahd. maltar
Malter.
©. 271. Maͤkes, hebr. mecher, meker Verkauf.
©. 272. Männden fva. Werner, f. d.
+78272. Mannemader ſ. Mahnemader (S.
70).
S. 2772. Maramme heißt in der Anbngegenb der bei
Handel oder Bertrag hinterliftig gewonnene Vortheil, wol
jũdiſchdeutſch.
©. 273. Marcha d. i. mhd. marche, marke, ahd.
marcha, marka, marca, wird in einer Eberbecher Urk. vom
J. 1180 in ber urfpr. Bd. Wald gefaßt, wenn es heißt: in
locis silvosis, quod vulgato nomine dieitur march a.
= ©. 274. Maihares, hebr. meschores Diener.
S. 274. Maſſel ift wahrjdeinlid abgekürzt aus
—— vom hebr. schelo, (welcher nicht hat)
massel (©l
©. — Raftrany m., ein eiferner Ring, in den die
Quanten (f. d.) befeftigt find,
©. 275. Mauljen, maulzen ſ. maulen.
S. 275. Maufel—, Maufeldesbirne (ehein.,
unterrhein.), Name einer Birne.
S 275. Maut 8.5.1. Maud.
36
S. 277. Meingwelde, Meingemwelde in einer Eber-
Bader Urk. vom 3. 1174 ift eine (Zweien) gemeinfchaftliche
Duelle. Seb. Brant (+ 1521) hat Gewell, Geiler (} 1510)
Gewelle für unfer Duelle. ee gw. für qu. vgl. queit.
+ ©. 278. Mergel j. Märgel.
©. 278. Menagſch f. komme nur bei den Solbaten
vor, allgemeine Verpflegung, franz. le menage bie Haus:
haltung Hauswirtſchaft.
©. 278. Meping (Rennerod), Dialektform für Mieth-
pfennig.
©. IB. Me5 Hört man im nordweſtl. Theil bed Landes
vielfady für Meffer, holl. mes, in Aachen Mets, nd.
Meft, ſchon im 12. Jahrh. nieberrhein. mezser aus mezi-
sahs, mezjisahs, woraus ahd. mezers, mejjeres, mezer,
mb. mezzer, mezer, alfo eig. Schneibewerkzeug (sahs) zum
Belegen, der Speife (ma}).
©. 278. Meife thün, b. i. M. Iefen, hört man noch
bier und ba weſt, mhb. messe singen, sprechen.
76.279. Mihn, mi no . mehn. — *Mintfd,
Bene Mini, gehört auf
S.279. Milädiftel Chennerob), Löwenzahn (leont.
).
+6&.280. Moart ſ. Mart. — Mo ſ. Bach. —
Modeln f. mabeln. *
*,©. 280. Minnern iſt vielleicht vom lat. minurire
zwitſchern; das landſchaftl. mimern ift das holl. mijmeren
fafeln, träumen, grübeln.
G. Mittewitcha könnte nach dem Dialekt
Menuetcher, und von dieſem Tanze (Menuet) Herge
nommen fein.
&. 280. Miſchtkiez (thein.), d. i. Miſtkotz, wird
fg. von einem einfältigen ober ſich einfältig ftellenden Mens
- {eben gefagt.
+©. 2831. Moinfd f. Mäunfd.
*&.281. Morhel 3. 4. füge bei: ſ. Mohre.
©. 281. Moirede d. i. Dückerden, das zueift ald
Erarrienis aurüdgelegte‘ Geldftüd.
281. Mollftein ift folder Eiſenſtein, der fih am
Po 108, öfter zerfireut, und von feinem Urfprung entfernt,
va Art der Geſchiebe findet.
& ©. ar, Morjends, —fents, Aets (wt.), mor⸗
gens, mhd. morgenes, morgens, mornd
ie . 283. Mörtf. Mart. — Weutf. Muhl. —
Mouriazigelan |. morinzigelan.
37
S. 283. Moufoules ift jüdifchdeutih, hebr. mou-
schobh, geheimer Siztz, Abtritt, Unflat.
©. en Muhre f. Mohre. — Mulber f. Mel-
ber. — Mumäder ſ. Mimäder.
©. 385. Muhken heißt an manchen Orten bas Kraut
ber Pebtgctife, ehe leptere blüht, vgl. Küh.
hin 287. Muttern (unterrhein.), an ber Mutter
"287. Muftern (Wiesbaden), ordentlich anziehen,
Pub, 5 vermuftern.
287. Mutterfraut n. (unterrhei. ), Meliffe.
Se 288. mußt f Munde, Motzen.
S. 288. Nabel m. (bier und ba unterrhein.), Dias
Iettform für Rebel, vgl. ©. 3. No. 2,
©. 288, Nachbarn Corch), 1) bei dem Nachbar leihen;
2) fiehlen.
* ©. 289. Nad heißt in Caub jeber Fels.
S. 289. Näb, vgl. Schiller im Tel: „Mad hurtig,
Jenni. Zieh die Naue ein.“
©. 289. Nahgeilen Cchier und da weft.) einem, d. i.
feine Stimme nachahmen; mihd. gillen feine Stimme hören
laffen, woher gellen.
©. 289. Nahtpeterhen heißt in Wiesbaden das
Radttich der Kinder.
. 289. Nadviole f. (Gaub), Lak, Ladviole, gelbe
Sole (eheiranthus cheiri). Über den Wedel zwiſchen Nad
und Lad f. ©. 20. Nr. 147.
7 ©. 290. Nahlich f. nahrlich. — Naͤlchesblume
ſ. Slageigesstume
290. Nahrlih 3. 4, eig. ſich kaum, knapp
nährend ift zu ftreihen. Wüge "ei: vgl. uoch altj._ naru
euer agſ. reörva engen, griech. neuron (veögov) Sehne,
erve.
S. 290. Nankſen (unterrhein.), weinen, bſ. von kleinen
eindern gebraucht; nankſig weinerlich.
©. 291. Karrig auf etwas (thein., unterrhein.),
foa. 5 vernarrt.
S. 292. Nehlich ſ. naͤhlich. — Neiſcheerig,
neifälerig I neidſcheerig.
292. Nedewentnd in einer ungebr. Kirhährer
Ar. van 3. 1486 ift joa. niebwentig, |. d.
©. 292. Nebenlabe f. (rhein., unterrhein.), ein Ges
fach in der Kifte zur Seite, dient zum Aufbewahren Hleinerer
Gegenftänbe.
38
+6©S.293. Neuft f. neifl. — Nibeln f. nebeln.
S 293. Neun, neunundneunzig in der Rda.: aus
9, aus 99 Nähten einen hauen, d. i. tüchtig durchprügeln.
©. 293. Nidel, in Mainz Belzenidel, eineald St.
Nikolaus verffeidete Perfon am Nikolausabend.
©. 293. Niderhen, Nuckerch en halten (unterrhein.),
ein Scyläfchen halten, machen, ſ. niden
©. 294. Niederrüden ſ. niederheden. — Nies
derjalzen |. Sülz. — NRierwedelde, Nirweckelche
ſ. Limeder. — Nifteln ſ. noffeln. — Niffen f. uuffen.
* ©. 294. Nied wendig ift mhd. nider—, niden—,
nidewendec.
+ S. 295. Nohſtopp |. Nachſtopf. — Nölles |.
Nilles. — Noppe, Noppen |. Raupe — Roß |.
Nuß. — NRoffen, nöffen f. nufjen.
* 6. 295. Noftern wird nur von bem gebanfenlofen,
unandaͤchtigen Beten gefagt.
©. 296. Notzer ſ. Noſſer. — Nuderden |.
Rigerhen — Nuppe, Nuppen f. Naupe.
. 296. Nudels I. Nikolaus flatt Nikolas.
x 296. Nothzeitigen (unterrhein.), durch Fünftliche
Mittel das Reifen von Früchten bewirken.
+ ©. 297. Nydwendig f. niedwendig.
©. 297, Nußbaum, „Er ift auf dem Nußbaum er-
trunken“, fagt bier und da im Nafjauifchen ein Mätchen,
das nad) dem Vater feine unehelihen Kindes gefragt wird.
Su den linksrhein. Dörfern bei Bacharach „fommen bie
Kleinen Kindern von den Nußbaͤumen“, wie fonft aus dem
Pfingſtborn, ſ. d. „Unverkennbar beſtanben uralte Sagen,
welche die erſten Menſchen, die Ahnherrn einzelner Stämme
des deutſchen Volkes, aus Baͤumen oder Felſen erwachſen
ließen, d. h. die Abkunft belebter Weſen aus dem halbwachen
Reich der Stangen und Steine zu faffen trachteten. Ginen
folden e quercu aut saxo natum (Homerd Obyfiee 19,
163), der feinen Vater nicht zu nennen weiß, bezeichnet unfere
Volksſprache durch die Nebensart: „fein Vater ift auf dem
Apfelbaum oder Nußbaum ertrunfen.“ Grimm, deutſche
Mythologie, 2. U, S. 537 f.
+ ©. 297. Öbendig ſ. obwendig, 3.2.1. Häufig.
— Oberlawe ſ. Lawe.
76.298. Ohnignädt f. naͤcht.
* 6.298. Ohren wird für beten von ben abend»
ländifchen (nicht von den morgenländ.) Juden gebraudt,
darum vielleicht von dem lat, orare.
39
©. 298, Obernugen eines Aders heißt in Wiesbaden
ber Sokera eines Ackers im Gegenfag zum Unternupen
(Vobenertrag $.
+6&. 299. Diberft f. Oberfl. — Qlig f Ole —
8 300. Ollwert ſ. Ollbert. — Olmef. Ellme.
nt ſ. Unk. — Orleß ſ. orep. — * Onnweg L
ÖOnnweg.
* &. 302. Palmweide if wi. und Heißt fo, weil
die Zweige mit ben früh aufbrechenden wolligen Blüten am
Bio. de pe: je ftatt der echten Palmzweige bienen, mb.
bloß die
L "© Fo "Bans, in der 2. Bd. auch Panfl. 8.5.
panse ftatt pance.
* ©. 302. Pazen I. paſen. Aus Gießen führt Welse
gand (deutſch. Wörterb.) unter peifen die Form päfen,
aus ber Wetterau päfchen, bei Frankfurt paͤſchen, vom
Bogelöberg päfen, aus Alberus (1540) peygen an.
die 2. Bd. hat Weigand paſchen und aͤnhd. peſchen,
pfeſchen, poͤſchen, ahd. pescan durch Lodipeife anloden,
antödern, vielleicht das lat. pascere füttern, weiden. Unfer
pafen, pazen, pofen ift wol Damit verwandt.
©. 302. Bann, Pfanne, in der wi. Rda.: die P.
pladen, den Schaden tragen.
©. 302, Pärnern, fonft auch prebigen, lange Er⸗
mahnungsreben Halten.
©. 303. Pazen f. pafen (pazen) S. 302.
S. 303. Paſſenl. po fen fatt poffon. — Paſtor
B. 3. 1. Bärner. — Patt 8. 2. I. phettaere, pfetter.
©. 303, Paffeletant hein, wi.), in ber Rda.: Das
iſt mir für (vor) P., d mir gieichgiltig, ohne Beh
zum bloßen Zeitvertreib, das franz. c'est pour passer
temps, I geſchieht zum Zeitvertreib.
303. Paſtetenſaum, — ſtuͤck (Caub), ein flei⸗
ſchigẽ Stüd vom Hinterviertei eines geſchlachtelen Ochien.
—8 303. Patanjeroſe, Botanjeroje (Thein.), Eſfig⸗
roſe.
* S. 304. Peiſch ſ. Bauſch. — Belzenidel ſ.
Nidel.
©. 304. Pelmultiert (Dillenburg), ſtatt permit⸗
tiert, erlaubt.
S. 304. Peſſig (unterrhein.), eigenſinnig, naͤrriſch;
er hat die Peß, if fo, wahrſcheinlich Piß, piffig ſ.
Baumsl.
©. 304. Peterſilie iſt meiſt m., ſchd. f.
40
* &. 305. Pfennig ſteht in alten Urkunden oft übh.
für Geld, Kaufpreis, z. B. Grimm, Weisthuͤmer 1, 521:
vmb — ſolichen penningk, als ber Tauff gangen were.
Pfalzſchwanz m. eb ißt die unterhalb der
Pfalz Per —* ſich hinziehende Sandbanf, die bei niedrigem
Maflerionbe offen zu Tage liegt.
. 305. de jva. Saubohne.
S. 305. Pfingſtkrügelchen biegen früher in Wies⸗
baden grüne Krügeldhen, womit die Kinder beſchenkt wurden
und womit fie Waſſer aus dem Wicfenbrunnen holten.
©. 305. Pfote f. heißt die Spige am Arme bes Ankers.
+ ©. 306. Billn |. pitteln.
* 6.306. Pfund 2. 5. I. 27, flatt 71.
S 306. pihl d. i Pfühl (Dillenburg), das Unter:
bett, alfo in etwas weiterer Bd. als das jchd. Pfahl.
©. 306. Pimpernuß, Pimpernüßchen wird ſcherz⸗
weiſe ein Feines, fein gebautes Kind genannt, fonft heißt
fo die ri der Piſtazle.
307. - Birrten f. pitteln.
— 307. Pittchen, eine kleine, entzündete Erhoͤhung
der ei wie fie fi) bei einem Ausſchlag findet, |. Potte.
©. 307. Pinnm. (unterrhein.), Nagel, jhd. bie Pinne,
Heiner, fpigiger Nagel, nb. bie pinne, pinn, holl pinne,
pin, ho. pbinne, aus mittellat. pinna.
©. 307. Pinn (Selterö), Name einer wollenen Müpe.
©. 307. Binnarfhen war früher fva. Virgäß
geben, aber auf den ., vgl. pinnaͤlen.
S. 307. Piunfichſer (Rennerod), foa. Pingſtfüchſer.
©. 307. Pittem f. (unterrhein.) joa. Fiſſem (f. d.);
der Sammet ift pittemig geworben.
©. 307. PBladjhulden (Gaub), fva. Klepper-
ſchulden, f. Plade.
©. 308. Pläite f. Bläde.
* ©. 308. Pläfes kann auch aus der Zeit der Iatei-
niſchdeutſchen Schulmeifter ftammen und aus plagas (Schläge)
verborben fein, vgl. Pacem, Virgaß, Tesdras.
*6©.308. Platſch 3. 4 I. Schwägerin.
S. 308. Platt. Aus der 2. Bd. erflärt ſich folgender
Sag: „Herr Pfarrer, Sie haben einen Nefruten platt ge
fchlagen“, d. 5. derſelbe ıft nicht in die Lifte der Konſtri—
bierten aufgenommen worben, weil Sie ihn nicht ind Tauf⸗
buch der naar eingetragen hatten.
©. Bläfier f., verftärkt, oft etwas ſpoͤttiſch Pläs
fierseranägen (bein. u franz. le plaisir.
41
I ©. 309. Platte f. Blatt.
©. 309. Plaurebürd. Plaureftroh, bei Grimm
Vi Börterb) Blauftroh, im Simplic. 2, 289. 293 die
Blaue — die Streu, dad Strohlager, welches Wort nad
Grimm mit Blahe (j.d.) verwandt if, mit ber Grundbed.
aufgeſchwollenes es) Lager. Das r in Plaure
deutet auf ein ſchd. D ober £, aljo plodern, plubern:
Blaue und plodern ſcheinen vermengt.
S. Pleines iſt mahrfiheintic das burd Juden
fiber den Elſaß zu und verbreitete franz. plein.
©. 309. Plattſchlag m. (mt), ein platte, ſchmales
Gewebe zum Beſatze von Hleidungeftäden u. db
©. 309. Pläßer m. (unterrhein.), ſva. ara 2.
+ ©. 310. Ploderſtroh ſ. Plaurebürd. — Plöte
ſ. plaite, blaͤde. — Rudern, plutern |. pladern.
"6. 310. BÖLL Pol
*S. 310. Porpele, Fr Weigand (d. Wörterb.) die
Purpele, 1482 bie barpel, berpel rothe Blatter; mittellat.
purpura Kranfeit mit Sleden, die wie Burpur ausfehen.
* 6. 310. Pofitur ift auch (unterrhein ) aroße Geſtalt.
+6. 311. Poffetur f. Bofitur. — Potanjerofe
f. Bantanjerofe. — Potekramp |. Buteramp. —
Poͤtſchen |. pütſchen.
- ©. 311. Praͤſenz £ (olt.), geiſtliche Stiftung; daher
BPräfenzfonds, — metfter, mbd. die present, übh. als
Beichen der Ehrerbietung dargebrachie Gaben, amfer Bräfent.
. 31. Bote 8. pözon.
* ©. 311. Er inte, mit feinen Worten
ober Werken nicht voranfommen.
* S. 312. Briambelf. Gepriambel. — Pribeln,
velppeln T, prebeln.
©. 312. Preffant 3. 2 I. pressant. B
S. 312. Pritfch iſt nad Beigand (d. Woͤrterb.),
wahrſcheinlich aufgenommen aus dem böhm. pryc (fpr.
pritſch), ehebem prec, poln. precz, (fpr. bretlß), ruf.
protsch, fort, weg, hin. Davon pritſchen, fortjagen, um
—* bringen, verſchieden von pritſchen, mit der Pritſche
plagen.
T S. 313. PBullnadig f. nadig.
* ©. 313. Buffert 1) beißt bei Weinand (d. Wör-
terb.) der Puffer, von puffen, franz. bouffer die Baden
anfblafen, Ik wie die Luft aus den aufgebläheten Baden
hörbar ausbrechen laſſen.
S. 313. Pumbes I, Pumpes.
42
©. 313. Puls if in Gaub f., fonft wie fh. m.
+ 8.314. Burlarfhnadig, purlnadig ſ. nadig.
— Butfhmännden f. Spaugemännden. — Bütteln
f. pitteln. — Bug ſ. Bo
* €. 314. Pur 2
"6.315. Duaten — (d. Worterb.) Hat aus
dem Schweizer Joſua Maaler (1561) quagen, quäzen
unb aus dem J. 1420 quacczen, baier. quadezen.
©. 315. Qualles (Caub), Schimpfwort, ſ. quellen 3
S. 317. Quätterih 9. 2. I, quetfcht.
"©. 317. Quaͤtſchert m. (Rennerod), Markolf,
Heher, nad) bem Naturlaut feiner Stimme.
+ ©. 318. Ouingen |. quängen.
* ©. 318. Quinzeleiern, vieleicht quintfeleiern,
von Quinte⸗
©. 318. Quetſchentraube Heißt in Gaub eine Art
Fleiſchtraube.
©. 318. Querkeln (unterrhein.), kraͤnkeln. Sm. 2,
108% * quergeln ſchreien.
©. 319. Rachét'f. wird ſcherzweiſe eine lange, ſchmale
Berfon genannt, nach ber Rakete bei Feuerwerk:
* ©. 320. Rad ꝛc. dürfte einfaches reit Ratt "Bereit
fein (ſ. S. 4. Nr. 7), goth. nur garaide, ahb. nur reiti, mhb.
gereit und bereit, hol. gereed, aber auch res und reed;
ann fällt: ahd. — altn. hrad weg.
©. 320. Raffen wird rhein. u. unterrhein. bj. vom
Auflefen der abgefehnittenen Weinreben, der ausgehauenen
ober auögepflügten Kartoffeln, aud vom Kufladen gejagt.
* &, 321. Railicht ift ein Fehler in allen Ausgaben
der Limburger Chronik ſtatt raibidht. Die Handſchrift Bir
Chronik in Frankfurt hat die "nieberd, Form ribedt, d. i.
reificht, d. h. nahezu reif, raiflich, wie Friſch hat: vgl.
veifig ©. 43 zu ©. 327.
©. 321. Raif. (Säentelberg A. Selters), Zuſammen⸗
kunft ft junger Leute beiberlei Geſchlechtes, wo ed munter zu
geht; vgl. Feibe holl. rij.
"©; Ramur, vgl. Hamur.
©. * "allen — durchprügeln.
©. 322. Rappſen, nach den Rappen (. d.)
ſchmecken.
©. 323. Rareſack m. (Gladbach), ein aus Kordel
gefnüpfter Reifefad, Dialektform für Reifefad, von mhd ·
reite Reife; vgl reitelachen jva. reiselachen, Tuch, dad
auf einer Reife gebraucht wird, z. B. zu Zelten.
43
©. 323. Raffelapfel, defien Kerne beim Schätteln
bin und ber fallen, fva. Kermesapfel, Sträumerling.
©. 323. Raſſelſchwanz m. (Rennerod), flatterhaftes
Mädchen.
©. 323. Rateln, vareln (rhein. % ſchaukeln, bſ. auf
dem halb süchnärts gelegnten Stuhl, f® atel.
Stadtrechner.
©. 324. Rattenball m. Heißt in Wiesbaden und
auch anderwärts ein Ball, zu dem jedermann Zutritt hat,
und auf dem es darum etwas gemein zugeht.
©. 324. Rauhlander m. (Rennerod), der Rauh und
Bloß vertragen kann.
©. 3 Rawelf. Raul. — Rebben f. reppen.
©. 325. Rauſcher m. heißt in Wiesbaden der feder⸗
weiße (j. b) Wein.
T ©. 326. Rehren f. röhren.
* ©. 326. Reff in der Rda.: etwas auf dem R.
Haben, d. Yo einen Verweis zu erwarten haben.
Regifter, langes, heißt in Caub eine große
Weisiyerin.
* ©. 327. Reiher wird befier erflärt durch folgende
Ada.: „Er Hat den Duͤnnen, wie ein Reiher,“ d. b. wie
biefer Vogel, defjeu Leibesöffnung immer fehr dünn ift.
©. 327. Reifig (hier und da unterrhein.) für reif
f. ©. 19. Nr. 136. Vgl. railiht. ©. 42 zu ©. 321.
©. 327. Reiftern (Rennerod), durchpruͤgeln, Dialekt
form für rieftern, fg. einem die Hofen flicen.
©. 377. Reiter heißen in ber Kinderſprache Heinges
ſchnittene Studchen von Brot, Käfe 2c., wenn fie wie Reiter
nebeneinander ftehen.
76©. 328. Reren |. reden. — Reuter f. Reiter.
*&. 328, Riefter 3. 6. füge bei: Reifterer.
©. 328. Repezei (Rennerod), viel Gerebe —
©. 328. Reppch m. (thein.) ſpa. ſchd. Rap
©. 328. Refterad (Rennerod), —E ie bet
einer Retirade der Soldaten.
©. 328. Nheinmutter (Canb), ein Weien, das im
Rhein wohnt und Kinder und Erwachjene in die Tiefe zieht..
Bol. den Fifher von Göthe.
©. 328. Rierkreuzer (Rennerod), das Geld, ba&
— in der Haushaltung für kleinere Bedürfniſſe brandt,
. röhren.
—4
©. 328. Ries land (Caub), leichtes, aufgeſchüttetes
Land. Nach dem obd. Riesuhr für Sanduhr iſt Ries das
neben riefeln uun veralteteriefen, mhb.risen, ahd. risan.
+76©.329. Rijen |. rüjen. — Riller ſetze vor
Rilles.
©. 329. Ringeltaube f. (thein. wt.), Seltenheit,
feltenes Glück
©. 329. Rinnen wird von dem Weinſtock gejagt,
wenn er nah dem Schneiden Tropfen Saft rinnen läßt,
font ei thränen, weinen.
331. Rohren, töhren f. rühren. — Roſen
r *3 ig ſq. — Routfgeti,
32. Ron au — Routſche
PER
*&. 332. Rötfheln LK. f. raͤtſcheln.
* ©. 332. Roplöffel iſt aud die Vertiefung unter
der Nafe. Ro glöcher (Die), ein Menfch, dem der Rop
gleich einem Glodenfeil aus der Nafe herabhängt.
©. 332. Roßkamm m. Roßhaͤndler, Pferdehaͤndler
(vom mittellat. cambium Taufchhandel, cambiare Taufd:
handel treiben), von Gampe ber niebrigen Sprache zu;
wiefen, auch in Nafjau ruhlh, iſt num aud ſchd. ‚m
Ehamiffo, Immermann, Frei u.
+ ©. 333. Ruhe hören Fe "Hören. — Ruhne ſ.
Rohne.
*S. 333. Ruf iſt nmaãchſt das holl. roef Schiffs⸗
kammer, ber bebedte Theil in ben holl. trekschuiten (Wafſſer⸗
poſtſchiffen, Bugfchiffen) im Gegenfag zu dem Raum, wo
die gewöhnlichen Keen en find; agfe, altfeief. hröf, engl.
root, in allg. Bd. Dad, Dede.
* ©. 333. Rumor 8 2. füge bei: ramoren.
©. 333. Rudjen Heißt das Girren, Gurren ber Tauben,
von hy Laut, für rufezen; goth. hrukjan, vom Laut bed
333. Ruderblatt n. heißt der untere breite Theil
eined Riemens, Handruders und einer Streich.
+ ©. 334. Rufemrein ſ. Roſemrein. — Rütt-
hen. Rittchen.
©. 334. Rüfc f. rief.
©. 334. Em f. eerbein.), Iinienförmige Bet:
ttefung in der Haut, die Runnen deuten auf herannahended
Alter; vgl. mbd. der runs, bie runse Rinne, Rinnfal, wos
‚ser. unfer slutrünig.
18.335. Säbern ſ. ſawern.
45
. 335. Sader 8. 4. I. Deibhenker.
. 336. Salz |. Sahl: — Sappd |. Sabch.
36, „seh fall für ſoll kommt noch weft. vor,
* ©. 337. Saſſeras, vom WGW sar-
sor Maller.
* ©. 337. Sauer 8. 5. füge bei: ein wagen full
hultz, ſuwer und fule,.. ain wagen mit hol, faul, fauer
unnd ubel geladen.
©. 337. Satera heißt hier und da das Bohnenkraut,
lat. satureia.
©. 337. Sauerwurm heißt bier und da rhein. ber
Heuwurm.
©. 337. Sauflappen m. heißt zuweilen die zur Bes
zeichnung einer Wirtſchaft aufgeſteckte Fahne, ſ. noh Täppeln.
©. 337. Säum (unterrhein. Schifferſpr.), Dialektform
für Saum, äußerfter Rand.
78.339, Schaf. Schab.
* ©. 339. Schalmerig I. Tollerjan.
5 ae Schachtel heu (Lahngegend), fon. Schafte⸗
eu, ſ. d.
©. 339. Schagrille Pl. (wt.), trübfelige Gedanken,
das franz. chagrin iſt dem deutſchen Volksmunde durch Ans
lehnung an Brille gerecht gemacht.
©. 339. Schalm m., Glied einer Schiffskette, holl.
schalm.
* ©. 340. Schanzlaufer, lie dafür: Schanze
lopper.
* ©. 340. Scharr hat auch Böthe in Werthers Leiben
27. Mai: „Als er ſich mit Philipfen um die Scharr bes
Breies zankte.“ 8. 3.1. kocht ſtatt dodt.
©. 340. Schandeck f., Schandedſel v., der obere
Rand des Gebörds (j d.), hol. das schandek, schamdek.
©. 340. Scharbiraut n. (unterrhein.), xömijcher
Roh, Gartenkohl.
. 340. Scharn, Schern f. (rhein.), Ort, wo das
siehe verkauft wird, änhd. schirn, mbb. schern.
+6&. 341. Schauer f. Scheuer.
*S. 342. Schamwelenter. Liegt irgend eine Anleh⸗
ing an franz. chevalier vor.?
S. 343. Scherren ſ. jhärren.
46
S.343. Schellern füge bei: fhällern. — Sche⸗
meln 3. 6. l. ſchmutziger
©. 343. Scheit 5ñ. Geipt das Holz, das die Seile,
in _ das Halfterpferd geht, auseinander hält, |. Siel:
© 343. Scherbe, Blumenfherbe f. (wt.), Blu
mentopf.
76. 344. Schern ſ. Scharn.
©. 344. Schere f. (rhein., unterrhein.), bie aus zwei
Sägrbäumen beftehende Deichfel für ein Stück Zugvich.
©. 344. Scherf f. iftin Nieder: und Mitteld. jehr ver-
breid A enätve,
Scherren f. Shärren. — Schetter
ſ. en — Shäibbeln fege vor: Schippeln —
Schicker f. beſchaßkert.
S. 345. Schicht machen (hier und da weft.), auf
hoͤren zu arbeiten.
* ©. 345. Schiebes ift wahrſcheinlich jüdiſchdeutſch
schabath, in polniſchjũd. Ausfpr schabas aufhören, entigen,
schebeth” (schebes) das Aufhören, alſo zu Ende gehen, ver:
Ioren gehen, wie lat. perire.
*6&. 345. Schier füge bei: ſcheir.
©. 345. Schid. (unterrhein. Bergmanngfpr.) m., eine
von en nad) Oſten ſtreichende —2 Spalte.
345. Schieps (unterrhein. Bergmannsſpr.) f.,
——— im Schiefer.
©. 346. Schiewer ſ. Schieber.
©. 346. Schiffen d. i. piffen, dringt allmählich aus
ber Stubentenfprache in Die Volksſpr.
©. 346. Schild, Kappenfhildn. (wt.), der Schirm
ber Stappe, Müi A rn I De Blech oder feftem Papp⸗
bedel, jonft aus
©. 346. Ein Are die ſchmalen Seiten bed
Schiffoberbaues.
S. 347. Syißm. (t.), Angſt, f. Angſtſchöß.
©. 341. Schlafbegel, —haube ift 1) eine wirk
liche Schlafhaube; 2) ein —E Menſch. Schlafkopf
Chein.) ſonſt wie ſchd. Schlafapfel, der Roſenſchwamm,
moosartiger Auswuchs an der wilden Roſe, fo genannt,
weil, er, auf ben ee aufgelegt, den Schlaf beförbern fol.
S. 348. Scählammafjelf. Maffel.— Schlamp
l. Schmaus.
S. 349. Schlappern 3. 3.1. ſchneppern.
47
©. 348. Schlam pchen n., Nebenvortheil, in ber wt.
Rda.: jedes Amtchen hat fein ©., f. Schlamp.
& SB. Schlampes, Shlammes ift hier und da
im A. Königftein, was anderwärtd Flennes, vom ſchd.
Schlam p (Schmauferei in Speifefülle), ſchlam pen.
+6. 350. Sähleats |. Schlides.
* ©. 350. Schlauder (unterrhein.), eine Art Karufjel
(Ringelrennen) auf dem zugefrornen Rhein, in Frauffurt
a. M. Schnorr.
©. 350. Schlawerjads f. Brühe, Schlawerjuds
m., ſchlechter Kaffee (beide unterrhein.).
©. 350. Schlawiger hieß ein Jude, der in ben zwan-
ziger Su dreißiger Jahren unferes Jahrh. Deutfchland durch⸗
309 und Viele mit feinen „jpottwohlfeilen Waren“ anführte.
Bon ihm ftammen: „Schlawiger Waren“ verfchiedener Art,
und die Rda.: „Kein bleibt fein, fagt der Schlawiger.*
©. 350. Schleh (Montabaur), zahnftumpfend, wirb
gefagt von dem eigenthümlichen Gefühl in ben Zähnen,
wenn man ſaures Obſt gegefien hat unb dann etwas Anderes
efien will, mhd. slö, slewe, ahd. sl&o, sl&wo, Baier. ſchle w,
ſchlewig, ſchleh Gm. 3, 461. 446 , agf. sleav, engl.
low, hol. slee.
©. 351. Schleifſchuh m. ee Schlittſchuh.
©. 351. Schlepper w., Schleppſchiff n. (remor-
queur) find feit Einführung ber Dampficiffe aufdem Rhein
(1824) allmählich in Gebrauch gefommen. Vgl. G. Schirges:
Der Rheinſtrom. Ein Beitrag zur Kenntniß der Geſchichte,
Sanbelöpatiit und Geſetzgebung des Rheins. 1857.
BAR; 302. Säliew |. Shlim. — Shlippden ſ.
—28
S. 352. Sälidern 3. 5. füge bei: Schlades,
Taladerig, fhlIoderig.
* 6.35 Sälinsenfölanten 8-2. 1. ſchlinken⸗
fölanten, PATH
352. Schlink f. (Rennerod), joa. Schlek.
* ©. 353. Sälödfen |. [hlidjen. — Schlori f.
Schluri. — Schloͤſſei | Sclüffel. — Schlott |.
Lott. — Schloufter ſ. Schlufter. — Schluckern ſ.
ſchlocern.
S. 354. Schluppchen d. i. Schaluppchen, ein
Schiffchen, deſſen ſich die Steuerleute, die zu Berg geſteuert
haben, zur Rüdfahrt bedienen.
©. 354. Schluppen (wi), Dialektform für ſchlüp⸗
fen ‘©. 22. Nr. 163), iihd. slupfen, ahd. slupfan, Holl,
sluipen.
Fi a
+6. 355. Schlurpchen f. ſchlurchen. — Schluße-
weißt. ſchloß eweiß.
©. 355. Schmagudes l. ſtatt Schmaguckes.
—* 355. Schlurfen (unterrhein.), ſchleppend, bie Füße
über den Boben fchleifenb einhergehen, Baier. fhlarpfen,
fhlärfen, ſchlärfeln, ſchlerfen, ſchlarpfen (Sm. 3,
457), im Vokab. von 1618 ſchlarflen, bei Stieler 1691)
ſchlirpen, ſchlirpſen, ſchlirfen, fehlürfen, mhd.
slerfen, unſer jhb. ſchluͤrfen auf das Einziehen von Ge
traͤnk übertragen.
+ ©. 356. Sämelmehinperf; Scämilmehüpfer.
— Schmenn, ſchmennen |. Schmant.
. 356. Schmärze f. (Gaub), Schmeißfliege.
©. 356. Sämeiße f. (unterrhein.), Schmeißfliege, von
mbb. smeizen befudeln.
7 ©. 357. Schmoͤlm ſ. Schmilbe.
+ ©: 358. amuL —R — ſchmu⸗
verig ſchmudig. — Shmu ullf. Shmu
16.359. Schnaͤl f. Schnägel. — Sgnarenf.
ſchnaden,
S. 359. Schnappen, zu 2, ſ. ſchneppen.
©. 359. Echnas (Rennerod), kleines witziges Mäb-
chen, vgl. ſchnaſig, Schneißchen.
+ S. 360. Schneiben ſ. ſchnieben.
S. 361. Schneppen, vgl. Dazu Könappen.
* ©. 362. Schnerren 8. 6. I. Botſchnerrches.
Sähnerren ift vieleicht das voranftehende ſchnerren,
dgl. ſchd. wiberrennen.
©. 362. Schneuker m. (Nauheim), der Knabe, welcher
bei dem Reffen des Flachſes eine Hand voll ungerefften
Flachſes zum Neffen darreicht; iſt es Schnaufer von
ſchnauken?
©. 363. Schnitt m. iſt Bei den Korbmachern an ber
Lahn ein Wagen voll Weiden,
©. 363. Scnitter, mhd. snitaere, hat die Volksſpr.
noch vielfah, wo die Schriftipr. Schneider Hat, 3. 8.
Sau-, Kraut, Traubenjhnitter.
7.364 Schnuffen f. ſchniffen. — Schnull,
Shut] Sänubdel. — Squuppiuch ſ Schnombe
tuch — Sänürd j. Schnerd.
S. 364. Schöffentneht 8. 2. 1l. Sennſchöff.
©. 364. Schnüffchen n. (unterrhein.), Priſe, von
ſchnuffen, Dialektform von ſchnupfen.
49
S. 364. Schnuppen, in der uwt.) Rda.: den S. merfen,
d. h. bie Ga, die Abjicht 2c. verftehen, ſchd. Schnupfen.
©. Schnupperböshen (Wiesbaden), ein im
Scherz —— Schimpfwort, ſonſt naſeweiſes Ding.
Sähnurre f. (unterrhein.), auf die S. gehen,
d. ẽ Betteln gehen, |. ſchnorren.
©. 364. Schodelgebinnde, d. i. Schaufelges
Pr aA wird weft. etwas genannt, das nicht ordentlich
B. Heu, Frucht auf dem Wagen; dann foa.
HT
©. 364. Schollen in ber (mt.) Rda.: „die ſich ſchollen,
die fi wollen“, von heirathöfähigen Leuten gejagt, „bie
fi ſchelten, die ſich wollen.“ Aus Duberftadt hat Mein
ſcheilen für ſcheüten.
©. 368. Schollenhipper m. ſchimpfen Schiffer und
Bergleute den Aderbauer, der auf den Schollen Herumbäpft.
©. 365. Scoltes, Scholz |. Scholle, —
Baappesippe f. Dippe. — Schorgkarın 1. Shurgs-
ahr.
©. 365. Schoppengäſte find wt. Malß ſchildert
fie in einer Anmerk. zn feinem Borjer Kappedehn folgenbers
maßen: „Die Sch. find Leute, bie täglich um eine gewohnte
Stunde das Weinhaus frequentieren (beſuchen) und ben
Wein, fie mögen trinken, fo viel fie wollen, anfangs Schoppen-
dann aber Halbſchoppenweiſe vorgeftellt erhalten. Der echte
Schoppengaſt fordert gewöhnlich den erſten Schoppen nicht,
vielmehr wird ihm dieſer, ſobald er ſich auf feinen gewöhns
lichen Pla niedergelafien hat, ohne Weiteres Bingeftellt,
wc us Bogleiet von einem: „Wohl befomms 1*
Säoßbarthel, Schoffei ſSchoß. —
et Säote
8 ©. 367. Schreebgen ſ. ſchreefen.
. 367. Schrämen Cunterrhein. Bergmanngfpr.), den
eäle ‚Purähpauen, mhd. schramen — ſchraͤg machen.
t S. Schrunne ſ. Schronne.
+ ©. 308 Schuhriegelnſ. eutgeln — Schüll⸗
gabel ſ. Schügabel. — Schülles, Schultes |.
Scholles. — — Sch aupen.
8— 369. Schulch iſt ſchulig, Bildung von ſchol
369. Schüppe 3. 3.1. Scheppſchipp.
S. 369. Schub en (rhein., unterrhein.), Dialektfosm
für ſchieben.
Kehrein: Rachträge. 4
©. 3
50
©. 369. Schuberſegel n. am Hauptmaft, wirb bei
ber Bergfahrt benupt.
©. 369. Schuhe, in der (wi.) Rba.: einem bie ©.
austreten, d. h. befien Nachfolger werben, oft mit dem Hin
Fe af dies nicht ganz auf rechtliche Weile ge
ſchehen ift.
©. 369. Schulgeſcherr n. (weft, unterrhein.), das
gefammte Schulgeräthe der Kinder, ſ. Geſcherr.
©. 369. Schunfen hört man bier und da ſtatt
Schinken, mhd. der, die schinke, ah. bie seinha, scinca,
schinca, schincha, der scinho, schincho, S. ©. 10. Rr. 65.
©. 369. Schüppedam f. (aus ber Karte), verzwidtes
Frauenzimmer.
+ ©. 370. Schuppern f. fhaupern — Schürl⸗
gabel ſ. Schügabel.
*6©.370. Schuppen 2. 3. I. Shupph flatt
Säruppä.
+ ©. 311. Schuwern f. ſchauern. — Schuwiak
j. Sähubiaf. — Schwadbern ſ. fhlappern un
Schwaͤderich.
7 ©. 372. Schwarm, Schwarrem ſ. Schwaddem.
©. 372. Swarten I. ſchwarten.
©. 372. Schwemmler (rhein.), reitet ſchon am Bor
mittag in die Shwemme, ind Wirtöhaus.
re. 373._ Schwobelden ſ. Schwahelden —
Schworm f. Schwaddem. — Schwort |. Ehwart.
©. 373. Schwimmpohl m., d.i. Shwimmpfaßl,
vertritt bei Nächen und kleinern Schiffen die Stelle des
Depperfafjes, ſ. d.
©. 373. Schwöfen, tanzen, wird aber nicht von allen
Tanzarten gejagt.
7 S. 374. Geidig f. fühtig — Geihung |.
Ti s liche Teil
. 874. eefang m., ber im Waſſer befindliche Theil
des Steuerruders. J ah
©. 374. Seeweiher, d. i. große Weiher, fommen im
noͤrdl. Theile des Landes vor.
©. 374. Seihroch n. (Rennerod), Dialektform für
Seihtud, |. Leirod.
7 ©. 375. Selgerede f. Seelgeräthe
*6&. 375. Semmel 8. 4. 1. die Semete.
©. 375. Selig (rhein.), in der Rba: es iſt (war) fein
feliger d. 1. gar fein Menfch da. S. Mutterjelig.
51
+ ©. 376. Senſenworf f. Worf. — Serklich f.
ſoͤrtiig — Seuel |. Seiel.
376. Sisling wird nur vom gem (Roggen)
gelagt, Sn zwar auch in ber Bd. von Garbe.
& 3 376. Sefter m. — I, Maß für trodene
Gegenftände, = 1 Rumpf (. Kump), 4 Sefter = 1 Simmer,
Simmer = 1 Malter. Sefteriftimbb. sehstaere, sEhter, ahd.
söhtari, söhtaere, söstar, sẽxtari, agſ. sester, lat. sextarius.
S._ 376. Scepfeinm. Ro. Nafjau), Gränzftein.
hi * 377. Sikret ſ. Sekret. — Singeſel ſ. Seng⸗
neſſe
©. 377. Sieme f. Cunterzhein.), foa. Simele
S. 377. Simmer |. Sefter.
78.38 Soel ſ. Sabel. — Nah Soder feße
noch Söber.
* ©. 378. Somber ift wol das ganz gleichbed. franz.
sombre.
* ©. 378. Sorel, if ital. sorella Schweſter zu ver-
steigen!
o 7 378. Siwel, Simwel d. i. Sibylla jva.
rſchel.
©. 378. Solperfleiſch, —knochen (wt), eingeſal⸗
zenes —S—— f. Sulper.
TS. 380. Spaßmaien ſ. jpansmaien.
©. 380. Sparge f. wird faft allg. für Spargel ge
fagt, lat. asparagus, bei Stieler (1691) Spargel und
Sparen.
©. 380. Sparlid (Dillenburg), ſparſam.
©. 380. Epajeln (unterrhein.), feljeln f. Spannfel.
©. 382. Speraffe Namen find (in Caub) ſchwer aus»
Quipredhenbe, vgl. Schwerhade.
76.383. Spillf. Spiel. — Spirkel f. Spör-
tel. — Spirmt, Spittel f. Spettel.
©. 383. Spilln., die Anferwinde, Hol. diespil d. i.
Spindel.
+6. 384. Spohre f. Spahre — Spoizen f.
ſpauzen. — Spred her ſ. ſprach. — Sprengen |.
Ipringen
* ©. 384. Sporesraffel heißt jeniihbeutie auch
das Se, f. Bohnesraffel unter Bohnen,
*6, 33. Sprah füge Bei Sprohl.
. Sprengen jemanden um etwas (rhein., unters
Thein. ), ihn darum bringen, betrügen, fg. gleichjam um etwas
fpringen machen, aber nicht erlangen, nicht behalten laſſen.
52
©. 385. Springer heißt ein Spielzeug, dad man ben
Kindern aus den Bruſtknochen einer Gans verfertigt, durch
eine face 2 Vorrichtung fpringen die Knochen in die Höhe.
©. 386. estiflel, Spruffelt Sproffel.
©. 386. Stades 2. 3.1. Euſtach ius.
©. 387. Stalislind eift in Wiesbaden) ein Menſch,
der ohne Erfahrung ins Leben tritt, von ben ftallblinden
Com Iangen Stehen im bunfeln Stalle blinden) Pferden
übertragen.
©. 387. Standerbaum (Scifferipr.), ein aufrecht
ftehender Baum, unbehauener Balken, Vgl. Stennbaum.
+ 6. 388. Stänner f. Ständer.
©. 388. Stand, in der (mt.) Rda.: im andern St.
in andern Umftänben (j. d.) fein, d. 5. ſchwanger fein.
©. 388. State m. ee), inderniß.
©. 388. Staub m. (Caub), Ra
+ ©. 389. Salaanit, Saat. — Stedel
f. Stickel. — Steh !. tah. — Steinroffel f. Roffel,
©. 389. Stein Flachs Cunterrhein.), 4',, auch 5
Pfund Flachs. Da nur der befte Flachs jeinweife verkauft
wirb, fo bezeichnet Steinflachs auch guten Flache.
“eo. 390. Sterjer Heißt audy beim Volt der Aub
rufer der Marionettenjpiele, woraus die 2. Bd. Har wird:
Sterjer ift wol Hiftorier, Ausrufer der Hiftorie, (mbb.
histörje) von ber HI. Genofeva “
+ ©. 392. Stieb f. Stupp. — Stiebeln f fi
weln. — Stiewigen [. flipigen. — Stirn ſ. Stern.
* 6.392. Stieb 2.5.1. —E——
S. 392. Stinker m. heißt in Caub ber Rainfarren
(tanacetum vulgare) von feinem durchdringenden Geruch.
* ©. 393. Stoffel 8. 6.1. Schwalbad.
©. 393. Stöber ſ. Keil und vgl. hol. die stoep bie
Schwelle
©. 393. Stoffchen n. Brantwein, angenehmer Trink:
foff.
©. 393. Stoffelungstud n., dad Tuch, das über
das Schiffsdach gebreitet wird, um das Eindringen bed
Regens zu verhüten.
S. 394. Storag I. Storaz flat Storar. —
Rop 1. f. Stügel. — Srafkrumpf. Strafftrumpf:
76. 395. Stranneln |. firaneln.
*S. 395. Eträme 8.2. I. Stromholz und füge
bei: Ström, Strömer.
53
©. 395. Stramm arbeiten (Gaub), fleißig, anhaltend,
das & ſtramm — feft angefpannt.
395. Strampel heißen hier und da weft die Beine
ber — vom Kniegelenk bis zum Schenkel.
©. 395. Strang (unterrhein. Rergmennsfpr.) m,
eine Schichte von Duarz, Grauwacke und Schiefer, die den
bauwürbigen Schiefer durchzieht. Nach feiner Befchaffens
heit ee er Bandftrang und Kettenftrang.
. 395. Strapeleziern, ftrapliziern (wt.), firas
—8
S. 395. Strabieren (bier und da im Rheingau),
fva. gaffaten f. d.
©. 395. Strau £ d. i. Streu, bie Borte, welche auf
dem untern Kreben ruhen, fie Bilden gewiffermaßen den Fuß·
boden des Schiffes.
©. 395. Streigbaum (Shifferfpr.), ein liegender
Baum.
+ 5. 396. Stridf. Strang.
©. 3%. Streichen fagt man hier und da ftatt melken,
f. Stride
©. 396. Strengel m. bei den Pferden ein mit einem
Sieber begleiteter Schnupfen, ſchd. die Strenge.
— d ©. 397. Ström füge bei: Stromholz. — Strout
. Etrut.
*6&. 397. Stripgebadenes 8. 2. I. Strügel.
S. 397. Strohwiſch m. bient an vielen Orten als
Bezeichnung eined verbotenen Weges.
©. 397. Strungel £. (unterrhein.) foa. Dunſel, ſ.
Rrongen.
* ©. 398. Stuffig d. i. Stoffhabend, fomit Eräftig,
ihön gewachſen.
+ ©. 399. Stümp maden ſ. Stempel. — Stupp
f. Stopp. — Sturaz f. Storag.
* ©. 399, Stummel, eine Heine Tabakspfeife.
S. 399. Sturm, im '&t. fein Crhein., unterrhein.),
betrunken fein.
©. 399. Sturzebollerm. (unterrhein.), Fall, Sturz,
nemengich Kindern gegenüber u GSebrauche, ſ. Bollern.
. Sudeln Z3. 2. füge bei: ſ. zuckeln. —
Een "fi ie bei: Süder.
+6&. 401. Surlen f. ſullen. — Surn f. ſudern.
Pr ſ. ſoſt. — Sütig ſ. fühtig. — Suttern f.
ern,
54
S. 401. Surke 3. 3. 1. Surke, das. — Sutter
füge bei: Sudder.
©. 401. Süßholzraſpeler m., ein Menfch, ber
Immer Au (ſchmeichelnde) Worte im Munde führt.
402. Tappe m. f.(mt.), ein breiter Winterfchub,
aus —E— gemacht und mit Wolle gefüttert, über⸗
fragen von Tappe — breiter, plumper Fuß.
* ©. 402. auappert 3 5. 1. Bfarrern.
©. 402, Rappen m. (thein.), Toppen (unterrhein.),
bater. Tappen (Sm. 1, 450), Xheil, Portion, bj. Tadel,
Vorwurf, nach Sm. wol zunähft das franz. Militärwort
&ape Vorrathsmagazin.
* &. 403. Termeniern 2. 3. I. vor ſtatt nor.
©. 403. Temperierter Aufenthalt heißt es hier und
da Bat temporärer, zeitweiliger.
. 403. Tennebaum m., ein Balten, welder ber
Pd nad auf dem Schiff ruht und das Dad; trägt, holl.
ren —S 7
Thoͤier hier. — Teufelsfüßchen
ſ. Gottes haͤndchen.
©. 404. Teufelskirſche f. (Caub), Wolfskirſche,
Roitirihe (atropa belladonna),
©. 404. Thutnicht gut w., Taugenichtd.
u e. 405. Zollerjan 3.2. 1 Tolpatſch. — Tom:
meln f. tummeln ift zu ftreichen.
©. 405. Tobtenlabe, Todtelad f. (mt.), Sarg,
fo ſchon bei Zinkgraͤf, f. Lade.
Toppen m. |. Tappen.
*&. 406. Trabel 8.4. l. Traufel.
©. 406. Toppen (unterrhein.), Tadel, Verweis, ſonſt
Zappen,f.d. -
©. 408. Träftern f. tranſcheln.
©. 408. Tralſchen 8. 5. flreihe Trawatſch.
©. 408. Traurig Sa nenuen bie Lanbleute bei
Montabaur blaßrothes er roſenrothes Band im Begenjah
zum bedieathen, vos zoth Band heißt.
T6& Treinde ſ. Trine — Trilles ſ.
Trölles. — Trimmelf. Tremmel.
©. 409. Trippen beißen unterrhein. bie Holzſchuhe
für Frauen, die etwas sierliher als bie Klumpen (j: vd.)
für Männer find, holl. Die trip.
7 ©. 410. Troi, trojen f. treu.
&. 410. Tröbelm. (bier und da) Spaß, fva. Ulch,
das ſchd. Trödel fon. Trödelmarkt.
55
©. 411. Trottelarſch (chein., unterrhein.), fva.
Trottelfhwang f. trotteln.
* S. 411. Trüpfhen f. tripfchen.
* ©. 411. Tröfterig füge bei: Triefterig.
S. 411. Tuch von Hanf, Flachs und Wolle ift an
der gm m., Halstuch, Schnupfiuch aber n.
41. Tröfter m. wird in manden Gegenden bes
gandes bezeichnend genug ein alte8 Gebet: oder Andachts⸗
buch genannt.
©. 411. Trudeln foa. ſtrudeln 2,
©. 411. Truwel, Truwwel m., franz. trouble,
Unube, Verwirrung.
. 412. Zuntes n. (rhein., unterrhein.), Brühe, in
bie Ein Kartoffeln, Brot ıc. tunft.
©. 412. Turbaß m. (unterrhein), Unruhe, Lärm,
lat. turbas, vgl. Virgaß.
+ 6.413. Überleudten f. leuten.
*&.413. Übern I. ubern. — Überftrümpfe
8. 2. 1. Strafftrumpf.
u Überhangm. (hier und da) fva. Überfall,
©. 413. Überhöhifche heißen im Munde der Rheins
0) Ih die —— welche noͤrdlich vom Taunus (über der
85) wohn
©. 413. "üßerlefen (thein., unterthein.), intr., Bei
der Traubenlefe den zum Leſen beftimmten Bezirk iberſchreiten
S. 413. Überſchlagen, umladen aus einem Schiff
ins andere.
8. PH 4 Udebartes Z. 4. I. odebero. — Ufer
l
S. his Ulmwes |. Oles.
©. 415. Umftandsträmer m. (it.), ein Menſch, der
viele Umftände macht, ehe er zur eigentlichen Sache fommt.
©. 415. Ungenade, Ungnade f., mhb. ungenäde,
Beiämmerung, Unrecht, kommt oft in alten Urkunden vor.
©. 416. Unberufen ſ. berufen.
©. 47. Unna ſ. un. — Untennig, unfinnig
S. 417. Unterfleb 8, 2.1. Ruthe.
©. 418. Untern f. Unzer.
©. 418. Unternugen ſ. Obernugen.
*6&.418. Unverhuts füge Bei: f. verhuzt. —
Urten i. Ürten,
TE
56
+ ©. 419. vo ſ. Unrath. — Urſchel f. Or
tel. — Utie f. autid.
—8 — (unterrhein.) ſpa. autſchen f.
autſch.
7 ©. 420. Veijolen ſ. vajulen.
*S. 420. Vatern (unterrhein.), am Vater haͤngen.
S 420. Vennehe. De harundineto et pascuali sal-
sugine, quod dieitur vennehe, Eberbacher Ur. von 1208.
Es ift cine unbebauete Viehtrift gemeint; vgl. goth. fani,
ahd. fennt, fenna, unfer Fenn, Sumpfland.
+6. 421. Berbazelt ſ. verbajelt. — Verbibeln
f. verbäbeln. — Berbipjen f. verbüpfen. — Bers
bumbebieren f. verbombarbieren.
S. 421. Verbellen ift mhd. verbellen und er-
bellen.
* ©. 421. Verdeumen, flatt verbäumeln 2 f.
däumeln.
©. 421. Verbußbamplieren (Rennerod), fva. ver⸗
noßbamen. Da der Buchsbaum (Palme) vielfach zur
Verzierung angewendet wird (zu Sträußen, Krängen), jo
ſteht verbußb. und vernoßbamen vielleiht für ver-
buhsbanmen; vgl. Fußbaum.
©. 422. Verduckeln f. vertudeln. — Berbut-
ſchen f. verditſchen. — Verellern ſ. Eller.
S. 422. Berfahrläffigen Ebein. unterrhein), einen,
in Teiblicher Rüdfiht vernadläffigen. ven),
76.423. Bergradeln]. tadel. — Bergraijen,
vergraigen f. Graif. — Verhönen f. verhünen. —
Besnlae verhünſchen.
424. Berpupeln ſ. verbogeln. — Verjaß
ſ. ira, — Verkalfaktern |. Talfakterm.
S. 424. Vergehen und vergeiftert gehören auf
©. 423. — Verhuzt wol ftatt verhutß f. unverhuts.
S. 424. Berjaftert Blut (Wiesbaden), verhißtes
Blut, flatt vergaftert, vergeiftert?
TS. 427. Verkutzeln ſ. verkotzeln. — Vermam—
peln ſ. vermumpeln.
*. S. 4268. Verkirbelt ſ. verkerbeln. — Ber
kömchen ſ. verkamen.
S. 425. Verkitſchen 3. 5. 1. verquitſcheln.
S. 426. 8. 7. l. Intention.
©. 427. Verleiden (unterrhein.), ſtaͤrker als leiden,
3. B. die Geſchaͤfte verleiden es nicht.
57
. 427. Bermangelt (Gaub), durch Mangel an
Rahrung leiblich herabgefommen.
S. 428. Bernoßbamen, vgl. verbußbamplieren.
©. 428. Berpußen ein Haus, eine Wand, d. 5. mit
Mörtel _bewerfen und denfelben glatt ftreichen.
+ S. 429. Berquerfhelt [. Querſchel. — Ber-
rumpeln j. Srumpel.
©. 429. Berfändern einen Rachen, ihn mit Steinen
beihweren und fo verfenfen.
. 429. Verſauen (mt), etwas ſaͤuiſch, ſchmußig
maı en
7 ©. 431. gerfäännen f. verfhennen. — Ver⸗
iawokelt 3 ſchwob eln.
1S. Vertranzen ſ. tranſcheln.
S. 432. Berfiehen die Häute, jagen bie Mepger,
wenn fie mit einem Gerber einen Vertrag über die ihm zu
überlafjenden Häute jchließen, ſchd (I. Paul) verftehen,
a ober Kauf weggeben. — Verftechen (verfteden)
7 ©. 433, Berzotteln f. verzetten. — Ber:
magst verzwidt.
©. 433. Bergaubeln, richtiger verzanpeln ſ.
Saupel datt Baubel.
* ©. 433. Berzwerbelt 3.2. I. zwörbeln.
©. 433, een fi) (unterrhein.), ſich erbrechen
und verunreinigen, auch fg.
©. Erzeibnis, Verzeichniß, — nuß f.
ek), Verzeihung.
. 433. Bierin, Viering m. (hier und da weft.)
fon. 2 Biernfel, aud) Viertel, mhd. vierdunc, vierlinc.
©. 434. Violen, viulen f. vafulen. — Bd»
geiperbttiger | verbitfgen.
434. Volstraube iſt Vogelstraube. —
Vol 8 3.1. Wal,
©. 434. Bifur, in ber unterrhein. Rda.: in bie V.
befommen, d. 5 zu Geſicht ins Bifier.
+ ©. 435. Vorreiber fe Reiber. — Vul ſ. Vol.
— Bürbag f. Borhag — Bürjhnäppig |. dor
Köntprie, — Bürwigben ſ. Vorwitzchen. — Vus—
per j. Par — Wabern ſ. webern.
Vorhura. pro iusticia, que vulgo dieitur
voran dimidiam marcam solvant, Eberbacher Urk.
vom %. 1203; mhb. behüren durch Kauf oder Miethe er⸗
werben.
58
©. 435. Vorleſen (rhein., unterrhein.) heißt das
Lefen der Trauben vor der allgemeinen Leje.
©. 435. Vorſch tag m. 1) et d, Yae Riaenfthdt vom
geihlachteten Ninbvieh; 2) eine 2 bis 3 Fuß lange, am
einen Ende mit einem Ring, am andern mit einem Hafen
verfehene Kette, womit beim Vorjpannen die Zugketten (Zug:
fringe) an den Wagen (bier und ba auch an bie Egger
efekigt werben.
. 435. Vorftellen die Konfirmanden, d. i fie vor
vr Selm Gemeinde in ihren Religionskenntuiſſen
prüfen.
©. 435. Borwod Crhein,, unterrhein.), der erfte Theil
der Woche.
©. 436. Wahsbar Wetter (wt.) ift dem Wachſen
der afanyen förderlich, ſchon bei Stieler (1691).
. 436. Wadentopf (unterrhein. Bergmannsſpr.)
m, En Suaraganı der den Schiefer quer durchſchneidet.
* ©. 4397. Wal. Geiler (+ 1510) fagt: von ber
waglen a
©. 437. Walges hier und da weh. foa. Walgerer
ſ. watgen
438. Wandſche ſ. Wande. — Wannern ſ.
warden.
S. 439. Waͤſelich ift vieleicht von Was, Wäs,
wie eumus von Freund.
&.439. Wandläufe heißen in Limburg bie fhwarg
braunen Stacjelbeeren.
©. 439. Waſchen, Bf. das Part. gewaſchen, vor
J in feiner Urt, fg. Anwendung
h ©. 439, Bailer, aufs W. gehen (Caub), Schiffer
werben.
©. 439. Balferkein m. fwt.), Gußſtein in ber Küche.
©. 439. Wafjerwed (wt.) fon. Paarweck; ber Teig
wi mit Waſſer ftatt mit Mich angemadht.
©. 440. Watt f. Batt. — Waweln f. wabeln.
“oa. Beiberjäeitse, d. i. Weiberſchultheiß,
weil die Wöchnerinnen ſich den Hebammen anvertrauen und
ihren Vorfchriften folgen.
©. 441. Wehrhaftes Tuch (unterrhein.), ſtarkes
Ru, mbd. wörhaft dauerhaft.
©. 441. Weingrün if ein Faß, in dem ſchon Wein
elagert war, das flatt des Holzgeſchmackes einen Weinge⸗
—* mitteilt,
€. 441. Weinrofe (Gaub), Eſſigroſe.
59
+ S. 42, Weißarſchel ſ. Bleckarſch — Wenpd-
5108 j. Windblas.
S. 442. Welſch lautet dem Volke alles, was es nicht
verfteht, mag es deutſch oder fremd fein; welfchen unver:
Kändlich, suräpeinanber ſprechen. Der Truthahn heißt
der Weiſche, Welſch.
F S. 448. Werch ſ. Kern. — Werz f. Würz —
Wegeug westlich ſ. waͤſelich. — Weſfig ſ. Waſſig.
S. 443. Wernerm., Wernerruder, eine Art Steuer:
ruber, bei dem ber Keil (hier Männgen genannt) durch
einen Bügel mit dem Seefang (f. d.) verbunden ift. Die
Werner finden ſich bf. an Dofk- und Mainſchiffen.
©. 443. Werrerlinſch (Rennerod), Dialektform für
wetterlaunijd.
©. 444. Wet ſ. Wät.
©. 444. Wichs in der (mt.) Rda.: in der (im) W.
Be fteden, d. h. gepußt fein, vorzüglich bei dem männl.
eſchlecht
— Wiebeln ſ. wibeun. — Wied ſ. Wöick
©. 445. Billin I. ſ Bellin. — Willſtengel
1. verbaseum.
T.©. 446. Windlipps ſ. Lipps. — Winſch ſ.
wind ſch.
S. AM6. Winſel iſt wol Windſeil wie Bindſel,
Bindſeil ſ. benzeln.
©. 447. Wilfegidel m. Cehein ), ein munteres, kiat
reizbares Kind, In einer Arnsburger Urk. vom 9. 1241
bei Bauer No. 31 kommt ein Wigandus Wisegukel vor.
©. 447. Witſchen, ent—, fortw.— (thein., unter
thein.), heimlich und ſchnell weggehen, ſchon aͤnhd. entwit-
ſchen, entwütjchen fva. ſchd entwifchen.
795.448. Wiwelnf. wibeln. — Wohlig .wode
Tg. — Wöht f. Weht. — Wöllf. will. — Wont ſ.
wine — Wönkoff f. Winkuff. — Wöme f. weme —
Borre fee voran: Worr.
* 6,448. Wog kommt aud in andern Flüffen und
Slüßchen des Sande" vor, z. B. Main, Lahn, Elb.
7 ©. 449. Woͤrſtchen |. Würſtchen. — Wot ſ.
warre — Wunzig, wunnemwinzig f. winzig. —
Burre f. warre.
*&.449. Wöf 3.4. I. Ouäftionen. — Woul
8. 2. 1. gehörig.
— Bärfniß m. heißt in St. Goarshauſen der
&r 6 d.) der Rheinſchiffer.
60
f ©. 449. Wurftfupp f. (mt), fon. ſchd. Metzel⸗
uppe.
; * 450. Wuwux m. (Caub), ‚joa. Baͤbes, Butze⸗
aͤbel.
©. 451. Zais m. ein Tau, deſſen beide Enden kunſt⸗
voll I ender verſchlungen ſind.
Zalfaien (Rennerod), umherftreißen.
r r Ay 152. Behnwiere ſ. Zahnwiere. — Zehten
. zetten.
S. 452. Zatz. In; „Heſſiſche Shronica, m anfengtih
befchrieben durch Wilhelm Dilicy ꝛc.“ Gaffel 1 80
ſteht: „welcher (Siegwart) zu einer gemahlin ren ein
böfe zatz vnd ſchantbalck Brünhilden auß Weftgoten.”
+ 453. Biefeln ſ. zijeln.
©. 453, Bideln Cunterehei. ), Bidel gebären, mbb.
ziekeln.
©. — Zimſerlimſi 8. 31 zingelen ftatt zi-
gelen. zöngel,
+©. Fr goͤtt ſ. Zitt.
S. 455. Zohnwierem ſ. Zahnwiere.
©. 455. Zopf anf m. if in Gaub ein Gebuͤndchen
Hanf von etwa Y, Pfund.
T6©.457. Butt ſ. Bott.
+©. 458. Zwieweln ha jwiebeln. — Zwiſche,
zwiſchig |. züfhig. — Zwiffel f. Zwieſel. — Zwör:
Fan "„awizbein. — Biden f. Zwirn. — Zwöffen
zweſten.
©. 458. Zwiefel hoͤrt man hier und da ſtatt Zwiebel.
©. 458. Zwinkelchen n. (unterrhein.), Biweigeldyen,
Zweiglein.
— — —
Nechtraͤge zum erfien Anhang L 3. 459.
Die Vornamen werben mitunter fehr verfürgt, wobe
zu beachten ift, daß bei den deutſchen gewöhnlich ber zweite,
bei den fremden ber erfte (bei beiden aljo ber unbetonte)
Theil des Namens verkürzt wird ober ganz wegfällt. Bal.
Dieg (Dietrih), Erik (Friedrich), Gotz (Gottfrier),
Heinz (Heinrih), Hannes (Johannes), EA (Sofepb),
61
Klas Niklas), Baftian (Sebaftian), Adel, Adelchen
Adelheid), Bette, Bettchen (Eliſabeth), Bille, Bills
hen (Sibylle), Dore, Dorchen (Theodore), Guſte,
Guftel, Guftelden (Augufte). Ganz undeutſch find die
ſonſt wohllautenden Kürzungen: Line, Mine, Dine, Bine
(Bine), Lotte, Jette, Kette aus Karoline, Wilhel⸗
mine, Bernhardine, Philippine, Charlotte, Hen-
riette, Antoinette. Katt, Kett, Kattchen fteht für
Katharina, Babett, Babette für Barbara, Sette für
Eliſabeth, Mimi für Wilhelmine, Wiſelchen für Luischen,
Nanne für Anna (f. Naft für Af).
Verbeſſerungen zum zweiten Anhang 1. 3. 461.
Aderknöterig I. Aderknöterih. Johannisbeere I. Hexentraube.
Bekaffine I. Himmelgäß.
Bug I. Fußbaum, Fußmai.
Enterich I. Antrach.
Färbeginfter I. Guckuksblume.
Zarrenkraut I. Schnofefraut.
Flühbirne I. Fluhbirne.
Frauenmantel I. Liebfrau⸗
mantel.
Geishlatt I. Beißblatt.
Hederich I. Hadch.
Huflattig l. Huflaitich, Brands
lattich, Eſelslattich.
Maikäfer I. Hühnerkieber.
Maulwurf. Hoddabeia, Hots
terthier.
Nießwurz I. Nieswurz.
Orchis 1. Kathrinchen.
Rettig l. Rettich.
Runkelrube I. Rommel.
Schottenklee l. Kathreinchesbl.
Stachelbeere l. Hahnapfel.
Sternmier I. Sternmiere,
Veilchen I. Schellchen.
Hadhträge zum zweiten Anhang 1. 8. 461.
Alburnus bip. — Gtronz.
Ameife = Huramde.
Bienenkönigin = Glat.
Blattlaud — Hadejer.
Blieca arg. — Mafel.
Blutegel — Blutöthier.
Bohne — Schneid —, Spar
gel—, Spedb.
Bohnenkraut — Satera.
Bremſe — Eiterneflel.
Brombeerhecke — Breme.
Bruchkraut ⸗Itrichskraut.
Bruthenne — Gluck.
Buchfink — Buffink.
Buchweizen— Ader, Hainſch,
atſch.
Bulle — Brüllochs, Brum⸗
melochs, Reitochs, Klauer.
62
Bux — Palme.
Cobitis ſoss. = Schlamm:
beißer.
Convallaria — Maiblume.
Eber — Bier.
Ebereſche = Quitſchbaum.
Eidechſe — Alter.
Engeriing = Brodmwurm,
Erbwurm, Engeleuner.
Enterih —= Antvogel.
Eifigrofe = Kefielblume, Pa⸗
tanjerofe, Potanferofe,
Weinrofe.
Fetthenne = Dahfappes.
Gänschen illche |. Hill.
Ginſter — Breme.
Grasmücke — Baſchert,
vaiſch
Gründiing = Grundel.
Guckuk — Gauch.
Gucuksblume — Fleiſch⸗
blume.
Haͤher — Quaͤtſchert.
Hahn — Gickel.
Haidekraut ⸗Hudch, Roppſel.
Hamſter — Kornwurm.
Hartriegel = Roth Beinholz.
Herbftzeitlofe — Vorwitzchen.
Heuſchrecke — Heuhipper.
Himbeere — Amber, Ember,
Hember.
Hirihtäfer = Klammer.
Hübhnerhabiht — Hühner
frefier, — ſtoͤßer.
Hund Rittchen.
Jungemaͤcher, Zatz,
Baup.
Iltis = Eltes.
Frabeere.
Johanniswurm — Johannes⸗
funke.
Käfer — Käwerz, Käwerig,
Johannisbeere —
Kiwig, Käwig.
Kalb Kühmelchen.
Ranariennogel—Ranalljevul.
Kartoffel = Erdbeere, Grum⸗
beere
Raftanie — Kefte
Katze = Beunk, Bunni,
äuuſch, Sungemächer.
Kaulquappe — Dickopp
Kirſchfink — Kirſchenknaͤpper.
Kluthuhn = Gimbert, Gum⸗
pei, Schottert.
Kopfkohl = Kappes.
Kröte Schuldkrott.
Kuh = Hutſch, Staͤrk.
Lamm = Hammellamm, id.
Laus = Kinemche.
Lerche = Liweder.
Lilie = Nilje.
Löwerzafn — Milcppiftel,
Pfaffenftiel.
Maifäfer — Kornmoure.
Waßliebchen — ehlimmen
Maulwurf = Scholl.
Mirabelle = Shmneiäen
Mohn — Magfanıe.
Möhre, wilde — Kälberkern.
Mutterfraut — Melifie.
Natterkopf — Johannesdiftel,
Diftelblume.
Neunauge —= Steinbiffer.
Ochſenbremſe — Biesangel.
Pferd — Huß, Klepper.
Pferdenuß —= Doppelnuß.
Preiſelbeere — Wilder Buz-
baum.
Quede = Ducdhe.
Nabe — Kar.
Rainfarren — Stinfer.
Ratte — Rattmaus.
63
Rebhuhn — Feldhuhn.
Regenwurm — Grundwurm.
Reh — Kih.
Ringelmatten
Rohrkolben = nt keiten
Rosmarin = Rofemrein.
Rothkehichen — Rothbrüft-
hen.
Runtelrübe
Klumpe.
Salamander —= Biergebeind.
Salat = Schlot.
Sauerampfer — Hampes.
Dickwurz,
Schafſchwingel — Kleiner
Bocsbart.
Schimmel — Kahne.
Schluͤſſelblume = Vorwizz
chen.
Schmeißfliege ESchmaͤrze,
Schmaßert, Schmaiße.
Schnake = Bodhammel,
Bohreule.
Schneegans — Halgans,
Hongans.
Shmaite - Fe rich
walbe — Bleckarſch,
Weißarſchel.
Schwalbenwurz = Fahrn⸗
and
fand.
Schwein = Schöfferling,
Gelze, Barg, Batfche,
Mude, Hehle, Sau.
Schwindelkraut = Tollgerfte.
Specht — Elſterſpecht.
Spindelbaum = Pfaffenhüts
hen.
Stachelbeere — Kridel, Grü⸗
ſel, Wandlaus.
Tannzapfen = Adel, Hackel,
Gohfer, Guckuk.
Tollkirſche Teufelskirſche.
Traubenkirſchbaum — ühl⸗
kirſche.
Truthahn Sdhrautegickel.
Zulpe — Dollebam, Tolle
bobne.
ee) = Wach⸗
ee komtraut — Waſſer⸗
vogelkraut.
Weberknecht — Holzhacker,
Glucksſpinne.
Weidenbohrer — Weiden⸗
worm.
Weidenroͤschen — Donner
kraut.
Weſpe — Hermes.
Widder — Hetzel, Stern.
Biefenknopf ⸗ = Großer Bim⸗
bernell.
Wurm — Schlich.
aunwinde = Laͤusblume.
Ei
iege — Bickes, Gaaft, —
eppel.
Zimmet — Kanehl. [fraut,
Zweizahn — Waſſerhanf⸗
64
Lücenbüßer
zu Deuk- und Sprahäbungen.
DO hrfeige — bie fazialmanuelapplizierte Manifeftationd
deflarierungdurfunde eines in Irritation gerathenen Ichs gegen
das Eontraponierte Nichtich.
Philoſophie — die Wiſſenſchaft des menschlichen
@eifted oder der Menſchheit, bei ſich zu fein; das Beifich⸗
fein fchließt das Inſichſein und das Außerfichfein und das
Überfichfein nicht aus, ſondern ein.
Wir Weftermälber Weiber wollten weiße Wache wachen,
wenn wir wüßten, wo warmes Wafler wäre.
Kein kleines Kind Tann keinem Kaiſer Teinen Kalbskopf
kochen.
iſqhers Fri frißt friſche Fiſche.
Der ſtupide Student und ſtumpfſinnige Stuger Stephan
Stumpf, fteifer Statur, ftieg wie ein flolzger Staatsmann,
Stod, Strohhut und Strauß bei fi tragend, bie fteilen
fteinernen Stufen, ſtellenweiſe ſtillſtehend ynb ftolpernd, mit
ſtatiözem Anftand ſtracks hinan.
I.
Sprachproben.
Kebrein: Volkoſitte. 1
Bin, Google
3
1. Der wandernde Zwerg.
(Mundart von Heidesheim*). Dafelbft bericht, wie an manden Orten,
die Siue, daß an den Winterabenden die Mädhen in den Spinnftuben
jufammentommen, und beim Spinnen fih durch Gefang und Erzählung
ſchauerlichet und fieblicher, ernfter und komiſcher Geſchichten, Sagen,
Märchen u. ſ. w. den langen Abend verfärzen)
’S war fermifch Werre! drauf; der Schnee Hot uff de
Helfer unn Feller gilee;“ die hungerige Veelercher? fein vor
der Deer unn uff in Miſcht erumg’hippt, um e bißche Rab:
ring fe* finne. Amer jelbft do warn je nit fiher, dann do
Hunn $ die Buwe Stewer uffg’ftellt, um Die Veelercher je fange.
In de Stumwe hunn Die Leit am Owe g'ſotze,“ dann
der Owend if immer neher- erbei fumme. Unzelne Stan
bot mer ſchunn am Himmel blig In dar Beit, una
warrli! 8 war nit agenehm d 3 e Flaaner Zwarg
ind Ort kumme. Ar hot aam gı jo hots en gefrom.
a Klaare? warn bordinaß, | oſe warn bredig bis
exuf, fein) Henn warn ganz fteif. an e Finfter, Floppt,
awwer vergewens; bo faat® en ı bort e Maad fort,
die argerlich iß, weil ehr Borf; bleibt,
Am Enn vum Ort Iewe zwa alte Leit. 8 Mitterche
war ewe vum Beere!° uffgeftanne unn fept fih ans Spinne
rab, um, wie fe feet, no% e Stidche Duch vor zwaa Dore
bemmer?? fe fpinne. Wann bie fertig fein, will je met ehrem
Mann garn fterwe, dann fe fein jeß zwaa unn fuffzig Johr vers
jeirath. ’8 Vetterche figt am Diſch, da e Elaaın) arde?? Veifche,
im Maul, e Belzkäppche uff'm Kopp unn left eifrig unn uff-
merkſam in Pater Awerhaam. Efterſch verziht er's Maul
zum Lache, endlich fee’re!® hart: Gretche, ’8 if doch e ner
rifher Kauz, dar gut Pater. Ar waaß omblih, was die
Leit denke, unn ar ſeets en aach orndlich, naa(n)! dar nimmt
kaa(n) Blatt vors Maul.
Indem bo kloppts am Finfter umn rieft: Macht uff!
Gott ſolls eich Iohnel 's Vetierche eilt ſchnell enaus unn
leßt de klaane Zwarg erin. ’8 Mitterche ſtellt's Spinnerab
eweg, um bem Flaane Gaſt ebbes je efie fe hole. Se brengt
*) Heidesheim, mein Geburtsort, liegt in Rheinpefien, Erbach im
Mheingou gegenüber. Über die Sprache dafelbft j. Vorwort VI f.
Die Herrn Firmenich von mir mitgetheilte, hier aus feinem inhalt
zeichen und beiehrenden Buche „Bermaniens Völkerftimmen” 2. Bd. ©. 49
etwas genauer nad dem Dialeft abgedrudte Sprachprobe wird um fo
mehr auf Nachfiht hoffen dürfen, als mir nur wenige Sprachproben
aus dem Rheingau zugegangen find.
3 Better, ? gelegen. > Vögeldjen. * zu. * haben, * gen. ? Kieider,
® jagt, ihr. °° Beten, 2 Zodtenhemden. 22 Jieines irdened, ?? jagt er.
4
em e paar gequellte * Karboffeln, e bißche Botternbrot unn
en Deller vol ſiß Milih. Als das Eſſe uffgetraln) war,
do drinkt dar Bwarg, dar fi eweil am Owe gewermt hat,
e klaa(n) bißche Milich unn feet: Ich effe zwar funft jo faa(n)
rauh Koft, doc) jeß will ich e bißche Milich drinke unn dann
mein) Raas fortſehe. Ich bank eich vun Harze vor eier Uff⸗
nahm. — Do fei Gott derbor, daß mer eich in der Naacht,
unn noch derzu in fo er ſtermiſch Naacht, fortloſſe folle.
Der! mißt bei uns bleiwe, morge fennt er weire i? raaſe.
Der Zwarg awwer wollt dorchaus nit Bleiwe. Ich hunn
drowwe uffm Barg noch allerhand je beforge. Halt eich
wohl, der wart bald vum mer heern,
Kaam war bie Naacht vorimwer, do bricht e gewaltig
‚Gewirre!® 108; ’8 dunnert unn bligt in aam Stick; ber
Wind reift Beem um, ſchmeißt die Biele'* vum Dach, die
Finfter rabbele, mer maant, ber jingft Daag wer do. 6
Waſſer fimmt vum Himmel, ald wammerſch ?° met Kiwwel
erunnerfchirre*? det. Die Leit Ereifche unn beere unn rufe
Gott )unn alle Heilige aan).
Mitte im Waſſer, das die ganz Gaß fillt, fimmt e großer
Staa(n) ?* gefehtuomme;; owwa bruff ftiht ber Zwarg unn lenkt
de Staa(n) merrer*® lang Stang unn breibt en be alte Leit
vor ehr Haus-, die en jo gut uffgenumme harte. Doder⸗
dorch wendt ſichs Wafjer, unn das Heische der gure Leit
Bleibt vum Uglick verjhont. Der Bwarg warb je immer
greßer unn greßer unn raaicht endlich bis in bie Wolfe unn
verſchwindt. Die gure** glte Leit falle uff die Knie unn
danke Gott.
Oft fahrn die Bote Gottes auß,
Um fe fiehn, was Die Menfche made;
Unn was das for en Zwarg geweft,
Das i nit ſchwer fe roore.?°
2. Der Bauer vor Amt.
(Mundart der älteren Bauerdleute in der Stadt Wiesbaden.)
Sa emol, Berrelbibche, Qumpebibche, * gib emol eriwwer,
ich muß D’r emol verzehle, wie m’rich legt emol® uffim
3° abgefotten. Reiſe. 26 I 27 ihr weiter. 2° Gewitter, ?? Siegel.
. wenn an es. ?* berunterfhütten. * Stein. ” mit einer, ** guten.
zu rathen
Betielbubchen und umpenbübchen, find nicht befeidigend, fondern bei
gemüupticher Laune zu einem näher Bekannten angewendet, ? heräber.
einmal.
5
Juſtizamt gange bot; do Fannfte fihn, wie ſich's Wirreche*
erausgebiſſe hot, dene Haren > gehenimmer. ©
Do kimmt'r emol en Morjend fu e Karle’ mit eme
blooeꝰ Rod mit geele Knepp dron, fue Amtsdiener un feht
D’r: Gurrer" Morfe, Virreche, jahre. Gurte Morjel jahr
ich aach. Do fahre: Virreche, fahre, en feheene Gruß vum
Harr Yuftizrath, fahre, un des Virreche meecht Morje frih
emol uff's Juſtizamt fumme, fahre. Bon, fahr ih D’r do,
des Virreche werd fumme, '° ber, ſahr ich, Virre, fahr ich,
was werb D’r dann des Juſtizrathsvirreche met mer wolle,
fahr ih. — Virre, fahre, des iß „Dienftgeheiimniß.“ Bon,
fahr id, des 8 je werb kumme. — j
Jept paß uff, Bertelbibche, wie fi die Sach entwidelt
bot. De annere !® Worjenb Bun ich mich ewe gepog, * wie
’3 Sitte iß, warn mr bei bie Harte giht, ih Yun D’r ewe
all mein plattert Gefcherr"® angetho(n) un jein D'r Hi(n)
mge. Wie ih D'r do in die Amtöftub enein kumme, bo
fan ih D’r ganz feft: Gurre Morje, meine Harre, fahr
jet: „do bein figt’8.“ n, fahr ich, un uns D’renei(n) —
ie ih D'r do enei(n) fam, do ſaht id
Harr Juſtizrath, fahr ih. — Gurre Morje, Virreche, fahre. —
Do faht ih: Harr Juſtizrath, fahr ich, Ste hun mid) Hier -
bar beftelle loſſe, do wollt ich emol frobe,2° warum? jahr
ih. Do fahre: Virreche, fahre, des ſollſte gleich hehrn, *°
- nemm nor erft emol Piatz. Nemlich, fahre, dein Sohln)
bot e Scheeßhe*! mache loſſe bei dem Sattler fu un ſu,
an hot's wahrſcheinlich vergeffe zu bezahle, un bo hot bar
Sattler jet geflaht.**
Su, fahr ih, Harr Juſtizrath, ſul ’& Bleibt doch all
mei(n) Lebde?? wohr: Lumpezeig iB Qumpezeig! Wann des
Berrelſattlerche Faaln) Scheeßche pumpe ** Tann, dann ſoll's
andy kaa made! Jhrigens,*® Harr Yuftizrath, jahr ich, des
Berrelbibche foll_bei’8 Virreche kumme, do kann ich's fein
Paar Bape hohle, un domit faht ih: Gurre Morfe, Harr
* Better. * Herren. * gegenüber, " Kerl, ° blauen. ? gelb. Andvfe.
u Quten. ?? Tommen. * anderen, :* gepupt, ** Mlattierted Belchier,
Shmudgegenftände. 6 Schreibfeder. Anſprache. ?* Einer, ?° fragen.
* pören. Chaiſe. ?? geflagt. *? Meine Lebetage. * borgen. *Uebrigens.
6
Juſtizrath, ſahr ich. Gurre Morje, Virreche, fahre, nix fer
ungut. Meiln) Lebde, fahr ich.
Siehfte, Lumpebibche, Berrelbibche, fu tritt unfer Aaner '
ber Owrigkeit? geheniwwer uff!
83. Geſpräch.
(Mundart von Kiedrich Amts Eltville, mitgetheilt vom Geminarifien J.
Mardner.) B
Ds drin 9 8 in der Dippenar, im Grih(n)ewald unn ul
der Beiln) ſchunn beſſer aus, ich Hunn der aach bo meiln)
wahre Spaß gehatt. Wann ber nor bie Biel!® nitt fu haufe
-bere. * Do fummeje der aus dem Dicener unn falle der
* Einer. ? Obrigkeit.
Da fagmir einmal, ? weiß. * nicht gedulbin Daheim bfeibew. & gehft.
® hat dir e8, © Diefer wie fpäterer Name find Namen einzelner Gemar:
Rungötheite. ? gethan. * Bäume traftiert, ? wieder. id überhaupt, 2" müflen
fie. 2 66 fönnte. Vögel. ?* haufen täten,
7
ſchunn morjens in aller eich driwwer har, mer fäht nitt
ummefunnft, grab wie bie Staarn.
Deerefe! der dann andy nor aus ber Usbach bleiwe, do
frefiefe die paar Rappercher, bie nor do haͤnke, noch vollend
ym Ganze kann ich bi d , .
(ug MBere fort ehüe, gihes bes Jahre Darıe © Hacke
weiln). *
H. Herremeren® nor ſchunn glicklich im Keller. Ich will
der nor fahln), wu ich de Morje ſchunn geweft fein).
Aus ber Grih(n)bach fein ich bie Leitchkaut enuff uff
des Huchfeld unn hunn am Stanekreiz emol no meine Rime *
kat, Die We? fein ber awwer in dem waliche Borm
ja ſchlecht, 8 iß nitt zum fortkumme, bie Bloß? fein ver ſu
dief, bie Rerre!° falle eninn bis an die Name,
U. Jeſſes, wie werd merſch do gih(n)? Eich wollt
dann bie anner Woch Miiht dohi(n) fahrn, unn meiln)
alter Ochs, dar ſchlodert ſchunn Hinne un vorne.
9. Ro! derno fein eich enunner immer be Schoß, dorch
die Arbacher Seit uff's Hinnerfeld. Do huun ich emol no"
meim ewige Kliader gefih(n). Ich muß iwwerhaabt emol
nofäpeern, 1° wie's met melm Sure'*® andficht, bann ich will
die naͤchſte Dah iwwer bie Hih,“ unn will mer e paar
KRinner hulle. *°
A. Wann be warte dehſt bis in verzeh Dah, bo gen;
ich met der; ih brauch ’n — — 29 Deh, bo gen
’8 iß freilich vor Winter, awwer was kann's barte, '*
bes alt Dier hält facn) Stand mieln).
vie 9.9: mol Do ham gehn), ’6 fh, al babe in
4. Birnlied:
Mer eſſe Beern, unn trinke Beern,
Unn hunn aach Beern uffs Brot je fehmeern.
Bivat Laquari!
* igäten fie, 2 ir, ® Di ."* Haupfwein, * pätten wi
im. Br Pi Beiden a HH
33 nadfpüren, 2° Zutter, 4 Höpe (Taunus), ** Rinder holen. ° hatten,
heffen. ?” Tänten.
Dieſe Berfe wurd iedrich Hals es in einem Jahı
fehr een u dieſelben en den Verſen angegebene
Art verbraucht wurden. ,
8
8. Die Seiligkreuzkapelle bei Bordh.!
(Mundart von Lord A. Rüdesheim, mitgetheilt von 3. Würz m Lord.)
Es war amol a? Bauer vunn Lorch, dar hot bei ſchlecht
Wetter aus'm Wald a Waln)® voll Sol; gehuhtt, * unn
bo iß er met’m gladne Wa(n), wo jept des Heiligkreiz ſteht,
reck ſteche,“ geblieb. Do Horr’a geflucht unn gerefie
—* fein) Vieh iß awer amol nit vum Plaß gauge.
? Horra ſich vorgenumm, wann ar wirri glidlih era us
PR a Helgeheische an de Platz fe baue, unn bo if er,
wie er wirre feiln) Vieh angetrieb bot, uff der Stel vum
Plag kumm. Harnoh 840 dann aach korz druff felcn)
Verſpreche ausgericht. Später if dann noch — gebaui
— —— iß es jo groß, wie'ere10 kiane Gemahln) *'
obrzaidhe fleht noch DS Heiligkrelgbeterdhe
—E aa in der Mauer vun ber Kapell.
6. Der Sofheimer Markt.
(Mundart von. Hofgeim A, Er abgedrudt aus: „Bermaniens Bälter-
. fimmen" von I. R. Birmenig, 2. 8. ©. 6 fu
Rätheriae. Gun Owend, Berbel.
Berbel. Ei, gun Omwend, "pop! was is fie wer ufges
wichſt! Mer ma, fie wär uf ere Serb! gei
Katherine. So, uf ebbes der Dort.* Wi N wor uf
em Hofemer Mork,
Berbel. Uf em Hofemer Mort? def Bett aich gor nit
von oich gedocht. Ehr ieh doch funft net*) fo gebichnügig*
mit dem Kerwer un Morkgehn. Wie is dann dep kumme 7
Ratherine. No, ehr wißt jo, deß Kticherfch* in Hofem
fein noch & bit Freind? mit und, Kürgeftern hun fe u
em eis Bott geſchickt, and® von unfern Leit foll doch nor
re Anümwer fumme, 's thät diß Mol ganz befonerfch
föihn wärn. Do bot dann mein Mann gefaht: Alch kann
nit bingihn, mer? hun fu viel im Feld 36, ſcheffe, daß aich
Etwa Y, Stunde von Lorch, in dem am Ratıfchönbeiten reichen
— ſieht die —E wohln an Ref und Mn ie
4 hau u anderen Beiten, Leute aus der Nähe unt nd ‚Berne —
die Entftehung dieſer Kapelle geht, tm Bolt die hier mitge⸗
Belle Fa, * einmal ein. > Wagen y jebolt. * fleifen. © räfönniert,
’ ya Fr me. en — —* nde. bg u
uf einer Kirchwe war. verfömender ie
ka — ige Ban, ’ NR} f * einer * wir, FI
auffallen, Daß manche Wörter in verſchiedenen Formen
orte — fie in dieſer Verſchledenheit im Munde des Volfee ger
braucht werden.
net waas, !° wo mer ber Kopp ſteht. Mod; bu dich beret-
wehe uf, Katherine, un gib enob."! Weil de body no!? net
do worfcht, werd derſch gewiß Frahd '® mache. Su fein aid
ufgepadt un hun meich uf De Weg gemoht. Bei dar Ge
leenheit hun aich ach & Mol den Hofemer Mork erlebt.
erbel. No, weil mer doch no & Stid Wels zefamme
bleiwe, verzehlt ebbes dovon. Aich wor doch noch net bort,
deßwehe fein aich neidſchierig.*“ Wammer Babbelt, gibts
Be} geſchwinner, un die Zeit gibt deſto befier herim.
atherine. Wann's vich dann Spoß mecht, fo will
aich von vorne anfange. Ehr kennts oich merke for warn
ehr ach aä Mol hinkummt, wie ehr oich do ze ſtelle hobt
De Morjend um fünf Auer' fein aich ufgeſtiehe, hun
mer erſcht noch en gure:s Kaffe gekocht, dann mein Mann
ſaht: Die Newwel fein alleweil bed un brede ahm!? ftork,
beſonerſch wammer noch nicks im’ Laib hot. Deß hun aid
mer zu Merk genumme un hun erſcht noch fünf Schole Kaffe
getrunfe, der hot Hitz gemocht, daß mer no aͤ Mol fo gaut
marſcheern kunnt. Um fimwe Auer fein aich ennlic in Fi⸗
ſcherſch ongelongt, grob wie fe Kaffe tronkte. Se hun mei
nu glaich eingelode, aich follt meich ebeifege, do ſaht aich
awer: Ai hun be Morjend, eh aich daham fort fein, ſchun
etliche Schole Kaffe geſchluckt, derowehe fein aich ſott. No
korz un gaut, fe humer!® kan Ruh nei geloſſe, bis aich noch
fauer'® Taſſe mitgetrunke un ach ã tichtig ——e geſſe hun.
Jept hett aichs awer bis de Mittog aus kenne halle. Wie
mer bo. ferrig worn, hun fe meich zum Zeitvertreib uf de
Mork gefihrt, wo fe eewe dran worn, die Kräme und Bu—
tife un Gott waas, wie mer dei Zeig noch all heßt. ufze—
ſchlahe. Deß worn zwa bimmellange Reihe Kräme. Fiſcherſch
Michel, der mer Alles gezeiht hot, faht: Mer wolle uf be
Voimork gihn, der werb jept abgehalle, Bid de Mittog geht
ber anner erſcht on. Do fein aich em dann uf de Koi⸗ Soi⸗
un Baildmor? nogefchlappt. Do hielle & poor ftagiöfe Zoug⸗
tih, aich Elawe,?° wann mein Philipp do geweje wär, der
heit fe net fopen loffe. Aich hun & Mol zum Spoß geftoht,
was fe dann devor hawe wollte. Wie fe awer jahte: zwelf
Karin, do hun aich & Iang Geſicht geſchnirre?i un ein
borrig®*® aögeft t. Do hun fe mer nochgerufe, aid) ſollt
dann & Mol &.@ebott thun, dann wollte emer?° ſchun anig
märn. Do hun aich meich awer erumgewenb un faht: erſch⸗
” weiß. =" Hinab, d. h. in bie Ebene, da Hofheim am Fuße des
Taunus Tiegt. nnd, 2° rende. ** neugierig. 2° Uhr. *® guten, *" eluen,
3° Haben mir. *° vier. ° glaube. *ĩ gefchnitten. ?? hurtig. ? mir,
10
tens, feld er** mer ze theier, zwatend, hun aich nit ſoviel
Geld bei mer, drittens, waas mein Philipp nicks bevon, un
vertend, will aich fe ümerhapt nit kafe. „Ei dau dumm
Amſchel!“ Hot aner von bene Jude gekriſche, „was frebfte
dann noch em Preis un willſt fe gor nit kafe, bu Heft ge
ſcheider daham kenne bleiwe.“
„„Dau ſchleechter Anfalt!““ ſaht aich dageje, ehr wißt,
aich fein nit ufs Maul gefalle. „„For was ſteht ehr dann
do, halt ehr viellaicht Maulaffe faal?22 Deß kennt ehr ach
wo anerfch thun, ehr braicht De Leit nit herunner ze mache *“
Su Kun aid) fe abgefpaft*° bie impertinente Fleel. Es
hotter awer ad) Taner fa Maul mel after. wie aich
unnerbefje rouig weirre*? fein — er Michel faht awer“
„Ehr hot's en awer & Mol vor drei Batze geſaht, ehr Hot
en die Lewer mol ferm geſchlelmt.“ „„Ja,“ ſaht aich, „„aich
fein nit jo bo. ”
Berbel. Dei mahn?? aich dann. Verzehlt nor weirre,
aich harn?° oich begeg mu. \
Katherine Vom Koimork fein mer uf de Solmork
erümergeftrihe,2° dann ber Ieiht?! grood neewe dron. Do
Bett er awer & Mol die Meng Berkel un Mude?* fihn folle,
’8 wor & wohr Prodt un & Stoot. Werl mer daham noch
en ganze Stall voll von dem Hane Gezeppel®® hawe, fo
moht aich meich nit viel donoch erfundige. Soviel aich
enerkt, daß fe fe recht theier verkaft hun. Vom Soimork
meich der Michel uf de Gailsmork geſthrt, deß wor ber
Reite un Springe un Gejader uf dem Kartoffelader, daß
mer gemahnt hot, alle Ageblid thät and°* ümern Haufe ges
ritte wärn. Es gob mid) nor Wunner, daß es fu glüdlich
abgeloffe is. Suviel junge Fillerher?? worn bo Beijamme,
wie aich mein Lebtag nit ſoviel begeenet fein. Wann aner
b jaul Faft®® hot gehatt, do hun fe fi alle Babe
19 in bie Haͤnd geklatſcht, daß mer glabt, bene müfte bie
Händ mie e Gloß verfpringe. Dann fein fe zefamme in &
Hauſi gange, wo Auer gefope®® hot, der hot en ebbes uf en
Wiſch Bapeler gefripelt, / wovor ſem & Sti@ Geld bezohlt hun.
Der Michel Hot mer ad) geſaht, wie mer deß Ding heßt,
aich kann mech awer net mehr druf befinne, er hot zwor noch
dezugeſetzt, wammer vor Amt fäm, um gen* ahn ze zeihe,**
fregt*® mer jo ebbes vorgelefe. WBar*® der Deumel kann
> ihr, ®* fett. 26 abgefpeift. ?” weiter. ?° meine. ?% höre ’ herübere
geftrien, ” fliegt. ®? Gäne. *° d. i. Heinen Thieren. * einer. ?* Yüllen.
= getauft, “ Beide, ’° gefeflen, 3° ihnen. % gegen. ** zeugen. * 1.
wer,
11
amer all bie lateiniſche Brode Behalle, bie ſe ahm do vor
made. Es et fih fu, aich glawe, Apotheck.
—ãña Ehr mahnt vielleicht aͤ Hypethed orre** &
Bro
Katherine. Sa, hots gerohre, +5 deß I is ©,
& Prorrefol, Uns Schulches mechtere*® ach ald*? fo. Aid
fein dobrin mit erfohrn. Wann A Mepger in u. Haus
kimmt, dann Ina aich immer zu meim Philipp: gih, mad
dau’3 mit dem ferrig,** aich verftiin des Hannele nit, ber
mecht meich funft üwer de Leffel balwiern. Do feht*° dann
— Philipp: „Ad will ſchun mirem*: ferrig wärn. Ad
wand, wie mer bie Karles? dron kriet.“ Ne mabne,
— ach uf dem Gailsmork nit aͤ minf** dron kriet.
ei mer ham fein kumme, do frohte meich dei Fiſcherſch:
„Ro, wie hot's oich gefalle" „„Gaut,““ ſaht aich „s
wor reht ſchihn“ „a,“ fahteſe, „be Mittog werds noch
ſchihner, do ſollt ex & Mol die hübſche Sache betrochte, die
m ber Kräm außgeleht warn.” —
Unnerbefie is Ver he ebeigeritſcht. Mer hun & ſplen⸗
big Gfle gebatt, wie har chwanehannes feht, am Mein
17% net gefehlt. Alle Ageblick hun je mer zugebrocht; warn
aich mahnt, no jetzt —* fe doch & Mol Ruh haͤrn,“ hot
wire’ aner ’8 Gloß genomme, eingefientt un ſaht: „Chr
mißt ach mit mer trinke, Katherine.” Wenn aich nu ä bifl
dran genippt hawe, fahteje, deß wär hie nit Wore,*® mer
non nz austrinke. „Deb hun aich no nit gewißt, “ fest
Kr 18 deham bei und net More wor, fratlich bei
3 Stapleit lernt mer immer ebbes Noies“ un fu un aich
ale Schlag des Bloß bis uf de Borrem*? geleert. Üwer-
weil®° i8 mer mein Kopp fo roth worn, wie eme @idel, *:
mein Age feimmer vor Schlof bald zugange, daß 73 aͤ
poor Sperrhelzer hett brauhe kenne. Aich glawe, ’3 muß en
ach ſo baffirt A dann fe feohte: Katherine, wollt er oich
* & BR nuf ufs Bett Iche, ehr werd no ſchlaäfrig fein,
Ir de Morjend fo frih eraus feid. Do faht aich glaich:
je — —E— ku ar Steg enufgefhth,
te ai m‘? enn e, ku ‚ cich wand ni
Find —— er aich enuf in fumme, noch ad), wie ai
joofe fein.
ich nu — aich waͤr im rechte Schlof, do rift
Sicher Lif “ aus Leiweskraͤfte: Gi, Katherine, wollt er dann
A geatien “ mad t Ährer. * mitunter, 9 Tan ” fertig
fagt. ** mit Ihm. #2 Kerle. * — wenig,ſagien fie.*“
—X ” win. +" Mode, Boden, © mittlerweile. —X allein,
12
nit ufſtihn un mit uf de Mork gihn, fe baſſe jo ſchun al
uf oich. Do froht aich fe: wievel Auer 18 e8 dann? Do
faht fi ’8 werb glaidy fauer ſchlahn. Do faht aich: mahnt
mer dann nor, mer kennt in ſu langer Beit nor ſo & biſi
ſchlofe. Aich fein alfo gefchwinn uf, erunner un mit enaus
uf de Mork. Verſteht ſich, hun aid) erfcht zevor noch & poor
Tafle Kaffe un etliche Stier Kauche, der awer beſſer wor,
wie dar aus unferm Gemahnbades,*® zu mer genomme;
diesmol bot meich ber Harr Verre** Fiſcher un bie Bra
Bas des Beglat.°° Uf der Stroß wor & ſolch unmenſch ·
lich Gedraͤng von Meniche aus alle Geende un Dorf:
ſchafte, daß mer alle Ageblick in Gefahr wor, verbridt ze
wern. Su ging deß fort, bis mer vor bie Stabt uf de Work
kame, do hun aich erſcht & Mol tichtig friſch Luft gefchehbt,*?
dann aich wor zefammegebridt wie aͤ Pannekauche. Vorarſcht
immer de Mork eruf un enunner fpogiern gange, nochher
jaht der Harr Verre: „Seht wolle emer‘* jebwed Kram
näher betrochte un ehr Fennt oich & hübſch Morkſtück aus:
ſuhe, Katherine, do hobt ehr die Wohl, alle Sorte un Oorte,
was mer nor ſich wünfcht, i8 do.“ Der allernörberfcht ſaſſe
& poor Männer un Weiwer mit Spinnrärrer ze be
Do Hun aich fo Bei mir gedenkt, mein Hanne kennt doch
ach ans brauhe, wann aid) der de Bläfte made thaͤt un ans
mitbringe. Aich will & Mol frohe, °° bann’s Frohe ko e
tan Geld. „He do, was koſt jo ans von bene Dinger ?“
ſaht aich zu dem, ber mer am naͤchſte bei ber Hand wor.
nn En Browenner,“* 7° faht der. Der werb adj noch erunner
gihn, üwerleht aich Bei mer, aich will & Mol mit dem hau⸗
nele; weil mer awer mein Hart Berre daham geſaht bat,
mer berft dene Karle nit ſoviel biere,”' fo worn aich korz
reſſolviert un faht: Zwa Koppftid. Do hett er awer ã Mol
deß Menſch, wo neemer dem Mann geſohe hot, kreiſche ſolle
gem! Daß fe meich nit ufgefrefie hot, wor Alles; die hot
ärger Maul gehatt, wie die Sachjeheiffer Hodeweiwer,
bie bot de ganze Work rewelliſch un uffrühreriich gemacht.
„Mahnt er’? dann,“ faht fe un hot boßei bie bade Arm
in bie Seit eneingeftummt, „mahnt er, mehr thät fein Brub
uf ber Gaß finne,”® daß ehr jo & Spottgebott thut; ſchahmt
er oich net dor alle Leit, die bo ftehn un Maul un Age
ümwer eier Unverſchamtheit ufreifje.“ ö
© Gemeindebachaub.. Vetter. © begleitet, ° Gegenden. Stgefdräsft.
an ” fragen. b. i. brabant, Aronenthaler. ?* bieten, 7° ihr.
Inden. ” .
13
„„Aich kann beere,’+ was aich will,““ faht aich, „„kan
Menfch Hot ſich nit dodrüwer ufzehalle. Domit Punktum.““
So faht aich. Do worſche awer meififtill.
Mein Vere bot mich am Aarm Frieht un an ä auner
ſeraͤm gefihrt, zeglaich Hot er mer hamlich ind Ohr gebliſch⸗
pert: „UF & anner Mol will ich vor oich hannele, ſaht mer
nor; aich verſtihns beſſer, wie ehr, mit dene Leit umzegihn.“
Ach hawem Recht gewe un veriproche, aich wollt fo hun.
zo ſeimmer awer an alle Kräme erumgefirihe un same
je8 von: hinne un porne begudt, bo worn: Meffer, Ga
wele, Leffel, Scheern, Nehnobele, Fingerhät, Spige, Frange,
Hoſetraͤer, Gelbbeirel”® von Parle geftidt, Krege die kosber
worn, Beiffe, Trummele, Trumpete, Geie⸗ un Baßgeie,
Schaale un Halsticher, Scherzer? um ganze Klader;? Alles
u wohlfel. Aich hun Kräme gefehn, wo mer Stid vor
id for ſechs Kreizer kriehe kunnt und deß die ſchihnſte
Soche. Gott! aid) kann oich gor nit all verzehle, was for
ſchihne Soche aich gefihn Bun.
Wie mer owe worn, do ſoh atıh em gruße Kaſte, ber
wor bis uf an Loch vorne ganz zugenäht mit grän Tauch.
In dem Loch hot jo & klaner Hansworſcht wie narrig erums
jetonzt, der bot alle migliche Kunftftider gemocht ım hot
Geier geihwäpt als & grußer Mann, eli ex nor halb
BR gruß wie mein Aarm wor. Wie dar fo & Zeitlang do
mgehippt is, kam uf an Mol & ferchterlicher Soldat uf
m —— hotten ?° am Schlaffitche krieht un wollt
ar arretieren. Der Hansworfeht hot fi) amer gewehrt mit
B. 68 bot meih Wunner genumme, wie der
Han a jo flink uf ſchmole Bret Ipringe konnt. Wie
der Blig wor bar dem 2 ange Soldat dorchgange. Ennlich
bot dem®! wirre gepackt un gefroht, ob er net ad) Solbat
wern wollt. Do jaht der awer: „Ran,** aich waas, mein
Großmurre hot A Wol Salat gejäht un. ber i8 all mintuziges
manner 2° verborwe. Mir ſolls nit fo gihn.“ Do faht der
amer wire: „„Ick bin ein franzöfljcher Werber, id will bid
werben.“ Der Hansworicht froht en: „Sag mer & Mol,
wann aich meich nu werwe lofje un Soldat wern, was Triebe
aich dann do?“ „„Du bekommt fünf Kulden Handgeld und
jo Monat zwanzig Kulben Gage,” fahtber. „Was?“ bot
Hans worjcht gekriſche, „jeben Monat vor gmanzig Guide
Naaſch ?* Deß kann aich net brauche, do werd nicks brand;
bieten. ?® Geldbeutel. ” Gelgen. ?" Schärgen. ?* Kleider, P hat ihn.
“© fo vielald: Kragen. 9 derihn, 9 nein. *° miteinander, —
14
wann mich mein Murre®® nor vor zwa Seller aueſchennt,e
do haw aich ſchun die ganz Woch genung.“ „„Eſeil⸗⸗
der grob Soldat, „„Gage tft Beſoldung.““ „Up, ie
— Fr De ad as — — aich awer
m thun ten worſcht. Do ſaht der barſch:
mn ‚, tanontın, abanckn, reterim“* un Gott waas
noch was for ten, aich kaun deß nit mehr all behalle, de
werb ahm be Kopp ganz toll devon. „Zuerſt mußt bu
ſchwoͤren,““ faht der Karl mit dem ſchreckiiche Schnorrbart
weirre. 07 „Mas?“ faht der, „aich foll jchmeern, *® was dann,
mein Maul mit Sped un beins mit Dred,“ un domit hot
er em an®® ausgezohe, daß bar no d ganz vartel Stann lang
die Nas geriewe hot. Do hun awer ach MU faſt Bis zum
Verplatze gelocht, aid) Hummer de Bauch gehalle. Der wälih
Bnker bot fi awer g net ſtehrn loſſe, nor bot er fo
ebbes franzöich in de Bort gebrummelt, was aich awer- nit
verftanne hawe. Dann faht er: „neptfpridft du mir nad,
was id dir vorfag: Ick ſchwore bei Sonne, Mond ımd
Stern.““ Dofaht ber Hansworfcht: „id ſchwoͤre bei meiner
krelzalte Latern.* „„Nit jo Ami,’ faht der Franzus, won
fiheintid) Hot ber Hans
ick ſchwöre bei Som; Mei
veht: „Ick jhwöre bei Sonn, Mond und Stern.” Dann
" Mutter, auafiit * weiter, ®* fchmieren. ® einen. * Anna
Maria. ? frengbürren. 92 wieder. ®° rothen. Wetter,
15
mit dem fheppe°® Dechfel°° hannele, bar wollt varzeh Tag,
un ſechs Kreiger un fo Beig mehr. Mein Verre Hot gelodht
un bot em, — id, en Kreizer gaͤwe. Aich hun ſtill ges
ſchwihe, aich docht, dau willſt gor Tan Wort mehr bo nein
redde. — Unnerdeſſe is fo allmählich Die Nocht angeredt un
mer hun und ham gemocht. Unnerwegs fein uns gor ſchihne,
gepugte Harrn um Weibsleit begeenet, unner annern ach
an, die hot fo & ſchworz Rameelche*® angehott.
Berbel. Was is dep, & Kameelche deß hum aich mein
Lebtag noch nit sam ”
Katherine. Deß will aid) oich veregplicien, wie aichs
ejehn hun um wie merfch mein Boos'oẽ deitlich gemacht
t. Guct, deß iß fo & Art Krage, wie fe unjer Nocht ⸗
wähter daham hawe, Frailich fein ſe net fo didun ’3 hängt
noch mehr Gefranzel un Befanzel dron. Do faht aich zu meiner
Geth,!°' Die uf der annern Seit neewe mer ging: Deß is
& dummer More !°? mit dene Kameelercher, do verfreert mer
ich jo die Baan, '°° Knie un Wore, !°* korzim Alles. „Ja,“
jaht die, ’8 i8 nu anmol jo More, was fammer do bevor.” —
Wann der anfällig More ach in und Dorf kimmt, aich ver-
fiehern oich, mein Hanne darf emol fo fan Kameelche trahn. 10%
Aich welt dee un mein Philipp ach. Uwerhapt hawe
die junge Madercher fo gruße Stange alleweil im Kopp
fite yn wolle foviel Stoot un Puß mode, wo unfer and
ger nit dran gebentt hot. Friher bot de Reile Gretelche
alle Häumerder'°? im ganze Dorf gewaͤſche, gepupt un ge
modt; jetzt fahn'°® fe, Die wären 105 ze alt, die thät je zu
— moche, deßwehe trahn fe fe in die Stodbt2° un
loſſe je je dort for theier Gelb ufpupe. Aich behapte, deß
Reile Gritche varſtihis immer nody am Befte, bie hot eher
genäht, gebiehelt 1" um gepußt, wie all die junge Puſcher
0, die varſtihts deßwehe ac am Beſte.
Aich jehn, aich kumme von bene Kameelercher ganz vom
Hofemer Mork ab; weil mer body glaih daham fein, fo
si in korz moche. Wo fein aich dann ſtehn geblime im
erzehle
Berbel. Ehr wort grod uf em Ham
Katherine. Richtig. No wie mer in Fücherih ange
longt fein, do Hummer !'? zu Rocht gefle un zum Abjchieb
gaure!?> Wein getrunke. Ge hun mer ad noch en ganze
95 fciefen. * Dachs. 9” eine. * frang camall, % gehört. 20° Bafe,
ao PR — 303 Beine. 100 haaden. * tragen, 206 —8
»0° Shubchen, 20° fagen, 1% wäre ihnen. no 0. i. Branffurt, 22 gebügelt.
222 haben wir. ?"? guten.
16
Kauche un Plag''* for mein Philipp un und Mun*** ein
gepodt. So fein aich fruh un vergnigt dem Thor enaus
marfcheert un gang murrefeligelahn !'% gange, bis ich oich
gefunne um bie ganz Raası!? vergehlt hawe. -
Berbel. Next Johr gihn aich ach emol uf de Hofemer
Mork un werſch ach nor, um ben boffige*® Hansworfcht
un fein Narreſtraich zu fihn, dann bo lad} aid) noch act
Tog brüwer.
7. Wu de ae te Aa Aral tebldkt’r e
undart von Münfter A. Hdchſt, mitgetheilt vom Geminarif .
ee von —X En befonders: ie!
zu, Hmie, 4.)
s wor emol e Mann unn e Frah, dt hun ſehr anig ge
laͤbt. Des hot d'm Deiwel gor net g’falle, unn er hot
alle Mäl! gewe, Unanigkeit unner bie zwa Ehelsit fe brenge.
D hot ower alles nig gebatt, Die zwa Lett morn immer anig.
Do i'm emol e ahl Frah begeent, del wor borwes,“ do
fat? de Deiwel imerfche:* Don IAfft jo borwes, un 8 iß
do tust jr ir Nie “ sum Tah(n, an hr Ye
aady kah(n) kaafe, in oor'm. 5 horre g’faat che,
bei mir Bannftere? leicht e Poor verbiene. Sich, warn de
michſt, daß bei un b&i recht unanig weern, dann reäfle .
€ poor funfelnene Schouh. .
IR des if mer e Klanigkeit“, hot die ahl Frah g’jat
un ort,
Nu’ ife? als dann unn warn emol in bed Haus bei
dei Leit gange unn baal ‚Hotfe dem Mann vum der Frah
ebbes in’8 Uhr g’fegt unn baal ber Frah vun dem Mann;
unn ’8 hot gor net lang gebauert, do fein d&i zwa Gheleit
dichtig unantg woorn; bie Frah hot Schleh kreaͤt unn am
Enn ike noch fortg loffe. \
Nuln) Hot fid de ahl Frah werre uff be Week gemoodt
ann wollt ihr'n Luhn huh(n), unn do koom fe grod an en
Bad) mit dem Deiwel jefamme.?? Ro, hun eich mei(n) Sad)
gout gemoocht, Hot fe iwer de Deiwel gejaat. Häi’ fein
ach dei(n) Schouhl
24 eine Art Kuchen. 925 Kindet. 21% allein. Reiſe. "2° poffierfichen.
» Müße. * barfuh. 3 fagte, * über fi, u ihr, * fann mir. ° arm.
Mi dm deren. ® Rriegft di. ?ift fie. 2° Ohr. *" gefriegt. “ zuſammen.
ler.
17
„Nokonun don eriwer!“ bei mich,“ ſaatſe imer'n! Bei
Dich en! Er ,„des doun' ich net, Dir irau ich net, met
bie will ich ig fe dom. — Boy biſt iwer mir. Do horre
die Schon .eM -Ianı gebunne unn hotſer imer
die — 5* — ge Doch fiat des Sprichwort:
« Wu. be Deiweil brengt, ;
Dr —
(iibart vo Kom.
Be ee
zz ei⸗ie und die Vorele e für {und i für 8.)
>18 worn emol Bonwe, bei kun-em Reid bie Koitz gehoit.
&. worn woch draus, aib's fe Nosht geloit hot. UF amol
do deais ſauſe un braufe in. der Luft. Se hirn Geul tray⸗
pele, Haun belle un Gaaſele kualle. Des Towe fimmt immer
eher and werd immer ſterler. s eß d' Salesreiter met
feine) aunern· Jaͤger. Er fept uff em Woge, ber ganz von
Sie 2$,. un ſechs Schimmel fin d’vor geſpannt. Der Sale
veiter fignk.kuosch divuft bed en’& Gates, wu er fi) uff die
Gib mirte left, um ao immer. bei fe Bleiipe.
:De Boume ower kreihe ungeheier Forcht un laafe ens
Dal un die Koih fange ofn) je broͤlle un hebe bie Schwen
in Die Hih un lacfe hof be net gefehLn) aach ham.
Dem Saledreiter ſeiln) Hunn awer laafe b’ goih noch.
her Bet o(n): hei daner noch em Nochtloite des
Beih geh
®. Zeitbetraihtungen « eines alten Eeißficcher
(Mundart von. —A A na, — v. Stac, hier sagudt
aus: "„Bermaniene HI kommen von J. a 3. Band,
FA 59 1b BT jan, —* minder Sa —32 m for
ti And dan Id. ei, wicht
7 ae —8 Ba he a Be ich) wi Erle It
Zaat und —
Eich —* mei(n)* Lewe lang gor vill uff des aalt
Sprichwort gehaale? „Bel Denke macht Roppiwicht un
2 rise. 2 an eine. = hat fie ihr gerelät.
I: —— — Em
rund bei
- Das (n) wird wicht —E aber als Raſenlaut vi! dem Votal
Kehrein: Bolfäfltte,
hunu's dora)rim met de Gedanke iumer beim: ge
toffe. Do harr? eich de Dog iwwer weile) : a
wo(a) des Obenes meib* un huan bie: Noocha
we e Rap. Cpt owwer leih sich mon Stendt. nen
Bett ım wache, orrer? fee Hinter Ome,* um bie, Baat®
werb mer lang, um bo fomme bie: Gedante vo@n) ie.
Un eich ‚ftelle dann fu ineikn) Betro(achting o(n) um dei
eß meiln) Baatvertreib, warn eich. meich gleich boberbei!°
aach aldemol!! ärgern, daß eich aus der Haut fohrn möcht.
Gich fein !? noch Waner ie Dofn)yde Aale dei werb mer'*
ſchunt o({n) meiner: Sproch mezfe; ‚bauw- alleweil*. laerue je
in de Schoule ſchwaͤtze, wei bie Sto(a)btiett redde, un mache
bene deß fürnehm Gebappel nooch; warn aach gleich der
Bauer binnebreicn) iwwerall noch groͤwwer craus Mimmt.
‚Wann fe drei Dog ze Brankfert 1° fei(n) * Aocanvejanfern!!
orrer norz als Maare?* un komme haam, ‚bar. temam? je
ſchunt die Rofa)fe, Gott waaß, wei hauch an. maihe für
nehme Mäller, un wann je fe uffbewgan), wu big, do
ums Do froot?? ei) emol fu e jung Ding bei er
: ,„Ro(n), = Rathrine, aach noch heil.?t —: „Ze, sfaat
fe, I Abend iß e ſcheener Obend, unb werner —
da iß, muß mer auch noch e bische do Blehne |!’ — Janfer
derf mer zon Fanım?s oofn) bene junge Maͤrerchet? wihln)
feafn),?® mer mouß fe Freile Ba fı mache je nam?’
Gefi ter, wei dauſend Deppe?° vol Deiwel. Fralich brauche
do and) net ruuth fe! weern, —— "et
un wann er aa. Beh) kaan Heren
De Bauernftand hott mer vu(n) Br eng —
haaße, weil fe al nonem*s lewe. eil gihn fe uff,
"Baasberg,?° ftorrere*? do die Saibaertöjce ah is
de Noome „Bauer“ ze führe um of dannne
— fein owwer ach fü edig, nl Some, wem
e, wirter ?® fomme un. be Pio— DD [} ie Ge: in die
‚gehört, uf welchen es folgt. — Daß (a) ii chen eaut ofen
ma
® — xpeit. mũde. aber. * Liege *4
Sn M gel 4 dabei. a Meer Me Er ein
eßt. rantfurt.» Lad der nur als IR;
Ei, = baden wir ed. ——— er Van ——
Radqhen. ?* mehr ſagen. eitem, °° Täpfe, u.
er. Priegt mt. °® von ihm. 3
Ku biren, * der Pflug. * Egge.
9
Perg nemme. — Sonſt wammer wuhin fohrn mollt, bo
ott mer de Wanfn) geteſt,“ e polajr @ebunn Struh bruff
geleet vor Sep ** un do -goung’S; alleweil bhäßt’s- gleich:
Mer giehn zoym Herr Parrer un liehne uns ſeiln) Scheer, *
Do Eomme je fralich manchmol ſu weifumm, wei e Sau
in's Zurrehaus.** — Boum Gaaftliche hott aner .ald*. ger
fast; „Eer Hochwirde Herz Paſtoor!“ un de hott Seele
jert bedaat; * ept ſaͤat mer: „Herz Parrer“, un ſeit je fu
haaße, ‚heire*? je bie Parrei Jeiwer, als big Sesle, —
Aach der Titel „Schoulman(n)fter"*® eß — Beladigung.
Mer ſiehts owwer aach ofn) de Kenn.‘ Dei weern alle
weil geliehrter, owwer nad) deſto verfiehrtes; bamı es Fann
fe kaan Deiwel mih(n) maacn)ftern; * fe-fogen chrn Eerns!
Tchunt imwer’d Maul, wann je noch seielange Rognola)fe
hunn. — Die Märercher ®? Ierne Stramin nähe un Sphe
firedte, ’8 kann owwer Taaln) ihrm Mann die Hoofe flede,
orrer ſich en Plade in e Raab orrer e Eden“ fepe.
Me Aagebleck monß der Aalt / in de-Ead fteihe? un Bape
eraus rede>° "un mer mächt Neues un jihmelßt des Aalt in
€ CE. — Un wold)8 & Etofa)t'un e Luxius hertſcht heit,
Hader Woch traan fe weiße Sand uff Frankfert un hoole
Holy tm Waald, un Sonntags hunn fe Spehehahbe * uff
un Hänfdes® orn), daß mer’ die verbrennte Gefichter un
die fauhe Haͤnn net ſtehln) ſolf. Do meent mer, ‘ed wär'n
Sto(mJbtnammfellercher, bis fe bie ſtaafer“ Knoche erum
drehe un's Maul uffdouhn. So, macht Ehr norzle Der
Bauer laͤßt. fich fu, geſchwind met verteeiwe; er iß, wei e
biefer 'Gnaft,*' der immer wirrer kimmt un noch zehe anıterh
metbrengt. — Sonſt, wam's Keirber em Dorf woLa)r um
mer —RV emol danze, bo hott mer geſaat: „Lisbeth, komm,
ers made aan!" ** Allewell Bgls: „Seele, *s Pönnt ich
nit das Bergnäge hawwe, meine! Beine mit be’ Yhrigenad)
dem "Takt der Mufif in Betvegung du ſetze ?.
Wann moncher Grußvo(a)trer S fu en Unfinn hore daͤht,
ebiht jeim Entetöhe Hfnner bit Sohrt flat), baß e8 De
"Simmel vor e WVaßgek®? ocnygitde Däht,. '
Det Sache Fomme owwer all vom Wächerlefe. Wer mog
Hingude, wis mer hin will, die Zeire°®:fein net mib(n),
® Wagen geruſtet. d. 1. old “> Gpaife. * jauß, *# gpr
E wi — *2* Pc inch Adem * —
bändigen. #2 (Eltern. *2 Mädchen. *° Kleid. Stüne, “ Reigen , d. l.
“ Ihr nur.
© Biräwäße, = wir. % ci inte & Grofpaker
LI , wir, nen. In. .
© Baßgeige. ® Zeiten. .
20
wei fe fonft woLa)ra. Bann — alsemol go Staa(u⸗
mep °® fomme, um bie junge Borſch Kola)rt ſpille fehln),
to maan eich net, baß eich’8 met o(n)ſeh(n) könnt.
hunn mir? ganz annerſcht affgeſchlaaln), wanmer Trimp
barret Die Kreiz-Daam im Solo nenne je jetzt bed „Mäbche";
mir hunn fe des „Menſch“ un des Aß die „Sau“ gehaaße,
un be hott ganz annerſcht geflunge. Un wann eich fu. cbbes
böre un fehın), do ärgern eich meich, giehn haam,?? Iche?*
ineich uff's Ohr un benfe un ſchwaͤtze kaan Wola)rt mih(a)."*
10. Die Sage von der Burg Falkenſtein.“
Mundart von Faltenftein A. Königftein, abgedrudt aus „Germania
Völferftinnmen“, von I. M. Sirmenid, 2. Bd. ©. 73 f.)
Vor veile hunnert Johr bot uf ber Borg, bei Pi
Mol noch bei Mauern un Therm? un was funft noch bezu
gehehnt bot, im gourre? Zouſtand hatt, aͤ ahler Rirrer® ge
jeibt, Namens Kuno. Bum Truft in feine ahle Tot* wor
em fein anzig Dohter Beate. Weil der Apl flahnreih ım
fein Dohter & hibſch Madche wor, jo hunn ſech nateerlic
veil Freier eingefunne, dei de gonze Tok, wie je’s dam
moche, gout gefreffe, gejoffe un tornehrt hunn.
Awwer Ahner, un dep wor ber vun. Eſchborn, der Hot
fe all mininzigenanner® aus em Eottel gehowe, derowehe
ſollt der ady die Braut hahmfihrn. Doch deß ging net jo
eſchwinn. Daun Beate hatt unterbefjen an Ag° uf ben
irrer vun Eiehe? geworfe, un je hunn ſech alle bab fo
geut gefalle, daß je fa hahinlich mitenanner verfproche Huhn.
Zeit Iang ging deß fu pafjowel, Be ennlich is es dem
vun Eſchborn ze lang worn un er wollt fein Vraut hahm⸗
füm. Do wor gruß Sommer un Rutg bei ber, haptſachlich
wie je'8 ehrm Leibhower, dem vun Siehe, melle ſollt. Uf
ahn Mol is er® & gourrer Gedanke aͤwer ſch Zwergfeld eriwer
Tumme.® Se bot nemlich e ganz Parthie Falke gehatt, dei
fe gewihnlich mit uf bie Jogh genomme hot un bei er bei
Elane Vichel!° hawe fange miffe. Den grifte!! devon, ben
ex ber vun Siehe hot gelentt gehatt, dt fe uf ber Stell
® Rome des Wirth zum gofbenen —V in Belßtltchen. haben
wir 7% Trünnpfe. ”? efwad, "> gehe heim. Nege. ”® mehr.
* Die alte jerllene Burg — llegt net BE doe oleichen
Namens ungefähr drei Stunden von Frankfurt entfernt,
2 Ihürme, ? guten. ’ Ritter. * Tagen. ° mitelrander, eine
Form © Auge. Elegen. * ir, ? eine Redensart, foviel ala: pläglic,
unverhofft gefommen, 1° Bügel, ?? größten.
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noch Siche zu fleihe ia loſſe. Der is richtig dort onkumme,
mn der Rirrer, ber ſech gleich gedocht hot, ’3 miſſt ebbes
paffiert fein, feßt ſech uf Fein Gaul sm bringt en fo ſchnell
wei miglich Falteſtahn zerhd. ‚Dort hot em dann bei
Fröple geſaht, wie die Sache ftihn. Jeß hunn fe ſech
lang zeſamme berohre, :* was je doun felle. Ennlich ſein je
and worn, daß fe alle bad zum able Kuno gihun wollte, um
dem bei gang Sach ge offrirn. Geſaht, gethaan. Wie ſei
bin. zu: em kohmte i⸗ um bei ganz Qeibichaft ufgededt hatte,
do faht er, es wär em freilich vill lerwer gemeft, ihn als
fein Schwieherfuhn ze fihn ald den vun Eſchborn, er Hätt
wower,bem ſchun fein Wort druf gewe un deß berft er net
serüdaomme. Doc wollt er em zwa Bebinginge ftelle, warn
er bie erfille that, dann wollt er em fein Dohter gewe, er
that amwer vorausſetze, daß her vun Eſchborn ach druf ahn⸗
Se hawe 8 alſu dem ach gefaht un ber worſch zes
,'s der docht hahmlich bei ſech, deß Bringt ber
fein Lewetag net fertig. Der vum Siehe nemlich follt dret
Johr in Krieg gehe!” Die Terke zeihe, wann er uf be Tof'®
un Stumm wirrefimmt, dann miſſt er mit Roß und Wahn'?
der ahne Seit vom Beerk, ehr: wißt jo, fell? an der Kapell
enuf, wo's faft ganz grob enufgibt, in Die Borg eninfohen.
Deb wor freilich e ſchlimmer Truft, awwer ber Rirte hot
ſich bahl gefaßt gehatt un faht zu feiner Harzallerleibite:
„Sei zonhig un flenn ?! net fu veil, veilleicht gelengt merjch, *?
beit üwer brei Johr fumm eich werre*® un dann humn eich
dei fer ewig.” Beim Abfchebd faht er: „Ro, warn ich
werrelumm, an was erfennft de meich dann ?” Do hot fe
en Ring vum Finger gezuge un eme gewe mit bene Worte:
„Den trah immer bei ber, un mann be ben anfeihfl, dann
erinnere deich an mich.“ Dann iS er fort.
Ya ahm Galopp is er noch Siehe gejprengt, hot fell?*
fein Leit gerüft un 18 nocher Regenspurg, wu fi be ganz
Urmee verjammelt hot, um von do noch Jeruſalem ins hei
lige Land ze zeihe. Bahl fein je ufgebroche noch Afle. Do
pie awwer bie Schlachte on, fell is ac ber Kaifer im-
me.2° Ennlich noch viller Merh un Ermet ** fein fe nor
e gruß befeſtigt Stobt fumme, der hunn fe-belogert. Dobei
WB umd Rirrer in Gefongenjhaft Tumme un er hot folang
in em miferobele Loch leihe? mifje, uf eme biſe verfaulte
Struh, Bis die Chriſte dei Stodi eingenumme huhn. Do
22 fliegen, ?° Fräulein. * berathen. ?* famen, * qufrieden. #7 gegen-
A" Tag. 1? Wagen. ?° dort. ?® weine, * mir ed. *° wieder, 2° dort,
”* umgefommen. *° Arbeit. ”° legen.
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‚ot er die Freiheit wirre wrlängt. Wie er füchima imirre ge
verpflegt un Gouts gethäau hot nehätt, is er mit dem
sieh befte Schiff noch Erropa obgefrhelt. Glecklich fe
Benebig :onfamme. Wie der Nirtet end dv würdo
Ki “eh gefeaht = un ec hot en Ye Deu
hahm · ze lunme. S wor atwer' A “
er luſtig un gonrrer Dinge mit felm Vaul ——S—
im Gedanke, noch ze reechter Zeit hahm ze Tırrme. "war
och ! unnerwegs bot en ſech in eme me ae Zi ven
et, un es wor: kahn Week an kahn Steeb um eraus ze
Inmme. Sein Brud 18 em aus gange an ſeit zwietzn Toß*
bot er kuhn Schluck michne getrunke, eunlich ——
voll ze mode, dann mer ſeht, ä 8 kimmut Bahn Uebet late,
ſo is ein treier Gaul: zefanmegefande an kahn · Schittt mıiehn
weirre®® gange. Su id er dann ellahn noch e pror r@itimm
ze Fouß gange, do kunat er ach net — Fort: mis im
mächtig unnerem Bahm nirsegefalle. Wet langer fu gelche®
dot, waß2? mer net, Wer er uf ahnmol ufmact, fleht «
weltftemmer Mann bei em, ber em ze Eſſe um ze Trinke
ohnbeit. Der Wirte hot ſech net lang befunne, fun wader
augegefe der docht, wann mer Appetit bet, Def mer ſech
et \chenten, ſunnern muß #eichtig zufreſſe. Als serfoot?®
— ſaht der-fremm Mann, das:.ber lewennig · Gomferb’ens
wor: „Ahr wollt geweiß noch weit ? nor fahr ber
Rirrer. „Wuhin dan 9“. froht ber em wirre. „„Roch Falte⸗
ſtahn.“ „Do giht's heit Owend Inftig her,“ faht der Dies, **
„bo hält.der von Eſchborn mit der Beate Huhzet.“ „Was 9“
kreiſcht des Nirrer un springt uf, dou Ferhft. m. „So, *
wär geut for auch, *' wann eich letge thaͤt,“ Habt ber Shjweny;
„awwer ihr.Bennt doh noch hin kumme, warn ihrimergewe
wollt, was eich fordere.” „„Eraus, wos 7ſroht ber Miern,
Berfehreißt mer nor eier Seel,“ faht do ber Deuwel. Do
mertt, erſcht der Rirrer, wen er ver’ hatt. „ih weitl”*
jahr er, „„mit derr will eich nid® ze bonn Same, lerwer
eich het*? elennlich imfumıne, ais fellt® üme a in
der Hell ze fie.“ Ro, der Deimzel bot em awwer kohn
Rouh: wet gelofe un hot em fu un an Zeug vörgefchwegt,
bis der Rirrer uf bie: Debinging | ech verſtanne het. . Der
Deuwel woht en’ je glekh dorch pe Kuft noch "Walteftahe
Bringe. That ber Rirrer unnerwegs einfchlöfe, dann wär
er em serfalle, wo net, bo kamt er frei bedimzeihe, — Wie
?° gefrent. v mehr, * audf. 3 Tape; "* mehr. "’fagt. °* akein.
* weiter, — fatt, ” Dit = fügfe, Feng. "hi
‘Port.
23
der River deß vn es hob en der Dommel on⸗
frau „ Bd — in —8 geflohe. Kaanı** woru
„drowe, hat bar ‚Dirme en. anferogentlihe.Schlof krieht,
deß er fedhınet mehurge-helfe wat, ae pi org.er ach ges
thaen ‚Het, em iB ;— singeichlafe. — Seht worn fe üper dal ·
leſtahn um Des. Rirrer wär cein verlohm geweſt, mann neh
ande: Mel zu jeim gourre Olüd zwa dalle fumme waͤrn
Ber fein m als um u een geflohe I hawe em in ahm Stüd
font. ara epiett un gepkkt, bis er woch Mor;
bei Age uigel —— hot, Ich: Bolteftahn ver gm un
wei er
en ber Denwel uf bie Erd obgejegt. Do
u der ie daß der. Fre un er ee DR
m ‚mit eme "Güredtice Sälot* iö er uehmonne un hof
Fi fechtexliche Geftauf gerkdgsfoffe — Der Kirser awwer
wor frub,.daß ex dem Dauppl fu engange wor, un er hof
fe ara un i8 ned Salteahı n Ba eſtiche. Schun
va weiten hot ber Rirzer die Muſik un wei Ar
eich lich eninkom, de fräht er ahn von Ha Deiner, was
daun deß „gruß Wetöp ze bebehre*" haͤtt. „Ei,“ jaht der,
Pie ihr Dann met, daß Beit, in & poor Stunn, ans Herrn
fein Dohter kopulert werd.“ „„Mgan, *°*" faht ber Rirxer,
nnbeß wa⸗ß eich ‚net; dann eich fein A frimmer Pilgerjche
mans un-bainma alleweil aus em heilige Band, Gich Eenut
ra e gout Botſchaft yom Rirer vun Siehe bringe.
Doch eich fein. ganz marore vun dem lange Week un wär
+ ze frub, wann eich & poor Schluck Wein finnt kriehn.
gt un ſaht de der Braut un faht er*? ach, eich thät fe
um en. Trunk Wein, aus ehrm arhene*° Becher awwer,
birze.s:#u Der Deinerthot fu, un Bringt em be Becher, vu
bis owe hie, eraus. Wei ex den getrunke hatt, A a ge
ſchwinn ben Ring, ben fem Bei Feiner Abre
— enin⸗ v FH ſaht zu dem Deiner, er fol er
e. druf kom er wirre zerüd un
a enin auf ei her kimmt, 18 bei Braut, ufger
ſprunge un em im de Hals gefalle, dann fe bot en wire
arkennt un je Junn‘® alle hab ’* geflennt°* vor Frahd. °*
De, hätt der®? awwer ben vun Eſchborn fihn ſolle, der
18 wei. tal un warrig im Sol erimgeloffe un hot gejchennt‘®
mn. gefubbeet.*° Ennlich ſaht er zu dem vun Siehe: „Du
hoſt ſe noh net, Du maß, ‚wei be bich erinnere werjcht, ach
mob ı mit Roß un Wahn de Veerk enuffohrn. Douſie deß,
Bu faum. *° betrogen. “Söhlag; bedeuten. *® nein. “ige, *° eigenen.
» Bitten. #2 Wpreife, °> haben. Mxheide, °* gemeint, *° reude. 9 ihr.
" geihimpft. 9 gefludht.
24
net, mer Im ſawihrer Sr. 16 Iber do
wei noch · Siehe, um ‚dort Hot ri en An tat,
Kammer unner ber Erb gefeht un biiwwer-ti u
ahnmol is bei Kammer — Sauber *
tab ‚cr em
ber Rirrer gezeigert, doch deß Mennche hot em Nvuth "zw
eredt un fir hot er em fein gang Lad verzehit. na
ht der Klahn, „do will eich bahl geholfe hühn —
Ki kannſt de mit’ Roß um Wahn ewuffohen. ESchlof bon
nor ganz rouhig dei Noodt.“ Ddmit is Allles verſchw onne
an wor wirre ſu dunkel wer vorher: ad ‚De Rirreꝛ
kunt dei ganz Noocht kahn Ag zoubeum;, ’8:
em Kopp erim; ob def nor e Trahm worn pwer‘
De Morfent ennlich i8 er ufgepadt un en ah -Korej
noch eh ejogt. Awwer wei graß wor; ſein ——
un fein Frabi ante der jo Die Borggakfter währen ber
Noocht de ſchiehnſte Week gebohnt, un em. Eborm iS er
gleich de Beerk enufgefohm mitte en de Borg, wo fe ger
het wufte, was fe — jahe ſollte. Dee mem awwer
Qu fruh, daß es dem Rirrer gelunge wor ing:
ge erfille. Dann im Grund hattefen UN —* 3 «is ben
vun Eichhorn. Was awwet erſcht Beate für e Jrabd gehatt
bot,.beß kennt er eich ehnder denke, als eich's verzehie kaun.
No korzim, den annern Tok het Beate mit dem vum Siehe
e dergneigt Hubzet 'gehalle, un bobei is «8 hr luſtig 8
gange, daß die Frahd un bei Feſtlichteite god Lahn
nemme wollte. Der vun Eſchborn hot fech * net miehn
ſihn loſſe. Der Rirrer vun Siehe un ſein Frah hawe noch
lang geleebt in Fried um Anigkeit un fpähre*? hunn fe.bei
Bora nei ufbaue Ioffe, um Bo ſe freiher 8 gehe ae hat,
fo hamefe je zum Andenfe u Fr Er Kalte —
Hahn“ genennt, — Deß werſt 8 eich vergeht
wer mer ſche mein FW — or —* verzehlt hot.
anns eich AH recht gout gefelle bet, Sonn feines u) fruh.
fi
© fie abtreten. * Seiten. “ ef It. *" fagen. “ 3 t Zraum.
“oder, 9° fyäter, bin. u ®
25
er. or Sage vom Schloffe Oppficht ih Mans;
(uadart von ir —* 5 —— ge wie i,Getmihleis
Bditerſtiuwen⸗ rmenth, Fa)
wifcheh pieel Banbkenten):. ö
un. De Did = ss de Kant: u;
rg. pfta⸗
8. Do Nie getto { (J
Fr ein, do 2 eich 1: vor.6 8 =
or Ira Pi — Was for Geſqhafie dor om Ki —8
Frrind beſui
— m Aare rannte
tm , N
noch € Bifi’-v en Dam Wuter! ——
bot dem feim Bater- feiner Großniutter ihr Schweſter ge
heirath, derſell is awer noch — um grzohe wo eich/ aach
ber fein; weil awet num ber Hann Phlipp kan Kirmer nit
—— 55 —————
J iv
— kan Ruh nit 1 este, eich up yet ut vn an
e Werre? in de Drediteft laſe; warn eich nor & paar
tauſend Gulde Friehe, dann mad) ei, mer: fall Sotje mehr,
ei pi Fi —— — hl fo gut, wie mein
enne
*—
große
Alte Burg, die Guss vor Eopkoan A
fol'der kann ſo reich worn ſein, NR jo: any d
Sprüdwort: „mer ſchwetzt von naut,* un s is aut.“
koͤnnt ſchun fehn, wann Ihr hinet ſein Gewkaſte
unt. Sich will num jetzt noch nids badsüwer ſchwetze.
acht ht thäte Fr Bertel Gppeiwein bezahle, wam
eich recht Kal
Oanus. — eg 3 Ihr de Ham Philip
est um e hübſch Sämınde Brest, do trink‘ eich v DBertel
—— urn Sefunbet be im Wblertverth. Schhlat ein !
Zörg. Dal So! Eid) fahe:? grad ut; daß Ihr deß
al uff anmol trinke fett. 12 Kt meintwege: vier **
Reife. ” Gppftein, ®wir ed. *Gohann. *bieden. ern. A Wetter.
. — > nichts. *° etwas, 22 d,5. Dulaten, "7 franz. allons. ?’ ſage.
20
doreaiicu· iv Thanrcagpe
a ment m nicks * dr}
mich noch emol jeniek — — Wißt er“.
wober !% vorhin Devon geſaht Hobt? ' ;
Heunus, . Se, Aid waaß vbbee va eb atmen, als
mein Großvater rau vergählt; aich map min awen; erſcht
Werge A Kefinme, bis merſch «einfällt,: Bart poll — —
Sn ae mar a ne " Zei i ».
Es wor emol var er, eit, e ——
Ried im Geberg, deß Bere Kerl, ur. fiebat I 8
wie eich —— par. Gum, vr hamit
po € — Bertelftund weit rache; bi 7 Shen, bie Gerich
wie Meb bot er. mit be Haͤnd ee un,; de ———
weil er tum, Beier anmadje Fonnt, geffe.
Jörg. „Worum, konnt er dann Tan, Fein. imma?
danzsı. Wart non, do kumme mer. all noch dran.
Der Lerl wor nämmlic in eme eiſerne Mag gefange un au
eme Felſe mit. Kette. angeſchmied, da konnt ‚er, nit eraut, ex
mocht kreiſche un. — wie x wol, Wann-ar en Menfche
bot teieht, dann hot er'n vhne weiterſch genumme ın gefie-
&o Hot def Mngeheier e Zeitlang. fein. Antag getriebe,
Plohlich kam uf anmol e gar- Phäner Her, (mann ner’
ve Ibjı ſo hieft der Ritter Eppn,) ind Geberg, ber geh an
mit dem Web zu Tämpfe un wollt em, weil ’S mit 33
wit ging, mit Liſt umbringe. In ere in. Recht hot ſich
der Eppo gang. langſam gem. be Berg Serumgekchli
un wor ſchon fo uoh, 6 ge dem Ratter dein Hege in !
eh venne woßt, do werd ber wach an ‚Rredt.Die.Yaub *
wm den Gppn in ben ſchrecliche Ahgrund au werfe; Ber
euer 48 nit Faul un Nee dem Ried, geſchwiun bie, Danb
ws gehrält wie ã Loͤb, die ag
umfoffe wollt’, fchlupt er Eee & Baan!? un —ãe
fein Lpich in de Untrleib Weil nun ber Ried Fan Fir
wit mehr gehatt hot, fo konnt er'n ſich aach nit beraußziche
tn bot als uſ —* berumgehtjet, is en der Ka
wit eme leichte Rund, da er, am Ran lag, in Abgrunb,
. Drang masht ‚er. die Kette los, we je am velſe
mern, do ſiel das Rep mitfemmt dem Ried in ben bpttem-
w Pr wo ihr, von welcher ihr, '° wieder. 1° .eıner.. 3" haut.
B
27
Iofe-Algumb. Noch eh ige: Reif ho Al
malen — I ve mn me her ”
jer Ritter awer e
die er no feim —S— 3 — wine
— 8
12. Gefur äch.
(Mundart tn der Ge der ainetiräe a. Vchen, Tmltgetfan-bohe
Lehter ber in Eaub.)
annes, Wu’wiifle Hin)? ° ° u,
orL. Gich Din Korn fehnelre om 3 ©
Hannes. Eich det? aady garn fi —* Fr nos
reifes Bett; meiln) Korn ſtihi all e blßche dinnz eich hun
b’r do ’nKnägb, ber verſtiht nicks. Annermol mia
befjer drim befimmerii.
Eorl. Nan), meins 12 eindre+ ze "pie, als ze Sinn;
eich hott virigese Johr-mei(n):Korn, dos wot al # Haln)-
keirerig,“ bo ent fichs nlich ze did,
Hannes. Dein) Sorn gefellt mer ganz geut;' Teig,
wollt nor, meiln) Kom wer fü.
Karl, Meiln) Waaß' ftiht vill Me der u nad
lengerraus gewodjfe, en?® hott aach fu fehine en
Hannes. Meiln) Wasß giht aach on). Den‘ ‚hun
eich aach felber gejeet.
Kor. Nau, ebbes annerſchtl Wos mecht Bella). Köuh?
Eße !? wirrer beijer?
ft Peach 0. D’e Theferorztt® wor geſtern Pe: von
Rorl. Fi * FA deiln) Ddfe hofte verfaaft? ' ”
Hannes. %o, do hun eich ’n ſchlaͤgte Hannel —*
Korl._ Met de Jurten hanneli mer unmer.niddnop. '*
Mes fol fi ganz voLn) be Furre loffe.
Hannes. Jo, dos fähftel?* Wannſe kumme, Sareit
mer doch wirter.meten. '°
Kork. Eich muß meld) e bißche dummele; us Kut
fin fhunt?e all fort, fort kumm eich fu
ganne, Jo, bacı) gih daul Seid nit fo -feipigt -
I Jo, gourer Nochber Hannes, bau ſtihſt en ſchlümme
Imftenn!?® warmer *° fich fu uf be Knägb vrläpt en mit
N J ® tät. ° eher. ® vokiges. * Heintärni
B a du fanden ‚gehn, wat er ee nn ig:
’* ung. Mi fagl . " mit hm 27 eifen. ie unfere Bette ſind —
”° Umptänden, ”° wenn man
28
w annelt! gkı ir wit Beffer''ms3® Ten
F en ſich Br: de are it; ‚ba(ım, * sr
Exner, ”
. Sprichwörter und ıd ueitwörtliche Hebent
¶undart der Kemeler — — mitgetheißt, Dom Eehrer
1. Dar will ſich mit Klengel dee,"
—9— Br wach net, eh fih Geſchwiſter meh, güafen horn,
onn.
nn Mm enn trere be Alteuf de Sqhuß auf vs
. Gruß Gegeng git? gu Getomm. iX
5. En Aal Daub.
6. Der: Appl felt nit weit vom Stanm, € ER Bann
uf em Rech ftehn, wu e fortſchibbele kennt.
7. Em Sommer ſohn bie Säwälhater Rangenfchwal-
Saar, um inter: „Schmalbad.* ® .. \
"B. uf Worgiontel’Eeiht bie Kor ei Gonkele"
9. Dar will aach blofe enn d's Mehl em Maul: halle.
10. Dar hott meh Stange. wie Bohne.*
11. Was dic) nit judt, das Frag nit.
12. 8 18 mr hinne wie uf.bem Ri, ? .
13. Wem m’r gut is, dem fticht m’r ’n. Mat,
14. Mit der konn Ih aach en Beer je ſchiele ꝛ·
En War bleit enn d’r erſt Ih, dar, waaß werre Ach noch
if,
—— ver dem verzigſte Johr reit, muß uch be ver:
i abr
. ee daau git's ’n Peif; v'rderbt's, dann gits
Fear
18. Wu ſich d’r Fuchs welgert, do muß er Hoor loſſe
19. Morjerehn enn Wlteweiwerbenz dquern nit Ianf. !*
20. War bie Dochter will, muß fih met d’r Matier halle.
? Aline, Kuda 51 munter tue way
üng näuel, d. i. will unhaltbare en. vorhringen.
® Bei der —8 de& ellerũchen Vermödgeı it E18 ae akt
liebe. > gibt. * brütet. ® Spott auf die —X jen erhänite in und
außer der Kurzeit. © Racy Bortiunkala (7. Augai) ‚uinnnt. die: Zahl der
armen A eren Zwel —5 38 AU — beq⸗
mus ie Mittel. ? gan; jene zu jchälen,. etwas ansyn-
machen. Ehe, u en und —E
—
23. Ruhte Hoer, enu Grtereun, ſteche nein. enn mingig
Deiwel brenn.
22. Met: den Ohrn, wonet.m’s.’n Unnern heat, heat
am’: ſich jehwen ’. i
2 Wann’ 1 aarmer Wann uf’ Scaleo, han samst
e.Beiliem..:
24, „Eu nidd i8, ve rein nids“ ſaht die Sp; do
Dot, A ’n.Garb Komm " Haamgelihte aft.: j
25 Derıfdwept aam die Botten. vom, Brad; erunurr. A
26. WMehr pwaa ee aach kann grihn ‚Bohne ”n Ei
nannet. . B
27. Wer fein Ho y Spen had, . 2.
" Eau ſein Brub. [2 Pletz back ’ et
Enn fein Lerre 3’ Rieme Vit,
Der werd ball ſein Sa geweiht.
2. Die Rih; bie d'r wen treiche, gewe bie weniß Kite.
29. M’rgiht rechter bei n Echmitt, wie bei In Schmiie.
30. Die Zehn fin ’m. [us '*.
31. Wann ich⸗ wer de Dond Tome, komm id) aach
iwwer de Schwanz.
32.8 Maul Me tft nid8,.’9 muß gepiffe fein.
33. ’8 Kinnhewe as Ehn. ð micht aam awwer b’ Beirel
leer.“
3. Die Hd) Gollen bie ſich weh." u.
3. Die warte Tann, beiht nach ’n Dan
m Sabeie * Darit.
¶Eine wahre Geſchichte tr der’ Mundart von Caub A. St. eengaeia
Gaghriel. Wo gehſcht d' hine 7.
_— *
» Hüte bie win welche Aber aber —
Imeien au ya. — fr —— ic Er
ud — zeige td,” Degen der Patengefgenke,, ' Bas fih
* Der — Diatet dat das ——— da der Abe
8* biete Sotter — fe werucch er
Ingetbeib u Pie ra —5 and am ragen, FR er ein
N — fräßtren —X a, a — aus De Rand erffärt,
daß der ber Schiffer am pen ON 'hein umherkommt und fo’ mandes
Bort — ert bat, FH uͤllch bei Fr nicht Er Haufe iſt. Einige
rümali tem H
t I; BER am him Augen. Yen de, dz das
dab er it. fältt 7
1 X weg; Per geht oe w“ —XR ‘
7.
10.
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12.
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Do koone ſe geſonue.
Bann Gwirre oͤß oͤrn aarker!“ Op,
SR nah Dinner > >
9. Wann onn bie Luft e ‚Sauer goͤht,
fadel
Se om ne nen hehe
Woll Aaner nor a Rome’ hpoh(ay re Bu
Fi kreire on de Kopp gejhlooh(n) "
nn Farin fig nott mi wäde, **
of aamohl & bet Annlies nnd,»
No Ruth *" Inn hält e aark jene
Ach Vaumeltzarrj v watt Bouerl‘
Don aafn ” mi mött deim Oebähts,
Dom ruft mr: Dow hoſt fo faaln) abaß,
Sonfeibder Hintelöträmer!
Fa mit vorch 9 dm Sträud,
Brad : 2 wie ——
fällt do nnelt
Det Anntieß wor Ren. ‚ii. elati
Em Licht Inn kom: wäut aus dem Ber —
nn Wald enönn** off Ralfe. u
ie lönuslehm,,
De Sun Sa ia
Btoßt glauch: wo —* met Annlies
der, ai
” nn ” —9 BA ann
oe
auf di Aa * — on pa Su mr |
leliet.
38
17. Raafn) fi MWinf wußt nig devoo(a),
Dep 5 ackel
ehr
° u
Mr glaabt, e dapt ſich hänte, im
19. Die ad die ginge ſuche baal
it Pipfeld, Löndert, überaal
nt Srupruth, Eh oͤnn Maͤuslach.
20. Sn ganer ging nohm Jommerdahl,
De Baͤhrk enab,?? de Weht oͤß ſchmahl,
Do doochte Finnt et leije.°®
21. & ging e wint?* die Bach enab,
Do jahte,°® Hatt die Laj erab
Si ’t Annlied duht gefalle.
22, Mein) Ahle fat, do fduhft?* et nou(n),
D’ muft Ömmer nor wat rät 55 thou(n),®”
us Herrgoit kann's vergölle. 2°
16. Ein Limburger au feinen abwefenben Freund.
( Rundart von Limbur⸗ v abgedruct aud: „Bermantens Volkerſtimmen“,
von J. M. Flruenich, 2. Bd. S 84 f.)
per — Di one Breien. ui Bi Frag a
waa , wie als hei? un bo be drette Pingſttog ert
werb, baß bei Sranfforter all gfomme baan ens ande
ihn, un bei Kölner ag on’n Ort of d'r annern Seit vom
go, fohr'n. Hei em Ageblid fällt e* mir nit en, wie e
haͤſcht. Ob _d’ en ower ag, waaſt, ore* nit, — eich will d’r
aur domet foh'n,® daß m’r ag itz hei bei und eju ’n Ort
bot, wu of de Tog Alles enaus maͤcht. Gel, do a4 d ower
neugierig um benfft, wu werb bot® fein? E of m Dim mer
Schioß. Drei Aa made P_fchun bohihn on dem
daan kumme dei Borjh un dei Märercher? aus alle gı
Städt hei Homme; dau mußt meich ower ag regt —
= gefoppt, zum Beſten gehabt. "er. ** Leute. *? Berg hinab. *° fönnte
es liegen. * ein wenig. —9 er. »ſiehſt was tet 4 —— vergelten.
”eiwas. ? hier. ° er. * oder.* fagen. © das. ” Mädchen.
Keprein: Bolt 3
34
eich mahner aus de Stäbt Hei im* Limborg herim. Kaan ’°
von bei thouts ’" order Limborg z’für. Dot muß ower ag
fein, det Stodt verdeints en jerer Beziehing, un wann bot
Kimborg nit wär, daan müßt’ m’r don bei anern Städt gor
nid. Alſu, wie g'ſot,» bie Limborjer ſpille di Haptroll
d'bei. Mr ſchwaͤtzt d'her ſchun veier Woche fürher d'von,
wie m’r et mache fol, un dei Weibsleut fein daan ganz
aus d’r Witt, |’ wifle daan gor nit, wie | daan fürnebm
g'nung thoun folle. Endlich fimmt d’ Tog ebei. Et Teihe?*
on d’r Lohn zwa gruße Schiff en B’rathihaft. Of d' Schi
eß noun Alles im man Uhr beifomme, von d’ Reichſte
of di Oremfte, baan flieht m’r ob un bi Mufit von db’
Stodtberjer fingt daan on 3’ fpille Eß m’r no für weit
Zumme, dag | am?* vom Dirner Schloß feihn inne, daan
laßt d’ Trumbetter fein Kanone lus, un Allee, mot !® daan
ſchun von Horemer, Deitz, Runkel un noch mi'n do eß, fimmt
daan owe ons Schloß im dei Limborjer eronſteukern y
ſeihn. Eß noun ongeland, daan gihts em ganze Zug enof.
Hei Hot d’ Trumbetter noun bi ſchienſte Onioge loſſe mache,
un om befte Pläßche loſſe ſich daan dei Limborjer nierer.
Während dem firh fu Di Limbotjer orne,“ bloſe di How
mifche, dei ag met ihrer Muſik do fein, un bei 'n Kabelle
mafter bohn, !7 bot eß fugor 'n Ohngeftellter, be fihr gont
bloſe fann. Hohn bei g’blofe, fange dei Limborjer an, un
eb Dot aus, Daan werd gefunge un met uner ag zour Mufif
granat un ja fort Ower hei hohn eich body mein Bemer⸗
ing g’mogt ümer anige Leut, dei m’r beſuners g'falle Hohn.
es Koh dei zwa bloutjunge Mannöleut, dei gtanzt hohn
wie roſend, un wie hohn | fi irſcht met d' MWeiböleut
‚unerhallel jo wohrhaftig, ſ' fein fi borim nohg’lafe un
hohn ſich baal bei Klarer?® vom Leib g'reſſe M’r joht do,
‚m’r hääjche dot pille. Eich hott meich irſcht fimer bei Kerl
Ei jert, wie eich ower no fro un hiert, deß et Affefote wär'n,
0 kunt eich meich irſcht W’rouhige, weil bei ald ih mi‘?
‚eraud nummer‘ wie anere Leut. Eu ging et her, un eich
wor —2 Of amol g05’8 Lärme, do worn bei Üimborjer
nie d Dirner Bauern en Streit g’rore.”” Weil m’r niems
lid) owe em Waͤldche nit fuviel Er un Bärt bot, daß
Alies ſich fege Fann, {u brenge dei Bauern dei Mewel un
„grein?* Dann ebbes d’für. No Hott eſu * e Bauer ’m Lim«
orjer 'n Stouhl g’brogt un wie be ſich drof fee will,
" meine, ° nm. 70 feine, 22 1hut’®. 2° gejagt. © liegen. ** einem.
wad. 3 ordnen, 2? haben, 3° sie, BB ee 3 geratben,
#2 friegen, befommen. ®° fo.
85
Brit d’ met d'm Stouhl of bi Erd. Wär d’ Bauer noun
gange, daan worſch gout, ower de moAt noch Gelb eraus
kn D’ Rimborjer fot: amol e greit naut un do dei
kwpꝰe immer zondringliäger wourn, gob's jammerliche
Schlaͤh un mancher Unfgülliger Hot d'del Schmiß greit,
mandıem hohn eichs ower “ gigent, wie dem huchmäͤrige
Acſefiſt, ower?* wot e eb; bau Eennft ’'n jo, de vom feine
Rummerode ig nicks md wiſſe wil un Kaan ohnfeiht, weil
e und freier, wie e noch d' Henfelkorb g'trohn *T hot, z’jthlecht
wor. Od! eich hon d’r ’n Frad g’hott, wie |’ 'n werre'm
Bam?° horre?? un ’m fein Hout en d’ Kopp ſchluh'n, daß
e’n en ’r vertel Stunn nit mi erauszeihe Eunnt. Wos
ower b’t ärjerlihfte wor, dorch d Streit hott d' Spaß ’n
San un mr ginge werre:° of di Schiff un fuhre eruner.
Wie m'r noun werte en d'r Neid worn, gob dot d’r of
amol_e BErtih uner d' Weibsleut un e G'raſſel en de
Sala, ®' u w’r hätt mehne folle, m'r ginge une. Alles
uft en die Hih, — um wot worſch? e Wohhalz 2 wor d’
aftbam enof g’Elerrert?® un mog noun fein Boſſe en be
Saler erim. Grod üwer d’ Kipp*+ von d’ Weibsleut wor
e; wann e jo bo erunner wär g’falle, ei e hätt jo e halb
dogend tubt g'ſchmeſſe. M’r wor enbtiä genierigt, *° Dem
Kerl 3’ befiehle, bei Schläy®* eruner z’fteihe. Ib wor Rouh
un fu kome m'r Schlog zehe Uhr werte en Rimborg ohn.
Dot wor noun d’t Enn vom Tog un fu veräunert fid) Alles,
wot mir om mafte hei feiht on b’ Kaflaͤre,“ dei met b’m
grißte Ofwand irſcht für e poor Johr Fein ohng'lcht wurn
un ig ſchunt all ohn d’r Ausziehring lawerichra, zoum Thal
owet ag ſchunt g’ftorwe fein.
17. Bom Sannes eun vom Lllioche.:
Mundart von Obertiefeubach A. Runfel, mitgetheilt vom Lehrer Jof.
Sörle daſelbſt. — Zu beadıten ſind beſonders: ã Se, ai, diie
D’r Hames enm det Alloche ginge merrenanner Gaͤrſcht
ſchneire. Wann d’r Hannes Hamm gig, da(n)? Ioogt® fich
det Alloche off’e Ohr enn ſchidif. Wanne dan) Hamm Eoom
met feilu) * verfchloofene Mage, wur? d'r Hannes Wejerlich
eun doocht® bei fich falwer,? wort, Echlooftopp, ai) wid
2% nichts. ?° Nuplöpfe. ?° oder. *" getragen. * Baum, *° hatten,
= wicber, ° Seilen, Tauen. ”? Wagehald. geklettert. * Köpfen.
5° genöthigt. ”° Schlägen. ’” Kaufläden.
? Bol. „die finge — — in Grimms Märchen. — ? dann. legte.
* feinen. ® wurde. ® dachte. ? felber,
36
d’r bet Faulenze ſcho(n) vertreimel Det nähftmohl wor
det Alloche richtig wirre e(n)geſchloofe.“ Du ſchleach '° ſich
d’r Hannes haamlich erbei enn Hunk'm e' Schellche sin).
Wii et wadrig wur enn faak,!? derr et e’ Schellche hat
o(n)benke, du glaabt's, et wär det Alloche net meh. ln)
d’r Angft Iöif et hamm enn fröih:?° Mei, Hannes, eß det
Aloe do? Du foht d’r Hannes: job. De druff foht det
Alloche: Dan) jenn '* aich et net, ging fort enn eß haun
noch wirrergefomme.
18. Rätbfeil.
(Diefelbe Mundart.)
Gt wor Ahr, d5° hot i(n) femm? ganze Leewe naut Beſes
geboh(n)® net geraabt, net geftuale enn aach foß* naut ge
drimwe; be bot fugohr uhfim® Sersgtt geddint enn kimmt
noh femm Dohd doc net in Himm'l — wer wohr bot?
EHriftus, d’m Hähr® fein) Ehft.
19. Sannes kommt vom Felde zu feinem Nach
bar Kowes.
(Mundart von Billmar A. Runfel, mitgetheilt vom Lehrer Hergenhahn
daſelbſt. — Bu beachten find befonderd: äl=ie, ae, aa, ou=u)
Hannes. Gourenoben,! Nochbar Kowes.?
Kowes. Gourenoben, Nochbar Hannes, Komm e bißche
ber enn? fe Did. Wu woarjchte da(n)?
H. Ad woar emol em* Feld. Ach ſain d' Aunklar
Week enaus gegange enn hun off da Falkehehl matın) Erwes
mol bejät.® Do hun aid der® Erwes, dät ſai(n) fu hibſch,
es failn) Tacn) hibſcharn em Feld. Aich Hun awer aach bo
mai(n) Stüd em Stand, wäi ana.” Viar brai Joahr hun
aichs ach fu vol Meft gefoahrn, main) Pera? hor’en innar
jendert. Dear wußt enn goar net innar 3’ brenge. Dear
det mai(n) junge Gaul ganznaß, bai dem Adern, g’foahrn.
Vu do jain aid) mohl üwa de Lemberger Week. Do hof
dau awar Geahricht,° bat iß aach failn)
au afden. gtaeäeen. °F. "Sing China) Im, "fh. frage,
Es war einer, der. * in feinem. * nichts Böfes gethan. * fenfl.
s fear unferm. ® Herrn.
Guten Abend, * Jafobus, > und. * im, °efehen. * ih dir, ? einer.
* vor. ? mein Peter. 2° Gerſte.
87
8. Doas glawe aich da rät gern Hauned. Däi muß
Er fai(n). Aich hun viarm Joahr d’ Perch gefteiert,!! do
% No da brauchſt d’ aach alleweil net mie(n) z’beffern,
daln) en 3Joahr iß jo Die Lieh '* met d’ Kurferftliche Städa
aus. Aich hun're aach, dAt wärn net mie(n) gebefjert. Wos
ee bau — Poodt ou de 5 Sol,'? wu dau däi
“ . HN naue Mala, * Halb Korn enn Halb Geehrſcht.
Dofür will aichs net mie(n) Hu(n), Daın) wann mar Die Dar⸗
wet, d' Meft enn die Seefrücht rechent, dan) hot mar noar
Schoare an dem gepoocht Land.
H. Jo fu gieht mirſch groad, mäi Dir. Ach will äach
ſu vlel arte Land net mieln). Deß Ioahr, wäi bie
PVoataftüda, enn waͤi doas Land foft noach haft, verpoocht
m woarn, bo hun ſie ſich da(n) wirra emol dichtig gefeilt;
o die Minfte gebe miein) Poocht, als fie off be Stücke
ung, wann bie Fruͤcht e bißche ſchlecht gereht.
Jo dau hoſt ganz ea Nochbar Hannes. Woarfchte
aach — Ide enn dem Berke?
H. Do woar ich aach.
K. Hoſte aach mai(n) Katoffel geſai
H. Daͤl hun aich ad gefäl. Dau hoſt do viel Groas
drenn.
8. Sul da ſunn morge mai Leut hiegieh(n) enn dis
Groas eraus roppe enn batn) wern fe'° geackert.
H. U do kimmt jo uln)8 Lis gelaafe. — Noh Lis,
woas git’3?
Lis. Voata ihr ſollt nn am komme.
H. 8 woas 63 as etz gem?
20. Die Weilborger gerb.
Rundart von Weilburg, abgedruckt aus: „Germaniens BVölterftimmen"
von J. M. Firmenich. 2. Bd., ©. 82 f. — Das Gepicht erſchien
früher auf einem ſ. g. flegenden Blatt, der Berf. iſt & Stahl.)
51H kumm alleweil vun ber Weilborger Kerb;
18 der e Lewe, 's 18 wohrlich nit herb;
=» gefteigert, ?? ‚een > Sadel. Gi acht neue Malter, ** dann
werden —— I —E chi
38
Aich worn? recht blefierlich, aach hatt merſch gefalle,
Su e Kerb herz? gi gleich wiryer* gehalle.
Do Hun fe gefoffe, gebanzt un gejuzt, ®
Un all deß Gel aus em Sad raus geluxtz
&8 hatt maich ‚beim Deiwel e biſſel verbroffe;
Doch worn aich zefrirre® un macht nor mei Gloſſe.
Dep erſt deß wor mer e Iumbiger Dag,
Die Langweil wor fell” mei anzige Plag; .
8 Schwane do hun fe zwor al ſchunt geſoffe;
och id der Schnabbs noch nit wadcker geloffe;
De Middag wor e geherigder Mad;e
Do ſaße die Jirre“ mit Maaler ié — ſu bratn —
Un hun im die Wett allzeſamme gekriſche
Wanns ferdig wor, fonut mer ſei Bell nur uſdiſche.
Nit weit do ewed!? wor e Difch ufgeftellt, -
Im! deen flann erim bie ganz Wellborgiſch Welt;
Uf dem worn Ziffern un Zohle geſchriwe;
Do 18 mander Bape dran hanfe gebliwe;
Do hun fe gefpild un Gel druff geſetzt,
As bett fe der Deiwel derhinner geheßt.
Ad, fein'* emol an de Groſchediſch gange,
Un hun fell’® emol mel Spill angefange;
Mei Groſche wor fort im erſte Schlag,
Bies ꝛe worn aid, odder!? e8 wor jo Kermesdag.
@ud, Auneketh, ° was mer nit alles noch fieht,
Wu herr aich geklabt, dei e Fraa erim gieht
Un de e Fraa uf em Horn aady kennt blaſe,
Domit, daht aich, deht fih nur e Mannsbill befaſſe;
Doc ferdig; deß Horn flann dem Weibsbill ganz gout
Un geblaje hatt's herrlich un brechdig fein Tout.
Was fol aich eich noch lang vun dem Mad vyerzehle,
S wor nidd a8 e Schmuße, 1? Betrije, Krafete, ?°
Drum ging ai) ind Werthshaus, un leht maich ind Beh,
Grod wei aich aach hei?! berkam gebahn heit.
Do lunzt aid) dann aach ganz ohne Sorje
Un ſchnarcht im Blefer bis zum annern Morje;
tt baal ?? aach verſchlofe die Middagszeit,
ochs Stadtmilider hatt's Weke vor beit;
? war. > hätte, * wieder, ® gejauchzt. ° zufrieden. ? da, * Markt.
® Juden, *° Mäulern. i breit, 9 tor um, bin. 6 da, der,
Vdes. *" aber, \* Anna Katharina. *° Schmu machen. 2° hier in der
Bedeutung: fi brüften. ?* hier, 22 bald.
39
Dann kaum Kun des Morjens die 3 Aur lah'n,
Do kimmt der Werth un duht mer fah'n, Es ö
+ &8 wer ept Beit, de mer uf deht ſtieh'n —
Un ufs Schießhaus enuf ſpazire giebn; oa
Dohin dere?* aach glei die Sulbore?* Fumme;
Do hun ai) dann aach vum Bett Abſchid genumme
Un ſchlubb in mei Lumbe,?° un dringt nod en Schluf,
Dann aidy hatt jo vor heit noch mei Kaffee zeruf. |
Wie aid nu ufs Schießhaus enuf fei fumme, .
Harre? Diih un Benf de ganze Blaß ingenumme,
Un driwer worn ſcheene Dicher gefpannt, .
Wanns rejene deht ald unnig?® ber Hand.
Do hun aid) maich uf en Ss enin geſetzt
- Un mai an em Peifche Tubak ergept.
ufs Miliver hun aich aach gewarb redlich,
Doch allzevill warde is dal ſchedlich:
Drum leht aich maich fleißig ze Baß** in e Eck,
Un leht unverdroſſe mei. Peifche eweck.
Do ennelich?° her'n*! aich die Drumme un Peife,
Un daht nad Stede un Kapp aach gleich greife. .
De kaine fe herrlich un brechdig marjcherb, J
Grob wei for e Brivatmilider ſichs gebehrt.
Die Spig die machde 3 Fellrafjelirer, °?
Gebutzt un geichniegelt grob wei vum Balmirer;
Dann kam aach der Haubtmann im goldige Rod,
Un dann die Sulbore, zum geringfte mg Schock;
Do Bun fe fih_audgedehnt in lange Glitter,
Un feßte ze Fuß ihr Flinde aach nirrer,?®
Dann hun fe fe ufgeftellt, wie, waß°* aich nit,
Doch korz, je worn wie in de Burrem®® gefitt:
Dam ſahi da der Haubtmann: „Ept geht fell?‘ and Feßchel⸗
Un glei druf bracht andy e jerer ſei Glesche.
Etzt ennelich fange je an ze ſchieße,
Un jeresmol hun aich erſchrecke miße;
Dep daht der en Knall, wie e Maftbaam fu gruß,
Aich hun der gezerrert®® von Kopp bis ze Fuß.
Des anzig, was mer beim Schieße gefalle,
— 68 war nit def kreizdomerwetterſche Knalle —
Die Inrichding wor derbei hibſch gemacht,
Der Kapideen ſelhſt Hast merſch ju gejagt;
m 3° fagen, ”* ihäten, 2® Gofdaten. ** d. 5. Kleldel. 2” hatten. 2° unter.
bequem, zurecht, in Orbnung. endlich. "höre. ?2 Trommler. ?° nieder,
weiß, ?* Boden. ’* da, dort. ’" jeder, *® gegittert,
40
53Re hun fe fell geichoffe,
Ba an? Dean Bun fe nur ufs Brettche geloffe;
Wann dar*° do druf kam, dann fprang do eraus
& Beiag fu gruß wie meim Michel fein Hans.
Wei nun ber Belag eraufer iS Tumme,
Do hun fe been, dar'n eraus daht, in bie Mitt enin genumme
Un hun bie Glefer all bis zum Rand vollgefillt,
Un de Muſekande hun hibſch derzu ufgefpilld.
Un en Straaß“! hun ſem angeftedt in e Knobloch enin,
Su kemmt kaner uf Frohleichnam in unfer Kar’ enin;
Do Bun fe gefaht, bar wer ebt ihr Kenig,
* Un dar hatt fi druf ingebilb wohrlich nit wenig; |
Dar hatt kriet e Schiffel un e Suppeleffel berzon! |
Un weil darſch friet hatt, bo ließem die Annern fan Roub,
Un is vor fei eigebimmlich Gell ſich beſoffe
Un ſich vor e ganz Woch ganz geherigb gebroffe.
Dann fein fe, fi voll fe worn, hamgemarſcherd
Un harte ſich angeſteckt, was je profenbert;
Der ahn hatt en Sobbel** der anner e Haibche,
Der ahn Ha en Leffel, der anner e Laibche, *?
Der ahn hatt e Leuchd un en Beirel** un Schlabbe, **
Der anner e Urfurreral* un naue Nemwelkabbe; +7
Su hun fe fi) langfam ze Weilborg enin gemacht
Un drin die Schlabbe ihre Weiber mitgebradt.
Doch Dred wor deß Alles forn Middag dererſt; +
Aich geb noch en Bape, wann be*? do geweft werſt;
Deß wor ber von Frembe e Dride un Drenge,
Mer mant, noch mißt aner uf em Annern henge;
Do faße bie Hircerhen® voll bis and Enn;
Mer ſach uf de Diſch nids als Blefer un Henn.” -
Do bare®? fe welſch un ladeiniſch parlere,
Maid; jehendes® je, klab aich, body wollt aichs nit here.
Do Hun je zum Danze en Burrem + gemacht
Un driwer e ferchderlich Leuchd angebracht,
Do wollde ſe's Danze mit inleuchdend mache,
Wann aner nit kenne deht die Saaldenzerſchſache;
An mir obber*® hun fe iht Glick ſchlecht browerd,
Su dumm wie aich kumme ſein, ſein aich marſcherd.
Vum ſchreckliche Renne un Domes un Weſe
Kriet aich e Bleſer en Schnabbs ze verleſe;
’° einen. * der, *: Strauß. *? Oberwämmöcen. * Untermänumscen.
Beutel. *° Bantoffel. *° hrtäftchen. neut Rebellappe. ** erit. *” bu.
®* sütthen. * Hände, *? thaten. ſchimpften. * Boden, * aber.
® Toben, #7 d. h. vernichten. “
41
Do hun fe maich angeklotzt wie nit
Un fare5® beß is nur for fürnehme .
Do far aid, warn ihr nit wollt, Tat & Ein bleiwe,
Aich wern mer en funft mei Beit wu vertreiwe.
Kerzim, Die Kerb hatt mer recht gout gefalle,
Aich deht eich gleich noch emol fu an°® halle:
Nor and erlert mer, aich kanns nit verſtiehn,
Wie je fu friedſam ſelt mitenanner gichn;
Dann wann bei ber Kerb doch Fan*ı Prii jel falle,
Darm Maben** aich, is doch bie Bes wi Mile nuß geballe.
21. Gefpräd.
(Mundart von Meugerölichen A. Weilburg, mitgeteilt vom Lehrer
Sein daſelbſt. — Zu — fin befonders: ) sa=a via, ü,
=e, le; su=u,
Hannes. Gorre Morfe, Stail
Stat (Chriftine). Orußdant, Hannes!
9. Ru wollt dau dan)! MC
St. E Reiter noch Weilb:
& 8 Da eihln) m t merrenan®, us hu aach Geſchoͤfte Io.*
ei wimm?
H. er elo5 beim Dufter.
St. Wer e& daln) vu(n)® auch Frank?
8, Uln)s Gritt? eß nett reecht kanuniſch.“
t. Auer Gritt? Ah doas hm eich jo elo noch ehnig⸗
oeng gejöih.” Wu Faats!° dan)?
9 38" horr e wink de Rublaaf, is feet, is wär fu doll
im Kopp; eich werrn em ebbes verjchreiwe Iore, "?
St, Doas werb d’ hebig Krankheit Eröte,"® baß emol
oacht! Eich waaß, woas m’r elo bei leire 2* mouß. Dachtʒeh
Wuche harr Kr aach. Der Dubvul, ! aut) f mr der
noh gfaat, Hettm’r ſchu zwamol geroufe. Aid) fei(n) oawwer
hau’ noch do. Wann doas Gritt nurt verſchunt bleit,“
ad e larer] ’®
9. U(n)8 Herrgott Fan amm hammfoiche. '°
St. Eich menn.? Mir fo doas gout Kriffeldhe, *ı
doas gont Boiche, unn drei Wuche dernoh fei Babbe,
2° fagten, *” eine. “ dort, © feine, © glaube,
* Dann. ? wenig, ® miteinander, ° da, ® da. von. "Junfere ar.
° „„tanonifg, wie eb jein fol. ? vorgeftern „pelehen. 2° klagt ed. 2
2 {afien. 5 friegen. 2 feiden. 3# Zodienwogel (Ränzcheu). 2° heute. 37 *
zent bleibt. 29 ad) leider, 29 heimfuden. 2 id) meine. „* Chriſtianchen.
4
enn bonoh verkdif m’r der Gpepbou meilnz Haus. Woar
doas net Art? .
FR Gch mahnt, bau heft ’a nerflant.
- Gil, komme hau wert ver um Amt; side Iaer 'n
nelich °° en Betrijer gehafje** uff'm Amt, do ſchwie e momer:
ſtell enn — 46
H. Dihaſt reecht. Dau moußt doch fer deiln) Ken fory.
St. Eich ſeiln) doch geweß mei(n) Sach werth, enn
mei(n) Keun fein eich fain) Roawemoirer.
O. Dei(n) Lean oarte ſich allegoar. Dan haft en geſcheide
Bon; eich huhs oam Sonntoak i(n) der Kercheleht gehort; her
Paſtur horr’n u(n)gangft märig?® gelobt. D’ ldir ich floreirn. ”"
‘ St. Io, wann eid fu hir im Boil fteun?® wöi bau.
8, Selm Voarrer ſchler e auch net noh.
«Na, ber woar im Leje enn Schrelwe ſchleecht be
greffe. Su woarn ſeiln) Broirer all.
9. Un) döi jeiln) froiherhi de Verjas *° g’fpaart worn
St. Dad), fe Hucn) bije Kepp enn feiln) goar 36 Foppig; met
ſu Lot fehrt m’r iwwel. Woas macht dah(n) deiln) Grußer pe
8 Der eß Bei d' Soldoate finter Üſteru.
t. Wann's als nurt kann Kröik git.
H. Se ſchwetze Io ſtaͤrk derbu(n).
St. Der fol di ſchwer Blo krdier Dit Kenn ihr
Allvorrer woar naͤchſt vuin) d’ Sraufufe imgebroocht worn.
H. Odi Franfufe woarn als noch e Keltche monnöit
licher ®° wöi d’ Ruſſe.
St. Ah Io verzalte fe nelich uff ber Amtöftoh, ®® daß
di Beiring Krdik gemelt hätt.
9. %, eich Fulnys aach gehort, de Franfufe enn d’
Gnglenner — D’_Ruff aͤrk gehullert.“
St. Soll dHi Deuring net vu(n) deim Kroik komme!
Pr 9. Jo, Kröll! Saa dan vun) d’ Jurre eun yuln) d’
ucherer.
t. 8 doch en Sinn enn en Schann, bei m’r fu €
Leebche Brut met 22 Kroizer bezoahle moug! — Wu hälft
d’ dich dan) uff, deß m’r merrenag hamm gihln)?
5 g Wann ** gift dau Baht) Hamm?
t. Imm zwo Auern d’ Unnernz;® i L— 's will eih
dich d'r woarte, haͤrſchte Hannes.
H. Io, Staidel
38 yeufidh, = geheißen, 2° Haben: .* 2 tiefe
Radler = fir {6 Beni Kaserne wir Neal = Air
Sohn. ” Die fwere Plag (Nränf) triegen. *? mauterlicher. 3° Semtt
fube. = gefchlagen. *° warn. >° um zwei Uhr Radmittag.
43
23. Sage vom Schapgräben
undart von Ingen 9. Hadamar, mitgetbeilt vom Lehrer Bfa|
a am ort
Wu b’r Dem naut fertig brengt,
Do bringts & valt Fraa fertig.
Mehrere Leut grouwe noch Geld. Faaner dorſt bobei
fwäge, fuft! wor d'r Schak fort. D’r Deiwel ſouchte
nun allerla, daß daͤ Gräber fprääche funn.” Oawer ums "
for! Do fam & ſechsſpaͤnnig Schaͤs? doher gerannt. Lang
dornoh kam aach & ftanall* Fraa an Kride doher geſchlep
un frug, ob die Schaͤs ſchu lang fort wäg. Dawer bie
Kin als fort. „Ei, ſoat fe, des if m’r vawer & au
eit, die will {ch Boal® ingeholt Kun!“ Do fät aner: 25
fonberbar hergih(n), wann dou bie inhoͤlſt· — un ber
Er ag wor fort!
3. Der alte Bauer an feinen Sohn.
(Mundart von Montabaur. Der Di fr dieſer in Montabaur und der
Umgegend ſeht befannten Parodie al tollbergö fchönes Gedicht If
nicht befannt.)
1. Sohn, höl Hofe! möine Gaul;
Eich fein grobig,* ah? onn faut.
Nomm* de Bun onn och be Gh, ®
Adre dan, eich kann net meh.
2 Sud, er) bonn fchonn groe Hoor,
Sehen Sate he mn be Sort
Onn ® re?” wohlgeroth.
3. O08® Herr Scholtheß hot de Wahln),°
Me geihentt, eich kann Fa 10 fahen).
Eich honn ’m!! awwer och met Recht
Fuffzeh Johr gebehnt?? ald Kneecht.
4. Rau hahl eich mer enn maim Haus
Möine Sig onn Wohning aus,
Omm beß!* ei als ahler Mann
Mei böim Owe wärme kann.
3 Sir en. 2 Einf Day. > al > Simme 3 dp. © iR
u a . a mm. J
HA Unfer, ? Bagen, °° dir eb. ?* habe ihm. ?? gebiend, + halte.
m
4
5. Mal; kam Hupethek oft’ Haus,
geh der och et Hußje!e draus,
m dann drei !? als braver Boh'*,
Mer omm!? End de Aue zoh. ?°
M. Die Mombäurer Sturenbefirmen.*
Mundart vom Kirchſplel Kirhäge A. Montabaur, mitgeteilt vom Lehrer
Zirvas zu Ufingen.)
Die grißt Pläfir! en em ganze Johr,
Die don fe bei 08, et eh? geweß wohr,
Off die Kirmeß, wonn je beim Spillmah Tonne* fprenge
Dn juchheeze, on larmſe on Gaflehater* fenge.
Su en Muſik, fu e Spidafel on Bowe,®
Dot® Tann eich net leire, dot kann eidy net lowe.
Wer freilih, wie die Ma(n)fte,? net weirer eß komme,
Dem gefällt dot, de kann Fahne Oln)ftand droh® nomme.
Eich ower fenn? ſechs Johr bei de Salbote geweft,
Drem kann eich beurbele, !° wot mer Muſik heeßt.
Hr _durft nou net denke, ber Monderkat!! mär eich Feind.
D Here naln), vo(n) ſchenem Vergnüe '? fenn eich e Kreind.
Sich, wer zom Exempel ebbes Schens well Hirn on fehtn),). "*,
De muß off Mombauer, off die Sturenbefirmeß geh(n).
Det letzt Srelohr wor eich emol en der Stabt,
Weil eich ſuh allerlah Geſchäfte drenn Kat.
Onner Mettag bon eich en em Werthshaus gefefe
On bon Beier getronfe un Wurſchtebrud gefe;
An eme annern Def '* worn e poor Schullehrer vom Land,
Die hon geſchwatzt vo(n) ber Lihr on ſoß!? allerhand:
mer hart en Zehl,s* davoln) horr—e ausgeloogt,
ot de Nomettag offim Schloß wier gemoodt. ?7
„Dot kann ſche(n) wern, de Altes!“ hon fe gejoht.
Do ſpannt eich; eich gong erbei?® on bon fe sieh:
„Soht emol, '? wot e8 da(n)”° 108, ihr leiwe Heern?
Mei Neiſcheerigkat wierd mer wol ner veriwelt wern!«
2 aufs. ** dad Hußchen, d. 1. Gerichtsvollzieher. *” brüd. Bube.
* Srüfungöfelerlichleit (Aktus Schullehrerſeminar zu Montas
ge ) am Schullehrerſemirar zi
fand dran. ? aber bin. 2° beurtheifen. Munterkeit. ?? von fchönem
mügen, 3 hören und ſehen. '* An einem andern Tiſch. *° Lehr und
Von a gettet (Programm). *" würde gemacht. 2° gieng herbei. Sagt
einmal. * Dann.
—
Do bon fe geſoht: „Ei leiwer Maln) giht num: emol met;
Do birt'r?* Ebbed, dot hirt'r v'leicht auer?® Lebdag net.”
Eich doocht: Ro de Hirjch?* dach fuß fu wen; *s
Wann och de Dag hau? emol Freit?? die Eränf.
Eich hon die ganz Zeit off bie Kircheauer gefeh(n),
Die wur mer lang, et drei daht Matestn).
Em hakwer drei fenn die Schullehrer ofgerappelt, -
On ei) fern e noh, de Reweſtochee enoff gebappelt,
Vir 08 en henner 08*° geng alled vol Lei.
On och e poor. Sturende, voLn) den hatt’ jerer e et.’ _
Offm Schloß de Sool wor voll von) Menfche gefpedt,
Eid, hon meich ower vorm o(n) e hibſchea Plägche gedredt.
Gleich droff, wie fu e poor huhe Heeen?? worn komme, '
Do hot die Sad) ihr'n Olnyfang genomme. —
Da irfeht?* hon die Eturende e Ootteölid®s gefonge,
Dot bot ower det ganz Schloß voll geflonge.
Die bon wahrhaftig gefonge, wie bie Engel;
Wot es dot e Geſchwäß gen o(n)8 Gaffebengel?
Danoch hon zwee off ’m Klavier e Spillwerd gemocht,
Dot horr en allebaad vill Ihr3° engebrocht.
Gleich droff ſtellt ſich ahner off ’n Tritt em Sool mette brenn,??
On hot e lang Reimche ee gejoht, on hot agirt met de Haͤnn.
Dot Reimche wor vo(n) eme o(n)zefrierene Maln), 2°
De glabt, he hätt det grißt Sreiz ganz ellacn) *°
Su gihret jo ſcho(u) iwig*' off deſſer Welt,
Det Jerer jei Schedjal Ahr det haͤrtſt hält,
jenne droff hot den Maln) imerwiele o(n)s Herrgott,
err—e vo(u) all be Ei det allerfleenft hot.
Do broff hon Steder dreißig Sturende e Stedelche gegeit,
Dot Hörr am verzüdt on verfaßt en die hemmliſche Zeit,
Su Hat nou dot Senge on Spille on Verzähle alt fort gedauert,
Eich hon awer de Spaß vo(n) Otn)fang bis ont Enn obgelauert,
Gen’t Enn zou *? es ahner voh de Altfte Sturende raus komme,
. On bot für feih on ſei Kommerabe Obſchied genomme,
De Hot waßt dv d Te Lihr, *®
Sn Yon Mh Yerti Yen srl am
"nur, %2 hört ihr. ®° vieleicht euer. * du hörft. 2* fonft fo wenig.
25 peut, 9 = Theil der Stadt, am Fuß de Schloßberges.
> Bor und und hinter und. °° Leute. ®2 jeder eine Geige. 2 an ein
ungufriedenen Mann. *° er hätte daB größte Kreuz gany allein, * &o
geht ed ja ſchon ewig. *? Gegen das Ende gu, * von der erhaltenen Behr,
46
Wot b Rech 4 chrocht!
Do — Pe Edel ur is Yange noch ont“
Bot en di Schullehrer für Forerenge wien *
gemacht. - .
En meim Herge docht eich: de Mal) Hot zwor J
Gen die Forerenge eß ower bie Solleriring *? a ,
No vleicht mecht fich "t,*° dihe fü em ,
Derr—et en Kurzem annerſcht wern bäht.*°
Nou foht mer mol felber, wot fhener jenn mag,
Die Sirmeß bei o(n)8, ohr de Mombaͤurer Fr DagI“
Nacn), für fu Ebbes, do es mer de Bang net ze fouer,
Dremm gehn eich, wonn Bott weil, jeb Johr off Mombauer.
233. Gefpräch zweier Bauern über die gegemwär:
tige Weltlage.
Mundart von Dernbach A. Montahaur, mitgetheilt von M. Berg dafetft)
Peter. Ebbes Neues!
Mattes, No, wot dann?
P. Se bon der allemeil ower e mol be Sebaſtopol en
Stalie gefloppt.
5 m Wen bon fe gefloppt? Don mind! geweß be Ga⸗
ribaldi.
P. Ja, dot es oc wohr! ower wer ˖ ka mir bot em
Kop nn wie der Statut* haßt; et eß och ein Dohn,*
wie Bebi t, He Hott Klepp Ericht.* No, Mattes, wot mänfte,
wol dazu, wot wird woll aus dem Spaß wäre?
M. Io, wot mänfte dazu? Gt fieht ſchlemm. aus en
der Welt, un ech gläwe, bet der Franzus och nachemol?
Herfimmt, wonn de Oftteicher klan gemacht 3; bot —
mer noh fohn,® det ech bot geſoht hon. Det je be Oft-
reicher Hoppe, dot eß emol geweß, bann he frieht kä Helf,
Se lohſen en überall ellaͤn fe tod wie et wirkgmol.® -
Wonn em du der Preiß geholfe hät, ba wäret anerſcht wore;
da wär de Napoleon un be anner — wie HAßt e och? eich
gläwe Victor Emmanuel, die alegmien nout ie werth fein,
geichlon wure, 2 Ewe bie zwien, die fein von allem Ümel,
. Dan de Senat. BA Ei ir — wärben. 9 D
fotdung. °" mar eb. 6 üit für den Nuffanil mi
— wirtlich viel — geworden. ® halb⸗ ſoen ehraa—
Pe uns: ® N 3 BE hun, sine . bat Rnfe
1 gefricgt. $ meinft du. inmal,
Sic. — u worden WBG Leer
mer män, fe’ waue bei be Deivel en de Schel eo; die
don gor ka Ruh em Wei" — daum wollen je de Leut
immer de Freihät brenge, jahe'? be Fürfchte aus ihre Länner
un herneh wann fei anol Här fein, ba hiert er, wär et
nach vill ſchlemmer 08'* früher, da mäfften mien!®
Steiet gebe, 08 j08.:% Un wie Han fet?? dem Papfi gemacht?
Tem hon fe fei Land genunune, un Rom, bot bon jem
an nach gelooße;'*. oiwlccht munnnen fe em bot och nad.
Dann wolle je ody nad) katholiſche Chriſte fein. Spepbuwe
fin et, Haluzle. Se gläwe.gor mont. B
B. Die glaͤwe jo mut, haͤrren fet fu nit gemacht,
M. Io, wommer ſech dot all ju betracht, ba memer,2
der Anm rafirt*® ſchun, um ber jüngfte Daach wär nit
mit . °
P. Jo, mer män et babl;?* ower ech maͤn, et ſaͤch nit
fu Tylemm aus en bet Welt, wor die Dentiche.änig wäre. —
Wonn bie all bei enanner hiele, bot müßt jo bad) ber
Senken fein, woun fe nit die Italiener un Franzuſe zum
eh „
jagte.
M. St män ech of, wonn jet nur thäre,*s ower ech
Yan det ans dem ganze Spaß nout wierb. Se moge
uwert mol bei enaner am Gonfrenze, orer wie je dot
nonne, hahle, je brenge bach nout fertig un ech glaͤwe, bet
fe do nar gut Affe un trenke, un dann gien fe wirer von
nanner. Allem Ougzeſtelltuiß?* och wird et hurtig wirer
drof los gien.
P. Fi mänf dou? Dam woll ech awer dach, ber?”
ech nit mie om Lowe wär.
M. Dot fähft dou, dot eß dir dach nit Ernſt; wonn
dou fterbe ſolls, da wollfte dad alt?® lieber nach emol en
Krieg erlebe.
BP. Ip, dou ſchwaͤt, bon 508 dot nit e fu metgemacht,
wie ech, dou bed“® alt nach jünger, wornn be bot all fu met-
gemacht haͤs, wie eh, dann ihre auerſcht ſchwaͤtze. Et ges
denkt mech nach gang Bi wie ber Feind fohm un wie ſech
de Leut all and em Dorf mieche; * wie fe vwe der Hih
heruner kohme, parte mix 08°! de Beudel of de Buckel un
liefe fu ſihr 08 mer kunnte, noh Sierſche. Wot nad
10892 em Hous wer, heanmer>* all dehäm muſſe looße. Dot
2% Boltöfpriwort). *° jagen. ** als. 3° mehr, * als fonfl.
fe Hi Pr —ã ⸗ — * wenn Bei: 2 meint —
22 zegiert. 2° mehr. man meint es bald. * wana fe es nur thäten,
= Aufteisen. * Daß. * als. *° biſt. » machten. ale. ?? Gieröhahn.
> fonfk, * haben wir.
—
W.So mei Vorrer hot och alt davon verzählt, ower
on et wär fu arig nit.
Tann ech dech verfechere; de hos jo dach alt
gehiert, wie ſe de Schuhlhalbes of ber @emi p erſchoſſe
bon un bet je be Burjemaͤhſter dem Goul on de Schwan
gebunne bon un bon em boherum geſchlaͤft. Un wie bon fe
108 gehouft? De Hohre ftien em nad) ze Berg, womer dron
deut. Wonn e freicher Trupp kohm, mußt de Burjemäh)
Geld liewere, f08 wollten fe bot Dorf oı je, 2° Die Leut
oven et, wot wollten fe awerfcht made? Dem Hausjer,
em bon fe poor?” neue Schub ausgebohn un poor ahle
Salappe Aingaamte j j
M. Dem woret ganz recht geſchieht. Wie mer mei
Vorrer verzählt hot, hät de immer gejoht: Ich woll, bie
Batriote (Franzoſen) kãĩme, bie mieche Glachhat, hermoder
ower, wie fem Die neue Schuh aunohme, do ſore: ech wol,
fe wire all, wu ber Päfer wißt.*®
P. Ja, Jung! et hot-fchroh** hergange; be Leut fein
fü orm wure, bet je jibfte, *° um et fein Dörfer, die fchpüren
et nach. Wonn et nach emol los fell gten, wie ech ſchun ge
foht bon, dann woll ech, ech wär nit mie om Lewe.
mM. män alt immer, et wär dach ju arig mit, bot
Recht muß dach obe hin komme. De, de bie Stil on de
Kierſche mächt, be wierb et fchunft mache, wie et fein fall,
un wierb jitjcheränem *" gebe, wie be et verbänt hot.
25
26. Die rupprärer Vaueru.
Gon Johann Eichmann aus Nomborn A, Wallmerod.)
1. Ruppro? dat lait der? off der äbjche Seit,
Amer der Hannveid und ber Dried?
Dat fein* der gar ze brave Leut,
Dei wärn nemmer net über nanner bies.®
2. Do feiln) de Bauern, dei thau® ihr Arwet
Met Schpaf en aach ganz fact; -
Sein fe morjentö? em fiebe net fertig,
Dan) fährt? d'r Hannveib doch em acht.
9 veinfidh, vollftändig. °° anfteden, 9 A
” garftig. en — angaben raat mist
3 Ruppentod. ? Jint dir. > Johann Veit und Andreas. * find, * 6d8.
“ tbun. ? morgens. ® fährt in den Ader.
49
3. Su wei jetö ° Bäkt de hr
Ba rn.
Un tndt da a fr ga ee De a.
4. Dob ire'* in de Schtall t De,
RN 6*
no nn
Sinn 1 fa lang of De Be
5. Dobroff wirb geroufe zum Kruifchtede, '*
Dat nn Benw’s gout giebt, fu mär?" em halb
Zur a jan da rdentlidh tonbenerem *? thout led, ?
5 ers bißche leiblich· en kemmi herflr
e Sunn.
6. Der Hannveid fäät,** mer muß doch aach mol no’'m**
. Verrer Dries
Beß bätfe?” nu he’* heraf außgefadelt, *°
Dobet ſech de Anneliß noch kaa(u)beßche derf mudie,
Säät d’r Dries, nu e härr?! aach noch net gefadelt,
7. Su fein et’? da em Schloog neu Auern,
Dat lang waarte gefcheit?? aus lauter Goutherzeglaat,““
Weil fe ihr Ohſe gaar ze aarig bau(n)°® bauern,
Dat ze aariı Stz wezeiern ee der Ohſe daut en gaar
ze laab.®
27. Geſchichte eines ungerathenen Sohnes.
¶ Seſqhichtliche Thatfache in der Mundart von Hundfangen A. Wallmerod,
miigeihellt vom Seminariften Joh Hohn aus Hundlangen. — Eigen
tHümfid iſt in. diefer Mundart das a fan r, er und der Gebrauch nich“
terer Imperfekta.)
Via! Beire wor emol e brova Mah,* be hatt zwa Kenna,
en? Boue en e Madche. Da Bora deh* Alles, worre® nua
vom ſei Kenna i® goura Zucht ze hahle, ’ Da Sohn aua®
Sa * By ihnen. ?? Heu auf daß eff. =* e pc ie. 2? Frühe
ns ” fieblic, RA: * mg dem, = „ dah
Kehrein: Bolksfitte, «
50
wollt ſich nett ſchede. Alles, wot be Leu“ vabroß, bot bere,'
en de Leu de Fſſtae en, era won? Am. Streit met
jei Komerode; Get: Vora horren!® daswehe manchmol ima
de Lafte gezoe.Wie da- Sohn gruß-teee, wällt- e'° fih
dot net mi gefalle loße en geng foat. Off’n Owed fohme
duad’n !7 gruße, dicke Wald. Be o ſu jenn Weg font gik,""
feire 1° off amol, daͤrre — gange het. Un ?* Aus⸗
weg woa net ze_benfe, well e i'bem Wald net belaunt woa
En ſchwaz Hex Ammt off'n doa en⸗ ſaht zom’m, = e ſoll doch
merra gib ** i in Haus im Wald, do ima”* Nogb bleiwe;
de annan Morje kenn e dahn font gih, en ſel woll em de
Weg weile. Da ugerore Oman ?* hat bah anna Wohl, e
mußt met. Wie e bei dot Haus kohm feire, det dot e Reu—
wahohl e8.*” Behe ftarke, ſchwoaze Mena imöf lange, Tange
Baͤat ſetze bei am?* Rogdaͤße. Oman wua recht well mel
genomme en mußt fugoa?° met aße. Die Reuwa leiße fi
merrem inne?° Geſprech en, afuan?! fei Scheckſol en be
ſchwagten en endlich, bei en ze blelwe. Se fore?" e hätte
gout Äße en Trenke en ‚brändt nua dann en mann emol
off de Reuwarei ze zete.”® Mei Oman, de woret endlich
zefrere, konn ſei Amt bahl fu got, wie ag ſei Mafta en hot
manchem Raſende et Beulche ꝰ gefeht. “
and dea?s Zeit woan zwa Bed°® drei Jua wagange,
bes endlich fei Leu gewohre wuan, do en bo wäre onna
de Reuwa. Wie gern härren’n®? fei Leu wirra geheilt, auwa
et won gefialich. Doch fei Schwefta, die en ima alle Moße
Br Hat: en ſeithea bahl nog&** net fchlefe konn, mog”
ch endlich off de Weg zou ſem“ Broura, en Eohm i be
gefialiche Reumawald, wu fei Braura eremſtrabt.“ Of
amol feit je en Mahn met a Flint off ſich loskomme. Gleich
alannt fe bo drenn fan Broura Oman en -ronf*? en merrem
Nome. Wie afchrod do be, wie e de Stimm vu feine
Schweſta huat. Bla Schrede feil em fei Flint aus de Henn,
gs 108, en die Kuhl fuhr'mm duach be Kopp. “Die orm
hwefta fprong bei en, aua e woa menäbub,* Qu ben
Zeirn Hiht ma de Wafb, beſonnaſch de Pla as **Ubenfe
en zua Woaneng fia alle bife Bone „Omanshed.“
S Beute, $ tat er. © flug, 42 Genfer. ober. = Hat jhn; #* über
den Reifteit agpogen d. 1 gene x er. ® durch einen *®.fort geht.
» fieht er, daß er, "fer. 9 an einen. # fagk zu ihn. ** mit fr
gi 2* über, ?° ungetathene Omann (Gigennate), ** Daß Zott em
täuberhöhle ift. ?* Ihrem. * fogar. ® jn or. * erfuhren, °* fle fagten.
” geben. = das Bentelden. %* während der. 3° ki. 3” Hätnm ib
> dald machts. ° machte. ** feinem caltertbämtich). °" berumftreift.
2 rief. ® maustodt, * Zeit an. *° zum.
5t
28. Der Weltenwälder.
Rundaı jen8 Bölkenfihinmen""
a ng. 2. 200 67) wen
Der Waſterwahld dat eß en Gaͤhnd,*
Su eß keen mihn? ze fennen⸗ J
On wann et’he* och manchsmohl at s
Keen bäffer daͤht mer® Kinuem, - .
Doch fahn? fe an dem Rhein dla, *
He dähten Im Sehanesdag jo
Die Schliehne 0 gor erfreeren.
En himmliſch 14 Spa da Dipehi
Dat kammer verbuggel
Dem Deiwel wärt jo Er Mn ste,
Dröm daͤht hä’? fort is ſchmuggeln.
‚Kahn hä off den Salzborjet Kopp,
Dann friegen *® meern’* an da" om, es
On jagten en zom Delwel.
Meer fein gefriene 1€ omaner hie
Der Himm'l eß wärtende klohrer
Die Waͤller fein voll_ Has on Zn u,
Die Wiſſe fein vol Fohrer. !7
He ſtieht en Mannpter! hach det Grand,
Wie Goold eß he ſu geein der aus, !°
On Koorn, wie Buhneſtaugen.
Loꝛo uſſer Suurke,“! hat wat ae "
Die fall mer nemeg”® A
On fehn ech gor wi 33elmans, 23
Dann mee, he gr EN 2 flännen. bi
Su hät da Parrer?® od Fre
Droͤm hät & dat ſchihn led gemoocht,
Di nigrerträgte** Parrer.
On bie Karloffeln, Kränd Smarnuthi
Dat goͤtt uch Viggelsloochen,e J
* Gegeub. ® mehr. *® finden, * bier. rognet. man. 7 fügen. ® da,
dort. ? um. *° Schleben, ** verbergen. 37 ws 3% friegten, fäßten.” ?* wir
Äh, 2° Hofe. ?° ee 37 Qutter, 3° gelb, 2? Beigen, *°-hter:—&= eine
Acı 9 jel. mand. °° fchimpfen, ?” Bemüfe dom ges
dörzten Birnen. — vweinen. > d I. Pfarrer Schmidt, Weir
— 5 deö unten ©. 58 folgenden Liedes zum Rob ber Oppeln. >uh
rablaflende, fewtfelige, gibt. a Aucen aus gerisbenen Kartoffeln
wit Mehl und Salz vermengt und verdünnt vd Milch. Er Pi "
einem Ziegel gebaden, baher der Rame.
52
Do dran fräß ech meh maufedut,
Däht mer mech och verſloochen.
Ech fahn?* uch ohne all Geſchwaß,
Am bäfte fein be Cowepläg,*?
Beim Kaffee ſu ze fräßen.
Fir die Kartoffeln giht mer nid,
Kartoffeln fein mein Fraͤßen
Dot anner Zeig eh all Beichlide,**
Kartoffeln muß ech Aßen;
Die kummen Morjet aus dem Saalz, °*
Deß Meitags dann met Speht on Schmaalz,
Des Dowets?° aus dem Waffer.*?
On den Rartoffelbrantewein,
Den boout net fihamereere, ?®
Ech Ioofen®? mech 30 Beer on Wein
Mein Lewen net verfehre.
Ech wär jo nor en dommer Flaps,
Söff ech keenen Kartoffelſchnaps,
Su aͤchten Waͤſterwaͤller.
Off in Waſterwahld waͤdſt alles goout,
Wat mer ſech nor waͤll daͤnken,
On Mährercher*° we Mäl’g*' on Bloout,
Do döt mert Harz dran hänfen;
Lo imwert Krittche*" gait mer nids,
Dat eb uch“ wie en Spag fu fig,
Dat Krittchen eß** mein Mäbchen. \
Dat Weifsgefchärr +" "Io aus der Stabt
Dat eß nor Gaͤnsgeſchnarrer.
Ech han mein Kritichen an ber Latt, =
Die Doochter von meim Parrer.
Tat eo of ooch 83 a“
at treift uch jo off eenen wupch *?
Die Annern aus den Aden.
22 fage: = fie werd der mit ef "
a ST —
53
On wann der Schniih * ach ®* he
Dat maãcht uß keenen Pie) am,
En Waͤlſchland, dat waiß alle Waͤlt,
Lait haͤ jo noch em Goummer. .
Gm Wänter®® warn ber Schnith huch lait,
Dann wärt** an Krittche nor gefrait,
Dann wärn®® ech ganz pläfferlic, *°
Meer fepen en ber Spennftuff ’Io,
Do wärt off praß geiponnen,
On manchen Kuß bonn ech ſchonn do
Vom Kritiche mer gewonnen.
Ging em der Farrem °7 nor kaput, *°
gu , flatich, dann Hatt ech jhonn en Schnut °*
ion meinem lewen Krittchen.
Bom Waͤſterwahld do gihn ech net,
On gihn net von Kartoffel,
Gudt, wie fein he de Köh fu fätt,
Beng ech, ech wär en Sioffel.
Geng ech vom goore‘® Beerewein,
Vom göllegate*! Brantewein,
Dann fall mech Hol’n der Deiwel,
Wat ſchaͤrt mech all der Len** Gi ?
Dat fein jo domme Fittche.*? eqwah
He honn ech Kaͤß on Oweplaͤtz,
On meinen Schatz, bet Krittche.
8 han ech Muhrn on Sauerkraut,
et Anner ſchaͤrt mech alles naut. **
Tch fein®s € Waſterwäller.
9. Die Bet.
(Mundart des unteren Thells vom SKıraipiel Marienberg, mitgetheitt
EI BET Era 1 EEE
v ” bald mehr dem o fih mäpert.) r *
Qür e paor hunnert Jaohr dao waor in beaffer Gehning!
di Peaſt, en de Ki fiurwe* wie de Schnieflocke. Dao kam
” Gänse. 52 auch, ®2 liegt. * inter, * wird. ## werde, ®% froh,
munter, & n. 99 entzwei. 9° Kuß; wenn des gaben bricht, fo nimmt
gleich der „Dorf“ des Mäddens den Moden In Beſchlag, und diefer
muß dann wit einem Kup jelöft werden. © guten, ©* defifaten
© Reute © Ginfaltspinjel, * nichts. ** bin.
” Diefer Gegend. ? Xeute farben.
>4
emaol en Unnern® en ahler Velleintah * in e Hausen for:
werte fi) e Stödeldhe Beut. - Im: dem. Haus waor nur en
abl Frauw, di Eatmi nett ned gatt forkkinmne es Faß vom
off em®Beätt en heulte. „Wertam .freticht exr ‚fu ?" fraot de
Bellelmah. „Achi“ fast’ bi Frauw, „mei Mah is mer vin
er Stunn geftorwe um ber Bedft,: en dort off dee Bant
Teicht e off em Schaaf;“ mei zwi Junge, us Hammertche
un Hannthelsche, fein in de Breeſer Haord* gelaafe, da’
ümwer de Wäfchebaah® kaa be Peäft nett Tumme.
Seht emaol, wie mei Mah ſchu fu ſchwaorz S, fü
[Hrn wie Kehrauch.“ Mu fen eich mitrerigalfd:'"C Sleiwi
ao Hoi?! en — minn Mah begraowe.“ — „Daott
weall eich thu,“ ſaot de Vellelmab, „aower eich fein hunge·
rig, da eich hao hon ·e noch nig krett @- Horrernig je eaſa 9%"
„Jao,“ ſaot di Frauw,“ off em Die Fiß naoch Eabirn“
en Salaott. Schneid auch och Stöck Brut im Auszug”
De Bellelmah aß düchtig, en, mie e ſu aß, dao Fan dur
det Feſter e ſchwaorz Deanf,° mie cn Mau fu gruß un
ubr in en Näwerslaad"? in ber Ward: Off: enau „{prant
e ahl Mah off en nahm en Penn’® en don beun in
daot Laach en faot: „Bott fei Low em Dank!' daot eich
deich maol hao. Daot waor be Peäft. Eich hadn fe eh ver
naͤhit. Ep kunnt ihr on Junge wirrer roffe.“ Ch ging
di raum newig bet Haus en peaff off em feauges”' m
bahl fame ihr unge, en di Mamıme verzallte Tun, “inie et
de Bellelmah mit der et —** Bett, Et waorn Hi
zwi Junge fruh en be Bellelmah mößte bj, Raocht das
bleiwe en ſich off det Hai leh. En vunpg ber Shin ach
ſaag en Hubrte?® nerr nig mi vun der Pe
30. Die Falfehmünzer.
(Bahre Geſchichte aus dem I. 4850 in der Fyındart von Bellingen 8.
Marienberg, mitgetpeit dem Scyinariften ®, Marpner von Bebingen
SR. 29 Aber ao und 09)
Seume Hannes, waot waor daot geftemn jür.e' Ep
tafel bet Franze Hans? :
Hannes, Vaßt de :dwot naoch net? Waort eich well
de et .anölch, Der Franz kant enmer Blavſe voll Geld;
> im Redmittag, * after Bartel Shhab “Bu
7 pe. ® Bad, ° — Ei} mentimalen. 22 Gier, ?2 Fa Er
el ———
”* pi auf dem Binger #2 {ah und Härte: jemer Page, lu
’ ein.
56
fa Menſch hast weht, wu e? et her haot kricht. Se
daore,® e Eeun falſch Geld made. D'r Verdoogt waor khont
fang dan. D’r Franz waor aͤower gefceickt, * en®
net erweſche. Bao Berk waor e grußer Mah bao; fe hefie
en glaw'n ih be Dunfer; aower e haot naout gefonne.
En wie bed waor ber Schloſſer vao Dellebung dust aower
be konn naout ausrechte. E haot ſugar de Bowe Gelb ver⸗
ſpraoche, wermfe be Minz e* Franze Stabruch feune dere?
Aower et waor naout, en e afelliger Schandaorin vao Maom⸗
baur waor geſcheichter, wle je all. De haott feine Schnaorres
eraonner gemacht, der® e paor Metzgerkamaſche ao en’ geng
aoff de Faſſenicht e Franze Hans. Dan hoh⸗ fe da d’r
Kaort geipillt. D'r Franz haott de Mebger gefrangt, mu e
inne welle. De piffig Kerl faot: et" Hacheburger, Hemmel
faafe. D'r Franı waor e Deppchesipifler! enbaodht: waort,
den Weßger well ich d’r emel ümer e Uhr haue, berz'? et
’n Aort haott, en. legt bem Mepger kaa Roh, e fol daoch
metipille. Der —7— ſpillt aoch met en jelft" Wranntes
wei, wie e Laoch. Eidlich fängt d'r Mepger ao en ſchwetzt
vom Gelbhannel. D'r Franz. well aower nuowt. b’rvonn
wefle, bei em daa endlich b’r. Mepger beſchwezt. — De
annern Dag femmt d'r Schandaorm en horzert* hand) fenef!*
bei ſich ie e-Gewirrer fprenge fe b’r für Franze Haus
en laofje Nehmes’s erand en erenn. D’r Franz haot naoch
all die gure boppele Dahler, die em’? d’r Schandaorm ver-
annelt Hapt; der Schandaorm aower auch Die falſche fenuef
jahlerjhhei, die d’r Franz gemacht hat. Die gune Dahler
fei aower all gezeidinet; en meme Franz em feine "Jong
haon je ei lofle en daa nao Delleburg zeführt. E Diez
fei je, wie de waßt, alle zwie gefiorwe.. — Yu @tade!®
waorn aoch e fu Kerle; en durch "ie ſei will faljehe.Ade '°
eſchwaorn wurn; aower fe b0*° d’r die Kerlcher all Ericht.
je waßt daoch, waot fe für e Reimche aoff je gemacht ho.
nStader Prades en Peſcher Witze
Hao ze Dellebnrg en Diez ihre Sig."
2 er. > fie ſagten. gefheid. * und. ® in. " finden thäten, * dhät.
9 gabe. ?° ind. der Andere beim Gpiel überworibeilt, daß. "> jäuft.
” hat ihre. *° fünf, ?6 niemand. Y ifm. ’* Gtodum. *° Eide, *° haben.
= Die Beizügerei won Stodum und die Wipe' von Püſchen. Dieſe zwei
Dörfer liegen nahe bei Bellingen.
56
81. Das Sopelmonslieb.
Mundart von Zeiterburg 9. Rennerod, al as Ehmints
weftewäld. oiotiton, S. 345 f. — Das Lieb ſteht als „Dollstieb-
and bei Firmenich Bd. 2, S. 86 f., aber in der Schreibweiſe viel ⸗
fach abweichend.)
Nu han’! eich all mei(n) Lebelang
Rant beſſers aß Hoßeln gäfe,
Wann’ ber kaln) hätt’, bahn) wär eich Eranl,
Bann ihr ett regt wollt weſſe.
Gefchabte Muhr'n en? Sauerkraut
Eß ag nache ebbes gous.
Dach agt n’ eich dat fra wöi naut,
Cu aͤſe Hotzelmous.
Waht Vahter ſchafft, waht Moͤuter kacht,
Daht aͤſe n’ eich wahl garn;
Mein) Harz em Laib dach allzeit lacht,
Wenn't Hogeln fit valn) Farn.“
On wenn fhuln) Körmeh eb de ham,
Seilnı Hoßeln göllelat; ®
Der Hoßeln weren n’ eich nöt fram,
Eu Bei mohl Hopeln faht!
Gevahter Jolen Habt ihr’tS ag,
Gun ihr Gevahter Bey,
Zou gröiln)” Fahſch, daht gebärt® em Rag,
Thon m’ eich mich nött herbei?
Mett Hopeln mouß et fein) bebedt,
Soß? hätt’ de Bröih deva(n);
Ihr Habtet nött, wöl gout ett ſchmedt,
Su föiß'® wöl Rabberba(n).
Ds Bahm, dd mir döi Hopeln bröngt,
Do hale n’ eich in Ehren,
Au Galge fol dö wer'n gehentt,
Dõ mir dd Bahm will ftöhrn!
Döi Hopeln feiin) mir werth en Löib,
Si feiln) dett beſt G'frös;
Wer daht nött faht, 18itd"? wii e Diib,
Sei(n) über Botter 'n Ks,
das m’ wird allemal nahe an das vorhergehende Verbum geſprochen.
2en, on und. In mac, dad, Pacht, wat wird faft ao gefprachen.
. ht von Zern. * belifat, © ihr ed, ? grüm, ® gebörtt. 9 fon, 1° Ki
2. fügt,
57.
& Oerſqhebrel eß ag wahl gont,
En a e Koih⸗ Beleng;
En Worft, geföllt mött Kälwerblont
Eß warzig!* nött gereng;
Mir aber ſchmedt naut off der Welt
Daht fah n’ eich ohne Schoi,
En wer mer’t ag für übel hält)
Aß Hogeln mött der Bröihl "
A meiln)! waht kahln) a; gputen!® fein),
Daht ſaht mer dach e mohl
En wenn eich wöft ’n Obrt am Rheiln),
Jo waiter aß '* Tirol,
Wu naut aß Hogeln wafe mi(n) '®
Kafn) Brut, ka(n) Flahſch, Faln) Kraut, '°
Dei meiner Blol eich göng bohun)
Deh Agebled, nach haut!
En wenn eich fomme außem 7 Wald,
En a) van) Harze möt,
Seien) Hopeln off dd Doͤſch geftallt,
Daht bröngt e froͤſch Gebidi.
Meiln) Frah, doi macht, bei meiner Sex!
Baln) Hopeln woi feihe hört,
Kaſtete, Kahrte, gout Gebaͤx,
Se hot et ehrft gelährt. !*
O, wer, nor hätt’ der Hopeln vill,
Bit ir vie fein) babe terſtill,
inn, ° ſei(n) dobei mouterſtill,
En blaͤren ?e em kaln) Brut;
Ag ſpart mer domdött Botter 'n Kös,
Dahi Salz, dett Schmalz, bett Fett,
Der G'ſondhat feiln) je “8 gemöß;
Wer nor vill Hoßeln hätt
Wer Kraut?! garn frößt, bö fleht?? ze fahln):
Meich hot'n Raup gemagt;
En Hopeln, zweifle nött dara(n),
Hab(n) meich zer Welt gebragt.
"wahrlich. *> beffer. »* ale, ** wachfen mehr. *Latwerge. *’ aus
dem. 3* gefetnt. 2? Kinder, ® fehreien, = Kappes. 2° pflegt.
x 36
Meiln) Leu, *° dölwar'n wöt hoͤtze Lan,
AB wöl nom Hopelftamm, . B
Dröm feiln) rich ag von dem Gehldi,;
Mei(n)! froht e mohl dep Ammi
Eich wahß ett wahl, ihr lacht meich aus,
Waht leit mir aber drac)y )·)
Eich mach' auch?“ waht off didern* Schmaus, :
Wenn eich nor Hotzeln halu)!
Zou Hotzoͤla, ng(n) zou kaͤr Ralkouh
En n) a regt deck ze Sa, B B
ah(u ert ſai(n), woͤi Vahters Bou
Der Hogeln fräßt ’n Laſt! s
Gevahter Fritt, waht ſaht er lo,
tt wör ’n Säu: Geipdul?
Kotz Blig, ihr kommt mer viel zu noh,
Bal greif ih zoum Geftöuhl!
Schmedt auch daht nött, verbammter Gehf! ,
Su fräßt ’n Bidel- Schäß!
Brommt mir noͤtt lang, baht eß mer Speht!
Soß kroͤit er ant?® offs Fräßl
En wenn mein) Mab( n) verdorben eh,
En eich döi Schnelle: bonn)
Dab(n) fraͤſe n’ eich !lım tonnefreß,
MWöi annern Menfhe town); 8
Dahn) gin eich off de öberſt Bühl),
En &f meich Hopeln zond,
Daht eb de Hefte Mellezin!
En made meich gefimb. 1
Korzem, daht Hört er Mober *- Fritt,
Womm mir as ſei(n) gonte Leu: !-
Su fehlt mer nor doi Hopeln nit,
Mein Seel! ſoß eß't vorbeil- \
Der gusta non es dantebus, ®*
So faht mer off -Rateiln),
Di Hopeln fein) mer quantebus,
Ett ka(n) naut defider feilm: - '
=> Beute, Gitern. * Gute Zröpfe, 2* euch, 2° jeden. ?° holt. ?" eine.
”* Magen. ° Diarchör, °* Stube in zweiten Stocwerk. ?? Radar.
’ mollen wir. * De gusiu nom est dieputandum. .
0
84, Das Seine En
(Bofföfage In der Mundart von Rennerod, mitgetheitt vom Gemtnariften
3. Behuhäufer ms aa) arten
Zwiſche Rennero en! Walbmilln, do eß e? bißche rechter
gan du der Schoſſee ao® e Hippel, de Häßt mer de Houp.
o eß en* gruß Hohl, en frafterfich Hohl. Gt nieht nu
die Sao dehamerim, i.ber Hohl hät vir uraler Belt e
Hanſelminnche gewuhnt. Daot Hanfelminnhe waor e fu
Ela wie e Kend vu zwa aor* drei Johr, aoiver ganz ſchi,“
en fu hibſch ugebao,? wie e fu e Ulmer Bring. Baot faom
weht det® no Rennero, aower emmer Owens en braocht
de aorme Leu Brut en May, ad) detes® Gelb, bet? fe ſich
fü zimmlich halfe kunne. Aower nur fu asrme Leu röfre °
aut, die ſchi brav en rechſchaffe en flaißlg waorn. Die Faule
krsire nant. En wenn er’? Aowend ausm Wertshaus kaom,
en ze teif int Glaos gefel?? Hat, da krölre auwer a u!" de
Ropp, berre (mern Haf ſchmeß en e wußt gaor net, wu fe
dann faom, Huffärtige en fhnadlere!* Warercher wouerni⸗
1 der Spinnfto aor off'm Dany ganz ſchwaorz gemaocht,
det fe ſich richtig fchomme!s mußte. En wenn der Boume
er e mol tihtig isien wol, aor foß ant maocht, wart
urecht waor, da Fräite a offet'" Maul, derem bet Lache
verging en ſai Laͤwetaog faoche net, von daot herfaom. Aower
det Hanfelminnche kunn fich ach uſichtbaor made en döl Leu,
böi net reecht bere,?° en Schauwernak ubau.?? :
Beſonners hat de gout Gaſt, wie be Leu det Hanfel»
minndje ach heiße, nern met de junge Leu ze dou, dei ſich
beftaore wolle. Wenn bei i de Kerch ginge em wolle ſich
Eoppelöiern Ioße, ba krölt jeberant?: un be Brautleu fu e
Ma Ringelche ou feheier*® Guld. De blieb e ſu lang ganz
blank, affe*® hibſch anig waorn. Wenn de Vhleu aower
unanig wouern, ba wouer ach de Renk roſtig, en wenn ant
dem annern utreu wour, ba waor be Renk fort, en mer
kun gaor net föt, wa e hikomme waor. Daot gaob aower
en Foarcht inner de Fhleu, dadt ka** fa Minſch glawe. Se
naohme fi all fu e naocht, det jederaut Dont; "want reecht
waor, bamet be Reuk net roſtig woler.° De dilenk wouer
* Über die Heingelmäunden f. die Abtheilung Mythatsgiices.
Die vielen reellen ve Mundarten 1% Amte — find
oben in der Lautlehre angeführt, .
"und. a ft ein. "ab. “eine. * oder. * fchön. ? mugelhan. * oft.
9 Da. © Hefamen. 2 einer. 12 gefehen. ?° eine an. '* fholg. *°.iomeden,
0 fhämen. "’ fügen. ?° auf dad. '? thäten. * anthum. 2: -jebereind.
22 reinen, 2’ als fie. * kann ?* würde.
60
aower ad) off Kermefer, Huchzaire en Kendafe ugedo; en
wenn aner be Renk verlaoın hat, de ging geweß off fa
Kermed mi, aor ju off'n Platz. De junge en de ahle Leu
gewinte ?* fih daorem all fu orblid en rechſchaffe ze fei,
affet?? nur miglich waor. Det Hanſelminnche eß auer im
ſchwediſche Krieg verfchwunne, en et waaß fa Minſch, wu et
bifomme ep.
33. Gründonnerstagsei.
(Mundart von Gmmerihenhain A. Rennerod, mitgetbeilt vom Bchrer
Geiler in Rebe. — Zu beachten find befonders: ei—ie; ea Ze, iz
sizen, Ü, 0; va=u.)
Wenn mer! e Hoinerai,? dot off be Broibunnerfchtig®
geloogt eaß wuren,* enn Woll injpedt? enn bot Ai ſu
unnigs beatt® enn de Kerch nümmt, da faln)? mer, wemm
mer de Srfchte® enn der Kerch eaß, fihln), wei de Heze
enn be Kerch fumme. Dei ab(n) kümmt off emm Befe, bei
anner off er Gowwel, dei anner off emm Schaad Holz,
dei anner off emm Kirenftempel® u. |. w. eun be Kerch fe
floihe. ° Dot fein?’ omwer bei annern Leu’? net. Nu
made fich bei Hexe emmer off dei Frah loos, bei bot Ai bei
fi) hott, röde emmer dichter enn dichter o(n) je enn füche
fe fu ge dröde, dat dot Ai ennzwaa gibt. Dei Frah, bei
Dot Ai bei fi hott, moß et desholwe enn ber Hand emm
Neipert hahle, '® da, wonn dot Ai ennzwaa gibt, gibt aoch
derr Frah bot Harz Faput.
31. Die Orgel.
Rundart von_Herbornfeelbah A. Herbom, nerftorbenen Lehrer
laas dafelbft. Abgedrudt aus dem Allgem. Naflau. Schuiblatt 1859,
Ro. 3. Diefe beiden Gedichte wurden im J. 1840 Im Dillenburger Bodens
blatt abgedrudt; das jeeite folgte, weil das erſte auf gewiſſe Leute nad
Orte bezogen wurde, die es aber nicht treffen follte. Beide Gedichte find
als ein Ganzes auch abgedrudt bei Sirmenid 2.30. ©. 02 f.)
I
R. Mei, fat! e mol, Hot Kaner was vernomme?
’S murte? Peife aus d’r Orgel raus fei Eomme!
Suball der verig? Schulmafter nur afing brof 3* greife,
Da hört’ m’r gleich fu Mahne, Fahne Peife;
* gendhnten, 2 ald es
* Denn man. ? ein Hühnerel. ° Grüudonnerätag. * ift worden.
ei . © mit. ? fann. bei den Erften. ? Butter 2 geflogen.
"2 fehen. ?? Beute, ?° Halten.
* Mein, fagt, ? Es müflen. * vorig.
6 ‘
Dei Zeit der ower fort iS Fomme,
Do hört m’r immer biete bromme.
MR Eid ho* gehört, der hätt dei klahne metg'nomme.
R. Do müßt m’r gleich nohſeh,“ un müßt d’ Löcher zaͤhl'n,
Do fäh wre jo, wei viel ber klahne fehl’n. .
Dos wär,nod prächtig vaus 3’ brenge.
W. Ei loßl dei dide Hört m'r jo noch beſſer unner'm Senge.”
R. Wos braͤucht m’r ower unner'm Senge dos [3 bör’n?
Wer tüchtig fenge kann, der werd fih doch «8° Spiel’n
net Tehr'n.
Der Spieler fpielt noh feine Rote, ganz firad aus,
In ahner Selb? feng ei d'r ower breimol nof un
. 'nob, '° un fechömol nebenaus. .
Wann eich d’r Techt i im Schuß fei merrem!! Genge,
Do könn zwölf Orgeln meid) vo meiner Weis net brenge,
zum Senge braͤucht mir gor ka Orgel,
o richt't m'r ſich noch feiner aig'ne Gorgel. '*
Wer kann dos aach verlange vonem !® Bauern,
Doß der do of dos Spiel’'n noch erſcht foll lauern!
Beim Ofang un beim Ausgang do hörn ich’8_ower gern,
Wann nur recht tolle Stickelcherrob g’orgelt wern.
Spiel’ nurz ’* d’r Schulmafter & anzigmol v Rehraus,
Ich weite — * ‚mög ta Menſch d’r erfcht z’r Ther
Doch weil m edor ta Srageftüd, wei froi’r'° mauch⸗
Drim laͤft m : et st "Thür naus, fo hurtig wei geſchmeert.
W. ai mad} dich bei g’cheide Leu!” nur net zum Ladhe,
D’ Orgeln bot m’r jo doch net, um Poſſe drof 3’ made.
8. Dau Hoft ganz recht! Su 18 d’r mir e Fall b'kannt,
(Mei Ellern ho '* mır aach d’ Pla emol g’namt),
Do bott der Sigelif d’ Schnaps fü gern — g'roche,
Do man Ahr Berner in’ dr Prerig briwer
ott g'ſpri
Mei Orgeliß, bei ber ſich emol g’troffe hatt ei
Der hatt fid) kurz bejonn’ un Burtig brof g’fpielt:
„Ber niemals einen Rauſch gehabt, uf fi fein braver
ann.“
Dergleiche Sache fein jo doch 'n Sinn un aach'n Schaun!
* gabe, * nachiehen. *manes. ? unterm Singen. ® ans. ® einer Silbe.
» hinauf und hinab. *% mit dem, 3% eignen Gurgel. *° von einem, ?* nur.
» Thür hinaus. ?° früher, ? Leuten. ?® @itern haben.
62
IL .
A. Do wor id hau!* Herwen?e in ’m Keͤmerſchhaus,
Do laͤg d's Dilluſchei Wucheblot, bo leie?? ich ebbes
draus,
Dos wor d’r grob rad, ’8 wei d Bauern ſchwaͤtze;
Ich mahnt, ich pe mich grob fer”® lauter Born zeipläpe.
’S mögen 'c?* wol fei, det driwer ho g’lacht,
Mir Hat deſch ower haut, wer Atgerniß Miacht.
Su: Faulenzer, bei ſolche Sache ſchreiwe
Dei Einnte fi) ihr Zeit aach annerfchter vertreiwe.
Wos bon je nur d’roo??* Wos bringt'n dos da en?
Zus A aach ſicherlich Yan Man met ‘Ya un Kenn,
müßr fich annetſchtet beſtrewe,
Er "laufe Tann für —* jo doch doc net lewel —
B. Dan kimmſt do gleich barwariſch in D’ Hetz,
Su mach eichs net, eich wern aach felwer ſpetz,
Wann Annern vo d°-Vauern ſchwaͤtze,
Do muß mer'n aach als an's dr'gege ſehze,
Un muß im Spaß fi tüchtig merren*® wetze.
Do wahß ih Stietelcher, bei fein dir vill a’ toll,
Der wahß ic grod 'n ganze Ranze voll.
Ich will dr asẽe verzaͤhl'n, d' kannſt d'rſch mol b'halle,
Ich glawe ganz g'weß, '8 wird d't aach g’falle:
S worn een, Fra, dei hat!'n Gluck met Hinkel,
Bus wor, m Bi out naut zor Sach', meittwege en Kraͤh ·
w
Dei Klahne worn ber Ahle. innern gti kroche,
Do — T glei bei Fra zou ihre —* g'ſproche:
„Seht ba! ihr braucht den Kiahlein Nichts zu geben,
Die füße Muttermilch erhält ihr ſunges Leben.”
a. Hahal — dei hot g glabi dei ſoͤffe a d'r Gluck,
Wei klahne Fertel dr Muck. —
Dos wird m'r hau noch aumer olatäriwe,
Un ſu'm Uger! ad’ Naſ' g
8. O ſcham dich Doch! fu mußt 3 ir net denke,
Dei met dem Wucheblot, dei mon?? Farm Menjche kraͤnke.
Des Blehtche werd vo Vornehme un Bauersleut gelefe,
Un 18 geweß uf gar Fan Menſchee Stich geweſe.
' geut, ”° Herborn. * Das Dillenburgiſch. ?? fefe. *° vor " e6
mögen ihrer. ?° davon. ?° mit ihnen. 2° wei. ?" eind. 2° wo 1 war.
* ju ihren Kindenn. »ſo einem Gpötter. *? wollen.
63
35: Das Gefecht im Sochwald Kalteiche.
AMandart von Feilerdilin A. Bittenbnrg,; witgetheilt done Lehrer Joh.
. Beder in Eronberg.) oo.
Borerinnerung.” „Ib gebe das — aue treuer Erinnerung.
Das Gehpräh.grändet;fich: af eine Schlacht, die tu der Mühe: (etwa %%,
Stunpen auifernt) von -Felterbilln in dem gehpalb Kalteige im
Mai 1796 War dem frangößfhen General Kleber und dem äftere
lm belera Eiemik derflef. Gtfterer führte Jowtdand finfen
Flügel ,: vertrieb dle Ofterzeicher von ber Gieg und fhlng fit wiedertoht
bet Altenktichen 3’: lefsterer kommaudierte unter Erzherzgag--Rarl, der. die
Ks fen gm 8. Juni 1796 bei Weplar befiegte, — Im nördlichen Ant
leuburg herrſchi allgemein der Glaube an’ Deuteroffchie. Bon vielen
Gewmetndegilebern murde mir es von Hdrzeugen verfidert, daß die Er—
sählung bes reife Wahrheit entgalte" Beder.. “ .
Knaben (am "Abend Bei einem Greis verfinmelt):
Verzehlt und 8 emol wörter, wöt de Sonnig je Omenb.?
Greis. No wuvo da?* .
E. Ei vo de Franzufe dm de Kaͤferliche i der Kallache.
Dott mölktet err jo thou, warm mör wörter kaͤme.
©, No, da Biert® aach hebſch mich oh,“ ech will uch
andy nad) aut faa,® wott vörher Yaffeierte, wöi be ’Len? im
Waalb worrn, oͤnn wolle Laab® Hole zum Strage.? Ch
worr aach berbei bett meim Kartn Im meim Ochſe. Woi
wmör im — Thou worrn, do hurten alle Leu vo der Ser
getlenner Hy '" her bett Kanune ſchdiffe Ann bett Flinte.
Dott dauerte dmm Piertefftunn, do kom der Laärme, wei vo
err'* Batallje immer näger, dat all de Sen furt liffe önn
liſſe dett Fourwerk im Stöch. Dwer beit Laafe hakf aut,
baal worrn mör mötte i der Schlacht; ſeih ie Tonne mir
ar naut, ower bett Schdiſſe bett Kanune Inh Flinte wort
u flärk, dat mm + Hiern oͤnn Seh verging, boß et verbei
— Do ging ett de Stommicher Strouth enunner, noh
gera® Hu
R. Et wott worr dott dah?
G. Dott worr e Voͤrſpill Warm aut paſſetern ie
da zägt fich don vörher ob. Watın fmeg ?* Baal ftörht, daß
ött et? Bew, bat füih de Lacye:® vhrher oh ber Hausthot
, Inn wann baal Fauer auste, don fett?® gach vorhet
e ze, wei warın et broit.2° Wammer ſu aut be Roorge
kai 1,2! ba paffetert et Baal; jeut mert*? vwer Omwenbs,
dab dauert ett länger, böß ett gefcheußt. ">
> Eionntag zu. Abend. * Run wovon dann. * härt. * an Me; °noh
was fagen. ” wie die Leute. ® wollten Laub, *Strenen. 2° mit 2 Sie⸗
gerländer Höhe. ?? einer. ** fehen. ®* einen ?° die Steinbachet Strutb
Hinter nad) Hager. *%" jemand. 7 gibts, ** Reiche, *° fies. ®° brennt,
= fieht, ?? wenn ed, * gejchieht. -
64
8. Oß** dah aach del Batallje baal benoh Fame?
Gr. Hott err nött i der Kallaͤche als emol Holz geholt,
— ß her Plaß teh** gruße
R dott dB e ß wu gar keh gruf
Beem mi ftib, der oß Dil grißer, weil dett Soon.
Gr. Do ho de Käferliche alle8 abgehaue, oͤnn Ho vo
be Beem Schanze gemacht. Der Generol, de fe hatte, ber
hiß Glöntg. Der Orzherzog Karl worr ber Haaptgenercl;
ber woor ower nett berbei, foft** hett ett nett ſu gange,
ber hätt de Franzuſe gejaat, wei der aale Yrig vo Pl
wei yus als fröiher erzählt Img Ower de Sranzufe ſaͤl enn
i be Seite komme, vo Seege ber, (deh ir Generol hi Kleber)
datt fe fich nett lang haale Tonne, dnn bo fäi fegrab doher
aut wu be Leu vierzeh Taak vörher dot Voͤrſpill
gehürt bo.
8. Sai aach vill Sälonte dub blime?
Gr. Gudt emol off de Ahr,“ wann oͤrr emol i be Vers
haak kommt. Höi her zou immer? be klene Heppel, do ho
mör be dure Sälbote hi begraabe, als emol ſechs i ch Loch,
änn off der annern Seite inner be gabe Heppel do leige
dd dure Gäul. Wann oͤrr emol wörter bei mid, Fummt,
will ich ud) and) en Saͤwel weile oͤnn e Piftol, bei ich do
funne hoh. Mei Saaf haarn?° id off err Kanunekugel, bä
ich aa inne bob, bei hott er dach al gefeh.
Wei de Schlocht vörhel wort, ginge moͤr K Off m ganze
Week loge dure Saͤldote, döi geſchoſſe dun gehaue worrn,
emm2! worr ber Kopp geſpaale, dem annern der Orm ab—
gehaue, woͤrrer emm it Knei gan, monchmol look aach
e Kirafjierer inner feim Paard dud. Ower, wöi mör irft
i kome, de Zee, wei foof et do aus! Mieh, »ꝛ wie zwa⸗
unert fäi do begrame worrn, ower vill mieh Käjerliche,
mwöi Franzufe. De Käferlihe Bleſſitte riffe: J. M. 3.°*
önn de Franzufe: Montje, Montjel®® Alle Gemeene borimm
mißte de Bleffirte off Karrn hole enn ſe verfoorge, Böß fe
wörter bähl?° worrn. Hei off der Schul Ioof eener, ber
bi Hauitſch, eener vo de Kaͤſerliche, der worr elf Bode
o. De Leu broochten emm off ber Reih fei Affe.” Mai
fenn <® furt ho gefahrn bur bet Doorf, dou hott 8 fich gch
alle Leu vernaigt Inn hott ſich bedanki.
* 28 feine, 26 . 3° find ihnen. » Erde. ?° 3*
Senſe en dengle) de Pin — * mehr, Er us Er
— Mon Dieu (Mein Gott). »bis fie wieder hell. Nſein Then.
ie
65
NR. Gh ſaͤl emol allee om Verhaak verbei gange, ett
hott mech ogeheuer gekreſſelt — mei fein ich gelaafe-
Gr. E paar Johr jpäter hon id) emol net weit dervo
At. Woi ett ſu zwölf Auern fäi Eonnt i der Naichtes®
inn et worr hebſch fternhell, fu geh de Herveft, do bon ich
lauter Lichter off dem Verhaak hi enn ber fahrn feh oͤnn
immer bott ett vo —* eruffe: huhuhu!
8. Der Schulmäfter hott emol geſaht, dott waͤrr'n Irre
liter, oͤnn dott Ruffe thäte de Anele. *°
Gr. Ech ho ver auerm Schulmäfter alle Reſpekt, ower
maͤch maͤcht be bott nett weiß.
8. ‚ählt aach ep emol di Geſchichte vo döm Mann,“
der om Salzburn giht Sun hot de Kopp innerm Arm.
Gr. we hott ett zeh geſchlaa, drim gibt ek noh Hamm,
ech will mich aach leeh,“ Hau“? worr ich 38 Dellmerk*®
önn ech fät recht moi.“ Moon ergähln ich uch weiter.
Ein Knabe. Ech traue nett elleh,““ hamm ze gih,
et 55 fu dunkel, mär ſeut keh Hand ver de Äage.
. Gfäliger Jung, de Franzuſe önn de Käſerliche ſäi
nett mieh do, dun der Mann ohne Kopp frößt dich nett.
Hoſt dau nett mieh Kurafcht .
Anderer Knabe. Kömm, ech gib bett bör, böß oh
auer Haus. Ech ho Fee Forcht ver naut.
Alle Gaure Naicht.
38, Ein Bauer nach dem Veſuch in der Stadt.
(Mundart aud der Umgegend von Dillenburg, abgedrudt aus dem Dillen ⸗
burger Wochenblatt 1839, {4 November )
No Hannes, herr emol, ag komme aus ber Stadt.
Was bonn fe der do etz Se bonn e Wocheblatt.
& Beiring i8 der doß, fü von em halme Boge,
Do ſchreiwe der fe nin, wos Kr bot geloge,
No Life, wii gebrudt. Doß lohs ich mer nod) gelle,
Do duhn fe der drin vom Amt Befehle melle,
Bann ahn's im Kinnbett leiht, warın zwa fich copelirn,
Dei duhn fe der barrdu ins Wocheblehtche ſchmiern,
Un, wad mer net gefellt, wer Montahis tudt geweſe,
Der kann's de Samſtahk druff im Blehtche der ſchun leſe.
& wann e Rafenber emol Bleibt ünver Nacht,
Felt fi, wöi e will, e werd ind Blaht gebracht.
> Racht. * @ulen. * degen. *2 heute. *' Dillenburg, ** müde.
“allein.
Kehrein: Volksfitte. 5
66
Ag glaab, der Deuwel trau, fe duhn's noch weizer dreiwe,
In duhn am Enn, gem’ Acht, nody Uhzerei nin föpreiie.
Es: ſein er in der Stadt, d&i fein der net gehuwwelt,
Wann dei en Uhz nur ger, bahn werb fer Frahd gehe
Wann zwa mi nanner 'mol ſpaigirn im
Wann ahns nohch ahm nurz? guckt, gleich werdis im Bette
ftihn.
Wann Dwenbs funge Burſch der nı loß duhn renne,
Un ſahn, fe wollte bai —E Eh “
Un werb’8 en bo fu ſchwach vom Bude un vom — Schlucke,
Doß ahner hahm je draht, — duhn fe des doß brucke
Gihn zwa der Schoſſeh nuff, bei Nacht mit er Latern,
Un ſein's ahch feine Leut, mer douts im Blehtche herm.
Un warn der Wein emol bei Wafler nur verfucht,
Gleich drude fe, ber Wert, ber bett de Waſſerſuchi.
Verftihöte, ſis nur Uhz, vdahn wãrn v net lauter Lije,
Schwaͤr Krenkl wu well! mer bahn bei Dokter all her krije
ergreift ſich mol der Wert, un gibt ahm Markebronner
For Geäepn- Reeugers Bein, nin kimint's ahch, hol's der
onner.
Wann gar e Mahdche — No, mer ſchweit am beſte ſtill,
Doch ſahn ag's grad, fe ſein all narrig ahn der DIN,
78. Ohn alle Dee Zarercher, dei noch
(Rundart von Dillendurg, abgerun aus dem Dillenburger Wochen aau
1854, 1. Rovember,)
Wann d’r Mat, dr leibliche Mat,
Wann der doch amol do thet fei,
Da wer aich herzlich fruh. —
Dr Wenter er e fehlemmer Gaft,
Do hot mer d’r fei Herzens Laſt,
Ach Gott! do frirt ahm ful
Kimmt omwer erfcht der jonge Mai
Met hellem, blankem Sonneſchai,
Er gih mer of de Schett!
Do yent mer d'r be ganze Doak
ercheſang, de Finkeſchloak,
FR bische fritis ahm nett.
Behobelt, fein. ? Nur.
"Auf der Schütte, einem mit Bäumen bepflauzten Plage in der
Nähe ded Sätefe, wird die Kichweihe gehalten.
67
On bort erfcht, of d'r Adolfshih,“
Wei 18 d'rſch do fu heil um jchi,
Dos 18 e wahre Freud!
u Vislcheſucht ſich ſei Braut,
s Reſtche werd d'r Ig baut
En Wald on of d’r Haid.
E Schägche, Taufend allement!
€ Teiwes, fchlnes, goured Kenb,
Dos fimmt mer ehe en Sinn!
Herr aich met Neſtche egt gebaut,
Ach meh e Madche gleich zour Braut.
On zeg ens Reſtche ninn.
Da peff* aich d’r de Doat,
Voll Seligkait, de Snde "Salon
On feng d’rbei Juchhail
Wann Wenters da b’r Schnöt har fans,
Da ſpirt aich werrer Froſt noch 8
Da wer merſch immer Mail
Su ower fep aich ii tt,
18 e Jammer on e Durt,“
Ela ® en mai vöir Wenn,
Behr Bangerweil thout's Herz mer wih, -
FAR Froſt aich's gor net aus Tann ſtih,
Waibche fi mer en!” —
Drim herrt {hr Mabier, jong on fai,
WIN and vo Euch mei Schägdhe fai,
Dem will aich eppes fa:
Mat Neſtche werd ept ſchi gebaut,
Vich mady’ e Madchẽ giaich zour Braut,
On Eourz b’moh zour Frah.
Mai Fra werb of de Henn getrost,
Se kreit e ganz ſchi faire Mad,
an 1 Nenft noch alleß fei. —
El now ans b’zou verftih,
'anır bei’'n Herr Jezpi⸗ gih,
Pr fär em'°, wer aid fel.
= Die Moifsböge (mit einem Hütten), ein beflchter Spazieegan;
* Bögelchen. * A ct, Sein. © allein, ? fü rt mir cin (an
mie warm, im eigentlichen —— Siam. ſeidenes. Hr. Jasobı,
der derieger des Wogenblatted, 7° fagt ihm.
68 -
3. Lieb.
(Mundart in den Dörfern bei Dillenburg und Herborn, abgebrudt amd
„Germaniend Bölferftimmen“ von 3. M. Birmenid 2.8. 6.91 f)
Meiln)! Schatz de eß? fu lsib un gont,
Hot Vädelder vuſn) Milh un Blout,
Bwa Augelder, jhworz wei dei Naocht,
Womit fe aam? en’t Harz ’neitn) laocht.
Io, en bet Harz, ’n’t* Harz enei(n)!
Eich meecht manchmol vur Fraad * offichrei(n)
Un flenne® aach pur Braſt zeglaich,
Un fei(n)® doch ſunſt net gaor ze waich.
Un wat meich ſu zom Kreiſche zwengt,
Wat meer de Brdih? 'uſt Aage brengt:
Sit laocht net meer allaanig '° zou,
Na, aach em’! fchine, '? ſchworze Bon. !?
Dürengle, "* wammfche ſollt eich en,"
Dog) heilt villaicht dot [eibe Känn, °
Gt bot en leiber wuhl, aß mei, —
Drom gih nor, Bon, eich ſchune deich.
Bei Dog un Naocht fem’lix eich *? fu;
Meiln) Lebbog vwohir’ eid) net mih *° fruß,
Wann f&i om mei 'mol Kommer bett, —
Gott ftih mer beil — eich kah(n) et net!
89. Erzählung
eines alten Bergmann während des chtaeſſens* der Bergleute bei
dem Steiger Nidel zu Nanzenbach bei ee — (Abgedrudt and:
„Germaniens Bölferftimmen“ von J. M. Zirmenig, 2.88. 6.895.)
Meine liebe Harın! Do ihr meich quäle thut, daht eich
ebbes verzähle ſollt, en's DVerzimbern! ach mein Sad nit
* Diefes eingeMammerte „n« wird nur ganz leife gehört und der vor
gespehenbe Votal mit einem leichten Nafenlaute ausgeiprochen. *
einem. * in?s. ® rende. © weinen. ? Kummer, Herzeleid. ° bin. ? Brühe,
d. i. Thraäne. ?° alleinig, allein. ?? einem, ?? jchönen. =° „Bou" Bub,
Durſch. ** ftark ſchlagen, gehörig durchpruͤgeln; ein Wort. wi nicht
bios auf dem Weiterwald, jondern auch fonft in Rafjan üblih iR; man
will dad Wort geiöjichtlih erklären, indem man ed aus der Zeit des
Kampfes Adolyh's von Raffau um die thüringifchen Länder berleitet.
Pr der Bat, f. dagegen das Wörterbuch, »* Ihn. 36 Kind, °7 finme ich
nad. ?* mehr.
* 8 if in dieſer Gegend Gebrauch, daß am Faſtvachtatage die Bergr
leute fih zu einem eier beim Steiger (Aufjeher des Bergwerk) ver
einigen, wozu die Gewerfichaft ihnen gewöhnlic, einen Taglohn zufept.
ĩ und das Zimperlichthun.
69
18, dahn will eich ach, do mer doch ipend Faßnoͤcht Bun, ?
ebbed Spaßiges° uftiſche. Do felli mer der nu grad bie
Geſchicht in, wie meer's ergange e8,* als mer noch noh
uferer able Weiß fe Halle thäre.° Zu dare Zeit bo fein de
jun Borſch, die vür’n Orts hun fumme wolle, noch net
0 ımgejhabt en ungefchreeft?” welgefumme, wie ihend,“ do
hot's ald hübſch noch e biſſel gefoßt em ach manchen Zug?
hot's do noch abgefaßt. !°
Doch, befeer!! eich ze verzähle anfange, muß eich erſt
noch birre, '? nit ungebüllig ze wern en’® meich ach nit ze
unnerbreche, weil eich, obwohl eich's Kaufele'* nit treibe,
doch gor leidht err thun wern, befunnerd wenn mer Jemand
in mein Kram thut machen. Doch dovun nu genung.
Am Faßnochtstaͤg, ald mer beim Steier!® Az feelig ufer
Traktement geballe hotte, wo die Mepeler ach wierer ihr
ſchoͤn Geldche derbei gewunne hun, thäte der de Spielleut
dorch's Ort ziehe en vor de Steier ihre Häufer ebbes uf
fpiele, en ſo bie Derglent Iange, '° de mer '” ber bahn in
Reih en Glierer für dem Scholihes fein Haus fein ufge
marjchert. Born uf thät der unbarbarifche'® Kerl, der garftig
Schiorches: von Balwirer, ziehe, dar us junge Kerls fu
mitjpille thät. Er war der angethon mit e Paar weiße,
weire, 2° unne zugebunne Hofe, en e Jack hot er ber ange
bot, ber wor der rieruth un um be Leib zugebunne, al
fo weit, wie eich noch niemals fein gejehn hun, en über en
über wor er mit Iaurer Lappe behängt. Uf dem Kopp bo
hott er'n fpige grobe Mütſch wie e Zuderhut, en bobruf
war e barwahriich Gidelöferrer?! angeprocht, en unnerm
Arm do hot er dahn fein Geſcherr gehot, womit he*? us
Hot drangefrieht. Korzüm, der Schaute *® der foh der aus,
als wär er dem Teuwel aus ber Küß gehübt, en Spring
kunnt er mache, daht mers doch e biſſel vor em graule** thät,
Für'm Schüles’s feim Haus do thäte mer fill halle,
en wie be Spielleut wierer e Stüdelche ufgejpielt Horre,2°
en e folder Schlammafjel?” von Leut do war, daht mer ſich
faft nit rühre funnt, do ſtellt ſich ufer Krenksſchwernöther
® haben. ? das „a“ ſchwankt zwiſchen g und o. * if. * Halten taten.
© in der Bergmannefprache die Stelle im Bergwerke, wo gearbeitet wird,
1 ungeldheöpft, d.h ohne Koften, ® jept. > Scherz. '° abgefept. ** bevor.
bitten, 2° ad, + die Unmwahrbeit fon * Steiger, lufſeher. 26 d. h.
Sad vlnpe Kimme, "eten, " Sahnfbn. er. "ar > gen,
graufen. * Schuftheiß. ?° hatten. * d. i. Menge; das Wort bedeutet
and: Streit, Handel, Geſchaͤft.
70
uf en Stuhl en fängt ber do an, en würige:e Sprach zu
m
n&idy fein,” faat er, „ber Hofbaltwirer feiner Maajeftät,
der arzſchillernde Koboldcher owerſchter Harr en Harrſchet
tm Geberg. Gich fein der nu hernierergeſtiehe von dem Fuß
meines Harın ſeim Thron zu euch owehutchige,?° imißeartigeꝰ.
Duante,?? en hun meich, dos mein Harr ſu hot hawe wolle,
purinzigellahn?® aus laurer Gutheit zu euch verjchnäppigem
Bolt herbemöht. Es is em nehmlih zu Ohrn gelomme en
ach gemeld worn dorch fein Spiune, daht fi unner euch
menſchliche Dollpatſche wierer manche Doßerjaned befinme
- thäre, Die gegen fein bejunnere en ausdrückliche Befehl ſich
vermefje wollte, in fein unendlich dunkel Land, ungepugt en
unbalmwert dorch mein Hand, inzubringe. Do nu fein gut
Harz nit zugebe will, daht er Die verwohene”* Kerls uf em
Neft erwiſche en vernichte thät, jo thut er weich, feinen all-
mächtige Hofbalwirer, Leibmellizinart en Hofrath, hieher jenne,
um euch fein allergnäbigfte Wille fund zu thun en zu offe
em.
En druf tät er foen able Papierjchnigel aus be wüthige
Hofe en fing der an, mit er fuͤrchterliche Brill uf der Raas
gu verlefe, oder befier, herzuſaan, bahn fo mie mer’s yür-
tom, konnt he gor nit Iefe, weil he üinner bare Zeit ach
immer noh de Weibsleut gude thät.
Do drin do that nu fo umgefehr dasſelbe ftehn, wie er
ach geſchwaßte· gehobt hot. Druffaat er aber winber: „Eich,
ber weltberühmte Hofbalwiter, fein alfo Bieher fumme, um
euch vun eure Tredbärt zu erlöfe en euch dorch mein ferfcht-
liches®° Meſſer zu de Berge kumme zu loſſe, en drum be
gebt euch gedillig brünner, en fummt herbei, daht eich
wierer hamkumme thun, bahn bie bo fröift?” es mich unbaunig.*
Do Hot der meich dahn das Glüd emol nit ber allererſt
Betzufe, dahn eich ließ die Annern hübſch vür meich kumme.
Bei dene do wor ber die Geſchicht ſchnell abgethon, bahn
die de hattem?® all recht hübſch die Gurgel geichwentt,”
doch bei mer, bo ließ er dad Tummele aber hübfch feia
bleibe, en bo eich em nit gebrodt Hot,“ fo thät er meich
aber ach glei fein ganze Zorn fühle loſſe.
Do war der bahn fo e aller" Stuhl, uf den eich mei
?® wütpenden. *? erzbewachenden. ° ofeuhitenden. ** ameifemartigen.
” „Quant“, ein nirps. Babe, au: Echelm, loſer Bogel. *° d.i. ganz
allein. °* vermegenten. geſchwaht. ’* fürftlices, ’ friert. ’*
N PH wu trinten gegeben. *° d. h. nichts zum Beflen gegeben hatte.
.
21
fafle*? mußt, en ſtatt em weiße Lappe thät er mer e Stift
von em able Salzſack vürhänge, en flatt ber Saaf*? do
thaͤre er mir, wie e echter Pingftfüchfer,‘* mit enem Stüdel-
hen Eis umner der Naas erüm fuͤtſchele, ſo wie ers ad) grob
bei de Annern gethon hät. Dät, daͤt ließ eich der mer noch
gem gefalle, wie de ber aber mit ſeim hoͤlzern Balmwirmeffer
imme thät, en mir aus alle Leibeskräfte über mein kitzlich
Haut ftreiche that, daht Fein Keitches· mehn*s dervon
hänge bleibe thät, do wurd eich der aber emol Erappicht,
aber eich mußt fill halle, eich tHät ja unner feim Me|
ſthe. Doc wie er der noch fo an mer ſchabt en Fragt,
immt dem Rehs Lip8*” fein Rübche*® en beißt der beftännig
noh dem Rarrn do feine Hofe. Ei, der eich dad Ding
ſchon laͤngſtens moͤd war, ftellemelh an, ald wollt eich dem
Hunnche e tichtiges verfeße, en trerre*? der dem Kerl der in
die Bein, daht?° de ungeſchlacht Geftalt do uf meich fällt
en mer! allegween mit dem Stuhl zuſammebreche en mit
famme in de Purrel’? kollern. Do Höt er*® aber erſt emol
de Speftafel hoͤrn folle, den's do gefeßt hot, wie mer us
do im Treck herumwenßle thäre. Doch eich, eich Kot de
Scharm** dervun, mein Montirung wor ganz tredlih en
Zaput,°® em mei Beurel®* trag doch noch dörch de Balwirer
SOhrer °” geloffe, dahn, um mer'n nit zum Feind zu marke,
‚mußt eich em dod die Burgel noch —X ——
x
en ach mein Bade thate meich nit appig"® brenne.
des war einerlei, eich war jo Bergmann worn en hatt mein
Biel erreicht.
40. D's Läibche. vo(n) d’r Wearreran.
(Ale Probe der Mundart im Amt Feichelsheim und in der Umgegend,“
abgedrudt aus: „Germanieut EN von J. M Pirmenid.
Die Wearreraa, bie Wearreran,
Däi eaß vom deutſche Raid) die Aa,“
Doo wii! d'r Waas* eann Geerſcht eaun Koarn,
Eann aady die Ruus oom Headedvarn,
Das Gediht (pon 3. 2. 8. Beigand in Giehen aus Unterflor⸗
Nadt an der @r des &. Reichelöheim) gehört zunächft der heſſi
Betterau am, zeigt aber auch wie die folgende Ro. 41 die Eprade im
Amt Meihelöyelm, aus dem mic keine beiendere Spradpprobe zu Gebote
fleht. ? Au. ' mächft; * Baljen.
72
ann uff de Appilbeem d'r Walın),'
Su gout, aß wäi es kimmt vom Rhailn).
ie Wearreraa fol leawel
Die Wearreran, die Wearreraa,
Doo bloikt' die Wiß eann dofft d's Haa,“
Don flaͤißt d's Waller heall eann freaſch,
Eann heappe? ean d’r!° Bach die Feajch,''
Gann vorn) de Aſt enm'? groine Waald
Doo paife Vifil’® junf eann aalt.
Die Wearreran fo leawe!
Die Beerje ean d'r Wearreraa,
Wät gleapern d&i eam Moarrjedaal!“
Eann wann fealt!® aach kaa(n) Draub!* mit(n)'? witft,
Eann doofir mir Die Ducatjche'® Tüft,'° Ban
Se?° deankt, fuu gibrs nouln) ean d'r Wealt,
D’E_Nau?! dans Fimmt, d's Walt daos feallt —
Die Wearrera fol leawel "
Se Frimwrig*” ean d'r Wearreraa, .
Doo kraͤit m'r Sache allerlaa,
Doo treankt m'r voln) d'm beaſte Wailn),
Eann eaßt mir, waͤrrlich! daos eaß faiun);
Jao, ua bie Kaafer?? Bulnn) gefaat?*
Sealt?® voln) d'r goure*° Schnaowwilwaad.
Die Wearreran fol leawel
Aoch Treu eann Ehrlichkaat, daͤi zwaa
Daͤi waohfe ean d'r Wearreraa.
Uufn)s Fuͤrſchte ſaiſn) '8?° laͤib eann gout,
Eann kimmt d’r Fai(n)d, fe hummer?* Mout;
Jao, komm nuurtd wirrer her, Branzuus!
Die Wearreraa gibt uff daich luus —
Die Wearreran foll leawel
*
d. h. Apfelwein.er blũuht.duftet das Heu.hin *
wird weiblich gebraucht. *? Aifche. ?? im. ir hr —E a
36 Traube; aud: „Dranbel” 37 mehr. 2? ven. 1° diefit. > fo.
m Neue. 7? zu Zriedberg. * Kaifer. ?* Haben gejagt. ** dort. 2% guten,
” Scmabelweide; Johann Yuft Winkelmann in feiner grkabliäen Be
foreibung der Yürftenthümer Heffen und Heräfeld rühmt (&. 177) in
Hin fruchtbaren Gegend von Friedberg, Die Kaifer hätten fi oft
hier aufgebaften der herrlichen Schnabelweide wegen, 2° und. * haben wir.
Die Wearreran, bie Wearreraa,
Doo leabt m’r aach näit zou genaa,*°
Doo hott m’r nooch d'r Grwet Fraade
Eann uff d’r Kirber ſai(n) Loßberkaat,
Doo graifn)t die Bat? eann brommt d'r Baß,
Eann danzt ſaich Borſch eann Maadche nah!
Die Wearrera ſoll leawel
Gann giihtre· aus eann ſucht e Fraa,
Ser Fr —ã — a ara ai
taohtömaar: , geihaid eann n
Diät feandt 'r doo, waoh8®? wollt 'r — -
Waß Goatt!l aaln) Keaßmaulee nuurts voin / nam,
Ihr Mt oc nooch dem?? eann wairer Taamt —
Wearreraa fol leawel
Al. Sagen aus ber Umgegenb son Staden in
Gand’r BEE. lair*’ e Schtäbtche uff 'm gaor ſchilne
Blägi oo(n) d’r Naid,“ daos haaßt Schtaore,*? daos waor firr
Aalerſch * e’gruß Schtaoßbt, fäl eaß aorrer*® can be Krije
zoamm grißte Daalts innergange. Gapt vo(n) dem Sch
verzehlt m'r allerlaa. Wann ’r bruff Baß bulnn)*” woht,
fun will aich uc** e paohr Schteadilcher —E
Wammer ſe Schtaore d'm Innerdoar· erausgilht eann
immwe®? de Broil, fe kimmt m’r iwwige 'n Eat chteah®
ean bie oegeßr wammer nou(n) wairer gliht de Mudfchter®”
Weahf?" d’r Nachehtwand‘? enuff t twwe de Meattilgraomer®
ean de Haane Bruch, fe kimmt m’r deleatzte ean de. Wiffe
af mn ver ,6? dai failn) de Schtenrer,*® jAi Tate anrrer** €
elfehtenn vo(n) Schtaore, eann mir haaßt fe be Yan)
boob.°® Don, faa(n) die Leut, doo hätt firr Aalerſch e Kluufter
geſchtanne. Wr maa(n)t aorrer näit, aß mülich** wädr', dann
wann's Waſſer mwiift‘” eann geb wird, doo eaß fealtee
alles iwwer eann diwwer.““ N6 genunk! vom Amthaus ean
mau. ®* mad, ber Arbeit greude. 2 Rirdweiße. > “il
and Ana was, —S————— sr
Mi —R en den Bieten I it, *? an der
5 aber, *% Theil, 9 bt Haben, = en,
in zu. Untertgor. *2 und über. ®° Brüßl, eine
iR Eumpfftelen. * über. *° Eteg. *s Dchfengafle. *" Modhäpter
. #9 Rachtweibe. “° Mittelgraben. "acht u © Gtabener.
* wi legen un 6 Tinhof. °° möglich. ® port, über md
über.
74
Schtaore, daos oo(n) d’r Brende lait, wunm’r eun's aalt
Schloaß giiht, doo glihr”! e Bank innig b’r Gare,?* ber,
faatn)?? fe, geang {4 can be Aaln)hoob, eann wanumer b’6
Naohchts die Naohchtwaad eaun be klaaue Brad) enuffer’*
giiht, je giihr alls· e groo Mennche mearr anm.?* Saft?”
ea ndit;?® eapk hiirt nuurts oo! ’& waor emool, doo
— *— fe eam Aa(n)hoob, eann doo gräib aach e Man
s Schteack voln) irer Herrſchaft Waos geſchiht⸗ Wii fe
ſuu grübt, eann aan Echeappe®! voll Gare nooch d't aumern
erimmer®® wirft, doo Blait?® ’r uff aaln)mol die Scheappe
heaufe, eann fäi boodt‘* ean ivem Seauu, jäl wädr’ ‚boo
innig e Raid oarrer innig € Baammorzin"* geroore.** Roula)
Heahht ſai eann heahbt, af müßt ’r d’r Hergbeannil®? krache
ee aach e Bijſi can die Hih, aoinmwer ’8 waor aan)
Gedanke, aß? ſal ir Scheappe eraufer hreecht Gagt hott
fäl geboodht: N6, be mußt doach emolche geſeah(n), waos
doo fir e Uln)gleadöbeant?? innig d’r Gare lait. Wäi ſäi
Aorta? -guct, ſe mächt fäl e Paohr Aage, wii e Boad
wanus Aililt; ;°* dann doo honk ir Scheappe vo(n) ’m Hean:
a pe n) ’m are gruuße Keaffil, eann der waor g
d. Wann füi empet?‘ > Gemein” ge
ſchweeje hätt eann hätt al ir © mean"
ö fee eaun gerafft, “ hätt je Re Leawedaohl genunk huum)e
ſuu hoit ſe aorrer gemaa(n)t, fi müßt den Keaſfil
eruff beawercs ann kraͤit wirter ir Schenppe eaun baoht
gene = aß fe kreaſt. Gäi broocht ’n aowwer kaaln⸗
AR milln) + , eann doo kreaſch je ee
Annern zon, dai alt erimm gräiwe: „Ir Leut, healjtl“
Doo dabhrt's uff aaln)mol 'n Rappil, eaum N Keaſſil meatt ·
kommt d’m, Geald waor innergeſunke eann je horrioou ix
Reabhte?0? naut!°® mii(n) geſeah(n); nuurts oo dr Fr
waor doo gebleawwe, ben hatt jäi oo(n) d'r Scheappe heanle.
Gapt wammer vocn) Schtaore nooch Bioowildeno —
de muß mr ean d'r aale!!! Daohrmſteerer Tirgenait!!
ing n geht. ?* unter der Erde. 7 tagen, Imauf. ** immer,
Be ne —— —
“= oder unter eine Bummel, = r“ pen. 9
. 9 Serzbendel, 2
“geht. * Da. ”° bräct „ ® Unglüdsbing (verwünfdgenber Ruß
” Der nn 3 Br —— —— —
»s berli je 20% hat. 37 Sehtage: 208 sicht, nichts. '°° wur. Bie⸗
feld, ein heim Stande von Staden. ?' altem. » Greuze, Grecz⸗
25
towig be Wiln)giiößeerf.'"" ¶ Den Weaht' gibt aach emol
e Mann can Dr. Ra: eann wät heeln) on(n)’8714 eerſcht
Sqhteack ovom Wiln)gtti kimmt, fin breannt doo e Faner⸗
Gets. uff b’m Ader, dass Breannt ſuu gaalnz ſchteall eann
ðflatje gobr kaa(n ffin’’° deuofn) uff. Heeln) hott ſai(n)
Bebraohchling driwwer eann nimmt ſain Schteadenn eamı
ſchaͤrrt e Bf Kohn!ae devo(n) eann giitt fort. Witte
nvuln) de annern Moarıje wirrer feread "4° kimmt, ſe deankt
e 730 doach⸗ ¶ Dern wiuſt moiche fen), waohe a8 fie
e Fauerche waor,“ eann gilht oo(n) d°8 Blaͤtzi. Ooo finbt
e aomwiwer kah(n) Kohn eann naut, aß Wann -goat naut Dev
geweaft wädr’; wii hee(n) aswwer nooch deene Kohn gudt,
Fr © eweackgeſchaͤrtt hott, bob laie !** don laurer ſchilne
ucaote. — a a
Iwwig den Wiln)gilsbeert zäfkt!?° aach d'r weall'*
Jajer. E Mann aus Taathentert® eann e Säußergeieal
aus Edhtaore meatt ſaim Schap, tät hulnn) ean d’r Nacht
uff d’m Bioowiüuer Weahl bie Randkendet Danne’*° uff
.. m Wiln)gilsbeer? ean aam Yaner!?”.gefsah(n), eamn ·uff
aaln)mol eaß fun e Lärme eann e Weanb?re geweaft, aß!?*
m’r gemaafn)t Hott, die Beem'>° eann alles beeht innerſch⸗
dreewerſcht gewoarfe wäärn eann b’r met Daohk wäär
aam
doo, eann bat dem all hott ſaich kaaln ereelt.re
ae⸗ wonn?®® frolerhilnn) annerir Leut gehcah hu(nn),
aß bai ſuu ’m Lärme, den b’r weall Jaͤjer maͤcht, dus in
aobgeſchoaſſene Thoarn i2 ean’®® d’m aale Schlaf fe
Scähtaore,!?° der beneefft!?? d’m Meattilgraowe eaß, e lank
Schtang eraus komme wär meatt ’c gruuße gruuße healle
Leuchte, eann daͤi hätt doo gehonke, biß d'r Zukk v’rbat!?*
eweaſt wäär”. Daos eaß aowwer wuur,ae aß b’r aalt
annheanneridh"** emol ean d'r Naohcht vo(n) Bloowild
komme eaß, eann doo eaß e Herr fir 'm hergange ean'm
reaheruuren· Mantil, dem eaß ® noochgange, eann uff aaln)-
mol waor ber Herr naut'*? miiln) boo eann d'r Hannheanne·
rich hott innigem'*? Gallje geſeaſſe. Doo kreaſch e benood'**
„> Weingartenberg, ein Berg bei Staben in altheffiicher Greuze, weir
cher noch im vorigen hundert mit Heben bepflanzt war. 2° mud wie
er an's. ?2# geuerchen. 23° Kunfen. 327 Gteden, 12° Kohlen. zurück
220 eg, 320 du, Uegen. sieht, ®°* wilde. ꝛ Leidheden. ein Dorf.
eine halbe Stuude von Staben. ?*° Tannen. '?? inehuem feuer. ?*° Wind.
729 daß. 2° Bäume. *’" unterft zu ober. ?°° geregt. 2°" wollen. *°* Thurm.
»# in. 336 zu Gtaden. 2° zunäcft. *'* Zug worbei, » wahr. '% Jos
her Oeinrich. *%? grellrothen. '*? nicht, nidte, 29° umter dem, 2 Date
nad.
76
eaun boo hürt ’'n e Fleefchter!** Mann, der koom aus di
Sahtemer Minn'** meatt Meahl eann hott de Hannheanne
dich innigem Galle efirgezoue'*” eaun hore!** °’n uff faim
Saul meattgenomme. Eann noady waaß fan) Meanfch, wii
d’r Hannheannerih graorean’* bie Schteahk imwig die Gre
ame so gefonne hott eann bie Breade iwwig die Rälb,'"
aß hee(n)'®* ean e ganz anner Feald innig be Ballje komme
eaß. — Bann aadyemol horr e Manu aan!*® zweerch immig
be Beerk komme geſeah(n) eann hott fire ſaich geboodt:
MN6, wuu will deer bilnn) zweerch imwiges'** Fahr Bi
hee(n)’n aowwer ficht komme vo(n) Die Laadheader Hoh(n),'"
boo jchtrait'*° e graohb brimwig'°" ewead eann eaß alls fort
gange. Don hott faich aowwer d’r Wann faa(n) Haan) Viſſ
gefeedht'** eann hott ſaich haam gemaohcht.
43. Weitere Sprachproben
enthalten bie Rubriken: Kinderliedchen, Spruche beim Lohr
und Sinderfpiele.
* ter; Florſtadt (in der Mundart: „f Ra
Be ee her Mühle ve Teen? ya
geradein, genan, juſt. Stege über die Gräben. de, "en
=> einen, jemanden. 1 über Das. °*# Sohlweg. *9% führeitet. 397 dark.
» gefürdpiet,
Kinderliedchen..
9
ie genden ii Ind ni R räutt, viel
wit ei a ie —* Ai, a —A— 83
und tiefen Sinn darf man bier nicht erwarten: die Kinder fingen das
tollſte Et bei dem fle nichtö oder wenig denfen, weun nur jı) 073
— EL ET
Säriften von 3. Fölfing in Darmfant über die Reinfinderfcute.
1.
Heio, NRopeto!
Schlags Gicelchen tobt!
Es legt mir kein Eier
Und frißt mir mein Brot.
2.
Schlaf, Kindchen, ſchlaf!
Dein Vater hüt die Schaf,
Dein Mutter hät die Lämmelein,
Schlaf, mein liebes Engelein!
3.
Sa, Kindchen, ſchlafl
in Garten gehn die Schaf,
te ſchwarzen und bie weißen
Die wollen das Kindchen beißen,
Die blauen und die gehlen (gelben),
Die wollen das Kindchen fehlen.
4
Schlaf, Kindchen! Nünnercher (Noͤnnchen
Br em Shen —E nahen)
Brechen ihm ein Körbchen voll,
Daß das Kindchen ſchlafen fol.
5
eio, Popeio,
PN Yappelt im Steht
Die Gaͤnschen gehen barfuß
Und haben feine Schub.
Der Schuſter hat Reber,
Keinen Leiften dazu.
80
6.
Schlaf, Kindchen, fchlaf!
Dein Vater ift ein Graf,
Deine Mutter ift ein Edelfrau,
Du aber — eine Dredjau.
7.
Schlaf, Kindche, wohle!
Uufer Herrgott will dich hole
In einem goldne Kulſchelche,
Schlaf, mein liebes Trutſchelche!
8
Schlof, Kinche, ſchlof,
Im Gorde gihn die Schof:
Drei rure un drei gehle,
De wolle mei Kinche fehle.
9.
Schlof, Kinche, fchlof !
Im Borde gihn die Schof,
im Gorde gihn die Lämmerdyer.
ie breche meim Kinche Blümercher.
Brecht bot Koͤrbche nit zou voll,
Weil mei Kinche ſchlofe fol.
10.
Heio, bumbeio, ſchlags Gickelche bu:
Let m’r kaln) Aier un Geist m'r — Brut.
11.
Schlof, Kinche, balde!
Et lafe drei Rehcher im Walde,
Se lafe em Laf! un grene Gros
Un brenge dem Kinche e ſuͤße Schlof.
12.
Schlof, Kinche, füßel
Eppel, Bire un Nüſſe,
Ben! Rofeine un Mandelkern
je die klane Kinnerher gern. *
1 Laub und inet Grad, 2 Diefe 12 Liedchen find mit einzefuen
Abweichuugen welt verbreitet in Deutichlaud; No. 8—10 find in der
Mandart von Limburg, Ro. 10 u. 11 in der von Montabaur. ,
81
13.
Sunnde, Sunnde, komm eriwwer!
Vendche, Wenbehe, bleib driwwe,
Driwwe flier e' Gotteshaus, "
©ude drei ſchene Boppe eraus.
Det aln) widelt Weire,
el anmer fpennt Seire,
Dei britt, dei gieht ohn* Bronne,
Horte Kennche funne,
Wer ſolls bene?
nDei Mahd aus ’em Lewe.“
Wie ſolls hafe?
mMedele, medele Gaſe.“
Wer fol dei Wennele weiche?
Del Mahb met ber Klapperbejche.?
14.
Putſche, Putſche, Schoͤßchen,
Fahr übers Röschen,
Er übers Glodenhaus,
uden brei fhöne Puppen heraus.
Die eine fpinnt Seide,
Die andre widelt Deibe,
Die dritte geht an Brunnen,
Die Kr ein Kindlein funden;
Wie jol das Kindlein heißen?
Ameline Beijel“ .
Wer ſolls heben?
wDie- Tochter aus dem Löwen.“ +
15. ”
Storch, Storch, Steine,
lieg über Haine,
lieg übers Baͤckerhaus,
le da drei Wed heraus;
Mir einen,
Dir einen,
Nachbars Peter auch einen.
16.
& ,S 2 2
Er ahei he. ſqenne
1 Steht ein. 2 an. 3 Das Lied if in der Mundart vom Königde
hofen A. Idſtein. 4 Go wird dies Liebchen in Caub gefungen. &s if
mit Meinen Abweidjungen weit verbreitet. j
Kehrein: Voltoſitte. 6
82
Fahr übers Baͤckerhaus,
Bring e Mahn! vol Wed eraus:
Mir einen,
Dir einen,
Andern Schelmen gar feinen. u
17.
Meine Mutter ſchickt mich her,
Ob ber Kaffee fertig wär.
Wenn er nod nicht fertig wär.
Solt er bleiben, wo er wär.
18.
Wo wohnt die Frau Bot
Hinter mir.
Ich bin fie ſelbſt.
Sch moͤcht gern ein Dippchen.
Ich hab nur noch ſechs;
Ich kann Feind hergeben.
Das ift mir einerlei.
Da ſteck ih das Haus an
Und blas e8 wieber aus. ‘
Die Frau Ros hat mir ein Dippchen graeben,
Darin fol ich kochen
Sauerkraut und Knochen.
Dreimal genidt (ohne gelacht);
Ein Mal;
Zwei Mal; en
Drei Mal.
(Wer lacht, ift ein Teufel; wer ef bleibt,
ein Engel.)*
19.
Wenn ber Schäfer ftehlen wil,
Schleicht er in die Hede, ©
Schert dem Schaf die Wolle ab,
Stedt fie in die Säde;
Fängt dann an zu pringen,
Fängt dann an zu fin,
Stimmt dann ſeinen Birein:
Lieber Nachbar, ſieh mir zul®
"7 Gine Manne, einen Korb. 2 Das Lied if; wittleinen Abmeldung
weit verbreitet. 3 Wird am Rhein und hier und da auf. dem
gem: 4 Aus Taub. 5 Die zwei legten Berje kommen auderswo in 2
erer Fafſung vor.
8
Die Atı
re a WBG
ottsthierchen, le het ort,
PR; ——— der —RX un —F dich fort.
itsn
Pi Dkter — Era Beh,
Und will dich todtſtechen.
errgottöthierchen flieg hinweg,
Das en Fand, g hinweg
Die Kinderchen ſchrein.
gottsthi⸗ weit weg,
Pr Rufen —S ao
Bufainmen tobt.
a.
” Die Kinderfegen einen’ Rail le id fingen nı
Liedchen, bis ar Fanta. ebene
Maitäfer ſtie
Dein Vater fit im Klie
Dein Bater 18 nit Hie),
ein Mutter figt im Heffenland,
Heſſeland ift abgebrannt. *
22.
Die Kinder femmmein een, dieſelben uud
fingen nase abe en a det — En
deuge fehen I
B Schnedh, Schued, komm berans,
cn Stred deine vielen Hörner heraus!
Ra, ra, reppche,
Es rahnt mir auf mein Koͤppche.
Do ging ih hamm? und faatd mein Pappe,
Der warf mid, mit dem Eahlappe; ° _
Do fant ichs meiner Mamme,
Det gab miv ein paar Bramme.*
Do faat ichs unfer Mad,
Die faat, 08 wär ie dab; * .
4 fm a Er verkreiteten Liedchen bier und da
PR an 2 68 gikt no nen Beinere Abweichun, 100 ade
slemıih Pe verbreiteten Liedchen. I Heim. 4 Pflaumen. 5 u Teiß,
RL
Do ſaat ichs unferm Knecht,
Der faat, e8 wär mir recht;
* Do faat ichs unferm Hund,
Der faat, e8 wär mir gefund;
Do ſaat ichs unfer Kap,
Die faat, ich wär en Platz;
Do faat ichs unfer Maus,
Die jagt mid zum Haus hinaus.
. 24.
Die Kui* kumme, die Kui kumme,
Schellen brumme;
Milch in de Deppe,?
Grad in de Rreppe,*
Gier in der Pann,
Gibt en gute Ackersmann.“
25.
's fit ein Kägchen auf dem Dach, .
Weiß Kar, was es eſſen fol: .
Ein Stüdelhen Käfebrot,
Ein Stüdelhen Butterbrot.
Schlaget alle Engelchen todt!
Kikritil Kifeitile
26.
Der Bater fept fein Meines Kind auf die Anie und fingt:
Reiter, Reiter übern Graben,
‚Alt er ’nein,
o muß ers haben,
Plumps! liegt er brein. ö
Bei dem legten Wort läßt er das Kind ſcheinbar fallen und beginnt
dann von neuem. .
27.
Reiter zu Pferd,
Wo kommen fie ber?
Aus Sichfen, aus Sachſen, .
Wo die jhönen Mädchen wachen,
Hätt ich dran gedacht,
Hätt ich mir eind mitgebracht.
1 eine Schwägerin. 2 Kühe. 3 in den Dippen. 4 In den Kripyen.
3 Beide aa m aus Burg A. en. 4 hörte Id auch
am Rhein. 6 Wird in Caub gejungen.
85
2.
Reiter zu Pferd,
Die Stiefel geſchmeert,
Die Kugeln gegoflen,
Die Reiter geſchoſſen,
Piff, paff, puffle
29.
recht u elı ige Kinder mit der Dı nn
en a —— nachfolgendes em! fe
Die Mutter wolt mid; bauge,
Sie Fr mic, in die Bütt geftoch,
Ich fein dem Bapplod "raus gekroch.
30,
Die Mutter läpt die flache Hand ihres Kindes geben, st
wit ipter Hand Fr an dr. s wen, fe ſquus
, Da haft du ’nen Thaler,
Geh auf den Markt,
Kauf bir ein Kühchen,
Das Kühchen hat ein Kälbchen,
Das Kälbchen ein Schwaͤnzchen,
Dir, dirilänzchen!
(Griwwele, griwwele Wänzchen!) *
Und ft bei den lehten Worten das in Laden ausbrechende Kind in
die flache Hand.
31.
Die Finger
beißen, vom Meinen angefangen: 1) der Spipbubz 2) der Goldigz 3) der
lang Matıhes (auch Länghe nueden); 4) der Dippenleter; 5) der Läuse
er.
Kleine Kinder ergreifen Andern (auch Erwachjenen) die Hand und ers
sählen ihnen, mit dem Daumen beginnend, von einem Finger nach dem
andern:
Der ift ins Waſſer gefallen,
Der bat ihn herausgezogen,
Der bat Fi ind Bett gelegt,
Der bat ihn zugebedt,
Und ber Hein Sribbub hats verrathen,
oder:
Der Hein Spigbub hat gefagt:
Wart, wart, ib wills dem Vater Tagen!
1 Die Liedchen 26, 27, 28 find mit einander verwandt und mit ein
denen Bhnei (ungen weit verbreitet. 2 Mit Meinen Abweichungen weit
eitel
86
Bo kelu größeres Waffer if, Heißt es auch:
Das ift der Daumen,
Der ift gern Braumen,
Der hat fie gefhüttelt, . x
Der hat fie gefrefien,
Der bat gejagt:
Wart, wart, ich will dem Vater fagen!'
ur 32, Re
In der Gegend von Wiesbaden fingen bie Kinder, wenn ed ſchneit:
Der Müller und der Bäder,
- Die Eloppen fi. 9
In andern Gegenden ſagen die Kinder:
Die Engelcher ſchütteln ihre Bettchen aus!
33,
Bet, Kinbehen, bet, “
" Morgen kommt der Schwed,
Morgen kommt der Dgenfterne,
Sol die Kindercher beten lerne. *
. 3.
A. Hannes, Tramannds,
BE Bafler er Haut.
B. Eich mag nit, eich mag nit,
Die Säu iafe ’rauß.® "
35.
Heile, heile Sege,
Morge kommt der Rege,
Übermorge fommt der Schnee,
Thuts meim Kindche nicht mehr weh.*
36.
Schaͤfers Dorchen iſt gejund, -
Pi pe PR ha weh.
Wumnwul fo belt ıpe Hund, +
Ihr Schäfchen blödt mäh, mäh!
1 Mit ‚Meinen Abweichungen ziemlich weit verbreitet, 2 Diefee hiſto⸗
tifchwichtige Liedchen wird noch heute am Mdein vielfach gehört. 3 Aus
Gaub. 4 Aus Dopheim bei Wiesbaden, wird gefagt, wenn die Kinder
ſich geitoßen oder leicht verlegt haben und mau fie tröften will, wobel
men bie Stele ſtteichelnd berührt, Es findet fi hier nud damit kieluen
Abweichungen. B J
87
3.
Hannes, Popannes,
Was machen die Gaͤns?
Ste figen im Waſſer
Und puddeln die Schwänz. !
38,
Pantoͤffelchen, Pantöffeldhent
Ach Mutter, ich hab kein Schuhl
Dann zieh des Vaters Schlappen an,
Und tanz nur immer zul
39.
Anne Gretchen,
Schotengretchen,
Leg dich in die Bohnen,
Wenn der Herr von Wefel kommt,
Wird er dich belohnen.
40.
Hannphilippche, Kerſcheknippche,
Leh dich in dei Buhne,
Wann der Mann v9 Rambach kemmt,
Werd e dich beluhne.*
4.
Ich und Du
Und Müllers Kuh
Und Pfarrers Stier,
Das find ihrer vier.
ch und Du, °
Und Müllers Kuh,
Und VBäderd Thier,
Das fein ere dvier.®
Linſe,
Wo find fe (fie)?
a 6, dern Drten mit Meinen A
un 3
Hiegt om Mhein, Rambad, bei Königöbofen. 3 Die erfte Faſſung it aus
Gaub, die zweite aus Hadamar; es gibt noch andere.
88
Im Dippe, .
Sie Hippe Wivlem—
Sie koche
Drei Woche,
Sind hart noch,
Wie Knoche.
43.
Sauerkraut und Rüben,
Die haben mic) vertrieben.
ätt meine Mutter Fleiſch gekocht,
0 wär ich Bei ihr geblieben. *
4.
Es 7 e Jud ind Waſſer gefalle,
Ich hab e8 höre plumpe,
Wär ich nicht dazu gefomme,
So wär der Schelm ertrunfe.*
4.
Die da Dintenfaß,
Geh in die Schul und lerne was
Kommft du Ham und fagft mird nicht,
Nehm ich die Ruth und ſchlage bich. *
46.
Amen, Amen!
Die Geiß geht im Samen;
Samen geht die Geiß;
te Suppe bie ift heiß;
eiß ift Die Suppe;
ie Kuh hat den Schnuppe;
Den Schnuppe hat die Kuh;
Bettelmaun, ſchließ zul
Zu ſchließt der Bettelmann,
Hat ein Sad von Leber an;
Von Leber macht man Schub;
Schuh macht man von Leber;
Die Gans hat eine Feder;
Eine Feder hat die Gans;
Der Fuchs hat einen Schwanz;
1 Welt verbreitet. 2 Weit verbreitet, hier und da mit Abı
wei m
tm 1. und 3. Ders. 3 Aus Caub. 4 Weit verbreitet, bier und —
tleinen Abweichungen.
-89
Einen Schwanz hat der Fuchs;
Ein paar Augen hat der —*
Der Luchs hat ein paar Augen,
Meine Mutter einen ſchoͤnen Stauchen.!
A.
Das budelig Männchen.
Als ich in mein Gärtchen gieng,
Und wollt mein Gärthen gießen,
Da fland ein budlig Männchen da,
Das fieng recht an zu nießen.
2. Und als ich in mein Gärthen kam,
Und wollt mein Gärtchen pflanzen,
Da ftand das budlig Männchen ba,
Und fieng gar an zu tanzen.
3. Und ald ic} in mein Küchlein kam,
Und wollt mein Süppdyen kochen,
Da ftand das budlig Männchen da, .
Und warf mic als mit Knochen.
Und als ich an mein Tiſchchen Fam,
Und wollt mein Bißchen efjen,
Da ftand das bucklig Männchen da,
Und hats ſchon aufgefrefjen.
Und als ich in die Kirche gieng,
Unb wollt ein bißchen beten,
Da ftand das Budlig Männchen da,
Und fieng mid) an zu treten.
6. Und als ich in mein Stübchen Fam,
Und wollt ein bißchen ſchlafen,
Da fand das bucklich Männchen da,
Und macht mir viel zu fchaffen.?
48.
Chriſtkindchen komm in unfer Haus,
Pad dein goldig Kiftchen aus,
"18 gibt von — weit verbreiteten Liedchen Variationen, die bis
* 5 Zellen groß find, 2 Aus Eaub, auch in Heibeöpeim bei Mainz
fann
1
4,
5.
®
v0
Stel dein Eſelchen auf den Mift,
Daß es Heu und Haber frißt.
49.
en Pa r
ng_bal auf did gewartet), .
Du folft mir Iegen ein, j .
Was dein guter Wille fel:
Ein Baͤumchen mit Apfeln,
Mit allerlei guten Sachen.
. Darüber werde id) laden.
9a, ha, ha, hal
50.
Nikolaus, du Heiliger Mann!
Du haft einen goldigen Rod an.
Viel folft du geben,
Lang ſoliſt du leben,
Selig folft du fterben,
Den Himmel folft du erben.
. 51.
Hannappel, Hann,
Die Faſſenacht geht an, . .
Da baden wir gute Schnieden (Schnitten),
Und find recht wohl zufrieden.
Luftig ift die Faſſenacht,
Wenn die Mutter Kräppeln mat!
52.
Huf, huſch, huſch! der Wind geht kalt,
Schud, ſchuck, ſchuck! der Wind ift alt),
Bauer flid die Hofe bald!
Wenn die Hofe verriffe fein),
Geht der Wind zum Loc hinei(n).*
53.
Diefed Lied_(aus Königögofen A. Idſtein) wird im Mrübjahr beim
Zeilen» und Scalmaienmahen gefungen. Bet jeder Soide folgt ein
Schlag auf die Weide, bis ſich die Rinde mit dem Baſt ausdrehen läßt
Motter geb mer ’n Kroiger!
"Was wilte met dem Kroiger bou(n) 9” -
1 Dit einigen Mbmeichungen weit verbreitet. Mer Vatet fingt et
gerne dem ihm auf den Kuieen figeuden Kinde.
Yı
Noole kaafaa
„Was willſt de met de Noole dont?“
Seckelche flide.
Was willfte met dem get Bonn) 9"
Staln)che leſe.
„Bad ee met them © Einln)ce bou(u) 9“
ö Biel
Was wilft de met dem Vieiche dou(nyr⸗
Brore, ſore.“
Daß mil) Veiſche ſoll gout gerne
54.
, (BeRewälder gaffung von Ro
Saft, Saft, Seire (Seide)
Im Korn en (und) in be Weire Weiden).
Der Bäder dat en (einen) junge off,
Wirf ihn in de Grabe, :
Freſſen ihn die Rabe.
Mutter, gemmer (ei: :änie) einen st Pfennig).
Was wiſiſtde zit dem Benring ©
— aa — kaafe.., .
de. Rpala han? :
2 le mit dem Shääe tun?
Stanne (Steine) raffe
—S ih. he Gigne tun?
B8
Bi wiliſt⸗ mit.de Bögel, hun 5
Sore, brore. :
Seih be bau Geh Bud ind) leib Seite 5 gerome.
ga Philidy he, ſpiel e mal,
e will e mal tanze,
Ss das Sonntagsjhärzche an
Rund herum mit range! .
56.
Wanns Kırmes if, wanns Kirmes iß,
Dann ſchlacht mein Vater 'n Bod;
. Dann tanzt mei Mutter rundeneruin,
Dann flatichert er (ihr) der Rod.
4 Radeln faufen. 2 Vogelchen. 3 Braten, fieden. 4 Gerathen,
—
67.
Sophle, Frau Bas,
Geh mit mir ins Gras,
Bas pfeifen bie Vögel,
Was Happert der Hasl
Bas baktn die Bäder bie MWede fo
Was laufen die Buben ben Mädchen bod nad.
58.
an arlotichen, Charlotichen,
PH ra
Was pfeifen die Vögel,
Fr er a
ie er mel
Die glipern die Sternl
Wie haben die Buben
Die Mädchen fo gernt®
89.
° ; Der Hanfel unb bie Grethel,
—S—
er war ni
Die Örethel nicht gefiel.
- 60.
Der Zit kummt i
Die Fe (Zeitung ya Sand:
Der Harrgott will und ftrafe,
Die Cholera ift im Land!
1 Mlnfer Defen beiden Baffungen gibt e8 noch andere Aiweidup.
III.
Märchen und Sagen.
—
“ua
mn A,
R
, @an neehrhl"
95
Küchen, age, Geſchichte
Märhen, Sage und Geſchichte ftreben und nach einander Die
Vorzeit ald einen friſchen und febendigen Geift nahe zu bringen, uns
einzuweiben in dad Denken und Handeln der Vorzeit. Der Gefchichte
Märchen und Sage gegenüber, infofern fle das Giunlicnatärtihe
und Begreiflihe ſtats nut dem Unbegreifi ichen milden, während die Ger
kai es nur mit dem Begreiflihen, Tratfächlihen zu thun bat. Das
ar chen ift überall zu Haufe, wie die Kinderwelt, und fucht den reinen
Gedanken der kindlichen Weltbetrahtung zu faffen und uns vorzuführen,
mag es und erzählen von Riefen und Bivergen, von verganberten Prinzen
und Pringeffinen, vom Meinen Däumerling oder vom liftigen Wißen⸗
foigel, vom Brüderhen und Schwefterhen, oder vom geftiefelten Kater,
vom Büblen, das überall hat wollen mitgenommen fein, oder vom Bäums
miein, das andere Blätter hat gewollt. Nähert fi das Märchen etwas
der Geſchichte, fo greift es zurüd in Die urdeuiſche Geldenfage, in die
‚Beit der -Riefen und Zwerge, der Feen und Glfen 2. — Die Sage ſteht
der Giefdrichte näher und haftet Immer an Befanntem und Bemußtem, a
einem Orte oder einem durch die Geſchichte geficherten Namen. Die ge
fehichetiche Tbatjahe iſt mit der Ortlichtelt,, mit eifen, Burgen, Green,
Bäumen ac. in Verbindung getreten, hat, ald Gekhichte des Volles von
diefem mündlich fortgepflangt, einen dichteriſchen Schmud angenommen
und erfcheint nun, halb Gejcidite halb Wunder, als Kichling des Volkes,
während das Kind an die Wirklichkeit des Märchens glaubt. J
Das Wort Maͤrchen (Mähren) iſt im 18. Jahrhundert ie
fonmen und ift die Verkleinerungsform von Märe (Mähre), mbd,
das (felten die) maere, ahd. da® (felten bie) märi, die märida, goth,
die möritha. Das goth Wort bedeutet Kunde, Gerüdt; das abo. hal
eine etwas weitere Bedeutung: Kunde, Gerücht, Ruhm; das mhd. met
1) im weiteiten Sinne Alles, was Giner dem Andern_ mitteilt, -f
mündlich oder ſchriftlich, unmittelbar oder durch einen Dritten, einfeitig
oder im Geſpraͤche, alfo: Nachricht oder Nachrichten Über ein einzelnes
Ereigniß z Antwort auf eine Frage; eine Irrlehre, die fich verbreitet;
etwas Erdichtetet; 2 im engen Eimne das, was man allenthalben hört:
Geruͤcht, Ruf, in weldem Jemand fteht; 3) (das maere oder Plural)
die meiftene vhptbmilc ai faßte Erzählung ehuer_denfwärdigen {wahren
96
1. Der Unfang der Kindermärchen
lautet fehr oft:
Ich erzähl ein Märchen
Vom Dippel Dappel Därchen,
Von der Dippel Dappel Fledermaus;
Blas der Kap das Schwaͤnzchen aus!“
IR das Märchen erzählt, und die Kinder ſihen noch ſtill und Rannend
da, dann fehließt der Erzähler mit den Worten:
Run ift das Märchen aus,
Da broben läuft die Maus;
ang fie und mad) bir en Belztapp drausi®
2. Klimperklein.
u der Gegend von Wiesbaden erzäplt man ben Kindern:
Es war einmal ein Elimperflein Häuschen. In bem
limperfleinen Häuschen wohnte ein Elimperflein Frauchen.
Das Hlimperflein Frauchen hatte ein klimperklein Kägchen.
Das Elimperklein Küchen frrang auf das Elimperklein Herb:
hen in dem Elimperfleinen Kuͤchelchen und ſoff, aus bem
Mlimperkleinen Dipphen die Milch, die fih das klimperklein
Frauchen am klimperkleinen Feuerchen wärmte. Da kam
das flimperfleine Frauchen in das Elimperkleine Kuͤchelchen
and rief: Kap, du Hexl“
Die drei fegten Worte werden heftig und faut ausgeſprochen. daß die
Rinder erfhı aufammenfaßren. Irog ihres jebesmaligen Schredens
laffen die Kinder ed ſich doch gar gerne erzäplen.
8. Das Nothkäppchen.
Die Großmutter wohnte im Walde. Ihre Enkelin mußte
r täglich das Eſſen bringen. Einftmald begegnete dem Mävd-
en auf dem Wege nad) dem Walde ber Wolf. Der ſprach
vu ihm: „Wo willft du Hin?“ Das Mädchen antwortete:
Ir meiner Großmutter im Walde.” Da fante der Wolf:
„Öehe bu biefen Weg, ich will jenen Bun wir wollen
dann fehen, wer zuerft da iſt.“ Der Wolf fm zuerſt bei
dem Haus an und Hopfte. Die Großmutter fragte: „Mer
iſt da y Der Wolf antwortete: „Das Rothkaͤppchen.“ „Bieh
1 Ro. 3—8 find mitgethellt von Lehrer Kuh. Ro. 8—5 hat er
fich cheils von Andern erzäblen laſſen, theils aus eigener Jugenderinuerung
[R 3 No. 6—8 hat er von einem Korrettionshausjchuler anfertig:
, der fie „aus anderer Leute Mund gehört hat.” Bol. zu Ro. 3.
Kinder» und Hausmärden von Grimm, $ a. 1843. Ro. ey
97
an ber. Sähaim; fo wirds aufgehen,” fagte die Großmutter:
Der Wolf zug, und bie Thüre gieng auf. Die Großmutter
ſah fih nicht um, wer «8 fei fagte: „Leg dich zu mir
ind Bett.“ Der Wolf thats und fraß fie auf. Nach eines
Weile kam das Rothkaͤppchen und Hopfte. Der Wolf ſagte:
nBieh an der Schnur, jo wirds aufgehen.” Das Roth)
hen that alſo unb trat in die Stube. Der Wolf ſprach:
mLeg.bidh zu mir.“ Rothkaͤppchen legte ſich zu ihm und fagte:
mie. haft du große Armel! Der Wolf: „Um dich beſſer
padin zu können.” Das Mäbchen: „Wie haft bu große
Ohren!” Der Wolf: „Um befier hören zu koͤnnen.“ Das
Mädchen: „Wie haft du ein großes Maul!“ Der Wolf:
„Um Dich befier frefien zu Zönnen.” Gr fraß ed auf. Kommt
Rex: Jäger mb. töbtet den Wolf und fehnitt ihm den Bauch
a a Großmutter Rothkaͤppchen wieder leben⸗
eraus.
F A. Der lange Lenz.
Ein ſparſamer Mann hatte eine verſchwenderiſche Frau.
Zu diefer fagte er: „Du mußt Alles auf den langen Lenz
auffparen, damit wir nicht darben.“ Die Frau verfprach dies
zu thun.. Einft Fam ein Handwerksburſche ins Dorf und
bettelte. Als er zu ber ——— au kam, fragte
fie ihn: „Seid Ihr der lange Lenz?” Der Handwerksburſche
gleich Etwas und fagte Ja. „Ad,“ fagte die Frau,
wie. lange hab ich auf Euch gewartet !“ Sie holte dem langen
Benz alles Griparte herbei und gab es ihm. Diefer machte
fi vergnügt aus dem Staub. Bald darauf kam der Mann,
und bie rau gieng ihm entgegen und ſprach: „Der lange
Lenz ift bier geweſen, und ich habe ihm alles Griparte ges
geben. Freu did mit mir; denn num brauche ich mir Darüber
feine Gedanken mehr zu machen.“ Des Mannes Gefiht
jieht fi in Kalten, und er fpricht: „Sept gehe ih im Dorf
zum, unb finde ich eine Frau, bie jchlechter ift als du,
jo ſoll dir nichts aihen; finde ich aber feine ſchlechtere,
0 ſchneide ich dir den Hald ab.” Hierauf geht er fort. Ju
ihrer Angft lief die Frau zu ihrer Nachbarin und erzählte
ihr die Geſchichte. Die Nachbarin war aber eine kluge Frau
und fagte: „Seid unbeforgt! Ich will Euch retten.“ Die
Fi gieng getröftet nach Dans“ hr Mann Fam auf feiner
janberuing auch ind Haus ber Nachbarin, welche aber im
Begriffe war, eine Kuh die Treppe hinauf zu leiten. Der
1 Siehe das Wort im Wörterbuch.
Kehrein: Boltafitte. 7
a
Mann. ftannte: Darüber: und fragte und; "der Lirfahe: Da
entiwortete Die Frau: „Droben unten der Bodentreppe habe
Weir Neſt yoll Hichnereier. Ich babe wir bie:Sarhe über ·
legt / und gefunden, daß das Huhn die Gier nicht ganz ber
beden Tann, weshalb id) «B. für befier Jake, die an
die Gier. zu-fegen: Diefe kan biejelben befſer bebedien. Ich
bitte Such Darum, mir. bet der: ſchweren Arbeit: beizuſtehen.“
Da Fagte der. Mann: „Das wäre eine Schande, wenn ih
meiner Frau. din Haar frümmen wollte;. denn du biſt noch
ſchlechter als fie” Mit. diefen Worten giemg..er. nad) Haus
und war. mit. feinem Schidſal zufrieden. T _.
5 Wie der Bock bie Geiß und das Lammchen
1 A Beffenland find Zus
Der Bol, die Geiß und das Lämmchen wollten ins
Hefjenland. Das Läͤmmchen Tief horn, darnach Fam die Geiß
und zuleßt der Bock. Der Bin fagte zum Laͤmmchen: „Wenn
der Wolf korunt, ſo jage: da hinten. kommt · auch noch Jemand
her,“ „Der: Wolf kam und fragte dag Lämmchen, wohin es
wolle. Das Laͤmmchen jagte: Ins Hefienland. Da hinten
kommt auch · noch Jemand,“ .Der Wolfigieng. fort... Es ber
gegnete ihm Die Geiß. Gr. fragte fie, wohin ſie wolle. Sie
gab dieſelbe Antwort. Sept: kam der Bod. Der Wokf:fragte
gu ihn, wohin er wolle. Er gab zur Antwort: „Ins Hefien-
nd.“ Der Wolf. fragte weiter, was au wbtn..auf Dem’Kopf
habe... Der, Bod antwortete; „Das find meine Flinten.” Der
Wolf lief jn den Wald, und ſo kamen die drei ind. Heffenland.
... u Nm Dan I. B —
6. Det arme Schneider. ’
In einem Orte Ichte ein Ecmeiver;"' dem waren alle
Reute Feind, und fle. fürchten ihn zu bertiggen: Eines Nachts
ö fe man ihm die Kuh todt und glaubte- itlan, er werde
götvegen fortzichen. Aber der Schneider zog feine Knh ab
And trug Die Haut zum Gerber. ‘Unterweg8® fetid’ er ſo viel
Gelb, daß er ſich Hundert andere Kühe kaufen konnte. Als
die Leute ihn fragten, wo er das Geld her'habe, fagte er:
„Ich habe es Für meine Kuhhaut befommen.? -Nut lad»
teten alle Bauern ihr Vieh und trugen bie Haut in bie
Stadt. Allen fie erhielten nur ein paar Guĩden dafür
Ergrimmt darüber, fehlugen fte dem Schreiber beit Badofen
ein und machten untereinander aus, es dürfe Eeiner ihm Brot
ul
baden, danm müßte er verhungern. Der Schneider nahm ſich
einen Sad vol Badofenerde und hing ihn in die Stadt.
Zn dem Wirtöhanfe, wo er übernachtete,. jagte er, als ex
ſchlafen gieng" „Nehmt mix nur feine von meiner Golderde I”
Als ber Schneiber einſchlafen wollte, brachten Die Leute einen
Sad vol Geld, .leerten die Badofenerde aus uud thaten
dad Gelb hinein. Der Schneider lachte heimlich darüber
und machte fih am andern Morgen fröhlih davon. Das
Geld war ihm zu ſchwer, und deshalb Faufte er ſich Kühe
und Ochfen dafür. Bei der Ankunft in feinem Dorf wurde
er gefragt, wo er das Bieh her babe und er antwortete:
„Da vor unferm Ort, in dem Fluß, habe id) fie gefangen,
da find. noch viele.“ Nun gieng Alles an den Fluß, wo. ar
rabe cin Schwarm Vieh .weibete, deflen Bild man in dem
Waſſer fah. „Seht,“ fagte der Schneider, „daneben geht
ein Ochs, der paßt bei meinen, ich will hinein fpringen .unb
ihn holen“ „U,“ fagte die Bürgermeifterstochter, „mein
Vater if Birgermeifen, der muß bei Allem vorn fein, aljg
and) hier.“ er Vürgermeifter jagte: „Wenn ich rufe,
komnitl dann find recht viele da, dann fpringt auch Hinein.*
Wie der Vürgermeifter hinein ger, machte ed plumps,
da glaubten die Bauern, er habe gerufen kommt! und fie
fprangen.alle nach. Wenn fie noch nicht alle drin find, dann
fpringen fie heute noch hinein.
71. Das Süßefte, Fettefte und Gefchwindefte.
Gin Bauer gaderte dem König von feinen Felde zu viel
binweg und wurde deshalb vor den Stönig' geladen. Der
stönig gab ihm drei Fragen auf und fpradh: „Wenn bu dieſe
1öfeft, jo follft du frei fein, wo nicht, fo koſtet e8 dich das
Leber. 15 mußt du rathen, was am N 2) was am
fetteften und 3) was am geſchwindeſten ift. Der König gab
dem Baner Zeit bis den andern Motgen, und biefer gieng
betrübt nad Haus. Die Tochter Des Vauers fragte ihren
ater, warum er fo traurig ei, und er erzählte es feiner
Tochter. Diefe fagte zu ihrem Vater: „Darüber made dir
keine Gebanfen, ich Tann das Raͤthſel Löfen. Am jlieften
iſt der Schlaf, am fetreften die Erde, und am gefchminbeiten
die Gedanken.” "Nun gieng der Bauer zum König und: fagte
es ihm. Der König antwortete: „Bauer, das Haft bu nicht
1 Bol. „Kinders und Hausmärchen“ von Grimm, Ar. 94 „Ble nge
Banerntodhter“ und „SKinder- und Hausmärchen“ von Zingerle: „Was
ift. das Schönfte, Stärkite und Neichfte? - .
100
aus dir, fag mir ed, wer e8 bir gefagt hat, fonft mußt tu
flerben.“ Der Bauer fagte dem König, feine Tochter habe
& ihm gejagt. Nun Ind ber König das Mädchen ein, ımb
es erjehlen mit großer Furcht. Die Fragen, bie der König
demfelben auflegte, beantwortete es jo richtig, Daß ber König
beſchloß, fie zur Frau zu nehmen, unter der Bedingung,
daß fie nichts von Töniglihen Sachen ſprechen dürfte. Gin-
mal kam ein Prozeß an den Hof bed Könige. Der eine
Theil hatte ein Faßchen voll DI gegeben, daß er Recht be-
kommen follte, und ber andere ein fettes Schwein. Als dem,
der daß fette Schwein gegeben hatte, Recht & eben wurde,
ſprach der andere, warum denn er fein Recht bekommen habe,
da: er doch ein Fäßchen Ol gegeben Habe. „Ei,“ erwieberte
bie Königin, „das Schwein hat das Fahchen vol DI ums
geworfen.“ Wie biefes der König inne wurbe, gab er feiner
Frau den Abſchied, und erlaubte ihr nichts mehr, als noch
den Mittag mit ihm zu fpeifen, und was. ihr am liebften
wäre, bürfte fie fi) mitnehmen. Der Königin war nichts
lieber ald der König, und darum gab fie ihim des Mittags
Schlaftrank ein, Ind ihn in eine Kutfche und fuhr zu ihrem
Vater. Bel ihrem Vater angelangt, machte fie ein Lager von
Stroh und legte den König drauf. Als dieſer ermachte, jah
er ſich um und mußte nicht, wo er war, baß er auf Stroh
liege. Wie er erfuhr, was feine Frau gethan hatte, fagte
er: „Weil du mich am liebſten hatteft, % fonft du wieder
Königin fein.“ i
8. Der Müllerburfch und die Müllerin.
Ein Müller wohnte in einer Stabt und hatte nicht weit
davon eine Mühle, in welder ihm ſchon mehrere Knechte
umgebracht wurden. Einmal kam ein Burſche zu ihm und
agte, ob ber Müller feinen Knecht brauche. „Fa,“ antwortete
er Müller, „ich brauche einen, aber es find in meiner Mühle
ſchon viele Burſche umgekommen.“ „Ach,“ fagte der Burfche,
„es ift mir Feine Angft." Er aß zu Nacht, fhüttete auf und
legte fi ſchlafen, nahm ſich aber ein Beil mit ind Bett.
Als er einige Zeit im Bette lag, gieng die Ihüre auf, und
es Tamen zwei Katzen herein; die eine fagte: „er ſchlaͤft,“
die andere fagte: „er jehläft nicht.” „Wart,“ dachie ter
Burſche, „ic will dich beſchiafen,“ und er nahm fein Beil
und warf der einen Kae bie Vorberpfote ab, nahm fie in
ein Tuch und jagte die Kape fort. AS er die Pfote ber
trachtete, war es der Arm von der Mülerin, und ihr Ring
mit ihrem Namen war an ber Hand. Der Müllerburſch
101
gab die Hand feinem Herrn, und diefer verlangte des Morgens,
feine Frau folle aufftehn, allein fie entſchuldigte ſich und ſagte,
fie fei trank. „Dann zeig mir deine gab, ſprach der Müller,
und als fie ſich weigerte, nahm er den rechten Arm und fah,
daß die Hand ab war. Hierauf ließ er feine Frau ſammi
ber anberen Hexe auf einem Scheiterhaufen verbrennen. :
®. Der Seidenftein.
(Boltöfage, Erinnerung aus meiner Zugend, von’. Müller, Lehrer
in Ransbach. Mit geringen Veränderungen abgebrudt ans dem „Allgem
nafau. Schufblatt 1861, Ro. 15.) -
Der Seibenftein (auch Seitenftein) liegt etwas Hoch, gang
von Walb verbedt, auf der linken Seite des Weges von
Wefterburg aus in der Gemarkung Hellenhahn, und ift eine
aufgethürmte, zerflüftete Steinmafje, von dem die Sage aller
lei Abentenerliches erzählt. Nach Einigen ſoll es ein altes
verwünfchtes Schloß fein, wo eine weiße Jungfrau auf Grs
löfung harrt. Man will auf ihm ein unergrändliches Loch
entdedt haben, welches für einen Brunnen gehalten wird,
auch fol der gepflafterte Thorweg gejehen worben fein. In
meiner Kindheit bin ich oft mit meinen Kameraden bort ger
wefen, aber immer näherten wir und mit großer Furcht,
und daher kam e8 au, daß wir den Seibenftein nie aufs
merkſani bejahen; und ich kann auch jetzt, da ich ihn fiber AO
Jahre nicht mehr gefehen habe, Eein beftimmtes UrtHeil fällen.
Von den vielen Märchen, welche dad Volk vom Seibens
fein und feinen Bewohnern, den Kobolden oder Gnomen,
erzählt, will ih nur eins nacherzählen. Gin Mann von
Bottum (nahe bei Hellenhahn), Namens Heinrich Doll, ſoll
einmal in die Nähe gekommen fein, da gerade die Berge
jeifter ihre Schäge offen liegen hatten. Siaunend bleibt er
tehen und ſchaut biejelben ftilfehweigend an. Ein Zwerg
aber ruft ihm zu: „Henri Doll, pad al Täjhen und Hänn
(Hände) vol!* Der aber denkt: Auf nach Haufe und Hol
dir einen Sad, findet aber bei feiner Rüdkehr weber Berg-
geifter noch Schäpe.
Einem Anderen ‚follen die Verggeiſter jede Nacht eine
Dickedonne (Raubthaler) auf den Feuerherd gelegt Haben.
Im Ganzen zeigten fie fi) gegen die Bewohner der Gegend
wohlthätig, wenn auch zuweilen fhalkhaft. ")
1 Die Sage enthält aichts Beſonderes, die Zwerge offenbaren darin
ihren fonft befanuten Charakter.
102
10. Frau Solle, der Solleabend.’ _
Gom obern Wefterwald, mitgetheilt won Lehrer Geiler in Rebe.)
Es war einmal eine Frau, welche ben größten Theil des
Tages und fogar die halbe Nacht hindurch fleißig ſpann.
gu derfelben kam eines Abends — e8 war am legten
onnerdtag vor dem heiligen Chriftfefte — eine
„Hol“, brachte 12 Ieere Spulen mit und gab mit bebeut-
famer Miene der Hleißigen Spinnerin auf: diefe 12 Spulen
bis um 12 Uhr desfelben Abends voll zu fpinnen; wid⸗
rigenfalls fre ihr den Hals umdrehen würde.
Lächeld entfernte fi die „Doll.“ — Die durch jo barte
Drohung beängftigte Frau wußte ſich nicht Zu rathen und
zu helfen. Sie gieng daher zu ihrer Nachbarin und erzählte
diefer den Vorfall. Diefe fagte: „pie 12 Spulen bis um
12 Uhr voll zu fpinnen, iſt für dich allein ein Ding ber
Unmöglichkeit. Spinne deshalb Aber jede Spule nur
einmall“
Dieſes wurde befolgt.
Puͤnktlich 12 Uhr Nachts kam die „Holl“ wieder und
verlangte ihre 12 Spulen. Bitternd reichte die Frau ihr
ſolche hin. Als die „Holl“ biefelben beſeben hatte, fragte
fie heftig: „wer hat Did) das gelehrt? und als bie erjcredte
Bra uichts darauf erwieberte, fagte die „Holl:“ „das hat
ir der Teufel gejagt!" und jogleich verſchwand fie bei
zugemachter“ Thüre. BR .
Deshalb Heißt dieſer Abend (Donnerätag vor Weihnachten)
bis auf dieſen Tag der „Holle: Abend,” u viele alte Frauen
hüten fi) gar wohl, an demfelben iht Radchen zu drehen —
und zwar aus Furcht vor der „Holl.“
11. Die Lurlei und der Teufel.“
Als Bott das fehöne Rheiuthal geichaffen, Ar, ben
Teufel der Lurleifelfen. Er — ten und
- 16. unten die Aubrit „Mutbolegle.” 2 Eine ſehr nähtbare nnd
fhäpte Stebzigjährige verfiherte mich in Diefen Tagen; daß fle früher
bei ihren Eltern und Großeltern an dem „HolleMbende nic hahe joinnen
dürfen, und auch diefe hätten um feinen Preis ihr Epinnrad an dem
begeichneten Abend angerührt, weil ihnen foldes von Mutter uud Groß
mutter aufs Strengfte unterfagt worden fei.— 3 Derjelbe. Gedante vom
gan “ aan keprt oft wieder. Bol, Grimms d. Mythologie
103
Iegte fi; mit bem ganzen Gewichte feines Mörperd wider
den Felſen, inbem er ihn umzubrüden gebachte. Sein Bes
můhen war vergeblich; aber bie in bem noch ‘weichen Felfen
gurüdgebliebenen Spuren belehren Steben, der darauf achten
will, daß bie Macht des Böfen gegeh die Macht des Guten
nimmermehr Etwas vermag. —S. „Der. Teufel und die
Lorelei“ von Simrod. .
12. Der Mann ohne Kopf.
Am Tiergarten bei Weilburg reitet um Die Mitternachts«
ſtunde ein Mann ohne Kopf. Die Pferde, wenn fie ihm be-
gegnen, feheuen und werden unruhig. Nicht Ale fehen ihn;
gar oft aber wird der Ungläubige dadurch geftraft, daß fich
das gefpenftifche Weſen ihm auf den Rüden hängt und fi
tragen läßt. Alte Weilburger wiflen von gar Manchem zu
erzählen, ber den Mann ohne Kopf bis an das „Landthor“
bat tragen müflen.
Ähnliches hörte ich in andern Gegenden erzählen. Vgl.
TH. Vernaleken: Mythennnd Bräude, ©. 47, Nr. 23f,
13. Die Aungfernbuche im Sonig,
einem Wald zwiſchen Lahr und Ellar.
An diefe Buche knuͤpfen ſich folgende Sagen:
1. Unter dieſer Buche faß zu gewiſſen Zeiten eine weiße
Sungfrau. Als jpäter Die Buche gefällt wurde, hörte man
an Biefem Orte noch einige Beit lang bie Jungfrau weh-
Hagen. J
2. Einige Buben giengen im Frühjahr in den Wald,
um Holz zu ſuchen. In der Naͤhe der Zungfernbuge kani
ihnen ein kleines Hundchen entgegen, das ein Bund Schlüſſel
im Maul trug. Es gieng ſchmeichelnd um die Buben herum,
als wollte es ihnen % en, fie ſollten ihm die Schlüffel ab»
nehmen. Die Buben aber verftanden das Hündchen nicht. —
Da kam aus der Buche eine weiße Jungfer mit einem Körbchen
und hielts den Buben dar. Die Buben nahmen das Körh-
hen nicht, ſondern liefen eiligft fort.
3. Ein Mann gieng einft an biefer Buche vorbei und
fand unter derjelben ein Körbchen mit Rabnägeln. Weil er
104
noch auf den Markt gehen wollte und das Körbchen nicht
gut mitnehmen konnte, fo verftedte er es in einen Buſch,
nahm fi) aber einige Nägel mit. Als er auf ben Markt
kam und in ben Sad Fi hatte er ftatt ber el Lauter
Goldftüde. Er eilte fehnell zurüd, — aber das Körbchen mıt
den Nägeln war verſchwunden.
J
IV. .
Näthfel, Sprichwörter,
Volkswitze.
-7u
eier WATT
Räthfel, Sprihmwörter und VBolfswipe enthalten die eigent-
liche Bolfewelöheit, die meift aus dem Lehen geihöpft, der Religion, und
dem Gelege gegenüber freitt nicht immer Tlühhaltig ift: Wenn die
Mätbjel int nügemeinen mehr für das Ingendalter ‚find, fo-find Epri
mörtgr und 'awige, ebeu weil fie vorzugsweiſe aus dem Leben neichöi
find, mehr Sache des erfahrenen Mannesaltere. Daß die Srriämprter
und Boltwige oft etwas der& find, liegt in der Natur--der Sad. —
Da die deutihen Sprichwörter kon Sailer, Adrte und Simrod
gefammelt find, fo mußte ih mich hier nur;nnf ‚wenige bejchränten.
RätHfeL ift ahd. die rätieen, rätussa, räkisca, mfß. raetisch, raet-
sche, raoters, raetelnipse, zaetsal, abi, rätzel, angels
fädl. raedels, raedelse, engl. reddle, Heländ. rädael, — Gprihmort
ungut Sprüdwort) fehlt abb., uhd. sprichwort, Holiud.npeekword,
R ein Bort, Eap mit einer umd kräftig ausgedrüdten Xehre, das
unter dem Volte gäng mid gebe Ey alfo allgemein unter dem volie ges
hört wird. — Wip, abd. Die wizzi, das wizel, mÄd. witze, wize, ift
eigentlich das freie geiftige Bewußtfein won etwas; dann das Vermdgen,
aus Gründen abzuleiten, zu fihließenz Die gewandte erfinderiiepe Gel
anlage und Geiftesteichaiigkit: ervöhnlid) die gefhwinde, in uner⸗
warteten Apnlickeiten erſinderiſche Geiftesthätigfeit.
1. Wer ift: zuerſt in der Kirche? — (Der Bart 'am
Schlöfje.) ron
2. Wieviel Wege gehen In bie Kirche? — (Keiner.)
3. Born Leben, Hinten Leben, in ber Mitte Holz und
Eiſen ? — (Pllus.—
4. Es ſteht ebbes (etwas) am Haus, brennt und brennt
und brennt doch Fein Haus ab? — (Brenmeſſel.)
5. 68 geht ebbes, geht und geht und kömmt doch nicht
vom Pla? — (Mühle,) ri
6. Es fleht ebbes am Weg, hat ein roth Röckelchen an
und ein ſchwarz Hütshen auf? — ‚(Hogebutte.)
7. Es liegt ebbes ufm Dach, hundert Betttucher Lännen
ees uicht zudecken — (Sonne.) *
B.. Ich keun einen. Mann von Hippertibib, hat. ein Kleid
» von taufenderlei Stüd und einen levemen Bart? —
(Habn.)
9 Warum ſchabt man bie Käͤſe? — (Hätten fie Febern,
würde man fis rupfen.) .
10. Was haben bie zwoͤlf Apoſtel Aber Rhein gemacht? —
(Sin Dugend.)
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
19.
21.
108
Es kringelt ſich und kraͤuſelt fi und wirft bad
Schwänzchen hinter fih, e8 hat neun Häut und beißt
all die Leut? — (Bwiebel.)
Wer Hat den Iauteften Ruf gethan, den man auf ber
janzen Erde hörte, ald Noe die Arche verließ? —
{de &fel.)
Ein Here hat fi ein Schloß gebaut und in dem
felben. eine Menge Zimmer, und ein jedes Zimmer
hat feinen eigenen Bewohner. — (Die Kornähre.)
Welches Waſſer ift ohne Sand?
Und welder aönig, ie ohne Land? —
(Das Waffer im Ange ift ohne Sand,
Der König auf ber Spielkarte ift ohne Land.)
Welches Mädchen ift ohne Witz?
Welcher Degen ohne Spig? —
(a. das Mädchen in der Wiege;
b. der abgebrochene Degen.)
Welche Straß ift ohne Staub?
Welcher Wald ift ohne Laub?
(a. die Straße über die Donan;
b. der Tannenwald.)
Es find drei Dinge. Das erfte jagt: „Ich wollt,
es wäre Tag, dann würbe ich wieder warm." Das
gweite eg: „Ich wollt, es würde Nacht, bann be
Täme ih Ruh.” as dritte jagt: „Was wollt ihr
alle beide Elagen; ih muß Tag und Nacht die Laſten
tragen.“ — (1. Dfen, 2. Thuͤre, 3. Träger.)
Wenn fie kommen, dann kommen fie nicht; und fommen
fe nich, dann kommen fie — (Tauben und gefäete
en.
&8 fpielten brei Herrn in einer Nacht biß zum Morgen ;
und am Morgen hatte jeder gewonnen. — (Die
Spielleute, Kirmeömuftfanten.) :
. IH Bin der Mann von Bohnenguß mit einem gelben
Mantel. Bon da reif’ ich nach Brandenburg, von
Brandenburg nad Muͤhlheim, von Mühlheim nad
gefaheht, von Keſſelſtadt nach Leibzig. — (Kaffee
ohne. .
Es tft etwas fo get als ein Schneckenhaus und Hat
fo viele Fenſter als ein Königshaus. — ‚ (Fingerhut.)
. Wo hat Adamı den erflen Nagel hin: gefchlagen? —
(Auf den Kopf.)
23.
. Große Prahler, Heine Bezahler.
. Wie der Mann, fo die Wurſt.
. Mit großen Herren iſt nicht gut Kirſchen efien, fie
109
Es if in der Frau und nicht im Man;
Es ift in dem Bier und nicht in der Kann;
Es ift im Bäder und nicht im Wed;
Es iſt im Ferkel und nicht im Sped. — .
Der Bucjftabe r.) "
Niemand und Keiner giengen in ein Haus. Niemand
gu heraus, Keiner gieng heraus; wer blieb im
ans? — (Und blieb dein.)
. Der wirft (ſchießt) mit einer Bratwurft nad) einem
Schinken (ift gefällig aus Gigennug) .
Lieber ein bißchen zu viel gegeſſen, als ein bißchen
au wel geſchwaͤtt.
Du Hunger iR. ein guter Koch, ex lehrt Setgäjfer
Tauen.
Wer fein Geld will los werben, und weiß nit wie,
der kaufe alte Häufer und baue fie.
. Der hats im Griff, wie ber Bettelmam di Raus,
. Wenn man ben Hund trifft, dann belt er. : .
. Das ift auch nicht auf deinem Mift emaden Ic;
unehrlich gewonnen, geftohlen).
‘
werfen einen mit ben Stielen (Kernen).
. Verſehen ift auch verfpielt.
. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil (auf
einen groben Keil gehört ein grober Schlägel).
ine gute Ausrede iſt drei Bagen werth.
Unverfucht ſchmedt nichts.
Zu ſcharf ſchneidet nicht, zu ſpiß ſticht nicht,
. Better hin, Vetter her, bleib mir von meinem Kirſch⸗
baum.
. Man Fann den Eſel zur Tränfe zwingen, aber nicht
zum Saufen.
. Ein Stüd Brot im Sad ift befier ald eine Feder
auf dem Hut. -
. Die Nüß find ihm in die Schuh gefallen, auch: das
Herz iſt ihm in die Hofen (Buchſen) gefallen. Die
Angft hat ihn überwältigt.)
. Ginem mit dem Scheuerthor winken.
In Caub ich, da ber Beh! * rden gelaͤutet.
Di Cab
Dieſes —— Ma een Kr tm a
sm
.0P. Es if ei Zubıvenplaht. ——
D wuxiertg atindin. dat
ro —ã— — * *
Es iſt ein Jud verplapti
70. "Sprichwörter in der Botke ſorach⸗
ſ. Sinchinin ©. ai .
rer na, SO
nz ha. Due re
v.
Sprüche beim Loßen oder
Auszählen.
Rebrein: Voltofitte. s
115
Die nachfol⸗ Sprüche und Liedchen werden aebrauft, w um bet
Epielen zu beftimmen, (gu loßen?, sei wer anfangen, wer
diefes oder jenes thun ſoll. Die Kinder ich —eY— in einen
Kreis, und eins geht herum, berührt bei jedem betonten Wort, oder bei
jeder betonten Epibe, aumellen auch bei jeder eye ein Kind, und auf
weldyed dann das lehte Wort zc. kommt, das r aus ageählt. Die
meiſien der nachfolgenden Sprüde und Lledchen mit größern oder
Heinern Abweihungen weit verbreitet.
1.
Hidle, hadle Diftel, Dom,
Der Miller hot fei(n) Frah werlorn,
’8 Hensche hot fe fimne;
Dei Rage ſchlahn dei Drumme;
Dei Moiſercher kehrn bei Stumwe aus;
Dei Ratte trahn de Dred enaus;
Sitzt e Vielche unnerm Dach, '
Hot fih krumm um ſchepp geladht.!
2.
‚Hopp, bopp, Hopp, Zepeh ſopp,
Wieviel Herner bot ber Wo
Eins, zwei, drei;
Mahh holi Weih(n).
Knecht ſchenk ei(n).
Herr ſauf aus,
Don biſt draus, * .
3.
Veter,
Wu fteht er?
Im Stall.
Was thut er
Er gibt dem Veul Fuder Butte)
1 Man findet Rod, Loos, Looß, hiſtoriſch richtig it Loß mhd.
das 1dz, abd. Das und der 162, hiös, goth. der hlduts, ag. der hiöt==
Mittel (eig. mit einem Beiden verfehenes, auf den Zufall ee
und wieber aufgenommenes, fpäter nur gezogenes Stäbchen) zu
befragung, Erforfcpung des @ötterwillend, der Zufunft; Dann Durch —8
—— au jallenes, en Augetbelieh Bein, 2 Im bike Ba
m dieſer Zaflung aus Königähofen in. jn diefer jung
aus Kduigöhofen 9. fein. “ 3 e
116
Was nor
Er pupt em bed Loc.
Stickt e gebrorener Appel brein..
Wem foll er fein)?
Deiln) oder mei(n)?
Deiln) fol er fein). *
4.
Kathrenche nemm dei(n) Miztzche mit!
Mer waaß nit, was fir Werre git;
Ich ſcheele der ad) dei(n) Appel nit,
Un gehn nit met ber ham.
Bauer-benn bein Pudel ah(n),
Daß er mich nit beiße kann;
Beißt er mich, verflag ich Dich,
Daufet Dahler Eoft es bi. *
5.
Ine mine Tulweblad
Geſchte mit and heilig Grab?
Selig Grab iß angeihloß,
Und der Riel (Riegel) iß abgebroch.
Vatter, binn den Bummer an,
Daß er mich nit beiße ann;
Beißt er mich, dann kreiſch ich
Hunnert Thaler dreißig.
Aus, maus, tobt, du biſt aus.
6.
Eins, zwei, brei, vier, fünf, ſechs, fieben,
Wo finb ie Sranzofen geblieben?
Bor Moskau in dem tifen Schnee,
Sie rufen: O weh, o wehl
Aus, maus, tobt, du biſt auß.
7.
1,2, 3, 4, 5, 6,7, 8, 9, 10, 11, 12, 13,
Geh hin Hol Weizen,
Geh hin hol Korn, \
Bleib hinne orre (ober) ‚vorn.
Aus, maus, tobt, du biſt aus.
diefer Kaflung zu Rönigspofen A. von Stuaben gebraucht.
un ande Eric Mattes mit hen Apebn gen, wi aber a
als Roplieh gebraudt. 2) Ja diefer Faffung zu Königepofen A. Idneiu
von Mälfgen gebraucht.
117
8.
Ine mine Tulweblad,
Unſer Mad hat angejät,
Sieben Gaße un e Kuh,
Peter, fhlieh die Thüre zu,
Werf den Schläffel in.den Rhein, '
Morgen ſolls Ichön Better fein.
Aus, maus, tobt, du biſt aus. !
9.
Ine mine, fuder fine,
— ge Ag Rind,
jebe, bu ere, -
WB, Bol.
10.
Es ging ein Männchen über bie Brüd,
Des hat e Sackelchen off em Rüd;
Gr hiegs wieder ’n Poſte, .
Der Pofte Fracht, das Männchen lacht,
Tipp, tapp, teul aus.
11.
—8 ad art
er Jäger
Ram ber — mit der Gabel,
Stach das Käpchen in den Schnabel,
Miau, mian, -
Ich wills mein Lebtag nicht mehr bom (thun).“
12.
teng einmal nach Buſchlabeh,
PR [4 ie an ein a au
Da ſahen drei alte Hexen heraus;
Die erfte ſprach: Komm, if mit mir!
Die zweite ſprach: Komm, trink mit mir!
Die . en ein Fa
w m an mein
O web, o weh, o Be)
Sch geh nicht mehr nach Buſchlabeh.⸗
Ar. 5-8 in dieſer Bafıma „am Unterrhein verbreitet. 2. Rr, 9
- J aus Li A. Beilburg. 3.
es jengeröficchen eilburg. Ju diefer
118
13.
Enbelte, wenbelte, witteldewei,
Obern, bobern, dumbernei,
Funke, fanke, ſilbern Schranke,
Krone, Mai, Buch, Tuch, toul aus.
14...
Entel, Mentel, Bidel, Zahl,
Roͤpche, Runde, „gret.
er:
Entel, Mentel, Dibbelbei,
Boige, Roige, Knoll. !
15.
Ein — Shlof — fer — wollt — ein — Schloß —
be — ſchlagen — wie — viel — Nägel — muß — er —
haben? — Eins — Zwei — Drei — Magd — Hol —
Wein — ned — ſchenk — ein — Herr — fauf — aus
— du — biſt — aus.⸗ J
1 Konrad Schwend bat in feiner „Mythologie der Germanen”
Brautfurt 1851, ©. 351 f. aus ber Wetterau:
ne, Mene, Dunte, Funke. Rewe, Echneme,
Dippedappe, Käfenappe, Belle, Bube, Ruh. .
Er faßt diefe Zeilen ald den Anfang eined Gedichte von der Welt
FHörfung und überfept:
Ricfen, Mann, Eterne, Regen, ©:
Ziefe Tiefe, Käfenapf, Wilde Buben, Ruße.
@ne iſt mach ihm aus Enten verderbt, welches Wort Riefen und
Enten bezeichnet, da beide dem Wafler angehören, Mene bezeichnet
die Ranen. Dunke fteht für Tange d. 1. Zunge, und Zungen,
Himmelöjungen heißen die Sterne. unten bezeidnet die Funten
and Mufpellheim, weiche Sterne geworben find. Rewe’ ift des folgenten
Scänewe halb aus Regen verderbt, fall ed nicht alte Rebenform if.
Divpedappe it Bolfödialeft für Tiefe-Tafe, was nichts anderes
bedeuten fann, als eine ſeht bedeutende Tiefe. Käfenappe ift Aäfer
mapf und bedeutet die wlaıtttarfihe Sabſtanz der Erde (vgl. die Welttuh
Audhumla das Weltall Ginnungagap) Der Sim bis dahin it:
erft waren Rieſen und Baneu (Geifter.der Verftorbenen), dann funtte
tufpellpeim Sterne, Regen urd Schnee flürzte In die tiefe Tiefe des
Erdenraums. Die folgenden Worte feinen den Refrain jeder Sirophe
Bes großen fosmo; — Gedichtet gebildet zu haben: Me Atbalten einen
warnenden Ausruf, deu jur B— Ideuheit und Giitfamfeit während des’
Aufenthaltes auf dem fosmogonijden Weltfäfe ermahnt und den wilden
Buben wit dem Ruß droht, deſſen Zuchtrurhe fie fühlen werden.
So weit Schwend, dem ſchwerlich jeder Leſer beiftimmen wird.
2 Weit verbreitet.
119
186.
Ene — dene — bide — bades — wer — nit — kimmt
— ber — wird — gemadeft — über — de — Rhein —
wo — bie — fünf — Ka —-nallje — fein. — Fünf —
Ka — nallje — frei — fe — Brut — ſchlon — de —
befte — Bauern — tud. .
17.
Ene — dene, bigele — mei — Mame — de(i) — kocht
Scnipele — wollte — bißche — lede — kom'ſe — met
— dem — Stecke.
In Montabaur wird zugefept:
Gieng — eich — bei — die — Magd — die — hot —
meich — ausgelacht — Bieng — eich — bei — de — Knecht
— Hot — ge — ſot — wer — recht.
.. 18%
1, 3, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12,13,
14, 15, 16, 17, 18, 19, zwanzig,
Die Solbaten ritten nach Danzig.
Danzig fieng an zu brennen,
Die Soldaten fiengen an zu rennen.
Sie rennten nad Polen,
Der Teufel ſoll fie holen.
Ibche, bibche, knoͤllche ab!
19.
1, 2, 3, vier,
In dem Klavier
Sf ein Ding,
Das geht King fling.
Jbche, bibche, knoͤllche ab!
20.
1,2434 .
Was wilft du, Wein ober Bier?
Zept werden dem. betreffenden Kinde die Augen zugehalten, ſagt es
Bein, fo wird bis auf neun, fagt es Bier, fo wird bie auf vier weiter
geräplt. Auf wen bie lehie Syibe ober das lehte Wort kommt, der ift aus.
21.
Iſſi, diffi, dor,
Komplimenti, nor,
4 Rr. 16 u. 17 im diefer Faſſuug aus Limburg,
129
fanterit; bento,
a Bi vo.
22.
Abraham und fat
Schlugen ———
Zwiebad brach entzwei
Abraham bekam das Theil.
Re. ZU und 22 aus Montabaur,
VL
Kiuderfpiele und dabei
vorkommende ſiedchen.
123
1
Die nachfolgenden Kinderfpiele find mit verfchiedenen Abweichungen
meift weit verbreitet. Schöne Jugeudſpiele find gefammelt von %. &
Sehride, und in: Auswahl vaterländifger Kieder und Jugendipiele,
wom Gymnafialdirektor Schwarp in Hadamar) Wiesbaden (1861).
Weine Kinder bilden einen Kreis, gehen herum und fingen:
Giaſe, grafe, kringe,
Die Frau hat ſieben Kinner (Kinder),
Gläschen Wein,
Buder brein,
Buz!
Dabel neigen ſich die Kleinen.
am Ss — fireden beide Anne aus und fingen, fi beftändig
Dolle, Dolel J
Micke angel?
bis fie, vom Schwindel ergriffen, zur Erde fallen.
j 3.
Ein mmtered Kind ſtellt ih mit umgebundener Schürze (auch ohne
dieſelbe) auf einen u a um Saire (and ob
Lickrili — Hahn!
Meine Prebigt geht an;
Mein Rab und mein Wirtel,
Meine Predigt iſt Viertel;
Meine Kuh und mein Kalb,
Meine Prebigt ift Halb;
Meine Kap und meine Maus,
Meine Predigt ift aus!
4.
Bel einem in manchen heilen des Herzogthums Naffau beliehten
Spiele faßt ein, Kind mit. der techten Hand die linke und mit der liuken
Hand die rechte eined andern Kindes und geht fo mit demielben voran
und fingt:
Dreimal Buttermilch,
Und dreimal Wurft,
Unb wer den Wein im Keller Hat,
Der leidt fein Durft!
Bei den lepten Worten wendet ed fich um und geht, ohne die Hände
des Kindes [08 zu laflen, mit denfelben Worten fingend wieder zurüd.
4 Bol: Tolle, tolle! Müden fange Ci drehe mid, bis ich toll, taus
melig werde, und ſuche Müden in der Ruft zu fangen). J
124
5
Mehrere Kinder nehmen einander bei den Händen, fchlichen einem Kreis
und fingen, indem fie herum gehen. Die vierte Zeile wechfelt, indem ver-
feleoene Handwerfer genannt und nach dem orte, „die fo machten“,
eren Gebärden yantomimifch nachgemacht werben. Bel Herren und
Damen werden bie Komplimente und Grußformen denfelben nachgemacht,
Gloria,
Liktoria,
Und als ich auf die Berge kam,
Begegneten mir zwei Herm,
Die jo machten.
Begegneten mir zwet Schneiber,
Die A machten ıc.
6. Säschen fchläft.
— en ae
Bitte ft, und fingen vabıle Ats geſchlefe
Häschen in der Grube
Saß am Baum (au: Saß da) und hätt,
Haöchen, Häschen (au: Armes H.) bift du krank,
Daß du nicht mehr hüpfen Fannft?
Has hipp (büpf)!
Has Hipp!
Bei deu lehten Worten hüpft das in der Mitte figende Mädchen auf
einem Bein auf ein andered Mädchen im Kreife zu, das danı “an bie
Veipe kommt, das ſchlafende Häschen vorzuftelen.
7.
Kinder, befonderd Mädchen, bilden einen Kreis, gehen herum und
fra: Ringele, Ringele, Reih
ingele, ingele, e,
Kinberchen — j
Sigen auf dem Hollerbufch,
Machen alle: huſch, huſch, huſch!
Pen Sin, ie an un tn
8.
Sep did in die Welbe,
. Spinn mir ein bißchen Seide,
Haffelnüßchen,
Senrebeinübhen,
eß dich nieder,
Zungfer Lischen.
Veſpielt wie das vorhergehende Spiel.
125
9.
Die Mädden bilden einen Kreis. Ein Mädchen, Keffel genannt,
ſteht im der Mitte, den Oberrod über den Kopf geichlagen.
Alle: Was ift in dieſem Kefjel? \
Keffel: Samen, Samen.
Alle: Was wollen wir morgen efjen?
Keſſel: Brot, Brot.
Ale: Da Fam der Doktor Portius
Mit feinem golbnen Wagen;
Da gieng er dreimal um ben Kranz:
Du, folge mir nach!
Eins: Wann wird der König begraben?
Kefiel: Um 12 Uhr. (Die Stunde ift Beliebig.)
Pe Kinder verſtecken ſichz Keſſel ſucht fie, das gefundene iſt nun
deſſel.
10.
an, Aeht A har — mit — Stock in der Sand an
em immten
ginen beftimm ee anl inder machen ſich unterdefien am
„Lieber alter Großvater,
Was ſchmedt der Wein jo Aut!“
Mr Das den — —5 A| — — nun derbe und ſucht
a , pr
Kane dh uk Epitl ber Grofpater fe 7 Des Buofene
11.
J then t .
en —
erſcheint ein anderes Mädchen (Habicht genannt). Auf dem Tiſche liegen
mehrere Sölgchen, und es entfieht folgendes Geſpräch:
Habicht: Was wilft du mit dem Hölzchen machen?
Altmütterchen: Feuerchen machen.
. Was willft du mit dem Feuerchen machen?
Waffer Heiß machen,
Was wilft du mit dem Wafler machen?
"Meflerchen weßen.
Was winkt du mit dem Meſſerchen machen?
Gertchen ſchneiden.
Was willſt du mit dem Gertchen machen?
. Hübner aus dem Garten jagen.
Habicht fucht eins der Hühner (Mädchen) zu erhafchen. Altmütterchen
wehrt mit den Händen, während fie ruft.
Hühnerchen, wehrt euch!
Diefe ſuchen dem ſich näbernden Habicht antzuweihen. Die er err
en allein "m, — Ins vie er — Pi Jit died ger
1-7. 7-727.7.7.3
126 °
ſchehen, fo jest er fie am Sinn. Jedes muß dreimal hüpfen. Wer lacht.
if ein Teufel, wer nicht lacht, ein Engel. Die Engel bilden dann eine
jaffe, Die Teufel müflen durchlaufen und befommen dabel Schläge.
12.
Kinder, befonders Mädchen, bilden einen Arels. Ein Mädchen ficht
in der Mitte und fragt:
Ein Kind: Ihr Engelcer kohmtl
Ale: Mer derfe! net.
Ein Kind: Warum bafn) net?
Alle: De ruthe Fuchs läßt und net.
Ein Kind: Wot bot er geffe?
Alle: Grene, grene Gr ?
Sin Kind: Wot hot er getrunfe?
Alle: Geite- Getie- Bunfe.®
Ein Kind: Wu bot er d’ Läffele?
Ale: En der Eſchekaut.“ i
Ein Kind: Wu bot er d' Gawele?
Ale: Em Haj.® 1
Ein Kind: Wu Hot er d' Meffere?
Ale: Em Strieh.*
Ein Kind: Tut tut tutl*
Alle laufen num auf das fragende Mädchen zu, „wer t Font
muß bie ein at in dat te en 3 wi n
13.
Dei Zunfer, dei muß knie,
Dei Junfer,: dei muß auferftehn,
Det Junfer, dei muß ftille ftehn,
Dei Junfer, dei muß danfe
Mer ihrm rure Ranfe.
Aue Mädchen ftellen fih (in Königöhofen A. in) im Kreis um
ein anbere®. pre — — im Rreife um
dasfelbe berumdrehen, muß dieſes die entfprechenden Bewegungen machen.
14.
Die Rinder geben fich die Hände und bilden fo einen Kranz. um
aehen fie und fingen: “
Aierkranz, wot gilt ber Kranz?
Diele, dide Doler.
Gloͤckelche of der Mauer,
Schlit zwelf Auer,
4 Bir dürfen. 2 gelie Graͤſer. 3 Ein Wort, das beim Geigenfpiel
gelagt wird. 4 Aſchenfaut. 5 Heu. 6 Stroh, Streu.
Mundart von Montabaur. Mit wenigen Abweichungen hat die
erften 8 Zeilen aus Coblenz Firmenich 1, 526.
127
Mafter loß meich fh: ,
—— eg
Hille Dieche.
e,
15.
Ein Mädchen fipt in der Mitte, alle übrigen aben ven Saum feines
Reides — —* eines geht rundum und
‚ding, batrian,
Bea er in diefem Zhurm?
Ein ee —
Das wollt ich mal beſchauen.
Allein ber Thurm iſt viel zu hoch,
Dan muß ein Stein abbrechen.
Stein brech ab.
Das berübrte Rind muß nun die Hand 108 Laffen, und fo wird alfo
das Mädchen frei.
16.
"Kinder bilden m Area einen Kreis. Einem (dem Dieb) werben die
augen zugebunden, es fommt in die Mitte. Die Ainder halten fich
gehen im Kreife und fingen:
Hier figt der Gaͤnſedieb,
Der die Gans geftohlen hat.
Hier figt der Dieb.
Wer die Gans mir wieder gibt,
Den Hab ich lieb.
Ale bfeiben ſtehen. Der Dieb geht auf die Kinder zu, faßt eins an
und fagt: 5
Gib eine Stimme von bir.
Das gefaßte Kind gibt eine unkenntliche Stimme, Mäth darauf der
Dieb den Ramen des gefaßten Kindes, fo iſt diefed unn der Dieb; im
andern Falle muß er ed noch bleiben.
17.
Ein Mädchen fegt ſich hin, die mitfplelenden umgeben es und berühren
mit der dechten Hand defien Rod. Das erfte läßt den Mod los, geht um
den Kreis herum und fingt:
Alara, Klara,
Mit dem golbnen Haaral
Klara wollt nicht Achtung geben,
Achtung geben,
Adna ge ven dem Lehrer.
Da figt die Königstochter,
Die hat das Haar geflochten.
1 Mundart von Limburg, das Spiel ift weit verbreitet,
128
All wer {ft ba?
AU wer ift da?
Die legte muß berumgehen!
Statt dieſer Berfe wird auch bißwellen gefungen:
Ringle, Ringke, Dahle!
Ber fipt auf diefem Mahle?
Ein fchönes, ſchoͤnes Töchterlein,
Ach nein, ach nein!
Das kann nicht fein!
Der Thurm ber ift zu hoch gebaut,
6 muß ein Stein gebrochen fein!
es dad —5— Minden, dab es nun gi fo mad, bis kei, =
te
Klara ift vierteld todtl
Klara ift halb tobt!
Klara ift ganz tobt!
der die lmmt der Mädchenkreis eim
an, % 193 —— auf Burg: Pre —
—— a
u ’
FAN Spiel die Klara vorftellen. ’
18.
Ein Ring wird verftedt, während dad Kind fucht, fingt es:
Trauer, Trauer über Trauer,
Hab verloren meinen Ring.
IH muß kriegen,
Ih muß fiegen,
Bis ich finde meinen Ring.
Sat es ihn gefunden, dann fingt es:
reude, Freude, über Freubel
Hab gefunden meinen Ring.
Ich muß fpringen,
Ich muß fingen,
Hab gefunden meinen Ring.
19.
Die Möd tet; der Hand und bilden ei
Area. Su Me Date Teen pain Snbogen uno umtngen c4, tab
fingen: .
Schöner, blauer Fingerhutl
Haͤtt' man Geld, das wär’ wol gut.
Kränzevolle Tagel
‚129
Jungfrau, fie muß ftille fichn,
Kann man dreimal um fie gehn!
Und der ganze Kreis bewegt fih drei Mal um es herum und fpricht?
mei Mal,
Drei Mall
Jungfrau, fie muß tanzen
Zu dem großen Kranzel
woranf ſich das Mädchen in der Mitte ein anderes ausſucht und mehr ⸗
mals mit ihm hetumtangt. .
and dann:
20. J
Die Mädchen ſteben wie bei Ro. 19 und fingen:
Rother, blauer Fingerhut!
Hätt’ ih Geld, das wär ja gut.
Jungfrau, fie muß tanzen
& on sahen Sr “ tanzt).
ungfrau, fie muß ftille ftchen (Gs ficht),
Muß fi eine wählen.
Das gewählte Vadchen muß nun, mit dem Gefihte aus dem Krelfe
RER mit dem Kreis umgehen. Diefed Spiel Dauer I fange, bis alle
jädchen mit dem Rüden nad) dem Mittelpunkt des Rreifes ‚getehrt find.
21.
ine Reihe Kind it 3 iber ſteht ein einzelnes
At.
Frage und Antwort gejungen und bei dem von beiden Selten gefungenen:
uAde, Ade, Ade“ wieder zurüdgehüpft. Jedesmal aber beiden Worten:
Rphilippine, Karoline u. ſ. w foll die Braut’ fein, tritt das
Be RE SELLER
nun gelungen: 4. omme mi zant 7 el 77
Bis fein Sn mehr übrig ift. ME min vier Jen
Sch komme mit 2 Pantoffeln herein! Ade, Ade, Abel
Was kommſt du mit 2 Bantoffeln herein? Abe, Abe, Adel
ft denn. der Vater nicht zu Haus? Ade, Abe, Abel
Was fol er denn zu Haufe fein? Abe Ude, Abel
Ich möcht ihm gern ein Briefchen ſchreiben Abe, Abe, Adel
Was foll denn in bem Brieflein ſtehen ? Abe, Abe, Adel
Philippine foll die Braut fein!
22,
Rumlepott, Rumlepott!
Mein Vater hat 'nen Garten Fauft,
In dem Garten fteht ein Baum,
In dem Baume ift ein Neft,
Rehrein: Bolköftte,
Pump
130
In dem Neft ift ein Has,
Der macht der Frau Bas
Auf die Ras, J
Bel den lehten Werten wird dem gegenüberſtehenden Kiude auf die
Rafe gekiopft.
3. Siwele, bitwele, bere!:
Ein Knabe greift in die Haare eined andern und dreht, indem er Re
um die Hand flingt, den Kopf desfelben Hin und ber und fingt:
“ Hiwele, hiwele herel
Wer nicht will zur Hiwel fomme,
Der foll gehimwelt were (werden)!
Kupp oder Hahn?
Antwortet der Behiwelte: Rupp! fo erhält er einen antwortet
Sat Ve He der Amelie fr 7 eis
Dann geht die Himel wieber an.
Biwel x.
24.
Hiwele, Htwele, here!
Wer nicht will zur Hiwel komme,
Der foll gehimwelt were.
Gluck oder Hahn?
Sagt das Kind: Hahn! fo fährt das erſtere fort:
So geht die Hiwel wieder an.
Hiwele, Hiwele, here
Wer nicht will zur Hiwel komme,
Der fol gehimelt were,
Glud oder Hahn?
Sagt das Kind jept: Bud! fo fährt das erfle Kind fort:
Flupp, flupp, flupp!
‚wobel ed das Kind auf den Kopf fchlägt.
25.
Mehrere Kinder Segen die Hände übereinander, ziehen die untere heran
uud legen fie oben drauf, Dabei fprechen fie die nachfolgenden Worte mb
Schlagen bei der legten Seite elnanber auf die Hände,
. Maus, Maus!
Wo ift die Maus?
Im alten Haus.
Wo ift das alte Haus?
Abgebrannt.
Womit?
® Hiwel, richtiger Hüwel, iit ſo viel als Häubel.
131
Mit Feuer. B
Wo ift dad Feuer?
- Ausgelöjcht.
Womit?
Mit Waſſer.
Wo 8 das MWafler?
Der Ochs ss gghofen.
Au atım Beh,
m en Wald.
Wo if ber grüne Walb?
Abgehauen.
Di dr.Agt
it der Art.
Wo iſt bie Art
Beim Schmied. "
Was fagt der Schmied ẽ
Schmied druf, ſchmled druf, ſchmied drufl
26.
Geb mir eine Erbs!
ab keine.
Geh an den Bach
Und ſuche dir eine.
Ich ‚finde Feine.
Sch zum Müller
Und lehn dir eine.
Dex Iehut dir Feine.
Da blas ih Dil
Dawehr id mid.
Bei I Eonn wird geblaſen und das Mind, das geblaſen wird
27. .
Kauf mir 'ne Band bl:
=. Wie theuer .
‚ Drei Dreier.
en fie Bet
ern hat on
Wie geht ‚fie?
icle, wackle.
Wie ſchreit ſie?
Schnitter Schuatter,
Gigat i
132
28. Durch den ehlupf.
29. Blindekubfpiel.
Ich geh in mein alt Vaterhaus
Und Flopfe all die Tauben heraus,
Unb wen ic} Friege,
Der ift dran.
. 30. Rreiöfpiel.
Rundum im Kreife
Singt in froher Weiſe:
Was eſſen wir?
Was trinken wir?
Nothen Wein
Mit Breßeln brein,
Gideridit, Gidericitl
31. Nachlaufefpiel.
Ihr Sisäfäen, Tommt!
„Wir wollen wicht.“
Warum denn nicht?
„Der Wolf ift da.“
Dann lauft!
32.
ie Kinder in einer Reihe, anderes
PR hat ce
„Es wird und doch fein Wolf begegnen I“
m der den sl 3 J —E wo Dam de elf eng oem font
v —A alle —X fe —e— hi —
wie men angeht.
33.
Li: inter dem Rüden des Andern ein in
die un EHE “ J wat Dinger
Klopp, klopp, Klingelſtock!
——— Hörner hat der Bock
——ãe he ausgefteten lage: erraih en fo fomat ber Ara
RE —— en. 16 er de Zahl der audger
er mit den |
138
Hätt’ft du recht geratken, -
So haͤtt's dir nicht geſchaden,
© lange gefragt, bis er das Richtige trifft.
34
den in einen Kreis
a nee m fat: m eben vor 06 hin
Sam dich nicht herum,
Der Fuchs geht herum!
und indem er dieſes fpricht, unverfehens einem der Daftcheuden einen
Blumpfat in die Hände drüdt, den biefer benupt, um feinen Rebenmanı
um den ganzen Kreis zu verfolgen, bis dieſer wieder eintreten Tann, und
das Spiel von neuem beginnt. R
35.
Kinder geben en Namen von Bögeln. Gie fiehen in einer Meiher
eine vor der Fre. Es Mlopft an, kommt herein und wird.dann gefragt
Das Vorderſte: Wer ift da? .
Das Eingetretene: Ein Engel.
Das Borb.: Was will er Gaben?
Das Eing.: Einen Vogel.
Das Bord.: Was für einen?
Das Cing. nennt nun irgend einen Bogel und berührt dabei ein
Kind. Hat eb ben Vogel erratpen, fo läuft der Vogel um bie andern
Kinder, der Engel ihnen nach; ebafäht er den Bogel, fo Rent diefer fig
auf die Seite des Engels, ſouſt Auf die Eeite des Vorderſien.
86. Amtmann und Hläger.
Die Wollen werben in der Megef durch das Loß verteilt.
Kläger: Herr Amtmann, bu klage.
Amtmann: Was klagt Ihr?
KL Es iſt mir a —* Uhr, geſtohlen worden.
A. Wer iſt der Di
Kl. Diefer dal
(&r führt einen Knaben an der.Rafe berbel)
a. Habt Ihr Zeugen?
KL. Ja, Here Amtmann! Hier iſt "einer. 5
(&r führt einen andern Knaben .an der Naſe herbei.)
&. Was zeuget pr?
Beuge: Ih Hab den Dieh einfeigen um bie Uhr
nehmen jehen.
A Der Dieb ift überführt,
(Zu den übrigen Kindern, welche die Boffeverfammfung Due, gewendet:
Welche Strafe.foll_er erhalten?
Kinder: Drei (Schläge) aus dem Sp und drei. aus
bem Pfeffer.
134
a. Büttel, vollzieh bein Amt.
Und der Büttel gibt dem Deltnquenten unter dem Gelächter der Bollde
verfammlung die zugeſprochenen Schläge.
Das exe, in welchem verihjedene — auf aͤhnliche ar
, R fi 1, m
Fu iR fm MR nl mc volphutig, ae ie In Ye Sol
37.
Bwei der ößten "Rinder haften einander bei den Händen, die andern
8 dann, % hinten an den Kleidern fafjenb, unter Den emporgehobenen
Iren jener beiben durch, wobei folgende Worte geſprochen werben:
Alle: Wir wollen durch bie goldne Brüde fahren.
Zwei: Sie iſt zerbrochen.
Alle: Mir wollen fie wieder machen laſſen.
wet: Wovon?
Alle: Bon Gold, Silber und Edelftein.
Bwei: Fahren fe, fahren fie, das leyte maß bezahlen.
a — —RãA und Beat on ken 9 HH
Da Ent geht fort, bis alle Kinder fefigehalten und vertheilt find. Die
ki Kinder nennen nun Die auf. der einen Seite Stependen „Ungelden“,
te auf der andern „Zeufelhen.” Nun werben die Engelien won der
genannten gwei Kindern fanft auf den Armen gemiegt, Teuſ
7b gelchautelt, wobei Hotgende Beiten gefungen —
Engelche, Bengelche, Zuckerſtengelche
—* —* —Se——
38. °
Die Kinder bilden einen Kreis, ‚feffen ſih en den Gdäben, gen
herum und fingen:
Adam‘ Batte den Söhne,
Sieben Söhne — Bon. g
Sie aßen nicht,
Sie trauken nicht,
Ste machten alle for
dabel verbengen fid) Die Kader und fingen von.nenem:
Adam hatte fieben Söhne u. f. m,
worauf fich alle, wie zum Sitzen niederlaſſen. Bu bristen Made fingen fe:
Adam hatte fieben Söhne u. kw,
und halten dann die beiden Hände, die — aut
R
ElERmTEREER
89. Hab, Wab, richt euch!
Mehrere Knaben ), einant
en been fh der an den Sünden feffenb, im einer
135
Gin Knabe lauft wit dem Rufe:
Rab, Rab, richt euch,
Der Teufel Tommt und frißt euchl
von eimem Male aus und fuct einen Ditiplelenden zu fangen. Der⸗
fent , den er berührt, kehri mit ihm zucüd, and — nun zufanımen
ben Rufe ans, um Audere zu fegen dies fo
ven bis Ale mgen find, Sobald ein abe Ind iR, TOR Ach die
Kette auf und werden von dem Teufel (den zeufein) mit Schlägen
nach dem Male verfolgt. — In Wiesbaden unter Diefem, am nudern Ortew
unter andern Ramen befanırt, auch hier und da mit einzelnen Abweichungen,
40. Reiter, Reiter, Nittera!
Mebrere Anaben bilden einen Kreis, und jeder nimmt elnen Kame -
vaden auf den Rüden. Der Reiter wirft feinem Nachbar einen Ball
der zu fangen iſt. Ant der Ball et die Erde, fo fyringen alle Belle
ab, und jeder greift nach dem Ball, um den, der ihn hat fallen laffen,
[In werfen. Mag er ihn treffen oder nicht, das Spiel iſt beendigt und
egiunt von neuem. — In andern Gegenden tafft einer der sur dm
Hal anf und wirft auf einen der „eiter“; teift er ihn, fo find
«Gäule” beim neuen Spiele „Reiter ;" KH e nicht, fo mäffen die ante
tm nenen Spiel noch einmal — „Gänle« bleiben.
a1. Sank⸗Gwehr (St. Gvar.)
Die Kinder folelen im ganzen Herzogthum Naffau ein Spiel, bei dem
von einem Theile derfelben ein Sandwerf pantomlmifc dargefteilt wird,
das der andere Thelt der Kinder errathen muß. Wenn die einen Schaus
ſpieler kommen, werden fie gefragt:
Wo kommt Ihr her?
Antwort: Bon Sant-Gewehr.
Aufforderung: Macht einmal Euer Kunftftüd Her!
wre“ jinut die pantomimijche Vorſtell St, Goat iſt offenbar
—X eifen- eins {ehr ee Sa
42. Noliches (in Gaub).
ben werfen mit einem Glüder auf einen. eſtellten
—E daß der Glüder mit Gewalt zurüchpringt. 8 Em Hr des
Spieles beiteht darin, den Glüder fo zu werfen, dag er im Zurüdipringen
einen andern Glüder trifft. Wem IM gelingt, der hat das Gpiel vu
wonnen und nimmt die ausgeworfenen Blüder ald Gewinn.
a3. Noßholz
Dieſes Spiel kann nur von Kindern gefpielt werden, wollen aber
an Tpeil nehmen, fo Er abgewechſeit werden. Es wird zuerſt
ein Hölgden von etwa Fuß Länge an beiden Enden geſpiht, (in Seidel
helm Schwarzkorn, in Renteröhaufen Zeig, am andern Orten anders
gran), ein etwa 1%, —2 Zuß großer Ste geignitten und a: ein
tels auf dem Boden gezogen, deflen Radius 4 —1/%, Fuß I
Thlägt das eine Kind, das vorher durch Loßen dazu bejtinmt ui, mits
telft des. Gtodes das Hölgchen fort und das andere — muf pas jelbe
von der Stelle, mo es hingefallen ift, nad) dem Kreife —X m
— ——
136
bewirkte Kortforingen (man kann es andy fortfhlagen, wenn es fyringt,
und man geſchict dazu ift) aus der Nähe des Kreiſes zu bringen, damit
8 dem anderen Kinde erſchwert wird, dad Kölgchen, welches es nun in
den Kreis zu werfen hat, in denfelben zu bringen. Kommt ed mun bei
dem Wurfe nicht in den Kreis zu liegen, fo fchlägt bas erſte Mimb mit
dem Etode dreimal darauf und mißt nun von dem Fallorie des Hölg
Gens an bis an den Kreis feine Ellen mit dem Gtode, und jept fchlägt
6 dem andern Kinde wieder zum erften Mate das Sohzchen fort, dieſes
muß dad andere Kind holen, au ben Kreis werfen, befommt wieber drei
Mal darauf geichlagen, muß es nun in ben Kreis werfen, es werden
Ellen gemeflen, wenn das Solzchen nicht in denfelben fällt, und fo geht
es fort, bi6 das Kind endlich das Holz in den Kreis gebradt bat, und
nun ans Fortſchlagen fommt. Wirft es fo, daß die FM des Hölgchent,
oder dasfelbe ganz in die Peripherie des Kreifes zu liegen fommt (e6 if
dann Preis geworfen, wie man jagt), jo darf dad Hölgchen noch einmal,
und liegt e& wieder Preis, zum dritten Male geworfen werden.
eines der Kinder die dorher beitimmte Anzahl Ellen erreicht, fo Hat e#
gewonnen; ed fchlägt nun das Hölgden fort, legt den Stod in den Kreis
und läuft rüdwärts weg. Das andere Kind mug nun das Hölzchen holen,
in den Kreis legen und dem eriten Kinde vorwärts nachlaufen. Bon der
Etelle an, wo nun das erfte Aind eingeholt wird, wird eb von dem
awelten, welches verloren hat, auf dem Rüden bi6 zum Kreife getragen.
44. Sanfpiel, Rlötebengel, Bollijes.
Auf einer ebenen Flaͤche von wenigftens 150 Schritten werden zwei
Endpuntte durch Striche bezeichnet. Eine zahl von Knaben teilt fh
in zwei Theile, die, mit Stöden (Sauftehlen weſt. Klögebengel
main., Bolliteden in Heidedheim), die unten etwas gebogen fiid und
meift am Ende einen Knopf haben, verſehen, fich einander gegenüber ſtellen
Der tärfite und gemandtefte Anabe Ihlägt das Key hölzerne Kugel
von der Dice eined mäßigen Apfels, in Nenterehaufen Sauleig), von
dem einen Gudwunfte an nad) dem entgeaenpeipten hin. Seine Partie
fucht mit ihm das op über das andere Mal (Strich) binauszutreiben,
möbrend bie andere Partie dasfelbe nach dem entgegengefekten Neie bin«
treibt. Welche Partie ibren Zmed erreicht, die hat das Spiel gewonnen. —
Wie heute wurde der Ball (daher Bolltjes)- auf früher mit Stöden
und Scheiten gefhlagen um ihn recht weit zu treiben. S. altdeutii
Blätter 1,54. ein hold: Die deutschen Fauen im mittelalter. S. 371
215. Sui San.
An diefem Spiel fünnen fih 5—10 Knaben betheiligen. Es wire
ein Grübchen in die Erde gemacht und um dasjelbeiin einem Kreife, defen
Centrum (das Grübchen) 6— 7 Buß ven ter Perivherie liegt, fo viele
Grübchen in gleicher Entfernung von einander, ats die Zahl der Evi
lenden beträgt, weniger eins. Run fieflen fich bie Kinder an die Grüb:
hen umd halten die bieten langen Gtöde, die fie haben, hinein. Das
Kind, für das feines da ift, weil das mittlere Grübchen frei bieiben
muß, bekommt eine hölgerne Kugel (die Eau) ober, fonit ehras Rundes
iu feinenm Stock und heißt Treiber. Nun wird die’anf die Erde geiegie
gel von einem mit dem Stode fortgeidylagen, und jet ſucht der Treiber
die Kugel durch Forttreiben mit feinen Stode in das mittlere Grübden
3 bringen Iſt die Kugel einem fo nahe gefommen, daß er mit dem
tode fie fertfchlagen ann, fo wird er es fhnn amp aber, wenn der
Treiber feinen Stod fewell in das freigemorbene Grähdjen Redt, che Der
137
desfelben ben fetnigen bineingehatten hat, felbſt Treiber fein und
rüberen das Seiten — So wird der betreffende Treiber
darnach trachten, die Kugel in das mittlere Grübchen zu bringen,
oder wenigftens ein anderes Grübchen zu erhalten, wenn es frei wird,
um um I in Amt an den, defien —R er erlangt hat, abgeben zu konnen.
er fo glüdlich und bat die el ins mittlere Gruͤbchen gebracht.
= iſt er frei, befommt jept ein —X ben und ein anderer trut durch
an feine Stelle, wenn die Kinder weiter ſplelen wollen.
a8. Sodelhen!
Jodelche, Jockelche, Bire (Birnen) ſqattlel
Bire wolle nit falle.
Da ſchickt der Herr das Hündche aus,
Es ſoll das Jockelche beiße.
Das Huͤndche beißt das Jogelche nit,
Das Jodelche ſchuͤttelt die Bire nit,
Die Bire wolle nit falle.
Da jhidt der Herr das Stödde aus,
Es joll das Hündche ſchlage.
Das Stoͤdche ſchlaͤgt das Huͤndche nit,
Das Hündche beißt das Jocelche nit,
Das Jockelche fehüttelt die Bire nit,
Die Bire wolle nit falle,
Da jhidt der Herr das Feuer aus,
Es foll das Stödde brenne.
Das Feuer brennt dad Stoͤdche nit,
Das Stödche ſchlaͤgt das Hünddhe nit,
Das Huͤndche beißt dad Jodeldhe nit,
Das — ſchuͤttelt die Bire nit,
Die Vire wolle nit falle.
Da fhidt der Herr das Wafſer eis,
Es foll das Fener loͤſche.
Das Waſſer loͤſcht das Feuer nit,
Das Feuer brennt das Stöddhe. nit, —
Das Stödche ſchläͤgt dad Hände nit, -
Das Hündche beißt dad Jockelche nit,
Das Jodelche jhüttelt die Bire nit,
Die Bire wolle nit falle.
Da ſchickt der Herr das Ochsche aus,
68 ſoll das Waſſer faufe.
1 Das weitverbreitete Lied iſt eine Gymnaſtik der Zunge. In nenerer
und neuefter Zeit find in Naffau einige Parodien gemacht worden, die
aber nicht gedrudt find, —* weil fie zu viele jonen namentlich ein«
führen, ſchwerlich gebrudt werden.
138
Das Ochsche ſauft das Waffer nit,
Das Waffer loͤſcht das Feuer nit,
Das Feuer brennt das Stöddhe nit,
Das Stödche ſchlaͤgt dad Hünddhe nit,
Das Hünddre beist das Jogeiche nit,
Das Jockelche fehüttelt die Bire nit,
Die Bire wolle nit falle.
Da fhidt ber Herr den Mepger aus,
Gr foll das Ochsche ſchlachte.
Der Mepger ſchlachtt dad Ocheche nit,
Das oche jäuft Das Wafler nit,
Das Waſſer loͤſcht das Feuer nit,
Das Feuer brennt dad Stoͤcche nit,
Das Stödde ſchlaͤgt das Hündche nit,
Das Hündche beißt das Jockelche nit,
Das Yodeldye ſchuͤttelt die Bire nit,
Die Bire wolle nit falle.
Da fhidt der Herr den Denker aus,
Er foll ben Mepger hente.
Der Henker henft den Mebger nit, ,
Der Mepaer ſchlacht't das Ggäte nit,
Das Ochöche fäuft dad Wafler nit,
Das Waſſer löſcht das Feuer nit,
Das Feuer brennt das Stöddye nit,
Das Stoͤcche fchlägt dad Hüntche mit,
Das Huͤndche beißt dad Jockelche nit,
Das Jodelche ſchuͤttelt die Bire nit,
Die Bire wolle nit falle.
Da fhidt der Herr den Teufel aus,
Er foll den Henker hole
Der Teufel thut den Genfer Hole,
Der Henker thut den Mepger henke,
Der Mepger thnt das Ochöche jchiachte,
Das öche ihnt das Waſſer faufe,
Das Waffer thut das Feuer Iöfche,
Das Feuer thut daB Stoͤckche brenne,
Das Stödche thut das Handche ſchlage,
Das Huͤndche thut das Jockelche beiße,
Das Jockelche thut bie Bire fchüttele,
Die Bire bie thun falle.
— — —
vo.
Bräude.
141
. Braug, ahd. jelten (prüb), mhd. gar nicht erfdeinend, altnord.
brük, {Swed.'bruk, dän. brug, hol. nur gebruik, {fl 1}-die Amperrbung,
Berwendung einet Sache zu ihrem Zwed, wofür heute Bebraud, Ber-
braud vorgejpgen wird; 2) au Slanger, wiederholter Übung entfprungene
Gewohnheit, Sitte und Weile, wofür auch Gebrand fichen kann, das
einfache Brand Mingt aber edles.
Beihwörungsformeln behandeln das Feuer ald ein höheres
feindliches Wefen, dem man mit aller Gewalt entgegentreten
muß. ‚Für undienſam zu heiligem Gefchäfte galt dad Feuer,
das eine. Zeit lang unter Meufchen gebraucht worden war,
fich von Brand zu Brand fortgepflanzt haite. Wie Heil:
mmafier friſch an der Duelle geihöpft.werden mußte, fo kam
es daranf an, ftatt ber gleihjam abgenutzten Flamme eine
neue zu berivenden, Diele hieß das wilde Feuer, gegei-
über dem zahmen. Hauptfächlic gab es eine feierliche Wertung
ber Flamme aus Holzreibung,: wofür von Alterd her der
Name Nothfeuer befannt ift Iſt das Nothfeuer in Brand,
jo wird das Franke Vieh durchgetrieben, um es zu heilen,
dad gefunde, um es vor Seuchen zu bewahren. Bei dem
Nofhfeuer werben Eihenpfähle, Böllerne Winden, Lumpen,
neunerlei Holz, Seile, Stroh, Wagenräder (ald Bild der
Sonde) unter mancheriei Gebraͤuchen angewendet. _
VWar das Nothfeuer im Allgemeinen auf beftimmte Er
elgniſſe eingefchräuft, fo gab es auch Feuer, bie zu beſtimmten
Tagen bed Jahres wieberfehrten, und zwar zur Zeit ber
Spunenwenden. m nörbligen Deutſchland haben ſich
Dfterfeuer, im ſüdlichen Johanntsfener bis auf heute
unter dem Volt erhalten, mehr zur Luft als aus Aberglauben.
_ "Der Beginn des Maimonatd war unjern heidnifchen
Vorfahren eine Hohe Feſtzelt, auf die man noch heute die
Berfammlung ber gem d. h. dor Alters ber weilen Frauen
um Feen anfeßt. An dieſem QTage loderten gewiß Beibnifche
pfer.
Die Oſterfeuer am Abend des 1., zuweilen bes 3.
Oſtertages bezeichnen des Fruͤhjahrs Eintritt und fallen mit
den alten-Maifeuern zufammen; bie Johannisfeuer
bezeichnen die Mitte ded Sommers (Sonnemwende), in
weldyer Beit das Altertbum große Volköverfammlungen hielt.
142
Die Ofterfeuer und Jobannisfeuer fu einander
ähnlich und unterſcheiden fih nur in Ginzelheiten. \
Wie auf Oftern und Johannis, fo werben auch zu
der dem Sommer entgegenftehenben Winterzeit, auf Weih-
yahten und in ben Faften Feuer angezündet, Iektere
heißen auch Zanlene lee © Meter Srimms
bet Diikeenie, Ex ©; 567 f. und meine beutjce
Mythologie ©. Ai
2. ——— am Karſamstag.
Nach der Vorſchrift dex katholiſchen Kirche wird an Biefem
Tage das Feuer geweiht, das an Feinem andern
gezimbet, fondern neu aus einein Steine gefchlagen it,
weil am Karfreitag das Iepte Licht in ber Kirche ausge
Teig worden iſt. Wenn das neue Feuer unter Gebet unb
Eepnungen geweiht ift, werben von ihm alle Lichter in ber
ſtirche —E und bie Rauchfafſer mit brennenden Kohlen
efült. Rachdem am Grünbonnerdtag das hl. DI vom
iso neu geweiht und an bie verſchiedenen Gemeinden
verjhidt worden if, wirb nun dasjenige, was vom verfloffenen
FR in ben einzelnen Kirchen übrig geblieben iſt, in bad
fterfeuer geſchüttet. An vielen Orten nimmt man von ben
außgeglühten Bränden und Kohlen mit nah Haus, thut
fleine Stüchen dem Vieh ind Getränk, legt fie Ind Weihe
wafler, — fle Bei Pa Gewittern an, macht am Wal
purgisabend die drei Krenze n. f. m.
iefe Weihe deö neuen Feuers heißt an vielen Orten:
‚den Zubas verbrennen“, in Heibesheim: „ben Jaules ver
Pe “Der eıfte Ausorn wird erklärt: je das alte
Hl. Ol vom Feuer geraehrt wird, jo brennt Judas, ber Ber
räther Chrifti, in der tar “ Der zweite Ausdrud erinnert
an bad guifemer ſJ. Halefeuer). — Was Grimm
—8 Mytholo ) von einer Fener- und Schel-
ermeihe auf En als etwas Selteneß’ aufährt,
iſt allgemeiner Gebrauch } der katholiſchen Rice,
. 3. Salefeuer jut Bafinachtszeit.
L In Heidesheim. "
In meinem. —— Heidesheim in Rheinheſſen wurde
dieſe Beier bis zum I. 1829. folgendermaßen begsugen;
Am Faflna —** giengen die Buben — von
Haus zu Vveus ram - .
Morgen haben wir Feiertag,
143
Es wohnt ein veiher Herr im Hans,
Gebt und ein Boßen Stroh heraus.
Bum Halefeuer, zum Halefeuer!
Wo bie Buben eine Babe (Stroh, Reifi, enwelle
bekamen, fangen ſie: u sn I
Der Here hat uns eine Gabe geben,
Drum fol er auch mit Freuden leben,
J Er und feine Kinder!
Bekamen bie Buben nichts, fo fangen fie:
“Du haft und feine Gabe geben,
Der Stuhl fol dir am Arſch ankleben,
s Dir und deinen Kindern,
Du Lump, du Lumpl
Die größeren Buben giengen dann in den herrſchaftlichen
Domänen:) Wald und fällten dort nach den
Recht drei Fichtenbäume, fo groß, als fie fie forttragen
-Tonnten. Diefe Bäume wurden auf einen Sanbhügel „Schinns
kaut“ (Scyindanger) gebracht, dort von unten bis oben Dicht
mit Stroh ummwidelt und dann in einem Dreieck aufgeftellt, |
fo daß fie oben mit ben äftigen Gipfeln einander berührten.
Ganz oben wurde gewöhnlich ein verfchloffener Korb mit
einer lebenden Katze ald „Brandopfer“ bingehängt. Das
Qulammengebrachte Stroh und Reifig wurde nun unten zwiſchen
en drei Bäumen Hoch aufgefchichtet. Am Dienstag mit ein⸗
tretender Nacht giengen die Buben (in früheren Jahren alfe
Schulkinder mit dem Lehrer, Pfarrer, Bürgermeifter und
den Gemeinbevorftehern) um bie Bäume und beteten: brei
Baterunfer, worauf dann das Stroh angezündet und von
den Buben, bie mit Strohfadeln verjehen waren und gegen
einander liefen, mancherlei Unfug verübt wurde. War das
Stroh und Neifig etwas niedergebrannt, fo fprangen bie
Buben über und durch das Feuer. Aus dem gerade in bie
Hoͤhe fteigenden ober ſeitwaͤrts getriebenen Raudy wurde auf
ein fruchtbares oder unfruchtbares Jahr geſchloſſen. Die
Obfibäume, durch deren Afte der Rauch zog, follten jeben-
fand im Lanfenden Jahre viel‘ Obft bringen.
2. In Obergladdnd A. Laugenſchwalbach.
(Rad den Rittheilungen des . Afarrormmaltas Betry aus Dber⸗
. L\ »
Seit unvordenklichen Beiten bis in bie dreißiger Jahre
unſers Jahrhunderts wurde amFaſtnachtsdienstag jedenJahres
144
auf der hoͤchſten Spiße bes bem Dorfe Oberglabbadh gegen«
über liegenden Berges, des |. g: Haalberges, nad dem
Abendläuten ein Feuer angezündet.
Zu dieſem Bwede fammelten die Erhulfnaben des Mor-
gend von jebem Haufe Stroh, Ginftern, Wellen und fangen
Dabei:
Es wohnt ein reicher Herr im Hauß,
Langt einen Boßen Stroh heraus
Zum Halefeuer, zum Halefeuer, zum Halefeuer!
Für das Erhaltene dankten fie mit folgenden Verſen:
Wir danken für die Gaben,
Die wir empfangen haben;
Gott fol e8 euch belohnen,
, ‚Was ihr und Heut gegeben!
Auf dem Gipfel des Berges wurde nun das Stroh,
Reifig 2c. Eunftgerecht zufammengeftellt, wobei ein barin er-
fahrner Mann oder Burſche den Schulknaben half. Obenauf
wurde ein Strohmann geftelt. Am Abend wurbe ber Haufe
angezündet. Beim wagfenben Umfichpreifen und Prafſeln
bed Feuers wurde gebetet und ein Kirchenlied gelungen, zu⸗
letzt das herrliche Ved: „Großer Gott, wir loben Dich!“
Die Erwachſenen waren in früherer Zeit auch auf dem
Berge anwejend, in fpäterer Zeit ſahen ſie von den Straßen
des Dorfes auf den Berg hinüber und beobachteten die Richtung
bed Nauches: der nad) Süden getriebene Rauch bebeutete
ein gutes Hanfjahr.
In früherer Beit foll au von Frauen an dem Feuer
geiponnen und das Garn zur Heilung des Franfen Viehes
gebraucht worden fein.
Feuerrad daſeſbſt.
Am Faftnahtsfonnteg (Sonntag quinguagesima) nad
dem Morgengottesdienft jammelten dis größten Knaben alte
Wagenräber, Pflugräder, Spinuräder ıc. Bon den Wagen
rädern wurben einige mit Stroh umwidelt, angezündet und
den Berg hinunter laufen gelafien; andere wurden fo, wie
fie waren, jo Tange gerollt, bis fie entzwei giergen. (Beim
Halefeuer ließ man Heinere mit Streh ummidelte und aus
gezundete Räder den Berg hinunter laufen.) War das Spiel
3u Ende, dann begann ber Nachmittagsgottesdienſt.
145
ı
Ahnliche Feuer ſah ich in meiner Kindheit kurz vor ımd
nad 1820 an demfelben Faſtnachtsdienstag von Heibesheim
aus vor mehreren Dörfern und Flecken im Rheingau. Spätet
hörten fie almfhlich auf. In Ranfel A. Rüdesheim machen
noch jeßt bie Buben am Faſtnachtabend auf bem freien Felbe
ein Feuer an, ſtechen und fhlagen mit Stangen in baßjelbe
nd jagen: „Wir verbrennen ben Hal.” — In Lorch haben-
ich auch noch manche Refte der alten Feier erhalten. u
> Das Ganze iſt offenbar eine Art des Johannisfeuers.
Der Name ift ſchwet zu erflären. Grimm führt S. 594
aus dem Rheingau dad Hallfeuer an, id} habe immer mur
Halefeuer (mit gebehntem a) gehört. An heil’, alt: und
mittelhochd. heil, angeljächih hal ift ſchwerlich zu denken,
obwol heilawäc, heilwäc (Wog, Waſſer, zu Heiliger Zeit,
mitternacht8 vor Sonnenaufgang, in feterlicher Weiſe gejeböpft)
dafür zu ſprechen ſcheint &n anbern Gegenden fol ein’ an
liches Feuer Hagelfeuer heißen. Älterneuhochd (15— 16.
Jahrh) ſteht Hail, auh Hat für Hagel (mie Nail,
Nat für Nagel). Vieleicht verbient Beachtung eine Stelle
tm „Catholiſch Eantual*, Meyng 1605, wo der 5. Theil
ber Gefänge bie Überfägrift hat: „Die Proceffion Gefing;
im ber Creuhwochen, Hagelfeyr, Kir und MWälfahrten,
auch andern Bittagen.“ "
Ein anderes Feuer hieß früher Jul feuer, von hothiſch
jiuleis (November oder Dezember), älterangelfschtie giuli,
Tpäterangeljäcfiig geolo (Dezember und, Januar); ”. ..>
' — De
. 4.Maifeuer . \
Der erfte Mai gibt. heute noch zu verſchiebenen Feſtlich ⸗
keiten Beranlaffung, wie er auch unfern heidniſchen Vorfahren;
eine hohe Feſtzeit war. . h
. Maifeuer find üßrigens heute jehr felten. J
Zu Dilhaufen im Ainte Weilburg fammeln ſeit alter:
Zeit die Knaben am legten April im Dorfe Stroh und Hal,
und verbrennen es auf einem nahen Berge in der Meinung
und Abſicht, fie verbrenneten jo die Hegen, die nach dem,
Vollsglauben in ber folgenden Nacht auf den Wlodäberg,
fahren. u . a
.ıh
5. Martinifener. :
Das des hi. Martins, Biſchofs von Tour, 4
am * FA wird rat Pr aber ſchon va:
Keprein: Voitöftte, 10
146
wurbe der 11. Nov. auch ein Tag für weltliche Feſte. An
biefem Tage empfieng die Geiftlihkeit von ben Gläubigen
die Pflichthühner und Gänfe. Die Märteägänfe fpielen
heute noch wie ſchon in ben Volksliedern bes 17. Jahrh.
eine wichtige Rolle.
Ju ben zwanziger. Jahren unfers Jahrhunderts giengen
iu Montabaur die Spuiftaben vor Martini durch die Stabt
und fangen: „Steuert und etwas zum Martinifeuer, Apfel
und Birnen wollen gebraten fein! XBerft und ein groß Stüd
Holz oder eine Chang (Welle) oder ein Gebund Streh
raus“ Das fo gelammelte Stroh und Holz brachten bie
aben auf den Simmelberg vor ber Stadt, wo es am
Abend in Anwefenbeit vieler Bewohner ber Stadt verbrannt
wurde. Ein Heiner Reſt der alten Seien Befteht heute noch
darin, daß bie Senaben am Abend vor Martini auf dem
Himmelberg ein euer anzünden, wozu fie ben wenigen
Brennuſtoff and der nächften Umgegenb zufammentragen.
In den, Dorfihafter im Amte Braubach und in ben
jenüberliegenden linksrheiniſchen Ortſchaften Haben dieſe
artinifeuer noch etwas mehr den alten Character bewahrt:
die Feuer find größer, die Anweſenden zahlreicher. Überall
iR noch mehr oder minder ber Aberglaube Iebendig, fo weit
das Feuer feinen Schein werfe oder der Rauch getrieben
werde, fei das Feld im naͤchſten Jahre fruchtbar.
6. Die drei Weifen aus dem Morgentand.
Am Seftage ber bl. drei Könige (6. Januar) gehen an
verfdiebenen Orten des Hergogthums krei Knaben von 12
— 14 Jahren, gewöhnlich arm, die HI. drei Könige vorftellend,
von Hand zu Haus im Ort herum. Seber biefer Knaben
bat über feinen gewöhnlichen Atagsfletbern ein weißes Hemb _
an; um ben Leib oder bie Lenden einen ledernen Gürtel
„ber irgend ein Band; auf bem Kopf eine Mütze, bie einer
Biſchofoͤkappe ähnlich fieht, von fleifem Papier oder Papp⸗
bedel gemacht und phantaftifch bepappt und gegiert iſt. Der
eine: dieſer Knaben iſt entweber jhwarz Bemalt, oder hat
einen ſchwarzen Flor vor dem Geficht; der andere Hat eine
bölgerne Maſchine in der Hand, tie den Stern anbenten fol;
der britte hat ftatt der Opferjchale eine Bettelbüchfe. Die
Knaben fingen vor den Häufern folgendes Lieb:
ier find die drei Weiſen aus Morgenland,
ie Gott der Vater hat geſandt. .
Wo wot ihr Hin, wo kommt ihr her?
ur
Bon Bethlehenss Stadt,
Wo Chrißus des Herr "geboren m warb.
Wir wünfchen bem Germ einen golbenen x,
Auf jeder GE einen gebratenen Fiſch,
Und is der, Mitt ein Täubchein,
Das wird ben Herrn wohl angenehın fein:
Wenn fie etwas erhalten, dauu ngen fen weitet:
Wie danken für Gare
Die wir empfangen haben ;
Gott wirds Cuch wiebergeben:
Und gibt ers wicht in dieſer Welt/
©s ers doch In ‚ber anderer Wek
Bir müffen den Stem nochmal vum brechen,
Wir mülten fa heute nisch weiter gehen. -
Wir müffen ja heute noch weiter gehen
So wird das Lieb im Harheim und in ber Udtge
gefängen. ‘An andern Orten, beſonders in ben intern
7
merod umb Hadamar, ift folgendes Lieb, boch auch wieder
* 4
mit einigen geb:
4.
Auf, auf, iht Lieben Shrten, auf
‚Fröhlich zu Bent Rrippfein kauf,
Eee
, hier M
er Bem Ei ui beit Rn,
Ft verftößen überall. .
. B 2. J
Die Hirken anf dem geld
Sie verließen ihr Zelt,
Sie konnten nicht ſchlafen
Bor Saufen und Jagen
Dem Kineiein. den, .
Das geboren war.
——
iu tomuten bie Brei Weiſen aus Morgenland,
er liebe Gott hat fie hieher geſäubt.
Bir kamen vor Herodes Thür,
—8 ſprach: Was wollt ihr Kar
o wollt ihr Heiligen drei Weiferi Hm?
Nach Bethlehem fieht unſer Siun,
148
Nach Bethlehem tn Davids Stadt,
Wo unfer Herr Jeſus geboren ward.
. 4
Maria zu Heben iſt allzeit mein Gtm, »
Iqh Hab mich verſchrieben, ihr Diener-ih bin.
Mein Herz, o Maria, brennt ewig zu Dir
Voll Liebe und Freude, bu himmlifhe Bier!
5
Ihr Habt uns eine Verehrung gegeben,
Der liebe Bott wirds euch doppelt beſcheren;
In Bried und Freude ſtets immerdar
Das wünfchen wir euch zum neuen Jahr.
Der meift weitverbreitete Brauch nimmt immer mehr ab,
was barum nicht au. bebauern if, weil der ganze Aufzug
alles Echöne, alles Poetiſche, alles Ehriftlichgemüthliche ver
Toren ‚hat unh zu einer bloßen Bettelei geworben iſt.
ö 7. Die Lichtmeßfeler.
In den katholiſchen Dörfern der Amter Montabaur und
Selter8 war (ift hier und da noch) folgender Brauch. Am
gie Maris Lichtmeß (2. Gebr.) laͤßt jede Familie eine Feine
erze ober einen Wachsſtoc weihen, wie dies auch ander⸗
wärtd frommer Brauch iſt. Am Abend wirb bie Kerze ans
gezünbet und babei der Roſenkranz gebetet, was auch hier
und da an andern Orten vorkommt. Dann macht ber Haus
—* mit ber Kerze ein Kreuz über die Ihüre und brennt
jedem der Anweſenden einige Haare am Kopfe ab, was mir
and andern Gegenden nicht bekannt ift.
8. Faftnachtöfeier.! : _
(Mitgetheilt von Pfarrer Stirn ia Harbelm)
L In $arheim.
4 töbienstag, ald am Iegten Te di
— Rnabet
* Faftnaht ift eig. die Nacht vor der AOtägl ftengelt, Die
mit N Ahermittmoc beginnt; A weiterer ee Tag oder
aud die nachſten Tage vor der Fafte; kirchlich im en Einne di
drei Zage ver dem Achermittwoch, im weiteren die ZA vom 3, Febt.
Blafiustag) bis zum Afcermittwoch. Apd. kommt das Port wit vor,
149
Alters, beſonders aber arme Linder, fm ihren fogenannten
Sonntagsfleidern in. dem Ort von Haus zu Haus, : Auf
bem Kopfe haben fie ihr mit Bändern gegierted Sonntage
kappchen, ‚auf der linken Bruſtſeite ein ‚grüne? Straͤußchen;
in ‚her, einen Hand. tragen ſie entweder ein Fichtenbaͤumchen,
oder eiue Stange, die mit Bändern. veyzierf., und .oben mij
einem grünen Kranzchen verſehen iſt; in ber anberen Hay
tragen fie ein Körbchen, worin. fie bie erhaltenen Gaben legen.
Sie fingen folgendes Liedchen, deſſen einfache, ergreifende
Melodie dem Inh \
39 E72
Bleik
Am ganzen Leib zerriſſen, } 2211214
Ja, ja, die
Jeſum and Kreuze Bind’tt-
- „Seht Jeſum in legten Bögen; winman vv
Der Kräfte ganz beraubt];
Dem zo FF Fr isn a
neiget jhon fein Ar
Die Som > end en
erfinftern ſich fe on.
O Jeſu mit ER b
Am Garten Breuehanf',
ı &
HArzDeeN704
a
wbd: Yamsabt, varnaht, pi Indht}
5 a A Sailer bei ae ‚(aus dem Enpe des
af,
im Be. th. Ka ch 39. 9
150
Den, jede nd tet wurde; ve zweite trug
einen Korb, um die = Gr aifzuhehen. Babel fangen
bie — folgende Verf
Erſter: Hin An Heiner DB
ER 3 “ ——
Rehm ad m Stüdden Sped,
amt gehn wir nicht von ber Thur hinweg.
Bweiter: + und feaut im Hubrigune
yo en Röıhöim Ber Hera
ſechs —
Si mein — vol fein.
Dritter: Droben in der Firft
9 e Winſt,
Er bie Jangen geben;
ers — ihun wir auf Me Fırzen nehmen.
Bitrter: sie Birnen, Braten,
Säueib't die Gtüder elenlang;
Schneid't fie von den iangen,
Lat die kurzen bangen ..:
Beim Kommen an bie Thüre fangen alle, Kmaken zufammen:
Bir ah Jpringen auf das Gef,
Dehen neh — —W
man da
Beim Abzug:
en den B die I 3
wir empfangen ‚haben
Gott foll es em —
Was Ihr uns heut gethan!
Bon ben Gaben wurbe bann eine Iuftige Mahlzeit ges
, gen — Anf mehr aber minder abipeuhende Weife wurde
an andern Orten begangen. — Die Masken⸗
— waren und find due nod) auf dem Lande ziem-
— —
151
8. Softnachtsumzug der Echutinaben ja Vommersheim.
(Abgedrudt aus dem „Allgem. Naffau. Echulblatt“ 1861. Ro. 11, mit
getgeilt vom Lehrer I. 3: Inater in Bommersheim.)
Als ein Überreft aus Alterer Bert hat ſich die Sitte da⸗
hier erhalten, daß die Alteften — Un Buchsbqum
und Siraͤußen verziert und alle init blanken Saͤbeln bewaffnet
in die Hänfer des Dorfeß ziehen, um Gaben einzufammeln
(Geld, Bier, Sped xc.). Bet dieſem Relhengange fingen fie
beim Eintritte ein altes veligiöjes Lied, 3. B.: „Ihr Kinder
kommt gegangen“, und barauf ſagt jedes einen gereimten auf
feine Berfon Hezäglichen Spruch Het. Die Reimſprüche werben
nad) Namen und Berjönlichkeiten, auch fortgefchrittenen An-
ſchauungen verändert, behalten aber der Mehrzahl nad) ihre
Grundform bei. Als Beiſpiel wi ich Freunden der Kul⸗
turgeſchichte die in dieſem Jahre zum Beiten gegebenen
Sprüche mit Bezug ‚auf bie Ramen hierher ſetzen. Sie
ftammen, wie gefagt, aus alter Zeit, werben aber jedes Jahr
mit Beihülfe von Alt und Jung auf's Neue für den Runde
gänger qugeftupt, Kenner ber deutſchen Sprade und Sitte
werden da8 Woberne baran bald auszufiheidtn wiſſen. Mir
ift beſonders der Spruch No. 9 durch feine Tchöne und tiefe
Wahrheit aufgefallen und er allein wird ſchon hinreichend
bie Spreu rechtfertigen, welche zumellen mit unterlaͤuft.
i Martin Shmtdt_
Ich will den Anfang machen, I
68 darf aber Niemand darüber lachen.
Zu dieſer Faſtnachtszit
IR und erlaubt eine Meine dreud "
Der Herr in dem Has 0}
Wird und wohl geben eine Babe heraus;
I denke wohl, ich habe recht,
So Bin ich euer eigner Rukdjt,
I der klein, —
©o koft er aine halb Maß Wein, -.-
IM er groß, 9
So koſt er eine ganze Maß... 7
2) 3. $rammid, ro
Heute if Fame, + -
Da wirb mancher Zug gmadt, :
Aber, wer einen leeren Beutel hat,
Der bekommt des Lehans jatt,
Drum, ihr Leute, bitt' ich auch,
Most und dem reichen Moanne gleich,
152
GSebt niät zu und nicht ji
Hier Pe iR fein ee.
3) Peter Beh.
Ih Heiße. Beter Bei,
Und nehme die Gelber hente ini,
Gebet und nur ſchoͤnes und gutes Geld,
Denn biefed braucht man et in ber Belt.
Wir haben ein Dutzend ile zu machen,
Darüber werbet ihr Alle ladyen,
Seht einem Jeden zwölf Kreuzer nah unferm Gelb,
So find wir mit einem Fünffrankenthaler ziemli—
zufrieden geſtellt.
a) Nitelaus Mag..
Nikolaus Mag in ber Ed, ,
Hat keine Eier und keinen Sped; -
Wenn bie Kartoffeln nicht gerathen,
Hat er nichts zu fieden und zu braten.
5) Jakob Gebhart. ' "
war einmal im Lande Oſterreich,
& macht ich fieben Meiſter veich,,
Der erfte ift geftorben,
. Der zweite m verborben,
Der dritte hat Nichts überall,
Der vierte liegt im Hofpital, .
Der fünfte Tieß Haus und Gut verkaufen, °
Der fechöte iſt bavongelanfen,
Der fiebente figt auf dem Krautgaiten,
Und will bie andern abwarten. .
9) Johann Me vn:
Demuth und Beſcheid un
Iſt ein lieblich ne
&8 ziert das Kind, es * den Wann,
Wohl Dem, der & ſich angethan. :
D Iofeph Röglic, B
Ihr Herren, Flaͤuen und Jungfrauen,
Und Alle, die da find, uns zu beſchauen,
Meinen Sprud zu hören an,
Des Seinen — nicht net md.
BVor Alters war: ſchon fo Gebrauch
153
Ich bin der junge Herr. Möglich genamit,
Bu Bommerdheim.gar wohl bekannt.
Behör’ zum deutſchen Dollverhaud,
war bin ib. ‚nicht von Adelſtand,
Au) bring’ ih Kaffan feine Gehand, .
‚Wenn's: gilt, fo Bin ich bei der Hand, , .,
Für unſern beine. und für's San, , Fu
Bunktum Streufand!
S) Georg Robrmann.
Geoig Rohrmann bin ich genamml,
Naffau ift mein Väterland,
Bu Bommersheim bin ich geboren,
. 3 en en & .
B muf affen Tag und Naı t, 2
Daß mir Fon Budel kracht. ‚ *5
9) Adam Koh. :
Demuth Hat mich lieb gemacht,
-Liebe — Chr et
Ehre wird mir Reichthum geben,
Reichthum wird nach Hoffart ffreben,
Hoffart ftürzt in's Elend niedert,
Elend bringt die. Demuth wieder.
10) Jakob Heninger.
327
Die Faſtnachtsjungen kommen auch,
nd brachten euch ein ſchones Liedchen dar,
Was ſchon lange Landes Sitte war,
is fie ein ſchones Trinfgelb. hatten Setommn
Haben ſie den Weg ‚weiter genommen, Zt
' Wir machen ed Henke grabe fo, Bea
Bekommen wir Viel, jo find wir fh. ee
11) Zohann Rohrnann. B
ch komm’ herein geftiegen, a
ö gi td“ ein Hindi hr: ich herein gen,
\ ab’ ich aber fein: Pferd, 1
Da iſt es nicht vi Sagens werth,
Ich ſielle mich hinter Die Thur,
Gucde neben: herfur,
ꝛWenn ihr mich ihut lachen a, ı Te T
B 0 ich fort die Thür hinaus...
12) Johann Spud. — :. J
i bin ein guter Baier, ER:
trage gem die Gier,
was
154
© PA br @ameraben - ‚ol, ”
Zum Schluffe wird abermals bie Strophe eines Lirchen⸗
lledes agerern und bie Schar marſchiert wit gehobenen
j * gr a a — een: * late
jam mi ‚en XV
fertigt man ſie Aingender Münze a ®
Foſtnachtsbtauch der Schuffinder in Caub.
Auf Faftnacht erſcheinen bie. Schulkinder in Caub bei
dem Pfarrer und ben Lehrern, um mit Ihnen gu ziehen,
d. 5. ſie reichen eine Faftenbregel dar, ein Kind Häft am einen,
ber Pfarrer, der Lehrer am andern Eide und ziehen biefelbe
0 in Stüde. Das Stüd, das ber Pfarrer, ber Lehrer, in
* Hand behält, iſt fein Eigentum, u dem dann nody eine
mze Baftenbregel gelegt wird. (68 w diefe Feſtlichkeit ein
Fi es Vergnügen fhe vi die liebe te liebe Zugen
8. Walpregienache.
PR ift bekannt, da allgemein in Deutjchtand el
Ar — he De auf le — =
fept rg Über ee Heyenfahst . Gvim ms beutiche Miy«
ea ZU. 3002 f und meine deurjche Mythologie,
Um deus und Hausbewohner bar ben u dam in biefer
Radıt zu jchügen, werben. auf den Mift drei einjährl; u 9%
linge gefterft und’ auf alle .Xhiren mit Kreide
ve mit einer Kohle vom Bubasfener (ſ. euerweihe am
gerfamatag) drei Kreuze gemacht, baräber.C. M. B. (b t
Caspar, Welchior, Balthafar) .gefchrisben.
Diefer Brauch war früher gang allgemein, iſt aber als
maͤhlich ee Mac
‚bielen. Nacıt machen fi, wie bad Wolf’ her und da
— — nehme alaibt, di va Bemiie aus ber
10. —
Den Tag vor Pflngſten richten Se Burſchen in
mehreren —ES —E [2 kill Siar
ober Tanne auf, um banz ben. dienstag um biejelbe
au tanzen. Diefer Maibaum, auch bhloß Mad! genannt,
4 Witteipod. iſt der mei 1) der Monat Mai and 2) Hi Birkenreid.
455
oben mit Bandern geziert ift,- wehhe bie jungfern
— ſchenlen, bleibt — bis zum ande Jahre
Reben, wo er ben Donneröbeg vor Pfingften vmgeworſen
wi
In ‚meinem Gehurtöorte Heidesheim in oeheinheſſen und
auch in einigen‘ naflautfehen Orten Fein ‚ie Bimfehen ihwen
Seibebten (Scägen) am Abend wer dem erſten Mai ſolche
Bäume vor das Haus; fie haben: in m Regel keine weitere
Verzierung, nur find eben unter den erſten Aften-hrei Ringe
gemacht, d.h. die Rinde. ift ab —F —F dem Burichen,
der —* Aufmertjamkeit unter! Seine Schone wird ihm
in den a ein bäles Star machen — Bag
m’r gut em ſticht m'r n es zu in im
——— —— 3 Zu
: 2. Vengifeier. Bei
L Pfingftrecht, Pfingftreiten in gacheim. Lau;
(Mitgetheilt von Pfarrer Stern in Harheim.) ..
Sn friiheren Beiten beftand zwiſchen Suchetm ei Hochſt)
und Riedererlenbach (im Frankfurtiſchen, deren Semarkungen
aneinander gränzen), Die Gewohnheit, daß alle 3 3 —
in den Gemarkungen Brachfeld wer, am Pfingſtmonta
Side beiden genannten Drten nesenietig bie großlährigen
aut gepußten Aierben and jelbft mit- _
nalen under: ‚bey Leitung eineß Burſchen, welcher der
Be hieß, von. einem. Orte gum auhern ritten, ‚bei
em Dirtäusefhand ‚abfktegen und. folgenden Syruch fat:
" „Da kommen die armen Agerstmech t,
Verlangen ihr altes Pt Kur J
Sie wimfchen nur Di m Bein, —
Damit wollen fie zufrieden
Darauß bekamen bie Burſchen da * von bem Orte:
vörftand einen Thaler (t fl. 30 kr.); damit ritten fe heim,
und waren ſeelenvergnugt.
— 0u Hr ice
Pesch en vor en hauen bie ven in einigen
g Beten (Bela) mb aa fe um den
tageß ftellen ind die Sean m Saeife mn den Brunnen,
die Madchen kommen mit Schöpfgefäßen iu den Kreis, um
150 _
den Brumen auszufchöpfen. ‚Unter m ie Torten
von beiden. Seiten wird dies Geſchaft ‚oh Midı
chen ſchütten babei Waffer nach jenem Du welchen fie
gerne ſehen.
HM das Beunnengefchäft beendigt, jo machen bie Mäb-
den einen Bug buch das Dorf..und :erbitten fih Gelb für
Branntwein, dann Gier und Speck, erſtere thun ſie in einen
Korb, letzteren ſtecken ſie an eine ſpitze Stange.
Am Abend kommen Burſche und adden in einem Haufe
zuſammen :und verbringen einen Iuftigen Abend bei Speck
und Gier und- Branntwein, wobei jeder Burſche neben feinem
Mädchen figt,. das ihm am Brunnen durch Waſſerſchũtten
ſeine Zuneigung offenbart hat.
Im anderen Dörfern reinigen bie Burſchen am Sambtag
vor Pfingften den Brunnen und ſchmücken ihn mit Maien
und erbitten fi) dann am zweiten Pfingfitag Sped,. Eier
and Geld und feiern einen frößlichen Abend. Die Mäbchen
find nicht Betheili;
In Meudt gel # heute noch am zweiten Pingfttage eine
feieliße Prozeſſion an den ſ. g. St. Gangelöbrunneg,
3. Die Eubpuppe -
cum —8 in Weſterfeld A. ee mitgetheilt vom Sinn a
Am Tage nad) ingften ziehen die Schullinder — nad
dem Geſchlechte gef — a die Shut Kun bei dem
heftigſten ——e und fingen: achtehenben Sieh ner
der größern Knaben ift in Laub :gehiillt und.
des Singens allerlei Iuftige Sprünge... Er ſtellt die Br
puppe vor. Gin zweiter trägt einen Kork zum, Aufbewahren
der Gier, ein dritter häft: eineu Säbel in ber Hand, darein
bie Sud Sped great „werben. ; ir Set Hy Fr hen fehlt
Zaubpuppe. Morgens in, afler e jchen, men
* ihren Rundgang, Yen den Zorrang al —
Rad 9 Beenbigtem Bart laſſen fie ſich — wieder gefonhgrt —
— und — —E baden und ſind feelenvergnügt.
Lied.
Gagele; Gackele, Geie!
Die Quiner lege die Eie.
‚Dort droben indem Hinkelhaus
ein Korb voll Gier rans u.
Mit lauter gelben Blum.
Die Maͤdcher liewe die Buwe
157
Auf der Gap,
Führ'n fe (fie) in den Keller
Bei das Faß.
Wenn der Wein nit füßr iß,
Trink ihn nit,
Wenn der Birſch nit ſchoͤn if,
Nemm (nehme) ihn nit.
Bwei Gier und ein Stud Spedl
4. Der Shnak.!
(In Laufenfelden A, Langenſchwalbach.)
Es wird am 2. Pfingfttag ein Schnaf gemacht. Die Buben
und Mädchen, welche die nachfolgenden Oftern aus ber
Schule entlaffen werben (naͤmlich das 13, Jahr zurüdgelegt
haben) ‚gehen 6— 7 Wochen. vor Pfingften im Wald herum
und fehen fich Schnakenkraut (Farenkraut) aus. 8 Tage vor
Nfingften wird gejpielt, welches Mädchen dem Buben einen
Strauß (Schnafenftrauß) machen fol, da jedes Mädchen einen
Strauß macht und jeder Bube einen folden erhält. Sind «8
mehr Mädchen als Buben, fo werben einige Maͤdchen ausgeloßt;
find es mehr Vuben, fo müſſen diefe fi den Strauß felbft
machen. Den Samdtag vor Pfingften gehen bie Buben in ben
Wald und Holen das außgefuchte Schnafenkraut. Den 2. Pfingſt ·
tag rotten ſich die Schnafenbuben zufammen in eine Schener:
Hier wird der Schnaf gemacht. Sie ſuchen fi) nämlich einen
Burfchen aus, welcher den Schnaf vorftellen fol, ber aber
vorher · Niemchiden bekannt ſein darf. Diefer wird an Händen,
Füßen, überhaupt am ganzen Körper mit biefem Kraut ber
widelt.: Auf ben Kopf wird ihm ein Srenz gebunden, das
mit „Herrgottöichüdelchen” ? geziert if. Au das rechte Bein
wird ihm eine Schelle gebunden, die er auf ber Erde ſchleift
und in bie rechte Hand. bekommt er einen. Diden Knotenſtoc.
Sowie nun die Nachmittagskirche aus ift, wird der „Schuaf*
zur Schau im. Ort herum getrieben. Die Buben, welche
theit8 mit. langen Ruthen, theils mit Saͤbeln, Geldbüͤchſen ac.
verfehen find, laufen von Haus, zu. Haus und fammeln Gier,
Kreuzer, Sped, We x. Das Gefammelte wirb hernach
unter bie Buben vertheilt, wovon der Schnaf einen guten Theil
belommt.. Den Tag darauf ift Kemeler Markt. Hier werten bie
Mädchen von den Buben für die geleifteten Dienfte belohnt,
Sie kaufen ihnen nämlich hier ein Heined Andenken. .
1 So heißt der gehörnte gemeine Schotenklee (lotus oorniculatus).
2 Das datrenttaut Heißt fonft and Schnatenkrant.
138
19. Der Gang zur Leichweichoͤhle.
"ER abeine umetſabei
„Wo fich ein kleines Seitenſhal mit dem Nerothale ver
einigt, thurmen ſich Weljengrenpen malexiſch über einer ver⸗
ſchiuteten Höhle auf, die dem berucheigten Wilderer Leich ·
weis von Dotzheim laͤngere Zeit jum Verſtede gebient und
von ihm den Namen erhakten har Rings: erheben ſich fteile
Berghöhen mit ſchattigen Bucheuwaldern, wid in der Tiefe
murmelt ein Farer Walbbad; -über abgerifiene Felöplöde
hinab in die blumenreichen Wiefen. deg Rerothals, und bie
Ratur bildet hier eine höchſt anmuthige unb romantiſche
Stätte, wohin Wiesbabens heitere Welt am Tage ber Him⸗
melfahrt des Seren auszufiegen pflegt.” A. Senminger.
Geburt und weitere Schidjale des Wilddiebes Leichweis
find_nicht befannt.
In neuerer Zeit ſind es beſonders bie Geſangveretne
welche an ber Leichweishöhle einen ſchönen Tag feiern. Zwei
‚ Wege werben gewöhnlich eingeſchlagen: vom ber Stabt aus
auf der Schwalbacher Chauſſee an das Holzhackethäuschen
(wo etwas Halt gemacht und gegefien ımb getrunken wird),
don hier durch die Leihweishöhle duf den Neroberg, von
da zurüd; von der Stadt aus nach dem Neroberg (wo etwas
Halt gemacht und gegefien und getrunfen wird), von Bier
durch die Leichweishoͤhle zum Holzhackerhauschen, von bazurüd.
Der Hauptpunkt iſt bei beiden Wegen bie Leihweishägle
‚18, Empfang eines neu eintretenden Behrens.
“ ° (Mitgerheiit vom Behr Geller in Rehe)
Der in eine Gemeinde auf dem Wefterwalb: neu ein⸗
tretende Lehrer wirb won bes. gefammten . mad
Der Mehrzahl der Ortöbewohnes vos Deut Orte feſtlich em»
pfangen. Buweilen: wird ehr. Geil, eine Kette, oft: auch ein
Band. quer über ben Weg geipannt und ber Ginzug des
Fe Ar —8 Aber an Kommt der. neue
rer iner. jugmb, ober bei jenem ange
brachten „Hemmniß“ am, forfugt einer non ben oberen. Schülers
einen. ausweudig geleruten, gewöhnlich. in Reimen abgefaßten
nEmpfaugegruß" und fest dem Behrer einen „Strauß“ an
bie Bruſt. Diejes iſt in der Regel ein huates Stack Papier,
in Form eines Herzens, worauf Bänder und „gebackene
Straͤuße“ in allerlei Farben geftedt find. — Der Lehrer.
entgegnet hierauf ben „Empfangsgruß“ und fpenbet ber
Schuljugend eine eine Erfrijchung, welche zuweilen mit
159
Tanzmaſik verbunden tft. Oft. gibt er einige Thaler
baares Geld. Mitunter befommt auch ber Lehrer noch nebens
Bei eine Pfeife oder ein ſchones Trinkgias oder eine Kaffee
tafje zum Geſchenke j u oo
Oft werben auch bie. umverheiratiheten Lehrer von
erwachſenen Mäbchen, die verheiratheten Lehrer von Frauen
maufgebunben.” — Sr beiden Fällen müfjen die Lehrer
für dieſe Ehre „tüchtig blechen,“ (b. i. Biel bezahlen.)
14. Tesdras, Pacem. .
In Kleinſchwalbach (A. Königftein) hatte ber Lehrer Peter
folgende Gintichtung. Wer ſich durch gutes Betragen und
Fleiß auszeichnete, erhielt einen Belobungszettel (Tesbrad ).
Für eine Unart wurbe ein Riß, für eine Ungezogenheit wurben
mehrere Riſſe hinein gemacht; wer keinen Tesdras Hatte,
eihielt Törperliche Strafe. Ain Ende eines Halbjahres wurde
‚ein Gittengericht gehalten, wobei zu oberft Fam, wer bie
meiften Tesdras Hatte. Daher jagt man Bier no: „Du
haft einen Tesdras verdient.”
So ſchrelbt mir Lehrer Gauſchemann. Diefe Schul⸗
fitte war früher ziemlich verbreitet. In meinem Geburtsort
Heidesheim in Rheinhefien beſtand fie auch, ber fragllche
jettel Hieß dort Pacem.? Sinder, welche im Beflge ſolcher
ettel waren, Eonftten fie duch für andere, die eben beftraft
werben fpllten, dem Lehrer hingeben und. fo ein Werk der
chriſtlichen Naͤchſtenllebe ausüben,
18. Das Äpfelweinholen in Harheim.
Gs iſt in Harheim (A. Hoͤchſt) der Brauch, daß am
eiten Feiertagabend (Weihnachten, Oftern, Pfingfteu) das
aͤdchen, wenn fein Schaß es beſucht, Kaffee kocht :und zu»
Lett auch deu Apfeiwein perſönlich holen muß. Dies wird
nun immer ſo eingerichtet, daß ber Burſch das. Mädchen
begleitet. It kein Spfelwein im Dorf zu haben, fo ‚holen
beider ihn in einem benachbarten Dorfe. ı ö
16. Frei, Verlobung, Sochzeit.'
Verlobung und Hochzeit werben üͤberall als bebeutende
Feſte gefeiert; bie Art Der Feier war und, if, bei aller Ähn-⸗
1 Tesdras iſt verdorben and dem latein. tesseras- d. i. Marten,
geichen 2 Rat. pacem d. t. Grieden. J
1 Freien, d. $ ju ehelicher Verbindung werben, mhd. vrien um
ein Frauendimmer aus Riebe werben, iſt unfpr. (got. Irijdm) Lieben.
166
lichkeit im Allgemeinen, doch im Ginzelnen wieder fehr abe
weichend. Die alten Braͤuche, bie mehr ober minder ent
fich noch vielfach erhalten haben, hat Karl Weinhold
feinem Iehrreichen Buche: „Die deutschen Frauen in
in mittelaiter, Wien 1861.“ S. 190 — 274 zuſammen⸗
geſtellt.
17. Freierei und Verlobung auf dem Wefterwalb.
(Mitgetgeilt vom Lehrer Kuh in Eberbach.)
Das Leben bes Volkes, orzugemelfe des Vauernvolfes,
laͤßt ſich gang gut in brei Haupiaðſchnitte eintheilen: in bie
Schulzeit, in die Zeit des Freiend und in die der Che. Die
Schulzeit verläuft gewöhnlich: bie armen Snäben, bie ba
lieber mit dem Vieh und den Wdergeräthen umgehen, weil
fie beides kluglich zu regieren, mit Fleiß erlernen möchten,
und die Mäbden, die gern Stridftod und Spindel zu führen,
Küche und Zimmer fein ſäuberlich in der Reihe zu halten,
Spaten und Sichel ju handhaben ſich befleißigten und alle:
fammt lieber draußen. auf grüner Flur lebten, müflen des
Tages ſechs Stunden auf harten Schulbänfen fipen und
werden von dem genann Herrn Schuluieifter geplagt mit
Leſen, Rechnen und Schreiben, mit Katchismus, Geſangbuch
und Bibel, Gar zu langjam vergeht ihnen dieſe „Zeit ber
ESklaverei.“ Sie helfen nebenbei im Haus und auf dem
Felde wader unb etlernen unter der Hand das Abc ber
Vandwirthſchaſt. Sept wird endlich das „Dienſthaus“ ver⸗
laſſen. Sie gelangen zur Freiheit. Gin ganz gnderer Geiſt
Scheint fie anzuwehen. Sie tühlen ihre erwachende Selbf ⸗
Rändigkeit. Zugleich regt ſich ein biß dahin ziemlich unbe
kanutes Gefühl: fie empfinden jenen geheimen Bug, ber in
ihnen die Sehnfucht erwedt, fi) zu vereinigen mit. einem
ejen, das in gleicher Sehnſucht ihnen entgegen fommt.
Ss iſt bie. Liebe, welde ihr ganzes Weſen magiſch ver
ändert. :In ‚der Schule ſchon har fich. bei manchen dieſes
füße Gefühl einer heimlich ſtillen Liebe, „von ber ‚niemand
etwad weiß“, geregt. Sind und doch Beifpiele befannt, daß
Davon der Freier (mbd. vrier), die $reierin (uhd. vrierinne), Die
Brei (mhd. wrie), aud die $reite (bei Böthe 28, 93) und De Breierei
— Berloben, mbd. verloben, ift ſich dur ein @elübde verpfligten,
dann ſich einem Andern verfprechen, zuſagen. — Hochzeit, mhd. höch-
. Kant fe Shen RC HE —P Zeit), nament«
ibnachten hr I, en, dann auch weitli
Beh; enplid, insbejondere Berchllgungfei. ” 4 weitet
1
ſich ſolche Liebende ſchon hier verſtanden und einen Bund
auf Lebenszeit geſchloſſen — nicht minder, daß größere Bur-
ſchen zu Schulmäbchen auf „bie Freie” giengen, ja auch
Schulknaben zu ihren Schulfamerädinnen und wenn biefe
Burſchen reicher Eltern Söhne waren, von den Alten gem
gejehen und von eiteln Müttern auf alle mögliche «ek
geköbert wurden. Landesart, Lanbesfittel *) Pas der Schule
zeit haben diefe Bauernjungen ihren Geiſt mit etwas Ans
ſtrengendem wol nicht zu befchäftigen, ba ihr Lebensberuf,
die Landwirtſchaft, ihnen fo von felbft in die Hände fällt.
Sie haben fomit alle Muße, ihres Herzens geheimſtem Zuge
zu folgen. Die Alten fehen es in der Regel ungern, wenn
ihre Jungen nicht ſchon frühzeitig „Ipielen gehen“, d. h. bie
Mädchen befuchen, um ſich bei ihnen zu infinuieren. Selten
werben ſich dieſe Bürjchchen abjchließen; fie gruppieren fich,
häufig um einen Reicheren Armere, und fucht man ſich folde
heraus, bie eine beredte Zunge haben und gehörig Späfle
zu machen wiflen.- Nach eingenommenem Abenbbrote verei-
nigt man fi, man poftiert ſich anfangs in der Nähe der
Wohnung des Mädchens und unterſucht das Terrain. Sehr
laut und auffällig Dürfen fie gerade noch nicht operieren,
dba fie leicht älteren Burfchen ind Gehege gehen könnten und
vielleicht auf eine nicht jehr feine Art zuruckgeſchlagen werben
dürften. Wenn fie nun ziemlich fiheren Boden gefaßt haben und
von ihren erwwachjeneren Kommilitonen unbeläftigt bleiben,
treten fie allmaͤhlich breifter auf. Sie bringen ber Auserſehenen
ein Stänbhen, fingen etliche Lieber, und bamit ift bie Sache
abgemadt. Sie find zufrieden, wenn bie Angefungene fi
am Fenfter zeigt und nad ihren Verehrern Hinfieht. Wit
den Jahren waͤchſt auch der Muth. Es dauert nicht lange,
fo geht man ins Haus hinein, um ba feine Aufwartung zu
machen. Hierzu eignet ſich am beften der Samstagabend.
Da find die Mädchen in der Küche länger beſchaͤftigt. Die
Woche über hatten fie feine Zeit, im Haufe Alles in ber
ſchoͤnſten Ordnung zu erhalten. Bimmer werben gepußt,
Sparherd und Töpfe gerieben, die Küche wird game,
der Hausflur gereinigt. Küche und Hausflur find die Apar-
1 Fi Landesart, Landeöfitte! Michtiger Unart und Unfitte! Solche früpe
Ziebelelen kannten unfere fräftigen Vorfahren nicht. Bor dem zwangigften
z mit einem Weibe zu thun zu haben, galt ihnen für die hoͤchſte
hande. Auch die Mädchen eilten nicht zur Ehe. Die Sitte jpäten
Heirathens bat fich fange bei unferm Bolfe erhalten und ift erft, wie es
ſcheint, um das 13. Jahrhundert aumaͤhlich verfommen. — Und die Chen,
deren Band ein Morgen Aderland ift!
Kehrein: Voltefitte, 1
162
tements der Mäbdien, wo fie Cour empfangen. An manchen
Orten ift es üblich, daß nach dem Abendefien Thorfchluß
emacht wird, um unliebfame Gäfte braufen zu halten.
er herein will, muß fid) melben. Unfere Burihen fliehen
vor ber Thüre mb Flopfen an. Ein Mäbdjenfopf zeigt
fich am Fenfter und fragt: “Ber ift draußen?“ Antwort:
Ih. „Wer Fi der IH“ N. N. If diefer A. X. ein
angenehmer Beſuch, jo wird aufgemacht; wenn nicht, fo
heißt es: „Es wird nicht aufgemacht, wir legen und fehlafen.“
Mit diefem Schlafengehen eilts übrigens jo fehr nicht, ba
nady Stunden oft noch Licht gejehen, und wenn genehmere
Geſellſchaft kommt, Thor und Thüre geöffnet wird. Im
glüdlichen Falle alſo wirb beides erichloffen. Das ift ein
uted Omen. Man tritt in die Küche. Die Uni tung
Breit ſich um die gegenwärtige Beihäftigung, ums Better,
um bie Dorfnenigfeiten u. dgl., berührt aber keineswegs ben
Bwed des Beſuchs. Das wäre dumm. Es verfteht von
ſelbſt. So geht geraume Zeit fort. Endlich ift e8 an ber
Beit, einen beutlicheren, einen Satjälihen Beweis ber
immer noch ftummen Liebe zu & en. Mittlerweile ift ein
hohes Feft herangenaht, des Mädchens Geburtstag vielleicht
auch; denn biefe Tage find durchs Herkommen gleichſam
dazu beftimmt, daß an ihnen „zum Beſten“ gegeben wirb.
Der Burſche gibt dem Mädchen Gelb (harte Münze), „zum
Beſten-zu ·holen,“ d. i. Branntwein und Buder. Allein
— ſtraͤubt fi. Indeſſen wird ihm zugeſprochen und fo
entſchließt es ſich, dad Verlangte zu holen. Sie nimmt eine
u dieſem Zwecke rejervierte Flaſche aus dem rein und
chidt fih an. Der Burfche ift natürlich ihr Begleiter.
Interwegs ſucht er ihr durch Hänbebrud eine bee von
feiner heißen Liebe beizubringen, weiß ihr auch mandes
Schöne und Liebenswürdige ind Ohr zu jagen. Sie bleiben
lange aus; fie müfjen Wıdtigee zu veben haben. Das Ende
vom Lied iſt, fie verftehen ſich. Endlich kommen fie zuräd.
Eine blanke zinnene Schüfjel wird herbeigeholt, benebft dem
Reibeifen. Der Buder wird fein gerieben, Branntwein in
ein Glas gejchenkt, mit jenem verfüßt, beides mit einem
Löffelchen umgerührt und fo die Süßigkeit geſchlürft. Die
Maͤdchen genießen wenig davon. Sie if and) weniger zum
Trinken, als vielmehr ein Beweis der Liebe. So kommt
Mitternacht, zuweilen der Morgen heran, Bis die Sache zu
Ende geht. Des andern Tages wifjen ale Mäbchen im
Dorfe dieſe Nachtneuigkeit; koͤnnens ja bie Betheiligten felbft
nicht verſchweigen, und müfjens ihren @efreundinnen erzählen,
163
daß fle „zum Beſten gehabt." Dieſes „zum Beſten geben“
erlebt viele Auflagen. Allermittelſt hat ſich der Burſche ver-
ggrifet, daß ihm „Hebewarm ein Herz entgegenjchlägt.“
ie jungen Leutchen Haben ſich bald „verſprochen“ d. i.
verlobt. Wenn man weiß, wie Die Alten gefinnet find, geht
die Sache ſchon öffentlicher her. Da rückt man an ben oben
bezeichneten Zeitpunkten Fahnen Muthes ins Haus, in die
irömeihe naht fern. Der Dur
e weihe naht heran. Der Burfche Hilft fie aufe
führen. Er trägts dem Mädchen an, feine Tanzmagb zu
fein, mit andern Worten fich and öffentlich als die Seine
zu befennen. Mit Freuden willigts ein, und felbfiverftänds
üch hat ihm den Hut zu pugen. Gleichwol ift dad Maͤd⸗
hen in dieſer Sache allein nicht Herr. Der Vater muß um
Erlaubniß gefragt werden. Died bat der Burſche zu thun.
Wenn er ein angenehmer Freier ift, fo gibts der Alte zu,
„Jitternd, doch voll fanfter Freude.” Wie es bie Kirchweih
über geht, haben wir oben gehört. Es muß inbeß noch man:
ches Jahr „Ipielen gegangen“ werben, bis aus diefem „Spiel*
des Lebens erufiefted Spiel wird. Die Aktien bleiben gerabe
nicht immer ganz günftig für den Burfchen. Ein anderer
Hat auch Luft zu Peiner Mädchen; ber gefällt den Alten
vielleicht befjer, hat mehr Schollen im elde liegen, und was
dergleichen Rüdfichten find. Der Erftere ift feiner Sache
gewiß. Früher wurbe die Freierei weniger ftreng aufs Biel
losgeführt; jetzt Drängen bie Umftänbe. & wird ein Freiers⸗
mann auserjehen. Selbiger muß vor bes Mädchen Alten
und fragt an. Der Freiersmann ift der Sache kundig; er
hat ſchon mehr dergleichen Miſſionen erfüllt: er if eine
ende Figur. Der Alte wendet ſich und dreht fi), fagt,
feine Tochter fei noch zu jung — wenn fie auch auf ber
Höhe des jungfräulichen Alters ſteht — , fie fei in der Haus«
haltung nicht zu entbehren, wiewol fie zu entbehren wäre,
wenn der bevorzugte Burſche käme. Klarer Wein wird nicht
eingefchenkt, wie dies bei dieſen Affairen felten geſchieht.
Der Freiersmann Bringt bei aller feiner Beredſamkeit Nichts
fertig. Dem Wuftraggeber ift dies eine harte Hiobspoſt;
allein er weiß, wie er mit ber Tochter ficht, und die läßt
den Muth nicht finfen, fo lange fie noch die Mutter auf
ihrer Seite hat, Und diefe mifjen ja die eijenharten Köpfe
nachgiebig zu machen. Die Mutter fucht aljo die Verbins
dung der Toter mit dem Burſchen dem Alten von einer
ganz anbern, viel vortheilhafteren Seite darzuſtellen. Es
halt ſchwer, den Alten davon zu überzeugen, Schollen und
——
Geld find Bei ihm ultima ratio; triftigere Gründe gibts für
ihm nicht. Weiber aber find liſtig. Und wenns drauf an
kommt, find fie ſehr erfindungsreic, in Anlegung der Minen.
Bei dem Alten ſcheint ſich das Blättchen etwas zu wenden.
Vettern, Bafen, gute Freunde fprechen auch für unfern Bur ⸗
ſchen. Zum zweiten Male drauf geht ber Freiersmann vor,
und diesmal nicht unverrichteter Sache weg. Oft aber (und
find viele Beifpiele der Art bekannt) ift ber Alte hartherzig
genug, feine Torhter ber Verbindung mit einem Burfchen
u opfern, ber zwar ein ganz ſtattliches Vermögen hat und
b im Außern dad Glüd einer Frau gründen fann; aber ber
von ferner Zufünftigen nicht? weniger als geliebt, vielmehr
gehaßt wird. Die jungen Leute fegen Alled in Bewegung,
es bilft Alles nichts, der Alte bleibt auf feinen elf Augen.
Das Mädchen muß mit dem oftroierten Burfchen die
eingehen. „Das thuts ja nicht!“ wurbe einſtmals geurtheilt,
als von einer foldyen Heirath die Rebe war. Was wurbe
drauf erwiebert?_ „Cs ihuts doch.“ Eine für fehr viele Fälle
der Urt ganz pafjende Antwort. Und die Erfahrung lehrt,
daß es gar häufig geräth; benn wo nach ſolchen Grunbjäpen
verfahren wird, da hat man ſchon von Jugend auf die
riffe von Reichthum und was damit zufammenhängt, zu
Pat dem heranwachfenden Geſchlechte eingeprägt und das
Gleichgewichtsſyſtem zu vortheilhaft dargeftellt, als daß biefe
Grundjäge über „das alberne Zeug“, Liebe genannt, nicht
den Sieg davontrügen. Wenn auch anfangs „alte Liebe nicht
roſtet“, fo vermögen doch „Schollen und Ochſen und gelbe
Dulaten“ fie mit ber Zeit wol roſten zu machen. Wir
tennen viele Beifpiele der Art, wo Herzen gewaltjam von
einander gerifien und an andere giömicet worben find;
gleihwol geriethen ſolche Ehen. d und auch ſolche
befannt, wenn auch nur wenige, wo bie Verbindung nicht
gelungen, wo Eheftreit, Ehebruch und Ehefcheibung bie Folge
w
aren.
Die Freierei beſchließt endlich bie öffentliche Verlobung,
bier Verſpruch, Winkoff genannt, wiewol derſelbe nicht
bei Wein, fonbern bei Branntwein abgemacht wird. Sie
findet in vielen Gegenden auf Kirchweihe ſtatt. Iſt die Sache
bis bahin noch nicht im Reinen, fo bauertd, wenn fein
brängenber Umftanb in ben Weg tritt, noch wenigftens ein
Jahr. Zwiſchen Jungen und Alten ift aljo bie Angelegens
Ki geordnet. Wie ein Lauffeuer gehts durchs Dorf, daß
ohannes und Magdalena Vrautleute find. Gines ſchönen
Abends hört man heftiges Peitſchengeknall. Burfchen, denen
165
kaum Flaum am Kinn ſich zeigt, Haben fi in Reih uud
Glied vor des Mädchens Haus poftiert und feßen ihre Peit-
ſchen in Bewegung. In Iuftzerreißendem Knallen machen
fie das ganze Dorf aufrühriih. Wer allenfalld bie frohe
Kunde noch nicht weiß, erfährt fie jetzt. Anfangs gehts fein
der Reihe nach; dann gibt8 ein Pelotongeknall, fo ein Knallen,
„das Stein erweichen, Menſchen vafend machen kann.“ Ob:
glei nun dadurch die öffentlige Ruhe und Sicherheit be:
eutend geftört ift, wird von Drtöpoligel wegen doch nicht
eingejehritten; es ift einmal fo Sitte. Als Honorar erhalten
die „Winkoffsknaller· Branntwein und Kuchen. Die Winkoffs⸗
gr find auf Einladung des Freiersmannes verfammelt.
ie find Die Paten und Goten, Vettern und Bafen, Freunde
und Freundinnen der Verlobten. Der Redner des Tages
ober vielmehr des Abends, der Freierdmann, fehlt natürlich
nicht. Zuerſt wird Kaffee aufgetragen mit Kuchen, dann
Branntwein mit Buder und Butterweden. Letztere find aber
feine Wede, darinnen über die Maßen viel Butter befind⸗
lich, fondern bide, laͤnglich geformte Butterflumpen, mit
allerlei ſchoͤnen Figuren verziert. Nach eingenommenenn Kaffee
ergreift der Frelersmann bad Wort und — „Wir find
fo hübſch beifammen, was iſt denn hier eigentlich zu thun ?*
Darauf entfpinnt ſich ein Geſpraͤch, das in ziemlicher Ord⸗
nung bis zum Zwede der Zufammenfunft fi breit. Am
Ende fragt er bie Verlobten, ob fie ſich wirklich heirathen
wollten, Auf ihre Antwort bin fragt er bie Beiberfeitigen
Eltern um ee, und wenn biefes erfolgt ift, hält er noch
eine gemüthliche Anſprache an das funge Paar. Da er in
dieſer Rede ziemlich gewandt ift und Wie und Spaͤſſe ein
zufiechten verfteht, jo gibts des Lachenswerthen genug. Die
Burſchen flimmen ein Lied an, die Alten fingen mit und
im Chorus erſchallt freudiger Geſang im frohen Kreiſe.
Süher Branntwein munbet föftlih, und in gemüthlicher
Munterfeit gene oft Ei bis zum hellen Morgen. — Die
Hochzeit wird jet nicht mehr Tange Sinausgefäoben. Das
Aufgebot erfolgt an drei aufeinander folgenden Sonntagen.
An mandyen Orten beſuchen die Brautleute an feinem dieſer
Sonntage die Kirche; an andern dagegen wohnen fie, am
weiten dem Aufgebot bei. Es wird alddann ba ein gewiſſer
Aufzug veranftaltet. Bräutigam und Braut gehen gemeins
ſchaftlich ins Gotteshaus, von Freunden und Freundinnen
begleitet,
u 2
166
18. Verlobung auf dem obern Wefterwalbd.
(Ritgethellt vom Lehrer Seller in Rebe).
Wenn e Bon eat met dem Maͤdche rahn hott enn feich
beſtohre will“ d. 5. wenn ein Bube (Burſche) e8 mit dem Mäb-
hen rein (Fertig) hat und ſich verheirathen will, fo ſchickt er
einen Bertrauten in das Haus feiner Gelichten, nöthigenfalld
auch in dad Haus feiner Eltern und läßt durch dieſen „ſpe⸗
keleirn“ und nachfragen, ob die Eltern mit der betreffenden
Beirat zufrieden find. „Schlägt biefen Freiersmaun der
ſel nicht” (d. h. befommt er fein Körbchen), fo wirb in ber
Regel der Verſpruch auf denfelben Abend feftgefegt, und bie
naͤchſten Anverwandten von beiden Seiten, jowie Freunde
und Sreundinnen der betreffenden Geliebten von dem Burſchen
ſelbſt eingeladen. Die Zufammenkunft der Geſellſchaft findet
im Haufe der (künftigen) Braut ftatt. Sobald die Bela
denen angekommen find, werben fiemit „Schnapps“ traktiert.
Oft iſt von Seiten des Bräutigamd ober der Braut ein
„Parlamentair“ beftellt. Diefer muß aber „ſchwaͤtze Eunn“
(iprechen koͤnnen). Wenn alle Erwarteten angefommen find,
wird nach der Urfache des Zuſammenkommens gefragt. Dieſes
thut gewöhnlich der Redner der Braut. Derjelbe fragt nach
"dem Brunde des fpäten Beſuches u. |. w., und wenn bann
nad) langen Hin» und Herreden endlich ber Redner bed
Bräutigams fagt, daß der oder ber fich hier aus dem Haufe
ein Mädchen zur Tünftigen Frau holen wolle, wirb zuweilen
geantwortet, daß in dem ganzen Haus Fein Maͤdchen fet,
welches ſich verehelichen wolle. Oft ift die (zu hoffende)
Braut gar nicht anweſend; man hat fie verftedt. Wenn nun
der Rebner des Bräutigams verfichert, daß dennoch ein fol
ches Mädchen im Haufe fei, fo geht Einer von der Geſell⸗
ſchaft Hinaus, dasſelbe aufzufuchen. Bald fommt er, eine
alte Frau ꝛc. am Arme haltend, gr herein, und ruft:
„Eich hunn eat gefunne*, (ich Habe es gefunden). Alles
Tacht ob foldyen Spaffes, und der Bräutigam wirb befragt,
ob dieſes dad rechte Mädchen fei. Auf Verneinen wirb zus
weilen ber Scherz wieberholt.* Endlich erfcheint der Suchende
mit dem rechten Maͤdchen, und der Bräutigam wird befragt,
1 Der Brauch, das Brauthaus erft verfchloffen zu haften und bie
Braut zu verläugnen, iſt eine ziemlich allgemeine alte Sitte, welche durch
den Irennungöfchmerz der Eltern, die Scham und Sprödigteit des Mäds
Gens und die Kujt der Gäfte, den Bräutigam aufzuhalten und zu neden,
gewiffermaßen geboten ift. Zaft gang wie hier ült der Brauch im vol«
nifchen Döefäleten, ©. ®eingold: Die deutschen Frauen in dem
Mittelalter. S. 252.
167
ob dieſes daS rechte fei. Auf Bejahen wirb das Mädchen
neben ben Bräutigam gefept, und auf bie Gejundheit der
Beiben Liebenben gelrunfen. Jehzt wird ber betreffende Burſche
befragt, ob er die und bie zur Ehe nehmen wolle ıc.; eben
ß wird das betreffende Mädchen angerebet, ob es den und
ven als Fünftigen Gemahl (Mann) anerkennen wolle. Auch
die betreffenden Eltern beiderfeitd werden um ihre Eins
willigung befragt. Auf Bejahen geben ſich der Aufforderung
aufolge die Brautleute Die Hände, und man wünjcht ihnen
Glüd zu der Verbindung. Der nunmehrige Bräutigam über⸗
reicht nun feiner Gelichten dad „Treugeld“, „Handgeld“,
etwa 2—6 Pr. Thlr. oder Kronenihaler, in ein Papier
eingewidelt. .
Nach diefem Akt wird nun Kaffee getrunken, danach ges
jubelt, von den anweſenden Burſchen und Mädchen getanzt
und Schuapps getrunken.
Wenn nun auch dieſer „Winkoff“ noch fo geheim ges
halten wird, fo_find doch kaum einige Stunden verflofien,
und das ganze Dorf weiß_trog ber Nacht davon. Somie
aber nur ein Burſche im Orte davon Kunde erhält, bringt
er in kurzer Zeit alle „Bouwe* zufammen. Jeder von biefen
Bringt num feine „Baafel“ (Peitſche), und Jept erſchallt um
das betreffende Haus ein wahrer Höllenlärm durch Peitſchen⸗
eklatſch. Diefem unausftehlichen Klatſchen kann nur der
raͤutigam daburch abhelfen, daß er den „Elatjchenden Bou⸗
wen“ einige Maß Branntwein, ober 1—5 Pr. Xhlr. Geld
„zum Verſaufen“ gibt.
In Folge des langen Stubenfipene finden e8 endlich bie
Säfte für rathſam, einmal in das Dorf zu gehen. Sept
müffen natürlich Die „Buttelcher“ gefüllt werben, und unter
Sang und Scherz tritt der größere Theil der Geſellſchaft
mins Dorf." Natürlich müffen die Freunde und Freundinnen,
Brüder und Schweftern, Schwäger und Schmwägerinnen ıc.
auch einmal trinfen. Spät fommt gewöhnlich bie entlafjene
ellſchaft zurid und oft hungerig. Dafür haben aber die
betreffenden Schwiegermätter ſchon geforgt, und entweber
ein (zweiter) Kaffee ober ein anbered Nachtefien befriediget
die Mögen; ftelt daher wieder Alles ins rechte Geleije.
Mit Kagesanbru begibt ſich in der Regel die Geſellſchaft
auseinander.
Bräutigam und Braut gehen aber, nachdem fie gefrüh-
Müdt, zum Abholen bes. Treureanks“ (Xreurings) nad
Dillenburg. Die Braut befommt borten nämlih einen
ſũ bernen, zuweilen (von Wohlhabenden gefchieht dieſes) einen
168
flbernen und einen goldenen Ring vom Bräutigam anger
Tauft, in welchen befien und ihr Name eingraviert werben.
Ein „Tuch“ ꝛc. für die Braut, ein „Präfent“ für die Fünfs
tigen Schwäger und Schwägerinnen und ein Geſchenk für
die Eltern darf nicht fehlen, —
Ermũdet kommen die Brautlente abends zuruck, eſſen
zu Abend im Haufe der Braut, und von ber Zeit an wird
der neue „Ahre“ (Eidam) als Mitglied der betreffenden
Familie angejehen. Doc; gebietet allgemein hier herrihende
Ehrbarkeit noch Einfhräntung!
Bei dem zweiten, oft auch erſt bei dem britten „Offtoff”
(Aufruf, Aufgebot) gehen bie Brautleute in Begleitung don
beliebten Genofjen zur Kirche. Nach der Kirche geht die ge=
ſchloſſene Geſeliſchaft ins Wirtshaus; hier wird Schnapps,
‚Bier ıc. getrunken, gefungen, getane und jubelnd fommt
die Gefelfchaft gegen Abend im te an. Kaffee, im fünfs
tigen Wohnhaufe der Brautleute genoſſen, endet, wenn nicht
noch eine neue „Sauferei“ aus dieſer Geſellſchaft entſteht,
Biefen ai, und fröhlich geht abends bie ganze Geſellſchaft
audeinander.
19. Verlobung in Sarheim.
In Harheim (U. Höchft) iſt e8 Sitte, daß, wenn in einem
Haufe eine Verlobung (Verſpruch) gefeiert wirb, vor bem
Haufe ſich einige Pur, Burſchen — und mit Peit⸗
ſchen knallen, j” in ber Nähe des Hauſes, bald entfernt
von demfelben. Je mehr jo gefnalt wird, zu befto größerer
Ehre und Freude gereicht es den Verlobten. — ©. die vor⸗
hergehenben Schilverungen. Dieje Sitte des Peitſchenknallens
kennt man im Rheingau nicht.
20. Sochzeit auf dem obern Weſterwald.
(Mitgetheitt vom Lehrer Seiler in Rebe)
Bräutigam und Braut verfügen ih Sonntags in Ge
fellihaft von mehreren Freunden und Freundinnen (gewöhn
lid) unverheiratheten Verwandten des Brautpaard) nad) dem
Vfarrborfe, wo entweder in der Kircherfeläft, ober in bem
Pfarrbauſe bie Kopulation ftattfindet. Vor und befonders
nad) der Sopulation ber neuen Ehegatten wird in ber Regel
viel und ſtark „Schnapp8“ getrunken, und fingend und jubelnd
kommt gegen Abend der Hochzeits zug zurüd. Im Hochzeits-
hauſe angelangt, ‘werben bie @äfte mit Branntwein und
169
Kaffee nebft Bugehör reichlich bewirtet, und oft fehr fpät
in der Nacht fucyen bie Hochzeitögäfte, — berauſcht,
ihr Lager auf. Kür bie Bewirtung wird jept gewoͤhnlich
feine Entſchaͤdigung mehr geleiftet; nur bie am Schmauſe
theilnehmenben Burfchen geben Beiträge zum Getraͤuke.
Früher aber (vor 30 bis 40 Zabren) foftete es jeden er⸗
wachfenen —ABA maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts
zuweilen 5 bis J Gulden. Damals aber dauerte auch eine
Hochzeit oft drei Tage. Muſit durfte hierbei nicht fehlen,
und ber Herr Geiſtliche fehlte auch felten als Gaft.
Diefer verfügte ſich doch bald nady Haufe und zahlte auch
Teinen Beitrag.-
Beim — resp. beim Rückzug ber Hochzeitöleute ins
Dorf werben biefelben, beſonders das junge Ehepaar, oft
„gehemmt“ und „aufgebunden“,* wofür der junge Ehemann
zen Trinkgeld“ zahlen muß, welches in der Regel „verſoffen“
wird.
Bei diefer „Hemmung“ muß „ein Spruch gefat wern.“
Solche „Sprüche“ Haben gewöhnlich ähnlichen Sıpatt,
Mein (nunmehr verftorbener) Vater, ein fhlichter Land⸗
mann, verfaßte im J. 1816 unferm Lehrer Auguf Herr
(gegenwärtig Profeffor in Weplar), welcher mit feiner jungen
Vraut unter Jubel und Klintenichüffen feinen Ginzug in
mein Geburtsort Stangenroth hielt, zu Ehren folgendes
Gedichtchen, welches ich zu fagen die Ehre hatte:
„Willkommen, Braut und Braͤutigam!
Wir kommen Eud; entgegen;
Wir warteten mit Jubelſchall
Auf diefen Einzugäwegen!
Hier ftehn wir alle, groß und Hein:
Kommt, zieht bei und in Frieden ein
Durch Goties reichen Segen!
Gum Herrn Lehrer befonders):
Sodann wunſch ich Euch zulegt,
Daß Gottes reicher Segen
Sich auf Euch und Eure Braut
Tauſendfaͤltig moge legen! —
err! beſchere; Herr, verleihe
iefem neuen Ehepaar
Deine Güte, Deine Treue,
Deinen Segen immerbar. Amen!“
"1 & wird nämlid) ein Seit über den Weg gefpanut,
170 _
21. Sochzeit am Unuterrbein.
(Mitgeteilt vom Pfarrer Leg In Gaub.)
Die Hochzeiten auf dem Lande haben fi) wol. noch Die
meiſte Eigenthümlichfeit unter den Volföfeften bewahrt.
Wo noch auf Sitte und Zucht gehalten wirb, läßt es
bie Familie nicht zu, daß ein „gefallenes“ Mädchen „in
Kranz und Band“ topuliert wird. Rohe Menſchen beftteuen
der Unglüdlichen wol auch naͤchtlicher Weile den Wen zur
Kirche mit Hädfel und werfen ihr Scherben vor die Thüre,
Hat fih das Mädchen einen guten Ruf bewahrt, fo
wird bie Verlobung feſtlich begangen. Die Verwandten
werben zu dem Feſte eingelaben und verlafien erft am Morgen,
nicht felten mit ſchwerem Kopfe, bad Haus.
Der Glanzpunkt if aber natürli die Hodzeit, woran
ſich an manchen Orten noch das ganze Dorf betheiligt und
mit Geld beiftenert. Es gibt dann ein Zeft, das an Froh⸗
lichkeit und Luft ber Kirchweihe nicht nachſteht.
Die Braut if an manchen Orten auf eine ſchauerlich
ſchoͤne Weife geputzt. Das Haar hängt ihr nicht felten Biß
auf die Hüften ungeflochten herab, und auf dem Kopfe hat
je einen wahren Blumenwalb, aber nur von „gebadenen
lumen“ und Rosmarin,
In die Kirche zur Kopulation bewegen ſich die zunächſt
Vetheiligten im feierlichen Zuge, bie Braut, von den „Braut:
jungfern“ begleitet, voran, der Bräutigam im Geleite PH
Kameraden Hinten drein. Bei dem Merlaffen ber Ki
aber geht der „Mann“ voran ımb die Frau folgt. „Er fol
bein Herr fein! (1 Mof. 3, 16).
Bei dem Eintritte in das Hochzeitshaus ftehen die jungen
Verheiratheten an der Thüre und nehmen die Stüchsänfie
ber Bäfte in Empfang. Bei der darauf folgenden Feſtlich⸗
keit (jegt find die Hochzeiten gewähntih Rahmittagd) wird
vor allen Dingen ein über Die Maßen ſtarker Kaffee (ein
Hochzeitskaffee) getrunken und Kuchen mannigfacher Art da
u gegefien, in deſſen Bereitung die Landleute Hin und wieder |
Rn eine große Virtuofität erlangt Haben. |
Zwiſchen dem Kaffee und ber gegen Abend flattfindenden
Mahlzeit zieht die A ihr Hochzeitskleid aus (das zu
allen, namentlich kirchlichen Feierlichkeiten, gefchont werben
muß) und begibt fih „in den Ort, um aufzuheben.“ Bon
allen Seiten wirb fle da mit „Hauöftener“ bebacht, die nad
Vermögen und Geidhmad ber Einzelnen ſehr verſchieden aud-
fallen. Die Bermögenderen geben Binn, Andere Porzellan
171
oder irbened Geſchirr, wieder Andere Flachs, Hanf und
Lebens mittel.
Iſt dieſer Rundgang beendigt, ſo ſammelt man ſich zum
feſtlichen Mahle, bei dem eine kraͤftige Suppe und Rind⸗
fleiſch, dürr Fleiſch und getrodnetes Obſt, auch wol Schweines
eifch und Sauerkraut, feine Rolle fpielt. Jeder Gaft nimmt
ich dann foviel, als ihm beliebt, ja ſchneidet ſich auch in
er Regel jelbft fein Stüd Fleiſch ab. Wil er feine Vers
ehrung vor ben Anweſenden kundgeben, fo figt er wenigſtens
einen Schuh von dem Tifche entfernt und fügrt Die Speifen
ſehr langſam und bebächtig zum Munde.
Zur Verherrlihung des Tages wird dann auch fleißig
geieofien, nicht felten unvermuthet fogar im Haufe, daß bie
jeiber dor Schreden zum Gelächter der Anmefenden von
den Baͤnken, und bie Fenſterſcheiben Elirrend zur Erbe fallen.
Die firenge Polizei drüdt in ſolchem Kalle ein Auge zu,
obwoi ſich nicht ſelten ſchon Unglüdsfäle ereignet haben.
Sind die Leute durch Die genoſſenen Getraͤnke recht munter
geworden, jo befommt Die Braut von den Frauen unter
vielem Widerftreben eine Haube aufgejeßt; ja bisweilen geht
die tolle Luft fo weit, daß die Burſchen unverfehend ber
jungen Zrau einen Schuh auszichen, ber dann, mit Wein
oder Brauntwein gefüllt, die Runde macht.
Iſt e8 aber fo weit gefommen, dann naht auch das Feſt
feinem Ende. Die noch Fönnen, ſchleichen ſich fill ober ziehen
laut laͤrmend nad Haus, um ſich nach einigen Stunden
Schlaf von nenem „zum Knochenſchaben“ in das Hochzeits-⸗
haus zu begeben.
Unter Grinnerung an ben verlebten Tag werben bann
die Überrefte des Hochzeitsmahles verzehrt. An manchen
Orten findet fpäter in der Wohnung ber Verheiratheten
„das Tiſchrücken“ ftatt, eine Feftlichkeit, woburd bie Woh-
mung und Haudhaltung eingeweiht wird. (S. Nr. 23.)
u8 leicht erſichtlichen Gründen mannigfacher Art vers
ſchwinden die angegebenen Hochzeitsfeierlichkeiten von Tag
zu Tag immer mehr.
22. Die Brautfchuhe.
In meinem Geburt3ort Heidesheim bei Mainz befteht
folgender Brauch. Während des Hochzeitsmahles figen die
zwei Brautführerinuen zu beiden. Seiten ber Braut. Wenn
nun alle vedht heiter find, ſcherzen, fingen und laden, dann
kriecht ein Kleines Mädchen unter den Tiſch und zieht der
172
Braut, bie dabei ruhig, ja noch behilflich iſt, die Schuhe
aus, ohne daß die Brautführerinnen e8 bemerken; oft ftellen
fie fich auch nur fo, als bemerkten fie es nicht, ober bemerften
es zu ſpaͤt uud fuchten vergebens, es zu berhindern. Sept
werben die Brautſchuhe unter den Anweſenden öffentlich zur
Verſteigerung ausgeboten: mag ber Preis auch Hoch fommen,
die Brautführerinnen müſſen die Schuhe erfteigern und der
Braut zurüdgeben. Der Steigerung®preis (dad Gelb) wirb
dann der Braut eingehänbigt, um das Kinderzeug (Wickel⸗
ſchuur, Hemdchen, Haͤubchen ze.) für das erfte Kind zu kaufen.
Das erinnert an ein alte8 Sinnbild der Aufnahme ber
Frau in die Mumbfchaft (den Schuh) des Mannes, nämlich
an bie Überrei ung eines Schuhes nad) der Beringung und
dem Ruß. S. Weinhold: Die deutschen Frauen in dem
Mittelalter. ©. 228.
23. Tifchrücen.
Acht Tage nad) der Hodyzeit wirb am Rhein eine Beine
Rachhochzeit gefeiert, daß |. g. Tiſchruͤcken (S. Nr. 21.)
An dieſem Tage werben bie Seäpetspeichente jegeben. In
Heidesheim ziehen Die Neuvermählten mit den jingern Hoch⸗
eitsgaͤſten dutch das Dorf, Einer trägt dabei einen Heinen
ih mit. Das Ganze hat ſymboliſche Bedeutung, denn
don mın an wohnen bie „jungen Leute“ in ber Regel allein,
fern gerüdt vom Tiſche ber Eltern.
- 24. Kindtaufe.
An manchen Orten heben nur Eheleute ober einzeln
ftehenbe Perfonen männlichen ober weiblichen Geſchlechts
Kinder aus der Taufe. — Heben zwei junge Leute verſchiedenen
Geſchlechts ein Kind, fo find fie verlobt oder werben es bald. —
An andern Orten find immer ein Pate unb eine Got,
wobei auf ledigen ober verheiratheten Stand nicht genau
gejehen wirb, obwol man, wenn es angeht, gerne zwei ledige
ober zwei verheirathete Berfonen wählt. — Wieder an andern
Orten (befonders in einzelnen Dörfern Rheinheſſens) hat
der ledige Pate ober die ledige Bot mehrere (meift zwei)
otpetter ober Botgätchen, auch Henjhepetter und
enjnegötnen (Hanbihuhp.) genannt, bei gi. — Au
manchen Drten erhält der Täufling nur den Namen des
eigentlichen Paten, ber eigentlichen Bot; an andern, wo
Pate und Bot zufammen das Kind heben, erhält ber Käufe
173
ling beide Namen. Die Namen felbft find an manchen Orten
die bibliſchen ober bie altfirchlihen, an andern Orten (bes
ſonders in Stäbten) find es fogenannte „moberne ſchoͤne“
Namen, die aber oft gar wenig Sriflicen lang haben.
25. Kindtaufe auf dem obern Weſterwald.
Mitgetheilt vom Lehrer Seiler in Rebe)
Wenn eine Frau „gemacht“ (geboren) hat, fo wirb ſchon
in den erften Tagen Samilienrath über Name, Taufe und
die zu wählenden „Bevatterleute” gehalten. Sind die be
treffenden Eheleute arm, ober haben fie ſchon viele Kinder,
ſo „hebt“ entweder ber Vater des Neugebornen! oder eind
von ben ertwachjenen Gejchwiftern, ober ein Anverwanbter
oder Bekannter das Kind „aus ber Taufe”, und ein ein
facher Kaffee nebft „Weckebrot“ (Labenbrot) mit Butter if
das ganze Traktement der Kindtaufe“ Der Gevatter ober
die Gevatterin (infofern er ober fie nicht zur Familie gehört),
„ſchenkt“ ber Stinbbetterin für das Genofjene 3 oder 4 Stüdelr
her“ (preuß. Sechsthalerſtückh).
Gewöhnlich aber werben 2, 3, A, 6, ja oft noch mehr
Gevatterleute genommen. Diefe werden, wenn die Kindtaufe
Sonntags gehalten wird, welches faft immer gefchieht, Frei-
tags vor ber Kinbtaufe von dem betreffenden Vater einges
laden. Dem „Kindtaufsvater“ wirb ein guter Kaffee gekocht
und für Die geſchenkte Ehre und Einladung gedankt, auch
wird berjelbe don ben Gevattern befragt, ob es eine „halbe
ober „ganze Kindtaufe“ geben folle. einer halben Kiud⸗
taufe „Fällt“ nur Branntwein und Kaffee und Zuder mit Wed
brot und Butter und Gierfäfe, fie dauert auch nur einige
Stunden. Gine ganze Kindtaufe aber bauert von Sonntag
mittag bis zum Anbruche des nächften- Morgens, und es
wird wenigftend zweimal Kaffee getrunfen, und außerdem
werben noch mehrere Mahlzeiten gehalten. Mehrere Sorten
Fleiſch, Reid oder Hirfebrei, mehrere beliebte Gemüfe, Neide
fuppe, gebämpfter Wed ıc. werben zugerichtet, Die Gevatter⸗
leute „ichenken“ für eine halbe Kindtaufe in der Regel 4 bis
6 „Stüdeldyer*, für eine ganze Kindtaufe 7 bis 10,
Die Gevatterleute finden fih am Sonntag mittag bei
Beiten ein, und Jeder bringt entweber eine „Bregel“, ober
einen „Weizenkuchen“, ober mehrere Brote, ober einige Dugend
1 Bas aber bei Ratpoliten nicht der Fall iſt.
174
Gier oder einen „Butterwed* mit. Sind die Gevatterleute
verheitathet, fo Bringen biefelben ihren Ehegatten, auch oft
ndch eind ober zwei der Fleinften Kinder mit. Sind die Ge
vatterlente ledigen Standes oder Dienftboten, fo werben fie
von Vater und Mutter oder Herr und Hausfrau begleitet.
Daß die Hebamme bei der Kinbtaufe nicht fehlt, verfteht
fi von felbf. Doch hört ber Beſuch berjelben bei ber Kind-
betterin in der Regel nad) beendigter Kinbtaufe auf. Nice
felten fommen auf einer ſolchen „ganzen Kinbtaufe* 30 Bis
50 Berfonen zufammen. —
Das Erfte, was ihnen vorgefegt wirb, iſt Schnapps unb
Butterbrot. Wirb die Taufe nun in bem betreffenden Haufe
vorgenommen, fo wartet man mit Sehnfucht ben „Herrn
farrer“ ab, weil vor der Taufe kein Kaffee getrunken wirb.
te Haustaufen ſind jedod in hiefiger Gegend die gewöhn-
lichften, weil die haften in der Regel weit vom Pfarr
dorfe entfernt liegen. Der Herr Pfarrer darf es nicht ver-
fchmähen, einige Taſſen Kaffee mitzutrinfen; man würde es
ae größte Beleidigung halten, wenn er den Kaffee aus ·
luge.“
uß aber das Kind zum Pfarrdorfe getragen werben,
fo ziehen Hebamme, eine fäugende Frau und fämmtliche Ges
datterleute im bunten Zuge, die gefüllten Flaäͤſchchen in ber
Hand oder „im Sade“ tragend, fingenb durchs Dorf und
tommen nad) langen 2 bis 3 Stunden erft jubelnd wieder.
Vor und nad dem Abendeſſen gehen bie Bevatterleute mit
ihren gefüllten Flaſchen „ind Dorf", d. i. in Bekannte ober
befreundete Häufer.
Daß es bei folchen Kinbtaufen oft beraufchte Köpfe gibt,
Hegt in bee Natur der Sache. Nicht felten werden bei fol-
hen Gelegenheiten. Liebſchafien angefnüpft oder Verlöpnifie
geftiftet. Zu Gevattern wählt man gerne ſolche ledige Leute,
welche einander lieben, d. i. Liebſchaft miteinander haben.
Iſt Feine Haustrquer vorhanden, jo wirb tüchtig getanzt und
gelungen. Obſchon die Geldbeutel der Gevatterleute nad
der Kindtaufe beträchtlich leichter find, als fie vor ber Kinds
taufe waren, fo freut man fi) Doch oft noch Jahre Lang
ob des genofjenen „Spafjed."
26. Das erſte Ausı n eines Kindes in Dok:
beim bei Wiesbaden.
Wenn ein Kind zum erflenmale ausgetragen wird, 3. B.
Ind Nachbarhaus, zum Retter, zur Got ıc., fo befommt es
175
(resp. wer e8 Sein) zwei ober mehr Gier, bamit das Kind
Meister zahne.“ Das Giergeben gefchieht unfehlbar, und
ſollten fi) die Leute Gier kaufen ober Ieihen. — Auch in
meinem Geburtsort Heidesheim in Rheinheſſen war . biefe
Sitte, fie it aber abgefommen.
27. Spänen eines Kindes auf dem Wefterwald.
Bis ungefähr ins 14. Jahr erhalten bie Kinder von ihren
Zaufpaten und Taufgsten jedesmal auf den Neujahrstag
eineng regel ober großen Wed zum Geſchenke, und zwar
fo ziemlich in allen Gegenden. Bei dem letzten Neujahrs⸗
geſchenk wird in einigen Gegenden bed Weſterwaldes ein
Holzipan auf den Wed ge zum Zeichen, daß dies Ge
ſchenk das Iegte fei. Und dann heißt es: „Ich habe meinen
Paten (Batt) geipänt.” Diefe Sitte mit dem Holzfpan
ſcheint aus Mißverftändniß des Wortes [pänen (ſ. d.) all«
mählich aufgefommen zu fein.
28, Beim Zunageln des Sarges.
In Helferöfirhen A. Selterd herrſcht ein ſchöuer relis
giefer Brauch. Wenn der Schreiner den Sarg zunagelt, fo
etet ex die j. fen Wunden und jehlägt bei den Worten:
„durch die Bl. Wunden deiner rechten Hand“ den Nagel an
ber rechten Hand ber Leiche eın und fo bie übrigen. Da
aber ſechs Nägel eingejchlagen werben; fo wird das ſechste
Vaterunſer für das Seelenheil desjenigen gebetet, ber zu
naͤchſt ſterben wird.
29. Leichenfeier.
(Mitgetpeitt vom Pfarrer Ley in Caub.)
Das Begräbniß wurde früher auch mit Effen und Trinken
gefeiert und dad Befte, was Küche und Seller vermochte,
zur Ehre des Verftorbenen aufgetiſcht. Ja es Fam vor, daß
man bei Beerbigungen junger Leute, deren Hochzeit man,
wie man fi) ausbrüdte, bei biejer Gelegenheit feftlich be⸗
gehen müfje, muntere Lieder fang und am Ende gar zu tanzen
anfieng. Da aber im ganzen Lande mit Recht gegen ſolche
Trauerfeierlichfeit von oben her eingejchritten wurde, fo finden
fie gegenwärtig zur Freude aller Wohldenkenden nirgends
mehr in ber alten Weiſe ftait.
176
Als Eigenthümlichteit bei den Beerbigungen möchte nur
au erwähnen fein, daß, auf dem Lande wenigftend, die ben
Leichenzug Bildenden einzeln Hinter einander gehen (wahr:
cheinlich um ben Zug recht Tange zu maden) und nit
elten durch übermäßig lauted Weinen und Klagen ihren
Schmerz glauben an den Tag legen zu müffen.
Anmerkung. Bie in unferer Gegend, foger in einer Gtabt wie
Kranffurt die Begräbuisfeetiätet audarten onnte, geht aus dem das
Doltöleben fo treu ſch den „ranfforter BorjersGapitän hervor.
Wörtli wahr mußte e8 genannt werden, wenn Mitlerchen fagt, daß
beim Drebnemahl be\onnerfh dann orndlih & eiprode
werd, wenn mer dem Berftiorbenen feelig fein @ejunppeit
trinkt! —
es ıdern, wenn fi De Boffeit mit voller Überggugäing
ven Ber —e Fr net. Gott ob, Rorje
e Le ı
30. Leichenfeier auf dem Weſterwald.
. (Mitgetpeilt vom Lehrer Seiler in Rebe.)
Die „Leichengelage* beftehen jetzt auf bem ganzen Weſter⸗
walde nur aus Kaffee mit Zucker, wozu „Wedebrot” mit
Butter und Girrkäfe gegefien wird. Buweilen wirb aud
etwas Brantwein gereicht. — Früher aber (vor 30 — 40
Jahren) wurden zu ben Leichengelagen folgende Speifen zu
bereitet: mehrere Sorten Fieiſch, Hirjebrei, Suppe, mehrere
Sorten Bemüfe (gekernte Bohnen, Zwetſchen, Echnigen,
Sauerkraut); Dazu wurde Branntwein und Bier häufig_ge
noffen. — Alle Anverwandten bis zu den „Annergefchwefter:
tinner“ (Geſchwiſterenkel), ja oft noch weiter hinaus, fowie
alle Freunde und Nachbarn wurden früher, und werben noch
jegt zu ben Leichenbegängnifjen eingelaben. Nur Krankheit
Tann von dem Nichtbefuche ber „Leichgloge“ abhalten. — Ein
ſolches 8 date foftet jept an 10 — 20 fl., früher aber
an 40 — t. Natürlich findet bei großer Armut eine
Einſchraͤnkung ſtatt. — Im unteren Theile des Kirchſpiels
Marienberg trinken oft weit über 100 Perfonen bei einem
Leichengelage Kaffee.
81. Kirb, Kirmes, Kirchweihe.
(Mitgetheift vom Lehrer Kuh in Cberbach.)
Es war eine gewiß fehr loöbliche Sitte unferer Altver ·
dern, den Tag ber Einweihung der Kirche feftlich zu begehen.
Der Charakter diefer Feftlichkeit war ein durchaus religiöfer;
1 Über die Wörter |. das Wörterbuch.
177
allein, wie es fo geht mit dem menſchlichen Thum und Treiben,
mit ber Zeit artet es aus und nimmt oft einen ganz andern
und wie es bei dem in Rebe ſtehenden Gegenflanbe ber
Ball tft, einen entgegengefegten an: Wie died gekommen,
dürfte nicht fchwer fein; darzuſtellen. Die altehrwuͤrdige
Sitte, Die Zeier als Förderung des religiös chriſtlichen Lebens
zu benugen, bat ſich freilich noch erhalten; aber alleiniger
Zweck iſt Died nicht / wenn fie auch am Sonntag ftattfindet
unb durch einen Gotteöbienft verherrlicht wirb: fie äft vers
weitlicht. Wenn jegt von einer Kirchweihe bie Rebe ift, benft
man hauptfählih an Tanzbeluftigung. Indeſſen if die Art
biejet” Feier fehr verſchieden. Eine Art der Kirchweihe auf
dem Wefterwald ift eine fogenannte „Hauptkirmes“, wol bie
urſpruͤngliche Form de genannten Feſtes. In früheren Zeiten
hat man das Feſt der Kirchweihe durch großartige Bepränge
verperrlicht. Die ganze Gemeinde bildete eine Progeffion,
die Geiſtlichkeit erfchien in vollem Glanze, Chorknaben tru,
liegende Fahnen, das Ganze erhöhte eine geiftliche Mufik.
Die Hänfer waren feſtlich geichmüct, in ben Straßen Altäre
errichtet. So: wurde bie Kirchweihe „aufgeführt. Diefes
nAufführen“ findet heutigen Tages aud an nichtkatholiſchen
Orten ſtait, aber etwas anders. In Städten ziehen am Vor⸗
abend bie Kirchweihburſchen, Die Muſik an ber Spige, durch
die Hauptfiraße: die Kirchweihe wird „angefpielt“ ober „ans
jeblafen.” Rach dem Nachmittagsgottesdienſte bed andern
Gage begeben fih Burſchen und Mädchen aufs Rathhaus;
hier findet fi) die Muſik ein. Der Tanz findet bei Tage
im Freien flatt auf einem mit ber beutichen Linde bepflangten
Plage. Bevor s bie aufführende Geſellſchaft dorthin begibt,
wird ein Zug durch die Stadt gemacht: voran Die Muflt,
darauf ein Burſche mit ber Fahne inmitten zweier anbern,
zum Schluffe die andern Burfhen und Madchen. Mit
einigem Unierſchiede wird auch In Dörfern mancher Gegenden
Die Rirehorihe „aufgeführt.“ Während dort ſich Die Burfchen
bloß Keim Aufzug und beim Tanze um bie Kahne fcharen,
ohne fonft @emeinfchaft miteinander zu haben, als daß fie
noch hoͤchſtens Bei Einem Wirte Gäfte find, wo .jeber auf
eigene Rechnung geht, ift hier bie Gefellfhaft eine geſchloſſene,
leihjam eine Korporation. Schon einige Wochen vor der
irchweihe wird die Kirmesfrage verhandelt. „Gibts eine
Kirmes ober keine?” Den erften Anftoß geben Die Mädchen.
Man Eennt ja das Iuftige Bölfchen. In der Regel nur eine
mal im Jahre ift es onen vergönnt, nad) Herzensluſt au
tanzen. Bei Zufammenkünften mit Burſchen wird aljo bie
Keh rein: Bolköftte, 12
178
Frage angeregt. Sie wiſſen viel zu fprechen von ber „Pl
und dem „Spaß“, den fie vorige Jahr gehabt; ein
weiß nebefonbers feinen „Schag* mit Ginzelheiten zu ers
freuen und zw föbern. Ihre Zungen werden berebt; fie
machen ben Hof, fie wiſſen gar Frembtid und liebreid) zu
thun. Das tft nöthig, da vie janze Geſchichte für die FR
ſchen eine Ruh Toftfpielige & und ber Bentel gar man
her Burfchen über Kraft in Auſpruch genommen mich. u
deſſen iſt jene Frage eine Lebensfrage, eine e für
den Einzelnen. Die Auserwählte Tönnte leicht ſchmollen
— rollen und das Band ber Liebe lockerer werben. Alſo in
img namentlich des Teptern Umſtandes Kalten die Bur⸗
iv he der Schuh drüdt, Vorberathungen. Man
—*— Mn iefem und jenem, von ſchlechten Zeiten; von
einer Seite wird geltend gemacht, man habe Trauer, von
der andern, die Berbienfte ie ſchlecht und was dergleichen
mehr if. Es will nicht ori eh ziehen, man geht unver
vihteter Sache auseinander. Die Mädchen hören von biefen
enklichen Debatten. Das Herz thut ihnen weh, weil der
ae leicht verborben werben könnte. Sie ruhen und
zaften nicht. Die Eine und bie Andere weiß ihren Herzallen
liebften für die Sache zu gewinnen. Die Burfchen befprechen
in Ausſchufſen. Hier endlich gt die Frage durch. Die
wichenjchaft wirb einberufen und nachdem alle Bebenfen
bejeitigt, wirb beichloffen, „bie Kirhweihe aufguführen, # 2.8.
‚eine Hauptlirmed zu halten.“ Bu dem Ende medien Ka 1]
die Zpeilnepmer dureh Unterfehrift dazu verbindlich. —
etwas länger hierbei verweilt, weil dieſes Thun ab
eiben ein Städ Volksleben iſt.
Gine Deputation ber „Kirchweihburfchen* verfügt fich zum
Bürgermeifter und frägt um bie Grlaubniß an. Wenn biefer
einen großen Sohn oder eine erwachjene Tochter hat, konnen
fie terjelben im Voraus gewiß fein. Er macht ihnen ‚Hoffe
nung, will aber zuvor ben Gemeinberath darüber vernehmen.
Die verfammelt fi in corpore. Wenn auch ber Eine ober
Di Andere biejer Hochwohlweiſen bed Gemeindewohls ober
Gewiſſens wegen. etwas dagegen ſpricht, fo wird am Gube
doch einmüthiglich — dem Geſuche der Burſchen zu
willfahren. Aus Freude darüber liefern die Burſchen einen
nSoff." Rum ift Die Sache zu arrangieren. Zuvörberft dreht
ſichs bier um ein geeignetes Tanzlofal. Da find zwei Fälle
möglich, entweber Üibernimmt ein Wirt dad Sherkamt ‚ober
bie Burſchenſchaft. Im erfteren Kalle gehts einfach fo zu,
179
daß deſſen Hand der Mittelpunkt der Kirchweihe ift und
jeber Burſche eigne Kauft trinkt und bezahlt. Da dies
aber weniger in dem Begriffe einer „gemeinſchaftlichen Bur⸗
irmes“ legt und bem allgemeinen Spaß Eintrag thut,
überträgt ınan einem vn nicht gern bie Wiriſchaft,
ſondern beiorgt fie felber. Zu biefem Behufe miethen ſich
diefe entweber ein Privathaus oder erwirken beim Orts⸗
—c8* die Erlaubniß, die Gemeindeſtube benupen zu
jen. Mittlerweile Bietet fi , Muſik“ an. Es wird Aftord
gemacht. Die „Muſik“ erhält aus der gemeinfchaftlichen Kaſſe
eine beftimmte Summe. Dafür tanzen bie Burfe und
alle Bäfte frei. Das iſt „freier Tanz." Nun werben bie
Getränke angeſchafft. Diefe find Bier und Branntwein. Ein
Ausſchuß bejorgt den Ankauf. Geholt wirb beibes erft Furz
vor dem Feſte. Endlich werben ein Tuch und ein Hammel
getauft. Weide dürfen nicht fehlen; benn fie machen wol
den Mittelpunkt ber Kirmes aus: fie find die Embleme, um
welche ſich Alles ſchart. Wie aͤrmlich, wie klaͤglich fahr &
wol aus, wenn ber Kirmeszug audy mit der auögefuchteften
Muſik im Dorfe herumzoͤge, und zu Häupten ber Burſchen
wehte nicht die Fahne! Sie verleiht ihnen die wahre Würbe.
Ja nody mehr: fie flempelt fle zu etwas ganz Anderem, als
Kirmeöburfchen, zu ſtolzen Kriegern. Haben fie fih ja, um
ein recht martialifches Ausfehen zu gewinnen, wilbe „Schnurte
bärte gezogen“, ſich mit alten aus der Rumpelfammer hervor⸗
geholten Säbeln, Degen und Gewehren bewaffnet, mit Bona⸗
partöhüten die Fühnen Häupter kriegeriſch herausgepußt!
Wie ſtolz fehreitet der Fahnenjunfer dem Zuge voran, wie
tühnlich ſchreiten die Eräftigen Jünglinge daher, als wollten
fie die Welt erobern! Und unter ihrem Banner von ihren
Seliebten gefehen zu werben, ift der größte Stolz diefer
Bauern « Leonidas. '
Und der Hammel, wozu ben Hammel 9 wird man fragen.
Ei nun, der Hammel ift ein Schaf und Schafe fpielen be:
Tonntlich in der Belt feine große Role. Doch unfer Hammel
macht eine Ausnahme. Fürs Exfte ift er ein Haupthammel,
ber ſchoͤnſte und größte von der Herde; fürs Zweite wird er
don den Mädchen fiber und über mit feivenen Bändern
erausgeputzt, und fürs Dritte befommt er, ber früher Leit:
ammel war, und alfo eine Herde Schafe regierte, einen Leiter,
nHammelleiter“ genannt, und genießt jo bie Ehre, eine Herbe
Menſchen zu führen. Am allerintereilanteften aber wird er
dadurch, daß er ein Gegenftand allgemeiner Wünfche ift.
186
Befagter Hammel wird nämlich „heraußgeipielt." Bu biefem
Bchufe machen die Burſchen eine fehr große Anzahl Loße,
welche in einer fehweinsblafenen Urne zum Berfaufe herums
jetragen werben. Wer num Lufl Hat, greift ein Lob und
bat für. 6 Kreuzer die Hoffnung, den Hammel zu gewinnen.
Am erften Tage nun, wo in ber Regel viele Fremde anweſend
find , gehen je zwei Kirmesburſchen herum und „Ichmigen,“ !
wie fie dieſes Verkaufen der Glüdönummern nennen. Ehrens
halber müfjen dieſe für fi und für ihre Mäpcen Loße
nehmen, Tönnen aber feft überzeugt fein, daß fie den Hammel
nicht gewinnen, ba in ber Regel auf eine nicht gerade feine
Weife dafür geforgt wird, daß berjelbe im Dorfe bei ben
übrigen Schafen Bleibts- ”
Wir müflen um Entjchulbigung bitten, daß wir nothge ⸗
drungen, durch die einzelnen Attribute dieſer Art Kirchweihe
vera, etwas weit vorangeeiltfind. Holen wir bad Andere
nah.
Die Burſchen Haben alfo ihren Theil ber Kirchweihe
arrangiert; nun kommt bie Reihe an die Hausfrauen unb
Mädchen. Was in Städten Frühjahr und Herbft find in
Betreff der Kleiveranfchaffung, das tft auf dem Lande bie
Kirchweihzeit. Die Kinder bekommen in der Regel neue Kleiber.
Die Burfchen und Mädchen als bie Hauptperfonen wiffen das
Eine oder das Anbere in ihrem „Staate” zu vernollftänbigen
und bier iſt es am Orte, irgend etwas Neumodiſches ein-
zuführen. Um feine „Tanzmaad“, bie Auserwählte feines
Herzens, recht herauszupuhen, kauft der Burſche ihr ein
ſchoön ſeidenes Halstuch, eine eben ſolche Schürze u. Bol.
Größere und umfichtigere Anftrengungen erheiſchen die
Bäustigen ah Ba ift Alles wohl zu ſcheuern. Das
ufwalchen, das auf dem Lande fo arg nicht getrieben wird,
traftiert man in forgfältiger. Zinnenes Geſchirr holt man
herbei, ſelbſt folches, welches von voriger Kirmes her noch
ungebraudt im Schrein g tanden, und reibt es ſpiegelhell
Fenſterſcheiben, Sparherde, Schlöffer, Xhürklinten: Alles
im. Haufe wird blank gemacht, dem Kaufe, wo möglich,
innerlich und äußerlich ein neuer Anſtrich perliehen, im Ge
höfte Ale geordnet, das Vieh fogar gepußt, ja daf in der
janzen Mirtfchaft Die größte Sauberfeit und Ordnung
ertſcht. Der Viktualien nicht zu vergeſſen, badt man Kuchen,
ſchaffi Fleiſch herbei, Kraut wol gar auch Bier. Selbft die
1d8 5. ſchnihen an, ſtreichen an, {reiben auf, 1. d. Edriab.
’ 181
ärmften Leute forgen reichlich für Küche und Keller, um an
dieſem Fefte ſich guͤtlich thun zu können. Unter der Hand
werden die Verwandten und guten Freunde eingeladen, die
fich dann auch des Sonntags morgens einfinden.
Endlich iſt dieſe „Schanzwoche” abgelaufen. Des Abends
vor der Kirchweihe wird das Feſt „angeſpielt.“ Dem Herrn
Bürgermeifter, dem Herrn Pfarrer und dem Herrn Schul⸗
lehrer bringt man Ständehen, und ald Nachſpiel verzehrt
man bei Zafelmufit in Bier und Branntwein, was dieſe
um Beften gigeben. In aller Frühe ſchon ftelen ſich Scharen
Pier ein, bie heute ihre Ernte halten wollen. Die milde
‚Hand thut fich bereitwilliger als jonft auf; man will die
Armen an diefem allgemeinen Freudentage doch auch froh
"machen. In Filialgemeinden wird der Gottesbienft auf ben
Nachmittag verlegt, dies unter Anberm wol aus dem Grunde,
damit der Beginn der Tanzmuſik eine beftimmte Zeit habe.
Zum Kirchengange erſcheint Alles, namentlich Burſchen und
Mäpchen, im größten Staate. Die Mädchen bejonderd brennen
‚vor Neugierde, einander beſchauen zu laſſen und zu befchauen.
Neid und Scheelfucht vergällen gar manchem ben Spaß.
Die Burfchen begnügen ſich damit, Herz und Auge an ihrer
Geliebten zu laben. Bor Beginn der Kirche verfammeln ſich
jene in ihrem Tanzlokale. Gines Jeglichen Hut ift von der
mRanzmagd“ aufs Schönfte mit Bändern und Sträußen ge
ſchmückt. So ziehen fie, die Muſik voran, mit fliegender
Sahne, unter einem Friegerifchen Marſche der Kirche zu, fo
wieder zurüd. Che jedoch der Tanz beginnt, wird ber Kaffee
etrunken. Darauf holt jeder feine Tanzmagd ab und ver
fie fh zum Tanze. Bei ſchoͤnem Wetter 34 wird am
Tage im Kirmeslokale nicht getanzt. Da iſt in ber Wieſe
vder auf fonftigem freien Finde ein aufs Stattlihfte heraus⸗
gepugter. Tannenbaum als Maibaum, Kirmesbaum aufge
Pflanzt, an welchem bie Fahne flattert. Um dieſen herum
tanzt man. ‚Die Wirtſchaft verjehen die Burfchen, wie oben
angebeutet, felbft. Ginige find mit der Aufwartung betraut.
Gäfte dürfen natürlich auch tanzen. Getränfe für fie ſchenkt
ein Wirt, da fie bei den Burſchen wicht „Ihmarogen“ wollen.
Bel Tage tanzen legtere wenig; fie haben Nothwendigeres
zu tun: fie müfjen die Zope unterbringen. Sie gehen in
Gruppen je zwei und zwei. Der Eine hat bie Loße und
die Fiaſche mit Brauntwein, der Andere nimmt bad Geld
ein und führt bie Lifte. Aus ber Flaſche trinkt man ben
Abnehmern zu, nachdem man jelbft zuvor brand getrunfen
(808 gehört nothwendig zum Kirines anſtand) und fie mit
182
„Proſit“ bargereidht. Wohl oder fibel m die Etiquette bes
Beſcheidthuns beobachtet werden. Der Loße find viele, fie
möüfjen alle an Mann gebracht werben. Je mehr man berem
verkauft, deſto beſſer ſtellt fi) Die Rechnung für die Burſchen
heraus; benn- ed ergibt ſich da ein bebeutender Überfchuß,
wenn bie Koſten für Hammel, Fahne und Muſik abgezogen
find, in der Regel beftreiten fie hiervon nod) die Ausgaben
für das Getränk.
Mit Anbruc der Nacht zieht die ganze Gefellichaft Arm
in Arm dem ZTanzlofale zu. Eine jede Tanzmagd nimmt
ihren „Tanzburjchen“ mit nach Haufe und bewirthet ihm mit
einem frugalen Übenbefien. Nachdem dies eingenommen,
gebe? wieber zum Tanz. Hier ift Alles geftopft voll und
och wird weiter getanzt. Wer das aber „Wläflr nennen
will, der muß ſehr genügfam fein und gerne tanzen, wo
man geigt. Da tft der Tanzkreis fo eng, kaum ein paar
Säritte im Durchmeſſer, das Bebränge jo groß, ber Tam
gen en find fo viele, daß Kopf an Kopf Alles ein Knänel
fl. Tanzen kann mans nicht nennen: es ift ein Getappel
und Oetrappel, zumeif- auf berfelben Stelle. Thut indeß
nichts zur Sache; das unge Volk hat Spaf genug, es judft
and jubeliert, wie nie. Der Kellermeifter hat vollauf zw
un, das Verlangen nach erquidenbem Trank zu befriedigen.
Im. Mitternacht gehts zum Kaffee, wieber in der Tanzmagd
Haus, wie denn überhaupt dieſe ihren Burichen die Kirmes
über zur Entſchaͤdigung für die „Tanzpläfir”, die er ihr
madt — zum ftändigen Gafte Fr Rach dieſem Intermezzo
wieder Tanz bis zum hellen arg. Bis Mittag wirb
jeruht. Nah dem Efien gehts wieder „and Vergnügen“;
)0 den ganzen Montag. Am Dienstag rubiber Tanz. Diele
Tag ift zum Beften ber Muſik befiimmt. Saum daß ſich
Burſchen und Mädchen einigermaßen von ben Strapazen
be vorigen Tages ausgeruht, holen jene dieſe ab, um wieder
einen Zug durchs Dorf zu machen. Vor jedem Haufe nun
macht bie Geſellſchaft Halt; drei Tänze werben
unterdeſſen bie Burſchen ben Hausgenoſſen Branutwein zu
trinken und fie „ſchmitzen.“ Das eine und das andere Par
chen führt gelegentli einen Tanz auf. Kür dieſes Staͤnd⸗
hen behändigt der Hausherr der Mufif ein Trinfgeld. Mitte
und Donnerötag geht ber Tanz wieber los. Am Freis
tag endlich werben Hammel und Fahnentuch herausgeloßt,
jedes Stüd extra. Die auf auswärtigen Namen ftehenben
he nehmen in der Regel nicht Theil. Der Gewinner des
Tuches kommt mit einem geringen Geſchenke in Geld ober
183
Getränk weg. Da e8 aber fo gefügt wirb, daß eines ber
Maͤdchen es erhält; fo Bewirtet dieſes die ganze Geſell⸗
ſchaft mit Kaffee und Kuchen. Der Glückliche, ber den Hammel
ewinnt, gibt entweber ein paar Thaler zum Vertrinfen oder
jept eine Mahlzeit. Der Hammel felbft genießt ſchließlich
die Ehre, daß er mit Muſik und in Begleitung der ganzen
Kirmesgeſellſchaft in feines neuen Herrn Haufe geführt wird.
Der Tauz dauert fort bis zum Abende, wo man wieber
ins gemeinſchaftliche Lokal zieht und bie Nacht hindurch tanzt.
Am andern Morgen endlich wird die Kirmes begraben.
Die game Burſchenſchaft zieht an einen beftimmten Ort vor
dem Dorfe. rgend ein Gegenſtand wird in die Erbe ver-
ſcharrt. Ein Scart hält die Grabrede. Die Muſik fpielt
einen Trauermarſch. Nach geenbigter Zeremonie Löft fi die
Geſellſchaft auf. Die Muſik zieht ihre Straße, Burſchen
und Mädchen wandern heimwaͤrts. Den Sonntag drauf
findet die Nachkirmes ftatt und zwar bei einem Wirte. Da
die Embleme ber Hauptfirmes nicht mehr in der Burſchen
änbe find, fo ift dieſe weiter Nichts, als ein gewöhnlicher
3. "
In manchen Gegenden, namentli an der Lahn, findet
alljaͤhrlich eine To beſchriebene Kirchweihe flatt; in andern
9 tens alle ſieben, wol gar alle dreizehn Jahre. In der
Fi zeit. gehen bie jungen Leute indeß doch nicht Ieer
aus. Jedes ehr im Sehe iſt „Muſik.“ Diefe bejorgen
die Wirte. Die Beranftaltungen hinſichtlich ber verfchiedenen
Häustichen Arbeiten und Anſchaffungen find biefelben, wie
‚ei der Hauptkirchweihe.
Was die Zeit dieſes Vollsfeſtes Betrifft, fo £ fie in
den wmeiften Gegenden des hohen Weſterwaldes im Sommer;
Dagegen Auf der unterften Terraffe, in der Lahngegend und
in den übrigen Theilen des Herzogthums im Nachſommer,
befonbers im Herbfte. Dieſer Ieptere Beitpunkt türfte wol
der paſſendſte fein. Die meiften Feldfruchte find eingeerntet,
Küche und Keller beſtellt und bie nöthigen Gelder vorhanden.
In den Orten Eibach, Oberſcheld, Ranzenbach, Donsbach
und Sechshelden Amts Dillenburg, wo ber Bergbau in leb⸗
haftem Betriebe fteht, feiert man ſchon Rirhweihe auf Fafl-
nacht; daher hier vorzugsweiſe „Faſtnacht“ genannt. Die
Seftlichkeit geht aber Fi den Faftendienstag 108. Gleiche
wol wird fie Durch einen Gotteöbienft erhöht. Außer Tanz,
wohlbeftellten Mahlzeiten u. dgl. bieten fie nichts beſonders
Mertwürbiges dar, wenn man eben bie eigenthämliche, ſehr
184
koſtbare Tracht der Eibacher, die fih nameutlich durch viel
Roth auszeichnet und den Umſtand, daß jeder Tanzende
fein Flaͤſchchen mit Branntwein ftäts bei führt, nit
interefjant finden dürfte. Die Bergbeamten und bie ver
ſchiedenen Grubenbefiger werden jebeönal eingelaben.
An andern Orten find bie Rirchweihen geſchwunden mb
Märkte an ihre Stelle getreten. Manche von jenen Hat
fich auf dieſe übergetragen, 3. B. das „Aufführen.“ Im
neuerer Zeit derfchwinbet auch dies allmählich. Wo es noch
geliebt, wird am Sonntag nad) bem Markte ver Rad
markt gehalten, bei mldher Gelegenheit das
herausgelogt wird. Ein Burfchenforps führt ben Markt
auf: Birke errichten ihre Zelte und an 4—-6 Plägen wirb
wader getanzt. Verzapft wird nur Wein, für die weiblichen
Zungen füßer, extra gefertigte. Feinduftende Bratwürfte
und mürbe Brötchen laden gar freundlich ein, Zunge unb
Gaumen zu Iaben. Korpulente Männer und behäbige Weiber
fühlen fi) gar wohlig unter dem fehügenden Linnendache
‚und fprechen fleißig zu. Nicht felten erreicht die Gemüth-
lichkeit dann einen hohen Grad. Gar Mancher, der nicht
ſonderlicher Freund vom Wein zu fein ſcheint, fann es nicht
üiber8 Herz bringen, ein Bratwürftchen und Brötchen ex
faustibus auf dem grünen Teppich der Natur wanbelnd, zu
berzehren und alle Reize einer frugalen Mahlzeit, ber Aus:
fit auf eine veich gefegnete Landſchaft, des Anblicks einer
tüdlihen Jugend und der Erinnerung an feine eigenen
Jugendtage zu genießen, und fo das Angenehme mit bem
Nüglichen harmoniſch zu verbinden.
82%. Die Sinner Miſtfabrt.
(Mitgeteilt vom Lehrer Kuh in Eberbach.)
Roh müflen wir eined Kirchweihbre: Grwähnung
thun, der wol einzig in feiner Art ift und bloß auf «in
Dorf befchräntte: es ift diesdie „Sinner Miftfahrt“,
von dem Dorfe Sinn an der Dil im Amte Herborn, allwo
fie gäng und gäbe war, fo benannt. Vor nicht gar Langer
Zeit noch war die Sinner Kirchweih durch diefe Miſtfahrt
weit und breit berühmt, und kamen dorthin Gaͤſie aus dreier
Herren Länder: aus Naſſau, Preußen und Heſſen. Es Iohute
fid) aber auch ber Mühe, dieſe feltene Fahrt mitanzufehen.
Sie fand ftatt am Kirhweihmontag und zwar bed Nad:
mittags. Zuvor wurde der fogenannte „Räubertang” gehörig
185
traftiert. Bei dieſem zählten die Mädchen eines weniger
als die Burfchen. Letzteie flanden in einer Reihe; Ins
war zwifchen zwei Nachbarn eine füde. Die Mäbchen dur
ſchritten dieſe in ſchlangenartigem Maͤrſchieren, jedem die Hanl
reichend; wer nun beim Aufhoren des Ganges kein Mädchen
um Tanzen hatte, war „Räuber“ und mußte ber Muſik
Nas Kreuzer bezahlen. Darauf tanzte man eine kurze Tour,
und der Gang mieberholte fi. Daß die Touren kurz und
der Sechſer viele wurden, läßt fich Leicht denken. Gegen
Abend nun begann der hoͤchſie Spaß. Man ſtellte fih in
Neid und Glied. Einer der Burjchen- war der Vorläufer,
darauf folgten bie Mufitanten, Burſchen und Mäbchen, junge
Weiber und Männer, als Nachtrab die Kinder. Jept begann
auf ein gegebenes Zeichen die Miftfahrt. Der. Vorläufer lief
in Die Kreuz und Quer, zumeift durch Koth, über Miftftätten,
durch Zauchepfügen, Bund Heden, über Mauern, durch Bäche,
durch Hänfer, kurz durch Älles, was offen fand und wohin
m fein Muthwille trieb. Ihm nad) die ganze Gejellichaft.
och fuhr der Koth und fpripte zu Häupten die faubere
Brühe, fo daß bie Geſellſchaft vor Schmug kaum noch kennt ⸗
lid) war. Bu Haufe zog man ſich anders an, und ber Tanz
im Wirtöhaufe ging von neuem ios. .
Das war die „Sinner Miftfahrt.” Später hat man fie
in bie Rumpeltammer ber Kirchweihbräudge eingehen laſſen
Wir aber haben fie hiermit in bie -„Raflauifchen Sitten®
einregiſtrieri.
38. Der Hahnen⸗ oder Gickelſchlag zu Sarheim.
(Mitgerpeilt vom Lehrer Meurer im Herheim)
Die Kirchweil Harl bietet ſchon feit ben ſten
Beiten a den jan; intereſſantes ee
dar. Ich meine naͤmlich den Hahnen- ober jogenannten @idel«
flag. Sobald am genannten Tage der Mor; ienft
beendet ift, ziehen bie Kirchweihburſche mit ihrer Mufit froh
und laut jubelnd an allen Häufern bed Ortes vorbei, en
diterd Halt und laden die Bewohner durch einen Tanz ober
Marie, oft au durch ein munteres Lied zum Gideljchlage
ein. Gegen elf Uhr ift dieſes abgemacht, und bie. Iuftige
Geſellſchaft bewegt ſich zurüd nady dem Wirtähaufe. In
den Wohnungen tft es noch ziemlich ftille, da fih der Fa⸗
millenkreis mit Sreunden und Velannten in traulichen
ſpraͤchen unterhält. Für heute wird das Mittagsmahl etwas
früher bereitet, auch ber Kaffee ausnahmsweiſe gleich ober
186
doch Halb nad) demſelben getrunfen;. denn gegen ein Uhr
wollen Alle bereit fein, dem Gidelſchlage beizuwohnen.
Tanzmufit und ftürmifcher Jubel der Burſche begrüßen jept
vor dem Wirthsbauſe den Anfang desjelben. Aus allen
Säufern firömen Neugierige herzu, denn ba iſt im ganzen
orfe Fein Knecht und Feine Magd, welche daheim blieben.
Die noch eben menſcheuleere Stk fünt fi) mit Zuſchauern
‚jeden Alters. Vergnügt nimmt die Mutter den fhön ge
pußten Säugling auf den Arm, um fie her fpringen muntere
‚Knaben und emfige Mädchen, ſich freuend auf das ihnen
fhon längft Vorerzählte. Alt und Yung, Groß und Klein,
Nachbarn und Verwandte, Vater und Mutter, Greife und
Kinder, Zünglinge und Jungfrauen fieht man hier im bun-
‚seften Bewühle beifammen. "der und da tauchen auch Frank⸗
furter Herren, Damen und Kinder aus ber wogenden Menge
hervor. Voran wehet bie Fahne (das Kirchweihtuch), rechts
ſchreitet ein froͤhlicher Knabe, der auf einem Rechen einen
mit..Bänbern gezierten lebendigen Hahn trägt; neben biejem
jeht ein anderer, ber einen Hreſchflegel in die Höhe hält.
Sir Linken des Fahnenträgers jehen wir zwei andere Jungen.
er eine hat einen Spaten, ber andere einen leeren Topf.
Hinter ihnen folgt die Muſik und die Kirchweihburſche. Ihnen
ſchließt fich munter ſcherzend ber oben genannte Haufen großer
und kleiner Zuſchauer an. Sp bewegt fi bie Menge vor
das Dorf auf die Gemeinbebleiche, Wer indefien nicht Luſt
da fi unter dem Haufen einem unfanften Stoße ober
jeine Füße einem plumpen Tritte außzufegen, der begibt ſich
wol auch ſchon im Voraus auf die Bleiche, ober auf die
nahe Brüde ober ben etwas weiter gelegenen Vizinalweg.
Sobald die Geſellſchaft auf der. Bleiche angelangt ft, treten
bie Zuſchauer etwas zuräd und umjchließen. Die Kirchweih⸗
burſche und ihre Muſik in Form eined Halbkreiſes, während
fi) diefe bis etwa zum Mitte ber Bleiche fo en uub
alla ftehen bleiben. Die Muſik verſtummt und: Alles wird
— Einer der Burſchen macht mit dem Spaten ein Loch
die Erde und fegt den oben erwähnten leeren Topf um
elehrt hinein. Einige Schritte links wird von einem Knaben
er auf dem Rechen Abende Hahn hoch in die Höhe gehalten.
Etwa 25 Schritte von bem eingejepten Topf weht bie Sahne.
Hierauf nimmt einer der Burfche den Dreſchflegel. Den-
felben mit beiden Händen in die Höhe haltend, wird er mit
verbimbenen Augen breimal um bie Fahne gebreht und
[ir dann Halb. Hüpfend halb tanzend unter allerlei poſ⸗
hen Bewegungen mit gejhwungenem Flegel nach bem
187
Topfe zu. Glaubt er in der Nähe deöfelben zu fein, fo haut
ex mit ganzer Kraft nad) demfelben. Allein flatt das Biel
getroffen zu Haben, ift er oft zu weit rechts oder links oder
auch gar über den Topf hinausgekommen, und ber täufchende
Schlag, verurfacht die Menge zu einem lauten Gelächter.
Hierauf werben einem andern Burſchen die Augen verbunden,
und er wieberholt dasſelbe, wie fein Vorgänger, welches
denn fo lange fortgejegt wird, bis endlich von irgend einem
ber Topf getroffen wird. Dem Treffer gehört der Hahn,
wofür er 24 Kreuzer zu entrichten hat. Sn Jubel, muns
teres Gelächter, Händeklatfhen und Hüpfen der Kinder,
jeitere Bewegungen ac. verkünden ben Kerueftehenden dad
ibe des Gidelſchlages. Die Maſil beginnt einen munteren
Tanz und emfig fieht man die Burfche fich unter die Menge
drängen; jeber fucht nach feinem Mädchen, das er ſchon im
Voraus zum Gigelſchlage eingeladen Hatte. Hochbeglüdt
treten die Findenden in den Kreis zurlick und nach echt
deutſcher Sitte beginnen jept fröhliche Tänze im Angefichte
ber-Anwefenden. Da wird ſelbſt das alte Mütterchen wieder
auf — es redt und ſtredt ſich und moͤchte gern zwei
Schuh höher fein; denn fröhliche Enkel find es ja, die fie
alle betrachten und uberſchauen möchte, und durch die fie an
Ähre Jugend und ihre ganze Vergangenheit erinnert, wird.
‚Hier werben bie Belanntjchaften der jungen Leute zur Öffent-
lichkeit gebracht. Die Eltern und Nadbarn, die. Verwandten
und die örtliche Obrigfeit ſehen und beuitheilen. die Paare,
und fomit werben bie eingegangenen Wahlen durch die öffent»
liche Meinung gleihfam — — ober verworfen. Den oft
fo gefährlichen geheimen Verbindungen wird ftp entgegen
gearbeitet ander Leichtſinnige befehrt und zur inſicht ger
racht. Vieleig mag er noch frühe genug erfennen, daß
ruhige und glüdlicdhe Kay nur felten Beeren Perſonen
verliehen werben, welche eine ehellche Verbindung ganz go
den wohlmeinenben Willen ihrer Eltern, ober gar mit völliger
irſebung des ehrwürbigen vaͤterlichen Anſehens geſchloffen
—* oo:
Und follen wir weiter noch von dem Guten und Näj
Uchen unſeres erwähnten Feſtes reden; fo ſei nur noch fehli
lich gefagt, daß ſich hier in froher Gemüthsſtimmung oft
exbitterte Feinde brüberlih die Hände zur Berföhnung ges
reiht haben. Darum alle Achtung vor ſolchen alth tie
lien Gebraͤuchen.
188
31. Bergmannöfeft.
Auf die Faſtnacht wird dieſes Feft im nörblichen Theile
bes Herzogthums von ben Vergleuten gefeiert. Es bauert
mehrere Tage und beginnt mit einem feierlichen Gottesdienſt,
u dem die Bergleute in ihrer Bergmannstradht im feier:
lichen Zuge fich begeben. Nach demſelben ift gemeinschaft
liches Eſſen bei den Dergnerwaltern und Steigern, worauf
Mufit und Tanz die Feftliczfeit befäjließt. Die Koften werben
von den Gewertſchaften getragen.
35. Das Schifferfeft zu Saub.
(Ritgetpeitt vom Pfarrer Leg in Eanb.)
Bei der Aufzählung Raſſauiſcher Volksfeſte darf auf
das Cauber Echifferfeft nicht fehlen, wern es auch zunaͤchſt
nur Schiffer und Sieuerleute angeht,
Dasjelbe beginnt jährlich am 6. Januar (am Dreifönige-
tage), und dauert mehrere Tage. Da Schiffer und Steuer-
Teute guten Verdienſt haben,’ geht es hoch dabei her. An
bemfelben nahmen früherhin alle zur Zunft Behärige auch
aus den benachbarten Rheinorten Theil. Jetzt wird es zwar
nur mehr von Caubern gefeiert, aber doch eine gewifle Ahnen⸗
probe gefordert. Nur der, deſſen nächte Vorfahren ſchon
dem Stande der Schiffer und Steuerleute angehörten, if
zur Theilnahme am Feſte berechtigt. Den Schluß des Feſtes,
dem in der neueren Beit ber Ball nicht fehlt, machen nicht
felten pantomimifche Darftellungen Berfleibeter, die bisweilen
auch auf gelegten ſchmalen Brettern einherfhreiten, um an:
udeuten, daß fie fo Alles verjubelt Hätten, daß fie „auf
en Latten gehen müßten“,
86. Steffeslab, Stepbanslaib.
Knehte und Mägde „wandern“, d. 5. verändern ihre
Herrſchaften auf dem Weiterwalb, wenn fie das Jahr aus-
halten, allemal auf St. Stephandtag (26. De.) Zum Ab:
ſchied bekommen fie einen Laib Brot, der eine länglide
Form haben muß, mit auf den Weg. Gegen Abend werben
fie aum von ihren Bekannten aus ber alten und neuen Rad
barfchaft abgeholt und bis in die neue Wohnung unter
Jubeigeſchrei und Piftolenfchüffen, zumal wenn es über Land
geht, begleitet. Dieſe alle, und wer ihnen fonft noch von
2
189
Yen Freunden aufftößt, belommen ein Stheden von jenen
teffeslab. Wer davon ißt, befommt das ganze Jahr
fein Zahnweh. B . or
Der feſtliche Überzug kommt faft in allen @egenben des
Landes vor, der Steffeslab und ber aberglaͤubiſche Schup
vor Zahnweh ift aber nur ber einzelnen Gegend eigen.
In Firffingen geht Die zu einer andern Herrfchaft wars
dernde Dienftmagd mit einem Laib Brot, in bem ein Meſſer
ftedt, zu ben Bauerslenten und ſpricht: „Schneid Euch
Stewwesbrot, dann thut Euch der Rüd nit wieh beim Fruchts
ſchneide !“ Daranf erhält fie eine-Hand vol Flach. ö
31. Schweinfchlachten.
Wenn ein Privatmann .ein Schwein ſchlachtet,
er es mi dem ker Degen bie hand Teller ein A
fo Hängt ex e8, wie gewößnlic, ben Leib nach anhen
Sitte ift ziemlich weit verbreitet,
88. Vergeben. ..
Wenn. ein Fremder in Caub an einer Bauftelle ſich vers
geht, d. h. an einen Ort kommt, wo er die Arbeit ftört;
treten ihm die Arbeiter entgegen und halten ihm eine Schnur
vor mit den Worten:
Sie haben fi vergangen,
Die Schnur hält fe Gefangen.
Site werben ſich bequemen,
Und jegt ‘den Beutel: nehmen,
Und geben und ein Trinkgeldl -
Der fo Gefangene muß fih wit einer Kleinigkeit an
Gelb löfen. "
89. Viertel and Nachbarfchaften.
(Zum Theil entiehnt auß'der Mittelrheinifcgen Zeitung 1860. Ro. 48.)
eingau beftehen, mehr oder minder bie ere
PR en Pi od Pr aus alter Zeit Bann
Viertel oder Nachbarſchaften, am Vollkommenſten in Lord)
und Bornig. Die Bewohner dh in mehrere Nachbar
ſchaften getheilt, jede Nachbarſchaft bildet eine in ſich ver⸗
190
bindene Gemeinde. Durch Alter und Herkommen geheiligte,
von den vier aͤlteſten Nachbarn ſiberbrachte Statuten regeln
den Berband, und zwei jedes Jahr neu zu wählende Rach
Barmeifter forgen für Aufrehthaltung ber beſtehenden Drb-
mung und Regelung ber zu leiftenden Nachbardienſte. Diefe
Iepteren Beftehen in Anorbnung ber Dienfte bei gemeinfchafts
ſchaftlichen Angelegenheiten, ald bei Leichenbegängniſſen, Rein-
geitung der gemeinfamen Brunnen, Inftanbhaltung ber Lotten
ei zugefeorenem Rheine, Hilfeleiſtung bei Feuer ımdb Waſſer⸗
noth, in neuerer Zeit auch bei len zur Erzielung der
nöthigen Übereinftimmung, bei Adrefien u. ſ. w.. u. |. m.
Seber Bürger ift Nachbar und bezahlt bei feiner Aufnahme
ein gewiſſes Gintrittögeld; Junggejellen können erſt mit dem
25. eöensjaht Nachbar werben. Bu den Jahreöverfamm-
lungen, die in ber Regel in einem geeigneten Privathaufe
—R an bie —Se 3 einem We
a8 mmen immten je (Neu er Faſtnacht
Fämmtliche Nachbarn ein.
Nachdem der im verflofjenen Jahre Verftorbenen in einem
frommen Gebete gedacht, neue Nachbarmeiſter gewählt, et⸗
waige Abänderungen in den Statuten berathen, bejonbers
wichtige Borfäle in das Nahbarbud aufgezeichnet, neue
Mitglieder aufgenommen, bie obrigkeitlichen Bekanntmachungen
des legten Jahres mitgetheilt und beſprochen worben n. |. w.,
dann bleiben die Berfammelten bei Wein und Bregeln bis
zum fpäten Abenb beijammen. Das Geld Hierzu wirb ans
der Kaffe ber Nahbarjhaft genommen, in welde das Gin-
trittögelb, bie während des Jahres bei Begräbnifien zu ent ⸗
richtenden Gebühren, die Auflagen, Abgaben und era fen
fliegen. Die Augen beleben, die Herzen erweitern fi, man
fühlt das Erhebende eines nachbarlichen Zufammenhaltens,
die Geftraften fepen ſich in einer halb ernften, halb um
riſtiſchen Lage, improvifierte Vorträge erheben das Ganze.
Nach einer Korrefpondenz in. ber „neuen evangelifchen
Kirchenzeitung,” herauögegeben han: & Mepuer 1859,
Be 47 beftehen unter den Deutſ (Sädfen) in Sieben
üirgen, die im Jahre 1142 vom Nieterrhein bort eingewan⸗
dert ind, auch ſoiche Nachbarſchaften, welche gejellig und
auch fonft zufammenhalten. Ein Beugniß für das Hohe Alter
ber Nachbarkhaften im Rheingau.
191
° 30: Der Eauber.' “
(Ein Earakterbild, entworfen vom Pfarrer A Lex in Caub.)
Den Belı Sad bewohnen
efünde, eherhfeohe Den an wer unter
a na dr be ft em
Flede haben.” I
„Schifflſche“ (Schiffer und Steuerleute*) und Laien⸗
brecher“ (Bergleute in den Schiefergruben) Bilden vor⸗
zugsweiſe die Benölterung von Caub. Beide Bolksklafien
find nad) Lebensweiſe und — wie Biele wollen — auch nach
Abſtammung weſenilich verföneben.
Die Schiffifchen haben einen guten, nicht felten auss
jegeichneten Verdienſt, Ginzelne jährlich an 3000 bis 4000
Sildın Sie führen ein gutes, oft auch üppiges Leben und
geigen einen Xuzus in Kleidern und Geräthen, ber ihre Ver:
haltniffe weit Äberfeint, Ihre Frauen und Töchter tragen
nicht felten Kleider im Werthe von 70 bis 80 Bulben. Sie
Tommen am ganzen Rheinftrome, von Strafburg bis Rotter⸗
dam umher und Iernen dadurch andere’ Menfchen, Sitten
und Gebräuche mehr ober weniger kennen. Nichts defto
weniger, und obwohl fie während ber guten reszeit faſt
ſtaͤts vom Hauſe entfernt find, lieben [A doch von Herzen
1 „Der Gäuwer” nad, dem Gauber Dialekte.
2 Im Raſſe ‚en (Canb) beſtehet „Stenermannezwang", d. h.
ohne Unterſchied muß einen Steuermann an Bord —8 vs
bei der Gefährlichkeit der Rheinfahrt von Bingen bis Goblenz (bie aber
durch das Sprengen ber Felſen immer mehr minder, fich vollfommen
rechtfertigt. Dee Cauber Steuermann bat eine doppelte Fahrt. „an Berg«
bi6 Bingen, md „zu Thal” bie Goblenz. Die Yahrt erträgt gegen
wärtig 3 preußiſche ker, Mann aber an den langen Gommertagen
dfter gemacht werden. Den Rüdweg mußte er dase Fuß zurädiegen,
jept bedient er fi der Dampfichiffe oder der iienbahn. Beer aid der
jöhnliche Steuermann wird der Floßenſteuermann bezahlt, ſchon deie
Ib, weil deren uur wenige ſind Die Zahl aller Stenerleute beitägt
jenwärtig elliche und vierz a, Ihre gung müffen fie von einer
— Schifferu und einem ih Inzolamtöbeamten gebiibeten) Kommiſfion
erweiſen · Ihren Dienft beginnen fie als Schif Hungen (8 Zahre),
werden dann Matrofen (3 Jahre), bis ſie zum Kandidaten (3 Jahre)
fortfägreiten und nach beftandener Brüfung und erlangtem Batente in die
Zahl der Stewerlente einrüden. Auch die i per md Räcler Haben
eine Prüfung zu beftehen. Der Stand der „Halfer“ (Fuhrleute, welche
mit Pferden he Schiffe zu Berg ziehen, „pferden“), der früher ſehr ftark
vertreten war, iſt jeht Tat gang oh mundens Die Schlepper” (Schlepyr
dampffchiffe, remorqueurs) find an deren Stelle getreten. Vgl. Ra} ——
tung (EWilh. ichs Berlag) 1857, No. ober Didastalla,
tt zum Frantfurter Journal, 1857, Ro. 258.
192
ihre von hohen ’ umgebene Heimat.“ Gelten hört
man von Schiffen, he zur Eee gegangen, und —* es
einmal geſchah, dann ergriff fie bald das innigfte Heim-
web ud führte fie bald wieber in die „traute Heimat”
zurick.“ Aus biejer Heimatsliebe moͤchte fi auch ber
Patriotismus erflären, den fie während ber Napoleoniſchen
Zwingherrſchaft an ben Tag legten, und ber ihnen, naments
lich hei Bluͤchers Rheinübergang einen Plag in ber Ge
ſchichte ſiche ſichert.
J 73 Eine © Lin Salwenmg se Gegend at per Anffop: „Die Adolyhehehe
uf.
der Sage dad Helm
Benuß nad der Sage das Hei och ei
PD
—* ve A Ereigni
— Derte
Sehe
*
ugs von 1814, und —5 xhein. Antiquarius, ſowie
ie —— Blätter“ von Beiden AP 1846, Ro. 9. Yür den,
der nur Imterhaltung ſucht, ſei noch ®. DO. Horns (deö genannten
Dertels) Voltsſchrift ger ers Shüpling“ (Wiekbaden, Kreidel und
Riemer) —*88 das die ſchtlichen En hat achen Eee Ye
dert, och das fchöne Bild des Berliner Malers Burger, Bü
Rpeinül ang bei Caub darftellend, eine Kopie uebft Erklärung — der
„Aufte. Zeitung“ von Hadl mer 1861, Ro. 35.
zn neueſter Zeit iſ jenfeits ——— id Ben
eingefügte eijerne Platte der Ort De ned be bezeichnet, leider aber
Mh gen. Die Blatt träge Die Snfgnlt: fm dr den Heil 1695
am 31. December um Mitternacht zog reich an dieser Stelle
Fürst Blücher von Wahlstadt, Feldmarschall, genannt Vorwärts,
mit seinen Tapfern tiber den Rhein sur Wiedergebart Preussens und
des deutschen Vaterlandes. Errichtet im November 1853 durch Ferd.
Diepenbrock und C. Densin.“ Bel. Rafi, Jeit. 1857, Ro. 189.
Die ältere Geſchichte Canbs, fowie die te ber ganzen Pfalz
Coon der das Unteramt Taub — die Stadt mit den Dörfern Gauers
that, Weifel und Doͤrſcheid unter dem Oberamt Baharad — ein
„Brad eher vnfänneen. generphehihen Behrihen
imer nolftändigen in_der
— FEN von Johan Godwin Widder.“ Frankfurt
8
ichte der — ten — ihren volitiſchen, kirchlichen und
literariſchen Berhäftuiffen, von Dr. Lı ———— tl. Brof.
an der Univerfität Veidelber en She — 2 Büı
des verdieuftvollen G. Beſchreibung des
Naſſan · (Wiesbaden 1843) ir vide —e Auffchlüfle.
Die ——8 der. —A— des Volles“ verweiſe ich auf die
Sarit unferes geniolen ®. 9, Miehl: „die Pfälger, ein vheinüches
Boltsbild" (Stutigart und Augaburg 18, die theilweiie hierher gehört,
193
Der Laienbrecher ift ihnen gegenfiber cin glebac ad-
seriptus (an der Scholle Haftender) und wird mit Hochmuth
behandelt, dennoch verbient er die vollſte Achtung.
Der Schieferbau, ber früher nur Läffig betrieben wurde,
bat fi) in neuefter Zeit durch den Aufſchwung der Gewerbe
und den Fortſchritt der Wiſſenſchaft bedeutend gehoben, zus
mal das Produft des Cauber Bergbaues fi duch Güte,
Farbe und Haltbarkeit vortheilhaft auszeichnet.* Der Cauber
Schieferbau beihäftigt gegenwärtig (1859) über 300 Berg:
leute. Bei allem dem belebt den Cauber Laienbrecher nicht
der an andern Orten (z. B. im Erzgebirge und jelbft in
einzelnen Theilen unfered Herzogthums) herrſchende Berg-
mannögeift. Die Cauber Bergleute haben Feine eigene Tracht,
feine Knappſchaftskaſſe, Feine Bergfefte, wenig von der berg-
männijchen Sprache, und ihre Arbeit („Schicht“) ift auf die
Zeit des Tages beſchraͤnkt. Ihr Lohn tft jehr gering; 5 Gulden
wöchentlich und oft noch weniger. Dabei müllen fie ſich
Licht, Pulver und Bandiwertögefäjirre ftellen. Und dennoch
find fie genügfam und heiter und freuen ſich nach des Tages
Laft und Hige im Kreife der Ihrigen — fowie auf Faſt—
nacht und an den Kirmestagen ” bei ihrem Stiherlingögelde —
auf das Herzlichfte. Man fieht bei dem Gauber Bergmanne,
wie wenig der Menſch bedarf, um zufrieden und heiter zu fein.
6 Vielleicht ift es Manchem nicht unintereffant, zu erfahren, daß Ras
voleons III Echlößhen zu Arenenberg (im Kanton Thurgau) mit
Cauber Schiefer gededt * in neuefter Zeit hat man den Gauber Schiefer
woltert, wodurd; er dad njehen des fchönften Marmors erhält. Der
neue Altar in der Cauber evangelifcgen Kirche liefert dafür den Beweis,
Softe der neue Juduftriegweig in die rechten Kände gerathen; fo gen
dem Gauber Bergbau eine bedeutende Zukunft bevor, zumal der fonft
werthlofe Abfall noch zu gutem Dünger verwendbar ift.
7 Kicmes werden bie beiden (am Diendtage nah Trinitatis und
am Dienstage nad Martini in Gaub flattfindenten) Märkte genannt,
Vielleicht mag der erfte Markt in alter Zeit in der That eine „Sirmes
(Rircmeibfef) gewefen fein, da die Kirche in Caub in alter Zeit der h.
Dreifaltigteit gemeihet war.
8 Sticerlingsgeld heißt in Gaub das Geld (in der Regel 3
oder 4 preupiiche Thaler), das die Grubenbefiger jährlich drei oder vier
Mal an ihre Arbeiter autzahlen. Da in alter Zeit die nicht beachteten
Sticperlinge (ein Eticherling tft gleich einem Biertel des Rormalfteines)
den Arbeitern zufielen, fo { jept dad Geld gemiffermaßen ala eine Abe
findungsfumme anzufehen. Es wird gewöhnlich zum Vergnügen verwendet.
Ahnlich verhält es fich mit den „Achtelchen“ (dad „Achtelhen“ gleich einem
halben Sticherling) und den zum Schieferverbrande Umgeelgneten Platten
4 Adstelögeld, Plattengeld“). (ine 8 Fuß lange von Schieferfteinen ger
bildete Reihe heißt ein Reis. Der Schiefervertauf findet „nach Reis“
Gtatt. Gegenwärtig (1859) wird 1 Reis guter Rormalfchieferiteine mit
24 Gulden bezahlt.
Kebrein: Doltöfitte, 13
194
Beide Volksklaſſen find aud im Äußern verjchiehen.
Während der Laienbreher im Allgemeinen blaß und weniger
ſicher in feinem Auftreten ift, tritt der Schiffiiche felbfibe
wußt und nicht felten elegant (befonders in Weißzeuge) auf,
hat eine gejunde, blühende Gefichtöfarbe, eine laute, etwas
fingende Sprache und fügt, wenn er fteht, das Gewicht des
Körperd (eine Folge der Schwankungen des Schiffes) auf
beide Füße. Den Matrofen läßt außerdem die Kleidung
erkennen. Er trägt in der Regel eine lange, hochrothe ober
hellblaue wollene Jade mit beinenen Rudy, den Kopf mit
einem breitrandigen Hute oder einer leichten Müße bedeckt.
Dabei führt er, wie jeder Schiffer, das Scifermeiiers
das er in einer hoͤlzernen Scheide in ber Weite feiner Hoſen
birgt. Bei_einzelnen Gelegenheiten, namentlich an dem jährs
lich am Dreifönigstage wiederkehrenden Schifferfefte
(dem alten Zunftfefte der Schiffer) verausgabt der Schiffiiche
Viel und hält fireng darauf, daß nur von Schiffiſchen
abftammende Schiffer und Steuerleute an dem Fefte Theil
nchmen.:° Wie in den höchſten Kreiſen der Geſellſchaft
muß jeder Schiffiihe feine Ahnenprobe beftehen.
Daß es bei diefer im innerſten Weſen - beider Volkes
klaſſen begründeten Verſchiedenheit bisweilen zu gegenfeitigen
Neibereien und felbft Streitigkeiten kommt, ift erflärli, und
wenn der Schiffiſche ben Laienbrecher eine „Landratte” nennt,
fo erinnert dieſer fpöttifch an den Steuermann, der, ald er
das Taſchentuch vergefjen, feiner Frau durch das Sprach⸗
rohr: „Nummer — zurufen ließ.
Beide finden jedoch auf neutralem Gebiete, in dem Wein⸗
baue! ihre Vereinigung. Wie die Gegend um Gaub durch
9 Das „Schiffermefier“, in der Regel 1 Schub fang, ift nit felten
amı Griffe koftbar eingelegt und hat die Defimmung, dem Schiffer bei
feinen mannigfachen Verrihtungen auf der Reife zu dienen.
10 Sier noch ein Wort über den Rhein. Der Lauf des Rheins von
der Sandeögränge oberhalb Biebrich dis zur Randesgränge zwifchen Rieder«
Nahnftein und Horchheim bat (nad) Vogels Beidhr. des Herzoyth. Rafjanı
©. 18) eine Länge von 277,692 Zuß. Bei Geifenheim erreicht der
Strom feine gröhte Breite (mern id nicht irre an 1300 Fuß.) IR
feine Breite bei Caub auch nicht fo bedeutend; fo ift fie doch immer mod
geile, ale zn. bei der go ber Berge auf den erften ai win
nad) einer Vermeſſung errn Rechnungsrathes von Bonp: ifchen
800 bis 900 Zub). Am tiefften möchte er bei Caub an dem fi —2
„Biebenjteine” fein (nad; Angabe der Schiffer do bis 100 Sup) Seine
matürliche Zarbe ift grün. Ch Die grüne Farbe in dem Umftande ihre
Erklärung findet, af der Mhein aus Kalkfteinformationen jtrömt, lafle
Ad) umentfgjieden.
411 Ju Übereinftimmung mit der Bedeutung des Ramens Caub, wenn
anders deſſen Herleitung von cupa vini oder aud von cula (ber
195
den Mangel an Bäumen und die überall dem Ange entgegen
tretenden Reben auf den erften Blick auffällt, jo bezieht ng
auch alles Denken und Streben der Bewohner ber Gegen!
auf bie Pflege des Weinftods, der fie jeden berufsfreien
Augenblid widmen. iꝛ Es ift wahrhaft ergreifend, zu fehen,
wie im Fruͤhjahre die Menfchen, mit ſchweren Düngerlaften
beladen, die fteilen Dee hinanklimmen, um ifren Lieblingen
Nahrung zu bringen, Das Wetter des ganzen Jahres (vom
erften Januar bis zum legten Dezember) wird allein auf
den Weinftod bezogen. Er wird im Hand und auf der
Straße, in engem und weitern Kreifen beiprochen, und ein
paar Sonnenblide bei trübem Wetter find oft hinreichend,
die Hoffnung des Winzerd ebenfo zu heben, wie fie nicht
felten nur einige Regentage banieber zu drücken vermögen.
Es laßt fih darum denken, wie nieberichlagend die Iepten
Mißjahre auf die Stimmung einwirken mußten, wie aber
audy das Jahr 1857 eine Freude hervorrief, die ſich überall
in heitern Mienen und nicht jelten fogar im Ianteften Jubel
äußerte. Bei dieſer Liebe zum Weinftode iſt es erflärlich,
wie Jeder, auch der Armfte, feinen tunigeren Wunſch begt,
als in den Befip eines eigenen „Wingerts“ zu kommen.
Und mag e8 auch fein, daß der Wein, den er erntet, Längft
im Befige vermögenderer Leute ift, er freut ſich body, wenn
die „Leſe“ kommt, und Bringt mit dem reichen Mitbürger
gern feine Gabe an Trauben Geiftlichen, Lehrern und Freunden
dar. Denn das ift ein | höner Zug im Charakter des Caubers,
daß er gern, wen Gott ihm einen reichen „Herbſt“ beichert,
nad) allen Seiten hin mittheilt unb fi von Herzen freut,
wenn er Andere frod und heiter erblidt.
Es ift dieſes Folge feiner natürlichen Gutmüthigkeit, aber
auch feine® frommen religiöfen Sinnes, der zu der
Eigenthuͤmlichkeit feines Wen gehört. Fern von aller
Kopfhängerei (bie überhaupt dem Nheinländer fern Liegt)
wohnt er fleißig dem Gottesdienſte bei, und der Schiffer
ſtoͤßt nicht vom Lande, der Bergmann tritt nicht in die
Grube, ohne vorher zu beten. Ja kein Haus wird getroffen,
des b, Theoneft, des erften Nebenpflangerd in Gaub) ihre Aistigtet
hat. fiber den Urfprungdes Namens vergl. „Weidenbahs Rhelngaulſche
Zlätter" , 1856 ©. 4. und Naſſauiſe eitung 1858. Ro. 132, fowie
das Schöne Gediht Simrods: „Ihr Männer Caubs, warum vergeßt
hr eures Heilgen, Theoneit?” u, |. w.
12 Die einzelnen Beihhäftigungen des Winzers haben Ihe befonderen
echniſchen) Bezeichnungen, 4 8 „ber BWeinftod wird gegraben, gelantert,
gerüht, es wird gebunden, geheftet, genbert u. a. Gishe das Woͤrterbuch.
196
in dem ſich nicht ein gutes Gebetbuch (In ber Regel ein
„Stark“ oder „äenitofer) Aue 2
Körperlid, ift der Cauber wohlgebilbet und kräftig,
was bie jährlichen Konfkriptionen bezeugen.?* Bei_allem
dem erreicht er Fein Hohes Alter. Achtzigjährige, wie fie auf
dem Weſterwalde häufig gefunden, werden, find in Gaub eine
Seltenheit; aber man darf ber Überzeugung Ieben, daß ber
Branntweingenuß nicht die Urſache der früheren Sterblich⸗
keit iſt. Der Branntwein ; beinahe gar nicht in Caub bes
kannt, und ſelbſt das Bier findet geringe Teilnahme. Biers
wirtichaften, bie zeitweife auftauchten, find allmählich wieder
verſchwunden. Dagegen floriert der Wein. Zum größten
Theile aus „Rleinberger“ Trauben gezogen, iſt er jehr „ſüffig“,
wenn er aud) feine lange Haltbarkeit hat.’ Sein Genuß
gibt dem Gauber den Deilern Sinn, der den Rheinländer
- auszeichnet, aber nicht felten auch zum Leichtfinne führt.
13 Die Bevöfferung in Gaub tft übermiegenb enangelifch (mie fie
früher, in Folge ihrer Verbindung mit Kurpfalz, das reformierte Bekennt-
niß hatte). Bei der im Auguit 1858 vorgenommenen Zählung waren
unter 401 garten 273 ewanglifge, A2 fatholifche und 64 gemifhte
Ehen. — 1e genannten Gebetbücher find bei der evangelifcher Bevölkerung
Ganbs fehr beliebt. „Starts tägliches Handbuch im guten und bäfen
Tagen," Frankfurt a. M., wenn id nicht tree, 1728 zum erſten Male
erfienen, hat bis jet etliche und dreißig Auflagen erlebt, und „Joh.
aulitoters Br. in Herijau) new eröffnet Bimmiticher Belbraudr
hap oder vollftändiges Gebetbud u. f w. Bajel 1691” ift noch m
unferm Jahrhundert neu aufgelegt worden.
14 Jedenfalls trägt die Rage des Stadtchens zur Geſundheit bei.
Seit dem 3. 1814, wo in Folge der Ariegserelgnifie das Lazaretfieher
in Gaub wüthete, war der Drt von jeder verheerenden Kranfheit derſchont.
Es fei noch erwähnt, daß in Gaub der Genuß des Rheinwaflers für
ſSaͤdiich gehalten wird. Im wiefern diefe Annahme begründet iſt, mögen
Kundige entfcpeiden; mir genügt eö, anzufübten, daß in Paris dem Seiner
wafjer diefelbe Wirkung, wie in Caub dem Rpeinwafjer zugeſchrieben wird.
15 Auch das Cauber Geläute (durd 5 Gloden gebildet, von denen
die größte „Sufanna” 80 Gentner wiegt) tönt — nad der befannten
Aneldote — „vinum bonum, vinum bonum,“ und nicht: „Rlemberwein,
Piemberwein.“ Da die ip „untern Rheingau‘ vorzugemwelje gepflangten
Meinbergere, Ruländerr, Oftreicher-, Traminer-Tranben frühe reifen; fo
Tann es vorfommen, daß der untere Rheingau einen guten „derbit” macht,
. während der „obere Rheingau" (im dem amentilh Rieslinge gezogen
werden) gar nichts erntet. librigend fommt dieſes doch wenig wor. umd
wahr bleibt das Sprichwort des Rheinländers:
„Kleiner Rhein, guter Wein,
Großer Rhein, ſchlechter Bein!"
Im Amte St. Goaröhaufen hat der Weinbau nicht abgenommen,
FA die giguete Fr ae, —S — I den Amtern
eund Brauba in lehterem,. nach der Mittelrheinifchen Zeit
felt 1855 über 400 Morgen) —E ließ. WGW
197
In geiftiger Rüdficht ift der Cauber gewedt und
bereit zum Guten. Das Wahre und Edle ergreift er mit
beter Begeifterung, nicht jeiten aber erfaltet Fein feuriger
ifer wieder und ſiukt auf das gewöhnliche Maß herab. Er
brauſt leicht auf, ohne e8 im Herzen böfe zu meinen. Er
Tommt daher oft wegen Wortftreitigfeiten vor Amt und ift
nicht felten wegen Vergehen, Die er in ber erften Hite be-
gangen, in üiblerem Lichte erjdyienen, als er in ber That
verdiente. In feinem Benehmen gegen Andere ift er bieder
und herzlich und kennt Feine Tücke. Nach einem Streite ift
er fchnell zur Verföhnung bereit. Dabet ift er vol Lebens⸗
luſt, Wig und Schalfheit, und wer ihn von diefer Site
auffaßt, wird gewiß auf das Freundlichſte mit ihm verfehren.
Nimmt man dazu, daß in feinem Haufe eine faft Hollän-
diſche Reinlichkeit Herrfcht, daß er in hohem Grade thätig
und fleißig ift, fo daß im Sommer ſchon um 2 Uhr Morgend
die Urbeit beginnt,?° dann wird man gewiß feine Achtung
einem Volksftamme nicht verfagen, der mit franzöftjcher Leben«
bigfeit deutſchen Fleiß, deutſches Gemüth und deuiſche Bie—
derkeit eirigt, und um fo lieber und mit vollem Herzen in
die Worte des Dichter einflimmen:
„Bieh gern an ben Rhein, zieh.gern an ben Rhein,
Mein Freund, ich rathe dir gutl® 17
16 Der Fleiß wird aber auch dem Arbeiter in Caub gelohnt! Der
Taglohn Serrägt dafelbft (1850) 1 Gulden und feigt in einzelnen Fälleu
noch höher. Selbft Schulkinder verdienen durch nur mehrftundige
Arbeit, 24 bis 30 Kreuzer. Bei dem — allerdings nur danı und wann
vortommenden — „Richten der Schiffe" Tann ein fleißiger Arbeiter —
oft nur duch die Arbeit weniger Stunden — mehrere Thaler verdienen.
17 Es bedarf wol faum der Bemerkung, daß der Charakter des Caubers
durch die frühere 500jährige Regierung von Kurpfalz (Caub ift erft feit
dem 3. 1802 naſſauiſch geworden, vgl. Naffauifche Zeitung 1857, Ro.
284 und 1858, No. 131), fowie —8 gen veformiertes Belenntniß, das
es von dem benachbarten Trier und Mainz fcied, nicht unweſentlich
beftimmt worden ift. Auffclüffe über die Einführung der Reformation
gint das vor Kurzem erjchienene leſenswerthe Schriftchen von dem Schufs
inipeftor ©. W. Röder zu Hanau (einem gebornen Cauber): Beiträge
u Drtde und Kirchengeſchichte der Stadt Taub. Hanau 1860. Dal.
(gem. Naſſau. Schulblatt von Dr. Geebode, 1860, No. 32. — Wie
fich in neuelter Zeit die Eigenthümlidhkeit des Caubers mebr oder weniger
verwifcht hat und ſich fm Verlaufe der Zeit, befonders durch Dampfichiffe
und Eifenbahnen inmer mehr verwiſchen wird, bedarf nur einer Andeutuug,
da die Folgen diefer neuen Rommunifationsmittel überall in gleicher
Weiſe zu Tage treten. Sollte nun nod, wie vermuthet wird, die beabs
fhtigte Aufgebung des Rhelnzols wirklich erfolgen, fo würde diejed auf
die Geftaltung der Phyfiognomie von Eaub in materieller und geiftiger
Aüdfiht vorausfihtlich nicht ohne bedeutende Einwirkung bleiben,
198
41. Der Rheingau und der Nheinganer.
Guheorad and „Land und Leute” von B. . Riebl, 5. verbefferte
Auflage, Stuttgart 1861. ©. 163 f. — Iqh habe nur einige Anm⸗
nuder dem Tegte beigefügt und der @leihförmigfeit wegen die Oril
‚graphie hier und da geändert.)
Bwei der derbſten Gegenfäpe deutſcher Volksperſoͤnlich⸗
keit jollen hier al8 ein Exempel aller verwandten Bolfögruppen
neben einander geftellt werben: bie Rheingauer als echte
Vertreter des zeriplitterten mitteldeutſchen Foirstebens und
die Sübbayern ald echte Stammhalter des nach breiten Waſſen
entfalteten ſüddeutſchen Volksthumes. Ein armed Volk und
ein reiches. Aber in dem Bilde des armen Volkes wird ein
heiterer, ein humoriſtiſcher Grundzug überall hervorlugen,
wie in dem Konterfei des reichen ein melancholiſchet. Und
das arme Bolt wohnt in dem reichen Winkel der alten go
denen Pfaffengafje am Rheinftrom, und das reihe auf ben
armen öden Hochflaͤchen und Vorbergen Rhätiend! Treten
wir zuerft zu dem armen Volk im reichen Lande,
68 {ft ein altes Lieb, daß der Rheingau franfe an ein
feitiger Überfultur, denn es wirb bereits jeit dem 15. Jahr:
Hundert gefungen. Schon damals ftanden Gewerbe, Aderban
und Biehzucht in feinem Verhaͤltniß mehr zu dem Übermaß
der Weingärten, ſchon damald war der Weinbau eıne Sucht
geworben, und das Volk verarmte und verbarb, weil ed
von ber figen Idee nicht laſſen konnte, daß aus jeder Scholle
Landes ein Weinbrunnen rinnen müſſe.
Wir haben hier eine ganze Bevölkerung vor und, welche
ke foziale Elend, das und ein modernes bünft, bereits
jeit Jahrhunderten ansftubiert hat, ein Bauernland, welches
ſchon feit vielen Menfchenaltern gerade den Fluch) am ſchwerſten
trägt, den man fonft von den bäuerlidien Gegenden am
meiften weggenommen wähnt, den Fluch des Mifverhält:
niſſes zwifchen der Rente des Kapitald und dem Lohn ber
Arbeit. Wie jept der rheingauifche Winzer nach Norbamerifa
und Auftralien auswandert, um zu verſuchen, ob er bort
leichteren Herzens die Frucht feines Weinftodes brechen Fönne,
fo iſt er fhon im 12. und 13. Jahrhundert nach Sachſen
und Heffen, ja nad) Brandenburg und Pommern Binausge-
zogen, wo er Weinbaufolonien gründete, die freilich längft
zu Grunde gegangen find. Aber beftehen blieb der Weltruf,
welchen Diele Auswanderer den Produkten ihres Heimat:
lichen Bodens gewannen und bie Abſatzwege, welche durch
fie denfelben geöffnet wurden.
199
Die Überkultur bebrängt ſchon feit unvordenklichen Tagen
dieſen Landftrih. Doc erft in neuefter Zeit ließen ſich die
Bewohner durch die bitterfte Noth zwingen, hier und da zu
einfacheren, gröberen Formen des Anbaues zurückzukehren
und zu dem Weine fih auch ein Stück Brot zu ſuchen. Im
Namen der höheren Kultur rodet man Weinberge zu Kars
toffelädern und Kornfeldern um, und freut fi) des Gcwinnes,
als ob man eine Wüftenei gerobet hätte. Wenn man ſonſi
im Rheingau einen Mann als recht nachläfjigen lüderlichen
Wirtſchafter bezeichnen wollte, fo fagte man von ihm: „Gr
pflügt feinen Weinberg“. Jetzt bat das Pflügen des Wein-
berges aufgehört Barbarei zu fein, denn aus den Furchen
des Pfluged wächft doch vielfach da ein gewiſſes Stüd Brot,
wo vordem aus dem mühfeligen Haͤufelwerk der Weinberg:
baue nur ber gewiſſe Banferott aufgejproßt war. Der Vieh:
ftanb ber meiften Weinbauern war Bisher viel zu Elein —
nicht erſt feit geftern, fondern bereits feit Jahrhunderten —
und doch beginnt man jept erft ben Zauberkreis der Wein⸗
berge zu durchbrechen und profaijche Kleeäder und Wieſen⸗
gründe anzulegen.
Gleich Hinter dem Johannisberg wurde im Spätfommer
1850 der Wanderer durdy den Anblid eines weitgebehnten
Berghanges überrafcht, auf welchem ſich taufende von kleinen
qualmenden Feuern aneinander reiheten, zur Nachtzeit anzu⸗
ſchauen, als habe hier ein Kriegsheer fein Lager aufgefchlagen,
während fie bei Tag dem von ber Höhe Herabfteigenden
das ganze Rheinthal in die dichteſte Rauchhülle verſenkten.
Es war bie ein großartiges Rodungsfeuer, welches die auf
eine Pyramiden gehäuften Rajenftüde fammt dem endlofen
Wurzelwerk eines bujchigen Waldbodens verzehren und jo
die Fläche zum erften Umbruch fruchtbar machen follte, ein
NRodungsfeuer, nicht, wie in Amerifa, wider die uralte Wilb-
niß gerichtet, jonbern wiber das Elend ber Üßerfultur, wie
es in den angränzenden koͤniglichen Debenbügeln des Johans
nisberges unter golbgleißender Hülle ſich verbirgt. Die alten
Rheingauer würden ſich allefammt im Grabe unibrehen,
wenn fie erführen, daß man Anno 1850 an den Graͤnzfurchen
des Johanuisberges neue — Kartoffeläder angelegt. Und
doch ift es wirklich fo gejchehen!
Drei weiland geiftliche Fürftenthüimer ftießen am Mittel:
heine zufammen: Würzburg, Kurmainz und Kurtrier. Im
Rhein⸗, Maine und Mofelthale fielen die köftlihen Wein:
lagen in ihre Gebiete. Diefer von Südoft nah Nordweſt
weithin geftrectte Laudſtrich bildet den eigentlichen Kern des
200
weftlichen Mitteldeutſchlands. Hier iſt ſeit Jahrhunderten
der Aderbau ſelbſt eine Luxusinduſtrie geworben; der Winzer
fpefulierte im Mittelalter ſchon auf die Schwelgerei der zahl
zeichen Fürften und Edeln, die ſich bier ringsum zu Dutzenden
angefiebelt hatten, und auf die aurfigen gehlen in ben reichen
norbdeutjchen Handelöftädten. Kam die Zeit der Noth, dann
brauchte Niemand mehr feinen Rheinwein zu trinken, und
der Weinbauer trank fih an feinem eigenen Gewächs zum
Lumpen. Reiche und arme Leute gibts in diefen gejegneten
Gauen des Mittelrheind und feiner Seitenthäler feit uralten
Tagen, aber feinen feften Mittelftand. „Hier ift für Deutſch⸗
Iand eine der Stammburgen des vierten Standes. Der
Weinbau fepte bereit3 dad ganze Elend des induftriellen
Proletariated in die Welt, ald ed noch gar feine moberne
Induſtrie gab. Dem traubenreihen Maingrund zur Seite
aber liegt auf würzburgiſchem und kurmainziſchem Gebiete
Rhön und Spefjart mit ihrem verfümmernden Volfe, dem
üppigen Rheingau zur Seite im Taunus ber ‚Dungerbegiet
des ehemaligen kurmainziſchen Amtes Königftein, und an bie
Weinthäler Kurtriers grängt der arme Trier ſche Antheil bed
Wefterwalbes und bie noch viel ärmere Eifel und der Hund
rück. So haben wir hier in den Thälern den Humor und
auf den Bergen die Tragif des Elendes beifammen. Der eigent-
liche Mittel: und Knotenpunkt biejer merkwürdigen Länder
gruppe {ft unfer Rheingau.
Kein dem Luzus dienender Induſtriezweig erholte ſich
langſamer von den Erfhütterungen des Jahres 1848 als
die höhere Weinkultur. Bei der nafjauifchen Domanialweins
verfteigerung von 1850 fiel ber hoͤchſte Preis einem Stüd
Hochheimer Domdechantei 1846ger zu, welches nur mit
5000 fl. bezahlt wurde. Drei Jahre früher wären für ein
Stüd ſolchen Weines vieleicht 12 bis 14,000 fl. gegeben
worden! Seltene, ganz alte Kabinetsweine aus den —
Jahrgangen des 18. Jahrhunderts, die man vordem zu un⸗
par Preiſen verkaufte, ſinken immer tiefer im
enn jegt fo viele Hunderte für derlei Seltenheiten gelöft
werben, als wol Taujende im Laufe der Zeit für fie aufge
wandt wurden, dann ift der Handel am Ende noch nicht
ſchlecht geweſen. Merkwüͤrdig ſchnell ift die frühere Vorliebe
für den alten Wein geihwunden und ber junge gleich ein»
feitig in Mode gefommen. Tiefer Wandel im Weingefhmad
{ft dem des geiftigen Geſchmackes nicht nnaͤhnlich. Die alten
Weine find ſchwer, Fräftig, aber auch herb, rauh und ohne
ben prickelnden Reiz des feinen mobernen Äromas; es ſteckt
201
nicht To feine Kunſt der Behandlung in ihnen, wie in den
jungen. Nur in dem ariftokratifchen england erfreut ſich der
alte Rheinwein in Flaſchen, die mit Kellerſand bebedt und
mit Spinnweben verziert find, noch des überlieferten Vorzugs.
Der 42ger Wein galt am Rheine Anno fünfzig ſchon fir
malten Wein.” dem echten Becher war er bereits „eine Arznei,”
fein „fühfiger Trunk“ mehr, und nur in den wenigften Pri⸗
vatkellern lagerten noch Vorräthe desſelben. Auch ber 184öger
würde wol gar gleichfall® nicht mehr jung fein, wenn das
zwiſchen ein anderer auögezeichneter Jahrgang dageweſen
wäre. Der Abt würde fid) bei einer neuen Theilung der
Erde nicht mehr wie zu Schillers: Zeit den „edlen Firne⸗
wein” wählen, fondern einen recht jungen, ber gerade bis
dahin aufgetrunfen fein müßte, wo er firn geworden wäre.
Wie aber der Weinpreis im Anfange ber fünfziger Jahre
gefallen war, fo reißend flieg er auch wieder gegen Die Mitte
des Jahrzehntes. Nun ward Gelb bie Fülle geboten, allein
die Bauern hatten einen Wein. Es flutet der feine Wein⸗
bau wie ein Bergfirom, ber Heute überläuft und morgen
vertrodnet.
Dieſe Abhängigkeit der Erwerbsverhaͤltniſſe eines ganzen
Landftriched von der Mode, von ber Laune einer guten ober
ſchlechten Beit unterwühlt alle Feſten bes fozialen Lebens,
Der Heine Weinzapf waͤchſt in dem Grade, ald der größere
Handel zuſammenſchrumpft; darum fehoffen in jener kurzen
Friſt der Fülle, da ich Dies ſchrieb, die fogenannten Strauß⸗
und Hedenwirtiaften? im Rheingau überall wie Pilze empor.
Schier jeder Eleine Bauer wollte Wirtſchaft halten. Der
Wein ward folchergeftalt im -Tröbelhanbel verſchleudert, im
Ausverkauf unter dem Kabrifpreije, damit nur etwas baares
Gelb herbeikomme. Es Iugte ein furchtbares Elend hinter
jenen zahllojen Straußwirtſchaften.
Auf dem jenfeitigen Rheinufer fam es vor, baf ber ge
ringe Wein nicht mehr nad dem Maße, fondern nach der
Trinkzeit außgejchenft wurde: „Eine Stunde zu triufen
toftet 6 Kreuzer, die angefangene Stunde gilt Hr voll“
Die Mode wandte ſich von ben geringeren Weinen des eigent»
lichen Rheingaues immer mehr ab; bie leichten Pfälzerweine,
die minder Betten, aber audy matteren Weine des unteren
Rheinthales hatten bie geringen Rheingauer Sorten vielfach
aus ben Eipoppenwirtfenften ber Nachbarländer verdrängt,
1 Zn dem Gedicht: „Die Thellung der Erde.“
. Hedenwirt im Birtrbug.
202
und dies begann auf bie Gziftenz der Meinen Weinbauern
den traurigften Einfluß zu fiben. Zudem hatte Preußen
feinen Weinbau durch einen foͤrmlichen Schutzzoll vor ber
gefäbefiäen Nebenbuhlerichaft der Rheingauer Weine gefichert,
indem e8 von Diefen eine Weinübergangsfteuer erhob, welche bei
den geringeren Sorten einem Ginfuhrverbot gleihfam, und
den diesfeitigen Produzenten, Die ſich feines ſolchen Schuges
erfrenten, den empfindlichften Nachtheil brachte.
Der Häuferwerth war felbiger Zeit in den meiften rhein-
gauiſchen Ortſchaften unglaublich tief geſunken. Häufer, deren
bloße Bautoften fi) wol auf 12 bis 14,000 @ulben belaufen
haben mögen, find, obgleich im beften Zuſtande, hie und ba
zu 3 bis 4000 Gulden wieber verkauft worden. Aus ftatt-
Li alten Herrenhäufern, deren Portale mit Wappen und
andern Bilpwerfen geihmüdt find, ſchauten proletariſche In-
ſaſſen Hinter zerbrochenen ober mit Papier verklehten Fenfter-
ſcheiben hervor.
Man hat nad einem zweihundertjäßrigen Durchſchnitt
ausgerechnet, daß im Rheingau — Jahre 11 geringe
Weinfahre kommen — für den größeren Gutsbeſitzer; für
den Eleinen Bauer find das 11 Noth- und Hungerjahre!
An den 9000 Morgen Weingelände bes Rheingaues, bie
dem auf dem Dampfichiffe vorüberjagenben Touriften im
Nebengrün fo Iuftig entgegenfchimmern, wird gar mandye
bange Hoffnung in jedem Frühling mühjelig eingegraben,
und im Herbft Ha ſichs doch, daß I ge wur Yunger
und Kummer barinnen aufgewacjen ſei. Mehr als fieben
und eine Halbe Million Flaſchen großentheild vortrefflichen
Weines erzeugt ein guter Rheingauer Herbft, aber es fügen
viele Bittere Thränen in dem füßen Wein. Das Würfelfpiel
der „BBeinjahre“ ift Die Angftfrage des Rheingauers. Der
tomme Glaube hat nicht umſonſt jo viele Herrgottsbilder
in die Weinberge geftellt; er läßt fi den Johanniswein in
ber Kirche fegnen, und fehüttet ihn als den legten Aufguß
zu dem jungen Wein ind Faß, damit gleihjam ein Segen
das Faß ſchließe und den ebein Stoff behüte. Der Bolkss
aberglaube ift in taufend Formen gefchäftig, er fragt bie
geheimnigvolle Blüte des Epheus um Ku über bie
naͤchſte Weinernte, und fucht in den Blumenfeldyen der
Jerichorofe die Zukunft bes Herbftes zu leſen. Die Wiſſen⸗
ſchaft hat auögerechnet, daß man bie Zahl ber Wärmegrade
einer Sommerperiode in die Zahl der darin gefalenen Regen»
menge nad) Kubıfzollen auf den Duabratfuß dividieren müfje,
um bie auf das Moftgewicht zurüdgeführte Weingüte dar⸗
203
nad mit Sicherheit zu beftimmen, und Jeder kann ſich fo
von ber Zeit bed Verblühens des Weinftodes an alltäglich
in feinem Kalender notieren, um wie viel Grade er zum reicyen
Beſiß höher aufgefiegen ‚ ober um wie viel Kubikzoll ex
tiefer in Noth und Elend zurüdgefallen ift.
Alle diefe Vorausbeſtimmungen haben ihren unverfiege
baren Reiz in einem gemeinfamen Punkt — in ihrer Unzus
verläffigkeit. Selbft wenn der Moft aus ber Kelter rinnt,
weiß der Winzer noch nicht ganz, was er an ihm hat.
Mancher ſcheinbar geiftlofe Moft ift ſchon mit der Zeit zu
einem wahren Genie von einem firnen Wein herangemachjen
— fo gieng es z. B. vielfach mit dem 1848er — und um-
gekehrt offenbart mancher vielverſprechende „febermeiße“ 3
erft dann feine Flachheit und Mattheit, wenn er audgegoren.
Das ift dad Geheimniß des Geiftigen im Wein, feines
Duftes, feiner Würzen, die fid) mit der Moftwage nicht
wägen laflen, fo wenig als eines Menſchen Genius feiner
mÖäre ,“ bie ſich nicht vorherbeftimmen laßt, fo wenig als
eines Menfchen innerer ——— Ein Spielball
aber für dieſe dunkle Myſtik der Naturkräfte iſt des armen
Weinbauern ganze Exiftenz.
Die alten Rheingauer Mofterbrüder, welche bie Beiben
uebeneulerfchen Großmaͤchte des Rheingaues ſchufen, den
Steinberg und den Johannisberg, erzielten feine jo feinen
Weine als wir, aberihre Weinbaupolitit war viel feiner
als die unfere. Wo bie Eberbacher Bernhardinermoͤnche in
ihrer bewunbernswerthen Kolontjationsweisheit Weinberge
anrodeten, ba gründeten fie Höfe, Feine Dörfer, ba rundeten
fie das Weingut zu_großen geſchioſſenen Maſſen ab, ja fie
Tauften beftehende Dörfer an, um ale Bewohner auszu⸗
tauſchen und zum Frommen einer großartigen Weinfultur
das Dorf in einen Hof zu verwandeln. Sp haben fie binnen
60 Jahren wohldurchdacht und allmählich das Dorf Reichards⸗
haufen wieder zu einem Hofe zurüdtgefchnitten.* Wenn man
aber ſchon vor 700 Jahren nur durch ahgerundete go
Hofgüter den Weinbau fördern Eonnte, wie will dann vollends
jegt der Kleine Weinbauer gegenüber dem ungehener geReinerten
Wettjagen, gegenüber ber zum Außerſten getriebenen Ver-
feinerung der Weinkultur mit feinen paar Laͤppchen zerftüdten
anbes zurechttommen ?
3 ©. das Wort im Wörterbud.
4 Das Eberbacher Kiofter wurde gefitet im 3, 1131, Reichards⸗
haufen iſt als Dorf bereits im I. 1211 ausgegangen.
204
Der Rheingauer Herbft ift nicht mehr das farbenbunte
Feſt, wie es in Büchern beſchrieben, in Liebern befungen if,
auch in den beften Jahren nicht, wo ber_plögliche Teiche
winn das Volk felber noch zu feftlicher Stimmung berauſchen
mag. In Hleineren Weingütern wird in fhlechten Jahren wol
der ganze Traubenwuchs gegen ein Spottgelb anden Stöden
verkauft, weil der Beſitzer fich nicht getraut, dad Kapital der
Erntekoften Hineinzufteden. Wenn ınan dann mit den Wein-
beeren der rauheren angen, wie der örtliche Kunftausdrud
ift, „Spapen hießen“ Tann, mag man wol dad Pulver zu
den fonftigen herbſtlichen Freubenfotffen fparen. Das „Spät:
herbſten“ ift ein großer techniſcher Fortſchritt; aber es hat
den Novemberreif auf das Volföfeft der Weinlefe geworfen.
In Taublofen Weinbergen mit durchweichtem oder halbge
frorenem Boden, den afchgrauen Himmel des Vorwinters
über 7 vor Kälte zitternd, kann man fein Volksfeſt im
Freien begehen. Als eine halbverklungene Mär aus ſchönerer
Beit Hat fi) das Andenken an 1811 erhalten, wo, wie bie
Überlieferung alter Winzer lautet, die Behenterheber in Hemd⸗
ärmeln unter freiem Himmel den ganzen Tag an ben Zehnt⸗
bütten ftanden, weil die Oftoberfonne noch jo glutheiß fach,
daß man den Oberrod jelbft ruhig ftehend und im Freien
nicht ertragen konnte.
Dieſes durchtriebene Kunftftüd des Spaͤtherbſtens bezeichnet
einen merkwürbigen Gegenſahz zwiſchen den Weinbauern im
Rheingau, wol auch auf der Moſel und ber Ahr und ben
Winzern von Württemberg und dem badiſchen Oberlante.
Hier zieht man noch vorwiegend einen „Landwein,“ einen
Haustrunk,“ während der Rheingauer feinen Wein faft nur
für den Handel baut. Im badiſchen Oberland braucht der
Winzer Geld zu den Kirmefjen, die meift in den Dftober
falen. Alfo muß im September geherbftet werben. Bekommt
er wenig für feinen ſchlechten Wein, aber das Wenige früh
genug, dann ift ihm dies im Augenblid Tieber, als ob cr
nach dem Feſte das Doppelte löfte. Zubem würbe ber
Kirmes der [hönfte Schmud fehlen, wenn man feinen „Neuen“
zu trinken hätte. Auf biefe Art aber Tann bie Weinernte
nur dann einmal recht aut ausfallen, wenn ber liebe Gott
und bie Kirmes ſich zufällig in gleicher Zeitrechnung begegnen.
Da nun der Menſch eher über bie Kirmes gebieten kann
als über Regen und Sonuenſchein; fo wäre es vieleicht gut,
wenn man bie erftere tiefer in den Spätherbft Hineinrüdte.
Beim warmen Ofen tanzt ſichs auch fo übel nicht. Man
fieht aber aus diejem einzigen Zug, wie die Oberländer noch
205
den Weinbau als Nebengefhäft zu ihrer Luft und nach ihrem
Behagen betreiben. Im Rheingau ift dieſes Behagen und
mit ihm die Poeſie des Herbſtes jener andern Poeſie gen)
fert worben, welche fich im kommenden Jahre auf dem &
grund eine aufs hoͤchſte verebelten Weines wiberfpiegelt
und jener Proſa, weldye bei dem Moft, der aus ber Kelter
rauſcht, nur noch die Muſik der Thaler hört, Die in den zu—
ſammengeſchrumpften Beutel fallen werben.
Auch die alten finnigen Herbftbräuche find im Rheingau
in gleihem Grabe ſchlafen gegangen, ald das Spätherbften
überhand nahm. Faſt am längften no Hat ſich das uralte
Schlußſtück diefer Volksfeſte erhalten, die fogenannte „Herbſt⸗
mude," indem nad vollendeter Leſe das fchönfte Mädchen
und der ſchmuckſte Burfche der Gemeinde in buntem Masfen-
putze zufammen auf das zum letztenmal gefüllte Ladefaß ges
fegt und unter Gefang und Mufit, von allen Winzern ber
gleitet, inv Dorf gefahren werben.
Das alles findet raſch fein Ende. Iſt man doch ſelbſt
jener ergöglichen Satire auf die Weinbereitung, die unter
er Firma des „Binsweines im ganzen Rheingau durchges
wurde und gleihjam den Humor in ber Kelter dar⸗
ellte, durch landſtaͤndiſchen Beſchluß zu Leibe gerüdt. Der
Binswein ift eine altübliche Naturalabgabe des Weinbauern
an ben Klerus. Es ift aber nur das zu liefernde Maß vor
gejährieben, nicht die Güte. Und Hierin ftedt eben der Humor
bed Zinsweins. Wenn man mit dem Außfeltern bed wirt
Tichen Weines fertig ift, dann wird der Binswein gemacht.
Den bereit8 ausgepreßten Treftern fucht man durch einen
Aufguß gefärbten Waſſers, einer nicht bloß bildlichen, ſondern
natürlichen Xehmbrühe, oder wenn man recht anftändig fein
will, alten fauern Weines, und durch abermaliges Zerquet⸗
fehen den legten Reſt weinartiger Subftanz zu entloden,
Das gibt den „Zindwein.“ Kein Menſch Hielt feit unvor⸗
denklicher Zeit dieſes Verfahren für eine Sätfhung; die chr=
barften Leute erzeugten den Binswein auf bie befchriebene
Weife, und die Pfarrer erwarteten nichts beſſeres. Jede
fiehende Naturalbefoldung erhöht fi) von felber mit dem
finfenden Geltwerth. Dies hatte man ausgeglichen, indem
man den Zinswein immer um fo viel ſchlechtet machte, als
das Gelb wohlfeiler und alſo ber wirkliche Wein theurer
jeroorden war. Die Naturalbejoldung war Kader auf ihrem
Äiftungemäßigen mittelaltrigen Nominalwerth ftehen geblieben,
denn der Preis des Zinsweines im 19. Jahrhundert ſtimmte
aufs intereffantefte mit den rheinifchen Weinpreijen des 14.
206
Jahrhunderts, wo zu Beiten das Fuder Wein zwei bis drei
Bulden galt. Der Binswein war eine zur Sitte geworbene
Unfitte, eine Fälſchung, die durch ihren hiſtoriſchen Boden
ehrlich) gemacht, ein Berug, bei dem Betrüger und Betrogene
einverftanden waren, fo daß ſchließlich nur ber Spradge
brauch der Betrüger war, indem er biefe Flüfjigkeit „Bein“
taufte.
Das Elend des Weinbaues hat aber doc die Fülle der
Lebensluſt nicht vertilgen koͤnnen, die dem rheingauifchen Volks⸗
charakter innewohnt. Die Leute vertrinken ihre Roth; denn
je weniger Geld der Weinbauer hat, um jo mehr hat er ja
zu trinken. Den im Weine ftätS neu erblühenden Lebend-
muth des Rheingauerd Hat der Volksmund gar ergöplich in
einer Fleinen launigen Hiftorie gefeiert. Nirgenbs, jo erzählt
man, legt feltener ein Mann Hand an fich felbft als im
Rheingau, beſonders aber ift e8 in ber ganzen Chronik bes
Gaues unerhört, daß ein Lebensfatter je die der düſterſten
Melancholie eigenthümliche Todesart des Erhenkens gewählt
jätte. Nur einmal war ein Rheingauer Mann, ber ſich er-
ingen wollte. AU fein Hab und Gut war zerronnen; das
legte Hausgeräthe hatten fie ihm gepfänbet. Bloß eine halbe
Zulafts Wein hatten die Gläubiger noch im Keller Liegen
Iaffen. Da gieng der Mann auf den Speicher, nahm einen
neuen Sie, frid) ihn mit ÖL, damit er beffer rutjche,
drehte eine kunſtvolle Schlinge und ftellte ſich unter einen
Querbalken. Er wollte eben die verhaͤngnißvolle Reife an«
treten, ald ihm das halbe Zuläftchen einfiel, das noch im
Keller lag. Nur noch einen einzigen Schluck auf den Wegi
Gr befann ſich lange; aber er ſchlich Hinunter, nahm ben
Stechheber und ftedte ihn zum Spundioch ein, wo man immer
den beften Trunk, fo recht das ebelfte Herzblut des Faſſes,
herauszieht, und füllte ſich einen singen Shoppen. Und
als er den geleert, fand er, daß ber Wein gut fei und fepte
den zweiten darauf. Beim britten Fam ihm der Gebante,
wie es boch gar thöricht wäre, noch einen jo großen Reſi
des guten Weind lachenden Erben zu laflen; darum holte
er auch noch den vierten dazu. Als er aber beim fiebenten
Shoppen angelommen war, lupfte er ganz facht den Spunben,
nahm den neuen geölten Strid, warf ihn zum Spunblod
binein und rief: fo ertränf dich felbft, verbammter Strid!
5 5. unten den Anhang aus der Limburger Chronik ‚zum Jahr 1387.
6 „Zulaft in den heine Gegenden ein Stüdfaß", fagt Campe
in feinem Wörterbuch, was im, Rheingau nicht zutrifft, wo die Zulaſt
320 Ma, das Stüd 600 Map Hält.
207
Erſt will ich das ganze Faß bis auf den Grund leeren, dann
wollen wir jehen, ob du noch zu brauchen biſt. Ais ber
Mann aber nad) einiger Zeit das ganze Faß wirklich aus-
jetrunten, fand er, daß der Strid nicht mehr zu brauchen
ſei. Das war ber einzige Rheingauer Mann, ber fidh er»
benfen wollte,
Seit taufend Jahren ift das Rheingauer Leben gleichjam
in Wein getränft, e8 ift_„meingrän“ geworben wie bie guten
alten Käfer. Dies ſchaffi ibm Peine Eigenart. Denn es gibt
vielerlei Weinland in Deutſchland, aber feines, wo der Wein
fo eind und alles wäre wie im Rheingau. Vier zeigt ſichs,
wie „Land und Lente* zufammenhängen. Der Wein ift aller»
wege das Glaubensbekenntniß des Rheingauerd. Wie man
zu Cromwells? Beit in England die Royaliften an der Fleiſch⸗
paftete, Die Papiften an der Rofinenfuppe, den Atheiften am
Roaftbeef erkannte, jo erfennt man feit unvorbenklicher Zeit
ben Rheingauer an der Weinflaſche.
Man erzählt ſich im Rheingau von Müttern, bie ihren
neugeborenen Kindern als erfte Nahrung ein Löffelhen guten
alten Weines einfhütteten, um ihr Blut gleich in der Wiege
zum rechten Pulsſchlag der Heimat zu befeuern. Ein tüch⸗
tiger „Brenner,“ wie man am Rhein ben vollendeten Becher
nennt, trinkt alltäglich feine fieben Flaſchen, wird fteinalt
Dabei, {ft ſehr felten betrunken und höchftens durch eine rothe
Raſe ausgezeichnet. Die Charakterföpfe der gepichten Trinfer,
ber haarjpaltenden Weingelehiten und Weinfenner, die übrigend
doch gemeinhin mit verbundenen Augen durch bie bloße Zunge
noch nicht den rothen Wein vom weißen unterſcheiden koͤnnen,
der Weinpropheten, der Probenfahrer, die von einer Weins
verfteigerung zur andern bummeln, um fi) an den Proben
ratis ſatt zu trinken, finden fi) wol nirgends anders in
& friſcher Eigenart ald im Rheingau. Alle diefe Charakter⸗
Töpfe in ihren unzähligen Spielarten zu Gruppen von „Wein⸗
proben“ u. dgl. zufammengefaßt, feinen, gleich den Ma-
trofenfneipen bei den alten Holländern, ein ftehendes Thema
in unfrer mobernen ©enremalerei werben zu wollen.
Das Zeitbuch des Rheingauers theilt ſich nicht ab nad)
jewöhnlichen Kalenderjahren, ſondern nach Weinjahren. Leider
fine die übliche Beitsechmung „ welche von einem audgegeich«
neten gubrgangaun andern zählt, fo ziemlich mit der griechiſchen
nad Olynıpiaden® zufanımen.
7 Dliver Cromwell, Protektor der vereinigten Republik von Große
britannien und Irland, geb. 24. April 1599, geft, 3. Sept. 1658.
8 Eive Olympiade umfaßte 4 Jahre,
208
Die ganze Rebeweife des Rheingauers iſt gefpickt mit
urjprünglichen Ausdrüden, die auf den Weinbau zurüdweifen.
Man Eönnte ein Kleines Lexikon mit denfelben füllen. Webrere
der lanbesüblichen ſchmuckenden Veimörter des Weines find
ein Gedicht aus dem Volksmunde, in ein einziges Wort
zufammengebrängt. So fagt man gar fchön von einem recht
harmonisch edlen firnen Trank: „es ift Mufik in dem Wein;”
ein guter alter Wein ift ein „Chriſam,“ ein geweihetes
Salböl. DieyBlume," das „Bouquet“ des Weines find
aus urfprünglihen örtlichen Ausdrüden Bereit? allgemein
beutfche geworben. Un ſolch praͤchtigem pnetiihem Wort-
ihmud für feinen Wein ift der Rheingauer fo reich wie ber
Araber an dichteriſchen Beiwörtern für fein edles Roß.
Aber nicht minderen Überfluß hat des Rheingauers Wort-
ſchatz an fpöttifchen Geiſelworten für den ſchlechten aus ber
Art geichlagenen Wein, in denen fi ber rheiniſche Humor
x Iuftig jpiegelt. Im Mittelalter ift der ſchlechte, ſaure
ein, „davon bie Duart nicht ganz Drei Heller galt,“ am
Rhein „Rathsmann“ geheißen worben®, aber wol ſchwerlich
aus dem unſchuldigen Grunde, den ein jpäterer Chroniſt an-
gibt, wenn er meint: „benn wie viel man beffen tranf, ließ
er buch den Mann bei Verftand, gleichwie alle Rathsleut
verftändig fein follen.” Maleriſch anſchaulich ift die neuere
rheingauiſche Bezeichnung ald „Dreimännerwein,“ welcher
aut dergeftalt getrunfen werben kann, daß zwei Männer ben
Xrinker fefthalten, damit ihm ein Dritter das edle Naß in
die Kehle gießen könne. Muſikaliſch anſchaulich Elingt ber
dröhnende „Rambap“ für den groben, rohen Polterer unter
den Weinen. Des Dreimännerweines leiblicher Bruder ift
der „Strumpfwein,“ ein Gefell von fo fauren Mienen, daß
bei feinem bloßen Anblid die größten Löcher in den Strümpfen
fi) von felber zufammenziehen. Der leichte, flaue, milde,
charalterloſe Wein, der Philifter unter den Weinen, den man
täglich wie Waſſer trinkt, läuft ald „Slöhpeter“ mit. Dem ober-
deutjchen „Bapenwein“ entjpricht der rheingauifche „Groſchen⸗
Burger,“ als der Chorführer ſaͤmmtlicher „Kutjcherweine,*
Der Mpeingan bat befanntlich auch feine eigenen. Wein-
heiligen. Vorab den heiligen Goar, deſſen von Kaifer Karl
geſchenktes Faß fich immer von felbft füllte und der beſonders
rei die @äfte beichenkte, weiche, wofern fie vorher die
Wafjertaufe empfangen, bei ihm nun auch noch die Wein-
taufe begehrten. Die Sage vom heiligen Theoneft, der fein
9 ©. unten den Anhang aus der Limburger Chronik zum I. 1392.
209
Maͤrthyrthum beftand, indem er in lecker Weinkufe längs
dem ganzen Rheingau den Rhein hinabſchwamm und dann
bei Caub landete, wo er bie erften Reben pflanzte, ſchließt
eine finnige Vilberreihe von al ben Martern in ſich, welche
die Zraube zu beſtehen hat, bis fie, erftanden „aus ben
Zobesbanben ber Kufe,“ zum goldenen Weine fi verklärt.
Wenn der norbbeutfche Laftträger mit einer ſchweren Laft
nicht recht vorwaͤrts kommt und in Heinen Pauſen immer
von neuem wieber anfegen muß, dann kräftigt er fi zu
jedem neuen Anfag durch einen herzhaften Fluch, und ber
hilft allemal, Wenn die Rheingauer füfer ein recht ſchweres
Faß aus dem Keller heraufſchroten, daß fie in Paufen immer
von neuem wieder anfepen müflen, dann Träftigen fie fich zu
jedem neuen Anſatze durch einen herzhaften Trunk Wein,
unb ber Hilft auch allemal.
Nicht minder unerfehöpflich als die Poefte des Weinberge,
aber noch viel weniger ergrünbet ift die Poeſie des rhein-
gauichen Kellers. Fit Sslop Sohannisberg und Klofter
berbach allein haben igen Wein in prachtvollen Kreuzge⸗
wölben lagern, wo der Doppelſchein bes gebrochenen Taged-
Lichts und des Sampenfchimmerd fo magiſch an den Wöl—
bungen wiberftrahlt, während ſchwer laſtende Mauerpfeiler
die rieflg ausgeredten Schatten dazwiſchen werfen. Das
wiederholt fih im Kleinen in Hunderten von alten Privat-
kellern — flolge unterirdiſche Prachtbauten in ihrer Art,
Füllen fi im Vorwinter bie Kellerräume mit den toͤdlich
betäußenden Dünften des gährenden fungen Weines, dann
werben, wenn man binuntergehen muß, ®euerbrände von
einem Abſaß ber Kellertreppe zum andern norgelihoben, und
während bie dunkle Tiefe von dem grellen Scheine durch
zuet wird, fleigt man unter dem Schup und der Vorhut
der reinigenden Flamme allmählich zu den Faͤſſern hinab.
Dringt Im Frühjahr unverfehend die Rheinflut in Die wein
gefüuen Keller, dann fahren die Küfer nicht felten gleich
em heiligen Theoneft in Weinkufen drunten herum, um bie
Bäffer zu Iprießen und foldyergeftalt am Boden zu befefligen.
Aber nicht immer wiffen fie ſich fo geſchidt über dem Waſſer
zu halten wie jener Heilige, was dann manche nafle Aben⸗
teuer berbeiführt.
Sp hat ſich überall der Golbfaden ber Voefle in das
Elend der Rheingauer gewebt. Überall, wo eine Überkultur
des Bodens ftattfindet, wird der Volksſchlag nüchtern, mehr
noch, wo ber proletarifche Geiſt im Gefolge Diefer Überfultur
einzieht. Beide Vorbedingungen find im Rheingau in hohem
Kehrein: Volleſitle. 14
210
Grad vorhanden, und body ift bie eigenthämliche Poeſie -des
Volkscharakters hier gerettet, lediglich Durch den göttliden
Humor des Weines, der all die Broja der mageren Jahre
im Volksleben noch immer mit magijhem Goldſchein durch
leuchtet hat.
Der Einfluß der Rebe auf den Mann, ber Weincharakter
bes Einzelnen, wiederholt ſich in den größeren Gruppen des
Volkes. Es figt auch Politik im Wein. Die Rheingauer
verfichern wenigftend, daß 1848 ihre ganze Märzrevolution
dur den Wein gemacht worben ſei. Die effigfaure Gähre
des Siebenundvierzigers begünftigte die politiiche Gahrung
außerordentlih. Nicht daß er die Leute durch Verzweiflung
zur Revolution getrieben hätte. Uber weiler fo ſchlecht war,
daß man ihn nicht Faufen konnte, ſchenkte man ihn weg,
man ließ ihn laufen, und in der Richtung, in welcher man
ihn Taufen ließ, durchſaͤuerte er als ein rechter politischer
Sauerteig auch das üßefte Gemuͤth. Der Siebenunbvier-
iger führt bis auf diefen Tag den Namen „Revolutiond-
wein.“ Obgleich er fo ſehr fauer geweſen, obgleich er in
Strömen des Überfluffes ausgefeltert war, und feine Läufer
ſich einfanden, war er body alsbald faft ganz verſchwunden
aus den Rheingauer Kellern. Die Revolution hat ihn auf-
getrunfen — bezahlt hat fie ihn freilid nicht; er war aber
auch nichts werth. Wenn der reiche XWBeinariftofrat baum
und warn eine Biertelohm dem „Volke“ opferte, fo war da
mit jedes kommuniſtiſche Gelüften eingelullt. Daß der Spenber
dabei mit „bourgeoismäßigen“ Hintergebanfen nur ben pro-
letariſchen Siehenundvierziger dem gemeinen Beften weihete,
den vornehmen Sechöundvierziger aber für ſich behielt, ſah
ihm die rheiniſche Gutmuͤthigkeit gerne nach.
Der Revolutionswein erzeugte namentlich eine außeror⸗
dentliche Vorliebe für alle Arten von Wahlhandlungen. Man
ieng bier und ba fo weit, bie heute gewählten Bürgerwehr-
Benptente und ähnliche volfsthümliche Würbeträger nach 14
agen wieber abzuſetzen, und jo immer weiter, lebiglich auf
daß es einen früchen Wahlaft gehe, da doch jeder Reuge
— feinen Wählern aͤnſtandshalber ein Fäßchen feßen
mußte. Das gab dann immer wieder ein allgemeines Bo
feft. Die Fäßchen wurden hinausgerollt auf die Uferwiefen
unter bie alten Linden- und und Ulmengruppen, wie fie jo
häufig bei ben Rheingauer Dörfern ſtehen, zu bem Linden,
in deren Schatten ſchon bie Vorväter angefiäte des großen
Stromes voiksfeſtlich verfammelt gewejen waren, unb beren
fluͤſternde Blätter nun ſchon feit Jahrhunderten feinen Becher»
211
Hang mehr belanfcht hatten. Dort zechte dann alles zufammen
und jubelte, Vornehm und Gering, Männer und Weiber
und Rinder, und wenn am Abend die ganze Gemeinde bis
u den Schulbuben abwärtd angetrunfen war; fo ftimmte
a8 vollkommen zu dem deal der Gleichheit und Brüder
lichkeit. Es war doch noch Humor in dieſer Art Revolution
zu machen, und ift wenigſtens eine anmutölge Grinnerung
daran übrig geblieben. Wann wieber einmal Die Kunde einer
neuen Welterjhütterung von ber Seine herüberhallt, dann
werben alle Weinfäffer in den Rheingauer Kellern vor Schred
erzittern.
Als die naſſauiſchen Soldaten im Sommer 1848 in den
ſchleswig⸗ holſteiniſchen Krieg zogen, und die Maunſchaft auf
Dampfern den Rheingau entlang ſchwamm, zogen von allen
Ortfhaften Nachen mit Wein beladen nach den Schiffen
Binüber und brachten den Söhnen des Weinlandes — nicht
in armfeligen Oläfern, fondern in Achtelohmfaͤſſern und wuch⸗
tigen Krügen — den Balettrunf aufs Ded. Bon dem Ufer
zu den Nahen, von den Nachen zu den Dampfichiffen trank
man ſich herüber und Hinüber zu, und das hielt an, bis bie
gögernden Dampfboote die Gränzlinie der echten Weinregion
überjchritten Hatten. -&8 war dies ein echt rheingauiſches
Bild, das man hätte malen können.
Die Rheingauer find ein Volksſchlag, der zuerft in der
Säule der Üppigfeit und des Wohllebens, fpäter aber in
der allzuftrengen Zucht des Unglüds verdorben worden iſt,
dem man aber nur ein paar Feſttage zu geben braucht, um
den warmen Lichtglanz feines Charakter wieder hervorzu⸗
Inden. Ein Volk bildet und verebelt ſich überhaupt immer
noch eher als der Einzelne im Jubel der Feſtesfreude; wer
das erproben will, der fubiere bie Einzelzuge des Rhein⸗
auffchen Volkscharakters. Man fagt, der fühliche Thalhang
dee Rheingauer Gebirgd habe die höchſte mittlere Jahres-
wärme in ganz Deutſchland; man vergleicht den hier breit
eftauten, infelgejhmüdten Aheinftrom gern mit den italieni-
hen Seen, und die alten Bopfdichter haben den Rheingau
ſtandhaft das „deutſche Italien” genannt. Man muß hin
zufügen, daß auch die Nheingauer Leute berjentge deutſche
Volksſchlag find, deſſen Charakter wol am meiften Wahl:
verwandtſchaft mit dem italienifchen Hat. Als vor einiger
Beit ein Rheingauiſches Dorf fait zur Hälfte niederbrannte,
half bie Danniäaft des nächftgelegenen Stäbtchens mit fo
muthigem Eifer löjhen, daß die abgebrannten Bauern in
ber aufwallenden Rübrung ded Danfes den Nachbarn die
212
Spripe zurühielten und deren Wafferfaften mit Wein füllten.
Und nım Tagerten fi) die beiden Gemeinden auf ber rauchenden
Brandftätte, fangen und zechten brüberlih, Arm in Arm,
und müheten ſich, in bie Wette die Sprige andzutrinfen.
Da ftimmten die Stabtleute in aller Unjchuld das Lied an:
„Wir ſitzen fo fröhlich beifammen 2c.,*.deffen Verfe befannts
li mit dent Rundreim fhließen: „ach wenn e8 doch immer
fo blieb l“ 2° Diefer Rundreim wurmteden Bauern, ſie ſchauten
umher auf bie Ajchen- und Trümmerhaufen, darunter ihre
Habe begraben lag, und geboten ihren Gäften einzuhalten
mit dem Liebe, da fie keineswegs wollten, daß e8 immer fo
bleiben folle. Diefe aber meinten, es fet ein gutes Lieb und
fei nicht fo gemeint, und fangen weiter. Als aber der Rund»
reim wieder fam, ſchlugen die Bauern mit Fäuften brein,
bie Stäbter gaben es zurüd, und ehe noch bie Sprige halb⸗
leer getrunfen war, mußten bie großmüthigen Wirte unb
bie aufopferungsvollen @äfte ſchon mit blutigen Köpfen aus
einander gerifjen werben.
Wäre dieſe Geſchichte nicht wirklich geweſen, fo bliebe
fie doch wahr: fie hat fo echt rheingauiſe Lolalton, daß
man jagen Tann, fie müfle ſich in Zukunft noch zutragen,
wenn fie ſich nicht bereitö zugeiragen hätte. Aber mit ihrer
aus ber edelmüthigften Rührung plöglic um nichts unb wieber
10 Das Lied (von Kopebue) lautet volftändig:
Bir lich bei
De
Ach won C} v0 — ſo blieb!
&8 wechſeln im irdiſchen Reben
Die Tage der Freude und Kufl,
Und Tage der Sorgen und Schmerzen
Bewegen die menſchliche Bruft,
Nichte Ewges beftehet Hlenieden,
Drum _paltet den Augenblid feft,
Geniepet des Rüctigen Lebend,
&o lang e8 Die @oitheit euch läßt,
Gedentet der früher Geſchiednen
Und deuft au den eigenen Zod,
Und da euch die Freude noch winfet,
Denkt menſchlich an Anderer Ruth.
Das Leben eilt flüchtig von bannen,
Nur Eins überlebt ſelbſt die Zeit:
Das Beflere, was wir erringen,
It, was uns noch jenfeits erfreut,
213
nichts jäh zum wilbeften Groll überfpringenden Kataftrophe
Tönnte fie eben fo gut unter Stalienern gejchehen fein wie
unter Rheingauern. Nur müßte man dann den einzigen du
herauswiſchen, daß bie Leute eine ganze Yenerjprige vol
Wein auf einen Sig austeinfen wollten, benn derſelbe if
jedenfalls rein germaniſch.
Der Rheingauer iſt leicht empfaͤnglich für jede Art von
Anregung und Aufregung, namentlich für politifche; allein
bisher konnte man wahrnehmen, daß biefelbe immer eben fo
raſch wieder verflog. Der gemeine Mann, der hier durch⸗
ſchnittlich eher einem verbauerten Stäbter als einem wirk⸗
iichen Bauern ähnlich fieht, Hat ein ungleich lebhafteres Tem⸗
perament als bie ſchwerfaͤlligen Kornbauern in feiner Nach ·
vᷣarſchaſt, ein raſcheres Urtheil, ein höheres Gelb| gefaßt unb
einen gewifien Schliff allgemeiner Bildung. Der Wein ſchmei⸗
Digt den Volksgeiſt. Aber die Begeiſterung biejes Volkes
gleicht darum auch oft einem Weinraufche. Als bie Leute
merkten, daß ſichs in der Revolution zwar recht luſtig gratis
gehen lafle, daß aber die zahlenden Becher von außen aus—
blieben, wurben fte, bie kleinen Weindauern vorab, praktiſch
febr realtionaͤr; theoretiſch gehört — die Oppoſitions·
uſt zu ben ſtehenden Zügen bes rhelngauiſchen Charakters.
Aus fe allen politifchen Bewegungen, von benen bie Ge
fchichte bes Rheingaues berichtet, redit Teichtblätige, gutherzige
Schalkheit das Geficht hervor. In dem wilden Bauernkriege
vergoffen die rheingauifhen Bauern nur Rebenblut und Tiefen
ich gleihfam beim Faſſe todtſchlagen. Als fpäter einmal
ie Freitäaren Bürger von Rauenthal ihrem Landesherrn,
dem Kurfürften von Mainz, grollten, weil er nicht erfüllte,
was er ihnen verheißen, kamen fie viele Jahre lang allabend»
lid; Beim Glaſe zufammen, um ihrem Zorn in recht fürchter⸗
Trinken Luft zu machen, und bie Sage bezeichnet
heute noch die Stube, worin fie geſeſſen, als die „Krawall-
fube.” Das war ihre ganze Empörung. Im ber erften Ver:
wirrung des Jahres 1848 fürdhtete man für die großen Keller
in Sohannisberg und Eberbach, worin für Millionen flüffiges
Gold lagert, und ſchickte Vürgerwehrleute hin, um dieſe
Schäße vor räuberifchen Händen zu bewahren. Der Schuß
erwies ſich als ganz überflüffig. Denn ba, wie Die Volksſage
berichtet, wenigftend an einem biefer Pläge ber Geift des
Ortes dergeftalt auf die Beſatzung gewirkt haben foll, daß
die Wachen, die mit dem Gewehr in dem einen and dem
Weinfrug in dem andern Arm vor. ben Kellerthüren ſchil-
derten, mitunter ‚nicht bloß abgelöft, ſondern auch abgetragen
214
werben mußten;-jo kann e8 mit ben Angriffen theilung®fäd-
tiger Umftürzler wol nicht fehr ernfthaft gemeint geweſen fein.
: &8 gibt ganze Bibliothefen von Reifehandbüchern über
den Rheingau, davon gemeiniglich eine8 dem andern biefelben
breitgetretenen Hiftorien nachſchreibt. Man notiert jede fteinerne
und hölzerne Staffage der Landſchaft, aber die Herrlichte
und eigenfte Staffage, die ſcharf geprägte Gharafterfigur
dieſes Volksſchlages ſtellt Feines dieſer Wücher in den Vor⸗
dergrund. Hier zeigt ſich recht die Neuheit des Studiums
von „Land und Leulen:“ das „Ranb“ iſt topographiſch jo
ausgebeutet, wie kaum ein anderer Strich in Guropa, bie
„keute“ überfieht man, Es liegt aber eine gene Beruhigung
far den grünblicheren Beobachter in dem Umftand, daß für
die allergrößte Mehrzahl von frivolen Touriften, welche all-
jährlich, Tommen, um die Reize des Rheingaued abzugrafen,
gerabe der feinfte Reiz des Genuſſes, ber in dem Zauber
Id eines originellen Volkslebens liegt, doch eig be ſchloſſen
bleibt. So iſt es überhaupt in Deutſchland. Die jo wun⸗
derbar mannigfaltig abgeſtufte Phyſiognomik unſeres Volkes
lebens harret in ihren Feinheiten und in ihren Heinen Gin
elzügen faſt überall noch. des Ausdeuters und Zeichners.
ir treiben fo eifrig Die Zahlenſtatiſtik des materiellen Volks:
beftanded; die geiftige Statiftif ber Nation liegt zum
beiten Theile noch brach. In den zahllofen Ginzelgruppen,
worin ſich unfere Volksſtaͤnme wieber fpalten, webt eine
ſprudelnde Fülle des frifcheften Lebens, Die ſich ald der banf-
barfte Stoff jedem Beobachter von ſelbſt barbietet, ber fich
in liebevoller Hingabe dem Volfeleben zu nähern weiß. Die
meiften Neifejchriftfteller ftolpern über dieſen Stoff und merken
doch noch nicht einmal, daß er ihnen im Wege gelegen habe.
Der heutige Rheingau hat feine echten Städte und feine
echten Dörfer. Ale Ortfchaften find Mitteldinge zwiſchen
beibem. So iſt auch der rheingauifche Winzer fein eigent
licher Bauer mehr, ob er gleich das Land baut, Anderer:
Ks iſt er aber zum. ganzen Bürger auch noch nicht fertii
ieſe Vermiſchung der natürlichen fozialen Gegenfäge läßt
allemal auf ein Volk fehließen, das feine beſte Kraft bereits
in früheren Zeitläuften ausgelebt hat. Auch in dem geſchaͤft⸗
lichen Beruf des NhHeingauer Weinproduzenten Freugen und
verjchmelzen fi) drei Hauptgruppen der Arbeit: Aderbau,
Induftrie und Handel. Man kann aber jagen, daß hier weder
im Aderbau, noch in der Induſtrie, noch im Handel ein
echter Segen wohne, obgleich faſt alle Einwohner Ackerbau,
Subuftiie und Handel zugleich betreiben. Es gibt far nur
215
ganz reiche und ganz arme Leute, ſehr große Gäter, die aber
größtentheil® auswärtigen Befigern gehören, neben einem
aufs Außerfte zerftüdten Boden. 5
Gleich allen ausgelebten Volksfchlägen hat ver rhein⸗
auiſche längft feine eigene Tracht mehr. Der Bauer kleidet
ich wie ein verlumpter Bürger. Auch die Volksſprache hat
ihre ſchaͤrfſte Eigenart Vängte abgeſchliffen. Schon im 16.
Jahrhundert war fie durch Die verfehlebenften Sprachen: und
Dialekt-&lemente, welche ſich ihr vermengt hatten, ausge ⸗
zeichnet, Aber e8 war nicht der feit uralter Zeit ſehr ſtarke
Fremdenverkehr allein gewejen, welcher die Bejonderheiten
der Volksſprache verwiſcht hatte. In dem genaen politiſch
und fozial individualiſierten Mitteldeutſchlanb find die felbs
fländigen Dialekte aufgelöft. Nur Nord» und Süddeutſch-
land zeigen noch bie ſtrengen Gegenfäge abgeſchloſſener und
annähernd reiner Volksmundarten, in ben mittleren Bauen
herrſchen auch ſprachlich zerjplitterte, buntſchedige Übergangs-
bildungen. Hat der Rheingauer aber auch keine ſtreng geſon⸗
derte mdart, fo beſitzt er wenigſtens noch eine Fülle derb
kräftiger Bilder und ſinnlich greifbarer Redeweiſen und
Sprüche, Zeugniſſe der Poeſie und Friſche des Volksgeiſtes,
und in ergoͤtzlicher Genialitaͤt gangbarer Spott: und Schimpfs
reden thun es ihm nicht einmal die Pfälzer zuvor.
Die Geſchichte des Nheingaues feit dem Husgange des
Mittelalters zeigt, wie trügeriich ber allgemeine Gap iſt,
als müfje die Einwanderung reicher Leute in ein Land und
das Einftrömen eines großen Verkehrs nothwendig auch Wachs⸗
um und Grftarten des Volkswohlſtandes zur Folge Haben.
it der Mitte des 15. Jahrhunderts Hatte ſich eine bes
deutende Zahl von Mainzer Patriziern nach dem Rheingau
gegen, eine Schar reicher Forenfen brachte Luzus uub
ohlleben dorthin, die Mainzer Erzbiichöfe betrachteten den
Sau als iht Tofbarftes Vefigthum, als bie vergnüglichfte
Wohnftätte in guten und den ficherften Zufluchtsort in böfen
Zeitläuften, fie flatteten ihn deshalb mit allen möglichen
Freiheiten und Vergünftigungen aus, — und doch erwuchs
aus all diefen ſcheinbar jo glüdlichen Umftänden gerade der
foztale Ruin ber Bewohner, welchem überall auch der
materielle Ruin auf dem Fuße folgt. Die Bevölkerung war
au flein und zu unfelbftändtg, um ſich vor dem Eindringen
diefer fremden Elemente zu jchüßen, das ganze Land, über
deckt mit Fürftene und Mdelsfigen, ward gleichſam ein großes
Hoflager. Damit wurden allmählich alle natürlichen Grund⸗
lagen der Geſellſchaft erjhüttert; die Bauern wurben bürger-
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lich, die Bürger fahen aus wie nornehme.2ente, bie alten
Sitten wurden zerbrochen, es fam namentlich damals eine
funtide Revolution über das vordem ſehr firenge und eim-
jache Hausweſen ber Rheingauer. Dieje Buftände, bie fi
zu jener Zeit in verſchiedenen mittelbeutihen Landftrichen
wiederholten, finden ihr ſchlagendes modernes Gegenbild in
den Gegenden, wo jept die Bäderinduftrie blüht. fihs
ein ganzes Gebiet zum ausſchließlichen Berufsgeihäfte macht,
auf die Vergnuͤgungsſucht und die Verſchwenderlaune reicher
Leute zu fpelulieren, dann wird zuleßt des Volkes ganze
Sinnesart ſich veräußerlichen, die Leute werben das Auf
fleigen zu immer mehr verfeinerten Genüſſen als letztes Biel
aller Arbeit anfehen, und tüdtige Bürger verwandeln fich
in ſervile Bedieniennaturen und vornehmchueriſches Gefinbel.
Zur Bewahrung gejunder Geſellſchafiszuſtaäͤnde ift es nicht
genug, daß das Volt arbeite und ben nationalen Wohlſtand
mehre: es kommt auch Darauf an, was und warum es
arbeitet. Gar mandyer moberne Arbeitöverdienft, der dem
zeinen Finanzmann eine Mehrung des Volkswohles düntt,
iſt ein Blutgelb, ein Beutel voll elender Silberlinge, um
welche ber freie und ehrenfefte Sinn der Bürger verkauft
und verrathen wirb.
Abgeſchloſſenheit eines Landes fchafft ein in feinen Sitten
efeſtetes, am überlieferten Staatsleben feftyaltendes BolE.
ie8 gilt aber nur, wo die Beſchloſſenheit bes Landes eine
nattırliche, wo das Volk groß genug ift, um in feinen gefell-
ſchaftlichen Gebilden fidy ſelbſt genügen zu können. Die
willfürliche Abſchließung eines Landes, das von Natur Fein
felbftftändiges Ganzes bildet, erzeugt den Partifularismus.
Diejer loͤſt die Sitte des Volkes. und tilgt in ihm den Sinn
für eine in ftätiger Gemefjenheit fortfchreitende politiſche Ent-
widlu a8 Unruhige, Unfertige in dem Staatsleben eines
allzufleinen Landes prägt ſich auch dem Vollscharakter ein.
Es geht hier mit den Gauen, wie mit ben Ständen. Das
fefte förperjhaftlihe Zufammenhalten der echten Stände
gibt der natürlichen fozialen Gliederung exft Kraft und Halt,
während Die Übertragung der naͤmlichen Eorporativen Be
ſchloſſenheit auf die unechten Stände die ganze Geſellſchaft
auseinanderjprengt.
Die mittelalterige Landesverfaſſung des Rheingaues gibt
das anfhaulichfte Bild eines ſolchen falſchen Abjchluffes. **
11 Sierüber iſt weiter u vergleichen %. 3. Bodmannd Werk:
„Rheinganifche Altertpümer,“ Mainz 1819, 2 Bände.
217
Der Ban, obgleich viel zu klein, um ſich felbft genügen zu
können, war geſchloſſen glei einer Burg. Im Süden und
Weften fperrte der breite Graͤnzgraben des Rheinftromes das
Sand’ ab; längs der Oftgränge erhob fi vom Rheine Bi
zum Gebirg Hinauf ein —* Bollwerk von Mauern und
Thürmen, und wo biefe Landesmauer aufhoͤrte, da zog fich
nördlich über das ganze Waldgebirg bi wieder zur Weſt⸗
wänge des Rheines hinüber eine Gränzwehre ber eigenften
xt, das fogenannte Rheingauer Lanbgebüd. Hier war ber
Wald ſelbſt zur Feſtung gemacht, indem Banmzweige unb
Buſchwerk auf Meilen weit zu dem fefteften Zaun in einander
geflochten und im Laufe der Jahrhunderte jo dicht zufammen
verwachſen waren, daß fie das Land beſſer als eine Mauer
abfperrien. Man Eönnte ben ganzen Gau wie ein Haus zu
ſchließen. Diefer territorialen Beſchloſſenheit entſprach bie
ſoziale und politiſche Abſchließung des Volkes. Der Landes
a ſchloß den Ban politiſch duͤrch feine Vogtei, und bie
ewohner felbft güreften ſich ſozial ab durch die Außerften
Schwierigkeiten bei der Aufnahme eines Fremben in ihre
Genoſſenſchaft. Allein auch pofitiv ſprach fi das fozials
politiſche Sondertfum aus in dem Höchft merkwürdigen ur⸗
alten Marfverein der „rheingauiſchen Heimgeraide.“ Im
urfpränglichen Geiſte dieſes Martvereind find alle Landes⸗
infafien als eine große Familie gedacht. Die Heimgeratde
bildete das gemeinjame Cigentyum dieſer Familie, die Als
mende des Landes. „Wald, Weide, Wafler, Weg und Steg“
find die Rutzungen, auf welche jeder Rheingauer ein ange
borenes Recht hatte, aber nur im Sinne ber Gütergemeins
haft, denn feiner durfte fich von dieſen Stücken etwas zum
rivatbefig aneignen. Dieſer urvaͤterliche Kommunismus,
der eine ganze Gaubevoͤlkerung zur engverbundenen fozialen
Familie zufammenrüdte, war außer dem Rheingau gerabe
in ſolchen "Gegenden ganz beſonders ausgebildet wo heute
n ine ſtarke politifche Zerſtückelung und Kleinſtaaterei
eriſcht, in der ſüdweſideutſchen Staatengruppe. - In der
teften Zeit ein mächtiger Hebel ER Förderung der Kultur,
politiſchen Gemeingeift wedend im Volke; wurden biefe Mark
vereine und Waldgenoſſenſchaften fpäter die Stügen eines
falſchen Sondergeiftes. Seibſt die immer Fräftiger heraus⸗
gebildete landesherrliche Gewalt vermochte Lange nicht, ben
im Volksleben gewurzelten Partikularis mus z
bemeiſtern. Die Graͤngen ber Markvereine durchkreuzten mit-
unter die Graͤnzen ber fürftlichen Territorien und trugen fo
noch eine foziale geographiſche Zerfplitterung in bie politiſche
218
hinein. Die wetterauifche „hohe Mark von Oberurfel® 5.8.
riff in Mainzer, Hanauer, Solmfer, Frankfurter und ander-
— Gebiet hinüber. Umgekehrt ſchloß daun die ıhein
gauer Mark wieder einen Xheil rein mainzichen Gebietes
als jelbftftändiges Ganzes ab. Die beutjche Kleinftaaterei ıft
Beine Schoͤpfung ber Fürften, fie gründet ſich auf den Par⸗
tifularismus des Volkslebeus, der alterägrau ift neben bem
noch ſehr jungen Inſtitute der fürftlichen Landeshoheit.
Der Bürgerftolz, biefem ae Bau anzuges
hören, und bie Eiferſucht, daß Fein Unberufener einbringen
möge, fpricht ſich in der alten rheingautfchen Landeöverfaffung
aufs Fräftigfte aus. Wer ben Charakter eined Gaugenofjen
hatte, dem fielen bie Anfprüche auf Theilnahme an ben Frei⸗
heiten und Nupungen zu, wenn er auch nur ſoviel Grund
eigenthum bejaß, „daß man einen breibeinigen Stuhl darauf
ftellen Eonnte,” während ein Anderer, der, ohne jenen Gha-
takter, ‚bie größten Liegenfchaften im Bau fein eigen genannt
hätte, dennoch davon würde außgefchloffen geweſen fein. Hier
liegt der Vergleich mit den alten Reiheftäbten nahe. Aus ihrer
früher fo heilſamen Abſchließung entwidelte ſich bei vielen
Diefer Städte |päter ein verfteifte und verfnöchertes Gemein»
weſen, berart, daß fie im Wettftreit mit dem entfeflelten mo:
dernen Stäbteleben volfändig in bie Ede gejchoben wurben;
bei andern aber, namentlich den Fleineren, trat das gegen
theilige Uebel ein: fie verloren alle Eigenart, und der ganze
Charakter ihres Buͤrgerthums Löfte ſich grünblicher als irgend⸗
wo in;ber fozialen Ausgleihung der Gegenwart auf." Das
Letztere gilt au vom Rheingau. Im Mittelalter hat er fein
Volfsleben aufs individueliſte entfaltet und — ausgelebt.
Das Übermaß der Abſchliehung ſchlug in fein Gegentheil
um, in bie Verflüchtigung alles Beſonderen. Der Gau,
welcher früher fo fpröbe that bei der Aufnahme von Fremden,
war in unferm Jahrhundert, wie zur Strafe, einmal geraume
Beit eine wahre Freiftätte für Fahtendes Geſindel geworben.
Allein obgleich faft alle die früheren fozialen Charakter
züge des rheingauifchen Volkes erlofchen find, fo war doch
ein einziger nit au vertilgen: der Rheingauer if ber Mann
des beutjchen Weinlandes, des Weinbaued und des Wein
teinfend als folder. Das ift bie wunderbare natürliche Wahle
verwandtſchaft zwiſchen „Land und Leuten,“ die durch feine
politifche Umwälzung zerftört werden kann.
Der oberfte Kanon der alten Sbeingauifihen Landesrechte
hieß: „Im Rheingau macht bie Luft frei.“ Dieſes
große Privileg bes Faifpen freien Landſtrichs Hat laͤngſt
219
feinen politiſchen Stun verloren, Aber ein tiefer poetifcher
Sinn iſt dem wunderlich klingenden mittelalterigen Rechtös
grundſatze geliehen, Die Luft iſt es in der That, die das
inoderne, den Banden einer eben fo unreifen als fiber
relfen Zivilifation gefangene rheingauiſche Volksleben einzig
noch ‚frei macht, die milde, Gesperifige Luft, in ganz Deutſch⸗
Iand fonber @leichen, melde die Traube des Steinbergs
und Johannisbergs reift, damit ber Wein wenigitens das
arme Volk im reichften Gau mit einem Strahl Boefie
verklaͤre, und ihm das Koͤſtlichſte nicht am, verloren fein
laſſe, was ben einzelnen Menſchen wie Volksgruppen uud
Nationen außzeichnet: eigenartige Perſonlichkeit.
43. Der Wefterwald und der Welterwälder.
Abgedruct aus „Rand uud Leuter von W. 9. Kiehl, 5. verbefierte
Auflage, Stuttgart 1860., ©. 224 f., mit Auslaſſung derjenigen Stellen,
welche fich auf den Bogelöberg und die Mhön beziehen.)
Der Hohe Wefterwalb ift ein ins Rheinfranten« und
Heſſenland vorgeſchobenes Stud Weftfalend; er bildet ben
vorberften Wall des weftlichen Norddeutſchlands, ja er zeigt
in Bolfsart und Sitte bereits Büge norddeutſchen Charakters,
wie fie viel weiter nörblich im Rheinthale noch nicht her⸗
vortreten. Frantiſche und ſachfiſche, oberbeutiche und mittel»
deutſche Natur ftößt hier auf einander, vermittelt und vers
bündet fi. Diefe able, arme, faft nur mit dem grünen
Sammt ber Heidevegetation gefhmüdte Hochfläche, auf welcher
zahlloſe Bajaltblöde zerftreut liegen, als habe der Himmel
in feinem Born Felſen gehagelt, bildet darum ſchon in rein
ethnographiſchem Betracht eine der merkwürbigften Weber
gangslinien Deutſchlands.
Nicht am Main, nicht am Taunus, nicht an der Lahn,
fonbern erft auf den füblichen Höhevorjprüngen des Weſter⸗
waldes beginnt bie oberdeutſche Mundart ſich von ber nieder«
beutfchen u ſcheiden; Hier aber auch jo ſchroff und plößlich,
daß man die Öränzlinie oft bis auf eine Stunde Wegs aude
rechnen Tann. Der weſtfäliſche und koͤlniſche Dialekt des
Weſterwaͤlders ſchließt ſich äußerft fpröbe ab, wie alles auf
dieſem Gebirgszug in Gigenheit und Gigenfinn ſich abſchließt.
Mit den Vorhöhen des Wefterwalbes heben die natürs
lihen Sympathien für bie norddeutſche Großmacht, für
Preußen an. Der Wefterwälber des Sübabhanges wohnt
noch im Guldenlande, er rechnet aber trotzdem nach Thalern;
220
feine Flüßchen und Bäche ziehen nah Süden ind
biet, aber er folgt nicht dieſem natürlichen Zuge. Eine Meile
füdwärts ins Thal hinab ift ihm weiter ald drei Meilen
norbwärtd über den Kamm bes Gebirged. Nach Norben
sieht ihn fein ganzes Intereffe; nach dem Kölner Lande führt
ex feine Produkte aus, und aus den gewerbfleißigen Thälern
der Sieg, der Wupper und der Ruhr firdmt ihm das im
buftrielle Leben zurüd.
So wird and) der jühliche Wefterwald zu einer moralifchen
Provinz Preußens, obgleich übe Bergköpfe und Wafjerjcheiven
den mitten über die Hochfläche laufenden preußiſchen Gräng
graben nicht nur als Staatögränge, fondern auch als Ratur-
gränge bezeichnen. Der Weſterwald weiß fi ald ein Ganzes
troß ber politifchen Theilung, well er fozial zufammenges
bört. Sowie man hier bie preußiſche Graͤnze auch nur um
ein paar Stunden überfchreitet, ftößt man auf eine blühende
Induſtrie, während auf ber zafauigen Seite ein armes
Bauernland iſt, in welchem fih Die Keime gewerblicher Bes
triebſamkeit erft mühfelig durchzuringen beginnen; aber In
buftrieland und Bauernland fühlt Ya hier verbunden und
einig, weil beides Wefterwälberland ift.
Auf dem Wefterwald, wo die Kriege jo wenig auf bie
Bufammenziehung der Siebelungen einwirkten, daß jept noch
ein großer Theil auf ber Übergangsftufe von einer bloßen
Hofgemeinde zur Dorfgemeinbe fteht, giengen im 18. Jahre
Hundert noch einzelne Dörfer ans, fie giengen von felber aus,
wie ein Licht ausgeht, weil ihm die Nahrung fehlt. Das
wird ſich im übrigen Deutfchland in diefer Zeit felten finden.
Auf dem Weiterwald lag im 14. Jahrhundert eine Bu
Rohrbruch, inmitten eines Kleinen Sees. Sie ſoll über Rudi
Spuntos tn den See verfunfen fein. An dieſe melancholiſche
age gemahnten mich immer Die ausgegangenen Weſterwaͤlder
Deren Sie verſanken ſpurlos, weil der Boben ber Kultur,
der fie tragen follte, zu dünn war, weil er immer mürber
geworben; fie find nicht vertilgt worben, fie find verloren
jegangen, verfunfen über Nacht, man weiß nicht, wo fie
Fingelommen find.
Der Wefterwalb hat kaum eine eigene politiſche Geſchichte,
er hat nur eine Kulturgefhichte, die ſeltſamer Weiſe durch
ihre unendlich Iangjame Entwidlung das höchfte In-
tereffe gewinnt. Gr zeigt kaum ein paar bürftige Baudenk⸗
male aus alter Zeit; aber dieſe Dörfer ſelbſt, — meiſt
nur and zehn bis zwanzig ſtrohgedeckten Lehmbütten beſtehend,
find hiſtoriſche Denkmale. Sie find großentheils uralt, und
221
eldhes fie bieten, malt dem Ar eine ichtli
a * noch ie vor Hunde ie re
fein Häuschen; die Arbeit ber eigenen Hänbe, die er in den
Bau ftedt, ıft ber bebeutendfte Theil feines Anlagefapitald,
auch hier noch jo Häufig, wie in alten Zeiten, verlaflene, in
fi zufammenfallende Häufer, namentlih auf einjameren
Punkien. Denn der hypothelariſche Werth, der Werth bed
Rohſtoffs, der Arbeit, der Lage if da oft fo gering, daß
nar keine andere Wahl bleibt, als das Haus verfallen zu
lafien, wenn der Bewohner verborben iſt und ein Anderer
ſich nicht fofort einfindet. Die Koften bes Abbruchs würben
FH Bat bes —e — Ken ibn
gen. Man reißt heraus, was an Lu
bᷣrauchbar tft; den Reſt mag dann der Nordweſtwind zur
fammenblafen.
Die Leute von dem fühlichen Halbſcheid ber Wefterwälber
Hochfläche ſchlafen und ruhen ſchier das halbe Jahr. Ihr
einziger Erwerbs zweig in dem langen Wefterwälder Winter
tft mehrentheils das Schneeichaufeln! Dem armen Seen
wälber fagt man nad): er bete an jedem Winterabend, daß
ihm Gott über Nacht einen tüchtigen Schneefturm bejcheren
möge. Dann hat er bei den gewaltigen Schneemaſſen, die
ba droben fallen, und von dem dort faft nimmer raftenden
Sturm oft haushoch aufammengeagt werben, wenigftens
ein nahrhafted Gelchäft, das ihm in Staats- und Bemeindes
Zagelohn 24 Kreuzer täglich abwirft. Und das ift oft die
anze Winterblüte des Erwerbs auf bem inbuftrielojen hohen
& ald! Viele Hundert Hände werben jo in jedem Winter
Beii igt, viel taufend Gulden von flaatöwegen in ben
Schnee geworfen, und doch preifen ſich bie armen Leute
gina, wenigftend dieſe Schneeinduftrie zu haben, die ber
ind in ein paar Tagen wieber wegbläft, Die der erfte Fruh⸗
lingsſonnenſchein jedenfalls in Waſſer zerrinnen laſſen wird.
Es iſt, als ob Gewerbe und Induſtrie förmlich zuruͤck⸗
eſchaudert ſeien vor dem „eigentlichen“ Weſterwald, waͤhrend
je am Saume desſelben, in ben Vorbergen überall, wenn
auch nur fchlichtern, Hereinlugen. So haben einft ftattliche
Wollmanufakturen am Oftrande des Weſterwaldes geblüht;
die Feuerfäulen des Hochöfen gruppieren ſich wie zu einem
Etrahlendiabem rings um den Saum der Hochflaͤchen, aber
222
fie meiden das Hochland felber; aud das Land ber Krug ⸗
und Kannenbäder liegt hart an der Graͤnze des Gebirge;
reiche Silber⸗ und Kupferbergwerke fangen juft da an, wo
der hohe Weſterwald aufhört, während dieſer nur bie viel
ärmere Ausbeute der Braunkohlenlager dagegen fepen kann.
Die verfümmernde Wefterwälder Eiſenindufirie war bis auf
die neuefte Zeit großentheils in den Händen von Ansläubern,
von Engländern und Franzoſen, und ber arme Weſterwaͤlder
mußte in frembem Solde taglöhnern auf feinem eigenften
Befip.
tft ein ſeltſames Ding um biefen oͤden „eigentlichen“
Weſterwald.
Wenn man den Südabhang der Bergkette hinaufſteigt
und bei den Bewohnern Umfrage hält, wo deun nun ber
meigentliche* Wefterwald beginne, jo wirb man immer weiter
nordwaͤrts gewieſen; hat man aber enblich ben hoͤchſten Kamm
des Gebirges erreicht und fteigt bie nördlichen Thalgefenke
hinab, fo weifen einen die Leute wieder nach dem Sübabhang
zurück. Kein Menſch will auf dem „eigentlichen® Weſterwald
wohnen. Und doc tft das Heimatögefühl und der Heimatd-
ſtolz des echten Weſterwaͤlders mächtig genug. Auch ber
heimwehſelige Jung Stiling war ein Wefterwälber. Nur
den Namen möchte man meiden. Daraus läßt fich folgen,
ba Me Wefterwalb beſſer fei, als fein Ruf. Und fo * &
er That.
Gerade ber Theil des Wefterwaldes, der Feine inbuftrielle
Geſchichte Tennt, Hat eine inbuftriele Zukunft, weil Hier bie
Naturfchäge nicht „mefterweiß“ Liegen, wie auf ber Rhön,
fondern in großen Mafjen und Gruppen beifammen, und
weil fie eine harte, mager lohnende Betriebſamkeit, dem Cha⸗
after von Land und Leuten entſprechend, -vorausfepen. Gin
merkwürbigeß Beifpiel von raſchem und fegenverheißenbem
Aufblühen eines neuen Gewerbes erlebten wir hier in ben
legten Jahren, und, es zeigte ſich dabei, was bei unfern Ge
birgsbauern eine gut geleitete gewerbliche Aneiferung vermag,
wenn fie auch nur noch ein Hein Stüd alten Bodens vor
findet. Es galt einen ganz eigenthümlichen Induſtriezweig
wieber zu erweden, welcher der fühmefticjen Ede des Weller:
waldes geradezu geſchenkt ift durch die unerjyöpflichen Lager
des trefflihen plaſtiſchen Thones, aus denen man das foge
nannte „fteinerne Geſchirr,“ die Mineralwafjerkrüge u. bal.
fertigt. Die ſaͤmmtlichen Mineralquellen des Taunus und der
Zahn hängen in diefem Stud ab von ben Wefterwälber
Rrugbädereien. Der Verbrauch iſt außerordentlich. GSelters
223
und Fachingen allein brauchen jaͤhrlich über zwei: Millionen
Stüd folder Krüge. Bid in weite Gerne werben Weſter⸗
wälber Gefäße feit alter Beit verführt Im Wittelalter
mußten an biefen Thonlagern gelegene Gehoͤfte ihre Abgaben
nicht in Geld, fondern in Schäffeln an den Kurfürften von
Trier zahlen. Ein ganzer Hof zahlte 600 Schäffeln und
ein Halber 300. Xiefen bie Abgaben dem Kurfürften richtig
ein, dann konnte er alljährlich einen ganz anftändigen Schäffel-
markt in Trier abhalten. Aber troß dem vielhundertjährigen
Stammbaum dieſes Inbuftriegweiges ließ man ihn verfümmern
bis auf bie neuefte Zeit. Die rohen Thonblöde wanderten
woßentheild ind ferne Ausland, nad Belgien, Holland und
rankreich, um bort verarbeitet zu werben! Den Fuhrlohn,
den man erhielt, bie Blöde zur Berlabung an den Rhein
zu Schaffen, nahmen Biele als den pöcften für die Gegend
ans bem edlen Rohſtoff zu erzielenden Gewinn. Als vor
Sahren von Stantöwegen eine Mufteranftalt für bie Ver
arbeitung des Thones, namentlich für die mehr kunſtleriſche
u feineren Gefäßen, errichtet werben follte, ſtraͤubte man
ich Dagegen, weil man ben Frachtgewinn für die rohen Blöde
einzubüßen fürchtetel
Erſt als zuletzt der rechte Mann Fam und dem Leuten aus
dem Srugbäderlande faft täglich ind Gewiſſen Hinein prebigte,
daß nicht in der Ausfuhr bed Robftoffes, ſondern in
möglichft verfeinerten Verarbeitung desjelben ber _befte Ge
winn für die Gegend liege, raffte man fi auf. Die Krug-
bäder einten fich zu freien Innungen, die fröhlich gebeihen,
warfen fich auf feinere, Tunfimäßigere Arbeiten, bie fich zus
fehens einen immer größeren Markt erobern, fo daß man
jeßt dieſes Handwerk nur noch kuͤnſtleriſch etwas reicher bes
hten müßte, um bie alte rohe wefterwälber Krugbäderei
in eine Kunſtinduſtrie zu verwandeln, bie für den Weſter⸗
walb ebenfo bebeutjam werben Fönnte, wie bie Ubrmacheret
für den Schwarzwald.
Auf dem hohen Weſterwald brauchen bie Kirchen zwei
Jahre Beit, um reif zu werben. Im erften Jahre nämlich
wird bie Frucht auf dem einen Baden roth und im folgenden
auf dem andern. Mit diefem Fleinen Zug hat der Volfswig
die ganze Obftkultur des Landſtrichs meifterhaft gezeichnet.
Man kann in runder Durchſchnittsfumme redjnen, daß hier
auf 4000 Morgen Landes etwa brei Morgen Gartenland
kommen. Dem Ange des Rheinlänberd macht es einen fibirtfchen
224
Eindrud, daß laͤngs der Landſtraßen Eberefhen und in ben
Gärten wol gar Tannen flatt der Obſtbaͤume ſtehen. Der
Boden ift großentheil® ausgezeichnet, aber ber jähe Wind⸗
from, welder durchs ganze Jahr die kahle Hochebene fegt,
Täßt keinen Obftban auffommen, und die Naͤſſe dieſes Rebel-
und Regenlandes hat jelbft die ebleren Getreibenrten ver⸗
Bannt, „rorbwehfturm und alter Weiber Gegreine Hat ninımer
ude.
Das Regiſter der vornehmſten IB. er Aderpflangen
laßt ſich Teicht auswendig behalten: Kartoffeln, Hafer uud
Gerſte. Gejottene Kartoffeln, Kartoffelbrot und Kartoffel
branntwein find der tägliche Küchenzettel gar manches Haus:
alt. Dazu Freift morgens, mittags und abends der Kaffee
eſſel, der hier ganz in die haͤuslich gemüthlichen Rechte des
Theekeſſels der Küftenlänber eingetreten ift.
Man könnte den Volkscharalter unferer Bafaltgebirgd-
pe unter bem Geſichtspunkte des Kartoffelbaues bar:
Kim, wie ben rheingauijchen unter dem Geſichtspunlte des
einbaues. Die Kartoffel übt vieleicht in feinem andern
Strihe Deutſchlands fo zwingende Alleinherrſchaft, wie bier.
Der Brotbaum des Sübfee-nfulaners und Die Kartoffel:
ſtaude Diefer Berge gäbe keine unpaffende Parallele. Als
vor zweihunbert Jahren bie erften Kartoffeln auf den Weſter⸗
wald famen, hat eine Braut in dem Weiterwälber Städten
Herborn beim hochzeitlichen Kirchgang ihren Bufen mit den
Blüten der Kartoffel ftatt mit Myrten und Rofen geihmüdt.
So ift dieſes Gewächs, das man fonft als den —ã ]? unter
feinen Geſchwiſtern anfieht, bier zu ben Ehren der Poeſie
jelommen. Und Wefterwälder Poeten haben auch in ber
Spar die Kartoffel in Liedern beſungen. Die erfle ihrer Art,
e auf dieſes blumenarme Gebirg gebracht murbe, ea
ein Apotheker ald Zierpflange und ftellte das blühende Kraut
in einem Blumentopfe aus.
Die edelfte Sorte der Wefterwälber Kartoffel, bei ben
Samen und Pflangenhänblern weitberühmt, führt den be
deutfamen Namen: „ber Preid vom Wefterwalb.” Wenn
man inne wird, wie faft alle bäuerlichen Gziftenzen ber weiten
Hochflaͤche in bem Bau der Kartoffeln wurzeln, dann erhält
bie Weihe, mit ber dieſe Pflanze hrer au dem Chrentage
einer Braut eingeführt warb, wol ihren tiefen Sinn. Dem
Anbau des trügerijchen Gewaͤchſes Eönnte Hier fogar fein
proletarifcher Gharafter genommen werben. In trodenen
Jahren migräth die Kartoffel in den angrängenden Thal
gegenden, fie gedeiht dann aber um fo beſſer auf dem waſſer⸗
225
reichen Gebirg. Man Lönnte hierauf fußend bie fonft nur
am Orte haftende Frucht auf die Ausfuhr bauen, wenn ber
Blick des Kleinen Weſterwaͤlder Bauern überhaupt weiter
reichte, ald der heimatliche Nebel zu fehen erlaubt.
Die Bauern vom hohen Wefterwald — und Städte
gibt es hier feine — find arm, aber fie find rei) im ihrer
Sitteneinfalt. Gelb brauhen fie oft nur zum Zinſen⸗ und
Steuerzahlen. Durch ihr ererbtes Adergut ſtehen fs beim
lieben Gott in freier Koft und Wohnung. Leute, die ihre
Schuhe mit Weidengerten zufammenbinden, weil fie Fein Geld
Haben, um eine Schnur ober ein Riemchen zu Faufen, und
Die dennoch durchaus nicht zum Proletariat zählen, find hier
nicht felten. Kür die fozialen Irrlehren, welche die halbe .
Welt berüden, ift ein ſoiches Geſchlecht noch nicht geboren.
Demagogiſche Wühlereien find wol an wenigen Gegenden
fo wirkungsios vorübergegangen, wie am Wefterwald. Dede
und von Natur arme Genenden find meift in Treue feit.
Mübhſal und Noth übernimmt Geſchlecht von Geſchlecht als
einen Ausflug von Gottes unerforſchlichem Rathſchluß. Wo
das Erbrecht des Elends fo tief im Hiftorifchen Boden wur⸗
zelt, da zweifelt man auch nicht, daß das Erbrecht des Über-
flufjes eine Hiftorifche Nothwendigkeit ſei. Nur wo die Are
mut im Gefolge ber verfeinerten Sitte einzieht, wird fie
ee
Der Heine Wefterwälber Bauer treibt nicht unbebeutende
Viehzucht, aber_er ift fein Fleiſch. Und wenn ja an hohen
Feſttagen ein Stück auf feinen Tiſch kommt, dann bat er
es in der Stabt gefauft. Verbrechen gegen das Eigentbum
find felten. Ginzeln gelegene Gehöfte und Mühlen find faft
nirgends mit Mauern umgeben oder von Kettenhunden bes
wacht. Das Eigenthum hat zu wenig allgemeinen Werth,
als daß ed der Mühe Iohnte, zu rauben und zu morben.
Stehlen würde Eoftipieliger fein als faufen, und hier, wo
Obdach fo billig ift, wäre das Zuchthaus eine theure Her:
berge. Je höher die Bebürfniffe fleigen, um jo wohlfeiler
erſcheint gegentheild das Quartier im ZuchtHaufe. In Paris
und London fucht ed bekanntlich der arme Teufel freiwillig
auf, wenn ihm die gewöhnlichen Miethpreife zu hoch werben.
Die umliegenden Thalbewohner ſchildern die hohen Weſter⸗
wälber nicht jelten ald roh und grob. Ich habe dieſe Grob⸗
eit immer fehr liebenswürbig gefunden, denn fie ift eine
Yan natürliche Grobheit. Man fieht nicht ab, von wo
den Leuten bei ihrem Schnee, ihrem Nchel und ihren Kar
toffeln Die Zeinheit kommen folte. Der Schwurgerichtshof
Kehrein: Voltsfitte, 15
en 2
226
des füblichen und hohen Wefterwalbes Hat in mandyen Jahren
durchſchuiitlich faft nur fo viele Tage nöthig gehabt, um die
Triminellen Folgen der Wefterwälber Rohheit adzuurtheilen,
ald die Affifen der angränzenden Rhein: und Waingegend
Wochen brauchten, um mit den flrafrechtlichen Früchten der
dortigen Feinheit fertig zu werben.
ie Armut, wo fie von einer fargen Natur aufgedrungen
wird, erhält bis zu rn Grade dad Volt hart und
kraftvoll; die Armut der Ziviliſation macht das Geſchlecht
fichh und elend. Der Wefterwälber, ob er gleich wenig Fleiſch
iſſei, iſt doch ein flarker Mann. Die Weiber find meift map
fiver von Knochen und Muskeln, als der Begriff weiblicher
Schönheit verträgt. Die Wucht einer Wefterwälber Fauſt,
wenn fie Schläge austheilt, hat Hiftorifchen Ruf. Jene deut-
ſchen Heerſcharen, deren Blut ben alten Draniern die Kreis
heit ber Nieberlande erobern half, beftanden wol großen:
theild aus Wefterwälbern. Ja bie alten Fraftvollen oranifcyen
Fürften felber mögen zu den efterwäldern gezählt werben;
ihre Burg fand auf den Vorbergen unferes Gebirges, und
die heimatlicye Linde, worunter Witgem der Verſchwie
mit ben holländifhen Geſandten Raths geflogen haben Gen,
ift ein Wefterwälder Baum. Und unvergefjen ift noch immer
die Stunde der glorreichen oranifchen Vorzeit auf dem Weſter⸗
wald. Es gibt heute noch alt oraniſch gefinnte Wefterwälber
genug, denen das Herz aufgeht, wenn fie die Volkslieder
don den Heldenthaten in Holland hören. Wer fi überzeugen
will, daß die Geſchichte Hollands ein Stüd deutſcher Ge
ſchichte ift, der möge die Überlieferungen des ehemald orani⸗
Ichen Wefterwalded ausforſchen. Holland hat ein Fürzeres
Gedaͤchtniß gehabt, ald das deutſche Volk. Die Linde des
Dranierd auf den Vorbergen des Wefterwalbes hat länger
Stand gehalten, ald die Grfenntlichkeit Riederlands gegen
Deutſchlaud.
Wer den Weſterwald, den Vogelsberg und bie Rhön in
ihrer fehärfften Gigenart beobachtet, wer den Ginbrud von
dieſen Höhen ald „dem Leib des Volksgeiſtes“ mitnehmen
will, ber muß fie im Winter durchwandern, im inter, wo
ber Eieg ber fpröden, unwirtlihen Natur bier am vol»
tommenften erfeheint, und das Ringen und die Noth bed
Menſcheudaſeins am ſchneidendſten fi) Dagegen abhebt. Kein
andere deutſches Gebtrg von gleich mäßiger Höhe wie ber
Wefterwald fammelt eine folche Unmafje von Schnee auf
feinem Rüden. An den Häufern, beren Strohdach auf ber
Wetterfeite faft bis zur Erde herabgeht, wird ber Schnee
227
vom Sturm oft dergeftalt zufammengefegt, daß man, von
der Wetterfeite kommend, einen ‚Bügel, nicht ein Haus zu
ſehen glaubt. Der ſcharfe, weithin die Luft durchdringende
Geruch des aus den Schornfteinen qualmenden Braunfohlens
rauches macht, daß der Wanderer Die verfchneiten, in Nebel
gehüllten Dörfer oft Leichter auffindet, wenn er ber Nafe,
als wenn er dem Auge nachgebt. j
Der Fall, daß Einer ein Dorf in der Ferne fucht, wäh-
rend er — auf ber Wetterfeite — unmittelbar vor ben Häufern
fteht, ift in harten Wintern auf dem Hohen Wefterwalde nichts
Seltenes. Oft genug werben die niedern Hütten derart ver»
fchneit, daß den Inſaſſen das Tageslicht ausgeht, und daß
Stollen und Gewölbe durch den Schnee von einer Hause
tür zur andern gegraßen werben müflen, um ben Verkehr
mit ben Nadjbarn wieder herzuftellen. Wird der Arzt auf
ein Dorf gerufen, dann muß er nicht felten vorerft Manns
ſchaft aufbieten, die vor ihm ber ben Weg aufichaufelt
Würde der Wald in noch größeren Maflen gehegt, dann
wäre a die Zwingherrſchaft der Schneeftürme zur Hälfte
gebrochen.
Die vereinzelten Wälder erſcheinen bier oben in ihrer
fhönften Bedeutung: als die Schuphegen ber Lan—
desfultur, als die Wälle und Borburgen ber
Sefittung. Man fühlt da erſt, was ber Wald werth iſt,
wenn man ftunbenlang vom Winde gezauft, plöglich in feinen
heiligen Frieden eintritt. Auf dem hohen Weſterwalde hat
man die Kirhhöfe faft überall am Waldſaume angelegt,
ſelbſt wenn man fie darum über die Gebühr vom Orte ent
fernen mußte. Es ruht eine dichterifye Weihe auf dem Ges
danken, daß die Leute ihre Tobten vor dem Streit der Ele
— in den ſchirmenden Burgfrieden des Waldes geborgen
aben.
Der gewaltige Schneefall mit ſeinem Gefolge von Un⸗
fällen und Abenteuern hat für Rhön, Wefterwald und Vogels⸗
berg zu einem ganz eigenen volfsthümlichen Geſchichten · und
Sagenfreife den reichen Stoff gegeben.
Es liegt aber eine tiefe Berjöhnung mit dem Geſchick in
dem Umftanbe, daß faft alle bieje Sömeegeihichten, wie
man fie ſich bier in den Bauernftuben am Kachelofen, ber
„Hitze fpeien“ muß, erzählt, einen humoriſtiſchen Grundzug
aben. Der Schnee ift recht eigentlich der böfe Dämon des
andes, und body faßt ihn ber Vollswig am liebſten ald den
Inftigen Stobolb, der die Zeute nedt und anführt. Über nichts
wird dem Freinden jo viel vorgelogen und aufgejchnitten,
228
als über den ungeheuren Echnee. Es ift vor Zeiten ben
Schwaben nachgeſagt worben, daß fie den Schnee zu röften
verfucht Hätten, um ihn in Salz zu verwandeln. Die Rhöner
und Mefterwälber aber wiffen das Salz im Schnee zu finben,
auch ohne daß fie ihn zum Nöften auf den Ofen firemen.
Münchhanfens Abenteuer vom verirrten Reiter, ber bes Nachts
fein Pferd an ein aus dem Echneefeld einſam aufragentes
Kreuz bindei, und bes andern Morgens bei eintretenbem
Thauwetter entdedt, daß er es an das Kirchthurmkreuz eines
eingefäpneiten Dorfes gebunden habe, ift auf diefen Bafalt-
bergen gewachlen, unb längft volfsthümlich geweien, ehe es
in das Anefpotenbud) Fam. Im Schnee liegt die Poeſie dieſer
Gegenden, der liebe Gott bat fie nun einmal als Winter
landſchaften angelegt, und ber Schnee verleiht ihnen ten
Silberſchein des Abjonderlichen, ded Romantiſchen und Aben
tenerlien. Das ahnen bie armen Leute, die in ihrer Art
auch willen, was Romantik heißt, und erzählen und barum
ihre Schneegeſchichten mit demſelben ſtolzen Behagen, mit
weldyem der Matrofe die Faͤhrlichkeiten des Meeres jdpilbert,
und Einer wil immer tiefer im Schnee geftedt haben als
ber Andere,
43. Charafterzüge ber Wefterwälber.
(Mütgetpeilt vom Lehrer Ax in Draisbad.)
Wolte man in frühern Zeiten einen recht biebern, offenen,
treuberzigen, underwöhnten, ungefünftelten, natürlichen Cha—
zafter bezeichnen, fo ſagte man ganz kurz: „Gr iſt ein Weſter⸗
waͤlder.“
Aber dieſer Charalter hat ſich mit ber Zeit bei ſehr
Vielen verändert. Durch bie allzu häufige Berührung mit
ben Juden, welche hier einen bedeutenden Fiehhander treiben,
hat ein großer Theil die Verfchlagenheit, Verſchmigtheit ber
erfteren augenommen. Auch gungen dur bie vielen Wan⸗
derungen nad England, Holland ꝛc. die alten Sitten und
Gebraͤuche an, immermehr zu verſchwinden. Die allgemeinften,
—* Peſterwalder Charakter fo recht kennzeichnenden find
folgende:
1..Hat im Srühjahre ein armer, Fein Geſpann Befipender
Mann feine paar Laͤppchen Land mit Kartoffeln oder Sommer
frucht zu beftellen, aljo auch Dung zu fahren, fo weiß er
Nic) gleich Raths. Gr beftcht feine Nachbarn, Freunde und
Verwandten, welche Ochfen im Wagen fahren, zur Dungfahr.
Dieje kommen mit allen notwendigen @eräthichaften, Inden
229
felbft auf, fahren den Dung an Ort und Stelle fo Tange,
bis der Dunghaufe verſchwunden ift. Die bereitwilligen
Nachbarn ꝛc. verlangen für biefen Dienft feine Belohnum,
in Baarer Münze; fie werben mit ‚Kaffee und Haßermehlr
kuchen bewirtet, und das ift Alles.
2. Wenn im Herbft der Flachs gerupft, von feinen Samen
knoten befreit, gefpreitet und gehörig zeitig ift, dann wird er
gebörrt, gebrecht und geſchwungen, und dieſes gejchieht all in
einem Tage. Gin wahres Feſt für Die jungen Leute. Söhne
und Töchter der Nachbarn, Freunde und Verwandte werben
geladen, welche gemeinjdaftlih Hand and Werk legen, und
unter Belang und Scherz geht die Arbeit luftig von Statten.
Des Abends kommen bie Schwingerinnen mit ihren
Schwingen und Schwingftöden: jede muß „ein Dreißig*
Cpreißig Gebüundchen) fauber und ordentlich auf den Platz
bringen. Natürlich bleiben die Jungen nicht aus, welche ben
Zungfrauen durch Späffe und Singen die Arbeit zu würzen
fuchen. If die Schwingerei zu Ende, dann wird Kaffee und
Kuchen aufgetragen und — die Quittung ift gegeben.
3. Den Abend vor Faſtnacht gehen die armen Kinder
von Haus zu Haus, Elopfen an die Fenfter und rufen:
Fa ſtnachtsbraten in den Spieß; was ich hier befomm, deß bin
ich gewiß." Nie gehen fte leer fort; immer bekommen fie fo
viel, daß die ganze Familie mehrere Tage reichlic, leben kann.
4, Der Sylvefterabend ift Allen ein angenehmer Abend.
Alles, was über 16 Jahre alt ift, beſucht alddann das Wirts-
Haus zum letenmale für den ganzen Winter.
5. Für die langen Winterabende beftehen hie und da
Spinnftuben, die aber, weil fie zu vielen Unordnungen und
Unfittlichfeiten Veraulaſſung geben, nah und nad in Abs
gang kommen.
6. Gemeinfchaftlihe Spaziergänge an Sonntagen im
Frühjahre und Sommer von Seiten junger Leutchen beiderlei
Geſchlechts find hier nicht felten. Oft find fie ſehr unters
haltend, befonderd dann, wann fie ihre langjam getragenen,
mehrftimmigen Volks- und Kirchenlieder anftimmen.
7. Sat jeder arme Mann im ganzen Amte Marienberg
Bat eine Kuh, wenn er nur ein Ställhen für dieſelbe befipt.
ann er eine ſolche nicht Laufen, fo leiht er fid eine, von
welcher er jährlich fünf Gulden Pacht an den Cigenthlimer
abgibt. Gewöhnlich Teihen fich die armen Leute das Vieh,
wenn es noch jung ift, und behalten es unentgeltlich in
ihrem Futter, fo lange in ihrem Nußen, als auch im Unnutzen.
230
34. Der Flachs und deſſen Bereitung in der Hm:
gegend von —
Eitgetheilt vom Seminariſten Lehnhäufer aus Menneed)
Es gibt wol fein Gryengnip des Bodens anf dem Wefter-
walbe, defien Bebauung und Bearbeitung fo in allen Jahres-
und Tagedzeiten vorgenommen würbe, ais ber Flachs. Bom
Anbruche des neuen Jahres bit zum Verſchwinden desſelben
in das Meer der Vergangenheit, vom erſten Morgenftrahl
bis zum freundlichen Hernieberbliden bes Abendfternes, ja
im Winter bis 10— 11 Uhr Nachts, ift man mit der Bes
zeitung bed anal beſchaͤftigt, und die Freuben dabei find
größer, als Mancher denken wird.
Am Lichtmeßmorgen (2. Februar) fieht der Landmann
nad) dem Himmestaut, und wie freut e8 ihn, wenn bie Königin
des Tages Elar und freundlich herniederſchaut. Denn einge
den? des Sprichwortes:
nLichtmeß Hell und Elar
Gibt ein gutes Flachsjahr.“
hofft er, daß der Herr ihm eine gute Flachsernte geben werbe.
nWenn das Buchen Laub kommt zum Schein,
Dann fäet ber Bauer den Lein.”
An einem warmen Abend, wenn die ſchwüle Luft und
die blutroth untergehende Sonne baldigen Regen prophe
zeien, dann gehen Bater und Kinder aufs Feld. Doch nicht
ein jeder Abend ift Dem Landmann zum Ausjäen feines Leines
erwänfht. Denn, wie die Hausfrau gern Die Bartenfämereien
am Gründonnerötage fäet, wie der Landmann die Grbjen
FR auf Georgitag fäet, jo hat auch die Volfsfitte für bie
usſaat bes Leined beftimmte Tage feftgefeßt. Die hierauf
Bezug habende Bauernregel heißt:
„Wer am 10. ober 23. April feinen Leinſamen fäet,
bekommt große Hemden.” Der Ader, welder das Jahr zu
vor Triefchland, Wieswachs ober ein Kleeader war, ift ſchon
einige Tage vorher mit Sorgfalt geadert und tüchtig geeggt
worden. Hier ift e8 wieder ein altherfömmlicdhes, voltöthüm-
liches Sprichwort, das ihn dazu antreibt. Es heißt:
nWenn der Lein tft gefäet,
Und wird dann fein geet (geeggt),
Und gibt dann wenig Regen,
Das gibt dem Flachs den Segen.“
Der Vater fireut nun den Samen mit großer Borfidt
aus, damit ja fein Korn verloren gehe. Während biejer Zeit
231
leſen die Kinder Steinchen, Wurzeln, Raſen und Unkraut
weg, die dem Pflänzchen ſpaͤter Hinderlic fein würden. Nach
vollendeter Ausſaat gehen die Arbeiter dem bampfenden Here
au, nachdem fie vorher noch einen flehenden Blick und viels
leicht auch ein Fein Gebetchen zum Himmel gefenbet Haben.
Bald aber zeigt ſich auch Unkraut in der jungen Saat,
und wenn dieſelde ungefähr 2— 3 Zoll body ift, wirb das
Untraut Herausgegätet. Die Magb und bie Tochter des
Hanſes erfüllen dieſes Geihäft mit Freuden.
Iſt der Flachs nun von allem Unkraut befreit, und haben
ber warme Süb und Iaue Weft eine Beit lang recht mohl«
thuend auf ihn gewirkt; fo ſteht er Bald in voller Blüte,
Ein ſchoͤneres Schaufpiel kann e8 in der Natur nicht, geben,
als wenn ber hohe Fiachs mit den fhönen blauen Auglein
zwilhen den Korn⸗ und Gerftenfeldern hervorblickt. Ja ſelbſt
der Dichter (Rrummacher) fühlte ſich veranlaßt, die Leute
zur Betrachtung dieſes Wunders ber Natur aufzuforbern,
indem er ſpricht:
‚Auf, kommt in die Felder und blühenden Aun
Das liebliche Pflaͤnzchen der Mädchen zu ſchaun!
Es waͤchſet und grünet fo lieblich und zart,
Jungfraͤulich beſcheiden in eigener Art. !
Wenn num der Flachs die ſchoͤnen Blüten verloren hat, und
man vermuthen kann, daß er nicht mehr größer wird, dann
iſt wol feine Mutter fo jaumfelig, daß fie nicht vor ihre
Xhüre die Proben ihres Flachſes aufhängte, und ich wette:
Sonntags drauf weiß Jedermann, wer ben ſchoͤnſten Flachs
im Dorfe hat.
Endlich ift auch die Zeit gefommen, baf der Flachs die‘
nötige Reife hat, um auögerupft zu werben. Diefes ift bes
ſonbers das Gefchäft der Knaben und Mädchen. Jede Hands
voll wird beſonders gebunden und 10 ſolcher Handvoll jedes⸗
mal zu einem Häuschen zufammengeftellt.
Nach ungefähr 3 Tagen werben die Häuschen umgewendet,
damit auch Sie inneren Handvoll trodnen. Iſt Alles troden,
fo wird ber Flachs nach Haufe gebracht und noch wo möge
lich an jelbigem Abend gerefft. Die Nachbarsmaädchen unl
Birſche find zu diefer Arbeit ſchon Mittags eingeladen, und
nady dem Eſſen wird angefangen. Unter luſtigen Liedern
und Gejprächen verftreicht die Zeit, und tanzend und hüpfend
1 Das Gedicht fteht im Naffan. Leſebuch für die oberen Maffen der
Giementarfäule I. ©. 235. (in anderes ſchoͤnes Lobgedicht auf den Flachs
haben wir von J. A. Kerner.
232
ſuchen ſich bie abgeftreiften Knotten? bei den Fußen ber
Reffer ein Plägchen.
Nun ift das naͤchſte Geſchaͤft, den Flachs auf das Brechen
vorzubereiten, d. h. ihn dahin zu bringen, daß er eine ge
wiſſe Sprödtgfeit und weiße Farbe erlange, ober, wie man
zu fagen pflegt, daß er zeitig werbe. Bu biefem Zwecke hat
FH ein zweifaches Verfahren, nämlich die Thau⸗ und
‚aflerröfte.
oll der Flachs durch die Thauröfte zeitig gemacht werben,
ſo geichieht es auf folgende Weife: Man legt den Flachs |
an einem fumpfigen Ort ganz bünn auseinander, läßt ihn |
daſelbſt 14 Tage oder 3 Wochen liegen, je nachdem bie
Witterung mehr ober weniger günftig ift.
Will man die Waflerröfte anwenden, fo legt man ben '
Flachs 8 Tage lang ins Waffer und eben fo ange auf bie
Wieſe, wo er dann ebenfall3 zeitig wird. |
Hat er nun eine ſolche Spröbigfeit erlangt, daß ſich ber
Baft vom eigentlichen Kern trennt, fobald man den Stengel |
— wird er gelichtet und Tags nachher nach Haufe
gebracht.
Nun werben die noͤthigen Anſtalten zur Brecherei gemacht.
Der Brechplatz ıft aber außerhalb des Dorfes beim nahen |
Waͤldchen, und oft ficht man 10— 15 ſolcher Plaͤtze im Kreis
ober in einer Reihe. Der Eine geht an den beftimmten Plap,
und macht ein Zeichen, damit fein Anderer fi) daſelbſt nieders
laffe. Der Andere trägt Brechbaͤnkelchen und ſonſtige Bedürf⸗
niſſe herbei. In der Küche werben Kartoffeln gejhält und
erieben, damit ja Die Kuchen auf den Dreitag nicht fehlen.
der ganzen Nachbarſchaft find fon die Mädchen und |
Burfche eingeladen, welche ſich an dem beftimmten Tage be
theiligen follen.
Des folgenden Tages gegen 8— 9 Uhr bewegt fidh ber
ganze Zug zur Brechhuͤtte. Eine alte Frau, die Dörrin?
genannt, fteht ſchon bei derfelben, Hat mit thränenden Augen
ein Feuer angemacht, ſchon die ganze Brechhürde mit Flachs
bebedt, welcher beinahe ganz dürr ift, und fieht mit zornigen
Blicken dem Dorfe zu, ob noch Feine Hilfe kommt.
Doch ip: find fie ale da. Auch die übrigen Brechplaͤße
werben nad) und nach beſetzt. Inbeſſen Hat die Alte ſchöu
Hi Ha den rauchenden Schornfteinen und der Mittagsjuppe
gefehen.
1 ©. das Wort im Wörterbuch.
2 Cine Frau, die das Feuer unter der Flachedörre unterhält.
233
Endlich fommit eine Perfon ganz langfam, faſt keuchend
unter der ſchweren Laſt des Mittaggmahles aus dem Dorfe
gegangen. Die Alte hat fie nicht überjehen. Schnell müſſen
äwei Mädchen der Perfon zueilen, ihr bie Laft abnehmen
und zur Hütte bringen. Auch die übrigen Geſellſchaften haben
das Eſſen bekommen, und nun beginnt das allgemeine Mit
tagsmahl, bei dem der Hirfenbrei gewiß nicht Per.
Nach dem Gfien wird eine Heine Vauſe gemacht, und
dann geht es wieder wacker an bie Arbeit. Der gebörrte
Flachs wird von den Burſchen erft auf der —X
quetſcht und hierauf von den Maͤdchen auf den gewöhnlichen
Brechbaͤnkchen worecht Hierbei Löft fich das Außere des
Stengeld von dem eigentlichen Flachſe los und fällt als
Schewe, welche man aud Ahnen nennt, unter bie Brechbauk.
Doch, was jeh ich! Die ganze Dörre mit Flachs brennt
lichterioh! Aus Unvorfichtigkeit der Dörrin iſt ein Stengel
Flachs auf die Olut gefallen und hat das Ganze entzündet.
Aucs eilt herbei, und bad Feuer ift ſchnell gelöfht. Die
Dörrin aber wird zur Strafe tüchtig ausgelacht. Der Flachs
wird theild nad) Kloben?, theild nad) Dreißig gezählt.
Sieber Kloben befteht aus zwei Gebündchen, deren jedes
40 Handvoll zählt. Dreifig Handvoll bilden ein Dreißig.
In der Regel wird ber Flachs noch am Tage ber Brecherei
gefehwungen. Jede Handvoll wird erft rauh abgeſchwungen,
was man raufchen nennt, und wobei bie beim Bieen vers
ſchont gebliebenen Ahnen und fonftiger Dred ꝛc. entfernt
werben. Dann wirb er fo fauber als möglich gemacht. Diejed
eſchieht in der Regel von den Mägden in regnerifcen
erbttagen. Die ſchlechteſten Theile des Flachſes fallen
beim Schwingen unter den Schwingftod und heißen Hobche®.
ft der Flachs num von den Mägden tüchtig durchge⸗
peitjcht und ordentlich fauber gemacht, dann fommt er unter
die Hechel der Hausfrau.
Jede Handvoll wird zweimal gehechelt. Das erftemal
faͤllt der fchlechtefte Theil als Abkrag * entweber ganz weg,
— wird bloß zu ſehr rauhen Zeugen, als Säcken ıc. vers
wendet;
en!
Beim zweiten Hecheln wird ber Kern vom Werd) unters
ſchieden. Man halbiert jede Handvoll, und dann wird ger
hechelt. Der ſchlechteſte Theil jält herunter und heißt Wer,
1 Ein Brehbänk das größer und ſchwerer ift, ald bie gewöhnlichen.
© PET en a SR 2 lan Bort im, eben.
3 ©. Hd im Wörterbud. — 4 Dberdeutjch heißt dieſet Äbſall
Kfäwinge, weiteran. Urſchwunge.
je’ zer ·
234
der beffere Theil bleibt in den Händen ber Hausfrau und
heißt Kern. Jeder diefer Theile wird, wenn er die Hälfte
einer Handvoll von bem Kern ift, Geſpleß! genannt. 12
ſolcher Geſpleß werben recht Fünftlich zu Knauren ? zufammen-
efügt, und jebes Kind ſucht eine Ehre darin, dem Hera
ar den fehönften Knauren zu bringen.
Sind 6 Handvoll gehechelt, daß man aljo 12 Geſpleß
ober einen Knauren hat; jo iſt auch ſoviel Werch außgefchieden,
daß es einen Roden gibt, den das Eunftliebende Märchen
Bat rother Schnur und Bändern recht nett und zierlih aus
taffiert.
Wenn nun ber Segen Gottes all eingefammelt if, wenn
der rauhe Nord faufend über bie leeren Etoppelfelber ftreift
and man ſich recht behaglich beim warmen Ofen fühlt, Daun
fucht man allenthalben auch Die Spinnräbchen wieder hervor.
Bejahrte Frauen machen ſich ſchon früher an die Arbeit, weil
fie nicht mehr fo rüftig ſchaffen können, aber doch gern bem
Sprichwort entipredyen möchten, das ba heißt:
„Et es fa Fra fu faul und frank,
&e hot de Mertestag ihren Strank.“
Zunge Mädchen kommen aber felten vor Martini and
Spinnen, weil fie anderer Arbeiten wegen noch verhinbert
waren. Dann aber Iafjen fie ſich nicht mehr abhalten, ein-
gedenk bed Sprichwortes:
nSanft Martin
euer im Kamin.
ann o Mädel
Greif zum Rädel.?
Traulich figen fie Abends bald in diefem, bald in jenem
Haufe im fröhlichen Kreis und drehen den Faden gar ziers
üd) und fein. Doch ploͤtzlich, da bricht das feine Geſpinſt,
und fchnell, ehe die Spinnerin ſichs verfieht, hat ihr ein
Verehrer ben Roden verftedt. Jept kann fie nicht fpinnen,
jet muß fie wol flehn:
„D gieb mir doch wieder den Roden fein,
Ich will auch künftig recht achtſam fein.“
Lautes Gelächter erſchallt nun in ber Runde, und bie
Betreffende wird roth vor Scham; dann geht e8 aber wieber
Auftig zur Arbeit, indem fie ſich wechfelfeitig zur Aufmunterung
den Spruch zurufen:
1 6. das Bort im Wöorterbuch. — 2 d. i. Knoten. — 3 Gen
kommt diefe Derkleinerungsform ftatt Mädchen, Räbchem nicht nk
auch in Rennerod fügt man font Mädche, Rädde.
235
„Iſt der Spinner" fleißig und mag,
Spinnt er einen Strang ben Tag.“
Und jede Spinnerin ſucht eine Ehre darin, die zweite Spule
vol und fomit feinen Roden abgeiponnen zu haben. *
Oft fommt e8 auch vor, daß die eine ober die anbere
Epinnerin nit immer an das ſoeben genannte Sprichwort
denkt, und auch nicht an das folgende:
"Wenn Hande geht, muß Fude gehn.*®
fonbern verlegen am Roden zupft ımb — ſchlaͤft. Da bat
man nun ein probates Mittel, die Schläferin zu weden. Man
ki nämlich ganz unvermerkt ben Roden an. Sobald ber
jelbe brennt, wird bie Schlafende von ber hellen Flamme,
der ungewöhnlichen Hitze und dem lauten Gelächter der übrigen
jewedt. Das Feuer ift wieber bald unterbrüdt, und bie
jefoppte ſchlaft den ganzen Winter nicht mehr.
Unter folden Späfien, unter Iuftigen Geſpraͤchen und
trauten Liedern verſchwinden die Stunden recht angenehm.
Aber Alles geht fittlich und ehrbar her und:
Mit Glockenſchlag zehn,
Dann nimmt nun troß Schnee,
Trog Winden und Wehn
Gin jebes Abe.“
Iſt nun die Zeit gekommen, wo es heißt:
„Lichtmeß — bei Tag ef,
Spinner ben Roden vergeß,“
dann if in der Regel Alles gefponnen. Nun wird das Garn
in Afchenlauge tuͤchtig abgekocht, dem Froſte ausgefeßt,
getrodnet, und jegt probiert ber Leinweber feine Kunſt. Es
wirb nun nad) der Qualität des Garns rauhes Tuch, Werke
tuch und flaͤchſenes Tuch gemacht.
Wenn aber bie Schlüffelblümdhen blühen, und der Guckuk
aus dem Walde ruft, dann ift das Tuch gewoben. Dann
fpringen bie Kinder zum Vater und Bitten fih aus, das
Tuch zu bleichen. Auch holen fie fich ſchöne Bücher und leſen
in ber Zwiſchenzeit Iehrreiche und unterhaltende Geſchichtchen.
Kun tft dad Tuch weiß. Frigchen und Hannchen erhalten
num gleich ihren Lohn, Fritzchen ein Kittelchen, Haunchen ein
Rödhen. So oh und glädli wie fie, {ft nun Niemand.
Jept kommt auch die Reihe an die Erwachſenen; auch fie
1.68 fpinnen Hier nur Mädchen und rauen, do hört man nie
Spinnerin. — 2 Jeder Moden liefert einen Etrang. — 3 Bern die
Hand geht, muß auch der Fuß gehn.
236
erhalten ihren Lohn fürs Säen, Zäten, Neffen, Brechen unb
Spinnen. Das Tuch wird blau gefärbt, und nun erhalten
Kleider die Maͤdchen und Burſche, Vater unn Mutter. Unb
ein Burſche glaubt fich auf der Kirmes am ſchoͤnſten gefleibet,
wenn ber blaue Kittel vorn mit zwei Reihen weißer Knoͤpfe
bejept und die beiden Achſeln mit ſchwarzer Seide recht zier-
lich verbrämt find. Denn er ift ſtolz auf das Sprihwort:
„Selbft geiponnen, felbft gemacht,
Iſt die beſte Bauerntracht.⸗
Ein großer Theil des Tuches oder beſſer der Leinwand
wird zu Hemden, Betttüchern, Handtüchern 2c. verienbet.
Das Übrige wird zum Krämer gebracht, welcher bebeutenden
Handel damit treibt. .
45. Baterländifches Volksleben.
(Abgedrudt aus dem „Allgem. Rafjau. Schulblatt" 1861 Ro. 12 m. 13.
mitgetheilt dom Lehrer Seibert in Efiershaufen.)
Riep!,* der befannte Kulturhiftorifer, hat mit Ber
mügen wahrgenommen, wie in Norbbentfchland die Dörfer
fa gegenfeitig mit allerlei Witz- und Spignamen belegen.
Dort ift noch Cigenartigkeit, Übermuth, Lachluft, überhaupt
Volkskraft. Die Mittelftanten dagegen befigen nicht mehr
fo viel Humor, um einander foppen und ſpotten zu können.
Ganz rihtig! Die Mitteldeutſchen find verwiſchte Menfchen,
haben Köpfe einer wie ber andere, Hörner einer wie ber
andere, zerrißne und zerfplißne Klauen einer wie ber andere.
Doc) geiftreicher Landsmann, wir haben uns unterwunden,
mit Dir zu reden. Es möchten auch unter und etliche muth:
willige Dörfchen fein, zehn, zwanzig, vielleicht ein ganz blau
Ländchen vol; fol man nicht Notiz von ihnen nehmen?
Ja doch! Aber man falle die Aufgabe weiter, ziehe lieber
aus jämmtlicher Vollkspoeſie das Nedifche, Naive und Wigige
heran; wo bliebe fonft die Geiftreidhigkeit ? Schön —
1) Thaten und Fohrten des Fr Heffen, von ihm feläft
erzãhlt.
„Ich Bin der blinde Heß, geboren im blauen Laͤndchen, alt
eworden in Heffend Schietfalen, oft dabei geweſen, wo ber Lepte
ichts kriegt hat. Kaum, dag wir in Amerika den. Was-
hington (jpr. Uaſchingt'n) Hinter und breingefprengt und in
41 Zn: Sand und Keute, 5. Aufl. 1861, ©. 148 f.
237
Europa geholfen, Qugemburg verfpielen; fo kamen wir in bie
fung St. Goar. Et. Goar? OD wie fer! Überall
chanzen, Wäle und Mauerwerk! Gräben und Minen bis tief
in den Hungrüd hinein und Alles vol Pulver. Sieben Bonas
parte hätten und nicht vertrieben Ein Eoplag Bunker, und's
linke Rheinufer wär in die Luft geflogen! Doch wir über
gaben und bezogen ein Lager vor Mainz. Dort erblidten
wir einft im Morgennebel fürdpterliche Geftalten. Was ift
Das? Sind die Franzofen ausgebrochen? Mit gefälten
Bejonette giengen wir blind drauf ios. Hurrahl — es waren
Mifthaufen, die eben ein Bauer zittete. Guter Mann, wenn
bu ein Sranzofegewefen! — Darnady bejertierten wir ehrlich,
fort heim ins blaue Läntchen. Das war aber nicht leicht,
War man ben Fleifhmännern entgangen, fo ſtand bort am
Wald ein Zigeuner mit gefpannter Flinte. So ein Schwer⸗
nöther war Fapabel für ſechs Flüchtlinge, nahm ihnen Alles
ab. Bubem trugen die Unfern Bebenken, und aufzunehmen.
Mit Ab und Krach erreichten wir Hilgert. Die Hils
gerter Brüder mit den langen Steden find fonft
ar frieblih und fromm; aber wenn man fie in Verlegen
eit fegt, wird ihr Zom groß und fürchterlich, ja, fürdhters
lich und groß. Kaum, daß fie ihr Dorflind aufnahmen!
Sie ftedten es ind Heu und ung jagten fie über Die Graͤnze.
Wir famen gen Wisper. Ihr Wisperer, ’8 Thor
uff! Doc die machten die Thore zu. Ich kommandierte
Sturm, und wir Brangen in die Stadt. Nun waren bie Haus⸗
thüren verſchloſſen. Wir griffen zu den Echornfteinen hinein
und öffneten fie. Badt und die Gier! Man Eu die Pfannen
auf, aber da reichten Die Stiele weit zur Hausthür hinaus.
Kam ein Windftoß, flau! Tag bie ganz’ Vefcheerung im Feuer.
Da fanden wir Boften an den Thüren, bis die Gier gebaden
waren, aßen und zogen ab. Ich nahnı mir noch für einen
Kreuzer Zunder mit, heil was Lappen! Ich hätt’ mir koͤnnen
den Hals abſchneiden und Zunder drauf Iogen! — Wo hinaus?
Kamerad Bud) wollte rechts, Kamerad Wallmenad links,
Nach Buch geht fein Weg! Alfo nah Wallmenach!
Die Kaffler Straß’, auf die wir Famen, füßrte dahin, zus
naͤchſt nach La uter i. Diefes Dörfchen fanden wir in ober
Aufregung. Es betraf einen fetten Hammel, ber gejchlachtet
werben follte. Man wußte nicht, follte man ihn guiden
oder ſchaͤchten. Der Ortövorfland entſchied endlich für bie
Trummjäge. Da haben die Lauterter dem Hammel
deu Hals abgejpnitten mit der Trummjäge —
In Wallmenady blieben wir mehrere Tage. Man ſchnitt
238
Rom. Zum Seitvertreib und bem Bieruhreffen zu Gefallen
iengen wir flundenweil’ mit; aber das fuhr Ginem ums
auf wie lauter Richts. ALS wir nämlid im Kranz faßen
und die Was (Hausfrau) das Sädchen öffnete, um Brot
und Branntwein berauszulangen, was fam zum Vorfchein?
Sauerteig! Sie hatte aus Verſehn den Sauerteigsbeutel
mitgenommen. Und wißt Ihr was ? Den andern Tag giengs
gm wieder fol Ei, ihr allerweltfen Sauerteigs«
eutel! — Auf dem Feld nahmen wir Abſchied und ſchlugen
und in den Bachheimer Grund. ALS wir fo bahingiengen,
befiel und eine merfwärbige Mübigfeit. Wir wurden fo faul,
fo malat, fo kaput . . . am Hefienländer Weg konnten wir
nicht mehr fort. Da lagen wir. O wie wehl Des Pfades
kamen zwei Mebger. Sie befahen ung, befühlten und und
fagten: Ihr babt’8 Ölsberger Thier! '8 Oisberger
hier? Was ift das? Jal das regiert hier, drei Stunden
um —— herum, Sommers in der Hipe, brüdt bie Leute
im Kreuz, hängt ihnen in den Knochen wie Blei und fliegt
erft gegen Abend wieber fort. — Wunderbarlih! Aser ea
traf zu. Schon um Sechs wurb’ es und leicht und wir
brachen auf; nun fpfürten wir bald, daß wir alle etwas Ab⸗
weichen hätten. Mir ſchluͤpften ins Ufergebüjch eined Wache,
der von einem Dörfchen oben herabkam. Kaum, wir
faßen, horch! da erſcholl ein Rufen und Schreien: He! hei
Wir rafften und zufammen, ui der Fuld! das ganze Dörfe
chen kam gezogen, der Schultheiß an der Spitze. Er redete
und an: Wir haben's nicht gern, daß Jemand hier unten
feine Nothburft verrichtet. Die Miehler find reich ge,
Wir thun's oberhalb des. Dorfes, damit bie Abfälle auf
unſre Wieſe fließen, unfer Ort heißt: Piß-hie⸗ho we (Bir
fiahofen) — Gut! Wir erfühten den Wortlaut und fepten
anfre Reife fort, Ramerad Braubach voran. Gr belehrte und:
Sn Dahfenhaufen
ft nicht viel zu maufen,
ort geh’n bie Kaßen ſchnauſen!
Aber:
gu Braubach in ber Kellerei,
ort ftehn drei Echüffeln vol Herſchebrei
In aner Reih |
Als wir hinfamen, was meint Jhr? Prost tie Mahlzeit!
In die Stoßkarren haben fie und geipannt. Wir
Ramfcheblätter fahren und Schauzen (Holzwellen),
alle Kehr e ganz Vaͤrtel (24 Stüd). In Braubady bringt
230
jed Bübchen ein Stoßkarrnchen mit auf die Welt, fpielt bar
mit, ſchlaft darin, wird mit ihm groß. Was ein echter Brau⸗
bacher ift, kann ohne Stoßfarren gar nicht gehen, er befommt
den Schwindel. Die Braubacher haben au den Stoß
karren weſentlich verbefjert, wie man das Alles im Lahn
feiner Stoßkarrnliedchen befungen findet. — Nun fieng der
Kriegsrath Wind von und. Hätten wir Seiner Frau ’nen
Büchfenrangen voll Brabänter auf die Keffelmauer butjcheln
Lönnen! Wir flohen, noch zu Zweit, Kamerad Buch und ich.
Su Becheln war es ftill, wie auögeftorben. Wir fragten
ein Eleines Mädchen: Wo ift denn dein Vater? „Uff'm
Morhelftüdl“ gab's zur Antwort. Am Ende ded Dorfes
fragten wir ein Buͤbchen: Wo ift deine Mutter? „Uff'm
Morchelſtück!“ — Spät in der Nacht erreichten wir einen
und unbefannten Ort. Wir klopften an ein Fenfter: Bft!
Habt ihr friſch Wafler? Jo! ’8 if’ erft vorgeftern ges
holt! Abm, dasift Singhofen! Wirtranfen und ſchlichen
fort. Fruͤhmorgens begegneten und Frauen, weiße Mahnen
auf dem Kopf, ald giengen fie zu Markt. Wo feid ihr her?
Bon Bremberg! Was tragt ihe feil? Diebern! Bald
tam noch ein Trupp, dann noch einer. Nichts als Himmel
und Didbern. — Dahinten in Birlenbach verbingten wir
und. Wir faßen ſchon, um ben Miethpfennig zu vertrinfen;
da ſprach mein Kamerad: Ihr Birlenbacher habt fo ein jhön
groß Dorf; wo if denn Euer’ Kirch’? Doc war ihm
kaum das Wort entfahren ... . Was? Ihr wollt und uzen,
weil wir fein’ Kirch’ haben? Euch fol! Wir nahmen Reife
dus und die Birlenbacher hinter uns drein mit Agten, Scufen
and Miftgabeln. Wir liefen in einem Rannt bis weit in
die Fuchſenhoͤhl'. Ohnmaͤchtig fanfen wir Hin. Als wir ers
wachten, hörten wir line im Wald ein Glöclein. Wie Hingt
aus? Bringt ben —— heraus! Bringt den
Hirfenbrei heraus! Wir dachten faft an Engelchen, die
ung jpeifen follten; aber e8 war das Lohrheimer Bim«
beiden. — Vorwärts! Bei der Klingelbader Fran
ließen wir und gegen ben jähen Reihthum brau—
den; denn wir waren ſehr heruntergefommen. Unfre ganze
Baarſchaft war ein Reun-Kreuger- Stüd Algerter Geld,
d. 5. gut Geld, den Thaler zu 105 gerechnet. — Weiter! Jept
bieß es, in Acht genommen; denn wenn bie Tiefen bach er aus
ihrem heißen Thäldhen herauf in die Bergluft kommen. kriegen
fie den Schnupfen und werben Frappig. Sonft find fie ruhig,
weich, etwas fpät, doch wenn andre Leute ihre Thüren
aufgließen, ihließen fie bie ihrigen auch au. —
Zen
240
Ein fuͤrchterlich Gewittter verſchlug uns nad Bud. "Dal
Nun war ich allein. Bor dem Dörfchen fand ich einen jungen
Mann, der unter einem Baume lag und jämmerlich weinte.
Dabei Erümmte und baͤumte er wie ein Wurni. Mein
Gott, was iſt? Haft du ein Bein gebrochen? Ad, wenn
Das wäre! Nein, ih Hab ein Weib von Raſtätten!
— In Raftätten hätt’ ih können mitefjen, wenn
id ein Elein wenig eher gefommen wär‘. Die Hum
perter Kerb war aud aus und bad Ärgerlichfte, benft
einmal an! in dieſem Huppert mußt’ id über Nacht
bleiben!
„Damals hat man Häufer gezeugt und Kinder gebaut,
Die nicht geftorben find, leben noch,
Und bie nicht mehr Ieben, Liegen im Loch.“ —
2) Eine geographifche Lektion
Hier ift die Karte vom blauen Laͤndchen. Eine Furze Rad:
leſe haltend, rutfehen wir mit dem Finger von Dörfchen zu
Dorfſchen, um zu vernehmen, was Eins vom Anbern weiß
und erzählt. Auch früher ſchon Dageweſenes Iaffen wir weg
und führen an zum Erſten einige runde Rebensarten:
Wer durch Diethardt geht und wirb nicht gefoppt
Und durd) Naftätten und wirb nicht gezoppt
Und durch Miehlen und wirb nicht geſchlon,
Der kommt glücklich an bie Lohn. —
Mündert Aiindenreh) ift bas Butterloch,
Al gert (Algerod) iſt der Deckel droff. —
Wißt Ihr nicht, wo Bornich liegt?
Bornich liegt aufm Gleichen,
Wo bie jhönen Mädchen find,
Aber wenig reichen |
Wenn fie norgens früh auffteh’n,
Gucken fie nad) den Wolfen,
Treiben fie die- Küh’ hinaus,
Die noch nicht gemolfen! —
Gehſt du mit nad Klingelbach
Geißelaͤmmchen Faufen?
Mäddyen mad) das Etällhen zu,
Daß fie nicht fortlaufen. —
Der FKürft von Bieberich,
Der bat fan Kreuzer üiberig. —
In Bornich geht Fein Wind. — Der Bachheimer
Kirchengeſang geht nach dem Michler Gewannenbuch, bed
241
ämlich in Unorb: iſt. W 10 db
Tonne Ihe jovon Sopnfihter (Bafıfen) = Bun Huber
Lied Dr. Eiſenbart:
nach
1. Der Weg von Caub nach Sauernthal
Iſt unten breit und oben |chmal; !
Und kommt man weiter auf bie Hoͤh',
Sieht man die alte Burg da ſteh'.
. Ste haben eine Kirche dort,
Das ift das ſchoͤnſte Haus im Ort;
Die Orgel if ein wenig Elein,
Doc fingt und pfeift fie ganz allein.
Auch, Haben fie 'nen Brunnen brein,
Das iſt der Sauernthäler Wein;
Und wer davon nicht trinken Tann,
Der ift fein Sauernthäler Mann,
. Auch haben fie ’ne Mühle bort,
Die geist fich einer Kaffebott;
Die Räder, Wände und das Dad,
Die ganze Mühle hat den Krach.
. Auch leben fremde el dort,
Selen,
en thu ol in:
Bde kann man Spapen fehn!
. Die ſchoͤnſten Jungfern an dem Rhein,
Die find in Sauernthal daheim;
Das macht die edle Kirſchenfrucht,
Sie wirb in Sauernthal geſucht.
. Wer noch nicht war in Sauernthal,
Der geh doch hin und ſeh's einmal;
Denn wer noch nig gefihn dervon,
Der kann noch nit vun Wunner fon (Jagen). —
Noch einige Verzählchen:
Hier iſt Saufenfelden! Daſelbſt wohnen hauptmaͤßige
Samen; fü Taufen felten. — Dopenkein hat ber
Teufel gegründet. Er brachte das Dorf
in einem Querſack.
1 _Beiter verbreitet, aber weniger richtig if der Anfang: Der Beg
auernthal mach Gaub, der tft begränzt mit Grad und Laub, —
i tigen iſt Das Lied ſehr gelungen, heiter, leicht, muthwilig, echt
Rehrein: Volkoſitte. 16
242
Der Hintertheil entfiel ihm und blieb im Thal liegen; ben
Vorbertheil brachte er auf die Höhe. — Beim Kirchban
in Patersberg erſchien der Teufel und fragte, was das
jeben follte. Die Leute fagten ihm: En Wirtshaus! Da
alf er fleißig Steine tragen. Als aber hernady das helle
Kreuzlein auf ber Kirche prangte, fehleuberte er ein Felsftüd
darnach, warf jedoch zu kurz und der Teufelöftein liegt im
Hafenberg. — Ald Outenader erbaut war, Tagen auf
dem Bimmerplage noch allerlei Abfälle, würfelige und rund:
liche Klöger. Ein Blinder, der Darüber ftolperte, — hielt dies
felben für Krautföpfe und meinte, hier müfje ein guter Ader
fein. — Die befannte Erzählung von der Stiftung Born»
gofens ift dahin zu berichten, daß das Haus anfänglich
obenzober:Klofter hieß. — Als Becheln fertig war,
bemerften bie Leute, daß ein Bach fehlte. Sie Tamentierten:
Ah, ein Bäcelchen! Umfonft! Der Ort befam nichts als
den Namen.* — Hier ift Schweighaufen! Am Spripen:
haufe daſelbſt verjammeln ſich aljährlid im Frühjahr die
Kesihe bes blauen Ländchens. Es ift fo ein altes Lommher.
ber Nacht find fieda, zu Tanfenden, auf Straßen, in Küchen,
Kellern und Wiefen. Alles Tobtfchlagen Hilft nichts. Wenn
fie fih fatt gequaft und berathen, find fie ebenſo plößlich
wieder verſchwunden.
3) Alletlei Äberfegungen.
Der Volkswitz hat ein beſonderes Wohlgefallen baran,
Xhierfiimmen und andere Naturlaute zu überfegen, ihnen
einen pafjenden Gebanfen unterzulegen. Ungeſucht, maß
haltenb, nur das poetifche Element Furz herausnehmend, find
Die Erzeugniffe diefer Art nicht viel beſſer, als die Fünftlichen,
weit auögemalten Schwalben» und Wachtellieder und der
gleichen Poetififationen. — Im „bl. Laͤndchen“ gibt es z. V.
gute und fchlechte Mühlen. Die erften mahlen nur unter
der ftolgen Bedingung: Drei Sefter vom Malter! Drei
Sefter vom Malrer! Den andern geht zuweilen das Waſſer
"aus, fie ermatten und garren: Ich kann nit mihl Ih
bleibe ſtihl Füllen ſich unterbefien die Schaufeln, fo gehts
1 918 der Gründer Braunfchmweigs zum erflenmal durd fein
Etäptfein ritt, wieherte fein Pferd vor Mreude; er aber rief ihm zu:
Braun f we — Barum das Wort Sad in allen fichen
Spraden? Es kommt vom Thurmbau zu Babel! In der Spradver
wirrung verftanden die Leute einander nit mehr. Rur beim Namen
Brotfad dachte jeder an das rechte Ding, Jeder lief nad) feinem Ead,
ad fo fam mit diefem aud das Wort in ale Zungen.
243
wieder ſchneller und c8 klappert: Doch noch nit! Doch
noch nit! — Daß bi. L. hat fo keine ſchwere Glocken wie
Der Rheingau, die da dröhnen: vinum bonum! vinum
bonem! fondern helle Iuftige Olödlein: Schufterd Andres!
Schuſters Andresi Das Naurother Gloͤdlein Elingt:
Hiebs Hemb uff, Elopp hinne druffl Hiebs Henb
uff, fopp hinne bruffl und bie Bornicher Dorfiele:
Bring Geld! Bring Geld! — Am Weihnachtsmorgen
verfündet der Hahn: Chrift ift geborn! Dann fragt die
Kuh: Wu? und das Geißchen antwortet: Zu Betlehem!
Zu Betlehem! — Die Biege eined armen Mannes bes
Schwerte fih: 's geht ſchmal heri Da tröftete fie Nach
bar Wupcden: Gewohns! Gewohns — Im Winter
nennt ber Sperling den Bauer: Birrel Birrel im
Sommer ſchimpft er ihn: Diebl Dieb! Den Knecht weckt
er Morgend: Phil'ppl Phil'ppl — Das Hungrige Käps
hen brüdt fi) an Die Hausfrau und miaunt: Rahm! Rahm!
und ber verlichte Kater ruft der Käpin zu: Komm mol
raus! — Der Buchfink pfeift: Michelche, Miele,
ich fomme in dein Haus! Ich komme in dein Haus,
— Wenn der Förfter zu Walde geht, ruft der Rabe dem
Holzleſer ſchnell zu: Lafl Lafl — Die Henne, wenn fie ein
Ei gelegt, ſchreit: Badts de Mittak! Badts, badts
de Miltaki — Der neumodifche Hahn, durchaus unzufrieden,
Magt in langem Ton: Alles verloren! Dann entgegnet
ihm der einheimifche frifch weg: ’8 if’ jo nit wohr! Die
jungen Hähnchen fingen Quartette; eins ruft: Ich will
ih Brut! das andere: Ich bin hübſch rurhl ein
rittes: Ich gih’n in die Ähr’n! das vierte: ’8 wird
nit Tang währ’n! — Ein Dieb fuhr aus, Rüben zu ftehlen.
Sein Roßkarrn, nicht —— — beftändig: Rüme
hollel Rüwe bollel Das hört der Schüg, fchleicht nach
und fommt in bie Nähe, als ber Dieb eben geladen hatte.
Und diefer ftülpt feinen Karın ſchnell um, flieht, und das
ungejhmierte Rab fchreit nun: Will fa Rümwel Will fa
Rümwel — Ein Megger Holt ein Kalb, ohne es glei zu
bezahlen. Damit num der uͤbliche Lärm unterbleibe, legt er
feinem Hunde den Maulforb an. Der aber drollt ärgerlid
hinterher und gauzt Durch die Naslöcher: Geborgt! Ges
borgt! — Schon ftehen die Hochzeitsmuſikanten an ber
Kirchenthure, um den Heimzug zu eröffnen. Aber, o Herzes
leid! die Braut drinnen fagt: Nein! Da fragt die Violin:
Was hun m’r dann nu’ ausgeriht’t? Was hun
m’r bann nu’ außgericht't? Und die Baßgeige brummt:
244
Ka Hundsfott! Ka Hundsfottl — Wenn_bie alten
Halbmonbbläfer bliefen, fo hieß das: Ich bin Bei Schäfers
Grith geweft, id bin bei Schäfers Grith geweſt,
fie war awer nit dehaml! ober ein anbered Signal Hang
gar wie Siegeslied:
. Kaft ihr weiche Hahne?
Tra rattatta tal
Die Ruffe komme vu’ Rhane!
Tra rattatta tal —
Kaft ihr welſche Gidel?
Die Franzoſe fumme gehidelt!
Kaft ihr weiſche Raweẽ
Die Ftanzoſe krieje die Schawel —
Die heutigen Horniften blafen: Kaffee, Kaffee und
Bude bazul Kaffee, Kaffee und BZuder dazul
affee, Kaffee, Kaffee! Die alte Zeit war überhaupt
berber und fräftiger. Damals gieng auch der Volksgeſang:
To tollollorol To tollollorol Während das heutige
Geſiug fo lautet: Zim zimzerlim! Zim zimgerlim! —
. A) Aus dem gewädsteide,
Wie über feine Hausthiere, fo fabuliert der Landmann
auch über feine Gewächle. Die Dichtungen biefer Art find
meift vol finnlicher Friſche und zutreffender Bilblichkeit, da
bei aber überaus zahlreich, jo daß wir ihr Vorkommen im
Volkslied, in der ——— in der Blumenſprache x.
übergehen und tm Übrigen ebenfalls nur Ciniges anführen.
ir3 Erſte die Namen der Pflanzen. Sie enthalten einen
Schaß von Poeſie. In Dietharbt heißt z. B. ber Rain
farren Hegenleiterhen. Sehr gut Hezen, Elfen u. dgl
eigen an biefem Kraut auf und ab, reiteln fi darauf,
wideln fid hinein. Dadurch erhält es geheime Kräfte. Son
fEribierte, die fi davon in Die Schuhelegen, ziehen ein Frei⸗
loß. Das Stiefmütterhen heißt Bedertelden: denn das
Blümchen ficht aus, wie ein alt Weibergefichtchen, bedenllich,
zahnlos, dazu mit einem blauen Beizehen mit blauen Bind-
bänbern gejhmüdt. Wie fchön ift die heilige Familie bebadhtt
Es gibt ein Jehovahblümchen, ein du lein Ghrifi,
Blutötropfen Ehrifti, ein Marienröschen, eine Mar
tienbiftel und ein Marienträutchen, auf dem bie
Mutter Gottes die Windeln getrodnet. — Naiv laßt fih
die Einbildungskraft zuweilen irre führen. Der Wegerich
keit auch Kahchen, Kapenfchwänzen ober Kapenftielden.
ie Kinder, das Wort für Kapenftühlchen nehmend, flechten
245
num von ben Stielen ein Stühlen, mit einem Sizzchen,
einem Lehnchen und zwei Löcheldhen, eins, woburd das Stätchen
pißt und eins, wodurch es Tadt. Überhaupt Ieben und weben
die Kinder den Sommer über ganz in ber Pflanzenwelt.
Sie verfertigen Kränze, Sträuße, Ketten, Kreilen, Befen,
Raſſelchen, Sonnenſchirmchen, Ohrringe, Spangen, Körbchen,
Pfeifen und Farzen; fe affortieren vollftändige Kranıläden,
Bauernwirtſchaften u. dgl. Alles aus Pflanzen und Pflanzen»
theilen! Knaben uniformieren ſich zu Soldaten; ein Geflechte
von Kapenftielhen gibt den Helm, ein Moosbüfchel den
Schnurrbart, Schneidgras den Säbel, eine Kette von Loͤwen⸗
geh das Banbdelier, von Kletten werben Knopfreihen und
hnüren angejegt und mit dem rothen Saft irgend einer
Beere Wunden und Bleſſuren gemalt.
Opftbäume folft du nicht mit Wadelfteinen werfen, noch
mit Backesſtangen Hineinfchlagen; wirft du fie werfen, fo
follen fie verdorren und ihr Segen aus deinem Keller weichen!
Doppelte Kornähren ſollſt du an deinen Spiegel feden,
bamit der Bligengel an deinem Haufe vorlibergeht!
Auf Himmelfahrt folft du Schürzen -voll_ Gras holen,
Nefieln, Waflerwnrz, Sanikel und Xhee für dich und
bein Vieh; denn an biefem Tage ift Alles, was grün iſt,
Gekraͤutl
Deine Bohnen ſollſt du ſetzen auf Bonifazius; denn das
tft der allgemeine Bohnentagl
Im Heumadhen follen deine Söhne neue Kamföler tragen,
und beine Töchter ihre Sonntag-Nahmittags-Halstüchelhen
anlegen; denn es ift des Jahres erfte Erntel
Apfel ſollſt du nicht anrühren, noch eſſen, bis fie St.
Sakobus gefälgt hat!
Wenn ein Baum zweimal blüht im Jahre, folft bu dich
auf einen Sterbfall unter den Deinen bereit halten!
Fünffingerkraut ſollſt bu in beine Ställe Hängen, denn
e& iR da& Kraut ber Enthegung. Deögleidsen fol du tun
mit Blutfraut in deinen Hühnerftällen!
Wenn deine Töchter unreinen Herzens find und fie ſäen
BVeterfilienfamen, fo ſoll er ihnen nicht aufgehen!
Doppelte Zwetſchen foll deine Frau nicht efjen, fie möchte
fonft Zwillinge gebären und eine große af über dich
bringen! — —
246
5) Sur Leßte des Herens.
„Abel, Babel, Babe! —
Der Hexenkultus ift eine Geheimwiſſenſchaft höheren
Gredes. Bum Brauchen verhält er fich etwa wie das Märchen
zur Sage. Die Geze Tann ſich in jedes Thier verwandeln,
am liebſten in eine Katze, nicht aber in ein Lamm ober in
eine Taube. Als Menſch hat fie irgend ein Abzeichen, rothe
Augen, triefende Augen, zweierlei Augen, einen Kropf, eine
Warze auf dem Kopfe, zufammengewachjene Augenbraunen.
Sie kann Einen nicht recht anfehen. Sie fohreitet nie über
einen Bejen, hebt ihn auf und geht drum herum. Um fie
ſicher zu erkennen, hänge man einen Kranz von Hegenfraut
am Durchzuge wagrecht in bie Schwebe; berjelbe macht
allerlei Teife Drrhhewegungen, eht aber plöglich ftill, wenn
eine Hexe ind Zimmer tritt. Verdaͤchtig find alle Weiber,
die gern Feuer leihen, glühende Kohlen; man werfe ihnen
jedesmal eine nach. Wenn ihre Stunde jEhlägt, Tann fie nicht
twiberftchen; fie verläßt ihre Familie, die Epinnftube, das
Ehebett. Sie lehrt ihre Kunft nie Einen, der es vorher aud
ſpricht, mittelft derfelben fehaden zu wollen. Das Behexen
gain durch Anbliden, Anhauchen, Anfpuden, Beloben,
eſchenken. Man kann einigermaßen vorbeugen durch Kreuz ⸗
zeichen, Gebet, brennende Lichter; oder man trage zweierlei
Strümpfe oder Gamaſchen ober nur einen, ben einen aͤbſch;
man hänge das Leichentüchlein eines ungetauft verftorbenen
Kindes in feinen Stälen auf; man fpude, wenn man Gier
ausichlägt, in die Schalen; man melfe die Kühe uͤbers Kreuz,
d. 5. die gegenüberftehenden Striche zufammen; Gier ober
Milk), die man aus den Ställen trägt, decke man zu x.
Im untern Theile des bl. Laͤndchens ift die Hegerei all»
jemein. Hexen unb Hegenmeifter gibts genug. Iſt einem
jaufe ein Leid geſchehen, jo verfammeln fi) des Abends die
Genoffen, nebft Verwandten und Nachbaren, alle mit Haſel⸗
fieden, bie in Säden heimgeholt worben, wohl verjehen.
Ein Bitierer ſchlaͤgt die Erb: Bibel auf, legt einen Erbſchlüͤſſel
darauf und bejhwört die Hexe. Ein anderer Iegt einen eifernen
Keil ind Feuer; ein dritter dreht ein Wagenrab den umge
Tehrten Weg. Nun muß fie kommen! er Schlüffel vegt
fich, er zittert... fie iſt dal Aber wo? Sept wird Alles in
Haufe geflopft, Wände, Böden, Deden, Eden, Schränfe
u en, innen und aufen, deögleichen Kamin und Rau:
fang, jowie alle Geräthe und Gefäße in Küche, Keller und
Speicher, Wo foll fie hin? In den glühnigen Keill Draufl
247
Sept wird fie wol ihre Schläge haben. Wichtig! Am andern
Tage hat diefe oder jene rau blaue Mäler in Menge x.
3 gibt Dörfchen, wo zuweilen aller Hafel in der Gemar«
Tung bis aufs legte Stämmen weggefchnitten iſt.
Der Erzhegenmeifter aber wohnte bisher an der Wisper,
der weitberühmte Hegenmüller. Seine tägliche Praxis ers
ſtreckte fich auf den Hunsrück, Wefterwald, Rhein» und Lahn«
gau, nebſt Wiesbaden und Frankfurt, auf Leute mit Hut
und Schleier; feine außerordentliche gieng — wie weit reicht
Doch der mittelbeutihe Humor! — nad Norb» und Süte
deutſchland und durch kurortliche Wermittelung nach Frank⸗
land und Rußreich. Nahte ein Bote feiner Hütte, fo ließ er
ihn an ber ſchloßloſen, zugeftippelten Thüre lange poltern,
Endlich, öffnete ſich am papierverflebten Fenfter ein Schieber,
und die Frage fuhr Heraus: Was wilft du? Der Thür
büter flammelte fein Anliegen. Uber noch ehe er außgeredet,
fuhr der Schieber zu: Bin fa Dofter!! Dann Fam bie
Haudhälterin und leitete eine abermalige Katedhifation ein,
die dann fo lange dauerte, bis man furz ausfagte, man
wünfdhe einen guten Rath. Das gefchah aber, um
den Schein ber Gewerbmäßigkeit vom Geſchaͤfie abzuwenden.
— Oft giengs auch fo: Der Vote Hopfte, bafl lag bie Thür
im Hausgang! Und drinnen erſcholl ein Fluchen, Hundeges
bell und Ei empfen der Haushälterin, das den arımen Sünder
erſt recht in die gewünfchte Gemüthsſtimmung verjegte. Nun
erſchien der Meifter, bartverwachſen, Gefichter ſchneidend,
ein rothes Tuch in Hörnergeftalt um den Kopf gebunden.
Gr vernahm die Sache. Unter heftigen Vorwürfen, daß
man immer zu ſpaͤt Rath bei ihm fuche, ftelte ex den Gaft
an eine Arbeit, ließ ihn fiundenlang graben, oder Holz jägen,
Miſt tragen u. dgl. Darnach rief er ihn herein und Diftierte
ihm, fortwährend ggntenb und. habernd, ein Rezept, etwa in
folgender Weife: Du nimmf emol 9 Stängel Bach⸗
Blätter... . No! Gelt, deß kannſte nit jchreime? Wu
biſte in die Schul gonge? 0. Dunimmft ah 7 Blätter
Brenneffel.. . No? Jo, es wär fa Wunner, m'r naͤhm
de Stede... Deß kochſte und nimmſt's in al —
Seine Mittel giengen entweber auf den Leib ober in ben
Leib, und fo fuhr die Krankheit aus bem Leib. — ag
eine Behezung vor, jo fadieete er mit dem Degen an ben
Wänden umher: Abek, Wabek, Fabekl und trieb die
1 Gary Ähnlich machte es Meifter Goldmann in Großenlinden;
er ſchlug die Thüren zu, daß fie faft aus den Angeln fuhren.
— r
248
x in einen Eimer voll Wafler: Siehfte fe bo drin Pie
ich fie durchſteche? Dann fiel ihm ber Geän;
bie Waffen: Nein! DO Herr nein! — Die Glorie —
Daſeius war die Zeit, als er auf höheren Befehl neubauen
mußte. Da je er eine Hütte in bes Waldes düſtern
Gründen. — Der Mann aß und trank gut und viel. Richt
fehr en aber handfeſt, hat er einige Raubanfälle wohl
Wenn er auögieng, waren zwei gut breifierte
Abe feine Begleiter. 0 er einkehrte, fehten fie ſich
neben ihn und fahen ibm beflänbig nad) ben en ax ea
fragte fie proforſch: Was fangen wir an? Hal dann
lee die Leute eistalt; denn ein Hünbchen war ber zer
das anbere feine Großmutter.
VIII.
Aberglaube.
251
Aberglaube, holländifh overgeldt, atetntf ‚superstitio, alfo eigents
Hd © berglande, Überglauber, ift ein Hlnansfchreiten des Giau-⸗
bens aus den ihm geftedten Grängen; Glaube, daß gewiſſe Dinge eine
jebeime feltfame Kraft hätten, die fie weder natürlicher Weile, noch nach
fatholifcper Kchre) durd das Gebet der Kirche oder vermöge gättlicer
las haben können. Der Glaube au das Übernatürliche uud Übers
innliche, an das unmittelbare Eingreifen in die Angelegenheiten der Mens
ſchen ift fein Aberglaube, wenn er and von Mauchen fo genannt wird.
Grimm hat in feiner deutfhen Mythologie (2. 9. S. 1059 f.) dem
Aberglauben ein großes Kapitel gewidmet und fagt in der Ginleitung
dazu: „Es gibt zwei Arten des Aberglaubens, einen tbätigen und leis
denden, jener mehr das angurium, sortilegium (Weifagung),
diefer mehr dad omen (Borbedeutung) der alten Vditer. Wenn dem
Menſchen, ohne fein Zuthun, von höherer Hand ein auffalendes dm
gegeben wird, folgert er daraus Heil oder Unheil. Entipringt das Zeichen
aber nicht von felbft, lot er es erſt dur, feine Verrichtung hervor, fo
beſteht ein pofitiver Aberglaube. Das Ehriftentbum hat natürlich dem
vofitiven, der mit heiduifcyen Bräuchen verniiſcht war, eher & feuern
vermocht, ald dem ſchuldlofen negativen Aberglauben, der wie Geipenitere
furcht auf das menfchliche Herz wirkte. Gebräuche des thätigen Abers
nlaubens haben immer praftifche Zwede: Der Menſch will fid won einem
—* ſibel frei machen, 3. ®. ein Sſechthüm entfernen, feinen
km zehn) fen, oder er will ſein Tüuftiges Glüd wiffen oder fihern.*
darf igt werben, daß auch mande Sittens und Klugheitöregel,
auch manches Gebor und Gefek im Gewande des Aberglaubend in ms
lauf gelegt wurde, um ihnen mehr Geltung zu verfchaffen.
den nachfolgenden Aubriten hi das Verwandte zufamsmengeftellt,
der Drt jedoch — angegeben, weil die meiſten Nummern an vielen
Orten vorkommen, and nichts aufgenommen iſt, was fid nicht Irgendwo
du Rofjan findet.
® Das Ober iſt, dem super In superstitio nadhgebifdet; ahd. upar
(ab) fengida % an: 4 einer Schrift a 1483 eberglanb,
bei Luther Abergleube, niederd. Biglove 1Bolglaube), bähm. po-
wärs (Beiglaube).
252
Vorbedeutungen.
Außer den Vorbedeutungen in Ro. 1. f. enthalten auch die Rubrifen An»
Hänge, Tränme, Tage, Schwangere, Kinder, Breier, Ber-
1.
2
3.
4.
6.
6.
17.
lobte, Tod maucherlei Borbedeutungen.
Wer als Kind rauhes, ſtruppiges Haar hat, wird einſt
reich.
Wer kleine Ohren hat, bekommt einſt viel Geld.
Weiße Flecken auf den Naͤgeln deuten Gluck, gelbe Flecken
in der Hand beuten Geld an.
Gelbe Fleden in der Waſche zeigen eine Krankheit, ſchwarze
einen Tob an.
Kitzelt e8 einen in der Nafe, jo befommt er ein Geſchenk;
judt e8 ihn im Innern der Hand, fo bekommt er Gelb.
. Singelt e8 einem im rechten Ohr, jo wirb er in bem
Augenblid an einem anbern Orte gelobt; fingelt es ihm
im linken, fo wird er getabelt.
Wer oft hinter einanber nieft, bekommt an dem Tage
einen Rauſch, oder Geld, oder auch Schläge.
Wenn zwei Perfonen zu gleicher Beit auf benfelben
Gedanken Tommen, fo leben beide noch Tange.
I. Die f. g. Glücksſpinne bringt dem Glück, an den fe
tom. "Dan hütet fich fehr, fie zu töbten.
. Eine Spinne am Morgen bedeutet Glück, am Abend
Unglüg,
. Si d Schwalben Bringen b
che und Sc ben Bringen em Haufe Segen,
auf (an) bem fie fich
Wenn der Kohl im Garten von ben Raupen gefrefien
ift, fo gibt es eime Hochzeit in ber Familie.
. Wer ein vierbl; es Aleeblatt von ungefähr findet,.
wirb bereinft glüdt
Werben die Erben beim Kochen dunkel, fo Haben bie
en be n Buff beim Aus ſchaͤumt, fo bebentet
er ii o
Das Sc gießen ji ’
. Wer bie erchdefechet ber Monate eined kommenden
aufgeftellte Zwiebeljchalen Salz thun. Schmilt
Mn einer Schale, jo bedeutet es, daß ber durch
bie Side bezeichnete Monat feucht, bleibt es unver
fehrt, daß er troden fein werde,
Aus dem Bruftbein (dem Springer) einer Gans erfieht
man, je nachdem dasſelbe weiß oder roth ift, ob ber
Winter kalt ober gelind fein wirb.
RX)
en: jahren will, muß in der Neujahrsnacht in
253
Krähende Hühner deuten Streit an, oberTbringen Un,
lüd ins Haus.
egt ſich eine weiße Taube auf eine Kirche, fo wirb
jemand ohnmädhtig.
er fünf Gulden im Haufe hat, dem verredt feine Geiß.
. Findet fi in einem Käfe nur Ein Wurm, fo hat man
Unglüd.
Wenn in fieben aufeinander folgenden Jahren fein Regen»
bogen am Himmel erjcheint, jo geht die Welt unter.
Ban Benten auf Unglüd, Krieg, Peſtilenz, theure
eit u. ſ. w.
. Fallt einem bei einem Gange der Stod aus der Hand,
jo beutet das einen Unfall an.
an.
. Wenn etwas Zerbrechliches fällt (Taſſe, Teller, Glas
u. dgl.), ohne zu zerbreden, fo deutet died auf ein
nahes Unglüd; zerbricht es, fo wirb ein Unglüd abs
jewenbet.
erbricht ein Teller, eine Tafje u. dgl. mitten entzwei,
fo deutet dies ben Tod einer geliebten Perſon an.
Wenn es bei einem Wohnungẽwechſel regnet, jo bleibt
man in der neuen Wobnung nicht lange.
28. Wenn jemand einen Fleden in der Hand hat, ben er
ER RER E 83
acht mit dem Daumen bebeden fann, fo Bekommt er
treit.
Das Verſchutten bes Salzes deutet Streit an.
Wenn das Feuer auf dem Herde Eniftert ober im Ofen
brummt, fo gibt e8 Streit im Haus.
+ Kommen in einem Jahre viele Knaben zur Welt, fo
deutet dies Krieg an.
. Viele Mäufe im Selbe deuten Krieg an.
. Eine Kape, die ſich pugt, zeigt Bud, in andern Ge
enden Regen an.!
leibt ein Meffer, eine Gabel, eine Schere Beim allen
mit ber Srig im Boden fteden, fo ift bald ein meift
‚angenehmer Beſuch zu erwarten.
. Wenn ein Licht einen Bupen hat, fo bebeutet dies einen
Brief, ben die Perfon in Kürze erhält, welche dem
Bugen zunächft fißt.
Wird bei einer Mahlzeit alles aufgegefien, fo gibt es
den nächften Tag gutes Wetter.
Uud feht, wie die Kap auf dem Tritte des Tiſches
Schnurri und ihr Pfoͤtchen ledı und Bart und Naden fi pupet!
Das bedeutet ja Freinde nad) aller Bernünftigen N 26
9. Bo
254
37. Hat jemand die Strümpfe nachläffig Herabhängen, fo
jest man: 68 gıbt bald Regen.
38. Wein der Bürftenbinber, in andern Gegenden ber Kefjel:
iider ins Dorf kommt, fo gibt e8 Regen.
39. Wenn bie Hunde, in andern Gegenben bie Kapen Gras
freſſeu, fo gibt es Regen.
40. Wer, wenn ber Guduf ruft, Gelb im Sad hat, Bat
das ganze Jahr Geld.
41. Was man ſich während eines fogenannten Sternfchuffes
wünfcht, geht in Erfüllung.
42. So oft man an einem Haare ziehen kann, ohne ed zu
erreißen, fo viele Jahre lebt man noch.
4. Wen die Zähne weit auseinander ftehen, ber. kommt
meit in ber Welt herum.
Angänge, Begegnungen.
„Keine Art von Aberglauben hat dur dad ganze Mittelafter tiefere
Wurzel gefchlagen, ald Die Borbrdritungen, die man unter den Bencumungen
anegang, widergang, widerlouf verftanb. Thier, Bei, Sage, auf
die man frübmorgens, wenn der Tag noch frifch ift, beim erften Aus ·
gene oder Unternehmen einer Reife unerwartet fließ, bezeichneten Heil oder
inheil und mahnten dad Begonnene fortanfeen oder wieder aufzugeben.“
Grimm, deutſche Mythologie, 2. U. S. 1072 f.
44. Das Begegnen eines alten Weibes deutet auf Unglüd.
45. Wem eine Geiß begegnet, der hat Unglüd.
46. Läuft bir ein Haſe quer über den Weg, fo fei eines
Unglüde8 gewärtig. \
AT. Das Begegnen eines Schweines beutet auf Mißlingen
deines Gejchäftes, auch auf unfreundlihen Empfang.
48. Das Begeguen von Schafen deutet auf Gelingen deines
Geſchaͤftes, auch auf freundlichen Empfang.
Tranıme
„Die Tränme find Vorzeichen des Künftigen, aus Bilbern und Gin
drüden des Vergangenen aufiteigend. Es fonmt darauf an, au weldem
tt, & welcher Zeit die Träume geträumt werden: nad Mitternacht
geaen jorgen find fie am wahrhafteften.” Grimm, deutſche Mythologie.
u ©.-1008 f.
49. Was man in der erflen Nacht am einem neuen Aufent-
haltsort, ober am 2. Weihnachtstag oder dreimal hinter:
einander träumt, geht in Erfüllung.
255
. Wer träumt, daß er einen Bahn verliere, hat bald den
Tod eines geliebten Angehörigen zu beklagen.
. Wer von ſchwarzen Trauben träumt, Hat bald einen
Todesfall, wer von weißen, bald Gelb zu erwarten.
Duntele Zwetſchen im Traum deuten auf einen Sterbfal.
Wenn man träumt, man tanze ober fei auf einer Hoch
eit, fo deutet das auf einen baldigen Todesfall.
er don einem Haare träumt, hat einen Gruß, ein
Kompliment zu erwarten.
. Wer von Verftorbenen träumt, hat Glüd zu erwarten,
. Wer von Läufen träumt, bekommt Geld.
Wer vog Molden träumt, hat Gelb zu erwarten.
Wer von Gelb träumt, befommt Verbruß.
Wer von (faulen) Giern träumt, bekommt Streit.
— vom Pfarrer ober von ber Kirche träumt, bekommt
treit.
Sitten: und Rlugbeitsregeln, Mittel, Böfes zu
en.
61.
62,
63.
72.
23.
ver!
Wer Iügt, befommt eine fchiefe Nafe.
Wer am Tiſche mit den Beinen ugruhig it, flört bie
Ruhe der Engel im Himmel,
Wer in die Suppe trinkt, muß nad dem Tode huften.
. Wer an einem Kleide nähet, das er eben an hat, nähet
den Berftand an.
dh
. B Geld ausleihet, ben ftechen Bienen und Müden.
. Fällt jemanden ein guter Biſſen zur Erde, fo war er
{hm nicht gegönnt.
Wenn ein Kind mit Feuer fpielt, jo pißt es ind Bett.
Wer beim Kämmen die heraßgefämmten Läufe zählt,
bekommt noch einmal jo viele.
. Wer Sand auf dem Kopfe trägt, befommt Läufe. -
. Stednadeln, Scheren, Mefjer, Überhaupt ſchneidende
und ſtechende Werkzeuge darf man nur mit freundlichen
Geſichte verſchenken, fonft zerſchneidet (zevfticht) das
Geſchenk die Freundſchaft.
. Gin Meſſer, eine Gabel, die am Abend auf dem Tiſche
liegen bleiben, ftören die Nachtruhe befien, der fie hat
liegen lafjen.
Das vom Blig verurfachte Feuer kann nicht gelöfcht
werben, in anbern Gegenden nur mit Buttermildy oder
Miftjauche.
Auf den Megenbogen darf man nicht deuten.
256
74. Bel einer Sonnenfinfternig muß man bie Brunnen zus
beden, weil da Gift vom Himmel fällt.
75. Kröten und Froͤſche find in einem Brunnen nöthig, fie
halten das Waſſer gefund.
76. not buchen je beim Gehen knarren, fo find fie noch
nicht bezahlt.
77. Aa boch Reihfaben an einem Xleibe iſt, fo ift ed noch
nicht bezahlt.
78. Ein Tiih im Haufe, ber nicht feft fleht, deutet an,
daß bie Frau das Regiment hat.
79. Ein Hund, der Menſchenblut Iedt, wirb toll,
80. Die Bienen gedeihen nur bei armen Leuten.
81. Geftohlene Bienen halten id nicht bei dem Diebe,
82. Gine geftohlene Kae maufet gut.
83. Sol eine Katze nicht fortlaufen, jo muß man ihr bie
Haare auf dem Rüden abſchneiden und fie zum Fenfter
Hinausfpringen laſſen.
84. Soll eine FR e nicht fortlaufen, jo muß man ſie in
den drei hoͤchſten Namen über den Zeuerherb heben und
fie dreimal in einen Spiegel fehen laflen.
85. Wer ein Glüd, das er genießt, beſonders Geſundheit,
beruft, d. i. ſich deſſen rühmt, ber verliert ed: baber
die Beifügung der Worte uuberufen, zur guten
Stunde gejagt.
86. Wenn man einem Jäger GIüd zur Jagd wänfcht, e
wird er grabe unglüdli fein; man muß ihm Weib⸗
mannsheil wünfgen,
Ein Stüdchen Brot von Haus in die Taſche geftedt,
fügt vor dem Heimweh.
88. Im Herbft muß man wenigftend einen Apfel auf bem
Baume lafjen, fonft trägtber Baum im nächften Jahre nicht.
2
Tage.
„Tagwählerei herrſchte bei den Juden, Griechen und wahrſcheinlich
allen Heiden, Die alten Deutſchen ſcheinen vorzüglich den Mittwoch und
Donnerstag gehelligt zu haben, nad; ihren größten Göttern, Buotan
und Donar, Gpäterhin finde id) feinen Wochentag abergtäubifh mehr
geehrt, als den Donnerstag Dagegen gelten Mittmod und freitag für
verworfene Hegentage. Sch den Hegenaften erfcheinen die Teufel gem
Donnerstags und Dienstags. Aber auch Montag gilt für unglüdlic ju
neuem Beginn. Am Dienstag foll man ausreifen, an ihm Ehen fäjlichen.
Unter den Ehriften wurden eine Meuge Tage im Jahr ausgeaeicuet, außer
den hohen Feſten, zumal Johannistag, und faft jeder heilige Tag hatte
feinen eigenen Bezug auf Säen, Pflanzen, Viehtreiben, Mberlaffen m. dgL“
Grimm, deutſche Ahpthologie 2.4 & 1091 f.
257
89. Auf dem Wefterwalb find ber Sonntag, Dienstag und
Donnerdtag, in andern Gegenden bed ande8 der Sonn:
tag, Dienstag und Freitag Glückstage und beſonders
zum Schließen von Ehen günftig.
90. Wenn es am Sonntag regnet, fo regnets die ganze Woche.
Rehnts dem Parre ufs Bus: von
Rehnts die ganz Wuch.
91. Wenn fi eine Krankheit auf ben geomntag beſſert, fo
wirb ber Patient kraͤnker oder ſtirbt.
92. Bekommt man am Montag Beſuch, fo wieberholt ſich
berfelbe jeden Tag der Woche.
93. Wird man am Montag um Geld angefprochen, fo ger
ſchieht es an jevem Tage ber Woche.
94. Wird bei einem Kaufmann, Mepger, Bäder ı. der erfte
Verkauf am Monta; ag nicht — ſo nich Fi Kirn
Woche über alle Waare gebo: ftlicher
Kaufmann macht in einer Bu tee Sea,
an F% erfte Käufer, ber ſich bei ihm einfinbet, eit
ude
95. Wer am Donnerstag ga el ober Garten arbeitet,
Befommt 1 Ungeziefer, Mäufe, Maulwürfe u. ſ. w. in
96. Regnet es am Freitag, fo regnet es auch am folgenden
Sonntag.
9. Wer am freitag die Nägel ſchneidet, Bleibt vom
Sms verſchont.
8. Was am Samdtag Abend gejponnen oder geftridt wird,
das frefien die Mäufe.
9. Wer am er krank wird, ſteht nicht mehr von
der Krankheit auf.
100. Beim Aveläuten am Neujahrsabend fol man auf Ge
rathewohl Holzſcheite vom Haufen nehmen und fie bann
zählen. Die gerade Bahl jagt, daß man wieber auf
Jahr an dem gegenwärtigen Orte bleibe, bie un-
grade zeigt einen Wechſel an.
101. In der Reujahrsnacht Iegen fi) manche Leute ein Kir
chengeſangbuch unter dab Kopftifen und ſchlafen barauf.
Am Morgen nehmen fie eine Stecknadel und ſtechen in
den Schnitt des Buches, Den Vers des Liebes, ben
fie auf foldhe Weife berühren, fehen fe, as eine Weißa
gung auf die Begegniſſe des Jahres
102. Wer auf Nenjahrstag ober Weibnasten Weißkraut
(Kappes) ißt, hat das ganze Jahr hindurch Ge.
Rebreln: Bofkäfitte,
8 _
103. Wer am Neujahrstag Apfel ißt ober. bie Leibwäſche
wechſelt, befommt Echwären an ben Leib.
104. In der Karwoche ift unfreundliches Wetter (Karwoche-
weiter), wenn ed auch Die Tage vorher ſchoͤn war.
105. Auf Grundonnerstag muß man grünes Gemüfe efien,
ionft Iaufen einem die Geißen nad.
106. Ein auf Karfreitag gelegtes Ei gibt ein buntes Hühnchen,
107. Die auf Chriſti Himmelfahrt gefammelten Kräuter (be
ſonders die Aaronswurzel) haben bejondere Heilfräfte.
108. Hühner aus Eiern, die auf Grundonnerstag gelegt find,
änbern jedes Jahr bie Farbe.
109. Der 29. Februar ift ein Unglüddtag, an dem beſonders
Verehlichungen vermieden werben.
110. Vor der erſten Mainacht (Walpurgisnacht), in weldger
die Hegen den Blocksberg befuchen, macht man zum Schuß,
beſonders der BViehftälle, drei Kreuze an die Thüre. In
manchen Gegenden werben auch drei Holunberfprößlinge
auf den Mift geftedt; in andern werben bie Befen ver
kehrt in Die Gele geftelt, mit dem untern Theile nad) oben.
111. Die Kinder, die in der Nacht dei Dreifaltigkeitsfonn-
tages, in andern Gegenden in ber Mitternachtöftunde
des MWeihnachtötaged, oder in der Nacht des weißen
AA geboren werben (Fronfonntagsfinber), ſehen
ie Geifter.
112. Auf Andreastag (30. Nov.) gießen bie ale
Maͤdchen geſchmolzenes Blei in das Waſſer und ſchließen
aus den mannigfachen Geſtalten, welchem Stande ihr
kunftiger Mann angehören werde. Sie ſprechen dabei:
Heiliger Sankt Anderes,
Beſcheer mir Einen, ber nicht 658."
113. Am Unterrhein kommt es vor, daß heirathsluſtige Mädchen
in der Weihnachtsnacht in pe ein
Glas mit Rheinwafler füllen, ein Gi hineinſchlagen und
es bis zum Morgen ftehen Iaffen. Je nachdem nım
die Miſchung am Morgen einen Berg ober ein Schiff
art, befommen fie einen Laienbrecher oder Schiffer zum
ann.
114. Am Andreastag und am Sylveftertag werfen bie Mäbdyen
1 In Gothes Kauft J. Theil fagt ein Bürgermäbchen:
Agathe fors! ich nehme mic, in Acht
Mit folgen Hegen Öffentlich zu gehen;
Ste ließ mich zwar in Santı Andreas Rat
Den künftgen Hiebften leiblich ſehen.
259
rücklings einen Schuh nach der Thüre: fteht die Spike
nad außen, jo befommt fie Bald einen Mann. .
115. In der Ghriftwacht fließt zwifchen 11—12 Uhr aus
allen Brunnen Wein, und die Thiere im Stalle haben
Verftand und reben wie Menſchen.
116. Wenn man in der Chriſtnacht Brot vor das Fenfter
legt, fo wird es gefegnet und Hält ſich jahrelang uns
verändert.
. 117. Wenn man in der Chriſtnacht Die Zwiebeln umfchüttelt,
fo wachſen fie nicht aus.
118. Schönes Wetter am Kopulationdtage bedeutet Glück,
unfchönes dagegen Unglüd in der
119. Wenn man während des Unläutens des Neujahrstages
die Obfibäume mit Strohfeilen umbinbet, werben fie
reichlich tragen.
120. Bohnen muß man zur Mittagöftunde ſetzen; je öfter
die Glocke ſchlaͤgt, defto mehr Bohnen gibt ed.
121. Beterfilie muß man mit freundlichem Geſichte ſaͤen,
fonft geht der Same nicht auf.
122. Peterfilie, auf Johannistag gefäet, ſteht drei Jahre,
ohne zu fhießen.
123. Der_auf Karfreitag und Fronleichnamstag gefäete Salat
ſchießt nicht.
124. Zwiebeln darf man nicht im zunehmenden Lichte fteden,
ſonſt ſchießen fie.
125. Sollen Zwiebeln nicht ſchießen, fo wählt man ſie auf
Martini aus und bedeck fie in ber Weihnachtsnacht
zwiſchen 11—12 Uhr mit einem umgekehrten Sad,
126. Wenn die Zwetichenbäume bei abnehmendem Monblichte
blühen, fo fallen die Zwetſchen ab.
127. Blumenfamen, bei Vollmond gefäet, erzeugt volle (ge-
ng) Blumen.
128. Die Haare müffen bei zunehmendem Lichte gefchnitten
werden, fonft fallen fie aus.
Teufel und Segen.‘
Dem Teufel und den Hegen hat Grimm in feiner dentſchen Mythos
fogte 2, A. ©. 936 f. eine umfaffende Unterfuhung gewidmet, natürlich
vom Standpunkt der Mythologie aus; denn vom Standpunkte des ges
en vofitiven Thriſtenihums aus muß das Ergebniß ein vielfach
4 Der Rame Teufel ift undeutfch, das lat, diabolns, grlech. dia-
bolus (Juößolos), goth. diabatlus, ahd. diuval, diufal, tiubil, Haval,
|
I
r
260
129. Wer hinter ſich (rückwaͤrts) geht, erblidt den Teufel.
130. Speiet man auf die Erbe, fo thut Einem ber Teufel
etwas an.
131. Hört man des Nachts feinen Ramen rufen, jo darf
man nit Antwort geben, benn ber Teufel ruft.
132. Wenn fi) jemand beim Beten krumm (alfo unchrers
bietig) jeßt, fo kommt der Teufel.
133. — das Vaterunſer ruckwaͤrts, fo erſcheint der
eufel.
134. Wer ungewaſchen das Haus verläßt, dem ſchaden Die Hexen.
135. Wer mit weißem Kaͤſe auf die Straße geht, dem ſchaden
die Hegen.
136. Dem, der zweierlei Strümpfe, 3. B. einen weißen unb
einen blauen, oder auch einen Strumpf auf ber linken
Seite (verkehrt) anhat, können die Hegen nicht ſchaden.
137. Eine Ziege im Rindviehftalle ſchutzt das Rindvieh vor
Hexen.
138. Boſe alte Weiber behexen die Kühe, „thun es ihnen an,”
daß fie feine ober Blutige Milch geben. Iſt Lepteres ber
Fall, fo ftellt man die Milh an das Feuer, und wenn
fie anfängt zu Eochen, fo entweicht die Behezung; oder
man ſchlaͤgt mit einer Ruthe dreimal in den drei höchften
Namen in die Mil, fo muß die Hege kommen und den
Zauber löfen, der auf bem Vieh ruht.
139. Hegen tönnen an einer Schürze, an einem Handtuch
u. dgl. die Kuh ober Ziege eines Rachbarn melfen.
140. Wer eine Hexe zur Freundin Hat, ift glüdlich auf der
Jagd; wen eine Hexe übel will, der trifft nichts, und
wenn er ber befte Schüge iſt.
141. Hegen koͤnnen einen Feind durch das Schlagen eines
demfelben gehörigen Kleikungsftüdes prügeln.
142. Die Hegen züchtigt man, indem man fi} ein Kleidungs-
ick von ihnen verſchafft und basfelbe durchprügelt.
ie Hexen empfinden dann Schmerzen, als würben fie
ſelbſt geprügelt.
mi. —* dere, RZ, 0 Ah bass, hasın, hasse, im edter
voller, m Ih
Bagaia (aut Bag und aft. ide, atfädf, ddl, Les 2 Bian)ı fh
tesse, hägesse, mut, hagetisse, haghedisse, mittelhochbeutichniederd. basg-
tis, ımbd. hegxse, hexse, hecse, änhd. häge, Hechfe, bei Geller
«+ 1510) Segin, ſchweiz Sasid, Haagid, eis: Hagwelb, Bald
weib, zum Hag (Wald) fahrendes Weib. Und die „Unholdinnen varı so
nn
ie € vorgezogen, Die eigent eufele ;
en. ıh 3. gewann Yale Hexe Algemeinpeit.
261
143. Man muß in die Gierfchalen fpuden, um fie zum Ges
brauche für Hegen untauglich zu machen.
144. Eine an das Scheuerthor genagelte Eule ſchutzt das
Getreide vor Behezung.
Schwangere Frauen.
Gleich der Erforfchung des Bräutigams war es wichtiges Anliegen,
das Geſchlecht des Kindes voraus zu willen, das eine Mutter zur
Belt bringen wird. Man weißagte es aus der Begegnung beim Kirche
gang, aus früheren Kindern, aus demRiefen. 3. Grimm, deutiche Myr
thologle 2. 9. ©. 1072.
145. Die Runzeln auf der Stirne einer jungen Frau beuten
die Zahl der Kinder an, die fie erhalten wird.
146. Wenn eine ſchwangere Frau zu Gevatter fteht, fo ger
biert fie ein todtes Kind; in andern Gegenden wird ihr
Kind, oder der Täufling nicht alt,
147. Wenn eine ſchwangere Frau zwei Ähren an einem Halm
von ungefähr findet, fo gebiert fie Zwillinge.
148. Das Sodbrennen einer ſchwangeren Frau bedeutet ſtarken
Haarwuchs des Kindes.
149. Eine ſchwangere Frau, bie ftiehlt oder nafcht, Hängt
dieſe Fehler ihrem Kinde an, bie ihm dann anges
boren find.
150. Eine ſchwangere Frau muß ſich Hüten, unter einem Seile
durchzukriechen, fonft kommt das Kind, das fie gebiert,
mit der Nabelſchnur um den Hals zur Welt,
Rinder
151. Wefterhaube heißt eine Art Kappe, welche neuges
borne Kinder mit auf die Welt briugen. Es iſt eine
Haut, worin gewöhnlich blos der Kopf, mandjmal aber
auch ber ganze Körper des Kindes ftedt. Die Hebammen
ſtehen dieſen Hauben fehr nach, indem allerlei Aber⸗
glauben damit getrieben wird. Wenn fie aber ehrlich
denen, fo entwenben fie dieſe Hauben den Kindern nicht,
Denn dergleichen Kinder follen, zumal wenn fie das
etrocknete Häubchen beftändig mit ſich führen, wahre
Kunftgenie werben und zu einem großen Giticke gelangen.“
Schmidt. In meiner Heimat (Heidesheim bei Mainz)
erinnere ich mich aud gehört zu haben, daß folche Kinder
262
geigeide Kinder wurden; ob fonft noch Aberglaube
amit verbunden war, weiß ich nicht. In andern Ges
. genben heißt dieſe Wefterhaube Helm.
152. Ein Kind, das zwei Wirbel mit zur Welt bringt, miß-
räth; in andern Gegenden wirb es gejcheib.
153. Geſcheide (frühreife) Kinder werden nicht alt.
154. Bei einem Kinde muß, fo lange es nicht getauft iſt,
Licht brennen, fonft ſchiebt ber Sale einen jelbalg
unter. ?
155. Wer einen Wechfelbalg im Haufe hat, muß, um ihn
108 zu werben, Alles mit Eierſchalen Tochen.
156. Die Eigenſchaften der Paten und Goten gehen anf Die
Kinder über.
157. Dem Finde, dad zum erſten Male in ein fremdes Haus
getragen wird, muß man daſelbſt ein friſches Gi (ober
auch drei) ſchenken, wenn e8 gut zahnen fol.
158. Wenn jemand, der ein Kind zur Taufe trägt, unter
wegs pißt, jo kann das Kind während feines Lebens
namentlich in der Nacht das Waſſer nicht halten. Im
anbern Gegenden zieht der Pate ober die Bote vor
der Taufe ein friſches Hemd an und darf nun vor
Vollendung der Taufe nicht mehr piffen, fonft tritt der
genannte Hall bei dem Kinde ein.
159. So Tange ein Kind gefäugt wird, darf befien Mutter,
wofern jie bad Kind nicht unglädlich machen will, nichts
aus dem Haufe verleihen.
160. Iſt ein Kind Frank, fo darf man an niemanden Feuer
oder Licht abgeben, fonft ſtitbt es.
161. Die erften ausgefallenen Zähne eines Kindes werben
in ein Mausloch geworfen, bamit die naͤchſten ſchoͤn
und gerabe wachſen.
162. Wer eine Wiege in Bewegung ſetzt, ohne ba ein Kind
darin liegt, gibt Veranlafjung zu deſſen Tode; in andern
1 — und Elbe entwenden wohlgeſtaltete Kinder der Renſchen
ans der Wiege und legen ihre eigenen häßlichen oder gar ſich ſeibſi an
deren Stelle. Diefe untergeihobenen Geſchöpfe heißen 4
Amittellat. cambiare — taufden) , ahd. wihselinge, mhd. *5*
unbd. Wech ſelb älge, auch Kieltröpfe, Didfönfe von ihren di
üiſen und Adpfen, gwea des Wechfels ſcheinmt, daß die Eide bemübı
md, ihre Art durch das entwendete menſchliche Kind größer zu zichm,
welches fie uun bei fi zu behalten meinen und wofür fie ihr eigeneh
Kiud anaeben. Segen die Austauſchung fihert, daß man einen Schlüffel,
oder eind von des Vaterd Kleidern, oder Stahl und Nähnadeln In die
Biege lege. I. Grimm deutfhe Mythologie 2. U, S. 436 f.
latein. cambiones
263
Gegenden zu befien Kranfwerben; wieder in andern zu
einem unrubigen Schlafe.
163 Kinder, die im Schlafe Lächeln, fptelen mit den Engeln,
164. Wenn ſich zwei unmünbige Kinder küffen, fo wirb das
eine berjelben ftumm.
165. Wenn die Kinder in den Spiegel fehen und Geſichtet
jenen; fo bleibt ihnen, wenn grabe die Uhr fchlägt,
a8 Gefiht in feiner Verzerrung ftehen.
166. Man darf Kinder nicht unter einem Tiſche durchgehen
laſſen, fonft wachſen fie nicht mehr.
167. Wenn man zur Beit des jungen Lichts den Meinen
Maͤdchen bie Haare ftämpft, jo wachſen Die Haare üppig.
168. Wenn man Fleinen Kindern die Nägel ſchneidet, fo macht
man fie zu Dieben.
Erforfchen künftiger Freier oder Liebhaber.
Unverwandt römifhem oder grlechiſchem Aberglauben, fo viel ich fehe,
en die mannigfalten Beifen, künftige Freier oder Riebhaber zu ere
forfcheu. Das Mädchen laufcht dem Gadern des Hahn, oder fie wirft
den Blumentranz, oder zieht in beftimmter Nacht ein Schett aus
dem Holzhaufen, einen Steden aus dem Zaun, und zwar rüds
Ling® binzugehend; oder bei dunteier Racht greift fie in die Herde, um
einen Widder herauszuziehen. Auch wirft fie das Hemd, nadend,
& Thür hinaus, oder greift rÄdlings aus der Thür nad; des Liebſten
ar, oder Bent ihm Van e an oem Ei au a einen br
. I. rimm, deutſche jol 2 . ©. jr wo mi
— — angeführt find. ’ ®
169. Das Mädchen, das fein Strumpfband verliert, hat an
feinen Schag gedacht.
170. Köcinnen, welche die Suppe verjalzen, find verliebt.
171. So oft es fnadt, wenn jemand an ben Fingern zieht,
fo viele Schäge hat er.
172. Liebende ziehen aus der Ylüte des Maßliebchens (bellis
perennis) ein Blütenblätthen nad) dem andern mit
en Worten: „er (fie) liebt mich, er (fie) liebt mid
nicht." Das Wort, welches auf das Ausziehen des Iepten
Blaͤttchens trifft, gibt Antwort auf Die Frage."
173. Drei zu gleicher Zeit, aber zufällig in einem Zimmer
brennende Lichter deuten eine Braut an.
174. Wenn ein Mädchen wiſſen will, wie lange es noch ——
bleibt, jo ruft ed im Frühjahr dem Guduf zu: Guckuk,
1 ©. Gothes Zauft, I. Tpeil, Garten.
262
geiheibe Kinder würden; ob fonft noch Aberglaube
amit verbunden war, weiß ich nicht. In andern Ge
. genden heißt biefe Wefterhaube Helm.
152. Ein Kind, das zwei Wirbel mit zur Welt bringt, miß⸗
räth; in andern Gegenden wird es geicheib.
153. Geſcheide (frühreife) Kinder werden nicht alt. |
154. Bei einem Kinde muß, fo lange es nicht getauft if,
Licht brennen, ſonſt ſchiebt der Boͤſe einen Werhjelbalg
unter.
155. Wer einen Wechfelbalg im Haufe hat, muß, um ihn
108 zu werben, Alles mit Eierſchalen Tochen.
156. Die Eigenſchaften der Paten und Goten gehen auf bie
Kinder über.
157. Dem Kine, das zum erften Male in ein fremdes Haus
getragen wird, muß man bafelbft ein friſches Gi (ober
aud drei) ſchenken, wenn es gut zahnen joll.
158. Wenn jemand, ber ein Kind zur Taufe trägt, unter
wege pißt, fo kann das Kind mährend feine Lebens
namentlich in ber Nacht das Waſſer nicht halten. In
andern Gegenden zieht der Pate ober die Gote vor
der Taufe ein friſches Hemd an und darf nun vor
Vollendung der Taufe nicht mehr piffen, fonft tritt der
genannte Fat bei dem Kinde ein.
159. So Tange ein Kind gefäugt wird, darf deſſen Mutter,
wofern he das Kind nicht unglüdlich machen will, nichts
aus dem Haufe verleihen.
160. If ein Kind krank, fo barf man an niemanden Feuer
oder Licht abgeben, fonft ftirbt es.
161. Die erften ausgefallenen Zähne eines Kindes werben
in ein Mausloch geworfen, damit bie nächften ſchoͤn
und gerade wachen.
162. Wer eine Wiege in Bewegung febt, ohne daß ein Kind
darin liegt, gibt Veranlafjung zu defjen Tobe; in andern
1 Bwerge und Elbe entwenden wohlgeftaltete Rinder der Menfchen
and ber Wiege und legen ihre eigenen häplichen oder gar fich felbft an
deren Stelle. Diefe untergeihobenen Geſchöpfe heißen Latein. cambiones
(mitteat. cambiare = taufgen) , ahd. wihselinge, mhd. wihseli
nd, Wechfelbälge, aud Kieltrövfe, Didfönfe von ihren di
Häfen und Köpfen, Zwert des Wechjjels ſchemt, daß die Cide bemüht
ind, ihre Art durch das entwendete menſchliche Kind größer zu ziehen,
welches fie uun bei ſich zu behalten meinen und wofür fie ihr eigenes
Kiud nassen. Segen die Austauſchung fihert, daß man einen sa iffel,
oder eins von des Baterd Kleidern, oder Stahl und Rähnadeln in die
Biege lege. I. Grimm deutſche Mythologie 2. A. S. 436 f.
zıın
263
Gegenden zu deſſen Krankwerden; wieder in andern zu
einem unruhigen Schlafe.
163 Kinder, die im Schlafe Lächeln, fyielen mit den Engeln.
164. Wenn ſich zwei unmünbige Kinder küffen, fo wirb das
eine derſelben ſtumm.
165. Wenn die Kinder in den Spiegel ſehen und Geſichtet
ſchneiden; fo bleibt ihnen, wenn grade die Uhr fchlägt,
das Geſicht in feiner Verzerrung ftehen.
166. Man darf Kinder nicht unter einem Tiſche durchgehen
laſſen, fonft wachſen fie nicht mehr.
167. Wenn man zur Beit des jungen Lichts den Heinen
Mädchen die Haare ftümpft, jo wachfen Die Haare üppig.
168. Wenn man Heinen Kindern die Nägel ſchneidet, jo macht
man fie zu Dieben.
Erforfchen ünftiger Freier oder Liebhaber.
Unverwandt römifchem oder griechiſchem Aberglauben, N viel ich ſehe,
ind bie mannigfalten Weiſen. künftige Freier oͤder Liebhaber zu ers
Posen, Das Gröden lauft dem Gadern des Hahns, oder fie wirft
den Blumentrang, oder zieht in beftimmter Madıt ein Scheit aus
dem Holahanfen, einen Steden aus dem Zaun, und zwar ruͤck⸗
Lings hinzugehend; oder bei dunkeler Nacht greift fie in die Herde, um
einen Bidder herausgugieben. Auh wirft fie das Hemd, nadend,
Fr Thür, hinaus, oder greift rüdlings aus der Thür mach bes Liebſten
war, oder dedt ihm den Tifh, an dem er nachts erfcheinen und
efien muß. 3. Grimm, deutſche Mythologie 2. A. ©. 1071 f. wo noch
weitere Arten angeführt find.
169. Das Mädchen, das fein Strumpfband verliert, hat an
feinen Schatz gedacht.
170. Köchinnen, weiche die Suppe verſalzen, find verliebt.
171. So oft e8 knackt, wenn jemand an ben Fingern zieht,
[0 viele Schäße hat er.
172. Liebende ziehen aus ber Vlüte des Maßliebchens (bellis
rennis) ein Blütenblättjen nad dem andern mit
en Worten: „er (fie) liebt mich, er (fie) liebt mid
nicht." Das Wort, welches auf dad Ausziehen bes legten
Blaͤttchens trifft, gibt Antwort auf Die Frage.!
173. Drei zu gleicher Zeit, aber zufällig in einem Bimmer
brennende Lichter deuten eine Braut an.
174. Wenn ein Mädchen wiſſen will, wie lange es noch ledig
bleibt, jo ruft ed im Srühjahr dem Guduf zu: Guduf,
16. Gothes Fauſt, I. Theil, Garten.
264
wie lang bleib id) noch ledig? So oft nun der Guduf
ruft, fo viele Jahre bleibt es noch ledig.
175. Wenn das and Feuer geftelte Spülwaffer einem Mad⸗
Sen anfängt zu kochen, jo bleibt es noch fieben Jahre
ii
febig.
176. Gin enden, das die Spinnengewebe wegfegt, Befeitigt
ie Freier.
177. Begegnet einem Mäbchen Abends ein Efel, jo befommt
es einen Wittmann.
178. Hängt fi einem Mädchen ein Dom an bas Kleid, fo
befommt e8 einen Wittmann.
180. Wenn man ißt, und es kommt zufällig ein Rüge
bazu, fo bekommt dasſelbe einen Wittmann.
Berlobte, Getraute.
181. Fällt eine Verlobungskarte vom Spiegel, fo geht bie
Verlobung zurüd; wird fie ſchwarz, fo wartet ber Ber»
einten Unglüd.!
182. Wenn zwei Verlobte ein Kind aus ber Taufe heben,
fo Tommt ihte Ehe nicht zu Stande. Anders ift es in
anbern Gegenden.
183. Verlobte müfen ſich wenigftend einmal in ber Kirde
aufrufen hören, fonft haben fie fein @lüd in der Ehe.
In andern Gegenden vermeiden ed die Verlobten, bei
ihrem Aufruf in der Kirche zu fein.
184. Wer lacht bei der Kopulation, ber weint in der Ehe.
Die Handlung ift zu ernftl)
185. Es bebeutet Glück für ein verlobted Paar, wenn es der
Braut in den Brautkranz regnet. In andern Gegenden
deutet ein regneriſcher Tag auf eine trübe Ehe.
186. Wer in der Trauerzeit für einen geliebten Angehörigen
Hochzeit Hält, hat bald einen Trauerfall zu beklagen.
187. Verlobte müflen ſich bei der Kopulation fo dicht an
einander ftellen, daß fie ſich berühren, fonft drängt
eine dritte Perſon zwiſchen fie und flört dem ehelichen
Frieden.
1 Diefer Aberglaube iſt erſt in mexerer Zeit mit den Verlobung
tarten entitanden.
265
188. Wenn Bei ber Trauung etwas zerreißt ober zerbricht,
fo wird bie Ehe unglüdlic. aemeß
189. Das Zerbrechen ober Verlieren des Traurings bedeutet
Ungläd, meiſt frühen Tod.
190. Wenn zwei Paare an Ginem Tage kopuliert werben,
0 bat das eine Paar Unglück.
191. Eine Braut, bie ein % anniswürmchen findet, muß
fterben, wenn dasſelbe feinen Glanz verliert. B
192, Auf weſſen Seite bie Kerze bei ber Trauung am hellſten
brennt, der lebt am laͤngſten.
Krankheiten.
J Krankheit ge⸗
Mor ned e e I Girl
war es, die Suätfür Shlaung Gottes, Heibnif, fle für Einwirkung
der Geifter und eiwas Elbijches zu halten. Diele Ramen von Krante
beiten laſſen erfeunen, wie dad Bolt in früherer geit mythifche Vorftelungen
mit dem Urfprung der Krankheiten und fo auch mit den Heilmitteln were
band. Das Fieber wird wie ein Alb betrachtet, der den Menfchen
reitet, rüttelt und fhüttelt. Die Gicht, früher das Gicht, (mie nod
heute in der Voltsſproche), bezeichnet allgemein das Gehen, Wenden und
eigen ded Schmetzens im Leib. ine brennende Geſchwuiſt am Siam
nagel heißt der Wurm, der umlaufende Wurm, das böfe Ding,
das böfe Thier. Die fallende Sucht hat eine ganze Reihe von
Namen. 3. Grimm, deutſche Mythologie 2. 9. &. 1105 f. führt eine
HE ann The dur Gate, eher mp Guuberer vrhkngt mob
berurfacht, ja felbft Iebenbige, feinbfelige Wejen geworben,
193. Die Kinder, die von ihren Eltern aus ber Taufe ges
geben werben (was bei Katholiken nicht geſchehen darf),
efommen bie Bohrung.
194. Wenn man die Kägel an ben Fingern abbeißt, fo bes
kommt man bie Behrung.
195. Wer an den Füßen die Nägel fühneibet, darf nicht auf
das Abgeſchnittene treten, fonft befommt er bie Zehrung.
196, Wer am Leibe ſich felbft etwas nähet ober nähen laͤßi,
befommt bie gehrung.
197. Wenn man Peterfilie mit ber Wurzel ausreißt und
wieder fegt, fo befommt man die Zehrung.
198. Wer feinem e ſchaden will, muß in beffen Fuß⸗
ftapfen einen Ragel ſchiagen, fo bekommt ber Feind bie
ehrung.
100.8 PH einem Gefäß über den Henkel trinkt, ober aus
einem Pe etwas über den Henkel ausgießt, bekommt
er. °
266
200. Bon genoffenen Eiern muß man die Echale zerbrechen,
fonft bekommen die, welche es unterlafien, das Fieber.
201. Wer die ausgefämmten Haare auf die Strafe wirft,
befommt Kopfweh.
202. Bei dem Kirchengeläute barf man nicht eſſen, fonft fallen
einem die Zähne aus.
203. Beh Vudraeqhen (Anemone) riecht, bekommt eine
wehe Naſe.
204. Kommt ein Kind, ehe es ein Jahr alt iſt, in den Regen,
fo befommt es Sommerfleden.
Seilmittel‘
Wie die Kranfgeiten vielfach mit mythiſchen Vorſtellungen verbunden
find, fo find e8 aud die Heilmittel. Die Arzneitunde des Heidenıhums
war halb priefterlich Halb zauberiſch. Prieftern verſchaffte Erfahrung nnd
höheres Wiffen Kenntniß der natürlichen Heilträfte, von der Weihe ihres
Standes giengen hilfreiche Segensfprühe aus. Drfer ſchloſſen fi au
Heilmittel, ja große Heilungen und Abwehr der Seuchen gelangen nur
duch Opfer. Ei das ganze Mittelalter hindurch fahen wir auch Arife
Uche Geiftliche vorzugsmele im Vefig der Arzneien umd ber Babe ifter
Anwendung. Ein Theil jener yeifihen Xehre gieng aber auf die welfen
Männer und Franen über, die fi dur Beibehaltung abergläubifcher
Sebräude und Mißbrauch wirklicher Heilmittel den Ruf, der
angezogen." I. Grimm, deutfhe Mythologie 2. A. ©. 1101 f.
205. Kinder, welche: des Nachts das Waſſer nicht halten
tönnen, heilt man dadurch, daß man fie in ein offenes
Grab piffen laͤßt.
206. Der ausgefallene Zahn eine Kindes muß in ein Maus
loch gethan werben, jonft befommt es feinen neuen.
‚Wird ein ungetauftes Kind begraben, fo legt man feine
Windel überd Grab; wer fs diefelbe in der Nacht Holt,
hat daran ein Schugmittel gegen Rothlauf, Schnupfen
u. tgl. Grlältungsübel.
208. Wer den Schnupfen hat, muß die Naſe dreimal in fein
Hemd (bad von ikm getragen, aber feitbem nicht wieder
iſchen ift), oder much in die Schürze der Nachbarin
ſchneuzen, und des Schnupfen hört auf.
209. Wem die Naſe blutet, der widele ein Band, auch einen
Bindfaden um ben Tleinen Finger, ober laſſe das Blut
auf zwei in Kreugform zufammengelegte Strohalme
fallen, und das Bluten hört auf.
210. Wer fi) an irgend einem Theile bed Körpers, beſonders
des Geſichtes geftoßen, der muß, um eine Beule zu ver-
267
hüten, die Stelle mit einer Mefferflinge dreimal in Form
eined Kreuzes unter Nennung der drei höchften Namen
drüden, und zur Verhinderung des f. g. blauen Males
die Stelle mit einem blauen Linnenlappen feft Drüden:
211. Zahnfchmerzen vergehen, wenn man das Zahnfleif mit
einem Nagel aus einem Sarge rigt.
212. Wer an Zahnſchmerzen leidet, begibt fih vor Sonnen»
aufgang zu einem Amelfenhaufen, kaut eine Brotrinde
mit den ſchmerzhaften Zähnen und fpeit dann dieſelbe
in den drei höchſten Namen in den Ameifenhaufen, und
die Bahnfchmerzen hören auf.
213. Ringe, aus den Nägeln eined Sarges verfertigt, heilen
die Gicht.
214. Eine Linfe im linten Strumpf getragen, ſchutzt vor der
icht.
Sicht
215. Wer ſich mit einem ſchneidenden Werkzeug (Meſſer,
Axt ꝛc.) verlegt, muß dasſelbe wohl verbinden, oder In
Sped fteden, die Wunde heilt danı um ſo beſſer.
216. Iſt jemanden, die Hand (der Fuß) eingefchlafen, fo
vergeht das Übel, wenn man mit Speichel ein Kreuz
auf die Hand (den Fuß) macht.
217. Hat jemand die Hand verflaucht (ſich vergriffen), fo
winde er die Schnur,. womit einem Tobten bie Hände
aufammengebunden waren, um biejelbe,
218. Der Nahelbruch eines Kindes wird geheilt, wenn man
ihn mit der Hand eined Todten zurüddrüdt.
219. Gin heiferer Hals vergeht, wenn man ben Strumpf
vom linken Fuß ummendet und um ben Hals widelt.
220. Die Gichter werben vertrieben, wenn man eine Zwiebel
in den drei höchften Namen auf der Thüͤrſchwelie zer
tritt und fie dem mit den Gichtern behafteten Kind unter
die Nafe haͤlt. J
221. Wenn eine Frau Seitenſtechen hat, ſo vergeht es, wenn
fie die Schürze (nach Art der Metzger) zur Hälfte aufſteckt.
222. Wer an Setenftedten leidet, muß auf die Erde fpeien
und einen Stein darauf legen, fo verſchwinden bie
Schmerzen. .
223. Warzen vergehen, wenn man fie mit dem Ole eines:
Lichtes beſtreicht, das bei einem Tobten gebrannt hat.
1 Einem ſolchen Kinde eine zerſchnittene Zwiebel unter Die Nafe zu
halten, wirb-von Arzten gebilligt; der Aberglaube liegt in dem Zertrete
auf der —S o ® ’ s ° dene
268
224. Wer von einer Warze befreit fein will, umbinde fie
mit einem Faden und lege benjelben dann "einem Zobten
in den Sarg; wie ber Kaben fault, ‚fällt bie Warze ab.
225. Warzen vergehen, wenn man fie bei einem @rabge
Iäute in fließendem Wafjer und zwar ſtromaufwaͤrts
waͤſcht und babei fpricht:
Man läutet dem Todten ind Grab,
Ich wafche mir die Warzen ab.
226. Warzen vertreibt man, indem man fo viele Knöpfe, als
man Warzen bat, in einen Faden macht ‚md Diefen
unter einer Dachtraufe vergräbt: verweſt ber Faden,
fo feuen die Warzen ab.
227. Wer von Warzen befreit fein will, zerſchneide einen
Apfel in den drei hoͤchſten Namen in drei Theile, be
gebe bi die Schalen unter bie Dachtraufe und bete brei
cunfer.
228. Hat jemand das Schluchzen (ben sargie), fo
verliert er es, wenn er ben Schlüfſel Stubenthüre
‚im Schloffe herumdreht, ober einen: —* Brot auf die
linke (obere) Seite legt.
229. Wil man von ber Gelbſucht befreit fein, jo muß man
einem gelben Schneiver (salamander terrestris) ben
Kopf abbeipen, ober fi) ein Stüd der Gelbwurz (cur-
cuma longa auch Gelbfuchtwurzel) in den rechten Schub
legen und dasſelbe weich treten, bei Auwendun—
leßtern Mittels aber vor Sonnenaufgang auf
neſſeln pifjen.
230. Wer von Wanzen befreit fein will, muß ber Leiche
eines Hausbewohners einige Wangen in ungeraber Zahl
mit in den Sarg geben.
or, bei, nach dem Tod.
Dem Alterthum war der Tod fein tödtendes Weſen, bloß ein tm bie
Unterwelt abholendes, geleitendes. Der Tod naht urglöplih, — die
Seele und führt fie weg; die Todten gehen wie dan fangene in Banden.
De der Gterbende aber oft nicht gerne und Pa) gt, fo seit
162 1 den —& die Idee eines Armtigen wfes und Fin
” weiter grtum, —J Mythologie 2. A. A
* F die ni © 1
231. Das Kind, das der — tauft, wenn er vom Kirch⸗
bofe kommt, ftirbt bald.
232. Wenn zwei Kinder aus demſelben Waſſer getauft werben,
fo ſtirbt bald eins davon.
269
233. Gin Kind, das den Vornamen eined früher verftorbenen
Kindes feiner Eltern erhält, flirbt bald.
234. Der ältefte Sohn, der nicht den Namen des Vater
exält, fticht bald.
235. Speifen ehn nen an einem SCH io t
* — j# Sea. far, ſo Ri
236. Wer ſich am Abend im Spiegel beficht, erblidt den Tod
Hinter fi.
237. Wem beim Bluten ber Nafe ein Tropfen Blut auf die
Hand fällt, der Iebt nicht mehr Tange.
238. Laßt jemand ein Krümchen Brot aus dem Munde fallen,
fo muß er bald fterben.
239. Wenn man einen Laib Brot auf die linke Cobere) Seite
legt, fo ertrinkt Bald jemand.
240. Wenn bei einem Kranken das Arzneiglas zerbricht, fo
ſtirbt er.
41. Wenn und die Augen thränen, haben wir bald in der
Familie einen Sterbfall.
242. Dad Krachen ter Möbel in ber Stube emes ſchwer
Erkrankten deutet defjen Tob an.
243, Salt ein Bild, ein Spiegel, ein Fenftervorhang herab,
oder zerbricht ohne bemerkbare Urfache ein Glas, fo
deutet das auf einen baldigen Todesfall.
244. Wenn bei bededtem Himmel plöglic ein Sonnenſtrahl
auf ein Haus fällt, fo flirbt bald jemand darin,
245. Schlägt beim Aveläuten oder Halbmeßläuten bie hr,
fo flirbt bald jemand.
246. Bei ber Nachricht vom Tode einer Perſon flirbt bald
wieber eine, und zwar vom Geſchlecht ber zuerſt Bes
jegnenben.
Au. en die Hunde in der Nacht Heulen, fo bedeutet es,
eben fie den Kopf in die Höhe, einen Brand, ſenken
k ihn, einen Todesfall; in andern Gegenden immer
28.006 Tel bes Puyfens (stri ina) auf el
reien ix passerina) auf einem
Haufe — in deſſen Naͤhe deutet Huf einen Todesfall,
249. Sliegt eine frembe weiße Taube auf das Haus, fo ſtirbt
bald jemand darin.
250. Wo die Raupen Alles abfrefien, ftirbt Bald jemand in
der Familie. (gl. No. 12).
251. Wenn fi die Hammelmäuschen (Hausgrillen) in einem
Haufe — lafien, fo firbt-bald jemand.
en
270
. 252. Blhht ein Baum mehrmals im Jahr, fo flirbt jemand
aus ber Familie.
253. Wer eine Todtenblume (chrysanthemum segetum) an
jemanden verſchenkt, gibt Veranlaffung zu beffen balbigem
Er
254. Geht der gefäete Peterfilienfamen nicht auf, fo flirbt
jemand aus der Familie.
255. Wenn ber Kohl im Garten blüht, ftirht jemand aus
der Familie.
256. Wenn bie Kinder im Spiel ein Begraͤbniß barftellen,
fo flirht bald jemand.
257. In_verfchiedenen Gegenden des Landes iſt es Brauch,
daß bei Sterbefälen, beſonders wenn der Hausherr
flirbt, alsbald alle Gefäße, in denen ſich Wein, Gifig
ze. befindet, von einer dem Verflorbenen nahe verwandten
Perſon etwas .gefchüttelt werben, zuweilen mit ben
Worten: Euer Herr (die Hausfrau) ift geftorben. Unter
bleibt diefes, fo fteht der Wein ıc. a Hier und da
werden auch die VBienenftöde gerüdt; anderwaͤrts wirb
ber Sterbfall auch dem Rindvieh angefagt.
258. Wenn ein Tobter im Sarge lächelt, fo — bald wieder
jemand aus der Familie.
259. Wenn bei einem Leichenzuge gelacht wird, fo ſtirbt bald
wieber jemand.
260. Wenn ſich bei einer Leiche die gejchloffenen Augen von
elbſt öffnen, fo ſtirbt bald jemand aus der Familie,
261. Wenn das bei einem Tobten brennende Licht Hell Temchtet, j
0 ftirbt bald jemand aus ber Familie.
ißt jemand eine Thräne auf eine Leiche fallen, fo
irbt bald jemand aus der Familie.
263. Einem Todten barf man nicht Hemd ober Strümpfe
eine® Lebenden anziehen, well biefer font bald flirt.
Namenszüge müfen aus Allem, was der Tobte mit in
den Sarg befommt, außgetrennt werben, weil fonft bald
andere Familienglieder nachſterben. Bekommt bie Leiche
im Sarge etwad von Leinen ober Band in den Mund,
0 ftirht bald die ganze Familie nad.
264. Kt dem Rhein (Caub gegenüber) wirb das Gtroh,
auf dem ein Tobter aeg gen (Schab) verbrannt. Je
nachdem man nun in der Aſche ben Fußſtapfen eines
Mannes, einer Frau, eines Kindes zu erbliden glaubt,
ſtirbt zunaͤchſt ein Mann, eine Frau, ein Kind,
271
265. Wenn ber Geiftlihe vor dem Haufe warten muß, oder
wenn der Sarg auf ber Bahre nicht feſt ſteht, fo ſtirbt
bald wieder jemand and der Familie. .
266. Wenn einem Leichenzuge ein Mann x. begegnet, fo
ftirht bald wieber ein Mann x., und zwar gewöhnlich
der Begegnende ſelbſt. R
267. Wenn ber, welcher bie Leiche eines Kindes zum Fried⸗
ui urägt, zurüdblickt, jo ſtirbt bald jemanb aus ber
amilie. "
268. Bei Beerbigungen muß ber Sarg mit den Worten „in
Gotte8 Namen” aufgehoben werden; unterbleibt dieſes,
fo wird der Sarg fo ſchwer, daß ihn die Träger kaum
fortbringen Zönnen. Diefes hat feinen Grund darin,
weil fr der Geift des zunaͤchſt Sterbenden auf den
Sarg wirft und ihn mit Gewalt darnieder drüdt.
269. Ergreift der Todtengräber bei der Beerbigung zuerft
den Karft, fo ftirbt zunächft eine männliche, die Schüppe
(Schaufel), eine weibliche Perſon.
270. Wenn es bei einer Beerdigung regnet, fo wird ber
Todte felig.
271. Die Träger eines Sarges dürfen nicht fagen, er ſei
leicht, ſonſt wird er jo ſchwer, daß fie ihn nicht fort
tragen koͤnnen.
272. Wenn ein Kind ftirbt, jo verlängert man das Tiſchtuch
und bald ift das verftorhene Kind durch ein anderes
273. a aeth Verftorbenen nicht zurůckwünſchen, f
. Man darf den torbenen nicht 3 infehen, fonf
hat er im Grabe feine Ruhe. ?
274. Läͤßt man bei einer Leiche kein Licht brennen, fo hat
der Todte im Grabe feine Ruhe.
275. Unmittelbar vor ber Beerdigung werben (in Caub) bie
Stühle, worauf ber Sarg geftanden, umgelegt, ebenfo
die Stühle, auf welde auf dem Wege zum Kirchhofe
der Sarg niebergeftellt worben ift; wirb es unterlafjen,
fo Hat der Tote im Grabe feine Ruhe,
276. Wenn der legte Wille eines Verftorbenen nicht erfüllt
wird, fo fommt ber Todte wieder.
277. Eine Wöchnerin, die ftırbt, beſucht jede Nacht ihr zu⸗
rüdgelafienes Kind.
278. Gin dreimaliges Rufen des Namens eines Verftorbenen
in ben Schornftein läßt ben Verſtorbenen erſcheinen;
272
3 ‚nieberfoftes dreimaliges Rufen läßt ihn wieber ver
wiuden.
279. Wer Blumen von einem Grabe bricht, erhält Beſuch
von bem Lobten. j
2. Ein Selbſtmoͤrder muß auf Erben bis zu der Zeit wanbeln,
wo er eines natürlichen Todes geftorben wäre.
31. Ein Mörder muß nad) feinem Tode anf dem Plage
umgehen, wo er die Morbthat vollbracht hat.
282. Wer einen Graͤnzſtein verfeßt, muß nach feinem Tode
—— bis jemand zu ihm ſagt: Trage ben Stein an
einen
283. In ‘haften am Rhein herrſcht der Aberglaube,
% H Leiche eines Fr werbe gelänbet werben,
wenn man in feinem Ramen mit allen @loden Iäuten Iaffe.
IX. .
Mythologifches.
KRebrein: Volkoſitte. 18
Schon in der vorhergehenden Rubrit Aberglauben, wie auch unter
ben Spradproben Kader fih manches, was mehr oder weniger auf
urfpränglig jologifcher haunng ruht; hier folgt nun anderes,
was gang der gie anheimfällt.
1. Seimelmännchen.
Heinze, Heinzelmann, Heinzelmännden, Hins
zelmann, Hinzemännden find Namen eine? Hausgeiſtes.
Heinze ift die Verfleinerungsform von Heinrich. Die
Hausgeifter der deutſchen Mythologie erfcheinen immer als
männliche Wefen, dabei unter fehr verfchiedenen Namen (vgl.
Apmann, Bupemann u.a.). In Geſtalt, Ausſehen und
Macht kommen fie den Elfen und Zwergen glei. Sie
wohnen gern in Stall, Scheune ober Keller des Menjchen,
dem fie 5 zugeſellen. In den Hausgefchäften erzeigt ſich
der Hauögeift freundlich und zuthätig, vorzüglich in Küche
und Stall. Reben der Hilfeleiftung führt er auch Aufſicht,
daß alles im Haushalt ordentlich hergehe; fauled und fahr
laͤffiges Gefinde bat von ihm zu leiden. Dt in den Sprache
proben dad Heinzelmaͤnnchen mit einigen Gigenthlms
lichkeiten, wie fie an Ort und Stelle im Vollsmunde leben.
Dil weiter J. Orimms deutſche Mythologie 2. 4. S. 468 f.
und meine deutſche Mythologie ©. 39 f.
2. Amann, Butemann, Salemanı, WBantvan,
Wuwn, Wuwelar, Wurvelades, Wullewackes,
Wullewatz.
Dies ſind Namen eines Geſpenſtes, Hausgeiſtes, um
damit die Kinder zu ſchrecken. Mythologiſche Beziehungen
Tiegen zu Grunde,
3. Grimm (deutfche Mythol. 2. A. S. 1045) führt
den Apmann bei der Zauberei mit Wachsbilbern an.
Dad Wachsbild (dev Amann) wird in die Luft gehängt
ober ins Waſſer getaucht, oder am euer gebäht, ober mit
Nadeln durchſtochen unter die Thürſchwelle vergraben; ber
Abwefenbe, auf welchen es abgefehen tft, empfindet alle
276
Qualen des Bilde. — Bei Gaub, wo ber Apmann auch
bekannt iſt, heißt eine Felskuppe Apmann. Echon im 9.
Jahrh. erjheint ber Gigenname Azaman von Aro, einer
Verfleinerungsform von Atto, Ato. Apmannsborf, Atz⸗
mannshaufen, Atzmanns ried find brei noch —
hörfer.
Der aus Bupemann, Bupelmann iſt faſt in ganz
Deutihland bekannt, ein vermummter, unreiner Hauögeift,
der bie Kinder ſchreckt. Als ſolcher findet er ſich ſchon im
12.— 13. Jahrh. (f. Grimms d. Myth. ©. 474). Buge
bezeichnet einen pochenben, Flopfenden @eift, von bözen, butzen
= podhen, Hopfen, ſ. Boße im Wörterbuch).
Der Halemann! zieht ba, wo ein großes Waſſer iſt
das unartige Lind mit einem Hafen in dasſelbe. Gr bient
aber auch in Gegenden, wo fein derartiges Waſſer ift, z. ©.
Yan und da im Amt Nafjau, als kinderſchreckendes Geſpenſt.
ielleicht ift jened Hinabziehen mit dem Hafen neueren Ur
fprungs, und der Hakemann, vermanbt mit dem weitfälifchen
wilden Jäger Hadelbärend, Hadelbernd, Hadel:
Berg Hadelblod, über den Grimm ©. 873 f. weitere
Auskunft gibt.
Der Wauwau, Wuwu iſt in einem großen heile
Mitttele und Süddeutſchlands und ber Schweiz bekanut
Der Wuwelaz, Wumelades, bier und da auch Wulle⸗
wades, Wullewag, ift in Raffau und Heſſen ziemlich
gleichbehentenb mit Bupemann, vielleicht verwandt mit
em böhmijchen Poltergeift Bubak.
Zu Wullewag mag noch verglihen werben: mhd.
waller, ahb. wullön = Wiberwillen haben und der alte
BVerfonennamen Wazo, eine Verfleinerungsform von Wato
und bie Grwähnung des arzneifunbigen Wate im Gubrunlieb.
8. Bollecker, Pollecker, Phol.
Bolleder iſt in dem mittlern Theil des Weſterwaldes
Limt Rennerob) gleihbebeutend mit bem ſouſt vorfommenden
ugemann. In dieſem Bollecker und Polleder iſt eine
unverſtandene Erinnerung an ben altheidniſchen Gott Phole
Ro. 200.
jäch! X Sri eine Gottheit
Kane tete Pen FA rg ae
277
ober Balder? erhalten, ber unter dem Namen Phol von
den Thüringern und Balern, von den Sachſen und Meft-
falen unter dem Namen Baldag, Bäldäg als Licht- oder
Taggott gefeiert wurbe und in einem leuchtenden, aus Gold
und Silber gebaueten Saale wohnte. Mit der Verbreitung
des hg trat bier wie bei der Holda ber alte
Begriff einer Gottheit in den eines gefpenfterhaften Weſens
über. I. weiter Grimms Dentihe Mythologie 2. A.
S. 201 f. und meine deutſche Mythologie S. 18 f.
4. Salesreiter.
Diefer Reiter ift offenbar der Führer der wilden Jagd,
welche in hohes Alterthum Hinaufreicht und im mittlern Sale
land weit verbreitet if. Bufammenhang mit dem Heiden⸗
tum ift Darin nicht zu verfennen. Siehe unter ben Sprach⸗
proben den Sales reiter unb vgl. weiter über bie wilde
Jagd und das wüthende Heer I. Grimms beutiche
ne 2.9. 5.870 f. und meine deutſche Mythologie
5 Mubkalb.
Mubhkalb if ein geipenftiges Wein, das fürchterlich
große, meiſt feurige Augen (Augen wie „Plucsräder“ ober
wie „Teller") bat. Man Hört e8 im ganzen Lande,
aud) in Rheinheffen erwähnen, au ala Schimpfwort, bes
onders um Häßlichkeit ober ungeſchlachtes Weſen eines Men»
ſchen zu bezeichnen. Schwerlich iſt das Muhkalb bloß bas
ärztlihe Mondkalb; Dagsgen ſpricht ſchon Die Ausſprache,
ae —* a at ni —E Muh, Mu
pricht. int eine mythologiſche ung borhanden,
die ih — nicht näher angeben kann.
6. Wirbelwind, Windsbraut, Sauarſch, Säufis,
Samal, Mudennd.
Windsbraut heißt heute und früher eine Art bes Sturm-
winbes, ahb. wintes brüt, windis prüt, mb. windes brüt,
älternhb. und in ber heutigen Volksſprache windesprout,
1 Balder, Baldr, Paltar fimmt gu agf. bealdor = Herr,
König.
278
wintspraut, windbraus windsprauch, win
'ew, windsprauz. Die Namen ded X es im ber der
Braut find nirgends mehr zu finden. Auf dem Weſterwald
heißt bier Wirbel mind Sauarſch und Mudenarfd,
nweil er, wie ein Schwein, Heu und Früchte, kurz alle leichte
Sachen, welche er anf feinem Wege vorfindet, Frans durch⸗
einander wirft,“ fagt Schmidt. Am Rhön, in ber Wetterau
in Reichelsheim heißt ber Wirbelwind Sänzal d. i. Säw
zagel (Sauſchwanz), am Unterrhein Säufis (Sauſchwanz),
mvermuthlich, weil dieſer ſich ringelt,“ fagt Weiganb (ſyn
Woͤrterb. No. 2276). Beide Erklärungen jagen mir nicht
u; ich vermuthe eine alte mötpolosifhe Beziehung, kann fie
— nicht näher angeben. Beachtung verdient wol, daß in
alten @eifterbefhwörungen beim Shapgraben der Teufel
auf einer Mude rüdwärts figend und den Schwanz berfelben
“in ber Hand haltend, vorbeireitet, um bie Schaggräber zum
Neben zu verleiten.
7. Spörkel,. Spörkelfen, Sartmond.
Der Februar heißt im Anfang bes 14. Jahrh. spurkel,
welcher Name gewöhnlih auf die roͤmiſchen Spurkalien
rg wird. Grimm (Gefchichte der deutſchen Sprache
848 ©. 90) findet, da im guten Satein spurcalia nicht
vorkommt, und bie 'Tömifche Eie aud keine fo benannte
Feier hatte, in dem Wort die Spur eines fehr alten deutfchen
Volksfeſtes und vg: „Seltſam bleibt immer bie Herkunft
des volfömäßigen Monatnamend aus dem firchenlateinif
spurcalis (bad Mittellateinifchen einen heibnilchen Brand
Beyeicnet), und ſehr möglich, daß eine deutjche Wurzel
unterliegt, und bie Geiſtlichteit den Namen M jentli fr
spurcals "entftellte, um fo das heidniſche —X von dem
riftlichen Boden zu entfernen.
Der Januar Heißt auch hier und ba auf dem Weſter⸗
wald Hartmann, Hartmond, mhd. hartmänöt, hartmänet,
hartmonet, fpäter hartmon, hartman, von yore welches
gefrornen Schnee bebeutet.
Nach der Sage wird ber Spirkel (fo Heißt er in Fuſſin
A. Hadamar) von böfen Weibern regiert; wegen feiner —
heit iſt er abgekürzt und hat nur 28 Tage.
Auf Lichtmeß findet in ber Kirche zu Herſchbach (A. Selters
während ber HL Meſſe zur Entrichtung pa Sn )
allgemeiner Umgang aller Anweſenben um ben Altar Rast
279
Die Lepte weibliche Perſon in diefem Zuge wirb gleich mit
bem Namen Eperkelfen begrüßt. Schüttelt Diefelbe noch
ſtark den Rod, jo gibts noch viel Schnee. Die Iepte maͤnn⸗
liche Berfon in dieſem Zuge heißt Hartmond. on biefem
hängt bie nody folgende größere ober geringere Kälte ab.
Bil. hiermit, wa8 Grimm (deutſche Mythologie 2. A.
©. 749) fagt: „I traue jelbft Sprüchen, die ſich unter
dem Bolf von einzelnen Monaten fortgepflangt haben, mt»
thifchen Gehalt zu”, fo heißt e8 von dem Februar: „Die
Spörkelfin hat fieben Kittel an, immer einen länger ald den
andern, bie fehüttelt fie, d. h. erregt Wind damit.“
8. Frau Solle, Kornmutter.
In der Götterlehre unferer heidniſchen Vorfahren iſt
Holda! bie freundliche, milde, gnäbige Göttin und Frau.
Sie beweifet den Menſchen freundliche, Hilfreiche Gefinnung
und zürnt nur bann, wenn fie Unordnung im Haushalt wahr
nimmt. Sie wird ald fpiunenbe Bra dargeftelt, der Flachs⸗
Bau if ihr angelegen; fleißigen Mädchen jhenkt fie Spindeln
und fpinnt nachts bie Spulen voll; faulen Spinnerinnen
zündet fie den Roden an-ober beſudelt ihn. Sie wird ferner
als ein himmliſches, die Erde umfpannendes Weſen darges
ſtellt: wenn es ſchneit, fo macht fie ihr Bett, deſſen Federn
Fiese, Sie fährt auf einem Wagen umber und Begünftigt
en Aderbau. Sie fährt aber auch fhredenhaft durch bie
Lüfte und gehört darum, ald das Chriſtenthum die heidniſche
Sötterverehrung verbrängt hatte, zu dem wüthenden Heer.
Sept nimmt fie das Anjehen einer häßlichen, Tangnafigen,
großzahnigen Alten mit firuppigem Haare an, fie erſcheini
als eine Heze, und Hexen find In ihrem Gefolge.
Aus dem Geſagten erklären ſich leicht folgende Redens⸗
arten:
1) Mött (mit) de Holle fapsenbt eine Hegenfahrt
machen, nachtwandeln. (Befterwald).
2) Hollezopp 1) von Haaren, die b in Verwirrung ges
tommen find, daß fie ordentliche Knöpfe bilden; 2) yon einer
ähnlichen Verwirrung auf ben Bäumen, wo bie Afte fehr
kraus in und durcheinander laufen. (Weſterwald).
@en Hold, goth. hulcha, ahd. hold, mhd. holt, agf, huld, hald,
alta. bolle.
280
3) Frau Holle mat ihr Bett d. i. es ſchneit (zu
Haufen im Amte Wehen gebraucht), woflr in andern &
genben gefagt wird: „Die Engelchen machen ihr «
4) Kornmutter. Wenn ber Wind über ein Kornfelb
sieht, fo fagt man von dem wellenartigen Wiegen bes Komes:
nDie Kornmutter zieht überd Korn." Mit dem Ausruf:
„Die Kornmutter kommt“ ſchreckt man die Kinder, inbem
man auf dieſes wellenartige Wiegen hinweiſt, mit dem Aus
fait, daß bie Kinder, wenn bie Kornmutter fie erwilcht,
;eren „hölzerne Menmen* faugen müflen. (Im fühlichen und
norbiorflichen a des Wefterwalbed.) Dieſe Korumutter
ſcheint von ber Kornmuhme und ber Tremfemutter bei
Grimm (d. Mythol 2. A. ©. 445) etwas verſchieden, ob⸗
wol bamit verwandt.
8. Das Ehriftophelögebet.
Im Anfang des 19. Jahrhunderts war das phels·
jebet weit verbreitet, wenigſtens in Naffau und Rheinhefien.
& wurbe allgemein angewanbt bei ©: aperäbereien, wobei
der Betende ed vorwärts und rüdwärt® beten mußte, ohne
an einem Worte anzuftoßen. Irrte er fi im Beten, ober
ſprachen Die Anweſenden ein Wort, jo war das Graben ver»
gebens, ja der beſchworene „Böfe Feind“ (ber Teufel) fügte
oft den Schaßgräbern großen Schaden zu.
Neben biefem allgemeinen Charakter zeigte ſich hier und
da manche Beſonderheit, wie bie nachfolgende Geſchichte ans
einem Dorf im Amt Montabaur beweiſet.
Die Leute glaubten, wenn fie das Chriftophelögebet in
ber Nacht beteten, jo wärben fie durch den Schornftein nad
Marofto gebrai, Sie kamen nun zufammen, unter ihnen
auch eine Magd. Der Familienvater würde, fo glaubten fie,
König in Maroflo, die Magd bafelbft bie reine Jungfrau
werben,
Die im Haufe Berfammelten beteten num und fahen babei,
wie ihnen vorgejchrieben war, bie Wände hinauf, fprachen
aud kein Wort. Die erfte Nacht beteten fie ganz Durch, aber
es Tam niemand, ber fie durch den Schornftein geholt hätte.
Die zweite Nacht gine «8 ebenfo.’ In der dritten
gab €3 unter bem Gebet um Mitternacht ein Gerappel, und
te Betenden glaubten, nun würden fie durch ben Schorn
ftein geholt. Der Lärın hörte bald auf, aber niemanb wagte
binandgugehen und nach der Urſache des Gerappels zu for-
281
Shen. Am andern Morgen ſahen fie, daf ein Stüd Holz
die Treppe herunter gefallen war. Als die Leute fo drei
Nädyte, und zwar vergebens gebetet hatten, glaubten fie, es
wäre Einer unter ihnen geweſen, ber nicht an bie Kraft bed
Chriſtophelsgebetes geglaubt hätte, darum feien fie nicht ges
hört tunb nah den aehe en ent des Chriſophen
en von allen geheim gehaltenen es ophels⸗
gebetes habe ich nicht erhalten Tonnen.
Anhang
aus der Simburge Chronik, welche mit dem Jahr 1336 beginnt und
mit dem Jahr 1398 ſchließt. Rach der erften Ausgabe von 1617 nen
herausgegeben von Dr. K. Rofjel, Wieöbaden 1860. 8. Die Angabe der
Seiten bezieht id) auf diefe, Die der Paragraphen auf die mod in vielen
Bamilien vorhandene Weplarer- Ausgabe von 1720.
1. Witterung.
(&. 9. 8.1)
Da man zahlet! von Ghrifti Geburt Taufendt brey
Hunbert dreiffig Sechs Jahr auff bad Feſt Simonis Zubä,
a was ber groffe wind der grofen ſchaden thete. Der warff
groſſe heufer, gezimmer* und thuͤrn, vnd grofe beum in ben
wälden vmb.
(8. 13. 8.11)
In derfelbigen zeit und jahr vf ©. Jacobs tag bed
heiligen Apofteln, gelegen in der Erndt, da was groſe flut
und waſſer auff Erden, daß grofer vnſeglicher jamer vnd
ſchaden geſchach von ber flut, und Hatte nit fehr geregnet
oder waſſer gefallen zu ber zeit, aljo daß e8 von wunder
licher Gottes gewalt wa, und fam, daß die waſſer alfo
gs waren. Auch mit Namen? zu Limpurg, ba ginge bie
ohne biß ober die Schupe,* daſſ man mit nahen allent-
Balben darüber fuhr. Vnd iſt diß bie erſte waflerflut, bie
ven alten leuten eingedencklich iſt.
GS. 33. $. 68)
Demnach ein jar in dem monat Februario (das iſt ge
nant die Sporkell) da geſchahen gar große greuliche Donner
ſchlaͤg vnd wunderlich grofje bliden, und Dad war vmb wein
gloden zeit, und was wunderlih. Dann e8 was kalt, bazu
im winter.
(S. 46. $. 101.)
In demfelben jahr, da warb das grofje wetter von
Donner und bligen, zwiſchen den zweyen vnſer Frauwen tag,°
1 zaͤhlte. — 2 Gebäude zuſammen, wie unten Gehäus. — 3 Rament-
us, gan ee Fi Live mit, nabelnnte Priatt Fr Di
ei Tage unferer auen find Mariä Himmelfahrt (15. Aug,
jarlä Geburt (6. September). “
283
als man vor langer zeit je hatte gefehen, vnd das was eins
nachts, vnd in der terminey® zu Meng vnd zu Franckurt.
Vnd vnſer Fraumen Münfter zu Meng verbrand zu mahl,
was daran was von holgwerd mit einem ger hohen Thurn,
Das verging gehlingen, vnd war großer verberblidher ſchaden
vnd geſchach auch mehr ſchaden in berjelben terminey herumb
in dem land.
(©. 55. $. 121.)
Anno 1373. Donnerftags vor Faßnacht ba war ein
groß Flut auf erbreidh und gofie noth von Waſſers wegen,
alfo daß der Nein vnd bie Lohn vber rechten Staben? in
bie höhe gingen mehr dann Sechs vnd zwanpig füß hoch.
Bnd Fam die Flut von einem grofien fehnee ber gefallen
mas, Der fhmolg vnd verging gar balt, vnd war ber gröffeft
ſchnee ber je gefallen war in hundert Jahren. Vnd die Flut
weret mehr dann fünf tag vnd nacht uff vnd ab, und war
groß betrübnus von den Leuten. Vnd das geuögels in ben
heuſern, als haan und büner, fangen auf betrüßlichen. *
Vnd die Lahne vor Limpurg warf jhnen die gärten all vmb
und vmb, und manche Ramen mit gewanb,® vnd furten bie
Obermülen zu füden enweg,’° auch furten Sie pinwe die
Waldmuln, vnd bie Lohemühln, vnd bie Brüd zu Dietz
die war hölgern, das fuhr alles Hinweg. Auch fo war ein
fut zuuor geweft, auff den zwölften tag nach Weihenachten,
ie nechft war, und bie flut war biffer nit gleich, dann diefje
gröfer war.
(S. 66. $. 140.)
Anno 1375. ba war zumahl ein trudener heiſer Sommer,
alfo daß es mehr ald zwoͤlf wochen ungeregnet was.
(&. 86. $. 197.)
Eodem (1392) war wein genug an ben flöden, vnd kam
ein grofjer Reiff vnd froſt vf. S. Matthei tag des Euangeliften
in dem Herbft, vnd zwifchen bemfelbigen und S. Michaelis
des Ertzengels tag, da erfror der wein an ben flöden, auf
dem Rein, ber Mofel, vnd allenthalben in Teutſchen Ianben,
alfo, daß man bie trauben mufte ftoffen mit grofen ftöffeln,
aljo hart waren Sie, vnd bie wein wurden jo faur, daß
Sie wurden ſchmeden als faft von holgöpfeln. Der wein
biefe Ragman,’! vnd bie quart’* wolt nit gar brey heller
gelten. in dem anbern jahr warb gut wein, und galt
6 Umgrängtes Gebiet. — 7. Geflade, Ufer. — 8. Betrübt. — Rahmen
mit baranhängendem Meidergeug. — 10 Dinweg. — 11 ©. oben &. 208.
— 12 Der vierte Theil nicht näher unten Ylüjfigteitgmaßes
284
die quart zwen Englifh,"® und war ber Sommer alfo heiß,
daß ber Rein vnd alle fliefende waſſer jo Hein wurben, als
in viergehen jahren niemand gefehen hatte. Vnd ben ned.
fen winter, der hernach kam, fiel fo ein grofer Schne umb
©. Gathareinen tag, als in awankig jahren in biffem land
je nit gefallen, alfo baß viel _leut die vber felbt folten wars
eln, die verborben in dem Schne. Die wurden funben, ba
ber Schne verging.
(8. 92. $. 214)
In demfelben jahr (1395) acht tag in bem May, bad war
auf ein Sontag, da fame ein groß Wei, Donner vnd Hagel,
vnd thete grofien ſchaden an ben früdhten in vielen Ianden,
vnd in den weingaͤrien. Vnd mit fonberheit bie weingärten
zu Oberivefel vff dem Rein wurben gar ſehr nibergefchlagen,
df der Löhne zu Kaldofen, zu Limpurg, zu Kramperg, zu
an Der, Sommer ie Yale (haben Donner
vnd grofem gewitter, vnd geſchach gro en em
jahr an früchten, wein, vnd geheuß.'*
(S. 94. $. 221.)
In felben jahr (1396) im Februario, war ein groffe be
ſcheldenliche flut vnd geweſſer, alfo, daß man zu Gobleng
mit ſchiffen fuhr in S. Gonftantin firafen, auf den Kornmard
an die Bruce, ba man gehet ober ben graben zu ©. Florian,
und ging in die Kirche und Glofter, in bie Barfuffen, vnd
durch ben Greuggang. Vnd zu Limpurg ging bie Lähn
[1 dem gewelb an ber Trendpforten, die war Sechzehen
ſchuch hoch.
(S. 97. $. 230.)
Anno 1397, secundum calendarium Romanorum, vf
den Sechtzehenben tag genant Spurdel,?* da war ein Regen»
wetter, vnd ſonderlich vf den vorgenannten tag zur Veſper⸗
zeit erhub ſich ein groffer ſturmwind, und dazu groffer bonner,
geofler Regen, groffer pliz,“ vnd werete Die ganpe nacht
iß auf den tag, vnd geſchach viel ſchaden von bem wind
an bem gebeuw, dechern und heufern, und bie wafler wurden
oß zufehendt, alſo daß bie Lohn bey Limpurg ging uber
Ihren gemeinen fluß bierzehen füß Hoch. Vnd verbrandt zu
Strahburgt mehr dann Sechshundert geheuffe zu berfelbigen
zeit,
18 d. h. Heller. — 14. Gehäns, d. h. mehrere Häufer, Gebäude, wie
*1 „au mmer, — 150. i. Februar, |. d. Rubrik, Mythologtfcet.“ —
285
(6. 99. $. 238.)
In demfelbigen jahr und May verbranten zu Grbfurt
von eigenem fewr?? mehr bann dauſend heuſſer, vnd geſchach
von Früchten und von wetter gar grofer ſchaden.
2. Wein und Frucht.
16. 20. $. 32.)
In difien (1349, 1350) jaren was gute zeit von Früchten
vnd wein;
(&. 33. $. 66.)
So galt das korn vnd bie frucht fein gelt, daß es an
manchem land gar hertiglich vnd gar fümmerlich ftund, fon
derlich in Hefien vnd Weſtphalen und barumb:® und ans
derswo. Item der Wein galt groß gelt: Mit namen galt
ein quart weind von Elſaſſen vnd zu Limpurgk fünf Eng-
liſch: das ift war. Vnd der landwein und vom Rein galt
einen ſchilling pfennig. ?°
G. 41. 8. 89)
In demfelbigen (1364) jahr galt ein quart weins zw
Limpurg ein fehilling Blenig, vnd ein heller, und folglich
anberöwo fein gelt. Das werete bey nahe ein Jahr.
(8. 4. $. 97)
In diſſer (1367) zeit war Harte zeit vnd teuwre jahr, alfo
daß ein Malter korns Limpurger maaß galt fünf pfundt und
aween Turnes, vnd das malter habern galt drey pfund heller.
Vnd Hatten arme leut grofen gebrechen und mangel. Die
quart weind galt zwentzig alt Bellen.
(S. 66. $. 140.)
Bud in dem jahr (1375) war alfo gut korn und frucht,
daß man da bey viergig jahren desgieichen je mocht gejehen.
Vnd galt zu Limpurg in der Ernd vnder der Sigling?°
ein gülben, und zu fund zchen fehilling. Vnd war gut wein
in ber zeit, vnd befien war gar viel worden. Dann bie
Sonn hatte jhn verbrant und verherget, vnd get die befte
maaß wein zu Limpurg acht alte heller.?: Vnd dad werete
ein jahr nad) einander.
17 Im Gegenfag zu Brandfiftung. — 18. da herum — 19. Siehe
im Birerbud Pfennig un Schtliing — 20 Sigling, Gihling
iR fo viel, als mar auf einmal mit der Sichel abfcpneidet, jo noch heute
bier und da auf dem Wefterwald, — 21 Der Werth der Heller war nad
Zeit und Ort verfhteden; doch giengen auf den Pfennig jedes Ortes
gewöhnlich zwei Heller. Augefüprt werden In naſſauiſchen Aktenjtücden
alte und junge Heller.
286
. (©. 76. $. 171)
Anno 1387. da waren gute Jahr. Da Faufte man auf
bem Rein ein gut fuber** wein vmb acht gülben, ober Sechs
auch vmb vier, redlich gut wein: ben ein jeglih man wol
mocht trinden vber ber taffel, ein fuber vmb brey gülben,
vnd etlich vmb zwen gülden. Vnd Fauft Biſchof Abolf
von Per hundert fuber weins vmb acht gülben, vnd gab
Er bie faß zu den weinen.
(S. 81. $. 183.)
Eodem (1390) in dem Herbft da was alfo viel weind
auf der Lohn gewachfen, als jemand auf der Lohne gebenden
mogte, alfo baß ein fuber Frendijch wein galt zu Nafſauw
vnd in ber termine acht gulden, vnd in ber majen.
(&. 86. 8. 107. fiche oben S. 284.)
(&. 91. $. 209.)
In biffem jahr (1394) und zeit vorgefchrieben war
wachſen gar faur wein. Dann ber Froſt vberfiel Den wein 5
ben ftödten, ehe dann er reiff ward. Vnd kaufte der vorgenannte
Werner, Biſchof zu Trier, Hunbert fuder weins mit den
faffen vor vierhnndert gülben, Das was das fuder umb vier
ulden. Vnd ber wurd fo lauter vf der hefen, daß man
fin drand vor Weihenachten auß ben gläfern.
(S. 9. $. 236.) j
Sn diſſer zeit (1397) in dem borgenanten May, ſtund
er Wein vnd Korn in einer gemeinen bluet, und das korn in
diffen landen verblüete zu mahl, vnd warb in dem May railicht,
vnd ſchneid man reif korn zu brot in ben neiten heitigen
tagen zu Pfingften, zu Bopparben, Gobleng und anderöwo
an vielen enden. Das malter tom blieb an ein gülden. Vnd
ber Wein der beft galt vier heller, zween vnd ein heller.
Der war reblich zu teinden. Das werete ein jahr.
8. Sterben.
(&. 16. 8. 19.)
Anno 1349. Da kam ein groſſes fterben in Teuſch⸗
landt. Das ift genant das Groſſe fterben, und das erſte.
Vnd ftarben an ber Drüfen. Vnd men das anging, der
farb an bem tritten tag. Vnd in der maſen flurben bie
Teut in den grofen ftätten, zu Goln, zu Meing x. vnd alfo
meinſtlich alle tage mehr dann 100. menfchen, ober in ber
22 Das Zuder (Wagenlaft) war zu verſchiedenen Zeiten verſchieden.
287
mafe, in ben Heinen ftetten fturben teglid 20. 24. ober 30.
alfo in der weiſſe. Das mwerete in jeglicher Stat und Land
mehr dann ein viertel Jahrs. Vnd fturben zu Limpurg mehr
dann 2400. menſchen, auögenommen bie find.
(S. 32. $. 66.)
In demfelben (1356) Jahr erhub ſich groffer jammer, und
Tame das zweit grofe erben, aljo daß die leut an ben enben
—* in Teutſchen landen mit groſen haufen an derſelben
euchte,» als fie ſturben im erſten ſterben, vnd wo es nit
hinkam in diſſem jahr, da kam es hin in dem andern jahr,
vnd ging auch alſo.
G. 8. $. 92.
Anno 1365. da was daß dritte groſſe flerben, und was
mäßlicher als Die zwey _erften, alfo baf gehen ober 12. menfchen
des tags fiurben in Stetten ais Limpurg, vnd dergleichen.
(&. 73. $. 159.)
Sn biffer zeit (1384) da was daß dritte fterben, in ber
mafjen, als die erften fterben waren, das bann doch maͤß⸗
licher waß.
(8. 93. $. 217.)
In folder zeit (1395) war grofjed fterben in Teutſchen
landen. Vnd deren groffen Peftileng hab ich wol vier ge:
ſehen vnd erlebet.
A. Qleider.
S. 22. $. 36. 37. 38.)
Die Kleibung von ben Leuten in Teutſchen landen was
alſo gethan. Die alte leut mit namen, trugen lange vnd
weite Kleider, vnd hatten nit fnauf, ſondern an ben
hatten fie vier oder fünf Enäuf.* Die ermel waren beſchei⸗
denlich weit. Diefelben röd waren vmb bie bruft ober ges
mügert?® vnd geflüßert, * vnd waren vornen aufgeſchlitzt [1
an ben gürtel. Die junge menner trugen kurtze Hleider, bie
waren abgejähnitten auf den Lenden, vnd gentüßert vnd ges
falten mit engen armen. Die fogeln?? waren.groß. Dar
nad) zu hand** trugen fie Roͤck mit vier vnd zwenpig ober
dreiffig geren,*° und Tange hoiden,?° bie waren gefnauft
vornen nieder biß auff die füß. Vnd trugen flumpe ſchuch.
23 Sende, veftartige Krantheit. — 24 Knopf, Knoten. — 25 d. 1.
tabgefcpnitten, tert, dgl. unfer aufmugen d. I. aufpupen. — 26. 1.
n Yalten Pal lagen. — 27 Kapuzen an den NRöden und Mänteln, bie
über den Kopf A en werden fonnten. — 2 d. 1. ſogleich. — 29 Schoß
am Kleid. — 30 Gine Art langen Mantels.
288
Etliche trugen Kugeln, die hatten vornen ein Iappen amb
Binden ein lappen, die waren verjchnitten®* vnd gezattelt. »ꝛ
a8 manches jahr geweret.
Herrn, Ritter vnd Knecht, warn f hoffarten, 2? fo hatten
fie Tange lappen an jhren armen biß auf die erben, gefüdert
mit cleinfpalt** ober mit bunb,** ald den Herrn vnd Rittern
zugehört, vnd die Knecht als jhnen zugehört.
ie Frauwen gingen gekleidet zu 90 vnd Dengen mit
par Fleibern,?* vnd ben vnderrock mit engen armen. Das
oberfte kleid heife ein Sorkett,°” und war bey ben feiten
neben vndenauf geſchliſſen, vnd gefübert im winter mit bund,
oder im fommer mit zenbel,®® as da zimlich eim jglichen
weib was. Auch trugen die Frauwen bie Burgerfen®* in
den Stetten gar zirliche Kae, bie nente man Pollen,
vnd was das Mein gefpenje*" von bifjelfet,** krauß ond eng
beyfammen gefalten mit einem fame*® bey nahe einer fpannen
breit, deren foftet einer Neun oder Zehen gulben.
(6. 2. $. 46)
Darnach da dad Sterben, die Geiſelfarth, Romerfarkh,
Judenſchlacht,“ ald vorgeſchrieben ftehet, ein end hatte, da
hub die welt wider an zu leben vnd fröhlich zu fein, vnd
machten die mann neuwe Kleidung. Dieröd waren vnden
ohne neren, vnd waren auch abgefchnitten vmb bie Ienben,
vnd waren bie röd einer fpannen nahe uber die nie. Dar-
nach machten fie die röck alfo furg, eine ſpann vnder ben
gürtel. Auch trugen Sie hoiden, die waren al vmb rund
vnd gang. a8 biefe mann Glocken, die waren weit lang
vnd aud kurtz. Da gingen Iange ſchnebel an ben ſchuhen
Die frauwen trugen weite hembe ausgeſchnitten, alfo Daß
mann jhnen bie bruft bey nahe halb fahe.
G. 40. $. 85.)
In diffem Jahr (1362) vergingen Die groffe weitte Ploder ·
bofen** vnd ftifeln. Die hatten oben rot leder, Und waren vers
31 Tiberffeider, Bämmfer, Röde, Hofen, Schuhe, Stiefel wurden ver»
fänitsen (Cauch verhanen), um durch Bere Se und Offnws,
ie farbigen Unterfleider fpielen zu Saffen. — 82 Batteln d. 5. die Räni
der Kleider in Zaden jerſchneiden — 33 An den Hof fuhren. — 34 Herr
melin. — 35 Feines Pelzwert. 36 Mit Aleidern, die vornen von ber
Brut aufwärts offen (bar = unbededt) waren. — 87 Überrod. —
38 Reichteres Seidenzeug. — 39 Bürgerinnen. — 40 Gine Art lan;
ranenmanteld. — 41 Geipinft. — 42 Cine Art Gewebe, vieleicht
eſſeltuch, Diſteltuch. — 43 Saum. — 44 Bonder Geifelfahrt, der
PER BR id! De vefofeung) Yabr
pricht der . ©. . fehr aus| . den. —
46 Bon plodern raufhende alten werfen. “ dern
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hauwen, vnd Die lange Iederjen *” mit langen fehnäbeln gingen
an. Diefelben hatten frappen*® einen bey dem andern, von der
groſſen zehen biß obenauß, vnd hinden aufgeneftelt halb biß
auf den rüden. Da ginge auch an, daß fi Die menner
binden, vornen vnd neben zuneflelten, vnd gingenb hart ges
fpant. Vnd die junge menner trugen meiſtlich alle gefnaufte
Tugeln, als die frauwen. Vnd diſſe- fugeln wereten mehr
dann dreiffig Jahr, da vergingen Sie.
G. 50. $. 110)
Darnach zu Hand gingen gemeinli die Tappert an,
Die trugen man vnd frauwen. Yu trugen die man kurtze
Houden und weit vf beyden feiten gefneuft. Vnd das en
werete nit lang in bifjen landen. .
(&. 53. 8. 115.)
In derfelbigen zeit (1371) da gingen an die Weftpfälifche
Xenbener,*° die waren alſo, daß Ritter, Knecht und reifige Ient,
führeten Lendener, vnd gingen an ber bruft an binden auf
dem rüd hart zugeipant, vnd waren alfo fern als bie [hoppen*°
lang war, hart geftept bey nahe eines fingerd did. Vnd
kame dad auß Weftphalen land.
GS. 71. 8. 155.
In der zeit (1380) ward der ſitt von der Kleidung ver⸗
wandelt, alſo, wer heür ein Meiſter war von den Schneldern,
der war vber ein Jahr ein Knecht, als man das hernach
geſchrieben ſind.
S. 73. $. 159.)
Im jelbigen (1384) Jahr ging an, daß Herrn, Ritter und
Knete, drugen kurtze haar vnd frollen vber bie ohren ab-
geſchnitien ‚gleich den Gonverfen Brüdern. Vnd thaten das
die vorgenante Maynleut vnd gebaurn alle hernach.
(S. 77. $. 175)
In derfelbigen (1389) zeit gingen Frauwen vnd Junge
franwen, Edel vnd unebel, mit Tapperten, vnd hatten bie mitten
gegürtet. Die gürtel Hiefe man Dupfeng.*' Vnd die menner
trugen fie lang und kurtz, wie Sie wolten, und machten
daran grofe weite duch eins theild auf die erben. Du junger
47 Zußbelleidung, aus lederhose ufammengegngenes Hort, — 48 Langes
Obertleid, wahrfcheinlich ein rund geſchnittener lauger Überwurf, von dem
binten ein langer Streifen auf die Erde fiel. — 49 Kendengürtel, ein
befondered Sieidungsftäd. — 50 ine Art Belleidung des Dberleibes
beider Geſchlechter. — 51 Eine Art Gürtel, vgl. alihochd. gatopfot ges
tupft, verihiedenfarbig.
Aehrein: Volkeſitte. 19
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man, ber noch fol geboren werben vber hundert jahr, du
gt wifien, daß die kleidung vnd bie manirung ber kleider
iſſer gegenwertigen welt nichts an ſich genommen hat von
;obheit ober von herrligkeit. Dann Sie diſſe kleidung vud
Eh von groffer hoffart erfunden vnd gemacht hant. Wiewol
man findet, daß diefelbe Fleidung vor vier Hundert jahren
auch etlicher maſſen geweſen feind, als man wol fiehet in
den alten fiften vnd firchen, ba man find ſolche flein vnd
bild gekleidet. Auch furten Nitter, Knecht vnd Burger,
Scheden vnd Schedenröd‘? gefligert hinden vnd neben mit
grofen weiten armen, vnd bie Preiſgen? an den armen hatten
ein Halb elen ober mehr. Das hinge den leuten über bie
ende. Wann man wolte, jhlug man Sie auf. Die hunds
geln furthen Ritter und Knecht, Burger und reifige leut,
Bruft: vnd glattbeingewand zu florm und zu flreitten, vnd
teinen tartichen noch ſchilt, aljo daß man vnder himdert
Rittern vnd Knechten nit einen fand, ber einen tartſchen oder
ſchilt hette. Vorther trugen Die menner ermel an wambſern,
vnd an ben fehauben, und an anderer kleidung. Die hatten
ftaufen, bey nahe auf die Erben. Vnd wer ben allerlengften
trug, ber was ber man. Die Frauwen trugen Behemilde
Togeln, bie gingen da an in biffen Ianden. Die SKogelu
florgt ein Frauw auf jhr haubt, vnd flunden ihnen vornen
auf zu berg vber dad Haubt, ald man die Heiligen mahlet
mit den Diademen.
5. Waffen und Waffenrüſtung
(&. 21. $. 3.)
In derſelbigen zeit (1351) vnd manch Jahr zuvor, da waren
die Wafen als hernach gefchrieben ftehet. Ein jglich gut
man, Fürft, Graf, Herr, Ritter und Knecht, die waren ge
wapnet mit platten, ®* und auch die Burger mit jhren wapen⸗
röden darüber, zu ftürmen und zu ftveiten, mit ſchoſſen und
lipeiſen,“ das zu der platten hörte, mit ihren gefrönten‘“
helmen, darunter hatten fie kleine bundhauben.““ Vnd furthe
man jhnen jhr fehilt vnd jhre tarfchen *® nad) und glene.’
Vnd den gefrönten helm furth man ihnen nach vff einem
52 Eng anfchließendes, didgefühtes und durchſtepptes Leiblleid, —
58 Ginfaffung an den Ärmeln. — 54 Bruftharniig. — 55 Schoß if
ber bie Hüften, Zipeijen ber die Rippe, den Mund dedende Theil Dei
Harnifhes. — 56 Mit Aronen geihuüdt. — 57 Hauben mit einem
Sams. — 58 Langer, halbrunder Child”. — 59 Kloben, gefpaltener
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globen.*° Vnd furthen Sie an ihren beinen flreichhofen, °*
vnd darüber groje weitte Ierjen.*? Auch furten fie beinges
wand, das war vornen von Ieber gemacht, alfo armbleber
ober alfo von fyred*® geftipt vnd eifen bodlein®* vor ben
knien. Da wurden bie reifige leut geacht an Hundert, zwey
Bunbert ꝛc. gefrönter helm.
(6. 25. 8. 47)
In diſſer zeit vergingen bie Platten in biffen Landen,
vud bie reifigen leut, Herrn, Ritter, Knecht und Burger, bie
furten alle ſchupen* panger vnd hauben. Da achteie man
reifige leut alfo, an hundert ober zwey ıc. mann mit hauben.
Die mainirung‘® von ben ſchaupen hatten beſcheiden eng,
vnd die arm waren eins theild einer fpannen von ber achſen
oder jeher ſpann, ond eins theils hatte nit mehr dann ba
man die arm auftojet, vnd hatte feidene quaften binden niber
hengen, Das was freudig.” Die Vnterwammes hatten enge
arm, vnd in bem gewerb waren fie benehet und behaft mit
ftüden von panger, das nante man Muselfen. *°
G. 87. $. 200.)
Eodem (1393) joge das Reich und der Biſchof von Men
vor Hapftein, bad lagen acht tag bavor, vnd die Statt
von Srandfurt, und zogen wider davon. Da hatten die Stett
groffe Büchſen, deren ſchoß eine Sieben oder Acht Gentener
ſchwer. Vnd ba gingen die groffe Bügen an, beren man
is mebr gefehen hatte auf Erdreich von folder gröfe vnd
were.
60 Lanze. — 61 Beinbefieidung. — 62 Hohe Stiefel. — 63 Peiner
Bannwollenftoff. — 64. Budeln, — 65 Längerer Dberrod. — 66 Manier,
Art und Beife. — 67 Wohlgemuth, übermärhig, te. — 68 Giferne
Belteidung der Armmusteln. — Siehe die meiften der angeführten Wörter
im Börterbud.
Erläuternder Nachtrag zu ©. 63.
(Mitgetheilt von Heren Pfarrer Keg in Eaub.)
Die Auferung de Hrn. Beder (5.63), daß im Amte
Dillenburg der Glaube an Deuteroſtkopie herriche, veranlaßt
mich zur nachfolgenden Mittheilung:
In der Nähe Dillenburgd Iebte noch zu Anfang biejes
Zahrhunderts ein Mann, von dem allgemein geglaubt wurde,
er befige die Gabe, Bufünftiges, namentlich Todesfälle und
Brände, Borandgufchen.
Wenn ein Todesfall bevorftand, empfand er, wie erzählt
wird, eine Unruhe, die ihn antrieb — und wenn e8 aud
mitten in der Nacht war — das Haus aufzufuchen, in dem
ber Sterbfall eintreten follte.
Er gieng dann vor dem Haufe auf und ab und fehaute
das Haus an. Bald darauf flarb jemand in dem Haufe.
Daß er deshalb gefürdhtet war, Täßt ſich leicht benfen, und
es wird verfichert, er felbſt Habe öfter geäußert, wie unan
genehm ihm dieſe Babe fei, aber ein unerflärliches Etwas,
dem hi nicht wiberftehen Eönne, dränge ihn, dem Triebe Kolge
zu leiften.
Alis in neuefter Beit die Chauſſee von Dillenburg in das
Heffiiche angelegt wurde, erinnerte man fi in Dillenburg
allgemein, daß er dieſes voraus gejagt hätte. Seine Weihe:
gung, daß die Türken ihre Pferde in der Dil tränten
wöirbden, ift vor der Hand noch nicht in Erfüllung gegangen
Als bejondere Merkwürbigfeit wird noch Folgendes er
zähle:
Zu jener Beit wurde bekanntlich das Dillenburg nahe
gelegene Haiger öfter von Bränden heimgeſucht. Einen biefer
Brände ſoll er voransgefagt und namentlid) angegeben haben,
der damalige Beamte in Dillenburg werde auf einem Schimmel
in Schuhen und feidenen Strümpfen zu dem Brande reiten.
Auch dem Beamten kam biefe Äußerung zu Ohren, ber no
türlich darüber lachte.
Bald darauf brannte es in Haiger. Der Beamte, ber
fich zufällige Weife in Schuhen und ſeidenen Strümpfen
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an ber Tafel ded damals in Dillenburg meilenden Prinzen
von Oranien befand, follte zur Brandftätte eilen. Er ver-
langte nad) einem Pferde. Es waren aber nur zwei — in
dem Marftale befindliche, ein Rappen und ein Schimmel
zu befonmen. Der Beamte, bem die Weißagung einfiel,
befahl: „Bringt mir eins ber Pferde, aber nicht den
Schimmel!“ Da aber mittlerweile der Rappen erkrankt war,
mußte er wider feinen Willen den Schimmel nehmen.
Als er auf demfelben in Schuhen und feidenen Strümpfen,
wie er von der Tafel aufgeftanden, nach Haiger eilte, fland
der Prophet am Thore und begrüßte ihn, fpöttifch Tächelnd:
‚Guten Morgen, Herr Juſtizrath 1*
So wird der Vorfall erzäplt und theilweife noch bis auf
HR. Stunde geglaubt.
Nachträge
zu den Kinderliedchen S. 77 f. und zu den Sprüden
beim Auszählen ©. 113 f
mitgeteilt aus Caub.
1.
Ine Mine Tigelcher,
Meine Mutter kocht mir Schnipelcher,
Da wollt id) dran lecken,
Da Fam fe mit dem Steden;
Da gteng ich zu der Magd,
Die hat mich ausgelacht.
Da gieng ich zu dem Knecht
Der fagt, es geihäh mir Recht;
Da gieng ih zu dem Hund,
Der fagt: es {ft bir gelund ;
Da gieng ich zu der Kap,
Die Kap hat mich gefragt;
Da gieng ih zu der Maus — —
Die ganz Geſchicht if aus!
2.
Inge Gebinnde Beierholz!
Unfer Vater ift jo ftolg.
Er bat ’nen Garten,
In dem Garten ift ein Baum,
In dem Baum ift ein Reſt,
In dem Neft ift ein Gi,
In dem Ei ift ein Dotter,
dem Dotter iſt ein Haas,
er fpringt der Frau Baas
Auf die lange Ray’.
Mumerk.: Bei den legten Worten wird die Rafe des Kindes leicht
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3.
Grethel, mad} de Lade zu,
Suft (ſouſt) kommt der ſchwarze Herrebu' (Herr Bub),
Krieht dich an der rechten Hand
Und führt dich in das Engeland.
4.
18, 19, 20,
Die Franzoſen reiten nach Danzig,
Ohne Bantoffeln, ohne Schuh
Neiten die Franzoſen nad) Danzig zu.
5
Endle, Mendle, Bier die Miene,
Ame, Dame, Dame, diene,
Ladebrot
In der Noth
Bi, Paff,
Seligtobt.
6.
Annche,
Sannche,
Siglami,
Feche,
Wauſetodt!
7.
Herum dibus,
RAin dibus,
che
Do!
Rappermänn bi mo,-
Kappermänn bi zitter je,
An, dan, dol
Meinft’, ich Eönnt’ Fein’ 20 zähle,
20 ſteht ſchon dol
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Eins, zwei, dreil
Schieferbederei. ”
Scyieferdeder: Gompagniel
O, du bift ein dummes Vieh!
Warum bift du fortgelaufen?
Warum bift du wieder da?
Darum mußt du Strafe leiden
Fünf und zwanzig Jahr.
Um wad wollen wir wetten?
Um drei goldene Ketten?
Um eine Flaſche Wein!
Du ſollſt der dide Schiffmann fein.“
Er
onen, Google
8
Bin, Google
Digtized by Google